Bücher mit dem Tag "judenfrage"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "judenfrage" gekennzeichnet haben.

9 Bücher

  1. Cover des Buches Vaterland (ISBN: 9783453421714)
    Robert Harris

    Vaterland

     (363)
    Aktuelle Rezension von: SalanderLisbeth

    Im Fokus der Handlung steht Xaver March, Mordermittler der Berliner Kriminalpolizei. Er wird 1964 zu einem Mordfall gerufen. Die in der Havel in der Nähe des Grunewalds aufgefundene Leiche eines alten Mannes wird später als Josef Bühler identifiziert, ein ehemaliger Staatssekretär des Innenministeriums. 

    In Robert Harris Alternativweltroman hat Deutschland den Krieg gewonnen. Das Großdeutsche Reich existiert weiterhin und reicht vom Rhein bis zum Ural. Polen und große Teile der Sowjetunion existieren nicht mehr, doch an den ostdeutschen Landesgrenzen toben Partisanenkriege. Die Russen führen mit Hilfe der USA einen erbitterten Zermürbungskrieg gegen die Deutschen, den das Deutsche Reich nicht gewinnen kann. Wir schreiben das Jahr 1964 und stehen kurz vor dem 75. Geburtstag des Führers. Nur zu gerne möchte Hitler den Kalten Krieg mit den USA beenden. Mit Präsident Joseph P. Kennedy wird erstmals ein amerikanischer Regierungschef zum Staatsbesuch erwartet. Vor diesem Hintergrund kommt das gewaltsame Ableben eines ehemaligen hochrangigen Parteifunktionärs höchst ungelegen und bedarf sofortiger Aufklärung. 

    Pralinen aus Zürich

    SS-Obersturmbannführer March hat grade erst mit den kriminaltechnischen Untersuchungen zum Tode Bühlers angefangen, als er durch die Gestapo unter der Leitung von Odilo Globocnik, genannt Globus von dem Fall abgezogen wird. Xaver March ist ein aufrichtiger, nahe am Genreklischee gebauter ganz klassischer Polizist. Als Kriminaler ist er ein brillanter Detektiv, aber auch ein gebrochener Charakter. Er ist geschieden und leidet als Kriegsveteran unter den Kriegstraumata als U-Bootfahrer. Sein im Nationalsozialismus bei der Ex-Frau aufgewachsener Sohn verachtet ihn immer mehr, da er den Hitlergruß verweigert und auch bisher nicht in die Partei eintreten will, wobei er sich jeden beruflichen Aufstieg verbaut.  Als er feststellt, dass die Gestapo die Zuständigkeit an dem Mordfall an sich reißt, um irgendetwas zu vertuschen, ermittelt er heimlich und unter Lebensgefahr weiter. Neben der ehemaligen Politgröße Bühler kommen in einer Folge von Unfällen und Morden nacheinander weitere Ex-Parteibonzen ums Leben. Allen Opfern waren Pralinenschachteln aus Zürich zugestellt worden. March erhält überraschend Unterstützung durch Arthur Nebe, dem Chef der Kriminalpolizei, der ihn beauftragt, den Morden unter dem Radar nachzugehen.

    „Menschenrechte?“ „Die Tausenden von Andersdenkenden, die ihr in Lager gesperrt habt. Die Millionen Juden, die im Krieg verschwunden sind. Die Folter. Das Morden. Tut mir leid, davon zu sprechen, aber wir haben die spießige Vorstellung, dass menschliche Wesen Rechte haben. Wo haben Sie denn die letzten zwanzig Jahre verbracht?“ Auszug Seite 137/138

    Mithilfe der deutsch-amerikanischen Journalistin Charlotte „Charlie“ Maguire, die als Berliner Vertreterin für eine amerikanischen Nachrichtenagentur arbeitet, stößt March auf ein in den Kriegsjahren eröffnetes Schließfach in einer Züricher Bank. Zusammen mit Charlie macht er sich auf nach Zürich. Hier entdecken sie jedoch nur ein im Krieg verschollenes Gemälde, „Dame mit dem Hermelin“ von Leonardo da Vinci. Waren die NSDAP-Veteranen in ein großes Netzwerk von Kunsträubern verwickelt? March entdeckt, dass die Morde mit einem viel weitreichenderen Geheimnis zusammenhängen, das zwei Jahrzehnte zurückliegt und bis in die höchsten Kreise der nationalsozialistischen Führung hineinreicht.  Alle Opfern waren Teilnehmer der Wannseekonferenz, wo 1942 die „Endlösung“ operativ geplant wurde. March lässt nicht locker  und ist dazu bereit, sich selbst zu opfern, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. 

