Bücher mit dem Tag "identitätsfindung"
86 Bücher
- John Strelecky
Das Café am Rande der Welt
(1.243)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerIch hatte mir von diesem Buch eine inspirierende Geschichte erhofft, wurde aber leider enttäuscht. Das Café am Rande der Welt wirkt wie eine überlange Anekdote, vollgepackt mit plakativen Lebensweisheiten, die weder tiefgründig noch besonders originell sind. Die Figuren bleiben blass und scheinen nur dazu da zu sein, die pseudophilosophischen Fragen des Autors zu transportieren.
Anstatt zum Nachdenken anzuregen, fühlte ich mich eher belehrt – fast wie in einem schlecht geschriebenen Ratgeber im Gewand einer Erzählung. Der Erzählstil ist einfach, was nicht per se schlecht ist, aber hier wirkt er oberflächlich und fast schon naiv. Wer wirklich existenzielle Fragen durchdenken möchte, findet in anspruchsvollerer Literatur oder echten Sachbüchern deutlich mehr Substanz.
Für mich war das Buch leider eine Enttäuschung und hat den Hype in keiner Weise gerechtfertigt.
Fazit: Mehr Kalenderspruch als Lebenshilfe – kein Buch, das ich weiterempfehlen würde.
- Tanja Langer
Der Himmel ist ein Taschenspieler
(26)Aktuelle Rezension von: Lilith79"Der Himmel ist ein Taschenspieler" wird aus Sicht des 32-jährigen Mahboob (oder Martin, wie sein in Deutschland angenommener "zweiter" Vorname lautet) erzählt. Er floh im Alter von 8 Jahren zusammen mit seiner Mutter aus Afghanistan, der Vater und seine ältere Schwester hätten eigentlich nachkommen sollen, aber stattdessen wurde die Schwester erschossen und vom Vater hörten die beiden nichts mehr... Mahboob hat diese Geschehnisse seiner Kindheit weitgehend verdrängt, er integrierte sich (fast über-) motiviert in Deutschland, studierte Mathematik und steht kurz vor seinem Diplom als er einen Brief von seinem Vater aus Afghanistan erhält, der ihn bittet ihn zu besuchen.
Mit diesem Besuch startet der Roman, Mahboob reist nach Afghanistan und soll abgesehen von dem Besuch bei seinem Vater beim Wiederaufbau einer zerstörten Schule helfen. Das Buch erzählt in mehreren Abschnitten von Mahboobs Rückkehr nach Afghanistan aber auch in Rückblenden aus seiner Kindheit und aus dem Leben seiner Familie. Es handelt sich dabei nicht um eine lineare Erzählung mit einer klaren Handlung, das Buch springt viel zwischen verschiedenen Themen und Mahboobs Gedanken hin- und her. Es geht um seine Identitätssuche, er fühlt sich in Deutschland zu "afghanisch", in Afghanistan nervt ihn die dortige Mentalität und er fühlt sich zu "deutsch". Das Buch ist bei aller Beschäftigung mit politischen Themen und mit Mahboobs Identitätssuche aber für mich vor allem ein Familienroman, der sich damit beschäftigt, wie eine Familie durch Schicksalsschläge, aber auch durch Missverständnisse und Sturheit zerbrochen ist.
Mahboob ist dabei ein sehr interessanter Charakter, er ist kein typischer "Held", er ist erstmal keiner der anpackt und die Dinge in die Hand nimmt, er ist unsicher, für einen 32-jährigen wirkte er auch mich oftmals sehr unreif, er erwartet viel von anderen, ist aber selber auch gar nicht so stark wie er gerne wäre, sondern von Selbstzweifeln geplagt und seinen Eltern gegenüber ist er oft sehr ungeduldig (manchmal sogar unfair). Er lässt sich oft treiben, versucht Dinge zu verändern, scheitert, ist frustriert, für mich war er ein sehr authentischer Charakter, wenn auch gar nicht mal immer sympathisch.
Das Buch hat mir insgesamt sehr gut gefallen, wenn es auch manchmal etwas sehr sprunghaft daher kommt. Gerne hätte ich auch etwas mehr Hintergrundwissen über die Geschichte Afghanistans gehabt, damit ich die politischen Ereignisse etwas besser einordnen kann, aber dass die mir fehlen, liegt natürlich nicht am Buch, sondern an mir. Etwas merkwürdig fand ich, dass das Buch zu 95% in der Ich-Perspektive erzählt ist, aber zwischendrin immer kleine Abschnitte sind, in denen von Mahboob in der 3. Person gesprochen wird. Das ist zwar wohl ein absichtliches Stilmittel, aber es gab doch immer einen kleinen Bruch.
- Teri Terry
Zersplittert
(970)Aktuelle Rezension von: Stoeckchens_buecherweltMit Zersplittert hat die Autorin noch einmal richtig Spannung vor dem finalen Teil aufgebaut. Während uns Band 1 „Gelöscht“ in eine Welt eingeführt hat, in der jugendliche Straftäter*innen geslated wurden und ihre Persönlichkeit ausgelöscht wird, um somit eine zweite Chance in der Gesellschaft zu bekommen, lernen wir Rain aka. Lucy kennen. Wobei wir sie bereits in Band eins als Kayla kennengelernt haben. Kayla, die so stark traumatisiert wurde, dass sie eine multiple Persönlichkeitsstörung hat.
Kayla, die sich momentan nicht selbst kennt, aber auch nicht weiß, wem sie trauen kann. Die Autorin führt hierbei einige neue Charaktere ein und verändert Konstellationen und das war’s, wir glauben zu wissen, um einfach nur noch mehr Unsicherheit zu streuen. Jeder neue Charakter, jede veränderte Persönlichkeit, jede veränderte Konstellation kann eine potentielle Gefahr sein. Wem kann Kayla nun noch trauen? Nico? Toni? Ihrer Mutter? Ihr Vater? Amy? Wer steckt alles mit den Lordern zusammen und wer steht hinter ihr? Wer hilft ihr, die Wahrheit herauszufinden und für diese zu kämpfen… ? So viele Fragen, während Kayla nicht mal mehr weiß, wer sie selbst wirklich ist. Wer sagt die Wahrheit und wer lügt.
