Bücher mit dem Tag "jack london"
34 Bücher
- Jon Krakauer
In die Wildnis
(389)Aktuelle Rezension von: Nicola89In "In die Wildnis - Allein nach Alaska" erzählt Jon Krakauer die Geschichte des Abenteurers und Aussteigers Chris McCandless, der im August 1992 auf tragische Weise in der Wildnis Alaskas verstorben ist, wo seine Leiche von einem Elchjäger gefunden wurde.
Jon Krakauer hat seine Reise in den Tod rekonstruiert und versucht, herauszufinden, was den jungen Mann dazu veranlasst hat, sämtliche Besitztümer und die Zivilisation hinter sich zu lassen. Er befasst sich mit der Frage, ob McCandless einfach nur ein hoffnungsloser Romantiker oder Spinner war oder ob er einfach nur von seiner Sehnsucht getrieben wurde.
Die Geschichte wurde von Sean Penn verfilmt.
Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, da es auf einer wahren Begebenheit basiert und es mein erstes Buch dieses Autors war. Der Schreibstil war zwar anders, als ich es erwartet habe, aber ich konnte dennoch sehr gut folgen und in die Geschichte abtauchen.
Bereits in der Vorbemerkung des Autors erhält man einen groben Überblick über das Leben von Chris McCandless und er erzählt darin auch, was ihn dazu bewogen hat, darüber ein ganzes Buch zu schreiben.
Man merkt, wie viel Zeit, Arbeit und Leidenschaft Jon Krakauer in die Recherche gesteckt haben muss, was auch durch die vielen Interviews mit Wegbegleitern von Chris McCandless deutlich wird.
Außerdem hat er die abenteuerliche Wanderung anhand von Tagebucheinträgen, Postkarten und Briefen, die hier auch in Auszügen abgedruckt sind, rekonstruiert, sodass man auch einen Einblick in die Gefühlswelt von Chris McCandless erhält.
Um McCandless besser verstehen zu können, stellt Jon Krakauer zudem immer wieder Vergleiche zu anderen Abenteurern und Aussteigern an, die auf ähnlich tragische und zum Teil ungeklärte Weise verstorben oder verschwunden sind.
- Philip José Farmer
Die Flußwelt der Zeit
(50)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchDer Protagonist der Story, William Burton, ist schwer misstrauisch, weil er bevor er auf dieser Welt wiedergeboren wurde in einem großen Nichts erwachte, in dem Milliarden von Menschen bewusstlos schwebten. Schnell wird klar, das es sich um einen Betriebsunfall handelt, denn kaum hat er die Augen aufgeschlagen, erscheint eine Art Raumschiff und versetzt ihn zurück in die Starre.
Die Erinnerung daran kann dieser "Big Brother" jedoch nicht tilgen und so macht sich William, kaum in der Flusswelt wiedererwacht, daran, dem Geheimnis seiner neuen Existenz und deren Schöpfer auf den Grund zu gehen.Die Geschichte ist wirklich toll. Was der Autor sich da ausgedacht hat, ist mit Abstand das Beste, das mir in letzter Zeit unter die Finger gekommen ist (gelesen 2008) .
>Die Flusswelt der Zeit< hat eine geniale Hintergrundgeschichte.
Überaus faszinierend sind die historischen Persönlichkeiten, welche in dem Zyklus Haupt- und Nebenrollen einnehmen. - Jack London
König Alkohol
(67)Aktuelle Rezension von: EmiliÜber den Autor:
Jack London (eigentlich John Griffith Chaney) wurde am 12. Januar 1876 als uneheliches Kind in San Francisco geboren. Er wuchs in Armut auf und musste bereits früh zum Einkommen der Familie beitragen. Nach einer Zeit, in der er sich als Fabrikarbeiter, Robbenjäger und Landstreicher durchschlug, holte er das Abitur nach und begann 1896 ein Studium, das er jedoch schon nach einem Semester abbrach. Er ließ sich vom Goldrausch anstecken und schürfte in Alaska selbst nach dem Edelmetall. Zurück in Kalifornien stellten sich mit seinen Tiergeschichten und Erzählungen über das harte Leben einfacher Menschen der Arbeiterklasse erste literarische Erfolge ein. In kurzer Zeit wurde London sehr wohlhabend. Seine plötzliche Popularität überforderte ihn jedoch. Alkohol und ein extravaganter Lebensstil führten den Schriftsteller in den Ruin. Jack London starb am 22. November 1916 im Alter von nur 40 Jahren auf seiner Farm in Glen Ellen an Nierenversagen.
Über das Buch:
Jack Londons stark autobiografischer Roman zeichnet den Weg des Autors in die Alkoholsucht nach. Als Ich-Erzähler beschreibt er darin seine ersten Begegnungen mit dem Alkohol, dessen Wirkung auf ihn, seine Abhängigkeit und die daraus resultierende Zerstörung. Das Werk, das bei Erscheinen im Jahr 1913 als Sensation galt, ist nicht nur eine Anklageschrift gegen den Dämon Alkohol, es ist auch das offene Geständnis eines Schriftstellers, der seiner Verzweiflung, seiner Wut und seiner Angst literarisch Ausdruck verleiht.
Meine Meinung:
In diesem Buch geht es um die Beschreibung des persönlichen Weges durch das Leben, aber nur in Bezug auf den Alkohol und die Sucht. Schon seit Kindheit, seine ersten Erfahrungen mit dem Alkohol, hat Jack London mit 5 Jahren gemacht. Und später mit 7... Was reichlich erschreckend ist. Auch später als Jugendlicher war er immer wieder mit dem Thema konfrontiert. Als Kind und Jugendlicher hat er viel Zeit unter Erwachsenen verbracht, in Saloons oder auf der Ranch. In seiner Umgebung spielte Alkohol eine große Rolle, in der Welt der Männer, wurde es immer getrunken. Um zu vergessen, um sich von der Sucht abzulenken, aus Langeweile, aus Frustration, wegen schlechter Laune, um dem Alltag und der Arbeit zu entfliehen, um zu feiern, um zu singen und sich freuen zu können... Gründe gab es zahlreiche. Letztendlich ging es nur darum, die Sucht zu befriedigen.
