Bücher mit dem Tag "humanistisch"

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7 Bücher

  1. Cover des Buches Die Kunst des Liebens (ISBN: 9783548377513)
    Erich Fromm

    Die Kunst des Liebens

     (261)
    Aktuelle Rezension von: Maxim_Wermke

    Fromm hat sich ein wunderschönes Gesamtkonzept zum Lieben, romantischer Liebe, zum Lernen des Liebens  und der Liebe selbst ausgedacht. Er definiert die Facetten der Liebe sinnvoll und erlaubt damit eine nähere Analyse und Diskussion des Themas. Außerdem ist sein Buch eine brillante gesellschaftliche Analyse und enthält spannende Beobachtungen zur westlichen und östlichen Logik. Weiterhin sind seine Ausführungen zu Problemen in der Kindheit, samt Beispielen zu was für Herausforderungen, Leidenschaften oder Eigenarten, das im späteren Leben führen kann, extrem hilfreich zum “Erwachsen“ werden. (Erwachsen im Sinne von: Ein glücklicher, eigenständiger und potenter Mensch oder auch ein Mensch, der zum Lieben fähig ist.)

    Während viele seiner Analysen, insbesondere zu menschlichen Problemursachen und dessen symptomatischer Manifestierung, stimmen mögen, ist das Buch und seine Erklärungen unnötig komplex. Es baut auf sehr vielen wertvollen Beobachtungen auf, aber zumindest ein paar seiner Annahmen sind zwar als Logik erklärt, aber nur mit Glauben nachvollziehbar - also weil man sie glauben möchte. Sein Gesamt-Stil lässt einen wissenschaftlichen Anspruch anmuten, und seine Komplexität sowie seine Kompliziertheit machen Kritik an seinem Werk extrem schwer.

    Schön und schwierig zugleich ist, dass er sich ein subjektives und menschlich höchst komplexes Thema annimmt. Beim Versuch ihn zu verstehen, habe ich viel “Wahrheit” gefunden, mich aber trotz intensiver Auseinandersetzung an einigen Stellen nicht in der Lage gesehen, seine Logik nachzuvollziehen. Ich gehe soweit und sage, es sind entweder Logikfehler enthalten oder nicht erklärte Annahmen.

    Sein Konzept der Liebe ist an sich schön, kann glücklich machen und vor allem eine schöne Welt produzieren. Es hilft beim Verständnis anderer und beim eigenen persönlichen Wachstum. Doch das, was man dabei leicht vergisst, ist, dass es letztlich ein Konzept ist und bleibt und keine wissenschaftliche Arbeit, auch wenn viele seiner Schlussfolgerungen gut abgeleitet sind. 

    Ich dachte zunächst, sein Kommentar Schwule können nicht wirklich lieben (nach seiner Definition!) sei auf ein falsches Verständnis von “weiblicher” und “männlicher” Energie zurückzuführen (ein anderes Konzept, das ich sehr hilfreich finde). Doch bei genauerem Hinschauen hat seine Logik an dieser Stelle einfach keinen Sinn ergeben und man mag mit ihm aufGrund der Zeit, in der er gelebt hat, nachgiebig sein. Eine andere Stelle, an der seine Logik meines Erachtens nicht funktioniert, ist die Aussage:
    “Man muss alle Menschen lieben, um einen Menschen lieben zu können.”
    Die Aussage ist schön, und ein für die Menschheit sehr hilfreicher Glaubenssatz. Doch ich glaube nicht, dass sie stimmt. Vielleicht verstehe ich sie auch nicht richtig. Ich habe es jedenfalls lange versucht. Fromm argumentiert, man müsse das Menschsein an sich lieben. Aber warum? Den Teil, den man am Mensch sein nicht liebt, würde man auch an seinem Objekt der Liebe und sich selbst nicht lieben. Diese Aussage ist höchst philosophisch und ich glaube nicht, dass sie in sich stimmt. Vielleicht hilft dieses Konzept der Menschheit, und allgemein beim Vergeben. Sie hilft sicherlich beim allgemeinen Umgang miteinander und daran zu glauben ist meines Erachtens höchst wertvoll. Aber der Logik und fast axiomatischen Annahme möchte ich widersprechen. Zusätzlich ist das Konzept sehr artenspezifisch. Vielleicht sollte man auch das Leben an sich lieben. Egal was mensch glauben möchte, in dieser Schlussfolgerung sehe ich keine einwandfreie Logik. Seine Darstellung lässt einen jedoch der Gefahr laufen, dass es eine solche sei, man sie vielleicht nur nicht ganz versteht.


