Bücher mit dem Tag "jüdisches leben"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "jüdisches leben" gekennzeichnet haben.

48 Bücher

  1. Cover des Buches Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten (ISBN: 9783351035686)
    Daniel Friedman

    Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten

     (73)
    Aktuelle Rezension von: buchpinguin
    Buck Schatz, ehemaliger Soldat/Polizist/gelenkiger Mensch zählt stolze 87 Jahre, als ihm sein alter Armeekamerad auf dem Sterbebett ein Geheimnis anvertraut: Der Nazi-Offizier, der die beiden (vorrangig den jüdischen Buck) in einem Lager gefoltert hat, ist noch am Leben - und hat auf seiner Flucht mehrere Barren Gold mitgenommen!

    Zusammen mit seinem Enkel begibt sich Buck schließlich auf die Suche nach dem Schatz. Was wie ein harmloses Abenteuer gilt, wird bald gefährlich. Der Armeekumpel hat dieses Geheimnis nämlich auch noch seinem Schwiegersohn anvertraut, der ebenfalls fest entschlossen ist, das Gold zu bekommen. Als ob das alles noch nicht genug wäre, werden einige Leute in unmittelbarer Umgebung des Alten ermordet, was die Aufmerksamkeit eines Detektives der Mordkommission erregt...

    Das Buch ist ein absoluter Lesetipp! Der kettenrauchende Hauptprotagonist, der um keinen blöden Spruch verlegen ist, ist eine erfrischende Abwechslung zu "normalen" Romanfiguren und wirkt dabei absolut glaubhaft. Auch die weiteren Figuren des Buches sind wie aus dem Leben gegriffen, zudem ist die Handlung wundervoll ausgearbeitet, wendungsreich und fesselnd - einfach großartig!
  2. Cover des Buches Alles ist erleuchtet (ISBN: 9783462304886)
    Jonathan Safran Foer

    Alles ist erleuchtet

     (525)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Ich habe zuerst den Film gesehen, zu dem das Buch als Vorlage diente; und dieser hat mir ausgesprochen gut gefallen. Normalerweise ist man von der filmischen Umsetzung eines literarischen Werkes enttäuscht, im vorliegenden Fall war es gerade umgekehrt.

    Die Geschichte eines jungen jüdischen Amerikaners (Jonathan Safran Foer), der in die Ukraine fährt und sich dort mit Hilfe eines radebrechenden, machohaften Reiseführers und dessen "blinden" Opa als Fahrer, nebst "Blindenhund" auf die Suche nach der Vergangenheit seines eigenen Großvaters macht, ist im Buch als eine der vier Handlungsstränge enthalten.

    Daneben geht es um die Geschichte von "Brod", die dem gleichnamigen Fluss "entspringt", als ihre Eltern im Jahre 1791 dort mit Fuhrwerk in den Fluten versinken; des weiteren um die Geschichte der Heirat von Jonathans Großvater vor Zerstörung des Schtetls um 1940 und um die Kommentare von Alex, dem ukrainischen Reisebegleiter von Jonathan, der scheinbar diese Geschichten Korrektur ließt.

    Ganz schön verwirrend und so kam es mir beim Lesen auch durchgehend vor. Hätte ich zuvor den Film nicht gesehen, hätte ich bezüglich Orientierung wohl auch gewiss einige Probleme gehabt. Nun, das mag "innovativ" sein, aber meinem Lesevergnügen zumindest nicht zuträglich.

    Natürlich sind alle Geschichten miteinander verwoben und auch Alexs Großvater ist involviert. Ein bisschen dick aufgetragen, wie ich finde.

    Negativ aufgestoßen ist mir auch die unnötig obszöne Sprache, die in manchen Passagen benutzt wird.

    Fazit: Insgesamt kein wirklich schlechtes Buch. Aber es kommt halt wie ein besonders bemühtes Erstlingswerk eines noch nicht ganz ausgereiften Schreiberling rüber.

  3. Cover des Buches Eine Geschichte von Liebe und Finsternis (ISBN: 9783518467268)
    Amos Oz

    Eine Geschichte von Liebe und Finsternis

     (109)
    Aktuelle Rezension von: Jari
    Eigentlich hatte ich nie vor, dieses Buch zu lesen. Schlussendlich tat ich es trotzdem und zwar für die Weltreise-Challenge. Also liess ich mich von Amos Oz durch Jerusalem und seine Geschichte führen. Es war kein Flop, obwohl ich mich doch etwas durch das Buch quälen musste, und das ist schon mal nicht schlecht.

    Grundsätzlich bin ich nun froh, sagen zu können, dass ich ein Buch von Amos Oz gelesen habe. Dazu auch noch sein wohl bekanntestes. Am meisten gefielen mir die einzelnen Passagen, in denen es um die Literatur und Amos' intellektuelle Familie ging. Also vor allem der Anfang hat es mir doch sehr angetan.

    Doch schlussendlich hat sich das Buch für mich zu sehr verzweigt, aber damit hatte ich schon gerechnet. Vielleicht war meine Lektüre somit eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, wobei ich wie schon gesagt, vom Anfang sehr begeistert war. Aber mit der Zeit liess meine Faszination merklich nach und ich blieb eigentlich nur wegen ein bisschen Faktenwissen und der Challenge dabei.

