Bücher mit dem Tag "identitätsverlust"

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41 Bücher

  1. Cover des Buches Biblioteca Obscura: Das Bildnis des Dorian Gray (ISBN: 9783845854403)
    Oscar Wilde

    Biblioteca Obscura: Das Bildnis des Dorian Gray

     (1.984)
    Aktuelle Rezension von: hufflepup_kafka

    Die Ausgabe von Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ aus dem Jahr 2012 (Anaconda Verlag) zeigt eindrucksvoll den Hedonismus und die Dekadenz der viktorianischen Gesellschaft. Besonders interessant ist die Rolle des Romans als Beweismittel in Wildes Gerichtsverfahren wegen „grober Unzucht mit Männern“. Viele sehen Joris-Karl Huysmans' Werk "Gegen den Strich" als inspirierend für Wilde und sein Dorian Gray an. Persönlich sehe ich Parallelen zum Werk "Teleny", dessen Autorenschaft Wilde zu Lebzeiten bestritten hat. Dieser Klassiker erkundet subtil die Thematik der Homosexualität sowie die dunklen Seiten menschlicher Obsessionen und moralischer Verwerfungen.

  2. Cover des Buches Ausgelöscht (ISBN: 9783404169399)
    Cody McFadyen

    Ausgelöscht

     (1.619)
    Aktuelle Rezension von: Tanja_Wue

    Der vierte Teil und das war einfach so gut. Nach dem dritten Teil ging es jetzt so richtig brutal und ab. Hat mich so gut unterhalten, dass ich diesen Band als den bislang besten Band der Reihe titulieren möchte.

    Auch hier begleiten wir Smoky die wieder einem neuen Fall auf der Spur ist und auch noch persönlich betroffen ist. 

    Diese Reihe erhält eine klare Leseempfehlung von mir!

  3. Cover des Buches Splitter (ISBN: 9783868007404)
    Sebastian Fitzek

    Splitter

     (2.297)
    Aktuelle Rezension von: xdeano

    Die Geschichte um den Protagonisten Marc Lucas, der nach einem Autounfall an Amnesie leidet und sich mühsam an sein früheres Leben erinnert, ist packend und geheimnisvoll. Fitzeks Schreibstil ist wie immer mitreißend und sorgt für eine konstante Spannung, die bis zum Ende des Buches anhält.

    Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und vielschichtig, besonders Marc Lucas als Hauptfigur ist ein interessanter Protagonist, dessen Zerrissenheit und Verzweiflung authentisch wirken. 

    Allerdings muss ich zustimmen, dass die Geschichte an manchen Stellen etwas wiederholend wirkt. Die Spannungskurve flacht stellenweise ab. Zudem konnte mich das Ende des Buches nicht vollständig überzeugen. Es wirkte für mich einfach zu unglaubwürdig und unlogisch. 

     Die Geschichte ist spannend und gut erzählt, jedoch gibt es einige Schwächen im Finale. Trotzdem ist das Buch empfehlenswert für alle, die gerne Psychothriller mit einer düsteren Atmosphäre und überraschenden Wendungen mögen.

  4. Cover des Buches Die Stadt der Blinden (ISBN: 9783442745296)
    José Saramago

    Die Stadt der Blinden

     (554)
    Aktuelle Rezension von: Fee04

    Ein Mann steht an einer Ampel. Von einer Sekunde auf die nächste, ohne erklärbaren Grund, erblindet er. Wie ihm ergeht es immer mehr Menschen in seiner Heimatstadt. Wie eine Seuche greift die Blindheit um sich. Die Regierenden wissen sich nicht anders zu helfen, als die Betroffenen in einer verlassenen Irrenanstalt einzuquartieren – unter der Bewachung von Soldaten, die auf jeden schießen, der fliehen will. Je mehr Blinde dort zusammengepfercht werden, desto schlimmer, desto unmenschlicher wird die Situation. Inmitten dieses grausamen Chaos befindet sich ein Augenarzt mit seiner Frau – die als Einzige noch sehen kann …


    Ein unglaublich erschreckendes  Buch; eine Epidemie schlimmer als jede bisher da gewesene Epidemie oder Pandemie. 


    Der ungewöhnliche Schreibstil ist anfangs schwer zu lesen, jedoch gewöhnt man sich schnell daran. Der fesselnde Roman ist flüssig und anspruchsvoll geschrieben. Der Autor hat mit diesem Werk ein sehr erschreckendes und düsteres Szenario dargestellt. 


    Außergewöhnlich ist in dem Buch, dass die Protagonisten nicht mit Namen genannt, dafür mit Eigenschaften beschrieben werden. 


    Sehr detailreich, emotional und erschreckend wird ausgeführt, wie es den Blinden in einer abgeriegelten Irrenanstalt ergeht! Die erblindeten Menschen werden komplett von der Außenwelt isoliert. Sie sind alleine, verängstigt und hilflos, angewiesen auf gestellte Nahrung durch die Sehenden. 

    Wie jedoch immer wieder die Gier und Macht selbst  in größter Not bei  einigen Menschen durchschlägt ist verabscheuungswürdig. In der Anstalt kommt es zu Übergriffen, Missbrauch und Erpressung. 

    Eine schier unbeschreibliche Epidemie in der Stadt lässt den Ausnahmezustand, das Chaos, die Verwüstung erahnen. Es wird ein authentisches Szenario beschrieben, in welchem die Welt nur noch aus Sodom und Gomorra bestehen würde. 


    Ein literarisches Meisterwerk, welches inhaltlich so außergewöhnlich und tiefgründig ist und in seiner -  teilweise philosophischen - Sprache begeistert. Sehr empfehlenswert!

  5. Cover des Buches Sand (ISBN: 9783499258640)
    Wolfgang Herrndorf

    Sand

     (162)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Es gibt verschiedene Erzählstränge in diesem Buch. In der Hauptsache geht es aber um einen Mann, der sich nicht mehr erinnern kann, wer er überhaupt ist und was er mitten in der Wüste zu suchen hat. Der Einfachheit halber gibt es sich den Namen Carl und versucht mit der Hilfe von Helen, die ihn aufgegabelt hat, die Puzzleteile zusammen zu setzen. Die Geschichte spielt in und um Tindirma, eine fiktive Stadt in einem nordafrikanischen Land (wenn man googelt, findet man eine gleichlautende Stadt in Mali mit etwas über 3.000 Einwohnern) Anfang der 70iger Jahres des 20. Jahrhunderts.

    Hat Carl etwas mit dem Überfall und den 4 Toten in der Hippie-Kommune zu tun? Helen jedenfalls trifft dort eine alte Freundin wieder. Was hat es mit dem Koffer voller DDR-Geld auf sich? Wer sind die Männer, die Carl eine über die Rübe gehauen haben, wodurch er sein Gedächtnis verloren hat? Was hat es mit der dubiosen 'Mine' auf sich, und welche Art von Mine ist überhaupt gemeint? Viele viele Fragen, die nicht alle im Verlauf der Handlung geklärt werden.....

    Die ersten Seiten haben mich ziemlich verwirrt, ich brauchte eine ganz Weile, bis ich mich in das Buch eingelesen hatte. Irgendwann war ich dann gut im Fluss, vom Ausgang aber enttäuscht... Nicht, dass das Buch nicht streckenweise unterhaltsam zu lesen wäre, aber am Ende fiebert man über eine sehr lange Spanne einer Auflösung entgegen, die dann etwas undurchsichtig ausfällt. Konnte nicht so richtig warm mit dem Werk werden, obwohl ich den Stil von Herrndorf nicht schlecht finde. Kann es sein, dass auch etwas zu viel Inhalt hineingepackt wurde?

    Fazit: Krimi, Spionagethriller, Gesellschaftskritik? Jedenfalls eine interessante Mischung.

  6. Cover des Buches Lauf, Jane, lauf! (ISBN: 9783641054090)
    Joy Fielding

    Lauf, Jane, lauf!

     (1.139)
    Aktuelle Rezension von: Joxanna

    Infos zum Buch
    Das Buch Lauf, Jane, lauf von Joy Fielding ist 1992 im Goldmann Verlag erschienen und wurde von Mechtild Sandberg-Ciletti übersetzt. Es umfasst insgesamt 448 Seiten in 32 Kapiteln und fällt in das Genre Psycho-Thriller. Dabei kommt das Buch ohne Ermittler, Killer oder sonstigen typischen Charakteren für Thriller aus und ist trotzdem sehr spannend, nur etwas anders.


