Bücher mit dem Tag "ivo andrić"

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14 Bücher

  1. Cover des Buches Die Brücke über die Drina (ISBN: 9783552057777)
    Ivo Andric

    Die Brücke über die Drina

     (57)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Der Roman des jugoslawischen Schriftstellers Ivo Andrić erschien im Original 1945. Der deutsche Titel ist eine wörtliche Übersetzung des serbischen Originaltitels.  Das Buch ist Teil der sogenannten bosnischen Trilogie, die den Autor weltberühmt machte. Der Titel bezieht sich auf die Mehmed-Paša-Sokolović-Brücke in Višegrad im heutigen Bosnien-Herzegowina. 

    Es handelt sich um einen historischen Roman. Die Handlung beginnt mit der Geschichte vom Bau der Brücke im 16. Jahrhundert aufgrund der Stiftung des damaligen Großwesirs des Osmanischen Reiches, der aus der Gegend stammte. Zwischendurch macht der Autor große Zeitsprünge, so dass sich der Leser immer wieder neu orientieren muss, zumal Andrić mit geschichtlichen Fakten eher sparsam umgeht. Er schreibt aus einer Position des Wissenden und überlässt es dem Leser, ob er die geschichtlichen Fakten und Hintergründe dazu selbst eruieren will. Er beschränkt sich darauf, die Auswirkungen dieser Fakten auf die Schicksale und das Leben der Menschen zu erzählen. Der Roman endet mit dem Beginn des 1. Weltkriegs 1914.

    Wunderbar beschreibt Andrić bestimmte Eigenheiten der Menschen, positive wie negative oder auch einfach harmlos wichtigtuerische wie die Neigung zu rückblickender Übertreibung: „Betrachtet durch den Tabaksrauch oder ein Gläschen milden Raki, änderten, vergrößerten und übertrieben Phantasie und Ferne oft diese Szenen, aber das bemerkte niemand von ihnen, und jeder hätte geschworen, dass sie wirklich so gewesen seien, denn unbewusst hatten sie sich alle an dieser unabsichtlichen Verschönerung beteiligt.“ (Ullstein Tb, 1974, S. 70)  Oder das stille Abrücken von in Ungnade gefallenen Leuten: „Um ihn bildete sich jener Kreis von Einsamkeit und schwerer Stille, der sich immer um einen Menschen, den das Unglück traf, wie um ein krankes Tier bildet.“ (ebd., S. 166)

    Seltsam mutete für mich an, dass als Bezeichnung für alle Fremden, also auch für die Österreicher „Schwaben“ verwendet wird. Ich frage mich, ob das wirklich so war oder ob das ein Kniff des Autors oder des Übersetzers ist. Etwas schwergetan habe ich mich zunächst mit der Sprache, die durchaus anspruchsvoll eben die Sprache von vor 80 Jahren ist. Nach einer Eingewöhnung war das Lesen aber flüssig möglich.

    Auffällig fand ich, wie viele Personen der Autor in seiner Beschreibung mit roten Haaren versah. Rothaarige hätte ich nun auf dem Balkan eher selten vermutet. Am Ende macht der Autor eine spitze Bemerkung über die Deutschen: „Ihr Hauptmann, ein dicker, blonder Mann, der die Hitze schlecht vertrug, schnauzte gerade jetzt den Gendarmeriewachtmeister Danilo Repatz an, wie nur Vorgesetzte im deutschen Heer zu schnauzen vermögen, laut, rücksichtslos und pedantisch.“ (ebd., S.312/313)

    Als Fazit lässt sich festhalten, dass Andrić herausgearbeitet hat, dass die Menschen verschiedener Herkunft und Völker im Grunde alle liebenswerte Geschöpfe sind, denen das aber allzu oft selbst nicht bewusst ist. Als solche können die Menschen, von unbedeutenden Nickeligkeiten zwischen den Volksgruppen abgesehen, im Grunde problemlos zusammenleben. Man merkt dem Buch an, wie sehr Andrić die Menschen der Region mag. Und doch zeigt er dem Leser auch das Damoklesschwert, das ständig über solch zusammengewürfelten Gesellschaften schwebt, dass das labile Gleichgewicht leicht verloren gehen kann und dann das Verkommene und Grausame im Menschen zum Vorschein kommt. Insofern ist sein Buch eine Werbung, ein Appell für die Völkerverständigung. Vier Sterne.

