Bücher mit dem Tag "ian mcewan"

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22 Bücher

  1. Cover des Buches Abbitte (ISBN: 9783257261844)
    Ian McEwan

    Abbitte

     (898)
    Aktuelle Rezension von: gst

    Es gibt Bücher, die lesen sich ganz leicht weg. Und es gibt Bücher, die ziehen sich quälend in die Länge. Dieses gehörte für mich zur zweiten Kategorie, da es sehr ausführlich erzählt wird. Und trotzdem hielt es mich an sich gefesselt. Denn die Handlung hat was.

    Die dreizehnjährige Briony freut sich auf die Rückkehr ihres großen Bruders aus dem College. Sie träumt davon, eine berühmte Schriftstellerin zu werden und hat deshalb nach einigen Geschichtchen

    speziell eine Theateraufführung für diesen Abend geschrieben. Doch der Tag verläuft ganz anders als geplant und endet mit der Vergewaltigung ihrer Cousine. Briony sieht den Täter im Dunkeln weglaufen und beschuldigt mit großer Vehemenz den Freund ihrer Schwester. Erst nach Jahren, in denen Krieg herrscht und sie als Krankenschwester arbeitet, wird ihr klar, was sie verbrochen hat, weil sie gar nichts erkennen konnte. Nun versucht sie, den Schaden wieder gut zu machen.


    Ganz in der Tradition des britischen Romans schildert McEwan sehr ausführlich Situationen, in denen eigentlich nichts Außergewöhnliches geschieht. Indem er uns tief ins Innenleben seiner Figuren schauen lässt, gelingen ihm allerdings hervorragende Charakterisierungen. Gerade die Zone zwischen Kindheit und Erwachsensein scheint es ihm angetan zu haben. Auch der Zeit des Krieges widmet er viele Seiten.


    Da mich der ebenfalls von dem 1948 geborenen Briten verfasste Roman „Kindeswohl“ sehr angesprochen hatte, wollte ich unbedingt dieses, sein bekanntestes - und verfilmtes - Buch, lesen. Gefallen hat mir die Vielfalt der darin vorkommenden Themen (kindlicher Eigensinn, Erwachsen werden, Schreibtalent, Schuld, Erkenntnis). Schwierigkeiten hatte ich mit der Ausführlichkeit des Erzählens, weshalb ich trotz aller Begeisterung keine volle Punktzahl vergebe.

  2. Cover des Buches Nutshell (ISBN: 9781911214335)
    Ian McEwan

    Nutshell

     (29)
    Aktuelle Rezension von: batbasel
    Ian McEwan ist bekannt für seine Fähigkeit schmerzhafte Bewusstseinsinhalte von Menschen in Extremsituationen  - die durchaus zum gnaz normalen Alttag gehören können - darzustellen.

    Auch in Nutshell gelingt ihm das - diesmal aus der unwahrscheinlichen Sicht eines ungeborenen Kindes. Der Fötus begleitet Mutter und ihren Geliebten beim Aushecken, der Durchführung und dem Aftermath einer Ungerheuerlichkeit.

    Das Experiment mit der Perspektive und dem (theoretisch) beschränkten Weltwissen des ungeborenen Kindes geht nicht ganz auf - der Icherzähler ist allzu weise und abgeklärt. DSer Humor der angelegt ist, funktioniert nicht immer. Einfallsreich ist das schmale Buch aber allemal - es gibt im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Perspektive auf vorgeburtliches Sein, Leben und Lieben im Allgemeinen, mit dem ganz alltäglichen Wahnsinn, bis hin zu dem geschilderten Verbrechen.

    Der Stil ist getragen, philosophisch, gerät dabei manchmal ins Formelhafte und Akademisch-Geschwätzige.
    Da der Roman kurz ist, empfehle ich die Lektüre - allein wegen der ungewohnten Perspektivierung (und der Sexszenen!).
  3. Cover des Buches Saturday (ISBN: 9783257261295)
    Ian McEwan

    Saturday

     (259)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Henry Perowne ist 48 Jahre alt und führt ein erfülltes und erfolgreiches Leben. Als Neurochirurg ist er überall bekannt, er liebt seine Frau wie am ersten Tag und seine beiden hochbegabten Kinder machen ihm nur Freude. Am Samstag, den 15. Februar 2003, als die größte Friedensdemonstration Londons läuft, schrammt er ein anderes Auto. Zunächst fährt er weiter, als er stehen bleibt warten die drei Insassen des anderen Fahrzeuges schon auf ihn. Es entbrennt ein Streit, der Henrys Leben für immer verändern wird. Ein herausragendes Portrait eines Menschen unserer Zeit, der alles hat, dem jedoch durch einen dummen Zufall sein ganzes Weltgefüge einzustürzen droht. Ein Tag, ein Schicksal,ein wunderbares Buch.

  4. Cover des Buches Am Strand (ISBN: 9783257600261)
    Ian McEwan

    Am Strand

     (319)
    Aktuelle Rezension von: bookstories

    Ich hatte "Am Strand" erst vor drei oder vier Jahren gelesen und entschied mich spontan für einen zweiten Durchgang. Mir hatte das Buch damals schon gefallen, weil McEwan es einfach beherrscht, tief in die Psyche seiner Figuren einzudringen. Sein Schreibstil ist ein gepflegter, er weiss sich auszudrücken, sein Wortschatz bildet einen angenehmen Fluss, ist bildkräftig und umfangreich, schafft Atmosphäre, wobei sich alles so selbstverständlich anhört, dass man sich fragen kann, wie es denn möglich ist, solch wohlklingende Töne anklingen zu lassen. McEwan will nicht angeben mit seiner Fabulierkunst, spielt nicht mit Worten, ohne demonstratives Schreibgehabe legt er Psyche, Charakter und Aussehen seiner Figuren offen. Ich bewundere Menschen mit einem ausgeprägten Sinn für innere Prozesse, diese auch noch in eine literarische Form zu bringen, ist schon bemerkenswert. Eine Buchbesprechung in einer Zeitung besagt, Ian McEwan sei kein Schriftsteller im eigentlichen Sinn, sondern eher Soziologe, der Romane schreibt.


