Bücher mit dem Tag "john rebus-reihe"

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15 Bücher

  1. Cover des Buches So soll er sterben (ISBN: 9783442464401)
    Ian Rankin

    So soll er sterben

     (90)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Der 15. Band der Edinburgher Krimireihe von Ian Rankin ist im Original 2004 unter dem Titel „Fleshmarket Close“ erschienen. John Rebus und Siobhan Clarke sind aufgrund der Auflösung des CID-Büros St. Leonard’s an den Gayfield Square versetzt worden, wo sie noch nicht so richtig eingebunden sind und deshalb freischaffend arbeiten. Rebus ermittelt mit den Kollegen vom Torphichen Place zum Tod eines Asylbewerbers, Siobhan sucht nach einer vermissten jungen Frau und nebenbei werden im Lagerraum eines Pubs in der Altstadt zwei Skelette gefunden. Rankin wäre jedoch nicht Rankin, wenn die Fälle nicht irgendwie zusammenhängen würden.

    Das gesellschaftliche Grundthema des Romans ist die Flüchtlings- und Asylproblematik und die damit einhergehende, rassistische Ausländerfeindlichkeit. Die ausländerfeindlichen Sprüche und Vorurteile unterscheiden sich in nichts von denen, wie sie in Deutschland zu hören waren und sind. „Die Hälfte von denen ist noch nicht mal bereit, unsere Sprache zu lernen. Kassieren bloß Geld vom Staat und das war’s.“ (Goldmann Manhattan gebunden, 1. Aufl. 2005, S. 78) „Schottland den Schotten“ (ebd., S.79). Und auch die Selbstwahrnehmung ähnelt der in Deutschland: „„Ich war der Meinung“, sagt er, „dass Großbritannien mehr Flüchtlinge aufnimmt als irgendein anderes Land““ (ebd., S. 341)

    Die Empathie des Autors für die miserable Situation der Asylbewerber ist dem Buch anzumerken und doch beleuchtet er die Problematik nicht nur aus dieser Sicht, sondern versucht, möglichst viele Aspekte anzusprechen und auch das Dilemma der Polizei, dass bei aller Empathie eine illegale Einreise eine illegale Einreise ist, wird nicht ausgespart.

    Ein Roman in gewohnter Rankin Qualität, wobei ich mir gewünscht hätte, dass Rankin am Ende noch ein paar Seiten spendiert hätte, um den ein oder anderen Faden, das ein oder andere Schicksal detaillierter zu Ende zu erzählen. Da kann man sich zwar einiges vorstellen, hängt dabei aber ein wenig in der Luft. Vier Sterne.

  2. Cover des Buches Die Seelen der Toten (ISBN: 9783442446100)
    Ian Rankin

    Die Seelen der Toten

     (63)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Der vorliegende Band ist Band Nr. 10 aus der John Rebus Reihe des Autors. Im Original erschien er 1999 unter dem Titel „Dead Souls“. Wie mittlerweile gewohnt, lässt Rankin seinen Detective Inspector mehrere Fälle gleichzeitig bearbeiten, wobei Rebus zum Teil aus privaten Motiven heraus tätig wird. Diesmal allerdings sind es selbst für Rebus‘ Verhältnisse ungewöhnlich viele. Da ist die Suche nach einem Tiermörder und der Suizid eines Kollegen, der mit der Rückkehr eines Pädophilen zusammenhängen könnte. Der Sohn von Jugendfreunden ist spurlos verschwunden und Rebus muss in einem Prozess gegen mutmaßliche Kinderschänder in einem Waisenhaus aussagen. Und dann ist da noch ein Mehrfachmörder, der nach Verbüßung seiner Haft in den USA nach Edinburgh zurückkehrt und der im Auge behalten respektive vertrieben werden soll. Dabei ist John Rebus nicht in besonders guter Verfassung, da er sich wegen des Todes seines Freundes Jack Morton und des Unfalls seiner Tochter (vgl. Band 9, Die Sünden der Väter) Vorwürfe macht. Seine Beziehung mit Patience Aitken hat der Inspector zwar wieder aufgenommen, aber die beiden leben mehr oder weniger aneinander vorbei.

    Interessanterweise, ich lese ja die Rebus-Bände alle zum zweiten Mal, ist dies der erste zum zweiten Mal gelesene Band, bei dem mir während des Lesens die Erkenntnis kam, den Band schon zu kennen, jedenfalls in wesentlichen Teilen. Bei den ersten neun Bänden waren das eher so zwischendurch aufflackernde Erinnerungen. Doch diesmal hatte ich während des Lesens das deutliche Gefühl, die Ermittlungsergebnisse des Teils, der sich um den Kindesmissbrauch dreht, erinnern zu können, nicht aber die des Teils um den Mehrfachmörder. Das stellte sich dann als nur teilweise richtig heraus. Die ganze Dimension und die hervorragend konstruierten Zusammenhänge der Missbrauchsfälle hatte ich nicht mehr in Erinnerung. Rankin spielt in diesem Roman seine Stärke, scheinbar unzusammenhängende Ereignisse zusammenzuführen einmal mehr aus.