    Sprachlich bewegt sich Oz auf einem Niveau, das seinem Ruf gerecht wird. Ein präziser Schriftsteller, sehr begabt, ein Talent, welches aus seinem familiären Umfeld gewachsen ist. Wer in eine solch akademische Familie hineingeboren wird, dem liegt das Spielen mit den Worten wahrscheinlich im Blut. Dennoch war es ermutigend zu erfahren, dass auch jemand wie ein Amos Oz Mühe hatte. Deshalb war es auch wieder das Ende, das mich nach längerer Durststrecke wieder mitnahm.

    Ich bin froh, dass ich das Buch durch habe. Trotz meines Mühsals war die Lektüre nicht vergebens. Viele schöne Textzeilen warten darauf, niedergeschrieben zu werden. Ausserdem habe ich einiges über die Geschichte Jerusalems und Israels lernen können. Kein Buch ist vergebens und dieses schon gar nicht.

    Bücher wie "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" tun gut, auch wenn man sich durch sie durchkämpft. Auch dann, wenn man die Handlungen der Figuren nicht versteht. Nicht versteht, wie sie oft nicht zufrieden sein können, wenn sie doch ein Leben leben, das ich auch gerne hätte. Aber jeder kämpft mit seinen Geistern, auch das lehrt uns Oz. Manchmal sind sie auch zu stark, dies zeigt das prägende Erlebnis des Todes der Mutter, das an unterschiedlichen Stellen thematisiert wird.

    Ein eindrückliches Buch mit starkem Charakter. Ein Buch, das sich nicht so leicht unterkriegen lässt, trotz aller Unwirtlichkeiten. Deshalb prädestiniert wie kein zweites, um Israel zu repräsentieren.
  4. Cover des Buches Mein Leben (ISBN: 9783641135508)
    Marcel Reich-Ranicki

    Mein Leben

     (248)
    Aktuelle Rezension von: _leserin_

    Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an schwer begeistert. Marcel Reich-Ranickis Biografie ist interessant, erfrischend, amüsant und berührend. Beim Lesen hatte ich ständig das Gefühl, seine Stimme im Ohr zu haben. Bereits als Kind war es sein Traum, Literaturkritiker zu werden. Oftmals musste er darum bangen, dies zu realisieren und davon leben zu können – er hatte weder eine Ausbildung und noch wurden einzelne Kritiken für Zeitungen gut bezahlt. 

    Der in Warschau geborene Marcel Reich-Ranicki kommt mit sieben Jahren nach Berlin und flieht nach der Matura, mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus, wieder nach Polen zurück. Er berichtet vom Alltagsleben im Warschauer Ghetto, den Transporten in Konzentrationslager und dass er im Ghetto seine Frau kennenlernte. Diese erste Hälfte der Biografie gibt einen umfassen, persönlichen Einblick in das Leben von Jüdinnen und Juden unter dem Nazi-Regime; mit welchen Ängsten die tägliche Aussortierung für den Abtransport nach Treblinka verbunden war, denn im Ghetto wussten die Jüdinnen und Juden genau, dass dieser Transport den Tod durch Vergasen bedeutete. 

    Nach Stationen beim polnischen Geheimdienst und der Zensurbehörde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, beschließt er, einen beruflichen Auslandstermin in Deutschland zu nützen und nicht mehr ins kommunistische Polen zurückzukehren. In Deutschland musste er wieder von Neuem beginnen, konnte aber bei der Wochenzeitung „Die Zeit“ und später bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gut Fuß fassen. 

    Sehr persönlich sind jene Passagen, in denen er sich immer wieder fragt (und das sein ganzes Leben lang), warum er überlebt hat. 

    Irgendwo habe ich gelesen, dass Marcel Reich-Ranicki seinen Verlag davor gewarnt hat, nicht zu viele Erstauflagen von diesem Buch zu drucken, sie würden sonst darauf sitzen bleiben. Millionenfach hat sich seither das Buch verkauft. Monatelang führte es die Spiegel-Bestsellerliste an. Einem breiten Publikum wurde er erst durch seine höchst pointierten und äußerst lebhaften Diskussionen und „Verrisse“ in der Fernsehsendung „Literarisches Quartett“ bekannt. 

    Eine absolute Empfehlung.

  5. Cover des Buches Die Welt von Gestern (ISBN: 9783596902583)
    Stefan Zweig

    Die Welt von Gestern

     (109)
    Aktuelle Rezension von: itwt69

    Das Leben des Autors und Künstlers von den späten 1880-ern bis 1939: Es ist kaum verwunderlich, dass sich Stefan Zweig nach diesem ereignisreichen und niederschmetternden Erfahrungen das Leben nahm, weil er es nicht mehr ertragen konnte, was in seiner Heimat verbrochen wurde. Ein ehrlicher und intimer Blick auf die Kunstszene der ersten 4 Jahrzehnte des 20.Jahrhunderts liefert dieses Buche ebenso wie für mich neue Einblicke in die Psychologie der vom Krieg gebeutelten Menschen zwischen den Weltkriegen.

