Bücher mit dem Tag "indische literatur"

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38 Bücher

  1. Cover des Buches Die satanischen Verse (ISBN: 9783328603047)
    Salman Rushdie

    Die satanischen Verse

     (113)
    Aktuelle Rezension von: BluevanMeer

    Salman Rushdie spielt mit verschiedenen Mythen, religiösen Ideen, religiösen Überlieferungen, Überzeugungen, Mysterien und verwebt in seine Geschichte die unterschiedlichsten Sagen und Erzählungen aus verschiedenen Religionen. Das ergibt einen unterhaltsamen und ausschweifenden Roman, der es wirklich in sich hat. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, aber ganz ehrlich: richtig nacherzählen worum es geht und Knotenpunkte aus diesem wilden und wunderbaren Roman herauszudestillieren, ist mir verdammt schwer gefallen. Daher nun in groben Zügen eine Beschreibung dieses Feuerwerks der Literatur.

    Die Hauptprotagonisten sind zwei muslimische Männer, Gibril Farishta und Saladin Chamcha, die 111 Tage lang (die 111 ist übrigens eine Zahl sein, die auf die Dreifaltigkeit verweist) in einem von islamistischen Terrorist*innen entführten Flugzeug verbringen, bis die Terrorist*innen das Flugzeug in die Luft sprengen und beide, aneinandergeklammert, durch die Luft fliegen und zum Glück überleben. Doch dann geschehen seltsame Dinge. Während Gibril sich nach und nach in den Erzengel Gabriel verwandelt, wachsen Saladin bald ein Pferdefuß und Teufelshörner. Der Kampf gut gegen böse, Engel gegen Teufel, ist damit eingeläutet. Erzählt wird die Geschichte von einer gesichtslosen und doch scheinbar göttlichen Instanz, die sich selbst als Teil der "höheren Mächte" sieht. 

    "Was konnten sie auch erwarten? Einfach aus dem Himmel zu fallen: dachten sie, so etwas hätte keine Nebenwirkungen? Sie hatten das Interesse höherer Mächte erweckt, das hätten sie eigentlich merken müssen, und diese Mächte (ich spreche natürlich von mir selbst), haben eine boshafte, ja fast schon gemeine Art, mit Sturzflügen umzugehen. Und noch etwas, lassen Sie mich das klarstellen: ein großer Fall verändert den Menschen." (180)

    Farishta und Chamcha stehen sich also als Erzfeinde gegenüber, vom Himmel gefallen sind beide, aber nur Gibril verwandelt sich in einen Engel, der nicht nur Wunder vollbringen kann, sondern dessen Heiligenschein auch die dunkelste Nacht erleuchtet. Kein Wunder, erinnert sein Name Gibril doch an den Erzengel Gabriel.

    Zudem hatte Gibril schon früh Kontakt zur Göttlichkeit, in verschiedenen Bollywoodfilmen verkörperte er immer wieder unterschiedliche hinduistische Götter. Er verliebt sich in Alleluja, eine jüdische Bergsteigerin, die in den höchsten Höhenmetern, wenn sie ganz nah am Allmächtigen zu sein scheint, zu religiöser Ekstase fähig ist. 

    Saladin Chamchawalla verdient sein Geld als Stimmenimitator, im Moment für  den synchronisiert er Ketchupflaschen und Knabbergebäck, und ist ebenfalls Schauspieler. In England lebt er seit seiner Jugend, seine muslimische Herkunft lehnt er ab, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass er ein sehr schwieriges Verhältnis zu seinem Vater hat.

    Während sich die beiden Abgestürzten zu einer alten Dame, Rosa Diamond, retten, entscheiden sich die Richtungen, in denen sich ihre Lebenswege entwickeln werden. Der Heilige in spe, Gibril,  nutzt seine Chancen und verrät den Mann mit Pferdefuß. Saladin wird deshalb von rassistischen Polizisten zusammengeschlagen und erlebt die ganze Palette an Polizeigewalt, die man sich vorstellen kann. Das ist so fies zu lesen, das man nur noch Mitleid mit dem Teufelshorn haben kann. Gibril hingegen, nutzt seine wundersamen Fähigkeiten und verhilft Rosa Diamond zu einer göttlichen erotischen Vision. Rosa Diamond hat es also noch gut getroffen, sie ist eine verschwiegene Figur, die verspricht, niemandem von Gibril zu erzählen. Übrigens sind in vielen Beichtstühlen Rosen eingraviert, denn "Sub Rosa" (unter der Rose) teilte man im Mittelalter den katholischen Priestern seine Beichte mit.

