Bücher mit dem Tag "jüdische identität"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "jüdische identität" gekennzeichnet haben.

16 Bücher

  1. Cover des Buches Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten (ISBN: 9783351035686)
    Daniel Friedman

    Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten

     (73)
    Aktuelle Rezension von: buchpinguin
    Buck Schatz, ehemaliger Soldat/Polizist/gelenkiger Mensch zählt stolze 87 Jahre, als ihm sein alter Armeekamerad auf dem Sterbebett ein Geheimnis anvertraut: Der Nazi-Offizier, der die beiden (vorrangig den jüdischen Buck) in einem Lager gefoltert hat, ist noch am Leben - und hat auf seiner Flucht mehrere Barren Gold mitgenommen!

    Zusammen mit seinem Enkel begibt sich Buck schließlich auf die Suche nach dem Schatz. Was wie ein harmloses Abenteuer gilt, wird bald gefährlich. Der Armeekumpel hat dieses Geheimnis nämlich auch noch seinem Schwiegersohn anvertraut, der ebenfalls fest entschlossen ist, das Gold zu bekommen. Als ob das alles noch nicht genug wäre, werden einige Leute in unmittelbarer Umgebung des Alten ermordet, was die Aufmerksamkeit eines Detektives der Mordkommission erregt...

    Das Buch ist ein absoluter Lesetipp! Der kettenrauchende Hauptprotagonist, der um keinen blöden Spruch verlegen ist, ist eine erfrischende Abwechslung zu "normalen" Romanfiguren und wirkt dabei absolut glaubhaft. Auch die weiteren Figuren des Buches sind wie aus dem Leben gegriffen, zudem ist die Handlung wundervoll ausgearbeitet, wendungsreich und fesselnd - einfach großartig!
  2. Cover des Buches Portnoys Beschwerden (ISBN: 9783446249820)
    Philip Roth

    Portnoys Beschwerden

     (65)
    Aktuelle Rezension von: LarissaMaria

    Ich wusste ja worauf ich mich einlasse. Im Prinzip zumindest. Zwangsstörung meets Promiskuität.

    Nicht selten wurde Philip Roth dafür kritisiert, dass seine Charaktere zu getrieben sind, es ginge nur um Sex und Selbstmitleid,
    Die geteilten Meinungen, welche über ihn kursieren, haben mein Interesse geweckt. Ich wollte mir selbst ein Bild machen.

    Ich lernte also Alexander Portnoy kennen; einen jüdischen Amerikaner, der beim Psychiater sitzt und sein Leid klagt.
    Das würde das ganze Buch eigentlich schon in einem Satz zusammenfassen.

    Der Monolog, aus dem das Buch besteht, veranschaulicht seinen Werdegang, schildert eine Existenz ohne besondere Sternstunden, ohne besonderen Glanz.

    Seine Kindheit mit der Glucken-Mama und dem Waschlappen-Vater, seine Jugend, das Erwachen seiner Sexualität welche gleich in zwanghafte Sphären abdriftet, seine Unfähigkeit eine gute Beziehung zu führen… es ist eine endlose Misere.

    Ich war während des Lesens ständig hin und her gerissen; zwischen Abscheu vor dem Protagonisten und Bewunderung für die Fähigkeit von Roth, dessen verrückte Gedankensprünge so anschaulich darzustellen.

    Daher machte das Lesen irgendwie Spaß. Großteils war ich einfach nur genervt von Portnoys Veranschaulichungen, seinen Anschuldigungen, seiner Unfähigkeit zu erkennen, dass man an seinen Fehlern arbeiten kann...  aber genau das hat eine eigene Art von Spannung erzeugt.

    Ich bin nicht restlos begeistert, aber besonders die Pointe am Schluss hat mich nochmals laut auflachen lassen.

    Also der Gesamteindruck war nicht schlecht.