  6. Cover des Buches Goldstein (ISBN: 9783462043235)
    Volker Kutscher

    Goldstein

     (203)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Der dritte Krimi um Kommissar Gereon Rath spielt 1931.  Kutscher bleibt dabei, dass sich die Romane jeweils ein Jahr in der erzählten Zeit weiterbewegen. In Berlin sind die Nationalsozialisten nicht mehr zu übersehen und es wird nun deutlich, dass sie oft ohne Gegenwehr Terror verbreiten können. Die Straßen sind zudem voll von armen Menschen und zwischen ihnen treiben sich Kinderbanden herum. Als beim Einbruch in das schillernde KaDeWe ein Junge ums Leben kommt, scheint es zunächst nur um einen Unglücksfall zu gehen, bald kommen aber Zweifel auf. Es gibt eine Zeugin, die eine wichtige Beobachtung gemacht hat, jedoch selbst von der Polizei gesucht wird. Gleichzeitig soll Rath den amerikanischen Gangster Goldstein beobachten, der aus unbekannten Gründen nach Berlin reist. Dazu tobt ein Kampf zwischen den Ringvereinen Berolina und Nordpiraten, in die auch Marlow involviert ist. Charly Ritter, Raths Freundin, arbeitet am Gericht und hat ohnehin als Frau einen schweren Stand, da unterläuft ihr ein folgenschwerer Fehler.

    Ziemlich viel los in diesem Roman. Gekonnt verknüpft der Autor wieder seine fiktiven und historischen Figuren. Kriminalrat Gennat, mit seinem Plüschbüro und der Vorliebe für Kaffeekränzchen mit Torte, ist ein so ungewöhnlicher Charakter, dass ich erstaunt war, dass es ihn wirklich gegeben hat und zwar genauso, wie Kutscher ihn darstellt, inklusive Sekretärin Trudchen Steiner. (Es lohn sich sehr, diesen Mann zu googeln.) Die Story um den titelgebenden Abe Goldstein hat mich jetzt nicht so umgerissen und auch die anderen Handlungsstränge waren zwar interessant aber wenig spannungsgeladen. Was die Romane ausmacht ist für mich immer noch die Darstellung Berlins in der Weimarer Republik. Das gelingt wieder sehr gut und hat einen hohen Unterhaltungs- und auch Informationswert. Es gab ein paar Längen und obwohl der Roman schon 574 Seiten hat, waren die Seiten ziemlich eng bedruckt.

    Wer in diese Epoche abtauchen möchte, kann mit der Gereon Rath-Reihe nichts falsch machen.

  7. Cover des Buches Die Arglosen (ISBN: 9783036959146)
    Francesca Segal

    Die Arglosen

     (30)
    Aktuelle Rezension von: Himmelfarb

    Francesca Segals Roman „Die Arglosen“ hätte toll sein können, wenn sie doch nur mehr Mut bewiesen hätte!
    Die Geschichte von Adam und Rachel, beide Ende zwanzig und wohlgelittene Mitglieder der gehobenen Londoner jüdischen Gemeinde, ist schon mal vom Setting her hochinteressant. Ein Blick hinter die Kulissen einer eng verwobenen Glaubensgemeinschaft, auch wenn sie nicht so verschlossen ist, wie z. B. die ultra orthodoxe jüdische Gemeinde in „Unorthodox“, ist allemal lesenswert. Auch die Charaktere scheinen auf den ersten Blick einnehmend. Leider entwickelt sich aus den schönen Zutaten nur ein ziemlich abgestandener Einheitsbrei. Adam und Rachel sind seit zwölf Jahren ein Paar und wollen nun mit dem Segen ihrer Familien und der jüdischen Gemeinde heiraten. Da funkt dem von langer Hand geplantem Glück, Rachels jüngere unkonventionelle Cousine Ellie dazwischen. Irrungen und Wirrungen in Adams Gefühlsleben nehmen nun ihren Lauf, um am Ende kraftlos und konventionell in einer Art Happy End zu versickern.

    Ist man am Anfang des Buches noch angetan vom Beschreiben der Gemeinschaft, ist es schon die Person von Rachel, die einen Gähnen lässt. Ein dermaßen braves, sich jenseits von jeglichem Feminismus befindliches junges Mädchen, macht sich nicht gut als eine der Hauptprotagonistinnen und ziemlich schnell schwenkt man als LeserIn mit der Sympathie zur unangepassten Cousine rüber, die aber im Verlauf des Buches auch kein wirklicher Burner ist, sondern unter Klischees zu Boden geht.

    Na gut, denkt die geneigte Leserin, lass ich mich halt ganz simpel unterhalten, aber die dünne Geschichte trägt über 400 Seiten dann leider auch nicht zum größeren Unterhaltungswert bei.

    Zwei Sterne waren es nachdem ich mich durchgewühlt hatte, doch mit viel Goodwill ringe ich mir noch einen dritten Stern ab, denn der gute Wille der Autorin, die immerhin gut schreiben kann, zählt...

  8. Cover des Buches Judas (ISBN: 9783518466704)
    Amos Oz

    Judas

     (58)
    Aktuelle Rezension von: awogfli

    Amoz Oz ist ausgezogen, um eine politische und religiöse Analyse mit einem Roman zu verknüpfen und das ist meiner Meinung nach gehörig in die Hosen gegangen. Die Analyse der Staatengründung von Israel, der Regentschaft von Ben Gurion und die Beziehung des Judentums zu Jesus Christus und Judas Ischariot sind recht gut gelungen. Wenngleich ich die Judas Analyse schon einige Male woanders basierend auf dem gnostischen Judas Evangelium gelesen habe und manche Analysen auch doppelt breitgetreten werden.