  2. Cover des Buches Buffet Titanic (ISBN: 9783851297577)
  3. Cover des Buches Die verschlossene Tür (ISBN: 9783552052628)
    Ivo Andric

    Die verschlossene Tür

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Samtpfote
    Beschreibung:
    Der weltweite Ruhm des Nobelpreisträgers Ivo Andrić geht zurück auf die beiden großen Chroniken, die er während des Zweiten Weltkriegs schrieb: "Brücke über die Drina" und "Wesire und Konsuln". Weniger bekannt ist, dass Andrić auch kürzere Prosatexte geschrieben hat, die in seiner Gegenwart, in der Ära der beiden Jugoslawien nach 1918 und nach 1945 spielen. Diese nuancierten, abgründigen und unerbittlichen Erzählungen gehören zum Besten, was Andrić geschrieben und was die Prosa des 20. Jahrhunderts zu bieten hat. Die von Karl-Markus Gauß besorgte Auswahl zeigt Andrić als meisterhaften Diagnostiker des modernen Lebens.

    Inhalt:
    Eine Sammlung von verschiedensten Kurzgeschichten des berühmten Schriftstellers Ivo Andrić finden in diesem wunderschönen Band zusammen und werden so zu einem eindrücklichen Ganzen. Von Liebe, Verrat, Betrug und natürlich auch von der Kultur und Geschichte aus seiner Heimat berichtet uns Andrić und lässt uns so an Gebräuchen und Traditionen teilhaben. Seine Erzählungen sind so vielseitig, wie der Autor selber. Berichte, Betrachtungen, Legenden und sogar ein Märchen bereichern diese Sammlung. Ein enttäuschter und aussichtsloser Autor sucht sehr bestimmt und aufdrunglich Rat bei einem Meister seines Faches, ein Gefangener verdurstet langsam im Keller eines Kommandanten, ein Lamm will gegen den Willen seiner Mutter Ballettstunden nehmen, ein Lehrer verliebt sich hoffnungslos in eine Primadonna, ein Paar fährt nichtsahnend in die Ferien und erfährt dort, wie zerbrechlich das Glück sein kann und ein legendärer und folgenschwerer Brief findet seinen enttäuschten Empfänger. Kritisch und sehr genau aber nicht wertend schreibt und beschreibt Andrić was er hört, sieht und erzählt bekommt. In seinen Berichten geht es also auch in sehr provokativer Manier um den viel diskutierten Hass in Bosnien, um die Rolle der Frau in der Gesellschaft und um die verschiedenen Religionen, welche auf engstem Raum zusammen leben und die Konflikte, welche zwangsläufig dabei entstehen. Dabei schreibt er häufig aus der Ich-Perspektive und "versteckt" sich so hinter einem fiktiven Erzähler, welcher diese Geschichten alle erlebt oder erzählt bekommen haben will. Dies führt dazu, dass sich der Leser dem Erzähler direkt gegenüber wähnt und dabei sehr tief in die Geschichte eintauchen kann.

    Meine Meinung:
    Wie der Herausgeber des Buches, Karl-Markus Gauss im Nachwort des Buches erwähnt, soll man, um den Balkan zu verstehen, mit Andrić beginnen und immer wieder zu Andrić zurück kehren. Dies scheint mir ein sehr guter Rat zu sein, verurteilt oder wertet der Autor doch nie direkt. Vielmehr schildert er Ereignisse, wie sie so oder ähnlich hätten stattgefunden haben können und zeigt nur ganz unterschwellig oder in Form einer Provokation den Ansatz einer Meinung zum Thema. Eine tiefe Liebe zu seiner Heimat lässt er aber durchschimmern, was den Erzählungen eine wunderbar persönliche Note verleiht und sie so fassbarer macht. Eine bedrückte Stimmung ist fast allen Geschichten eigen, was darauf hinweist, dass wohl einige der trotzdem fröhlich anmutenden Erzählungen tiefgründiger und düsterer sind, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Leider wurde seine Literatur von oberflächlich denkenden und vorschnell urteilenden Menschen dazu missbraucht, den Jugoslawienkrieg und die teilweise blutige Geschichte des Balkans zu erklären und sogar zu rechtfertigen, dies wäre aber sicher nie im Interesse des Autors gestanden. Ganz im Gegenteil: plädierte er doch Zeit seines Lebens sehr offen und deutlich für den Dialog zwischen den Kulturen und fürgegenseitigen Respekt, und er bezeichnete sich selber auch immer als stolzer Jogoslawe, als Bürger von ganz Jugoslawien.
    Ich kann auch dieses Buch des Autors nur wärmstens empfehlen und auch hier lohnt es sich, ein wenig zu recherchieren und sich in weiterführende Literatur hinein zu lesen.

