Bücher mit dem Tag "hitler"
555 Bücher
- Markus Zusak
Die Bücherdiebin
(4.679)Aktuelle Rezension von: _jamii_Am Grab ihres kleinen Bruders stiehlt Liesel ihr erstes Buch. Mit dem 'Handbuch für Totengräber' lernt sie lesen und stiehlt fortan Bücher, überall, wo sie zu finden sind: aus dem Schnee, den Flammen der Nazis und der Bibliothek des Bürgermeisters. Eine tiefe Liebe zu Büchern und Worten ist geweckt, die sie auch nicht verlässt, als die Welt um sie herum in Schutt und Asche versinkt. Liesel sieht die Juden nach Dachau ziehen, sie erlebt die Bombennächte über München – und sie überlebt, weil der Tod sie in sein Herz geschlossen hat.
Der Schreibstil war wirklich grauenhaft. Er war mühsam und nervig, ich konnte mich kein bisschen damit anfreunden. Das Buch war von Anfang an eine Qual für mich. Die Erzählweise war zwar interessant und anders, die generelle Umsetzung hat mir aber gar nicht gepasst.
Durch 100 Seiten habe ich mich gequält, dann musste ich das Buch abbrechen. Zwischendurch habe ich immer wieder ein paar Seiten gelesen, jedoch gleich wieder aufhören müssen. Ich habe versucht, einen Sinn in der Geschichte zu finden, leider vergeblich. So hätte ich mich keine weiteren 500 Seiten durch die Geschichte kämpfen können.
Ich kann den Hype um das Buch nicht verstehen.
- Timur Vermes
Er ist wieder da
(3.405)Aktuelle Rezension von: Pegasus1989Ein recht gelungenes Werk. Ich habe mir den Film vor Jahren im Kino angesehen und habe so gelacht. Es soll zwar eine Satire sein, jedoch passt einiges doch recht gut zu Hitler. Der Film ist gut gemacht und auch die Rollenbesetzung ist gut gelungen. Neben vielen witzigen Szenen merkt man, was für ein Typ Mensch Hitler ist und hat nebenher auch immer noch im Kopf, dass er den Krieg gewollt hat. Es ist einfach zum Brüllen komisch, wie er sich in einer Nachkriegszeit zurecht finden muss, in der ganz andere Gegebenheiten herrschen, als er sie aus seiner damaligen Zeit gewohnt war.
- Anne Frank
Gesamtausgabe
(2.740)Aktuelle Rezension von: 0_storytime_0Eine tieftraurige, aber auch faszinierende Biografie einer jungen und einzigartigen Schriftstellerin. Man muss sich beim Lesen immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass es keine Fiktion ist, sondern leider Realität. Deswegen ist dieses Buch definitv ein Werk, welches alle lesen sollten!
- Richard David Precht
Wer bin ich - und wenn ja wie viele?
(662)Aktuelle Rezension von: Isabelle_KocherNormalerweise finde ich es schwer, generelle Leseempfehlungen zu geben, da es immer auf den persönlichen Geschmack und die jeweiligen Lesevorlieben ankommt, doch dieses Buch möchte ich jedem weiterempfehlen. Ich glaube, unsere Welt wäre ein besserer Ort, wenn wir alle Richard David Prechts Buch lesen und reflektieren würden.
Im Gegensatz zu anderen philosophischen Büchern, verliert sich Precht nicht in seinen eigenen Gedanken, die weder Hand noch Fuß haben, sondern beleuchtet die wichtigsten gesellschaftlichen Fragen objektiv von verschiedenen Blickwinkeln aus. Dabei begrenzt er sich nicht nur auf die Ideen der Philosophie, sondern zieht auch andere Disziplinen (wie die Neurowissenschaften, die Anthropologie oder die Psychologie) zu Rate, um neue Denkanstöße zu geben und Themen zu diskutieren wie "Dürfen wir Tiere essen?" oder "Ist Abtreibung moralisch?" Anstatt darüber jedoch ein entgültiges Urteil zu fällen, gibt er dem Leser nur Hilfestellungen, sich selbst kritisch darüber Gedanken zu machen.
Ich lese dieses Buch jetzt zum zweiten Mal und werde es in meinem Leben bestimmt noch ein weiteres Mal lesen. Absolut phänomenal.
- Ken Follett
Winter der Welt
(816)Aktuelle Rezension von: SM1"Winter der Welt" ist der zweite Teil der dreiteiligen Jahrhundert-Saga von Ken Follett. In diesem Roman stehen der zweite Weltkrieg und seine Vorgeschichte im Fokus. Hierbei nehmen die Ereignisse in Europa den größeren Teil der Handlung ein, aber auch der Krieg im Pazifikraum wird ausführlich thematisiert.
Ein Großteil der Hauptfiguren aus dem Auftakt-Roman "Sturz der Titanen" kommt auch in diesem Buch wieder vor, im Mittelpunkt steht aber die nächste Generation. Auch diesmal verteilen sich die Handlungsstränge hauptsächlich auf England, Deutschland, Russland und die USA und verknüpfen sich nach und nach zu einem eindrucksvollen Gesamtbild.
Wer bereits "Sturz der Titanen" mochte, wird auch diesen Roman mit großem Vergnügen lesen, und wem der Vorgänger teilweise zu langatmig war, der wird in dieser Fortsetzung entschädigt, denn die Handlung kommt schneller in Gang und die Verbindungen zwischen den einzelnen Handlungsebenen sind bereits bekannt.
