Bücher mit dem Tag "holocaust-überlebende"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "holocaust-überlebende" gekennzeichnet haben.

5 Bücher

  1. Cover des Buches Fluchtstücke (ISBN: 9783827079695)
    Anne Michaels

    Fluchtstücke

     (39)
    Aktuelle Rezension von: DHO

    Anne Michaels erzählt die Geschichte von Jakob Beer aus verschiedenen Perspektiven. Dabei geht es im Kern darum, wieviel eigen Vergangenheit und Geschichte das ganze Leben determiniert. 

    Das ist an vielen Stellen grandios erzählt. Gelegentliche Ausrutscher ins Gefühlsduselige werden mehr als Wett gemacht durch die drastisch und direkt erzählten Erfahrungen aus der Nazi-Zeit.

    Ein nicht immer einfaches, aber ein unbedingt lesenswertes Buch.

  2. Cover des Buches Du hast das Leben vor dir (ISBN: 9783858697615)
    Romain Gary

    Du hast das Leben vor dir

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Susanne_Probst

    Dieser wunderbare französische Klassiker, der 1975 unter dem Pseudonym Émile Ajar erschien und im gleichen Jahr mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurde, hat eine äußerst interessante Geschichte.


    Statutengemäß und traditionell kann ein Schriftsteller nur einmal mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet werden. Der 1914 geborene Romain Gary erhielt den Preis jedoch zweimal! 

    Zuerst 1956 für „Die Wurzeln des Himmels“ und 1975 schließlich noch einmal für „Du hast das Leben vor Dir“. 

    Möglich war das nur, weil der zweite Roman unter einem Pseudonym veröffentlicht wurde. 

    Erst nach Romain Garys Suizid im Jahr 1980 wurde publik, wer sich hinter dem Künstlernamen verbarg. 

    Aber da war der Preis ja schon längst verliehen.


    Aber jetzt erst einmal zum Inhalt:


    Der Roman spielt in den 1960-er und 1970-er Jahren in Paris, im Stadtteil Belleville.


    Der 14-jährige Ich-Erzähler Momo, der uns seine Geschichte im Rückblick erzählt, wuchs zusammen mit anderen Kindern bei der alternden Madame Rosa im Pariser Stadtviertel Belleville auf. 

    Sie wohnten im sechsten Stock eines Hauses, dessen Bewohner eine kunterbunte Mischung darstellten: Huren, Transvestiten, Weiße, Schwarze und Araber lebten dort zusammen unter einem Dach.

    Auch Madame Rosa war eine ehemalige Prostituierte. 

    Eine ehemalige Prostituierte, die als Jüdin den Horror von Auschwitz erlebte und überlebte.

    Eine ehemalige Prostituierte, die nun ein „Etablissement für Hurenkinder“ (S. 51) betreibt.


    Was für ein Schock, als der ca. sechsjährige Araberjunge Momo erfuhr, dass er nicht der leibliche Sohn, sondern nur eines der Ziehkinder seiner geliebten Madame Rosa war, für die sie am Monatsende Geld bekam.  

    Das musste erst einmal verdaut werden und dabei half Monsieur Hamil, der weit gereiste, lebenskluge und gutmütige Teppichhändler, der Momo alles beibrachte, was er wissen musste und immer einige Weisheiten auf Lager hatte, wie zum Beispiel „Angst ist unser engster Verbündeter, ohne sie würde uns Gott weiß was passieren.“ (S. 85)


    Dass es keine familiäre Verbindung zwischen ihm und Madame Rosa gab, war nicht das einzige, das Momo nicht wusste. 

    Er hatte lange Zeit schlicht keine Ahnung, was seine Herkunft anbelangte und dass die anderen Kinder allesamt andere und lebende Mütter hatten. 

    Zwar lebende, aber größtenteils abwesende Mütter, die sich prostituierten und immer mal wieder bei ihrem Nachwuchs, der von Madame Rosa aufgezogen wurde, vorbei schauten.


    Was die Aufklärung seiner Unwissenheit über seine Wurzeln anbelangte, sagte Madame Rosa immer, dass sie ihm diese Sachen erklären werde wenn er groß und gefestigt sei, aber sie wolle nicht, dass er einen Schock kriege, wo er noch so sensibel sei. Als Allererstes müsse man sich bei Kindern doch um die Sensibilität kümmern. (S. 34)


    Als sich der gesundheitliche Zustand von Madame Rosa dramatisch verschlechterte, legte sich Momo ins Zeug, denn er „hatte das blanke Entsetzen, ja eine Heidenangst, einmal ohne sie dazustehn.“ (S. 65)

    Er half ihr bei der Versorgung der anderen „Hurenkinder“, ging für sie auf den Markt und schob die herzkranke und asthmatische Frau mit ihrem massigen Körper die sechs Etagen hoch, die zu bewältigen ihr immer schwerer fielen.