    Fazit:
    Eine in sich stimmige Auswahl verschiedenster Erzählungen verschmelzen in diesem Buch zu einer Sammlung von hohem literarischen Wert. Für alle Denker und für historisch interessierte Menschen, für Liebhaber von Geschichten und für Freunde von düsteren Stimmungen.
  4. Cover des Buches Sämtliche Erzählungen. Bd. 3. Gesichter (ISBN: B0000BFTHI)
    Ivo Andric

    Sämtliche Erzählungen. Bd. 3. Gesichter

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Hallogen
    Diese Sammlung zeigt, wie sehr sich Andrić im Laufe der Jahre geändert hat, denn diese späten Erzählungen sind ganz anders als sein Frühwerk. Aus dem großen Erzähler historischer Stoffe ist ein beobachtender Schriftsteller geworden, der aus dem Wippen eines Fußes oder der Erinnerung an Gesichter eine Erzählung macht. Er schildert u. a. den Umgang eines einst gefeierten Stars mit dem Altern, einen Stadionbesuch in Italien, den ein Wort ruiniert oder das Verschwinden eines Mannes im Urlaub. Mir sind diese Erzählungen etwas zu beschreibend und ohne Spannung, eben nur Bilder. Nur wenige haben mir gefallen, die dann aber so sehr, dass ich mehr als eine Durchschnittsnote gebe. Herausragend ist z. B. „Djordje Djordjević“, die Erzählung von einem Mann, der sich so sehr darin verrennt, alles vorhersehen zu wollen, dass er zum Kauz wird, oder das bedrückende „Familienbild“. Die bei weitem umfangreichste Erzählung „Häschen“ dreht sich, wie auch andere Erzählungen dieses Bandes, um das Zusammenleben von Mann und Frau, berichtet von einem Mann, der vor der despotischen Frau in die Zurückgezogenheit am Belgrader Save-Ufer flüchtet, und wie dieser Mann reagiert, als seine Frau und ihr Sohn offen mit dem Faschismus sympathisieren. Ein recht mutiges Thema für eine Erzählung aus dem Jahr 1948, und frei von Partisanenpathos. Mein Lieblingsgeschichte ist aber „Holzbündel“, deshalb habe ich sie auch schon mehrfach gelesen. Diese Erzählung von einem Mann, der durch die Stadt zieht, und dessen Leben sich nach und nach entfaltet gehört für mich noch immer zu den besten Novellen, die ich je gelesen habe.
  5. Cover des Buches Keiner zu Hause (ISBN: 9783827007070)
    Dubravka Ugresic