  3. Cover des Buches Hier bin ich (ISBN: 9783596701209)
    Jonathan Safran Foer

    Hier bin ich

     (64)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Julia und Jacob haben drei gemeinsame Kinder und sich irgendwie auseinander gelebt. Der Prozess begann wohl schleichend und erscheint zu einem bestimmten Punkt nicht mehr umkehrbar. Im Rückblick wird auf den Anfang ihrer Beziehung geschaut, auf ihr inniges Verliebtsein und die Nähe, die auf der Strecke verloren ging.

    Als Hauptperson des Romans ist eindeutig Jacob auszumachen. Dabei lässt sich nur mutmaßen, wie viel autobiografische Elemente vom Autor selbst verarbeitet sind, wenn man sich mit seiner Biografie etwas näher auseinandersetzt. Ein zentraler Punkt spielt dabei sein Jüdisch-sein, doch nicht in tief traditionellem Sinn, sondern vielmehr in der Assimilation der meisten amerikanischen Juden.

    So ist zwar auch die Bar Mizwa des ältesten Sohnes gegen seinen Willen in Planung, aber mehr wie ein Familienevent. Dazu reisen auch Freude aus Israel an. Wie man sieht, gibt es bei solch einem umfassenden Werk viele Seiten- und Nebenlinien. So lebt auch noch der Großvater von Jacob, ein Überlebender der Shoah. Doch er ist des Lebens müde. Erwähnte ich schon den Familienhund Argus?

    Diese persönlichen und familiären Begebenheiten Jakobs werden mit einem fiktionalem Katastrophenszenario in Israel kombiniert. Dadurch ergibt sich eine potentielle Fluchtmöglichkeit für Jakob aus seinem ganzen Schlamassel.

    Wahrlich ein Epos. Als Leser bekommt man den Eindruck, eine nach der anderen Gefühlsschleife mit Jacob Bloch zu drehen. Dabei wurde es mir zumindest kaum langweilig. Das Werk erscheint in sich schlüssig. Foer experimentiert mit unterschiedlichen Stilen,was sich zum Schluss hin nochmals radikalisiert. Dieses Werk ist so ganz anders, als die beiden anderen Bücher, die ich bisher vom Autor gelesen habe.

    Fazit: Ich bin mir nicht sicher, ob jeder an diesem Roman Gefallen finden kann. Hat man keinerlei Bezug zum Judentum, würde ich nicht zur Lektüre raten. Da ich eine Zeit lang selbst in Israel gelebt habe und mir die jüdischen Traditionen vertraut sind, fand ich das Werk für mich lesenswert (wenn auch mit gewissem 'Sitzfleisch').

  4. Cover des Buches Maskenball Unter den Linden (ISBN: 9783895613050)
    Hans Croiset

    Maskenball Unter den Linden

     (3)
    Aktuelle Rezension von: UteSeiberth
    Der junge niederländische Schauspieler Moritz Akkerman fährt 1935 einige Tage nach Berlin um einen holländischen Film zu synchronisieren. Die Situation in Berlin verstört ihn,die Flaggen, die Paraden und die nicht zu übersehende Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung. Er verliebt sich in eine bekannte deutsche Schaupielerin und setzt sich damit persönlich zwischen die Stühle,
    denn in Holland hat er ein Frau und ein Kind.Langsam zeigt es sich,dass diese Schauspielerin gute Verbindungen pflegt zu den höchsten politischen Kreisen,viele Liebhaber hat und sich dann gegen ihn entscheidet.Nebenbei erzählt er,dass er trotz seines arischen Aussehens Jude ist und es gelingt ihm dann noch rechtzeitig Berlin zu verlassen und man kann aufatmen.
  5. Cover des Buches Wo der Wolf lauert (ISBN: 9783036961477)
    Ayelet Gundar-Goshen

    Wo der Wolf lauert

     (77)
    Aktuelle Rezension von: jenvo82

    Von der Autorin ist dies bereits mein dritter Roman, sie alle verbindet eine enorme psychologische Kraft und eine ernste, nachvollziehbare Gedankenstruktur. Dabei legt sie das Augenmerk immer auf die inneren Sichtweisen Ihrer Protagonisten, verliert aber das große Ganze nicht aus dem Blick und schafft in ihren Rahmenhandlungen eine gewisse Präsenz des Alltäglichen.

