Bücher mit dem Tag "heinrich von kleist"
37 Bücher
- Sabine Andrea
Liebesbriefe großer Männer
(107)Aktuelle Rezension von: GingerteabooksAlso besonders die erste Hälfte von Briefen würde ich ja persönlich nicht als Liebesbriefe ansehen. Bei Liebesbrief denke ich nicht an Drohungen gegen die angeblich Geliebte. Victor Hugo's Briefe wären Liebesbriefe, aber Luther eher nicht so. Ist vielleicht mal interessant zu lesen, aber würde ich nicht empfehlen.
- Robert Löhr
Das Erlkönig-Manöver
(100)Aktuelle Rezension von: FederstrichIm noch jungen 19. Jahrhundert schickt Robert Löhr ein wahrhaft meisterliches Sextett in die französische Höhle des Löwen nach Mainz. Dass die Akteure in dieser Zusammensetzung im wahren Leben keine fünf Minuten gemeinsam durchgestanden hätten, beweist die bravbouröse Charakterbeschreibung des Autors jeder einzelnen Figur. Keiner der Protagonisten, bzw. die Protagonistin kommt zu kurz, die Geschichte besticht durch Charme, Witz und besonders die Sprache. Immer wieder tauchen kleine Spitzen und versteckte/nicht versteckte Hinweise zu den Figuren auf, die alle durch kleine aber fein beschriebene Eigenheiten glänzen. Löhr hat mit großem Einfühlungsvermögen einen Erzählraum geschaffen, den es zwar nie gab, von dem man sich aber wünschte, dass er so stattgefgunden hätte. Erstaunlich, dass es nicht Goethe ist, der das Unternehmen zusammenhält, sondern immer wieder Schiller die Situation zu retten weiß. Einiges kommt etwas überspitzt daher, doch wer die romantische Literatur schätzt, dürfte auch mit diesem Buch auf das beste bedient werden.
- Heinrich von Kleist
Michael Kohlhaas
(236)Aktuelle Rezension von: Monika_Brigitte„An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit.“ (Erster Satz)
Kleist bedient sich hier einem Erzählstoff aus dem Mittelalter. Der Kaufmann Hans Kohlhase begab sich 1532 auf eine Reise vom brandenburgischen Cölln nach Leipzig. Auf dem Weg werden ihm vom Junker Günther Zaschnitz zwei Pferde abgenommen mit der Behauptung, Kohlhase hätte sie zu vor gestohlen. Dieser ging gegen die Vorwürfe juristisch vor, doch der Konflikt konnte nicht zufriedenstellend geklärt werden. Kohlhase zettelt eine Fehde gegen die Familie Zaschnitz an, begeht Verbrechen und wird 1540 hingerichtet.
Kleist hält sich nicht hundertprozentig an die Historie, sondern verwebt diese durch schriftstellerische Freiheit zu einer Novelle sondergleichen. Es geht dabei um Rechtschaffenheit, Freiheit, Unterdrückung, Moral, Rechtsstaat, Gewaltenteilung, Feudalherrschaft, Machtmissbrauch. Aber es geht auch um Aufhetzung, Rache um jeden Preis und brutale Selbstjustiz.
Nun könnte der interessierte Leser denken: Ja, es ist ein gehaltvoller Roman, der voller Wahrheitsliebe und etwas brutalen Mitteln, diese durchzusetzen, steckt. Dieser Roman muss die Gesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts erschüttert haben. Der Zeitgenosse Goethe war kein Fan von Heinrich Kleist und seinen Werken, erst in der Moderne durch z.B. Kafka erfuhr Kleist eine Renaissance. Und das stimmt auch zum Teil, beschreibt die Novelle allerdings nicht gänzlich. Kleist ergeht sich in seitenlangen Beschreibungen vom Verwaltungschaos, bei dem alles nur schlimmer wird. Dabei ermüdet der Leser durch die Schachtelsätze.