    Einen bezüglich der Haupthandlung zwar unbedeutenden logischen Lapsus möchte ich dennoch erwähnen: wie aus einem wütenden Mob, angeführt von einer heruntergekommenen Frau in ein paar Tagen eine Kinderschutzorganisation nebst Tochterprojekten werden soll, die Pressekonferenzen gibt und sich um EU-Fördergelder bewirbt, ist etwas arg unwahrscheinlich. (Goldmann Tb, 1. Aufl. Mai 2006, S. 416/417)

    Die Fähigkeit Rankins, alle gesponnenen Fäden am Ende dann auch zu einem Netz zu verarbeiten, erzeugt bei mir immer wieder Respekt, auch wenn der Tiermörder am Ende nicht gestellt wird. Es gibt ganz wenige Krimiautoren, die das in der Perfektion beherrschen, allzu oft geht verschiedenes Wichtiges einfach unter. Hingegen scheint Rankin DCI Gill Templer vollkommen aus den Augen verloren zu haben. Sie wird zur Leiterin der Sonderkommission im Mordfall Rough ernannt und verschwindet dann von den Buchseiten. Das ist seltsam und nicht gut gelungen.

    In Summe einmal mehr ein lesenswerter Krimi aus Rankins Feder. Vier Sterne.

  3. Cover des Buches Die Tore der Finsternis (ISBN: B004OL2CP2)
    Ian Rankin

    Die Tore der Finsternis

     (59)
    Aktuelle Rezension von: Chiarra

    Die Idee zu dem Krimi, dass der rebellische und einzelgängerische Rebus auf ein "Verbesserung der Teamfähigkeit - letzte Chance - Seminar" gesendet wird und dort Ermittlungen aufnimmt, ist sehr gut und wohltuend anders. Auch wie der Autor versucht, die verschiedene Handlungsstränge intelligent zusammenzubringen. Von daher ein guter, solider Krimi der Serie.
     Doch obwohl ich bisher ein Fan der John Rebus Serie bin, haben mich in diesem Buch zweierlei Dinge gestört. Zum einen, dass ein Auftrag vom stellvertretenden Polizeichef nicht zu umgekehrter Kommunikation von Rebus zu ihm zurückführt (mehr möchte ich aus Spannungsgründen nicht sagen). Das scheint mir selbst für Rebus schon sehr unwahrscheinlich. Zum anderen empfinde ich, dass Caffery, der Unterweltboss und Rebus persönlicher Erzfeind, hier und in den letzten zwei Büchern ganz schön viel Raum in einer sich wiederholenden Weise eingenommen hat. Das finde ich langsam etwas ermüdend. Ich hoffe, die nächsten Bücher konzentrieren sich wieder mehr auf die zu lösenden Fälle.

    Gelesen und bewertet 11.2020 

  4. Cover des Buches Die Sünden der Väter (ISBN: 9783442454297)
    Ian Rankin

    Die Sünden der Väter

     (60)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Dieser neunte Roman Ian Rankins um den Detective Inspector John Rebus in Edinburgh erschien 1998 unter dem Originaltitel „The Hanging Garden“. John Rebus arbeitet mal wieder an mehreren Fällen gleichzeitig. Sein Chef hat ihn mit Ermittlungen zu Joseph Lintz beauftragt, der verdächtigt wird, ein ehemaliger Kriegsverbrecher zu sein. Die Polizei hat eine bosnische Zwangsprostituierte aufgegriffen, die mutmaßlich für Edinburghs neuen Stern am Gangsterhimmel, Tommy Telford, arbeitet und hinter dem das Scottish Crime Squad mit Siobhan Clarke her ist. Es droht ein Bandenkrieg zwischen den Organisationen Telfords und Caffertys auszubrechen. Und als wäre das noch nicht genug, versuchen ausländische Mafiagruppierungen in Großbritannien Fuß zu fassen.

    Ein in meinen Augen großartiger Krimi, in dem der Autor ganz nebenbei zwei politische und ein philosophisches Problem anspricht:

    Über die Figur Joseph Lintz erinnert Rankin an das Kriegsverbrechen der deutschen Waffen-SS in Oradour-sur-Glane im Juni 1944 und beleuchtet dabei das Thema Schuld und deren Verfolgung, indem er Lintz sagen lässt: „Sehen Sie nicht, wie verlogen es ist, jemanden den Prozess wegen einer Tat zu machen, die man in der gleichen Lage wahrscheinlich auch begangen hätte?“ (Goldmann Tb, 2. Aufl. 2006, S. 130). Die Frage, inwieweit jeder zu solchen Gräueltaten fähig wäre, spielt später nochmals eine Rolle, als der Autor seinen Protagonisten sich erinnern lässt, wie er als Angehöriger des Militärs Teil einer brutalen Vergeltungsaktion gegen Katholiken war (ebd., S. 382 ff.). 

    Die Verwicklungen alliierter Regierungs- und Geheimdienststellen in die Vertuschung von Kriegsverbrechen, die Verschleierung von Fluchtwegen und die Hilfen für Kriegsverbrecher, die sich noch als nützlich erweisen könnten, sind ein politischer Skandal, den Rankin exemplarisch am Beispiel des realen Massakers von Oradour-sur-Glâne und dessen Folgen deutlich herausarbeitet.

    Mit der Person Candice beschreibt Rankin die brutale Welt der Zwangsprostitution, die für ihre Opfer oft genug nur durch die Flucht aus der Realität in eine durch Drogen künstlich erhellte Welt zu ertragen ist. Und er beschreibt die Machtlosigkeit selbst wohlmeinender Polizeikräfte im Kampf gegen dieses Unwesen, die den Opfern letztendlich nur das komplette Untertauchen unter Aufgabe der bisherigen menschlichen Bindungen als Rettung offenlassen. Auch dies im Grunde ein Skandal, der nur politisch gelöst werden kann.

