Bücher mit dem Tag "japanische kunst"
8 Bücher
- Andreas Marks
Japanese Woodblock Prints (1680–1938) (TD)
(2)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchVon Edouard Manets Porträt des Schriftstellers Émile Zola, der inmitten seiner japanischen Kunstfunde hockt, bis hin zu Van Goghs akribisch gesammelten Hiroshige-Drucken – Pioniere der europäischen Moderne machten im 19. Jahrhundert kein Geheimnis aus ihrer Liebe zur japanischen Kunst. In all seiner sprudelnden Sinnlichkeit und Freizügigkeit schreibt man den Trend des Japonismus allein dem Holzschnitt zu, der zunächst Frankreich und später ganz Europa in seinen Bann zog – oft missverstandene, "exotische" Artefakte, die der westlichen Kreativität als Inspiration dienten.
Tatsache ist, dass der japanische Holzschnitt ein Phänomen darstellt, zu dem es kein westliches Äquivalent gibt. Einige wegweisende Ideen der Moderne – darunter Karl Marx’ Diktum, dass "alles, was fest ist, sich in der Luft auflöst" – wurden im Japan des 17. Jahrhunderts entwickelt und im frühen 19. Jahrhundert erstmals in den Werken von Meistern wie Hokusai, Utamaro und Hiroshige zum Ausdruck gebracht.
Dieses Buch lüftet den Schleier dieser beliebten, aber wenig verstandenen Kunstform und präsentiert die 200 außergewöhnlichsten japanischen Holzschnitte in ihrem historischen Kontext. Die hier versammelten Werke reichen von den Anfängen über den Höhepunkt der Entwicklung im Ukiyo-e, den "Bildern der schwebenden Welt", im 17. Jahrhundert bis zum Niedergang und späteren Wiederaufleben der Drucke im frühen 20. Jahrhundert. Dokumentiert wird nicht nur ein einzigartiges Genre der Kunstgeschichte, sondern auch die sich wandelnden Sitten und die kulturelle Entwicklung Japans.
Von mystischen Bergen bis hin zu schneebedeckten Pässen, von Samurai-Schwertkämpfern bis hin zu Sexarbeitern in Schaufenstern – dieser Band erkundet jedes Blatt als eigenständiges Kunstwerk und enthüllt die Geschichten und Menschen hinter den Motiven. Wir entdecken die vier Säulen des Holzschnitts – Schönheiten, Schauspieler, Landschaften sowie Vogel- und Blumenkompositionen – neben Darstellungen von Sumo-Ringern, Kabuki-Schauspielern oder Edelkurtisanen – Popstars, welche die "schwebende Welt" bevölkerten und deren wachsende Anhängerschaft die explosive Produktion der Holzschnitte beflügelte. Wir tauchen ein in bedrohlich-obskure Szenen, in denen Dämonen, Geister und Menschenfresser Angst und Schrecken verbreiten und die japanische Mangas, Filme und Videospiele bis heute beeinflussen. Wir erleben, wie technische Meisterschaft und das unfehlbare Auge ihrer Schöpfer diese Werke in ihrer unglaublichen Breite – von Alltagsszenen über Erotik, Kampfkunst bis hin zur Mythologie – vereint und wie Verleger und Künstler mit enormem Einfallsreichtum und Augenzwinkern gleichermaßen darum gekämpft haben, die staatliche Zensur zu umgehen.
Diese XXL-Ausgabe versammelt die Werke der 89 bedeutendsten Künstler, weltweit zusammengetragen aus Museen und Privatsammlungen. 17 Ausklappseiten laden den Leser ein, auch feinste Details zu studieren, während umfangreiche Beschreibungen uns durch diese hektische Zeit der japanischen Kunstgeschichte führen.
Über 150 Euro schocken für`s erste, aber das hier ist mehr als nur ein weiteres Buch, über den japanische Holzschnitt, es ist eine OFFENBARUNG.
Ich kann mich kaum sattsehen.......