Der Autor hatte ein widersprüchliches Verhältnis zum Alkohol. Er behauptete durchgehend, dass er John Barleycorn, wie der Alkohol spöttisch genannt worden ist, nicht körperlich benötige, sondern den geistig veränderten Zustand anstrebe. Auch die Zugehörigkeit zu der „starken Männer“ war für ihn wichtig.
Gut reflektiert, durchdacht, und treffend beschreibt der Autor seine Beziehung zu der Sucht. "Das Verlangen nach Alkohol hatte in meiner Seele Wurzeln gefasst" - schreibt er. Erschreckend und zugleich beeindruckend ist die Tatsache, dass der Roman nach wie vor aktuell ist. Die Alkoholsucht wurde erstaunlich eindrücklich beschrieben und scheint auch in der jetzigen Zeit gültig zu sein.
Der Roman ist sehr persönlich, der Autor legt dem Leser seine Seele zu Betrachtung vor.
Zu dem Schreibstil von Jack London muss man nicht viel sagen. Viele Leser haben schon seine Art zu erzählen, bewundert und hochgeschätzt. Lebhaft, realistisch und gut zugänglich berichtet er von seiner Erfahrung mit dem Alkohol. Man durchlebt an der Seite des Autors eine ganze Säuferkarriere. Es ist ein zeitloses Werk.
- Jack London
Wolfsblut
(249)Aktuelle Rezension von: Linda19_7Wolfsblut ist ein Wolfshund. Er wird in der Wildnis geboren und als Jungtier von Indianern gefangen. Dort hat er nicht immer ein leichtes Leben. Das Buch erzählt von seinen Erfahrungen und seinem Weg in der menschlichen Welt.
Das Buch hat einen ganz außergewöhnlichen malerischen Schreibstil. Mir gefällt es sehr gut wie der Autor zwischen Wolfbluts und der Sicht der Menschen wechselt. Was mich manchmal ein wenig gestört hat ist, dass der Schreibstil manche Handlungen nicht immer deutlich ausspricht. So kam es manchmal vor, dass ich eine Stelle noch einmal lesen musste um wirklich zu verstehen, was da gerade passiert ist.
Allgemein hat es mir gefallen auch mal aus der Sicht eines Tieres zu lesen. Das kommt ja doch nicht allzu oft vor. Ich finde dafür konnte sich Jack London auch sehr gut in die Sicht eines Wolfes hineinversetzten. Allerdings hat mich das Buch nicht zu hundert Prozent gepackt. Für mich was das eher eine nette Geschichte für zwischendurch.
Fazit: Kann man mal lesen, muss man aber nicht unbedingt gelesen haben.
- Jack London
Der Seewolf (Graphic Novel)
(139)Aktuelle Rezension von: zickzackInhalt: Humphrey von Weyden, Gentleman und Literaturkritiker, möchte per Schiff einen Freund besuchen. Doch an diesem Tag ist es sehr neblig, dass es dazu kommt, dass sein Schiff gerammt wird und es untergeht. Hump sieht sich bereits ertrinken, als er von dem Robbenschlachterschoner Ghost gerettet wird. Dort will er den Kapitän Wolf Larsen dazu bringen, dass dieser ihn wieder auf Land absetzt, doch der Kapitän hält Hump auf seinem Schiff gefangen. Er verbringt sein Dasein als Küchenjunge und lernt das raue Leben auf See kennen, aber vor allem das ambivalente Verhalten von Wolf, welcher brutal zu seiner Mannschaft ist, aber gleichzeitig kein ungebildeter Mann ist.
Ich kenne den Roman von Jack London nicht, sondern nur diese Comic-Adaption. Nachdem ich „Wolfsblut“ zum zweiten Mal gelesen habe, wollte ich mir ein weiteres Werk von Jack London anschauen und bin auf diesen Roman gestoßen.
Ich bin mir nicht sicher, was ich von diesem halten soll.
Was ich zu den Zeichnungen sagen kann: Die Kapitel sind immer in zwei Farben gehalten – entweder blau/schwarz, rot bzw. orange/schwarz oder grün/schwarz. Die Zeichnungen kamen mir eher schemenhaft vor, so ein Bisschen verwaschen, da die Details nicht wirklich scharf herausstachen. Das heruntergekommene Auftreten der Seemänner ist auf jeden Fall rübergekommen. Die Zeichnungen haben auf jeden Fall ihren Charme, treffen aber nicht so richtig meinen Geschmack. Ich mag es glaube ich mehr, wenn die Zeichnungen klarer sind und dann eher farbiger wie in anderen Comics oder schwarz/weiß wie in Mangas. Zumindest hatten die Figuren einen charakteristischen Charme, gerade Wolf Larsen mit seinem Bart, dem massigen, gestählten Körper und der Kapitänsmütze. Bei anderen Figuren hatte ich schon mehr Probleme, obwohl ist durchaus Merkmale hatten, um sie zu erkennen. Aber sie hatten dann in der Handlung wenig Spielraum bekommen, um sie länger im Gedächtnis zu behalten.
Was ich zum Inhalt sagen kann: Ich weiß nicht so recht, auf was das Buch hinauswollte. Wollte es ein Abenteuerroman sein, der die Schifffahrt in den Mittelpunkt stellt? Wollte es eine Charakterstudie sein? Denn mit dem Titel „Der Seewolf“ ist eindeutig Kapitän Wolf Larson gemeint. Für ersteres waren mir dann die Streitgespräche zwischen Humphrey und Wolf doch zu viel, die immer wieder über Moral und (Un)sterblichkeit philosophiert haben. Und für Zweiteres fehlen mir weitere Informationen, da man doch recht wenig über Wolf Larson erfahren hat. Warum ist der Mann so geworden? Warum ist er so verfeindet mit seinem Bruder? Warum hat er die Landratte Humphrey überhaupt auf seinem Schiff geduldet? Brauchte er so dringend Leute, dass er jeden akzeptiert hat, selbst als seine Mannschaft gemeutert hat? Wie verzweifelt muss er sein? Steht sein Charakter mit seiner Migräne im Zusammenhang? Fragen über Fragen.