Nicht nur indem die Autorin selbst die Unsicherheit der Leser*innen stützt und man nicht weiß wer ist gut und wer ist böse und wer ist Kayla und was hat sie in den letzten Jahren erlebt, sondern auch durch ihren Schreibstil schafft sie es konstant die Spannung in dem Buch aufrecht zu erhalten und diese für Kapitel zu Kapitel zu steigern. Und dabei lässt sie durch kleine Flashbacks immer mehr eine neue Gefühlswelt zu Lucy und ihrer Vergangenheit aufbauen während dann gegen Ende des Buches einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird.
Die Autorin unterstreicht Kaylas Verzweiflung, Ängste und Ungewissheit mit ihrem Schreibstil so anschaulich.
- J. D. Salinger
The Catcher in the Rye
(468)Aktuelle Rezension von: misspider"So crumby it killed me" would be me one-line-description of the book. Except for the last couple pages it was such a boring book and the writing was so repetitive and unoriginal that I had a hard time not falling asleep while reading. I was always curious to know what the fuzz is all about with this book, but I never expected something like this. Holdens constant babbling and whining was enervating, and ever time he described a situation with the words "it killed me" I really wished it already would - and thus end this miserable reading experience for me. At least I learned a new english word: crumby, though I doubt I will ever actively use it outside of this review.
- Jodi Picoult
Beim Leben meiner Schwester
(1.890)Aktuelle Rezension von: dadaeliDieses Buch ist einfach ein moderner Klassiker.
Behandelt werden ethische Grundfragen und vor allem wie diese und auch Krankheit selbst eine Familie und all ihre Individuen verändert.
Ohne zu viel zu verraten, aber ich habe Rotz und Wasser geheult... denn das Ende ist einfach so unfair und kommt um Längen nicht an den Film heran
- John Strelecky
Wiedersehen im Café am Rande der Welt
(259)Aktuelle Rezension von: michellebetweenbooksJohn war früher ein gestresster Manager, lebt heute aber ein glückliches und ausgeglichenes Leben. Bei einer Radtour auf Hawaii erinnert er sich an einen Tag vor zehn Jahren, der sein Leben verändert hat. Damals stieß er zufällig auf das Café am Rande der Welt. Auch wenn er sich nun Tausende Kilometer entfernt befindet, sieht er das Café plötzlich wieder vor sich. Dort trifft er auf Jessica, die unzufrieden mit ihrem Leben ist. Sie lebt nach den Erwartungen anderer und hat ihre eigenen Ziele und Wünsche aus den Augen verloren. John wird ihr Mentor und hilft ihr, den Sinn ihres Lebens wiederzufinden. In ihren Gesprächen entdeckt der Leser, wie man dem Alltag entkommt und den eigenen Lebenssinn wieder entdeckt.
Der zweite Band der Café am Rande der Welt Reihe, konnte mich genauso überzeugen, wie den ersten und vierten Band der Reihe, die ich bereits gelesen habe. Ich freue mich jetzt wahnsinnig auf den dritten Band der Reihe!
In ,,Wiedersehen im Café am Rande der Welt“ geht es um John, der sich zu Beginn des Buches in einer Lebenskrise befindet. Im Café trifft er auf die weise Besitzerin, die ihm mit einfachen Fragen hilft, über den Sinn seines Lebens nachzudenken. Dort lernt er auch Mike kennen, einen erfahrenen Reisenden, der ihm durch seine Geschichten neue Perspektiven zeigt. Außerdem trifft er Jessica, die ebenfalls unzufrieden mit ihrem Leben ist. Durch ihre Gespräche mit John erkennt sie, was ihr wirklich wichtig ist. Zusammen helfen diese Charaktere John, seinen Lebensweg zu finden und sich selbst besser zu verstehen.
In diesen Buch gibt es auch hin und wieder Zeichnungen, die ich wirklich sehr schön fand. Die Zeichnungen sind von John Strelecky einfach und klar. Sie ergänzen die Geschichte und schaffen eine ruhige Stimmung. Die Illustrationen sind meist kunterbunt und zeigen symbolische Dinge, die die Themen des Buches verstärken, wie das Café oder Landschaften. Sie sind schlicht gehalten und helfen, die Gedanken im Text besser zu verstehen.
Der Schreibstil von John Strelecky war für mich nicht neu, da ich bereits einige Bücher des Autorin gelesen habe. Dennoch konnte er mich erneut mit seiner Schreibweise überzeugen. John Strelecky schreibt auf eine klare und einfache Weise. Seine Sprache ist leicht verständlich und regt zum Nachdenken an. Die Gespräche zwischen den Charakteren machen es leicht, die Botschaften zu verstehen, und ziehen den Leser emotional in die Geschichte. Auch der Lesefluss wurde hierbei in keiner Weise gestört, sondern durch den tollen Schreibstil positiv unterstützt!
,,Wiedersehen im Café am Rande der Welt“ von John Strelecky ist eine nachdenkliche und inspirierende Geschichte, die wichtige Fragen zum Leben aufgreift. Der Autor erklärt auf einfache und einfühlsame Weise Themen wie Lebenssinn und Selbstfindung. Die ruhige Erzählweise und die Gespräche zwischen den Figuren machen das Buch angenehm zu lesen und regen zum Nachdenken an. Es erinnert uns daran, innezuhalten und über unsere eigenen Ziele im Leben nachzudenken. Ich kann euch dieses Buch und die anderen Bücher der Café am Rande der Welt Reihe nur ans Herz legen!
- Sebastian Faulks
Der große Wahn
(14)Aktuelle Rezension von: abetterwayInhalt:
"Seit jeher hat er anderen auf die Sprünge geholfen, doch selten sich selbst. Alles ändert sich, als eine rätselhafte Einladung den Londoner Psychiater Robert Hendricks auf eine felsige Insel vor der französischen Mittelmeerküste
führt – und damit zugleich in das bisher unerforschte Terrain seiner Erinnerung: an seine vaterlose Kindheit in England, an Verletzungen aus den Kriegsjahren, vor allem aber an seine einzige große Liebe, die Italienerin »L«.
