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34 Bücher
- Kiera Cass
Selection
(5.354)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraAls literarisches Trash-TV wurde „Selection“ von Kiera Cass schon bezeichnet, von vielen Buchbloggerinnen aber auch als eine der liebsten Jugendbuchreihen. Da nun so langsam die nächste Prüfungsphase auf mich zukommt, wollte ich ohnehin etwas leichtere Kost lesen. Der erste Band „Selection“ der Pentalogie erschien 2013 und ist ein dystopisches Jugendbuch mit einer Liebesgeschichte, so wie ich es schon von „Die Tribute von Panem“, „Cassia & Ky“, „Die Bestimmung“, der Amor-Trilogie oder der Gaia Stone-Trilogie kenne. Ich war also skeptisch, ob mir diese Reihe noch etwas Besonderes bieten konnte.
Die 17-jährige America Singer lebt in unbekannter Zukunft in der Provinz Carolina des fiktiven Königreichs Illeá mit ihren Eltern und ihren zwei jüngeren Geschwistern May und Gerad in einem kleinen Haus. Ihre Lebensumstände könnten besser sein, denn sie und ihre Familie sind im Kastensystem ihrer Regierung eine Fünf, also die untere Mittelschicht. Oft gibt es nicht genug zu essen, und das Geld ist auch immer knapp. Trost spendet America ihr Freund Aspen Leger, mit dem sie sich aber nur heimlich treffen darf, weil er einer niedrigeren Kaste angehört. Als die Familie Singer dann ein Brief erreicht, in dem America zu einem Casting eingeladen wird, weil der Prinz des Königreichs, Maxon Schreave, nun im heiratsfähigem Alter ist, ist die Freude groß. Sollte America es tatsächlich schaffen Prinzessin zu werden, könnte sie ihre Familie so aus der Armut befreien. Doch eigentlich möchte sie viel lieber Aspen heiraten als irgendeinen wildfremden Schnösel.
„Meine Mutter war völlig ekstatisch, als wir den Brief bekamen.“, ist der erste Satz des ersten von insgesamt 25 Kapiteln. Die Geschichte beginnt also direkt mit dem Brief des Königshauses, der Americas Leben komplett umkrempeln wird. Wie man am ersten Satz erkennt, erzählt die Protagonistin America Singer aus der Ich-Perspektive im Präteritum. Mit über 350 Seiten hat „Selection“ eine durchschnittliche Länge für ein Jugendbuch.
America ist das mittlere Kind ihrer Eltern Magda und Shalom, jedoch ist sie das älteste Kind, das noch bei ihren Eltern wohnt. Sie lebt in einer Künstlerfamilie, die deswegen der Kaste Fünf angehört. Ihre Mutter ist Musikerin, ihr Vater Maler. Seit Kurzem hat America keinen Privatunterricht mehr, sondern unterstützt ihre Familie als Musikerin finanziell mit. Sie kann singen und verschiedene Instrumente wie Klavier oder Violine spielen. America hat lange rote Haare und blaue Augen. Aufgrund ihrer sozialen Herkunft ist sie sehr schlank und blass. Sie ist temperamentvoll, rebellisch und dickköpfig. Außerdem kann sie berechnend sein, entschuldigt sich aber auch bei ihren Mitmenschen, wenn sie einen Fehler gemacht hat. Dennoch hat sie Selbstzweifel, vergleicht sich gerne mit anderen Mädchen und kommt zu dem Schluss, dass sie nicht so hübsch ist wie diese. Ihre Gedanken und Gefühle konnte ich oft nachvollziehen, aber nicht immer. Insgesamt ist sie eine starke und authentische Frauenfigur, mit der sich die Zielgruppe gut identifizieren kann.
In welchem Jahr genau America lebt, geht aus den Informationen im Buch bislang nicht hervor, jedoch sind es schätzungsweise einige Jahrhunderte in der Zukunft, da erwähnt wird, dass der Vierte Weltkrieg bereits vergangen sei. Das neu entstandene Königreich Illeá liegt dort, wo heutzutage die USA liegen, da America beispielsweise aus der Provinz Carolina kommt, wie der gleichnamige US-Bundesstaat, oder der Palast sich in der Stadt Angeles, eine Anspielung an Los Angeles, befindet. Doch es gibt nicht nur eine aus dem Boden gestampfte Monarchie, sondern auch neue Gesetze. So gibt es zum Beispiel eine Ausgangssperre, die das nächtliche Verlassen des Hauses unter Strafe stellt. Es ist den Einwohnern zudem nicht gestattet vor der Eheschließung Geschlechtsverkehr zu haben. Auch das Internet scheint es nicht mehr zu geben, sodass ganz altmodisch Briefe geschrieben werden. America selbst beschreibt die Gesetzeslage so: „Doch all diese Vorschriften waren beengend. Es kam mir vor, als würde ich von unsichtbaren Ketten gefesselt und bekäme keine Luft mehr.“
Die wohl größte gesellschaftliche Einschränkung ist das Kastensystem Illeás. Ähnlich wie in Indien oder Sri Lanka, gehören Menschen, je nach sozialem Stand einer bestimmten Kaste an. In „Selection“ werden diese numerisch von Eins bis Acht einkategorisiert, wobei Eins der höchste Rang ist, so wie die Königsfamilie, und Acht der niedrigste, zu dem beispielsweise Obdachlose gehören. Ein Auf- oder Abstieg in eine andere Kaste ist möglich, wenn man seinen Beruf wechselt. So sind Soldaten oder Polizisten zum Beispiel eine Zwei. Eine Heirat zwischen zwei verschiedenen Kasten ist nur möglich, wenn die Eltern des Brautpaares zustimmen. Viele Eltern wollen aber vor allem ihre Töchter nicht in eine niedrigere Kaste, sondern lieber in eine höhere einheiraten. Somit werden Töchter mal gerne Mittel zum Zweck und büßen viel Emanzipation ein. Das Kastensystem, wie man es vorzugsweise aus Indien kennt, gibt es dort offiziell nicht mehr. Es wird in der Gesellschaft aber teilweise noch gelebt, da ein Nachname Rückschlüsse auf die ursprüngliche Kaste zulässt. Dass dieses System nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch nicht sinnvoll ist, weil diese Endogamie vermehrt zu Erbkrankheiten führt, macht es umso unrealistischer, dass es in Zukunft so einen offensichtlichen Rückschritt geben wird. Eine Monarchie mit Kastensystem ohne Internet ist somit kein glaubwürdiges dystopisches Setting.
Da andere Rezensenten immer wieder den Vergleich zwischen „Selection“ und „Die Tribute von Panem“ genannt haben, hat mich interessiert, welche Parallelen es zwischen den beiden Buchreihen gibt. Und tatsächlich gibt es eine ganze Menge. Nicht nur das dystopische Setting im Gebiet der USA, bei dem die Gesellschaft sozial entweder in Distrikte oder Kasten unterteilt wird, sondern auch eine jugendliche, rebellische und mutige Protagonistin, die aus armen Verhältnissen kommt und viel Verantwortung übernehmen muss, gibt es in beiden Reihen. Zudem heißen die Hauptstädte in beiden Fällen Kapitol, beziehungsweise Capitol. Hinzu kommt eine Dreiecksbeziehung zwischen einem Kindheitsfreund und einem neuen Bekannten sowie natürlich, dass der Plot sich hauptsächlich um ein großes Event dreht, bei dem die ganze Nation zusieht und dessen Sieg entscheidend für die Protagonistin ist. In dieser Hinsicht erfindet „Selection“ das Rad also definitiv nicht neu, was nicht zwingend schlimm ist, wenn es sich dennoch in anderen Punkten abhebt. Um dies zu beurteilen, reicht der erste Band jedoch nicht aus.