- Matthias Jösch
PHOENIX - Unsere Rache wird euch treffen
(46)Aktuelle Rezension von: Uwes-LeseloungeDie Geschichte wird einmal aus der Sicht von einem jungen Mann names S. erzählt. Hier erleben wir die Gräueltaten der SS im 2. Weltkrieg hautnah mit, die sehr brutal, ausführlich und schonungslos erzählt werden. Dies war und ist starker Tobak! Parallel zu dieser Geschichte befinden wir uns in der Gegenwart und lernen Adrian von Zollern kennen. Er besitzt eine Dozentenstelle an der Humboldt-Universität in Berlin, die er aber gekündigt hat, um seine neue Stelle beim BND anzufangen.
Durch den Erwerb einer Holzkiste bekommen es Adrian, sein bester Freund Sebastian und dessen Schwester Violetta mit einer Organisation zu tun, die es sich zur Aufgabe gemacht hat das 3. Reich wie ein Phoenix aus der Asche auferstehen zu lassen, um eine neue Weltordnung zu schaffen. Aber was hat dies alles mit der Holzkiste und den Schallplatten zu tun? Währenddessen geht die junge und schöne Israelin Shari verschiedenen Hinweisen bezüglich einer Verschwörung nach und dabei stößt sie auf Adrian und seine Freunde. Es beginnt eine gnadenlose Jagd quer durch Deutschland, Österreich, England, Argentinien, Israel und Syrien nach Hinweisen aus der Vergangenheit. Wird es unseren Protagonisten gelingen, den Plan der Organisation zu vereiteln oder fällt Deutschland und Europa in die Zeit des 2. Weltkrieges zurück?
Mit dieser Geschichte arbeitet der Autor Matthias Jösch unsere Vergangenheit rund um den 2. Weltkrieg und der Herrschaft von Hitler auf. Dies tut er in einer schonungslosen und mitunter sehr brutalen Weise. Eigentlich bin ich schon recht hart im Nehmen, was so etwas angeht, aber gerade das Thema Judenverfolgung und hier speziell Ausschwitz, haben mir teilweise den Atem geraubt bzw. mehrmals schlucken lassen. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie ein so großer Hass auf andere Menschen, Religionen oder Ansichten entstehen und man einem einzelnen Mann folgen kann...
Hier wird dem Leser nochmals ein Spiegel vor das Gesicht gehalten. Und ich möchte hoffen, dass ein solches Szenario wie im Buch beschrieben, niemals eintrifft. Die Protagonisten wurden allesamt gut ausgearbeitet, ohne jedoch einen besonders hervorheben zu wollen. Die Geschichte an sich, ist von Anfang bis Ende gut durchdacht und weißt eine sehr hohe Spannung auf, die sich zum Ende hin nochmals stark erhöht. So sollte ein Thriller sein. Gerade auf Grund der schweren Thematik des Buches, aber auch der noch relativ jungen Vergangenheit von Eurokrise und ähnlichem, ist das Buch nicht mal eben so weg zu lesen. Ich werde jetzt erst mal ein, zwei Tage Pause einlegen, da mich dieses Buch gedanklich doch noch recht beschäftigt.
Ich kann das Buch nur empfehlen!
- John Boyne
Der Junge im gestreiften Pyjama
(2.362)Aktuelle Rezension von: Renate1964John Boyne erzählt, wie ein neunjährige Bub und seine drei Jahre ältere Schwester mit den Eltern nach Auschwitz gehen. Diesmal sind es jedoch keine Gefangenen, sondern der Vater ist Lagerkommandant.
Auf der Suche nach Freunden kommt der Junge mit einem gleichaltrigen Juden zusammen. Die Kinder reagieren und denken für mich sogar für ihr Alter aber so naiv und weltfremd, schade, daß Thema ist sehr interessant
- Amos Oz
Eine Geschichte von Liebe und Finsternis
(110)Aktuelle Rezension von: JariEigentlich hatte ich nie vor, dieses Buch zu lesen. Schlussendlich tat ich es trotzdem und zwar für die Weltreise-Challenge. Also liess ich mich von Amos Oz durch Jerusalem und seine Geschichte führen. Es war kein Flop, obwohl ich mich doch etwas durch das Buch quälen musste, und das ist schon mal nicht schlecht.
Grundsätzlich bin ich nun froh, sagen zu können, dass ich ein Buch von Amos Oz gelesen habe. Dazu auch noch sein wohl bekanntestes. Am meisten gefielen mir die einzelnen Passagen, in denen es um die Literatur und Amos' intellektuelle Familie ging. Also vor allem der Anfang hat es mir doch sehr angetan.
Doch schlussendlich hat sich das Buch für mich zu sehr verzweigt, aber damit hatte ich schon gerechnet. Vielleicht war meine Lektüre somit eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, wobei ich wie schon gesagt, vom Anfang sehr begeistert war. Aber mit der Zeit liess meine Faszination merklich nach und ich blieb eigentlich nur wegen ein bisschen Faktenwissen und der Challenge dabei.
Sprachlich bewegt sich Oz auf einem Niveau, das seinem Ruf gerecht wird. Ein präziser Schriftsteller, sehr begabt, ein Talent, welches aus seinem familiären Umfeld gewachsen ist. Wer in eine solch akademische Familie hineingeboren wird, dem liegt das Spielen mit den Worten wahrscheinlich im Blut. Dennoch war es ermutigend zu erfahren, dass auch jemand wie ein Amos Oz Mühe hatte. Deshalb war es auch wieder das Ende, das mich nach längerer Durststrecke wieder mitnahm.
Ich bin froh, dass ich das Buch durch habe. Trotz meines Mühsals war die Lektüre nicht vergebens. Viele schöne Textzeilen warten darauf, niedergeschrieben zu werden. Ausserdem habe ich einiges über die Geschichte Jerusalems und Israels lernen können. Kein Buch ist vergebens und dieses schon gar nicht.
