Bücher mit dem Tag "jean-paul sartre"

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42 Bücher

  1. Cover des Buches Wer bin ich - und wenn ja wie viele? (ISBN: 9783442143139)
    Richard David Precht

    Wer bin ich - und wenn ja wie viele?

     (660)
    Aktuelle Rezension von: Carla_S

    "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?" von Richard David Precht ist zweifellos ein Buch, das wichtige Fragen zur menschlichen Identität und Persönlichkeit aufwirft. Precht bietet dem Leser einen Einblick in verschiedene philosophische Ansätze und lädt dazu ein, über das eigene Selbst und dessen Entwicklung nachzudenken.

    Jedoch lässt das Buch in seiner Ausführung zu wünschen übrig. Precht neigt dazu, philosophische Konzepte oberflächlich zu behandeln, und verpasst oft die Möglichkeit, tiefergehende Diskussionen anzustoßen. Die vielen Ideen, die er präsentiert, werden oft nur gestreift, ohne dass sie in ausreichendem Maße ausgeführt werden.

    Ein weiteres Manko ist Prechts Neigung, in seinem Schreibstil von einem Thema zum nächsten zu springen, ohne klare Verbindungen zwischen den Kapiteln herzustellen. Dies kann es dem Leser erschweren, den Gedankengängen zu folgen und ein kohärentes Verständnis der behandelten Themen zu entwickeln.

    Obwohl das Buch sicherlich einige interessante Einsichten bietet, bleibt der Eindruck, dass es an Tiefe und Substanz mangelt. Es könnte von einer strafferen Struktur und einer gründlicheren Behandlung der vorgestellten Ideen profitieren.

    Insgesamt verdient "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?" vielleicht eine durchschnittliche Bewertung von 3 von 5 Sternen. Es ist eine solide Einführung in das Thema, aber es fehlt an der Tiefe und dem Detailreichtum, um wirklich herausragend zu sein.

  2. Cover des Buches Der Ekel, Sonderausgabe (ISBN: 9783499235924)
    Jean-Paul Sartre

    Der Ekel, Sonderausgabe

     (276)
    Aktuelle Rezension von: Vera-Seidl

    Da sitzt sie, die Melencolia, reglos, den Kopf auf ihre Hand gestützt, kann sich trotz ihrer Flügel nicht erheben, das Handwerkszeug um sich herum nicht ergreifen. 

    Hört sie das Läuten der Glocke über sich? Sieht sie die Jakobsleiter, die zum Licht mit seinem Regenbogen führt?

     

    Mehrmals hatte ich Jean-Paul Sartres "Der Ekel" angefangen zu lesen. Aber die Sichtweise seiner Hauptfigur, Antoine Roquentin, auf die Welt stieß mich zu sehr ab, verursachte einen Ekel in mir.

     

    Im Gegensatz zum Ich-Erzähler ergab ich mich nicht der Selbstreflexion in Form eines Tagebuchs, sondern forschte zunächst in der Entstehungsgeschichte des Romans, insbesondere in Sartres Biografie.

     

    In seiner Kindheit war Sartre einem Wechselbad von Bezugspersonen ausgesetzt. 

    Sein rechtes Auge erblindete nach und nach. Die visuelle Wahrnehmung erfolgte also fortan stärker über die rechte Gehirnhälfte, über die Gefühle. "Le petit homne", das Männlein, wurde er von seinen Freunden genannt, weil er nur 1,53 m groß war.

    Seine erste Liebe lernte er auf einer Beerdigung kennen. Die Treffen mit ihr frustrierten ihn. 

    Ein Heiratsantrag, der einer anderen Frau galt, wurde abgelehnt.

    Nach Reisen am Anfang der dreißiger Jahre unterrichtete Sartre in Le Havre, wo die Wirtschaftskrise für eine gedrückte Stimmung sorgte.

    Seine Doktorarbeit über die Vorstellungskraft konnte er nicht beenden. Das Meskalin, das er sich spritzen ließ, linderte seine Depressionen nicht, sondern verstärkte sie begleitet von Wahn- und Panikphasen.

    Als das Manuskript seines Romans "Melancholia" 1936 abgelehnt wurde, war Sartre zwar enttäuscht, ließ sich aber nicht entmutigen. In der Fortsetzung seiner belletristischen Arbeit wurde er von seiner Lebenspartnerin Simone de Beauvoir bestärkt.

    1938 erschien das Buch schließlich unter dem Titel "La Nausèe" und wurde zum Erfolg.

     

    Mit diesem Hintergrundwissen fiel mir der Zugang zum Buch viel leichter. 

     

    Der Historiker Antoine Roquentin lässt sich nach einer mehrjährigen Forschungsreise in der fiktiven Stadt Bouville nieder. 

    Er arbeitet nicht an seiner Doktorarbeit, sondern forscht über einen Adligen namens Marquis de Rollebon. Daneben beginnt er ein Tagebuch, weil ihn bestimmte Ereignisse und Veränderungen verstören.

     

    Gegenstände und Menschen lösen plötzlich eine Art Angst bei ihm aus. Ein Kieselstein, ein Stück Papier, selbst seine eigene Hand werden zu einer diffusen Bedrohung. "Ich sehe meine Hand, die sich auf dem Tisch ausbreitet. Sie lebt - das bin ich. Sie öffnet sich, die Finger spreizen und strecken sich. Sie liegt auf dem Rücken. Sie zeigt mir ihren fetten Bauch. Sie sieht aus wie ein umgefallenes Tier. Die Finger, das sind die Beinchen."

     

    Hier hörte ich Klänge von Franz Kafkas "Verwandlung". Zwei Seiten weiter, als Roquentin seine Hand mit dem Messer attackiert, erinnerte ich mich daran, dass Vincent van Gogh sein Ohr oder ein Teil davon abgeschnitten hatte.

     

    "Sein Hemd aus blauer Baumwolle hebt sich fröhlich von einer schokoladenfarbenen Wand ab. Auch das verursacht den Ekel. Oder vielleicht: das ist der Ekel." Immer wieder spielen Farben eine Rolle im Roman. Eine Wirkung des Meskalins, wie ich nachgelesen habe.

     

    Im Stilmittel der Beschreibung werden Edmund Husserl und auch Martin Heidegger transparent, mit denen sich Sartre 1933 in Berlin beschäftigt hatte. Auch andere Denker schimmern in seinen philosophischen Überlegungen durch. Vor allem aber nimmt Sartre an diesen Stellen sein theoretisches Hauptwerk "Das Sein und das Nichts" vorweg.

     

    "Es gibt jetzt also Leute, die mich erkennen, die denken, nachdem sie mich scharf angesehen haben: 'Der da gehört zu uns'", schreibt er auf Seite 107 im Roman. Fünf Jahre später heißt es: "Wenn es einen andern gibt, wer er auch sei, wo er auch sei, was immer seine Bezüge zu mir sein mögen, auch wenn er auf mich nicht anders als durch das bloße Auftauchen seines Seins einwirkt, ich habe ein Außen, ich bin eine Natur; mein Sündenfall ist die Existenz des anderen; und die Scham ist – wie der Stolz – die Wahrnehmung meiner selbst als Natur, wenn auch eben diese Natur mir entgeht und als solche unerkennbar ist."

     

    Auf Seite 159 erlebte ich, wie Sartre die Gedanken René Descartes und die von Martin Heidegger weiter vorantrieb beziehungsweise berichtigte.

