Bücher mit dem Tag "inflation"
86 Bücher
- Julia Franck
Die Mittagsfrau
(400)Aktuelle Rezension von: Herbstrose1945. Nach dem Einmarsch der Roten Armee flieht eine Mutter mit ihrem siebenjährigen Sohn aus Stettin in Richtung Westen. Ihr Gepäck besteht aus einem kleinen Koffer, der etwas Geld, Kleidung und die Geburtsurkunde des Jungen, sowie einen Zettel, auf dem „Onkel Sehmisch, Gelbensande“ geschrieben steht, enthält. Auf einem Provinzbahnhof fordert sie den Jungen auf sich auf eine Bank zu setzen, auf den Koffer aufzupassen und auf ihre Rückkehr zu warten. Doch sie kommt nicht mehr zurück, sie hat ihn verlassen. --- Was treibt die siebenunddreißigjährige Helene dazu, ihren kleinen Peter auszusetzen? Ist es die kürzlich erlittene Vergewaltigung durch Soldaten der Roten Armee, ist es das Scheitern ihrer Ehe mit Wilhelm Sehmisch, dem sie ihre neuen Papiere mit dem Namen Alice Sehmisch verdankt, oder die Erinnerung an ihren tödlich verunglückten Verlobten Carl? Ist ihre Handlung vielleicht auf ihr schlechtes Gewissen zurückzuführen, dass sie mit ihrer jüdischen Mutter, die psychisch labil, gefühlskalt und zu Wutausbrüchen neigend in einer psychiatrischen Anstalt an akuter Lungenentzündung verstorben sein soll, seit den Zwanzigerjahren keinen Kontakt mehr hatte?
Die deutsche Schriftstellerin Julia Franck wurde zusammen mit ihrer Zwillingsschwester 1970 in Ost-Berlin als Tochter der Schauspielerin Anna Franck und des Fernsehregisseurs Jürgen Sehmisch geboren. Für ihre Texte und Bücher erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, Preise und Stipendien, ihr 2007 im S. Fischer Verlag erschienener Roman „Die Mittagsfrau“ verhalf ihr zum Deutschen Buchpreis 2007, verkaufte sich daraufhin fast eine Million Mal und hielt sich über Monate auf der Spiegel-Bestsellerliste. Wie die Autorin in einem Interview erwähnte, hat die Geschichte Parallelen zu ihrer eigenen Familiengeschichte. Ihr 1937 in Stettin geborener Vater wurde 1945 im Zuge der Vertreibung gen Westen von seiner Mutter auf dem ersten Bahnhof westlich der Oder-Neiße-Linie aufgefordert zu warten, bis sie gleich wieder kommen würde. Sie kam nicht wieder. Nachforschungen zu diesem Roman ergaben, dass die Großmutter der Autorin mit ihrer Schwester über Jahrzehnte zurückgezogen in einer Einzimmerwohnung gelebt habe und 1996 in der Nähe von Berlin verstorben sei. Ein Kind hätte sie nie erwähnt.
Der Roman erzählt in drei Kapiteln die Lebensgeschichte der Protagonistin Helene Würsich, später Alice Sehmisch, von ihrer Kindheit Anfang des 20. Jahrhunderts in Bautzen, von ihren Erlebnisse als junge Erwachsene in den 1920er Jahren in Berlin bis zu ihrem Leben als Ehefrau und Mutter während des Naziregimes. Im Prolog und im Epilog des Romans steht ihr Sohn Peter im Mittelpunkt. Den Titel Die Mittagsfrau hat die Autorin einer slawischen Sage entlehnt, in der ein weiblicher Naturgeist an heißen Tagen um die Mittagszeit erscheint, um den Menschen den Verstand zu verwirren und ihre Glieder zu lähmen. Man kann die Geschichte, sowohl vom Schreibstil als auch inhaltlich, durchaus als anspruchsvoll bezeichnen. Werden doch neben den Wirren der beiden Weltkriege auch viele Tabuthemen der damaligen Zeit behandelt, wie lesbische Beziehungen, Drogenmissbrauch, vorehelicher Sex und Abtreibung, die nachdenklich stimmen und zum diskutieren anregen.
Fazit: Ein lesenswertes Buch, das zu Recht den Deutschen Buchpreis 2007 gewonnen hat.
- Charlotte Link
Sturmzeit
(426)Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutterEs gibt Bücher, da erhofft man sich auf dem Sofa zu legen, drin rum zu schmökern und in ein anderes Leben, eine andere Zeit zu versinken. Wenn man es dann auch noch mit starken Frauen zu tun hat, ist das gerade für Leserinnen oft ein gutes Lese-Erlebnis. So hatte ich mir das auch mit diesem Buch erhofft.
Charlotte Link startet ihre Trilogie kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs. Sie stellt Felicia in den Mittelpunkt, eine ehrgeizige, freiheitsliebende und vor allem materiell orientierte Frau, die unsterblich in Maxim verliebt ist. Dieser, den linken Ideen der kommunistischen Revolution verfallen, empfindet nicht mehr als Freundschaft für Sie. Als sie dieses merkt, heiratet sie jemand anderen, den sie nicht liebt, von dem sie sich aber Sicherheit und Anerkennung erhofft und natürlich auch die Vorteile einer angesehenen Ehefrau. Ab hier erleben wir den Aufstieg von Felicia, die sich immer zu ihrem Vorteil entscheidet und verhält. Dafür benutzt sie alle Menschen aus ihrem Umfeld und merkt gar nicht , wie sehr sie sich mit den Jahren isoliert. Einen kann sie nicht vergessen, wahrscheinlich, weil sie nicht besitzen kann und das ist Maxim, in dessen Arme sie immer mal wieder landet.
Ein Hauch von „Vom Winde verweht“ lässt sich in diesem Roman verspüren. Felicia erinnert mich in manchen Verhaltensweisen und Dialogen sehr an Scarlett O’Hara, die Ashley Wilkes haben möchte und Rhett Butler benutzt und vor allen Dingen eins liebt: Materielle Werte!