    Saladin erfährt, dass seine Frau eine Affäre mit seinem Freund Jumpy Joshi hat (immerhin war er fast ein Jahr verschwunden) und ist am Boden zerstört. Immerhin hat er den Flugzeugabsturz, die Polizei und das Krankenhaus überlebt (wo sich übrigens noch andere verwandelte Menschen aufhalten) - nur um dann in einem Zimmerchen von Bekannten untergebracht zu werden. Weil er immer mal wieder aus dem Fenster sieht, bildet sich bald im Viertel eine Art Teufelskult um den Mann mit den Hörnern, der das Viertel in Chaos und Verwüstung stürzt. Zudem erfährt Saladin, dass seine Frau von ihrem Geliebten ein Kind erwartet. Saladin hat nur noch ein Ziel: er will sich an Gibril rächen, den er für sein Unglück verantwortlich macht. Aber Gibril geht es auch nicht gerade rosig: er wird zu einem riesigen Macho und stresst Alleluja. Zudem kann Gibril bald nicht mehr entscheiden, wer er ist: ein Erzengel oder ein Mensch?

    Neben dem Hauptkonflikt der beiden Protagonist*innen, wird die Erzählung immer wieder durch Gibrils Träume unterbrochen, die ins Märchenhafte kippen. In seinen Träumen geht es um die Stadt Jahila, eine Stadt aus Sand, in der die Menschen 360 unterschiedliche Götter und Göttinnen verehren, bis der Prophet Mahound kommt, seines Zeichens ursprünglich Kaufmann, und den Menschen, wenn es um den richtigen Glauben geht, mal ein bisschen auf die Sprünge hilft. In Jahila lebt auch das Mädchen Aischa, das vom Erzengel Gabriel als Prophetin ausgewählt wurde. Als Symbol ihrer Göttlichkeit wird sie von einem Schwarm von Schmetterlingen begleitet. Ihr ganzes Dorf Titlipur folgt ihr (wie auf einer Pilgerreise) nach Mekka, denn Aischa hat den Menschen versprochen, dass sie das Meer für sie teilen wird. Die todkranke Mischa Sahil sucht Hoffnung und Heilung bei Aischa, ihr Mann glaubt nicht an Aischas Versprechungen und versucht die restlichen Pilger immer wieder zur Umkehr zu bewegen. Aischa hat noch einen extrem frauenfeindlichen und radikalen Gegenspieler, einen Imam, der um seinen eigenen Einfluss bei den Gläubigen fürchtet und natürlich den mächtigen Propheten Mahound, der passenderweise immer dann eine Vision bekommt, sobald seine Anhänger*innen ihn kritisieren. 

    "Tod der Kaiserin Aischa und ihrer Tyrannei, dem Kalender, den Vereinigten Staaten, der Zeit! Wir suchen die Ewigkeit, die Zeitlosigkeit Gottes. Seine stillen Wasser, nicht ihren strömenden Wein. Verbrennt die Bücher und vertraut dem BUCH, zerreißt die Papiere und hört das WORT, wie es der Engel Gibril dem Verkünder Mahound offenbart und wie es euer Deuter und Iman erläutert hat." (S.281)

    Es ist schon bezeichnend, dass Engelchen und Teufelchen in der Romankonstruktion eigentlich Schauspieler sind und Gibril wie ein Schlafwandler zwischen den Welten hin und hergeistert und in diesem ganzen Chaos irgendjemand - von ganz weit oben - die Puppen tanzen lässt. Die Menschen können nur reagieren. Das nennt man dann wohl Schicksal. Und wenn Gott einmal nicht nur als Erzählinstanz auftaucht, sondern als Figur im Text, dann sitzt er mit schütterem Haar auf Gibrils Bett und hat vor allen Dingen Schuppen. Solche Parodien muss man erst einmal in eine Romanform gießen. Hinzu kommt, dass alle Propheten und Ausgewählten in diesem Text an keiner Stelle halten, was sie versprechen. Während Mahound die Menschen offen betrügt, schickt Aischa ihre Anhänger letztlich ins Wasser, wo sie ertrinken. Denn natürlich gelingt es ihr nicht, das Meer zu teilen. Magischer Realismus mit einer gehörigen Portion Religionskritik, auch das steckt in diesem Buch. 