    Mein höchster Kritikpunkt jedoch ist, dass Fromm behauptet, Liebe sei die einzig nachhaltige Antwort auf das Problem menschlicher Existenz. Durch das Lesen und Verstehen seines Konzeptes, bin ich zum gleichen Schluss gekommen. Dann habe ich von Singer “Die Seele will frei sein” gelesen und teile diese Meinung nun nicht mehr. Letztlich ist Fromms Buch voll von Konzepten und ein nur fast in sich stimmiges Gesamtkonzept. Es kann sicherlich beim glücklich sein helfen. Besonders wertvoll dabei ist, dass zum glücklich sein vor allem innere Arbeit, bzw “Arbeit” an sich selbst nötig ist. Auch seine Erklärung von “Aktivitäten” - dem wirklich von innen heraus - und “Passivitäten” - zu denen man getrieben ist - finde ich dazu sehr hilfreich.     Doch vereinfacht gesagt, schreibt Fromm, man brauche eine weitere Hälfte, um nachhaltig glücklich zu sein. Und auch wenn diese hilfreich sein mag, kann mensch auch definitiv nachhaltig glücklich sein, ohne jegliche Erfüllung von externen Faktoren. Vielleicht ist es nicht einfach, doch es ist schlicht: Wenn mensch sich von Konzepten befreit, oder zumindest die Freiheit entwickelt, seine eigene Konzepte davon wie die Welt zu sein hat, nicht zu verteidigen, wenn man also aufhört zu definieren was man braucht um glücklich zu sein und einfach beobachtet was die Welt, seine eigenen Gedanken und Emotionen tun, wenn man aus dem Zentrum seines Bewusstseins die Welt beobachtet, dann kann man ohne jegliche externe Faktoren glücklich sein.



    Letztlich sind die wertvollsten Dinge die man sich aus dem Buch ziehen kann die folgenden:

    1. Es ist eine sehr gute Gedankenübung

    2. man kann Liebe besser differenzieren

    3. man lernt viele Aspekte die hilfreich sind, um nachhaltig zu Lieben (sollte Fromms Logik aber nicht als “Wahrheit” anerkennen”)

    4. sein Konzept des Erwachsen werdens ist sehr hilfreich

    5. das Verständnis von östlicher und westlicher Logik

    6. die gesellschaftliche Analyse zu “Liebe und ihrem Verfall in der heutig westlichen Gesellschaft”


    Problematisch beim Lesen jedoch ist zum Einen, dass sein Werk beim ersten Mal schwer zu lesen ist oder man zumindest oder ich zumindest immer nur kurze Abschnitte lesen konnte, weil es so informationsdicht geschrieben ist. Zum anderen ist schwierig, dass man leicht der Annahme verfallen kann, seine Analysen seien wissenschaftliche Erkenntnisse.
    Die gleiche “Sperrigkeit“ beim ersten Lesen, entwickelt sich übrigens zu einer wundervollen Prägnanz beim wiederholten Lesen - was ich sehr genossen habe.


    Unabhängig von all meiner Kritik denke ich, dass insbesondere das Kapitel “Liebe und ihr Verfall in der heutig westlichen Gesellschaft“, seine Ausführungen zu westlicher und östlicher Logik, seine Erklärung von Aktivität vs Passivität und seine Praxistipps zum Lieben lernen höchst lesenswert sind. Sie sollten meines Erachtens von allen Menschen, die Teil der westlichen Kultur sind, gelesen/ konsumiert werden. Zur Aktivität habe ich bereits eine Konzept-Erklärung als Video veröffentlicht. 