Die Sprache ist recht einfach, der Schreibstil solide und flüssig. Auf viele Details wird verzichtet und auch unspektakuläre Tage werden überflogen, sodass das Tempo recht zügig ist. Es gibt gewiss bessere Stile, aber definitiv auch schlechtere. Der Spannungsbogen wird kontinuierlich gehalten, weshalb ich das Buch teilweise stundenlang am Stück gelesen habe.
Das Ende bemüht sich, noch einmal an Fahrt aufzunehmen und bietet einen Plottwist sowie eine große Entscheidung, ist aber auch nicht sonderlich nervenaufreibend. Im Großen und Ganzen bin ich angefixt genug, um die Fortsetzung lesen zu wollen.
Ja, „Selection“ ist tatsächlich ein wenig wie Trash-TV. Urlaub fürs Gehirn, aber auch sehr unterhaltsam. Sieht man darüber hinweg, dass das dystopische Setting unrealistisch ist und eindeutig nicht die Krone der Gesellschaftskritik bietet sowie die offensichtlichen Parallelen zu „Die Tribute von Panem“, macht das Jugendbuch aus dem Jahr 2013 wenig falsch. Zwischendurch habe ich zwar gemerkt, dass ich nicht mehr in die weibliche Teenager-Zielgruppe passe, das hat aber eher selten gestört. Deswegen gebe ich dem ersten Band der Selection-Pentalogie von Kiera Cass gerade noch vier von fünf Federn. Ich freue mich schon auf den zweiten Band „Selection – Die Elite“.
- Simon Beckett
Kalte Asche
(3.486)Aktuelle Rezension von: ChubBeeDie einsame Insel, das raue Wetter und die düstere Stimmung tragen maßgeblich zur Spannung bei.
Die Insel Runa ist mehr als nur ein Schauplatz, sie ist ein Charakter für sich. Ihre dunkle Vergangenheit wirkt wie ein Fluch auf den Bewohnern.Das Ende ist mehrdeutig und lässt Raum für verschiedene Interpretationen. Dies kann sowohl frustrierend als auch reizvoll sein, da jeder Leser seine eigene Vorstellung von der weiteren Entwicklung der Geschichte entwickeln kann.
- Benjamin Alire Sáenz
Ari und Dante 1: Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums
(263)Aktuelle Rezension von: herr_hygge„Ich hätte gern gewusst, wie es ist, jemandem die Hand zu halten. Ich konnte mir vorstellen, dass man manchmal alle Geheimnisse des Universums in der Hand eines anderen entdecken konnte.“
Ari wächst in den 80er Jahren in El Paso auf, er ist ein wortkarger und in sich gekehrter Teenager, hat starke Selbstzweifel und verliert sich häufig in Gedanken an seinen älteren Bruder der im Gefängnis sitzt. Dante ist das komplette Gegenteil von Ari, er ist selbstsicher und kann sich gut ausdrücken, darüber hinaus ist er sehr interessiert an Kunst, Poesie und Literatur.
Die beiden begegnen sich während der Sommerferien im Schwimmbad. Dante bemerkt schnell, dass Ari nicht schwimmen kann und bietet ihm an, es ihm beizubringen. Schnell werden die beiden ungleichen Jungs enge Freunde, lachen gemeinsam, teilen Bücher, Gedanken und Träume. Dabei beginnen sie völlig unbewusst, die Welt des jeweils anderen zu verändern.
Das Buch verweilte 5 Jahre auf meinem Stapel ungelesener Bücher, was definitiv viel zu lange war. 🙈
Anfangs habe ich zwar ein bisschen gebraucht um mich in das Buch einzufinden, aber nachdem ich angekommen war, viel es mir schwer es aus der Hand zu legen. Ich wollte unbedingt wissen welche Geheimnisse des Universums Ari und Dante entdecken und wie sich das zarte Band der Freundschaft zwischen den beiden entwickelt.
Benjamin Alire Sáenz hat mit „Aristoteles und Dante“ einen überaus gefühlvollen Coming-of-Age-Roman geschrieben, der die Geschichte zweier Jungen wieder gibt, die sich auf eine vielschichtige Entdeckungsreise begeben. Was sie dabei finden ist Freundschaft, Loyalität, Vertrauen und Liebe.
Letztendlich bleibt mir zu diesem Buch nur eines zu sagen: Es ist fantastisch! 😍🥰 - Nele Neuhaus
Die Lebenden und die Toten (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 7)
(605)Aktuelle Rezension von: AnmaluLeider hat mich dieser Krimi enttäuscht. Dies hat mehrere Gründe. Ich weiß, dass es sich um einen sogenannten Taunuskrimi handelt. Leider habe ich das Gefühl, dass man mit lokalen authentischen Ortsangaben aus dem Rhein-Main-Gebiet den Fakt kompensieren muss, dass die Polizeiarbeit, teilweise wirklich sehr unglaubwürdig, weil dilettantisch war. Ermittlungsfehler führten in der Folge zu mehr Zeit für den Täter und mehr Tote. Teils völlig überzogen dargestellte Nebenfiguren lieferten sich Seite um Seite unglaubwürdige Wortgefechte (Profiler Neff, Kim, Ostermann usw.). Auch erschließt sich mir nicht, warum alle Figuren, die auf die Bühne kamen, jedes Mal äußerlich detailliert beschrieben werden mussten (auch wenn ihr Auftritt in Summe nur über zwei Seiten ging). Es ist doch völlig irrelevant, ob eine Zeugin „hübsch“ ist und „eine Stupsnase und lange blonde Haare“ hatte oder nicht. Gefühlt fand man auf jeder Seite irgendwelche Straßennamen, oder Ortsangaben, die tatsächlich eigentlich völlig irrelevant waren. Ich gehe davon aus, dass man seine verehrte Leserschaft, aus dem Rhein-Main-Gebiet, damit zufriedenstellen möchte. Ich bin selbst Frankfurterin, aber ich finde das wirklich übertrieben.
Was ich außerdem sehr bedenklich finde, ist die Wahl des Themas, nämlich Organspende und angeblich kriminelle Machenschaften. Leider werden in Deutschland viel mehr Organe abgerufen und in Anspruch genommen, als von dort gespendet wird. Die plumpe Darstellung beziehungsweise der Inhalt des Falles, tragen sicherlich nicht dazu bei, diesen problematischen Umstand zu verändern.
- Michael Hjorth
Der Mann, der kein Mörder war
(818)Aktuelle Rezension von: Gute_NachtInhalt
Bei Västerås wird in einem Waldstück die Leiche eines Jungen entdeckt. Der sensible Roger war Schüler eines Elitegymnasiums und wurde brutal ermordet, sogar sein Herz wurde herausgerissenen.
Die Polizei vor Ort ist überfordert, und so reist Kommissar Höglund mit seinem Team aus Stockholm in die Provinz. Überraschend trifft er dort einen alten Bekannten: Sebastian Bergman, brillanter Kriminalpsychologe und berüchtigter Kotzbrocken. Dieser bietet Höglund seine Hilfe an. Das Team ist wenig begeistert, doch schon bald wird der hochintelligente Bergman unverzichtbar. Denn in Västerås gibt es mehr als eine zerstörte Seele ...