    "Mein Denken, das bin ich: deshalb kann ich nicht aufhören. Ich existiere, weil ich denke ... und ich kann mich nicht daran hindern zu denken. Sogar in diesem Moment - es ist gräßlich, wenn ich existiere, so, weil es mich graut zu existieren. Ich bin es, ich bin es, der mich aus dem Nichts zieht, nach dem ich trachte ..."

     

    Als Roquentin schließlich im Park eine Wurzel erblickt, erkennt er die Sinnlosigkeit der Existenz: "Das Wesentliche ist die Kontinguenz. Ich will sagen, daß die Existenz ihrer Definition nach nicht die Notwendigkeit ist. Existieren, das ist dasein ... Alles ist grundlos, dieser Park, diese Stadt und ich selbst ... Wie lange dauerte die Faszination? Ich war die Wurzel des Kastinienbaums. Oder vielmehr, ich war ganz und gar Bewußtsein ihrer Existenz. Noch losgelöst von ihr - da ich mich ihrer ja bewußt war - und dennoch in ihr verloren, nichts anderes als sie."

     

    Dass Roquentin nach dieser Erkenntnis nicht mehr in der Schlammstadt sein Leben als Historiker fortsetzen wollte, konnte ich gut nachvollziehen. Am Ende (er)findet er sich neu als Romancier.

     

    Albrecht Dürers Melencolia und Sartres Roquentin sind gezwungen innezuhalten. Niedergedrückt, aber mit wachem Blick erkunden sie nun die Phänomene dieser Welt. Sie stellen Fragen und finden Antworten. Die Erde ist keine Scheibe mehr. Vor der Melencolia liegt eine Kugel. Ein großer Polyeder trennt Himmel und Erde. Eine Wurzel ist nicht mehr Funktion, sondern grundlos existent wie der Mensch. 

    Roquentin ergreift am Ende die Feder, um seiner Existenz einen Sinn zu geben. Ob es der Melencolia mit ihrem Zirkel gelingen wird, einen Kreis um die geteilte Welt zu ziehen, um so Himmel und Erde zu versöhnen?

     

    Vera Seidl

     

     

     

     

     

  3. Cover des Buches Der Baader-Meinhof-Komplex (ISBN: 9783455850703)
    Stefan Aust

    Der Baader-Meinhof-Komplex

     (309)
    Aktuelle Rezension von: hamburgerlesemaus

    Während meine Mutter beim Post-oder Bankschalter anstand (ATM gab es damals noch nicht), guckte ich mir das große Poster mit all den gesuchten RAF-Gesichtern an. In jeder Bank, Geschäft, Bahnhof oder öffentlichem Amt hing dieses Plakat! Wann immer wir mit unseren Eltern aus Hamburg nach Hause nach HH-Lemsahl fuhren, wurden wir von mindestens einer Polizeikontrolle gestoppt. Am Ende wohnte die RAF nur 5 Km von meinem Elternhaus in Poppenbüttel entfernt.

    #derbaadermeinhofkomplex war das erste Buch, das mir alle Zusammenhänge der RAF darstellte.
    Es ist schon länger her, dass ich es gelesen habe, aber ich weiß noch, das es sich wie ein Krimi las. 878 Seiten Spannung pur. Allerdings erinnere ich mich auch, dass ich über Baaders seitenlangen, intellektuellen Ergüsse ohne Punkt und Komma im Gerichtssaal hinweggelesen habe.
    Danke #stefanaust

  4. Cover des Buches Camus (ISBN: 9783499628016)
    Iris Radisch

    Camus

     (22)
    Aktuelle Rezension von: UteSeiberth
    Mit großem Interesse habe ich diese Biografie von Iris Radisch gelesen,bei der man deutlich merkt,dass sie Camus und seine
    Bücher sehr gut kennt.Es ist eine schöne Würdigung zum 100.
    Geburtstag von Camus und zeigt sein Leben,das in einer armen Gegend in Algerien beginnt bei einer Mutter,die nicht sprechen kann
    um in Paris Sartres Gegenspieler zu werden.Camus ist mir noch sympathischer geworden durch seine philosophischen und moralischen Ansichten,die ich so genau nicht gekannt hatte.
    Schade,dass er so früh verstorben ist !Wer weiß,was er noch
    alles geschrieben hätte!
  5. Cover des Buches Das Café der Existenzialisten (ISBN: 9783406814396)
    Sarah Bakewell

    Das Café der Existenzialisten

     (35)
    Aktuelle Rezension von: Wolf-Macbeth

    In “Das Café der Existenzialisten: Freiheit, Sein und Aprikosencocktails” von Sarah Bakewell wird die faszinierende Geschichte des Existenzialismus und der Phenomenologie auf lebendige Weise erzählt. Die wichtigen Aspekte dieser philosophischen Bewegung werden gut verständlich dargestellt, ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen. Aber das eigentliche Highlight des Buches ist die Darstellung des Lebens und Denkens der Existenzialistinnen und Existenzialisten.

    Es fällt auf, dass das Buch Jean-Paul Sartre in dieser Gruppenbiografie ein wenig zu sehr in den Mittelpunkt rückt und er scheinbar über jede Kritik erhaben ist. Dieser Fokus auf Sartre kann für einige Leserinnen und Leser möglicherweise etwas überwältigend sein. Es hätte spannend sein können, mehr über andere bedeutende Existenzialisten wie Albert Camus unabhängig von Sartre zu erfahren. Simone de Beauvoir, die eine bedeutende Rolle spielte, wird zwar erwähnt und ihr Werk “Das andere Geschlecht” wird erklärt, aber oft in Beziehung zu Sartre. Hier hätte ich mir eine eigenständigere Betrachtung gewünscht.

    Trotz dieser kleinen Kritikpunkte hat mir die Lektüre viel Spaß gemacht und ich habe tatsächlich Neues über den Existenzialismus gelernt. Sarah Bakewell hat es geschafft, die Existenzialistinnen und Existenzialisten zum Leben zu erwecken und ihre Gedanken verständlich zu vermitteln. Am Ende des Buches stelle ich mir die Frage, wie Intellektuelle wie Sartre Sympathien für den Kommunismus hegen konnten, während sie die Gräueltaten von Stalin, Mao Tse Tung und Pol Pot ignorierten oder tolerierten. Dies regt zum Nachdenken an und zeigt, dass selbst Genies wie Sartre nicht frei von Fehlern und Blindstellen waren.

  6. Cover des Buches Empört Euch! (ISBN: 9783550088834)
    Stéphane Hessel

    Empört Euch!

     (188)
    Aktuelle Rezension von: Kerstin-Scheuer

    Über dieses Buch, das monatelange auf der Bestsellerliste stand, wurde bereits viel gesprochen und geschrieben. Für einige ist es wohl sogar zu einer Art "Bibel" geworden. Es geht zurück auf eine Rede Hessels, die viel Beachtung fand.
    Klar, dass ich dieses Werk auch einmal lesen wollte, um herauszufinden, was so besonders daran ist.

    Leider kann ich die allgemeine Euphorie nicht so ganz teilen.
    Bei dem dünnen Heftchen - ich würde es eher eine "Schrift" als ein "Buch" nennen - handelt es sich um den Aufruf eines 94jährigen an die jüngeren Generationen, sich endlich wieder mehr zu engagieren. Mich erinnerte dies etwas an das ewige "Früher war alles besser" und die ständigen "die Jugend von heute"-Klagen, die mich immer ärgern, weil sie schlicht und ergreifend falsch sind.
    Die Dinge, für wir uns engagieren sollen, liefert Hessel gleich mit. Neues hat er dabei nicht zu bieten: für Umwelt und soziale Gerechtigkeit, gegen die Macht der Banken und des Geldes, in Israel und den arabischen Ländern. Nunja.