    Der Leser ist es gewohnt, von Ian Rankin mit komplexen Handlungssträngen gefordert zu werden, die dann logisch und konsequent auserzählt werden. Dennoch beschlich mich zu Anfang dieses Romans das Gefühl, dass sich Rankin diesmal übernommen haben könnte. Zu weit voneinander entfernt schienen mir die einzelnen Geschichten zu sein, als dass man sie wieder vernünftig miteinander verbinden würde können. Doch weit gefehlt. Mit gewohnter Raffinesse verwebt Rankin die unterschiedlichen Stränge zu einem schlüssigen Ganzen. Dabei ist am Ende alles ein bisschen anders, als es zunächst scheint und wie Rankin die Zusammenhänge schließlich auflöst, ohne den roten Faden zu verlieren und die Logik des Geschehens zu schmähen, das ist allerfeinste Krimikunst. Fünf Sterne.

  5. Cover des Buches Blutschuld - Inspector Rebus 6 (ISBN: 9783641113957)
    Ian Rankin

    Blutschuld - Inspector Rebus 6

     (57)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Es handelt sich um den 6. Band der Geschichten um Inspektor John Rebus. Das Original erschien 1993 unter dem Titel „Mortal Causes“. Der Originaltitel passt meines Erachtens besser zum Inhalt des Romans als der deutsche Titel. Tief unter der Altstadt Edinburghs wird die Leiche Billy Cunninghams gefunden. Er ist der Sohn Caffertys, weiß allerdings nicht von seinem Vater, der vom Gefängnis aus Druck auf Rebus ausübt und seine Leute ebenfalls nach den Mördern suchen lässt. Cunningham war in die paramilitärische, protestantische Orangisten-Szene verwickelt.

    Teilweise erfordert das Lesen und vor allem das Verstehen und Durchschauen der vielfältigen Organisationen und Verbindungen der Orangisten-Szene hohe Aufmerksamkeit. Es ist natürlich lobenswert, wenn Rankin diesen Sachverhalt möglichst der Wirklichkeit entsprechend darzustellen versucht, aber ich habe diesbezüglich einfach einen erläuternden Anhang vermisst. Der spärliche Satz, der am Ende des Romans spendiert wird, ist aus meiner Sicht allzu dürftig geraten. Das hätte einige Internetrecherchen ersetzen können und zudem verhindert, dass die Darstellung einen für meine Begriffe zu großen Teil des eigentlichen Romans in Anspruch nimmt.

    Der Abschnitt, in dem die verliebte Staatsanwältin ihm Farbe ins Gesicht sprüht und Rebus die hektisch abzuwaschen versucht, während Patience und er Besuch erwarten, ist für meinen Geschmack zu slapstickhaft geraten und passt daher nicht so richtig zum ansonsten von Sarkasmus und schwarzem Humor abgesehen ernst gehaltenen Roman.

    Was viele Romane von Ian Rankin auszeichnet, so auch diesen, ist die komplexe Geschichte, die ausgezeichnet durchkomponiert ist, mit immer neuen Wendungen und Überraschungen aufwartet und so die Spannung über große Abschnitte aufrecht zu erhalten versteht.

    Wie gewohnt löst Rankin die gesponnenen Fäden am Ende auch auf. Lediglich einen Satz über das Schicksal des Sozialarbeiters habe ich vermisst.

    Rankins Schreibstil ist durchwirkt von schwarzem Humor und Sarkasmus. Einen Satz möchte ich zitieren: „Stattdessen gab ihnen der Staat Stütze und Frühstücksfernsehen. (Goldmann TB, einmalige Sonderausgabe Juni 2007, S. 39)

    Alles in allem reicht „Blutschuld“ nicht an „Verschlüsselte Wahrheit“ heran, ist aber ein wirklich guter Krimi. Vier Sterne.

  6. Cover des Buches Der kalte Hauch der Nacht (ISBN: 9783442453870)
    Ian Rankin

    Der kalte Hauch der Nacht

     (50)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Es handelt sich um den bereits 11. Band von Ian Rankins Reihe um den Detective Inspector John Rebus. Das Original erschien im Jahr 2000 unter dem Titel „Set in Darkness“. Wie von Rankin gewohnt, wird wegen mehrerer Kriminalfälle parallel ermittelt. Da ist zum einen der Fund einer zwanzig Jahre alten Leiche bei Bauarbeiten in Queensberry House, dann die Ermordung eines Kandidaten für das neu zu wählende schottische Parlament, dessen Leiche ebenfalls auf der Baustelle gefunden wird. Im Weiteren fällt ein anscheinend obdachloser Mann Siobhan Clarke von der North Bridge fast vor die Füße. Der Mann hat 400.000 Pfund auf dem Konto. Und last but not least geht es um die Suche nach den Vergewaltigern einer Frau. Die Handlung findet zeitlich im Winter 1998/1999 statt, einige Monate vor der Wahl des neu zu gründenden schottischen Parlaments, das das Ergebnis des Scotland Acts 1998 war. Auf den ersten Scotland Act 1978 und das damit verbundene erste Dezentralisierungsreferendum am 01. März 1979, das am Quorum scheiterte, blickt der Autor kurz zurück. 

    Durchaus gemächlich lässt Rankin die Geschichte(n) diesmal starten und sich langsam entwickeln, routinierte Polizeiarbeit könnte man sagen. Sein Alter Ego und Erzfeind taucht gar erst in der Mitte des Romans erstmals auf.

    Ausführlich widmet sich der Autor diesmal auch den Befindlichkeiten und seelischen Zuständen sowohl von Rebus als auch von Siobhan Clarke, die in diesem Roman eine erfreulich große Rolle einnehmen darf.