    Die Geschichte ist in den frühen Sechzigerjahren angesiedelt. Edward Mayhew stammt aus einfachen Familienverhältnissen. Mit seinen beiden Geschwistern, Zwillingsmädchen, wächst er auf dem Land in der Nähe von Oxford auf. Mit vierzehn erfährt er von seinem Vater, dass die Mutter seit einem tragischen Unfall hirngeschädigt ist – was Eward zwar schon lange aufgrund ihres merkwürdigen Verhaltens beobachtet, sich aber nie deutlich ins Bewusstsein gerufen hat. Für ihn ist sie eben so. Alle spielen die Tragödie mit, der Vater, der als Lehrer arbeitet, sorgt aufopfernd für die ganze Familie. Die offenen Worte seines Vaters lösen in Edward etwas aus, verschaffen ihm Zugang zu seinem eigenen innerstes Wesen. Edward nabelt sich ab, zieht nach London, um Geschichte zu studieren, er möchte später Geschichtsbücher schreiben.


    Florence Ponting hingegen wächst in wohlhabenden, spiessigen Verhältnissen auf. Ihre Mutter doziert an der Oxford Universität Philosophie, ihr Vater ist Unternehmer. Eine Villa viktorianischen Stils auf grossem Anwesen mit Tennisplatz und Grünanlagen ist ihr Zuhause. Florence studiert Musik, spielt Violine und möchte mit ihrem Ensemble eines Tages gross herauskommen. Dass sie als Kind von ihrem Vater sexuell missbraucht worden ist, wird nicht ausgesprochen, nur angedeutet. Ihr Vater hat sie früher auf seinen Schiffsfahrten mitgenommen, wo sie gemeinsam in der Kajüte übernachteten und Florence sich an ihre Nacktheit erinnern kann. Ebenso ihre Bemerkung am Ende des Buches, sie könne ja ihre Mutter umbringen und ihren Vater heiraten, scheint ein deutliches Indiz dafür zu sein.


    Das ungleiche Paar lernt sich auf einer politischen Veranstaltung kennen. Sie verlieben sich und sind knapp ein Jahr zusammen, ehe sie heiraten. Während dieser Zeit, beide haben ihr Studium bereits abgeschlossen, arbeitet Edward mal in der Firma von Florences Vater, dann springt er für einen verhinderten Gärtner auf ihrem Anwesen ein. Ihrer aufrichtigen Liebe steht nichts im Wege, die körperliche Vereinigung steht ihnen allerdings noch bevor, die sogenannte Eheschliessung, wie es in jener prüden Zeit, in der nicht offen über Sex gesprochen wurde, heisst. In der bevorstehenden Hochzeitsnacht in einem Hotel in Dorset, am Chesil Beach - hier beginnt die Geschichte - soll sich das ändern. Florence, der jedes körperliche Zugeständnis Mut kostet, sieht eine schier unüberwindbare Hürde vor sich, Edward hingegen ein lange ersehntes Ventil, denn er musste lange Zeit geduldig sein und kann sich kaum mehr zurückhalten. Es kommt zu einem peinlichen Zwischenfall, woraufhin Florence fluchtartig die gemeinsame Hochzeitssuite verlässt und den Strand aufsucht.


    Der Aufbau des Romans scheint mir sehr gelungen. In fünf Kapiteln ordnet der Autor die sich abspielende Tragödie des frisch vermählten Paares und reichert sie mit Rückblicken in die Jugendzeit und Kindheitsjahre der beiden Protagonisten an. Diese Rückblicke kamen mir bei der ersten Lektüre etwas lang vor - vielleicht auch deshalb, weil ich nicht gerne aus der knisternden, erotischen, aber auch peinlichen Atmosphäre im Hotelzimmer herausgenommen werden wollte. Es gibt Stimmen, die diese Rückblicke als soziologischen Ballast empfinden, sie sollen dem Moment Poesie und Stimmung rauben. Für mich wirken sie jedoch bereichernd, informativ und runden das Gesamtbild ab. Die in die Handlung eingeflochtenen politischen Exkurse und Anmerkungen bringen die Vermutung nahe, der Autor möge hier auf politische Strömungen und Wendungen eines England der Sechzigerjahre hindeuten.


    Wie dem auch sein, McEwan nimmt sich Zeit für Stimmungen, Befindlichkeiten, Regungen und Interpretationen seiner Protagonisten; diese machen den Roman aus, dieser eine misslungene Moment, in dem die beiden sich körperlich näherkommen wollen. Dabei wechselt er die Perspektiven, erzählt einmal aus der Sicht von Edward, dann von Florence, und dazwischen werden immer wieder Schilderungen aus der Vogelschau des allwissenden Erzählers eingestreut, der auch schon die Zukunft kennt. Schon bald merkt der Leser, dass das, was da kommen mag, nicht gut enden wird, dass die herannahende Hochzeitsnacht nur scheitern kann.


    Zum Scheitern verurteilt ist die sexuelle Annäherung von Florence und Edward aber nicht deswegen, weil sie Gefangene ihrer prüden Zeit sind, auch nicht aufgrund mangelnder Aufklärung, sondern weil sich die beiden mit ihren Problemen und vermeintlichem Verständnis des anderen in Schweigen hüllen. So entstehen Missdeutungen. Was über den anderen jeweils sinniert wird, erscheint für denjegen, der die Situation oder Befindlichkeit des anderen deutet, zwar folgerichtig, entspricht aber nicht der Realität. Auf eindrückliche Weise zeigt McEwan auf, was passieren kann, wenn nicht offen über das geredet wird, was einen bewegt, bedrückt und hemmt, so dass der andere im Dunkeln tappt und mit seinen Problemen ebenfalls allein gelassen bleibt. Auf der Rückseite des Buches steht: "Am Strand ist nicht nur eine Geschichte über Gefühle, die von Konventionen in Schach gehalten werden, sondern zeigt ausserdem auf beeindruckende Weise, wie man einander schreckliche Wunden zufügen und sich der Lauf eines ganzen Lebens verändern kann – durch Nichtstun."


