Bücher mit dem Tag "ideologie"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "ideologie" gekennzeichnet haben.

113 Bücher

  1. Cover des Buches 1984 (ISBN: 9783328111368)
    George Orwell

    1984

     (4.178)
    Aktuelle Rezension von: Sandra8811

    Warum habe ich mich für das Buch entschieden?
     Ich habe das Buch auf meiner Wunschliste seit einer Deutsch-Stunde in der achten Klasse, also schon etliche Jährchen… Auf meinem SUB lag es schon seit ca. 4 Jahren, nun hab ich es endlich angegriffen.

    Cover:
     Das Buch ist bzw. war mein erstes Buch mit Farbschnitt. Ja es ist „nur“ schwarz, aber vorher hatten alle Bücher immer einen normalen Schnitt. Es passt perfekt zum schwarz-weißen Cover und sieht sehr besonders aus. Es passt perfekt zum Inhalt. Das Buch bleibt daher auf einem Ehrenplatz in meinem Regal.

    Inhalt:
     Winston Smith lebt in einem London der Zukunft, in der Big Brother über alle wacht. Die Gedankenpolizei gibt Acht, dass sich alle an die Regeln des Engsoz halten. Winston fängt an, an diesem totalitären System zu zweifeln und sich auch gleichzeitig auf eine Affäre mit seiner Arbeitskollegin einzulassen. Er begibt sich dadurch in große Gefahr, denn dies gehört zu den Gedankenverbrechen und wird sogar mit dem Tod bestraft.

    Handlung und Thematik:
     Eine Dystopie, die genauso gut in der heutigen Zeit geschrieben worden sein könnte bzw. in dieser handelt. Ich bin echt angenehm überrascht, wie sehr mich das Buch mitriss! Das totalitäre Regime und die Kontrolle über die Menschen könnten uns immer noch erwarten. Es fühlt sich beängstigend realistisch an. Ein paar Szenen sind auch nichts für schwache Nerven, da es doch auch sehr um das Thema Tod ging. Das Ende überraschte mich.

    Charaktere:
     Das Buch ist aufgeteilt in 3 Teile und da sich der erste Teil mit einer ersten Vorstellung von Winstons Leben beschäftigt, kann man sich direkt gut in ihn hineinversetzen. Leider ist es nicht in der Ich-Perspektive geschrieben, aber man findet trotzdem gut rein. Er lebt und arbeitet zwar im Sinne der Partei, doch er beginnt insgeheim am gesamten System zu zweifeln. Er ist stellenweise ein bisschen naiv, das passt jedoch sehr gut zu ihm. Auch die anderen Charaktere sind wirklich sehr gut konstruiert und authentisch.

    Schreibstil:
     Dieses Buch ist zurecht ein Weltbestseller seit Jahrzehnten! Ich bin absolut begeistert. Die Story ist mega mitreißend, die dystopische Zukunft ist sehr beängstigend. Die Charaktere sind sehr authentisch und man wünscht sich, mehr von George Orwell und seinem Großen Bruder zu lesen. Sehr schade, dass dies nie passieren wird. Man merkt, dass er sich beim Schreiben des Buches mit dem Tod beschäftigt hat und das Ganze den Hintergrund von einigen Kriegen (vor allem dem zweiten Weltkrieg) hat. Ein wirklich sehr gelungenes Werk das ich ohne Bedenken jeden ans Herz legen möchte.

    Persönliche Gesamtbewertung:
     Zurecht ein Must-Read seit Jahrzehnten und noch immer brandaktuell. Ich bin absolut begeistert und bereue etwas, dass ich es über 20 Jahre auf meiner Lesewunschliste gelassen und nicht früher gelesen habe. Von mir gibt’s auch eine klare Leseempfehlung!

  2. Cover des Buches Er ist wieder da (ISBN: 9783847905998)
    Timur Vermes

    Er ist wieder da

     (3.391)
    Aktuelle Rezension von: KiraNear

    Titel: Er ist wieder da

    Autor*in: Timur Vermes

    Erschienen in Deutschland: 2012

    Originaltitel: -

    Erschienen in -: -

    Übersetzer*in: - 

     

    Weitere Informationen:

    Genre: Satire, Slice of Life

    Preis: € 9,99 [D] | € 10,30 [A]

    Seiten: 394

    Sprache: Deutsch

    ISBN: 978-3-404-17178-1

    Verlag: Bastei Lübbe AG

     

    Inhalt:

    Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva. Im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern und Angela Merkel. 66 Jahre nnach seinem vermeintlichen Ende strandet der Gröfaz in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und "Gefällt mir"-Buttons.

     

     

    Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):

    Das ist jetzt eines der Bücher, die schon seit mehreren Jahren auf meinem SuB liegen und bei denen nicht genau sagen kann, seit wann. Es könnte 2017 sein, oder auch 2018 oder 2019. Dazu lag das Buch dann doch zu lange in einer Kiste herum, dass ich das nicht mehr sagen kann. Ich weiß nur noch, dass ich das Buch mal in einem Gebrauchtwarenladen bekommen habe. Seitdem liegt bzw lag das Buch bei mir herum und als ich es dann vor wenigen Wochen in einem Karton gefunden hatte, dachte ich mir: Komm, lies das doch mal endlich. Da ich den Film nicht kenne, hatte ich keine Ahnung, was mich wirklich erwarten würde.

     Mich hatte es ja schon überrascht, dass das ganze Buch aus Hitlers Sicht geschrieben wurde, ich hatte hier doch mit irgendeiner Art von Erzähler gerechnet. Dadurch hatte man aber die ganze Zeit Einblick in seine Gedankenwelt bekommen können. Nun, was soll ich sagen, es war irgendwo interessant, aber noch viel mehr erschreckend. Regelmäßig habe ich mir beim Lesen bewusst gemacht, das ist keine seltsame Fantasiefigur, die böses denkt. Nein, dieser Mensch hat wirklich existiert und seine Weltansicht, seine Gedanken, all das, die gab es so wirklich. Natürlich nicht 1:1, aber von der Art her. Um ihn herum denken alle, dass er ein Schauspieler ist, ein Komiker, der 24/7 IC ist und ums Verrecken, nicht mal für ne Sekunde, OC gehen möchte. Wie oft dachte ich mir: Leute, der Kerl macht keine Scherze, das ist sein voller Ernst?

     Dass er sich auch die ganze Zeit so selbst gelobt hatte, fand ich auch sehr unangenehm. Das ist auch einer der Gründe, warum mir diese Rezi so schwer fällt. Wie bewerte ich das Buch am besten? Am Ende ist es auch nur ein Roman, aber ich hatte auch noch nie den Fall, dass ich mich so derartig von einem Hauptcharakter angewidert gefühlt habe. Dazu wurde er dann doch zu überzeugend geschrieben. Sagen wir einfach, ich distanziere mich von ihm.

     Was den Humor angeht, scheint das Buch die Leute wohl zu spalten. Die einen konnten mit dem Humor nichts anfangen oder haben ihn gar nicht erst gesehen. Die anderen fanden es urkomisch und kamen nicht aus dem Lachen heraus. Nun, ich muss zugeben, mich bringen Bücher extrem selten zum Lachen, das schaffen eher Fanfictions, aber ich wollte dem Buch trotzdem mal eine Chance geben. Gut, es gab hier und da eine sehr absurde Situation, wo ich dann doch mal kurz auflachen musste. Aber das wars. Ich bin nicht lachend über den Boden gerollt oder hab mir Lachtränen aus dem Gesicht gewischt. So sehr hatte es mich dann doch nicht erheitert.

