Bücher mit dem Tag "ideologie"

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115 Bücher

  1. Cover des Buches 1984 (ISBN: 9783328111368)
    George Orwell

    1984

    (4.220)
    Aktuelle Rezension von: Zams

    Ehrlich gesagt bin ich sehr froh, dass ich das Buch nicht in die Hand nehmen musste, um es physisch zu lesen, denn ich fand die Handlung ziemlich langweilig und hätte es wahrscheinlich nicht zu Ende gelesen. Also ein Hoch auf Hörbücher, schätze ich, denn die Botschaft war großartig.


    Julias und Winstons „Beziehung“ hat mich ziemlich verunsichert. Ich glaube, sie kam aus dem Nichts und wurde nie wirklich erklärt, und ehrlich gesagt ist mir der Altersunterschied nicht ganz geheuer, obwohl er im Vergleich zu ihrem Alltag in unserer heutigen Welt definitiv nicht so dargestellt werden sollte.

    Und noch einmal: Wenn man es mir nicht stundenlang vorgelesen hätte, während ich gearbeitet habe, hätte ich es nicht durchgelesen, weil es einfach so langweilig war.

    Andererseits war die Botschaft über Kapitalismus und Autoritarismus absolut großartig. Darüber hinaus hat mich die unerwartete Wendung am Ende der Handlung völlig erschüttert.  Meiner Meinung nach ist das definitiv ein wahnsinnig wichtiges Buch, und allein aus dieser Sicht wäre es sofort eine 5-Sterne-Lektüre, und ich bin sicher, dass ich in allen Ebenen dieses Werks viele wichtige Anmerkungen übersehen habe. Es sind nur der Schreibstil und die Nebenhandlung, die dafür sorgen, dass es für mich nicht so gut funktioniert.

  2. Cover des Buches Er ist wieder da (ISBN: 9783847905998)
    Timur Vermes

    Er ist wieder da

    (3.401)
    Aktuelle Rezension von: Amy_Lee_May

    Als es rauskam, musste ich es sofort haben und es hat mir ausnehmend gut gefallen. Einige Zeit später habe ich es nochmal gelesen und fand es schon schwierig und aus heutiger Sicht, kann ich leider garnicht mehr lachen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass das Buch nicht gut wäre, sondern daran, dass die nationalsozialistische Gesamtthematik so nahe gerückt ist, dass ich darüber nicht mehr lachen kann!!!

  3. Cover des Buches Metro 2033 (ISBN: 9783453529687)
    Dmitry Glukhovsky

    Metro 2033

    (653)
    Aktuelle Rezension von: vikasbookshelf

    Metro 2033 war für mich eines der Bücher, die ich wirklich unbedingt lesen wollte, es beim ersten Versuch aber abgebrochen habe.

    Warum? Weil es mir unglaublich schwer fiel die ganzen Handlungsorte, Stationen und Schauplätze auseinander zu halten. Immer wieder musste ich die Karte aufschlagen oder zurück blättern um nachzulesen, ob wir uns jetzt an einem neuen Ort befinden oder es noch der gleiche wie von vor 3 Seiten ist. 

    Als dann 2010 das Videospiel dazu erschien war ich immer noch völlig fasziniert von dem Setting und der Handlung die Glukhovsky hier erschaffen hat, also gab ich dem Buch eine weitere Chance. (mit ausgedruckter Karte der Metrostationen^^) 

    Ziemliches Tam-Tam für ein Buch, aber es hat sich gelohnt. Metro 2033 ist ein Meisterwerk. Man muss sich drauf einlassen, man kann es nicht "mal eben" lesen, aber es lohnt sich. Man kann beim lesen die Düsternis, die klaustrophobische Beengtheit der Räume spüren, die abgestandene, muffige Luft nahezu spüren.

  4. Cover des Buches Flawed – Wie perfekt willst du sein? (ISBN: 9783596033836)
    Cecelia Ahern

    Flawed – Wie perfekt willst du sein?

    (1.191)
    Aktuelle Rezension von: Stoeckchens_buecherwelt

    Wie perfekt willst du sein? Gar nicht, wenn es bedeutet, seine Menschlichkeit aufzugeben. Wenn es bedeutet, Menschen wie Dreck zu behandeln, wie Menschen zweiter Klasse oder sogar ihren Tod in Kauf zu nehmen. Nicht wenn es bedeutet, dass ein chronisch kranker Mensch sich nicht hinsetzen darf und sich sein Gesundheitszustand verschlechtert.. Nicht nur einmal hatte ich das Bedürfnis, in dieses Buch einzutauchen und die Menschen an den Schultern zu packen, anzuschreien und zu schütteln. Anfangs las ich dieses Buch mit einer Fassungslosigkeit, die ich so noch in keinem Buch gespürt habe.

    Vor allem wenn man noch dabei zusehen muss, wie die Protagonistin in ihr eigenes Unglück stürzt. Denn eine Fake-Einladung von ihren Freund*innen war sehr offensichtlich. Dennoch wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass sie diese ausschlagen würde und dennoch musste ich dabei zu sehen, wie die Protagonistin direkt in eine Falle lief.

    Man musste dabei zusehen, wie die Protagonistin ausgeschlossen, abgewertet wurde und sie ihre Menschenrechte abgesprochen bekam. Warum? Weil sie einem Menschen geholfen hat. Sie war immer noch dieselbe und wurde plötzlich wie eine Aussätzige behandelt. Es machte mich wütend, traurig und fassungslos.

    Das Buch erinnert mich etwas an die Hunger Games Bücher. Dabei beziehe ich mich weniger auf die Hungerspiele, sondern auf die politische Bewegung, die Katniss ausgelöst hat. Auch Celestine löste in diesem Buch eine politische Bewegung aus. Ein Umdenken, das sich langsam ausbreitet.

    Dieses Buch ist so unglaublich spannend, dass ich es nicht weglegen konnte und es so schnell wie möglich gelesen habe. Die Idee des Brandmarken/Stigmatisieren und DIskimriminieren ist keine neue Erfindung, aber die Thematisierung in diesem Buch gefällt mir. Es macht noch einmal deutlich, dass wir alle nur Menschen sind. Und es wäre schön, wenn wir Stigmatisierungen allgemein beenden könnten. 