    Wieder gelingt es Rankin, drei Fälle, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, auf beeindruckende Weise miteinander in Beziehung zu setzen bzw. zu verknüpfen. Wo viele andere Schriftsteller krampfhaft Zusammenhänge zusammenwuchten, knüpft er elegante seidene Verbindungsfäden. Einzig der Teil mit den Vergewaltigungen wirkt aufgesetzt, denn er trägt eigentlich nichts zur Gesamtstory bei. Dementsprechend nimmt er zwar keinen breiten Raum ein, aber dennoch wäre es besser gewesen, ihn komplett wegzulassen.

    Als störend empfinde ich die Eindeutschung mancher Dienstbezeichnungen der Polizei. So ist von Hauptkommissar Watson (Goldmann Tb, 9. Aufl. Dezember 2002, S.11) die Rede, von Inspektor Derek Linford (ebd., S.12), andererseits aber auch von Detective Sergeant Joseph Dickie (ebd., S.13). Das ist uneinheitlich und wirkt daher unausgegoren und da in den bisherigen Bänden einheitlich die englischen Dienstbezeichnungen verwendet wurden, hätte der neue und erstmals eingesetzte Übersetzer Christian Quatmann besser daran getan, die englischen Bezeichnungen beizubehalten. 

    Nette kleine Ausflüge in die reale Welt stellen die Anspielung auf die Comicserie Broons, eine Familienserie in schottischer Sprache (ebd., S. 63) und die Erwähnung des Designers Sir Terence Conran, der sich einen Namen durch Luxussanierung von heruntergekommenen Hafenvierteln gemacht hat (ebd., S.373) dar. 

    Wenn man am Gesamteindruck etwas kritisieren kann, dann vielleicht die Unausgewogenheit der Lektüre, will sagen, es dauert lange, bis der Roman Fahrt aufnimmt und dann überstürzen sich die Ereignisse, so dass es am Ende fast schon überdreht wirkt. Vier Sterne.

  7. Cover des Buches Das zweite Zeichen - Inspector Rebus 2 (ISBN: 9783641113971)
    Ian Rankin

    Das zweite Zeichen - Inspector Rebus 2

     (100)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Der zweite Band der Reihe um John Rebus erschien 1991 unter dem Originaltitel „Hide and Seek“, was wörtlich übersetzt zwar verstecken und finden heißt, aber auf Deutsch „Versteckspiel“ bedeutet. Bemerkenswert finde ich auch, dass zwischen dem ersten und zweiten Band vier Jahre liegen. Hatte Rankin also ursprünglich gar nicht vor, eine Reihe zu schreiben oder hatte die verhältnismäßig lange Pause andere Gründe? Die Veröffentlichung zweier anderer Romane in der Zwischenzeit spricht für die erste Vermutung, aber das ist eine reine Spekulation meinerseits. Wie Band 1 lese ich auch diesen Band zum zweiten Mal, kann mich aber zumindest zu Beginn der Lektüre nicht an den Inhalt erinnern.

    Es geht um einen toten Junkie mit Bezug zur Stricher- und Okkultismusszene, der in einem der heruntergekommenen Stadtteile Edinburghs gefunden wird. Um den Fall zu klären, muss der selbst mit zu vielen Problemen kämpfende John Rebus in diese Szene eintauchen. Rankins Edinburgh ist in keinem der Bände eine fröhliche, heitere Stadt, aber in diesem Band ist sie besonders düster geschildert.

    Die Geschichte ist in tageweise Kapitel gegliedert. Ein Format, das Rankin in späteren Bänden noch öfter verwenden wird. Auch deutet der Autor mit dem parallelen Hundekampffall bereits die Behandlung verschiedener Fälle in einem Band an. Dennoch zeiht sich die Handlung enervierend lange, was möglicherweise für mich auch daran liegt, dass mir Okkultismus und Hexenkult so völlig fremd ist.

    Wie bereits in Band 1 platziert Rankin auch in diesem Band immer wieder Reminiszenzen an den Edinburgher Schriftsteller Robert Louis Stevenson und dessen Werk Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Die kleine Wortspielerei, die Rankin aus „hide“ und „Hyde“ macht, funktioniert leider nur im Englischen.

    Rankin zeichnet in keinem Rebus Roman ein besonders fröhliches Bild von Edinburgh, aber bei diesem Band habe das Gefühl, Edinburghs Bewohner haben allesamt gewaltig einen an der Waffel und es gibt keine normalen Menschen dort. Bedauerlicherweise passt sich die Aufklärung des Falls diesem Eindruck an, sie ist nicht schlüssig beschrieben. Zwei Sterne.

  8. Cover des Buches Ein Rest von Schuld (ISBN: 9783442469406)
    Ian Rankin

    Ein Rest von Schuld

     (53)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Bei dem Roman handelt es sich um den 17. und vorerst letzten Band von Ian Rankins Reihe mit dem unbequemen bis aufmüpfigen Detective Inspector John Rebus. Er ist im Original 2007 unter dem Titel „Exit Music“ erschienen. John Rebus hat noch zehn Tage bis zu seiner Pensionierung. Eigentlich will er in den letzten Tagen im Dienst noch möglichst viele unerledigte Fälle abarbeiten oder wenigstens geordnet an Siobhan Clarke übergeben, als der russische, seit zehn Jahren im Exil lebende, Dichter Alexander Todorow erschlagen aufgefunden wird. Zwar fehlen einige Dinge aus seinem Besitz, aber die Brutalität der Tat und Rebus Instinkt sprechen gegen einen aus dem Ruder gelaufenen Raubüberfall, zumal Todorow der Regierung seines Heimatlandes sehr kritisch gegenüberstand. Bald gibt es einen weiteren Toten und Rebus Instinkt hat sich einmal mehr als richtig erwiesen – nicht uneingeschränkt diesmal, aber immerhin.