    Was mich allerdings wirklich stark beeindruckte, war der Lebensweg von Hessel, von dem man das ein oder andere innerhalb der Schrift; wesentlich mehr jedoch in einem Nachwort erfährt. Hessel wurde in Deutschland geboren und flieht mit seinen Eltern während des Zweiten Weltkriegs nach Frankreich aus, nachdem es der jüdischen Familie gelang aus dem KZ "Buchenwald" zu entkommen. (Schon allein DAS finde ich zu tiefst beeindruckend; es geht aber noch weiter) Als Jugendlicher und junger Mann engeagiert er sich in der Resistance gegen Nazideutschland und schreibt schließlich nach Ende des Zweiten Weltkriegs an der Menschenrechtscharta mit. Später ist er als Botschafter für Frankreich an den unterschiedlichsten Orten weltweit im Einsatz. Wow!
    Mit diesem Hintergrund, finde ich, bekommt die Schrift doch gleich eine ganz andere Perspekitve. Wer sich stets so sehr für die eigenen Ideale und eine bessere Welt einsetzte, hat meiner Meinung nach alles Recht, sich über die heutigen Verhältnisse und die scheinbare Letargie der Jugend zu beschweren. Denn - sind wir mal ehrlich - so stark engagiert sind die wenigstens von uns. Natürlich sind die offensichtlichen Bedrohungen auch - gottseidank - geringer. Gründe, um sich zu engagieren - gibt es aber noch immer genug. Schön, dass uns so ein außergewöhnlicher Mensch hieran erinnerte.

    Unmittelbar nach der Lektüre dieses Werkes habe ich die Autobiografie von Stephane Hessel "Mein Tanz mit dem Jahrhundert" auf meine Wunschliste gesetzt. Ich bin wirklich schwer beeindruckt.

  7. Cover des Buches Das Spiel ist aus (ISBN: B004ABFD2K)
    Jean-Paul Sartre

    Das Spiel ist aus

     (250)
    Aktuelle Rezension von: Fynn_Augustus

    Klassiker, den man gelesen haben sollte.


    Toll! Einfach toll.


    Das Buch behandelt Fragen, die nicht alt werden, und die sich bestimmt jeder schon auf die eine oder andere Weise gestellt hat.


    Die Idee finde ich sehr schön. 2 Leute, die sich im Leben nicht kennengelernt haben und eine 2.Chance erhalten. Die Versuche, sich vollen Herzens zu lieben und trotzdem den Verpflichtungen nachzugehen und die Konklusion, dass das Spiel aus sei, wenn es eben aus sei. Letzteres ist mMn v.a. im Kontext von Sartres anderen Werken sehr interessant.

    Sollte man gelesen haben. :-)

  8. Cover des Buches Der Club der unverbesserlichen Optimisten (ISBN: 9783518468623)
    Jean-Michel Guenassia

    Der Club der unverbesserlichen Optimisten

     (38)
    Aktuelle Rezension von: Ksenia_Georgieva

    Das Buch ist extrem atmosphärisch und authentisch.

    Dem Autor ist gelungen alles in so einem Detail zu übertragen, dass ich sehr oft das Gefühl hatte wie eine Freiwillige Besucherin dazusitzen, die sehr müde durch Paris Spazieren würde und hat sich im "Balto" gesetzt um eine Tasse Kaffee zu trinken. Ich belausche die Gespräche, innerlich nehme in den Debatten teil und beobachte sehr nachdenklich die Schachspiele, trotz der Tatsache, dass ich selbst nicht spielen kann.

    So viele Ereignisse sind in nur 5 Jahren passiert: romantische, schöne, lustige, aber auch schlechte, traurige und sogar tragische. Man geht alles mit den Protagonisten durch und am Ende ist es extrem schwierig sich zu verabschieden. Fabelhaftes und wunderschönes Buch, das ich nie vergessen werde.

  9. Cover des Buches Wer bin ich - und wenn ja wie viele? (ISBN: 9783837113686)
    Richard David Precht

    Wer bin ich - und wenn ja wie viele?

     (36)
    Aktuelle Rezension von: Bommerlinda
    Ja, ich bin eine Spätzünderin, bzw. eine Spätleserin.

    Fünf Jahre steht die philosophische Reise des Herrn Prechts bereits in meinem Bücherregal, aber ehrlich gesagt, habe ich nie so richtig Lust verspürt, dieses Buch zu lesen, warum auch immer. Das hat sich nun geändert und so schlimm, wie ich es mir zeitweise ausgemalt habe, ist es dann doch nicht zu lesen.

    Der Inhalt des Buches gibt auf unterhaltsame Art und Weise Antworten auf Fragen, mit denen sich Philosophen so im Allgemeinen beschäftigen müssen. Hier besitzt Herr Precht die Fähigkeit, manch tiefgreifende Erkenntnis so prägnant auf den Punkt zu bringen, dass viele Philosophen noch etwas lernen können.
    Allerdings behandelt Precht vor allem die modernen Philosophen des 19. und 20. Jahrhundert. Wer einen wirklichen Überblick über die wichtigen Philosophen haben möchte, der kommt um andere Bücher nicht drumrum, so wird beispielsweise Sokrates, der Begründer der Philosophie, nur kurz erwähnt. 

    Übersichtlich und kompakt umfasst jedes Kapitel um die zehn Seiten. Die Sprache ist verständlich, und jedes Thema wird sehr klar dargestellt und fast immer mit einem Beispiel aus dem heutigen Alltag belegt, so dass die Gedanken Prechts sehr anschaulich vermittelt werden.
    Der Autor bietet dem Leser einiges, nämlich die drei Pfeiler der Philosophie: die Ethik die Erkenntnistheorie sowie die Metaphysik.
    So gesehen ist die philosophische Reise mit Precht zwar unterhaltend und lehrreich, meines Erachtens führt sie aber letztendlich in ein Nirgendwo.

    Wer sich allerdings nur für Zusammenhänge aktueller ethischer Fragen interessiert, für den ist dieses Buch sicherlich spannend, aufschlussreich und durchaus lesenswert.
  10. Cover des Buches In den besten Jahren (ISBN: 9783644031319)
  11. Cover des Buches Geschlossene Gesellschaft (ISBN: 9783499157691)
    Jean-Paul Sartre

    Geschlossene Gesellschaft

     (295)
    Aktuelle Rezension von: nana_what_else



    … die Hölle, das sind die anderen.

    Aus: Geschlossene Gesellschaft von Jean-Paul Sartre, Seite 59


    Das sagt der Verlag: Geschlossene Gesellschaft: Drei Personen, die im Leben einander nie begegnet sind, werden nach ihrem Tod für alle Ewigkeit in einem Hotelzimmer zusammen sein. Das ist die Hölle.


    Aufmachen! Aufmachen! Ich nehme alles hin: Beinschrauben, Zangen, flüssiges Blei, Halseisen, alles, was brennt, alles, was quält, ich will richtig leiden. Lieber hundert Stiche, lieber Peitsche, Vitriol als dieses abstrakte Leiden, dieses Schattenleiden, das einen streift, das einen streichelt und das niemals richtig weh tut.