Sie wurden ein Paar, das der Krieg zusammenführte und auseinanderriss.
Wird Hendricks nun, ein halbes Leben später, den Mut aufbringen, sie wiederzusehen?
Meisterhaft verknüpft Sebastian Faulks die Geschichte eines Mannes, der sich erst durch die Erinnerung mit seinem Leben aussöhnen kann, mit einer
beeindruckenden Bestandsaufnahme des 20. Jahrhunderts."
Meinung:
Ich fand das Buch sehr schwierig zu lesen, da es Anfangs sehr schwer war... die ganze Situation war wirklich sehr erdrückend...
Der Schreibstil wurde aber immer besser und besser. Es wurde leichter und besser verständlich.
Die Verknüpfung zwischen den Geschichten sind sehr schön gelungen.
Alles in allem ein sehr anspruchsvolles Buch bei welchem man mit voller Konzentration dabei sein muss.
Fazit:
Ein sehr schwieriges Buch!
- Jeffrey Eugenides
Middlesex
(515)Aktuelle Rezension von: YpsFamilienjuwelen sind das unerwartete Erbe, das Cal fragen lässt, ob sie Frau, Mann oder Zwitter ist. Es beginnt ein sexueller Orientierungslauf, bei dem der Kompass sich munter dreht. Rückblickend erzählt von einem griechisch-stämmigen Berliner, der über seine Eltern in den USA und seine Großeltern in der Türkei seine Familiengeschichte zu einem Drama epischen Ausmaßes entfaltet, bei dem man nie sicher ist, ob es Tragödie oder Komödie ist. Ist das Buch wegen des Themas automatisch selbst irgendwie exotisch, gewagt, unkonventionell? Eigentlich nicht. In geradezu musterschülerhafter Weise verwebt der Autor Motive antiker Klassiker mit Themen der Gegenwart. Der Raub der Helena aus der Ilias wird zum Raub des Mädchens aus der ihr zugeschriebenen Geschlechterrolle. „Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders.“ Ovids Metamorphosen werden zu Genmutationen und Angleichungsoperationen. "Alles wandelt sich, nichts vergeht." Was sich jahrhundertelang von nicht-griechischen Europäern angeeignet worden ist, holt Eugenides dorthin zurück, wo es hingehört. Es macht schon einen Unterschied, ob deutsche oder englische Intellektuelle von den alten Griechen ihrer Lehrbücher schwärmen oder ob ein Schriftsteller aus der Geschichte und Mythologie seines eigenen Volks erzählt. Für deutsche Leser stellt sich die Frage, wie deutsch dieses Buch eigentlich ist. Immerhin ist Deutschland die Wahlheimat des Autors wie der Hauptfigur. Ist diese Geschichte aus fremden Zeiten und Welten am Ende nicht auch ein moderner Heimatroman des heutigen Berlin, als fragile Einheit aus zwei entgegengesetzten Teilen? Und ließ nicht schon Goethe seinen Faust Helena heiraten um die Entstehung der Klassik aus deutscher und griechischer Tradition zu symbolisieren? Nun, Middlesex ist ein moderner Klassiker geworden.
- Sally Rooney
Normale Menschen
(254)Aktuelle Rezension von: SabrysbluntbooksNaja... Es hat mega gut gestartet, man begleitet zwei junge Menschen die zueinander finden und dann in eine on-Off-Beziehung kommen, es vergehen immer wieder Monate oder Jahre zwischen den Momenten die sie miteinander verbringen.
Es war vom psychologischen was mit ihnen geschieht und wie sich das auf ihre Beziehung auswirkt spannend, aber ab der hälfte haben sich die beiden nur noch im Kreis gedreht und ich habe das Ende kaum abwarten können, als dieses Ende dann kam war ich wütend und hätte die Autorin wohl geboxt wenn es möglich gewesen wäre, wie konnte sie nur...
es war ein geliehenes Buch und mein erstes von der Autorin und ich werde vermutlich auch keins ihrer anderen lesen
- Michel Bussi
Das Mädchen mit den blauen Augen
(207)Aktuelle Rezension von: TheCoonIm Jahr 1980 stürzt ein Flugzeug über Frankreich ab und alle Passagiere bis auf ein dreimonatiges Baby sterben. Doch an Bord waren zwei Babys in diesem Alter. Um wen handelt es sich also? In einer Zeit, in der DNA Tests noch nicht an der Tagesordnung sind, stellt diese Tatsache die Hinterbliebenen vor ein großes Problem und ein Streit um das Sorgerecht des Kindes bricht los. Ein Detektiv wird engagiert, der Licht ins Dunkle bringen soll. Zum 18. Geburtstag des Mädchens will er ihr seine Ergebnisse präsentieren.
Ein Fall voller Rätsel, Fragen und verdrehter Tatsachen. Denn die Familien beider Babys wollen daran glauben, dass ausgerechnet ihr Schützling überlebt hat. Während der Spurensuche bekleckert sich niemand mit Ruhm, jeder wird zur Schachfigur. Das Mädchen wächst währenddessen mit dem Zweifel an ihrer eigenen Identität auf, was ihr Leben logischerweise bestimmt und schwierig gestaltet.
Obwohl die Ängste und Konflikte der Protagonisten ausführlich beschrieben werden, fehlt es mir doch an Tiefe und Charakter. Die Verteilung, wer nun der Böse und wer der Gute ist, ist offensichtlich und nicht sehr einfallsreich gestaltet.
Wie man es sich von Thrillern erhofft, kommt es zu Wendungen und Enthüllungen, die gleichermaßen spannend und unvorhersehbar sind. Bis zum Schluss ist man hin- und hergerissen um welches der beiden Mädchen es sich nun handeln soll. Der flüssige Schreibstil trägt außerdem dazu bei, dass Seite für Seite dahinfließt bis man plötzlich des Rätsel Lösung gegenübersteht.