Spätestens als die Frau an Bord kam, war abzusehen auf was es hinausläuft, obwohl das Ende dann doch so seltsam und abrupt war. Hm.
Fazit: Ich weiß nicht, was ich von dem Comic halten soll. Einerseits sprechen mich die Zeichnungen nicht so an (was aber wirklich sehr subjektiv ist), andererseits war mir der Inhalt etwas mau. Ich habe den Comic eigentlich ziemlich interessiert gelesen, da ich irgendwie noch etwas Größeres erwartet hatte, aber dem war nicht so. Von mir gibt es 2 Sterne.
- Jack London
Mord auf Bestellung
(12)Aktuelle Rezension von: Manolita6Mord als Geschäftsidee: Das ist die Kernaussage dieses Romans. Die Idee dieses mörderischen Geschäfts auf Bestellung ist, dass jemand per Auftrag getötet wird. Ausführender ist jemand, der mit dem Opfer nichts zu tun hat, es nicht kennt und ihm nie vorher begegnet ist. So kann er auch nicht mit dem Opfer in Verbindung gebracht werden! Kopf dieses "Geschäfts" ist Ivan Dragomiloff. Er hat ein Netzwerk aufgebaut, welches effizient, schnell und gründlich arbeitet. Wichtig war ihm dabei, dass seine "Mitarbeiter" nicht nur gut ausgebildete Kämpfer sind, sondern auch über eine gute Bildung und Manieren verfügen. Hinzu kommt die zweifelhafte Philosophie von Dragomillof: Es werden nur Aufträge angenommen, die dem Wohl der Gesellschaft dienen. Daher wird jeder Auftrag vorher gut und sorgfältig überprüft.Womit Dragomiloff nie gerechneth ätte, wird nun aber wahr: Die nächste Zielperson ist er selbst!Es beginnt ein Rennen auf Leben und Tod, welches nicht aufgehalten werden kann.
- Philip José Farmer
Das magische Labyrinth
(18)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchWie schon in den Bänden Zwei und Drei ist die Lösung des Rätsels der Flusswelt in der ersten Hälfte des vierten Bandes bestenfalls nur ein Nebenschauplatz. Das Schicksal der Protagonisten - Sam Clemens, John Lackland, Richard Frances Burton, Hermann Göring und deren Freunde - vereint sich im gewaltigen Showdown der Fehde zwischen Clemens und Lackland. Wie gewohnt scheut PJF nicht davor zurück, seine Helden in sinnlosen Kämpfen sterben zu lassen. Und das, wo doch die Wiedererweckungsmaschine nicht mehr in Betrieb ist....
Das letzte Drittel des Romans widmet sich dann der finalen Auflösung des Flusswelt-Rätsels. Dass eine ausgewählte Gruppe den geheimnisvollen Turm am Ende des Flusses erreicht, darf vorausgesetzt werden. Wer gehört jedoch dieser Gruppe an? Was wurde aus Piscator? Und wer sind nun die Schöpfer der Flusswelt, und was ist der wahre Zweck dieser Schöpfung? Und wer versteckt sich hinter dem abtrünnigen Ethiker und kann sich dieser durchsetzen? Alle diese Fragen werden ausführlich beantwortet.
Farmer lässt noch einmal sein Genie aufblitzen und beschert uns spannende Lesestunden!
- Philip José Farmer
Das dunkle Muster
(23)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchWill man den Band 3 inhaltlich zusammenfassen, dann führt der vorliegende Teil die altbekannten Protagonisten näher zu einander. Sam Clemens ist mit seinem zweiten Schiff auf dem Weg, um primär John Lackland zu verfolgen. John hatte Sam dessen erstes Schiff gestohlen, wie wir uns erinnern, und Sam hatte diesem ewige Rache geschworen. Weiters taucht auch wieder Burton auf, mit dem Ziel sich einen Platz auf einem der beiden Schiffe zu sichern, um zum Ursprung des Flusses und damit zu den Erbauern der Flusswelt zu gelangen. Und dann gibt es noch Firebrass, der die Industrieanlagen von Clemens übernommen hat, um ein Luftschiff zu bauen. Um diesen harten Kern der Hauptprotagonisten scharen sich zahlreiche andere Charaktere.
Tatsächlich kommt es gegen Ende des dritten Bandes zu einem ersten feindlichen Kontakt mit John Lackland und "seinem" Schiff der Rex Grandissimus. - Jack London
Der Ruf der Wildnis
(151)Aktuelle Rezension von: EgoEines der ersten Bücher die ich als Kind gelesen habe. Bis heute sind mir die Bilder, die es in mir erzeugt hat, lebhaft in Erinnerung. So hat es auch meine Liebe zur Literatur geweckt.
- Jack London
Lockruf des Goldes
(28)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchIn diesem Werk bringt es Jack London fertig einen hervorragenden Alaska-Roman (der die Zeit überdauern wird und zum Besten gehört, was er schrieb) mit einer mäßigen Geschichte über den Aufstieg eines Immobilien-Tycoons im prosperierenden San Francisco und einer gruselig schlechten Liebesgeschichte zu verbinden.
Im Alaskateil werden ausführlich eine Pokerparty, eine Postreise mit Hundeschlitten und eine Goldsuche in der Vor-Goldrausch-Zeit geschildert, die fast mit dem Tode der Beteiligten endet. Held dabei ist Elam Harnish, genannt "Burning Daylight" - Abenteuer vom Feinsten. Dann folgt eine in rasenden Tempo getaktete Kurz-Geschichte des Goldrauschs selbst aus dem Burning Daylight als Millionär hervorgeht.
Für ihn ist alles ein großes Spiel, und so spielt er dann in San Francisco Kapitalist, wie er im Saloon Poker spielte und auf seinen Schlitten-Touren mit dem Leben. Doch dort verliebt er sich in seine Sekretärin, sie will zwar ihn, aber nicht sein Geld. So schmeißt er alles hin und wird Farmer mit Frau und Kind. So weit so kitschig (Liebesgeschichten konnte London wirklich nicht).
