Bücher mit dem Tag "iwf"

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18 Bücher

  1. Cover des Buches Weltmacht IWF (ISBN: 9783828833296)
    Ernst Wolff

    Weltmacht IWF

     (7)
    Aktuelle Rezension von: kvel

    "... alles im Namen der Stabilisierung des Finanzsystems."
    (Auszug aus dem Klappentext)


    Sachbuch über die tatsächliche Rolle und Einflussnahme des IWF im globalen System der politischen Regierungen und der Finanzaristokratie.

    Als der "Kreditgeber der letzten Instanz" hat der IWF eine international konkurrenzlose Position.


    Sehr gut fand ich beispielsweise die Beschreibung der Zusammenhänge, dass in den sechziger Jahren viele afrikanische Staaten weg von der Ausbeutung durch den Kolonialismus in die Unabhängigkeit strebten; da die afrikanischen Regierungen dafür jedoch Geld benötigten, diese Länder für kommerzielle Banken jedoch zu wenig Sicherheiten boten dafür aber der IWF sich als Gläubiger anbot; so gerieten diese Staaten in ein neues Netz von Abhängigkeit; Voraussetzung für die Gewährung eines Kredites war die Mitgliedschaft des Staates im IWF. Das wahre Machtverhältnis zeigen jedoch die Zahlen: 1969 betrug der Anteil der afrikanischen Staaten an der Gesamtorganisation über einem Drittel - ihr Stimmrecht betrug jedoch nur fünf Prozent. Der IWF knüpfte seine Kreditvergaben an Bedingungen und legte den Staaten sog. Strukturanpassungsprogramme auf (z.B. Abbau von Importbeschränkungen, Ausrichtung der Wirtschaft auf einzelne, gut zu vermarktenden Exportgüter, Beseitigung von Restriktionen von ausländischen Investitionen, Verkauf von Staatsbetrieben und Staatseigentum und die Erteilung von Rechtsgarantien für privates Unternehmertum); diese Punkte hören sich auf den ersten Blick vielleicht "vernünftig" an, führten die betroffenen Staaten jedoch in eine wirtschaftliche Abwärtsspirale und in immer weitere Abhängigkeiten.


    Es gäbe noch so viele interessante Punkte aus dem Buch zu berichten; bspw. über die Rolle Nelson Mandelas und die Geheimverhandlungen mit dem Apartheitsregime und über das Fädenziehen von Horst Köhler als geschäftsführender Direktor des IWF.


    Das Buch zeigt u.a. auf, dass Politiker und Medien gemeinsam lügen (George Orwell lässt grüßen - Stichwort: "Wahrheitsministerium").


    Warum sich nichts ändern wird und warum alle Maßnahmen nicht zu einer Verbesserung führen werden: darauf gibt das Buch Antworten.


    Fazit: Lesen, denn das Buch bietet wirklich viele sehr interessante Aspekte.


  2. Cover des Buches Mordshunger (ISBN: 9783864890789)
    Jean Feyder

    Mordshunger

     (3)
    Aktuelle Rezension von: savanna
    Zu diesem Buch sollte man sich besser keine Knabbereien zurechtlegen, denn sie werden einem im Halse stecken bleiben. Die sehr komplexen und weltumspannenden Themen Hunger und Unterernährung stehen im Mittelpunkt der Neuerscheinung „Mordshunger. Wer profitiert vom Elend der armen Länder?“. In Form eines populärwissenschaftlichen Fachbuches widmet sich der luxemburgische Autor Jean Feyder einer Fülle brisanter Aspekte rund um die weltweite Ernährungssicherheit. Als ständiger Vertreter Luxemburgs bei der Welthandelsorganisation (WTO) in Genf und als Vorsitzender des Komitees für die am wenigsten entwickelten Länder der Welt sind ihm die Ausmaße des weltweiten Hungers leider nur zu gut bekannt. Als Aufhänger für sein hochaktuelles Buch nutzt Feyder die sogenannten Millenniums-Entwicklungsziele, an Hand derer die Anzahl der Hungernden und Unterernährten bis zum Jahr 2015 um die Hälfte reduziert werden sollen. Die Tendenz bis heute zeigt jedoch, dass der Hunger in der Welt tatsächlich leider sogar noch zugenommen hat. Die Finanzkrise der vergangenen Jahre hat in mehreren Regionen der Welt eine Ernährungskrise nach sich gezogen, die auch mit den Massen internationaler Hilfsgüter kaum abzumildern ist. Die Effektivität und Zukunft der internationale Entwicklungszusammenarbeit wird von Feyder ebenso kritisch unter die Lupe genommen, wie eine ganze Reihe internationaler Akteure, die im Zusammenhang mit dem weltweiten Hungerproblem überhaupt irgendetwas ausrichten könnten. Um zu verhindern, dass täglich (!) rund 25.000 Menschen an den Folgen von Hunger und Unterernährung sterben, sind zweifellos gewaltige politische Anstrengungen nötig. „Mordshunger“ bringt dem Leser unerbittlich ein herrschendes Problem globalen Ausmaßes nahe, welches man in seinem typischen Alltag mit gut gefülltem Kühlschrank nur allzu gern verdrängt. Das Themenfeld 'Hunger' an sich ist schon schwere Kost für einen Leser, der wahrscheinlich in seinem ganzen Leben noch nie Hunger gelitten hat. Hinzu kommt, dass Feyder die Hintergründe des Hungerproblems mit einer Reihe von Zahlen belegt, die dem Buch den Charakter von Fachliteratur verleihen. Die Fülle an aktuellen Fakten und die Verbitterung über herrschende Ungerechtigkeiten verlangt vom Leser über alle Kapitel hinweg vollste Aufmerksamkeit. Dennoch lohnt die Lektüre sehr: Die Gründe und Lösungswege zum Thema Hunger sind wahrscheinlich in keiner anderen Form derzeit so prägnant und hochaktuell zusammen gestellt worden.
  3. Cover des Buches Super-hubs (ISBN: 9783898799591)
    Sandra Navidi

    Super-hubs

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Dr_M

    Im Klappentext kann man lesen, dass Sandra Navidi einst als "Research Director" beim "Starökonomen" Nouriel Roubini arbeitete. Davor war sie Investmentbankerin und Anwältin in diesem Bereich. Inzwischen betreibt sie eine Unternehmensberatung. Die Autorin gehört also zum Umfeld der selbsternannten Finanz-"Industrie". Diese Branche stellt außer immer mehr Geld nichts her, besitzt aber gegenüber der tatsächlich einen Mehrwert erzeugenden Industrie eine herausgehobene Sonderstellung, die das ganze Wirtschaftssystem inzwischen als Geisel genommen hat statt ihm zu dienen: Fabriziert das Finanzsystem eine Krise seiner selbst, dann bricht das ganze Wirtschaftssystem zusammen.