    Klappentext
    “An einem Nachmittag im Frühsommer ging Jane Whittaker zum Einkaufen und vergaß, wer sie war …“

    So beginnt der Alptraum einer Frau, die sich plötzlich blutbefleckt, die Taschen voller Geld und ohne Erinnerungsvermögen auf den Straßen Bostons wiederfindet. Wer ist dieser Mann, den man ihr als ihren Ehemann vorstellt? Was sind das für Medikamente, die ihr angeblich helfen sollen? Warum fühlt sie sich als Gefangenen im eigenen Haus? Verzweifelt kämpft Jane von nun an um ihr Gedächtnis - es wird ein Kampf auf Leben und Tod …


    Inhalt
    Nachdem sich Jane ohne Gedächtnis auf der Straße wiedergefunden hat, wusste sie zuerst nicht wohin mit sich. Sie beschloß, nicht gleich zur Polizei zu gehen, da sie nicht wusste, wie sie den großen Blutfleck auf ihrem Kleid und das Geld in ihren Manteltaschen erklären sollte. Sie zog ein paar Tage in ein Hotel und dachte über ihre nächsten Schritte nach. Am zweiten Tag raffte sie sich auf, doch zur Polizei zu gehen, diese schickte sie in ein Krankenhaus für sozialschwache Menschen, wo Jane sich sämtlichen Untersuchungen stellen musste. Dort erkannte sie eine Frau wieder und daraufhin wurde ihr Mann informiert, welcher sich sofort auf den Weg ins Krankenhaus machte. Er war sichtlich besorgt um Jane und kümmerte sich rührselig um seine Frau. Auch Zuhause bemühte sich Dr. Michael Whittaker, ein angesehener Kinderarzt, um das Wohlbefinden von ihr. Er beschäftige Paula Marinelli, welche sich um Jane kümmerte, das Haus in Schuss hielt und das Essen kochte. Paula unterlag den Anweisungen von Michael und führte diese sorgfältig aus, wie die Gabe der Medikamente in Form von Spritzen und Tabletten, die angeblich nur zum Besten für Jane waren. Sie sollte zur Ruhe kommen und sich auf ihre Genesung konzentrieren, durfte keinen Besuch empfangen und musste sich den Anweisungen von Michael und Paula fügen. Ihr ging es aber nicht besser, im Gegenteil, es ging ihr immer schlechter. Sie hatte das Gefühl, dass sie nicht die ganze Wahrheit wusste und dass Michael sie ihr mit Absicht verschwieg. So ging das über mehrere Wochen, bis Michael sich schon gezwungen fühlte, sie in eine Klinik einweisen zu lassen. Jane erkannte in hellen Momenten einige Ungereimtheiten und stellte Michael zu Wort. Aber er erzählte ihr immer weitere Lügen, wie z. B. dass sie für den Tod ihrer Mutter und ihrer kleinen Tochter verantwortlich war. Michael belog aber nicht nur Jane, auch alle anderen im Freundes- und Bekanntenkreis tischte er Lügen auf. Jane setzte schlussendlich eigenständig und heimlich die Tabletten ab und kam hinter die schaurige Wahrheit ihres Lebens.


    Fazit
    Ein sehr gelungener Psychothriller der besonderen Art. Die Charaktere sind schlüssig beschrieben und man konnte sich in das Buch sehr gut hineinziehen lassen. Der Spannungsbogen zieht sich durch das gesamte Buch, nur im Mittelteil wurde es teilweise ein wenig langatmig. Kurzzeitig glaubte ich, dass sich im Mittelteil schon alles aufklärte, aber da lag ich falsch. Der Schluss hatte eine tolle Wende, welche nicht unbedingt vorhersehbar war. Das Ende ist sehr abrupt und wurde in nur wenigen Seiten behandelt, ausschweifende Worte gibt es darin nicht. 

    Das Buch würde ich allen begeisterten Lesern von Thrillern empfehlen, da es sich nur schwer aus den Händen legen lässt. Außerdem ist der Schreibstil angenehm wortgewandt, ohne hochtrabend zu sein.


  7. Cover des Buches Eisige Schwestern (ISBN: 9783839893104)
    S. K. Tremayne

    Eisige Schwestern

     (12)
    Aktuelle Rezension von: TheaWolf30

    Es war einmal....

    Es war einmal ein junges Paar, dass sich vor einigen Jahren kennen lernte, heiratete und eine Familie gründete. Er war  als Architekt sehr erfolgreich. Sie verwirklichte sich als Journalistin. Dann wurde sie schwanger, mit Zwillingen. Sie veränderte sich figurlich, war abgekämpft vom Alltag mit den Kindern und nicht mehr so ansehnlich wie zuvor. Er verlor das  Interesse an ihr. Sie begann eine Affäre. Nach einiger Zeit fand das einst so tolle Schicki-Micki-Paar doch wieder zusammen, aber irgendetwas stimmte trotzdem nicht. Und dann der große Knall, der dem tollen Leben, das sie führten, endgültig ein Ende setzte: eines ihrer Kinder stürzte vom Balkon und starb an den schweren Verletzungen. Gepeinigt und erschüttert flüchtet die Familie nun aus London und lässt sich auf einer einsamen, schottischen Insel nieder. Hier beschäftigt das Paar vor allem eine Frage: welcher der Zwillinge hat überlebt?


    Nach einigen sehr guten Büchern war es nun wieder soweit: ein nicht wirklich tolles Elaborat fand den Weg zu mir....und dass es nicht wirklich toll war, stellte ich schon nach dem ersten Kapitel fest. Sarah, die Frau und Mutter, ist eine nervige, unfähige und völlig gestörte Frau, die sich zeitweise wie ein 15-jähriger Teenager verhält. Sie interessiert sich nur für Sex, Sex und nochmal Sex. Angus säuft und kann seine Wut nur schwer kontrollieren, was mir angesichts von der dämlichen Sarah an seiner Seite sogar manchmal verständlich war. Die Beziehung der beiden war von jeher von Oberflächlichkeit geprägt und das Verbindungsglied war/ ist Sex. Wenn der ausfiel/ ausfällt, klappt(e) es einfach nicht mehr. Obendrein hat Sarah manchmal Angst vor Angus, was angesichts dessen, dass er nie handgreiflich wurde und sie auch sonst nicht demütigt, recht irritierend wirkt. Dass beide nicht besonders helle sind, zeigt sich schon dadurch, dass sie ihre 6-jährigen Zwillinge nicht auseinander halten konnten. Geredet wird in dieser kaputten Familie nie viel. Das vor war Lydias/ Kirsties Tod nicht anders als danach. Auch das überlebende Kind wird nur belogen - zu seinem eigenen Schutz, wie die Eltern meinen. Für mich war es nur irritierend und unverständlich.

    Unverständlich war auch die Entscheidung der beiden, auf eine einsame Insel mit einem kaputten Haus zu ziehen. Es mangelt an Geld, um es zu reparieren. Es mangelt an Gesellschaft. Es ist kalt; im Notfall ist man von der Welt abgeschnitten. Das Kind wird immer seltsamer und der Familienhund sucht irgendwann verstört das Weite. Kein Wunder bei Sarahs absurden Verhaltensweisen und Angus`Trinkerei.

    Abgesehen davon, dass es insgesamt eine sehr unglaubwürdige Geschichte mit unsympathischen Hauptpersonen war, bleibt die Feststellung, dass der Autor absolut unfähig ist, sich in eine Frau hinein zu versetzen. Manchmal fragte ich mich, ob er mit der sexbesessenen Sarah ein Idealbild von einer/ seiner Frau schaffen wollte? Natürlich steht Sarah auch noch auf richtig harten, fast gewalttätigen Sex, während sie andererseits aber Angst vor etwaigen Gewaltausbrüchen ihres Mannes hat. Sie mag darüber hinaus anonymen Sex (mit gänzlich Unbekannten) und überhaupt....nichts anderes als Sex. Klar, es gibt solche Frauen, aber dem Autor ist es nicht gelungen, mir ein stimmiges Gesamtbild von dieser Person zu vermitteln.

    Gut fand ich an diesem Buch, dass es doch einen gewissen Spannungsaufbau gab - auch, wenn Sarah nervte, wollte ich doch wissen, wie es weiter geht. Und die Hybriden-Insel-Landschaft war sehr schön dargestellt.





  8. Cover des Buches Der Tod in Venedig (ISBN: 9783596904075)
    Thomas Mann

    Der Tod in Venedig

     (457)
    Aktuelle Rezension von: Nik_Sander

    Das erste Drittel des Buches ist eine Zumutung für den Leser. Danach wurde T. Mann offensichtlich selbst müde von seinem eigenen Schreibstil und wechselte zu einer mehr oder weniger "normalen" Erzählung. Allerdings stellt sich automatisch die Frage, ob er nicht absichtlich solch einen Unfug formulierte, um zukünftige Kritiker und Leser auszulachen... Wenn dies der Fall war, ist ihm dies gut gelungen.