    Aus: Geschlossene Gesellschaft von Jean-Paul Sartre, Seiten 54-55


    Persönlicher Leseeindruck: L’enfer, c’est les autres. Die Hölle, das sind die anderen. Auch, wenn ich mir als Agnostikerin mit Tendenz zu Wurschtigkeit/Frust gegenüber religiösen Themen nicht viele Gedanken darüber mache, was auf uns zukommt, wenn wir erstmal über die Regenbogenbrücke gegangen sind, den Löffel abgegeben, das Zeitliche gesegnet, ins Gras gebissen und schlussendlich die Radieschen von unten betrachtet haben, hat den nie-müden Ungustl in mir dieses Zitat immer auf verdrehte Weise angesprochen. Als Österreicher/in bekommt man das misanthrope Grantler-Gen ja praktisch frei Haus mitgeliefert und deshalb schien’s – nachdem mir diese eine Zeile immer wieder in der Zeitung, in Podcasts, Träumen und dem Kaffeesatz unterkam und ich mich irgendwann beim Sehen der Nachrichten dabei erwischt habe, wie ich sie passiv-aggressiv wie ein Mantra vor mich hinmurmelte – quasi meine heilige Pflicht zu sein, den Text, aus dem diese weisen Worte stammen, mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

    Scherz beiseite. Ich wollte mich schon seit Ewigkeiten etwas genauer mit Sartre befassen und wann ließe sich ein Text mit dem Titel „Geschlossene Gesellschaft“ wohl besser lesen als während einer globalen Quarantäne?


    Wir nämlich machen die Augenlider auf und zu. Zwinkern nannte man das. Ein kleiner schwarzer Blitz, Vorhang zu, Vorhang auf: Das war die Unterbrechung. Das Auge wird feucht, die Welt verschwindet. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie erholsam das war. Viertausend Pausen in einer Stunde. Viertausend kleine Fluchten.

    Aus: Geschlossene Gesellschaft von Jean-Paul Sartre, Seiten 13-14




    Das Stück kommt erwartungsgemäß mit sehr überschaubarem Personal aus: Inés, Estelle und Garcin sind die verblichenen ProtagonistInnen, die nach und nach von einem höflich-distanzierten Kellner in das Hotelzimmer geführt werden, welches die wiederum recht kleine, aber außergewöhnliche Bühne für die gesamte Handlung darstellt.


    Kurz, es fehlt hier jemand: der Folterknecht.

    Aus: Geschlossene Gesellschaft von Jean-Paul Sartre, Seite 28


    Ein fensterloser Raum, drei verschiedenfarbige Sofas – hellblau, spinatgrün und bordeauxrot, eine Büste, keine Spiegel, eine verschlossene Tür samt Klingel, die nicht funktioniert. Das Zimmer enthält praktisch nichts, was Zerstreuung bieten könnte. Wie trostlos und qualvoll eine Ewigkeit in solch kargem Umfeld ist, geht den drei Verdammten jedoch nicht gleich auf: Denn zunächst warten sie noch getrieben und verzweifelt auf das Erscheinen eines Folterknechts. Den jedoch scheint es nicht zu geben; Inès, Estelle und Garcin sind einander fortan die einzige Gesellschaft und langsam kommt die höllische Ménage-à-trois zu der Erkenntnis:

    Die Hölle, das sind die anderen. Nicht, wegen der Gräueltaten, die sie begehen oder weil das ewige Aufeinanderhocken, von dem es kein Entrinnen gibt, irgendwann unerträglich wird. Sondern deshalb, weil wir uns nur erkennen, wenn andere Augen uns sehen. Das Bild, das andere von uns haben, ist der Rahmen, in dem wir unser Leben leben und erleiden, ein Gefängnis zu Lebzeiten und danach.


    Man stirbt immer zu früh – oder zu spät. Und nun liegt das Leben da, abgeschlossen; der Strich ist gezogen, fehlt nur noch die Summe. Du bist nichts andres als dein Leben.

    Aus: Geschlossene Gesellschaft von Jean-Paul Sartre, Seite 57



    Ist man, wenn man von anderen nicht wahrgenommen wird? Kann man etwas anderes sein, als das, was die anderen in einem sehen?

    Besonders schön finde ich, dass in der Rowohlt Ausgabe das gesprochene Vorwort zur Schallplattenaufnahme abgedruckt ist, in der Sartre mit Missinterpretationen aufräumt: „Man glaubte, ich wolle damit sagen, dass unsere Beziehungen zu andren immer vergiftet sind, dass es immer teuflische Beziehungen sind. Es ist aber etwas ganz anderes, was ich sagen will. Ich will sagen, wenn die Beziehungen zu andern verquer, vertrackt sind, dann kann der andre nur die Hölle sein. Warum? Weil die andren im Grunde das Wichtigste in uns selbst sind für unsere eigene Kenntnis von uns selbst. Wenn wir über uns nachdenken, wenn wir versuchen, uns zu erkennen, benutzen wir im Grunde Kenntnisse, die die andern über uns schon haben. Wir beurteilen uns mit den Mitteln, die die andern haben, uns zu unserer Beurteilung gegeben haben. Was ich auch über mich sage, immer spielt das Urteil anderer hinein. Was ich auch in mir fühle, das Urteil andrer spielt hinein, Das bedeutet, wenn meine Beziehungen schlecht sind, begebe ich mich in die totale Abhängigkeit von andren. Und dann bin ich tatsächlich in der Hölle.“ (Seite 61)


    Wir sind in der Hölle, meine Kleine, es kommt nie ein Versehen vor,

    und die Leute werden niemals für nichts verdammt.

    Aus: Geschlossene Gesellschaft von Jean-Paul Sartre, Seite 27


    Fazit: Wir sehen in uns, was andere uns sehen lassen. Jean-Paul Sartres Stück ist ein kurzweiliges und intensives Lesevergnügen mit viel Tiefgang und einer Botschaft, die nie aktueller war als heute.


    Geschlossene Gesellschaft von Jean Paul Sartre. Stück in einem Akt.

    Originaltitel: Huis clos | Übersetzung: Traugott König | Taschenbuch, 75 Seiten

    Rowohlt Taschenbuch | ISBN: 978-3-499-15769-1

  12. Cover des Buches Die ehrbare Dirne (ISBN: 9783150093252)
    Jean-Paul Sartre

    Die ehrbare Dirne

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Originaldibbler
    Amerika kurz nach dem zweiten Weltkrieg: Im Zug geraten vier besoffene Weiße mit zwei Negern aneinander. Einer der Weißen erschießt einen der "Neger" während der andere fliehen kann. Die Prostituierte Lizzy wird Zeuge dieses Vorfalls und weiß, dass die Schuld alleine beim weißen Schützen liegt. Doch dieser ist ein angesehener Bürger und wirkt durch Freunde auf sie ein zu seinen Gunsten auszusagen? Wie wird sie sich entscheiden?

    Ein gelungenes Stück Situationstheater, in dem sich Sartre nicht nur mit der Rassendiskriminierung sondern auch mit der Unterdrückung sozial niedriger Schichten in den USA in den 40er Jahren des 20. Jhd auseinandersetzt.

  13. Cover des Buches Die Wörter (ISBN: 9783518016503)
    Jean-Paul Sartre

    Die Wörter

     (57)
    Aktuelle Rezension von: annepei
    "Die Bücherei war die Welt im Spiegel; sie hatte deren unendliche Dichte, Vielfalt, Unvorhersehbarkeit."
    .