Für den gebildeten europäischen Leser des 21. Jahrhunderts sind Inhalt und Schreibweise fern des Gewohnten. Wir leben in einer Demokratie mit gefestigter Rechtsstaatlichkeit und einer unabhängigen Jusiz, Kleist im 18./19. Jahrhundert nicht. Das Einfühlen fällt durch die differente Perspektive schwer. Das Ende ist zwar versöhnlich, doch bestärkt es das Märtyrertum. Kleists depressive Seite ist für den Leser deutlich spürbar.
Oft zitiert wurde folgendes (beachtet: letzter Setz):
„Warum willst du dein Haus verkaufen? rief sie, indem sie mit einer verstörten Gebärde aufstand. Der Roßkamm, indem er sie sanft an seine Brust drückte, erwiderte: weil ich in einem Lande, liebste Lisbeth, in welchem man mich, in meinen Rechten, nicht schützen will, nicht bleiben mag. Lieber ein Hund sein, wenn ich von Füßen getreten werden soll, als ein Mensch!“ (S. 27)
Die Kraft, die hier in Kleists Worten steckt, ist erschütternd, geradezu beängstigend präzise. Dieser Gewalt über Seiten zu folgen ist nicht angenehm und mir kommt dabei der Gedanke: Zum Glück wird dieses Stück heute nicht mehr von vielen gelesen, denn gerade bildungsferne populistische Verschwörungstheoretiker könnten hier explosives Sprenggut finden, das zu Hetze und Gewalt führt.
Diese Aktualität ist dem Stück leider nicht abzusprechen. Würde ich es daher empfehlen? Nein. Die Novelle konnte mir nichts neues beibringen, ich habe eine gefestigte Moral und weiß, dass Gewalt nur noch mehr Gewalt verursacht. Der Klügere gibt nach ist mir ein weit näheres Leitbild als Selbstjustiz. Die verschachtelte Schreibweise ist anstrengend zu lesen und zu folgen. Einmal nicht aufgepasst ist der Leser raus aus dem Geschehen. Ich habe wohl bei keinem klassischen Werk so viel aufgeseufzt und so oft die verbleibenden Seiten gezählt (vielleicht bei „Das Erdbeben von Chili“, aber das habe ich deutlich rasanter in Erinnerung).
An der Fischer-Klassik -Ausgabe ist mal wieder nichts auszusetzen. Der Werkbeitrag aus dem Kindler ist kurz, aber informativ.
„Der von ihr [der Novelle] ausgehende Reiz liegt u.a. in einem zwischen Widerstand und Ergebung, Staatsverachtung und Staatsgehorsam, Rechtsverletzung und Rechtsgehorsam usw. changierenden Spannungsverhältnis begründet, das in der Rezeptionsgeschichte je nach Schwerpunktsetzung entsprechend ausgemünzt wurde. Im Wilhelminismus war Kohlhaas ein Held preußischen Zuschnitts (…), die Blut-und-Boden-Ideologie im >Dritten Reich< wiederum stellt ihn als Typus nordischer Aufrichtigkeit aus, während man ihn nach 1945 entweder als idealen Republikaner feierte oder -im Zuge der 1968er – zum Rebellen stilisierte.“ (S.124)
Fazit
MICHAEL KOHLHAAS ist eine Novelle von Heinrich von Kleist, veröffentlich 1810, in der Selbstjustiz auf Verwaltungschaos trifft. Die verschachtelten, langatmigen Satzkonstruktionen machen die Novelle aus heutiger Sicht anstrengend zu lesen und ermüdend dem Inhalt zu folgen. Ein interessierter Leser könnte dieses Werk mit dem nötigen Verständnis für historische politische Spannungsverhältnisse lesen und daran Gefallen finden. Vielleicht etwas für Kafka- oder Mittelalter-Fans?! Allerdings finde ich es nicht notwendig, mehr über den Inhalt wissen zu müssen, als auf dem Klappentext und in den Ausführungen des Kindler steht. Alles Weitere grenzt an Zeitvergeudung.