    Inhalt

    Die zentrale Figur dieses Romans ist Lilach Schuster, die gemeinsam mit ihrem Mann Michael und dem Sohn Adam nach Amerika emigriert ist, und dort versucht trotz aller Gegensätzlichkeit Fuß zu fassen. Und obwohl Hebräisch nur zu Hause gesprochen wird, bleibt Lilach trotz einiger Bemühungen eine Fremde im neuen Land, obwohl sie auch mit einer Rückkehr in die Heimat keineswegs liebäugelt. Ihre größte uns schwerste Aufgabe ist jedoch die als Mutter des 16-jährigen Adams - einerseits fällt es ihr ausgesprochen schwer ihn ziehen zu lassen, weshalb sie ihn auf Schritt und Tritt überwacht, andererseits bedauert sie die innere Entfremdung und versteht die Welt nicht mehr, in der sie anscheinend keinen Einfluss mehr auf ihr Kind haben soll. Gespräche gibt es keine, nur Misstrauen, Abwehr und Rückzug. Und je mehr sie versucht ihn zu halten, desto dramatischer wird die Situation. Als Adam schließlich ins Visier der Polizei gerät, weil er möglicherweise am plötzlichen Drogentod eines Mitschülers Schuld sein könnte, beginnt Lilach auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen.

    Meinung

    Das faszinierende an der Erzählweise des Romans ist der innere Blick, den der Leser vorwiegend in die Seele der Protagonistin wirft, denn sie erzählt durchweg ihre Geschichte mit all den wilden, traurigen, besorgten und wütenden Gedanken, die sie jeden Tag verfolgen. Dabei ist man ihr aber keineswegs sonderlich nahe, ganz im Gegenteil - oftmals habe ich den Kopf geschüttelt, wenn ich mir ihre Überlegungen und Handlung vor Augen geführt habe. Das schöne jedoch ist die Tasache, dass man trotz dieser Distanz, jedes Wort nachvollziehen kann. Spannend wird die Handlung besonders durch das Auftreten eines weiteren Protagonisten, ein Landsmann aus Israel, der nun nach seiner Trennung allein in Amerika lebt und bemüht ist, seine finanziellen Sorgen loszuwerden. Uri Ziv, ein charismatischer Mann, der sich über den Kontakt zum Sohn mit der Familie Schuster anfreundet. Doch immer wieder beschleichen Lilach Zweifel, ob der Fremde wirklich so idealistisch und hilfsbereit ist, wie er vorgibt - allerdings ist ihre Auslegung von Vertrauen und Misstrauen längst nicht so ausgeprägt, wie sie meint. 

    Fazit

    Ich vergebe begeisterte 5 Lesesterne für diesen psychologischen Unterhaltungsroman mit Tiefgang - eine mannigfaltige Themenwahl begonnen mit Elternschaft, Vertrauen, Emigration, Rassismus, Ausgrenzung und Fehlverhalten machen das Lesen zum Vergnügen. Die Spannungskurve ist sehr hoch, dass Damoklesschwert schwebt stets sichtbar über der Familie, nur kann man lange nicht vorhersehen, in welcher Form das Schicksal nun tatsächlich zuschlagen wird (in diesem Zusammmenhang hat mir auch die Wahl des Buchtitels ausgesprochen gut gefallen, denn genau diese Lauerstellung macht den Mehrwert des Buches aus). 

    Sehr vorteilhaft ist die wenig beurteilende Stimmung, es geht ganz objektiv um Verhaltensweisen, ohne Kommentare und langwierige Vorerzählungen. Der Leser selbst kann beurteilen, wie er zu all dem steht und an welcher Stelle eine Umkehr noch möglich gewesen wäre. Tatsächlich liebe ich solche Bücher, die eine Reihe von Ressonanzen hervorrufen - ganz klar auch ein absolut geeignetes Buch für Debatten jedweder Art. So etwas wäre auch gut geeignet für Schullektüre - trifft vielleicht sogar den Nerv der Altersklasse. Für mich ein Highlight!