  2. Cover des Buches Professor Unrat oder Das Ende eines eines Tyrannen (ISBN: 9783864060397)
    Heinrich Mann

    Professor Unrat oder Das Ende eines eines Tyrannen

     (195)
    Aktuelle Rezension von: bookstories

    In meinem Regal steht eine alte, abgegriffene Taschenbuchausgabe von 1951 des Klassikers "Professor Unrat", in der auf einer der Seiten eine Karrikatur und auf einer anderen Werbung für Pfandbriefe und Kommunalobligationen abgebildet sind. Das hat mich an die alten Jerry Cotton-Hefte des Bastei-Verlags erinnert, die ich als Junge verschlungen hatte, übrigens auch der Geruch und die Beschaffenheit der etwas vergilbten Seiten. Während der Lektüre fand ich auf einer Buch-Plattform dann ein hübsches, in Leinen gebundenes Exemplar für meine Bibliothek, das 1984 im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar erschien.


    Heinrich Mann, der ältere Bruder des Nobelpreisträgers Thomas Mann, hat den Roman schon in der Frühzeit seiner Dichterkunst geschrieben, 1905, mit 34 Jahren. Vor diesem Hintergrund und aus diesem Zeitgeist heraus muss man die Ausdrucksweise und Sprache dieses Buchs verstehen und geniessen. Ein vornehmes Deutsch prägt dieses Werk, was mir persönlich sehr gefällt. Zudem besticht der Roman durch satirische Ansätze - Spott und Hohn eigentlich, mit denen Heinrich Mann den damaligen Gesellschaftsstrukturen begegnet. Die einfachen Leute, das sogenannte Proletariat, von dem sich Professor Unrat als Gelehrter in der Geschichte deutlich distanziert, unterhalten sich in ihrer eigenen Mundart. Hin und wieder werden sogar Sätze auf Plattdeutsch eingeschoben, denn die Handlung spielt in der Hafenstadt Lübeck, obwohl das im Buch nie ausdrücklich erwähnt wird.


    Heinrich Mann's Werk gilt als monumentale Karrikatur der wilhelminischen Epoche, wurde sogar verfilmt, kam 1930 mit Marlene Dietrich unter dem Titel "Der blaue Engel" in die Kinos und erlangte Weltberühmtheit. Heinrich Mann erzählt mit subtilem Witz von der späten Leidenschaft eines spiesigen, in die Jahre gekommenen Gymnasialprofessors. Alle nennen ihn Unrat, aber eigentlich heisst er Raat. Deshalb leidet er, weil der Name Unrat ihn erniedrigen und beleidigen soll, doch letztlich leidet er auch dann, wenn jemand ihn nicht so nennt, denn dies empfindet Unrat als Ignoranz, als Unverschämtheit, da er sich mit Unrat ja schon identifiziert. Die ganze Welt hat sich gegen ihn gestellt, so zumindest nimmt Unrat seine Aussenwelt war. In Wirklichkeit ist er es, der alle Menschen hasst, die ganze Gesellschaft ist seiner nicht ebenbürdig und würdig, denn alle Bürger der Stadt waren irgendwann seine Schüler, die nichts taugten, die er alle schon ins Kabuff gesteckt hat und von denen keiner je das Klassenziel erreicht hat. Seine drei grössten Widersacher sind die drei Schüler Lohmann, von Ertzum und Kieselack. Diese bringen ihn bis zur Weissglut, die in gelegentlichen Wutausbrüchen vor der Klasse Ausdruck findet. Zorn und Verachtung sind die Kräfte, die Unrat vorantreiben. 


    Diese scheinbare Verbindung Lohmanns zur Künstlerin Fröhlich, die Lohmann in einem seiner Aufsätze erwähnt, lässt Unrat nicht mehr los. Er beschliesst, die Künstlerin zu finden. Des Abends irrt er durch dunkle Gassen, erntet überall Spott, eckt in einer Kneipe im Hafengebiet an, und glaubt, bei einem nächtlichen Besuch in des Schuhmachers Haus über den Aufenthalt der Künstlerin kundig zu werden. Diese Szene hat für mich schon fast kafkaeske Züge (obwohl Manns Werk ja vor Kafkas Zeit entstand), als Unrat sich lange nach Feierabend vom Schuhmacher bei Kerzenlicht ein paar Stiefel anmessen lässt und den Schuhmacher und seine Frau hierfür von der Einnahme ihrer Mettwurst abhält. 