Felicia ist die Hauptfigur, die im Zentrum der vielen Nebendarsteller, die Fäden zieht - mit ihr erleben wir die harte Zeit des Krieges und den finanziellen Boom der 20er mit allen Umbrüchen und dem großen Absturz am Ende des Jahrzehnts
Der Unterschied zu dem Südstaaten Epos liegt aber nicht nur in der Epoche, sondern auch in der Tiefe der Figuren. Lange Zeit blieben Sie mir nicht plastisch genug und eine gewisse Oberflächlichkeit führte zu einem wenig emotionalen Leseerlebnis. Ich konnte mich mit keinem so recht verbunden erklären. Der berechnende Charakter von Felicia machte sie mir immer unsympathischer. Am nahesten war mir Alex, der deutlich sagt, was er von ihr hält, sie als erster durchschaut hat und ihr trotzdem wohl dosierte Hilfestellung gibt.
Die Zeichnung der Umgebung, der Kleidung, der Ereignisse bleiben leider blass, so dass ich insgesamt ein durchschnittliches Buch gelesen habe, zumal man in der Bandbreite der historischen Romane große Auswahl findet, wenn man etwas Gehaltvolleres sucht . Zum Beispiel hat die Jahrhundert Saga von Ken Follett Besseres zu bieten. Ich werde auf die weiteren 2 Teile dieser Reihe verzichten.
- Marc Elsberg
GIER - Wie weit würdest du gehen?
(199)Aktuelle Rezension von: EngelAnniIch bin immer noch nicht sicher, ob mir "Gier" gefallen hat oder nicht. Ich hatte zuest "Blackout" gelesen udn war absolut begeistert. Wahrscheinlich habe ich deswegen zu viel von "Gier" erwartet.
Inhalt: Die Welt wird von einer Wirtschaftskrise heimgesucht und die beiden, die ein "Mittel" dagegen gefunden haben, werden ermordet.
Ich hatte jetzt erwartet, dass mehr über die Auswirkungen der Krise und deren Bekämpfung erzählt wird. Es ist allerdings mehr eine wilde Verfolgungsjagd des Zeugen des Mordes. Auch die Auflösung überzeugt mich nicht richtig
Wenn ich nicht so viel erwartet hätte, wäre es ein guter Action geladener Krimi, aber so kann ich leider nur 3 Sterne vergeben.
Faust II
(328)Aktuelle Rezension von: EvaMinnaEigentlich hat mich meine Tochter, sie studiert Wirtschaft, animiert, Goethes Faust II zu lesen. Was hat ein Wirtschaftsstudium mit klassischer Literatur zu tun, dachte ich, wurde aber bald eines Besseren belehrt. Spätestens bei der "Gelddruckszene" wurde mir bewusst, dass sowohl Verantwortliche als auch Konsumenten seit 1832 nichts dazugelernt haben - oder zumindest scheint es so.
Goethe, der unter anderem Adam Smiths Werke studierte, nahm den britischen Banker John Law als reales Vorbild für Mephistopheles und warnte schon damals vor der Geldschöpfung aus dem Nichts. Goethe rät in seinem Werk und auch in seiner Stellung als "Wirtschaftsminister" am Weimarer Hof von der Papiergeldeinführung ab. Einzig der Narr in Faust II begreift, dass durch das magische Geld eine Inflation droht, und erkennt den Ausweg daraus bzw. investiert in Sachwerte. So wie in der "Gelddruckszene" profitieren die Menschen auch heutzutage nur kurzfristig, denn wie im Werk veranschaulicht wird, kann Reichtum aus Papier über Nacht verschwinden.
Auch die USA, die sich 1933 vom Goldstandard lösten, um die Geldmenge auszuweiten, profitierten anfangs, doch heute zahlt die gesamte Welt den Preis für eine Wirtschaft, die so wie in Goethes Faust immer mehr auf Magie basiert. Man denke an die Börse.
Interessant ist auch, dass Goethe Faust II versiegeln ließ und anordnete, das Werk erst nach seinem Tod zu publizieren. Er war der festen Überzeugung, dass die damalige Leserschaft seine Botschaft nicht verstehen würde. Verstehen wir seine Botschaft heute, oder wollen wir sie nicht verstehen? Jeder, der im Bereich Finanzwesen und Wirtschaft tätig ist aber auch wir als Konsumenten, sollten uns die Tragödie zweiter Teil zu Gemüte führen. Was ist der Ausweg aus der grassierenden Inflation? Wie kann man sich Dingen verschließen, vor denen schon 1832 gewarnt wurde?
Ist Mensch 2023 noch immer nicht reif für dieses Werk?
- Anne Jacobs
Das Erbe der Tuchvilla
(187)Aktuelle Rezension von: MarinaHIch war sehr gespannt auf den dritten Band der “Tuchvilla Reihe”, da auch die anderen beiden Bände mir sehr gefallen haben. Bei diesem Buch war es nicht anders, es hatte mich von der ersten Seite an gepackt, ich habe sehr genossen es zu lesen.
Das Cover ist schön gestaltet, es hat eine passende Farbpalette und man erkennt, dass alle Bücher aus der Reihe zusammengehören. Auch der Titel des Buches macht auf den Inhalt bezogen Sinn, was mit wichtig ist, wenn ich einen Roman lese.Ich habe es sofort genossen, wieder in das Leben der Melzers einzutauchen. Die ganzen Charaktere kommen mir selber schon vor wie eine große Familie, ich konnte mich nur schwer von dem Buch lösen.