     Außerdem fand ich, dass es auch sehr interessante Beobachtungen gibt, was das Verhalten seines Umfelds angeht. Ich habe in den letzten Monaten, über einen sehr langen Zeitraum einen Podcast gehört, in dem es um berühmte Sekten und Kulte ging. Dort ging man aber nicht nur auf die Sekten/Kulte an sich ein, sondern auch auf die jeweiligen Gründer, welche Geschichte sie hatten, wie sie so tickten usw. Auch haben sie immer wieder das Verhalten und die Auswirkungen auf die Mitglieder erklärt. Sehr viele Sektenführer waren stark charismatisch, hatten son gewisses Etwas in der Seele/Psyche/Ausstrahlung, das viele Menschen überzeugt und angezogen hatte. Und auch hier konnte ich das langsam sehen.

    Wenn sie den Hitlergruß benutzen oder nach einer erfolgreichen Besprechung "Heil Hitler" in der Gegend herumrufen, weil sie es witzig finden, weil sie denken: Ist doch nur Spaß. Das hat mich beim Lesen dann doch sprachlos gemacht. Und ich war sehr, sehr oft sprachlos bei diesem Buch.

     Wer mir im Buch am besten gefallen hat, war Vera Krömeier. Sie hat im Film, soweit ich heute erfahren habe, einen anderen Vornamen, aber ich bleibe bei Vera. Sie ist wirklich eine sehr nette, junge Frau und dass sie die ganze Zeit im Berliner Dialekt redet (ja, ihr Dialog ist komplett im Berliner Dialekt geschrieben), hat sie mir gleich sympathisch gemacht. Überhaupt finde ich den Dialekt ziemlich cool, die Leute, die ihn sprechen, kommen mir immer total locker und cool rüber. Sie hat mir Leid getan, weil sie doch recht oft mit ins Kreuzfeuer geraten ist. Auch wenn ich aus einer völlig anderen Gegend komme, habe ich sie sehr gut verstehen können. Dass sie ihn oft mit "meen Führa!" anspricht, war seltsam, absurd und gruselig zugleich. Immer, wenn sie mit dabei war, hatte ich beim Lesen der Szene gleich viel mehr Spaß.

     

    Fazit:

    Zu sagen, dass ich das Buch genossen habe, wäre aus so vielen Gründen einfach nur falsch zu sagen. Zusätzlich waren mir Hitlers Art zu denken, diese doch ausladene Sprache, in der er redet und denkt, auf Dauer zu anstrengend. Das hat sich dann doch manchmal gezogen wie Kaugummi. Dafür fand ich aber die Unterhaltungen zwischen ihm und Vera (wegen Vera) sehr erfrischend, die haben mir dann wieder Spaß gemacht. Ansonsten, ist das Buch allein vom Thema her schwer zu bewerten. Es ist ein sehr interessantes und unheimliches Gedankenexperiment. Auch wenn 2011 sich anfühlt, als wäre das vor 60 Jahren gewesen und nicht vor 12 Jahren.

    Jedenfalls, ich bewerte meine Leseerfahrung, die ich während des gesamten Buches gemacht habe, als Ganzes. Und dafür gebe ich dem Buch insgesamt drei Sterne. Vielleicht werde ich mir auch irgendwann den Film ansehen.

  3. Cover des Buches Metro 2033 (ISBN: 9783453529687)
    Dmitry Glukhovsky

    Metro 2033

     (646)
    Aktuelle Rezension von: vikasbookshelf

    Metro 2033 war für mich eines der Bücher, die ich wirklich unbedingt lesen wollte, es beim ersten Versuch aber abgebrochen habe.

    Warum? Weil es mir unglaublich schwer fiel die ganzen Handlungsorte, Stationen und Schauplätze auseinander zu halten. Immer wieder musste ich die Karte aufschlagen oder zurück blättern um nachzulesen, ob wir uns jetzt an einem neuen Ort befinden oder es noch der gleiche wie von vor 3 Seiten ist. 

    Als dann 2010 das Videospiel dazu erschien war ich immer noch völlig fasziniert von dem Setting und der Handlung die Glukhovsky hier erschaffen hat, also gab ich dem Buch eine weitere Chance. (mit ausgedruckter Karte der Metrostationen^^) 

    Ziemliches Tam-Tam für ein Buch, aber es hat sich gelohnt. Metro 2033 ist ein Meisterwerk. Man muss sich drauf einlassen, man kann es nicht "mal eben" lesen, aber es lohnt sich. Man kann beim lesen die Düsternis, die klaustrophobische Beengtheit der Räume spüren, die abgestandene, muffige Luft nahezu spüren.

  4. Cover des Buches Flawed – Wie perfekt willst du sein? (ISBN: 9783596033836)
    Cecelia Ahern

    Flawed – Wie perfekt willst du sein?

     (1.184)
    Aktuelle Rezension von: belli4charlotte

    Ich bin dank des tollen Buchcovers auf dieses Buch erst überhaupt aufmerksam geworden. Anfangs habe ich nur den Namen der Autorin gelesen und schon dachte ich an Romance.

    Aber durchaus falsch, denn schon der Klappentext verrät, dass man hier in eine besondere Welt entführt wird, denn hier ist die Realität etwas anders als gedacht und dabei mehr als sozialkritisch und gesellschaftskritisch zu betrachten.

     

     

    Hauptfigur ist hier Celestine North. Ein 17 Jahre altes Mädchen. In ihrer Welt dreht sich alles darum Perfektion, weil sie nur so von der Gesellschaft anerkannt wird. Sollte man einen Fehler begehen, wird man ausgestoßen/bestraft. Dabei geht es nicht nur um Handlungen, die falsch seinen können, sondern auch um unperfekte Gedanken. Man wird von einer Art Spezialeinheit abgeführt und gebrandmarkt. Für den Rest seines Lebens darf man sich nicht unter die „perfekte Gesellschaft“ mischen und muss sich noch mehr an Regeln halten.

    Als Celestine einen Aussätzigen helfen will, wird dies ihr zum Verhängnis….

    Der Schreibstil ist frisch jung und locker, aber dennoch schafft es Ahern Tiefe mit rein zu bringen, so dass es nicht zu salopp wirkt.  

    Der Plot ist einzigartig, denn der Zwiespalt zwischen Moral und gesellschaftlichen Druck wird hier in besonderen Maßen aufgearbeitet.

    Auch wenn die Protagonisten jugendlich sind, so ist das Buch durchaus auch für ältere Leser besonders geeignet, da es zum gesellschaftlich-kritischen Aspekten wundervoll passt. 

    Was sind die Wertvorstellungen der Gesellschaft und was sind die eigenen Vorstellungen?

    Celestine ist hier eine absolute Kämpferin und steht für ihre Wünsche, Hoffnungen und Träume ein…..

     

    Definitiv ein empfehlenswertes Buch mit Tiefgang.

  5. Cover des Buches Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (ISBN: 9783944442402)
    Robert Scheer

    Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück

     (42)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...

    Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.


    "Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)


    Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.

    Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.

    Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.

    Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.


    "Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)


    Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.

    Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.

    Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.

    Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.


    © Parden
  6. Cover des Buches Die Pest (ISBN: 9783499006166)
    Albert Camus

    Die Pest

     (517)
    Aktuelle Rezension von: Elektrifix

    Die Geschichte spielt in Oran, einer Stadt an der Küste Algeriens in den 40er Jahren (194+). Sie könnte aber jeder Zeit, überall genauso geschehen.