    Keiner zu Hause

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Hallogen
    Leider wird Ugresic in diesem Werk ihrem Ruf nicht gerecht, verrennt sich in merkwürdige Ansichten wie die, dass die Besonderheit der Europäer sei, dass sie immer ihre ganze Geschichte mit sich rumschleppen (was ist z. B. mit den Kreuzzügen bei den Arabern oder Konfuzius u. ä. bei den Chinesen?). Sie vermischt Exilliteratur mit Literatur von Minderheiten, als wären diese dasselbe, dabei besteht ein Unterschied zwischen Menschen, die in verschiedenen Staaten gelebt haben und solchen, die seit ihrer Geburt in einem Staat leben. Auch wenn sie glaubt, dass nationale Literatur verschwinden wird, liegt sie sicher falsch, denn ein Interesse am eigenen Land wird immer bestehen. Das will man sicher nicht nur aus den Augen Fremder sehen. Ob es sinnvoll ist, Europa die „Rolle eines Schiedsrichters der Moral“ abzusprechen, weil die Deutschen den Völkermord an den Juden begingen, muss man auch anzweifeln, denn damit werden die Verbrechen der faschistischen Staaten ganz Europa aufgebürdet. Schließlich verstehe ich nicht, warum sie der EU vorwirft, dass sie Minderheitenschutz von den Beitrittskandidaten einfordert. Etliches scheint einfach nicht zuende gedacht, was für sie eher untypisch ist. So kritisiert sie etwa, dass die Holländer Tulpen und Mühlen so vergöttern. Schließlich seien Tulpen türkisch und Mühlen überall zu finden. Statt sich über eine solche Übernahme von Kulturelementen zu freuen, eine solche (doch recht hohle) Beanstandung. Ansonsten ein tolles Buch mit (teils witzigen) Beobachtungen etwa zum Laufverhalten von zu kleinen und zu großen Menschen, Konzentrationslagertourismus in Europa, Paul Coelho und kultischer Verehrung von Sammlerstücken u. v. m. sowie einer Liebeserklärung an Amsterdam und einer intertextuellen Auseinandersetzung mit dem Ilf/Petrow-Roman „Das Goldene Kalb“. Im New York nach dem 9/11 war sie ebenso unterwegs (und entdeckte Paradoxien wie einen Muslim der Milosevic für die Bekämpfung der Muslime lobt) wie auf der berüchtigten Goli Otok.
  6. Cover des Buches Berichte aus der dunklen Welt (ISBN: 9783458173373)
  7. Cover des Buches Sämtliche Erzählungen. Bd. 2. Im Streit mit der Welt (ISBN: B0000BFTHH)
    Ivo Andric

    Sämtliche Erzählungen. Bd. 2. Im Streit mit der Welt

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Hallogen
    Die titelgebende Erzählung „Im Streit mit der Welt“ berichtet von einem Jungen, der beschließt, ein Ausgestoßener zu werden, und ist recht amüsant. Auch andere Erzählungen haben Kinder als Protagonisten, und entwerfen überzeugende moralische Dilemma. Das sind zumeist kleine Bilder, doch die entwickeln erhebliche Größe, etwa jene Kurzgeschichte von den Jungen, die aus Spaß jüdische Kinder jagen und verprügeln wollen oder die Episode von dem ausgeliehenen Buch. Daneben gibt es eine Erzählung vom ersten Streik Sarajevos und je mehrere aus Gefängniszellen und vom Bauern Vitomir. Gefallen haben mir „Der Ausflug“, eine historische Erzählung aus dem bosnischen Mittelalter, in der ein Wandnagel der Schlüssel zur Vergangenheit ist, und die fast schon einen Aufruf zum Denkmalschutz darstellt, oder auch „Die Leute von Osatica“, eine Erzählung von großspurigen Kleinstädtern. Andere Highlights waren „Der Teppich“, die bewegende Geschichte „Die Geliebte des Veli Pascha“ oder auch das kurze Werk „Olujaci“, dass eine Sippe darstellt. Schwierig zu bewerten, aber doch eher vier als drei Sterne.
  8. Cover des Buches Sommerlicher Nachtrag zu einer winterlichen Reise (ISBN: 9783518408445)
  9. Cover des Buches Das Fräulein (ISBN: 9783518399897)
    Ivo Andric

    Das Fräulein

     (5)
    Aktuelle Rezension von: Samtpfote
    Inhalt:
    Rajka Radaković ist erst fünfzehn Jahre alt, als sie ihren Vater verliert. Zuvor hatte sie zugesehen, wie er verarmt war und nach und nach an Ansehen verloren hatte. Dies würde ihr nie passieren, schwor sie sich und als ihr Vater ihr dann auf seinem Sterbebett das Versprechen abnimmt, immer sparsam, gewissenhaft und streng zu sich und anderen zu sein, nimmt sie seine Worte vielleicht ein bisschen zu ernst. Nach seinem Tod beginnt sie, den Haushalt und immer mehr Geldgeschäfte selber in die Hand zu nehmen. Immer strenger ist sie ihrer Mutter und ihren anderen Verwandten gegenüber. Sie spart eisern an allen Ecken und Enden. Am Tag ihrer Volljährigkeit lässt sie sich ihr Geld von der Versicherungsgesellschaft auszahlen und hat nun die Möglichkeit, mit kleinen und immer grösser werdenden Anlagegeschäften ein Vermögen zu verdienen. Dass sie dabei immer einsamer wird, ist ihr anfänglich nicht so wichtig. Doch nach und nach nagen Zweifel an ihrer strengen Haltung.