Unsere Protagonistin Marie war mir auch in diesem Band wieder sehr sympathisch, meiner Meinung nach ist sie hier sogar nochmal über sich selbst hinausgewachsen und hate ihren Charakter gestärkt. Auch Kitty und Lisa haben sich entwickelt und obwohl ich die beiden im ersten Band nicht ausstehen konnte, so sind sie mir, insbesondere Kitty, sehr ans Herz gewachsen. Von den männlichen Charakteren wurde ich leider enttäuscht, was in Romanen die ich lese, leider sehr oft der Fall ist. Ganz gleich was man für Eindrücke und Erwartungen an sie hat, irgendwann machen sie dies alles selbst wieder zunichte.
Selbstverständlich gab es jedoch auch Figuren, die mir überhaupt nicht gefallen haben, doch ich nenne sie hier nicht, um den anderen Lesern den Spaß nicht zu rauben.
Der Schreibstil war wieder sehr ansprechend, er war sehr flüssig und ich bin problemlos durch das Buch gekommen, nach einer Woche hatte ich es schon durch. Man konnte sich meiner Meinung nach, auch sehr in die Charaktere und ihre Gefühle reinversetzten und Empathie für sie aufbringen. Außerdem hat mir gefallen, dass Leo und Dodo auch ein wenig Raum im Buch bekommen haben.
Die Autorin kann die historische Zeit in ihren Roman sehr genau und gut beschreiben, was mir sehr gefällt.Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht und freue mich auf den nächsten Band.
- Hans Fallada
Kleiner Mann – was nun?
(239)Aktuelle Rezension von: BeustHans Falladas 1932 erschienenen Roman „Kleiner Mann - was nun?“ ist nicht nur mit seinem Titel bis in die heutige Zeit bekannt und aktuell. Der ganze Roman - die ersten gemeinsamen Jahre von Johannes Pinneberg und seiner Frau Emma „Lämmchen“ erzählt eine Geschichte von zeitloser Bedeutung. Die Pinnebergs kommen aus der schlesischen Provinz, wo sie in der kärglichen Engstirnigkeit der Kleinstadt zueinander finden und in ein Leben starten, das lauter Widrigkeiten aufhäuft, die gelichwohl niemals übertrieben, sondern vielmehr im Gegenteil als zeittypisch erscheinen. Die Hilflosigkeit Pinnbergs gegenüber seinen Chefs und später gegenüber dem Staat - ja: dem Teil des Staates, der für die Fürsorge zuständig wäre - ist schreiend ungerecht. Die Realitätsnähe dieser Ungerechtigkeiten, die plastischen Auswüchse der Hilflosigkeit, der sorgsam bewahrten Anständigkeit und der bis zum Schluss aufrecht erhaltene Wille, alles richtig zum machen, sind glaubwürdig, rührend und immer wieder auch gallenbitter komisch. Fallada hat ein Gespür für plötzlichen Witz - und muss ihn auch haben, weil sonst die Geschichte des fortwährenden Misserfolgs der liebenden Eheleute Pinneberg und Lämmchen mit ihrem „Murkel“ kaum erträglich wäre.
Pinnebergs Courage hält bis fast zur letzten Seite, doch dann ist die Sohle erreicht: „Ordnung und Sauberkeit: Es war einmal. Arbeit und sicheres Brot: Es war einmal. Vorwärtskommen und Hoffnung: Es war einmal. Armut ist nicht nur Elend, Armut ist auch strafwürdig, Armut ist Makel (…).“ (S. 546) Spätestens hier ist man froh über die sozialen Leistungen, die in Deutschland seit Kriegsende, insbesondere durch die deutsche Sozialdemokratie, erreicht wurden.
Ich war über die Frische des Textes, über die Farbkraft des Zeitdokumentes erstaunt, das mit unverstelltem Erzählfluss die Vergangenheit heraufbeschwört und dabei das Zeitlose transportiert. Ich freue mich auf die nächsten Romane von Fallada, die hier schon auf mich warten.
- Jan Zweyer
Franzosenliebchen
(12)Aktuelle Rezension von: ArunFranzosenliebchen von Jan Zweyer
Eine kurze Inhaltsangabe mit eigenen Worten.
Mit diesem historischen Kriminalroman tauchen wir in das Herz des Ruhrgebiets ein.
Wir schreiben das Jahr 1923 und die Ruhrbesetzung durch die französische und belgische Armee infolge nicht geleisteter Reparationszahlungen ist aktuell.
In diesem vergifteten Klima zwischen den Einwohnern und der Besatzungsmacht wird ein junges Mädchen ermordet. Zwei verdächtige junge französische Soldaten werden nach kurzer Zeit vom Militärgericht freigesprochen.
Dieses bringt noch mehr Brisanz in das Verhältnis zwischen den Besatzern und der einheimischen Bevölkerung. Der passive Widerstand der deutschen Bevölkerung gleitet zuweilen schon mal ins Aktive um, welches dann neue Repressalien nach sich zieht.
Nun kommt die große Politik ins Spiel, von Berlin aus wird Peter Goldstein ein Sonderermittler, inkognito in Richtung Ruhrgebiet entsandt. Dieser soll versuchen Licht in das Dunkel des Todesfalles der jungen Frau zu bringen, nach Vorgaben im Sinne der Deutschnationalen.
Wir begleiten den eigenwilligen Ermittler auf dem Weg von Berlin ins Ruhrgebiet und haben Anteil an seiner Arbeit und seinem Leben.
Meine Meinung.
Ein gut lesbarer Roman, der uns mitnimmt in die Zeit der Weimarer Republik.
Geboten wird ein guter Querschnitt durch die Bevölkerung, der von Politikern, Industriellen, Großkaufleuten, Angestellten, Arbeitern, Dienstboten und Arbeitslosen reicht.
Mit viel Lokalkolorit wird das Leben im Pott dargestellt.Zeitgemäß passend werden die Anklänge der Inflation, des Antisemitismus, das Erstarken des Nationalsozialismus, die Revanchegedanken gegen die Nutznießer des Versailler Vertrages und die gesellschaftlichen Probleme beschrieben und in die Handlung eingebaut.
Für mich eine gelungene Mischung aus Kriminalroman und geschichtlichem Hintergrund.