    Das “normale” Leben wird durch das Massensterben von Ratten zunächst nur oberflächlich gestört. Und auch als die ersten Menschen an einer geheimnisvollen Krankheit sterben, wird die “Sache” klein geredet, bzw. ignoriert.


    Erst als die Stadt hermetisch abgeriegelt wird, begreifen die Bewohner den Ernst der Lage.


    Der Erzähler beschreibt neben Dr. Rieux, einem Arzt, der bis zur körperlichen und seelischen Erschöpfung versucht zu helfen, um festzustellen, dass er “nur” noch der Verwalter der Kranken ist, einige weitere Charaktere sehr detailliert. 

    Diese Menschen versuchen dan zusammen mit dem Doktor, der Lage Herr zu werden.


    Große Themen sind: Die Trennung von liebenden Menschen, die Verhaltensveränderungen der Menschen in den verschiedenen Stadien der Epidemie, der Tod und die Vereinsamung.


    Die Erfahrungen mit Corona (COVID-19) machten mich beim Lesen sehr betroffen, so dass ich schon Mal ans Abbrechen dachte. Ich habe aber “durchgelesen” und es nicht bereut.



  7. Cover des Buches Mayra und der Prinz von Terrestra (ISBN: 9781493727841)
    Marita Grimke

    Mayra und der Prinz von Terrestra

     (68)
    Aktuelle Rezension von: Jazzy
    Meine Meinung zu "Mayra und der Prinz von Terrestra":
    Allein das Cover mit den schönen Blautönen und den Gesichtern von Mayra und Prinz Djuma, hat mich sofort in seinen Bann gezogen und meine Fantasie zu dieser Geschichte angeregt. Dies hat sich auch bestätigt indem ich das Buch relativ schnell durchgelesen hatte. Die Geschichte von Mayra ist ein schönes Jugendbuch und hat mich als Erwachsene auch richtig gefesselt. Ich finde es immer wieder begeisternd, wie die Autoren es schaffen eine erste Liebe erblühen zu lassen. Nicht jeder kann dies so gut umsetzen. Marita Grimke hat ein klasse Buch mit viel Fantasie in einer anderen Welt geschrieben. Mayra und Djuma leben in unterschiedlichen Welten. Mayra in einer fortgeschrittenen technischen Welt und Djumas Welt erinnert sehr stark an das Mittelalter. Dennoch gibt es ein Geheimnis in Djumas Welt. Es gibt Magie, jedoch nur für die Königsfamilie.
    Mayra wird mit Dingen in Djumas Welt konfrontiert, mit denen sie nie gerechnet hätte. Sie wird durch diese Erfahrungen immer stärker und die Liebe sucht sich auch ihren Weg!

    Fazit:
    Insgesamt war es ein klasse Buch und ist auf jeden Fall sehr für Jugendliche zu empfehlen! Ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Teil des Buches. Das Buch war sehr angenehm zu lesen! Von mir gibt es 4 von 5 möglichen Sternen.

  8. Cover des Buches Morton Rhue "Die Welle", Literaturseiten (ISBN: 9783956867842)
    Morton Rhue

    Morton Rhue "Die Welle", Literaturseiten

     (2.323)
    Aktuelle Rezension von: lolbuecher

    Hab am Anfang etwas gebraucht mich an die Art des erzählens zu gewöhnen und den Schreibstil, aber dann bin ich schnell durchgekommen.  


    Die Darstellung der Schüler und ihrer Reaktionen auf "Die Welle" erschien mir manchmal etwas unglaubwürdig und oberflächlich. Hätte gern mehr über die verschiedene Charaktere und ihre Sichtweise erfahren. Etwas ausführlicher formuliert.


    In dem Buch wird einen aufgezeigt wie schnell man doch dem Gruppenzwang unterliegen kann.


    Zum Ende hin fand ich es etwas zu kurz zusammengefasst und es gab zu viele Probleme, die nicht ausführlich genug behandelt wurden.

  9. Cover des Buches Kind 44 (ISBN: 9783442481859)
    Tom Rob Smith

    Kind 44

     (767)
    Aktuelle Rezension von: honeyandgold

    Kind 44 war jetzt schon lange auf meiner Wunschliste und dann durch einen netten Zufall hab ich das Buch dann geschenkt bekommen. Nun lag es aber wieder auf meinem SUB und gammelt da vor sich hin.

    Nun hab ich mir endlich den Mut gefasst und das Buch in die Hand genommen und es hat mich wirklich aus den Socken gehauen.

    Ich dachte natürlich das es hier um harten Toback geht aber ich war nicht auf das vorbereitet.

    Allem voran die Grausamkeit des russischen Staates hat mich komplett aus den Socken gehauen. Mir war nie bewusst unter welchem Druck die Menschen gelebt haben müssen.

    Die Angst zu verhungern oder in ekelhaften Lebensverhältnissen zu leben, war fast an der Tagesordnung.

    Kein Schritt konnte gemacht werden ohne die Angst zu haben, verpfeifen zu werden.

    Wir schreiben das Jahr 1953. Wir befinden uns in Russland und jeder mit ein bisschen geschichtlichen Wissen, hat ein wenig die Vorstellung das es zur Stalins Zeiten nicht so rosig für die Bevölkerung aussah. Auch ich wusste zwar Eckpunkte aber das was das Buch so schonungslos berichtet, war leider bittere Realität. Hunger, Verlustängste und Vertrauensbrüche standen leider auf der Tagesordnung. Eine grausame Welt, die für viele Menschen leider Realität war.

    Zusammen mit dem erfolgreichen Leo Demidow stolpern wir über einen Fall, der grausam genug ist aber das ist nur die Spitze des Eisbergs.

    Ein Kind ist gestorben, aber niemand will ermitteln. Es war ein Unfall.

    Doch Leo glaub dem ganzen nicht und fängt an selbst zu ermitteln. Nur leider macht ihm das Regime immer wieder ein Strich durch die Rechnung. Er wird als Verräter gejagt und geächtet.

    Damit beginnt eine knallharte Reise.

    Der Schreibstil liest sich flüssig, aber leider tröpfelt die Geschichte manchmal etwas vor sich hin. Durch die Grausamkeit des russischen Staates, tretten die Morde fast schon in den Hintergrund. Ein stückweit denke ich das es wollt war, aber Kinder sterben auf grausame Weise und irgendwie niemanden scheint es zu interessieren. 

    Der Tod der Kinder, rückt eigentlich immer etwas in den Hintergrund. Es wird sehr deutlich das der Schwerpunkt eher woanders liegt.

    Es macht das Buch dadurch nicht schlecht aber macht einen stutzig. 

    Leider kann ich nicht mehr dazu sagen, den der Plotwist hat mich wirklich umgefegt.

    Also wirklich umgefegt.

    Ich hab das Buch kurz weg legen müssen, um damit klar zu kommen.


    Kurzum: Jeder der diese Buch liest muss sich auf einiges gefasst machen.

    Es ist nicht mein Highlight und ich würde es nicht nochmal lesen, aber es hat sich sein Platz in meinem Regal auf jedenfall verdient.