    Doch davon ist in diesem Buch keine Rede. Vielmehr geht es ausschließlich darum, gewissen herausgehobenen Leuten des Geldadels einen Text zu widmen, der sie und ihre Netzwerke angeblich beleuchten will, dies aber in Wirklichkeit überhaupt nicht leistet. Vermutlich müsste Frau Navidi dazu auch gewaltig über ihren Schatten springen, was ihr aber nicht einmal entfernt in den Sinn kommt. Deshalb muss man sich nicht wundern, wenn man kaum ein kritisches Wort in diesem Text finden wird. Vielmehr stellt sich bald das Gefühl ein, eine Art kritikfreier Anbetungslektüre zu lesen.

    Navidi berichtet in ihrem Text von einem Besuch bei JPMorgan-Boss Jamie Dimon. Darüber erfährt man Folgendes: "Es gab viel zu lachen, aber die Unterhaltung war nicht sonderlich tiefgründig und wir gewannen auch keine neuen Erkenntnisse." Genau so kann man auch den Inhalt dieses Buches kurz und treffend beschreiben. Mehr noch: Diese Stelle ist auch typisch für den ganzen Text, weil sie demonstriert, wie die Autorin Belanglosigkeiten aufbläst. 

    Versprochen wird dem Leser ein Blick hinter die Kulissen. Die Kulissen bestehen bei Navidi aus Besuchen des Weltwirtschaftsforums in Davos und zahlreichen Empfängen und anderen Veranstaltungen, bei denen sich die "Finanzelite und ihre Netzwerke" treffen. Wer unbedingt wissen will, wer da alles auftritt, wie sich solche Treffen aus relativer Nähe gesehen so anfühlen, was es so zu essen und zu trinken gibt und natürlich mit wem Frau Navidi oberflächliche Gespräche führte, der kann sich dieses Buch durchaus zu Gemüte führen. Übrigens hat Frau Navidi bei einer solchen Gelegenheit auch einmal zwei sinnfreie Sätze mit Herrn Putin gewechselt, was ihr eine Seite ihres Buches wert ist. Selbstverständlich erhält man auch einige Informationen über die Paläste, in denen diese Super Hubs ihr bescheidenes Leben fristen.

    Dass eine Geburtstagsfeier eines dieser Herren viele Millionen kostet, will man vielleicht gar nicht wissen. Wenn die Autorin aber kurz nach dieser Mitteilung von der sozialen Kompetenz des Geburtstagskindes schwärmt, dann ist man bei ihrem etwas sonderbaren Humor angelangt, von dem sie aber wahrscheinlich selbst noch nichts weiß. Man findet ihn an vielen Stellen. Etwa wenn Navidi die Rolle von Zentralbanken erläutert und dabei (aus welchen Gründen auch immer) völlig deren auslösende Rolle bei allen Wirtschaftskrisen der letzten hundert Jahre verdrängt. Immerhin weiß das wenigstens ihr ehemaliger Chef ganz anders einzuschätzen.

    Das ganze Buch ist eine einzige Lobpreisung auf das Bankensystem in all seinen Ausprägungen. Um zu erwarten, dass die Autorin aufklärt, "wie die Finanzelite und ihre Netzwerke die Welt regieren", muss man schon recht naiv sein. Erstens ist Navidi keine insiderin. Somit liegen diese Dinge schlicht nicht in ihrer Reichweite. Und zweitens würde es diese Elite wohl kaum zulassen, dass irgendwelche wichtigen Interna in einem Buch für ein paar Dollar das Licht der Weltöffentlichkeit erblicken.

    Es lohnt sich auch nicht, hier die Definition von Super Hubs wiederzugeben. Es reicht schon, wenn man mit George Soros einen dieser Vertreter beim Namen nennt. Die Autorin hält ihn doch allen Ernstes für einen Wohltäter. Soros besitzt in der Tat nicht nur Netzwerke im Finanzsystem, sondern er mischt auch kräftig im In- und Ausland in der Politik und bei (nennen wir es freundlich) gesellschaftlichen Umbrüchen mit. Sein Open Society Institute ist in über 100 Ländern vertreten. Andere Autoren berichten, dass Soros damit "Oppositions- und Menschenrechtsbewegungen" aus dem Boden stampft, aber gleichzeitig den Eindruck erwecken will, dass es sich dabei um sogenannte Graswurzelbewegungen handelt. Seine "gemeinnützigen" (so die Autorin) Organisationen verschaffen ihm nicht nur Informationen, sondern auch einen direkten oder indirekten Zugang zu Entscheidungsträgern, den er selbstverständlich niemals bei seinen Investmententscheidungen nutzen würde. Über Soros gibt es eine Reihe von Büchern. Das, was man in Navidis Buch über ihn lesen kann, ist wohl mit Abstand das Oberflächlichste, was je über diesen Mann geschrieben wurde.