MICHAEL KOHLHAAS| Heinrich von Kleist| 1810| Fischer Taschenbuch| Fischer Klassik| 2013|125 Seiten| 4,00€
- Heinrich von Kleist
Die Marquise von O.
(88)Aktuelle Rezension von: Zockermaus98Das Cover ist zwar ästhetisch, aber bei Klassikern finde ich es eher irrelevant, da es die Bücher in unzähligen Auflagen gibt und diese sich oft unterscheiden.
Die Handlung schreitet schnell voran, aber man kommt nicht durcheinander mit den Ereignissen. Man kann der Handlung super folgen. Es werden wichtige Themen angesprochen, wie die Glaubwürdigkeit einer Frau, was leider heute noch immer ein Thema ist. Die Marquise soll ebenfalls als emanzipiert gelten, da sie nach dem Tod ihres Mannes, sich nicht mehr verheiraten möchte, aber zum Schluss könnte man wirklich diskutieren, ob sie wirklich so emanzipiert ist. An manchen Stellen ist die Erzählung mir zu kurz und überstürzt dargestellt.
Die Marquise ist von ihrer Art her sehr wankelmütig und das nervt Dauer enorm.
Definitiv eine Empfehlung, da es auch ziemlich zügig gelesen werden kann.
- Heinrich von Kleist
Der zerbrochne Krug. Studienausgabe
(235)Aktuelle Rezension von: Susanne_J._BeisteinerSiehe auch mein Video auf Youtube https://www.youtube.com/watch?v=gv7VsTEBUeo
Heinrich von Kleist hat in diesem Lustspiel das Thema des befangenen Richters auf den Punkt gebracht.
Das Stück spielt Mitte des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden, und es ist leicht, über die dargestellten Szenen zu lachen, weil es sehr unwahrscheinlich ist, dass es so ähnlich heutzutage auch noch zugehen könnte, wenn Richter befangen sind, zumindest hoffe ich das.
Die Hauptperson darin ist der Dorfrichter Adam, der an einem ziemlich konfusen Morgen erfährt, dass sich der Gerichtsrat auf dem Weg zu ihm befindet. Der kommt mit der Absicht, die Richter zu überprüfen und hat den Ruf, sehr genau und streng zu sein, und schon so manchen Richter abgesetzt zu haben. Daraufhin liegen bei Richter Adam die Nerven blank, und er gerät regelrecht Panik, doch bevor er sich noch halbwegs auf den wichtigen Besuch vorbereiten kann, ist der Gerichtsrat auch schon da, und mit ihm gleich die erste Streitpartei des Tages. Als ob die Situation nicht schon kompliziert genug für ihn wäre, muss der Richter auch noch über einen Streitfall richten, in dem er selbst der gesuchte Schuldige ist.
Für die meisten lustigen Momente in dem Stück ist der Richter Adam verantwortlich, weil er unglaublich kreativ dabei ist, den Sachverhalt so zu drehen, dass der Verdacht nicht auf ihn fallen soll, und dabei ganz offensichtlich schwer ins Schwitzen kommt. Denn die kritischen Augen des Gerichtsrats und der Wunsch des Schreibers, den Richter loszuwerden und selbst dessen Amt zu übernehmen, versperren ihm die Möglichkeit, sich durch seine übermächtige Position aus der Affäre zu ziehen, so wie er das gerne getan hätte und wie es ihm vermutlich zuvor schon des öfteren getan hat.