    Der Schreibstil war unglaublich fesselnd. Ich habe selten ein so unglaublich fesselndes Buch gelesen, so dass ich an dem Tag, an dem ich das Buch beendete, auch prompt Band zwei beginnen musste.  Außerdem war ich ein Fan der manchmal wirklich kurzen Kapitel, denn allgemein bevorzuge ich kurze Kapitel.

    Wissen bringt oft eine Verantwortung mit sich, die keiner haben will
  5. Cover des Buches Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (ISBN: 9783944442402)
    Robert Scheer

    Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück

    (42)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...

    Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.


    "Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)


    Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.

    Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.

    Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.

    Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.


    "Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)


    Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.

    Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.

    Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.

    Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.


    © Parden
  6. Cover des Buches Die Pest (ISBN: 9783499006166)
    Albert Camus

    Die Pest

    (526)
    Aktuelle Rezension von: LucianVicovan

    Ich klebte das erste Posted auf Seite neun ein. Bis zum Ende des Buches gingen sie mir aus!

    Im Schnitt fand ich auf jeder 2.- 5. Seite eine neue Phrase, einen neuen Satz, einen weiteren Absatz den ich ja niemals wieder vergessen, und den ich immer wieder imstande sein wollte wiederzufinden!

    Was für eine Meisterleistung!!! 🏆

  7. Cover des Buches Mayra und der Prinz von Terrestra (ISBN: 9781493727841)
    Marita Grimke

    Mayra und der Prinz von Terrestra

    (68)
    Aktuelle Rezension von: Jazzy
    Meine Meinung zu "Mayra und der Prinz von Terrestra":
    Allein das Cover mit den schönen Blautönen und den Gesichtern von Mayra und Prinz Djuma, hat mich sofort in seinen Bann gezogen und meine Fantasie zu dieser Geschichte angeregt. Dies hat sich auch bestätigt indem ich das Buch relativ schnell durchgelesen hatte. Die Geschichte von Mayra ist ein schönes Jugendbuch und hat mich als Erwachsene auch richtig gefesselt. Ich finde es immer wieder begeisternd, wie die Autoren es schaffen eine erste Liebe erblühen zu lassen. Nicht jeder kann dies so gut umsetzen. Marita Grimke hat ein klasse Buch mit viel Fantasie in einer anderen Welt geschrieben. Mayra und Djuma leben in unterschiedlichen Welten. Mayra in einer fortgeschrittenen technischen Welt und Djumas Welt erinnert sehr stark an das Mittelalter. Dennoch gibt es ein Geheimnis in Djumas Welt. Es gibt Magie, jedoch nur für die Königsfamilie.
    Mayra wird mit Dingen in Djumas Welt konfrontiert, mit denen sie nie gerechnet hätte. Sie wird durch diese Erfahrungen immer stärker und die Liebe sucht sich auch ihren Weg!

    Fazit:
    Insgesamt war es ein klasse Buch und ist auf jeden Fall sehr für Jugendliche zu empfehlen! Ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Teil des Buches. Das Buch war sehr angenehm zu lesen! Von mir gibt es 4 von 5 möglichen Sternen.

  8. Cover des Buches Kind 44 (ISBN: 9783442481859)
    Tom Rob Smith

    Kind 44

    (773)
    Aktuelle Rezension von: Sternenstaubfee

    Die Geschichte spielt in Moskau/ in der Sowjetunion 1953. Auf Bahnschienen wird ein toter Junge gefunden, der ganz offensichtlich ermordet wurde, doch zu Stalins Zeiten hat es keine Verbrechen zu geben. Also ist der Junge verunglückt. Auch Geheimdienstoffizier Leo Demidow glaubt zunächst daran, doch im Laufe der Geschichte beginnt er, die Dinge zu hinterfragen und seine Meinung zu ändern...

    ** Die Geschichte ist beklemmend, bedrückend, manchmal schwer zu ertragen. Ab der ersten Seite herrscht eine unglaublich düstere Atmosphäre. Gleichzeitig ist der Roman sehr spannend. Einerseits möchte man den Roman weglegen, weil die Stimmung so bedrückend ist, andererseits möchte man unbedingt weiterlesen, um zu erfahren, was als nächstes geschieht. So ging es mir. 

    Das Buch regt zum Nachdenken an. 

    27.08.2024

  9. Cover des Buches Morton Rhue "Die Welle", Literaturseiten (ISBN: 9783956867842)
    Morton Rhue

    Morton Rhue "Die Welle", Literaturseiten

    (2.328)
    Aktuelle Rezension von: Pegasus1989

    Ich habe diese Geschichte damals im Unterricht als Film gesehen und ihn letztes Jahr sogar nochmal mit meiner Mutter geguckt. Zudem habe ich das Buch dazu auch gelesen. Es beschreibt auf erschütternde Weise, wie ein Experiment aus dem Ruder laufen kann und wie wenig Mittel es braucht, um Menschen zu etwas zu bekehren, worüber sie vorher nicht nachdenken. Schwächere werden dazu verleitet, etwas Böses zu tun und stärkere Menschen dazu, sich noch mächtiger zu fühlen. Ein tolles Beispiel stellt dieses Werk da, um zu zeigen, dass man sich nicht bekehren lassen sollte und dass sich ähnliche Szenarien wie der Nationalsozialismus nicht wiederholen dürfen.

  10. Cover des Buches Farm der Tiere (ISBN: 9783864459870)
    George Orwell

    Farm der Tiere

    (952)
    Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutter

    George Orwell ist für mich ein Autor, der auch Prophet hätte sein können. Seine Werke schätze ich sehr und sie haben an Aktualität nicht verloren. So auch diese Graphic Novel, deren Originalfassung als Buch ich schon mehrfach gelesen habe.


    Die Geschichte ist schnell erzählt, die Tiere einer Farm. In England wären sich gegen das Joch der Menschen. Der Pharma wird vertrieben und die Schweine übernehmen die Organisation. Obwohl Gleichheit versprochen wird, sind manche Tiere gleicher als andere, und so gelangen die Tiere wieder unter das Joch, diesmal der Schweine, die sich mehr und mehr den Menschen anpassen. 