    Wenn die Autorin tatsächlich vorgehabt hätte, den Einfluss von ihren Super Hubs auf das Weltgeschehen zu beleuchten, dann wäre also gerade Soros ein perfekter Ansatzpunkt gewesen. Doch auf diesen Weg begibt sie sich nicht. Die Strafe für wirkliche Enthüllungen wäre vermutlich eine Verbannung aus den Zirkeln, in denen sie ihr Geld verdient. Also reduziert sie ihre "Enthüllungen" auf die Beschreibung einiger dieser Super Hubs, ihren Werdegang und ihr Auftreten bei irgendwelchen Anlässen mit der ihr eigenen Oberflächlichkeit und einem sehr amerikanischen Hang zur Glorifizierung. Keine Spur von Tiefgang, keine wirklich kritischen Betrachtungen.

    Natürlich existieren auch in der Finanzwelt wie überall Netzwerke. Wer hätte denn daran je gezweifelt. Und selbstverständlich halten bestimmte Figuren viele Fäden in der Hand. Das ist banal. Navidi versucht daraus eine Theorie zu machen. Doch für wen sollte dies nützlich sein? Für den Leser sicher nicht. Und die Netzwerker im Finanzsystem können mit Sicherheit gut auf Navidis Buch verzichten. Wenn man blauäugig genug ist oder sich mit den Dingen noch nie tiefgründiger befasst hat, mag man vielleicht glauben, man hätte irgendetwas darüber erfahren, wie die Prozesse in der Hochfinanz organisiert werden.

    Kurz gesagt: Das Buch ist im Grunde völlig belanglos, weil es nichts wirklich Wesentliches ans Licht bringt, diese Leere aber geschickt tarnt. Man muss entweder ziemlich blind sein oder gewisse Absichten hegen, um ein solch wohlmeinendes Buch über Leute zu schreiben, die (sofern sie Banker sind) die Allgemeinheit so geschickt bestehlen, dass die meisten Leute das noch nicht einmal bemerken.

    Worin besteht nun aber der merkwürdige Überraschungs- oder Aha-Effekt, den dieses im Grunde nichtssagende Buch offenbar bei vielen Lesern erzeugt? Irgendwo hat man beigebracht bekommen, wie gewisse Systeme (in der Theorie) funktionieren sollten. Sowie aber Menschen im Spiel sind, laufen die Dinge gewöhnlich ganz anders als in der Theorie, die wie selbstverständlich auch immer Menschen voraussetzt "wie sie sein sollten". Das ist in der Tat etwas verstörend, wenn man ans Ideale glaubt. Bücher wie dieses geben vor, diese Erkenntnislücke zwischen Theorie und Realität füllen zu können. In diesem Fall suggerieren sie den Lesern so etwas wie das endgültige Verständnis des Finanzsystems. In Wirklichkeit schaffen sie jedoch nur ein neues Bühnenbild für ein ziemlich merkwürdiges Heldenepos. Was tatsächlich hinter dieser Kulisse gespielt wird, bleibt nach wie vor im Dunklen. Und das ist gewollt.


  4. Cover des Buches Die Plünderung der Welt (ISBN: 9783898798532)
    Dr. Michael Maier

    Die Plünderung der Welt

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Dr_M
    Dieses Zitat stammt aus dem 10. Kapitel dieses Buches. Dort untersucht der Autor, was passieren würde, wenn jeder in seinem Keller eine legale Gelddruckmaschine hätte. Und dabei kommt er mit der gnadenlosen Logik menschlichen Verhaltens zu dem eindeutigen Schluss, dass die Gesellschaft in kurzer Zeit zerfallen und ein fürchterliches Chaos ausbrechen würde. In den bedeutenden Industriestaaten wird derzeit aber Geld in Massen in Umlauf gebracht, zwar nicht illegal von den Bewohnern, sondern völlig legal von den Zentralbanken. Leider spricht einiges dafür, dass dieser Irrsinn zu ähnlichen Resultaten führen wird. Nun könnte man glauben, dass dies im Buch ebenso plastisch erklärt wird, wie das am Beispiel privater Geldherstellung geschehen ist. Aber das passiert leider nicht.

    Mein Eindruck von diesem Text ist recht zwiespältig. Auf der einen Seite spricht der Autor viel Wahres aus. Aber andererseits bleibt er dabei fast immer merkwürdig unpräzise, obwohl er doch eigentlich über die theoretischen Hintergründe bestens Bescheid weiß. Unpräzise ist leider auch seine Sprache. So nennt Maier das durch die Zentralbanken neu erzeugte Geld "Falschgeld". Doch dieser Begriff ist eindeutig besetzt und trifft hier nicht zu. Er erzählt seinen Lesern auch, dass die Staaten Geld drucken. Das stimmt so nicht, wie er später selbst erklärt. Dann wieder wird der Inhalt wenigstens eines Buches so wiedergegeben, dass man einen völlig falschen Eindruck von seinem Inhalt bekommen muss ("Des Bankers neue Kleider"). Es gibt noch zahlreiche andere Stellen, an denen man sich fragen kann, ob hier die Sachlage wirklich adäquat beschrieben wurde.

    Wie soll man einen Text rezensieren, dessen Inhalt man weitestgehend für richtig hält, von dem man aber den Eindruck hat, dass der rote Faden oft fehlt, die Gedankenführung sprunghaft und diffus ist und dass ökonomisches Argumentieren zu oft durch Beispiele und Polemik verdrängt wird, man aber dennoch Sympathie für den Autor und sein Buch empfindet, weil er in seiner Grundaussage völlig recht hat?

    Der ökonomische Inhalt dieses Werkes lässt sich ganz kurz beschreiben. Wenn ohne Warendeckung die Papiergeldmenge erhöht wird, haben immer diejenigen den größten Vorteil, die dieses Geld zuerst in die Hände bekommen. Denn sie können mit neuem Geld noch zu alten Preisen kaufen. Je weiter dieses Geld in die Gesellschaft vordringt, desto nachteiliger wird seine Wirkung für die Empfänger. Am Ende kann bei exzessiver Geldmengenerweiterung eine Hyperinflation der Preise stehen, die die Letzten in der Kette völlig verarmen lässt. Da das neue Geld im Augenblick im Finanzsektor kreiselt, wird der extrem geringe Anteil der Superreichen an der Weltbevölkerung noch reicher, während der Rest immer ärmer wird. Da Geld in diesem System immer aus Schuld entsteht, werden am Ende die Schulden eingelöst werden müssen, wenn das Schneeballsystem zusammenbricht. Das Geld wird von den Konten derjenigen verschwinden, die es haben und sich nicht wehren können. Das war schon immer in der Vergangenheit so. Und das wird auch diesmal nicht anders sein. Zypern lieferte bereits die Blaupause.