    Jean-Paul Sartre berichtet hier autobiographisch von seiner Kindheit, die er hauptsächlich bei seiner Mutter und deren Eltern verbrachte. Sein Großvater ist Lehrer und leitet den jungen Sartre früh an die Literatur und bringt ihn so unbeabsichtigt auch zu dem Berufswunsch Schriftsteller.
    .
    Das Buch zu lesen, kann durch die intellektuelle, teilweise hochtrabende und mit Anspielungen gespickte Schreibweise anstrengend sein, aber ich hatte das Gefühl, dass es sich lohnt. Es gibt viele interessante Denkansätze zur Literatur und auch zu Sartre selbst, denn er glorifiziert seine Kindheit nicht nachträglich, sondern analysiert sich selbst und seine Lebensumstände. Das Buch ist also auch allen zu empfehlen, die mehr über Sartre als Person erfahren wollen.
    .
    Bewertung: 📝📝📝📝
  14. Cover des Buches Simone De Beauvoir (ISBN: 9780199238729)
    Toril Moi

    Simone De Beauvoir

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Sokrates
    Der Mythos Simone de Beauvoir hält sich – gerade unter Feministinnen – bis heute. Ebenso der Mythos der eigenwilligen, ein Leben lang haltenden Beziehung zwischen Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Unzählige Biographen und Werkinterpreten haben es bereits versucht, das intellektuelle Erbe Beauvoirs zu interpretieren und daraus die Psyche bzw. die Emotionalität der Philosophin zu extrahieren. Sie blieb – trotz eines umfangreichen Prosa- und autobiographischen Werks – seltsam unklar. Das andere Geschlecht, Beauvoirs Hauptwerk, mit dem sie relativ unfreiwillig dem Feminismus in den 1950er Jahren den Anstoß gab, habe ich vor mehr als 10 Jahren erstmals gelesen. Seither hat sich die Wahrnehmung der Frauenfrage sowie der eigenen Rolle – als Frau – in der Gesellschaft doch relativ deutlich relativiert. Probleme sind heute andere als zu Beauvoirs Zeiten. Andererseits hat diese eigene gewachsene Lebenserfahrung einiges dazu beigetragen, dass man heute auf Beauvoirs Anderes Geschlecht anders zurückblickt; man würde viele Ideen der Philosophin anders sehen, sie für sich anders gewichten. Gerade dieser Zeitpunkt ist richtig, um Toril Mois Buch zu lesen. Moi ist Professorin für Literaturwissenschaft in den USA und beschäftigt sich in ihrem Psychogramm mit Simone de Beauvoir aus zweierlei Perspektiven: einerseits mit ihrem literarischen Werk (hierbei vor allem mit Das andere Geschlecht); andererseits mit psychoanalytischen Begriffen, die in vielerlei Hinsicht interessante Ideen über die Philosophin anstoßen. So beispielsweise legt Moi nachvollziehbar und überzeugend dar, dass Beauvoir trotz ihrer Eigenständigkeit sich immer intellektuell und qualitativ unter Sartre einordnete. Dies begann bereits damit, dass sie ihren Universitätsabschluss als Zweitbeste nach Sartre machte. Philosophisch setzt sich dies fort. Auch ihre Interpretation der Rolle der Frau erweist sich als noch sehr im Patriarchat verwurzelt: zwar erkennt sie dieses als den kritikwürdigen Ausgangspunkt aller Probleme, argumentiert jedoch – für sie scheinbar unerkannt – aus ihm heraus. Sie kann sich (noch) nicht endgültig von ihrer gesellschaftlichen Einflechtung losmachen. Darüberhinaus sieht Moi ihre Einstellung gegenüber der Sexualität der Frau auch als problematisch an. Diese Einstellung erweist sich in Das andere Geschlecht auch als problematisch. Hinzu kommen schwierige psychosoziale Verflechtungen und Verknüpfungen, die insgesamt Simone de Beauvoirs Persönlichkeit in Bezug auf ihre Familie sowie ihre Beziehungen zu Sartre (und anderen Männern) weniger pathetisch erscheinen lassen. Beauvoir war eine überaus ‚unlogische‘ Persönlichkeit; was nach Außen hin als klar und kritisch erschien, war nach innen von Ängsten zerfressen, stark depressiv, narzisstisch, erfolgsorientiert. Ein Leben lang konnte und wollte sie von Sartre nicht loslassen; warum, darüber hat sie möglicherweise selbst nie reflektiert. Sie war jedoch ihr ganzes Leben lang von einer unklaren Angst vor dem (endgültigen) Alleinlassen durch Sartre gefangen. Ihr literarisches Schaffen musste sich in die depressionsfreien Phasen dazwischen einpassen. . Toril Moi schreibt zu Anfangs, wo es vorwiegend um psychoanalytische Fragen geht, sehr komplex; wer sich mit Freud’schem Vokabular nicht gut auskennt, wird seine Probleme haben. Im zweiten Teil des Buches, wo Das andere Geschlecht Gegenstand der Erörterung wird, ist die Autorin gut zu verstehen. Sie arbeitet logisch, argumentiert sympathisch, man kann ihren Überlegungen leicht folgen. Insgesamt eine gute Bereicherung der Philosophie Simone de Beauvoirs, allerdings sollte man Das andere Geschlecht bereits gelesen haben. Es wäre zum besseren Verständnis von Vorteil.
  15. Cover des Buches Zeit der Reife (ISBN: 9783351012052)
    Jean-Paul Sartre

    Zeit der Reife

     (35)
    Aktuelle Rezension von: PaulTemple
    Die Philosophie des Existenzialismus, die Sartre mit seinem Hauptwerk "Das Sein und das Nichts" erstmals erläutert, erfährt in "Zeit der Reife" quasi eine praktische Anwendung. Das philosophische "zur Freiheit verdammt sein" wird in diesem Roman durch den Gymnasiallehrer Mathieu Delarue verkörpert, der - bislang strikt auf die Selbstverwirklichung seines Willens bedacht - in eine Zwickmühle der Entscheidungen gerät, als er erfährt, dass seine langjährige Liebhaberin von ihm schwanger ist.Strikt seinen Freiheitsidealen folgend, beharrt er auf eine illegale Abtreibung, doch seine Freundin möchte das Kind gebären. Für mich war es besonders interessant zu lesen, wie Sartres Philosophie im "Alltag" funktioniert und welche Dilemmasituationen aus ihr entstehen können.
  16. Cover des Buches Die Kindheit eines Chefs - Gesammelte Erzählungen (ISBN: 9783498093938)
    Jean-Paul Sartre

    Die Kindheit eines Chefs - Gesammelte Erzählungen

     (33)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer


  17. Cover des Buches An den Ufern der Seine (ISBN: 9783608983814)
    Agnès Poirier

    An den Ufern der Seine

     (75)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Agnès Poirier entführt die Leser*innen an die Ufer der Seine, in die magischen Jahre von Paris 1940 bis 1950. Dies ist kein trockenes Sachbuch, das Fakten trostlos aneinanderreiht. Hier wird eine Epoche lebendig, hier wird Geschichte erlebbar. Während des Lesens singen Juliette Gréco und Édith Piaf ihre klassischen Chansons leise im Hintergrund. Ich versinke im Ohrensessel, ein heißer Tee steht auf dem Bistrotisch und weht mir seinen Vanilleduft unter die Nase. Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre sitzen mir gegenüber im Café de Flore. Fast scheint es mir als würde der Pfeifenrauch durch mein Lesezimmer ziehen.