    Die Geschichte ist ein Abziehbild, dass uns jede diktatorische, und extreme Herrschaft über Menschen vorführt. ob Faschismus, Kommunismus, Islamismus oder wie aktuell Oligarchie – kennst du eine kennst du alle!


    Ein mulmiges Gefühl beim Lesen blieb natürlich nicht aus, denn viele Parallelen zum aktuellen Geschehen können gezogen werden.


    Die bildliche Darstellung durch Odyer ist besonders gut gelungen. In Öl oder Acryl gemalt, wirkt jedes Bild wie ein kleines Kunstwerk. Durch die farbenfrohe Gestaltung sind die dramatischen Szenen noch mal eindringlicher.


    Eine Leseempfehlung für alle die ihr Wissen über die Geschichte noch mal auffrischen möchten oder die sich nicht die Mühe machen möchten, die Originalfassung zu lesen

  11. Cover des Buches Fahrenheit 451 (ISBN: 9783257247329)
    Ray Bradbury

    Fahrenheit 451

    (760)
    Aktuelle Rezension von: citrus

    Der erste Teil war ein wenig , jedoch, wenn ich darüber nachdenke, passt das auch zum Ton und Thema in diesem Teil - die Trostlosigkeit und Eintönigkeit von Montags Leben am Anfang es Buches wird somit widergespiegelt. Das mit der Familie und der Fernsehwände fand ich ein wenig verwirrend erklärt, sodass ich anfangs gar nicht verstand, warum denn die Wände  sprechen und Leute in sich zu haben scheinen.

    Besonders die Monologe des Captain Beatty und der ganze dritte Teil waren sehr toll geschrieben und gesellschaftskritisch, was zum Nachdenken anregt. Insgesamt ein tolles Buch mit einer wichtigen Geschichte, nur zu empfehlen! 

  12. Cover des Buches Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (ISBN: 9783946619833)
    Robert Musil

    Die Verwirrungen des Zöglings Törleß

    (287)
    Aktuelle Rezension von: hufflepup_kafka

    „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ von Rubert Musil aus dem Anaconda Verlag zeichnet sich durch eine düstere und intellektuell anspruchsvolle Atmosphäre aus. Törleß erkundet moralische und militärische Themen im Kontext einer Eliteschule und behandelt die dunklen Seiten der menschlichen Psyche. Musils Erstlingswerk könnte man demnach dem Dark Academia Genre zuordnen und es handelt sich hierbei um einen klassischen Entwicklungsroman aus dem Jahre 1906.

    Törleß, zunächst motiviert und voller Tatendrang, wird mit der Zeit von Heimweh und Einsamkeit geplagt. Trost sucht er in den Briefen an und von seinen Eltern, doch dieser Trost weicht einer Depression aus Leere und Langeweile sozusagen, die er mit seinen neuen „Freunden“ Reiting und Beineberg zu kompensieren versucht. Als die drei Jungen ihren Mitschüler Basini als Dieb entlarven, der aus Geldnot seine Klassenkamerad*innen bestiehlt, sehen sie von einer Anzeige bei der Schulleitung ab und sehen stattdessen in ihm ein Ventil für ein Machtspiel aus Gewalt, Selbstjustiz und Bestrafung.

    Während Beineberg und Reiting Basini vor allem körperlich wie sexuell misshandeln, beteiligt sich Törleß selbst am Machtspiel aber eigentlich nur wenig und ist viel mehr der in sich gekehrte Beobachter, in dem homoerotische Neigungen wach werden. Von dieser plötzlichen auftretenden sexuellen Begierde beschämt, flüchtet er sich zuerst in die Natur- und Geisteswissenschaften wie Mathematik, Philosophie und Psychologie, und als er darin keine Lösung findet, in das Spirituelle und Esoterische.

    Bei diesem Übergang begibt sich Törleß zwischen Identitätssuche und Internatleben und verliert sich dabei in pseudo-poetischen Gedanken, die für mich als Leser einfach nur wirr und zäh waren. Einzig vom allgemein anspruchsvollen Schreibstil und zum Teil auch von den Dialogen war ich etwas angetan. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck, dass ich es hier mit pubertierenden Heranwachsenden zu tun habe, sondern mit Akademikern im ermüdenden, sich im Kreis drehenden und nimmer endenden Diskurs.

    Alles in allem ist die Geschichte und die Figur um Törleß ein Konstrukt aus Egozentrik und Voyeurismus, mit dem ich einfach nicht warm wurde und von dem ich auch Klassiker liebenden und lesenden abrate. 2 von 5 Sternen.

  13. Cover des Buches Goldstein (ISBN: 9783462043235)
    Volker Kutscher

    Goldstein

    (210)
    Aktuelle Rezension von: Argentumverde

    Es ist Juni im Jahr 1931, als ein amerikanischer jüdischer Gangster nach Berlin kommt mit unbekanntem Ziel. Ein ausreichender Grund, das Gereon Rath ihn beschatten soll und verhindern, dass er auch nur einen unbemerkten Schritt in der Stadt macht. Für Gereon eine Strafarbeit, die nicht lange eintönig bleiben soll. Währenddessen entwischt Charly bei einer Befragung ein junges Mädchen, die kurz zuvor das KaDeWe ausgeraubt hat und am Ende mit ansehen musste, wie ihr Komplize in den Tod stürzt. Als sich beide Fälle immer mehr miteinander verknüpfen, kommt es mal wieder zum Krach zwischen Gereon und seiner Charly......

    Dies ist der dritte Teil der Reihe um den Berliner Kommissar Gereon Rath. Grundsätzlich macht es Sinn, die Teile in der Reihenfolge zu lesen um Zusammenhänge zu verstehen, auch wenn die Fälle mit jedem Buch abgeschlossen werden. Die historischen Details sind genau, tauchen auch mit kleinen Details im Alltag der Protagonisten auf. Thematisiert werden hauptsächlich die Unruhen und Auseinandersetzungen zwischen den Nazis und den Kommunisten, sowie die gegenseitige Bekämpfung der Berliner Ringvereine. Aber das zentrale Thema, dass deutlich zum tragen kommt, ist das Leben der Juden in der Stadt und die angespannte Stimmung jedes Einzelnen. Kutscher baut gleich eine ganze Reihe unterschiedlichster Schauplätze auf und führt diese erst nach und nach zusammen. Am Ende gelingt es ihm sämtliche Fäden gekonnt und logisch miteinander zu verknüpfen, ohne das es an den Haaren herbeigezogen wirkt. Die Charaktere bekommen kontinuierlich mehr Tiefe, sowohl innerhalb des Buches, als auch insgesamt auf die Reihe hin gesehen. Dadurch lässt Kutscher aber auch viel Platz für Nebenhandlungen, die durchaus auch mal kleine Längen beim Lesen erzeugen.