    Meine Meinung:
    Dass ich die Bücher von Ivo Andrić eines nach dem anderen verschlinge und dass ich nach der Lektüre dieser kritischen, mit Liebe zu Land und Leuten erzählten und sehr anspruchsvoll geschriebenen Erzählungen immer total begeistert bin, das sollte euch nicht entgangen sein.
    Mit dem Fräulein hingegen hatte ich ein wenig mehr und länger zu kämpfen. Dieses eigentlich nicht so umfangreiche Buch hat mich länger beschäftigt und nicht immer so gut unterhalten, wie ich gedacht hatte. Die Erlebnisse dieser durch den Tod ihres Vaters traumatisierten und dadurch an ein zu ernst genommenes Versprechen gebundene junge Frau sollen zum Nachdenken anregen und tun dies auch. Der Leser begleitet die Protagonistin durch die Zeit der Annexion Bosniens und der Herzegowina, den ersten Weltkrieg und die darauf folgenden Hochs und Tiefs der Wirtschaft und innerhalb der Bevölkerung und nimmt schneller als ihr Umfeld und sie selber wahr, dass aus ihrer Abschottung nur eine Vergrämung resultieren kann.
    Rajkas Umgang mit ihrer Mutter, den weiteren Angehörigen und den Hausangestellten sind herzlos und generell wirkt es so, als wären sämtliche ihrer Gefühle zusammen mit ihrem Vater gestorben. Nur selten nimmt man die Andeutung einer Regung, das leise Aufblitzen und sofortige Verglimmen eines Funken Mitleids oder ein wenig Verständnis für ihre Mitmenschen wahr. Meistens sind ihre Gefühle aber hinter der Maske einer unbarmherzigen alten Frau verborgen, die nur für sich und ihre Million arbeitet. Auch politische Umstürze im Land scheinen sie nur so viel zu kümmern, wie ihre Geschäfte direkt davon betroffen sind und so wundert es auch nicht, dass sie sich stets jener Gesinnung zumindest scheinbar zuwendet, die ihr den grössten Gewinn oder den geringsten Schaden versprechen.
    Der Schreibstil hat mir sehr zugesagt, wieder zeichnen eine gute Beobachtungsgabe und eine genaue Beschreibung die Erzählung aus. Nur wurde mir die ganze Geschichte irgendwann zu langatmig und auch ein wenig vorhersehbar. Immer zäher wurden die Abschnitte, immer länger die Kapitel und ich war dann schliesslich doch froh, als ich das Buch gelesen hatte.
    Ih muss allerdings anmerken, dass mir der zweite Teil des Buches, der in Belgrad spielt, deutlich besser gefallen hat, als der erste Teil. Aber auch dort stellte sich irgendwann wieder der "alte Trott" ein. Vielleicht ist es vom Autor beabsichtigt, auf der Grundproblematik des Geizes zu beharren. Dann ist ihm das gut gelungen. Ansonsten darf man aber wahrscheinlich schon davon sprechen, dass diese Erzählung ein wenig zu gestreckt daher kommt.

    Fazit:
    Auch dieses Buch von Ivo Andrić sit ein erzählerisches Meisterstück, nur stockt die Handlung manchmal ein wenig zu sehr und die Spannung geht verloren.

    Zusätzliche Infos:
    Autor: Ivo Andrić
    Taschenbuche: 284 Seiten
    Sprache: Deutsch
    Originalsprache: Serbokroatisch
    Übersetzt von: Edmund Schneeweis
    ISBN 3-518-39989-6
  10. Cover des Buches Omer-Pascha Latas (ISBN: 9783518398760)
  11. Cover des Buches Der Heimatlose (ISBN: 9783446187580)
    Danilo Kis

    Der Heimatlose

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  12. Cover des Buches Sämtliche Erzählungen. Bd. 1. Der Elefant des Wesirs (ISBN: B0000BFTHG)
    Ivo Andric