    Der Autor versucht nun dieses ökonomische Gerüst mit den verschiedensten Geschichten, Sachverhalten und mit reichlich Emotionen aufzufüllen. Wer sich gerne aufregt, wird seine helle Freude an diesem Buch haben. Bereits die Sprache gibt darauf Hinweise. Maier liebt es, einen ganzen Absatz mit nur einem Satz zu füllen. Dann folgt ein weiterer solcher Absatz. Das bringt Theatralik, giert nach Aufmerksamkeit und heizt die Stimmung auf.

    Ein Physiker soll in seiner Doktorarbeit an der ETH Zürich ausgerechnet haben, dass 0,123 Prozent der Weltbevölkerung 80 Prozent vom Reichtum dieser Welt besitzen, berichtet Maier. Wie genau das nun gemeint ist, ist mir ehrlich gesagt nicht ganz deutlich geworden. Ich vermute auch mal, dass die ETH keine Doktortitel für Rechenaufgaben vergibt. Vielmehr wird der Doktorand wohl eine Methode entwickelt haben, wie man so etwas aus Netzwerkverbindungen der verschiedensten Arten schätzen (!) kann. Aber Genaues teilt Maier leider nicht mit. Das hält ihn jedoch auch nicht davon ab, eine für Kenner triviale mathematische Formel aus dieser Dissertation riesig vergrößert und ohne Erklärungen in sein Buch aufzunehmen. Seht her wie genial! Das ist genau so albern wie seine gelegentlichen Kurzabsätze.

    Jedenfalls reitet Maier anschließend auf diesen 0,123 und den 80 Prozent herum, um uns immer wieder zu zeigen, wie ungerecht es in der Welt zu geht. Dabei hat er ohne Zweifel recht, und er wird sicher ein Publikum finden, dass sich mit ihm aufregt. Ändern wird das alles jedoch nichts. Da er Baader gelesen hat und auch offenbar die Grundlagen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie kennt und mit deren Sichtweise ständig arbeitet, verwundert dann am Ende seine seltsame Inkonsequenz. Er hätte doch wissen müssen, dass jedes staatliche Zwangsgeldsystem immer wieder zu diesen Exzessen, die er so anprangert, führen wird. Er selbst bringt auch historische Vergleiche, etwa denn von Griechenland jetzt und Deutschland nach 1918.

    Nur wenn man dem Staat das Monopol über unser Geld wegnimmt, besteht eine Hoffnung, aus dem ewigen Blasen- und Crash-Kreislauf auszubrechen. Doch so weit vermag Maier dann doch nicht zu gehen.

    Alles in allem ist dieses Buch ein echter Aufreger, wenn man dazu Lust hat. Sein eigentlicher Inhalt ist allerdings recht schmal, auch wenn es äußerlich ganz anders aussieht. Mit der Bewertung tue ich mich schwer. Ein Stern davon ist ein Sympathie-Bonus.
  5. Cover des Buches Der Nebel um das Geld (ISBN: 9783731610854)
    Bernd Senf

    Der Nebel um das Geld

     (5)
    Aktuelle Rezension von: Admiral
    Bernd Senf, ein bekannter Avantgardist in punto notwendige Systemänderung, erklärt in diesem außergewöhnlichen Buch die Funktionsweise des heutige allzu alltäglichen "Geldes", dessen Vorteile und dessen Veränderungen, die es bis heutige durchmachen musste und die massiven Krisenrisiken, die in diesen Verändeurngen stecken, besonders im Konzept der Zinsen und Zineszinsen. Bernd Senf fängt in seinem Buch bei 0 an. Er erklärt wie Volkswirtschaften funktionieren, wie internationaler Handel funktioniert. Er erklärt flexible und stabile Wechselkurse. Anfangs allerdings mit Gold als Geld. Dann die Veränderung des Tauschmittels zu Münzen, dann zu Geldscheinen, dann zu Schecks und letztendlich zu Kontoüberweisungen, also fiktivem Geld. Sehr ausführlich beschreibt er Vor- und Nachteile der Goldabdeckung und die extreme weltweite Eskalation im Finanzbereich nach der Abschaffung der Goldabdeckung. Und die folgenschwere, daraus resultierende Geldschöpfung von Geld, das es eigentlich nicht gibt und nicht geben darf/kann. Besonderen Wert legt er darauf, dass der Leser erkennt, was für riesige Schwierigkeiten der Zins als Umlaufsicherung birgt und was auf uns zukommt, wenn das nicht geändert wird. Eine sehr nüchterne, ernüchternde, erschreckende, aber auch teilweise nachvollziehbare Analyse der Ursachen heutigen finanzieller Schwierigkeiten, der Geldkonzentration in den Händen Weniger und Öffnung der Schere Arm-Reich. Teilweise nachvollziehbar ? Allerdings ! Bernd Senf bringt selbst dem unwissendsten Leser Schritt für Schritt das Verstehen des Systems und der Materie bei. Und das mit unsagbarem Erfolg. Doch obwohl das Buch, aufgebaut wie ein Lehrbuch, viel Licht ins Dunkel bringt, bleibt auch vieles weiterhin unverständlich. Was wiederum jedoch verständlich ist. Der Leser, der slebst erkennt wie anspruchsvoll diese Thematik ist, wird selbst stolz auf sich sein, was er alles im Nachhinein verstanden hat und ebenso verstehen, dass er nicht alles verstanden hat. und kein Unbehagen darüber verspüren, sondern ermuntert sein sich mehr damit auseinander zu setzen, weil er verstehen wird, wie sehr das alles ihn persönlich betrifft. Äußerst konfus ? Allerdings ! Doch nur eine Lektüre dieses Buches bringt Verständnis. Vorallem für Leser, die sich um die zukunft sorgen (und das zu Recht !)
  6. Cover des Buches BlackRock (ISBN: 9783593512723)
    Heike Buchter