    Mein Fazit: Definitiv eine spannende Reihe, die aber nicht unbedingt von der Jagd nach irgendeinem Verbrecher lebt, sondern vom Gesamtwerk und dem gewählten historischen Zeitrahmen. Wer sich dafür interessiert, den wird das Buch nicht mehr loslassen.

  14. Cover des Buches Das Erbe der Sterne (ISBN: 9783453317642)
    James P. Hogan

    Das Erbe der Sterne

    (16)
    Aktuelle Rezension von: admit

    Das Buch wurde schon vor 50 Jahren geschrieben und ist daher wissenschaftlich nicht haltbar, jedoch spannend geschrieben. Es erzählt, dass der Meteroriten-Gürtel zwischen Mars und Jupiter zu einem ehemals blühenden Planeten namens Minerva gehörte, dessen Reste nunmehr dort herumfliegen, zum Teil auf der Rückseite des Mondes kleben und sogar zur Entstehung des Pluto führten, und dass dieser Planet mal unseren Mond als seinen hatte. Diese Minerver sind auf dem Mond mit zu uns gereist und haben von dort aus die Erde besiedelt - starker Tobak. Eine Fülle von Informationen wird erzählt, dann widerlegt und neu interpretiert. Wenn man sich auf den Sense of Wonder einlässt, ist man jedoch ganz gut unterhalten. Die andern Bücher der Trilogie werde ich aber nicht lesen.

  15. Cover des Buches Bubis Kinnertied. Tüsken Wieken un Wullgras (ISBN: 9783862824700)
    Detlef M. Plaisier

    Bubis Kinnertied. Tüsken Wieken un Wullgras

    (11)
    Aktuelle Rezension von: Harpo

    Die Originalgeschichte, welche aus den sogenannten Memoiren des Vaters des "Autors", bezogen wurde, hätte eigentlich das Potential zu einer wahrhaft erzählenswerten sein können. Leider macht es der Autor - wir mögen ihn so nennen - einem unmöglich die Geschichte zu genießen. Der Grund: Langweilig und überaus langatmig erzählt. Dazu auch noch schriftstellerisch wenig ausgereifte Stil, der es fast schon zum Kraftakt macht, sich durch das Ganze durchzuarbeiten.

  16. Cover des Buches Die Farbe Rot (ISBN: 9783406714269)
    Gerd Koenen

    Die Farbe Rot

    (6)
    Aktuelle Rezension von: Wedma

    Für dieses Werk konnte ich mich leider absolut nicht begeistern. Der Anfang war toll, also wollte ich mir das Ganze näher anschauen, aber je weiter ich las, desto übler wurde mir dabei zumute. Die anfängliche Begeisterung verflog spätestens nach den ersten vierhundert Seiten. Dort wurde neutral, dann aber eher abwertend berichtet. Sobald es um Russland und seine Geschichte ging, wurde der Ton zunehmend abschätzig herablassend. Ich gewann leider immer mehr den Eindruck, dass der werte Autor weder Kommunismus im Allgemeinen noch Russland im Besonderen mag.


    Je weiter ich las, desto eher ich bereit war, dem Rezensenten aus der 1-Stern-Abteilung bei amazon recht zu geben, der meinte: „Dieser Schreiberling des Kapitels ist lebenslang seiner antikommunistischen Linie treu geblieben. Es ist schon auffällig u. zudem lächerlich das vor allem ehemalige Mitglieder der K-Gruppen, die übrigens schon immer antisowjetisch agierten, heute in der BRD zu den großen Erklärern des Weltkommunismus stilisiert werden. Koenen, Schlögel, Schroeder oder ein Posener kippten früher ihren Müll auf die Sowjetunion und heute sicher nicht zufällig auf Russland.......“ 


    Diese anti-Einstellung des Autors konnte ich deutlich wahrnehmen, im weiteren Verlauf irritierte sie mich unsäglich. Wäre ihm etwas am Thema, am Land insg. gelegen, hätte er einen anderen Ton angeschlagen und Mittel und Wege gefunden, das Ganze nicht so grässlich darzustellen.


    Für Laien schaut Koenen wie ein Kenner aus. In der Sache liegt er oft richtig. Bloß seine Interpretationen sind leider eher fragwürdiger Natur. Zudem fehlten mir leider die Quellen als Beleg manch seiner steilen Thesen, Darstellungen wichtiger Momente blieben auf dem Hörensagen Niveau. Bei einem guten Sachbuch sind einwandfreie Quellenangaben aber unerlässlich.


    Mir waren die Inhalte nicht neu. An mehreren Stellen entstand der Eindruck, dass der werte Autor bloß an der Oberfläche gekratzt hatte. Oft musste ich feststellen: Da sind nur die Eisbergspitzen, auf die er die Aufmerksamkeit der Leser fokussiert hatte. Aber warum brachte er ausgerechnet das? Und dann noch auf diese abwertende Art und Weise? Das Scheußlichste geht vor, war wohl die Devise. Oft genug krallte er sich an eine einzelne Quelle, an die Meinung nur eines Autors, der z.B. das Geschehen an der Südfront 1918 schilderte, und natürlich war es das Grässlichste, was da zu finden war. Zudem war der Text oft so staubtrocken, dass ich mich da förmlich durchbeißen musste. Ich habe gehofft, dass es vllt später besser wird. Fehlanzeige.