- Robert Musil
Die Verwirrungen des Zöglings Törleß
(287)Aktuelle Rezension von: hufflepup_kafka„Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ von Rubert Musil aus dem Anaconda Verlag zeichnet sich durch eine düstere und intellektuell anspruchsvolle Atmosphäre aus. Törleß erkundet moralische und militärische Themen im Kontext einer Eliteschule und behandelt die dunklen Seiten der menschlichen Psyche. Musils Erstlingswerk könnte man demnach dem Dark Academia Genre zuordnen und es handelt sich hierbei um einen klassischen Entwicklungsroman aus dem Jahre 1906.
Törleß, zunächst motiviert und voller Tatendrang, wird mit der Zeit von Heimweh und Einsamkeit geplagt. Trost sucht er in den Briefen an und von seinen Eltern, doch dieser Trost weicht einer Depression aus Leere und Langeweile sozusagen, die er mit seinen neuen „Freunden“ Reiting und Beineberg zu kompensieren versucht. Als die drei Jungen ihren Mitschüler Basini als Dieb entlarven, der aus Geldnot seine Klassenkamerad*innen bestiehlt, sehen sie von einer Anzeige bei der Schulleitung ab und sehen stattdessen in ihm ein Ventil für ein Machtspiel aus Gewalt, Selbstjustiz und Bestrafung.
Während Beineberg und Reiting Basini vor allem körperlich wie sexuell misshandeln, beteiligt sich Törleß selbst am Machtspiel aber eigentlich nur wenig und ist viel mehr der in sich gekehrte Beobachter, in dem homoerotische Neigungen wach werden. Von dieser plötzlichen auftretenden sexuellen Begierde beschämt, flüchtet er sich zuerst in die Natur- und Geisteswissenschaften wie Mathematik, Philosophie und Psychologie, und als er darin keine Lösung findet, in das Spirituelle und Esoterische.
Bei diesem Übergang begibt sich Törleß zwischen Identitätssuche und Internatleben und verliert sich dabei in pseudo-poetischen Gedanken, die für mich als Leser einfach nur wirr und zäh waren. Einzig vom allgemein anspruchsvollen Schreibstil und zum Teil auch von den Dialogen war ich etwas angetan. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck, dass ich es hier mit pubertierenden Heranwachsenden zu tun habe, sondern mit Akademikern im ermüdenden, sich im Kreis drehenden und nimmer endenden Diskurs.
Alles in allem ist die Geschichte und die Figur um Törleß ein Konstrukt aus Egozentrik und Voyeurismus, mit dem ich einfach nicht warm wurde und von dem ich auch Klassiker liebenden und lesenden abrate. 2 von 5 Sternen. - Benedict Wells
Fast genial
(449)Aktuelle Rezension von: MitterwallnerNach Überwinden des etwas schwerfälligen Anfangs, nahm die Geschichte deutlich an Fahrt und Spritzigkeit auf. Bis zum letzten Satz habe ich es dann verschlungen, gespannt, wie es ausgeht. Der finale Höhepunkt wird von einer mir unbekannten Vergötterung des Roulette-Spieltriebes genährt, der das Auf und Ab des Lebens der Hauptfigur symbolisieren sollte.
- Teri Terry
Bezwungen
(759)Aktuelle Rezension von: Stoeckchens_buecherweltDer letzte Band der Gelöscht-Trilogie fing gut geschrieben, jedoch ereignislos an. Kayla fing ihr neues Leben an. Ein Leben, in dem sie ihre Mutter kennenlernen wollte. Ein Leben, in dem sie herausfinden wollte, wer sie ist. Ein Band der gemütlich anfängt und wie aus dem Leben einer Jugendlichen zu sein scheint. Wir begleiten Kayla durch ihr jetziges Leben. Doch immer mehr Erinnerungen stoßen an das Tageslicht. Sie findet immer mehr Zugänge zu Lucy und weiß. Immer noch nicht, wem sie glauben soll. So sehr hofft und fiebert man mit diesem Charakter mit, dass sie endlich ihren Frieden finden mögen. Da sie endlich Antwort auf die Fragen bekommen würde und einfach Leben darf.
Doch Kayla ist verwirrter als vorher und weiß noch weniger, wer sie ist oder war. An ihrer alten Schule entdeckt sie Bilder, die sie gezeichnet hat, lernt Lehrer*innen kennen, die sie unterrichtet haben und scheinbar jeder kennt die Geschichte von Stella und ihrer Tochter.
Doch bereits gegen Mitte des Buches gingen die bauschen sich die Ereignisse auf.
Ich hätte mir einen größeren Anteil von Nico in dem Buch gewünscht. Der Showdown war mir doch etwas nebensächlich und zu kurz während er den Hauptteil des zweiten Buches ausmachte.
Und auch, wenn es nicht das Happy End ist, dass sich vielleicht die ein oder andere Person für Ben und Kayla gewünscht hätte, so ist es definitiv das Happy End, das man sich nur für Kayla gewünscht hätte. Und während keines der drei Bücher mich emotional aufgewühlt hat, schaffte es der letzte Satz des Buches, alle Dämme zu sprengen. Das Ende des Buches war spannend, überraschend und emotional.
Ich fand es mutig und genial, von der Autorin Kayla nicht wieder mit Ben weiterziehen zu lassen, sondern sich beide in der Zeit weiterentwickeln zu lassen und andere Wege zu gehen. Auch, dass die Dinge, die zwischen ihnen vorgefallen sind, nicht einfach vergessen werden können. Es wäre einfach unpassend gewesen, die beiden wieder zusammenzufügen. Wie ein erzwungenes Happy End. Daher ein unglaublich starkes Ende für diese Trilogie.
Die Autorin hat mit dieser Buchreihe eine Welt geschaffen, mit einem System, vor dem alle Menschen die Augen verschließen. Ein System, das einen ohnmächtig und hilflos werden lässt. Ein System, das Wüten macht und verzweifeln lässt. Die Idee des Buches ist etwas erfrischend neues und eine wirklich starke Reihe. Meiner Meinung nach war Band zwei jedoch der stärkste Band der Reihe.