Richter Adam ist somit ein extremes Beispiel dafür, wie wir uns einen Richter nicht wünschen. Ein Blick in die Literaturgeschichte zeigt uns, dass der Beginn des 19. Jahrhunderts in Deutschland ganz im Zeichen der Weimarer Klassik stand. Damals war es ein ungeschriebenes Gesetz, vorbildliches, erstrebenswertes Verhalten in die Handlung eines Dramas einzubauen. Kleist hat sich mit seinem Drama zwar formal an die klassischen Vorgaben gehalten, inhaltlich aber hat er die menschlichen Abgründe in den Vordergrund gestellt.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass er es mit seinem zerbrochenen Krug - und seinen anderen Stücken übrigens auch - damals gar nicht leicht gehabt hat. Viele Theater verweigerten die Aufführung seiner Dramen, und manche davon wurden sogar verboten. Ein Umstand, der ihn 1811 im Alter von 34 Jahren in den Selbstmord trieb. Er hatte das Pech, in seinem künstlerischen Ausdruck weder von seinen literarischen Zeitgenossen, noch vom damaligen Publikum verstanden zu werden.
Es geht im zerbrochenen Krug aber nicht nur um die teilweise fragwürdige Gerechtigkeit von Gerichten, sondern auch um die Leichtgläubigkeit der jungen Eve, die in dem Stück durch hinterhältige Angstmacherei dazu gedrängt wurde, etwas zu tun, das sie eigentlich gar nicht wollte.
Ich glaube, bei dem Thema “Ängste verbreiten, schüren und für den eigenen Vorteil nutzen” fallen euch sicher ein paar gute Beispiele ein, wann diese Methodik schon benutzt wurde, um ganze Kriege zu beginnen, um Wahlen zu gewinnen oder im kleineren Maßstab auch, um uns Produkte zu verkaufen, die wir gar nicht brauchen, wie z.B. eine Hautcreme, die Elektrosmog abhalten soll oder angepriesene Allheilmittel wie hochdosierte Vitaminpräparate.
Durch Angst lässt sich unser Handeln leider sehr gut steuern und manipulieren. Entwicklungsbiologisch gesehen ist das natürlich sinnvoll und gut, denn wer nicht voller Angst vor dem Tiger flüchtet, der ist eben tot.
Aber nicht jede Angst ist eine derart sinnvolle Warnung. Sie könnte nämlich auch durch Fehlinformationen oder durch gezielte Manipulation entstanden sein.
Also nochmals danke an Heinrich von Kleist, dass er uns daran erinnert, misstrauisch zu werden, wenn jemand für seine Argumentation zu tief in die Ängstekiste hineingreift und böse Monster herausfischt, die es gar nicht gibt.
Falls ihr euch für die erwähnten Themen interessiert, kann ich euch den zerbrochenen Krug wärmstens empfehlen. Lasst euch nicht von den veralteten Ausdrücken und kunstvoll umgestellten Sätzen abschrecken, denn es gibt im Anhang jede Menge Anmerkungen, in denen deren Bedeutung erklärt wird. Das Lesen ist zwar für heutige Leser zugegebenermaßen anstrengend, aber gleichzeitig gibt es dabei auch viel zu lachen. Für mich hat sich die Mühe auf jeden Fall gelohnt!
- Heinrich von Kleist
Das Käthchen von Heilbronn
(31)Aktuelle Rezension von: vio123Inhalt:
Die Schmiedstochter Katharina (alias Käthchen) muss viele Hindernisse überwinden, um die Liebe zwischen ihr und dem Ritter Graf Wetter vom Strahl möglich zu machen.
Ausführung:
Dieses schöne Drama enthält alle Charakteristiken, die typisch für Werke der Romantik sind. Wie beispielsweise die Spiritualität und Magie.
Doch auch der Schreibstil ist sehr gut und flüssig zu lesen, obwohl ich hiermit sonst meine Probleme habe bei Dramen im Allgemeinen.
Die Liebesgeschichte vermag es sogar den Leser richtig zu fesseln und verleiht der Geschichte eine ganz besondere Eigendynamik.