Doch der Schluss ist nochmals ein Hightlight: auf seiner Farm findet er Gold, eine Mutterader. Er sieht die Minen vor seinen Augen wachsen, das Spiel kann neu beginnen. Aber er schlägt es aus, als er seine Frau die Hühner füttern hört. Auch das natürlich Kitsch, aber schööön. - Philip José Farmer
Auf dem Zeitstrom
(29)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchEr hat den Traum, eine riesiges Schiff zu erschaffen, mit dessen Hilfe er bis an die Quelle des Zeitstromes gelangen möchte.
Das gesamte Buch erstreckt sich dann auch über den Bau dieses Schiffes und die Komplikationen, die sich hierbei ergeben.Farmer vermag trotz der Schwächen mit seiner guten Charakterdarstellung und mitreißenden und unkonventionellen Erzählweise dem Buch viel Tiefe zu verleihen. In der Flusswelt gibt es keine Helden, sondern Menschen, die Fehler haben, für die man sie liebt und auch Dinge tun, für die man sie unter Umständen verachtet.
- Jack London
Abenteurer des Schienenstranges
(8)Aktuelle Rezension von: Lilly BlockDieses Buch habe ich zum ersten Mal im Alter von 15 oder 16 gelesen und seitdem noch mindestens fünfmal. Es fasziniert mich immer wieder und ich entdecke bei jedem Duchlesen Neues. Es ist nicht nur ein Abenteuerroman, wie bei Jack London gern vermutet wird, sondern zeichnet ein deutliches Bild von der Psyche der Menschen in der damaligen Zeit. Jack London beschreibt das Leben eines Vagabunden (und damit auch einen Teil seiner eigenen Lebengeschichte), der um 1900 auf Güterzügen quer duch Amerika reist. Einige Menschen sind freundlich, in anderen Landstrichen schlägt im der pure Hass entgegen. Meine Lieblingsszene ist und bleibt das Zusammentreffen mit einem alten Seemann mitten in der Prärie, der herangezugen wird, um zu prüfen, ob der Tramp die Wahrheit über seine Herkunft sagt. Kein anderer Autor kann die Augen eines Menschen so beschreiben wie Jack London. - Rolf: Recknagel
Jack London. Leben und Werk eines Rebellen. Biografie.
(0)Noch keine Rezension vorhanden - Rüdiger Barth
Wilde Dichter
(5)Aktuelle Rezension von: schmiddeySechs Biografien von den vielleicht abenteuerlustigesten Literaten der Weltgeschichte-interessant und absolut empfehlenswert. - Thomas Fröhlich
Sherlock Holmes und das Geheimnis des Illusionisten
(1)Aktuelle Rezension von: Elmar Huber„Die Bühnenleiterin und Advokatin gehobener Unterhaltung, Madame Josephine Balsamo, gepriesen für ihre mesmeristischen Soiréen, ist stolz darauf, den weltbekannten Illusionisten und Magnetiseur Nyarlathotep aus dem fernen und geheimnisvollen Ägypten …“ […] „Watson, ich bitte Sie! Als nächstes wollen sie mir vielleicht noch Elfenphotographien verkaufen! Ich wähnte Sie als einen Mann der Wissenschaft, als einen Jünger der Ratio … und dann sowas!“
STORY
Im neueröffneten „Miskatonic Theatre“ am Piccadilly Circus findet ein Auftritt des berühmten Illusionisten Nyarlathotep statt. Im Publikum dieses Ereignisses tummeln sich neben Humphrey von Weyden, Mina Harker und Edward Drood auch Sherlock Holmes und John Watson. Während der Show verschwinden Harker, Drood und von Weyden plötzlich aus dem Publikum. Jedoch nicht vollkommen spurlos, wie sich tags darauf zeigt, als nämlich in Sherlock Holmes Wohnung in der Baker Street plötzlich ein geheimnisvolles Päckchen auftaucht, das den Anschein erweckt, schon geraume Zeit dort zu stehen.„Dieser Ägypter mit dem unaussprechlichen Namen soll tatsächlich sehr überzeugend sein – für jene einfältigen Gemüter, die daran glauben wollen, selbstverständlich. Nehmen Sie’s doch einfach als eine Art Theaterstück; vielleicht als Herausforderung, ein wenig hinter die Kulissen seiner Tricks zu blicken. Obwohl, es soll ja schon ein wenig schaurig sein …“
MEINUNG
Am Anfang war Andreas Grubers Kurzgeschichte GLAUBEN SIE MIR, MEIN NAME IST DR. WATSON! (erschienen in der Anthologie DAS GEHEIMNIS DES GEIGERS, Hrsg.: Alisha Bionda, Blitz-Verlag, 2006), die im Grunde die gleiche Geschichte erzählt. Als die Rechte an der Geschichte wieder an Andreas Gruber zurück gefallen sind, klopfte Thomas Fröhlich bei seinem Landsmann um Erlaubnis an, Grubers Verwirrspiel um literarische und die echte Realität als Theaterstück neu zu beleben.
Grundsätzlich passiert folgendes: Nyarlathoteps Magie lässt die literarischen Figuren den Platz mit ihren geistigen Schöpfern tauschen, sie werden von der literarischen in die „reale“ Realität geschleudert (wobei hier EIN gemeinsames literarisches Universum für verschiedene Figuren angenommen wird). Edward Drood findet sich also in der Gestalt von Charles Dickens in einer ihm fremden Welt wieder, Humphrey von Weyden als Jack London, Mina Harker als Bram Stoker und eben Dr. John Watson als Arthur Conan Doyle. Den unbekannt Gestrandeten gelingt es jedoch, Päckchen oder Nachrichten durch einen Kanal zwischen den Realitäten an den einzigen zu schicken, der dieses Rätsel aufklären könnte. Den Meisterdetektiv Sherlock Holmes. Diesem gelingt es schließlich, die Autoren ausfindig zu machen, die sich ja nun in den Körpern ihrer Figuren in ihrer eigens geschaffenen literarischen Welt aufhalten und so das Rätsel nach und nach zu lösen.Bereits in etlichen Geschichten traf Sherlock Holmes auf historische (Sigmund Freud, Karl May, Bram Stoker, Jack the Ripper) oder fiktive Zeitgenossen (Dracula, Prof. Challenger, Augustus van Dusen). DAS GEHEIMNIS DES ILLUSIONISTEN geht noch einen Schritt weiter, indem hier beide Crossover-Ansätze gefahren werden. Dabei legt Thomas Fröhlichs Version im diesem Spiel mit den verschiedenen Charakteren gegenüber Grubers Geschichte noch eine gehörige Schippe drauf. Er hat Andreas Grubers Geschichte nicht nur in die Form eines Theaterstücks – mit Beschreibungen der Bühnengestaltung und der optischen und akustischen Effekte – übertragen sondern auch einige Veränderungen in der Besetzungsliste vorgenommen. So taucht z.B. Mina Harker erst hier auf, während Ambroce Bierces Peyton Farquhar nur in Grubers „Original“ dabei war. Damit bekommt diese Version fast etwas von Alan Moores LIGA DER AUSSERGEWÖHNLICHEN GENTLEMEN (wo auch Mina Harker mit von Partie ist). Auch die Lovecraft-Leihgabe Nyarlathothep (sowie in einer Gastrolle dessen Kollege Herbert West) wurde erst von Thomas Fröhlich hinzugefügt.