- Nathalie Boegel
Berlin – Hauptstadt des Verbrechens
(9)Aktuelle Rezension von: Andrea-KarminrotDie dunkle Seite Berlins, in den Goldenen Zwanzigern. Die Hauptstadt hat es schon immer etwas bunt getrieben. Während der Weimarer Republik wurden einige Gesetze geändert. Dadurch schien sich Berlin wieder einmal neu zu erfinden. Freizügigkeit und Partylaune, Drogen und erstaunliche Vergnügungslokale verführten die Menschen, gaukelten Wohlstand vor. Das Verbrechen nahm eine eigene Dynamik an. Es gab Ringvereine, Betrüger, Prostituierte, Drogenhändler und wer weiß was sonst noch. Doch auch hervorragende Polizeibeamte, die es verstanden wie keine Anderen, Verbrecher und Mörder zu überführen. Dazu zählte vor allem Ernst Gennat (den man auch aus den Volker Kutscher-Romanen, um den Ermittler Gerion Rath, kennt) Ernst Gennat gründete die Berliner Mordkommission. Eine Art der Ermittlung, die bis heute Bestand hat. Immer hübsch der Reihe nach wird ein jeder Fall bearbeitet. Lasst bloß die Leichen so liegen, wie man sie findet. Bis Gennat seine Ermittlungsroutine eingesetzt hatte, wurden Leichen hübsch auf dem Sofa drapiert, damit sie nicht so grausam hergerichtet aussahen!
Die Kriminellen machten sich diese verrückte Zeit zu nutze und erschlichen sich sogar vom Staat Millionen. Sie verführten Staatsbedienstete und Bänker dazu, ihnen Gelder zu ermöglichen, die sie in Saus und Braus wieder unter das Volk brachten. Nebenan saßen die armen Schlucker, die den Kitt aus den Fenstern fraßen und oftmals selber Opfer der Betrüger wurden.
Nathalie Boegel hat sich mit den Verbrechen in der Hauptstadt beschäftigt und eine Zusammenfassung geschrieben, die recht unterhaltsam daher kommt. Spannende Details erfährt man aus den Goldenen Zwanzigern, die gar nicht so golden waren. Sie recherchierte und sammelte interessante Bilder, mit denen sie die Texte in ihrem Buch unterstreicht.
Da werden die Gebrüder Sass erwähnt, die es, mit großem Applaus der Berliner Bevölkerung, fertig bringen, die sichersten Tresore der Stadt zu knacken. Der erste aktenkundige Massenmörder, Friedrich Schumann vom Falkenhagener See, wird beschrieben. Oder auch wie sich die Nazis in der wohl zweit „Rotesten Stadt“ nach Moskau, breit machten und ihre grausamen Verbrechen betrieben.
Für mich war dieses Buch eine Bereicherung. Obwohl mir die Berichterstattung manchmal etwas schwer fiel, fand sich immer wieder ein Kapitel, das mich schmunzeln lies oder mich grauste. Das ganze vielleicht in Romanform verpackt, wäre ein richtiger Knüller. So habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt.
Die Zeiten der Weimarer Republik in Berlin waren allerdings auch etwas besonders. So ausgelassen hat die Stadt Berlin bestimmt noch nie und nie wieder danach getanzt!
Nathalie Boegel hat schon bei ihrem Volontariat als Polizeireporterin gearbeitet. Sie ist Fernsehjournalistin für Spiegel TV und hat eine Dokumentation Sündenbabel Berlin – Metropole des Verbrechens 1918-1933 veröffentlicht. Sie drehte schon mehrere Dokumentationen über die Polizei in Deutschland.
- Michael Kumpfmüller
Die Herrlichkeit des Lebens
(77)Aktuelle Rezension von: ArmilleeIn diesem Buch wird das Leben im letzten Jahr von Franz Kafka beschrieben. Eine ganz andere Zeit. Er war schwer krank und mit den gelesenen Seiten verlor er immer mehr an Gesundheit. Tuberkulose, oder auch Schwindsucht genannt. Ich wusste weder etwas über die Symptome, noch wusste ich irgendetwas über diesen Mann. Das war wohl eine Bildungslücke.
Obwohl die Ansichten der Menschen aus heutiger Sicht wohl sehr angestaubt wirken, konnte ich nicht aufhören zu lesen. Ich wurde in einen andere Zeit versetzt, an mehrere Handlungsplätze. Besonders die Zeit nach dem 1. Weltkrieg in Berlin, die Inflation, die Wohnungsnot, die Kälte und die Anfeindungen gegen das jüdische Volk.
Für mich war Franz Kafka aber überhaupt nicht die Hauptperson, sondern es war Dora Diamant, die mit ihrer Hingabe und großen Liebe zu ihm unglaubliches geleistet hat. Ich bewundere diese Frau. Ihrer beiden Liebe war so tief und doch so unschuldig, wie ich es mir in der heutigen Zeit nicht mehr vorstellen kann.
Durch Zufall habe ich entdeckt, dass das Buch verfilmt wurde.
- Naomi Klein
Die Schock-Strategie
(34)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerNaomi Klein legt mit diesem Werk wirklich eine eindrückliche Recherchearbeit vor. Eindrücklich beschreibt sie anhand internationaler Vorgänge, wie die Jünger Milton Friedmans, die sog. Chigago Boys, überall auf der Welt Katastrophen nutzen, um ihren Einfluss auszuweiten. Die Schock Strategie sieht vor, den Staatsführern nach Krisen die Privatisierung wichtiger öffentlicher Bereiche anzupreisen. Damit wächst die Macht der Unternehnehmer, während wir Menschen immer weniger von Bedeutung sind. Das Buch beweist auch, dass der Turbokapitalismus nicht ohne Folter auskommt und zeigt unmissverständlich, dass der Kapitalismus der Feind allen friedlichen Lebens ist.