  10. Cover des Buches Farm der Tiere (ISBN: 9783864459870)
    George Orwell

    Farm der Tiere

     (922)
    Aktuelle Rezension von: Read-and-Create

    Bei diesem kleinen und unscheinbaren Buch, wurde mir schnell klar, dass es mehr ist als nur eine Geschichte. Es bietet reichlich Stoff zum Nachdenken über ernste und immer aktuelle Themen wie Machtmissbrauch, Korruption und den Kampf um Gerechtigkeit. 🐷

    Die Tatsache, dass die Protagonisten des Buches zu 98% Tiere sind, machte für mich die Thematik noch fesselnder und auch das zwischen den Zeilen lesen steigerte die Spannung.

    Da es ein kurzes Buch ist, ist es perfekt für zwischendurch und lässt sich schnell lesen. Dennoch bleibt die Botschaft noch lange nach dem Lesen im Gedächtnis und regt zum Nachdenken über unsere Gesellschaft und ihre Strukturen an.

  11. Cover des Buches Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (ISBN: 9783946619833)
    Robert Musil

    Die Verwirrungen des Zöglings Törleß

     (287)
    Aktuelle Rezension von: hufflepup_kafka

    „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ von Rubert Musil aus dem Anaconda Verlag zeichnet sich durch eine düstere und intellektuell anspruchsvolle Atmosphäre aus. Törleß erkundet moralische und militärische Themen im Kontext einer Eliteschule und behandelt die dunklen Seiten der menschlichen Psyche. Musils Erstlingswerk könnte man demnach dem Dark Academia Genre zuordnen und es handelt sich hierbei um einen klassischen Entwicklungsroman aus dem Jahre 1906.

    Törleß, zunächst motiviert und voller Tatendrang, wird mit der Zeit von Heimweh und Einsamkeit geplagt. Trost sucht er in den Briefen an und von seinen Eltern, doch dieser Trost weicht einer Depression aus Leere und Langeweile sozusagen, die er mit seinen neuen „Freunden“ Reiting und Beineberg zu kompensieren versucht. Als die drei Jungen ihren Mitschüler Basini als Dieb entlarven, der aus Geldnot seine Klassenkamerad*innen bestiehlt, sehen sie von einer Anzeige bei der Schulleitung ab und sehen stattdessen in ihm ein Ventil für ein Machtspiel aus Gewalt, Selbstjustiz und Bestrafung.

    Während Beineberg und Reiting Basini vor allem körperlich wie sexuell misshandeln, beteiligt sich Törleß selbst am Machtspiel aber eigentlich nur wenig und ist viel mehr der in sich gekehrte Beobachter, in dem homoerotische Neigungen wach werden. Von dieser plötzlichen auftretenden sexuellen Begierde beschämt, flüchtet er sich zuerst in die Natur- und Geisteswissenschaften wie Mathematik, Philosophie und Psychologie, und als er darin keine Lösung findet, in das Spirituelle und Esoterische.

    Bei diesem Übergang begibt sich Törleß zwischen Identitätssuche und Internatleben und verliert sich dabei in pseudo-poetischen Gedanken, die für mich als Leser einfach nur wirr und zäh waren. Einzig vom allgemein anspruchsvollen Schreibstil und zum Teil auch von den Dialogen war ich etwas angetan. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck, dass ich es hier mit pubertierenden Heranwachsenden zu tun habe, sondern mit Akademikern im ermüdenden, sich im Kreis drehenden und nimmer endenden Diskurs.

    Alles in allem ist die Geschichte und die Figur um Törleß ein Konstrukt aus Egozentrik und Voyeurismus, mit dem ich einfach nicht warm wurde und von dem ich auch Klassiker liebenden und lesenden abrate. 2 von 5 Sternen.

  12. Cover des Buches Fahrenheit 451 (ISBN: 9783257247329)
    Ray Bradbury

    Fahrenheit 451

     (747)
    Aktuelle Rezension von: Kristall86

    Klappentext:

    „Es ist eine Horrorversion des digitalen Zeitalters, die Bradbury vorausgesehen hat: Lesen ist geächtet, Wissen nicht erwünscht, auf Buchbesitz steht Strafe, und die Menschen werden mit Entertainment und Dauerberieselung kleingehalten. Der ›Feuermann‹ Guy Montag, der an den staatlich angeordneten Bücherverbrennungen beteiligt ist, beginnt sich nach einem traumatischen Einsatz zu widersetzen und riskiert dabei sein Leben.“


    „Fahrenheit 451“ ist mittlerweile ein echter Klassiker in der Buchwelt. Autor Ray Bradbury hat sich damit irgendwie unsterblich gemacht. Und da man Klassiker lesen sollte, tat ich dieses! Ich muss zugeben kein Fan von Dystopien zu sein, vielleicht tat ich mich deshalb auch wieder ein wenig schwer mit der Geschichte. Bradbury beschreibt in seinem Buch eine Welt in der Bücher und Wissen verboten ist. Bücher werden konsequent verbrannt. All das gab es bereits in unserer Weltgeschichte und zieht bis heute Spuren nach! Bradbury zeigt uns mit seiner Figur des „Feuermann‘s“ (man beachte bitte die Bezeichnung!) Guy auf, wie es ist Wissen zu vernichten. Er muss Bücher verbrennen und dies soll gründlich von statten gehen. Eines Tages lernt er Clarisse kennen. Mit dieser Begegnung ändert sich für Guy alles und er begibt sich in große Gefahr. Das Buch wird immer und immer wieder als großes Beispiel für die Buch-Zensur benannt. Wie anderen kritischen Lesern aber ebenfalls auch auffiel, stellt sich die Frage, warum eine selbstgewählte Entscheidung plötzlich anzweifeln? Die Bürger hatten sich doch gegen diese Buchwelt entschieden? Selbstredend geht es hier um Meinungsfreiheit, die Suche nach Wissen und mit diesem leben und so viel mehr. Bradbury spricht direkt und auch indirekt viele Themen an, auf die man so vielleicht nicht ohne weiteres gekommen wäre. Dennoch ist sein Sprachstil recht anstrengend und passt nicht unbedingt zu einer Dystopie. Oft war es mir zu geschwollen, zu langatmig und ich musste mich zwingen am Ball zu bleiben. Ja, der Spannungsbogen ist nicht uninteressant und der Nachhall nach dem beenden des Lesens ist da aber komplett überzeugen konnte mich das Buch nicht. Genau deshalb vergebe ich gute 3 Sterne für dieses Werk.

    Übrigens: 451 Fahrenheit ist die Temperatur, bei der Bücherpapier Feuer fängt und verbrennt ...

  13. Cover des Buches Goldstein (ISBN: 9783462043235)
    Volker Kutscher

    Goldstein

     (203)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Der dritte Krimi um Kommissar Gereon Rath spielt 1931.  Kutscher bleibt dabei, dass sich die Romane jeweils ein Jahr in der erzählten Zeit weiterbewegen. In Berlin sind die Nationalsozialisten nicht mehr zu übersehen und es wird nun deutlich, dass sie oft ohne Gegenwehr Terror verbreiten können. Die Straßen sind zudem voll von armen Menschen und zwischen ihnen treiben sich Kinderbanden herum. Als beim Einbruch in das schillernde KaDeWe ein Junge ums Leben kommt, scheint es zunächst nur um einen Unglücksfall zu gehen, bald kommen aber Zweifel auf. Es gibt eine Zeugin, die eine wichtige Beobachtung gemacht hat, jedoch selbst von der Polizei gesucht wird. Gleichzeitig soll Rath den amerikanischen Gangster Goldstein beobachten, der aus unbekannten Gründen nach Berlin reist. Dazu tobt ein Kampf zwischen den Ringvereinen Berolina und Nordpiraten, in die auch Marlow involviert ist. Charly Ritter, Raths Freundin, arbeitet am Gericht und hat ohnehin als Frau einen schweren Stand, da unterläuft ihr ein folgenschwerer Fehler.