Bücher wie "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" tun gut, auch wenn man sich durch sie durchkämpft. Auch dann, wenn man die Handlungen der Figuren nicht versteht. Nicht versteht, wie sie oft nicht zufrieden sein können, wenn sie doch ein Leben leben, das ich auch gerne hätte. Aber jeder kämpft mit seinen Geistern, auch das lehrt uns Oz. Manchmal sind sie auch zu stark, dies zeigt das prägende Erlebnis des Todes der Mutter, das an unterschiedlichen Stellen thematisiert wird.
Ein eindrückliches Buch mit starkem Charakter. Ein Buch, das sich nicht so leicht unterkriegen lässt, trotz aller Unwirtlichkeiten. Deshalb prädestiniert wie kein zweites, um Israel zu repräsentieren. - Jonathan Littell
Die Wohlgesinnten
(160)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderNach der großen Ankündigung und dem großen Erfolg in Frankreich konnte man sehr gespannt sein. Der Autor hat wohl die nötige Distanz um dieses >Eisen< anzupacken. Leider passiert dann sehr wenig. Lobenswert ist die genaue Recherche und das Aufarbeiten von Zahlen und Orten, aber Ereignisse werden zum Teil nur gestreift und das Buch wird bald langweilig. Es ist sehr enttäuschend, man kann fast von einem Machwerk sprechen denn von all dem angekündigten, versprochenen ist nichts übrig. Es wird soviel angepackt, aber dann plötzlich fallen gelassen und der Autor nimmt seine Erzählfäden oft nicht mehr auf und so ist es nicht interessant, nicht brisant, nicht aufklärend oder aufrüttelnd, sondern einfach nur langatmig, langweilig und überhaupt nichts sensationelles.
- Manfred Lütz
Irre! - Wir behandeln die Falschen
(282)Aktuelle Rezension von: RadikaleResignationEr geht in alle Diagnosen rein. Von der ab Demenz bis zur Suchterkrankung. Und für Praktiker ist schnell ersichtlich, dass hier ein Mann mit fundiertem Wissen& langer Erfahrung spricht. Praxisorientiert und stets mit der nötigen Ernsthaftigkeit, ohne eine Diagnose und ihre Patienten ins Lächerliche zu ziehen. Absolute Empfehlung!
- Florian Illies
1913
(295)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraGeschichte fand ich früher meistens furchtbar langweilig. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich einen Lehrer hatte, der ununterbrochen nur zusammenhanglose Monologe geführt und irgendwelche Daten von unterzeichneten Verträgen in seinen Bart genuschelt hat, ohne jemals etwas an die Tafel geschrieben zu haben. Aber der Kunsthistoriker Florian Illies beweist, dass es auch anders geht. 2012 veröffentlichte er ein historisches Sachbuch, das nur in einem einzigen Jahr spielt: „1913“. In über 300 Seiten entführt er den Leser in ein Zeitalter, das selbst unsere Großeltern nicht miterlebt haben und bietet eine neue Perspektive auf längst vergangene Epochen.
Was ist eigentlich 1913 so alles Wichtiges passiert? Ich wusste vor dem Lesen dieses Buches nur, dass ein Jahr zuvor die Titanic unterging und ein Jahr danach der erste Weltkrieg durch die Ermordung Franz Ferdinands ausgelöst wurde. 1913 selber war für mich aber ein unbeschriebenes Blatt Papier. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich fast alles weiß: Wie Louis Armstrong an seine erste Trompete kam oder Sigmund Freud an seine Katze, welche Intentionen der Kubismus hegte, wie Thomas Mann seine Homosexualität vertuschte und noch vieles mehr. Illies beschäftigt sich mit zahlreichen Themen wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Mode, Musik, Literatur, Architektur, Philosophie und vor allem Kunst. Dabei stellt er die bedeutendsten Persönlichkeiten dieser Zeit vor. Ein besonderes Augenmerk legt er dabei unter anderem auf Franz Kafka, Adolf Hitler, Alma Mahler, Ernst Ludwig Kirchner oder Else Lasker-Schüler und wirft einen Blick hinter die Kulissen dieser großen Namen.
Das Sachbuch ist in insgesamt zwölf Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel steht für einen Monat und beginnt jeweils mit einem Bild und einer Vorschau. Innerhalb dieser Kapitel wird wieder in Abschnitte gegliedert, die nicht mehr unbedingt chronologisch vorgehen. Ihre Länge kann von einem Satz bis zu maximal fünf Seiten variieren und befasst sich entweder mit einem Ereignis oder einer Anekdote über eine Berühmtheit, bei der häufig auch Zitate aus Büchern, Briefen, Tagebüchern oder anderen Niederschriften eingefügt werden.
Illies schreibt optimistisch, humorvoll und manchmal auch sarkastisch, verwendet außerdem den Präsens und wendet sich gelegentlich direkt an den Leser, um Wissenswertes, das inzwischen 103 Jahre auf dem Buckel hat, wieder lebendig zu machen. Sein schriftstellerisches Talent zeigt sich ebenfalls darin, wie geschickt er Verknüpfungen zwischen an sich voneinander unabhängigen Abschnitten mit Wortspielen, Randinformationen, Vergleichen, Wiederholungen oder rhetorischen Fragen schafft und somit aus der episodischen Erzählung, wie aus tausend kleiner Scherben, ein buntes, vollständiges Mosaik kreiert. Der intellektuelle Anspruch wird neben dem Inhalt, der gewisse künstlerische Vorkenntnisse erfordert, mit hoher Eloquenz und komplexem Vokabular fortgeführt. Nicht Wenige werden von Begriffen wie Galopin, exaltieren, Mäzen, Samowar, Clochard, sakrosankt oder Päderastie zumindest einen nicht aus dem Stegreif definieren können.