Der Mittelteil ist leider sehr lang geworden und wiederholt die immer selben Vorgänge in verschiedenen Ländern. Für die Vollständigkeit ist das sehr wichtig und es macht das Buch unanfechtbar. Für die Lesbarkeit gibt es dabei jedoch leider Abzüge, denn im Grunde liest man immer wieder die selbe Geschichte in anderen Ländern mit anderen Akteuren. Man kann ab etwa der Mitte getrost zum letzten Kapitel springen, möchte ich meinen, wenn man nicht jede Zahl ganz genau abspeichern möchte.
Dieses Buch ist sehr wichtig! Es sollte viele LeserInnen finden und wir sollten nach der Lektüre mindestens eine Haltung entwickeln, wenn nicht gar aktiv werden. - Susanne Goga
Die Tote von Charlottenburg
(53)Aktuelle Rezension von: nirak03Die Ärztin und Frauenrechtlerin Henriette Strauss verstirbt für ihre Familie völlig unerwartet. Sie war eigentlich immer gesund und fit. Ihr plötzlicher Tod verwirrt ihre Angehörigen. Leo wird darum gebeten, die Umstände ihres Todes näher zu untersuchen. Auch Clara Bleibtreu ist von dem Ableben der Ärztin erschüttert. Auf ihrer kleinen Sommerreise nach Hiddensee hatte sie die lebhafte Frau kennengelernt und wollte ihre Bekanntschaft eigentlich vertiefen.
Dieser dritte Fall für Leo Wechsler fängt recht harmlos an, und zwar mit seinem Urlaub auf Hiddensee. Diese privaten Einblicke fand ich sehr schön. Ich finde es gut, wie sich die Beziehung von Clara und Leo im Laufe der Bücher entwickelt. Das Leben in diesem Jahr 1923 wird für die Bevölkerung immer schwieriger, auch für Leo und seine Familie wird es immer problematischer, den täglichen Bedarf an Lebensmitteln und anderen Dingen zu decken. Diese Ereignisse hat Susanne Goga gut und nachvollziehbar in ihre Handlung einfließen lassen.
Die Ermittlungen im Fall von Henriette Strauss sind dann aber doch nicht ganz so einfach, aber Leo hat auch zunehmend mit den Umständen der Zeit zu kämpfen. Seine Kollegen machen es ihm dabei auch nicht immer leicht. Vor allem mit Kollege von Malchow wird es nicht unbedingt besser. Es gefällt mir gut zu lesen, wie Leo mit diesem Mann zurechtkommt. Die Standesunterschiede werden noch einmal anschaulich ausgearbeitet. Nur weil Malchow ein „von“ im Namen trägt, meint er, er wäre besser als alle anderen. Er wird wohl lernen müssen, dass dies hier nicht unbedingt zutrifft und auch er Erfolge in Ermittlungen vorweisen muss, um bei der Polizei zu bestehen. Es wird aber auch gut herausgearbeitet, dass oft nur Beziehung einem weiterhelfen.
Der eigentliche Fall ist in diesem Teil allerdings relativ einfach zu durchschauen. Vielleicht nicht unbedingt, was den Tod der Frau betrifft, aber schon die Umstände ihrer Familie, aber auch das ist eine spannende Geschichte. Ich mag die Verflechtungen der Handlungsstränge, die dafür sorge tragen, dass sich die eigentliche Handlung entwickeln kann. Die Mischung aus Krimi und dem täglichen Leben gefällt mir gut.
Fazit:
Auch „Die Tote von Charlottenburg“ ist ein spannender Fall für Leo Wechsler. Susanne Goga versteht es, für angenehme Unterhaltung zu sorgen. Ihre Protagonisten wirken wie mitten aus dem Leben der 20-Jahre gegriffen. Ich mag diese Reihe und bin gespannt, wie sich das Leben für Leo und seine Familie weiterentwickeln wird und welche Morde er noch aufklären darf.
- Thomas Mayer
Das Inflationsgespenst
(3)Aktuelle Rezension von: SikalSelten ist das Schreckgespenst der Inflation so in aller Munde wie es im Augenblick der Fall ist.
Der Finanzexperte Thomas Mayer zeigt uns den Zusammenhang zwischen dem Wert des Geldes und der Inflation anhand vieler historischer und aktueller Beispiele auf.
Grob in zwei Teile gegliedert, erfährt der Leser in 8 Kapiteln was es mit unserem Geld auf sich hat, wie es entstanden ist und wie es damit weitergehen könnte. Die Geschichte des Geldes alleine wäre schon ein Buch wert so spannend und informativ wird diese vom Autor erzählt.
So erfährt der Leser vom Eisengeld, das verständlicherweise schon schwer zu transportieren war. Bis hin zum steinernen Mühlrad als Tauschmittel, welches kaum noch zu bewegen war und deshalb an Ort und Stelle verblieben ist. Gut, dass sich in der Zwischenzeit (nach Silber oder Gold) das allbekannte Papiergeld durchgesetzt hat. Wer möchte schon ein Mühlrad transportieren, um damit seine täglichen Einkäufe zu begleichen?
Dar Autor schildert die Geschichte des Geldes aber nicht nur in Hinblick auf dessen Funktion als Tausch und Zahlungsmittel, sondern sein besonderes Augenmerk liegt auf dem unsteten Aspekt des Geldes. Geldverschlechterung, unlautere Geldvermehrung und letztendlich die Wertbindung des Geldes an ein Edelmettal und somit die Globalisierung des Geldes im Goldstandard finden in der Geschichte der Erzählung einen Platz.
Wie es derzeit um den Wert des Geldes bestellt ist und welche Möglichkeiten die einzelnen Staaten haben, um den Wert der einzelnen Währungen zu halten, erfahren wir im zweiten Teil des Buches.
Von Finanzkrisen bis hin zu Währungsunionen oder den umstrittenen Kryptowährungen und was zu tun ist, wenn dem Staat das Geld ausgeht. Das und vieles mehr wird anschaulich beschrieben und auch für den Laien verständlich erklärt.