    Ziemlich viel los in diesem Roman. Gekonnt verknüpft der Autor wieder seine fiktiven und historischen Figuren. Kriminalrat Gennat, mit seinem Plüschbüro und der Vorliebe für Kaffeekränzchen mit Torte, ist ein so ungewöhnlicher Charakter, dass ich erstaunt war, dass es ihn wirklich gegeben hat und zwar genauso, wie Kutscher ihn darstellt, inklusive Sekretärin Trudchen Steiner. (Es lohn sich sehr, diesen Mann zu googeln.) Die Story um den titelgebenden Abe Goldstein hat mich jetzt nicht so umgerissen und auch die anderen Handlungsstränge waren zwar interessant aber wenig spannungsgeladen. Was die Romane ausmacht ist für mich immer noch die Darstellung Berlins in der Weimarer Republik. Das gelingt wieder sehr gut und hat einen hohen Unterhaltungs- und auch Informationswert. Es gab ein paar Längen und obwohl der Roman schon 574 Seiten hat, waren die Seiten ziemlich eng bedruckt.

    Wer in diese Epoche abtauchen möchte, kann mit der Gereon Rath-Reihe nichts falsch machen.

  14. Cover des Buches Das Erbe der Sterne (ISBN: 9783453317642)
    James P. Hogan

    Das Erbe der Sterne

     (16)
    Aktuelle Rezension von: admit

    Das Buch wurde schon vor 50 Jahren geschrieben und ist daher wissenschaftlich nicht haltbar, jedoch spannend geschrieben. Es erzählt, dass der Meteroriten-Gürtel zwischen Mars und Jupiter zu einem ehemals blühenden Planeten namens Minerva gehörte, dessen Reste nunmehr dort herumfliegen, zum Teil auf der Rückseite des Mondes kleben und sogar zur Entstehung des Pluto führten, und dass dieser Planet mal unseren Mond als seinen hatte. Diese Minerver sind auf dem Mond mit zu uns gereist und haben von dort aus die Erde besiedelt - starker Tobak. Eine Fülle von Informationen wird erzählt, dann widerlegt und neu interpretiert. Wenn man sich auf den Sense of Wonder einlässt, ist man jedoch ganz gut unterhalten. Die andern Bücher der Trilogie werde ich aber nicht lesen.

  15. Cover des Buches Bubis Kinnertied. Tüsken Wieken un Wullgras (ISBN: 9783862824700)
    Detlef M. Plaisier

    Bubis Kinnertied. Tüsken Wieken un Wullgras

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Harpo

    Die Originalgeschichte, welche aus den sogenannten Memoiren des Vaters des "Autors", bezogen wurde, hätte eigentlich das Potential zu einer wahrhaft erzählenswerten sein können. Leider macht es der Autor - wir mögen ihn so nennen - einem unmöglich die Geschichte zu genießen. Der Grund: Langweilig und überaus langatmig erzählt. Dazu auch noch schriftstellerisch wenig ausgereifte Stil, der es fast schon zum Kraftakt macht, sich durch das Ganze durchzuarbeiten.

  16. Cover des Buches Die Farbe Rot (ISBN: 9783406714269)
    Gerd Koenen

    Die Farbe Rot

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Wedma

    Für dieses Werk konnte ich mich leider absolut nicht begeistern. Der Anfang war toll, also wollte ich mir das Ganze näher anschauen, aber je weiter ich las, desto übler wurde mir dabei zumute. Die anfängliche Begeisterung verflog spätestens nach den ersten vierhundert Seiten. Dort wurde neutral, dann aber eher abwertend berichtet. Sobald es um Russland und seine Geschichte ging, wurde der Ton zunehmend abschätzig herablassend. Ich gewann leider immer mehr den Eindruck, dass der werte Autor weder Kommunismus im Allgemeinen noch Russland im Besonderen mag.


    Je weiter ich las, desto eher ich bereit war, dem Rezensenten aus der 1-Stern-Abteilung bei amazon recht zu geben, der meinte: „Dieser Schreiberling des Kapitels ist lebenslang seiner antikommunistischen Linie treu geblieben. Es ist schon auffällig u. zudem lächerlich das vor allem ehemalige Mitglieder der K-Gruppen, die übrigens schon immer antisowjetisch agierten, heute in der BRD zu den großen Erklärern des Weltkommunismus stilisiert werden. Koenen, Schlögel, Schroeder oder ein Posener kippten früher ihren Müll auf die Sowjetunion und heute sicher nicht zufällig auf Russland.......“ 


    Diese anti-Einstellung des Autors konnte ich deutlich wahrnehmen, im weiteren Verlauf irritierte sie mich unsäglich. Wäre ihm etwas am Thema, am Land insg. gelegen, hätte er einen anderen Ton angeschlagen und Mittel und Wege gefunden, das Ganze nicht so grässlich darzustellen.


    Für Laien schaut Koenen wie ein Kenner aus. In der Sache liegt er oft richtig. Bloß seine Interpretationen sind leider eher fragwürdiger Natur. Zudem fehlten mir leider die Quellen als Beleg manch seiner steilen Thesen, Darstellungen wichtiger Momente blieben auf dem Hörensagen Niveau. Bei einem guten Sachbuch sind einwandfreie Quellenangaben aber unerlässlich.


    Mir waren die Inhalte nicht neu. An mehreren Stellen entstand der Eindruck, dass der werte Autor bloß an der Oberfläche gekratzt hatte. Oft musste ich feststellen: Da sind nur die Eisbergspitzen, auf die er die Aufmerksamkeit der Leser fokussiert hatte. Aber warum brachte er ausgerechnet das? Und dann noch auf diese abwertende Art und Weise? Das Scheußlichste geht vor, war wohl die Devise. Oft genug krallte er sich an eine einzelne Quelle, an die Meinung nur eines Autors, der z.B. das Geschehen an der Südfront 1918 schilderte, und natürlich war es das Grässlichste, was da zu finden war. Zudem war der Text oft so staubtrocken, dass ich mich da förmlich durchbeißen musste. Ich habe gehofft, dass es vllt später besser wird. Fehlanzeige.


    Weshalb schreibt man dann ein Werk, indem Russland eine große Rolle spielt und die restlichen achthundert Seiten Gegenstand der Ausführungen ist, wenn man so negativ dem gegenüber eingestellt ist, was man schreibt? Ist es eine Art Racheakt?, a lá: Ich erzähle rus. Geschichte, aber so widerwärtig, dass einem die Haare zu Berge stehen, damit die Russen so bescheiden, milde gesagt, in der Öffentlichkeit stehen. Denn klar ist: Derjenige, der die Geschichte erzählt, hat auch die Deutungshoheit, zumindest im Rahmen seines Buches. Und es wird womöglich Leute geben, die dieser Darstellung Glauben schenken werden, da der werte Autor sich als Kenner russischer Geschichte anschickt.


    In dem Sinne ist dieses Werk eine klare anti-russische und anti-Kommunistische Meinungsmache, anders gesagt: Propaganda. Und diese ist, wie wohl bekannt, ein Machtinstrument. Funktioniert bloß nur, solange man sie nicht als solche erkennen kann.