Bemerkenswert ist ebenfalls der große Aufwand an Recherchen, den Illies über sich hat ergehen lassen. Die Auswahlbibliographie ist klein gedruckt und ellenlang. Es ist demnach nur ein Ausschnitt aus den zahllosen Werken, die er durchwälzt hat, um das Jahr 1913 perfekt zu rekapitulieren. Allein das hat meiner Meinung nach volle Anerkennung verdient. Leider ist ihm dann doch ein kleiner Fehler unterlaufen, denn er verwechselt Kokoswasser mit Kokosmilch. Kokoswasser ist die Flüssigkeit, die im Hohlraum einer Kokosnuss liegt; Kokosmilch wird dagegen aus dem gepressten Fruchtfleisch gewonnen. Die Anekdoten sich gleichermaßen faszinierend, wie auch verstörend. Neben Homosexualität sind auch Inzest, Polygamie, Prostitution, Drogenkonsum und Psychosen keine Tabuthemen.
Warum gerade das Jahr 1913 gewählt wurde, vermag ich lediglich zu mutmaßen. Es könnte einerseits daran liegen, dass der erste Weltkrieg sich bereits anbahnte, das Jahr also historisch betrachtet wie ein Wetterumschwung war und die Menschheit damit gut repräsentiert: Eine Mischung aus Gut und Böse. Künstlerisch gesehen waren die 1910er ein Zusammenprall vieler verschiedener Stile, die facettenreiche und widersprüchliche Kunstwerke zutage brachten. Genau das Richtige also für einen Kunsthistoriker wie Florian Illies. Andererseits liegt das Jahr auch inzwischen weit genug zurück, um keine Zeitzeugen mehr zu haben, die sich noch daran erinnern könnten. Es bleiben uns also nur noch Archive, um Informationen einzuholen.
Falls es jemals eine Fortsetzung von „1913“ geben sollte, würde ich sie definitiv auch lesen, jedoch bezweifle ich, dass es dazu kommen wird. Es würde mich wirklich brennend interessieren, für welches Jahr sich Illies dann entscheiden würde. Aber vielleicht kann sogar er die Frage nicht richtig beantworten.
Wer weder vor Kunstgeschichte noch vor hochgestochener Sprache zurückschreckt, hat mit „1913“ von Florian Illies das perfekte Lesefutter gefunden. Egal wie viel Vorwissen man besitzen mag, niemand wird nach dem Lesen behaupten können, nichts spannendes Neues in Erfahrung gebracht zu haben. Wer sich allerdings eher als Kulturbanause bezeichnet, sollte um dieses historische Sachbuch einen großen Bogen machen. Ich zolle Illies‘ Recherchearbeit und fantastischem Schreibstil höchsten Respekt. Besser hätte man ein Buch zu diesem Thema gar nicht umsetzen können. Der kleine Fehler mit der Kokosnuss ist zu gering, als dass er hier ins Gewicht fallen könnte, deswegen erhält „1913“ von mir verdiente fünf Federn.
- Astrid Lindgren
Die Menschheit hat den Verstand verloren
(93)Aktuelle Rezension von: OrishaEin paar Worte der Einleitung...
Ich finde es immer etwas schwierig, Bücher zu bewerten, die als solche nie geplant waren. Bücher, die im Grunde Quellen darstellen. Bücher, die eigene Gedanken wiederspiegeln. Bücher, die bestimmte Ereignisse dokumentieren. Bücher, also Tagebücher, deren Inhalt nicht für eine breite Öffentlichkeit gedacht war. Tagebücher spiegeln unsere Gedanken, innersten Ängste, unsere Freude, unseren Zwiespalt wieder und zeigen ein sehr persönliches Bild von einer Person, die man vermeintlich zu kennen scheint, die sich aber in solchen persönlichen Aufzeichnungen, durchaus anders darstellt, als man vermutet.
Das führt mich zu Astrid Lindgrens Tagebüchern aus den Kriegsjahren 1939 bis 1945. Wir lernen eine Lindgren kennen, die noch keine Autorin ist. Eine junge Frau mit Kindern, einem Ehemann, die sich durch die Kriegsjahre schlägt und so genau - wie es für sie möglich war - versucht zu verstehen, zu begreifen und zu dokumentieren. Wir lesen von den uns allseits bekannten Kriegsereignissen: dem Überfall auf Polen, den Russlandfeldzug, Mussolini Treiben in Italien, Rommels Kampagne in Afrika, den (manchmal längst vergessenen) Akteuren anderer Länder und von noch viel mehr. Lindgrens Tagebuch besticht zunächst durch eine gewisse Distanz zu diesen Ereignissen - was nicht verwundert - denn Schweden war nun einmal nie in den Krieg direkt involviert. Daher betrachtet Lindgren zwar genau, doch manchmal auch etwas unkritisch, ohne aber jemals ihr privilegiertes Leben in Stockholm zu vergessen.
Besonders was die Rolle Russlands und Deutschlands angeht, ist sie stets zerrissen. Denn die Angst vor dem bolschewistischen Übergriff wiegt beinahe schwerer als jene vor den Nationalsozialisten und Schergen Hitlers. Das mutet aus heutiger Sicht merkwürdig an, war aber eben europäische Realität jener Zeit. Auch spannend und leider mal wieder bestätigt, wird klar, dass die Vernichtung der Juden und die Existenz von Konzentrationslagern eben kein Geheimnis war. Da Zeitungen immer wieder davon berichteten und Lindgren dieses in ihren Aufzeichnungen auch dokumentiert. Hinzu kommt dass sie einen anderen Zugriff auf Informationen hatte, weil sie in einer Briefkontrollstelle arbeitete und Briefe fremder Menschen lesen konnte, die nochmal ein sehr eindringliches Bild des Krieges zeichnen. Das nimmt Lindgren über die Jahre auch zunehmend mit.
Daneben werden aber auch persönliche Probleme deutlicher - die zwar selten direkt benannt werden - aber dennoch einen Blick auf den Mensch Lindgren erhaschen lassen.