    BlackRock

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Dr_M
    Schon wenn man die Texte auf dem Schutzumschlag liest, kommt man je nach Gemütslage ins Schwitzen vor Angst, in künstlich geschürte Empörung oder ins Lachen. Heike Buchter hat sich auf die Fährte von BlackRock gesetzt und bringt endlich Licht ins Dunkle. Deutschlands wichtigste Unternehmen gehören längst zu BlackRocks Reich, liest man dort. Ach du Schreck, denkt man plötzlich. Man hat uns verkauft und keiner hat's gemerkt. Manchmal lohnt es sich bei so viel Angst und Schrecken das Buch besser von hinten anzufangen. Dort nämlich findet man eine Grafik, die die tatsächlichen Anteile von BlackRock an deutschen Unternehmen vornehmlich aus der Dax-Familie illustriert. Sie liegt im Durchschnitt wohl bei 5%, aber niemals über 10%. Und das dürfte wohl damit zu tun haben, dass BlackRock den Dax nachbildet und als ETF verkauft. So viel zu der Behauptung, diese Unternehmen gehörten zum Reich dieses Vermögensverwalters.

    Das Buch beginnt ähnlich und malt zunächst irgendeine dumpfe Gefahr an die Wand, die hier nicht näher erläutert wird. Aber die schiere Größe von BlackRock, die Unmenge des verwalteten Vermögens soll wohl ein gewisses Unwohlsein erzeugen. Was tatsächlich an dieser vermeintlichen Bedrohung dran ist, erklärt die Autorin erst viel später. Bis dahin muss man sich durch einen Text lesen, der eine Story erzählen will. Manchmal fragt man sich schon, wo eigentlich der rote Faden geblieben ist, wenn man sich mit all diesen vielen Informationen auseinandersetzen muss, die nur beiläufig mit dem Konzern zu tun haben, aber irgendwie mehr oder weniger weitläufig zu dessen Geschichte gehören und sicher nicht uninteressant sind. Aber sie erklären die diffuse Gefahr nicht, die von der Autorin anfangs beschworen wurde.

    BlackRock-Boss Larry Fink gehörte zu den Erfindern der Kreditverbriefungen, also jener Vermanschungen von Klein- und Großkrediten zu einem handelbaren Wertpapier, die erst die Immobilienkrise in den USA befeuert und schließlich zu einer weltweiten Finanzkrise führten, weil am Ende keiner mehr durchblickte, was er da eigentlich im Portfolio hatte. Wenn also einer etwas von diesem Zeug versteht, dann ist es Larry Fink. Und immer, wenn guter Rat teuer ist, holt man die Experten von BlackRock zur Analyse des Mülls, die sich insbesondere staatliche oder staatsnahe Banken haben andrehen lassen. Dabei kommt es zu erheblichen Interessenskonflikten bei BlackRock. Auf der einen Seite liefern sie Analysen von Wertpapieren und auf der anderen Seite kaufen sie diese Papiere von denen, für die sie die Analyse erstellt haben. Im Buch wird das ausführlich erläutert.

    Immerhin versteht man auf diese Weise, dass es niemals zu einer tatsächlichen Regulierung der Finanzmärkte kommen wird. Es fehlt den staatlichen Behörden schlicht an Personal und an Wissen, um das leisten zu können. Neu ist das nicht. Schließlich hätte es die letzte Finanzkrise nicht gegeben, wenn es anders gewesen wäre. Die behördlichen Regulierer würden im Dunkeln noch nicht einmal ihren Hintern finden, kommentierte einst ein Insider der Wall Street. Doch diese Tatsache alleine rechtfertigt noch nicht die von der Autorin wortreich beschriebene dunkle Bedrohung durch BlackRock.

    Worum es dabei wirklich geht, macht sie erst im letzten Drittel des Buches klar: Zum einen nämlich würde BlackRock als mächtiger Anbieter von ETFs krisenhafte Entwicklungen an den Finanzmärkten beschleunigen. Das ist in der Tat ein Risiko. Je mehr ETFs gehandelt werden, umso mehr Kleinanleger drängen in die breiten Märkte. Insbesondere bei fallenden Kursen würden dann massiv Fondanteile zurückgegeben, was wiederum zum Verkauf der Index-Aktien führen würde. Außerdem entsteht bereits beim Versuch der Nachbildung von Indizes eine höhere Volatilität. Auch das wird ausführlicher im Buch erläutert. Gibt man ETFs für enge Märkte aus, dann verschärft sich die Situation zusätzlich, weil die Käufer im Ernstfall fehlen würden. Die Autorin spekuliert in diesem Zusammenhang auch über den sogenannten Flash-Crash. Man wird wohl nie erfahren, wer letztlich dafür verantwortlich war. Ihre Variante wird bisher nicht durch Tatsachen unterlegt.

    Schließlich bestehe mit BlackRock eine weitere Gefahr, nämlich die Entfremdung der Eigentümer vom Eigentum. Das ist tatsächlich ein erhebliches Risiko: "Das Problem der wachsenden Dominanz der Vermögensverwalter ist nicht, dass sie Unternehmen in eine bestimmte Richtung lenken. Zumindest ist es nicht das größte Problem. Das zunehmende Problem ist, dass sie sich nicht wirklich für das Schicksal der meisten Unternehmen in ihren Portfolios interessieren." Damit wird die Sache genau auf den Punkt gebracht. Glücklicherweise machen die börsennotierten Unternehmen nicht den größten Teil der deutschen Wirtschaft aus. Denn wo immer auch die angelsächsischen Geld-Oligarchien ihre gierigen Finger hineinstecken, kann man Unheil erwarten.