    Die 1940er Jahre, eines der schlimmsten Jahrzehnte der Menschheitsgeschichte, totaler Krieg, totale Vernichtung und totale Kontrolle stehen dem Willen zur totalen Freiheit gegenüber. Und in einem kleinen, alten, verwinkelten Stadtteil von Paris, gegenüber von Notre Dame, einen Steinwurf von der Seine entfernt, begegnen sich einige der wichtigsten Intellektuellen und Ikonen jener Zeit. Philosophen, Schriftsteller, Musiker, Künstler aber auch Lebemänner und Dandys. Existenzialismus und Kommunismus, neue Werte in einer alten Welt, prägen die Diskussionen. Nelson Algren, Simone de Beauvoir, Samuel Beckett, Saul Bellow, Albert Camus, Jean Cocteau, Miles Davis, Janet Flanner, Alberto Giacometti, Juliette Gréco, Arthur Koestler, Jean Paulhan, Pablo Picasso, Jean-Paul Sartre Boris Vian und Richard Wright, um nur einige zu nennen, leben in den 40er Jahren auf wenige hundert Quadratmeter verteilt, am linken Seineufer, dem Rive Gauche. Wie kann es sein, dass so viele bedeutende Persönlichkeiten in Paris zusammenkommen, um die Weltgeschichte zu verändern?

    Leben am Rive Gauche

    Leider geht die Kontinuität des Rive Gauche in Poiriers Erzählung etwas unter. Bei ihr erscheint es so, als würden die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts den Mythos des linken Seineufers, des intellektuellen Stadtteils begründen. Dabei haben in den 20er Jahren bereits eine ganze Reihe Künstler dort gelebt und gewirkt, z.B. Ernest Hemingway, Henry Miller, Anaïs Nin, Gertrude Stein, und Sylvia Beach. Und auch davor, war das Quartier geprägt durch die Sorbonne und den zahlreichen Studenten, die hier wohnten. Das traditionelle Universitätsviertel war seit jeher das intellektuelle Zentrum. Auch weil man hier, im Vergleich zum bürgerlichen rechten Seineufer, weitaus günstiger leben konnte.

    In diesem Quartier Latin konzentriert sich in den 40er Jahren ein bedeutender Teil der westlichen Intelligentzija. Die meist 20 bis 30jährigen sind gezeichnet vom Weltkrieg, von den Erfahrungen der deutschen Besatzung, der Kollaboration oder der Résistance. Drehte sich jahrelang alles ausschließlich ums Überleben und den Widerstand gegen die Faschisten, veränderte sich mit der Niederlage Nazideutschlands die ganze Welt. Die jungen Erwachsenen fanden sich zurückgeworfen auf existenzielle Fragen: wie konnte es zum Krieg kommen, was fängt man mit seinem Leben nach dem Krieg an? Was ist der Sinn des Lebens? Und wie kann man ihn verwirklichen? Geprägt durch eine grundlegende Skepsis am Kapitalismus, der sich allzu schnell mit dem Faschismus verbrüderte, kokettieren viele Intellektuelle jener Zeit mit dem Kommunismus, dem der Nimbus des Antifaschismus anhaftet.

    Erst langsam nehmen einige Wenige auch die Grausamkeiten des Stalinismus wahr und versuchen einen „dritten Weg“ in der Politik zu gehen. Ausgehend von der Philosophie des Existenzialismus, müsse es doch einen Weg jenseits von Kapitalismus und Kommunismus geben. Doch so politisch auch der Alltag war und so produktiv die Künstler und Schriftsteller waren, so wollten alle ihr junges Leben nach den Entbehrungen des Krieges, im Rahmen ihrer Möglichkeiten und manchmal auch darüber hinaus, genießen. Eine neue Freizügigkeit nicht nur im Denken brach sich Bahnen. Neue Lebensentwürfe wurde erprobt, bürgerliche Traditionen abgelehnt. Simone de Beauvoir erkämpfte sich einen Lebensstil der bis dahin nur Männern vorbehalten war. Ungebunden, frei und mit vielen wechselnden Sexualpartnern, sogar beiderlei Geschlechts. Was für viele junge Frauen Vorbild werden sollte, war für das Bürgertum vor allem eines: ein Skandal.

    Exzessiver Exitenzialismus

    Und an Skandalen war das arme Paris der 40er Jahre reich. Poirier fängt das Sittengemälde und die Rebellion gegen verkrustete Strukturen grandios ein. Die Leser*innen folgen Sartre und Beauvoir die Treppenstufen hinab in dunkle Kellergewölbe in denen bei Jazzmusik gefeiert und vor allem viel getrunken wird. Die Partner vieler Intellektuellen scheinen im munterem Reigen wechselnde Tête-à-Tête einzugehen. Exzessives Leben in allen Bereichen. Wer will es jungen Menschen verübeln im Angesicht der Grausamkeiten, die nach und nach über den Holocaust bekannt werden oder angesichts einer zunehmenden Weltuntergangsstimmung der sich konfrontierenden Atommächte USA und Russland.

    Die Produktivität gepaart mit der verzehrenden Lebensweise hat seinen Preis und Poirier schildert auch die Schattenseiten der so leuchtenden Biographien. So war die Einnahme von Amphetaminen vollkommen gewöhnlich, Drogen und Aufputschmittel verschiedenster Art, anschließend Schlaftabletten um wieder Ruhe zu finden, gehörten zum Alltag. Ebenso wie Alkohol geschwängerte Streitigkeiten, die teils jahrelange Freundschaften zu ruinieren vermochten. So explosiv wie sich die Weltgeschichte darstellte, so heftig, hitzig und obsessiv lebten die jungen Intellektuellen jener Zeit. Und Poirier schafft es mit ihrer Sprache eine geradezu hypnotische Wirkung zu entfachen, ein Mahlstrom, der hinab in die Begierden und Leidenschaften einer unterdrückten Jugend führt. Wer die Menschheit liebt, muss an ihr verzweifeln.

    Moderne Zeiten

    Dabei darf man allerdings nicht übersehen, dass mitunter Genauigkeit und Differenzierung dem lockeren Schreibstil geopfert werden. Es ist ein erzählendes Sachbuch, eher eine Reise an die vergangenen Ufer der Seine, denn eine historisch korrekte Betrachtungsweise. Wenn man sich damit anfreunden kann und über die ein oder andere spekulative Szene, die als solche allerdings leider nicht deutlich gekennzeichnet ist, die ein oder andere Stereotypisierung und die ein oder andere verklärte Perspektive hinwegsehen kann, bekommt man eine wunderbare und informative Zeitreise in eines der intellektuellsten Jahrzehnte.

    Poirier reicht mit „An den Ufern der Seine“ einem jungen und neuem Publikum die Hand, um den intellektuellen und moralischen Aufbruch einer ganzen Generation zu verstehen. Geschichte wird gemacht und wirkt in die Gegenwart. Es wurden nicht nur literarische Grundfeste erschaffen, sondern zugleich weltanschauliche Wertemaßstäbe entworfen. Der Widerstand gegen Unterdrückung und Ausbeutung, gegen Faschismus und Autoritarismus, die Intoleranz gegenüber den Intoleranten und Antidemokraten sind zeitlose Imperative. Die Erinnerung daran erscheint nötiger denn je.

    Für Bibliophile sei allerdings die Warnung ausgesprochen, dass sehr viele literarische Werke angesprochen werden, die die Liste der zu lesenden Bücher mal wieder zu verlängern vermag.