    Die Romanhandlung hingegen ist voll gegen die Wand gefahren. Ich hasse Redundanzen abgrundtief!!! (Bitte hier 30 Rufzeichen und Großbuchstaben dazu denken). Zugegeben, Oz kann fantastisch fabulieren, aber bei der Dramaturgie hat er sowas von vergeigt, denn es passiert einfach nicht viel in der Geschichte, die Handlung kommt nicht vom Fleck und wenn irgendetwas passiert, ist es eine ewige wiederholte Beschreibung derselben Abläufe, deren Beschreibung am Anfang charmant scheint, dann irgendwann monkhaft zu belächeln ist und mit zunehmender Seitenanzahl so brüllend nervt, dass ich mir die Augen auskratzen wollte.

    Protagonist Schmuel verliert seine Freundin, schmeißt sein Studium kurz vor der Doktorarbeit über Jesus aus der Sicht der Juden hin und da ihn die Eltern nicht mehr unterstützen können, nimmt er einen Job als Gesellschafter des Behinderten Gerschom Wald an, der mit seiner Schwiegertochter Alija sehr zurückgezogen in einem alten Haus in Jerusalem lebt. Der alte Mann und der ehemalige Student politisieren und diskutieren ausführlich und vertreiben sich so den Winter. Die verwitwete Schwiegertochter Atalja wird von unserem Protagonisten angebetet, tausende ausführliche Warnungen, sich nicht in sie zu verlieben, schlägt er in den Wind.

    Schmuel isst wortreich beschrieben seine 100ste Gulaschsuppe mit Apfelkompott, sein ausladend geschildertes 50stes Käsebrot und die Reste des 70sten Grießbreis mit Zimt, den Herr Wald auf dem Teller übriggelassen hat (igitt wie grauslich). Da unser Protagonist sonst nichts isst und die Geschichte schon den ganzen Winter dauert, wundert es mich, dass ihm vor Skorbut nicht die Zähne ausfallen. Man möchte ihm zurufen: Iss endlich einen Salat, Junge! Auch die Prozedur des Bartpuderns wiederholt Schmuel viel zu ausführlich.

    Dazwischen brillante Streitgespräche und Analysen über Israels Beziehung zu seinen Nachbarn. Einen Feind zu einem Freund zu machen ist fast unmöglich, nur unterdrücken kannst Du ihn, das ist die falsche langfristige Strategie, sich Feinde zu machen.


    „Das glauben auch die Juden in Israel, weil sie keine Ahnung von den Grenzen der Macht haben. Die Wahrheit ist, dass alle Macht der Welt den Feind nicht in einen Freund verwandeln kann. Man kann den Feind zum Sklaven machen, aber nicht zu einem Liebenden. Mit aller Macht der Welt kann man Fanatiker nicht zu einem aufgeklärten Menschen machen. Und mit aller Macht der Welt kann man aus einem Rachedurstigen keinen Freund machen. Und genau da liegen die existenziellen Probleme des Staates Israel.“

    Ich habe Oz mal persönlich auf der Frankfurter Buchmesse getroffen. Dort sagte er: Wir sind mit den Arabern quasi in einer WG und wir müssen uns endlich arrangieren. Leider haben zu wenige damals bei der Staatengründung so gedacht und denken auch heute noch so. Letztendlich ist es genauso gekommen zwei Gemeinschaften, zerfressen vor Hass und Gift, die tausende Tote über Jahrhunderte und Generationen verursachen werden.


    „Schließlich leben die Juden in einem großen Flüchtlingslager und die Araber leben ebenfalls in einem großen Flüchtlingslager. Die Araber erleben jeden Tag die Katastrophe ihrer Niederlage, und die Juden erleben Nacht für Nacht ihre Angst vor Rache.“



    Leider wiederholen sich auch die religiösen Analysen über Jesus und Judas irgendwann einmal, indes die Romanhandlung gefühlte Ewigkeiten auf der Stelle trabt. Dann endlich, als ich schon die Geduld verloren hatte, passiert etwas. Hallelujah Jesus Christ, da muss sich der Schmuel einen Haxen brechen, damit er letzendlich Vitamin C in Form seines ersten Salats mit Oliven bekommt und der Autor ihn schließlich ins Bett der Atalja schreiben kann. Der erste Sex war dann auch sehr unspektakulär und langweilig mit vorzeitigem Samenerguss, der zweite war wahrscheinlich sehr gut, aber gerade hier versagt die Erzählkunst und Wortgewandtheit von Oz völlig.

    Das offene Ende ist dann nur das Tüpfellchen auf dem I der Enttäuschung und hat mich eigentlich gar nicht mehr so sehr gestört, denn ich hab das Interesse an den Protagonisten und der Geschichte verloren.

    Fazit: Bedauerlicherweise nur Mittelmaß, so viel Potenzial und so viel Talent derart vergeudet. Das gesamte Werk stinkt nach der ersten Hälfte total ab und ergeht sich in ewigen Wiederholungen. Da hilft auch die sparsame Handlung am Ende nichts. Wäre Oz bei der politisch-religiösen Analyse geblieben, hätte nicht versucht, diese mit einem Roman zu verbinden, und hätte die Wiederholungen auch in der Analyse etwas gestrafft, hätte mir das Buch sogar ausnehmend gut gefallen. Denn es hat seine brillanten Momente, die leider nur Momente bleiben und das ist zu wenig für eine gute Beurteilung meinerseits.