Einzige Kritik, sofern man ein Tagebuch kritisieren kann, ist der Aufbau. Mit Faksimiles wurden einige Seiten aus den Originaltagebücher wiedergegeben, deren Transkription und Übersetzung auf den folgenden Seiten erfolgte und für die es wiederum Querverweise im eigentliche Tagebuchtext gibt. Das ist zwar verständlich, doch ich fand den Aufbau etwas unsäglich, da man immer wieder aus dem Lesefluss herausgerissen wurde. Eine fortlaufende Reihung mit Faksimiles oder ein originalgetreue Nachbildung des Tagebuchs wären da sicher praktischer gewesen. Dafür gibt es einen Stern Abzug.
Ansonsten bleibt mir nur zu sagen, lest dieses und andere Tagebücher jener Zeit, um nicht zu vergessen.
Fazit: Lesenswert!
- Robert Seethaler
Der Trafikant
(513)Aktuelle Rezension von: Lovingfiction„Erinnert wird nämlich meist sowieso nicht die Wahrheit, sondern nur das was laut genug herausgebrüllt oder eben fett genug abgedruckt wird“.
Spätsommer 1937, Wien: Der 17-Jährige Franz Huchel beginnt erwartungsvoll eine Lehre in der Trafik eines alten Bekannten seiner Mutter- einem Zeitungs-und Tabakwarengeschäft. Mitten in einer Zeit brisanter gesellschaftlicher und politischer Umbrüche wird der zunächst sehr naive Junge vom Land -er kommt aus einem kleinen Dorf in Salzkammergut- innerhalb eines knappen Jahres zu einem reflektierten jungen Mann. Er verliebt sich zum ersten Mal, leidet zum ersten Mal an Liebeskummer, beginnt eine außergewöhnliche Freundschaft mit dem berühmten Psychoanalytiker Sigmund Freud und lernt Verantwortung zu übernehmen…
Seethalers Trafikant ist in meinen Augen ein sehr gelungener Adoleszenzroman, der Erwachsenwerden in Zeiten des aufsteigenden Nationalsozialismus und die damit verbundenen Herausforderungen facettenreich greifbar macht. Er vermag es in meinen Augen nicht nur sehr gut einzigartige, charakterstarke Protagonisten zu erfinden, nein, seine Darstellung eines nahbaren Sigmund Freuds aus der Perspektive eines naiven 17-Jährigen gefällt mir ebenfalls sehr gut.
Darüber hinaus vermag Seethaler es auf subtile, aber sehr gekonnte Weise den Zeitgeist verschiedener Epochen literarisch einzufangen.
Dass der Trafikant dabei auch noch sehr rührend, aber gleichzeitig durchwoben von subtilem Humor und jugendlicher Leichtigkeit ist, macht sein Werk sehr vollkommen- eine absolute Leseempfehlung.
- Jussi Adler-Olsen
Das Alphabethaus
(556)Aktuelle Rezension von: KaesekuchenDieses Buch hat bestimmt 15 Jahre auf meinem SuB geschlafen. Immer, wenn ich es weglegen wollte, dachte ich mir, die Geschichte klingt eigentlich doch ganz gut. Und ja, die Geschichte war wirklich außergewöhnlich. Zwei englische Pilote verstecken sich in einer deutschen Psychiatrie im zweiten Weltkrieg. Sie tun dort alles, um nicht als Engländer oder Simulanten aufzufallen. Sie werden schließlich getrennt und Jahre später macht sich einer von ihnen auf die Suche nach dem anderen.
Obwohl die Geschichte wirklich sehr krass ist, zieht sie sich doch immer wieder und hat mich kaum mitgerissen. Vielleicht waren mir die Protagnisten nicht sympathisch genug oder waren zu flach, um gut bei ihnen mitfiebern zu können. Vielleicht wurden aber auch einzelne Abschnitte einfach zu lange erzählt. Ich kann ich nicht genau sagen, was es war, aber ich hatte wirklich kaum Interesse daran, weiterzulesen, obwohl die Thematik echt spannend war.
Als die Geschichte ab der Hälfte dann noch einmal in eine andere Richtung ging, hat es mir deutlich besser gefallen, auch wenn es noch einmal anders krass wurde. Und obwohl mich die Geschichte nicht zu 100% überzeugen konnte, war es doch eines der Bücher, die man nach dem Lesen nicht mehr so schnell vergessen kann.
Fazit:
Wer mal etwas ganz anderes lesen möchte, darf sich gerne mal an diesem Buch versuchen. Es geht wirklich unter die Haut und bleibt im Kopf. Leider ist es aber etwas langatmig und kann nicht jeden alleine durch die Thematik mitreißen. - Markus Zusak
The Book Thief, Film Tie-In. Die Bücherdiebin, englische Ausgabe
(245)Aktuelle Rezension von: Ingrid1234,5Sterne
Spoiler enthalten
Ich kann das Buch jedem einfach nur empfehlen, es gibt nicht wirklich etwas zu bemängeln (Aufgrund der Art des Buches und dem Themas werde ich nicht zu viel bewerten)
Der Schreibstil des Buches ist sowohl dem erdrückend Thema, als auch dem Alter und dem Charakter der Hauptperson angepasst und dementsprechend für mich perfekt.
Es wurde sehr gut auf die Versuche der Gleichschaltung, Informationsbetrugs etc. Während dem Nationalsozialismus eingegangen. Durch das Alter der Hauptpersonen wurde das Geschehen aus einer etwas anderen Sicht gezeigt, ohnecdas die NS- Zeit " heruntergespielt" wurde
- Hans Fallada
Jeder stirbt für sich allein
(316)Aktuelle Rezension von: Sonja_Schmitz1Durch Zufall bin ich auf Fallada und dieses Buch gestoßen.