    Weshalb schreibt man dann ein Werk, indem Russland eine große Rolle spielt und die restlichen achthundert Seiten Gegenstand der Ausführungen ist, wenn man so negativ dem gegenüber eingestellt ist, was man schreibt? Ist es eine Art Racheakt?, a lá: Ich erzähle rus. Geschichte, aber so widerwärtig, dass einem die Haare zu Berge stehen, damit die Russen so bescheiden, milde gesagt, in der Öffentlichkeit stehen. Denn klar ist: Derjenige, der die Geschichte erzählt, hat auch die Deutungshoheit, zumindest im Rahmen seines Buches. Und es wird womöglich Leute geben, die dieser Darstellung Glauben schenken werden, da der werte Autor sich als Kenner russischer Geschichte anschickt.


    In dem Sinne ist dieses Werk eine klare anti-russische und anti-Kommunistische Meinungsmache, anders gesagt: Propaganda. Und diese ist, wie wohl bekannt, ein Machtinstrument. Funktioniert bloß nur, solange man sie nicht als solche erkennen kann.


    Fazit: Wer gern anti-kommunistische, bzw. anti-russische Schriften liest, ist hier goldrichtig. Eine grässliche, einseitige Darstellung in schwarzen Tönen, abschätzig dargeboten, die noch Ihresgleichen sucht.


    Ansonsten muss man es sich nicht antun. Zu dem Thema habe ich schon bessere Bücher gelesen. Zu den Anfängen von Kommunismus schreibt sehr gut Jürgen Neffe in „Marx. Der Unvollendete“. Es gibt auch andere Werke zur rus. Geschichte. Ohne die Rachegelüste und/oder ähnl. Allüren.


    Mehr als zwei Sterne kann ich hier leider nicht vergeben.

  17. Cover des Buches Das Spinoza-Problem (ISBN: 9783442748778)
    Irvin D. Yalom

    Das Spinoza-Problem

    (60)
    Aktuelle Rezension von: Vera-Seidl

    "Als er schließlich von Franco keine Spur mehr erkennen konnte, trat Bento langsam von der Anlegestelle zurück und begab sich wieder in die Arme der Einsamkeit."

     

    Beiden Hauptfiguren, Bento de Espinosa und Alfred Rosenberg gesellt Irven D. Yalom einen fiktiven Freund hinzu, um die Charaktere der beiden Einzelgänger transparent werden zu lassen. 

     

    Genannter Franco stammt wie Spinozas Vorfahren aus Portugal. Wie viele andere Juden war seine Familie zum Katholizismus konvertiert. In Amsterdam hat er Schwierigkeiten mit dem Judentum und dessen dogmatischen Gesetzen. "Franco schloss die Augen. 'Ich dachte: Was ist der Unterschied zwischen diesem Spektakel und dem Spektakel - nein, ich will es geradeheraus sagen - und dem Unsinn, der während der katholischen Messe stattfand, die wir Neuchristen besuchen mussten.'"

     

    Der junge Spinoza erläutert ihm seine Ansichten. Die Thora, die Bibel sei von Menschen geschrieben, nach Mose gab es laut der Schrift keine Propheten mehr, der Mensch sei nicht nach dem Ebenbild Gottes geschaffen, es gebe keine Wunder und kein Leben nach dem Tod. 

     

    Gott und die Natur seien identisch, Gott also immanent. Er sei eine ewige Substanz, deren Eigenschaften konstant blieben. "Unter Substanz verstehe ich das, was in sich ist und durch sich begriffen wird, das heißt das, dessen Begriff, um gebildet werden zu können, den Begriff eines anderen Dinges nicht bedarf." (Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt)

     

    Als Religionslehrerin hatte ich mit Spinozas rationalen Ansichten ganz schön zu kämpfen. Aber gerade deshalb hat mir der Roman "Das Spinoza-Problem" so gut gefallen. 

    Natürlich war eine Aufklärung im 17. Jahrhundert und danach dringend notwendig war. Aber wie Franko am Ende feststellt, war Spinoza nicht so leidenschaftslos, wie gern wollte. 

     

    Im 21. Jahrhundert muss ich sagen, dass es mir gleich-gültig ist, ob Gott immanent oder transzendent ist. Wunder gibt es für die, die daran glauben. "Der Glaube versetzt Berge", sagt ein Sprichwort. Medizinisch könnte man auch vom Placebo-Effekt sprechen. Was das Leben nach dem Tod betrifft, gefällt mir immer noch Theodor Fontanes Gedicht "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" am besten, in welchem auf dem Grab des Herrn ein Birnbaum wächst und den Vorübergehenden Birnen spendet, wie es der Lebende getan hatte. 

     

    Bei Franciskus van den Enden lernt Spinoza nach dem Hebräischen die alten Sprachen und deren Sprecher kennen. Besonders dankbar bin ich Yalom, dass er mich an Epikur erinnerte. "Für Epikur war ataraxia das einzig wahre Glück. Und wie erreichen wir es? Weder durch Platons Harmonie der Seele noch durch Aristoteles' Erlangen von Vernunft, sondern schlicht durch das Ausschalten von Sorge und Furcht." Die größte Angst sei die vor dem Tod. Epikurs Rezept dagegen: "Wo Leben ist, ist kein Tod, und wo Tod ist, ist kein Leben."

     

    "Die Arme der Einsamkeit" wählte sich Spinoza selbst, so Yalom. Er wusste, welche Folge die Verbreitung seiner Ansichten haben würde. Am 27. Juli 1656 wurde er von der Amsterdamer portugiesischen Synagoge mit dem Bann, Cherem ausgeschlossen.

     

    Nur zu Franko hat er in großen Abständen Kontakt, ein Überbleibsel an Heimat und Geborgenheit. Aber auch das verliert er am Ende, als Franco, der jetzt Rabbiner ist, in die Neue Welt aufbricht, um dort das Judentum zu verändern.

     

    Für Spinoza gibt es zwei Arten von Gemeinschaft, die "die sich aneinanderschmiegen, um einander zu wärmen und sich sicher zu fühlen, und den Menschen, denen eine aufgeklärte, freudige Sicht auf die Natur oder Gott gemeinsam ist."

    Um Letzteres zu erreichen, müsse er seine "eigene Identität abwerfen, das heißt meine Bindung an mich selbst - und alles vom absolut Adäquaten und der wahren Perspektive aus betrachten."

     

    "Was geschehen ist, ist, dass ich keinen Bedarf mehr an ihren Diensten habe, Herr Oberleutnant Pfister. Kehren Sie augenblicklich auf Ihren Posten nach Berlin zurück."