    Das Buch verliert nicht an Spannung oder Aussagekraft, wenn der Leser bereits den Ausgang der Geschichte kennt. Die Begegnung am Strand im Schlusskapitel soll den Schlamassel klären, wirft aber nur mehr Oel ins Feuer, da die Aussprache zu einem offenen Schlagabtausch verkommt. Den beiden platzt förmlich der Kragen, Dinge werden ausgesprochen, die nicht oder schon lange hätten ausgesprochen werden sollen. Florences Hilferuf wird von Edward nicht erhört, er lässt sie fortziehen und geht ihr nicht hinterher. Eine lebensverändernde Entscheidung – oder eben Nichtstun, wie er vierzig Jahre später in Revue passierenden Gedanken über sein ereignisloses Leben schlussfolgert. Nie sei er wieder einem Menschen begegnet, der es an Ernsthaftigkeit mit Florence aufnehmen konnte.


    Das Buch wurde mit dem Titel "On Chesil Beach" verfilmt und kam 2018 in die deutschsprachigen Kinos. Das Drehbuch hierzu stammte ebenfalls von Ian McEwan. Im Film sollen sich Edward und Florence später bei einem Konzert wiedersehen, er im Zuschauersaal, sie auf der Bühne. Im Buch bleibt Florence Erinnerung.


    Review mit Zitaten und Bildern auf https://www.bookstories.ch/gelesenes1/am-strand 



  5. Cover des Buches Sweet Tooth (ISBN: 9780224097376)
    Ian McEwan

    Sweet Tooth

     (27)
    Aktuelle Rezension von: NiamhOConnor

    Serena Frome, Tochter eines anglikanischen Bischofs, ist noch keine 25, bildhübsch und belesen und hat einen Abschluss in Mathematik von der Universität Cambridge. Ihren neuen Job beim britischen Geheimdienst MI5 verdankt sie aber nicht ihren akademischen Leistungen, sondern ihrem um drei Jahrzehnte älteren Geliebten Tony Canning. Hätte Ian McEwan den Beginn seines Romans Sweet Tooth (auf Deutsch: Honig)  im 21. Jahrhundert angesiedelt, würden Serena zu Beginn ihrer Tätigkeit ein anspruchsvolles Trainingsprogramm für Geheimagentinnen und im Anschluss daran eine Karriere im Kampf gegen rechten oder linken Terror oder gegen Islamismus erwarten. Serena tritt ihren Dienst aber im Jahr 1972 an, und daher verbringt sie ihre Tage mit dem Tippen und Ablegen von Akten, und ihr erster Auftrag außerhalb der Büromauern besteht darin, gemeinsam mit ihrer Kollegin Shirley Shilling eine vom Geheimdienst gemietete Wohnung zu reinigen, um die Spuren des letzten Einsatzes zu beseitigen. Dort findet sie einen Zettel mit einem Hinweis auf Tony, der sich in der Zwischenzeit sowohl von ihr als auch von seiner Ehefrau getrennt hat.

    Auch der nächste Auftrag ist nicht besonders spektakulär, kommt aber zumindest Serenas Interesse für Literatur entgegen: Im Rahmen des Projekts Sweet Tooth (in der deutschen Übersetzung Operation Honig) besucht sie getarnt als Mitarbeiterin einer Stiftung den noch unbekannten Schriftsteller Thomas Haley und bietet ihm finanzielle  Unterstützung an, die es ihm ermöglichen soll, sich ganz aufs Schreiben zu konzentrieren.  Die Kandidaten für ein derartiges Stipendium sind sorgfältig ausgewählt: Es werden nur Autoren ins Programm aufgenommen, von denen der MI5 annehmen kann, dass ihre zukünftigen Bücher eine pro-westliche, antikommunistische Ideologie transportieren werden. Wer sie wirklich finanziert, erfahren die Stipendiaten nicht. Wie nicht anders zu erwarten, verliebt sich Serena in Tom, kann sich aber trotzdem oder gerade deswegen nicht dazu durchringen, ihm die Wahrheit zu erzählen.

    Meine Meinung: Die Geschichte, an die sich Serena viele Jahrzehnte später erinnert, ist zwar im Geheimdienstmilieu angesiedelt, aber eher eine Beziehungs- als eine Spionagegeschichte. Sie lässt das London der frühen 1970er-Jahre wiederauferstehen: Die Tochter aus gutem Hause wohnt in einem möblierten Zimmer,  kann dank der Pille gefahrlos Liebschaften eingehen, spaziert durch die Carnaby Street und raucht mit dem Hippyfreund ihrer Schwester auch schon mal einen Joint.  Beim MI5 ist man mit dem Kalten Krieg und den Anschlägen in Nordirland beschäftigt und friert in wegen der Ölkrise ungeheizten Büros. Man macht sich Gedanken über den EU-Beitritt Großbritanniens, zweifelt an den Vorteilen des Zukunftsprojekts Channel Tunnel und freut sich, wenn die linken Gewerkschaften Rückenwind verlieren. 

    Die Sprache, in der Serena all das erzählt, ist ebenso elegant und kultiviert wie sie selbst, und Ian McEwan nimmt für die Geschichte doch auch Anleihen bei seinen Kollegen aus dem Geheimdienstgenre. Ian Flemming wird ausdrücklich erwähnt, und eine Anspielung auf Graham Greene ist wohl der „vierte Mann“, von dem wiederholt die Rede ist. Auch die Atmosphäre der Geschichte hat mich teilweise an Graham Greene erinnert, aber während Greenes Charaktere häufig von Gewissenskonflikten geplagt werden, bleiben bei dieser Geschichte alle, einschließlich Serena, emotional ein wenig unbeteiligt. Wenn eine Liebe scheitert, wendet sie sich nach kurzer Trauerphase der nächsten zu, und die Gefühle aller Beteiligten sind gerade stark genug, um die Geschichte glaubhaft voranzutreiben. Das gibt dem Roman eine augenzwinkernde Leichtigkeit, die den Twist am Ende nur logisch erscheinen lässt. Dieser ist zwar keine ganz neue schriftstellerische Erfindung, aber gekonnt umgesetzt. 