    So verschiebt sich das Wirken Unrats, nachdem er die Künstlerin Fröhlich tatsächlich in einem Vergnügungslokal ausfindig machen kann, wo sie als Tänzerin und Sängerin auftritt, mehr und mehr vom lärmenden Klassenzimmer in den Blauen Engel. Zu Unrats Leid gehen dort auch die besagten drei Schüler ein und aus. Und da Unrat sich auf seine spiesige Weise mit der Künstlerin Fröhlich im Hinter- und Garderobenzimmer des Lokals anfreundet und dort während der nächtlichen Auftritte zur Kulisse und zum Sittenprediger zu werden scheint, verschiebt sich sein Zorn mehr und mehr auf die einfachen Besucher des Lokals, den Abschaum sozusagen, der der Künstlerin Fröhlich, die Unrat für sich zu beanspruchen beginnt, nicht würdig sind. Gesellschaftliche Klassenunterschiede treffen aufeinander. Auf der einen Seite die durch Unrat vertretene gesittete und gebildete Oberklasse, auf der anderen Seite das einfache, sich amüsierende Proletariat. 


    Unrats Machtkampf mit Lohmann, von Ertzum und Kieselack, die immer zu Zeiten im Vergnügungslokal sind, wenn Unrat es nicht ist, wird nun zusätzlich geschürt. Wo Unrat sich vorher in Sachen Wissen und Intelligenz klar im Vorteil sieht, kommen nun Besitzansprüche an eine aufreizende Frau hinzu. Natürlich bespitzeln sich beide Seiten gegenseitig, und amüsant ist die Szene, als ein alter, beinahe taubstummer Professor der Schule mit einem jungen Lehrer den blauen Engel aufsucht, um Umrats Verhalten am nächsten Tag im Lehrerzimmer zu tadeln und ihn an seine erzieherischen Pflichten zu erinnern. Die Nachstellung Unrats erfährt einen Höhepunkt, als die drei Schüler ihm und der Künstlerin Fröhlich ins Obergeschoss des Lokals folgen und dort durchs Schlüsselloch blicken, was eine Konfrontation im Kabuff des Lokals zur Folge hat, die nicht so endet, wie die drei Schüler sich das vorgestellt haben. Unrats Machteinfluss aus dem Schulzimmer ist auch hier, im Hinterzimmer eines Vergnügungslokals, nicht zu brechen. 


    Als die drei Schüler angeklagt werden, ein Hünengrab im Wald verunstaltet zu haben und vor Gericht gestellt werden, prallen erneut die beiden Parteien aufeinander, denn Unrat, der für die Anklage verantwortlich ist, sitzt ebenfalls im Gerichtssaal. Als auch die Künstlerin Fröhlich befragt wird, gerät Unrat in Bedrängnis und ist mit seinem unkontrollierten Auftreten vor Gericht verantwortlich für sein in der Folge arg beschädigtes Ansehen in der Stadt. Aus der Schule wird er entlassen. 


    Auch mit der Kirche rechnet der Autor ab, als Unrat in seinen dunkelsten Stunden Besuch vom Pastor erhält, der ihn wieder auf die richtige Bahn bringen will und in seinen Bekehrungen die Künstlerin Fröhlich beleidigt (ein Schlag Mensch, der es ja nicht wert sei, seine Existenz auf den Kopf zu stellen). Da kommt Unrat zur Besinnung und kann seinen Unmut über die Künstlerin, die ihn mit Kieselack betrogen haben soll, ablegen. Die Rachgier soll über die Eifersucht siegen, denn Kieselack fliegt deshalb aus der Schule. Den Abschnitt, wo Unrat der Künstlerin Fröhlich seine Zuneigung offenbart und Lebensauffassung kundtut, musste ich mehr als einmal lesen, auch die Bedeutung gewisser Wörter nachschlagen, um zu verstehen, was Unrat eigentlich sagen will. 