    Auf einen wesentlichen Aspekt bei dieser ganzen Geschichte geht die Autorin (wenn überhaupt) nur am Rande ein. Wo kommt eigentlich das ganze Geld her, das solche Vermögensverwalter anlegen müssen? Es stammt unter anderem aus den von den Notenbanken veranstalteten Geldschwemmen, die ihr System angeblich retten sollen.

    Wenn dieses Buch eines deutlich werden lässt, dann, dass die Systemkrise bei weitem nicht vorbei ist, dass es unmöglich sein wird, die Finanzmärkte gegen den Willen solcher Giganten wie BlackRock zu regulieren und dass neue systemische Risiken entstanden sind. Allerdings muss man sich zu diesen Erkenntnissen erst einmal durchkämpfen, denn der Text ist einfach zu weitschweifig und zu zerfasert, weil er verschleiern muss, dass die Autorin nicht sehr viel über BlackRock weiß. Auf der anderen Seite sind die ganzen Abschweifungen auch gelegentlich sehr informativ, selbst wenn sie vom eigentlichen Thema ablenken.
  7. Cover des Buches Was Sie nicht wissen sollen! (ISBN: 9783938656136)
    Michael Morris

    Was Sie nicht wissen sollen!

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Dubhe
    Was steckt hinter dem anscheinenden Chaos der Wirtschaft? Was hat es mit dem Silber- und Goldmarkt auf sich? Wem gehört unsere westliche Welt? Kann sie überhaupt jemanden gehören? Wollen die Reichen wirklich, dass die Weltbevölkerung veringert wird? Wäre eine weltweite Währung vorstellbar? Oder was ist mit einer Weltregierung? Diese und noch mehr Fragen werden in dem Buch beantwortet. . Der Anfang des Buches zieht sich recht, wie der Autor des Buches auch in seinem Vorwort erwähnt, da er alle Begriffe zuerst einmal erklären muss, aber sobald man da durch ist, ist das Buch wirklich spannend. Am Ende übertreibt Michael Morris etwas, doch ich glaube, das stammt aus seiner Paranioa, die er teilweise auch zu Recht hat. Lest dieses Buch auch wenn es auf den ersten Blick verrückt erscheint! Ich glaube, der Autor hat in vielen Sachen Recht und er kann es auch hinterlegen mit literarischen Beweisstücken oder Dokumenten. Empfehlenswert, wenn man wissen will, wie es in der Welt und der westlichen Gesellschaft so zugeht, jedoch nicht offiziell, sondern hinter den Kulissen.
  8. Cover des Buches The Global Minotaur (ISBN: 9781780324500)
  9. Cover des Buches Global brutal. Der entfesselte Welthandel, die Armut, der Krieg (ISBN: 9783861504412)
  10. Cover des Buches Die Krise ... ist vorbei ... macht Pause ... kommt erst richtig (ISBN: 9783898798754)
    Daniel Stelter

    Die Krise ... ist vorbei ... macht Pause ... kommt erst richtig

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Dr_M
    Dieses Buch ist ein außerordentliches Beispiel dafür, wie man einen scheinbar komplexen Sachverhalt auf das Wesentliche reduzieren kann und ihn dabei auch noch so darstellt, dass er sich wie von selbst erklärt.

    Stelter geht der Finanzkrise zunächst chronologisch nach und gliedert sein Büchlein in

    A. Die Party
    B. Die Blase platzt
    C. Bekämpfung der Krise
    D. Wie raus aus der Krise?
    E. Ausblick.

    Danach folgt das Formular auf dem Cover, und man kann dann nur noch sein Kreuz beim letzten Punkt machen. Das Ganze ist einfach nur eine perfekte Präsentation zum Thema, denn auf jeder Seite findet man eine Grafik, die den jeweiligen Ausschnitt des ganzen Desasters offenlegt. Die Zahlen lügen auch hier nicht, und sie zeigen, was man in der offiziellen Darstellung gerne vertuscht.

    Insbesondere der vierte Abschnitt öffnet wohl jedem endgültig die Augen über die Zukunft. Stelter zeigt dort, welche Optionen es gibt, um aus der Schuldenkrise zu gelangen. Dass es dabei um Enteignungen auf verschiedenen Wegen geht, die selbstverständlich mit "Gerechtigkeit" und "Solidarität" beworben werden, dürfte kein Geheimnis mehr sein, denn inzwischen sind bereits erste Gesetze in dieser Richtung beschlossen worden.
  11. Cover des Buches Die Schatten der Globalisierung (ISBN: 9783893314669)
  12. Cover des Buches Satans Banker (ISBN: 9783941956667)
  13. Cover des Buches Argentinisches Roulette (ISBN: 9783943889734)
    Georg Schattney

    Argentinisches Roulette

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Zsadista
    September 1998. Das Omega-Team steht ganz oben auf dem internationalen Finanzparket. Doch nach dem Höhenflug kommt auch der tiefe Fall. Zunächst muss jeder sehen, dass er die letzten heißen Kartoffeln für sich aus dem Feuer holt. In den nächsten Jahren schaffen die vier des Teams, Wolfgang Willarth, Suki Kwak, Mascha Ivanova und Fjodor Kerenin wieder zu ansehnlicher Größe zu kommen. Als dann die Anschläge des 11. September 2001 einige Fragen in der Finanzwelt aufwerfen, werden die vier vom IWF als sogenannte Ermittler eingestellt. Was steckt dahinter, dass manche vor diesem Anschlag Geld transferiert haben. Zufall? Wissen? Kann man der Sache und den Geldner soweit nachgehen, dass man Aufklärung findet? Das Omega-Team ist gut, aber ist es auch so gut, dass es hinter die Fassade blicken kann?