    Sämtliche Erzählungen. Bd. 1. Der Elefant des Wesirs

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Hallogen
    Wer Andrićs historische Romane liebt, dem werden auch diese Kurzerzählungen gefallen, denn sie behandeln ähnliche Themen (Bosnien-Herzegowina in der Osmanischen Zeit), bieten ein breites Spektrum an Figuren, vom tragischen Helden bis zu einem Dorf, das passiven Widerstand leistet, vom rückblickenden islamischen Ordensmann bis zur Frau, die aufgrund zurückgewiesener Liebe ein Bordell eröffnet, vom schwer entstellten Tyrannen bis zum lauschenden Kind. Es gibt eine Erzählung zum Brückenbau und eine andere erinnert an eine Räuberpistole. Eine Reihe Erzählungen drehen sich um das Franziskanerkloster Kreševo. Beeindruckend, wie der Autor immer wieder versucht, die Vielfalt der Bewohner darzustellen, und so tauchen auch hier (wie in den Romanen) Muslime und Konvertiten, orthodoxe und katholische Christen, Juden und Zigeuner auf. Diese Sammlung ist ein deutlicher Beleg dafür, was für ein großartiger Erzähler der Nobelpreisträger war. Mal geht es um einen Mann, der seine Wut durch eine Amoktat abreagiert, ein anderes Mal um eine amüsante Begebenheit mit einem Franziskanermönch. Eine Wallfahrt kommt ebenso vor, wie Gespräche oder die Belagerung eines, die Probleme die ein Elefant macht ebenso wie ein Probeessen. Anekdoten stehen neben verschachtelten Erzählkonstrukten. Vielgestaltig und dennoch stets gelungen.
  13. Cover des Buches Der verdammte Hof (ISBN: 9783518223499)
    Ivo Andrić

    Der verdammte Hof

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Samtpfote
    Beschreibung:
    In einer der kunstvollsten und umfangreichsten Erzählungen des bosnischen Nobelpreisträgers Ivo Andrić (1892 - 1975) erinnert sich ein Mönch an die Zeit, die er - von den osmanischen Behörden der Spionage verdächtigt - in Istanbuls berüchtigtem Untersuchungsgefängnis, dem "verdammten Hof", verbracht hat: einer Stadt im kleinen, in der "Schuldige und fälschlich Beschuldigte, Schwachsinnige und Verlorene oder ganz einfach irrtümlich Verhaftete, Menschen aus Istanbul und aus dem ganzen Land", abgeschnitten wie "auf irgeiner Teufelsinsel", festgehalten, malträtiert und in Angst und Schrecken versetzt werden. Besonders beeindruckt den Mönch die Erzählung eines jungen Türken vom Erbfolgekampf zweier Sultanssöhne und wie der Bruderzwist zu einem Mittel der Auseinandersetzung zwischen "Christenheit" und Osmanischem Reich gemacht wurde.

    Inhalt:
    Der Inhalt dieser Erzählung lässt sich nicht so leicht zusammen fassen, weil in diese Erzählung hinein mehrere Erzählungen verschachtelt sind. Als Aussenhandlung haben wir die Geschichte eines jungen Mönches, der dem verstorbenen Bruder Petar nachtrauert und nachsinnt. Dieser hatte Zeit seines Lebens Geschichten erzählt. Eine der Geschichten, hat es dem jungen Mönch sehr angetan und er erzählt sie für den Leser nach. Es geht dabei um Bruder Petar, der in Instanbul unglücklicherweise verhaftet und in ein Untersuchungsgefängnis gebracht worden ist.
    Dieses Gefängnis wurde von allen Gefangenen nur "Der verdammte Hof" genannt. Bruder Petar, als Mönch natürlich nicht leutescheu, erzählte von den Menschen, welche ihm jeden Tag im Gefängnis begegneten.
    Der Jude Chaim war ein aufmerksamer aber fast paranoider Beobachter, welcher überall Verschwörungen roch und seine Theorien jeweils auffällig unauffällig mit Petar teilte und diesem so ebenfalls einige unruhige Minuten bescherte.
    Dann gab es Zaim, der mit seinen meistens erfundenen und übertriebenen Frauengeschichten den ganzen verdammten Hof unterhielt und sich so eine Welt erschuf, wie er sie sich nur träumen konnte. Zaim fand einige Nachahmer und auch Gegner, welche sich durch seine Geschichten gestört fühlten.
    Die auffälligste dieser Personen war Djamil Efendi. Petar fühlte sich mit diesem jungen und intelligenten Mann sofort verbunden. Djamil war äusserst belesen. Als Sohn einer Griechin und eines Türken interessierte er sich für seine und ähnliche Familiengeschichten und wegen einer unglücklichen Liebe hatte er sich komplett in seine Bücherwelt zurückgezogen. Aus seinen Büchern erfuhr er von Dschem, dem Bruder des Sultans Bajezid, welcher den Kampf um den Thron verloren hatte. Dschem wurde darauf von unterschiedlichen Herrschern gefangen gehalten und als Mittel zum Geld erpressen verwendet und starb schliesslich im Exil. Djamil identifizierte sich so stark mit dem unglücklichen Dschem, dass er sich für Dschem zu halten begann und dies konnte an einem Ort wie dem verdammten Hof nicht gut enden. Wie dies alles endete erfuhr Petar dann schliesslich von Chaim, welcher sich einmal mehr in Angelegenheiten gemischt hatte, welche ihn eigentlich nichts angingen. Diesmal aber war sein Wissen von Nutzen, damit Petar erfahren konnte, was mit seinem Freund Djamil geschehen war.