  6. Cover des Buches Honig (ISBN: 9783257243048)
    Ian McEwan

    Honig

     (133)
    Aktuelle Rezension von: Sikal


     

    Mitten im Kalten Krieg, 1972: Die Protagonistin Serena Frome ist schön und klug, beendet sie doch gerade ihr Mathematik-Studium in Cambridge, wenn auch eher mit Ach und Krach als mit Bravour. Durch ihre Liaison mit einem älteren Mann wird der MI5 auf sie aufmerksam und Serena beginnt ihre Arbeit mit Aktenablagen und minderwertigem Schreibkram. Immer schon war Serena von Literatur fasziniert und genau dieser Umstand wird nun zu ihrer Chance – oder ihrem Verhängnis. Ganz wie man es sehen möchte. Die Operation „Honig“ wird geboren und Serena darauf angesetzt einen jungen Autor für eine Stiftung des MI5 zu rekrutieren. So zumindest der Plan. Als sich Serena jedoch in den jungen Mann verliebt, scheint sie plötzlich zwischen zwei Welten gefangen zu sein und steuert in ein Intrigenkarussell, das seinesgleichen sucht.

     

    McEwan erzählt die Geschichte in seinem gewohnt detailgetreuen Stil, von vielen Emotionen und Konflikten begleitet. Die Themen Schuld und Vergebung werden in der Geschichte verwoben und zeigen prägende Bilder. Was mich immer an dem Autor fasziniert, das ist diese Sprachgewalt mit der Bilder heraufbeschworen und Gedankengänge angeregt werden.

     

    Als Leser dürfen wir Serena beobachten, ihrem Gefühlschaos beiwohnen und mit ihr in diesem Konstrukt aus Intrigen, Spionage und Lügen eintauchen, aus dem man nur schwer wieder raus kommt. Wo bleibt die Moral? Was bedeuten soziale Beziehungen in diesem Metier? Oder sind diese gar nicht vorhanden?

     

    Ian McEwan schafft es, dies kritisch zu hinterfragen und auch wieder etwas Gesellschaftspolitik einfließen zu lassen. Wenn man von einigen Längen absieht und der etwas unsympathischen Protagonistin (die man teilweise schütteln möchte) ein gelungener Roman mit einem Ende, das es in sich hat. 4 Sterne

  7. Cover des Buches Kindeswohl (ISBN: 9783257243772)
    Ian McEwan

    Kindeswohl

     (275)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Fiona May ist eine ebenso angesehen wie erfolgreiche Richterin. Ihr Engagement im High Court von London ist einzigartig und sie setzt sich für Kinder, Familien und Eltern ein. Doch dann bricht ihre scheinbar intakte und gut sortierte Welt zusammen. Ihr Mann bittet sie, dass er fremd gehen darf. Er ist noch glücklich mit ihr, aber er will auch nochmal etwas ausprobieren und hat auch schon eine Dame ausgewählt. Fiona ist schockiert, sprachlos und stürzt in einen Strudel aus Wut, Hass und Liebe. Da kommt ein Fall auf ihren Schreibtisch, wo ein 17 jähriger Junge dringend eine Bluttransfusion benötigt, aber seine Eltern dies ablehnen. Religiöse Hintergründe, Tradition und Zusammenhalt sind stark mit dem Fall verbunden. Fiona wird durch ein besonderes Ereignis noch intensiver in den Fall verwickelt und ihr Gefühlschaos ist kaum mehr zu bändigen. Ian McEwan ist einfach ein großer Erzähler. Die Geschichte packt und fesselt, aber sie ist leider auch viel zu schnell zu Ende erzählt. Warum nicht noch 100 Seiten?

  8. Cover des Buches Der Zementgarten (ISBN: 9783257601749)
    Ian McEwan

    Der Zementgarten

     (412)
    Aktuelle Rezension von: Johann_Baier

    Wer gerne über verwesende Leichen, Inzest, Onanie, Fliegen auf verdorbenem Fleisch und ähnliches liest, wird bei dem Roman gut bedient. Wer jedoch nicht mit solchen abstoßenden Bildern abends ins Bett gehen will, sollte ihn vielleicht nicht lesen. Der Roman ist aus Sicht eines 15-jährigen geschrieben – mit seinen Worten und seiner Wahrnehmung lernen wir seine Familie kennen: die Eltern, die nacheinander sterben, und die drei ebenfalls nicht volljährigen Geschwister, mit denen er dann allein im Elternhaus versucht weiterzuleben. Dadurch entsteht vorübergehend ein Hauch von Spannung – werden die Kinder es schaffen oder scheitern? Leider folgt dann nur eine Reihe von kalten, abstoßenden oder verstörenden Szenen.

    Es fehlt an Glaubwürdigkeit – warum bemerkt niemand das Verschwinden der Mutter bzw. die elternlose Existenz der Kinder? Warum leben sie strukturlos in den Tag hinein und machen sich keine Gedanken darüber, wie es weitergehen soll, wenn die kleine Geldreserve aufgebraucht ist? 15- und 16-jährige Jugendliche sind bei Bedarf durchaus in der Lage, Verantwortung zu übernehmen und kleine Erwachsene zu werden. Stattdessen verwahrlosen die Geschwister ohne erkennbaren Grund.

    Die Geschichte ist anschaulich erzählt, die Figuren haben deutliche Charaktere, es herrscht fast immer eine unheimliche, beklemmende Atmosphäre. Der Ich-Erzähler war mir allerdings so unsympathisch, dass mich sein weiteres Schicksal nicht so brennend interessierte.

  9. Cover des Buches Solar (ISBN: 9783257241747)
    Ian McEwan

    Solar

     (145)
    Aktuelle Rezension von: walli007

    Vor etlichen Jahren hat Michael Beard den Nobelpreis für Physik erhalten. Danach hat er beruflich nicht viele Neuerungen entwickelt, vielmehr hat er sich seinen Ehen und Affären gewidmet, die schließlich immer wieder in die Brüche gegangen sind. Doch nun ist seine Frau, die eine Affäre hat, mit einem Bauarbeiter. Es ist nicht zu fassen. Michael Beard kann es nicht begreifen, dass er seine eigene Medizin zu schmecken bekommt. Dennoch unternimmt er eine Reise zum Nordpol, die ganz anders verläuft als erwartet. Aus seine Heimkehr verläuft völlig anders als gedacht. Als Nobelpreisträger verfügt Beard über so etwas wie Intelligenz, was ihm dabei hilft aus einer verfahrenen Situation das Beste herauszuholen.