    So umständlich vornehm dies klingen mag, Unrat will damit wohl ausdrücken, dass durch den aufreizenden Einfluss der Künstlerin und Vergnügungsdame Fröhlich - übrigens ein gelungener Name für diese Person - letztlich dasselbe erreicht werden kann wie durch seine Zucht und Tyrannei gegenüber seinen Schülern - nämlich einer dummen, der Menschheit nicht würdigen Person die offenstehende Laufbahn verlustig zu machen und sie zu kompromittieren. 


    Eine unerwartete Begebenheit - "es is nich immer alles so, wie mancher woll meint" - und die weiteren Geschehnisse will ich an dieser Stelle nicht zusammenfassen, um nichts vorweg zu nehmen. Heinrich Mann schildert im letzten Viertel des Buches hauptsächlich aus einer allgemeineren Erzählperspektive und dringt nicht mehr allzusehr in die Tiefe seiner Figuren ein. Aber da die Personen mittlerweile gut bekannt sind, wird dies nicht als Mangel empfunden. Interessant zu beobachten ist jedoch der Wechsel der Ausdrucksweise, wenn Mann aus dem Bewusstsein der Künstlerin Fröhlich spricht. Und im Schlusskapitel kommt der Autor zu Lohmann zurück, dem grössten Widersacher Unrats, der eigentlich gar kein Widersacher ist, und mit der Schilderung aus Lohmanns innerstem Empfinden von Leere und Klarheit eilen wir dem Ende der Geschichte entgegen. 


    Für mich ist dieser Klassiker ein Lesegenuss. Nicht nur die Hauptcharaktere, selbst Nebenfiguren wie zum Beispiel der Schuhmacher Rindfleisch, wirken sehr authentisch und originell. Die gehobene, altmodische, vornehme Sprache muss man mögen, sonst macht die Lektüre keinen Spass. Es ist herrlich mit anzusehen, wie Unrat in seinem selbst erschafften Leid ertrinkt. Wie anfänglich sein Zorn ihn vorantreibt, später sein Triebverhalten ihn verführt und "einen alternden Mann alle Grundsätze vergessen lässt", und wie letztlich seine einzige Lebensmotivation die Rachgier ist. Denn alles setzt er daran, gemeinsam mit der Künstlerin Fröhlich Macht über die ganze Stadt zu erlangen. Wir nehmen teil an Unrats Leid, ohne selbst mitleiden zu müssen, in der Rolle des distanzierten Beobachters werden wir Zeuge einer bemitleidenswerten Karrikatur. Das Thema Verführung ist zeitlos und immer aktuell, aber in der Zeit, in der die Geschichte spielt, und in Manns Erzählkunst erhält es einen zusätzlichen Reiz. Eine bizarre, etwas ausserordentliche Liebesgeschichte vielleicht.


    Review mit Zitaten und Bildern auf https://www.bookstories.ch/gelesenes1/gelesenes 


  3. Cover des Buches Der ewige Gärtner (ISBN: 9783548286310)
    John le Carré

    Der ewige Gärtner

     (64)
    Aktuelle Rezension von: P_Gandalf

    Gleich vorweg. Man braucht Ausdauer, um in diesen Roman hinein zu finden!

    Tessa Quayle, die Ehefrau eines britischen Diplomaten in Kenia wird zusammen mit einem einheimischen Fahrer und einem schwarzafrikanischen Arzt mit belgischem Pass ermordet. 

    Tessa, jung, gutaussehend, wagemutig und so schrecklich unangepasst wird schnell alles mögliche unterstellt. Derweil versucht die britische Botschaft den Fall "klein" zu halten. Langsam aber sicher stellt sich aber heraus, dass Tessa und Dr. Arnold Bluhm einem Pharmaskandal auf der Spur waren. Wieso mussten Tessa und Arnold (und der arme Fahrer) sterben?

    Meinung:

    Der Anfang zieht sich, da es Le Carré anscheinend wichtig ist, die kleine, heile Welt der Diplomaten zu charakterisieren und bloßzustellen. Gloria und Sandy Woodrow sind schon ganz besondere Typen. Justin Quayle nicht minder.