- Alice Oseman
Loveless (deutsche Ausgabe)
(176)Aktuelle Rezension von: Applesreading"Loveless" von Alice Oseman ist ein berührender Roman über Identität, Selbstfindung und die vielen Facetten der Liebe jenseits klassischer Romanzen. Die Protagonistin Georgia hat noch nie romantische Anziehung verspürt, was sie dazu bringt, ihr Verständnis von Liebe und ihre eigene Identität in Frage zu stellen.
Als sie gemeinsam mit ihren besten Freunden Pip und Jason die Universität beginnt, ist Georgia fest entschlossen, die Liebe zu finden, da sie glaubt, dass es ein wichtiger Teil des Erwachsenwerdens ist. Doch während sie sich in ihrem neuen Leben zurechtfindet – von der Teilnahme an der Shakespeare-Gesellschaft bis hin zur Freundschaft mit ihrer aufgeschlossenen Mitbewohnerin – stößt sie auf unerwartete Schwierigkeiten. Ihre Versuche, eine Romanze zu erleben, belasten ihre Freundschaften und führen zu einer tiefen Selbstreflexion.
"Loveless" behandelt die Themen Asexualität und Aromantik mit Feingefühl und Tiefe. Oseman erzählt Georgias Reise mit Humor und Ernsthaftigkeit und zeigt, dass Liebe in vielen Formen existiert. Der Roman fordert die traditionellen Vorstellungen von romantischer Erfüllung heraus und hebt die Bedeutung von platonischer Liebe und Selbstliebe hervor.
Mit "Loveless" hat Alice Oseman einen klugen, warmherzigen und witzigen Roman geschaffen, der die Vielfalt der Liebe feiert und die Leser*innen dazu einlädt, die Wichtigkeit der Selbstakzeptanz zu erkennen. Ein absolutes Highlight in der zeitgenössischen Jugendliteratur.
- Birgit Gassmann
Vertauschte Leben
(28)Aktuelle Rezension von: eskimo81Eine folgenschwere Verwechslung
Gabi und Gerd Bender sind stolz. Sie sind Eltern eines 17-jährigen Sohnes, der ein begabter und begnadeter Pianist ist, fantastische Schulnoten nach Hause bringt - schlicht ein Traumjunge.
Mona und Rolf Liegers hatten weniger Glück. Ihr Sohn David ist seit einer Hirnhautentzündung schwer behindert und wird nie ein selbständiges Leben führen können. Trotz allem lieben sie ihren Sohn bedingungslos.
Als nach einem Unfall herausgefunden wird, dass Tim und David vertauscht worden sind, steht die Welt der Familien Kopf. Wie kann man mit einer solch unfassbaren Situation umgehen?
"Alles Ansichtssache, alles gleich richtig oder gleich falsch" - Seite 10
Du kannst nicht Gott in allem ignorieren, und plötzlich, wenn du einen Schuldigen suchst, ihn in den Mittelpunkt stellen. Entweder er ist der Mittelpunkt in deinem Leben, dann kannst du ihn nach allem Guten und Schlechten befragen. Oder du ignorierst ihn, dann musst du ihn konsequenterweise auch im Schlechten ignorieren - Seite 157
Wertvoll ist, wer geliebt wird
Liebe macht immer reicher
Ein bewegendes Buch. Obwohl ich öfters den Drang hatte, das Buch an die Wand zu pfeffern. Nicht weil es so Grotten schlecht gewesen wäre, nein, weil ich mit der Ansicht, dem Lebensstil von Gerd Bender nicht klar kam. Die Autorin schafft es einfach, zwischen den Zeilen zu schreiben, ihre Botschaft, die Liebe, geliebt zu werden nicht nur mit den Worten im Buch sondern eben auch zwischen den Zeilen, im Zusammenhang zu übermitteln. Es ist einfach fantastisch, wie sie das geschafft hat. Aber trotz allem war ich wütend, sauer, geschockt - des Öfteren hätte ich den Herrn Gerd Bender gerne geohrfeigt. Ein Vater mit einer solchen Denkweise? Spannend wäre gewesen, wenn man erfahren hätte, wie Birgit Gassmann auf dieses Thema kam. Vielleicht hätte man dann auch mehr Verständnis zeigen können. Aber macht euch selber ein Bild der Familien!
Mich hat das Buch tief im Herzen berührt. Ein "normaler" Junge und ein Behinderter. Der Umgang, die Liebe, die Wertschätzung, einfach alles, alles hat seinen "Auftritt" gefeiert. Vieles wurde thematisiert. Vor allem aber zeigt es sehr deutlich auf, wie wichtig die Liebe ist - Liebe macht immer reicher! und wertvoll ist, wer geliebt wird. Egal ob man normal ist, oder behindert - ist man deswegen weniger wert? Oder anders gefragt, was ist normal?
Erschütternd ist nebst dem Schicksal von Davids Hirnhautentzündung auch die Tatsache, dass zwei Babys im Krankenhaus vertauscht werden konnten. Wie kann man in einer solchen Situation damit umgehen? Was ist richtig?
Ein Schreibstil, der berührt, Tränen, Wut und Verzweiflung hinterlässt. Der einen nachdenklich macht - der einfach nur einen bleibenden Eindruck zurücklässt.
Das Buch verknüpft sehr viele Fragen auch mit dem Glauben. Sicherlich tritt dann auch die Frage auf, weshalb lässt Gott ein solches Leiden zu? Umso mehr öffnet es die Augen, treibt Tränen in die Augen, wenn man liest, wie herzlich die Familie Liegers mit David umgehen...
Viele Fragen - wenige Antworten - denn am Schluss muss man sich selber überlegen, wie man in seinem Leben mit einem solchen Schicksal umgehen würde - was ist richtig? Vielleicht überlegt man sich auch, in Zukunft Behinderte nicht mehr als "aussätzige" anzusehen sondern als das, was auch sie sind - MENSCHEN.
Fazit. Ein beeindruckendes Buch. Ein berührender Schreibstil, viele Lebensfragen, die Liebe, die Wertschätzung, wichtige und grundsätzliche Themen. Und nicht zuletzt die Frage der Fragen: Was ist normal? Welches Leben, welche Art des Lebens, was ist die Normalität?