    Was ich an der Novelle positiv hervorheben kann, ist die starke Symbolik. T. Mann hat enorm viel Zeit investiert, um eine innere Welt "eines" Mannes (was auch zu seinem Namen passt ;) - letztendlich ist es auch das Buch über ihn selbst) mit griechischen Mythen zu verschmelzen. Allerdings sollte man eine gute Allgemeinbildung haben, um alle Zeichen zu erkennen. Die Alternative wäre zumindest vor dem Lesen eine gute Lektüre über das Buch lesen. Denn wenn man die Symbolik des Buches nicht versteht und die versteckten Botschaften nicht bereits beim Lesen wahrnimmt, bietet das Buch aus meiner Sicht wenig literarische Schönheit.

    Und jetzt komme ich zur komplizierteren Frage des Inhalts... Ich verstehe, dass der Autor mit dem Text eigene Gedanken und homoerotische Neigungen verarbeiten wollte, ABER ganz ehrlich! Muss man wirklich einen Text über einen alten Pädophilen lesen? Ich sage klar - NEIN. Wäre das Werk nicht von T. Mann geschrieben, wäre es längst aus unserem kollektiven Gedächtnis ausradiert.

    Ein Stern muss man ja vergeben. Den zweiten Stern gebe ich für die starke Symbolik.

     

  9. Cover des Buches Jimmy, Jimmy (ISBN: 9783423650038)
    Mark O'Sullivan

    Jimmy, Jimmy

     (22)
    Aktuelle Rezension von: Eltragalibros
    Inhalt:

    Das Familienglück der 16-jährigen Eala nimmt ein jähes Ende, als ihr geliebter Vater bei einem Joggingunfall sein Gedächtnis verliert und mit der geistigen Verfassung eines 10-Jährigen verbleibt. Nach Monaten der Rehabilitation kehrt Jimmy, wie sie ihren Dad von nun an nennt, nach Hause zurück und die Familie versucht verzweifelt ihren Alltag und ihr Leben zurückzugewinnen, doch Jimmy durchkreuzt immer wieder diesen Versuch.

    Meinung:

    Ein Schlimmes Schicksal ereilt die Familie Summerton an einem ganz normalen Tag. Die 16-jährige Eala probt für die Musicalaufführung an ihrer Schule, ihr Dad geht, wie üblich joggen, doch er kehrt nicht zurück und als Eala den windigen Nachbarsjungen Mike Dunphy wie vom Blitz gejagt mit dem Fahrrad am Haus vorbeirasen sieht, ahnt sie Schlimmes.

    Ein Unfall. Ihr Vater stürzt und schlägt sich den Kopf so hart an, dass er ins Krankenhaus muss und im Koma liegt. Als er wieder erwacht, ist nichts mehr wie zuvor. Jimmy ist auf dem geistigen Stand eines 10-Jährigen. Er kann sich weder an seine Frau noch an seine drei Kinder erinnern. Jimmy ist ein völlig anderer Mensch geworden. Das Familienleben der Summertons ist aus den Fugen geraten und als Jimmy nach Monaten wieder nach Hause kommt, fühlt er sich fehl am Platz.

    Eala ist die Erzählerin des Buches und sie beschreibt nicht nur ihre eigene Trauer und die Fassungslosigkeit, die sich immer wieder in ihr breit macht, sondern auch wie ihre Mutter und ihr Bruder mit der neuen Situation umgehen. Dabei ist sie die Erwachsene, die mit allem zurechtkommt, die eine große Hilfe ist und für alles Verständnis zeigt. Doch nach und nach verliert Eala den Boden unter den Füßen, verliert den Zugang zu Freunden, zu ihrer Familie und zur Realität. Sie lebt vor sich hin und kann nicht verkraften, was nach und nach über ihre Vater ans Tageslicht kommt, eine falsche Identität, ein möglicher Mord, Lügen über Lügen und die Erkenntnis, dass er nie so viel Vertrauen in sie hatte, um sie einzuweihen. Und immer wieder die eine Frage, die nie beantwortet werden wird: Warum?

    Mit Jimmy, Jimmy hat der irische Autor Mark O’Sullivan ein bewegendes Jugendbuch geschrieben, das einen Schicksalsschlag beschreibt, auf den man nie vorbereitet sein kann. Er erzählt von einer radikalen Änderung vieler Leben und der Tatsache, dass man sich nur mit dem Schicksal abfinden kann und weiß, es werden für immer Fragen offen bleiben. Tief in die Psyche von Eala taucht der Leser ein und bekommt all ihre Wut und Trauer hautnah mit. Gemeinsam mit ihr begibt man sich auf einen Streifzug der Verzweiflung, der Paranoia und der Hilflosigkeit, die ein so gewaltiger Unfall repräsentiert. Und dabei entwickelt man nicht nur Verständnis für die einzelnen Familienmitglieder, für ihren Bruder Sean, der sich als letztes mit dem Vater gestritten hat und der doch ein tragisches Geheimnis mit sich herumschleppt. Mit der Mutter, die nun für ihre drei Kinder und einen Mann, der nicht mehr ihr Mann ist, sorgen muss. Von Freunden und Bekannten, die sich abwenden oder die zurückgestoßen werden. Mark O’Sullivan zeigt, wie es ist, wenn das Schicksal gnadenlos zuschlägt.

    Fazit:

    Jimmy, Jimmy ist ein wunderbares Jugendbuch über Familienglück und der jähe Verlust eines geliebten Menschen, der nicht tot, aber doch nicht mehr wirklich anwesend ist. Es ist die realitätsnahe Geschichte einer Familie, die – jedes Mitglied auf seine Weise – mit Trauer, Verlust und der Erkenntnis, dass das Leben nie wieder so sein wird wie vorher, zurechtkommt. Mark O’Sullivan zieht den Leser dabei in einen tiefen Sog aus Mitleid, Verständnis und dem Wissen, dass man in manchen Situationen nicht anders handeln kann, obwohl man weiß, dass es falsch ist.
  10. Cover des Buches Der Nazi & der Friseur (ISBN: 9783943334722)
    Edgar Hilsenrath

    Der Nazi & der Friseur

     (163)
    Aktuelle Rezension von: MonaMour

    Es handelt sich um einen Roman über den SS-Mann und Massenmörder Max Schulz (phänotypisch dem "typischen Juden" gleichend), der in die Rolle seines Opfers Itzig Finkelstein (welcher wie ein "reinrassiger Arier aussieht") schlüpft und ein angesehener Bürger und Friseursalonbesitzer in Tel Aviv wird.

    Tief schwarze, bitterböse Persiflage. 

    Das Buch ist deftig in seiner Sprache und dabei poetisch zugleich. Ein sehr ungewöhnlicher Plot, der den/die Leser/-in bis an seine Grenzen, wenn nicht sogar darüber hinaus, bringt.

    Mir ist nicht verständlich, dass dieses Buch nicht mehr Aufmerksamkeit erfahren hat. 

    Und ja: der Roman von Hilsenrath polarisiert und führt sicherlich bei mancher/manchem Leser/-in zu massiver Ablehnung. Als Holocaust-Überlebender ist ihm mit diesem Buch ein kleines Meisterwerk gelungen. 



  11. Cover des Buches Dark Memories - Nichts ist je vergessen (ISBN: 9783596036998)
    Wendy Walker

    Dark Memories - Nichts ist je vergessen

     (272)
    Aktuelle Rezension von: Miii

    Die 16-jährige Jenny wird Opfer eines Verbrechens. Während sie noch schwer traumatisiert im Krankenhaus liegt beschließen ihre Eltern, das ihr ein Medikament verabreicht werden soll, das die Erinnerungen an den Vorfall auslöscht.

    Das wirkt zwar, doch obwohl Jenny keine Bilder man an die Nacht hat, erinnert sich ihr Körper daran. Und dieser Zwiespalt wird für sie so intensiv zu einem Albtraum, dass sie gemeinsam mit dem Psychiater Alan Forrester daran arbeitet, die Erinnerung wiederherzustellen und das, was in jener Nacht passiert ist, wieder ans Licht zu bringen.

     

    Bei der Zusammenfassung könnte man meinen, dass der Hauptfokus des Buches auf Jenny und der Wiederherstellung ihres Gedächtnisses lag. Tatsächlich spielt das aber nur eine Nebenrolle. Vielmehr dreht sich das Buch um den Psychiater Alan Forrester. Das Buch wird aus seiner Perspektive erzählt und hält das ganze Buch lang eine sehr analytische und nüchterne Beschreibung aufrecht. Was anfangs noch interessant begonnen hat wurde mit der Zeit eigentlich nur noch anstrengend, denn es wurde schnell klar, was das Lieblingsthema von Alan war: Er selbst. Sei es seine Erfahrungen, ehemalige Patienten, sein Können, seine Meinung und und und… Mir wurde das irgendwann wirklich zu viel, weil ich mir gedacht habe „Wir habens begriffen, du findest dich toll. Kommt noch was anderes?“ Mal abgesehen von der Selbstjustiz, die er ausübt.