  18. Cover des Buches Der Schaum der Tage (ISBN: 9783792003664)
    Boris Vian

    Der Schaum der Tage

     (80)
    Aktuelle Rezension von: Jacynthe

    Inhalt


    Colin ist ein wohlhabender Hausbesitzer mit eigenem Koch doch ihm fehlt etwas Entscheidendes in seinem Leben: eine Geliebte. Bei seinem Freund Chick ist es umgekehrt. Doch dann begegnet Colin Chloé. Die beiden verlieben sich und heiraten kurz darauf. Kurz darauf wird Chloé schwer krank. In ihrer Lunge wächst eine Seerose, deren Wachstum nur vom Duft anderer Blumen gestoppt werden kann. Fortan ist es Colins einziger Lebensinhalt, Blumen für seine Geliebte zu kaufen. Doch diese welken schnell, ebenso schrumpft Colins Wohlstand zu einem Nichts und das Haus wird immer kleiner und verkommener. Und dann geschieht das unvermeidbare.


    Meine Meinung


    Vor diesem Buch habe ich noch nie etwas Surrealistisches gelesen. Mir war auch gar nicht klar, was mich erwartete, bevor ich schon noch ein paar Zeilen stutzen musste. Jemand schneidet seine Augenlider, weil sie so schnell nachwachsen?? Spätestens jetzt war mir klar, dass ich definitiv literarisches Neuland betrat.

    Ich muss gestehen, dass sich mein Kopf lange gegen das Gelesene sträubte. Nach  meiner ersten Reaktion der Neugier wandelte sich diese in Abneigung und ich überlegte ernsthaft, das Buch wegzulegen. Dann dachte ich mir jedoch, warum nicht mal auf Neues einlassen? Abgesehen von den surrealen Dingen handelt das Buch doch von ganz Alltäglichem. Und vielleicht unterstreicht das Surrealistische ja nur die Aussagen des Romands. Danach war es einfacher und am Ende hatte ich sogar Tränen in den Augen...

    Eingeschlossen von dem ganzen surrealistischen Konstrukt ist eine berührende und sehr lehrreiche Geschichte über Freundschaft, Liebe und Geld. Neben Colin und Chloé gibt es noch Colins Koch Nicolas, sowie Colins Freund Chick und dessen Freundin Alise. Chick ist ein notorischer Sammler der Werke von Jean Sol Partre - eine Adaption mit parodischem Unterton auf den Philosophen Jean-Paul Sartre -, wofür er sein letztes Geld ausgibt. Auch das, das Colin ihm geliehen hat, um Alise zu heiraten.

    Auch, wenn es ihm selbst wahrscheinlich gar nicht bewusst ist und er aus einer naiven Unschuld heraus handelt, ist er in meinen Augen das negative Gegengewicht zu Colin. Guten Gewissens hat dieser ihm Geld geliehen, doch als er später slebst in einer finanziellen Notlage ist, denkt Chick nicht einmal daran, seine Schuld zu begleichen. Er beteuert zwar stets, kein Geld zu haben, doch hinsichtlich seiner Sammlung ist er ein reicher Mann. Colin selbst kommt auch gar nicht darauf, das geliehene Geld zurückzufordern, was ich erst etwas befremdlich fand, letzendlich aber als eine positive Eigenschaft Colins erkannte.

    Die beiden Frauen Alise und Chloé sind zwar grundsätzlich zu den Protagonisten zu rechnen, doch während Alise am Ende noch eine tragende Rolle zukommt, fiel mir Chloé vor allem durch ihre Unschuld und Zurückhaltung auf. Obwohl sie voller Liebe für Colin ist, stürzt sie ihn letzendlich in den Ruin, worin sich der typische Verlauf eines Liebesdramas widerspiegelt. Dass es eine Blume ist, die für Chloés Leiden verantwortlich ist, obwohl Blumen ja eigentlich für Schönheit und Leben stehen, verstärkt die Dramatik noch.

    Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Buch mehr als nur ein paar groteske Vorstellungen vonseiten des Lesers hervorruft. Ein paar der surrealen Erfindungen Vians, die im Jahre 1947 entstanden, erscheinen dabei heute gar nicht mal so abwägig, zum Beispiel die automatischen Küchengeräte des Kochs. Das meiste ist und bleibt jedoch grotesk, unterstreicht aber, wie ich anfangs vermutet habe, das Geschehen des Romans. Dass das Haus Colins und Chloés beispielsweise mit dem Fortschreiten ihrer Krankheit verkommt und unwohnlich wird, quasi das Innenleben des Liebespaars widerspiegelt, hat mich tief berührt.

    Vians Stil ist sicherlich nichts für jeden. Wer aber bisher noch nie etwas Surrealistisches gelesen hat, sollte das auf jeden Fall einmal ausprobieren. "Der Schaum der Tage" eignet sich sehr gut dafür, wie ich finde. Ich vergebe 4 von 5 Wolken für diesen Roman und werde bei Gelegenheit noch weitere Bücher Vians lesen. Danke, Densy, dass du mich darauf gestoßen hast :)
  19. Cover des Buches Der Aufschub (ISBN: 9783499159350)
    Jean-Paul Sartre

    Der Aufschub

     (14)
    Aktuelle Rezension von: broul
    Der zweite Band ist mir schon wesentlich leichter gefallen als "Zeit der Reife" und auch die Zeit, die ich zum Lesen gebraucht hab hat sich von einem halben Jahr auf ca 2 Monate verkürzt. Zwar war die Pause zwischen beiden Bänden für mich etwas lang, so dass mir bei vielen Charakteren die Vorgeschichte nicht mehr präsent war, dennoch hat sich dieses Buch fast flüssig gelesen. Das kann natürlich daran liegen, dass das Thema dieses Romans (der drohende Ausbruch des 2. Weltkrieges) einem emotional näher ist. Außerdem habe ich noch kein Buch zur Stimmungslage zu dieser Zeit gelesen und fand das daher hier sehr spannend. Etwas anstrengend war das, was hier als Simultantechnik bezeichnet wird. Im Klartext heißt dass, das schlimmstenfalls mit jedem Satz der Schauplatz wechselt. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber es wird sehr gut das Gefühlt für Gleichzeitigkeit erzeugt. Alles in allem keine leichte Lektüre, aber interessant :)
  20. Cover des Buches Der patagonische Hase (ISBN: 9783499626197)
    Claude Lanzmann