- Jean-Christophe Grangé
Die Wahrheit des Blutes
(13)Aktuelle Rezension von: GruenentePassan ist Polizist. Mit Leib und Seele. Er gibt alles für seinen Beruf. Er geht auch über gesetzliche Grenzen. So auch bei der Überführung des „Geburtshelfers“. Ein brutaler Serienmörder der schwangere aufschlitzt und den Fötus verbrennt.
Im Privatleben hat er eine wunderschöne Frau: Naoko, Japanerin. Passan selbst ist auch total von Japan besessen. Doch seine Ehe ist kaputt. Die Scheidung steht an, trotz der beiden gemeinsamen Söhne.
Da dringt jemand ins gemeinsame Haus ein und bedroht die Kinder. Passan denkt, es ist der Geburtshelfer.
Brutal, spannend und durch die Japan-Sache auch mit einer exotischen Komponente. Passan ist ein liebenswerter Voll-Macho. Ich würde mich über eine Verfilmung sehr freuen!
- Hans Lesener
Wolkenschatten
(3)Aktuelle Rezension von: hegeHans Lesener, der viel zu früh verstorben ist, muss ein sympathischer Mensch gewesen sein. Woher weiß ich das? Aus seinen Haikugedichten. Das behutsame Vorgehen, die Mühe um Disziplin im dichterischen Schaffen und der Ruhrpott-Dialekt bringen Hans als Menschen näher, aber auch all das, was ihn umgibt. Wir lernen, mit seinen Augen zu sehen. Wie anders soll man verstehen lernen? Und schon öffnet er uns auch gleich mit dem ersten Haiku die Tür in seine Welt; od. zumindest führt uns an seine Sichtweise heran:
Früh am Neujahrstag
schmiegt sich in meine Hand
die Türklinke.
Ein Satz, genauer ein Aussagesatz. Keine Phrasen und Fragmente. Der Autor ist od. hat, was ich "gentle soul" nenne – ein weiches Herz. Man muss ihn und seine Texte einfach lieben. Und in seinem ehemaligen Arbeitsbereich erging es ihm ebenso:
Neujahrsempfang.
Ein Kollege nennt mich
Freund.
Schluss. Punkt. Das fällt auf im Buch und lässt keine Diskussionen zu, denn der Autor intendiert, "so und nicht anders" angenommen zu werden. Fast alle seiner Haiku enden mit einem Punkt. Das hält uns aber nicht vom literarischen Gespräch mit Hans Lesener ab. Denn jeder Text ist eine Einladung dazu: Think about it! or Chew on that for a while!
Nächtlicher Teich.
Eine Flosse ritzt
den Mond.
Als ob den Mond sonst nichts kratzen würde, bekommt auch der den Spiegel vorgehalten. Beim Spaziergang durch die Jahreszeiten kommt dann auch schon wieder Spannung auf. Haben doch Autor und Leser grade als Paar zusammengefunden, da passiert's:
Paarlauf.
Auf der Eisdecke knisterts.
Frieden ist sein großes Thema:
Blindgänger.
Ein Bagger gräbt den Krieg aus.
Nach 21 Haibun [Kurzprosa] hab ich erst einmal das Buch weglegen müssen, um tief durchzuatmen und an ihn, den Autor zu denken, den ich im Schweizer Wordicht-Forum kennenzulernen die Ehre hatte. Er fehlt. Ich halt am Buch fest.
Seite 115 schmunzle ich wieder. Alle Ruhrpott-Haiku lassen jenen Hans Lesener aufleben, den ich immer in Erinnerung behalten werde. Verständlich. Warmherzig. Lustig und immer mit dem Ohr am Menschen.
De Modepuppe –
Nieten anne Jacke
abber zu spät komm !
Man beachte, dass er das Ausrufezeichen etwas später setzt. Immer.
- Heike Gewi
Lichtpunkte
(10)Aktuelle Rezension von: Günter-ChristianMöllerHeike Gewi, schreibt nicht nur Kurzkrimis, sondern auch japanische Kurzlyrik. Ihre Haiku und japanischen Kettengedichte, die sie seit 2007 schreibt, sind mit Erfolg im In- und Ausland veröffentlicht worden.