    Kurz nach Erscheinen des Romans, am 14. Februar 1989, rief Ajatollah Chomeini über Radio Teheran eine Fatwa gegen den Schriftsteller und all diejenigen aus, die den Text, der eine Beleidigung des Propheten darstelle, verbreiten und übersetzen. Rushdies japanische Übersetzer, Hitoshi Igarashi, wurde 1991 ermordet, sein italienischer Übersetzer Ettore Capriolo und sein norwegischer Verleger Wililam Nygaard wurden bei Anschlägen schwer verletzt. 

    Wie so oft, und das ist mir bei diesem Text besonders aufgefallen, fehlte mir das Wissen über die religiösen Anspielungen, die über das Christentum hinausgehen. Hinzu kommt, dass ich diesen Roman über einen Zeitraum von sechs Monaten gelesen habe. Ich konnte ihn nicht einfach weglesen - dafür war er zu komplex, zu kompliziert und gleichzeitig auch ein Stück Roman, das ich mir einfach aufsparen wollte. Weil ich gar nicht wollte, dass dieser Roman zu ende geht. Im Satanic Verses Pose Festum, einer Festschrift, die im Jahr 2000 erschienen ist, schreibt der syrische Philosoph Sadik Al-Azm, dass die Einzigartigkeit des Romans darin bestehe,  „den muslimischen Osten und den säkularen Westen zum allerersten Mal in eine religiöse, politische und literarische Kontroverse“ zu bringen und beide so auf einer höheren Ebene miteinander zu verbinden. Die satanischen Verse werden für ihn zum "transkulturellen, transnationalen und transkontinentalen Welt-Roman par excellence". Denn es geht nicht nur um Religionen. Ein Großteil der Handlung passt in jede typische Geschichte einer Großstadt, denn sie spielt in London, es geht um Migration, um Identitäten und natürlich auch um Liebe. Von den verschiedenen Liebesgeschichten, die erzählt werden, endet eine sogar glücklich.

    Hallelujah!

  2. Cover des Buches Das Gleichgewicht der Welt (ISBN: 9783596512621)
    Rohinton Mistry

    Das Gleichgewicht der Welt

     (224)
    Aktuelle Rezension von: Reisebaeren

    Der Autor flechtet das Leben vierer Inder kunstvoll ineinander. Zum einen ist da Diana, eine mittellose Witwe, die sich aus der Unabhängigkeit ihres Bruders kämpft. Maneck, ein junger Student, der  lieber zu Diana zieht, als in einer unzumutbaren Studentenwohung zu hausen. Und Ishvar und sein Neffe, die ein trauriges Schicksal in die Stadt verschlägt. 

    Die vier beginnen eine Wohngeschmeinschaft, erst schlecht und aus der puren Not heraus. Doch Stück für Stück entwickelt sich wahre Freundschaft, Zuneigung und eine ungewohnte Hilfsbereitschaft zwischen den Bewohnern. 

    Die Geschichte spielt in Bombay im Jahr 1975 und die Ungerechtigkeit, die den Bewohnern in dieser Zeit passiert ist zwischendurch schwer auszuhalten. Die Geschichte nimmt ihren Lauf und es ist absolut unmöglich den weiteren Verlauf oder gar das Ende zu erahnen. Nebenbei treten noch skurrile, mal mehr mal weniger sympathische, Mitstreiter auf.

    Es ist mein erster Roman von Rohinton Mistry und ich bin begeistert von seinem Schreibstiel und der Art, wie er die Personen zum Leben erwachen lässt. Die vier sind mir sehr ans Herz gewachsen und jeder ihrer Schicksalsschläge ist mir sehr nahe gegangen. Manche Passagen sind schwer auszuhalten. Die Ungerechtigkeit und Hilflosigkeit der Protagonisten tut fast schon am eigenen Leibe weh. So war ich dann doch froh, als ich das Buch durch hatte und mich einem "fröhlicheren" Roman widmen könnte. Ein wunderbares Buch, aber eben ein hartes Schicksal. 

  3. Cover des Buches Mitternachtskinder (ISBN: 9783641261528)
    Salman Rushdie

    Mitternachtskinder

     (71)
    Aktuelle Rezension von: itwt69

    Leider konnte mich dieser Roman nicht überzeugen. Die geschichtsträchtigen Ereignisse bleiben meines Erachtens zu sehr im Hintergrund. Eine irrwitzige Familiengeschichte, die sich über Jahrzehnte und über den halben Subkontinent zieht, von Kaschmir über Bombay, Pakistan, nach Delhi und Back-to-Bom. Der Schreibstil hat mir auch nicht besonders gefallen - 2,5 Sterne