Wer mehr über das Inflationsgespenst erfahren und die Hebel der Finanzwirtschaft besser verstehen möchte, dem sei zu diesem Buch geraten – auch wenn es dem Leser an manchen Stellen oftmals bereits ein wenig Grundwissen abverlangt. 4 Sterne
- Walter Rauscher
Das Scheitern Mitteleuropas 1918-1939
(11)Aktuelle Rezension von: krimielseDer österreichische Historiker und Sachbuchautor Walter Rauscher bietet mit dem Buch "Das Scheitern Mitteleuropas 1918 -1939" einer informativen und lehrreichen, sachlichen, sehr gut lesbaren Überblick über die Geschehnisse zwischen den Weltkriegen. Ich war vor der Lektüre der Meinung, mich geschichtlich recht gut auszukennen und politische Zusammenhänge erkennen zu können, und wurde vom Autor eines besseren belehrt. Das Buch versorgt mit Informationen, die mir bisher so nicht bekannt waren, betrachtet die Ereignisse aus einer überraschenden Perspektive und zeigt so Zusammenhänge auf, die für mich neu und hochinteressant sind. Als sehr gelungen betrachte ich dabei die in meinen Augen völlig neutrale Herangehensweise. Es ist spannend, auf diese Art Wissenszuwachs zu erhalten, eine Erweiterung des Blickwinkels angeboten zu bekommen und aktuelle Bezüge herstellen zu können. Das Lesen wird angenehm und einfach gestaltet durch die chronologische Abfolge und durch die Einteilung des Buches in sieben Kapitel. Der Autor widmet sich in den einzelnen Kapiteln jeweils der Reihe nach verschiedenen europäischen Gebieten und Ländern. In durchgehend verständlichen Formulierungen erklärt Rauscher die Themenbereiche, Differenzen und Spannungen - die geografische Neuaufteilung, politische Entwicklungen und nationalen Bestrebungen von Sieger- und Verliererstaaten, die Darstellung von Entscheidungen und Fehlentscheidungen mit den bekannten verheerenden Folgen stehen im Vordergrund. Man kann als Leser dem zunehmenden Nationalismus in vielen europäischen Ländern, den aus Gebietsansprüchen und national-egoistischer Kurzsichtigkeit entstandene Konflikte ursächlich nachspüren, die Dramatik in der wirtschaftlichen Entwicklung bedingt durch Zwänge und Eingrenzung sehr gut verfolgen und verstehen. Erschreckend war für mich bei der Lektüre, dass sich Geschichte wiederholt, dass egoistischer Nationalismus nach wie vor auf der Tagesordnung steht und zunehmende Arbeitslosigkeit und Fremdenfeindlichkeit durchaus wieder zum Scheitern führen könnte. Wenn auch viele Komponenten bekannt sind besticht Rauschers Buch durch Detailtreue und Präzision im Aufzeigen von Zusammenhängen. Dabei schafft es das Buch auf lobenswerte Art, nicht vom Wesentlichen abzuweichen und wirkt dadurch nie verzettelt oder gar langweilig. Das Buch hat mich beeindruckt und überzeugt, es ist wichtig und sehr lesenswert , und mir 5 Sterne wert. - Stephen Hawking
Der große Entwurf
(27)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerEin muss, für Menschen, die das Leben und mehr darüber erfahren möchten, wer sind wir, woher kommen wir, wohin werden wir einmal in späterer Zukunft gehen.
Sehr viel Physik aber das Leben und das Universum besteht nun einmal aus Physik und Mathematik. - Hanna Caspian
Gut Greifenau - Silberstreif
(143)Aktuelle Rezension von: kunterbunt79Dieses Buch ist das 5 dieser Reihe und spricht mich vom Cover her schon an, wenngleich dieses Buch zu einer Zeit spielt, in der der Glanz der Grafen am verblassen ist.
Es handelt sich um eine Familie, wobei es sich vorwiegend um das Geschehen auf dem Gut Greifenau bewegt. In den 20 er Jahren gibt es viele Ereignisse, die Menschen sind gespalten und wo man nur hinblickt gibt es Veränderungen.
Mhh, doch wo beginne ich zu erzählen, ohne zu viel zu spoilern? Das fällt mir hier wirklich sehr schwer.
Diese Geschichte spielt im Zeitraum von 1923 bis 1928.
Das Grafenpaar hat 4 Kinder, die aber alle schon Erwachsen sind. So haben sie sich aber nicht alle so entwickelt, wie Gräfin Feodora es sich erhofft hat. Ihr Mann nahm sich das Leben und sie selber lebt nicht mehr auf dem Gut, da sie mit Konstantins Lebensweise nicht eins ist. Sie hält immer noch an der vergangenen Zeit fest. Dies als kleiner Einstieg von den vorherigen Bänden.
Konstantin der Erbe des Gutes ist mit einer Dorflehrerin verheiratet und hat allerhand mit dem Gut zu tun. Da hat natürlich die Inflation sehr starken Einfluss auf das Leben dort. Ein Aufschwung ist zu merken, was aber auch mit Investitionen zu tun hat. Kurzerhand wird das Gut so umfunktioniert, dass Sommergäste beherbergt werden können, was natürlich Geld in die Kasse bringt. Doch dies ist nicht alles, denn vom Nachbarn werden ihm noch Steine in den Weg gelegt, dem er aber schnell Herr wird.
So passiert allerhand auf dem Gut, Rebecca die Frau von Konstantin bekommt ein zweites Kind, ein Mädchen und auch bei den Mitarbeitern des Gutes passiert so vieles.
Doch auch von den anderen Geschwistern liest man in diesem Buch. So versucht Katharina den Spagat wischen Medizinstudium, Mama sein und eine gute Ehefrau zu sein, doch wo bleibt sie als Person? Alles nicht so einfach zur damaligen Zeit.