    Fazit: Wer gern anti-kommunistische, bzw. anti-russische Schriften liest, ist hier goldrichtig. Eine grässliche, einseitige Darstellung in schwarzen Tönen, abschätzig dargeboten, die noch Ihresgleichen sucht.


    Ansonsten muss man es sich nicht antun. Zu dem Thema habe ich schon bessere Bücher gelesen. Zu den Anfängen von Kommunismus schreibt sehr gut Jürgen Neffe in „Marx. Der Unvollendete“. Es gibt auch andere Werke zur rus. Geschichte. Ohne die Rachegelüste und/oder ähnl. Allüren.


    Mehr als zwei Sterne kann ich hier leider nicht vergeben.

  17. Cover des Buches Die Aula (ISBN: 9783746628899)
    Hermann Kant

    Die Aula

     (23)
    Aktuelle Rezension von: SieboldK

    Meine Jugend- selbst erlebt - Arbeiter und Bauern-Kinder durften das Abitur nachholen

  18. Cover des Buches Das Spinoza-Problem (ISBN: 9783442748778)
    Irvin D. Yalom

    Das Spinoza-Problem

     (59)
    Aktuelle Rezension von: Vera-Seidl

    "Als er schließlich von Franco keine Spur mehr erkennen konnte, trat Bento langsam von der Anlegestelle zurück und begab sich wieder in die Arme der Einsamkeit."

     

    Beiden Hauptfiguren, Bento de Espinosa und Alfred Rosenberg gesellt Irven D. Yalom einen fiktiven Freund hinzu, um die Charaktere der beiden Einzelgänger transparent werden zu lassen. 

     

    Genannter Franco stammt wie Spinozas Vorfahren aus Portugal. Wie viele andere Juden war seine Familie zum Katholizismus konvertiert. In Amsterdam hat er Schwierigkeiten mit dem Judentum und dessen dogmatischen Gesetzen. "Franco schloss die Augen. 'Ich dachte: Was ist der Unterschied zwischen diesem Spektakel und dem Spektakel - nein, ich will es geradeheraus sagen - und dem Unsinn, der während der katholischen Messe stattfand, die wir Neuchristen besuchen mussten.'"

     

    Der junge Spinoza erläutert ihm seine Ansichten. Die Thora, die Bibel sei von Menschen geschrieben, nach Mose gab es laut der Schrift keine Propheten mehr, der Mensch sei nicht nach dem Ebenbild Gottes geschaffen, es gebe keine Wunder und kein Leben nach dem Tod. 

     

    Gott und die Natur seien identisch, Gott also immanent. Er sei eine ewige Substanz, deren Eigenschaften konstant blieben. "Unter Substanz verstehe ich das, was in sich ist und durch sich begriffen wird, das heißt das, dessen Begriff, um gebildet werden zu können, den Begriff eines anderen Dinges nicht bedarf." (Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt)

     

    Als Religionslehrerin hatte ich mit Spinozas rationalen Ansichten ganz schön zu kämpfen. Aber gerade deshalb hat mir der Roman "Das Spinoza-Problem" so gut gefallen. 

    Natürlich war eine Aufklärung im 17. Jahrhundert und danach dringend notwendig war. Aber wie Franko am Ende feststellt, war Spinoza nicht so leidenschaftslos, wie gern wollte. 

     

    Im 21. Jahrhundert muss ich sagen, dass es mir gleich-gültig ist, ob Gott immanent oder transzendent ist. Wunder gibt es für die, die daran glauben. "Der Glaube versetzt Berge", sagt ein Sprichwort. Medizinisch könnte man auch vom Placebo-Effekt sprechen. Was das Leben nach dem Tod betrifft, gefällt mir immer noch Theodor Fontanes Gedicht "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" am besten, in welchem auf dem Grab des Herrn ein Birnbaum wächst und den Vorübergehenden Birnen spendet, wie es der Lebende getan hatte. 

     

    Bei Franciskus van den Enden lernt Spinoza nach dem Hebräischen die alten Sprachen und deren Sprecher kennen. Besonders dankbar bin ich Yalom, dass er mich an Epikur erinnerte. "Für Epikur war ataraxia das einzig wahre Glück. Und wie erreichen wir es? Weder durch Platons Harmonie der Seele noch durch Aristoteles' Erlangen von Vernunft, sondern schlicht durch das Ausschalten von Sorge und Furcht." Die größte Angst sei die vor dem Tod. Epikurs Rezept dagegen: "Wo Leben ist, ist kein Tod, und wo Tod ist, ist kein Leben."

     

    "Die Arme der Einsamkeit" wählte sich Spinoza selbst, so Yalom. Er wusste, welche Folge die Verbreitung seiner Ansichten haben würde. Am 27. Juli 1656 wurde er von der Amsterdamer portugiesischen Synagoge mit dem Bann, Cherem ausgeschlossen.

     

    Nur zu Franko hat er in großen Abständen Kontakt, ein Überbleibsel an Heimat und Geborgenheit. Aber auch das verliert er am Ende, als Franco, der jetzt Rabbiner ist, in die Neue Welt aufbricht, um dort das Judentum zu verändern.

     

    Für Spinoza gibt es zwei Arten von Gemeinschaft, die "die sich aneinanderschmiegen, um einander zu wärmen und sich sicher zu fühlen, und den Menschen, denen eine aufgeklärte, freudige Sicht auf die Natur oder Gott gemeinsam ist."

    Um Letzteres zu erreichen, müsse er seine "eigene Identität abwerfen, das heißt meine Bindung an mich selbst - und alles vom absolut Adäquaten und der wahren Perspektive aus betrachten."

     

    "Was geschehen ist, ist, dass ich keinen Bedarf mehr an ihren Diensten habe, Herr Oberleutnant Pfister. Kehren Sie augenblicklich auf Ihren Posten nach Berlin zurück."

     

    Das sind die letzten Worte, die Alfred Rosenberg an seinen Freund, den Psychiater Friedrich Pfister richtet, nachdem er kurz zuvor von Hitler endlich die Anerkennung erhalten hat, nach der er sich sehnte.

     

    Auch Alfred Rosenberg ist ein Einzelgänger. Aber er hat dieses Schicksal nicht selbst gewählt, so Yalom in Übereinstimmung mit seiner Figur Friedrich Pfister. Seine Mutter starb zwei Monate nach seiner Geburt, sein Vater war krank und verschied, als Alfred elf Jahre alt war. Fortan waren es zwei Tanten, die sich um den Jungen kümmerten.

     

    Schuldgefühle am Tod der Mutter werden angesprochen und noch mehr die Suche nach einem Ersatzvater. Die Gefühle der Minderwertigkeit und Schuld werden auf die Juden und Bolschewisten übertragen. Im Autor Housten Stewart Chamberlein findet Rosenberg einen Vater, den er verehren kann.

     

    Nachdem er Russland und dem Baltikum den Rücken gekehrt hat, wird Dietrich Eckart, der Chefredakteur des Völkischen Beobachters zu seinem Mentor. Ihm folgt Adolf Hitler, der ihm einen Schreibtisch schenkt und später, nach dem gescheiterten Putsch am 9. November 1923, die Führung der NSADAP überträgt.

     

    Immer wieder lässt er sich von Hitler ködern, aber in den "inneren Zirkel" gelangt er erst, als er nach dem Krieg mit 21 anderen Größen der Nazi-Zeit auf der Anklagebank sitzt. Aber im Gegensatz zu ihnen widerrief Rosenberg niemals.