Es ist eine sehr gut erzählte, tragische Geschichte über den Krieg, Hitler, den Widerstand und die Menschen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich werde mit Sicherheit weitere Fallada Bücher lesen. - Wolf Kampmann
Gustav
(15)Aktuelle Rezension von: abetterwayInhalt:
"`Was Wahrheit ist, entscheide ich! Diese Maxime trägt Gustav Bülow durch die siebzig Jahre seines Lebens, vom Ende des Zweiten Weltkrieges über den Zusammenbruch der DDR bis zur Jahrtausendwende. Er ist Künstler, Forscher, Womanizer und Weltenretter. Sein Bezugssystem ist das Reich der Fantasie. `Wer Probleme damit hat, ist ein Idiot. Er erfindet blutstrotzende Kriegsabenteuer, samt einer mysteriösen Begegnung mit Hitler persönlich, eine Ehe mit einer Mohawk in Kanada und Abenteuer mit Wölfen mitten in der Zivilisation. Die Wirklichkeit ist Gustav stets dicht auf den Fersen, doch er ist der Wahrheit immer eine Nasenlänge voraus. Wolf Kampmann erzählt mit Wortwitz die Lebensgeschichte eines Hochstaplers und entführt die Leser in eine bunte Welt voller Mut, Fantasie und Husarenstücke. Mit einem einzigen Satz kann Wolf Kampmann wie seine Hauptfigur `Hunderte in Erstarrung versetzen oder zu Tränen rühren . Dieser Romanheld verspricht: `Ihr werdet euch noch alle wundern!"
Meinung:
Das Cover ist sehr ruhig und passt wie ich finde gut zu dem Buch. Die Kapitel sind etwas kurz gehalten, für meinen Geschmack könnten diese länger sein.
Der Schreibstil ist ruhig und flüssig, das Buch lässt sich locker in drei Tagen wenn nicht schneller lesen ohne das einem langweilig wird.
DIe Spannung allerdings hält sich in Grenzen aber dafür unterhaltet es gut. Es hat Charme und ist super für zwischendurch.
Ich finde man könnte allerdings die gleiche Schriftart wählen.
Fazit:
Gutes Buch für zwischendurch, ein paar Kapitel könnten länger sein. - Andreas Eschbach
NSA - Nationales Sicherheits-Amt
(356)Aktuelle Rezension von: Ellen784Hallo zusammen,
das Buch begann...ja herrlich. Aufregend, interessant und spannend. Die Geschichte um Arthur und Helene...herrlich! Eugen spielte eine wichtige Rolle...aber dann? Hmm musste das Buch dringend fertig? Leider ist es zunehmend schwieriger gewesen, dem ganzen zu folgen und einen Sinn zu erkennen. Was am Ende mit Helene passierte? Unlogisch hoch zehn! Eugen...totale Katastrophe! Von Arthur, den es plötzlich nicht mehr gibt, gar keine Rede. Ich hatte das Gefühl, wir müssen jetzt ganz schnell das Buch zu Ende bringen ohne Gnade und somit wurde es zum Schluss, zur absoluten Qual es überhaupt zu Ende zu bringen. Wer denkt, dies Buch wäre ein MUSS, nach meiner Meinung nicht.
Leider. Die Idee grandios...die Umsetzung nur Mittelmäßig. In meinen Augen...alles liegt im Auge des Betrachters. Schade eigentlich...
- Stefan Zweig
Schachnovelle
(1.476)Aktuelle Rezension von: Lassmallesen_chrisIch hätte ja nicht damit gerechnet, dass es hier um den Nationalsozialismus gehen würde. Diese Wendung nahm die Novelle erst kurz vor Halbzeit der Lektüre und kam für mich überraschend. Was folgte, war ein heftiges Leseerlebnis. Dass man den Werdegang des Schachweltmeisters zu Beginn so ausführlich beleuchtete, fand ich zunächst interessant, da ich dachte, dass er im Mittelpunkt stehen würde. Doch da er letztlich nur Beiwerk war, frage ich mich, warum man seiner Person zunächst so viel Raum gab. Eindrücklich fand ich dann die Schilderungen der psychischen Foltermethoden während des Nationalsozialismus. Dies löste in mir ein starkes Gefühl der Beklemmung aus, ich denke, ich wäre da verrückt geworden. So freute es mich beim Lesen, wie raffiniert sich Dr. B aus den Klauen der Faschisten befreite. Interessant fand ich aber auch die ganzen Schilderungen rund um das Schachspiel. Ich bin zwar kein großer Fan dieses „Sports“, aber das Eintauchen in die psychologischen Aspekte einer Schachpartie fand ich interessant.
- The Bodleian Library
Leitfaden für britische Soldaten in Deutschland 1944
(25)Aktuelle Rezension von: buchjunkieAls sich 1944, noch vor Kriegsende, vierhunderttausend britische Soldaten auf den Weg nach Deutschland machten, steckte dieses Büchlein in ihrer Hosentasche. Eine Anleitung des britischen Außenministeriums, wie mit den Deutschen umzugehen sei.
Dieses Büchlein enthält den Leitfaden in Deutsch und in Englisch.
Der Leitfaden ist u.a. unterteilt in Deutsche Geschichte oder Wie die Deutschen sind.
„ Die Deutschen essen lieber Schweine- und Kalbfleisch als Rindfleisch und Schaf und kochen es auch besser. Aber das Grundnahrungsmittel aus Fleisch ist die Wurst......
Die Deutschen wissen nicht, wie man Tee zubereitet, aber sie verstehen durchaus etwas von Kaffee.“
Manche Stellen liessen mich schmunzeln, andere wiederum haben mich nachdenklich gemacht.