  6. Cover des Buches Strategie (ISBN: 9783104905785)
    Adam Thirlwell

    Strategie

     (39)
    Aktuelle Rezension von: LoEct
    Angefangen. Hatte mehr erwartet. Weiter als ein paar Seiten kam ich nie.
  7. Cover des Buches Schlepping durch die Alpen (ISBN: 9783038821045)
    Sam Apple

    Schlepping durch die Alpen

     (30)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    bei diesem buch hatte ich etwas sehr anderes erwartet. ich dachte es geht um einen schäfer in den alpen. was irgendwie auch stimmt, aber im vordergrund stehen viel mehr judentum, nazis, die geschichte österreichs, die gegenwart österreichs (Haider-Zeit, 2001 etwa), die liebe, skurile einzigartige menschen, das reisen und eigentlich immer unterwegs sein, familie, freundschaft, und die überraschungen des lebens. eher anstrengend zu lesen aber auf jeden fall empfehlenswert. schafe kommen schon auch vor.
  8. Cover des Buches Blauer Montag (ISBN: 9783257614244)
    Arnon Grünberg

    Blauer Montag

     (23)
    Aktuelle Rezension von: DaniB83
    Wo soll ich am besten beginnen, dieses Buch vorzustellen? Vielleicht ganz am Anfang. Bereits 1994, also 10 Jahre vor der neuerlichen Auflage bei Diogenes, erschien ‘Blauer Montag’ mit dem niederländischen Titel ‘Blauwe maandagen’, die deutsche Erstausgabe gab’s dann 1997. Die Kritiken in den diversen Foren und Online-Buchshops klaffen weit auseinander. Von supertoll über mittelmäßig bis hin zu schlecht findet man alle möglichen und teilweise sogar gut begründete Meinungen, sodass man sich echt nicht sicher sein kann, ob das Debüt von Arnon Grünberg tatsächlich gelesen werden soll. Ich hab’s gelesen und fand es streckenweise zu derb, dafür an anderen Stellen extrem witzig, da Grünberg einen echt trockenen, ironischen, manchmal sarkastischen Humor in seinen Roman einbaut. Etwas verwirrt hat mich die Tatsache, dass er über sich selbst schreibt – ich weiß bis jetzt nicht, wie viele Dinge davon wahr sind, aber eigentlich interessiert es mich auch nicht so sehr, denn es ist ein Roman und der Protagonist heißt nun mal so wie der Autor. Alles gut.

    Der Inhalt

    Gegliedert in fünf Kapitel, teilweise mit Unterkapiteln versehen, erstreckt sich das Werk über 368 Seiten und liest sich extrem schnell, da witzig und flüssig geschrieben. Eine echt lange Strecke handelt von Rosie, der ersten großen Liebe des Protagonisten. Ebenso viel, wenn nicht mehr, wird von den Mädchen berichtet, die Arnon (also die Figur) besucht hat, um seinem langweiligen Leben einen Sinn zu verpassen beziehungsweise mal nicht in einer Kneipe zu sitzen, um dort zu trinken.

    Ein weiterer Erzählstrang handelt von Grünbergs Eltern. Sein Vater starb früh und seine Mutter macht sich ständig sorgen um den missratenen Sohn, der sogar von der Schule fliegt, weil er nur Unfug im Kopf hat. Dabei wird viel auf die jüdischen Feiertage eingegangen, die für Arnon aber nicht so wichtig sind.

    Und am Ende möchte der eigentliche Verleger und Ex-Adressen-Büro-Mitarbeiter dann selbst unter die Call Boys gehen, damit er endlich mal zu Geld kommt. Ob er das tatsächlich macht, steht in den Sternen, denn das Buch endet, bevor er einen Auftrag bekommt.