    Einen Nobelpreisträger würde man sich schon nobler vorstellen. Beard kommt mit vielem durch. Sowohl privat als auch beruflich. Dabei ist er eher klein, korpulent und weder gutem Essen noch einem Glas Alkohol abgeneigt. Sein Selbstbewusstsein ist dermaßen grenzenlos, dass ihn das eher noch beflügelt. Erst Patrice, seine fünfte Frau, zahlt es ihm mit gleicher Münze heim. Jetzt sieht er mal, dass es nicht so witzig ist, betrogen zu werden. Zu einer Läuterung führt das allerdings nicht. Eher überlegt sich Beard, wie er Patrice so manipulieren kann, dass die Ehe zumindest so lange hält, bis er sie beenden kann. 


    Michael Beard ist schon ein widerlicher Typ, manipulativ, selbstgerecht, großkotzig und wer weiß, was noch. Trotzdem muss man beim Lesen dieses Romans häufiger schmunzeln, weil er mit seiner Art mit einigen Dingen durchkommt, die eigentlich nicht sein können. Und er findet immer wieder Frauen, was einen allerdings etwas an den Frauen zweifeln lässt, denn er lügt nichtmal so übermäßig. Oder vielleicht ist es gerade das, sie meinen, wegen ihnen würde er sich ändern. Beard jedoch bleibt sich treu, möglicherweise mit seiner selbstherrlichen Art irgendwann auch das eine Mal zu viel. Nur eine Person liebt ihn selbstlos, doch retten kann sie ihn gewiss nicht. Möglicherweise fällt ihm schließlich doch alles vor die Füße, was er sich erschlichen hat.


    Ein Roman über die Frechheit und Dreistigkeit, mit der einige Menschen bei vielem durchkommen, bis sie eben den Bogen überspannt haben. 

  10. Cover des Buches Atonement (ISBN: 9780375712470)
    Ian McEwan

    Atonement

     (74)
    Aktuelle Rezension von: Ramensuchti

    Das Buch „Atonement“ handelt von der dreizehnjährigen Briony Tallis, deren Leben wir in drei verschiedenen Abschnitten begleiten.
    Die Geschichte handelt sich im eine Tat die Briony begeht und 5 Jahre später die Auswirkungen erkennt und versucht diese zu begleichen.

    Die Idee ist super, eine tragische, von Ungerechtigkeit geplagte Liebesgeschichte, und der Leser schwankt immer wieder zwischen Mitgefühl und Hass.

    Die Umsetzung ist jedoch mangelhaft, bzw. Mir gefiel sie nicht.
    Das Buch ist zu langatmig, zu viele unnötige Details und zu viele komplizierte Metaphern für einfache Sätze.
    Der Plot braucht Ewigkeiten um sich zu entwickeln und Emotionen fehlen, ich hatte das Gefühl, dass ich jedes zweite Wort neu interpretieren muss um die Geschichte zu verstehen.
    Ich als Leser hatte dauerhaft das Gefühl, das Höhepunkt des Buches ist bald mal erreicht werden sollte, doch alles trug sich flach zu.

    Was ich loben muss, sind die Charaktere, diese sind nachvollziehbar und komplex. 

    Zusammenfassend empfehle Ich das Buch jedem, der gerne mal eine etwas komplexere Lektüre zur Hand haben möchte.
    Das Buch eignet sich für Fans des Englands im 20. Jahrhundert, des Krimis und allen, die dazu etwas Romantik haben möchten.
    Jedoch, das Buch ist keine leichte Lektüre!

  11. Cover des Buches The Child In Time (ISBN: 9781409090212)
    Ian McEwan

    The Child In Time

     (5)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    McEwan's "The Child in Time" is a book about the loss of a child, about losing the child in ourselves and about being children even as adults. About wanting childhood to return, to stay, to be a neverending episode of life. "He wanted the security of childhood, the powerlessness, the obedience, and also the freedom that goes with it, freedom from money, decisions, plans demands. He used to say he wanted to escape from time, from appointments, schedules, deadlines. Childhood to him was timelessness, he talked about it as though it were a mystical state. He longed for all this, talked to me about it endlessly, got depressed, and meanwhile he was out there making money, becoming known, creating hundreds of obligations for himself in the adult world, running away from his thoughts." Ian McEwan - "The Child in Time"
  12. Cover des Buches Nussschale (ISBN: 9783257244151)
    Ian McEwan

    Nussschale

     (148)
    Aktuelle Rezension von: mariameerhaba

    Es ist schwierig, das Buch ernst zu nehmen, wenn es aus der Sicht eines ungeborenen Babys geschrieben wird und das auch noch verdammt intelligent ist. Natürlich habe ich dem Autor eine Chance eingeräumt, das muss ich ja, schließlich habe ich das Buch gekauft, es bezahlt, in meinem Bücherschrank getan, doch noch nie ist mir das so schwergefallen wie in diesem Fall. Vor allem als das Baby von seiner Angst gesprochen hat, dass der Penis des Liebhabers bis zu ihm durchdringen und seinen Kopf aufspießen könnte. Das war nicht nur absurd oder lustig, es war so dermaßen bescheuert, dass ich jeden Respekt für den Autor verloren habe und mich nichts mehr dazu bewegen konnte, dieses Buch wirklich zu lesen.

  13. Cover des Buches Unschuldige (ISBN: 9783257225792)
    Ian McEwan

    Unschuldige

     (44)
    Aktuelle Rezension von: beccaris

    Der Roman liest sich sowohl als Spionage- wie auch Liebes- und Nachkriegsroman. Zweiteres, finde ich, ist dem Autor am besten gelungen. Die technischen Details der Nachrichtenüberwachung haben mich persönlich einfach zu wenig interessiert, obwohl sie sicherlich gut recherchiert und wiedergegeben wurden.

    Die Liebesgeschichte zwischen dem jungen Engländer, Leonard und der gebildeten, der englischen Sprache kundigen Berlinerin Maria fängt romantisch und leidenschaftlich an. Durch dramatische Erlebnisse entfremdet sich das Paar zunehmend. Sie verlieren sich nach der Heimkehr von Leonard nach England aus den Augen aber nicht aus den Gedanken. Verletzter Stolz lässt sowohl Maria wie auch Leonard nicht mehr zueinander finden.