„Wenn Sie deutschen Zivilisten Befehle erteilen müssen, äußern sie diese in strengem militärischem Ton. Der Deutsche Zivilist ist daran gewöhnt und erwartet nichts anderes.“
Alles in allem war dieser Leitfaden interessant zu lesen und bewahrt ein Stück Geschichte, die so nicht mehr wiederkehren darf! - Morton Rhue
Morton Rhue "Die Welle", Literaturseiten
(2.332)Aktuelle Rezension von: Pegasus1989Ich habe diese Geschichte damals im Unterricht als Film gesehen und ihn letztes Jahr sogar nochmal mit meiner Mutter geguckt. Zudem habe ich das Buch dazu auch gelesen. Es beschreibt auf erschütternde Weise, wie ein Experiment aus dem Ruder laufen kann und wie wenig Mittel es braucht, um Menschen zu etwas zu bekehren, worüber sie vorher nicht nachdenken. Schwächere werden dazu verleitet, etwas Böses zu tun und stärkere Menschen dazu, sich noch mächtiger zu fühlen. Ein tolles Beispiel stellt dieses Werk da, um zu zeigen, dass man sich nicht bekehren lassen sollte und dass sich ähnliche Szenarien wie der Nationalsozialismus nicht wiederholen dürfen.
- Nora Berger
Sturmwind über Auprèsmont
(14)Aktuelle Rezension von: WildponySturmwind über Auprèsmont - Nora Berger
Kurzbeschreibung Amazon:
Sophie genießt ihr Studium in Paris. Das Leben ist leicht und der Zweite Weltkrieg weit weg. Noch. Doch plötzlich stirbt ihre Mutter und was vorher sicher schien, wird auf einmal ungewiss.
Was hat ihre Mutter Sophie verschwiegen? Welches Geheimnis liegt über der Familie? Sophie macht sich auf nach München. Auf die Suche nach ihrem eigenen Leben und mitten in die Wirren des bevorstehenden Krieges. Es wird eine Reise, begleitet von Liebe, Tod und Freundschaft. Eine Reise, die Sophies Leben verändert, vor allem als sie den jüdischen Maler David trifft und eine atemberaubende Flucht beginnt.
Mein Leseeindruck:
Ein ergreifendes Buch über eine Familiengeschichte im Wandel der Zeiten. Aber auch ein Buch in das man ganz abtauchen kann, sich aber dafür Zeit nehmen muss.
Von der Autorin hatte ich bereits: Der Fluch der Zuckerinsel gelesen und war neugierig auf dieses Buch, das mich bereits mit der Beschreibung sehr neugierig gemacht hat.
Und wie es kommen sollte.... Ich war begeistert! Das liegt aber nicht nur an diesem Genre, das ich sowieso wahnsinnig gerne lese, sondern auch an der faszinierenden Story und den Schreibstil, der mir dieses Mal noch viel mehr zugesagt hat wie bei dem anderen gelesenen Buch der Autorin.
Ich konnte in die Vergangenheit eintauchen und die Charaktere waren für mich nicht nur Personen auf dem Papier, sondern tatsächlich greifbar, wie wenn ich direkt daneben gestanden hätte.
Sophie habe ich schnell in mein Herz geschlossen. Das geht bei mir sehr schnell wenn die Protagonisten "Herz" haben. Und da das Buch auch super gefühlvoll war und emotional teils eine Achterbahnfahrt war ich fast traurig als ich das Buch am Ende zugeklappt habe.
Fazit:
Für Fans von historischen, gefühlvollen Romanen mit Familiengeschichten ein richtiges Highlight.
Wunderschön ist auch das Cover, das mich sofort angesprochen hat. Denn das ist ein Hingucker.
Ich kann das Buch nur unbedingt weiter empfehlen und vergebe gern von Herzen 5 Sterne *****
- Kazuo Ishiguro
Was vom Tage übrig blieb
(289)Aktuelle Rezension von: Leseratte_09Kazuo Ishiguro, Literaturnobelpreisträger, schafft – so das Nobelpreiskommittee – Romane von starker emotionaler Kraft. Sein dritter Roman ist „Was vom Tage übrig blieb“ und ist vielleicht das bekannteste seiner Werke. Der Roman wurde mit dem Booker Prize(1989) ausgezeichnet und 1993 mit Anthony Hopkins und Emma Thompson in den Hauptrollen verfilmt.
Ishiguro erzählt die Geschichte von Stevens, Butler in Darlington Hall und dies mit Leib und Seele – ohne die herrschenden Strukturen zu hinterfragen oder merkwürdige Verhaltensweisen seiner Lordschaft sowie Vorgänge im Herrenhaus in Frage zu stellen. Private Gefühle und Wünsche verdrängt er, so dass er über Jahrzehnte in seiner eigenen Welt lebt und gar nicht merkt – oder sich eingestehen möchte – dass er sich verliebt. Jahre später, auf einer Autofahrt über Land, überdenkt er sein Leben, beginnt zu hinterfragen, die verpassten Chancen zu erkennen und sich auch über den schwindenden Einfluss des britischen Empire, den faschistischen Tendenzen vor dem 2. Weltkrieg seine Gedanken zu machen. War sein Idealismus, mit dem er sich seinem Leben als Butler gewidmet hat, wirklich so ultimativ richtig, wie er es gelernt und immer gedacht hat?
Die leise, fast zarte und doch kraftvolle Erzählweise von Ishiguro hat mich berührt. Szenen voll Situationskomik wechseln sich mit ironischen, fast satirischen Betrachtungen ab und werden immer wieder von tragischen, hochemotionalen Passagen abgelöst. Es ist ein Buch, welches zum Nachdenken anregt über die eigenen verpassten Chancen und darüber, was im eigenen Leben wirklich wichtig ist und wo Idealismus einen durchs Leben tragen kann und sollte.