  4. Cover des Buches Kamasutra im Management (ISBN: 9783593385150)
    Volker Zotz

    Kamasutra im Management

     (22)
    Aktuelle Rezension von: Aicher
    Dieses Buch eines meiner großen Lieblingsautoren ist ein wunderbar leicht zu lesender und dabei immer tiefsinniger Überblick über das weite Feld der klassischen indischen Literatur unter dem Gesichtspunkt, was man als moderner Mensch hier und heute daraus lernen kann. Volker Zotz versteht es in seinen Büchern immer wieder neu, dass Jahrtausende alte Schriften lebendig werden und zu mir als Leser sprechen. Das Buch hätte gerne fünfmal so lang sein dürfen.
  5. Cover des Buches Das Kaleidoskop des Lebens (ISBN: 9783104028941)
    Rohinton Mistry

    Das Kaleidoskop des Lebens

     (9)
    Aktuelle Rezension von: Bibliophil
    Rohinton Mistry wurde 1952 in Bombay, Indien, geboren und lebt nun in der Nähe von Toronto, Kanada. Seine mehrfach ausgezeichneten Romane wie zum Beispiel „Das Gleichgewicht der Welt“ handeln meist in der Metropole Bombay und erzählen viel vom Alltag der indischen Bevölkerung. Das ist auch in seiner Erzählung „Das Kaleidoskop des Lebens“ so. In diesem Buch stellt er uns einige Bewohner einer Wohnsiedlung am Firozsha-Platz in Bombay vor. Die Siedlung wird, bis auf eine Ausnahme – ein Muslim -, von Hindufamilien der unteren Mittelschicht bewohnt. Mistry erzählt uns unter anderem von Kersi, einem Jungen, der von einem Studium im Ausland träumt. Oder von Jaakalee, einer schon älteren Haushalthilfe, die von einem Geist verfolgt wird. Und da ist noch Najamai, eine in die Jahre gekommene Dame, die einen Kühlschrank besitzt, in dieser Siedlung eine Rarität. Grosszügig teilt Najamai ihren Kühlschrank mit zwei Mitbewohnern ihres Hauses, und bekommt so zwangsläufig einiges von deren Privatleben mit. Jedes Kapitel der Erzählung stellt uns einen Mitbewohner der Siedlung vor. Zu Beginn des Lesens dachte ich, dass es sich hier um Kurzgeschichten handelt. Aber der erste Eindruck täuscht. Immer wieder tauchen in den einzelnen Kapiteln Nachbarn vor, mit denen man bereits Bekanntschaft gemacht hat. Oder auch schon gelesene Ereignisse werden erwähnt. Und so lernt man beim Lesen die Mieter der Wohnungen der Firozsha-Siedlung immer besser kennen. Und es entsteht eben ein Kaleidoskop des indischen Lebens. Auch in diesem Buch erlebt man den indischen Alltag hautnah mit. Mistry hat das Talent so zu erzählen, dass man vergisst, dass man liest. Man lebt, leidet und freut sich zusammen mit Mistrys Figuren. Empfehlen würde ich diesen Roman aber nur Lesern, die mit Mistrys Werken schon vertraut sind. Sollte man noch nie ein Buch von Rohinton Mistry gelesen haben, da würde ich als Einstieg seine zwei Romane „Das Gleichgewicht der Welt“ und „Die Quadratur des Glücks“ ans Herz legen.
  6. Cover des Buches Shalimar der Narr (ISBN: 9783328111184)
    Salman Rushdie