    „Die sechs Treppen waren für sie zum Staatsfeind Nummer eins geworden. Eines Tages würden die sie umbringen, da war sie sicher.“ (S. 69) 


    In ihren letzten Tagen ging Momo über seine Grenzen und stand ihr aufopferungsvoll, mit Herzblut und Phantasie bei. 

    Er tröstete sie sogar mit „der besten Nachricht ihres Lebens... dass sie nämlich keinen Krebs hatte.“ (S. 116). 

    Wie gut, dass Madame Lola, der ehemalige Boxer aus dem vierten Stock, täglich vorbei kam und den beiden hilfreich unter die Arme Griff.


    Momo ist ein cleveres und liebenswertes Bürschchen, das Redewendungen und Sprichwörter durcheinander bringt und falsch anwendet und große Sehnsucht nach einer richtigen eigenen Familie hat. Gleichzeitig hat er Madame Rosa ins Herz geschlossen. Und sie ihn! 

    Er hat keine Schulbildung, ist aber schlau und erklärt sich die Welt aus dem, was er aufschnappt und macht sich einen Reim auf alles, was er hört. Manchmal liegt er damit leider auch ziemlich daneben.

    Außerdem nimmt Momo alles so ernst, da wird’s schon mal makaber...

    Er ist so neugierig und motiviert; will etwas bewegen, hat konstruktive Ideen. Nachdem ihm der afrikanische Nachbar Monsieur Waloumba z. B. erklärt hat, dass die Alten in seiner Heimat geehrt und gut versorgt werden, hat Momo ihn gefragt: „ ... ob man Madame Rosa nicht nach Afrika zu seinem Stamm verschicken könnte, damit sie zusammen mit den anderen Alten in den Genuss der Vorteile dort kommt.“ (S. 157)

    Momo glänzt mit einer anrührenden Mischung aus Bauernschläue, Altklugheit und kindlichem Denken.




    „Du hast das Leben vor Dir“ ist eine flott und lebendig erzählte, 

    tragikomische, rührende und zärtliche Geschichte, die berührt und bewegt.

    Ernst, Dramatik und Tragik hinter der Oberfläche lassen sich durch den locker-legeren Erzählstil gut aushalten, so dass Traurigkeit und Schwermut weder im Text noch in der Gefühlswelt des Lesers einen Platz bekommen. 

    Manche Stellen sind gleichzeitig traurig, schlimm, rührend und amüsant und ich musste mir nicht selten schmunzelnd oder gar lachend ein paar Tränen wegwischen.


    Ich wurde äußerst gut unterhalten und es machte sehr viel Spaß, Momo und Madame Rosa zu begleiten und Doktor Katz, der von den starken Zaoumibrüdern in den sechsten Stock getragen wird, Madame Lola, den fürsorglichen Transvestiten, den Victor Hugo lesenden Teppichhändler Monsieur Hamil und Monsieur Waloumba, der mit seinen Stammesbrüdern die bösen Geister austreibt, kennenzulernen.

    Ja, und da ist dann noch die schöne Synchronsprecherin Madame Nadine, die einen Narren an dem kleinen Araber gefressen und immer ein offenes Ohr für ihn hat...


    Es ist äußerst interessant, durch Momo’s Augen einen Einblick in dieses untere und randständige soziale gesellschaftliche Milieu im Paris Mitte des letzten Jahrhunderts zu bekommen. Mit ihm zusammen tauchen wir in diese Welt der Randgruppen und Armen, des Rotlichtmilieus, der Drogenhändler der Prostituierten und deren Kinder ein.


    „Du hast das Leben vor Dir“ ist ein Meisterwerk, in dem es um Zusammenhalt und Menschlichkeit geht. Es stimmt nachdenklich und hallt nach.


    Roman Gary hat mit diesem Roman ein Werk geschaffen, das stark beginnt und immer stärker wird!


    Vor Kurzem habe ich ebenfalls mit Begeisterung einen anderen Roman von ihm gelesen: „Die Jagd nach dem Blau“.

    Jetzt, nach der Lektüre eines zweiten Werkes dieses Autors kann und muss ich sagen, dass er mich zu seiner „Fangemeinde“ zählen kann, bzw. könnte, wäre er noch am Leben.