     

    Das sind die letzten Worte, die Alfred Rosenberg an seinen Freund, den Psychiater Friedrich Pfister richtet, nachdem er kurz zuvor von Hitler endlich die Anerkennung erhalten hat, nach der er sich sehnte.

     

    Auch Alfred Rosenberg ist ein Einzelgänger. Aber er hat dieses Schicksal nicht selbst gewählt, so Yalom in Übereinstimmung mit seiner Figur Friedrich Pfister. Seine Mutter starb zwei Monate nach seiner Geburt, sein Vater war krank und verschied, als Alfred elf Jahre alt war. Fortan waren es zwei Tanten, die sich um den Jungen kümmerten.

     

    Schuldgefühle am Tod der Mutter werden angesprochen und noch mehr die Suche nach einem Ersatzvater. Die Gefühle der Minderwertigkeit und Schuld werden auf die Juden und Bolschewisten übertragen. Im Autor Housten Stewart Chamberlein findet Rosenberg einen Vater, den er verehren kann.

     

    Nachdem er Russland und dem Baltikum den Rücken gekehrt hat, wird Dietrich Eckart, der Chefredakteur des Völkischen Beobachters zu seinem Mentor. Ihm folgt Adolf Hitler, der ihm einen Schreibtisch schenkt und später, nach dem gescheiterten Putsch am 9. November 1923, die Führung der NSADAP überträgt.

     

    Immer wieder lässt er sich von Hitler ködern, aber in den "inneren Zirkel" gelangt er erst, als er nach dem Krieg mit 21 anderen Größen der Nazi-Zeit auf der Anklagebank sitzt. Aber im Gegensatz zu ihnen widerrief Rosenberg niemals.

     

    Die erste Beschäftigung mit Spinoza wird vom Direktor und dem Deutschlehrer der Petri-Realschule in Reval erzwungen. Aber "Das Spinoza-Problem" lässt Rosenberg nicht mehr los, bis es ihn schließlich ins Spinoza-Museum nach Rijnsburg führt. Der ERR (Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg) räumt dann das Museum, ohne die beiden Jüdinnen im Spitzboden des Hauses zu bemerken. 

     

    "Der ERR hatte ein seltsames Interesse an Spinoza. Der Mitarbeiter Rosenbergs, der Nazi, der die Bibliothek auf seinen Befehl hin plünderte, hinterließ in seinem offiziellen Bericht einen vielsagenden Satz: 'Auch diese Bibliotheken ... enthalten ausserordentlich wertvolle frühe Werke, die zur Erforschung des Spinozaproblems (sic!) von besonderer Bedeutung sind'", bekam Yalom beim Besuch des Museums zu hören. Die Inspiration für seinen Roman.

     

    Mir hat das Innenleben Spinozas in den Augen Frankos viel besser gefallen, als die psychoanalytischen Deutungen von Friedrich Pfister. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich nicht glaube, dass die Welt nicht nur aus Ursache und Wirkung besteht. Viele Physiker, angefangen bei Marie Curie, würden das bestätigen. 

     

    Für die Dramaturgie und noch mehr für das Verständnis von Spinozas Philosophie war die Geschichte Alfred Rosenbergs unerlässlich.

     

    Ich verneige mich vor Irven D. Yalom und bedanke mich herzlich.

     

    Vera Seidl

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  18. Cover des Buches Rote Zukunft (ISBN: 9783499257513)
    Francis Spufford

    Rote Zukunft

    (5)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    “Diese Buch ist kein Roman, dafür muss es zu viel erklären. Aber es ist auch kein Geschichtsbuch, denn es liefert seine Erklärungen in Form von Erzählungen. Seine Geschichte ist in erster Hinsicht die Geschichte einer Idee, und erst in zweiter – als eine Art Schimmern durch die Spalten des Verhängnisses dieser Idee – verbindet sie sich mit den konkreten Geschichten einzelner Menschen. Die Idee ist der eigentliche Held.”

    Funktioniert das? Ein semi-historischer Roman mit verschiedenen Charakteren? Die Idee als Held? Ja! Es funktioniert sogar sehr gut. Francis Spufford entführt uns in die Aufbruchzeit nach dem zweiten Weltkrieg. Wir befinden uns in der U.D.S.S.R. Das Land leckt sich die Wunden nach dem Krieg, die Weichen zu einem kommunistischen Regime sind gestellt, es gibt einen Feind jenseits des eisernen Vorhangs. Diesen gilt es in jeglicher Disziplin zu schlagen.

    “Sorgfältig musterte er die Gesichter: Die Kapitalisten sahen erstaunlich normal aus für Menschen, deren Tagesgeschäft darin bestand, gestohlene Arbeitskraft in riesige Kapitalwerte zu verwandeln.”

    Dies soll mit Hilfe der Planwirtschaft passieren. Die Grundidee, dass es jedem Arbeiter besser gehen soll, ist auch im Kapitalismus das Ziel, nur wird es in der Sowjetunion staatlicher geregelt. In vielen kurzen geschichtlichen Einleitungen erzählt uns Francis Spufford, die Geschichte der U.D.S.S.R. Und dies geschieht so lebendig, dass man sich wünscht, ihn als Geschichtslehrer in der Schule gehabt zu haben. Zu den historischen Exkursen verknüpft er dazugehörige Erzählungen, von ganz normalen Menschen im Land. Die diese Geschichte hautnah erleben.

    “Er ging weiter. Was sollte er auch sonst machen? Mit jedem Schritt ließ sich ein bisschen mehr vom Moskauer Umland liebevoll auf ihm nieder, und die Mischung aus Staub und Schweiß ließ ihn dreckiger und dreckiger werden.”

    Hier erreicht er schon fast Tolstoische Erzählkunst. Seine lebendige und plastische Darstellung lässt die Personen und Begebenheiten in wenigen Worten und Pinselstrichen vor unseren Augen entstehen.

    “[…] war Emil jemand, der zwar über die guten Beziehungen und die Weltgewandtheit eines Mannes auf dem Weg ganz nach oben verfügte, dem aber die eidechsenhafte Kälte derer fehlte, für die Ideen und Menschen grundsätzlich immer nur Gebrauchswert besaßen.”