- Jan-Philipp Sendker
Das Herzenhören
(465)Aktuelle Rezension von: rose7474Diesen älteren Roman fand ich schon öfter im Bücherschrank und las immer mal kurz rein um das Buch immer wieder wegzulegen. Der Anfang war etwas gewöhnungsbedürftig.
Doch dieses Mal blieb ich dran und wurde mit einer wunderschönen Geschichte belohnt, die mich so sehr berührt hat, dass ich am Ende ein paar Tränen vergossen habe.
Der Schreibstil war wunderbar poetisch und philosophisch. Etwas ganz besonderes und ich konnte tief ins Birma eintauchen.
Ein wirklich besonderer Roman und ein Lesehighlight für mich. Die Geschichte wird mir stets in Erinnerung bleiben. Daher vergebe ich wohlverdiente 5 Sterne.
Von dem Autoren werde ich natürlich noch mehr lesen besonders die anderen Teile der Birmatrilogie. Freue mich sehr darauf diesen tollen Autoren für mich entdeckt zu haben.
- Zeruya Shalev
Mann und Frau
(109)Aktuelle Rezension von: AngiBinzDie Beziehungsromane von Zeruya Shalev sind wohl auch deshalb so brillant, weil sie so düster und wahr sind. "Mann und Frau" ist nichts für Leute, denen der Sinn nach guten Gefühlen und Happy Ends steht. Dafür durchaus was für an tieferen psychologischen Auseinandersetzungen und sehr realistischen Geschichten interessierten Leser. - Diane Setterfield
Die dreizehnte Geschichte
(303)Aktuelle Rezension von: FrieZwei Frauen und eine spannende Geschichte mit einigen Fragezeichen über Zwillinge und das besondereBandzwischen ihnen. Vida Winter, Englands berühmte Schriftstellerin, beauftragt Margaret Lea, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Da spielen mehrere Generationen eine Rolle und geht es ein bisschen zu wie bei DuMauriers Rebekka. Der Familiensitz der Angelfields ist Schauplatz der Geschichte und wird in deren Verlauf dem gleichen Verfall unterliegen, wie die Familie. Winter, die bisher immer ihre Geschichte mit blühender Phantasie 'entworfen' hatte, verspricht, die Wahrheit zu erzählen. Aber tut sie das?
Margaret Lea nähert sich beim Zuhören und Notizen machen ihrer eigenen Geschichte an. Wie bei Winter spielt ein zentraler Verlust eine große Rolle. Ist Heilung möglich?
Setterfield hat einen düsteren Roman über zwei dysfunktionale Familien geschrieben. Bei Winter sind die Familienmitglieder noch ein paar Zacken mehr neben der Spur. Trotzdem, ich habe den Protagonisten ihre Rolle abgenommen. Die Kapitel sind nicht alle gleich stark, aber über alles war ich gefesselt und habe es schnell gelesen. Dieses Buch werde ich rgendwann wieder lesen müssen, da ich das Gefühl habe, dass mir zwischen den Zeilen etwas entgangen ist.
Ich fühlte mich gut unterhalten und gebe 4 Sterne. - Rebecca Lim
Mercy - Gefangen
(249)Aktuelle Rezension von: Blutmaedchen"Gefangen" ist das erste Buch der Mercy-Reihe von Rebecca Lim, von der ich zuvor noch nie gehört, geschweigedenn etwas gelesen habe. 254 Seiten erzählen eine Geschichte über ein Mädchen, dass keine Erinnerung an ihr eigenes Leben, geschweigedenn an ihren Namen hat. Sie erwacht in einem völlig anderen Körper ohne zu wissen was sie tun muss und wohin ihr Weg führen wird...
Zu Beginn möchte ich die Aufmachung dieses Buches loben, dass mir sehr gut gefällt. Auch der Buchtitel ist treffend gewählt, denn genau das ist die Hauptprotagonistin Mercy: Gefangen. In einem anderen Körper. In einem anderen Leben. Ohne Erinnerungen. Ohne Zukunft.
Souljacking heißt das, was ihr immer wieder ungeahnt wiederfährt. Plötzlich ist sie da, muss ein unbekanntes Ziel verfolgen und verschwindet wieder...
Als sie im Körper der Schülerin Carmen aufwacht, die an einem Austauschprojekt für Chorknaben teilnimmt, ist sie zunächst verwirrt. Sie kann Empfindungen und Erinnerungen von Menschen durch eine bloße Berührung spüren und im dunkeln sehen wie eine Katze. Ihre Austauschfamilie hat ein schlimmes Schicksal erlitten. Ihre Tochter Lauren wurde vor zwei Jahren entführt. Nur ihr Bruder Ryan glaubt daran, dass seine Schwester noch lebt.
Hin und hergerissen, muss Mercy sich entscheiden: Hilft sie Ryan bei der Suche nach seiner Schwester, oder ist Carmen das Zielobjekt, der geholfen werden muss?
Doch dann verliebt sie sich in Ryan und scheint genau die richtige Entscheidung getroffen zu haben, denn es verschwindet wieder ein Mädchen...
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mit diesem Buch große Schwierigkeiten hatte. Urplötzlich war ich in einer Geschichte drin, die schwer verständlich war, weil die Ich-Erzählerin selbst nicht wusste wer sie war. Nur ungefähr erahnte ich worum es geht, aber auch über die weiteren Strecken war es eher mühselig alles zu verstehen, da wenig Hintergrundinformationen erklärt, und vollendete Tatsachen einfach in den Raum gestellt wurden.
Rebecca Lim hat einen nicht ganz flüssigen Erzählstil und ich meinte auch ein paar holprige Sprünge in der Erzählung gemerkt zu haben.
Auf dem Buchcover heißt es "Mercy - Ist Liebe ewig?" und ich muss sagen, dass mich nichts mehr verwirrt hat, wie dieser Satz. Zwar merkt man, dass sie sich verliebt, aber da sie von ihrem Leihkörper immer in der Carmen-Form gesprochen hat, hatte es etwas komisches.