    Erst als die Auslandsabteilung von Scotland Yard, die Morde genauer untersucht, wird es interessant und so manches Lügenkonstrukt hält den Fragen der Ermittler nicht stand.

    Weiter will ich hier nicht gehen, um nicht zu viel von der Story zu verraten.

    Als störend habe ich die extrem langen Absätze in Verbindung mit einer recht kleinen Schrift gefunden. Auch auf einem E-Reader unglücklich.

    Fazit:

    Vielleicht wirklich nicht das beste Buch von John Le Carré. Aber eines mit Tiefgang. Auch wenn seit dem Erscheinen im Jahre 2000 inzwischen 22 Jahre vergangen sind, ich glaube, nix hat sich geändert. Siehe die Belieferung der 3. Welt mit Corona-Impfstoffen und die vielen Bürgerkriege und Hungersnöte in Afrika. Wenn man an die Lage im Süd-Sudan heute denkt, erscheint die Lage von 1999/2000 fast schon paradiesisch. 

    Vor allem aber wegen der gekonnten, in sich logischen und stimmigen Aufarbeitung eines schwierigen Themas ohne dabei reißerisch zu sein, gebe ich hier 5 anstelle von 4 Sternen. 

  4. Cover des Buches Ardistan (ISBN: 9783780215314)
    Karl May

    Ardistan

     (13)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    Ein Fantasy Roman aus dem Jahre 1909! Die Reise von ben nemsi und hadschi halef nach Ard um einen Krieg zu verhindern und die symbolische Kraft dieser beiden Romane (2.Teil ist der mir von Dschinnistan) hätte niemand karl may dem vater von Winnetou zugemutet. Absoultes noch heute lesenswertes Buch!!
  5. Cover des Buches Die Kunst des Liebens (ISBN: 9783895845352)
    Erich Fromm

    Die Kunst des Liebens

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Vera-Seidl

    Man kennt Erich Fromm als deutsch-US-amerikanischen Psychoanalytiker, Philosophen und Sozialpsychologen. Bücher wie "Die Kunst des Liebens" und "Haben oder sein" haben Weltruhm erlangt, aber die wenigsten wissen, dass der Autor aus einer streng jüdischen Familie kam und ursprünglich Rabbiner werden wollte. Dieses In-die-Liebe-hineingewachsen-sein spiegelt sich überall im Buch "Die Kunst des Liebens" wieder, auch wenn Fromm seine orthodoxe Lebensweise aufgab, als er Psychoanalytiker wurde.

    Deshalb haben mich seine biblischen Interpretationen besonders beeindruckt.
    Schon immer hatte ich gedacht, dass Gott das Verbot, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen, nur ausgesprochen hatte, weil er Adam und Eva als kleine Kinder betrachtete, die gern mal ein Verbot übertreten, um zu sehen, was dann passiert. Fromm sieht darin Freiheit, die Freiheit zum Ungehorsam. Die Menschen haben die Wahl, etwas zu tun oder zu lassen. Ja, genau, rufe ich herzlich dankend.

    "Liebe ist die tätige Sorge für das Leben und das Wachstum dessen, was wir lieben", schreibt Fromm. Dann verdeutlicht er das am Beispiel des Propheten Jona, der ein starkes Gefühl für Recht und Ordnung hat, aber kein Verständnis für Gnade. Als Gott die Menschen in Ninive verschont und Jonas schattenspendenden Rizinusstrauch verdorren lässt, beschwert sich der Prophet bei Gott. "Was Gott Jona antwortet, ist symbolisch zu verstehen. Er erklärt ihm, dass das Wesen der Liebe darin besteht, für etwas 'zu arbeiten' und 'etwas aufzuziehen', dass Liebe und Arbeit nicht voneinander zu trennen sind."