    Shalimar der Narr

     (19)
    Aktuelle Rezension von: Chrischan
    Eines Tages wird der ehemalige Botschafter Max Ophuls von seinem Chauffeur Shalimar ermordet. Die Tat scheint auf den ersten Blick willkürlich und grundlos, eben ein typischer Terrorakt. India, - die eigentlich Kashmira heißt - Tochter des ermordeten Botschafters, beginnt auf eigene Faust mit Nachforschung. Sie will verstehen, warum der bis dato so ruhige und unauffällige Shalimar ihren Vater tötete und anschließend keinerlei Gegenwehr bei seiner Verhaftung zeigte. Sie kommt recht schnell hinter das eigentliche Geheimnis dieses Mordes: Shalimar war dereinst der Ehemann und die große Liebe von Boonyi, Kashmiras Mutter und Geliebte von Max Ophuls. Während sie weiter forscht, kommt Shalimar dahinter, wer Kashmira ist und kennt nur noch einen Gedanken: auch sie muss sterben, damit die letzte Spur der Schande von Boonyi ausgelöscht wird. * Salman Rushdie ist ohne Zweifel einer der ganz großen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er ist einer jener Schriftsteller, die ihre Meinung sagen und an ihrer Vorstellung einer besseren Welt und vernünftigen Menschheit festhalten, koste es, was es wolle. Der gebürtige Inder Rushdie wurde dafür mit der "Fatwa" belegt. In "Shalimar der Narr" widmet sich Salman Rushdie eindringlich und sehr poetisch der Harmonie zwischen unterschiedlichen Kulturen und der Zerstörung dieser Harmonie. So zeigen Shalimar (Muslim) und Boonyi (Hindu) am Beginn der Geschichte das friedliche Miteinander der beiden Religionen. Die Harmonie zerbricht und es bleibt nur noch Shalimars Hass. Eindrucksvoll beschreibt Rushdie den harten Weg zum islamischen Fundamentalisten, immer wieder durchbrochen von Zweifeln und der Sehnsucht nach der alten Liebe und dem Frieden, der damit einher ging. * Und so wie das Land Kashmir zwischen Pakistan und Indien zerrissen und aufgerieben wird, so wird auch Kashmira, genannt India, zwischen den Welten und Kulturen hin- und hergerissen. Rushdies wunderbare Allegorie auf die weltpolitischen Zustände seiner einstigen Heimat. Immer tiefer taucht man ein in die Geschichte des einst paradiesischen Kashmir am Fuße des Himalaya, lernt Kultur und Leben, Unbeschwertheit und Leichtigkeit kennen. Man erlebt den Zerfall dieses Paradieses beispielhaft an der Geschichte von Shalimar, Boonyi und Max Ophuls und hofft, dass es am Ende Kashmira ist, die alles zu einem versöhnlichen Ende bringt. Ein faszinierende sprachliche Tiefe, eine poetische Erhabenheit mit der Rushdie ein immer noch hochaktuelles Thema bearbeitet: Wohin unbändiger Hass führen kann und das offenbar nicht einmal die Liebe ihm gewachsen ist. ©Christian Hesse, September 2012
  7. Cover des Buches The Satanic Verses (ISBN: 0812976711)
  8. Cover des Buches The Painter of Signs (ISBN: 0143039660)
  9. Cover des Buches So eine lange Reise (ISBN: 9783104029344)
    Rohinton Mistry

    So eine lange Reise

     (17)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Ein schönes Buch, das den Alltag einer parsischen Familie in Bombay der 70er Jahre beschreibt. Man gewinnt einen ganz guten Eindruck über das Leben in Bombay (heute Mumbai) und die multikulturelle Mischung, die die Bewohner der Metropole stellen. Interessant ist die Koextienz der vielen Ethnien in Bombay, die gleichzeitig friedlich zusammenleben und sich doch hie und da "bekriegen". Ein Paradoxon wie Bombay und Indien in sich selbst (meine ganz persönliche Meinung!). Die Handlung bzw. die Geschicte des Buches ist eher banal, trotzdem machen die Charkatere, die Darstellung der praktizierten Riten und der korrupten Regierung Indiens (damals und heute ist es nicht viel anders...) das Buch sehr lesenswert.
  10. Cover des Buches Haroun and the Sea of Stories (ISBN: 9780143124771)
  11. Cover des Buches Luka und das Lebensfeuer (ISBN: 9783328102175)
    Salman Rushdie

    Luka und das Lebensfeuer

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Herbstrose

    Bei einem Spaziergang mit seinem Vater, dem Geschichtenerzähler Raschid, sieht Luka, wie ein Zirkusdirektor seine Tiere misshandelt und verwünscht ihn deswegen. Noch in derselben Nacht brennt der Zirkus und die Tiere können ausbrechen. Zwei von ihnen, ein Bär namens Hund und ein Hund, der Bär genannt wird, fliehen zu Luka und werden seine besten Freunde. Die Rache des Zirkusdirektors trifft Raschid, er wird krank und fällt ins Koma. Um seinen Vater zu retten muss Luka das Lebensfeuer finden. Mit Hund und Bär begibt er sich auf die gefahrvolle Suche in eine andere, geheimnisvolle und magische Welt … 