    Wie bereits im Vorgängerband wird Siobhan Clarke mit der Leitung der Ermittlungen beauftragt. Zusätzlich nimmt Siobhan einen jungen, ehrgeizigen Police Constable ins Team auf, was den Eindruck vermittelt, dass sie nun vollständig in Rebus‘ Fußstapfen getreten ist, nicht nur als Ermittlungsleiterin, sondern auch als Ausbilderin, so wie sie einst von Rebus lernte. Entsprechend eifersüchtig reagiert Rebus zu Anfang, er fühlt sich ein paar Tage zu früh aufs Abstellgleis gestellt.

    Interessanterweise geht es in diesem - wie wir heute wissen: vorläufig - letzten Rebus-Band nur um einen Fall. Es gibt zwar mehrere Morde, doch hängen die augenscheinlich zusammen, d.h. Ian Rankin, der Meister der Verknüpfung von scheinbar losen Fäden, entwirft ausgerechnet für den letzten Band ein anderes Szenario. Womit es ihm gelingt, den Leser – zumindest mich – lange hinters Licht zu führen und wieder einmal zu überraschen, indem er nicht lose Fäden zusammenführt, sondern scheinbar zusammenhängende Fäden in ihre Einzelteile auflöst.

    Ganz am Ende folgt dann, man kann fast sagen, ein Reigen an Auflösungen. Ein sehr würdiger – wie wir heute wissen – vorübergehender Abschied von John Rebus. Fünf Sterne. 

  9. Cover des Buches Verschlüsselte Wahrheit - Inspector Rebus 5 (ISBN: 9783641113988)
    Ian Rankin

    Verschlüsselte Wahrheit - Inspector Rebus 5

     (59)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Dies ist der 5. Band von Ian Rankins Reihe um John Rebus. Das Original ist 1993 unter dem Titel „The Black Book“ erschienen. In diesem Band hat Morris Gerald Cafferty seinen ersten größeren Auftritt und Siobhan Clarke ihren ersten Einsatz als Detective Constable. Außerdem ist die fiktive Polizeiwache in der Great London Road, die am Ende des Vorgängerbandes abbrannte, nunmehr durch die real existierende Wache St. Leonard’s ersetzt worden und erstmals wird auch die Wohnung Rebus‘ in der Arden Street genau lokalisiert. Bisher war nur vom Stadtteil Marchmont die Rede gewesen.

    Das deutet darauf hin, dass Ian Rankin nun seinen Rahmen gefunden hat, in dessen Ambiente er nun mit seiner Krimiserie richtig loslegen will. Folgerichtig startet er auch entsprechend ambitioniert, denn es sind gleiche mehrere, scheinbar unzusammenhängende Fälle, die seine Protagonisten beschäftigen. 

    Aufgrund dieser Vielfalt erwartet den Leser ständig Neues und Unerwartetes, mithin: es ist für Spannung gesorgt.

    Es ist schon bemerkenswert, wie Rankin diese Fälle dann miteinander verknüpft, ohne das logische Denkvermögen des Lesers zu quälen oder zu veräppeln und dabei auch keinen Faden liegen lässt. Wenn man etwas kritisieren wollen würde, dann könnte man bestenfalls bekritteln, dass das am Ende ein bisschen flott hintereinander weg geht und der ein oder andere Kasus einige Zeilen mehr verdient hätte.

    Geblieben ist Rankins schwarzer Humor oder sollte man es Sarkasmus nennen? Ein Beispiel: „Außerdem ist Eddie der langsamste Fahrer, den ich kenne. Ich habe sogar mal erlebt, dass er von einem Skateboard überholt wurde - und das trug derjenige auch noch unter dem Arm.“ (Goldmann TB, Einmalige Sonderausgabe Juni 2007, S. 135). Eine nette Idee ist es auch, den Besitzer der Metzgerei ausgerechnet „Bone“ zu nennen.

    Zusammenfassend kann man sagen, Ian Rankin hat sein Setting und seinen Stil gefunden. Fünf Sterne.

  10. Cover des Buches Die Kinder des Todes (ISBN: 9783442472031)
    Ian Rankin

    Die Kinder des Todes

     (81)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Das Original dieses 14. Bandes von Ian Rankins Krimireihe um den Edinburgher Detective Inspector John Rebus erschien 2003 unter dem Titel „A Question of Blood“. Der ehemalige Elitesoldat Lee Herdman läuft in einer Schule in South Queensferry Amok und erschießt zwei Kinder, bevor er sich selbst richtet. Zu klären ist im Grunde nur die Frage des Motivs. Doch der Fall birgt noch weitere Rätsel und sowohl John Rebus als auch Siobhan Clarke haben ein persönliches Problem am Hals.

    Die Geschichte wird tageweise erzählt und überdauert einen Zeitraum von acht Tagen, wobei das Wochenende ausgespart ist, was an sich schon eine Bemerkung wert ist, da man das von John Rebus so nicht gewöhnt ist.