Ähnlich wie in der BBC-Serie SHERLOCK verleiht Fröhlich dem Stück durch zeitweise Überzeichnung der Figuren eine herrlich augenzwinkernde Note. Der Witz geht auch mal auf eigene Kosten ohne die Figuren oder die Handlung je ins Lächerliche zu ziehen.
Coverkünstler Jörg Vogeltanz zeigt den Detektiv im Angesicht cthulhoider Tentakel, die aus seiner Pfeife quellen. Ein Zugeständnis an die Lovecraft-Connection, auch wenn in der Geschichte keine Tentakelmonster vorkommen.FAZIT
Basierend auf einer Kurzgeschichte von Andreas Gruber treibt Thomas Fröhlich ein grandioses Spiel mit verschiedenen Realitätsebenen, das es für Sherlock Holmes zu lösen gilt. Inkl. zahlreicher Gastauftritte prominenter historischer und fiktiver Persönlichkeiten. - Philip José Farmer
Das echte Log des Phileas Fogg
(6)Aktuelle Rezension von: TheSaintEin für mich persönlich etwas verwirrendes Buch.
Die Erwartung, über die kleinen inhaltlichen Fehler Verne's beim Schreiben dieser tollen Reise um die Welt aufgeklärt zu werden, wird nur bedingt erfüllt: Stattdessen serviert der von mir geschätzte Autor einen eigenständigen Science-Fiction-Roman, der auf die Logikfehler des großartigen Verne bei Fogg's Reise um den Erdball aufbaut und daraus mit den bekannten Figuren einen gänzlich neuen Hinter- und Beweggrund für diese liefert.
Farmer hat den Originalroman sehr, sehr genau gelesen und gewiß geschickt aus diesen Ungereimtheiten seine Geschichte erzählt und dennoch fesselt der Roman nicht wirklich.
Es gibt wesentlich intensivere und beeindruckendere Werke von Farmer.
Wenn man zuerst Verne's Roman liest und dann dieses Buch sogleich folgen lässt, dann wirkt es interessanter. Alleinstehend nicht unbedingt ein Muss für den Farmer/Verne-Freund. - Jack London
Der Seewolf
(8)Aktuelle Rezension von: WortmagieJack London liebte das Leben. Er war Schriftsteller, Abenteurer, Weltenbummler, Journalist und Sozialist. Er wurde 1876 in San Francisco in ärmliche Verhältnisse geboren, machte nie einen Schulabschluss und musste bereits als Kind demütigende, schlecht bezahlte Jobs annehmen, um Geld zu verdienen. Als er sich mit Anfang 20 der Literatur zuwandte, geschah dies nicht nur, weil er darin seine Berufung vermutete, sondern auch, weil er die Schriftstellerei als Weg aus der Armut interpretierte. Er behielt Recht. Jack London war einer der ersten Autor_innen, die weltweiten Ruhm erlangten und sich selbst als Marke inszenierten. Zu Lebzeiten galt er als der höchstbezahlte Schriftsteller in den USA. Er war gleichermaßen Mann der Tat wie autodidaktischer Intellektueller, jemand, der ebenso viel Freude aus Boxkämpfen schöpfte wie aus politischen Diskussionen. Seine Interessen waren weitgefächert und als er 1916 viel zu früh im Alter von 40 Jahren verstarb, hatte er etwa 200 Kurzgeschichten, 400 Werke der Non-Fiction (darunter Essays, Kriegsreportagen und ein Augenzeugenbericht des großen Erdbebens in San Francisco in 1906) und 20 Romane verfasst. Er war ein literarischer Rockstar, lange bevor der Begriff „Bestsellerautor“ geprägt wurde.
„Der Seewolf“ ist einer der bekanntesten Romane von Jack London. Das Buch erschien 1904; die erste Auflage umfasste 40.000 Exemplare und war bereits vor der Veröffentlichung restlos ausverkauft. Die Geschichte geht auf Londons eigene Erfahrungen auf See zurück. 1893, mit gerade einmal 17 Jahren, heuerte er auf dem Robbenfänger Sophie Sutherland an, der eine siebenmonatige Reise über das Beringmeer bis nach Japan unternahm. Obwohl er eigentlich zwei Jahre zu jung für die Seefahrt war, fügte er sich dank eiserner Disziplin und beispiellosem Arbeitseifer gut in die Besatzung ein und wurde bald von seinen Kameraden akzeptiert. Viele Abenteuer erlebte er an Bord nicht; sein Kapitän war ein alter Mann, der seine Crew vermutlich milde und freundlich behandelte. In Londons autobiografischem Werk „König Alkohol“ beschreibt er hauptsächlich Erinnerungen, die mit Alkoholexzessen während der Landgänge zu tun haben. Dennoch gab es eine Erfahrung, die ihn nachhaltig beeinflusste. In einem Taifun wurde ihm das Ruder überlassen. Fast eine Stunde lang steuerte er das Schiff allein durch die unbezwingbaren Naturgewalten der aufgepeitschten See. Das Schicksal der gesamten Besatzung lag in seinen Händen. Später sprach er darüber als „Moment höchsten Lebens“ und beurteilte ihn als die „wahrscheinlich stolzeste Errungenschaft meines Lebens“.