    Sir Salman Rushdie ist indisch-britischer Schriftsteller. Er wurde 1947 in Bombay geboren, kam im Alter von 14 Jahren nach England auf die Rugby School, studierte danach in Cambridge Geschichte und arbeitete anschließend als freier Journalist und Werbetexter. Ab 1975 begann er mit Schreiben und erreichte 1988 Weltruhm, als „Die satanischen Verse“ veröffentlicht wurde. Dies war für die iranische Regierung unter Staatschef Chomeini der Anlass, Rushdie 1989 mittels einer Fatwa zum Tode zu verurteilen. Er lebte daraufhin unter Decknamen und Polizeischutz an ständig wechselnden Orten. Das Todesurteil wurde auch nach dem Tode Chomeinis nicht aufgehoben und gilt bis heute, das Kopfgeld für seinen Tod wurde mittlerweile auf fast 4 Millionen Dollar erhöht. Ungeachtet dessen erhielt er inzwischen zahlreiche Preise und Auszeichnungen für seine Werke, so den Booker Prize, den Aristeion-Literaturpreis der EU, wurde 1999 von der FU Berlin und der Universität Lüttich mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet und 2007 von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen.  

    Erstaunlich, mit welch Phantasiereichtum der Autor ausgestattet ist und wie er es schafft, den Leser damit in seinen Bann zu ziehen. „Luka und das Lebensfeuer“ ist ein Märchen für Erwachsene in modernem Gewand, das der Autor für seinen Sohn geschrieben hat. Um das Lebensfeuer zu finden muss Luca, ähnlich wie in einem Computerspiel, Level um Level erreichen, ohne dabei alle seine Leben zu verlieren. Dabei stellen sich ihm ungeahnte Hindernisse in den Weg, die es durch List und mit Hilfe einiger ihm wohlgesonnener mystischer Wesen zu überwinden gilt. Der Schreibstil ist sehr ansprechend, angenehm flüssig und gut lesbar, wenn auch die Fülle der seltsamen Namen den Lesefluss etwas hemmt. Dennoch habe ich es sehr gerne gelesen und mich in eine magische Welt voller mythologischer Figuren entführen lassen.

    Fazit: Ein Lesevergnügen für alle, die sich auch noch als Erwachsene gerne ins Reich der Phantasie verführen lassen.  

  12. Cover des Buches Letzter Mann im Turm (ISBN: 9783423142496)
    Aravind Adiga

    Letzter Mann im Turm

     (21)
    Aktuelle Rezension von: beccaris

    Der Roman, in dem es um Armut, Geldgier, Korruption, Macht und Neid geht, spielt im Herzen der Millionenstadt Mumbai, eine Hafenmetropole an der westindischen Küste, in der mehr als die Hälfte der Bewohner in Slums lebt. Vor allem durch Zuwanderung hat sich die Einwohnerzahl im letzten Jahrhundert verzehnfacht und entsprechende Probleme in Bezug auf Infrastruktur, Umweltverschmutzung und Kriminalität mit sich gebracht.

    Wenn man an Indien denkt, öffnet sich vor dem geistigen Auge eine ungeheure Fülle fremdländischer Andersartigkeit. Man möchte eintauchen in die Buntheit der asiatischen Kultur, die Menschen mit ihren Einstellungen, Sorgen und Wünschen kennenlernen, die diesen Erdteil bevölkern. All diese Erwartungen hat der Roman "Letzter Mann im Turm" für mich nicht erfüllt. Es ist zwar eine gut erzählte Geschichte. Die Motive sind nachvollziehbar, aber es bleibt irgendwie alles an der Oberfläche. Keine der beschriebenen Personen und Orte wurden mir nähergebracht. Es blieb alles seltsam farblos.

    Es ist die Freude am Lesen, die mir bei diesem Roman gefehlt hat. Gerne möchte ich bei der Lektüre in irgendeiner Form bereichert, belehrt oder beeindruckt werden, sei es durch die Sprache oder durch die Erzählung selbst. Ich habe das Buch am Ende gerne zur Seite gelegt.

    Und noch eine kurze Anmerkung zur Verständlichkeit des Buches: ein Glossar zur Erklärung der vielen indischen Ausdrücke wäre hilfreich für nichtfachkundige Leser. Die Stadtkarte auf der Innenseite des Umschlages ist hingegen sehr anschaulich und nützlich.