  9. Cover des Buches Das Hohelied des Todes (ISBN: 9783869978963)
    Faye Kellerman

    Das Hohelied des Todes

     (61)
    Aktuelle Rezension von: Igelmanu66

    »Der Junge stand stocksteif da. Decker bemerkte, daß er glasige Augen hatte. … Vor ihnen lagen zwei verkohlte Skelette. Das eine war bis auf das halbe rechte Bein, das unter Laub und Erde begraben war, ganz zu sehen. Es reckte einen geschwärzten Armknochen samt Faust in die Höhe, als bäte es darum, daß man ihm auf die Beine half. Schädel und Brustbein wiesen Löcher in der Größe eines Silberdollars auf. Am Körper hingen noch vertrocknete, an der Luft verfärbte Hautfetzen.«

     

    Eigentlich wollte sich Sergeant Pete Decker zusammen mit den beiden Söhnen seiner Freundin ein paar schöne gemeinsame Tage beim Campen gönnen. Der Fund zweier Leichen beendet den Urlaub, die beiden Kinder sind nach dem schlimmen Erlebnis traumatisiert und Decker darf sich sofort in die Mordermittlungen stürzen.

    Das Obduktionsergebnis, wonach es sich bei den Ermordeten um zwei junge Mädchen handelt, macht die Arbeit für Pete, der selbst Vater einer sechzehnjährigen Tochter ist, nicht leichter. Zumal ihn seine Nachforschungen in die wirklich tiefsten menschlichen Abgründe führen werden…

     

    Auch privat ist für ihn keine Entspannung angesagt, hat er sich doch in die strenggläubige Jüdin Rina Lazarus verliebt und bemüht sich, dem jüdischen Glauben näherzukommen und sich in die strengen Vorschriften der orthodoxen Gemeinde einzuleben. Ein schwieriges Unterfangen für einen Polizisten…

     

    Ein wirklich fesselnder Krimi war das wieder! Die Thematik ist ganz schön heftig, Hintergrund und Umfeld der Tat grauslich-faszinierend. Es wird verzwickt, es wird spannend und bis zur stimmigen Auflösung kann der Leser mitermitteln.

    Decker ist mir sympathisch, denn er ist ein vielschichtiger Charakter mit Stärken und Schwächen. Letztere kann ich bei seiner Partnerin Marge noch nicht entdecken, die ist eigentlich immer zuverlässig, klug, witzig… Nun ja, es ist erst der zweite Band der Reihe, vielleicht taucht später noch mal irgendeine Schwäche bei ihr auf.

    Eine wichtige Rolle bei den Ermittlungen spielt übrigens auch eine Zahnärztin, die regelmäßig der Polizei bei der Identifizierung von Leichen hilft. Die Autorin weiß dabei, wovon sie schreibt, denn sie ist selber auch Zahnärztin.

     

    Das private Umfeld Deckers in der jüdischen Gemeinde finde ich hochinteressant und ich stellte beim Lesen fest, wie wenig ich über den praktizierten jüdischen Glauben weiß. Eins wird klar: So zu leben, lernt man nicht nebenbei, das ist hochkompliziert, eine wirklich andere Welt. Schade fand ich, dass ein Glossar fehlte, obwohl wirklich sehr viele jüdische Begriffe benutzt und immer wieder hebräische Sätze und Floskeln eingeworfen werden. Natürlich kann man der Handlung auch folgen, wenn man nicht alles übersetzen kann, aber ich persönlich möchte beim Lesen alles verstehen und zwar möglichst, ohne ständig googeln zu müssen.

     

    Die Reihe um Pete Decker hat wirklich viele Bände, ich bin gespannt, wie es weitergeht. Zumindest in diesen Band 2 könnte man einsteigen, ohne den Vorgänger zu kennen. Und auch, wenn man neugierig ist, ob es eine Zukunft für Pete und Rina geben wird, ist die Handlung ansonsten abgeschlossen und man muss nicht zwanghaft zum Folgeband greifen. Werde ich aber trotzdem tun ;-)

     

    Fazit: Sehr spannender Krimi mit interessanter Rahmenhandlung. Hier lese ich gerne weiter.

  10. Cover des Buches Am Freitag schlief der Rabbi lang (ISBN: 9783293207097)
    Harry Kemelman

    Am Freitag schlief der Rabbi lang

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Autor: Harry Kemelman
    Titel:
    Am Freitag schlief der Rabbi lang
    Gattung:
    Roman
    Erschienen:
    2015
    Gelesene Ausgabe:
    Unionsverlag
    ISBN:
    978-329-320-709-7
    Gelesen auf:
    Deutsch
    Gelesen im:
    März 2016

    Zum Buch:
    Endlich mal wieder ein Krimi, den ich in einem Rutsch durchgelesen habe. Der spannend, humorvoll und fesselnd war.
    Die Rabbi-Small-Krimi-Reihe, zählt zu den Klassikern der amerikanischen Kriminalromane. Die Handlung spielt in dem New England der 1950er und 60er Jahre. Hauptfigur ist der liebenswerte David Small, Rabbiner und mit Leib und Seele Gelehrter. In der jungen, aufstrebenden, jüdischen Gemeinde aneckend, beginnt der Anti-Held auch noch sich in die Ermittlungen der Polizei einzumischen, als ein junges Dienstmädchen vor seiner Synagoge ermordet aufgefunden wird.
    Im Agatha-Christie-Stil wird auch hier der Kriminalfall aufgerollt, dieses jedoch erscheint eher nebensächlich, denn primär vermitteln die Krimis das Gemeindeleben, das Leben in der USA zur Mitte des 20.Jahrhunderts und Elemente des Judentums. Aus historischer und religiöser Perspektive hochinteressant!
    Es hat mir unglaublich Spaß gemacht, zu sehen wie sich Rabbi Small unter Menschen bewegt, mit seiner Liebenswürdigkeit ein paar Gemeindemitglieder und den Polizeichef um den Finger wickelt und mit der Hilfe des Talmuds den Mordfall löst.
    Die Figuren sind gut durchdacht, vielschichtig und laden zum mit fiebern ein. Die Welt von Rabbi Small ist definitiv eine, die ich gerne noch einmal betreten werde.