Alexander, der sich ganz der Musik widmet und an Männern Gefallen hat versucht sein Geheimnis für sic zu behalten. Ob er dies schafft?
Ja und dann haben wir noch Nikolaus, der Bruder, mit dem so keiner recht was gemein hat. Er entwickelt sich in eine Richtung, die dann doch politischer ist, als er im Vorfeld dachte.
Ein Buch mit vielen Geschehnissen und so vielen unterschiedlichen einzelnen Geschichten und Schicksalen. Auch wenn man die vorherigen Bände nicht gelesen hat, so wird gekonnt immer wieder erzählt, warum dies nun so ist und ein wenig von der Vorgeschichte erzählt. Mir selber hat das Buch sehr gefallen, wenngleich mir diese Wiederholungen so manches Mal zu viel waren. Aber mir ist auch klar, dass man hier auch die Quereinsteiger mitreißen mag.
Das Buch ist wirklich sehr gut und es lässt sich flüssig lesen. Man ist schnell in der Geschichte drin und kann sich absolut in die einzelnen Lagen hinein versetzen.
Wer solche Familiengeschichten mag, welche dann noch mit Geschichte gespickt ist, ist hier genau richtig. Da ich alle 5 Bände gelesen habe und somit einen Vergleich ziehen kann, würde ich hier 4 von 5 Sternen vergeben. - Jenny Glanfield
Hotel Quadriga
(27)Aktuelle Rezension von: tigerbeaDer Konditorensohn Karl Jochum ist erst 13 Jahre alt, als er im Juni 1871 eine Militärparade über die Straße "Unter den Linden" ziehen sieht. Sie verkündet ein neues Deutsches Reich. Als er die Quadriga auf dem Brandenburger Tor erblickt, beschließt er, etwas im Leben erreichen zu wollen und die bescheidenen Verhältnisse, in denen er aufwuchs, hinter sich zu lassen. Er eröffnet ein eigenes Café, kehrt zurück und will das beste Hotel Berlins eröffnen.
Jenny Glanfield startet mit "Hotel Quadriga" eine 3teilige opulente Serie rund um ein glamouröses Hotel in Berlin. Es ist unverkennbar, daß sie sich hierbei das Hotel Adlon als Vorbild auserwählt hat. Die Beschreibungen sind so bildhaft, daß man direkt dieses Hotel vor Augen hat und den Flair, den dieses Hotel ausstrahlt, auf der Haut spürt. Aber auch geschichtlich hat dieses Buch einiges zu bieten. Die Politik und die Gegebenheiten der Zeit sind fundiert und gut recherchiert dargestellt. Hier wird eine Familiengeschichte erzählt, die authentisch in die Zeit paßt und damals wichtige Themen aufgreift. Ein wenig muß man sich bei den Charakteren konzentrieren. Bis man alle erfasst hat dauert es aufgrund der Anzahl etwas. Jedoch sind auch diese sehr gut dargestellt. Sie sind stimmig, agieren glaubhaft und man kann sich in sie und ihre Handlungen hinein versetzen. Jeder Band dieser Serie ist in sich abgeschlossen und behandelt eine bestimmte Zeitspanne. Richtig Spaß bereitet es, die Bände nahtlos hintereinander zu lesen. Dies ist jedoch keine Voraussetzung - es lohnt allerdings!
- Anne Stern
Fräulein Gold: Scheunenkinder
(122)Aktuelle Rezension von: Alina_RMit ihrem zweiten „Fräulein Gold“ - Band hat Anna Stern meine Erwartungen vollkommen übertroffen.
Ich habe bereits den ersten Band „Schatten und Licht“ sehr gern gemocht. Doch „Scheunenkinder“ ergreift mein Herz nochmal auf eine andere Art und Weise. Ich finde es zugleich berührend und fesselnd wie Hulda Gold in den Zwanzigern ihr Leben als alleinstehende Hebamme in Berlin meistert. Die Mischung aus Kriminalroman, Romance und Sensibilität glückt Anna Stern jedes Mal aufs Neue.
Ich werde direkt den dritten Band zur Hand nehmen und freue mich wieder einmal in das historische Berliner Leben einzutauchen.
Wird Hulda wohl eine Stelle in der Klinik antreten? Ich bin gespannt.
- Max Otte
Der Crash kommt
(11)Aktuelle Rezension von: tvbEin eher populärwissenschaftliches Buch. Die früheren Phasen von Finanzkrisen werden mit der heutigen Situation recht gut verglichen. Manchmal wirkt die Argumentation nicht ganz stringent. Gut gefällt die Abstraktion, die Übersicht verschafft und Nachdenklichkeit hervorruft. Man wird wieder gespannt auf die Zukunft: hat er recht oder nicht. - Gerd Schneider
Kafkas Puppe
(38)Aktuelle Rezension von: lovelylarkiAls ich den Klappentext gelesen hatte, dachte ich sofort an den Hasen Felix, den ich als Kind so gerne mochte. Die Geschichte ähnelt sich auf jeden Fall: Eine Puppe geht verloren und schreibt der jungen Besitzerin von ihren Reisen. Hinter den Briefen steckt jedoch Franz Kafka, welcher durch die Begegnung mit dem kleinen Mädchen neue Lebensfreude gewinnt. Er lässt keinen Tag aus, um die Illusion der lebendig gewordenen Puppe aufrecht zu erhalten und sich neue Abenteuer für die Puppe einfallen zu lassen.
Das Buch hat einen besonderen, zur Zeit der Story passenden Stil. Manche Passagen waren für mich ein wenig zu träumerisch.. Die wörtliche Rede war nicht immer klar abgegrenzt, sodass ich manche Textstellen nicht ganz einordnen konnte. Insgesamt las ich das Buch trotzdem gerne und war ganz gespannt auf die neuen Briefe der Puppe.Da sich das Buch an der Biografie von Franz Kafka orientiert, kommt es zu einem tragischen Ende der Geschichte. Zum Schluss erfährt man noch ein paar interessante Informationen über das Leben des Schreibers. Wie sich herausstellte, ist nicht alles an der Geschichte des Mädchens und ihrer Puppe erfunden.