     

    Die erste Beschäftigung mit Spinoza wird vom Direktor und dem Deutschlehrer der Petri-Realschule in Reval erzwungen. Aber "Das Spinoza-Problem" lässt Rosenberg nicht mehr los, bis es ihn schließlich ins Spinoza-Museum nach Rijnsburg führt. Der ERR (Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg) räumt dann das Museum, ohne die beiden Jüdinnen im Spitzboden des Hauses zu bemerken. 

     

    "Der ERR hatte ein seltsames Interesse an Spinoza. Der Mitarbeiter Rosenbergs, der Nazi, der die Bibliothek auf seinen Befehl hin plünderte, hinterließ in seinem offiziellen Bericht einen vielsagenden Satz: 'Auch diese Bibliotheken ... enthalten ausserordentlich wertvolle frühe Werke, die zur Erforschung des Spinozaproblems (sic!) von besonderer Bedeutung sind'", bekam Yalom beim Besuch des Museums zu hören. Die Inspiration für seinen Roman.

     

    Mir hat das Innenleben Spinozas in den Augen Frankos viel besser gefallen, als die psychoanalytischen Deutungen von Friedrich Pfister. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich nicht glaube, dass die Welt nicht nur aus Ursache und Wirkung besteht. Viele Physiker, angefangen bei Marie Curie, würden das bestätigen. 

     

    Für die Dramaturgie und noch mehr für das Verständnis von Spinozas Philosophie war die Geschichte Alfred Rosenbergs unerlässlich.

     

    Ich verneige mich vor Irven D. Yalom und bedanke mich herzlich.

     

    Vera Seidl

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  19. Cover des Buches Der heilige Schein (ISBN: 9783548376813)
    David Berger

    Der heilige Schein

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Interessant mal hinter den Kulissen der Katholischen Kirche zu blicken
  20. Cover des Buches Rote Zukunft (ISBN: 9783499257513)
    Francis Spufford

    Rote Zukunft

     (5)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    “Diese Buch ist kein Roman, dafür muss es zu viel erklären. Aber es ist auch kein Geschichtsbuch, denn es liefert seine Erklärungen in Form von Erzählungen. Seine Geschichte ist in erster Hinsicht die Geschichte einer Idee, und erst in zweiter – als eine Art Schimmern durch die Spalten des Verhängnisses dieser Idee – verbindet sie sich mit den konkreten Geschichten einzelner Menschen. Die Idee ist der eigentliche Held.”

    Funktioniert das? Ein semi-historischer Roman mit verschiedenen Charakteren? Die Idee als Held? Ja! Es funktioniert sogar sehr gut. Francis Spufford entführt uns in die Aufbruchzeit nach dem zweiten Weltkrieg. Wir befinden uns in der U.D.S.S.R. Das Land leckt sich die Wunden nach dem Krieg, die Weichen zu einem kommunistischen Regime sind gestellt, es gibt einen Feind jenseits des eisernen Vorhangs. Diesen gilt es in jeglicher Disziplin zu schlagen.

    “Sorgfältig musterte er die Gesichter: Die Kapitalisten sahen erstaunlich normal aus für Menschen, deren Tagesgeschäft darin bestand, gestohlene Arbeitskraft in riesige Kapitalwerte zu verwandeln.”

    Dies soll mit Hilfe der Planwirtschaft passieren. Die Grundidee, dass es jedem Arbeiter besser gehen soll, ist auch im Kapitalismus das Ziel, nur wird es in der Sowjetunion staatlicher geregelt. In vielen kurzen geschichtlichen Einleitungen erzählt uns Francis Spufford, die Geschichte der U.D.S.S.R. Und dies geschieht so lebendig, dass man sich wünscht, ihn als Geschichtslehrer in der Schule gehabt zu haben. Zu den historischen Exkursen verknüpft er dazugehörige Erzählungen, von ganz normalen Menschen im Land. Die diese Geschichte hautnah erleben.

    “Er ging weiter. Was sollte er auch sonst machen? Mit jedem Schritt ließ sich ein bisschen mehr vom Moskauer Umland liebevoll auf ihm nieder, und die Mischung aus Staub und Schweiß ließ ihn dreckiger und dreckiger werden.”

    Hier erreicht er schon fast Tolstoische Erzählkunst. Seine lebendige und plastische Darstellung lässt die Personen und Begebenheiten in wenigen Worten und Pinselstrichen vor unseren Augen entstehen.

    “[…] war Emil jemand, der zwar über die guten Beziehungen und die Weltgewandtheit eines Mannes auf dem Weg ganz nach oben verfügte, dem aber die eidechsenhafte Kälte derer fehlte, für die Ideen und Menschen grundsätzlich immer nur Gebrauchswert besaßen.”

    Es gibt hier keinen Hauptcharakter, manche Personen tauchen mehrmals auf, doch meistens erleben wir nur einen kurzen Lebensabschnitt von verschiedenen Menschen mit, einen Abschnitt der sich stark an die vorher erzählte historische Geschichte anlehnt. Auch das Land wird personifiziert, nach 20 Jahren Planwirtschaft und Kampf ums Überleben, wird die Sehnsucht spürbar.

    “Er war Mitte zwanzig. Er sehnte sich nach etwas, das stärker wurde und sich ausweitete, nach etwas, das einen Sinn ergab. Er wollte, dass die Geschehnisse sichtbare Spuren in der Luft zurückließen, wenn sie vorübergingen.”

    Dabei steht die Idee im Vordergrund. Die Idee, dass es alle besser haben sollen und ein riesiges Land ernährt werden kann. Doch nach und nach zerfasert diese Idee, sind die Maßnahmen, um sie umzusetzen, immer unmenschlicher.

    “Die Welt machte einfach so weiter wie bisher, unverändert, wie es schien, nichts war eingelöst worden, nichts wie versprochen umgestaltet. Dieselben Sachen geschehen nach wie vor, der Biss derselben alten Zwänge war noch immer genauso fest.”

    Was bleibt den großen Formern der Sowjetunion? Nach einem grandiosen Aufschwung der Wirtschaft, der alle anderen Länder in den Schatten stellte, stockt der Motor. Die Wirtschaft stagniert, das Land kann die Menschen nicht mehr selbst ernähren, es müssen Waren und Nahrungsmittel importiert werden. Ein harter Winter hat alle Planungen zerstört, die Ernte vernichtet. Der Rest ist Verzweiflung und Erkennen, dass trotz gewissenhafter Planung, Schmerz und Kontrolle nichts mehr von dem Idealismus und den Träumen übrig geblieben ist.

    “‘Das Paradies’, sagte er an das Weizenfeld gerichtet, mit hilflosem Zorn, ‘ist ein Ort, an dem die Menschen ankommen wollen, und keiner, von dem sie sich entfernen. Was für eine Art von Sozialismus soll das sein? Was für eine Scheiße ist das, wenn man die Leute in Ketten halten muss? Was für eine Gesellschaftsordnung? Was für eine Art von Paradies?'”

    Die letzten 70 Seiten bestehen aus Fußnoten, die belegen, dass Teile der Erzählung auch wirklich so passiert sind, eine grandiose Vermischung aus Geschichte und Fiktion.

    Ein eloquent geschriebenes, von der Idee her einzigartiges Buch, das die Balance zwischen Roman und Geschichtsbuch elegant auf dem Hochseil tänzelnd schafft, ohne jemals auszurutschen. Auch gehört viel Mut dazu, sich einem solch sperrigen Thema zu widmen. Herausgekommen ist ein wahrer Pageturner, ein beeindruckendes Buch.