     

    Auch mit den anderen Protagonisten war es schwer, Sympathie zu haben. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt, jeder hat irgendwelche Geheimnisse und alle bleiben eher verschlossen, sodass man mit niemandem so richtig warm werden konnte.

    Und das obwohl praktisch jeder mit Ausnahme von Jenny wirklich intensiv dargestellt und behandelt wird. Aber hier wird sich wirklich sehr ordentlich an Klischees bedient. Ich hab prinzipiell nichts gegen Klischees da sie richtig eingesetzt durchaus Schwung in eine Geschichte bringen können aber in diesem Fall waren sie einfach zu dick aufgetragen und zu sehr in den Vordergrund gerückt. Die Wiederherstellung der Erinnerungen von Jenny waren eher nebensächlich und mit ein paar kleinen Augenblicken abgewickelt. Mal abgesehen davon, dass sie zur Aufklärung des Verbrechens im Grunde gar nichts beigetragen hat. Zumindest aus der Perspektive hätte man sich das also sogar tatsächlich sparen können.

     

    Natürlich wollte ich wissen, wie es ausgeht, wer das Verbrechen ausgeübt hat und ob sie es schaffen, die Erinnerungen wiederherzustellen weshalb ich es doch noch bis zum Ende gelesen haben. Aber so richtig verpasst man jetzt meiner Meinung nach auch nichts, wenn man es sein lässt.

     

    Insgesamt daher ein eher schwaches Buch. Kann man lesen, muss man aber nicht.

  12. Cover des Buches Die dunkle Seite des Mondes (ISBN: 9783257057294)
    Martin Suter

    Die dunkle Seite des Mondes

     (710)
    Aktuelle Rezension von: KarinJ

    Dass der prominente Wirtschaftsanwalt Urs Blank von seinem Job frustriert ist, wird bereits mit dem ersten Satz des Romans klar. Wenig später erkennt der Leser, dass es sich um eine ausgewachsene Lebenskrise handelt. Besserung scheint die Bekanntschaft mit einem halb so alten Hippie-Mädchen zu bringen, bis Lucille Urs Blank jedoch in Kontakt mit Drogen bringt. Ein aufwändig inszentierter Pilz-Trip lässt den Anwalt vollends abstürzen. Er interpretiert es jedoch positiv als Befreiung seines inneren Tieres, das er im Lauf seiner Kindheit zu unterdrücken gelernt hatte (nomen est omen). In die Natur "zurückzukehren" und mit ihr eins zu werden wird ihm stetig wichtiger.

    Ich fand interessant, dass ich das Buch in keine "Schublade stecken" konnte. Ist es ein Roman oder ein Thriller? Richtig spannend wurde die Handlung für mich nicht, auch wenn die entsprechend notwendigen Elemente dafür vorhanden waren: Gewalttaten, überraschende Wendungen, mehrere Parteien, die auf der Jagd sind. Ich fand es ansprechend, wie gelungen anfangs der rote Faden von einem Kapitel ins nächste gereicht wurde, und ich fand es schade, dass es später eher zu einem Hin und Her zwischen den verschiedenen Figuren wurde. Die blieben etwas blaß. Gefühlen und Gedanken wurde viel Raum gegeben, dennoch war nicht immer vorhersagbar, wie jemand handeln würde - ein Pluspunkt für das Buch. Interessant fand ich zuerst auch die Dinge, die sich Urs Blank über die Natur, Survival und Jagd aneignete. Irgendwann, als mehrmals aufgelistet wurde, beispielsweise jeder Ausrüstungsgegenstand, wurde es mir zuviel, obwohl diese Auflistungen auch etwas vermitteln könnten: die Wichtigkeit des Unternehmens; die Kompetenz oder gar die Überlegenheit der Person, die sich so ausrüstet... Auch wenn diese als Stilmittel verstanden werden konnten, fand ich diese Stellen irgendwann dann langatmig. Gefallen hat mir die Idee, dass Kleinigkeiten, die eigentlich nichts mit der Sache zu tun haben, der Ausschlag sind, um die Sache zu wenden; also die Butterfly-Effekte der Handlung. Nicht ganz einverstanden war ich mit dem Ende. In Bezug auf die Hauptfigur war es sehr passend. Allerdings hätte ich mir für die Nebenfiguren einen Abschluß gewünscht, der jedoch offen blieb. Ich vergebe für das Buch vier Sterne.

  13. Cover des Buches Small World (ISBN: 9783257261196)
    Martin Suter

    Small World

     (492)
    Aktuelle Rezension von: Buecherkopfkino

    Ich hatte anfangs etwas meine Probleme mit dem Schreistil von Martin Suter, aber man kann sich gut daran gewöhnen. Zwischenzeitlich war ich überzeugt eine Ungereimtheit gefunden zu haben, irgendwann hat sich das aber als Fehler meinerseits herausgestellt. Vielleicht ist aber auch der zeitliche Ablauf, insbesondere der Vergangenheit (Es wird aus zwei Zeitperspektiven berichtet.), etwas verwirrend beschrieben. 

    Was einem beim Lesen hält, ist ein Geheimnis, das aufgedeckt wird, weil Konrad in seiner Demenz sich immer mehr an die Vergangenheit erinnert. Dies fand ich eine sehr gute Idee des Autors, denn das Geheimnis brachte die nötige Spannung und man konnte gleichzeitig die Entwicklung der Alzheimer-Krankheit bei dem Protagonisten Konrad verfolgen. 

    Besonders die einfühlsame Beschreibung der Symptomatik einer Demenzerkrankung fand ich sehr gut. Jeder der mit an Demenz erkrankten Personen zu tun hatte (was der Großteil sein wird, da fast jeder im Verwandtenkreis mit Demenz konfrontiert wird) weiß, wie sehr Betroffene ihr Verhalten ändern und welche seltsamen, befremdlichen Verhaltensweisen sie an den Tag legen. Meine Uroma hat wohl immer gesagt: "Werdet alt, dann werdet ihr wieder zu Kindern." und dies trifft meiner Meinung nach besonders bei Demenzkranken zu, was aber absolut der Krankheit geschuldet ist. Martin Suter weiß es sehr nachvollziehbar darzustellen wie es für einen Betroffenen ist immer weiter zurück in die Vergangenheit und Kindheit zu gehen, denn bei einer Demenz verliert man zuerst das Kurzzeitgedächtnis und geht quasi immer weiter zurück mit seinen Erinnerungen. Dieses Symptom konnte ich bereits bei meiner Großtante beobachten und jetzt haben wir wieder einen solchen Fall in der Familie. Für mich hat dieses Buch nochmal mehr dazu beigetragen die Krankheit zu verstehen und insbesondere die seltsamen Verhaltensweisen der Erkrankten, obwohl ich mich schon lange mit dem Thema beschäftige.

    Fazit: Für die Handlung an sich, würde ich keine hohe Punktzahl geben, aber für den aufklärenden Charakter über die Erkrankung, daher bekommt das Buch von mir 4,8/5🦉

  14. Cover des Buches Weltengänger (ISBN: 9783453529557)
    Sergej Lukianenko

    Weltengänger

     (211)
    Aktuelle Rezension von: Anja_Weinhold

    Es gibt Tage, da will dir rein gar nichts glücken. Dein Fuß findet den Weg vom Bett zum Pantoffel nicht, sondern landet auf dem Rücken deines geliebten Hundes, der dir vor Schreck nach dem Knöchel schnappt. Den Kaffee gießt du dir vor Schreck an der Tasse vorbei - und natürlich direkt auf das frisch gewaschene Hemd. Auf dem Weg zur Metro stellst du fest, dass du Papiere und Geld zu Hause vergessen hast, und als du kehrtmachst, wird dir klar, dass du die Sachen nicht vergessen, sondern verloren hast. Zusammen mit den Schlüsseln.
    Aber auch das Gegenteil kommt vor. Du wachst munter und mit angenehmen Erinnerungen an einen Traum auf, der gestrige Schnupfen hat sich über Nacht spurlos verflüchtigt, es gelingt dir, weich gekochte Eier zu fabrizieren, deine Freundin, mit der du dich am Vortag überworfen hast, ruft von sich aus an und bittet dich um Verzeihung, Oberleitungs- und Autobus kommen, kaum dass du die Haltestelle erreicht hast, den Chef ruft dich zu sich und teilt dir mit, er habe beschlossen, dir eine Gehaltserhöhung zu gewährend und dir eine Prämie auszuzählen.
    Solche Tage jagen mir mehr Angst ein. Denn das wusste man bereits in der Antike: Man darf das Schicksal nicht durch übermäßigen Erfolg ergrimmen. Der Herrscher Polykrates hat sich schon etwas dabei gedacht, als er den Ring ins Meer warf. Als die See dieses Opfer verschmähte, hätte sich der König freilich den Finger abschneiden müssen, womöglich wäre er ihm nicht nachgewachsen. Solltest du kein Glückspilz sein, der mit dem leichten Schritt eines Flaneues durchs Leben geht, dann hüte dich vor Glücklichen Tagen!