    Der patagonische Hase

     (10)
    Aktuelle Rezension von: paroles
    Ein Mann, geboren 1925, Franzose, Jude erzählt das Erwartbare: Besetzung Frankreichs durch die deutsche Armee, Widerstand, Kampf, höchste Lebensgefahr, Befreiung, Gymnasium, Studium, Journalismus, Reisen, Algerienkrieg, erster Film „Warum Israel“, das 12jährige hart erkämpfte Entstehen seines Films „Shoah“. Ein Titel, den man nicht mehr erläutern muss, weil er – ursprünglich von Lanzmann gewählt, um dem Unbenennbaren die Benennung zu verweigern – selbst zum In-Begriff für das als Judenvernichtung, Holocaust Bezeichnete und dessen wirkungsvolles Monument geworden ist. Das Erwartbare wird so unerwartbar, auf so klarsichtige und leidenschaftliche Weise erzählt, das Leben von Claude Lanzmann ist so voll von Gefahren-und Entscheidungsmomenten, von leidenschaftlichen Gefühlen, Begegnungen und Beziehungen – intellektuellen und erotischen – , dass man mitgerissen wird von einem Erzählfluss, der atemlos macht, das doch zu großen Teilen weit Zurückliegende zum gegenwärtigen Moment werden lässt und die eigenen Wahrnehmung von Welt da, wo sie von Vergangenem und Vergangenheiten erfüllt ist, aufs Intensivste erweitert. Muss ich das jetzt belegen? Einiges will ich aufzählen und sei es, um dadurch vielleicht ein paar Leser mehr zu gewinnen: Wie der alleinerziehende Vater seine drei Kinder auf das jederzeit mögliche Eindringen deutscher Soldaten auf der Jagd nach jüdischen Franzosen in ihr Heim durch ein nächtliches Training - Wecken, Anziehen, lautlos das Versteck aufsuchen – vorbereitet. Die Mutter, die den Vater verlässt, in Paris die Besatzung dank ihres zweiten Mannes, der auch den Kontakt zu ihren Kindern wiederanknüpft, überlebt. Mehrfache Begegnungen und bewaffnete Kämpfe mit deutschen Soldaten als Jugendlicher. Neugierig auf die Menschen des überwundenen Deutschlands reist Lanzmann dorthin und wird zum Mittagessen auf eine Gut eingeladen, folgt den Dialogen von noch immer unbesiegt scheinenden Wehrmachtsoffizieren, macht mit der Tochter des Hauses einen Rundgang durch das Gut und sieht so das erste KZ, Stuttgart-Vaihingen. Im Berlin schafft er es, im Jahr der Berlin-Blockade 23-jährig ein Seminar für Studenten der Freien Universität in West-Berlin über Antisemitismus zu halten, und ruft damit die französische Besatzungsmacht auf den Plan. Die Liebes- und Denkbeziehung zu Simone de Beauvoir. Das Dreieck Beauvoir - Jean-Paul Sartre - Lanzmann, dessen Freundschafts- und Arbeitsbeziehungen bis zum Tod von Beauvoir und Sartre andauern. Die Arbeit als Redakteur von Sartres „Les Temps Modernes“. Eine „amour fou“ zu einer nordkoreanischen Krankenschwester während einer Rundreise durch die Diktatur. Große Reportagen, u.a. 1949 über die DDR von innen gesehen, immer wieder über Israel, in das er wiederholt reist. Die Auseinandersetzung mit Entstehung, Aufbau und Entwicklung Israels wird zu seinem Lebensthema, in 12 Jahren entsteht unter schwierigsten Bedingungen der fast 10-stündige Dokumentarfilm Shoah. Dazu hier nichts. Jeder, der das Buch gelesen hat, wird auf die Schnipsel auf You Tube verzichten und ihn ganz sehen wollen. Ich hoffe es. So ging es mir. DVD-Fassung (566 Min) absolut Medien ISBN 3-89848-846-2
  21. Cover des Buches Tote ohne Begräbnis (ISBN: 9783499124877)
    Jean-Paul Sartre

    Tote ohne Begräbnis

     (23)
    Aktuelle Rezension von: JayBronte
    Satres "Kompendium" über die Frage wie sich Folter auf die Persönlichkeitsentwicklung Betroffener / Täter auswirkt.
    Der Sprachstil ist unprätentiös, souverän und bewusst einfach gehalten. Die Form ist ein Theaterstück in vier Akten.

    Eines im Vorraus, der 3 Sterne Bewertung liegt zu Grunde, dass ich  mehrere Bücher von Sartre gelesen habe und ihn anhand seiner mir bekannten Fähigkeiten messe. Als weiteres muss ich anmerken, dass ich das Stück nur gelesen habe und nicht auf der Bühne gesehen habe. Die Rezension bezieht sich demnach nur darauf welchen Eindruck es in Schriftform bei mir hinterlässt.

    Beginnen wir mit dem was mir gut gefallen hat:

    -Der Titel "Tote ohne Begräbnis": Schlicht und doch Eindrucksvoll    hat er sofort mein Interesse geweckt. 0,5*

    -Die Sprache: Sartre beherrscht den Umgang mit Sprache und findet für seine Akteure den richtigen und passenden Ton. 0,5*

    -Die Fragestellung "Wie würde ich mich bei Folter verhalten ?" : Ein nach wie vor aktuelles Thema und eine Frage die sich jeder Bewusst oder unterbewusst stellt der einmal zu oft Nachrichten gesehen hat. Dass das 1965 verfasste Stück nicht an Aktualität eingebüsst hat wirft einen Schatten auf die Gesellschaftliche Weiterentwicklung der letzten 50 Jahre.
    &
    Die Schuldfrage "Was ist Schuld und in welchem Mass tragen wir die Verantwortung für unser eigenes Handeln ?" Zu Beobachten wie die Akteure beider Seiten sich die Schuldfrage stellen und wie unterschiedlich Sie mit der daraus resultierenden Scham umgehen, gemessen an den an den eigenen Ansprüchen an sich selbst und der Erwartungshaltung Ihrer Mitmenschen war spannend. 1,5*

    -Der Fluss: Ich habe das Buch eigentlich nicht aus der Hand legen wollen und empfand Unterbrechungen der Lektüre als sehr störend. 0,25*

    -Das Ende: passend zu dem Erzählten und offen für Interpretation und weiters Nachdenken. Mich hat es animiert mich Intensiver mit der Thematik auseinanderzusetzen. 0,25*

    Meine Kritikpunkte:

    -Die gewählte Form des Theaterstücks. Hierfür muss ich Abzüge machen da es in geschriebener Form für mich leider nicht richtig Funktioniert. Auf einer Bühne gesehen, mag es anders sein aber da Autoren wie bsp. Max Frisch es schaffen, dass Ihre Theaterstücke auch in gelesener Form nichts an Intensität verlieren, musste ich hier leider feststellen das ich nicht in der Lage war in das Stück einzutauchen. -0,5*

    -Die Länge (oder treffender formuliert: Kürze) des Stücks: Ein zu Umfangreiches Thema um es auf mageren 85 Seiten abzuhandeln. Für eine nachvollziehbare Weiterentwicklung der Charaktere bleibt nicht wirklich Raum neben der Handlung. Das kann evtl. funktionieren wenn man nur zwei Akteure hat, aber hier sind es zehn (+ einige die nicht zu Wort kommen) -0,5*

    -Die Charaktere: Sicher, Sartres bestreben war ein Stück zu schaffen das zu jeder Zeit, an jedem Ort der Welt spielen könnte, aber das rechtfertigt leider keinesfalls seine Charaktere farblos zu gestalten. Möchte ich als Leser die Verwandlung verstehen die eine Figur durchmacht, muss ich diese Figur kennen um selbige erst wahrzunehmen. Auch sind die Charaktere leider etwas eindimensional, hier fehlen Mimik und Gestik (Das meinte ich mit funktioniert für mich als Buch nicht.) auch ist die Charakterzeichnung, wenn vorhanden, leider etwas Stereotyp. Da bin ich von Sartre besseres gewohnt. - 1,0*

    Mein Fazit: Interessante Lektüre um einen Einstieg in das Thema zu finden, allerdings schwierig als alleinstehendes Buch.
  22. Cover des Buches Die respektvolle Dirne (ISBN: 9783499158384)
    Jean-Paul Sartre

    Die respektvolle Dirne

     (14)
    Aktuelle Rezension von: Eltragalibros
    Ein kurzer Genuss über Wahrheit, Nationalstolz, Machtausübung und Unterdrückung, Rassismus, Ungerechtigkeit und Gerechtigkeit, vom Leben und vom Tod. Ein Werk zum Nachdenken. Es bietet keine endgültige Lösung und kein moralischen Abschluss, an den sich der Leser halten soll, sondern lässt es dem Rezipienten frei sich selbst zu entscheiden.
  23. Cover des Buches Die letzte Chance (ISBN: 9783499156922)
  24. Cover des Buches Jean-Paul Sartre (ISBN: B002CDM5DI)
    Walter Biemel

    Jean-Paul Sartre

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