Fazit:
Definitiv ein "moderner" Leseschmaus für jeden, der an Büchern mit kultureller Vergangenheit Gefallen finden kann. - Dietrich Weber
Gespenstergeschichten aus 300 Jahren
(6)Aktuelle Rezension von: MademoiselleMeowAls jemand der sich gerne gruselt, bin ich immer auf der Suche nach Geschichten, die ich noch nicht kenne. Das hübsche Buch „Gespenstergeschichten aus 300 Jahren“ erschien mir da genau richtig. Gerade weil die jüngste Geschichte aus den 80er Jahren stammt, war ich mir ziemlich sicher ein paar Überraschungen zu erleben. Aber die Menschen vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte hatten zum Teil noch eine ganz andere Vorstellung von Grusel und so habe ich es schon oft erlebt, dass mich diese Geschichten oft nicht packen oder zum fürchten bringen können. Und richtig gegruselt habe ich mich tatsächlich nicht, jedoch überkam mich mehrmals ein wohliger Schauer, ein feiner Grusel und das finde ich eigentlich am besten.
Die Gespenstergeschichten selbst sind gut gemischt. Es sind viele bekannte Autoren dabei und gerade die ältesten lassen sich aufgrund der geschwollenen Sprache manchmal recht schwer lesen. Da gibt es Wörter, die einen völlig unbekannt sind, weil sie heute nicht mehr benutzt werden und demzufolge versteht man dann auch das Gruselige an der Erzählung nicht. Zweimal habe ich mich richtig amüsiert, weil Geschichten vorkommen, die in abgewandelter Form bei „X-Factor – Das Unfassbare“ gezeigt wurden. Ob als wahr oder falsch, kann ich mich zwar nicht mehr erinnern, aber in dem Buch sind es einfach ausgedachte Geschichten. Wobei ich sagen muss, dass viele davon wie eine reale Erzählung anmuten. Man wird oft mitten in eine Geschichte hinein geworfen und so kommt es einem vor, als würde man in einer gemütlichen Runde sitzen, wo man einander seine gruseligen, wahren Begebenheiten erzählt. Eine weitere Überraschung war für mich „Das Gespenst von Canterville“. Der Titel war mir wohl bekannt, aber ich wusste weder, dass Oscar Wilde der Autor ist, noch dass es sich um eine so witzige Geschichte handelt.
Die Gespenstergeschichten lesen sich teilweise etwas trocken (genau wie das all zu lange Nachwort), nicht jede konnte mich fesseln, aber insgesamt freue ich mich über ein paar Neuentdeckungen. Von mir gibt es dafür 4 Sterne. - Tanja Langer
Wir sehn uns wieder in der Ewigkeit
(5)Aktuelle Rezension von: Schlehenfee„Wir sehn uns wieder in der Ewigkeit“ ist Tanja Langers fiktive Nacherzählung der letzten Nacht von Heinrich von Kleist und Henriette Vogel. Der Schriftsteller und seine Geliebte reisen in den Gasthof Stimming am kleinen Wannsee und begehen am folgenden Tag am Seeufer Selbstmord.
Was sich alles in der letzten Nacht ereignet haben könnte und was sich tatsächlich ereignet hat (das Schreiben diverser Abschiedsbriefe) vermischt die Autorin dabei sehr geschickt miteinander.
Wie man es bei Menschen erwartet, die einen Selbstmord planen oder anderweitig dem Tod nahe sind, spielt die Reflexion des Lebens die Hauptrolle. So sinniert Heinrich über seine Erfolge und Misserfolge als Schriftsteller, seine Gefangenschaft im Fort de Joux und die Menschen, die in seinem Leben eine Rolle spielen.
Henriette, verheiratet und Mutter von Pauline erinnert sich daran , wie sie Heinrich kennen und lieben gelernt hat, ihre toten Kinder und was die Gesellschaft von ihr als Ehefrau und Mutter erwartet.
