Bücher mit dem Tag "holodomor"
5 Bücher
- Andreas Kappeler
Ungleiche Brüder
(3)Aktuelle Rezension von: belanahermineInhalt
Nach einem Vorwort hat der Autor den Stoff in 10 Kapitel unterteilt. Diese verfolgen im Wesentlichen eine chronologische Folge von der Kiewer Rus bis zur Ukraine im heutigen Europa. Dabei geht es um die Entstehung und Entwicklung der Völker und Staaten, um ihre Kriege und Verbindungen, um ihre Alliierten und Feinde.
13 Seiten Anmerkungen, 9 Seiten Literaturverzeichnis, 4 Seiten Personenregister und 4 Landkarten sind am Ende des Buches zu finden.
Subjektive Eindrücke
Wegen des Krieges in der Ukraine war ich auf der Suche nach Informationen darüber, welche Entwicklungen beide Länder bis dahin vollzogen hatten. Ich hatte so viele offene Fragen. Viele davon konnte das Buch beantworten. Hinsichtlich vieler Aspekte bekam ich neue Denkanregungen. Hier waren insbesondere hinsichtlich der Entwicklungen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sehr erhellend.
Das Buch ist interessant und gut verstehbar geschrieben. Der Autor gibt viele Quellen an, sodass davon auszugehen ist, dass das Buch gut recherchiert wurde. Es macht auf mich den Eindruck einer sachlichen Wissensdarstellung ohne Bewerten, Parteiergreifen oder Indoktrinieren.
Fazit
Viel Interessantes über das Verhältnis der Ukraine und Russlands.
Weitere Rezensionen von mir gibt es unter https://belanahermine.wordpress.com/category/rezension/
- Erin Litteken
Denk ich an Kiew
(93)Aktuelle Rezension von: juniaWie kam ich zu diesem Buch?
Durch Zufall wurde ich auf das Buch bzw. die Autorin aufmerksam. Es ist das erste Buch von Erin Litteken, das ich gelesen habe. Nachdem dieses hier dann einige Zeit auf dem eBook-Reader vor sich hin schlummerte, habe ich es mir nun endlich mal gegriffen.
Wie finde ich Cover und Titel?
Einfach, stilvoll, passt. Die aktuellen Geschehnisse im Hinterkopf, vermittelt der Titel ein anderes Gefühl als beim Schreiben vermutlich beabsichtigt.
Um was geht’s?
Auf den Inhalt gehe ich an dieser Stelle nicht allzu detailliert ein, den Klappentext könnt ihr ja selbst lesen, und eine Zusammenfassung des Buches muss ja nun nicht in die Rezension. Das Stalin-Zitat am Anfang lässt mich würgen, wie wenig sich in den Köpfen erbärmlicher Menschen doch geändert hat. Bobby bzw. Katja ist in dem Alter, in dem sich die Flashbacks aus der Vergangenheit vor die Gegenwart drängen, und so erfährt ihre Familie bruchstückhaft von den Geschehnissen 70 Jahre zuvor. Mehr Information gibt ein altes Tagebuch preis, da sie selbst es nicht über sich bringt, darüber zu reden. Die Geschichte behandelt ein Thema, das im Geschichtsunterricht irgendwie immer übersprungen wird. Das Volk dieses überaus ertragreichen Landes sollte offensichtlich verhungern, offiziell verpackt als Kollektivierung.
Wie ist es geschrieben?
Es handelt sich um einen Einzelroman, der also problemlos ohne Vorwissen und Cliffhangergefahr gelesen werden kann. Der Schreibstil ist flüssig und zügig zu lesen, der Ausdruck ist gut und leicht zu verstehen. Sehr gut gefällt mir, dass die Erzählperspektive wechselt, so bekommt man sehr viel aus verschiedenen Sichtweisen mit. Durch die markierten Zeitsprünge erfährt man Details aus der Vergangenheit. Die Beschreibungen sind nicht zu ausschweifend, aber detailliert und bildhaft genug, um gleich in der Story zu sein. Die Gegebenheiten konnte ich mir sehr gut vorstellen, beispielsweise durch die liebevollen Beschreibungen von ukrainischen Traditionen. Der Schrecken der sinn- und nutzlos Ermordeten kommt irgendwie nicht so rüber, vielleicht wollte ich mich unterbewusst aber gar nicht allzu sehr reinfühlen.