Fazit
Das Cover wirkt auf den ersten Blick eher unauffällig und unscheinbar, passt jedoch gut zum Buch. Die Handlung ist dagegen alles andere als unscheinbar - rasant, spannend und voller überraschender Wendungen. Hat mir gut gefallen!
- Linda Castillo
Die Zahlen der Toten
(805)Aktuelle Rezension von: Kimmy1337Ein sehr gut gelungener Thriller von Linda Castillo und wunderbarer Auftakt der Reihe.
Ich war von Beginn an gefesselt von der Handlung und die Hauptpersonen waren mir auf Anhieb sympathisch. Der Amische Hintergrund gefällt mir sehr gut sowie auch die detaillierte Schreibweise der Autorin.
Die Story und Motive fand ich sinnvoll, vor allem mit dem Hintergrund, dass Serienmörder manchmal auch keine für uns ersichtliche Logik haben.
Die Liebesgeschichte zwischen Kate und John ist schön und realistisch.
Absolute Leseempfehlung.
- Susanne Ptak
Mord in Emden. Ostfrieslandkrimi
(7)Aktuelle Rezension von: FuexchenMörderische Geschehnisse versetzen die ostfriesische Stadt Emden in Aufruhr. Alles beginnt mit dem Verschwinden des Unternehmers Peter von Rauhenberg. Kurz nachdem er ankündigt, die millionenschwere Im- und Exportfirma zu verkaufen, fehlt von ihm jede Spur. Sollte Peters Plan in letzter Minute gewaltsam verhindert werden? Und welche Rolle spielt seine attraktive, viel jüngere Frau Nele? Dr. Josefine Brenner, Rechtsmedizinerin im Ruhestand, macht sich sofort auf nach Ostfriesland, denn sie kennt den Vermissten. Mit ihren unorthodoxen Ermittlungsmethoden geht sie der Sache gemeinsam mit der ostfriesischen Polizei auf den Grund. Schnell wird klar: Mit dem geplanten Verkauf des Unternehmens hat sich Peter nicht viele Freunde gemacht. Die Ereignisse überschlagen sich: ein schockierender Mord und eine weitere Schlüsselfigur des Falles ist wie vom Erdboden verschluckt. Josefine ist dabei, düstere Familiengeheimnisse aufzudecken – und plötzlich selbst zur falschen Zeit am falschen Ort …
Dies ist der bereits 7. Fall von Dr. Josefine Brenner und auch dieses Mal ist es der Autorin Susanne Ptak gelungen, ein unterhaltsames Buch zu schreiben.
Der Schreibstil ist einfach und daher flüssig zu lesen, so dass man aufgrund der geringen Seitenanzahl schnell durch die Geschichte fliegt. Die Darstellung könnte jedoch gerne bildhafter sein, so dass man das Flair Ostfrieslands spürt, zumal dieser Krimi als Ostfriesenkrimi angepriesen wird. Ich finde jedoch, die Geschichte könnte genauso gut woanders spielen. Hier würde ich mir mehr spürbare Nähe zum Meer wünschen.
Die Protagonisten sind – allen voran Josefine – sympathisch ausgearbeitet, so dass ich sie einfach mögen muss. Ich werde auch definitiv noch weitere Fälle von und mit ihr lesen.
Wer leichte Kost mag, für den sind diese Krimis genau richtig. Ich vergebe vier Sterne.
- Jörg Maurer
Föhnlage
(395)Aktuelle Rezension von: Henri3tt3„Föhnlage“ von Jörg Maurer ist der erste Band einer Krimireihe, die in Bayern spielt. Ich habe ihn abgebrochen, weil ich den Schreibstil so langweilig und nichtssagend fand, dass meine Gedanken ständig abgeschweift sind. Es hat auch ewig gedauert, bis die Geschichte überhaupt endlich mal angefangen hat. Wenn man so viele andere gute Krimireihen kennt, wird man wohl anspruchsvoll…
- Kai-Eric Fitzner
Willkommen im Meer
(74)Aktuelle Rezension von: DoSchu... über Bildungs- und Erziehungsfragen mit Leichtigkeit geschrieben. Daher gut geeignet als Sommerlektüre am Meer.
Ich habe damals das Buch gekauft, als ich via Social Media auf das Schicksal des Autors und damit seiner Familie aufmerksam gemacht wurde. Der dreifache Vater erlitt einen schweren Schlaganfall und wurde in ein künstliches Koma versetzt. Der mit ihm befreundete Blogger Johannes Korten empfahl das Buch und bat, das im Selbstverlag veröffentlichte Buch zu erwerben, um ihn und die Familie zu unterstützen.
Mein Kauf war Solidarität, meine Überraschung war der Inhalt des Buches. Warum hatte ich davon zuvor nicht schon mal gelesen oder gehört? In meinem Blog schrieb ich daher über die Aktion, und ich verschenkte das Buch mehrfach – denn gerade für Eltern mit pubertierenden Kids hat es prima Anregungen zum Nachdenken und Verstehen.
Es hat mich nachhaltig beeindruckt: In meinem eigenen Buch lasse ich meine Hauptfigur darin lesen. Und eine kleine Passage (hier gekürzt) zitieren:
»Ihr sprecht was?«
»EMEA. IT-Kreol. Ein Mischmasch aus Deutsch, Englisch und Technobabble.«
Denn ich las es nochmals, als ich nach Mallorca umzog. Viele Dialog im Buch drehen sich um Erfahrungen zwischen zwei Welten, Deutschland und Portugal. Daher kann ich viele der Geschichten inzwischen mit Spanien-Brille prima nachvollziehen. Vor allem auch diesen Satz:
»Die einzige Schwierigkeit, die ich sehe«, sage ich mit einem Blick auf die ganz plötzlich stirnrunzelnde Antje, »ist, den Menschen, die hier leben werden, beizubringen, ihre Umwelt nicht mehr durch die Brille der ihnen vertrauten Gesellschaft zu betrachten.«
Eso es.
- Tibor Rode
Das Los
(49)Aktuelle Rezension von: mesuUnd wieder ein außergewöhnliches Buch von Tibor Rode.Geschickt und mit viel Einfallsreichtum verknüpft er eine Geschichte von der ersten Lotterie in der Vergangenheit bis zu unserer Gegenwart. Er lenkt die Pfade der Protagonisten um Glück, Spiel, Macht und Gier und fesselt mit seinem Schreibstil den Leser bis zum Ende.Überraschende Wendungen und eine interessante Geschichte machen das Buch zu einem echten Geheimtipp!Lesen empfehlenswert
- Thomas Thiemeyer
Chroniken der Weltensucher 3 - Der gläserne Fluch
(96)Aktuelle Rezension von: Lilli33Verlag: Loewe (6. Juni 2011)
Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
ISBN-13: 978-3785565773
empfohlenes Alter : ab ca. 12 Jahren
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich
Rasantes Abenteuer in Afrika
Inhalt:
Nachdem der Gelehrte Richard Bellheim auf seiner Afrikareise eine grandiose Entdeckung gemacht hat, verändert sich sein Wesen. Seine Gattin, bittet den Forscher Carl Friedrich von Humboldt, Nachforschungen anzustellen, um die Ursache herauszufinden. So brechen Humboldt, Charlotte, Oskar, Eliza und der Kiwi Wilma zu einem neuen Abenteuer nach Französisch-Sudan auf, in dessen Verlauf sie mehr als ein Mal dem Tode nahe kommen …
Meine Meinung:
Dies ist bereits der 3. Band der „Chroniken der Weltensucher“. Notfall kann er gut für sich allein gelesen werden. Schöner ist es natürlich, wenn man die Vorgänger und damit die Rahmenhandlung kennt.