  13. Cover des Buches The English Teacher (ISBN: 9780099282280)
  14. Cover des Buches Vishnus Tod (ISBN: 9783442740369)
    Manil Suri

    Vishnus Tod

     (16)
    Aktuelle Rezension von: Lax
    „Vishnus Tod“ ist ein fesselnder mystischer Roman über Glauben, Religionen und die Vielfalt der Menschen, alles aufzeigend in einem Mehrfamilienhaus. Ein alter Mann liegt sterbend auf dem Treppenabsatz in einem Mehrfamilienhaus in Indien. Seine Erinnerungen gehen zurück zu seiner Geliebten und der Mutter mit ihren Erzählungen aus der Indischen Mythologie. „Ich bin Vishnu, Hüter des Universums, Hüter der Sonne.“ Die Gedanken des Mannes lösen sich vom Körper und betreten eine andere philosophische Ebene. Die hinduistische Mythologie ist eines der zentralen Themen von Milan Suri in dem Buch „Vishnus Tod.“ Er erzählt über die vielfältigen Inkarnationen von Vishnu, die in heiligen Schriften des Hinduismus genannt werden. Zudem benutzt der Autor sehr viele Indische Begriffe – die im Anhang erklärt werden - und lässt somit den Leser in die farbenfrohe Welt von Indien eintauchen. Dafür dass die Erzählung nicht zu philosophisch wird, sorgen die Geschichten, die mit dem Tod des alten Mannes verknüpft werden. Den jeder Bewohner des Hauses, egal ob Moslem oder Hindu hat eine eigene Geschichte. Das Buch handelt von Menschen, die auf der Suche nach Liebe und dem Sinn des Lebens sind. Die Tat eines jeden hat Auswirkungen auf einzelne oder alle anderen. Eine junge Hindu-Frau soll verheiratet werden, doch sie liebt einen Muslim, aber noch mehr das Filmgeschäft; Ein alter Mann hat seine Frau verloren und somit seinen Lebenssinn; Eine einfache Botin versucht sich auf dem Gebiet der Physik; Ein rational denkender Mann versucht zu verstehen, was es bedeutet wahrhaft gläubig zu sein. „Was wenn der Glauben eine andere Dimension besaß?“ Auch das Kastensystem wird thematisiert. Ein jeder kämpft um seinen Platz, sei es auf einem Treppenabsatz, in der geteilten Küche oder in der Anerkennung durch die anderen Menschen. Nur der Gott Vishnu steht über ihnen. „Lächelte er über die Torheit der Sterblichen, die immer wieder den selben Fehler begingen und auf den Schein hereinfielen, deren Schicksal es war, nie zu begreifen, was sich dahinter verbarg?“ Es ist eine fesselnde Geschichte, die die Indische Welt mit ihren Gerüchen und den vielen Religionen und Schicksalen einfängt. Zwar kann es nicht schaden, sich mit dem Hinduismus ein wenig auszukennen, doch Suri erklärt sehr viel, das sehr unterhaltsam und zudem bewegend. Die Geschichte ist ein Abenteuer, in das man hineingesogen wird und das zum Nachdenken anregt. „...wenn man zu einem Abenteuer aufbrach, durfte man nicht erwarten, den Ausgang zu kennen.“ Manil Suri wurde 1959 in Mumbai, Indien geboren. Mit zwanzig Jahren wanderte er in die USA aus und studierte dort. Heute lebt er in Maryland. „Vishnus Tod“ ist sein erster Roman, der in über zwanzig Sprachen übersetzt wurde. Er sagt, dass der Roman in selber in die hinduistische Mythologie entführt hat und ihn den Wissenschaftler wieder verbunden hat, mit einer Seite an sich, die er glaubte verloren zu haben.
  15. Cover des Buches Herr und Sklave (ISBN: 9783548603162)
  16. Cover des Buches Der Shikari (ISBN: 9783596173914)
  17. Cover des Buches The Guide (ISBN: 9788185986074)
  18. Cover des Buches Swami and Friends (ISBN: 9788185986005)
  19. Cover des Buches Schattenlinien (ISBN: 9783442729982)
  20. Cover des Buches The Man-eater of Malgudi (ISBN: 0140185488)
    R. K. Narayan

    The Man-eater of Malgudi

     (0)
    Noch keine Rezension vorhanden
  21. Cover des Buches Die Statisten (ISBN: 9783940666307)
    Kiran Nagarkar