    Alles in allem ein empfehlenswertes Buch, wenn auch Abschnitte dabei waren, die mich nicht vollends gebannt haben.
  9. Cover des Buches Ein unmoralisches Angebot - Der Originalroman zum Film (ISBN: B002O8EH82)

    Ein unmoralisches Angebot - Der Originalroman zum Film

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Die Vorlage für den Film mit Redford, Moore und Harrelson: Ein Milliardär und Staatschef aus dem Nahen Osten lernt einen nahezu mittellosen jüdischen Ghostwriter aus Philadelphia in Atlantic City im Spielcasino kennen und lädt diesen zu einem Dinner mit den jeweiligen Partnerinnen an. Bei dem gemeinsamen Abendessen verkündet der Sultan, er halte jeden Menschen zu jeder Zeit für käuflich, es komme nur auf den Preis an. Um dies zu beweisen, bietet er dem neuen Bekannten an, ihm eine Million Dollar für eine Nacht mit der Frau des anderen an. Das Ganze wird noch pikanter dadurch, daß der arme Jude (Josh) im Sechs-Tage-Krieg von 1967 Israel verteidigt hat, der Moslem (Hassan) und sein Land hingegen das Existenzrecht Israels nicht anerkennen. Und Jash und seine Frau haben durch Ehebruch von beiden zueiandergefunden, während Hassan Josh jetzt ebenfalls Ehebruch anbietet. Das Buch bietet auch interessante Einblicke in das Judentum und die israelische Geschichte, und zu den Themen "Kapitalismus" und "amerikanischer Traum" hat das Buch sicher auch einiges zu sagen. Hat mir insgesamt sehr gut gefallen, ich hab es in 2 Tagen verschlungen!
  10. Cover des Buches Wagners Geständnis (ISBN: 9783570005576)
    Egmont R. Koch

    Wagners Geständnis

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Unglaublich aber wahr, die Lebenslüge eines Mannes , ein SS- Mann, der sich als Jude tarnte. Ein wirklich faszinierendes Buch darüber, wie leicht es doch in früheren Zeiten war, seine Identität zu ändern und jedem wieder etwas neues zu erzählen!
  11. Cover des Buches Portnoy's Complaint (ISBN: 9780061986413)
  12. Cover des Buches Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters (ISBN: 9783423146180)
    Dmitrij Kapitelman

    Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Federfee

    Zuerst lernen wir die russischsprachige Familie Kapitelman aus Kiew kennen, als Kontingentflüchtlinge in Leipzig gelandet: der jüdische, aber völlig unreligiöse Vater ('Religion ist Quatsch', eBook 143) und sein Sohn Dmitrij, Dima genannt. Dieser ist nicht Jude im eigentlichen Sinne, weil die Mutter keine Jüdin ist. Doch ist er nun Jude, Halbjude oder gar kein Jude? Diese Frage treibt Dima von Anfang an um.

    Wir erfahren als Leser eine Menge über die Familie, was ich zu Anfang ziemlich langweilig fand: die Heimatlosigkeit, die Orientierungslosigkeit, aber vor allem die Tendenz des Vaters, sich 'unsichtbar' zu machen. Dima und er sind sich sehr zugetan, aber der Sohn versteht den Vater nicht.

    Dann hat er eine Idee und ab jetzt wird die Geschichte spannender und interessanter: Der Sohn will mit dem Vater für einige Wochen nach Israel reisen, um ihn dort besser kennenzulernen, seine araberfeindlichen Äußerungen besser verstehen zu können und um herauszufinden, wie es um das Jüdischsein bestellt ist.

    Und plötzlich ist es nicht mehr der Vater, um den es hauptsächlich geht, den Dima tatsächlich besser verstehen lernt, sondern es ist Dima selbst, der in eine Identitätskrise gerät und für sich die richtige Einstellung finden muss: zum Judentum, zu den Deutschen (er hat einen ukrainischen Pass), zu Israel, zu den Arabern, zum Nahostkonflikt.