Ich erinnerte mich beim Lesen der Gedichte hin und wieder an Ringelnatz.
suppenküche
der arme Dichter löffelt
buchstaben
Und bechert Worte, hätte ich selber gerne ergänzt.
Die Gedichte handeln von Krieg und Frieden, Meer und Stadt, von Trauer, Angst, Schönheit, Sehnsucht und Liebe.
Jeder, der die Verse liest, wird etwas finden, was er sucht. Und sei es nur, dass er zum Nachdenken angeregt wird.
Für mich war die ‚frühlingsluft‘ am gelungensten:
frühlingsluft
seidenreiher tanzen
auf sonnenstrahlen
Über dem Gedicht ein Bild mit tanzenden Reihern.
Eine perfekte Harmonie zwischen Bild und Text, und zwischen Deutsch und Englisch. Nicht nur für ein erschöpftes Gehirn ein Quell der Kraft und Freude.
Und für eine Leseempfehlung nur mit vielen Sternen zu verknüpfen.
- Heike Gewi
Haiku-Pick
(6)Aktuelle Rezension von: SvanvitheVon Zeit zur Zeit findet ihr auf meinem Blog Haiku, die ich geschrieben habe. Heute dagegen stelle ich euch ein Buch mit Gedichten vor, die nicht aus meiner Feder stammen, mich aber sehr begeisterten und meine eigene Haiku-Schreibe-Lust vergrößerten.
Schon das Cover hat mich angesprochen. Es ist in seiner Einfachheit ausdrucksstark und zeigt sich auch - wie ich finde - im passenden (japanischen) Origami-Stil. Es erinnert mich daran, dass ich Störche schon das eine oder andere Mal auf der Wiese direkt vor meiner Haustür habe schreiten sehen, suchend den Kopf nach vorne gebeugt, in Erwartung eines Leckerbissens, den sie sich herausPICKEN können. Dazu muss allerdings nicht einmal Wasser ihre langen Beine umspülen.
Was macht ein gelungenes Haiku aus? Das Haiku ist zunächst einmal kurz und legt in der traditionellen japanischen Form einen Text vor, der in Wortgruppen von fünf, sieben und fünf Moren = Lauteinheiten gegliedert ist. Da sich die Lauteinheiten jedoch nicht ohne Weiteres auf die deutsche Sprache übertragen lassen, haben sich in der Vergangenheit freie Formen entwickelt, die in der Regel dreizeilig sind und mit zehn bis siebzehn Silben auskommen. Ein Haiku ist zudem konkret und gegenwärtig. Es thematisiert meist ein beobachtetes Geschehen, die momentane Wahrnehmung, das Erleben eines Augenblicks, oft mit Hilfe eines Jahreszeitenwortes (Kigo). Letztlich wird beim Haiku nicht alles gesagt. Das Unausgesprochene, Angedeutete, Ausgesparte ist wichtiger als das klar Ausgedrückte. Der Leser soll sich den Zusammenhang selbst erschließen.
Heike Gewi legt in diesem Band über zweihundert zweisprachige (deutsch und englisch) Haiku vor, die dem Leser auf einer traditionellen Reise durch die Jahreszeiten einen direkten, auf den Punkt gebrachten Blick auf die Welt im Kleinen öffnen, dabei die Bodenhaftigkeit nicht verlieren und die Vision eines klaren Moments in der Stille sichtbar machen.
Kirschblüten schaun-
der Mond schlüpft
in meine Schuh
Kirschblüten
der rastlose Wind ändert
seine Farbe
Frieden
in rosa Wolken atme ich
Kirschbüten
Frühlingsland
mit jedem Schwarm kehren
mehr Farben zurück.
Stille
Pferd und Reiter
in einer andren Welt
Halte mich nicht auf...
auch Blüten und Blätter
lernen tanzen
Schneeflocken tanzen.
Wo hört die Erde auf,
wo fängt er Himmel an?