    ("Weltengänger", Kapitel 1, S. 5-6)

    Hätte sich Kirill - Macho, Bürger Moskaus und langweiliger Büroangestellter mit narzistischen Zügen - sich seine ersten Gedanken doch nur zu Herzen genommen! Denn als Kirill eines Abneds nach Hause kommt ist nicht nur seine Wohnung völlig umgeräumt und neu eingerichtet, nein, es wohnt auch noch eine Frau in seinen vier Wänden, die behauptet schon seit Jahren hier zu wohnen. Damit nicht genug; Freunde, Bekannte, Eltern, Arbeitsgeber fangen an ihn zu vergessen und auch seine Papiere zerfallen oder ordnen sich der neuen Wohnungsbesitzerin unter. In seiner Verzweiflung über sein "verblassen" in der Realität wendet sich Kirill an seinen Freund Kotja - der ist Hobbyliterat und schreibt Porno- und Horrorgeschichten für Klatschzeitungen. Kotja kann ihm zwar nicht groß helfen, doch meldet sich eines Abends eine Stimme an seinem Handy, die Kirill zu einem Wasserturm lotst. Dieser entpuppt sich all Zollstation in andere Welten. Es wird ihm erklärt er sei aus seinem Leben gefallen und zu einem Funktional, einem Meister einer Klasse geworden. Die Funktionale sind nahezu untersterblich und sind an ihre Funktion - also ihre Arbeit - gebunden und können sich nur 15 Kilometer von ihrer Funktion - in Kirills Fall der Wasserturm - entfernen. Bald wird er von einer Kommission der Funktionale besucht, die ihm das alles eintrichtern. Unter ihnen der menschliche Politiker Dima, der Kirill bittet ihm dabei zu helfen eine "neue, nationale Idee" für das moderne Russland zu finden. Dieser hofft dabei , dass Kirill es schafft ein Tor in die Welt Arkan zu öffnen, die der Erde um 30 Jahre vorraus sein soll. Denn Stalin soll den letzten Zugang zu Arkan zerstört haben nachdem er durch ihn vom Untergang der Sowjetunion erfuhr. Kirill nimmt sein neues Leben sehr schnell an, doch nach dem sich mysteriöse Vorfälle häufen fängt er an am ach so durchdachten System der Funktionale zu zweifeln. Wer sind die Funktionale überhaupt? Was wollen sie? Warum gibt es Menschen, die gegen sie sind und was hat Kirill eigentlich damit zutun?

    Fragen, auf die Sergej Lukianenko nur bedingt Antworten findet, denn"Weltengänger" ist der erste Part eines Zweiteilers. Deshalb sei hier schon mal soviel über das Ende gesagt: Es fühlt sich an wie die Werbeunterbrechung an der spannensten Stelle des Films! Wie passend in diesem Fall, den "Weltengänger" ist, ähnlich wie Lukianenkos "Wächter"-Zyklus, keine handelsübliche Phantastik um die Dynamik von Paralellwelten. "Weltengänger" ist viel mehr Gesellschaftskritik und bitter-bissige Satire auf den Idealismus. Zudem tritt Sergej Lukianenko in Form der Figur Dimitri Melnikow in Kapitel 3 selbst im Buch auf. Denn der gute Dimitri schreibt nicht nur schon seit 20 Jahren Fantasy- und Sci-Fi-Literatur, sondern ähnelt dem realen Lukianeko auch äußerlich frapierend. Eines der, für mich als Lukianenkofan, schönsten Kapitel, denn Lukianenko zitiert dort nicht nur fleißig Literaten und spielt ständig auf sich selbst an, sondern bringt in Form von Melnikow wohl die klarste und beste Aussage zu Fanatsyautoren hervor, die ich je lesen durfte:
    "Ich glaube nicht an diese dämlichen Außerirdischen, an diese Götter und Helden, an geheime Gesetze des Universums, Leiden uns ähnlichen Mist! Und weder Welessow noch Dromow oder das Ehepaar Inotschenko glaubt daran! Niemand tut das! Alle Fantasy- und SF-Schriftsteller sind vernünftig denkende Menschen. Sie unterhalten lediglich ihre Leserschaft. Gut ... sie übertragen Probleme unseres Alltags in einen phantastischen Kontext, aber doch nur, damit die Lektüre interessanter wird."
    ("Weltengänger", Kapitel 3, S. 80)
    Oder wie Kirills Freund Kotja es so schön präzisiert am Ende des Kapitels: "Dieser Schriftsteller glaubt noch weniger an das Übernatürliche als Prostituierte an die Liebe."
    Und so geht es rund 590 Seiten lang durch die zitatereiche Welt des Sergej Lukianenko. So freut sich Kirill nachdem er Dimas Auftrag erhalten hat zunächst auf Arkan, weil er dort dann endlich herausfinden kann, ob Peter Jackson je den "Hobbit" drehen und wann denn endlich "Fallout 3" erscheinen wird. Oder Szenen in denen auf herrliche Weise das Fantasygenre durch den Kakao gezogen wird. Nachdem die ersten Toten zu verzeichnen sind beschwert sich Kirill nähmlich darüber, dass die Helden in Fantasyromanen sonst nie die Leichen ihrer Widersacher wegräumen müssten und das jedes kleines Dorf in Mittelerde wohl einen "Friedhof für Feinde des Helden" habe. Ebenso zahlreich die Anspielungen auf "Harry Potter"! Was habe ich gelacht! Nicht nur wegen öfter vorkommender Wortspiele über Zauberstäbe, Zauberschulen und Zauberjungen, nein, Lukianenko meint auch, dass doch jede Schule eine Kammer des Schrecks im verliesartigen Keller habe und Rowling da absolut nix Neues von sich gegeben habe. Das gleiche gilt für "Star Wars", "Herr der Ringe" und "Die unendliche Geschichte". Zitate über Zitate, die in den meisten Fällen für herrliche Komik sorgen.
    Richtig düster und ernst wird es aber erst zum Schluss, denn dieser gestaltet sich selbst für Lukianenkoverhältnisse sehr deprimierend. Während im "Wächter"-Zyklus vorrangig um den "richtigen Idealismus" gestritten und gekämpft wird ist dieser hier von vorn herein festgelegt und vom System durchgesetzt. Er prangert den Idealismus sogar an. In einem Streit mit einem Rebellen, der das perfide System der Funktionale zerschlagen will, meint Kirill schließlich, dass nichts menschlicher ist als andere Menschen auszubeuten und, dass Idealismus immer im Tod endet. Generell wird die Kehrseite vom "Idealismus des Guten" gezeigt: Diejenigen, die zunächst für die Freiheit kämpfen unterdrücken, wenn sie denn einmal an der Macht sind, dann jene die sie zuvor verteidigten. Was Lunkianenko strikt anklagt ist eine traurige Wahrheit der Menschheitsgeschichte: Wenn die Unterdrückten zu Herrschenden werden fangen diese im Rausch der Macht an genauso rücksichtslos zu fungieren wie einst die Herrschenden. Zum Schluss meint Kirill sogar, dass man einfach lernen müsse sich dem System unterzuordnen, klar zu kommen, ohne ständig anzuecken und die Herrscher zu erzürnen.

    Da bleibt mir zum Schluss nur die Worte des Fernfahrers, der Kirill auf den letzten Seiten mitnimmt:
    "Was haben die Menschen nicht alles entwickelt - und was nützt ihnen das? Hier führen sie Krieg, da liegen sie sich in den Haaren. Wir haben nur eine Welt, und die können wir nicht teilen. Aber das Glück, das kannten wir früher nicht und kennen es auch heute nicht ..."
    ("Weltengänger", Kapitel 24, S. 589)    

  15. Cover des Buches Der Täuscher (ISBN: 9783734106347)
    Jeffery Deaver

    Der Täuscher

     (152)
    Aktuelle Rezension von: abuelita

    ….und damit Identitäten rauben ist nicht neu – wie dieses Buch deutlich zeigt.  

    Der querschnittsgelähmte Ermittler Lincoln Rhyme und seine Partnerin Amelia Sachs ermitteln im Fall des Cousins von Lincoln. Er soll jemanden umgebracht haben und die Beweise sind eindeutig. Aber ist es so einfach? Denn Rhyme und Sachs stoßen auf weitere Fälle, die auch nach einem ähnlichen Muster abgelaufen sind.

    Es ist nicht schlecht gemacht, aber doch ziemlich überfrachtet auch mit Nebenhandlungen. Und natürlich gibt es „Datensammler“, aber was hier beschrieben wird, ist denn doch recht unrealistisch.