    Lieblingsstelle: Diskussion zwischen dem Gemeinderat ob man die Anstellung des Rabbis verlängert.
    Zitat: “Es liegt doch schon ein Antrag vor.” “Dabei geht es ja um das Gleiche. Na gut, dann stelle ich eben einen Zusatzantrag.” “Irgendwelche Bemerkungen zu dem Zusatzantrag?”, fragte Wasserman. “Einen Augenblick bitte”, rief Meyer Goldfarb. “Der Zusatzantrag betrifft meinen Antrag.”[1]

    Stil und Sprache: jüdische Kulturbegriffe, ansonsten sehr knapp gehalten
    Zitat: “”Ein doller Busche”, meinte Schwarz. “Ein charif, Ben, ein regelrechter charif”.“[2]

    Schlüssigkeit der Handlung: wunderbar zu folgen, klar strukturiert und relativ knapp

    Das hat mir gefallen: Die gelungene Mischung zwischen Roman und Krimi.
    Das hat mir nicht gefallen: Etwas schmallbrüstig auf der Kriminalroman-Seite

    Kaufempfehlung: Humorvolle, etwas andere Krimis ohne viel Blut. Interessierte am jüdischen Glauben und des Judentums.

    Sterne: 5

    [1] S.36
    [2] S.25

  11. Cover des Buches Chuzpe (ISBN: 9783518468166)
    Lily Brett

    Chuzpe

     (146)
    Aktuelle Rezension von: engineerwife

    Hier war ich wirklich zwiegespalten, am Schluss fand ich dann aber doch, dass es die Note 2 verdient. Mir ging die durchweg negative Haltung von Ruthie manchmal etwas auf die Nerven aber der Charme, Elan und Witz von Edek hat vieles wieder gut gemacht. Hat mir dann doch gut gefallen!  Lily Brett, ein Name, den man sich merken muss. 

     

  12. Cover des Buches Wie der Atem in uns (ISBN: 9783832164287)
    Elizabeth Poliner

    Wie der Atem in uns

     (8)
    Aktuelle Rezension von: lesemaedel
    Das Buch habe ich zwiegespalten beendet. Einerseits habe ich auf jede weitere Enthüllung, jedes Häppchen aus dem Leben und Wesen der Familienmitglieder gewartet - anderseits war ich auch froh, dass es zu Ende ging. Die Familie hat sich selber unglücklich gemacht. Keine Person ist ihrem Glück gefolgt bzw hat für sich entschieden. Jede Genaration hat den gleichen Fehler gemacht und immer im Namen der Religion und der Familie. Arg, ich war zwischendrin sehr wütend und auch genervt. Trotzdem war ich von den - teilweise autopsieartigen - Beschreibung der Beziehungsverflechtungen und Gefühlen gefesselt. Die Story deckt einen Zeitrahmen von über 60 Jahren ab. Der Ausgangspunkt der Handlung ist aber immer der Tod, der wohl einzigen selbstbestimmten und im Moment lebenden Person - dem jüngsten Spross der Familie.
    Das Buch ist auch gleichzeitig ein Sitten- und Gesellschaftsporträt der jüdischen Einwanderer Anfang 1900 in den USA. Wer eine tiefgründige und sprachlich mitreißende Familiengeschichte sucht, sollte "Wie der Atem in uns" nicht ungelesen lassen.
  13. Cover des Buches Portnoys Beschwerden (ISBN: 9783446249820)
    Philip Roth

    Portnoys Beschwerden

     (65)
    Aktuelle Rezension von: LarissaMaria

    Ich wusste ja worauf ich mich einlasse. Im Prinzip zumindest. Zwangsstörung meets Promiskuität.

    Nicht selten wurde Philip Roth dafür kritisiert, dass seine Charaktere zu getrieben sind, es ginge nur um Sex und Selbstmitleid,
    Die geteilten Meinungen, welche über ihn kursieren, haben mein Interesse geweckt. Ich wollte mir selbst ein Bild machen.

    Ich lernte also Alexander Portnoy kennen; einen jüdischen Amerikaner, der beim Psychiater sitzt und sein Leid klagt.
    Das würde das ganze Buch eigentlich schon in einem Satz zusammenfassen.

    Der Monolog, aus dem das Buch besteht, veranschaulicht seinen Werdegang, schildert eine Existenz ohne besondere Sternstunden, ohne besonderen Glanz.

    Seine Kindheit mit der Glucken-Mama und dem Waschlappen-Vater, seine Jugend, das Erwachen seiner Sexualität welche gleich in zwanghafte Sphären abdriftet, seine Unfähigkeit eine gute Beziehung zu führen… es ist eine endlose Misere.

    Ich war während des Lesens ständig hin und her gerissen; zwischen Abscheu vor dem Protagonisten und Bewunderung für die Fähigkeit von Roth, dessen verrückte Gedankensprünge so anschaulich darzustellen.