    An sieben Tagen erschuf Gott die Welt. Das sei Fürsorge, so der Autor. "Aber Gott geht über dieses notwendige Minimum hinaus: An jedem Tag der Schöpfung sagt Gott eigens zu dem, was er geschaffen hat: 'Es ist gut!'" In dieser besonderen Bestätigung komme die bedingungslose, mütterliche Liebe zum Ausdruck, die Fromm als das Endziel jeglicher Liebe ansieht. Mütterliche Liebe ist Nächstenliebe. Der Säugling braucht sie, die Mutter gibt sie. Weiter hinten im Buch schreibt Fromm: "Es gibt keine 'Arbeitsteilung' zwischen der Liebe zu den eigenen Angehörigen und der Liebe zu Fremden."

    Über die Feindesliebe schreibt der Autor nichts. Deshalb möchte ich das hier ergänzen. Stellen Sie sich ein Vergewaltigungsopfer vor, dass dem Täter so sehr vergibt, dass es ihm hilft, sich seinem Narzissmus zu stellen, um zu seinem wahren Selbst, zur Kunst des Liebens zu finden. Wenn der Täter das schaffen sollte, wird er zur Dankbarkeit und Liebe fähig werden und kann dann auch sich selbst vergeben. Die Rollen von Täter und Opfer würden aufgehoben sein. Die Gewalt wäre zur Liebe transzendiert. Damit meine ich nicht, dass Täter und Opfer jetzt ein Paar werden, sondern dass sie für alles, was existiert, Liebe empfinden könnten.

    Besonders spannend fand ich auch das Kapitel über die Selbstliebe, in welchem Fromm deutlich zwischen wahrer Selbstliebe und Selbstsucht sowie Selbstlosigkeit unterscheidet.
    Selbstliebe schafft Frieden, während Selbstsucht, dem Selbsthass entspringt, alles um sich herum gierig verschlingt, um am Ende nur noch gieriger zu sein, es herrscht Krieg. "Die Bedürfnisse anderer interessieren ihn nicht, und er hat keine Achtung vor ihrer Würde und Integrität. Er kann nur sich selbst sehen; einen jeden und alles beurteilt er nur nach dem Nutzen, den er davon hat."
    Der Selbstlose tue nichts für sich selbst und sei deshalb ebenso unfähig zu lieben wie der Selbstsüchtige. Super erkannt, liebe Seele! Dankeschön!

    Trotz aller Spannung stellte sich ungefähr in der Mitte des Buches ein leichtes Unwohlsein bei mir ein, das etwas mit Langeweile zu tun hatte. Das lag nicht an der Lektüre, sondern an mir. Ich konsumierte Fromms Meisterwerk nur. Ich verleibte mir ein Objekt ein, ohne mich mit ihm zu verbinden. Es fehlte die "Kunst des Liebens".
    "Dem kann ich abhelfen!", dachte ich grinsend. Nein, nicht durch einen orgastischen Zustand, auch nicht mit Konformität.
    Schon lange, bevor ich den Bestseller gelesen habe, hatte ich die Bedeutung der Kreativität entdeckt. "Eine dritte Möglichkeit, zu neuer Einheit zu gelangen, liegt in schöpferischen Tätigsein, sei es das eines Künstlers oder eines Handwerkers." Seit fünf Jahren nun schon bin ich Schriftstellerin und kann Ihnen versichern, dass das "Die Kunst des Liebens" extrem steigert. Frau erwartet am Ende nicht einmal mehr Medaillen in Form von Geld für ihr Schaffen, sondern ist nur noch voller Freude, das Tun zu dürfen, sein zu dürfen. Wahre Liebe!

    Das Prinzip des Kapitalismus hält Fromm für unvereinbar mit dem der Liebe. Im Kapitalismus herrsche eine Fairness-Ethik. Man gehe im Kampf um die Produktionsmittel fair miteinander um, mehr nicht. Der Nächste wird lediglich respektiert, aber nicht geliebt.
    "Selbst wenn man erkannt hat, dass das Prinzip des Kapitalismus mit dem Prinzip der Liebe an sich unvereinbar ist, muss man doch einräumen, dass der 'Kapitalismus' selbst eine komplexe, sich ständig verändernde Struktur hat, in der immer noch recht viel Nicht-Konformität und persönlicher Spielraum möglich ist."