Soweit ich es verstanden habe, spielte Jack London lange mit dem Gedanken, seine Zeit auf der Sophie Sutherland eines Tages literarisch zu verarbeiten. Als er 1903 begann, „Der Seewolf“ zu schreiben, war er allerdings bereits ein gefeierter Schriftsteller und fühlte sich zu Höherem berufen, als nur einen simplen Reisebericht zu verfassen. Er plante einen richtigen Seefahrtsroman „mit Abenteuern, Sturm, Kampf, Tragödie und Liebe“ und beschloss, seine persönlichen Erlebnisse lediglich als Basis zu nutzen. Stattdessen wollte er sich primär mit einem Thema auseinandersetzen, das ihn faszinierte: Nietzsches Theorie des Übermenschen. Leider konnte er seine Erinnerungen an seinen eigenen Kapitän auf der Sophie Sutherland nicht verwenden, denn dieser entsprach wohl ganz und gar nicht Nietzsches Ideal. Daher bediente er sich einer anderen Person aus seiner Vergangenheit. Jahre zuvor hatte er in Oakland in einer Kneipe namens Heinold’s First and Last Chance (heute trägt das Etablissement den inoffiziellen Beinamen Jack London’s Rendezvous) den Kapitän Alexander MacLean (manchmal auch McLean) kennengelernt. MacLean segelte meist im Nordwestpazifik und galt auf See als äußerst grausam. Er wurde zum Vorbild für Londons Übermenschen, den er mit seinem personifizierten Gegenteil konfrontierte, einem sensiblen Schöngeist. Es galt, herauszufinden, wie diese gegensätzlichen Figuren aufeinander reagierten, welche Beziehung sich zwischen ihnen entwickeln würde – Fragen, denen Jack London mit Leidenschaft nachspürte. Das Ergebnis ist „Der Seewolf“, ein Klassiker und einer der ersten kommerziellen Bestseller der Literaturgeschichte.
Mit lautem Krachen und Bersten versank die Fähre, die Humphrey van Weyden nach Hause bringen sollte, in der Bucht von San Francisco. Wie lange er in den eisigen Fluten trieb, weiß er nicht. Als sich ein Schiff aus dem Nebel schälte, wähnte er sich gerettet. Doch die Ghost ist nicht die Antwort auf seine Gebete. Der Kapitän Wolf Larsen, ein brutaler, unbeugsamer Mann, weigert sich, Humphrey an Land abzusetzen. Unter dem Vorwand, der verweichlichten Statur und Persönlichkeit des jungen Gentlemans einen Gefallen zu erweisen, presst er ihn in seine Dienste. Fortan muss Humphrey auf dem Robbenfänger schuften. Er lernt Larsen fürchten und hassen, aber er entdeckt auch, dass der Kapitän über den Geist eines Gelehrten verfügt. Sie beginnen einen Tanz über die Weltmeere, ein Duell des Willens im stetigen Remis. Erst, als Humphrey daran erinnert wird, wer er war, erkennt er, was ihm bisher verborgen blieb: nur ein Weg führt an Wolf Larsen vorbei und zurück in sein Leben.
Liest man einen Klassiker, sollte man niemals vergessen, in welcher Zeit er entstand. 1904 war „Der Seewolf“ vermutlich der Inbegriff eines packenden Abenteuerromans. Nach heutigen Maßstäben ist das Actionlevel hingegen eher zahm, weil die Handlung nur wenige Momente enthält, die an den Nerven des modernen, abgestumpfteren Publikums zerren. Der Alltag des Robbenfängers Ghost spielt sich meist hintergründig ab, wodurch Szenen, die die Gefahren der Jagd thematisieren, wie sie zum Beispiel in „Moby-Dick“ zu finden sind, vollständig fehlen. Ich bedauerte das nicht, denn ich musste die blutigen Details des Robbenschlachtens auf hoher See nicht unbedingt kennenlernen. Allerdings verzichtete Jack London dadurch auf den ungeheuren Wissenszuwachs, der „Moby-Dick“ auszeichnet. Tatsächlich haben die Romane bis auf den Umstand, dass sie beide auf einem Schiff verortet sind, kaum etwas gemein, obwohl London Herman Melvilles bombastisches Epos las, als er auf der Sophie Sutherland segelte. „Der Seewolf“ behandelt nicht den Kampf des Individuums mit den Abgründen der Seele, symbolisiert durch die obsessive Jagd auf ein dämonisiertes Tier, sondern den Konflikt unterschiedlicher Lebensauffassungen. Deshalb war es für Jack London von höherer Bedeutung, eine solide Verbindung zwischen seinen Leser_innen und seinen Figuren herzustellen. Er musste Nahbarkeit garantieren, ihnen ermöglichen, sich in die Charaktere hineinzuversetzen, um die Botschaft seiner Geschichte transportieren zu können. Daraus folgt, dass „Der Seewolf“ meiner Ansicht nach wesentlich leichter zu lesen ist und ich applaudiere London dafür, wie es ihm gelang, von der ersten Seite an Empathie für seinen Ich-Erzähler Humphrey van Weyden zu wecken.