    Daher machte das Lesen irgendwie Spaß. Großteils war ich einfach nur genervt von Portnoys Veranschaulichungen, seinen Anschuldigungen, seiner Unfähigkeit zu erkennen, dass man an seinen Fehlern arbeiten kann...  aber genau das hat eine eigene Art von Spannung erzeugt.

    Ich bin nicht restlos begeistert, aber besonders die Pointe am Schluss hat mich nochmals laut auflachen lassen.

    Also der Gesamteindruck war nicht schlecht.

  14. Cover des Buches Herr Klee und Herr Feld (ISBN: 9783423444620)
    Michel Bergmann

    Herr Klee und Herr Feld

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Dieser Roman hat mich bestens unterhalten und köstlich amüsiert!

    Die Geschichte dreht sich um zwei in die Jahre gekommene Brüder, Moritz (77) und Alfred Kleefeld (75). Alfred ist zu seinem verwitweten Bruder in dessen Villa eingezogen, er ist Schauspieler, doch die Anfragen sind spürbar ausgedünnt. Moritz hingegen ist Akademiker, Professor für Psychologie. Nun, diese beiden jüdischen Brüder werden bestens von der langjährigen Haushälterin versorgt. Doch als diese überraschend kündigt, ist die Not groß. Per Annonce hoffen sie auf eine neue Perle. Die wird ihnen auch beschieden in Form von der jungen, hübschen Zamira. Klingt erstmal perfekt, doch Zamira ist Palästinenserin. 

    Komplikationen sind vorprogrammiert, doch die hat Michel Bergmann bestens umgesetzt. Moritz, der die jüdischen Traditionen pflegt, diskutiert des Öfteren mit Zamira, doch sind diese Diskussionen vonseiten Zamiras meist sehr emotional. Moritz hingegen vermittelt mit klugem Verstand. Ja und Alfred, den interessiert diese Diskussionen um den Nahost-Konflikt nicht, er erfreut sich an der Schönheit Zamiras und versucht sein Leben zu genießen. 

    >Sehen Sie, Menschen hassen nur Menschen, von deren Leben, Kultur, Sprache, Religion sie keine Ahnung haben. Das schafft Ressentiments. Menschen die man kennt, die man akzeptiert, die hasst man nicht. < – Seite 126

    Michel Bergmann hat hier in diesem dritten Teil der Trilogie ein humorvolles Kammerspiel geschaffen. Es ist gefüllt mit Weisheiten und interessanten Informationen über zwei Kulturen. Und es geht um Liebe, um das was sie ausmacht, unser ganzes Leben lang. Ein Roman mit liebreizenden Protagonisten, authentisch und oftmals einfach nur herrlich komisch. > Herr Klee und Herr Feld < ist eine warmherzige Lektüre, ganz frei von Kitsch. Große Leseempfehlung meinerseits!

  15. Cover des Buches Hiob (ISBN: 9783520862013)
    Joseph Roth

    Hiob

     (204)
    Aktuelle Rezension von: Herbstrose

    Als Bibellehrer im russischen Zuchnow bestreitet der fromme Jude Mendel Singer den kargen Lebensunterhalt für seine Familie - eine bigotte zänkische Frau, zwei Söhne, eine Tochter und ein spätgeborener zurückgebliebener behinderter Junge. Seine Behandlung im Krankenhaus lehnen sie ab, sie vertrauen lieber auf Gott und ihre Gebete. Jahre in Armut vergehen, die Kinder wachsen heran. Dann bricht Jonas, der älteste Sohn, mit den jüdischen Gesetzen und meldet sich zum Militär, während Schemarjah, der Zweitgeborene, die Familie verlässt und nach Amerika auswandert. Als Tochter Mirjam beginnt sich mit den dort stationierten Kosaken einzulassen, entschließt sich Mendel, mit Frau und Tochter seinem Sohn Schemarjah nach Amerika zu folgen - den immer noch schwer behinderten Jüngsten Menuchim müssen sie zurücklassen. Auch in Amerika ist die Familie weiter vom Pech verfolgt. Es sollen Jahrzehnte vergehen, Mendel ist inzwischen vom Glauben abgekommen, bis ihm das große Wunder widerfährt und er endlich Ruhe und Frieden findet …   

    Joseph Roth war ein österreichischer Schriftsteller und Jounalist, der 1894 im galizischen Brody bei Lemberg (Lwow) geboren wurde. Er studierte zunächst in Lemberg, dann in Wien Germanistik und Philosophie und war danach als Journalist tätig. Sein erster Roman erschien 1923, weitere folgten. „Hiob“ erschien erstmals 1930 und handelt in der Zeit um 1900 bis nach dem I. Weltkrieg. Die Machtergreifung durch die Nazis zwang den Juden ins französische Exil, seine Bücher wurden in Deutschland verbrannt. Roth starb 1939 in Paris an den Folgen einer schweren Alkoholsucht. 

    Wie schon der Titel des Buches vermuten lässt, greift der Autor hier die Geschichte von Hiob aus dem Alten Testament auf, der vielen harten Prüfungen unterzogen wird, an Gott verzweifelt und seinen Glauben beinahe verliert, bis dann das Wunder geschieht. Entgegen der Dramatik und Tragik der Handlung ist die Sprache Roths eher als einfach und erfassbar zu bezeichnen. Es gelingt ihm dadurch, den Leser zu packen und das Geschehen bildhaft entstehen zu lassen, sodass es sich fest im Gedächtnis zu verankert. 