    Meine Meinung:
    Wie ihr vielleicht schon der Zusammenfassung anmerkt, ist diese Erzählung äusserst komplex aufgebaut. Sie liest sich zwar schnell, aber wenn man sie wirklich verstehen will, muss man sich schon ein wenig intensiver mit den Figuren und ihren Geschichten beschäftigen. Ich habe mir bei der Lektüre auch einige Notizen gemacht und musste mehrmals im Buch zurück blättern, um zu verstehen, was genau gerade vor sich ging.
    Natürlich geht es aber auch in dieser Erzählung von Andrić nicht einfach darum, eine spannende Geschichte zu erzählen. Auch hier kann man eine ganz klare kritische Sicht auf gesellschaftliche Zusammenhänge und die Problematik von so vielen Religionen auf kleinem Raum erkennen. Das Gefängnis spiegelt die Gesellschaft und vor allem die eher negativen Seiten der Menschen auf eine ganz klare und brutal ehrliche Art wider. Der Gefängnisdirektor Latif Aga, welcher von allen nur Karadjos gennant wird und selber eine kriminelle Vergangenheit hat, will das Schlechte und Böse im Menschen nun umso drastischer ausrotten und sieht daher in seinem Gefängnis, obwohl es ein Untersuchungsgefängnis ist, nur Schuldige. Er schafft es, jedem ein Geständnis zu entlocken, lässt aber manchmal auch ganz willkürlich gewisse Gefangene frei.
    Dieses Gefängnis steht also für ein in sich geschlossenes und meistens funktionierendes System, welches mit der Wirklichkeit vor der Türe eigentlich nicht viel gemeinsam hat, aber trotzdem Menschen vereint, wie sie eben nur in der Realität vorkommen und was darum zwangsläufig zu Problemen führt.

    Fazit:
    Ein höchst anspruchsvolles Buch, welches sich aber auch einfach als unterhaltsame Geschichte lesen lässt. Viel sinnvoller und spannender ist es jedoch, wenn man versucht, die einzelnen Erzählungen wirklich zu verstehen und sich ausführlich damit befasst.

    Zusätzliche Infos:
    Autor: Ivo Andrić
    Fester Einband: 164 Seiten
    Verlag: Suhrkamp
    Sprache: Deutsch
    Originalsprache: Serbokroatisch
    Übersetzt von: Milo Dor, Reinhard Federmann
    ISBN 978-3-518-22349-9
  14. Cover des Buches Wesire und Konsuln (ISBN: 9783423146470)
    Ivo Andric

    Wesire und Konsuln

     (5)
    Aktuelle Rezension von: Samtpfote
    Beschreibung:
    Der Nobelpreisträger Ivo Andrić beschreibt meisterhaft das seltsame Schicksal seiner bosnischen Heimatstadt Travnik im frühen 19. Jahrhundert, da neben dem türkischen Wesir zwei Konsuln der österreichischen und französischen Grossmächte die Geschicke der Menschen lenken sollen. Mit dieser Chronik liegt zugleich ein überwältigend reichhaltiger Roman wieder vor, der die bis heute nicht zur Ruhe gekommene Region in ihren Ursprüngen deutet.