    „Argentinisches Roulette“ ist ein sehr tiefgründiges Buch. Auf keinen Fall kann man es mal flott oder nebenbei durchlesen. Ich musste zeitweise sogar Pausen einlegen um das gelesene sacken zu lassen. Die kompletten Ausführungen zu der Finanzwelt, Aktien, Börse, Geldverschiebungen sind absolut interessant. Allerdings für mich etwas schwer zu verstehen gewesen. Manches habe ich daher dann auch zweimal gelesen.

    Was mir nicht so gefallen hat, war der Nebenstrang mit der Musik-Gruppe „The Doors“. Ich kenne die Lieder und Texte nicht, somit konnte ich mit den Anfangssätzen zu jedem Kapitel nichts anfangen. Auch dass Wolfgang der illegitime Sohn von Jim Morrison sein sollte und dies immer wieder zur Sprache kam, irritierte mich mehr, als es mir gefallen hätte. Auch fand ich die mystische Seite mit einer Prophezeiung seitens Morrison nicht sehr passend für die restliche Geschichte.

    Dem Autor ist es soweit gelungen, ein sehr interessantes und tiefgreifendes Buch zu schreiben. Dem Leser sollte aber auch klar sein, dass das Buch einem viel abverlangt. Gerade, wenn man sich in der Finanzwelt und den damit zusammenhängenden Begriffen nicht auskennt.

    Am Ende möchte ich noch erwähnen, dass das Cover zwar sehr schön ist, aber dem Inhalt nicht gerecht wird. Ich könnte mir vorstellen, dass Leser dieser Materie nicht unbedingt bei dem Cover zugreifen würden.
  14. Cover des Buches Vollhorst (ISBN: 9783492308946)
    Bruno Jonas

    Vollhorst

     (4)
    Aktuelle Rezension von: derMichi
    Als hauptberuflicher Kabarettist bringt der Autor eigentlich das Handwerkszeug mit, um sich stilvoll aufzuregen. Pardon, um die Probleme der Gesellschaft treffsicher und scharfsinnig bis unterhaltsam zu inszenieren, natürlich. So bleibt kaum ein Thema in diesem Buch verschont, von Bildungspolitik über Populismus bis hin zu Genderwahn und Altersvorsorge spannt er den Bogen. Und obwohl Cover und Inhaltsangabe immer wieder darauf verweisen, dass der Vollhorst eben nicht nur in der Politik anzutreffen ist, lässt es sich Jonas nicht nehmen, trotzdem immer wieder darauf anzuspielen. Gegenbeispiele gibt es kaum. Die Klischees vom Politiker, der nur auf seinen Vorteil bedacht ist und nicht einmal den kleinsten Rest Anstand besitzt, ermüden den Leser spätestens nach der dritten Wiederholung. Ja, Korruption und Käuflichkeit sind ein Problem. Aber diese Fälle widerspruchslos zum Standard zu erklären ist ein wenig zu einfach gedacht.

    Damit entpuppt sich die eigentliche Prämisse stellenweise als Mogelpackung. Pluspunkte gibt es für die Annahme, dass vielleicht alle Menschen ein bisschen Vollhorst sind, wobei Bruno Jonas sich selbst nicht ausschließt. Selbstkritik und Selbstironie als Ausgangspunkt für Kritik an der Umwelt - keine schlechte Idee. Allerdings geht er damit alles andere als konsequent um. An einigen Stellen freut man sich noch über die lustvolle Abrechnung mit mancher undurchsichtigen Instanz, während Behauptungen über vererbte Intelligenz, mit denen schon Thilo Sarrazin gewaltig aneckte, ohne jeden Quellenbeleg stehengelassen werden.

    So ist am Ende nicht klar, ob diese "scharfzüngige Satire" tatsächlich ein augenzwinkernder Blick auf eine vorteilsgeile Gesellschaft oder nur die hilflose Abrechnung mit derselben ist. Jonas grantelt mit niederbayerischem Niveau vor sich hin, hat aber genauer betrachtet nur wenig Neues zu bieten.

    Seitenzahl: 272
    Format: 11,8 x 18,8 cm, Taschenbuch (auch als gebundene Ausgabe erhältlich)
    Verlag: Piper
  15. Cover des Buches Der Staatsbankrott kommt! (ISBN: 9783942016254)
    Michael Grandt

    Der Staatsbankrott kommt!

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Dr_M
    Für Staaten gelten andere Gesetze als für ihre Bürger. Zum Beispiel gelingt es Staaten immer wieder ihre eigentliche Insolvenz zu verschleppen, weil sie im Gegensatz zu Unternehmen und Privatpersonen bis zum bitteren Ende immer neue Kredite erhalten, um alte zu tilgen und Zinsen zu zahlen. Zur Begründung wird gerne angeführt, dass Staaten nicht pleite gehen können. Aber dies ist ein Ammenmärchen und dient zur Verschleierung der Tatsache, dass Grossbanken und Staaten eine besondere Beziehung verbindet, die in den letzten zwei Jahren für alle offensichtlich geworden ist. Denn bei einer Pleite sowohl von Staaten als auch von Großbanken haftet immer der ahnungsfreie und machtlose Steuerzahler.

    Irgendwann zwischen 2010 und 2030 ist Deutschland für eine Staatspleite mit anschließender Währungsreform fällig, lesen wir in diesem Buch. Für die erste Dekade spreche eine höhere Wahrscheinlichkeit. Abgeleitet wurde diese Prognose allein aus dem hoffnungslosen Schuldenstand und dem eigentlich unbezahlbaren Sozial- und Rentensystem Deutschlands sowie der ungünstigen Altersstruktur seiner Bevölkerung. Der Leser findet dafür erschreckende Zahlen im zentralen sechsten Kapitel dieses Buches.