    Die Statisten

     (2)
    Aktuelle Rezension von: takabayashi
    Die titelgebenden "Statisten" in Kiran Nagarkars neuem Roman sind die uns schon wohlbekannten Figuren Ravan und Eddie. Die beiden sind jetzt etwa 18 Jahre alt und man schreibt das Jahr 1965. Unsere beiden (Anti-) Helden sind musikalisch, Ravan spielt in einer Hochzeits-Brass-Band und Eddie in einer Rockgruppe, aber beiden schwebt vor allem eine große Filmkarriere vor. Bis dahin muss aber die Zeit mit einem anderen Broterwerb überbrückt werden, und so arbeitet Ravan als Taxifahrer und Eddie als Mädchen für alles in einer "Auntie-Bar" - dem indischen Gegenstück zur amerikanischen Flüsterkneipe in den Zeiten der Prohibition. Ravan stammt aus einer Hindu-Familie. Eddies Eltern sind goanische Katholiken. Sie wohnen im selben Haus, in einem Chawl, einer heruntergekommenen Mietskaserne, nur wenig besser als ein Slum, aber in verschiedenen Stockwerken; denn auch im Chawl wohnt man nach Religionen getrennt. Beide haben starke Mütter; Ravan bewundert seine Mutter, auch wenn sie ihn häufig nervt, während Eddie seine Mutter zwar auch verehrt, jedoch große Probleme mit ihr hat, denn sie ist verschlossen und kann keine Gefühle zeigen - die beiden sprechen meistens überhaupt nicht mehr miteinander. Ihre beiden Familien sind verfeindet, denn 1947, als Eddies Mutter mit ihm schwanger war und kurz vor der Entbindung stand, kam Eddies Vater zu Tode, weil seine Nachbarin Parvati ihr Baby Ravan versehentlich vom Balkon fallen ließ, als Victor zu ihr aufschaute. Er konnte das Baby auffangen, wurde aber dabei von ihm erschlagen. Als Kinder waren die beiden Jungen eine kurze Zeit befreundet, jetzt herrscht jedoch Funkstille zwischen ihnen. Ravan ist hoffnungslos in Eddies - für ihn unerreichbare - Schwester Pieta verliebt, während Eddie eine komplizierte Beziehung mit Belle, der angloindischen Sängerin seiner Band hat. Erst ungefähr in der Mitte des Romans sind die beiden dann tatsächlich als Statisten tätig, freunden sich wieder an und bilden mit der Muslima Asmaan ein Dreiergespann. Es würde zu weit führen, hier die unterschiedlichen Abenteuer zu erzählen, die unseren Helden zustoßen und die vielen, teils sehr skurrilen Charaktere zu erwähnen, die sie dabei treffen: wie z. B. den Mafiaboss, der einmal in Ravans Taxi steigt und ihn zwingt, einige Aufträge für ihn auszuführen, dann aus Bombay verschwindet und von da an regelmäßig lange Briefe an Ravan schreibt und ihn zu seinem Glücksbringer erklärt. Die beiden Hauptfiguren erleben mehr Niederlagen als Erfolge, lassen sich aber nicht entmutigen und geben ihre Träume nicht auf. Es geht bei Nagarkar gewohnt humorig, satirisch und bissig zu, eingeschoben sind - wie im ersten Band - von Zeit zu Zeit interessante und witzige Exkurse über Themen wie "Die indische Brass Band", "Bildung", "Bombayer Taxis", "Prohibition", "Statisten und Rajini". Das Ende des Romans ist ein wenig märchenhaft - fast wie in einem Bollywoodfilm, wenn auch mit einer gewissen ironischen Distanz geschildert. Tatsächlich ist es ihre Musikalität, die den beiden letzten Endes zum Erfolg verhilft. Ein wesentlicher Protagonist des Romans ist die Stadt Bombay. "Die Statisten" ist eine Hymne auf Nagarkars Heimatstadt, die auf den Seiten des Buches eindrücklich zum Leben erwacht. Außerdem geht es auch um die Frage, ob wir alle Statisten oder Hauptdarsteller in unserem eigenen Leben sind. Ich habe mit Ravan und Eddie gelitten, vor allem aber habe ich mich bei der Lektüre wieder königlich amüsiert. Nagarkars umgangsspachlicher Tonfall - von den Bandinis wieder kongenial übersetzt - liest sich flüssig und zieht einen mehr und mehr in seinen Bann. P.S. Mich hat das erneute Auftreten von Ravan und Eddie völlig überrascht, denn als Kiran Nagarkar im letzten Jahr noch in Berlin weilte, hat er bei einer Lesung in der indischen Botschaft schon einige Seiten aus dem noch nicht erschienenen Buch vorgelesen, und da hatten die Protagonisten noch ganz andere Namen.
  22. Cover des Buches Des Nachtwächters Stundenbuch (ISBN: 9783548605548)
  23. Cover des Buches Der Unberührbare (ISBN: 9783293200180)
  24. Cover des Buches Moors Last Sigh (ISBN: 0517199513)
    Salman Rushdie

    Moors Last Sigh

     (7)
    Noch keine Rezension vorhanden

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