Gerade diese Passage gegen Ende des Buchs, als Henriette an ihre Kinder denkt, machte sie für mich als Person greifbar.
Mit Heinrich von Kleists Leben hatte ich mich vorher nicht beschäftigt, aber ein Buch von ihm steht in meinem Regal. Immerhin habe ich einige Bruchstücke über sein Leben erfahren und auch seine Motive für den Suizid werden deutlich.
Doch insgesamt habe ich mich mit dem Buch sehr, sehr schwer getan. Die Autorin Tanja Langer hat den gesamten Text als „stream of conciousness“ geschrieben. Eigentlich mag ich das, aber zur Zeit liegt es mir wohl scheinbar einfach nicht. Die wörtliche Rede ist nicht gekennzeichnet und ich musste mich höllisch konzentrieren, um mir Namen und Ereignisse zu merken. Wie es bei Gedanken so ist, springt die Erzählung in Zeit und Ort munter umher. Meist ist es mir leider kaum gelungen, Struktur in das Gelesene zu bringen.
„Wir sehn uns wieder in der Ewigkeit“ ist durch seine Erzählweise ein poetisches, aber sehr sperriges Buch. Trotz seiner Kürze auf keinen Fall etwas für Zwischendurch. - Christa Wolf
Kein Ort. Nirgends
(64)Aktuelle Rezension von: FriediMWenn ich an die DDR-Schriftstellerin Christa Wolf denke, fallen mir als erstes Werke ein wie “Kassandra” oder etwa “Medea”. Die im Dezember 2011 verstorbene Autorin hat prägende Literatur verfasst, die vielleicht nicht jedem geläufig ist, die aber stets situationskritisch ist. Die Erzählung “Kein Ort. Nirgends” aus dem Jahr 1979 ist ein fiktionales Gespräch zwischen den empirischen Charakteren Heinrich von Kleist und Karoline von Günderrode[1] im Jahr 1804, beide haben kurze Zeit später, unabhängig voneinander, Selbstmord begangen. Die Szenerie ist eine typische Teegesellschaft der Epoche der (antirevolutionären) Romantik, in denen nicht nur die beiden bereits genannten Persönlichkeiten anwesend sind, sondern auch Schriftsteller wie etwa Clemens Brentano (“Des Knaben Wunderhorn”), seine Schwestern Bettina und Gunda, sowie Friedrich Carl von Savigny, welcher die anwesenden Frauen förmlich anzieht. Die Zeit – zwischen der Französischen Revolution und der Märzrevolution 1848 – ist eine Zeit in der es gilt einen Neuanfang zu gestalten. Die Gespräche in dieser Teegesellschaft sind meist trivial, und Kleist und Günterrode sind ganz klare Außenseiter in diesen Gesprächen. Abwechselnd wird aus den Perspektiven der beiden Charaktere erzählt. Nach und nach beginnen die beiden ungleichen Protagonisten zu begreifen, dass sie sich gar nicht so unähnlich sind und kommen ins Gespräch über ihre hoffnungslose Situation in dieser Gesellschaft. Was außerdem auffällt, sind die beinahe schon böswillig wirkenden Bemerkungen aller anwesenden Personen, welche ihnen jedoch scheinbar nicht übel genommen werden. Die Erzählung ist komplex erzählt mit vielen Rückblenden vor allem über Kleists Depressivität und Günderrodes Gedichten, auch Savigny’s Anziehungskraft auf Frauen wird mehrmals betont. Doch was ist diese Erzählung im Hinblick auf die DDR? Genauso wie die Romantiker um 1800 standen die Bürger der sowietischen Besatzungszone bzw. der DDR zwischen zwei Umbrüchen, zum einen der Teilung Deutschlands, zum anderen der späteren “Wende”. Die Frage wie man sich in einer solchen Phase verhalten soll, was richtig und was falsch ist, das Gewisswerden der Hoffnungslosigkeit zwischen solch revolutionären Schritten stehen im Fokus der Erzählung, verschleiernd hindeutend auf die Situation der DDR. Dieses teils sehr kompliziert gestaltete Gesellschaftsgespräch kann als gesellschaftskritisch, wenn nicht sogar als systemkritisch bezeichnet werden, interessant gestaltet mit teilweise sehr rabiatem Humor. Hier trifft man auf das genaue erzählerische Gegenteil von Erzählungen wie es zum Beispiel in “Die neuen Leiden des jungen W.” der Fall ist, in welchem die Handlung eher “locker” gehandhabt wird. - Heinrich von Kleist
Die Marquise von O… / Das Erdbeben in Chili
(185)Aktuelle Rezension von: BlintschikDie beiden Geschichten sind wohl einer der bekanntesten von Kleist. Dieser hat meistens ein etwas distanzierten Schreibstil, der es mir persönlich schwer macht der Geschichte zu folgen. Die Konjunktive sind einfach zu viele und die Personen sind sehr blass. Bei der Marquise von O. Kommt noch dazu, dass sie nichtmal richtige Namen haben.