Mein Fazit?
Das Buch wirft definitiv kein gutes Bild auf das Nachbarland der Ukraine, das nach den Geschehnissen der letzten Jahre sowieso nicht gerade positiv bewertet wird. Ich gebe 5 von 5 Sternchen und kann es guten Gewissens weiterempfehlen.
- Igort
Berichte aus Russland
(5)Aktuelle Rezension von: PongokaterBei vielen in der deutschen Politik und Publizistik hat man den Eindruck, dass sie Putin erst seit dem Angriff auf die Ukraine für den brutalen Autokraten halten, der er immer war. Dass Buch des Italieners Igort zeigt, dass sie es hätten besser wissen können und müssen. Igort beschäftigt sich mit Putins brutalem Vorgehen gegen die Tschetschenen und alle, die, wie Anna Politowskaja, darüber wahrheitsgetreu berichteten. Keine leicht zu lesende Graphic Novel, aber eine für alle politisch bewusste Menschen notwendige Lektüre.
- Tim Tichatzki
Roter Herbst in Chortitza
(18)Aktuelle Rezension von: vielleser18Was für ein bewegender Roman !
Erzählt wird die Geschichte von Willi und seinem Freund Maxim. Willi gehört zu der Mennonitengemeinde von Osterwick, einem kleinen Ort in der Ukraine. Ihre Vorfahren kamen auf Einladung von Katharina der Großen aus Deutschland und besiedelten die Gebiete. Von den Menschen, die 1919, als die Geschichte beginnt, in Osterwick lebten, hat kaum einer Deutschland je gesehen, dennoch werden Sprache und Traditonen von Generation zu Generation weitergegeben. Genauso wie das Rechts der Mennoniten auf Kriegsdienstverweigerung.
1919 herrscht Bürgerkrieg. Der erste Weltkrieg ist zu Ende, der Zar gestürzt. Es herrst Gewalt und Willkür, Kämpfe zwischen den "Roten und den "Weißen" - und mittendrin Willi und sein Freund Maxim. Maxim und sein Vater konnten nach Osterwick flüchten, während seine Mutter und seine zwei Schwestern gefangen genommen wurden. Die kommende Zeit wird eine Zerreißprobe, nicht nur für die Freunde, sondern auch für die Dorfbevölkerung.
Repressalien, Konfizierungen und hohe Abgabequoten, die erfüllt werden sollen. Sollte man sich wehren ? Wie lang kann alles ertragen und erduldet werden?Hier beginnt die Geschichte von Willi und Maxim und führt uns durch die bitteren Jahre bis 1947. Am Ende des Buches rundet noch ein Ausblick auf 70 Jahre später die Geschichte ab.
Es ist keine reine fiktive Geschichte, es sind die Erinnerungen und Erlebnisse seiner Schwiegermutter, die der Autor Tim Tachatzki zu diesem Roman verarbeitet hat. Damit sie nie in Vergessenheit geraten. Ihre Geschichte ist die von vielen. Es sind die Erinnerungen an Zeiten des Umbruchs, der Willkür, der Diktatur und Krieg, geprägt von Gewalt und Hungersnöten, Zeiten, in denen es ums reine Überleben, aber auch um das Festhalten am Glauben ging. Es geht um die Opfer und ihr Leid, aber auch die Täter werden beschrieben.
Die Sichtweisen verändern sich im Buch, die Grausamkeiten werden so ziemlich deutlich beschrieben. Keine leicht Lektüre, man fühlt und leidet mit. Nicht alles ist leicht zu ertragen. Dennoch ist es wichtig, dass es erzählt wird, damit es nicht in Vergessenheit gerät.
Von mir bekommt "Roter Herbst in Chortitza" volle Leseempfehlung. Wichtiges Thema, fesselnd erzählt - die Geschichte einer Russlanddeutschen Familie, aber auch die einer dunklen Zeit.