    Doch wenn dies die alleinigen Ursachen für das drohende Unheil wären, hätte Michael Grandt sein Buch auch schon vor zehn Jahren schreiben können. Inzwischen jedoch kamen zu den ohnehin schon enormen Problemen noch die ökonomisch unsinnige europäische Währungsunion, mit der wir viel verloren und fast nichts gewonnen haben, und eine von den USA verursachte Finanz- und Wirtschaftskrise globalen Ausmaßes. Nicht nur das globale Finanzsystem steht am Abgrund, sondern auch zahlreiche Staaten, darunter die USA und Japan sowie wenigstens die Hälfte der EU-Länder. Kommt die nächste Immobilien-Schuldenwelle oder fällt auch nur eines der Kandidatenländer, dann ist ein Domino-Effekt zu erwarten, der nicht mehr steuerbar ist.

    Der Autor beschreibt die Lage in aller Ausführlichkeit und verwendet dabei sehr viel Zahlenmaterial zur Veranschaulichung. Nach einer kurzen Einleitung befasst er sich mit der von einigen New Yorker Großbanken kontrollierten und deshalb privaten US-Notenbank Federal Reserve. Er beleuchtet ihre putschartige Einsetzung im Jahre 1913 sowie ihre Rolle bei der Installation des Dollars als Weltreservewährung. Nur mit Kenntnissen dieser Zusammenhänge kann man die Ursachen der gegenwärtigen Probleme wirklich verstehen. Insbesondere wird die Abhängigkeit aller US-Administrationen von den New Yorker Großbanken und das verhängnisvolle Wirken ihrer Fed erklärt. Kapitel 3 befasst sich dann mit der so genannten Subprime-Krise und ihrer Verlagerung auf die ganze Welt.

    Das umfangreiche vierte Kapitel untersucht zunächst wie Staatsbankrotte entstehen und beschreibt dann einige Beispiele aus der Vergangenheit. Im Anschluss werden uns fast alle europäischen Staaten als potentielle Pleitekandidaten vorgestellt. Dieses Kapitel endet mit einer "Horrorliste", in der aufgezählt wird, was uns alles blühen kann, wenn der Ernstfall eintritt.

    Unter Überschrift "Das Ende der USA" wird uns im fünften Kapitel die desolate Lage der westlichen Führungsmacht vor Augen geführt. Sie wird in nicht allzu ferner Zukunft die Zinsen ihrer Schulden nicht mehr zahlen können. Der Wunsch der amerikanischen Hochfinanz, die Staatsschulden durch Inflation abzutragen, muss zwangsläufig zu heftigen Spannungen mit den beiden Hauptgläubigern China und Japan führen, die über 1,5 Billionen Dollar in US-Staatsanleihen halten. Unruhige Zeiten stehen also bevor, zumal der wirtschaftliche Niedergang der Vereinigten Staaten auch die Machtverhältnisse in der Welt neu regeln wird.

    Im sechsten Kapitel spricht der Autor aus, was dem deutschen Volk aus gutem Grund verschwiegen wird. Die Lage ist inzwischen eigentlich hoffnungslos. Schließlich werden die drei völlig verschiedenen Währungsreformen in Deutschland (1948, 1990 und 2001) im siebten Kapitel diskutiert.

    Das achte Kapitel bietet weitere Prognosen und Einblicke und zählt weitere Risikofaktoren auf. Das Buch endet mit Ratschlägen, wie man sich vor den Verlusten durch eine Währungsreform schützen kann. Eigentlich bleiben nur Sachwerte und Edelmetalle, wobei selbst dort nicht klar ist, ob der Staat sich einen Zugriff erlauben wird. Denn eines ist sicher: Wenn es zu einer Währungsreform kommt, entschuldet sich der Staat zu Lasten seiner Bürger. So war es immer, und so wird es auch diesmal wieder sein.

    Fazit.
    In diesem gut geschriebenen Buch findet der Leser zahlreiche Informationen und genügend reale Gründe, die für seinen Titel sprechen. Natürlich wird man sich durch viele Zahlen und ökonomische Erklärungen lesen müssen. Aber der Autor hat sich alle Mühe gegeben, sie verständlich zu erklären. Dass ihm das nach meiner Auffassung nicht immer völlig gelungen ist, liegt wohl auch daran, dass das Buch schnell erscheinen sollte. Oft schreibt Grandt wie ein Journalist und weniger wie ein Autor, der einer gut überlegten Gedankenstruktur folgt. Doch diese leichte Kritik wird durch die Informationsdichte und Sachlichkeit des Buches letztlich wieder aufgewogen. Wer sich über die herannahende Katastrophe vernünftig informieren möchte, ist bei diesem Buch sehr gut aufgehoben.
  16. Cover des Buches Die Schatten der Globalisierung (ISBN: 9783442152841)
    Joseph Stiglitz

    Die Schatten der Globalisierung

     (7)
    Aktuelle Rezension von: honkwilliams
    Es ist schön ein "Enthüllungsbuch" von solch fachlicher Kompetenz zu lesen. Immer noch aktuell (Lleider).
  17. Cover des Buches Radikal mutig (ISBN: 9783867895118)
    Hanna Poddig

    Radikal mutig

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Frau Poddig schreibt über ihr widerspenstiges, freies Leben und es ist eine Freude, alles mitzuerleben. Ich wußte zB bisher nicht, wie sich Castorgegner fühlen und daß es (angeblich) so ist, daß die eingesetzten Polizisten nur so lange freundlich bleiben, soweit die Kameras vor Ort sind. Und wie fühlt man sich, wenn man an ein Schienenstück zwecks Blockade gebunden ist? Informative Einblicke neben einem flammendem Appell zu einem bewußteren und gesünderen leben. Und zusätzlich bietet das Buch an einigen Stellen die Möglichkeit, sich selbst zu hinterfragen, ob man im eigenen voll durchkalkulierten Tagesablauf nicht doch Möglichkeiten hätte, das Richtige zu tun und dagegen zu sein? Angesichts von Trump Gauland usw wünscht man sich natürlich eine Neuauflage, bis dahin sei das Buch allen allen empfohlen.
  18. Cover des Buches Sparprogramme töten (ISBN: 9783803136497)
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