Wolken reißen
ihre Bäuche an kahlen Zweigen auf -
Schneefall
Zu diesem Jahresreigen durch Frühling, Sommer, Herbst und Winter gehören auch Senryu. Diese Form der kurzen Gedichte beschäftigt sich mit alltäglichen Dingen und unserem Seelenleben. Das Natur- und Jahreszeitenelement muss kein Bestandteil mehr sein. Humor und Zweideutigkeit spielen eher eine Rolle, was sie manchmal etwas komplexer im Verständnis erscheinen lassen, da sie viel persönlicher sind.
Sie können ein Lächeln hervorzaubern...
Chinesisch Essen –
aus dem Teich quakt
meine Bestellung
... oder sind emotional...
Nach dem Regen -
auf Wolken
gehen
... melancholisch?
Am Abend
den Tag zurückholen.
Nur ein paar Zeilen.
Ergänzt werden Haiku und Senryu durch sechsundzwanzig Haiga, meist farbigen Zeichnungen, die auf tiefgreifenden Beobachtungen der Alltagswelt basieren. Die Haiga von Heike Gewi fügen sich ausgezeichnet in die Gestaltung des Buches ein (auch wenn nicht alle meinen persönlichen Geschmack ansprechen). Mir gefällt aber, dass sie einige Haiku bildhaft vor Augen führen und damit den Kern treffen. Nicht nur durch die Wahl der unterschiedlichen Farben treten sie ausdrucksstark vors Auge. Die Mischung von Bild und Text finde ich ebenso gelungen wie die "Spielereien" mit Wörtern, die gleichfalls auflockernd hinzugefügt sind.
Die Poesie von Heike Gewi sagt geradeheraus, was Sache ist. Sie ist ein Erlebnis. Sie FASZINIERT. Sie BERAUSCHT. Sie ENTZÜCKT. Sie BERÜHRT. Und vor allem: Sie INSPIRIERT.
LichtBlick -
Gedanken in die Stille legen
(Svanvithe)
- Dieter R. Fuchs
Der Tanz der Häsin
(6)Aktuelle Rezension von: LivillaEin interessantes Buch. Worum es geht, ist nicht so leicht zu fassen, da es auf mehreren Zeitebenen spielt. Geschrieben ist es in einem sehr gut lesbaren, auktorialen, Stil, das heißt, der Autor kann in die Köpfe aller Figuren schauen.
Der Gegenwartsstrang dreht sich um eine junge Doktorandin der Kunstgeschichte, Sandra Haas. Sie gerät regelmäßig an die falschen Männer und ist mit dem Thema ihrer Promotion nicht mehr zufrieden. Also beschließt sie, ihr Leben auf die Reihe zu kriegen.
Sie will Änderung, eine neues Thema und stößt auf die Inspiration, die Künstler wie Franz Marc kurz vor dem ersten Weltkrieg aus der japanischen Kunst zogen. Und dort besonderes aus Netsukes, das sind Miniaturschnitzereien, die für den Gürtel des Kimonos bestimmt waren. Eins dieser Netsuke fasziniert Sandra und alle anderen: Es ist das eines Mischwesen: Es trägt den Kopf eines Hasen und den (durchaus erotisch gestalteten) Körper einer Frau.
Das Netsuke dieser tanzenden Häsin beeinflusst das Schaffen von Künstlern aus dieser Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg und als Leser verfolgt man seinen Weg mit, das sich zu einem Netz spinnt, an dem viele Künstler beteiligt sind: Franz Marc und seine Frau(en), Wassily Kandinsky, Paul Klee, Kaminski, Rainer Maria Rilke, die blauen Reiter, Gropius mit seinem Bauhaus, Nicolas Fabergé. Aber auch das Schicksal der fiktiven Figuren des Romans berührt.
Besonders will ich noch die ausgezeichnete Recherche hervorheben. Viel Wissen wird auf lockere Art vermittelt. Aber doch viele Fakten an den Mann gebracht. Das muss man mögen. Mir persönlich gefällt es. Einen besonderen Spannungsbogen darf man im ‚Tanz der Häsin‘ nicht erwarten. Es ist ein ruhiges, trotzdem interessantes Buch für Leute die an Kunst, Kunstgeschichte und Künstlerbiografien interessiert sind. Diesen Leuten empfehle ich das Buch sehr gerne.