Auch dieser Band der Reihe ist Thomas Thiemeyer großartig gelungen. Die Handlung schreitet rasch voran und strotzt nur so vor Action - hier kommt auf keiner Seite Langeweile auf. Ich war von Beginn an gefesselt und konnte das Buch abends kaum aus der Hand legen, nur um es morgens schon vor dem Frühstück zu Ende zu lesen.
Es ist immer wieder toll, über Humboldts technische Erfindungen zu lesen oder zu beobachten, wie er sich mit fremden Völkern anfreundet. Auch die Entwicklung zwischen den einzelnen Exkursionsmitgliedern (vor allem Charlotte und Oskar, aber auch Humboldt und Oskar) bereichern die Geschichte.
Eine Gruppe von Bösewichten ist ebenfalls hinter dem sogenannten „gläsernen Fluch“ her, was für noch mehr Spannung sorgt, denn die Frage ist, wer ist wohl schneller und wer ist durchtriebener?
Natürlich gibt es auch hier wieder eine Moral von der Geschicht’ - die verat’ ich aber nicht. ;-)
Die Reihe „Chroniken der Weltensucher“:
1. Die Stadt der Regenfresser
2. Der Palast des Poseidon
3. Der gläserne Fluch
4. Der Atem des Teufels
5. Das Gesetz des Chronos
★★★★★
- Ralph Knobelsdorf
Des Kummers Nacht
(21)Aktuelle Rezension von: Igelmanu66»Eine tote Österreicherin, ein verschwundener Österreicher. Das ist vermutlich der Beginn eines diplomatischen Albtraums.«
Berlin, 1855. Wilhelm von der Heyden, Sohn aus gutem Hause, hat gerade sein Jura-Studium abgeschlossen und sollte nun anfangen, die für Männer seines Standes vorgesehene Karriereleiter zu erklimmen. Doch der Direktor der Kriminalpolizei, bekannt mit der Familie und begeistert von Wilhelms ungewöhnlich hoher Beobachtungsgabe, umwirbt den jungen Mann. Schließlich werden gute Leute für die noch neue preußische Ermittlungsbehörde dringend benötigt!
Als Wilhelm zufällig Zeuge eines Anschlags wird, bei dem eine junge Frau getötet wird, schließt er sich zur Probe den Ermittlungen an und steckt schon bald bis zum Hals in einem äußerst kniffligen und delikaten Fall, der bis in höchste Kreise führt…
Bei diesem Krimi reizte mich besonders der zeitgeschichtliche Hintergrund. Dieser wird auch sehr gelungen dargestellt, detailliert formt sich beim Lesen ein Bild der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse der damaligen Zeit. Auch alle Infos, die sich mit dem Polizeiwesen befassen, wie z.B. Struktur, Aufgaben und Vorgehensweisen, fand ich hochinteressant. Von Zeit zu Zeit jedoch lässt der Autor diesem Umfeld der Handlung ein wenig zu viel Raum, was für die rein historische Vorstellung gut ist, den Krimi aber ausbremst. Im Anhang finden sich diverse (ebenfalls hochinteressante) Ausführungen zu all diesen Hintergründen sowie zu realen und fiktiven Personen im Buch. Hier hätte man vielleicht noch das ein oder andere aus dem Haupttext ergänzen können, um diesen im Gegenzug etwas zu straffen.
Die Spannung leidet also zeitweise, was bedauerlich ist, da die Handlung mit all ihren Verstrickungen viel Spannungspotential hat. Sie wirkt auch realistisch, ich kann mir gut vorstellen, dass Dinge in dieser Art ablaufen könnten oder womöglich sogar abgelaufen sind. Wer weiß das schon? Auch der Fall hier lässt ahnen, dass nicht alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können.
In der Nebenhandlung muss sich Wilhelm mit einem gravierenden familiären Problem auseinandersetzen, dabei hilft ihm sein neuer Beruf. Außerdem leidet er unter einem Trauma, das sich in nächtlichen Albträumen auswirkt und das vermutlich auf einem verdrängten Kindheitserlebnis beruht. Ich hoffe, mehr dazu im nächsten Band zu erfahren.
Ein Punkt hat mich allerdings gestört, oder vielleicht besser, beschäftigt. Der Krimi spielt 1855. Laut Wilhelms Vita, gleich zu Beginn des Buchs, wurde er im Sommer 1835 geboren, ist also zum Zeitpunkt der Handlung gerade einmal 20 Jahre alt. Soll aber bereits einen einjährigen Freiwilligendienst in einem Infanterieregiment absolviert, es zum Leutnant der Landwehr gebracht und ein Jurastudium erfolgreich mit Examen abgeschlossen haben. Ich glaube ja gerne, dass er sehr talentiert ist, aber das alles vor Abschluss des 20. Lebensjahres erscheint mir zweifelhaft.
Fazit: Trotz einiger Längen wegen besonders detaillierten Schilderungen ein packender Fall. Ich lande bei 3,5 Sternen, die ich auf 4 aufrunde.
- Bernhard Aichner
Die Schöne und der Tod
(80)Aktuelle Rezension von: NephilimleserHabe die Taschenbuchausgabe gelesen, da ich den ZDF-Film gesehen habe (Band3 wurde verfilmt) und dann das Buch ausprobieren wollte.
Inhalt:
Max Broll, Totengräber in einem kleinen Dorf in Österreich, stellt fest, dass ihm die gestern beerdigte Leiche der Schwester seiner 1.großen Liebe, von seinem Friedhof gestohlen worden ist. Da er den Friedhof als "Seinen Friedhof" ansieht, will er "Seine Leiche" wiederhaben und beginnt mit seinem besten Freund, dem ehemaligen Profifussballer Baroni, die Leiche zu suchen. Leider bleibt es auch nicht bei einer Leiche.
Meine persönliche Meinung:Bernhard Aichner hat einen eigenwilligen Schreibstil. Das heißt, aus anderen Büchern bin ich es gewohnt, dass ein Dialog mit Anführungszeichen beginnt ( Bsp:"Hallo Baroni, wie geht`s dir," sagte Max.) In diesem Buch beginnt ein Gespräch mit einem - wer spricht muss man selbst rausfinden. Das klappt auch, aber ich habe eine Einführungsphase gebraucht.
Das Buch ist auch rasant geschrieben. Dadurch will man der Handlung unbedingt weiter folgen, damit man nichts verpasst.
Zu den Personen:
Max Broll ist ein sympathischer junger Mann, der statt einem Journalistenjob in Wien lieber in seinem Heimatörtchen Totengräber ist. Er ist unkonventionell (hat eine Sauna am Friedhof gebaut). Nur wie er mit Frauen umgeht, ist gewöhnungsbedürftig. Irgendwie nicht bindungsfähig der Mann, aber von seiner Exfreundin kann er trotzdem nicht ablassen.
Trotzdem hat er ein außergewöhnliches Gerechtigkeitsgefühl; hat er den Fußballer Baroni doch bei einer Prügelei gerettet.Baroni ist geschieden, reich (Wohnung in Wien, Haus in seinem Heimatort) und der beste Freund von Max Broll.
Beide trinken unglaublich viel Alkohl, ein Hobby, das sie teilen.
Die Krimigeschichte kommt nicht zu kurz und mit dem Ende hätte ich so nicht gerechnet.
Fazit: Überraschender Krimi, in den man sich reinfinden muss, aber dann Spaß hat. Hole mir bei Gelegenheit Band 2.
- Cay Rademacher
Mörderischer Mistral
(122)Aktuelle Rezension von: porte-bonheurUm es gleich vorweg zu schreiben: ich wollte keinen Krimi mehr mit Capitaine Roger Blanc lesen. Schon den letzten fand ich einzig und allein des Settings wegen sympathisch und unterhaltsam. Die Einbettung in die südfranzösische Landschaft weckt eben Urlaubserinnerungen und macht gute Laune - und das offensichtlich nicht nur bei mir.
Dann aber fand ich in einem Bücherschrank diesen Auftakt der Reihe um Roger Blanc und wollte dann doch wissen, ob mich wenigstens der überzeugen kann.
Alles beginnt damit, dass Capitaine Roger Blanc - und irgendwie stört mich schon dieser Name - aus der Hauptstadt in ein "Kaff" in die Provenve versetzt wird. Er hat es mit seiner unbestechlichen Arbeit in Sachen Korruptionsermittlung doch etwas übertrieben und ist einigen Größen unangenehm geworden. Und auch wenn Blanc die Versetzung als großes Unglück empfindet, so passt sie doch gut zur Trennung von seiner Frau, die ihm gerade eröffnet hatte, dass sie ihn eines anderen wegen verlässt. Also: alle Zelte in der Hauptstadt abbrechen und nach Gadet in den Süden, wo ihm ein Onkel eine alte Ölmühle hinterlassen hat.
Kaum dort angekommen und noch nicht einmal das Auto ausgeladen wird ihm von Commandant Nkoulou der erste Fall zugewiesen. Am Rande einer Müllkippe wird ein verbrannter Leichnam gefunden, wie sich herausstellt ausgerechnet der des der Polizei gut bekannten Charles Moréas. Auch Blancs Kollege vor Ort hatte ihn immer wieder auf dem Schirm, konnte ihn aber nicht justitiabel überführen.
Jetzt ist Blanc also nicht nur mit der Eingewöhnung in seine neue Lebensumgebung beschäftigt, sondern muss mit seinem Team auch klären, ob es wirklich nur eine Abrechnung unter Kriminellen war oder ob doch mehr hinter der Ermordung von Moréas steckt.
Das Buch war wirklich schnell zu lesen, auch unterhaltsam und hat mir im Großen und Ganzen doch eine gute Lesezeit verschafft. Die Einbettung in die südfranzösische Landschaft ist sehr stimmig und auch das Personal wirkt glaubhaft und ist manchmal sehr witzig beschrieben, wenn auch an einigen Stellen zuviele Klischees geweckt und im weiteren Verlauf bedient werden. Die Untersuchungsrichterin etwa, deren Mann als Staatssekretär in Paris Dienst tut und von dem Blanc in die Provence versetzt wurde. Auch wenn Madame le Juge sehr an ihrer Arbeit interessiert ist, auch aufrichtig dem Gesetz dient und bei der Strafverfolgung auch mit dem eigenen Leben spielt, so gibt sie hier auch die etwas gelangweilte Ehefrau, für die der neue Capitaine ein neues Abenteuer bedeutet. Muss das sein? Macht es die Geschichte irgendwie interessanter? Für mich jedenfalls nicht.
Deshalb am Ende eben auch nur drei Sterne von mir, zu einem weiteren Band der Reihe wird es für mich ganz sicher nicht kommen und auch diesen werde ich im nächstbesten Bücherschrank wieder einstellen.
- Tharina Wagner
Blutrot oder warum ist der Eber tot?
(9)Aktuelle Rezension von: Athene100776Ein Viertel in Graz, nicht unbedingt die beste Wohngegend, denn hier treffen sich schon sehr seltsame Gestalten, nicht nur durch das Bordell angelockt, sondern auch durch das Cafe Walter, wo jeder er selbst sein kann.
Die Kellnerin Marlene kennt alle ihre Kunden , deren Eigenarten und ihre bevorzugten Besuchszeiten so wie Getränke.
Der unausstehliche Herr Eber , der sowohl Gast im Cafe als auch im gegenüberliegenden Bordell ist, ist bei niemandem beliebt. Doch dann er wird er tot in der Toilette des Cafes gefunden, wer steckt dahinter, denn Motive und Verdächtige könnte es viele geben.
Für mich war dieses das erste Buch von Tharina Wagner, aber sicher nicht das letzte Werk.
Die Autorin haucht den Charakteren eine Lebensgeschichte ein, die so real wirkt, dass man als Leser das Gefühl hat, diesen Mensch zu kennen und mit ihm zu fühlen. Dank der bildlichen Beschreibungen konnte ich mich schell in dem Grazer Viertel zurechtfinden und hatte in einigen Momenten das Gefühl, selbst Gast im Cafe zu sein.
Der Tod von Eber ist Bestandteil der Geschichte, jedoch geschieht soviel darum herum, ohne zuviel zu wirken und doch passt alles genau so zusammen.
Der lockere und teils sarkastische Schreibstil, lässt den Leser in eine Welt entfliehen, in der er unbedingt alles erfahren möchte und so konnte ich persönlich das Buch schlecht aus der Hand legen.
Als sehr angenehm empfand ich, dass die Autorin immer wieder versteckt einige Situationen beschrieben hat, die mich als Leser zum Nachdenken anregten, wie zum Beispiel :
urteile ich ebenso?
wie hätte ich in dieser Situation reagiert?
....
Dieses Nachdenken klang auch nach, als ich das Buch bereits beendet hatte. Bisher habe ich noch kein Buch gelesen, in dem so viele Personen aus Randgruppen zusammentreffen und ich muss zugeben, die Autorin hat mir durch das Buch den Horizont ein Stück weit erweitert. - Winston Graham
Poldark - Abschied von gestern (Poldark-Saga 1)
(46)Aktuelle Rezension von: SchlehenfeeRoss Poldark kehrt vom Kämpfen im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zurück nach Cornwall und findet alles verändert vor: Der Vater gestorben, das elterliche Gut Nampara dem Verfall preisgegeben und seine Verlobte wird nun seinem Cousin ehelichen. Ross übernimmt das Gut und versucht wieder in den Kupfer und Zinnabbau einzusteigen, doch er bleibt der Verwandtschaft eher fern. Dann nimmt er das Mädchen Demelza von der Straße auf und stellt sie als Küchenmagd ein. Als Ross und Demelza ein Paar werden, tut sich der Rest der Bevölkerung schwer damit.
Eine vernünftige Inhaltsangabe für Winston Grahams ersten Band der Poldark-Reihe zu verfassen, fiel mir ziemlich schwer. Es passiert nicht sehr viel. Prinzipiell stört mich das nicht, denn ich mag auch ruhige Erzählweisen. Das Buch ist immerhin aus den 1940ern.
Obwohl der Plot überschaubar ist, habe ich Grahams Erzählstil als sehr sprunghaft empfunden. Nicht immer war mir klar, was er bezwecken will und warum sich die Handlung jetzt plötzlich um ein paar Dorfbewohner dreht. Der Schreibstil des Autors erschien mir darüber hinaus als eher hölzern und unemotional – oder liegt es an der Übersetzung? Das kann ich nicht sagen.
Meiner Meinung nach hätte Winston Graham ruhig noch mehr auf das Innenleben seiner Charaktere eingehen können, eine Charakterentwicklung findet nur zaghaft bspw. bei Demelza statt. Ross wirkt sehr stoisch, dass es in ihm brodelt, bekommt man nur am Rande mit.
- Helmut Vorndran
Das fünfte Glas
(12)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisÜblicherweise lassen sich die Krimis aus der Reihe „Haderlein & Co“ problemlos auch außerhalb der Reihenfolge lesen. Dieser 5. Fall sollte allerdings unmittelbar nach seinem Vorgänger „Drei Eichen“ gelesen werden, denn der ist die Vorgeschichte.
Also, worum geht’s?
Als KHK Franz Haderlein und sein Team bei den Räumen der schlagenden Verbindung „Rhenania Bavariae“ eintreffen, ist es zu spät. Viel zu spät - denn sie werden in Coburg von sieben Leichen empfangen, getötet durch gezielte Schüsse aus einer Feuerwaffe. Nur eine fällt aus dem Rahmen: In ihr steckt ein Präzisionspfeil, den die Ermittler schon aus „Drei Eichen“ kennen. Damit ist klar, wer für den Tod dieser Person verantwortlich ist. Wer der andere Täter sein muss, erkennen die Ermittler auch recht bald. Allerdings gibt es weder Zeugen noch verwertbare Spuren. Daher arbeiten Haderlein & Co auf Hochtouren, die nötigen Beweise heranzuschaffen, denn die Zeit drängt. Der Rachefeldzug ist noch nicht vorbei ...
Gleichzeitig will ein amerikanischer Chemiekonzern landwirtschaftliche Flächen für seine Zwecke ankaufen und setzt die Bauern unter Druck. Dann entwischt ein Bienenvolk aus dem Labor und nichts ist mehr wie vorher.
Meine Meinung:
Dieser Mix aus Rachestory und Ökothriller ist skurril und manchmal richtig böse. Er zwingt die Leser zu konzentriertem Lesen.
Die Selbstherrlichkeit, mit der so mancher Politiker die Menschen manipuliert ist, ist schwer zu ertragen. Nicht einmal habe ich die Fäuste geballt.
Schmunzeln musste ich weil derzeit (08.-19.02.2023) die Biathlon WM in Oberhof stattfindet und just dieses Zentrum des Biathlons auch eine Rolle hier spielt.
Außerdem passt auch die Zeitungsmeldung, dass in Kärnten ein Imker Schwierigkeiten mit seinem Imkerverband hat, weil seine Bienen eine etwas andere Färbung als die "offizielle" Kärntner Honigbiene hat, perfekt dazu.
Was es mit dem Titel auf sich hat, erfährt der Leser ziemlich spät.
Das Team um Franz Haderlein leistet wie immer ganze Arbeit, an der Polizeischwein Riemenschneider und Miss Honeypenny einen großen Anteil haben. Die einzige Figur, die mir seit geraumer Zeit auf die Nerven geht ist, Ute, die nicht nur ihrem Bernd „Lagerfeld“ Schmitt das Leben schwer macht. Nicht jede Schwangere mutiert zum Monster.
Fazit:
Diesem rasanten Mix aus Rache und Öko-Thriller gebe ich gerne 4 Sterne. Unbedingt „Drei Eichen“ vorher lesen.
- Arvid Heubner
Der Kuckuck ruft in den Weiten
(7)Aktuelle Rezension von: Mitglied21Nach 40 durchgequälten Seiten enttäuscht aufgegeben. Schade um das Geld.
- Anna Friedrich
Holly. Wenn die Mode fremdgeht
(16)Aktuelle Rezension von: EmilyToddProduktinformation vom Verlag:
Holly – die neue Kultserie.
Holly ist die Frauenzeitschrift in Deutschland. Holly sagt, was Mode ist, und bestimmt die Trends. Jeden Monat arbeiten viele Frauen (und ein paar Männer) an der nächsten Ausgabe des Magazins. Sie sind jung, alt, dick, dünn, It-Girls, Intellektuelle, Bitches und Muttis. Sie wollen Karriere machen, Kinder kriegen, aufregenden Sex, die Welt verbessern und neue Schuhe. Machtkämpfe und Intrigen stehen in der Redaktion auf der Tagesordnung – Journalisten befehden sich, Freundschaften werden geknüpft, und verbotene Affären könnten jeden Moment ans Licht kommen. Die geheimste all dieser Affären: Was bitte haben Annika Stassen und der deutsche Außenminister für eine Beziehung? Warum interessiert sich das Kanzleramt dafür? Und was hat die berühmteste „Maître de Restaurant“ der Stadt mit all dem zu tun, die bildschöne Blonde, ohne die niemand einen Platz im angesagtesten Restaurant Berlins bekommt?
Die Autorin:
Anna Friedrich ist ein Pseudonym. Gäbe es sie wirklich, würde sie in Hamburg leben.
VORSICHT – hier können Fakten auftauche aus den ersten Bänden, die Du ggfs. noch nicht wissen willst, weil Du sie vielleicht noch nicht gelesen hast. Dann also lieber nicht weiter lesen. ;-)
Meine Meinung:
Da mich der dritte Teil der Holly Reihe nicht so packen konnte wie Teil 1 und 2, hat es nun sehr lange gedauert, bis ich Teil 4 in die Hand nahm. Und es hat auch tatsächlich relativ lange gedauert, bis ich diese gerade mal 160 Seiten gelesen habe. Zwischendurch hab ich noch ein anderes ein Buch gelesen weil gerade der Anfang von Teil vier ist sehr schleppend ist. Zudem wird die Geschichte um die wirklichen vielen Charaktere immer verworrender und immer mehr undurchsichtig. Es tauchen immer mehr Fragen auf, als das irgendwas mal endlich geklärt wird. Und das hat mich doch etwas frustriert.
Annika Stassen ist zurück. Und versteckt sich bei einem Freund. Sie denkt sie kann ihm vertrauen. Aber da irrt sie sich gewaltig. Die ehemalige Chefredakteurin trifft sich in einem Cafe mit einem Privatdektektive, den sie beauftragt hat. Der zeigt ihr Fotos von einem jungen Mädchen. Aber wer ist dieses Mädchen? Der Leser kann es sich vielleicht denken, aber aufgeklärt wird es nicht. Aus dem Gespräch erfährt der Leser, dass Annika Stassen kurz vor ihrem plötzlichen verschwinden eine E-Mail erhalten hat. Die wohl auch der Grund dafür war, warum sie aufgebrochen ist. Aber von wem diese E-Mail war, erfahren wir nicht, denn das hat nicht mal der Detektiv herausgefunden. Der Leser kann es sich vielleicht denken und kombinieren. Mehr aber auch nicht.
Währenddessen hat die Verlegerin des Holly Magazins einen schweren Unfall. Aber war es vielleicht ein Unfall? Oder war es Absicht des Fahrers?
Simone Pfeffer erfährt zuvor, dass sie keinen festen Job in der Holly Redaktion bekommen wird. Sondern viel herumreisen soll. Aber ist das, das richtige für eine werdende Mutter? Und wer ist überhaupt der Vater? Simone wird inzwischen 30 Jahre alt. Und ihre Freundinnen verheimlichen ihr auf jeden Fall etwas über einen der möglichen Väter und den Mann, für den sie den anderen möglichen Vater verlassen hat.
Fragen über Fragen und noch zwei weitere Teile. Ich hoffe schwer, dass es nun endlich etwas mehr aufgehklärt wird. Ich bleibe am Ball. Allein schon weil das Ende von Band vier, mal doch echt spannend ist.
Ich vergebe trotzdem nur 3 von 5 Sternen. - Wolfgang Burger
Die dunkle Villa
(22)Aktuelle Rezension von: Igelmanu66»Der Mann hatte – wie die meisten Menschen, die von einer fixen Idee besessen sind – eine enorme Hartnäckigkeit an den Tag gelegt. Er hatte insistiert, war laut geworden, am Ende sogar beleidigend. Auch mein Ton war schließlich nicht mehr so freundlich gewesen. Irgendwann war er mitten im Satz aufgesprungen und türenknallend davongestürmt.
Wenn mir nur sein Name wieder eingefallen wäre…«Kriminaloberrat Alexander Gerlach hat ein Problem. Bei einem Sturz mit dem Fahrrad hat er sich eine böse Gehirnerschütterung zugezogen. Zu den schlimmen Kopfschmerzen und den Gedächtnislücken kommen die ständigen Lästereien und Ermahnungen von Kollegen und Mitmenschen, weil er ohne Helm unterwegs war. Er kann sich nicht einmal richtig an den Unfall erinnern, spürt aber, dass es irgendeine Verbindung zu dem unangenehmen Mann gibt, der ihn kürzlich aufsuchte. Dieser hatte sich selbst des Mordes an seiner Frau bezichtigt. Sie starb vor über 30 Jahren und ihr Tod wurde als klarer Unfall zu den Akten gelegt. Wieso nun diese Selbstanklage? Alexander spürt, dass irgendetwas an diesem alten Fall nicht stimmt und beginnt, zu ermitteln…
Dieser Krimi aus Heidelberg ist wieder einmal ein herrlich untypischer, beginnt es doch schon damit, dass man gar nicht weiß, ob überhaupt eine Straftat stattfand. Alexander Gerlach muss versuchen, etwas über einen drei Jahrzehnte zurückliegenden Fall herauszufinden – ein hartes Stück Arbeit. Zumal er anfangs eigentlich gar nicht arbeitsfähig ist, viele Fehler macht, die ihm normalerweise nie passieren würden. Es ist ein sehr kniffliges Puzzle, auf das er sich da eingelassen hat. Im Laufe der Handlung wird es einige Überraschungen geben, es wird Tote geben, richtig spannend werden und in einem ungewöhnlichen Ende gipfeln. Ich war zwar schon vorher auf der richtigen Spur, wurde dann aber von der genauen Auflösung überrascht. Das hat mir sehr gefallen!
Gut gefallen hat mir auch wieder das Drumherum. In der Reihe um Alexander Gerlach geht es nicht nur um die Kriminalfälle, sondern immer wieder auch um sein Privatleben. Er ist alleinerziehender Vater von Zwillingstöchtern, die ihm stetig die Grenzen seiner Erziehungsmöglichkeiten aufzeigen. Darüber habe ich mich jetzt schon zehn Bände lang amüsiert, ohne dass sich die witzigen Situationen abnutzen.
Bei seinen Kollegen gibt es ebenfalls einige tolle Charaktere, über deren Erscheinen ich mich jedes Mal freue. Allen voran Sekretärin Sönnchen, ohne die Gerlach vermutlich höchstens die Hälfte aller Fälle aufklären könnte.
Fazit: Eine meiner Lieblingsreihen und auch dieser Band lohnt sich wieder. Flott zu lesende und trotzdem intelligente Krimiunterhaltung aus Heidelberg.
»So eine Gehirnerschütterung ist kein Spaß, Chef. Und wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf…«
»Sprechen Sie das Wort „Helm“ aus, und Sie sind ab Montag für die Überwachung des ruhenden Verkehrs in Ziegelhausen zuständig.« - Joe Fischler
Veilchens Show
(49)Aktuelle Rezension von: Lilli33Taschenbuch: 328 Seiten
Verlag: Haymon Verlag (6. August 2018)
ISBN-13: 978-3709979075
Preis: 9,95 €
auch als E-Book erhältlich
Unterhaltsamer Tirol-Krimi
Inhalt:
In der Fernseh-Show „Bauerlorette“, buhlen fünf Männer um eine Frau. Dem Sieger winken zusätzlich eine Million Euro. Kurz nach Drehbeginn der Liveshow sind zwei der Kandidaten tot. Aber die Show muss weitergehen, und die Zuschauerzahlen steigen durch die Unglücke sogar noch. Wird es noch ein drittes Opfer geben?
Meine Meinung:
„Veilchens Show“ ist zwar schon der 5. Band der Veilchen-Reihe, lässt sich aber problemlos ohne Vorkenntnisse lesen. Für mich war es der erste Veilchen-Krimi. Dagegen kenne ich alle drei bisher erschienen Bände der Arno-Bussi-Reihe. Wenn ich beide Reihen vergleichen soll, würde ich sagen, Veilchen wirkt eher wie ein konventioneller Regionalkrimi, allerdings mit einigem Humor. Dagegen verströmt Arno Bussi Humor am laufenden Band und nebenbei gibt es einen Krimi. Beides hat seinen Reiz, aber da Fischlers Humor genau auch der meine ist, kann er mich mit Arno Bussi noch mehr begeistern.
Nichtsdestotrotz ist auch „Veilchens Show“ sehr unterhaltsam. Das Gespann aus den Ermittlern Valerie „Veilchen“ Mauser und Manfred Stolwerk harmoniert perfekt. Der Schwiegersohn in spe Sven Schmatz ist das i-Tüpfelchen.
Der Krimi beginnt gemächlich, um die Spannung Richtung Schluss enorm zu steigern. Manches ist vorhersehbar, das meiste jedoch überraschend. Die Auflösung des Falles ist vollständig und logisch, sodass man das Buch am Ende zufrieden zuklappen kann.
Die Reihe:
1. Veilchens Winter
2. Veilchens Feuer
3. Veilchens Blut
4. Veilchens Rausch
5. Veilchens Show
★★★★☆
- Jana Jürß
Marlene Torvett und das Märchen vom Glück (Marlene Torvett - Mord im Land der tausend Seen 1)
(11)Aktuelle Rezension von: Angeliques_Leseecke*Klappentext*
Marlene Torvett hatte ihr neues Zuhause bewusst gewählt: Inmitten der idyllischen Landschaft der Mecklenburgischen Seenplatte in der beschaulichen Kleinstadt Neustrelitz. Doch als eine Leiche im Zierker See treibend gefunden wird, kann sie gar nicht anders, als dies persönlich zu nehmen. Sie mischt sich in die Ermittlungen ein. Mit Witz und Charme wickelt sie nicht nur den mürrischen Hauptkommissar Babuske um den Finger, sondern entdeckt ein Netz aus Intrigen, Gier und Macht auf, das tief unter der Oberfläche verborgen liegt. Als dann ein zweiter Mord geschieht und eine junge Frau verschwindet begreift Marlene Torvett, wie gefährlich ihre Gegner in Wirklichkeit sind und dass selbst sie nicht mehr sicher ist.