    Berlin der Gigantomanie

    Der englische Autor beeindruckt in seinem Debüt von 1992 mit einem überzeugendem Bild eines authentisch anmutenden, düsteren Nachkriegsdeutschlands, in dem der architektonische Wahnsinn realistisch beschrieben wird. Durch eine Stadtrundfahrt am Anfang der Handlung erscheint das fiktive Berlin dieser Zeit sehr plastisch vor dem inneren Auge. Es ist eine 10-Millionen-Metropole, in der die von Albert Speer geplanten monströsen Monumentalbauten im Stile der Welthauptstadt Germania tatsächlich verwirklicht worden sind, u.a. die alles dominierende Große Halle, die als größtes Gebäude der Welt gilt, der riesige Triumphbogen, um ein Vielfaches größer als der Pariser, während der Champs Élysée gegen die Siegesstraße eher wie eine Passage wirkt. Das Regime herrscht im Deutschen Reich mit eiserner Hand, sämtliche Lebensbereiche sind dem Nationalsozialismus untergeordnet und Andersdenkende werden nicht geduldet. Eine gleichgeschaltete Gesellschaft ohne Individualismus.

    In Form eines Polizeiromans bedient Harris sich einer rasanten und ausdrucksstarken Erzählweise. Ein beklemmendes Gedankenspiel, welches durchgehend spannend ist, mit bis zum Ende hin zahlreichen Wendungen, die durchaus überraschen. Ein Großteil der im Roman vorkommenden Dokumente sind authentisch und schwer zu ertragen. Die Gegenspieler wie der menschenverachtende SS-Obergruppenführer Odilo Globocnik, der schwer durchschaubare Arthur Nebe oder Josef Bühler haben im Gegensatz zu March einen realen Hintergrund, die biografischen Angaben sind bis 1942 zutreffend. Eine düstere Vision, in der tatsächliche Geschichte und Fiktion geschickt zusammengefügt wurden, die mich von der ersten Seite gefesselt und bis zum bitteren Schluss sehr beeindruckt hat.

    Im Nachwort berichtet Harris, dass der Roman zunächst nicht auf Deutsch veröffentlicht werden konnte, weil kein Verlag es wollte.

  2. Cover des Buches Eichmann in Jerusalem (ISBN: 9783492962582)
    Hannah Arendt

    Eichmann in Jerusalem

     (37)
    Aktuelle Rezension von: BrittaRoeder
    Hanna Arendt, Publizistin, Autorin, streitbare politische Theoretikerin, begleitete von April bis Dezember 1961 als Journalistin die Jerusalemer Eichmannprozesse und veröffentlichte dazu eine Berichtstrecke „Eichmann in Jerusalem - von der ‚Banalität des Bösen‘ in der Zeitschrift New Yorker.
    Dieser Veröffentlichung folgte eine große Debatte, in deren Rahmen Arendt heftig kritisiert, ja sogar angefeindet wurde.
    Denn – die deutsch-amerikanische Journalistin, selbst Jüdin, kritisierte in ihrem Text nicht nur offen den Prozessverlauf, ja sie stellte ihn sogar teilweise in Frage.
    Die öffentliche Empörung war riesig. Wie konnte sie es wagen, einen der schlimmsten Massenmörder des Dritten Reiches zu verteidigen? Wie die Schwere seiner Schuld zu relativieren?