Ich empfehle das Buch insbesondere Kafka-Fans, aber auch allgemein Literaturbegeisterten, die sich gerne auf eine kleine Fantasiereise einlassen. - Tobias Straumann
1931
(2)Aktuelle Rezension von: SikalWohl den meisten ist die Finanzkrise von 2008 noch in guter Erinnerung, auch die derzeitige wirtschaftliche Lage ist instabil – und hier kann man noch nicht abschätzen wo diese hinführt. Der Börsencrash von 1929 wird mit solchen Ereignissen in Verbindung gebracht. Hohe kriegsbedingte Staatsschulden, Reparationszahlungen, die ins Utopische gehen und einige andere unglückliche Umstände führten unweigerlich zur Finanzkrise 1931.
Der Autor Tobias Straumann ist Wirtschaftshistoriker mit Schwerpunkt auf der Geschichte der europäischen Geld- und Währungspolitik. Mit seiner umfangreichen Analyse unterstützt er das Verständnis für diese Zeit, erklärt wie es zu den Wahlerfolgen der NSDAP kam und zeigt auf in welchem Gesamtkontext diese Vorkommnisse einzuordnen sind.
Straumann erklärt wie der Young Plan helfen soll, aus diesem Dilemma rauszukommen. Welche Vor- und Nachteile die einzelnen Beteiligten hervorkehren – geringere Reparationszahlungen für Deutschlang, früherer Abzug der Alliierten. Straumann erläutert aufschlussreich die Probleme, die damit einhergehen mussten, welche Sozialleistungen gekürzt und welche Steuern erhöht wurden. Dass Hitler dieser Young Plan Stimmen brachte, versteht sich von selbst. Wenn man den Analysen des Autors folgt, ist dieser Aufstieg Hitlers eine logische Schlussfolgerung. Natürlich waren die Macher der NSDAP auch gute Manipulatoren, die sich solche Vorkommnisse zu Nutzen machten.
Das Buch liest sich sehr aufschlussreich für den Interessierten. Doch es ist kein Buch für nebenbei, man muss hochkonzentriert dem Geschehen folgen, um alles zu verstehen zu können. Vor allem muss man auch wirtschaftlich interessiert und mit diversen Fachbegriffen vertraut sein.
Einiges aus Straumanns Analyse ist auch für die heutige Wirtschaftslage umzumünzen. Und hier ist dringend eine Lösung anzustreben, um nicht noch mehr der populistischen Propaganda Tür und Tor zu öffnen. 5 Sterne für dieses aufschlussreiche Werk.
- Michaela Grünig
Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten
(75)Aktuelle Rezension von: Alexa-TimIch liebe diese Reihe. Band 2 ist für mich ein wenig schwächer als 1, dennoch sehr schön. Die Geschichte von Elisabeth, Paul, Minna und viele andere geht hier weiter. Was erwartet ihnen diesmal?
Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zulesen. Ich fliege so durch die Seiten. Sehr harmonisch.
Die Protagonisten sind mir sehr ans Herz gewachsen, besonders Paul. Aber der dreht in Band 2 ganz schön ab. Wurde eher einer Gehirnwäsche unterzogen. Es ist schon krass wie manipulativ Menschen sein können und wie schne man jemanden glaubt, auch als Erwachsener.
Das einzige, was mir manchmal zu viel ist. Sind die politischen Aspekte. Die hätte man vielleicht etwas kürzen können. Gleichzeitig fand ich es aber auch interessant, da man so nochmal Hintergrundinformationen über die deutsche Geschichte bekommt.
Von mir gibt es 4 Sterne. - Lawrence M. Krauss
Ein Universum aus Nichts
(12)Aktuelle Rezension von: JamiiZwar ist Übereinstimmung selbstverständlich kein Beweis, doch unter Kosmologen wächst die Ansicht, dass etwas, das watschelt wie eine Ente, aussieht wie eine Ente und quakt wie eine Ente, wahrscheinlich auch eine Ente ist.
Meine Meinung
Dieses Buch ist meiner Meinung nach der perfekte Schnittpunkt von interessanter Literatur für Leute vom Fach und für Laien, die wenig Information über Physik, Kosmologie und das Universum sowie die Theorien darüber haben.
Das gilt immerhin für den ersten Part (vielleicht ein Drittel?) Dann wird das Buch komplizierter, der Inhalt setzt noch mehr Vorwissen voraus und (würde ich behaupten) viele Anfänger auf der Strecke lässt. Trotzdem ist es interessant und schon allein die schiere Größe einiger Zahlen ist definitiv beeindruckend.Krauss schafft es, das gesamte Buch durch einen Humor zu behalten, der nicht gezwungen wirkt, sondern (großteils und jedenfalls für mich) wirklich lustig ist.
Fazit
Das Buch geht eindeutig in Richtung Fachbuch, aber wer schon Vorwissen hat oder nicht den Anspruch, alles gelesene zu verstehen, sollte dem Buch definitiv eine Chance geben.
Disclaimer: Ich studiere Physik und bin mit einigem Vorwissen in dieses Buch gegangen.
- Claude Cueni
Das große Spiel
(38)Aktuelle Rezension von: SydneyMansonEs handelt sich um die Lebensgeschichte von John Law of Lauriston, welche hier in Romanform erzählt wird.
Insgesamt ist diese auch interessant, allerdings ist mir persönlich das Buch streckenweise leider zu langatmig und einige Handlungsstränge sind gefühlt irgendwo im Buch untergangen und wurden dann nicht mehr groß erwähnt oder aufgelöst. Teilweise kam man auch mit den Figuren etwas durcheinander.
Viel mehr kann ich über dieses Buch auch nicht sagen, da es mich nicht groß gefesselt hat. Für mich ein mittelmäßiger historischer Roman mit vielen Längen.