    Ich bin gespannt, ob auch sein anderer, mit dem Prix Goncourt ausgezeichneter Roman, „Die Wurzeln des Himmels“, auf Deutsch neu aufgelegt werden wird. Ich wäre bestimmt eine der ersten Leserinnen ;-)




  3. Cover des Buches Jahrhundertzeugen (ISBN: 9783453606210)
    Tim Pröse

    Jahrhundertzeugen

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Katinka9311

     „Die Leute wollen mich zum Helden machen. Aber ich war keiner. Ich bin ein Mensch gewesen.“ (Berthold Beitz)

    Tim Pröse berichtet in diesem Buch von seinen Begegnungen mit 18 Menschen, die Widerstand gegen Hitler geleistet haben oder durch einen Widerständler gerettet wurden sowie ihren Nachkommen. Die Klammer bildet hierbei die Geschichte von Jurek Rotenberg. Betonen möchte ich, dass der Autor hier Begegnungen mit Menschen beschreibt, die er selbst als Helden bezeichnet und verehrt, daher ist der Schreibstil nicht immer journalistisch objektiv.


     Alle Geschichten haben mich wirklich beeindruckt. Von einigen hatte ich bereits vorher gehört wie Inge der Schwester von Hans und Sophie Scholl oder Graf Stauffenberg, andere waren mir hingegen gänzlich unbekannt wie Kurt K. Keller oder Georg Elser. Deutlich zu spüren war aber bei allen, wie sehr Tim Pröse diese Helden bewundert. Auch wenn viele dieser Helden sich selbst nicht als Helden sehen.

     

    Dieses Buch sollte jeder einmal lesen. Es ist ein Zeugnis von Menschlichkeit zu Zeiten in der Unmenschlichkeit die Regel war und in der sich Menschen auch unter der Gefahr des eigenen Lebens für andere Menschen eingesetzt haben. Außerdem zeigt es deutlich, dass wir immer genau hinsehen müssen, wollen wir Menschen und ihre Zeiten beurteilen.

  4. Cover des Buches Untergetaucht (ISBN: 9783596198276)
    Marie Jalowicz Simon

    Untergetaucht

     (19)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Eine junge Jüdin überlebt den Krieg in Berlin. Das gelingt nur mit zahlreichen Helfern. Deren Beweggründe sind ganz unterschiedlich. Es ist wohl dem Zufall zuzuschreiben, dass sie nie denunziert wird, denn eingeweiht ist auch so mancher im Umfeld. In der ersten Zeit muss sie ständig ihren Unterschlupfort wechseln. Er später findet sie eine dauerhaftere Bleibe. Währenddessen hat die regelmäßige Bombardierung Berlins eingesetzt, für sie ein weiterer lebensbedrohlicher Faktor. 

    Zwischendurch ist sie eine Zeit lang in Bulgarien mit einem Verehrer. Und auch eine Scheinheirat mit einem Chinesen wird versucht. Letztendlich bleibt sie aber bis Kriegsende untergetaucht in Berlin.

    Marie Jalowicz beschreibt den Alltag während dieser vielen Wochen und Monate der beständigen Angst, entdeckt und sofort deportiert zu werden. Sie muss ein faszinierendes Gedächtnis besessen haben, wie detailgetreu sie sich an Namen und Begebenheiten erinnert. Kurz vor ihrem Tode bespricht sie Kassetten mit ihrer Überlebensgeschichte, die ihr Sohn mit Hilfe einer Co-Autorin zum vorliegenden Buch zusammengestellt. 

    Interessant finde ich ihre Gedanken zu den unterschiedlichen Helfern, die durchaus auch sehr kritische Untertöne aufweisen. Trotz aller Dankbarkeit für die Hilfe, musste sich nicht zwingend eine Freundschaft zu den einzelnen Menschen entwickeln. Viele drückten dadurch ihren Widerstand gegen das herrschende System aus. Und es entstand etwas wie Zusammenhalt über alle Milieugrenzen hinweg. 

    Den Schreibstil empfand ich sehr lebensnah und gut lesbar. Es geht weniger um Spannung als vielmehr um die Vielschichtigkeit der Überlebensstrategien. 

    Man geht von ca. 7000 untergetauchten jüdischen Menschen in Berlin ab dem Jahr 1940 aus. Wie viele davon überlebt haben, ist jedoch nicht bekannt. 


    Fazit: fesselndes Einzelschicksal

  5. Cover des Buches Danach (ISBN: 9783426609002)

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