Ansonsten sind die Geschichte teilweise etwas schräg und man muss genau lesen, da zwischen den Zeile viel verborgen ist und oft mancht alles auch nicht so wirklich Sinn, was wohl gewollt ist. Irgendwo ist es auch witzig, wenn die Situationen garnicht passen wollen, aber meinen Geschmack trifft es nicht.
Kleists Geschichten gehören nicht unbedingt zu meinen Lieblingsklassiker, obwohl sie an sich nicht schlecht sind. Persönlich können sie mich jedoch nicht überzeugen - Günter Blamberger
Heinrich von Kleist
(5)Aktuelle Rezension von: PaulTempleÜber Heinrich von Kleist wusste ich bis zum Studium zwei Dinge: 1. Er hat "Michael Kohlhaas" geschrieben 2. Er hat sich am Wannsee erschossen. Nach der Lektüre dieser wunderbaren Biographie besitze ich nun ein weit vollständigeres Bild vom Mensch, Dichter und Schriftsteller Heinrich von Kleist. Der Autor ist sich der komplexen und facettenreichen Persönlichkeit Kleists bewusst, dessen Handlungen und Ansichten mitunter schwer nachvollziehbar sind und wählt die beste Möglichkeit, über sein Leben zu berichten: Er bettet Kleists Leben inmitten der damaligen Gesellschaftsgeschichte ein, so dass der Leser zugleich viele Details der preussischen Gesellschaft im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert erfährt. Zudem werden auch Kleists werke ausführlich und im jeweiligen Zeitkontext analysiert und gedeutet, was diese ausgezeichnet zu lesende Biographie wunderbar abrundet. Absolute Leseempfehlung! - Ferdinand von Schirach
Die Herzlichkeit der Vernunft
(16)Aktuelle Rezension von: SigismundIch gebe gern zu, dass es mir ohne eine umfassende humanistische Allgemeinbildung nicht immer leicht fiel, diesen beiden klugen Köpfen Alexander Kluge und Ferdinand von Schirach in ihren fünf Gesprächen über "Die Herzlichkeit der Vernunft", als kleines Büchlein im DIN A6-Format mit nur 187 Seiten im Oktober vom Luchterhand-Verlag veröffentlicht, bis in die letzten Ecken ihrer Gedanken, Überlegungen und Schlussfolgerungen zu folgen. Aber es war in jedem Fall eine literarische Wohltat, in dem sonst überbordenden Angebot leichter und seichter Unterhaltungsliteratur mal wieder ein derart geistig anregendes Werk lesen zu dürfen. Alexander Kluge und Ferdinand von Schirach, beide Juristen und beide Schriftsteller, tauschen darin ihre Ideen und Gedanken über Sokrates oder das Glück der Bescheidenheit aus, über Voltaire oder die Freiheit durch Toleranz, über Kleist oder das Wissen um den Menschen, über Terror oder die Klugheit des Rechts, über Politik oder das Lob der Langsamkeit. Sie ergänzen sich oft, widersprechen sich auch gelegentlich, werden sich nicht immer einig. Auch wenn man als Leser nicht jedes Zitat aus der Originalschrift kennt, nicht jeden im Gespräch genannten Philosophen oder Schriftsteller gelesen hat, um mit urteilen zu