    Es gibt hier keinen Hauptcharakter, manche Personen tauchen mehrmals auf, doch meistens erleben wir nur einen kurzen Lebensabschnitt von verschiedenen Menschen mit, einen Abschnitt der sich stark an die vorher erzählte historische Geschichte anlehnt. Auch das Land wird personifiziert, nach 20 Jahren Planwirtschaft und Kampf ums Überleben, wird die Sehnsucht spürbar.

    “Er war Mitte zwanzig. Er sehnte sich nach etwas, das stärker wurde und sich ausweitete, nach etwas, das einen Sinn ergab. Er wollte, dass die Geschehnisse sichtbare Spuren in der Luft zurückließen, wenn sie vorübergingen.”

    Dabei steht die Idee im Vordergrund. Die Idee, dass es alle besser haben sollen und ein riesiges Land ernährt werden kann. Doch nach und nach zerfasert diese Idee, sind die Maßnahmen, um sie umzusetzen, immer unmenschlicher.

    “Die Welt machte einfach so weiter wie bisher, unverändert, wie es schien, nichts war eingelöst worden, nichts wie versprochen umgestaltet. Dieselben Sachen geschehen nach wie vor, der Biss derselben alten Zwänge war noch immer genauso fest.”

    Was bleibt den großen Formern der Sowjetunion? Nach einem grandiosen Aufschwung der Wirtschaft, der alle anderen Länder in den Schatten stellte, stockt der Motor. Die Wirtschaft stagniert, das Land kann die Menschen nicht mehr selbst ernähren, es müssen Waren und Nahrungsmittel importiert werden. Ein harter Winter hat alle Planungen zerstört, die Ernte vernichtet. Der Rest ist Verzweiflung und Erkennen, dass trotz gewissenhafter Planung, Schmerz und Kontrolle nichts mehr von dem Idealismus und den Träumen übrig geblieben ist.

    “‘Das Paradies’, sagte er an das Weizenfeld gerichtet, mit hilflosem Zorn, ‘ist ein Ort, an dem die Menschen ankommen wollen, und keiner, von dem sie sich entfernen. Was für eine Art von Sozialismus soll das sein? Was für eine Scheiße ist das, wenn man die Leute in Ketten halten muss? Was für eine Gesellschaftsordnung? Was für eine Art von Paradies?'”

    Die letzten 70 Seiten bestehen aus Fußnoten, die belegen, dass Teile der Erzählung auch wirklich so passiert sind, eine grandiose Vermischung aus Geschichte und Fiktion.

    Ein eloquent geschriebenes, von der Idee her einzigartiges Buch, das die Balance zwischen Roman und Geschichtsbuch elegant auf dem Hochseil tänzelnd schafft, ohne jemals auszurutschen. Auch gehört viel Mut dazu, sich einem solch sperrigen Thema zu widmen. Herausgekommen ist ein wahrer Pageturner, ein beeindruckendes Buch.

  19. Cover des Buches Der heilige Schein (ISBN: 9783548376813)
    David Berger

    Der heilige Schein

    (10)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Interessant mal hinter den Kulissen der Katholischen Kirche zu blicken
  20. Cover des Buches Endland (ISBN: 9783423626989)
    Martin Schäuble

    Endland

    (24)
    Aktuelle Rezension von: Readingfreak_05

    Deutschland ist eingeschlossenn von einer Mauer. Die Schulpflicht und gesetzliche Arbeitslosenhilfe sind abgeschafft und konservative Rollenbilder werden gefördert. Flüchtlinge heißen nicht mehr Flüchtlinge sonder Invasoren. Der Euro wurde gegen die Mark eingetauscht und zu Europa gehört Deutschland auch nicht mehr. 

    Obwohl viele Punkte in Martin Schäubles Dystopie "Endland" an die NS-Zeit erinnern, befinden wir uns in der Zukunft. Die Regierung wird von der rechtsextremen Partei NA (Nationale Alternative) dominiert. 

    Die Protagonisten sind der junge Soldat Anton aus Deutschland, der überzeugt von den Ideen der NA sein Land verteidigt, sein Freund Noah, der die Ideale der NA sehr viel kritischer sieht und immer wieder versucht Antons Augen zu öffnen. Die dritte Protagonistin ist Fana. Wegen der vom Klimawandel ausgelösten Hungersnot flüchtet sie aus Äthiopien nach Deutschland, um sich dort eine Zukunft auzubauen und Medizien zu studieren.

    Als Anton in einem Geheimauftraug als Flüchtling nach Deutschland einreisen soll, trifft er Fana und nach und nach beginnt er zu sehen, was sie ganze zeit direkt vor seiner nase war. Er und Fana werden Freunde und bald steht Anton vor der größten Entscheidung seines Lebens: für eine nationale Ideologie oder für seine Freunde und ein freies Leben.

    Während Anton und Fana im letzten Flüchtlingslager deutschlands festsitzen, muss Noah untertauchen, nachdem er geheime Informationen der NA an die Öffentlichkeit weitergegeben hatte. 

    Werden es die drei, die unterschiedlicher nicht sein könnten schaffen die rechtspopulistische deutsche gesellschaft zu "besiegen"?

    Martin Schäuble greift aktuelle Themen sehr gut auf und führt einem immer wieder die Realität vor die Augen. Er schreibt in einem unkomplizierten und gradlinigen Schreibstil und verzichtet auf lange Schachtelsätze. Er schreibt abwechselnd aus der Perspektive von Anton, Fana und Noah, wodurch man sich gut in die drei hineinversetzen kann.

    Der Roman ist außerdem sehr gut recherchiert und man hat beim lesen immer ein sehr klares Bild davon wie es am Handlungsort gerade aussieht.

    Ein sehr fesselnder Roman, den man gar nicht mehr weglegen kann, wenn man einmal angefangen hat. Sehr geeignet für Jugendliche ab ca.12 jahren aber auch für Erwachsene ein toller Roman. 

    Eine klare Leseempfehlung von mir!