    Die 2011 erschienene mit einem sehr aufschlussreichen Vorwort von Hans Mommsen versehene Ausgabe gibt der Berichterstattung eine dankenswert neutrale Plattform.
    Insgesamt sind die zusammengefassten Berichte von Arendt gut lesbar. Chronologisch folgt sie in ihrer Darstellung dem Prozessverlauf, weicht aber auch regelmäßig ab um ergänzende Fakten einzubringen. In diesem Sinne liefert Arendt auch heutigen Lesern noch immer eine fundierte Quelle über die Ereignisse rund um den Prozess. Man kann ihre Texte aber auch als eine große zusammenfassende historische Darstellung der Gräueltaten der Nationalsozialisten sehen.  Arendts Berichtston bleibt dabei immer kühl und sachlich. Bittere Ironie ist das höchste Maß an Polemik, das sie sich als Berichterstatterin gestattet. Diese Nüchternheit, mit der sie das Grauen ungeschönt benennt,  verleiht den zahllosen Opfern die verdiente Würde und weitet den Blick der Leserschaft auf das unfassbare Ausmaß dieses Verbrechens.

    Darüber hinaus sind Arendts Schriften noch in einem weiteren Kontext zu betrachten:
    Immer wieder kommt sie auf die Frage zurück, wie Eichmanns Anteil am Holocaust zu bewerten ist. Und immer wieder kommt sie dabei zu dem Schluss, dass er in Wahrheit lange nicht die tragende Rolle spielte, die man ihm anhängt. Um allen Missverständnissen vorzubeugen: sie nimmt ihn nicht in Schutz, sie zweifelt nicht an seiner Schuld, an seinem Beitrag am Morden. Aber sie stellt die Korrektheit des juristischen Verfahrens in Frage, kritisiert die Verhandlungsführung, die Auslegung der Beweise etc.
    Und sie sieht in den Verbrechen Eichmanns (und der Nationalsozialisten) nicht nur das Verbrechen am jüdischen Volk bzw. ein Verbrechen an der Menschlichkeit sondern das Verbrechen an der Menschheit begangen am jüdischen Volk, wodurch es im Grunde nur noch schwerer wiegt.
    Auch wehrt sie die These ab, das jüdische Volk historisch in einer Opferrolle zu sehen.

    Arendts Beharren auf eine neutrale Behandlung aller historischer Fakten, ihre Forderung nach Objektivität zu jeder Seite hin, hat viele Diskussionen aufgeworfen.
    Sie muss eine unbequeme Frau gewesen sein. Eine mutige Frau war sie in jedem Fall, denn mit ihrer kompromisslosen Art brachte eine breite Öffentlichkeit gegen sich auf.
    Alleine diese ihr eigene unbestechliche Art auf die Wahrheit der Tatsachen zu bestehen, macht dieses Buch zu einer lohnenden und hochaktuellen Lektüre.
  3. Cover des Buches Schwarzbuch der Weltgeschichte (ISBN: 9783899962536)
  4. Cover des Buches Verheimlichte Dokumente (ISBN: 9783924309084)
    Erich. Kerb

    Verheimlichte Dokumente

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  5. Cover des Buches Karl Marx - Friedrich Engels. Studienausgabe in 5 Bänden / Philosophie (ISBN: 9783746681252)
  6. Cover des Buches Die Nächte der langen Messer (ISBN: 9783455037326)
  7. Cover des Buches Tod von oben (ISBN: 9783744889841)
    Jürgen Ehlers

    Tod von oben

     (20)
    Aktuelle Rezension von: Desiree_Miao_Miao

    Ich habe das Hörbuch zu diesem Werk gehört und muss gestehen, dass ich erst skeptisch war. Autorenlesungen haben oft ein merkwürdiges Sprechtempo und egal wie sehr man den Temporegler bedient, es passt nicht. Jürgen hat eine angenehme Stimme, das perfekte Tempo und ich habe ihm unheimlich gerne zugehört. Ich würde wirklich jede Geschichte hören, die er liest! 


    Das Buch ist inspiriert vom Unternehmen Nordpol. Jetzt hol ich hier mal mein geschichtliches Halbwissen raus. Die Special Operations Executives hat niederländische Agenten ausgebildet, sie sprangen mit dem Fallschirm ab und wurden von Deutschen festgenommen. Einer von ihnen war Lauwers, der sich mit den Deutschen zusammentat, um seinen Freund zu retten. Dann aber funkte er England geheim Informationen zu. 



    Um dieses Konstrukt herum hat Jürgen seine Geschichte aufgebaut. Wir treffen Sofieke, die ebenfalls ihre Geheimnisse hat. Protagonist und Spion ist Gerhard Prange, über mehr Details möchte ich gar nicht erzählen, da ich nicht so gerne spoilern möchte. Der Klappentext sagt genug über die Geschichte aus, allerdings empfand ich ihn als zu detailliert. Er hätte mich abgeschreckt, hätte ich die Leseprobe nicht gelesen. 