können, ist es doch anregend, den beiden Diskutanten bei ihrem "Kamingespräch" über Grundfragen des Rechts und der Gesellschaft, über Theater und Literatur, über die Gefahren der direkten Demokratie und der sozialen Medien und was den Menschen im eigentlichen Sinn menschlich macht zu folgen. Vielleicht sollte man dieses kleine, äußerlich so unscheinbare Büchlein tatsächlich zwei- oder sogar dreimal lesen, um endlich allen Gedankengängen Kluges und Schirachs wirklich folgen und das Gesagte verstehen zu können. Beim Lesen dieses Buches ist es gewiss keine Schande, für sich den altgriechischen Philosophen Sokrates zu zitieren: "Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß." Zumindest hat man nach der Lektüre etwas dazugelernt. - Stefan Haenni
Scherbenhaufen
(5)Aktuelle Rezension von: simon_plachtzikEin spannendes, meist gut verständliches Buch, welches mit viel Ironie geschrieben wurde und mich oft zum Lachen gebracht hat. Auch wenn die Charakter etwas zu knapp beschrieben sind, hatte ich Freude beim Lesen. Die Handlungen bergen unerwartete Änderungen, die mich meist positiv überrascht haben. Manchmal konnte ich den Sprüngen des Autors zwischen Feller und Füssli nicht folgen, aber über diese Tatsache hat man schnell hinweg gelesen. Must-have für jeden Thuner Krimiliebhaber! - Gerhard Hay
Deutsche Lyrik vom Barock bis zur Gegenwart
(2)Aktuelle Rezension von: LilStarEine interessante Auswahl an über 300 deutschsprachigen Gedichten aus verschiedenen Themen aus dem Barock bis zur Gegenwart. - Petra Schmidt
Trösterchen
(1)Aktuelle Rezension von: The iron butterflyDer Verlag arsEdition hat ja jede Menge dieser einfallsreichen "Tischaufsteller-Umklappbücher". Das Trösterchen ist ein kleines und sehr liebevoll gestaltetes Werk aus dieser Reihe. 27 poetische Kärtchen zum Mutmachen laden zum Hin- und Herblättern ein. Die schöne Schreibschrift vermittelt einen sehr persönlichen Eindruck und die Botschaften der namhaften Autoren treffen uneingeschränkt in die Herzmitte. Alle Kärtchen können herausgeschnitten werden, auf der Rückseite ist ein Platz für persönliche Notizen oder Botschaften an andere Mutbedürftige eingeräumt. So lässt sich das Trösterchen vielseitig nutzen. - Leben muss man vorwärts - Sören Kierkegaard - Thomas Gräff
Lektürehilfen Heinrich von Kleist "Michael Kohlhaas"
(5)Aktuelle Rezension von: luckyupDas Beste was ich je über Rache und Ungerechtigkeit gelesen habe. - Peter Mettenleiter
Blickfeld Deutsch Oberstufe - Ausgabe 2003 / Blickfeld Deutsch Oberstufe
(8)Noch keine Rezension vorhanden - Heinz Ohff
Heinrich von Kleist
(1)Aktuelle Rezension von: NewNoiseDiese Lebensgeschichte ist kurzweilig erzählt. Ich kenne bisher nicht viele von Kleists Werken und habe so einen, wie mir scheint, ganz guten Überblick vor dem biografischen Hintergrund bekommen.