    Wie auch immer – wer en Fan des Autors ist, wird natürlich auch dieses hier lesen. Alle anderen können ja aufgrund der vielen Beschreibungen selber entscheiden, ob sie das möchten oder nicht…. 😊

     

     

  16. Cover des Buches Der Trakt (ISBN: 9783945386392)
    Arno Strobel

    Der Trakt

     (837)
    Aktuelle Rezension von: mymindsetreloaded

    Lange, sogar sehr lange lag dieser alte Strobel -Thriller jetzt auf dem SUB. Immer war was andres interessanter. Im Rahmen der #12für2024 bzw. der Challenge #2024AltSUBAbbau wurde er jetzt endlich vom Stapel der Schande befreit. Ob es sich gelohnt hat?


    ❓ Kennt ihr auch die älteren Thriller von Arno Strobel ❓

    📖 Der Trakt 

    ✍🏽 @arno.strobel

    📚 @sfischerverlag


    🅉🅄🄼 🄸🄽🄷🄰🄻🅃

    Eine Frau erwacht in einem Krankenhausbett in einem Einzelzimmer. Sie weiß nicht, die sie hierher kam, noch was passiert ist. Ein Mann in einem Kittel erzählt von einem Überfall im Park und dass sie sich schonen soll. Sie sei 8 Wochen im Koma gelegen. Aber die Frau fragt nach ihrem Sohn Lukas. Der Arzt sagt ihr, sie sei verwirrt, einen Sohn habe sie nicht! 🤔 Lange lässt sie sich nicht hinhalten und bricht aus der Klinik aus. Es beginnt eine Suche nach ihrer Identität, ihrem Sohn und der Wahrheit...

    🄼🄴🄸🄽🄴 🄼🄴🄸🄽🅄🄽🄶

    Mhhh, was soll ich sagen. Die früheren Strobel habe ich als besser in Erinnerung, als die neueren (v.a. der Trip oder Mörderfinder Teil 3). Aber nun bin ich doch etwas unglücklich mit "der Trakt". Es war so verwirrend, so unrealistisch und die Dialoge so holprig, dass ich nicht so richtig Lesevergnügen hatte. Insgesamt super krass konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Ich gebe nur 3 von 5 Sternen und bin einfach nur froh, es jetzt hinter mir zu haben. Schade!

  17. Cover des Buches Dignity Rising (ISBN: 9783753423012)
    Hedy Loewe

    Dignity Rising

     (62)
    Aktuelle Rezension von: einz1975

    Eine Raumstation, irgendwo am Rand der Galaxie. Hier verirrt sich kaum ein Mensch mehr hin und wenn, dann muss da schon etwas Besonderes vorgefallen sein. Jon Matthews ist der Commander dieser Station und mit seiner Crew überprüft er jeden Neuankömmling sehr genau, schließlich soll es weiterhin so ruhig bleiben, wie in den letzten Jahren. Das eingespielte Team hat sehr viel Erfahrung im Umgang mit Verbrechern und Betrügern, doch wer an diesem Tag ankommen sollte, verändert nicht nur das Leben von Jon. Eine Botin des hohen Rates ist eingetroffen. Eine Telepatin mit mächtigen Kräften, doch das macht Jon keine Sorgen, eher das beide eine gemeinsame Vergangenheit haben und diese holt sie jetzt ein. Bis der Leser diese Infos erhält, hat die Autorin schon sehr viele Details der Figuren preisgegeben.

    Shay, die Botin, ist eine zierliche, zurzeit sehr kranke und geschwächte Frau, welche durch den Rat ihre Vergangenheit verloren hat, genauso wie Jon, nur das er sich an alles erinnern kann, sie hingegen nicht. Darum geht es in diesem Roman, das Erwachen der Erinnerungen an eine ewig wehrende Liebe. Das die Menschheit mittlerweile Telepaten hervorgebracht hat, ist ein erklärter Evolutionssprung, der von einigen Wissenschaftlern genauer untersucht wird. Nur einer der Gründe warum Shay so übel mitgespielt wurde. Hedy Loewe lässt jeder Figur Zeit sich zu entwickeln. Kleine Dialoge, die Nebensächlichkeiten erklären, bringen die Gedanken der Charaktere näher und ja, es fallen dabei mehr als einmal die Worte Liebe, Sehnsucht, Anziehung und Zuneigung.

    Wo am Anfang noch viel Kopfkino der Personen herrscht, geht es später auch etwas handfester zur Sache. Nackte Haut und wohlgeformte Körper schmiegen sich an sich, wobei der Sex dann nur die Vollendung aller Sehnsucht ist. Intensiver geht die Autorin auf das Thema der Telepaten ein. Sehr genau versucht sie sich vorzustellen, wie sie in den Köpfen der anderen sind, wie sie selbst untereinander reden und wie man Gedanken und Gefühle in sich verbirgt, teilt oder verliert. Die Sci-Fi-Elemente sind auch recht ordentlich. Raumschiffe mit Tarnvorrichtungen, gefährliche Waffen, geheime Funkverbindungen und medizinische Einrichtungen, welche Wunder wirken können. Nichts wirklich Neues, aber als passender Rahmen für den eigentlichen Hauptstrang der Geschichte.

    Überrascht war ich allerdings wie oft Jon als Commander gar nicht ansprechbar war auf der Station oder der Aufbau der geheimen Station „Dignity Rising“, vermisst den keiner die anderen Crewmitglieder? Hier gab es sicherlich ein paar Logiklücken, dafür gibt es aber immer wieder neue Charaktere, welche die Tragweite der Geschichte erweitern. Ein Bote des Rates, welcher definitiv noch mehr als einmal auftauchen wird, ein verschollener Bruder oder... nun, ich will nicht alles verraten. Erfrischend fand ich die Geradlinigkeit der Story. Es wurde nicht wild hin und her gesprungen, sondern detailverliebt in den Situationen verharren und alles ruhig vorangebracht. Trotz Spannung in der Luft, ob Shay je wieder zu sich finden wird, sind kaum Action-Szenen vorhanden, die vom eigentlichen Thema ablenken.

    Fazit:
    Eine Feel-Good-Space-Opera! Warum Liebe im Weltall funktioniert? – Weil wir sonst in der Leere verloren wären. Science Fiction ist das perfekte Umfeld, um sich in eine andere Welt hineinzuversetzen und Hedy Loewe hat es gut gemeistert ihren Liebesroman hier einzuarbeiten. Eine wahre Liebe in einer unwirklichen Zukunft mit Verrat, Trauer, Angst und Hoffnung. Ein Rat, welcher alles beherrscht und Menschen die durch Telepathie viel Leid bringen, aber auch verhindern können. Definitiv nichts für den, der auf knallharte Sci-Fi steht oder utopisch sich weiterentwickeln will, aber perfekt für einen Abend mit einem Gläschen Wein, mit Sonnenuntergang und den Gedanken das alles gut wird.

    Autorin: Hedy Loewe
    Taschenbuch: 426 Seiten
    Verlag: Hedy Loewe
    Veröffentlichung: 26.05.2021
    ISBN: 9783753423012

  18. Cover des Buches Die Harpyie (ISBN: 9783406766633)
    Megan Hunter

    Die Harpyie

     (141)
    Aktuelle Rezension von: Leserstimme

    Die Ich-Erzählerin lebt in einer Ehe , die sie eigentlich abschließen will. Der einzige Trost sind ihr die 2 gemeinsamen Kinder. Doch hier ist nicht die Story im Vordergrund, sondern die Gedanken der Ich-Erzählerin. Es passiert nicht viel darin, außer, dass der Ehemann Jake sie mit Vanessa betrügt und sie ihre Rachegedanken als Strafe auslebt und ihrem Mann auch mitteilt. Wann sie jedoch ihre Strafe beginnt und wie sie sie ausführen wird, hält sie unter Verschluss. Abwechselnd erzählt sie in Kapiteln oder in Vergleichen mit der Harpyie zu ihr in kursiver Schrift. 

    Manchmal denkt man dabei: verwandelt sie sich jetzt in eine Harpyie oder ist das nun die schärfere, gewalttätigere Variante der Ich-Erzählerin? Manche Rezensenten empfanden die Geschichte spannend, ich eher nicht so.  Man kann dieses Buch vielleicht eher als abgedrehte Erzählung einer gescheiterten Ehe lesen. Die Sprache ist zwar gut, aber die Gedanken verlieren sich im unendlichen Nichts und haben mir jetzt nicht sonderlich viel gegeben. Die Ausführung der Erzählung ist natürlich sehr extrem, da sie auch auf Rache hinaus geht, aber auch von einer traumatisierten Frau erzählt, die in der Vergangenheit andeutungsweise vergewaltigt, oder zumindest brutal überfallen wurde. Vielleicht hat sie Trost in dieser Ehe gesucht, aber leider nur Enttäuschung gefunden. In einer Leserunde wäre dieses Buch sicherlich interessant zu lesen gewesen. Ich bin hin - und hergerissen, das Buch gut zu beurteilen oder nicht. Ich denke aber, aus diesem Buch hätte man doch etwas mehr machen können. Die Zwischentexte haben mich zwar nicht irritiert, fand ich in der Form aber nicht so passend. Aber das ist wohl Geschmackssache. 