    Wie immer bei Rankin besticht der Roman unter anderem durch schöne Dialoge. Ein Beispiel dafür ist dieses Telefonat zwischen Rebus und Siobhan Clarke: „Bobby vertritt die Ansicht“, übermittelte Rebus ihr, „dass Sie das nicht hätten tun sollen, ohne vorher eine Erlaubnis einzuholen.“ – „Hat er das wortwörtlich so gesagt?“ – „Genau genommen hat er mit den Augen gerollt und ein paar Flüche ausgestoßen. Ich habe mir erlaubt, zu interpretieren.“ – „Danke, dass Sie auf meine weibliche Empfindsamkeit Rücksicht nehmen.“ (Goldmann Tb, 1. Aufl. Dez. 2006, S. 246)

    Völlig normal ist auch, dass Rankin die Handlung behutsam entwickelt, es handelt sich nicht um einen brutalen Action-Krimi, wie man bei einem Amoklauf erwarten könnte, sondern es werden viele Charaktere sorgsam entwickelt und Fäden gesponnen, die auf die Zusammenführung am Ende des Buches warten. Das ist von gewohnter Rankinscher Qualität. Besonders interessant in diesem Fall ist, dass sowohl Rebus als auch Clarke sehr persönlich an einem der Fäden hängen.

    Ungewöhnlich ist schon eher der logische Fauxpas, einen Militärermittler eine geheime Personalakte einfach im Hotelzimmer liegen zu lassen (ebd., S. 303). Und leider verkünstelt sich Rankin diesmal bei der Auflösung, denn während der Teil mit der Jugendgang und dem krankgeschriebenen Polizisten im Sande verläuft, werden andere Teil quasi im Vorbeigehen während einer anderen Rettungstat mitgelöst, wie der Fund des Waffenlagers. Das entspricht nicht den kunstvollen Netzen, die der Autor zu stricken vermag. Richtiggehend verhoben hat sich Rankin für meinen Geschmack beim Ende des Fluglehrers; das ist richtig misslungene Effekthascherei, die man nicht gewohnt ist. Sie macht zum Glück nur einen winzigen Teil dieses Romans aus. Daher dennoch vier Sterne. 

  11. Cover des Buches Ein eisiger Tod (ISBN: 9783442454280)
    Ian Rankin

    Ein eisiger Tod

     (45)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Der siebte Band der Rebus-Reihe erschien 1995 unter dem Originaltitel „Let it bleed“, was wörtlich übersetzt „Lass es bluten“, aber sinngemäß auch für „Lass die Luft raus“ z.B. aus einer Heizung oder einem Glas steht. Zwei Jugendliche werden wegen eines Entführungsverdachts von der Polizei verfolgt und springen vor Rebus‘ Augen von einer Brücke in den Tod. Der Fall ist abgeschlossen, aber er lässt Rebus nicht los und er entdeckt Verbindungen in die Politik. Außerdem erschießt sich ein gerade aus dem Gefängnis entlassener Mann vor einem Stadtrat in den Kopf, wobei auch in diesem Fall eine Verbindung in politische Kreise naheliegt. Rebus ermittelt. Das gestaltet sich zäh.

    Letzteres kann man auch über die Geschichte sagen, die etliche Längen aufweist, die die Handlung nicht vorantreiben. Vor allem die Erklärungen und Beschreibungen, die der Autor dem Leser bezüglich der Regierungs- und Verwaltungsorganisation Schottlands präsentiert, sind ziemlich zäh, wirr und mit Abkürzungen durchsetzt. Für die Leser, die im Regelfall keine Kenner des schottischen Verwaltungsapparats sind, eher eine Zumutung als eine sachgerechte Erläuterung. Das könnte jedoch ein Problem sein, das nur nicht-schottische Leser betrifft.

    Ein Markenzeichen der Rebus-Romane ist der schwarze Humor. In den meisten Büchern kommt er sehr wohldosiert zur Anwendung. Zu Beginn dieses Bandes jedoch ist er ein zu häufiger Begleiter des Textes, so dass der Eindruck entsteht, der Autor wollte einen diesbezüglichen Rekord brechen. Auf mich wirkt das sehr bemüht und nicht besonders gut gelungen. Im Laufe der Geschichte wird das deutlich besser.

    Der deutsche Titel ist ziemlich missglückt. Zwar ist im Zeitraum der Handlung Winter in Edinburgh, doch hat diese mit einem eisigen Tod so gar nichts gemein.

    Die Handlung beginnt ziemlich rasant, um in eine recht öde Ermittlungsroutine überzugehen und zum Ende nochmals Fahrt aufzunehmen, wobei es aus meiner Sicht fast eine Pirouette zu viel ist, die der Autor und sein Protagonist drehen. Der Leser muss ziemlich genau sortieren, wer am Ende zu den Schuldigen gehört und wer nicht, zumal Rankin zusätzlich einige fast philosophische Betrachtungen zum Thema Schuld eingebaut hat, die die Grenzen zwischen gut und böse, zwischen falsch und richtig beleuchten.

    Kein herausragender Krimi diesmal aus Rankins Feder, aber guter Durchschnitt allemal. Drei Sterne.

  12. Cover des Buches Das Souvenir des Mörders (ISBN: 9783442486601)
    Ian Rankin

    Das Souvenir des Mörders

     (87)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Rankins 8. Band mit seinem Protagonisten John Rebus erschien 1997 im Original unter dem Titel „Black & Blue“. Der Titel stammt von einem Album der Rolling Stones. „Schwarze Einflüsse, Blues-Einflüsse, kein großes Stones-Album, aber vielleicht ihr entspanntestes.“ (Goldmann Tb, 4. Aufl. 2005, S. 38) Weil er hochgestellten Herren auf die Füße getreten ist (vgl. Band 7, Ein eisiger Tod), ist DI John Rebus in die härteste Wache Edinburghs nach Craigmillar strafversetzt worden. Wieder beschäftigen ihn verschiedene Fälle. Das ist zum einen der Mord an einem Mitarbeiter einer Ölfirma und zum anderen drei Frauenmorde, die unaufgeklärten Fällen aus den späten 60-er Jahren ähneln. Zu allem Überfluss kehrt der damalige Mörder nach Schottland zurück und macht ebenfalls Jagd auf seinen Nachahmer.