  21. Cover des Buches We are Anonymous (ISBN: 9783442102402)
    Ole Reissmann

    We are Anonymous

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Eine interessante und gut geschriebene Abhandlung über die Entstehung des "Anonymous" Kollektives. Die Autoren beschreiben die Entstehung im Dunstkreis des 4chan Boards und die weit verzweigte Entwicklung bis heute. Im Text gibt es immer wieder kurz erklärte Beispiele und links zu Webseiten/Videos anhand derer man sich ein detaillierteres Bild machen kann.
  22. Cover des Buches Endland (ISBN: 9783423626989)
    Martin Schäuble

    Endland

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Readingfreak_05

    Deutschland ist eingeschlossenn von einer Mauer. Die Schulpflicht und gesetzliche Arbeitslosenhilfe sind abgeschafft und konservative Rollenbilder werden gefördert. Flüchtlinge heißen nicht mehr Flüchtlinge sonder Invasoren. Der Euro wurde gegen die Mark eingetauscht und zu Europa gehört Deutschland auch nicht mehr. 

    Obwohl viele Punkte in Martin Schäubles Dystopie "Endland" an die NS-Zeit erinnern, befinden wir uns in der Zukunft. Die Regierung wird von der rechtsextremen Partei NA (Nationale Alternative) dominiert. 

    Die Protagonisten sind der junge Soldat Anton aus Deutschland, der überzeugt von den Ideen der NA sein Land verteidigt, sein Freund Noah, der die Ideale der NA sehr viel kritischer sieht und immer wieder versucht Antons Augen zu öffnen. Die dritte Protagonistin ist Fana. Wegen der vom Klimawandel ausgelösten Hungersnot flüchtet sie aus Äthiopien nach Deutschland, um sich dort eine Zukunft auzubauen und Medizien zu studieren.

    Als Anton in einem Geheimauftraug als Flüchtling nach Deutschland einreisen soll, trifft er Fana und nach und nach beginnt er zu sehen, was sie ganze zeit direkt vor seiner nase war. Er und Fana werden Freunde und bald steht Anton vor der größten Entscheidung seines Lebens: für eine nationale Ideologie oder für seine Freunde und ein freies Leben.

    Während Anton und Fana im letzten Flüchtlingslager deutschlands festsitzen, muss Noah untertauchen, nachdem er geheime Informationen der NA an die Öffentlichkeit weitergegeben hatte. 

    Werden es die drei, die unterschiedlicher nicht sein könnten schaffen die rechtspopulistische deutsche gesellschaft zu "besiegen"?

    Martin Schäuble greift aktuelle Themen sehr gut auf und führt einem immer wieder die Realität vor die Augen. Er schreibt in einem unkomplizierten und gradlinigen Schreibstil und verzichtet auf lange Schachtelsätze. Er schreibt abwechselnd aus der Perspektive von Anton, Fana und Noah, wodurch man sich gut in die drei hineinversetzen kann.

    Der Roman ist außerdem sehr gut recherchiert und man hat beim lesen immer ein sehr klares Bild davon wie es am Handlungsort gerade aussieht.

    Ein sehr fesselnder Roman, den man gar nicht mehr weglegen kann, wenn man einmal angefangen hat. Sehr geeignet für Jugendliche ab ca.12 jahren aber auch für Erwachsene ein toller Roman. 

    Eine klare Leseempfehlung von mir!

  23. Cover des Buches Die Frau des Obersts (ISBN: 9783328600961)
    Rosa Liksom

    Die Frau des Obersts

     (5)
    Aktuelle Rezension von: schnaeppchenjaegerin

    Bereits als Kind lernte sie in ihrem strengen Elternhaus den Oberst, einen glühenden Nationalsozialisten, kennen und war sofort fasziniert von ihm. Jahre später heiratet sie den 28 Jahre älteren Mann und teilt seine Ideologie, mit der sie Zeit ihres Lebens aufgewachsen ist. 

    Finnland steht zwischen der Sowjetunion und Deutschland und bereitet sich auf den Krieg vor. Das Land stützt sich auf das verbündete Deutsche Reich bis der Bund zusammenbricht. Währenddessen wird auch die Ehe mit dem Oberst zur Hölle. Er erniedrigt seine Ehefrau und schreckt auch vor brutalster Gewalt nicht zurück. 


    Als alte Frau blickt die Frau des Obersts auf ihr Leben zurück und berichtet in einer Art innerem Monolog von ihrer Ehe. 

    Ihre Geschichte ist wahrlich nicht einfach zu lesen, ist unbequem und geradezu verstörend. Die Sprache ist direkt, animalisch und derb, was zum Verhalten der handelnden Personen passend ist. Es gibt keine Sympathieträger und nicht einmal mit der Frau, die von ihrem Ehemann psychisch und physisch missbraucht wird, konnte ich als Leserin Mitleid haben. Sie war mir schlicht zu einfältig, lebensfremd und primitiv im Ausdruck. Der Oberst leidet unter einem geringen Selbstwertgefühl und lässt es an den Schwächeren aus.  

    Die historischen Fakten, der Zweite Weltkrieg und die Beziehungen zwischen Finnland und Nazideutschland bleiben im Hintergrund, während die Brutalität in der Ehe auf unangenehme Weise in den Vordergrund gerückt wird. Auch die Ideologie, die das Ehepaar teilt und die die Protagonisten hätten nahbarer machen können, unabhängig davon, dass diese nicht zu tolerieren ist, bleibt sehr vage. Die beiden Protagonisten bleiben namenlos. Er ist der Oberst, sie immer nur "die Frau von". 

    "Die Frau des Obersts" ist weniger ein historischer Roman, der Fakten über die Rolle Finnlands während des Zweiten Weltkriegs vermittelt oder die nationalsozialistische Gesinnung am Beispiel zweier Anhänger beschreibt, als vielmehr die Geschichte über eine obsessive, krankhafte Beziehung, die in einer nüchternen Tonart wiedergegeben wird. Ich empfand den Roman als zu reißerisch gewalttätig. 

  24. Cover des Buches Nebel im August (ISBN: 9783570403280)
    Robert Domes

    Nebel im August

     (60)
    Aktuelle Rezension von: Sternenstaubfee

    Ein sehr bewegendes Buch, das die Geschichte von Ernst Lossa erzählt.
    Eine schockierende Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht.
    Ernst Lossa wird von seiner Familie getrennt, kommt in ein Kinderheim.
    Er klaut, gilt als schwer erziehbar und wird so von einem Kinderheim ins nächste gesteckt.
    Irgendwann landet er in der Psychiatrie, obwohl er kerngesund ist. Doch er gilt als Psychopath.
    Außerdem ist er ein Jenischer, ein "Zigeuner".
    Und so wird er letztendlich ein Opfer der NS-Euthanasie. Er bekommt 1944 die Todesspritze verabreicht.
    Es ist bestürzend, dass diese "Geschichte" wahr ist. Die Dialoge sind fiktiv, aber das ganze Gerüst drum herum ist wahr und macht es so grausig und schockierend.
    Mich hat die Geschichte von Ernst Lossa tief bewegt als Beispiel von so unendlich vielen Opfern der damaligen Zeit.
    Den Film habe ich noch nicht gesehen, möchte das aber noch nachholen.
    Das Buch kann ich auf jeden Fall empfehlen!

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks