Bücher mit dem Tag "islam"
347 Bücher
- Noah Gordon
Der Medicus
(2.261)Aktuelle Rezension von: MC_Neledieses Buch darf meiner Meinung nach in keinem Bücherregal fehlen. Ich hatte es zuerst nur ausgeliehen und musste es mir dann einfach unbedingt kaufen. Es ist besser als jeder Geschichtsunterricht, eindrucksvoller als jeder Film und ein Bindeglied zwischen Generationen.
Es beschreibt den Kampf ums Überleben und wieviel Berufung bedeuten kann.
Ein würdevoller Weltbestseller!
- Paulo Coelho
Der Alchimist
(2.147)Aktuelle Rezension von: M1CDieses Buch ist sehr spirituell und religiös, für gewöhnlich sind das Themen die mich nicht besonders ansprechen, hier hat es mir aber überraschend gut gefallen.
Das Buch macht Mut an seine Träume zu glauben und sie zu verfolgen und sich nicht mit dem erstbesten zufrieden zu geben.
Nur das Ende war mir leider etwas zu offen und wirr. - Yann Martel
Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger 3D, 1 Blu-ray
(1.039)Aktuelle Rezension von: Fiona_CamarsEines der schönsten und ungewöhnlichen Bücher, die ich je gelesen habe. Das Setting ist merkwürdig, mit einem indischen Zoobesitzer Sohn. Die Geschichte mäandern erst hier hin und dorthin, bis plötzlich der (im Deutschen) namensgebende Schiffbruch passiert, bei dem sich der Junge auf einem kleinen Rettungsboot mit einer Handvoll bedauernswerten Tieren wiederfindet. Ungewohntes Ende. Tolle Geschichte!
- Khaled Hosseini
Tausend strahlende Sonnen
(1.268)Aktuelle Rezension von: JoennaTausend strahlende Sonne von Kahled Hosseini
In diesem Buch geht es um die Geschichte zweier afghanischer Frauen. Mariam lebt mit ihrer Mutter abgeschieden. 1 x wöchentlich besucht sie ihr Vater. Mariam ist ein uneheliches Kind. Ihre Mutter hat sie ledig bekommen und ihr Vater hat schon drei Frauen. Aber er schaut zu ihnen bringt ihnen Essen aber der Preis ist das sie wie Emeriten leben müssen. Mit 15 Jahren wird Mariam mit Raschid verheiratet er ist dreißig Jahre älter und lebt in Kabul. Ob Mariam will oder nicht steht nicht zur Diskussion. Als Mariam eine Fehlgeburt nach der anderen hat. Wird ihr Mann immer böser und schlägt sie.
Laila ein Mädchen aus der Nachbarschaft von Mariam hat erlebt eine traurige Kindheit. Ihre Mutter ist stark depressiv. Bei einem Bombenangriff kommen die Eltern von Laila um. Und somit holt Raschid Laila auch in sein Haus und macht sie zur zweiten Frau. Nach anfänglichem Misstrauen werden Mariam und Laila enge Freundinnen. Gemeinsam wehren sie sich gehen Raschids Brutalität und planen eine Flucht....
- Malala Yousafzai
Ich bin Malala
(294)Aktuelle Rezension von: SlothreadyMalala Yousafzai kämpft mutig dafür, dass alle Menschen die Chance auf Bildung haben, Lesen und Schreiben lernen dürfen und in Freiheit und selbstbestimmt leben können. Sie kämpft mit allen Mitteln, riskiert dabei ihr eigenes Leben und wird von den Taliban beinahe getötet. In "Ich bin Malala" erzählt sie ihre Geschichte. Sie erzählt ihre Kindheit im Tal Swat in Pakistan, sie berichtet über die Verhältnisse dort und den Kampf der Menschen ums Überleben, sie erzählt von dem Tragischen Zwischenfall, bei dem sie beinahe gestorben wäre, von ihrem Weg zurück ins Leben und von ihrem Neubeginn im sicheren England.
Das Buch ist ein beeindruckendes Zeugnis eines sehr mutigen Mädchens. Es eröffnet neue Perspektiven und lässt einen die Gegebenheiten in Pakistan, das Leben der Menschen dort und die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen haben, etwas besser verstehen. Es hat mich mit Respekt dem jungen Mädchen gegenüber erfüllt, das für Dinge kämpft, die für uns selbstverständlich sind und es ließ mich dankbar zurück, dass ich in einem Land leben darf, in dem der Zugang zu Bildung für alle möglich ist, in dem Frieden herrscht und in dem die Menschen nicht täglich aufs Neue bedroht werden.
Der Inhalt von "Ich bin Malala" war großartig und beeindruckend, der Schreibstil war leider zu langatmig und und durch die vielen Eigennamen etwas mühsam zu lesen. Man hätte auch das ein- oder andere Kapitel ruhig etwas kürzer fassen können. Insgesamt war es aber ein tief bewegendes Buch, das einem neue Blickwinkel eröffnet und das ich sehr gerne weiterempfehle, um so manches Geschehen auf der Welt besser verstehen zu lernen.
- Catherine Clément
Theos Reise
(242)Aktuelle Rezension von: XirxeTheo, ein 14jähriger Junge aus Paris mit einem ungewöhnlichen Interesse an griechischer Mythologie und am alten Ägypten, leidet an einer lebensgefährlichen Krankheit. Seine vermögende und etwas skurille Tante Marthe lädt ihn zu einer Weltreise ein, die ihn zu den Religionen der Welt führen soll, mit der Hoffnung dass ihr Neffe währenddessen geheilt wird. Schwerpunkt dieses Buches ist eindeutig die Darstellung der unterschiedlichen Religionen und der Erfahrungen, die Theo damit während Gottesdiensten, Riten, Festen und ähnlichem macht. Die Menge an Fakten und Informationen, die hier präsentiert werden, ist zwar manchmal erschlagend, doch wer sich für dieses Thema interessiert, wird trotz der rund 700 Seiten keine Minute gelangweilt sein. Die Darstellung ist gut verständlich und insbesondere für Jugendliche (für die das Buch gedacht ist) und Unwissende sehr informativ. Nicht nur der aktuelle Stand der jeweiligen Religionen wird beschrieben sondern auch die Entstehung und Entwicklung bis hin zum Erscheinen dieses Buches (also Ende des letzten Jahrtausends). Die von manchen Leserinnen und Lesern genannte Oberflächlichkeit konnte ich nicht nachvollziehen: Vielleicht sollte man einfach im Auge behalten, für welche Zielgruppe dieses Buch geschrieben wurde. Und langatmig? Nun gut, wer kein Interesse für Religion aufbringt, dem sei dieses Buch auch nicht empfohlen, die Rahmenhandlung ist wirklich nur Nebensache.
- Thilo Sarrazin
Deutschland schafft sich ab
(142)Aktuelle Rezension von: Boris_GoroffDer Autor schreibt hochwissenschaftlich, jede Aussage ist mit einer Quellenangabe belegt. Die Fehler der deutschen Regierungspolitik werden gnadenlos aufgelistet und die Migrationspolitik hinterfragt. Zum Schluss werden mögliche Zukunftsszenarien prognostiziert.
- Michel Houellebecq
Unterwerfung
(307)Aktuelle Rezension von: Sanne54Der Inhalt ist eigentlich schnell zusammengefasst: Der Protagonist ist Hochschulprofessor für Literatur an der Sorbonne, hat sich träge in seinem Leben eingerichtet und ruht sich auf seiner Lebensleistung einer gelobten Dissertation als Huysman-Experte aus. Er beobachtet interessiert, aber passiv wie sich die politische Welt Frankreichs auf links dreht.
Der Protagonist ist wirklich unsympathisch, aber in diesem Fall der Prototyp der intellektuellen Elite wie sie der Autor seinen Lesern präsentiert. Primär geht es für ihn um seine eigene Person, seine Wehwehchen, seine sexuellen Befriedigung und seinen hedonistischen Bedürfnissen. Er hat keine Familie, sondern interessiert sich mehr für seine sehr jungen Studentinnen. So dümpelt er mit Ü40 mehr oder weniger in seinem Leben dahin, als die Wahlen zum französischen Präsidenten eine Stichwahl zwischen dem rechtsradikalen Front National und dem Kandidaten der Muslimbruderschaft ergeben, die letzterer gewinnt. Diese Tendenz zu den politischen Rändern ist ja durchaus ein Phänomen der Zeit. Dieser Kandidat tritt weltgewandt auf, beginnt aber den laizistischen Staat (und perspektivisch damit auch Europa) in einem musimisch-regliösen Staat umzubauen. Das ist natürlich ein interessantes Gedankenexperiment, da in Frankreich die Trennung von Religion und Staat besonders konsequent gilt und der Kampf gegen die Autokratie einst besonders blutig ausgefochten wurde.
Dem Protagonisten, dem man seitenweise einfach nur beim nachdenken beobachtet, kommt am Ende der neue Staat entgegen, denn er ist ein Mann, der nie so recht mit Frauen umgehen konnte (im einem ernsthaften, gleichberechtigten Sinne), also kann ihm persönlich die Abschaffung der Frauenrechte erst mal egal sein bzw. bietet ihm neue Perspektiven für sein Leben, das man auch als festgefahren bezeichnen würde. Ich denke, klischeehaft würde auch Midlifecrisis als Begriff ganz gut passen.
Ich habe dieses Buch vor vielen Jahren geschenkt bekommen und danach ist es relativ schnell im Bermunda-Dreieck meiner Hausbib verschollen. Dank seiner SuB-Challenge ist es nun endlich gelesen. Meiner bescheidenen Erfahrung mit dem Autor (drei seiner Bücher habe ich nun gelesen), ist es relativ typisch für ihn. Ich würde es als politische Dystopie bezeichnen. Leider dreht sich für meinen Geschmack irgendwie viel zu viel um den oben beschriebenen Protagonisten und zu wenig um das gesellschaftlich-politische, daher der erste Stern weniger. Mir erschließen sich z.B. die Beschreibungen der sexuellen Ausschweifungen in all ihren Details nicht unbedingt, zumal mehr als einmal, da mir schon schnell klar wurde, was für ein Typ das ist und warum ihm die Idee der Polygamie ohne, dass er sich ernsthaft um die Frauen bemühen muss, interessant erscheint. Dafür bleiben andere Dinge irgendwie auf der Strecke, die auch die Welt dieses Protagonisten hätten erreichen können, aber das wird mir als Leser entzogen, indem er den Mann für ein paar Tage ins Schweigekloster auf den Spuren Huysmans schickt, der seinerzeit ebenfalls eine religiöse Wende vollzog.
Am Ende vollzieht sich er persönliche Wandel des Erzählers ohne große Konflikte oder Widerstände. Er lässt sich von Geld und persönlichem Vorteil bzw. fehlenden Nachteilen für seine Person als Mann in einer solchen Gesellschaft überzeugen.
Womit ich während des Lesens die größten Probleme hatte war, dass der muslimischen Religion ein Rolle zugedacht wurde, die sehr eindimensional ist und dass einseitig die Rolle einer autoritären Muslimbruderschaft genutzt wird, um einen Abgesang auf die Werte westlicher Gesellschaften zu schreiben, die vertreten v.a. durch den Protagonisten sehr passiv bleiben und sich auf die Reflexion der gesellschaftlichen Ereignisse beschränken. Deshalb noch einen Stern Abzug. Es gibt also keine Zwischentöne, wenn man so will. Dafür ist Houellebecq meines Wissens auch nicht unbedingt bekannt, aber hier wird ein Buch vorleget, dass eben auch diffuse Ängste schürt, wenn man den Inhalt nicht abstrahieren kann.
Unabhängig von den konkreten Ereignissen im Roman bzw. den Personen oder Gruppierungen, die diese tragen, beschreibt der Autor ja durchaus eine mögliche aktuelle gesellschaftliche Entwicklung - weg von den hart erkämpften demokratischen Werten einer freien Gesellschaft, die wir nicht gelernt haben zu verteidigen, weil wir uns in ihrer Selbstverständlichkeit gemütlich eingerichtet haben. Romane, die diese Tendenz vor Augen führen, sind in unseren Zeiten unentbehrlich.Und der dritter Stern weniger: Insgesamt liest sich der Roman nicht unbedingt flüssig. Nach den ersten Seiten (und auch zwischendurch) habe ich mir überlegt, überhaupt weiterzulesen. Ich habe ihn nun relativ am Stück gelesen, denn einmal zur Seite gelegt, wäre er wieder im SuB verschollen. Der Protagonist, Francois, dreht sich zu viel in seinen Gedanken und um sich selbst.
Ich frage mich, ob das meine weibliche Sicht auf die Dinge ist, aber wie sähe der Roman aus, wenn der Protagonist eine Protagonistin oder eine andere Person wäre, die unter den Folgen der neuen gesellschaftlich-politisch-rechtlichen Ordnung zu leiden hätte?
- Salman Rushdie
Die satanischen Verse
(112)Aktuelle Rezension von: BluevanMeerSalman Rushdie spielt mit verschiedenen Mythen, religiösen Ideen, religiösen Überlieferungen, Überzeugungen, Mysterien und verwebt in seine Geschichte die unterschiedlichsten Sagen und Erzählungen aus verschiedenen Religionen. Das ergibt einen unterhaltsamen und ausschweifenden Roman, der es wirklich in sich hat. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, aber ganz ehrlich: richtig nacherzählen worum es geht und Knotenpunkte aus diesem wilden und wunderbaren Roman herauszudestillieren, ist mir verdammt schwer gefallen. Daher nun in groben Zügen eine Beschreibung dieses Feuerwerks der Literatur.
Die Hauptprotagonisten sind zwei muslimische Männer, Gibril Farishta und Saladin Chamcha, die 111 Tage lang (die 111 ist übrigens eine Zahl sein, die auf die Dreifaltigkeit verweist) in einem von islamistischen Terrorist*innen entführten Flugzeug verbringen, bis die Terrorist*innen das Flugzeug in die Luft sprengen und beide, aneinandergeklammert, durch die Luft fliegen und zum Glück überleben. Doch dann geschehen seltsame Dinge. Während Gibril sich nach und nach in den Erzengel Gabriel verwandelt, wachsen Saladin bald ein Pferdefuß und Teufelshörner. Der Kampf gut gegen böse, Engel gegen Teufel, ist damit eingeläutet. Erzählt wird die Geschichte von einer gesichtslosen und doch scheinbar göttlichen Instanz, die sich selbst als Teil der "höheren Mächte" sieht.
"Was konnten sie auch erwarten? Einfach aus dem Himmel zu fallen: dachten sie, so etwas hätte keine Nebenwirkungen? Sie hatten das Interesse höherer Mächte erweckt, das hätten sie eigentlich merken müssen, und diese Mächte (ich spreche natürlich von mir selbst), haben eine boshafte, ja fast schon gemeine Art, mit Sturzflügen umzugehen. Und noch etwas, lassen Sie mich das klarstellen: ein großer Fall verändert den Menschen." (180)
Farishta und Chamcha stehen sich also als Erzfeinde gegenüber, vom Himmel gefallen sind beide, aber nur Gibril verwandelt sich in einen Engel, der nicht nur Wunder vollbringen kann, sondern dessen Heiligenschein auch die dunkelste Nacht erleuchtet. Kein Wunder, erinnert sein Name Gibril doch an den Erzengel Gabriel.
Zudem hatte Gibril schon früh Kontakt zur Göttlichkeit, in verschiedenen Bollywoodfilmen verkörperte er immer wieder unterschiedliche hinduistische Götter. Er verliebt sich in Alleluja, eine jüdische Bergsteigerin, die in den höchsten Höhenmetern, wenn sie ganz nah am Allmächtigen zu sein scheint, zu religiöser Ekstase fähig ist.
Saladin Chamchawalla verdient sein Geld als Stimmenimitator, im Moment für den synchronisiert er Ketchupflaschen und Knabbergebäck, und ist ebenfalls Schauspieler. In England lebt er seit seiner Jugend, seine muslimische Herkunft lehnt er ab, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass er ein sehr schwieriges Verhältnis zu seinem Vater hat.
Während sich die beiden Abgestürzten zu einer alten Dame, Rosa Diamond, retten, entscheiden sich die Richtungen, in denen sich ihre Lebenswege entwickeln werden. Der Heilige in spe, Gibril, nutzt seine Chancen und verrät den Mann mit Pferdefuß. Saladin wird deshalb von rassistischen Polizisten zusammengeschlagen und erlebt die ganze Palette an Polizeigewalt, die man sich vorstellen kann. Das ist so fies zu lesen, das man nur noch Mitleid mit dem Teufelshorn haben kann. Gibril hingegen, nutzt seine wundersamen Fähigkeiten und verhilft Rosa Diamond zu einer göttlichen erotischen Vision. Rosa Diamond hat es also noch gut getroffen, sie ist eine verschwiegene Figur, die verspricht, niemandem von Gibril zu erzählen. Übrigens sind in vielen Beichtstühlen Rosen eingraviert, denn "Sub Rosa" (unter der Rose) teilte man im Mittelalter den katholischen Priestern seine Beichte mit.
Saladin erfährt, dass seine Frau eine Affäre mit seinem Freund Jumpy Joshi hat (immerhin war er fast ein Jahr verschwunden) und ist am Boden zerstört. Immerhin hat er den Flugzeugabsturz, die Polizei und das Krankenhaus überlebt (wo sich übrigens noch andere verwandelte Menschen aufhalten) - nur um dann in einem Zimmerchen von Bekannten untergebracht zu werden. Weil er immer mal wieder aus dem Fenster sieht, bildet sich bald im Viertel eine Art Teufelskult um den Mann mit den Hörnern, der das Viertel in Chaos und Verwüstung stürzt. Zudem erfährt Saladin, dass seine Frau von ihrem Geliebten ein Kind erwartet. Saladin hat nur noch ein Ziel: er will sich an Gibril rächen, den er für sein Unglück verantwortlich macht. Aber Gibril geht es auch nicht gerade rosig: er wird zu einem riesigen Macho und stresst Alleluja. Zudem kann Gibril bald nicht mehr entscheiden, wer er ist: ein Erzengel oder ein Mensch?
Neben dem Hauptkonflikt der beiden Protagonist*innen, wird die Erzählung immer wieder durch Gibrils Träume unterbrochen, die ins Märchenhafte kippen. In seinen Träumen geht es um die Stadt Jahila, eine Stadt aus Sand, in der die Menschen 360 unterschiedliche Götter und Göttinnen verehren, bis der Prophet Mahound kommt, seines Zeichens ursprünglich Kaufmann, und den Menschen, wenn es um den richtigen Glauben geht, mal ein bisschen auf die Sprünge hilft. In Jahila lebt auch das Mädchen Aischa, das vom Erzengel Gabriel als Prophetin ausgewählt wurde. Als Symbol ihrer Göttlichkeit wird sie von einem Schwarm von Schmetterlingen begleitet. Ihr ganzes Dorf Titlipur folgt ihr (wie auf einer Pilgerreise) nach Mekka, denn Aischa hat den Menschen versprochen, dass sie das Meer für sie teilen wird. Die todkranke Mischa Sahil sucht Hoffnung und Heilung bei Aischa, ihr Mann glaubt nicht an Aischas Versprechungen und versucht die restlichen Pilger immer wieder zur Umkehr zu bewegen. Aischa hat noch einen extrem frauenfeindlichen und radikalen Gegenspieler, einen Imam, der um seinen eigenen Einfluss bei den Gläubigen fürchtet und natürlich den mächtigen Propheten Mahound, der passenderweise immer dann eine Vision bekommt, sobald seine Anhänger*innen ihn kritisieren.
"Tod der Kaiserin Aischa und ihrer Tyrannei, dem Kalender, den Vereinigten Staaten, der Zeit! Wir suchen die Ewigkeit, die Zeitlosigkeit Gottes. Seine stillen Wasser, nicht ihren strömenden Wein. Verbrennt die Bücher und vertraut dem BUCH, zerreißt die Papiere und hört das WORT, wie es der Engel Gibril dem Verkünder Mahound offenbart und wie es euer Deuter und Iman erläutert hat." (S.281)
Es ist schon bezeichnend, dass Engelchen und Teufelchen in der Romankonstruktion eigentlich Schauspieler sind und Gibril wie ein Schlafwandler zwischen den Welten hin und hergeistert und in diesem ganzen Chaos irgendjemand - von ganz weit oben - die Puppen tanzen lässt. Die Menschen können nur reagieren. Das nennt man dann wohl Schicksal. Und wenn Gott einmal nicht nur als Erzählinstanz auftaucht, sondern als Figur im Text, dann sitzt er mit schütterem Haar auf Gibrils Bett und hat vor allen Dingen Schuppen. Solche Parodien muss man erst einmal in eine Romanform gießen. Hinzu kommt, dass alle Propheten und Ausgewählten in diesem Text an keiner Stelle halten, was sie versprechen. Während Mahound die Menschen offen betrügt, schickt Aischa ihre Anhänger letztlich ins Wasser, wo sie ertrinken. Denn natürlich gelingt es ihr nicht, das Meer zu teilen. Magischer Realismus mit einer gehörigen Portion Religionskritik, auch das steckt in diesem Buch.
Kurz nach Erscheinen des Romans, am 14. Februar 1989, rief Ajatollah Chomeini über Radio Teheran eine Fatwa gegen den Schriftsteller und all diejenigen aus, die den Text, der eine Beleidigung des Propheten darstelle, verbreiten und übersetzen. Rushdies japanische Übersetzer, Hitoshi Igarashi, wurde 1991 ermordet, sein italienischer Übersetzer Ettore Capriolo und sein norwegischer Verleger Wililam Nygaard wurden bei Anschlägen schwer verletzt.
Wie so oft, und das ist mir bei diesem Text besonders aufgefallen, fehlte mir das Wissen über die religiösen Anspielungen, die über das Christentum hinausgehen. Hinzu kommt, dass ich diesen Roman über einen Zeitraum von sechs Monaten gelesen habe. Ich konnte ihn nicht einfach weglesen - dafür war er zu komplex, zu kompliziert und gleichzeitig auch ein Stück Roman, das ich mir einfach aufsparen wollte. Weil ich gar nicht wollte, dass dieser Roman zu ende geht. Im Satanic Verses Pose Festum, einer Festschrift, die im Jahr 2000 erschienen ist, schreibt der syrische Philosoph Sadik Al-Azm, dass die Einzigartigkeit des Romans darin bestehe, „den muslimischen Osten und den säkularen Westen zum allerersten Mal in eine religiöse, politische und literarische Kontroverse“ zu bringen und beide so auf einer höheren Ebene miteinander zu verbinden. Die satanischen Verse werden für ihn zum "transkulturellen, transnationalen und transkontinentalen Welt-Roman par excellence". Denn es geht nicht nur um Religionen. Ein Großteil der Handlung passt in jede typische Geschichte einer Großstadt, denn sie spielt in London, es geht um Migration, um Identitäten und natürlich auch um Liebe. Von den verschiedenen Liebesgeschichten, die erzählt werden, endet eine sogar glücklich.
Hallelujah!
- Hannah Fackel
Von der perfekten Frau zur Teufelin
(14)Aktuelle Rezension von: SweetSmileWelche Veränderung bringt der Zuzug von islamisch geprägten Frauen auf unsere emanzipierte weibliche Gesellschaft, wenn sowohl die westliche als auch die islamische Kultur ihre Verhaltensregeln als die überlegeneren ansehen?Dieses Buch gibt einen faszinierenden Einblick in zwei Welten, in der sich Schwestern aus einem radikalisierten Elternhaus, unterschiedliche Lebenswege ausgesucht haben.
Zum Inhalt:
Nach der beeindruckenden Lebensgeschichte von Helena Fackel, die sie in ihrem Buch "Ich bin die perfekte Frau" niederschrieb, erzählt nun ihre Schwester die Geschichte weiter. Sie hatte das Glück und konnte der frauenverachtenden sowie zutiefst mittelalterlichen, islamisch - slawisch geprägten Kultur entkommen. Doch sie beschreibt nicht nur ihren Wertegang bis zum heutigen Tage, sondern auch die Schicksalsschläge, die ihr und ihrer Schwester widerfahren sind. Ihr Ziel immer vor Augen, kämpft sie für einen menschenwürdigen Umgang mit einer neuen Generation islamischer Frauen. Dafür nimmt sie die finale Verbannung aus ihrer überaus kulturell und religiös geprägten Geburtsfamilie in Kauf.
persönliche Wertung:
Ein Buch, welches mich wie schon sein Vorgänger wirklich schockierte. Hannah beschreibt, genau wie schon ihre Schwester Helena, ein Leben, welches man sich aus westlicher Sicht gar nicht vorstellen kann/ möchte. Immer wieder saß ich kopfschüttelnd da und konnte nicht fassen was vor mir geschrieben stand. Es ist für mich einfach unbegreiflich, dass dies eine wahre Geschichte sein soll, die sich dazu auch noch in Deutschland abspielte. Und vor allem macht es mich wütend, dass keiner etwas dagegen unternimmt! Ein Hoch auf Hannah, dass sie den Mut hatte dieses Buch zu schreiben, um die Leute auf die Defizite ihrer Kultur hinzuweisen.
Hannah ist eine wirklich bewundernswerte junge Frau, ich finde es super wie sie sich trotz dieser Erziehung entwickelt hat. Sie ist mir von Anfang an sympathisch und diese Sympathie zog sich durch das ganze Buch.
Ich fand es sehr interessant, dass sie in ihrem Buch auch darüber berichtet, wie es mit ihrer Schwester nach dem Ende ihrer geschriebenen Geschichte weiter geht. Schon am Ende von "Ich bin die perfekte Frau" hatte ich meine Sympathie für Helena verloren - meine Gefühle für sie in diesem Buch möchte ich lieber gar nicht aussprechen...
Diese beiden Schwestern sind heute wie Tag und Nacht. Ich wünsche mir, dass Hannah mit ihrem Buch viele Leute erreicht, den Menschen die Augen öffnet und mit ihrer Familie die Schrecken der Vergangenheit vergessen kann!
Fazit:
Ein Buch, welches mich mit anderen Augen durch die Welt gehen lässt...
Eine schockierend ehrliche Geschichte über die Entwicklung einer Frau, die meiner Meinung nach trotz ihrer strengen Erziehung die richtigen Entscheidungen trifft und nicht nur ihr Leben lebenswert werden lässt.
- Orhan Pamuk
Schnee
(162)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderHerr Pamuk hat zu recht den Literatur-Nobel-Preis bekommen. Er scheint mit klarer, aber sehr ausdrucksstarker Sprache und entfalltet Geschichten die einen nicht mehr los lassen. In Schnee geht es um einen Journalist der in die Türkei geschickt wird, um über eine außergewöhnliche Mordserie zu berichten. Junge Mädchen werden gezwungen ihre Kopftücher abzulegen und bringen sich dann aus scham selbst um. Spannend, sehr tiefgreifend und nah am Leben.
- Gotthold Ephraim Lessing
Nathan der Weise
(1.364)Aktuelle Rezension von: kira_murasakiIch habe das Buch in der Schule gelesen und hatte - entgegen der allgemeinen Meinung - weniger Probleme mit der Ausdrucksweise als mit der scheinbaren Erhabenheit aller Charaktere. Wirklich ALLE Personen in dem Buch sind auf ihre Art freundlich und höflich und das erschien mir als Jugendlicher nicht nur unauthentisch, sondern grade heraus verlogen. So ist niemand und wenn jemand doch so ist, dass ist er sicher eine große Ausnahme bzw. einer von 100ten; so empfand ich es damals. (Zum Vergleich: Der gute Mensch von Sezuan ist frustrierend, las sich mich aber viel mehr als Abbild der Realität).
Heute sehe ich diesen Punkt etwas anders: Ich glaube, dass Lessing sehr wohl wusste, dass nicht alle Menschen gut sind, aber vllt wollte er durch eine durch und durch gute und freundliche Personenkonstellation zeigen, wie die Welt aussehen könnte, wenn wir uns wieder klar machen: Freundlichkeit ist eine Entscheidung.
Die Figuren könnten aufgrund ihrer unterschiedlichen Ethnien und / oder gesellschaftlichen Stände (arm, reich ect.) einander mit Hass begegnen, aber sie tun es nicht. Zwar werden die Unterschiede zwischen ihnen (z.B. Aussehen, Religion, Reichtum) besprochen, doch werden diese Themen nie ein Grund sich gegenseitig aufzureiben. Dieser Umstand ist es, weswegen ich finde, dieses Buch hat bedingt durch die heutigen gesellschaftlichen Umstände - um nicht zu sagen Missstände - an Relevanz noch hinzugewonnen.
Im Zentrum der Botschaft, die Lessing vermitteln will, steht die viel besprochene Ringparabel; über die auch ich damals eine Erörterung schreiben musste, die für mich aber an Kraft in ihrer Aussage seit meiner Schulzeit an nichts eingebüßt hat.
Neu hinzugekommen ist für mich, dass ich den Kreuzritter (zu denen ich schon damals keine nennenswert gute Meinung hatte) plötzlich als Menschen verstand. Nicht hinsichtlich seiner missionarischen Ambition!; aber sein häufig schlecht gelauntes, getriebenes und mürrisches (eigentlich möchte ich sagen frustriertes) Wesen sind mir als Erwachsener nicht ganz unbekannt. - Gerne habe ich als Leser mitverfolgt, wie er (quasi gezwungen durch das freundliche Wesen Nathans, dem er zuerst mit Verachtung begegnet) im Laufe der Geschichte seine Haltung den Personen in seinem Umfeld ändert und sehr viel aufgeschlossener wird. Hier gibt Lessing das Beispiel das wir offenbar zu allen Zeit gebraucht haben: Es geht!
- Orhan Pamuk
Rot ist mein Name
(112)Aktuelle Rezension von: StephanusIstanbul 1592. Mitten in der nachlassenden Blütephase des Osmanischen Reichs geschieht auf den Straßen ein Mord. Ein Mann wird in einen Brunnen gestürzt und stirbt. Aus der Perspektive des Toten wird der Mörder erzählt und dessen Motiv. Hinter der vermeintlich einfachen Tat steckt eine große Verschwörung gegen den Sultan und das ganze Osmanische Reich einschließlich der Kultur. Die Fäden führen zu den Buchmalermeistern bei denen der Sultan ein großes Werk mit zehn Bänden in Auftrag gegeben hat und die die Kunst nicht mehr so perfekt beherrschen wie die Vorfahren. Durch Ausschweifungen und Krieg inkl. Zerstörung ist Wissen verloren gegangen und die einzelnen Zeichnungen auch aus alten Büchern sprechen. Durch die Zeichnungen und die große Kunst kommt es zu einer Aufdeckung der Verschwörung.
Meisterhaft schafft der Autor den Spagat mit einer Geschichte, die vor fast 500 Jahren spielt, eine Parallele zur Gegenwart herzustellen. Die ungewöhnliche Erzählperspektive wird großartig verknüpft mit der Geschichte und der Krimi und seine Fäden werden gekonnt zusammengeführt. Eine Liebesgeschichte und die wirkmächtige Sprache der Bilder werden zusammengefügt zu einem modernen Roman. Ein absoluter Lesegenuss von der ersten bis zur letzten Seite.
- Daniel Glattauer
Die spürst du nicht
(316)Aktuelle Rezension von: mattderEine Familie die ein Flüchtlingskind mitnimmt in Urlaub. Erlebt ein Unglück des Kindes. Es ertrinkt. Die Auswirkung des Unfalles werden in Buch abscheulich erzählt. Ein Grüne Politikerin spielt eine rolle. Die Presse stutzt sich auf den Fall. Die Menschen stützen sich auf den fall. es ist schon krass was alles passieren.
- Bernhard Grdseloff
Das karibische Kalifat
(13)Aktuelle Rezension von: dieschmittZum Inhalt:
Eine reiche Familie in Kairo. Ein Abend an dem Faisah ihren 18. Geburtstag feiert. Ein Onkel, der mehr von ihr will und sie entgeht nur knapp ihrer Vergewaltigung. Dies ändert alles für die junge Frau und sie sucht Halt. Den findet sie im Glauben, aber auch dort gibt es eine Kehrseite. Fanatiker die Rache wollen sind gefährlich und mitunter auch mörderisch.
Meine Meinung:
Zunächst hat mich das Cover auf das Buch aufmerksam gemacht. Die Beschreibung hat mich dann neugierig gemacht. Und nach dem Ende des Buches kann ich sagen, das ist gut so. Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut lesbar. Da er so anschaulich ist, hatte ich immer wieder Bilder vor Augen.
Die Charaktere des Buches sind gut beschrieben und wirken – teilweise erschreckend – authentisch. Das was Faisah erlebt prägt sie und das alles nachzulesen ist glaubhaft und aufrüttelnd.
Das Buch beginnt schon spannend, aber dennoch baut sich die Spannung immer weiter auf, so dass man es kaum erwarten kann weiter zu lesen.
Der Autor hat es geschafft in seinem Buch hochaktuelle Themen aufzugreifen und diese zu einem sehr spannenden Buch zu verarbeiten, welches ich sehr gerne gelesen habe, was mich aber auch sehr nachdenklich – wegen der beschriebenen Mechanismen – zurück lässt.
Fazit:
Topaktuelles Thema hochspannend verpackt. - Samuel P. Huntington
Kampf der Kulturen
(39)Aktuelle Rezension von: HypochrisyDer amerikanische Politikwissenschaftler Huntington stellt in seinem Buch die Frage nach den weltpolitischen Entwicklungen im 21. Jahrhundert. Statt eines harmonischen Zusammenwachsens in einer zunehmend vernetzten Welt sieht er neue Konflikte globalen Ausmaßes entstehen: Konflikte zwischen den Kulturen. Er unterscheidet die zeitgenössische Welt in sieben große Zivilisationen: die chinesische, japanische, hinduistische, islamische, westliche, lateinamerikanische und afrikanische. Die Weltpolitik des 21. Jahrhunderts wird nicht von Auseinandersetzungen ideologischer oder wirtschaftlicher Natur bestimmt sein, sondern vom Konflikt zwischen Völkern und Volksgruppen unterschiedlicher kultureller Zugehörigkeit. - Shida Bazyar
Nachts ist es leise in Teheran
(91)Aktuelle Rezension von: Catastrophia
"Das Evin-Gefängnis, ein Ort, der Menschen frisst, fast ein Ort, zu oft besprochen, um wahr zu sein."
In Iran gehen die Proteste noch immer weiter, werden Demonstrierende weiterhin verletzt, eingesperrt, droht das Regime mit Hinrichtungen.
Das Regime, das 1979 eigentlich die Monarchie beenden, den Shah absetzen und für Freiheit und Gerechtigkeit sorgen sollte.
Ziele, für die viele Menschen bereit waren, religiösen (An-)Führern zu vertrauen. Doch schon während des Umsturzes wurde vielen Iraner*innen die Gefährlichkeit (und Macht) dieses neuen Regimes bewusst.
Shida Bazyar erzählt in "Nachts ist es leise in Teheran" die Geschichte einer Familie, die Geschichte von Behsad, der 1979 nach der Vertreibung des Shahs für den Kommunismus kämpft, und der lebenslustigen, bücherliebenden Nahid, die sich verlieben. Die Geschichte eines Paars, das aufgrund seiner politischen Orientierung in ständiger Angst vor dem Regime lebt, schließlich mit den Kindern nach Deutschland zieht.
Die Geschichte eines Paars, dessen politische Ideale und Lebensbejahung von Jahr zu Jahr schwinden, während es darauf wartet, zurückkehren zu können, in Deutschland entweder auf Ablehnung oder klischeebehaftete Exotisierung stößt, während die Kinder immer älter werden in dem Land, das eigentlich nur kurze Zuflucht sein sollte. Und als die Kinder Jahre später das Land ihrer Geburt besuchen, als die Aufstände im Jahr 2009 Hoffnung auf einen Sturz des Regimes machen, erkennen sie das Land aus den Erzählungen kaum wieder.
Bazyars Debüt ist so anders als "Drei Kameradinnen", viel subtiler, aber deshalb nicht weniger eindrücklich. Ich hatte nicht nur beim Lesen selbst Gänsehaut, ich hab' sie auch beim Schreiben dieser Rezension. Der Roman ist aktuell, viel zu aktuell, und er macht über die unterschiedlichen Generationen die zeitliche Dauer der Mullah-Herrschaft wahnsinnig deutlich. Er macht wütend, mich zumindest, und er vermeidet es, bloßes Mitleid zu wecken.
"Nachts ist es leise in Teheran" ist eine poetische, leise Kampfschrift, die ich im Dezember gelesen habe, die mich immer noch beschäftigt und die unbedingt lesenswert ist. - Michael Lüders
Wer den Wind sät
(45)Aktuelle Rezension von: HoldenMichael Lüders beschreibt, was die amerikanische Außenpolitik (häufig durch die CIA und unter Unterstützung bestimmter Think tanks und Journalisten) im Nahen Osten angerichtet hat. Und dem ja auch häufig folgend leider die Europäische Union und die deutsche Regierung. Oft hat man die ausgestreckte Hand zur Kompromissfindung ausgeschlagen, frühzeitig die Welt in "gut" und "böse" unterteilt und sich pragmatschen Lösungen verschlossen, oft auf kosten von Zehntausenden Menschenleben. Teilweise wurde eine erfolgreiche Friedensstiftung durch die USA untergraben, auch in Fällen wie der Hamas oder Irans, was daran liegt, daß die USA ein Interesse an dem dauerhaften Krieg haben, in dem wir uns gegenwärtig befinden, man einseitig auf wirtschaftliche Vorteile der US-Wirtschaft setzt (Big Oil und die Motivation zu George W. Bushs völkerrechtswidrigem Angriffskrieg gegen den Irak) oder indem man zu einseitig auf Israel im Nahen Osten schaut. Natürlich fragt man sich, was die gewählten deutschen Politiker zu dem Ganzen gesagt haben, man möchte Namen und konkrete Aussagen wissen, genauso wie das, was gewisse Medien geschrieben haben. Idles singen in "War" von den "stone-faced liars", Brody Dalle trug ein "The CIA"- T-Shirt auf der Bühne (natürlich als Kritik), beides mit Recht. Ein aufwühlendes Buch, zur Pflichtlektüre empfohlen.
- Elif Shafak
Ehre
(108)Aktuelle Rezension von: mariameerhabaEs geht um Ehre, zumindest sagt das der Titel. Das Buch beginnt auch richtig interessant, die Schwester holt den Bruder aus dem Gefängnis ab und quartiert den Muttermörder in ihre Wohnung. Muttermörder? Die eigene Mama? Also das war ein Satz, der mich sofort aufhorchen ließ.
Doch sobald ich neugierig bin, macht die Autorin einen Zeitsprung zurück und erzählt von der Oma des Muttermörders, und das verdammt langweilig.
Zuerst wird von der Oma berichtet, die so viele Schwangerschaften hinter sich und nur Pech mit Mädels hatte. Am Ende stirbt sie und dann konzentriert sich die Geschichte auf die Tochter der Oma, der Mama des Mörders, und es ist so, wie ich es nicht erwartet habe: Langweilig.
Jedes kleine Detail wird in die Länge gezogen. Sobald die Autorin endlich schafft, mich für sich zu gewinnen, kommt ein Zeitsprung, ruiniert die Bilder, zieht die Handlung in die Länge und im nächsten Abschnitt wird erzählt, wie die Mutter nach England zieht und damit das nicht zu aufregend wird, erzählt die Autorin von der Schwester der Mutter, der jungfräulichen Hebamme, die beste Hebamme aller Zeit, und da war ich so froh, dass das Buch so dick und schwer war. Damit auf meinem Kopf zu schlagen, war eindeutig schöner, als es zu lesen.
Und die Männer erst: Sie werden weitgehend ignoriert. Der Opa, der Vater, die werden nur am Rande erwähnt, als wären sie nur Penisse, die ihre Aufgabe erledigt und nur noch die Autorin genervt haben, während Oma und Mama so viel Platz bekommen, als hätten die Frauen nach dem Empfängnis des heiligen Spermas nichts mehr mit dem anderen ehelichen Teil zu tun gehabt.
Die Autorin macht nicht einfach einen Bogen um das aktuelle Thema der Geschichte; sie läuft davon weg und erzählt über alles andere und dafür habe ich nicht gezahlt. Das Problem dabei ist, dass sie nicht wirklich einen Spannungsbogen aufbaut oder auch nur schafft, die Figuren irgendwie sympathisch zu machen. Klar, sie bekommen Gesichter, doch gleichzeitig wird so distanziert erzählt, dass mich die Figuren nicht berührt haben. Dann die Szene mit der Namensgebung: Das war so Hardcore-Türkisch, dass Kopfschütteln allein nicht genügt haben.
Das Buch ist so langatmig, so langweilig, als hätte der Verleger sich von der Autorin gewünscht, so viel wie nur möglich zu schreiben ohne viel zu erzählen.
- Elif Shafak
Die vierzig Geheimnisse der Liebe
(80)Aktuelle Rezension von: BernaEin sehr lehrreiches Werk von Elif Shafak.
Ein echter Schmöker. Ich konnte es gar nicht weglegen.
In diesem Werk wird eine Liebesgeschichte aus der Gegenwart mit Lebensereignissen von den Sufis Sems i Tebrizi und Rumi begleitet.
Was ist Liebe? Ist Liebe wichtig, um glücklich zu sein?
Ich möchte nicht zu viel verraten. Meiner Meinung nach mit Abstand einer der besten Romane, die ich gelesen habe. <3
- James Baldwin
Nach der Flut das Feuer
(81)Aktuelle Rezension von: Seitenmusik"Solange wir im Westen der Hautfarbe eine solche Bedeutung beimessen, machen wir es der Masse unmöglich, sich nach irgendwelchen anderen Kriterien zusammenzuschließen. Hautfarbe ist keine menschliche oder persönliche Realität; sie ist eine politische Realität. Das allerdings ist eine so extrem schwierige Differenzierung, dass der Westen es noch nicht geschafft hat, sie vorzunehmen." - Buchzitat (S. 111)
"Nach der Flut das Feuer" von James Baldwin ist ein Buch, das ich spontan entschlossen hab in der Bibliothek einzupacken, nachdem ich es im Regal entdeckt hab. Es war aber auch höchste Zeit, da ich schon in vielen Büchern auf ihn gestoßen bin und er als einer der Ikonen im Kamp gegen Rassismus ist. Baldwin, auch einer der bedeutendsten afroamerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, hat mit diesem Buch ein zeitloses Meisterwerk geschaffen, das Rassismus, schwarze Identität und die Kraft der Versöhnung thematisiert.
Das Buch besteht aus zwei Essays: Einem kurzen, der an Baldwins Neffen James gerichtet ist, und einem längeren, der die tief verwurzelten Probleme der amerikanischen Gesellschaft seziert. Baldwin schreibt mit einer Klarheit und Eindringlichkeit, die kaum zu übertreffen ist. Seine Beobachtungen und Überlegungen sind so aktuell wie vor sechzig Jahren und werfen ein grelles Licht auf die anhaltenden Rassismus-Probleme – nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa. Besonders eindrucksvoll ist, wie Baldwin den kollektiven Schmerz der Schwarzen in Amerika beschreibt. Die Grausamkeiten der Vergangenheit und die fortwährende Unterdrückung treffen tief ins Herz. Doch anstatt Rache oder Wut zu propagieren, sieht Baldwin in Liebe und Versöhnung den einzigen Weg zur Heilung. Seine Worte sind ein eindringlicher Appell an uns alle, uns für eine gerechtere und menschlichere Welt einzusetzen.
"Nach der Flut das Feuer" ist nicht immer leicht zu lesen, aber schwer zu vergessen. Baldwins kraftvolle Sprache und seine unerschütterliche Hoffnung auf Versöhnung und Verbundenheit trotz den vielen negativen Erlebnissen hinterlassen einen bleibenden Eindruck und erwecken Hoffnung. Dieses Buch ist ein eindrucksvolles Zeugnis der menschlichen Würde und ein unverzichtbarer Beitrag zur Diskussion über Rassismus und soziale Gerechtigkeit. Ein Muss für jede:n, die/der sich mit diesen wichtigen Themen auseinandersetzen möchte.
"Wir tragen Verantwortung für das Leben: Es ist das kleine Signalfeuer in der beängstigenden Dunkelheit, aus der wir kommen und in die wir zurückkehren werden. Diese Reise müssen wir so würdevoll wie möglich unter- nehmen, und zwar um derer willen, die nach uns kommen." - Buchzitat (S. 100/101)
- Gerhard Schweizer
Syrien verstehen
(10)Aktuelle Rezension von: yellowdogMan muss hohen Respekt haben, wie gründlich und umfassend der Autor über Syrien, den Menschen dort und der Geschichte des Landes geschrieben hat. Er geht dabei weit zurück, bis ins Mittelalter, schreibt über das Wesen des Islams, Herrscher Syriens wie Saladin und auch über das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Ländern, Libanon, Jordannien oder vergleicht z.b. mit Türkei oder Ägypten.
Wesentlich die Passagen über die Baath-Partei und ihr Vorgehen. Interessant der Abschnitt über die Rechte der Frauen in Syrien, auch im Vergleich zu anderen arabischen Ländern.
Es sollte aber klar herausgestellt werden, dass der Kern des Buches schon von 1998 ist und für die vorliegende Ausgabe überarbeitet und erweitert wurde. So sind die Abschnitte über Syriens Bürgerkrieg, dem Islamischen Staat, der Zerstörung von Weltkulturerbe wie z.B. in Palmyra und den Flüchtligsströmen nach Europa zum Buch hinzugekommen und nehmen nicht unbedingt den Schwerpunkt ein. Das letzte Verstehen der Entwicklung der letzten Jahre bleibt aus. Das kann man aber nicht dem Autor direkt anlasten. Vieles an dem jetzigen Syrienzustand kann man nicht nachvollziehen und zu Recht wundert man sich, warum Bashar al Assad von einem Erneuerer, der den Damaszener Frühling einleitete, Demokratisierung und mehr Frauenrechte versprach, zu einem so schlimmen Diktator und Massenmörder werden konnte.
Gerhard Schweizer hat ein ansprechendes, gut verständliches Buch geschrieben, dass sich in die Reihe über Länder (Iran verstehen, Türkei verstehen, Islam verstehen etc) einfügt. - Thilo Sarrazin
Feindliche Übernahme
(7)Aktuelle Rezension von: Boris_GoroffDer Autor rechnet gnadenlos mit den rückwärtsgewandten und forschungsfeindlichen Strömungen des Islam ab. Jede Aussage dieses Buches ist fundiert und mit einer Quellenangabe belegt. Spannende Fakten und Geschichten zur Geschichte des Islam und dessen Kultur.
- Steffen Kopetzky
Risiko
(70)Aktuelle Rezension von: sofieGleich im Prolog lernen wir den Protagonisten des Romans – Sebastian Stichnote, eigentlich Marinefunker – in der bis dahin vielleicht dunkelsten Stunde seines Lebens kennen. In Afghanistan, auf einer Mordmission. Danach nimmt uns Steffen Kopetzky auf etwas mehr als 700 Seiten mit auf die Reise und nach und nach erfahren wir, wie es dazu kommen konnte. Von Durazzo in Albanien kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs an Bord der BRESLAU bis nach Kabul. Vermeintlich weiß man natürlich schon wie es ausgeht – nicht nur durch den Prolog, sondern auch durch Geschichtswissen. Das Ende des Ersten Weltkrieges kennt man ja. In beiden Fällen weiß der Autor aber zu überraschen.
Mich hat “Risiko” sehr gut unterhalten und mir einen ganz neuen Aspekt des Ersten Weltkrieges nähergebracht, nämlich den deutschen Dschihad, der eine Expedition von Konstantinopel nach Kabul schickte. Der Protagonist Stichnote ist ein vielseitige und spannende Persönlichkeit. Aber auch die weiteren Figuren haben einiges zu bieten. Nur an interessanten Frauenfiguren mangelt es, aber das haben Kriegsromane wohl so an sich.
Ansonsten mangelt es an nichts – es gibt Intrigen und Verrat, Kameradschaft und Freundschaft, Abenteuer und Exotik. Und ganz nebenbei erzählt Kopetzky eine fiktive Geschichte wie das beliebte Brettspiel “Risiko” entstanden sein könnte- zugegebenermaßen musste ich nach dem Lesen erst einmal nachschlagen, ob es nicht vielleicht genau so war.
Für mich war es nicht das erste Buch des Autors und sicher auch nicht das letzte. Mit kleinen Abstrichen vergebe ich vier von fünf Sternen!