    Das Buch wird zunehmend spannender und politischer. Dima empfindet das schöne Jerusalem als 'eine geteilte, traumatisierte Kriegsstadt' (eBook 159) und er muss zugeben, dass er selbst Angst vor Arabern hat, denn die Gefahr von terroristischen Anschlägen ist allgegenwärtig. Das hindert ihn dennoch nicht, allein in die Palästinensergebiete des Westjordanlandes zu fahren.

    Durch Dimas Augen wird dem Leser die ganze Widersprüchlichkeit des Nahostkonflikts vor Augen geführt, die Ausweglosigkeit, der gegenseitige Hass, aber auch 'Freundschaft zu Menschen, die eigentlich Feind sind' (eBook 209). Und sogar eine kleine Liebesgeschichte ist eingewoben. Bei allem Positiven, das Dima erlebt, bleibt die bittere Erkenntnis:

    'Eine Gesellschaft ohne Fremdenfurcht, Neid und Ungerechtigkeit gibt es nicht.' (eBook 234).

    Nach dem etwas schwierigen Einstieg, der mir Geduld abgefordert hat, hat mich die Geschichte mehr und mehr gepackt. Wie wird Dima sich entscheiden? Nach Israel gehen? In Deutschland bleiben und Deutscher werden?

    Die Dialoge sind einfach wie es gesprochene Sprache eben ist, Dimas Gedanken, an denen wir teilhaben dürfen, zeugen von intellektuell hohem Niveau und großer Nachdenklichkeit, gespickt mit oft originellen Formulierungen.

    Für dieses Buch kann ich guten Gewissens eine Leseempfehlung aussprechen.

  13. Cover des Buches Mutterland (ISBN: 9783895614279)
    David Albahari

    Mutterland

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Aldawen
    Der Ich-Erzähler, vor einigen Jahren aus seiner serbischen Heimat vor dem ausbrechenden Bürgerkrieg nach Kanada geflüchtet, greift dort zu einem Stapel Tonbänder, den er mitgebracht hat. Entstanden sind diese Bänder kurz nach dem Tod seines Vaters, und seine inzwischen gleichfalls verstorbene Mutter erzählt darauf ihr Leben. Das Abhören der Bänder trägt den Erzähler zum einen in seinen Erinnerungen zurück, zum anderen überlegt er ständig, wie er es literarisch verwerten kann und diskutiert dies auch regelmäßig mit seinem schriftstellernden Freund Donald. In der Auseinandersetzung mit dem Leben und den Ansichten seiner Mutter muß der Erzähler auch seine eigene Position definieren. Die Erinnerungen der Mutter wären sicher interessant gewesen, hätten sie einen bedeutenderen Anteil an diesem – wohl zumindest in Teilen autobiographischen – Roman. Leider unterbricht Albahari seine eigene Erzählung ständig mit zwei Dingen, die mich vor allem auch wegen der Häufigkeit ihres Vorkommens in diesem schmalen Band wirklich genervt haben. Da ist zum ersten sein Kokettieren mit dem Satz „Wenn ich doch nur schreiben könnte, dann ...“ – ja, wenn er so fest davon überzeugt ist, es nicht zu können, dann soll er es doch lassen rollen Zum zweiten waren es die permamenten Rückgriffe auf das, was sein Freund Donald wohl zu etwas sagt oder meint oder vielleicht auch nur meinen könnte. Ich glaube ohne weiteres, daß die Versetzung in ein anderes Land, durch die einem die Muttersprache und damit ein beträchtlicher Teil der Ausdrucksfähigkeit geraubt wird, nicht einfach ist, aber dieses Verhalten, fast in Form eines vorauseilenden Gehorsams bloß keine Meinung anzunehmen, die der Donalds widersprechen könnte, das ging mir doch zu weit. (Im übrigen habe ich auch spätestens nach der zweiten Erwähnung die Lage des Restaurants auf der Flußinsel, in dem er sich mit Donald trifft, hinreichend begriffen, eine weitere gefühlt dutzendfache Wiederholung war wirklich nicht nötig.) Durch diese „gestalterischen“ Mittel bleibt leider der serbische Teil der Erzählung weitestgehend auf der Strecke, die paar Schlaglichter, die die Tonbandaufnahmen der Mutter zu liefern vermögen, sind leider nicht mehr als eben das: Schlaglichter. Zusammenhänge, die die Geschichte dieser Region oder auch nur deren Auswirkungen auf eine normale Familie erhellen könnten, werden so nicht deutlich. Schade, hier wurde viel Potential verschenkt.
  14. Cover des Buches Andernorts (ISBN: 9783518463109)
    Doron Rabinovici