    Im Kapitel "Liebe zu Gott" erinnerte mich Fromm daran, wie viel Mutterliebe im Protestantismus steckt, obwohl Luther seine Zweifel an der bedingungslosen Liebe ausdrückte, indem er die Heilige Jungfrau verbannte.
    Taoismus, Brahmanismus, Judentum, Meister Eckhart und Paul Tillich führt er zusammen, indem er auf die Transzendenz Gottes im Handeln verweist. "Kurz, das paradoxe Denken führte zur Toleranz und zur Bemühung sich selbst zu wandeln. Der aristotelische Standpunkt führte zum Dogma und zur Wissenschaft, zur katholischen Kirche und zur Entdeckung der Atomenergie."

    Im zweiten Teil des Buches geht es um die Praxis der Liebe. Dort erfuhr ich, dass frau Liebe durch Disziplin, Konzentration, Geduld und Hingabe lernt. Tugenden, die in unserer Gesellschaft fast gänzlich verloren seien. Statt Liebe herrsche die Vergnügungssucht, die immer mehr will und niemals Frieden findet.

    Fromms bedeutende Einleitung habe ich mir für den Schluss aufbewahrt. "Liebe als Antwort auf das Problem der menschlichen Existenz."
    "Mit der Geburt (der menschlichen Rasse wie auch des einzelnen Menschen) wird der Mensch aus einer Situation, die so unbedingt festgelegt war wie die Instinkte, in eine Situation hineingeschleudert, die nicht festgelegt, sondern ungewiss und offen ist. Nur in Bezug auf die Vergangenheit herrscht Gewissheit, und für die Zukunft ist nur der Tod gewiss."

    "Ich weiß, dass ich nichts weiß." (Sokrates) Deshalb folge ich meinem Gewissen und das ist "Die Kunst des Liebens".
    65 Jahre alt schon ist der Bestseller. Warum haben ihn so wenige Menschen verstanden? Denn wenn sie es hätten, sähe die Welt heute anders aus. Das Buch sollte zur Pflichtlektüre in den Schulen werden. Vielleicht erreicht es Jugendliche noch eher als Erwachsene, denn diese sind durch ihr Alter noch näher an dem Zustand vor und nach ihrer Geburt, wo sie hoffentlich Mutterliebe, Urvertrauen erfahren haben.

     Vera Seidl 

     

  6. Cover des Buches Der Mir von Dschinnistan (ISBN: 9783847256557)
    Karl May

    Der Mir von Dschinnistan

     (13)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    2.Teil des Fantasy Romans um Ardistan und Dschinnistan in dem es zur Entscheidung kommt und natürlich der Weg zu den Edelmenschen weist. Trotz mancher moralinsaurer Ethik, absolute lesenswerte Romane!
  7. Cover des Buches Monstrous Regiment (ISBN: 9780062307415)
    Terry Pratchett

    Monstrous Regiment

     (43)
    Aktuelle Rezension von: sofaleser
    Normalerweise liest man Terry Pratchetts Scheibenweltromane, weil man sich auf intelligente Weise unterhalten und amüsieren will. Bei diesem Buch bleibt dem Leser das Lachen im Hals stecken.
    Zwei kleine Länder irgendwo in den Bergen liefern sich seit Menschengedenken Kriege miteinander. Generationen junger Männer haben unmenschliches mitgemacht, Generationen von Mädchen sind ihnen gefolgt. Sie sind durch den Dreck gekrochen, haben Jahrzehnte um einen unwichtigen kleinen Bergpass gekämpft und dabei versucht zu überleben.
    In diesem Buch schneidet sich ein junges Mädchen die Haare ab, zieht die Hosen seines Bruders an und meldet sich freiwillig. Sie will den Bruder suchen, der vermisst wird.
    Den Titel des Buches finde ich zweideutig. Zum einen ist sicher diese kleine Truppe gemeint, mit einem Mädchen, einem Troll und einem Igor. Zum andern kann man ihn auch so lesen, dass die Herrscher dieser kleinen Länder ein unmenschliches Regiment führen.
    Monstrous Regiment fällt aus der Reihe der Scheibenweltromane heraus durch seine Menschlichkeit und seine Tiefe. Es behandelt die großen Themen von Liebe und Tod und steht für sich ganz alleine, wie jeder große Roman.

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