*Meine Meinung*
" Marlene Torvett und das Märchen vom Glück" von Jana Jürß ist ein spannender Krimi mit einer ungewöhnlichen "Ermittlerin". Marlene Torvett ist eine Frau mittleren Alters, die dank ihrer Bücher nicht mehr arbeiten muss. Sie ist sehr resolut und duldet oft kein "nein". In ihrer Freizeit hilft sie Hauptkommissar Tony Babuske bei seinen Ermittlungen, wobei sie auch hier gerne das Zepter in die Hand nimmt. Am Anfang war sie nicht unbedingt so mein Fall, aber im Laufe des Buches habe ich sie schätzen gelernt. Ich mag es, wenn Protagonisten Ecken und Kanten haben. Und auch Tony Babuske ist eine interessante Persönlichkeit, die man in Laufe der Zeit ins Herz schließt. Zusammen sind sie ein eingespieltes Team. Auch der Täter kommt zu Wort... Eigentlich finde ich so etwas immer ziemlich spannend, doch hier hat es mich teilweise etwas genervt. Mit seiner vulgären Sprache habe ich so meine Probleme. Redet man wirklich so? Auf der anderen Seite ist er abgrundtief böse...
Besonders gut gefällt mir die Beschreibung der Landschaft, gerne hätte ich noch mehr davon. Gerade die düstere Atmosphäre am Anfang des Buches habe ich gespürt, mir lief es dort im Dunkeln am See eiskalt den Rücken runter.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, die Spannung ist präsent und das Ende überraschend.
Ständige Perspektivwechsel erhöhen die Spannung, überraschende Wendungen bringen den Leser immer wieder auf eine falsche Spur. Das hat mir gut gefallen.
Nur einige Sätze waren ziemlich verschachtelt, so dass ich sie ein zweites oder sogar auch mal ein drittes Mal lesen musste. Das hemmte meinen Lesefluss...
*Fazit*
Diesen spannenden Krimi kann ich bedenkenlos empfehlen, ich gebe ihm 4 Sterne.
- Michael Düblin
Der kalte Saphir
(33)Aktuelle Rezension von: JazzHIch hätte niemals das Buch gekauft und es wäre schade darum, denn es war wirklich besser als erwartet, deshalb bin ich froh, dass ich es gewonnen habe. Es geht um eine Band, die groß rauskam und deren Leadsänger erschossen wurde. Jahrzehnte später wird nun ein Bandmitglied die ganze Geschichte enthüllen - und ich war verblüfft. Ich hatte das Ende niemals so verstrickt erwartet. Das hatte schon fast etwas von Harlan Cobens Stil, ein äußerst begnadeter Thriller Autor, dessen Werke - genauso wie das von Düblins - verfilmt werden sollten. Der Schreibstil war einfach gehalten und durch die Titel, in denen man immer erfuhr in welchem Jahr und wo man sich befand, konnte man sich sehr gut orientieren, da es immer wieder Zeitsprünge und Rückblicke gab. Zu den Identifikationsmöglichkeiten kann ich sagen, dass man sich gut damit tut, wenn man entweder in einer Band ist oder Journalist, aber ich bin beides nicht und hatte dennoch Spaß am Lesen. Ausgezeichnet fand ich zudem die ganzen Lyrics, die mit integriert wurden, sodass man ein Gespür für die Band bekam, was ich so noch in kaum einem Buch vorfand. - Hannes Nygaard
Vom Himmel hoch
(23)Aktuelle Rezension von: Igelmanu66»Das ist eine harte Nuss. Wie soll jemand hier, mitten auf dem Platz, aus dieser Höhe abstürzen? Der muss wirklich vom Himmel gefallen sein.«
Ein kleines Städtchen in Nordfriesland, mitten auf dem Marktplatz liegt ein Toter. Die Todesursache ist schnell klar: Ein Sturz aus einer Höhe, wie sie ungefähr der 4. Etage eines Wohnhauses entspricht. Nur, dass es weit und breit kein höheres Gebäude gibt. Und bewegt wurde die Leiche auch nicht. Wirklich eine harte Nuss. Das Team der Kripo Husum nimmt sich des Rätsels an – obwohl es mal wieder eigentlich gar nicht zuständig ist…
Diesen Küstenkrimi fand ich sehr unterhaltsam. Die Ausgangslage ist herrlich knifflig, denn hier eine logische Erklärung zu finden, ist nicht leicht. Was mir besonders gefiel, waren die umfangreichen Ermittlungsarbeiten und Verhöre, die gut beschrieben werden. Nachdem das Ermittlerteam das persönliche Umfeld des Opfers ins Auge gefasst hatte, wurde schnell klar, dass auf dessen Arbeitsstelle nichts so läuft, wie es nach außen dargestellt wird. Eine ganze Reihe Verdächtiger kommen zusammen, viele Motive, Alibis und Verstrickungen. Und dann geschieht auch noch ein zweiter Mord im gleichen Umfeld, da liegt natürlich ein Zusammenhang nah.
Was dem Autor sehr gut gelungen ist, ist der Blick hinter die Kulissen einer offenbar sauberen Gesellschaft. Da wird so einiges aufgedeckt, was krampfhaft verborgen bleiben sollte und da wird so manchem der Spiegel vorgehalten.
Auch bei seinem Ermittlerteam lohnt ein Blick hinter die Fassade, die Charaktere erscheinen mir deutlich vielschichtiger, als es zunächst aussieht.
Die regionalen Besonderheiten kommen ebenfalls sehr schön rüber, häufig werden Landschaft und Wetter beschrieben, auf die charakterlichen Eigenarten der „Ureinwohner“ eingegangen und Sätze und Ausdrücke der dortigen Mundart eingestreut. Das alles sorgt für eine stimmige Atmosphäre, die Freunden der norddeutschen Küstenregionen gefallen sollte.
Was man bei diesem Krimi nicht erwarten darf, sind große Spannungsmomente. Alles ist recht ruhig, die Fälle werden nicht durch Verfolgungsjagden oder Schießereien gelöst, sondern durch Befragungen und Recherche. Das wirkt so im Grunde recht realistisch. Allerdings ist es mit dem Realismus wieder vorbei, wenn man bedenkt, dass die Beamten in Husum eigentlich gar nicht für Mordermittlungen zuständig sind, auch ständig aufgefordert werden, sich nicht einzumischen. Trotzdem agieren sie munter, machen Verhöre und sogar Dienstreisen. Parallel dazu scheinen die eigentlichen Ermittler der Mordkommission in Flensburg außer meckern nichts zu tun, bei parallelen Tätigkeiten müsste man sich doch normalerweise ständig über den Weg laufen. Außerdem ist es, bei aller Anerkennung für die Leistungen der Husumer, völlig unlogisch, dass die Flensburger nicht zu den gleichen Ergebnissen kommen würden.
Fazit: Ruhiger Krimi mit interessanten psychologischen Einblicken, guten Charakteren und toller Atmosphäre. Ein wenig mehr Realismus fehlt mir noch zum völligen Krimiglück.