Für mich ein großartiger Gesellschaftsroman und in jedem Fall ein moderner Klassiker, den es lohnt zu lesen.
- Herta Müller
Atemschaukel
(285)Aktuelle Rezension von: Ava_lonInhalt
Rumänien, Januar 1945. »Es war 3 Uhr in der Nacht, als die Patrouille mich holte. Die Kälte zog an, es waren -15° C.« So beginnt der erschütternde Bericht eines jungen Mannes, der in ein russisches Straflager verschleppt wird – so wie 60000 andere Rumäniendeutsche, von deren Schicksal Herta Müller in diesem ungeheuren Buch erzählt. In Gesprächen mit dem verstorbenen Dichter Oskar Pastior und anderen Überlebenden der Lager hat sie den Stoff gesammelt – und zu überwältigender Literatur geformt.
Cover
Das Cover gefällt mir überhaupt nicht, ich mag nicht so gerne Fotografien von Menschen und ich mag keine Bilder mit Zigaretten. Auch wenn es den Zeitgeist spiegelt, so sind diese Fotos nicht mein Geschmack.
Ein Wort vorneweg
Meine Rezensionen können sowohl Spoiler enthalten als auch Analysen und Bewertungen, wobei der Schwerpunkt auf meinen persönlichen Eindrücken liegt.
Mein Eindruck
Ich bin völlig frei von irgendwelchen Vorabinformationen an dieses Buch herangegangen und habe es im Rahmen ein selbst organisierten Leserunde gelesen. Nur den Klappentext kannte ich und konnte mir so ungefähr vorstellen, dass es inhaltlich betrachtet kein leichtes Thema ist. Es ist auch schon sehr lange her, dass ich mich mit den Schattenseiten des zweiten Weltkrieges auseinandergesetzt habe. Und jetzt war dieser Zeitpunkt gekommen und schon die ersten 50 Seiten trugen sehr viel Tiefe in sich. Jeder Abschnitt steht als Synonym für Aspekte des Lebens, zum Beispiel den Deckel für den Topf, um etwas zu verschließen, Gefühle in sich verbergen und einschließen, um nicht emotional zu zerbrechen. Der Zement der an einem klebt oder sich verflüchtigt spiegelt auch sehr gut die Hoffnung und so gab es eine Reihe von Sätzen, die mich von Beginn an nachdenklich zurückgelassen haben.
Auch die vielen Wort Kreationen wie zum Beispiel Schneeverrat und Hungerengel
verbinden die Schönheit und das Grauen miteinander. Schnee ist schön, weiß und sanft, kühl und still - allerdings auch ein Verräter, denn er zeigt die Spuren im Schnee, die jemand hinterlassen hat und die dann direkt zum Versteck führen, um der Deportation zu entgehen.
Hunger ist grausam und ein Horror, wenn der Magen und der Darm grollen und wahrlich kein Engel, der Frieden verspricht.
Viele Sätze erweisen sich als eine philosophische Wort Spielerei, wie zum Beispiel das schlichte Kofferpacken, wenn jemand noch nie einen Koffer gepackt hat. Was nehme ich mit? Wenn das Falsche zum Notwendigen wird und das Notwendige dann das Richtige ist, zeigt in diesem Zusammenhang immer wieder deutlich wie schnell etwas Ungewöhnliches zu etwas Normalem wird. Und all diese Feinheiten begleiten auf einer Reise, einer Reise die noch ohne Inhalt ist, sich entwickelt und letztlich vielleicht auch wieder zur Rückkehr führen wird.
Als LeserIn lernen wir die Geschichten von den Lagerinsassen kennen und die grausamen Erfahrungen jedes Einzelnen nehmen kein Ende.
Es gibt zahlreiche Sätze und Worte, die mich zutiefst berührt haben und den Taumel zwischen Leben wollen / müssen und Sterben können / sollen aufzeigen.
Auch das Wort Herzschaufel - eins werden mit seinem Arbeitsgerät, miteinander verschmelzen. Perfektion, Optimierung: die Arbeit ist ein gemeinsamer Tanz - ist eine grausame Vorstellung und zeitgleich steckt darin so viel Poesie. Hungrig und Hoffnungslos gilt es trotzdem den Lebenskampf aufrecht zu erhalten und die Arbeit mit einem geschwächten Körper zu bewältigen.
Jedes Thema prägt den Lageralltag auf seine besondere Art und daran halten sich alle Lagerinsassen fest. Eine Haltestange aus Erinnerungen, Erzählungen und Beobachtungen.
Es ist mehr als beeindruckend mit welcher Sprache die Autorin die Gewalt aus den Beschreibungen herausgelöst hat und ein Gefühl von Verstehen auf den Weg gibt. Sie beschönigt nicht und sie verurteilt nicht.
Auch wenn die Autorin ihre Worte gut wählt, so wird die bedrückende Situation im Lager mit jedem Abschnitt deutlicher und betrifft auch mich als LeserIn - eine Grenze des zumutbaren wird erreicht. Und trotzdem lesen sich die Zeilen gut, sie treffen den Kern in unserem Inneren und ein langsames Verstehen breitet sich aus. Ich fühle mich verbunden mit den Menschen im Lager.
Fazit
Ein tolles Buch, welches ich trotz der Thematik gerne gelesen habe. Es wiegt im Herzen leicht und schwer. Es vermittelt mir ein Bild über die damaligen Geschehnisse und über die Sprachlosigkeit der Rückkehrer. Auch mein Großvater, der im ersten Weltkrieg auf den Schlachtfeldern von Verdun war, hat anschließend geschwiegen. Er hat seine Erlebnisse tief in sich vergraben, um uns Kinder / Enkelkinder vor grausamen Gedanken zu schützen, damit wir die Leichtigkeit des Lebens beibehalten können..
230422