Überhaupt schien Mercy keinen genauen Zugang zu den Erinnerungen und Gefühlen ihres Leihkörpers zu haben. Nur ein Tagebuch konnte ihr helfen, was irgendwie abstrus war.
Mercy ist der Name, den sie sich selbst gab und ich finde schon, dass er zu ihr passt.Fazit:
"Gefangen" war ein befremdliches Leseerlebnis, denn so ganz wusste ich nie was Mercy antreibt und was eher Carmen ist. Auch fehlten die Hintergrundinfos. Man war in einer Szene und muss diese dann einfach schlucken, ohne zu verstehen, warum es genau dazu kommt.
Beispielsweise wird ein Feuer als Ablenkung gelegt und im weiteren Verlauf wird es gar nicht mehr erwähnt, wo ich doch denke, wenn sie erkannt wurde, warum wird sie dann nicht verhört?
Auch wenn ich jetzt nicht so begeistert von diesem Buch bin, werde ich Band zwei auf jeden Fall lesen. Bisher sind insgesamt vier Bände erschienen und ich hoffe, dass noch Licht ins Dunkle gebracht wird, denn die Story hat Potenzial und es wäre schade, jetzt mit dem Lesen aufzuhören. - Katarina Mazetti
Mein Leben als Pinguin
(79)Aktuelle Rezension von: Linda-OddDas Buch habe ich als Leseexemplar bekommen und kam über 10 Jahre später endlich dazu es auszupacken.
Es war interessant, mal etwas von einer schwedischen Autorin zu lesen. Insbesondere die Antarktis gibt ja bereits einen eher seltenen Standort für Geschichten.
Der Aufbau und die Charaktere gefielen mir gut. Allerdings war ich mir zum Ende nicht sicher was der Punkt dieses Buches war. Es wurden sehr viele Mordgelüste aufgeführt aber nichts passiert wirklich?
- T Cooper
Changers - Band 2, Oryon
(136)Aktuelle Rezension von: biscoteria85Vorweg würde ich jedem empfehlen, den ersten Teil mit dem Namensteil Drew zu lesen, bevor er sich diesem zweiten Teil widmet.
Es handelt sich hierbei um den zweiten Teil der Changers-Tetralogie (4 Bücher). Das Grundgerüst der Geschichte kurz zusammengefasst: Es gibt Menschen, mit einem bestimmten Gen. Dieses führt dazu, dass sie mit dem 14 Geburtstag bis zu ihrem 18. Jedes Jahr, in einem neuen Körper erwachen. Abends bist du noch du selbst, am nächsten Morgen kannst du bereits dein Geschlecht, deinen ganzen Körper und somit dein ganzes Leben getauscht haben. Die Eltern sind drauf eingestellt, die Kinder jedoch nicht. So hat Ethan (Ausgangscharakter, seine erste „V“ mit Drew gehabt) und befindet sich nun im Körper vom 15-jährigen Oryon. Ein afro-amerikanischer großer und sehr schlaksiger Junge, der wie Ethan in Richtung Skater Boy geht.
Mit seiner neuen Identität muss er sich nun wieder anfreunden, wo er gerade erst mit seiner weiblichen Seite Drew klargekommen ist. So ist der Wunsch da, dass es diesmal ohne sexuelle Belästigung weitergeht und es im Ganzen einfacher für ihn wird. Aber weit gefehlt.
In diesem Band erfahren wir, wie extrem in Amerika der Hass auf Dunkelhäutige Menschen ist und was es für Folgen hat. Gerade jetzt wo ich die Rezension schreibe, gibt es Demos auf der Ganzen Welt, weil vor wenigen Tagen in den USA ein afro-amerikanischer Mensch wegen seiner Hautfarbe von einem Polizisten getötet wurde. So wird Oryon nicht sterben, aber die Härte von Rassismus, Misstrauen und Vorurteilen zu spüren bekommen. ES geht soweit das er schnell wieder raus will aus diesem Körper und sich dann zum Ende aber fragen muss, ob es nicht genau der V ist den er nehmen wird um diesen erlebten dem Kampf zu zeigen.
Im ersten Teil war es der Autorin wichtig zu zeigen wie schwerwiegend und schnell sexuelle Übergriffe auf Mädchen und Frauen stattfinden zu zeigen. Hier ist es der Rassismus der im Vordergrund steht.
Neben seinem neuen Selbstfindungstripp sind natürlich seine Ungebetene Audrey mit dabei und sein Kumpel Chase. Dieser hat einen stärkeren Bezug zu den RaChas aufgebaut, was Oryon nicht gut findet.
Nur am Rande und leider etwas zu wenig erfahren wir über den Changers-Rat und RaChas. Sie bekommen zwar Platz in der Geschichte, aber eigentlich noch zu wenig. Denn auch die Gefahr erwischt zu werden ist nach wie vor sehr groß und ich frage mich immer: Wie erklärt man den Nachbarn und dem Rest der Verwandtschaft wo der eigentliche Sohn abgeblieben ist. Dies darf man aber nicht zu weit denken, sonst verliert sich der Sinn der Geschichte zu sehr darin.
Für mich war dieser zweite Teil im Ganzen aber schwacher als der erste. Ich kam mit seinem neuen Ich Oryon nicht zurecht. Zu sehr der Versuch auf Cool zu machen und dann das anbandeln mit Audrey. Die hat gerade Drew verloren und nun hofft er sie kommt jedes Jahr aufs Neue auf die Idee mit einem neuen Menschen was anzufangen? Träum weiter Junge.
So wie ich ihn als Charakter schwach fand, war die gesamte Story etwas lahmer als der erste Teil. Man erwartet mehr über den Rat und die Changers zu erfahren. Ob es nicht doch einen Prozess gibt, der dies verhindern kann.
Den dritten Teil würde ich an dieser Stelle aber schon verraten, würde ich nicht mehr lesen.