    Ausgesprochen gut hat mir das Ende des Romans gefallen. Rund 30 Jahre später reflektieren beide unabhängig von einander, die Ereignisse der damaligen Zeit. Dem Leser bleibt bis wenige Seiten vor Schluss verborgen, ob es sich bei Maria um eine Spionin handelt und mehr möchte ich an dieser Stelle auch nicht verraten.

  14. Cover des Buches Amsterdam (ISBN: 9783257603262)
    Ian McEwan

    Amsterdam

     (66)
    Aktuelle Rezension von: Alira

    Clive und Vernon sind alte Freunde: Der eine ist Komponist, der andere Chefredakteur einer Londoner Tageszeitung. Die beiden treffen einander auf dem Friedhof anlässlich der Einäscherung von Molly, deren Liebhaber beide einmal waren.

    Weil die zwei bei dieser Gelegenheit an ihre eigene Endlichkeit erinnert werden, treffen sie eine Vereinbarung: Sobald einer von ihnen an einem geistigen Verfall leidet, wird ihm der andere Sterbehilfe leisten.

    Doch als diese Freundschaft zerbricht, bringen sich die beiden gegenseitig um.

    (Für den konstruierten Schluss gibt es Punkteabzug.)

  15. Cover des Buches Saturday (ISBN: 1400076196)
    Ian McEwan

    Saturday

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Henry Perowne ist 48 Jahre alt und hat ein erfülltes und erfolgreiches Leben. Als Neurochirurg ist er überall bekannt, er liebt seine Frau wie am ersten Tag und seine beiden hochbegabten Kinder machen ihm nur Freude. Am Samstag dem 15.Februar 2003, als die größte Friedensdemonstration Londons läuft, schrammt er ein anderes Auto. Zuerst fährt er weiter und als er stehen bleibt warten die drei Insassen schon auf ihn. Es entbrennt ein Streit der Henrys Leben für immer verändern wird.

    Ein herausragendes Portrait eines Menschen unserer Zeit der alles hat und dem durch einen dummen Zufall sein ganzes Weltgefüge einstürzen droht. Ein Tag, ein Schicksal ein wunderbares Buch.

  16. Cover des Buches Der Trost von Fremden (ISBN: 9783257606386)
    Ian McEwan

    Der Trost von Fremden

     (63)
    Aktuelle Rezension von: Hamlets_Erbin
    "Sie reden von Freiheit und träumen von Knechtschaft." (S.105)

    Inhalt: Colin & Mary, seit sieben Jahren ein Liebespaar, verbringen ihren Urlaub in Venedig. Eine feste Routine hat sich zwischen ihnen etabliert, die oftmals in gemeinschaftlichen Schweigen endet. Eines Abends treffen sie bei der Suche nach einem Restaurant auf Robert, der sie, etwas aufdringlich, in eine Bar führt, wo er ihnen eine verstörende Begebenheit aus seiner Kindheit erzählt. Es soll nicht die letzte Begegnung mit Robert bleiben...

    Meinung: Rein formal besteht der Roman bzw. die Novelle lediglich aus Venedig-Beschreibungen und Dialogen/Monologen. Was mich zunächst wenig begeisterte, macht im Hinblick auf die Erzählung durchaus Sinn, wird durch die exzessiven Beschreibungen doch eine eindringliche Atmosphäre kreiert, und zwar die eines Paares, das sich treiben lässt und gleichsam verloren ist. 
    So ist es dann auch diese Atmosphäre, aus der sich die Spannung der Geschichte generiert (und die mich in ihrer unheilgeschwängerten Absolutheit an die Erzählungen von E.A. Poe & J. London erinnerte). 
    Psychologisch hat die Geschichte dagegen meines Erachtens deutliche Schwächen. Das Handeln der Figuren konnte ich einfach nicht nachvollziehen. Dass Colin und Mary die Nähe von Robert nicht abwehren, sondern sie sogar suchen, obwohl sie seine dunkle Seite schon relativ früh erkennen, ist paradox. Fehlt es ihnen an Vorsicht, Verstand oder sind sie einfach nur entsetzlich gleichgültig? Was es auch ist, der Autor thematisierte es nicht und so bleibt man als Leser mit dem Eindruck zurück, dass McEwan ihr extrem unrealistisches Handeln lediglich konstruiert hat, um sein effekvolles Ende in Szene setzen zu können.

    "Die Welt formt das Denken der Menschen. Die Männer haben die Welt geformt. Also wird das Denken der Frauen von den Männern geformt." (S.106)
  17. Cover des Buches Amsterdam (ISBN: 9780099535133)
    Ian McEwan

    Amsterdam

     (14)
    Aktuelle Rezension von: miss_mesmerized
    Molly ist tot. Damit muss nicht nur ihr Ehemann George Lane zurechtkommen, sondern auch ihre ehemaligen Liebhaber, der Musiker Clive Linley, der Journalist Vernon Halliday und Außenminister Julian Garmony. Die letzten Monate in Mollys Leben waren furchtbar, zu sehr war sie von der Krankheit gezeichnet. Aus diesem Grund beschließen Clive und Vernon, alte Freunde seit ewigen Zeiten, einen Packt zu schließen und zu verhindern, dass der jeweils andere derart dahinsiechen wird. Sie stürzen sich wieder in die Arbeit, Clive hat die Millenniums-Sinfonie zu komponieren, Vernon bekommt brisantes Bildmaterial, das den Außenminister stürzen kann, aber nicht unumstritten ist. Nur noch wenige Tage trennen Clive vom Abgabe- und Vernon vom Veröffentlichungstermin, die Lage ist für beide unter höchster Anspannung, die sich dann mit einem Paukenschlag löst und unumkehrbare Dinge in Gang setzt.

    Ein Roman recht typisch für Ian McEwan. Die wenigen Protagonisten sind nervlich bis zum Zerreißen angespannt, die Handlung läuft auf einen Kulminationspunkt zu, der nur zwei Optionen lässt: Erfolg oder der tiefe Fall. Interessant finde ich hier insbesondere, dass es nur Männer gibt, die auf ganz unterschiedliche Weise bedroht sind und sich gegenseitig ins Verderben schicken. Die Handlung wie immer stark im Aufbau und überzeugend erzählt. Viele Themen stecken in diesem Roman, von der Angst vorm persönlichen versagen über hochbrisante politische Themen wie Sterbehilfe und der Rolle der Abgeordneten in den Medien.