    Inhalt:
    Die bosnische Stadt Travnik steht im 19. Jahrhundert unter türkischer Herrschaft. Ein Wesir kümmert sich mit Hilfe zweier Konsuln um wirtschaftliche und politische Angelegenheiten der Stadt. Durch jahrelange Zwiste verunsichert und durch das Handeln und Einmischern einiger Fremden misstrauisch geworden, lassen sich die Bürger der Stadt Travnik allerdings nicht gerne fremdbestimmen. So verwundert es nicht, dass die beiden Konsuln aus Österreich und Frankreich nicht gerade freundlich empfangen werden. Im Gegenteil, bespuckt, beschimpft, gejagt und gemieden werden diese beiden Männer, welche mit ihren ganzen Familien und voller Tatendrang nach Bosnien ziehen, um dem Wesir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Die Berichte an das österreichische und das französische Reich fallen darum auch nicht nur immer positiv sondern zum Teil sehr verdrossen und beschwerdenreich aus. Die Melancholie der Stadt und die Sturheit deren Bewohner sowie die fremde Kost und Kultur machen den Konsuln zu schaffen. Auch ihre manchmal intriganten, manchmal übergehorsamen Dolmetscher und die ständige kriegerische Stimmung im Land und Ausland tragen nicht dazu bei, sich heimisch zu fühlen. Und doch versuchen die beiden Konsuln das Leben in Travnik zu geniessen, zu protokollieren, zu verstehen und sich anzupassen und sie werden nach und nach zu einem wichtigen und sogar akzeptierten oder zumindest gedudeten Teil der Gesellschaft. Doch Konstellationen und Machthaber ändern, Ämter werden neu besetzt und Kriege brechen aus, während an anderen Orten Frieden einkehrt. Und so beginnt das ganze Spiel von Vertrauen und Misstrauen, Verachtung, Eingewöhnung und Überheblichkeit von vorne.

    Meine Meinung:
    Die travniker Chronik, wie "Wesire und Konsuln" vom Autor genannt wurde, liest sich insgesamt einfacher als "Die Brücke über die Drina". Es ist jedoch unbestreitbar, dass diese beiden Chroniken irgendwie zusammen gehören und dass es sicher sinnvoll ist, die višegrader Chronik zuerst zu lesen, bevor man sich der travniker Chronik annimmt. So weiss man nämlich schon von einigen historischen Ereignissen, welche für die Politik und die gesamte Entwicklung von Bosnien und umliegenden Ländern wichtig waren und man erfährt nicht zuletzt einiges über die Kultur und die Menschen dieser Länder.

    Es hat mich erstaunt, wie leicht sich "Wesire und Konsuln" liest und wie unterhaltsam, witzig und ironisch der Erzählstil ausgefallen ist. Dies liegt sicher daran, dass Andrić sich bewusst den verschiedenen Klischees und Rollenbildern annimmt und diese gezielt überspitzt und mit einem zwinkernden Auge hinterfragt. So überwiegen nicht etwa die negativen Gefühle, sondern vielmehr eine kontrolliert ausgelebte und auch sehr genossene Melancholie, die den Bosniern eigen ist und sich natürlich sehr stark und bis an die Grenze des nicht mehr ernst zu Nehmenden auf die ausländischen Gäste überträgt und deren Handeln und Denken beeinflusst.

    Auch in dieser Chronik finden sich liebevoll ausgearbeitete Charaktere von den Haupt- bis hin zu den Nebenfiguren. Nicht zu unterschätzen sind dabei die komplex und feinfühlig gewebten undurchsichtigen Personen, welche vor allem im Hintergrund agieren. Diese lassen sich durch die ganze Erzählung nicht so richtig einschätzen, tragen aber einiges zum Gelingen und Misslingen verschiedenster Situationen bei und nehmen so eine Schlüsselrolle ein ohne sich aufzudrängen.

    Einmal mehr muss und will ich euch ein Buch von Ivo Andrić empfehlen, weil es einfach überzeugt und dies in jeglicher Hinsicht. Auf literarisch höchstem Niveau wird eine komplexe Handlung mit viel Witz und Ironie gespickt und mit einem liebevoll-nüchternen Schreibstil erzählt.

    Fazit:
    Ein weiteres Buch von Ivo Andrić, welches ich allen historisch interessierten und hinterfragenden Menschen mit einem Faible für gehaltvolle und treffende Worte ans Herz lege.

    Zusätzliche Infos:
    Autor: Ivo Andrić
    Fester Einband: 572 Seiten 
    Verlag: Zsolnay
    Sprache: Deutsch
    ISBN  978-3-552-04813-3
  15. Zeige:
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