    Den deutschen Titel finde ich – selten genug – diesmal gelungen, da er eine Anspielung auf eine Marotte der Serienmörder darstellt. Das mir oft krampfhaft erscheinende Bemühen, im Deutschen statt den Originaltitel einfach zu übersetzen, einen völlig anderen Titel zu kreieren, finde ich hier mal gerechtfertigt.

    Rankin hat mit diesem Werk die Messlatte sehr hoch gelegt, der Krimi ist rundum gelungen, die Figuren werden weiterentwickelt, das Setting ist interessant, Fiktion und Wirklichkeit werden gekonnt verwoben und die Spannung kommt auch nicht zu kurz. Ein paar Aspekte, die ich besonders erwähnenswert finde:

    Das Telefongespräch zwischen den Gangstern Cafferty und Toal ist große Krimikunst (ebd., S. 113/114)

    Der Autor hatte Rebus‘ Leidenschaft für Rockmusik in den früheren Bänden verschiedentlich schon angedeutet, in diesem Band sind Rocksongs vor allem zu Beginn ständiger Begleiter des Ermittlers.

    Was mich ein wenig gestört hat, ist die durchgängige Verwendung des Begriffs „Trachtengruppler“ für die Beamten in Uniform. Ich finde, diese abfällige Formulierung passt in dieser dauernden Verwendung nicht zu John Rebus.

    Erstmals webt Rankin eine historische Verbrecherfigur in seine Geschichte ein, denn die Morde, die Bible John Ende der 60-er Jahre in Glasgow beging, sind Realität gewesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Bible_John

    Die Dialoge dieser Geschichte sind weit überdurchschnittlich gut gelungen. Einen möchte ich zitieren. Ein Telefonat zwischen John Rebus und Mairie Henderson: „Dann treffen wir uns irgendwo.“-„In welchem Pub?“-„Keinem Pub.“-„Mit der Leitung stimmt was nicht. Ich hab ‚keinem Pub‘ verstanden.“ (ebd., S. 435)

    Ein ganz großartiger Krimi. Fünf Sterne und die satt!

  13. Cover des Buches Ehrensache - Inspector Rebus 4 (ISBN: 9783641113940)
    Ian Rankin

    Ehrensache - Inspector Rebus 4

     (48)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Band Nr. 4 der Reihe um Detective Inspector John Rebus erschien 1992 im Original unter dem Titel „Strip Jack“. Nach seinem Ausflug nach London in Band 3 ermittelt Detective Inspector John Rebus nun wieder in Edinburgh. Der Parlamentsabgeordnete eines Wahlkreises südwestlich von Edinburgh wird in einem Bordell erwischt, wobei eine Meute Reporter vor Ort ist, was nicht nach einem Zufall aussieht. Einige Tage später wird die Frau des Abgeordneten ermordet aus dem Wasser gefischt. Beide, sowohl der Abgeordnete als auch seine Frau haben einen treuen Freundeskreis, mit dem sie verkehren und Rebus ist bald klar, dass sich darin der oder die Täter befinden müssen.

    Rankin hat sich gegenüber den drei Vorgängerbänden nochmals gesteigert. Wir begleiten Rebus und die Polizei bei ihren Ermittlungen. Der Plot ist fast ein klassischer, verzwickter Whodunit mit einer Vielzahl an Verdächtigen, es fehlt eigentlich nur an dem gemeinsamen Aufenthaltsort. Rankin legt viele Spuren für den Leser, der Rebus bei den Ermittlungen begleiten, seine Gedanken nachvollziehen und seine Schlüsse, auch die falschen, mitdenken kann. Daraus zieht die Story auch ihre Spannung, denn vieles scheint in diesem Fall plausibel und möglich, zumal alle Personen irgendwie Dreck am Stecken zu haben scheinen, ihrer angeblich treuen Freundschaft miteinander zum Trotz.

    Erstmals thematisiert Rankin in diesem Band die Verlogenheit von Politik und deren Akteuren. Gesellschaftskritisch gibt er sich bei der Beschreibung der Zustände in der psychiatrischen Klinik, die allerdings fiktiv ist.

    Bemerkenswert finde ich auch, wie Rankin an verschiedenen Stellen des Buches die Auflösung der fiktiven Polizeiwache an der Great London Road, wo John Rebus arbeitet, vorbereitet, sie am Ende gar abbrennen lässt, aber erst im nächsten Band erzählen wird, wie es für Rebus örtlich weitergeht.

    Wie gewohnt spart Rankin auch nicht mit sarkastischen Formulierungen. Folgende haben mir besonders gefallen: „Direkt hinter der Tür lag eine borstige Fußmatte, und Rebus nahm sich vor, sich die Schuhe abzutreten, bevor er wieder auf die Straße ging.“ (Goldmann TB, Deutsche Erstausgabe, Februar 2002, S. 30) und „Heutzutage brauchte man nicht lange, um eine Zeitung zu lesen, es sei denn, man interessierte sich für die Werbung (ebd., S. 47). Vier Sterne.