    Fazit: Wie immer keine seichte, leichte Kost, sondern anspruchsvolle Unterhaltung.
  18. Cover des Buches Ein Kind zur Zeit (ISBN: 9783257606362)
    Ian McEwan

    Ein Kind zur Zeit

     (32)
    Aktuelle Rezension von: books09

    Durch den gleichnamigen Film mit Benedict Cumberbatch, welcher mir einigermaßen gefallen hat, wurde ich auf dieses Werk aufmerksam. Ich musste das Buch aber nach etwas über 100 Seiten abgebrochen, weil es mir so gar nicht gefallen hat. Die Geschichte ist sehr verwirrend und es gibt viel zu viele Nebenstränge. Ob es Stephens bester Freund ist, die Begegnung mit seinen Eltern im Pub oder die Politik - bei all diesen Geschichten hat man keinen Überblick mehr. Auf manchen Seiten passiert dann allerdings trotzdem gar nichts, wodurch ich irgendwann gar keine Lust mehr auf dieses Buch hatte. Die Charaktere fand ich leider auch nicht wirklich nachvollziehbar, wodurch ich insgesamt sehr enttäuscht von „Ein Kind zur Zeit“ bin. 

  19. Cover des Buches Saturday (ISBN: 9783257800036)
    Ian McEwan

    Saturday

     (14)
    Aktuelle Rezension von: Gwhynwhyfar
    »Wie er dasteht - gegen die Kälte so immun wie eine Marmorstatue - und zur Charlotte Street hinüberschaut, auf den perspektivisch verkürzten Wirrwarr der Fassaden, die Baugerüste und Pultdächer, findet Henry, dass Städte ein Erfolg sind, ein organisches Meisterwerk - wie um Korallenriffe drängen sich Millionen um die angehäuften, vielschichtigen Errungenschaften der Jahrhunderte, schlafen, arbeiten, vergnügen sich, einträchtig zumeist, und wollen fast alle, dass es funktioniert.«

    London, Sonntagmorgen, 15. Februar 2003, der Neurochirurg und Chefarzt Henry Perowne fällt in der Morgendämmerung in sein Bett, ein ereignisreicher Samstag liegt hinter ihm.

    Henry philosophiert in inneren Monologen über sein Leben und das Leben im Allgemeinen und berichtet von diesem verflixten Tag. Auf der einen Seite ist er ein blasierter Chefarzt, intellektuell, der Oberschicht angehörend, auf der anderen Seite zeigt er sich empathisch. Ihm geht es gut, und er weiß das zu schätzen, glücklich verheiratet mit einer ebenso erfolgreichen Juristin, ein Haus in London, zwei erfolgreiche Kinder. Henry fährt einen silbernen Mercedes 500, ein Arztwagen, wie sein Sohn, Musiker, naserümpfend feststellt. Auf dem Weg zum Squash-Center gerät er in einen Stau, wegen einer Friedensdemonstration gegen Tony Blair, versucht durch eine Gasse das Ganze zu umgehen und kollidiert leicht mit einem roten BMW, es geht um einen Außenspiegel. Henry fühlt sich im Recht, will die Versicherungen austauschen, doch die drei Typen im BMW weisen ihm die Schuld zu, fordern Geld, wollen Henry dazu zwingen, es aus dem Automaten zu ziehen. Der Chefarzt benimmt sich standesgemäß gegenüber dem Pöbel, weigert sich, will die Polizei rufen und ist gerade dabei, sich Schläge von Baxter und seinen Kumpeln einzuhandeln, kann sich im letzten Augenblick durch intellektuelle Überlegenheit aus der Sache herauslavieren. »Wenn man krank ist, empfiehlt es sich nicht, den Schamanen zu beleidigen.« Er trickst sich heraus, spielt sich auf.

    »Noch nie in seinem Leben hat er jemandem ins Gesicht geschlagen, nicht mal als Kind. Und ein Messer hat er bislang immer nur in kontrollierter Bewegung und steriler Umgebung an betäubte Haut angesetzt. Er weiß schlichtweg nicht, wie man sich rücksichtslos benimmt.«

    Weiter geht es zum Squashduell, mit einem befreundeten Anästhesisten, ein Farbiger, Henry ist sein Chef. Fein beschrieben das berufliche Verhältnis zueinander, das Squashspiel als Kampf zwischen zwei Männern, fast ein Krieg, den es zu gewinnen gilt. Psychologisch fein herausgearbeitet ist hier der Kampf der Giganten, die alles geben, nicht auf die Gesundheit achtend, es geht nicht um Sport, sondern alles dreht sich um das eigene Ego.

    Henry besucht danach seine demente Mutter im Pflegeheim und es geht zurück nachhause zum Familienabend. Der wird letztendlich durch den kriminellen Baxter und seine zwei Freunde gestört, die in das Haus eindringen, die Familienmitglieder bedrohen, ein Raubüberfall. Letztendlich hilft auch hier intellektuelle Überlegenheit, die Eindringlinge zu überwältigen. Und ganz zum Schluss wird Henry am späten Abend zu einer Notoperation gerufen, begegnet Baxter das dritte Mal an diesem Tag.

    »Obwohl er seine Denkvorgänge verlangsamen und viele Stunden kostbarer Zeit aufwenden musste, hatte er sich den wechselnden Komplikationen dieser anspruchsvollen Märchen anvertraut. Doch welche Einsichten hielten sie letztlich bereit? Dass Ehebruch zwar verständlich, aber falsch ist, dass es Frauen im neunzehnten Jahrhundert nicht besonders leicht gehabt haben und dass Moskau, die russische Landschaft und die französische Provinz so und nicht anders ausgesehen haben? Diese Bücher waren das Ergebnis eines unerbittlichen, fachkundigen Sammeleifers.«

    Nebenbei erfahren wir eine Menge über die Familienmitglieder, die am Abend zusammenkommen werden. John Grammaticus, der Schwiegervater von Henry hat eine besondere Bedeutung. Er ist ein bekannter Schriftsteller, der den Arzt nie richtig anerkannte. Henry selbst ist nicht ganz glücklich mit der Berufsentscheidung seiner Kinder, die vom Großvater gefördert wurden, aber er ist mächtig stolz auf sie, versucht sie zu verstehen. Sein Sohn hat sich unter Bluesmusikern bereits einen guten Namen machen können, obwohl er noch sehr jung ist. Und die Tochter, die Literatur studiert hat, erhielt gerade den Preis, zu dem es John Grammaticus erst im Alter schaffte, was den ein wenig eifersüchtig macht. Henry liebt seine Tochter Daisy. So recht kann er nichts mit diesen unnützen künstlerischen Büchern anfangen. Aber er liest brav die Bücher, die Daisy ihm in Listen verabreicht, dabei auch solche Schundromane, wie Anna Karenina und Madame Bovary, wie Henry meint.