- Antje Babendererde
Julischatten
(206)Aktuelle Rezension von: zeilenrankenIn dieser Geschichte begleiten wir Simona, die am liebsten Sim genannt wird, auf dem Weg erwachsener zu werden. Die Umgebung konnte ich mir, dank der schönen Umschreibung sehr gut vorstellen und versuchte mich in das Leben der Lakota hineinzuversetzen. An manchen Stellen schmunzelte ich über die Fauxpas, in welche Sim immer wieder hinein tappte. Denn mir wäre es durch meine westliche Kultur in manchen Dingen wohl ähnlich ergangen, insbesondere in dem jungen Alter. Simona ist erst sechzehn und das merkt man an ihrem Verhalten, sie war sehr eigenwillig und rebellisch. Aber die Geschichte wurde mit der Protagonistin erwachsener und konnte mich zum Ende hin ganz schön in Atem halten. Zwischendurch wird auch aus der Perspektive der beiden Indigenen Jungen, Jimi und Lukas erzählt, aber da möchte ich nichts vorwegnehmen, da diese spannend sowie schockierend für mich war. Aber eines kann ich verraten, es gibt eine etwas komplizierte Liebesgeschichte, welche zum Schluss mein Herz sehr erwärmte. Gerne hätte ich weiter gelesen und erfahren, wie es weiterging.
Das Buch kann ich definitiv empfehlen.
- Pierre Jarawan
Frau im Mond
(53)Aktuelle Rezension von: milkysilvermoonDie Zwillinge Lilit und Lina el Shami wachsen bei ihrem Großvater Maroun in Montréal (Kanada) auf. Vor drei Generationen sind ihre libanesischen Vorfahren ausgewandert. Als die Schwestern eine alte Postkarte von ihrer Großmutter Anoush finden, beginnen sie, sich für ihre Herkunft zu interessieren. Fragen tauchen plötzlich auf: Warum haben es dem Großvater Raketen angetan? Was hat es mit dieser Frau im Mond, die im Text der Postkarte erwähnt wird, auf sich? Lilit startet eine Recherche und folgt den Spuren bis nach Beirut (Libanon)…
„Frau im Mond“ ist ein Roman von Pierre Jarawan.
Die Struktur ist, wie bei Jarawan gewohnt, verschachtelt und sehr durchdacht: Der Roman besteht aus drei Teilen, benannt nach den Stufen einer Rakete. Die 50 Kapitel sind nummeriert, allerdings in umgekehrter Reihenfolge, um einen Countdown nachzuahmen. Die Handlung umspannt mehrere Jahrzehnte. Erzählt wird vorwiegend in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Lilit, allerdings nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern mit zahlreichen zeitlichen Sprüngen.
Das Personal des Romans ist unerwartet umfangreich. Der Fokus liegt allerdings auf Lilit und ihrer Familie. Die Figuren machen einen lebensnahen Eindruck und verfügen über psychologische Tiefe.
Auf der inhaltlichen Ebene hat der Roman zwei Schwerpunkte: Zum einen ist er ein unterhaltsames Familienepos, zum anderen eine interessante Auseinandersetzung mit zwei historischen bedeutsamen Ereignissen im Libanon: der Start einer Weltraumrakete im Jahr 1966 und die Explosion im Hafen von Beirut im Jahr 2020.
Auf den fast 500 Seiten werden die Themen geschickt miteinander verknüpft. Die Handlung ist sowohl schlüssig als auch kurzweilig. Sie hält Überraschungen bereit.
Die sorgfältige und fundierte Recherche des Autors wird immer wieder deutlich, nicht erst in der ausführlichen und interessanten Danksagung. Löblicherweise hat er zudem eine Nachbemerkung verfasst, die die Geschichte um weitere historische Details ergänzt. Ein tolles Extra sind außerdem die beiden Fotos am Ende des Buches, die der Autor selbst angefertigt hat.
Auch in sprachlicher Hinsicht hat mich das Buch überzeugt, wenn auch nicht so sehr begeistert wie die beiden ersten Romane des Autors. Die Dialoge wirken lebhaft und authentisch. Die Beschreibungen sind anschaulich und atmosphärisch. Erneut stellt Jarawan sein erzählerisches Können unter Beweis.
Die Covergestaltung wirkt auf mich aufgrund des Designs, das an eine Collage erinnert, etwas unruhig. Sie passt aber genauso wie der Titel gut zur Geschichte.
Mein Fazit:
Zum dritten Mal ist Pierre Jarawan ein äußerst lesenswerter Roman gelungen, der zugleich aufklärt und hervorragend unterhält. Auch „Frau im Mond“ wird mir noch lange in positiver Erinnerung bleiben. Große Empfehlung!
- Frida Skybäck
Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse
(171)Aktuelle Rezension von: luckytimmiDie Schwedin Charlotte erbt in London die Buchhandlung ihrer (unbekannten) Tante Sara. Um sich ein Bild davon zu machen, reist sie nach London. Eigentlich hat sie zu Hause eine Kosmetikfirma zu leiten, die sie mit ihrem Mann - der bei einem Unfall vor ca 1 Jahr ums Leben kam - gegründet hat. So war ihr eigentlicher Plan auch, möglichst bald nach Schweden zurückzukehren. Doch in London kommt dann alles anders als sie denkt, sie lernt nette Menschen kennen, erfährt einiges über ihre Vergangenheit und versucht, die Buchhandlung vor dem Konkurs zu retten.
Die Autorin erzählt in diesem Buch 2 Geschichten nebeneinander: zum einen die gegenwärtige Geschichte von Charlotte (die in der Vergangenheit geschrieben wurde) und die Geschichte (im Jahre 1982) von Sara und Kristina, Charlottes Mutter (die lustigerweise in der Gegenwart geschrieben wurde). So erfährt der Leser im Prinzip schon vor Charlotte, was in der Vergangenheit passiert ist. Aber auch über das Leben und Leiden der Menschen, die Charlotte in London kennenlernt, erfahren wir einiges.
Ein unterhaltsames Buch mit einem schönen Schreibstil, das aber nicht immer nur die schönen Seiten des Lebens beschreibt.
Einzig kleiner Minuspunkt: Manchmal schweifte die Autorin zu weit aus bzw. sie wiederholte mehrmals einige Dinge.