    Jürgen selbst wurde 1948 geboren und ich glaube ihn verbindet emotional sehr viel mit dem zweiten Weltkrieg. Das Buch ist super recherchiert und historisch korrekt aufgezeichnet. Bedeutsame, bekannte Personen haben ebenfalls ihre Auftritte, was ein sehr realistisches Lesegefühl aufkommen lässt - aber einen auch mit Gänsehaut zurücklässt.


    Es ist, als wäre man mittendrin im Krieg und so interessant die Schilderungen sein mögen, so erschreckend ist das, was damals passiert ist. Es gibt unvorhersehbare Elemente, die mich überraschen konnten, das Ende hatte ich im Kern kommen sehen, denn es rundet die Geschichte einfach ab.


    Der Erzählstil ist eigensinnig, passt aber meiner Meinung nach sehr gut zum Plot. Es ist ein Spionagethriller mit sehr viel historischem Einfluss. Hier sollte man keine moderne Geschichte erwarten. Die Sprache ist einfach zeitgemäß für die Geschichte und mich persönlich konnte sie direkt in den Bann ziehen.


    Manchmal musste ich mich sehr konzentrieren, um der Geschichte zu folgen und die Zusammenhänge zu greifen. Hier und da auch noch mal spulen. Es ist kein einfaches Buch, aber es unterhielt mich allemal.

  8. Cover des Buches Hitler war's (ISBN: 9783746670621)
    Hannes Heer

    Hitler war's

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Heer setzt sich unerbittlich mit Fest auseinander, der es offenbar schaffen will, den Nachgeboren zu suggerieren: "Hitler war so groß, dass man sich als Deutscher seiner nicht mehr zu schämen braucht." Ebenso kritisch behandelt der Autor die Fernsehserie "Hitlers Helfer" des ZDF-Historikers Guido Knopp, der seine deutschnationale Meinung mit vielen Befragungen von Zeitzeugen belegt und mit Material aus Naziwochenschauen bestückt, ohne dass den Fernsehzuschauern diese Quellen bewusst werden. Die Pointe, dass die Deutschen nicht alles gewusst haben können, entlastet sie von ihrer Vergangenheit. Heer bezieht kritisch und eindeutig Stellung zu Joachim Fest und Guido Knopp. "Wie Filme die Geschichte Nazideutschlands auslöschen und neu erfinden". So genau las man das noch nie.
  9. Cover des Buches Eichmann-Syndikat (ISBN: 9783839213001)
    Uwe Klausner

    Eichmann-Syndikat

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Gulan

    Das Buch klingt erstmal vielversprechend. In der Bundesrepublik gibt es Anfang der 60er-Jahre ein Zusammenschluss von ehemalige NS-Tätern, die wieder an die Spitze der Gesellschaft gelangt sind. Die auch vor Mord nicht zurückschrecken als bekanntzuwerden droht, dass Eichmann jahrelang unbehelligt in Argentinien leben konnte, obwohl staatliche Stellen davon wussten.

    Hauptperson ist Kommissar Tom Sydow. Er erinnert ein wenig an Sturmbannführer März aus Robert Harris' Vaterland: Einzelgänger, eigenwillig, unbestechlich und am Ende auf verlorenem Posten.

    Wie in der ersten Rezension bemängele auch ich an diesem Roman, dass der Spagat zwischen historischen Passagen und Handlung nicht gut gelöst wird. Eichmanns Prozess und Hinrichtung wird eingebaut, aber nicht mit den Ereignissen des Plots verwoben. Ganz schwach sind vor allem Dialoge, die als Geschichtsreferat daherkommen und völlig unglaubwürdig sind.

    Das "Syndikat" bleibt außerdem über den ganzen Roman hinweg ziemlich nebulös. Auch Sydows Schwester enttäuscht als Antiheld, da sie die eigentliche Handlung (bis auf den Schluss) kaum beeinflusst.

    Insgesamt war ich von dem Buch enttäuscht, da es nicht gelingt, reelle Spannung aufzubauen, weil vieles im Unklaren bleibt oder unplausibel wirkt.

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