  19. Cover des Buches Ungeschehen (ISBN: 9783499269264)
    Tina Seskis

    Ungeschehen

     (91)
    Aktuelle Rezension von: Frenx51
    Emily Coleman verschwindet an einem Sommermorgen ohne ein Wort. Sie fährt mit dem Zug nach London, wirft ihren Ehering in den Müll und will nicht mehr gefunden werden. Denn von nun an ist sie Cat Brown. 

    Wie geht man mit einem Schicksalsschlag um? Kann man wirklich alles verdrängen, was man erlebt hat und irgendwo anders neu anfangen? Dies versucht Emily von nun an als Cat in London. Was sie erlebt hat und warum sie geflohen ist, erfährt der Leser erst mit der Zeit. 
    In London macht Cat ganz neue Erfahrungen, lebt in einer maroden WG, lernt neue Leute kennen, findet einen Job. Zu Beginn ist die Sehnsucht sehr groß und die Gedanken an ihren Mann Ben und ihren Sohn, tauchen immer wieder auf, aber mit der Zeit in ihrem neuen Leben verblasst dies langsam. Doch das klappt nicht vollständig, denn plötzlich muss sie sich der Vergangenheit stellen. Ich weiß nicht so recht was ich von Cat halten soll, sie wirkt ganz sympathisch, aber erst zum Ende hin, als alles aufgelöst wird und man die Hintergründe erfährt, kann ich mit Cat mitfühlen und sie ein bisschen verstehen. Die Beziehung zu ihrem Mann und ihrem Sohn, aber auch die familiären Bedingungen, mit einer Zwillingsschwester, die ihr unähnlicher nicht sein könnte, werden beleuchtet. Zwischendurch wirkte das Leben für Cat wieder leichter, dies war aber eine Blendung, ihr Geist benebelt, sodass es irgendwann scheitert. Aufstieg und Fall liegen dabei nah beieinander.
    Das Buch ist dabei in 4 Teile eingeteilt. Am Anfang die Flucht und der Start in das neue Leben, im zweiten Teil geht es mehr um das neue Leben und den Absturz, im dritten Teil werden die Hintergründe aufgeklärt und im letzten Teil die Zukunft und der Neuanfang beleuchtet. Dadurch erhält das Buch eine gewisse Struktur bzw. wird der Leser bis zum Schluss im Unklaren gehalten, warum Emily nach London geflohen ist. Die einzelnen Kapitel enthalten dabei sehr unterschiedliche Perspektiven, Zeitsprünge, verschiedene Rückblenden und Einblicke in das Leben und die Gedanken von sehr unterschiedlichen Personen. Dadurch wird die Spannung aufrecht erhalten und der Leser kann miträtseln warum Emily ihr Leben aufgegeben hat. Manchmal wirkte dies aber auch verwirrend, da man sehr zwischen den Zeiten hin und her gesprungen ist.

    Emily versucht ein neues Leben zu leben, doch kann man wirklich alles aufgeben und anonym von vorn anfangen? Die Aufklärung erfolgt dabei erst ganz zum Schluss, dadurch wird die Spannung hoch gehalten. 

  20. Cover des Buches Als die Liebe zu Elise kam (ISBN: 9783499253768)
    Natasha Solomons

    Als die Liebe zu Elise kam

     (60)
    Aktuelle Rezension von: Kristin84

    Zum Inhalt:

    Wien, 1938: Eigentlich führt die junge Jüdin Elise mit ihren Eltern und ihrer Schwester ein angenehmes Leben. Doch immer öfter merkt Elise, dass ihre Eltern ihr gewisse Dinge verschweigen, denn auch in Wien hat der Nationalsozialismus Fuß gefasst und das alltägliche Leben für die Familie wird immer schwieriger. Als es zu gefährlich wird, zwingen ihre Eltern Elise nach England zu reisen um dort eine Stelle als Hausmädchen im Hause Tynford anzunehmen. Wie zu erwarten ist Elise dort nicht glücklich: sie vermisst ihre Familie und macht sich Sorgen um sie. Doch auch an düsteren Tage gibt es immer wieder kleine Lichtblicke, die Elise - wenn auch nur für einen Moment - das Glück wieder zurück bringen.

    Meine Meinung:

    Meine Meinung zu diesem Buch ist wirklich ein wenig zwiegespalten. Die erste Hälfte war richtig gut, was man leider von der zweiten Hälfte nicht behaupten kann.

     Zu Beginn des Buches lernt man zunächst Elise, ihre Familie und ihr Leben in Wien kennen. Es ist wirklich alles toll beschrieben, so dass man als Leser einen Film vor dem inneren Auge hat, in dem der Inhalt des Buches bildlich dargestellt wird - also kurz gesagt: einfach das optimale Ergebnis! Auch die erste Zeit, als Elise in England ankommt und versucht sich dort einzuleben, hat man noch das gleiche Phänomen. Man fühlt richtig mit Elise mit. Ich als Leser habe einfach ihre Hoffnung, ihre Verzweiflung und ihren Schmerz richtig mitgefühlt. Die Seiten sind nur so dahin geflogen. Doch irgendwie hat dieses Hochgefühl nicht bis zum Schluss angehalten. Ich kann nicht genau sagen, woran es lag, aber so ab der Hälfte hat das Buch stark abgebaut. Irgendwie hat mir die Liebe und das Herzblut, das die Autorin in das Buch gesteckt hat, gefehlt. Es kam mir plötzlich irgendwie ein wenig monoton vor. Selbst die Situationen, die mich vorher gefesselt habe, konnte mich nicht mehr berühren. Vielleicht lag es auch an mir, wer weiß.

    Durch die letzte Hälfte des Buches musste ich mich also ein wenig quälen. Was zwei Gründe hat: Zunächst - wie bereits erwähnt - die monotone Schreibweise. Selbst zum Ende hin wurde es nicht spannender, was wirklich schade war. Aber was mich teilweise noch ein wenig mehr gestört hat, war eine aufkeimende Vermutung meinerseits, in welche Richtung das Buch sich entwickelt. Mir geht es jetzt nicht um den Nationalsozialismus oder den zweiten Weltkrieg. Die Geschehnisse hierzu haben mich natürlich auch sehr mitgenommen und bewegt, aber hier konnte man ein wenig erahnen, wo die Reise hingeht (wobei ich wieder gemerkt habe, dass ich ein absoluter Optimist bin). Nein, mich hat eher eine zwischenmenschliche Entwicklung gestört. Leider kann ich euch nicht mehr dazu sagen, ohne euch massiv zu spoilern. Nur soviel: Im letzten Drittel des Buch entwickelt sich etwas, was vielleicht nicht jeder Leser des Buches gleich geahnt hätte. Da ich aber schon mal ein Buch gelesen habe, in dem das Selbe passiert ist, sind mir die Dinge aufgefallen, die eine gewisse Vermutung meinerseits angeheizt habe. Den ganzen Rest des Buches habe ich gehofft, dass es nicht wirklich dazu kommt und ich komplett falsch liege. Aber wie das Leben so spielt, ist genau das eingetreten, was mir so gar nicht zugesagt hat. Und die ganzen Komponenten zusammen - die dauerhafte Vermutung und das Ergebnis - haben nochmal mehr dazu beigetragen, dass mir das Lesevergnügen im Laufe des Buches abhanden gekommen ist. Vielleicht übertreibe ich auch, aber für mich als Leser gibt es Dinge, die mir ein wenig die Lesefreude vermiesen. Und sowas gehört dazu.  

    Mein Fazit:

    Der Start sowie die erste Hälfte des Buches waren wirklich nicht schlecht, doch leider hat der Rest des Buches, insbesondere das Ende, das Lesevergnügen ein wenig getrübt.

  21. Cover des Buches Die Leinwand (ISBN: 9783423140775)
    Benjamin Stein

    Die Leinwand

     (53)
    Aktuelle Rezension von: Stephanus

    Der Jude Amnon Zichrom besitzt die außergewöhnliche Fähigkeit Erinnerungen anderer Menschen nachzuerleben. Konsequenterweise wird er Psychoanalytiker und kann dabei diese Fähigkeit ideal einbringen. Hierbei begegnet er Minsky und erreicht, dass dieser seine traumatische Kindheit während des Holocausts aufschreibt um diese zu verarbeiten. Das so entstandene Buch wird dann vom Journalisten Jan Wechsler als reine Fiktion kritisiert und Minsky verschwindet. Wechsler wird dann 10 Jahre später ein Koffer zugestellt, den er bei seiner Reise nach Israel verloren haben soll. Dieser kann sich aber nicht daran erinnern und begibt sich, nach dem merkwürdigen Inhalt des Koffers auf Spurensuche. In Israel muss er feststellen, dass Zichrom seit zehn Jahren verschwunden ist, kurz nach seinem damaligen Besuch. Die Spurensuche geht weiter und bringt ihn zu Minsky und dem Rätsel auf die Spur.