Bei der Vorstellung, nach einem traumatischen Erlebnis wie einem Schiffbruch nicht nach Hause zu dürfen und stattdessen zur Zwangsarbeit verpflichtet zu werden, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Ich konnte voll und ganz nachvollziehen, wie perplex Humphrey ist, als Wolf Larsen es ablehnt, ihn wieder gehen zu lassen. Das unerwartete, rüde und grobe Verhalten des Kapitäns widerspricht all den unausgesprochenen Regeln, die sich die sogenannte zivilisierte Gesellschaft aneignete, um ein friedliches Miteinander zu gewährleisten. Humphreys Sozialisierung in gehobenen Kreisen, die der heutigen gesellschaftlichen Konditionierung sehr ähnlich ist, hindert ihn daran, sich in dieser ersten Konfrontation zu behaupten. Ich denke, ich hätte mich an seiner Stelle genauso gefühlt. Er ist hilflos, weiß nicht, wie er reagieren soll und legt dadurch den Grundstein für seine spätere paradoxe und komplexe Beziehung zu Larsen, die den Mittelpunkt des Buches darstellt. Das heißt nicht, dass ich dem Kapitän in seiner Auffassung, dass Humphrey zum Zeitpunkt ihres Aufeinandertreffens allein kaum lebensfähig ist, nicht zustimme. Der Schöngeist ist zweifellos jemand, der von der Erfahrung harter Arbeit profitiert, weil er bis zu diesem Tag niemals auf eigenen Füßen stand und von Beruf Sohn war. Dennoch gruselte ich mich vor Larsens strikter Weigerung, Humphrey an Land abzusetzen, denn dieses Szenario erschien mir durchaus realistisch. Unwahrscheinlich, ja. Haarsträubend, ganz sicher. Aber absolut denkbar. Wer weiß schon, wie viele Schiffbrüchige in Erwartung ihrer Rettung in den Dienst gepresst wurden und vielleicht noch immer werden?
Innerhalb weniger Augenblicke steckte Jack London somit die Fronten zwischen seinen Protagonisten Humphrey van Weyden und Wolf Larsen ab, stellte der Zivilisation die Barbarei gegenüber und gewährte einen ersten Eindruck der Persönlichkeit des Kapitäns. Das Konfliktpotential zwischen ihnen ist von Beginn an ein Fakt der Geschichte, doch London begnügte sich nicht damit, ihre Gegensätzlichkeit zu untersuchen. Kompliziert wird ihr Verhältnis nicht durch ihre Unterschiede, sondern durch ihre Gemeinsamkeiten. Humphrey erkennt recht bald, dass die piratenhafte Attitüde seines Peinigers Ausdruck eines äußerst wachen, ideologisch gefestigten Verstandes ist, der sich Nietzsches Idee des Übermenschen verschrieb. Wolf Larsen ist kein ungebildeter Rüpel; er unterrichtete sich selbst in Literatur, Geschichte und Philosophie, ist eloquent, fähig, überzeugend zu debattieren und hat unverkennbar Freude an einem guten Streitgespräch. Seiner Weltanschauung zufolge ordnet der ideale Mensch dem puren Lebenswillen alles unter, auch Moral und Ethik. Es ist ein beunruhigender Gedanke, dass seine Grausamkeit, die Leser_innen immer wieder miterleben, demzufolge kein Akt der Willkür ist, kein Zeichen eines ungezügelten Temperaments. Die Brutalität, mit der er seine Besatzung behandelt, ist berechnet und wohl kalkuliert, um sich als dominante Spezies im Mikrokosmos der Ghost durchzusetzen. Larsen genießt es, systematisch seine Überlegenheit zu demonstrieren und sieht sich durch seine philosophischen Glaubensgrundsätze im Recht. Ich empfand seine Argumentation zweifellos als schlüssig, fragte mich allerdings, ob er diese Lebensphilosophie lediglich wählte, weil sie seine persönliche Lebensrealität widerspiegelt und er darin eine Legitimation seines Wesens fand. Statt ehrlich zu reflektieren, was er glaubt, verkörpert er eine Ansicht, die mir aus seiner Situation heraus allzu bequem anmutete.
Humphrey entdeckt in Larsen einen anregenden Gesprächspartner. Der Kapitän ringt ihm Respekt und Bewunderung ab, denn Humphrey kann dessen autodidaktische Bemühungen, Neugier und Lebenshunger nicht übergehen. Er fürchtet ihn, hasst ihn sogar und lässt keine Gelegenheit aus, ihm intellektuell Kontra zu bieten, aber er kann nicht leugnen, dass ihn Larsen einerseits beeindruckt und dessen ideologische Position andererseits an Bord der Ghost eine gewisse Gültigkeit aufweist, was er am eigenen Leib erfährt. Je länger sich Humphrey auf dem Robbenfänger aufhält, desto besser richtet er sich in seiner Beziehung zu Larsen und als Teil der Crew ein, sodass mich irgendwann die Ahnung beschlich, dass er ohne äußeren Katalysator einfach dortgeblieben wäre. Aus einem nutzlosen, arbeitsscheuen, weichen und erschreckend unselbstständigen Dandy wird ein echter Seemann, der in der Hierarchie der Mannschaft immer weiter aufsteigt, Fähigkeiten erlernt, die er sich niemals zugetraut hätte (ähnlich wie sein literarischer Vater steuert auch er das Schiff an einem Punkt der Handlung allein durch einen Sturm) und für sich selbst einstehen kann. Am Ende von „Der Seewolf“ verdankt er Wolf Larsen sehr viel, obwohl es ihm nie gelingt, seine Angst vor ihm gänzlich abzulegen. Jack London ließ Humphrey und seine Auffassung von Liebe als treibende soziale Kraft über die animalische Weltsicht des Kapitäns triumphieren, aber es ist ein Sieg, der einen melancholischen Nachgeschmack hinterlässt und wenig Befriedigung bereithält. Humphrey überflügelt Larsen nicht als der Repräsentant der friedlichen Zivilisation, der er anfangs war. Er übertrifft ihn als Geschöpf, an dessen Entstehung Larsen maßgeblich beteiligt war. Ohne Larsen wäre er nicht in eine Lage geraten, in der er zu einem Mann werden musste, der fähig ist, Larsen zu überwinden. Doch diese Metamorphose kann ihm niemand mehr nehmen.