  21. Cover des Buches Das Wochenende (ISBN: 9783257603316)
    Bernhard Schlink

    Das Wochenende

    (146)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Seit 20 Jahren Haft wurde er nun vom Bundespräsidenten begnadigt. Seine Schwester lädt für das erste Wochenende in Freiheit die alten Freunde und Bekannten ein. Es soll ein Wiedersehen geben, ein zusammen erinnern und einfach das Leben genieren. Aber schon bei seiner Ankunft gibt es Spannungen. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und einer aus der Mitte hatte ihn damals verraten und deshalb kam er ins Gefängnis. Schwer lastet die Schuld auf allen und gereizt reagieren sie auf die Entführungsfälle von damals. Jeder hat sich weiter entwickelt und sich in einem neuen Leben zurecht gefunden, aber er war so lange weg. Bernhard Schlink entwirft das Bild eines Wochenendes, eines Neubeginns, der Vergangenheit und der großen Schuld. Ungeheuer dicht, klug und mit einem sehr wichtigen aktuellen Thema versteht er es aufs neue uns Leser zu begeistern.

  22. Cover des Buches Hotel Silber – neue Zeit, alte Schuld (ISBN: 9783740821234)
    Kai Bliesener

    Hotel Silber – neue Zeit, alte Schuld

    (31)
    Aktuelle Rezension von: claudi-1963

    "Die Leute können dir sagen, dass du den Mund halten sollst, aber das hindert dich nicht daran, deine eigene Meinung zu haben." (Anne Frank)
    Stuttgart 1945: 
    Im gefürchteten Stuttgarter Hotel Silber soll die neue Kriminalpolizei aufgebaut werden. Paul Kramer bewirbt sich dafür. Doch gleichzeitig muss er an einen Ort zurückkehren, an dem er wenige Tage vor Kriegsende von der Gestapo gefoltert wurde. Selbst nach Ende des Kriegs sind der Hass und die Ideologie des Nationalsozialismus allgegenwärtig. Es zeigt sich recht schnell, wer von seinen Kollegen noch immer auf welcher Seite steht. Besonders nachdem bei einer Razzia ein Jude per Kopfschuss getötet wurde. Paul soll nicht nur in dem Fall ermitteln, sondern außerdem den Tod von Vera Wallner aufklären. Dabei werden die Ermittlungen für ihn zur größten Gefahr.  

    Meine Meinung: 
    Nach seinem letzten Krimi aus den Fellbacher Weinbergen war ich schon sehr gespannt auf sein neustes Buch. Diesmal geht es in die Geschichte Stuttgarts ins Jahr 1945. Nachdem nun der Krieg zu Ende ist, suchen die Alliierten Bürger, mit denen man die neue Kriminalpolizei aufbauen möchte. Was natürlich nicht so einfach ist in einem Land, wo sich fast jeder zu Hitler und seinen Idealen bekennen musste. Für Paul, der seiner Folter und der Gestapo gerade noch mit dem Leben davonkam, ist es die Gelegenheit. Im Hotel Silber gibt es auch ein Wiedersehen mit seiner großen Liebe Hilde, dessen Vater ihn der Gestapo ausgeliefert hat. Jedoch ist es nicht einfach für die Kripo und Polizei, die zu Beginn noch ohne Waffen Streit und Unruhen schlichten müssen. Selbst als Stuttgarterin habe ich bisher nichts über das Hotel Silber gewusst, sodass ich überaus neugierig auf dieses Buch war. Das ehemalige Hotel wurde schon kurz vor dem Krieg zum Polizeipräsidium, bis es 1936 dann an die politische Polizei, die sogenannte Gestapo, überging. In den drei Verwahrzellen im Keller wurden viele Menschen inhaftiert und gefoltert, unter anderem der Politiker Kurt Schumacher sowie die Widerstandskämpferinnen Liselotte Hermann und Lina Haag. Wie viele Menschen in dieses Hotel hineingingen und nicht mehr herauskamen, ist mir nicht ersichtlich. Außerdem geht es um den Tod des jüdischen Bürgers Jakob Beerbaum, der bei einer Schwarzmarktrazzia getötet wird. Mit viel Liebe zum Detail nimmt uns der Autor in die Machenschaften der Gestapo und ihre extremen Foltermethoden mit und natürlich mit den Vorkommnissen, die anschließend bei der Kripo geschehen. Als großer Fan von realistischen Geschichtsereignissen ist dieser Krimi genau das Richtige für mich. Ich hätte nicht vermutet, dass vieles aus dem Buch nach wahren Begebenheiten entstammt. Das ist natürlich eine ganz andere Art von Krimi, wie man ihn sonst liest, hier fließt natürlich noch zusätzlich viel deutsche Geschichte mit hinein. Ermitteln unter schwersten Bedingungen kann man da nur sagen, und interessante Charaktere machen diesen Kriminalfall zu einem ganz bemerkenswerten Buch. Bei dem ich insbesondere mit Paul mitfiebere. Sehr detailliert und gefühlvoll zeigt uns der Autor, wie es Menschen erging, die mit Hitlers Regime nicht klarkamen oder einfach anders waren, wie Homosexuelle, Juden, Kommunisten, Roma oder Widerstandskämpfer. Ich jedenfalls kann den Krimi nur weiterempfehlen, besonders wenn man mehr über die Zeit vor und nach dem Krieg erfahren will. Von mir bekommt dieser Krimi 5 Sterne.

  23. Cover des Buches Multiple Persönlichkeiten (ISBN: 9783873876453)
    Michaela Huber

    Multiple Persönlichkeiten

    (18)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Michaela Huber ist mittlerweile eine anerkannte Autorität auf diesem Wissenszweig, so ist dieses Buch zu einem Standardwerk geworden- für Betroffene und Helfer gleichermaßen. Erläutert wird, wie eine MPS entsteht, welche Ursachen sie hat, welche Strukturen in einer MPS bestehen, wie man helfen kann, auch mit Texten und Bildern von Betroffenen. EIn Buch über grausame Gewalttaten, was trotzdem Hoffnung macht. Ein Muß für jeden Interessierten in der Richtung
  24. Cover des Buches Die Aula (ISBN: 9783746628899)
    Hermann Kant

    Die Aula

    (26)
    Aktuelle Rezension von: SieboldK

    Meine Jugend- selbst erlebt - Arbeiter und Bauern-Kinder durften das Abitur nachholen

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