  14. Cover des Buches Puppenspiel (ISBN: 9783442456369)
    Ian Rankin

    Puppenspiel

     (68)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Puppenspiel ist der 12. Roman der Rebus-Reihe und im Original 2001 unter dem Titel „The Falls“ erschienen. Ungewöhnlicherweise beschäftigt die Polizei in diesem Band nur ein einziger Fall, nämlich das spurlose Verschwinden der aus wohlhabendem und einflussreichen Elternhaus stammenden Studentin Philippa Balfour. In ihrem Heimatort findet sich ein kleiner gezimmerter Sarg mit einer geschnitzten Holzpuppe darin. Daher stellt sich für die Polizei in Edinburgh die Frage, ob ein Zusammenhang besteht, zumal auch dem Verschwinden von Frauen in der Vergangenheit ähnliche Sargfunde zugeordnet werden können.

    Diejenigen unter den Lesern, die so manchen Vorgängerband für überladen hielten, wird es möglicherweise freuen, dass es hier nur einen Fall aufzuklären gilt. Konzentration auf das Wesentliche also, aber so ganz stimmt das nicht, denn im Hintergrund lauern noch ungeklärte Vermissten- und Todesfälle aus der Vergangenheit.

    Für „Farmer“ Watson heißt es Abschied nehmen aus dem Polizeidienst, denn er geht in diesem Band in Pension. Für den Leser verschiebt sich der Abschied von ihm aber um mindestens einen Band, denn kurioserweise ist Watsons Rolle in diesem Roman größer als in vielen, in denen er noch im Dienst war, auch wenn es eine Nebenrolle bleibt.

    Im Gegensatz dazu nimmt Siobhan Clarke eine Hauptrolle ein. Der Autor entwickelt sie immer mehr zu einer eigenständigen Persönlichkeit und Ermittlerin, die auf Augenhöhe mit John Rebus ist und nicht mehr nur ein Sidekick.

    Wieder eine ärgerliche Änderung der Dienstbezeichnung Colin Carswell. Seit seinem ersten Auftritt in Band 8 ist er Assistant Chief Constable (ACC), in Band 11 dann plötzlich eingedeutscht Stellvertretender Polizeipräsident (SPP) und nun wird er ständig als Vize bezeichnet.

    Mr. Marr heißt manchmal Ranald und manchmal Randal mit Vornamen, auf einer Seite gleich beides auf einmal (Goldmann Tb, 3. Aufl. März 2004, S. 307). Auch Grant Hood wird bisweilen als Grant Hodd benannt. Ein bisschen mehr Sorgfalt bei Übersetzung und Korrektur wären sehr wünschenswert gewesen, zumindest in der Ausgabe, die ich gelesen habe.

    Boris Becker wird erwähnt als ehemaliger Lieblingstennisspieler von Ellen Wylie. Beckers Rücktritt ist zur Zeit der Veröffentlichung des Originalromans noch nicht lange her gewesen und er hat offenbar auch bei Ian Rankin einigermaßen Eindruck hinterlassen. Pikanterweise sitzt Becker jetzt, wo ich den Roman zum zweiten Mal lese, in einem englischen Gefängnis. (ebd., S. 418)

    Leider mangelt es diesmal an einer konkreten Auflösung der vergangenen Ereignisse. Ob der ehemalige Pathologe in der Vergangenheit wirklich gemordet hat, bleibt ebenso unaufgeklärt wie die Identität und das Schicksal der männlichen Leiche in den West Highlands. So spart sich Rankin ausgerechnet in einem relativ übersichtlichen Setting die Mühe des Auserzählens. Schade eigentlich. Drei Sterne.

  15. Cover des Buches Wolfsmale (ISBN: 9783442446094)
    Ian Rankin

    Wolfsmale

     (68)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Rankins dritter Fall für Inspector John Rebus erschien im Original 1992 unter dem Titel „Tooth and Nail“, also „Zahn und Nagel“. Es ist einer der ganz seltenen Fälle der Reihe, dessen Handlungsort nicht Edinburgh ist. In diesem Fall ist es London, wo ein Serienmörder sein Unwesen treibt, der am Bauch seiner Opfer einen Gebissabdruck hinterlässt, weshalb die Polizei ihm den Namen Wolfsmann gegeben hat. John Rebus wird nach London abgeordnet, um die dortigen Ermittler zu unterstützen.

    Interessanterweise liegen zwischen Veröffentlichung des ersten Bandes und dieses dritten Bandes fünf Jahre und um genau diese fünf Jahre hat Rankin seinen Ermittler John Rebus auch altern lassen. Er ist also jetzt 46 Jahre alt.

    Es handelt sich um einen sehr soliden, spannenden Krimi, kein klassischer Whodunit, aber dennoch einer, der Möglichkeiten zum Mitermitteln bietet. Die Auflösung des Hauptfalls und eines kleinen Nebenfalls sind logisch nachvollziehbar und gut vorbereitet. Rankin deutet in diesem Band, wie auch bereits im zweiten Band, an, dass sich sein Serienheld in Zukunft nicht nur mit einem Fall zu beschäftigen haben wird. Bisher handelt es sich aber eher um Sidekicks zum Hauptfall.

    In diesem Band hat der ewige Gegenspieler von John Rebus, Morris Gerald Cafferty einen ersten kleinen Gastauftritt.

    Der Autor verwendet einige Metaphern, die ich witzig fand, z.B.: „Er hat mehr Löcher als der Daumen eines blinden Schneiders.“ (Bertelsmann Club TB, S. 137) oder „…, mit in etwa den gleichen Chancen wie ein Schuhputzer am Nacktbadestrand.“ (ebd., S. 196)

    Nicht fehlen darf natürlich auch wieder eine Anspielung auf Dr. Jekyll und Mr. Hyde des berühmten Edinburgher Schriftstellers George Louis Stevenson.( ebd., S. 109)

    Abgesehen von dem etwas zu filmreifen Schluss ein schöner, klassischer Krimi. Vier Sterne.

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