    Fein gezeichnete Charaktere, herrliche Monologe, eine Geschichte, die auf den Höhepunkt zusteuert, das Drama, im Abgang noch ein Schmankerl, die OP, bei der Henry menschliche Größe beweisen kann. Der Tag ist vorbei:

    »Er schmiegt sich an sie, an ihren seidenen Pyjama, ihren Geruch, ihre Wärme, ihre geliebte Gestalt, zieht sie enger an sich. Blind küsst er ihren Nacken. Das wird es immer geben, ist einer seiner letzten Gedanken. Dann: Es gibt nur dies. Und dann, undeutlich, fallend: Dieser Tag ist vorüber.«
  20. Cover des Buches The Cement Garden (ISBN: 9783150141212)
    Ian McEwan

    The Cement Garden

     (9)
    Aktuelle Rezension von: rkuehne
    Puh, immer diese Rezensionen. Immer soll man meinen, urteilen und im besten Fall auch begründen, warum man eben meint und urteilt. Oft mach ich das auch ganz gern, aber bei „The Cement Garden“ fällt mir einfach keine Meinung ein. Es ist ein kluges Buch, ein gutes Buch, ein krasses Buch. Die Geschichte der vier Geschwister die zunächst Vater und kurz darauf die Mutter verlieren, diese dann mehr oder weniger im Keller einzementieren und nebenbei auf inzestuöse Art und Weise ihre Sexualität entdecken ist keine einfache, sondern wahrlich eine recht tiefe. Ich denke aber , die Tatsache, dass ich mich hier durch die englische Ausgabe gemüht habe, was nicht zu meinen Stärken zählt, hab ich zwar von der Geschichte alles, aber doch nicht alles vom Buch mitbekommen. Vor allem die Sprache und die Melodie des Autors, der seine Sache sicher gut gemacht hat, bleibt auf der Strecke, ist man der fremden Sprache nicht so muttersprachlich mächtig. Das ist wohl auch der Grund für meine Meinungslosigkeit. Trotzdem kann ich die Fremdsprachentexte wirklich weiterempfehlen, die Vokabellisten in den Fußnoten helfen und bilden gleichermaßen weiter, was ja auch immer Sinn und zweck englischsprachiger Literatur ist. Zumindest bei mir.
  21. Cover des Buches Black Dogs (ISBN: 9780099277088)
    Ian McEwan

    Black Dogs

     (5)
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  22. Cover des Buches Schwarze Hunde (ISBN: 9783257603279)
    Ian McEwan

    Schwarze Hunde

     (36)
    Aktuelle Rezension von: Argentumverde

    Jeremy ist fasziniert von den Eltern seiner Ehefrau Jenny, June und Bernard, die, obwohl sie vier gemeinsame Kinder bekommen haben, nicht zusammen lebten. Jeremy beginnt die Biographie der beiden zu schreiben und versucht ihrer Beziehung auf den Grund zu gehen. Da ist einerseits Bernard, der Wissenschaftler und Kopfmensch, der in England lebt und arbeitete, während andererseits June sich ein altes Schäferhaus im Languedoc herrichtet, wo sich auch die Kinder meistens aufhalten. June erzählt auf dem Sterbebett ihre Sicht der Geschichte, Bernard unterrichtet seinen Schwiegersohn bei zahlreichen Treffen und Reisen. Er kommt mit ihrem schwärmerischen Gottesglauben nicht klar; sie kritisiert sein trockenes und intellektuelles Wissenschaftsdenken. Ausgangspunkt der Entzweiung bildet in Junes Augen ein traumatisches Zusammentreffen mit zwei schwarzen Hunden während der Hochzeitsreise, das Bernard nie ernst nahm.

    Dem Autor gelingt es ganz hervorragend den Widerstreit von Vernunft und Glauben, Stereotyp männlich und weiblich herauszuarbeiten. Zwei Erinnerungen die objektiv auf ein Ereignis zusammenzuführen wären, bleiben subjektiv zwei völlig unüberbrückbare unterschiedliche Erlebnisse. McEwan treibt die Streitereien einer langlebigen Ehe auf die Spitze, bedient charakteristische Stereotype, zeigt menschliches Versagen, dass trotz aller unverbrüchlicher Unterschiede nicht zu einer vollständigen Trennung führt. Egal wie weit sie räumlich voneinander getrennt lebten, den anderen nicht verstanden, ja sogar auf ihn schimpften, so blieb das Band zwischen Ihnen immer bestehen. Neben diesem intensiven zwischenmenschlichen Disput, der weit in den Vordergrund rückt, geht das eigentliche Kapitel um die schwarzen Hunde, die Bedrohung, die verschwunden zu sein scheint, aber überraschend jederzeit wieder auftauchen könnte, fast ein wenig unter. Dabei war McEwan das Gleichnis zum Bösen, dass jederzeit Auftauchen kann, im Schatten der Nazizeit ein deutliches Anliegen. Gerade gerückt wird es für den Leser erst im Nachdenken über das Gelesene, wenn deutlich wird, dass dieses Treffen auf die schwarzen Hunde letztlich der Trigger für die Trennung von June und Bernard wurde.

    Mein Fazit: Wenn auch nicht das beste Buch des Autors, so muss man meine Kritik wohl eher als "jammern auf hohem Niveau" bezeichnen, wie eine andere Leserin so treffend sagte. Der Schreibstil des Autors bleibt wortgewandt und mit schlawandlerischer Sicherheit trifft er Stereotype, beleuchtet und dreht sie, ohne dass es abgedroschen oder unangenehm wird. Also bleibt es definitiv ein gutes Buch, nur mir gefallen andere Bücher des Autors einfach besser.




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