    Der Autor hat ein sehr ungewöhnliches Buch geschrieben. Eigentlich sind es zwei Bücher, eines von Jan Wechslers Perspektive und das andere aus der Perspektive von Amnon Zichrom. Es gibt zwei Ausgangspunkte und dem Leser ist es freigestellt, mit welcher er beginnt. Nach jedem Kapitel kann auch das Buch gewechselt werden und aus der anderen Perspektive weitergelesen werden. Sehr skeptisch aufgrund dieser Konstruktion hat mich gleich nach wenigen Seiten diese ungewöhnliche Herangehensweise fasziniert und das Fazit ist, dass die Haupthandlungen und auch die Nebenwege sich perfekt zusammenführen und letztlich ein interessantes, lesenswertes Buch entstanden ist.


  22. Cover des Buches Das Totenschiff (ISBN: 9783257072693)
    B. Traven

    Das Totenschiff

     (60)
    Aktuelle Rezension von: oceanlover

    Ein keineswegs in die Jahre gekommener Klassiker, der das Verstauben verdient hätte, sondern auch heute noch - gerade heute wieder - politisch aktuell und durchweg lesenswert.


    Zur vollständigen Rezension: https://oceanlove--r.blogspot.com/2024/02/das-totenschiff.html


    Schon länger hatte ich Das Totenschiff auf dem Schirm - mit der Neuauflage aus dem Dezember dann auch keinen Grund mehr, nicht endlich zu diesem Klassiker zu greifen.

    Und hätte ich das mal schon früher getan! Was ein Buch.

    Nach den ersten paar Seiten habe ich mir irritiert Notizen zur Übersetzung gemacht - nur um dann mal ordentlich zu recherchieren und herauszufinden, dass B. Traven mitnichten Amerikaner war, sondern vermutlich der uneheliche Sohn des AEG-Gründers Rathenau (und damit Halbbruder von Walther Rathenau) und dieses Buch genauso auf deutsch schrieb. Das ließ mich die kuriose Mischung aus Seefahrtsenglisch, amerikanischen Slang und deutschem Hafenschnack dann schon anders lesen; erlaubte mir im wahrsten Sinne des Wortes das Eintauchen in die Welt und Zeit unseres Protagonisten und Seemanns.

    Gleich vorweg: Das Totenschiff mag wie ein Abenteuerroman wirken und zu gewissen Teilen könnte er auch als solcher betrachtet werden; vor allem aber ist das Buch schonungslos und politisch. Nichts mit Seefahrtsromantik - ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen beschreibt der amerikanische Seemann Gales das harte, entbehrungsreiche und ruhmlose Leben der einfachen Leute; das Leben am Rande und sogar außerhalb des Blickfelds der Gesellschaft. B. Traven bzw. der Mann hinter diesem Pseudonym war radikaler Anarchist - und das liest sich auch ohne Analyse heraus. Kein Kapitel ohne Kapitalismuskritik, Ablehnung von Nationalstaat und Bürokratie, kommunistischen Gedanken und scharfsinnigen Beobachtungen der allgegenwärtigen Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten.

    Gerade vor dem Hintergrund der Rätselraterei um die Identität des Autors ist die verlorengegangene bzw. verlorengehende Identität des Protagonisten spannend zu verfolgen; Autor und fiktive Figur verschwimmen in ihrer Gesellschaftskritik zu einer Person.

    Das Buch lebt neben der revolutionären Ansichten vor allem von den realistischen Beschreibungen; fast schon eine Fallstudie in Romanformat. Der Schmutz, die harte körperliche Arbeit, die Müdigkeit - all das wird förmlich spürbar beim Lesen; der Lebensalltag an Bord detailliert beschrieben. Gleichzeitig ist der Protagonist so in seinem Slang und seinem Seemannsdenk gefangen, dass es mir - obwohl ich durch eigene Seefahrtszeit oft wusste, was er gerade beschreibt - stellenweise schwerfiel, zu folgen. Da wird umschrieben und in Wortbilder verpackt, statt klar auszudrücken, was genau passiert. Gerade das eigentliche Geschäft der Yorikke musste ich mir mehr zusammenreimen, als dass es auf den Punkt gebracht wird. Ich kann mir vorstellen, dass gerade die Bordalltagsszenen für Außenstehende nicht immer leicht nachzuvollziehen und vorzustellen sind. 

    Für mich überwiegen ja ganz offensichtlich die glänzenden Seiten der Seefahrt, nichtsdestotrotz konnte ich mich hervorragend in dieses Buch hineinfühlen, fühlte mich in dieser Beschreibung des Seemannslebens aufgehoben und auch die Verwebung von Politischem und Alltäglichem sprach mich auf persönlicher Ebene an. Überhaupt; in vielerlei Hinsicht hat dieses Buch wohl förmlich auf mich gewartet und auch wenn es mich nicht in allen Punkten überzeugte, war es doch auf eine positive Weise emotional für mich. Randnotizen, Markierungen und Post-its zeugen davon. Ein Buch, das sich auch erneut zu lesen lohnt und viel mitgibt - Denkanstöße wie Lebensweisheiten und Beobachtungen.

    Auch die an den Tag gelegte Sensibilität bezüglich der verwendeten Sprache, die sich in der editorischen Notiz ausdrückt, erfreute mich - der Stil und Ton des Buchs, dass zwischen den Weltkriegen geschrieben wurde, bleibt erhalten, diskriminierende Praxis wird aber nicht reproduziert. Manche Begriffe und Formulierungen bereiten auch ganz einfach Freude - wenn Gales durch die Straßen schnurkst, schnurrigen Gedanken nachhängt oder konstatiert, dass die Amerikaner "mit dem Evangelium der Zahnbürste und der Wissenschaft des täglichen Füßewaschens" ausgerüstet seien. 

  23. Cover des Buches Ich heiße nicht Miriam (ISBN: 9783548613406)
    Majgull Axelsson

    Ich heiße nicht Miriam

     (34)
    Aktuelle Rezension von: claudias_buecherwelt

    Eine Geschichte, die mich berührte, betroffen machte, mir ein zeitweise schreckliches Kopfkino bescherte und die ich dennoch kaum aus der Hand legen wollte. Beim Spaziergang mit ihrer Enkelin kehren Miriams Gedanken und Erinnerungen zu ihrer Vergangenheit zurück. Erinnerungen, die sie lange nicht zugelassen hat. Und das Gespräch, das Zulassen der Erinnerungen, sind etwas Neues für sie . Aber auch für die Enkelin Camilla, eine erwachsene junge Frau, ist es nicht einfach. einerseits möchte sie etwas über die Vergangenheit der Großmutter erfahren. Andererseits sind diese Schilderungen schwer zu ertragen. Besonders, wenn es Erinnerungen einer nahestehenden Person sind. Erinnerungen an die verlorene Familie, an einen Transport im Bahnwagon, an Konzentrations- und Arbeitslager, Kälte, Hunger, Gewalt. An Experimente an Menschen jeden Alters, die sogenannten Meerschweinchen und den allgegenwärtigen Tod. An einen Neuanfang in Schweden unter falscher Identität, weil sie auch dort als Roma nicht erwünscht war. Ein Leben voller Beherrschtheit, Angepasstheit, Vortäuschen und Lügen, weil sie in Frieden leben wollte. Und das Glück immer in Gefahr, wenn die Wahrheit heraus käme.
    Diese Buch erhält von mir eine klare Leseempfehlung.

  24. Cover des Buches Der Insasse (ISBN: 9783839894439)
    Sebastian Fitzek

    Der Insasse

     (70)
    Aktuelle Rezension von: Aenna612

    Mittlerweile überwiegen bei mir leider die Fitzek-Bücher und -Hörbücher, die mir eher nicht so gut gefallen...

    Großer Pluspunkt: Simon Jäger ist einfach ein grandioser Sprecher! Wie er jedem Charakter einfach eine unverwechselbare, passende Note verpasst, und dass ohne es aufgesetzt oder gekünstelt wirken zu lassen, ist wirklich ganz großes Hörkino!

    Zur Story: Ich finde es weniger Thriller als eher Horror und Brutalität. Noch dazu ist die Story über große Teile des Hörbuchs einfach so krass an den Haaren herbeigezogen und unrealistisch. Lediglich die Auflösung (die man an einigen Stellen erahnen kann) rettet es dann ein wenig.

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