Es ist eine komplexe Wechselwirkung, die sich zwischen Humphrey und Larsen abspielt, die sicher eine Analyse im Umfang einer Doktorarbeit rechtfertigen würde. Ich bin weit davon entfernt, hier eine Dissertation verfassen zu wollen, möchte aber dennoch meine laienhafte Einschätzung von Jack Londons Intention zum Besten geben. Ich glaube, Jack London bildete symbolisch den ewigen Kampf zweier Triebfedern ab, die beinahe jeder Mensch in der Brust trägt: das Ringen zwischen dem animalischen Egoismus des Lebenswillens und den anerzogenen Verhaltensweisen der Zivilisation, ein Konflikt, der im Kleinen beginnt und sich im Großen fortsetzt. Wann immer wir den Impuls verspüren, unsere Dominanz zu demonstrieren, um das zu schützen, was wir als „unser“ betrachten, hebt Wolf Larsen in unseren Herzen den Kopf. Wann immer wir uns daran erinnern, dass unsere gesellschaftliche Gemeinschaft nur funktionieren kann, wenn wir Liebe über Egoismus stellen, winkt uns der ursprüngliche Humphrey van Weyden zu. Letztendlich sind wir weder das eine noch das andere. Wir alle sind Humphrey van Weyden am Schluss von „Der Seewolf“: Seelen, die täglich versuchen, beide Triebfedern auszubalancieren, um ein erfülltes, selbstbestimmtes Leben zu führen.
„Der Seewolf“ war anders, als ich erwartet hatte. Ich bin davon ausgegangen, eine gradlinige Seefahrtsgeschichte vorzufinden, die ohne großen Tiefgang spektakuläre Abenteuer auf den Weiten der Ozeane schildert. Ein bisschen wie „Moby-Dick light“ – aufregend, aber banal, reine Unterhaltungsliteratur des frühen 20. Jahrhunderts. Ich habe Jack London eindeutig gewaltig unterschätzt. „Der Seewolf“ ist tatsächlich eine Mischung aus Seefahrts- und Abenteuerroman, doch ich irrte mich hinsichtlich der Natur des dargebotenen Abenteuers. Das Abenteuer besteht nicht in der Reise des Ich-Erzählers Humphrey von Weyden, die zwar durchaus von ihm verlangt, den Gefahren des Meeres zu trotzen und so manchen mitreißenden Augenblick initiiert. In Wahrheit besteht das Abenteuer jedoch in seiner Transformation, die er durch diese unfreiwillige Reise erfährt. Der Fokus ist demzufolge anders ausgerichtet, als ich angenommen hatte. Für mich war es eine interessante, stellenweise sogar faszinierende Lektüre, deren Spannungsmomente allerdings meist von der Dynamik zwischen Humphrey und seinem Kapitän Wolf Larsen ausgingen, seltener von den Herausforderungen der Schifffahrt. Inhaltlich ist es ein träges Buch, charakterlich ist es exzellent. Londons Porträt zweier gegensätzlicher Lebensauffassungen, die unter außergewöhnlichen Umständen aufeinanderprallen und fortan eine andauernde Konfrontation ausfechten, beeindruckte mich sehr. Wie eingangs erwähnt war Jack London vieles. Ein seichter Schriftsteller war er hingegen nicht.
- Michel Viotte
Die vielen Leben des Jack London
(1)Aktuelle Rezension von: Dr_MEin solcher Satz drückt recht treffend die Ambivalenz in Jack Londons Charakter aus. Er hätte schließlich auch einfach aufhören können ohne sich irgendetwas abzuschneiden. Andererseits war London stets in Projekte verstrickt, die enorme finanzielle Mittel verschlangen. Nur durch seine Schriftstellerei konnte er seinen ruhelosen Lebensstil aufrecht erhalten.
London verstarb vor 100 Jahren in einem Alter, wo Männer eigentlich erst richtig aufblühen. Doch Londons Lebensenergie schien schon einige Jahre vor seinem Tod verbraucht zu sein. Man kann das in dieser großartigen Bild-Text-Biografie sehr gut nachvollziehen. Der französische Autor hält sich dabei angenehm mit Urteilen zurück, obwohl sich solche Einschätzungen bei London geradezu aufdrängen. Michel Viotte überlässt das Urteilen seinen Lesern. Diese können Londons Leben in recht kurzen, gut lesbaren und sehr informativen Texten und vielen Bildern verfolgen.
Jack London lebte sein nicht langes Leben offenbar mit großem Optimismus und voller Selbstvertrauen, jedoch auch ohne Rücksicht auf mögliche Folgen seiner Lebensweise. Vielleicht hätte ihm sein kurzer Abstecher zu den Goldgräbern in Klondike eine Warnung sein sollen, denn schon da zeigte sich, dass er seine Belastbarkeit stark überschätzte. Aber das schien London nicht zu tangieren. Immer wieder begab er sich auf große Reisen, deren Strapazen ihn wohl nicht interessierten, deren Preis er jedoch später teuer bezahlen musste. Besonders seine Südseereise auf seinem Segler Snark brachte ihm auf Samoa Entzündungen und Geschwüre, die nicht heilen wollten.
Nebenbei wollte er auch noch unbedingt Farmer sein, baute sich ein riesiges Haus, musste in dieser Zeit jedoch auch wieder dringend auf große Reisen gehen und unzählige Filmprojekte realisieren. Vielleicht stimmt es tatsächlich, dass jedem Menschen nur eine gewisse Menge an Lebensenergie zugeteilt wird, mit der man entweder zurückhaltend umgehen oder sie ungehemmt verbrauchen kann. Bei London war diese Lebensenergie in seinem vierzigsten Jahr verbraucht. Seine Asche liegt unter einem Stein seines kurz vor der Vollendung abgebrannten Hauses auf seiner Farm.
Über Londons Bücher erfährt man in diesem Band nur das Nötigste. Es geht dem Autor vielmehr um das Leben (oder die vielen Leben) des Jack London. Die Bildauswahl ist nicht nur großzügig, sondern auch informativ. Da viele Porträts von London gezeigt werden, kann man sich so auch einen gewissen Eindruck von seinem Wesen machen.
Am Rande sei bemerkt, dass mich eine Fotografie dann doch etwas verwirrt hat. Sie zeigt Kalifornier an Deck eines Seglers, der sie nach Alaska bringen sollte, wo sie dann ins Land des Goldes reisen wollten. Auf dem Foto sieht man jedoch eine Tanzveranstaltung an Deck mit zahlreichen Frauen. Irgendwie hatte ich mir diese Klientel anders vorgestellt.
Dieser biografische Band zeigt sehr informativ das kurze und ruhelose Leben von Jack London in vielen recht persönlichen Fotografien, mit denen es möglich wird, sich diesen ungewöhnlichen Mann in seiner Welt vorzustellen. Sehr beeindruckend.