    Andernorts

     (28)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    INHALT: Ethan Rosen und Rudi Klausinger sind unerbittliche Konkurrenten auf dem Gebiet der jüdischen Kultur. Als sie sich wegen eines Nachrufs auf den Holocaust-Überlebenden Dov Zedek mal wieder in die Haare kriegen und sich zu allem Überfluss auf dieselbe Professur an der Universität Wien bewerben, droht ein erneuter Kleinkrieg. Doch Rosen gibt kampflos auf – sein Vater Felix liegt in Tel Aviv im Sterben und braucht dringend eine neue Niere.

    Auf der Suche nach einem geeigneten Spender taucht Ethan tief in die Familiengeschichte der Rosens ein und legt nach und nach ein buntes Mosaik frei, das einige Überraschungen für ihn bereit hält. Und auch seine Beziehung zu Klausinger muss er revidieren.

    FORM: Doron Rabinovici (*1961) hat mit ANDERNORTS einen typisch jüdischen Roman geschrieben, der im kleinen, familiären Kreis die großen Fragen nach Herkunft und Glauben zum Thema hat. Romane dieser Art kennt man von Philip Roth und Amos Oz, Autoren, die ich großartig finde. Und auch sprachlich kann Rabinovici mithalten: Die Dialoge sind treffsicher wie bei Jonathan Safran Foer und die Familiengeschichte hätte bei Roth nicht bizarrer sein können. Alles gewürzt mit einem ordentlichen Schuss Galgenhumor.

    Nur leider brauchte ich viel zu lange, um mit der Geschichte warm zu werden. Die ersten Kapitel spielen in der Upper-Class-Welt österreichischer Intellektueller, mit der wohl die wenigsten Leser wirklich Kontakt haben, was meines Erachtens ein ungünstiger Start in die ansonsten sehr gelungene Familiengeschichte ist. Der Roman holte einfach mich nicht ab, wie man so schön sagt. Gepackt hat mich ANDERNORTS später dann doch noch, allerdings erst mit dem Auftauchen des zwielichtigen Rabbiners (der Ethan bei der Nierensuche helfen kann, wenn der ihm im Gegenzug bei dem Versuch hilft, den Messias zu klonen (mit seinem Samen, denn Ethan soll ein naher Verwandter der Erblinie des Messias sein (Genaaau!))), aber da war das halbe Buch schon rum.

    FAZIT: Packend, bewegend, rasant – das sind die drei Schlagworte mit denen der Roman auf dem Umschlag beschrieben wird. Bei packend gehe ich mit, bei bewegend und rasant eher nicht. Versöhnliche vier Sterne.

    *** Diese und viele weitere Rezensionen könnt Ihr in meinem Blog Bookster HRO nachlesen. Ich freue mich über Euren Besuch ***

  15. Cover des Buches Werke und Briefe. Kritische Ausgabe (ISBN: 9783633542369)
    Else Lasker-Schüler

    Werke und Briefe. Kritische Ausgabe

     (15)
    Aktuelle Rezension von: devildoll
    Gedichte von Else Lasker- Schüler kann man nicht beschreiben. Ihre Sprache ist so tief, so neu, so intensiv und schillernd, dass einem die eigene unzureichend erscheint angesichts soviel Gefühl. Ein absolutes Muss für Lyrik-Liebhaber!
  16. Cover des Buches Das deutsche Geld (ISBN: 9783866016507)
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