    Fazit: Ein beeindruckender Roman voller Dynamik, ein Klassiker der deutschen Literatur, den man gelesen haben sollte und den ich gerne empfehle. 

  16. Cover des Buches Die Königin der Orchard Street (ISBN: 9783458361428)
    Susan Jane Gilman

    Die Königin der Orchard Street

     (128)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Man schreibt das Jahr 1913, als die kleine Malka mit ihren Eltern und Geschwistern, wie abertausende andere Neueinwanderer, im gelobten Land Amerika ankommt, mit dem Gepäck voller hoffnungsfroher Erwartungen und schon bald vom beschwerlichen und tristen Alltag in der New Yorker Lower East Side eingeholt wird.

    Malka verliert durch gewissen Umstände ihre komplette Familie aus den Augen und wächst bei italienischen Einwandern auf, konvertiert zum katholischen Glauben, nimmt einen neuen Namen an und lernt das Handwerk der Eisherstellung kennen. In ihrem weiteren Lebenslauf heiratet sie einen atemberaubend schönen Mann, mit dem sie zusammen nach und nach ein Eiskrem-Imperium aufbaut ..

    Ein episch angelegter Roman, der eine fiktive Frauengestalt von ihrer frühen Kindheit bis in ihr spätes Alter begleitet. „Vom Tellerwäscher um Millionär“ oder vom „Verkrüppelten kleinen Mädchen mit jüdischen Wurzeln zur Eiskönigin von Amerika“.... Das ist die große Vorgabe des Handlungsverlaufes. Doch in den hunderten Seiten steckt auch so manches historische Detail, Weisheiten über das Leben, die Liebe und Freundschaft und einfach das Eintauchen in eine anderes Dasein zu einer anderen Zeit. Die Beschwernisse der Einwanderergeneration zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Amerika kamen schon in so manchen Büchern und Filmen zur Sprache. Hier ist aber nochmals eine andere Perspektive im Fokus, eine besondere Mischung eben mit der Kunst der Eiszubereitung.

    Die Ich-Erzählerin ist im fortschreitenden Erzählverlauf auch zunehmend skrupellos und berechnend, doch da man ihre Vergangenheit kennt, ist man bereit, doch eine gewisse Nachsicht zu üben, auch hinsichtlich ihres zunehmenden Alkoholkonsums. Die Geschichte wirkt auf mich glaubwürdig und nachvollziehbar, sie ist spannend erzählt, mit den bei über 500 Seiten Buchumfang nicht zu vermeidenden kleineren Längen. Dass trotz so mancher Schicksalsschläge letztendlich Fortuna über dem Leben von Vivian alias Malka wacht, ist dann doch ein kleines Zugeständnis an die Fiktionalität der Erzählung.

    Die Zeitsprünge in der Erzähl-Linie lockern auf, ohne zu verwirren. Gerade die Geschichte der kleinen Malka hat mich gefesselt; gegen Ende des Buches hin blieb es für mich persönlich nicht mehr auf dem Niveau spannend. Bemerkenswert bleibt dann noch, dass Vivian die Liebe in ihrem Leben beständig hinterfragt und angezweifelt hat – und das mitunter aus guten Grund und erst als es quasi zu spät ist feststellt, dass sie etwas verloren hat, was sie gar nicht in seiner Fülle zugelassen hat.

    Einige Fragen bleiben offen, vielleicht auch ganz bewusst? Was passierte zum Beispiel mit der Mutter von Malka?

    Hilfreich empfand ich das beiliegende Buchzeichen mit einem kleinen Vokabular der Lower East Side, auf dem die meisten im Buch wiederkehrenden jiddische Begriff übersetzt werden.

    Fazit: „Verklagt mich doch“, mir hat das Buch ziemlich gut gefallen.

  17. Cover des Buches Jahre aus Seide (ISBN: 9783746634418)
    Ulrike Renk

    Jahre aus Seide

     (134)
    Aktuelle Rezension von: Nadine21

    Das Buch spielt Anfang der 1930er Jahre in Krefeld. Die Familie Meyer gehört in der Zeit zu den Familien, die besser gestellt sind. Die Töchter Ruth und Ilse wachsen behütet und ohne große Sorgen auf. Der Vater ist viel unterwegs und die Familie unterhält viele Kontakte zu anderen jüdischen und nicht jüdischen Familien. Die Kinder merken zwar, dass es Unterschiede gibt, aber sie lassen sich dadurch nicht beeinflussen. Immer wieder gelingt es der Autorin geschickt Hintergrundwissen einzustreuen, so dass der Leser einiges über die Bräuche und Lebensweisen der Juden und die den Umgang mit anderen Religionen lernt.

    Dann ändert sich die Stimmung im Buch. Die politische Lage in Deutschland bekommt einen Rechtsruck. Auch hier wird der Leser auf eine Reise zwischen Ängsten und "nicht wahrhaben wollen", mitgenommen. Das Hintergrundwissen über die politische Lage wird auch hier geschickt mit eingeflochten. Gerade das Ende des Buches, wo es den Juden immer schwerer gemacht wird, hält die Spannung für Band 2 aufrecht. 

    Was mir so ein bisschen in dem Buch gefehlt hat, war dieses Gefühl sich mit einer Figur identifizieren zu können. Aber ich bin trotzdem gespannt, wie es weitergeht.

  18. Cover des Buches Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse (ISBN: 9783906195803)
    Thomas Meyer

    Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse

     (99)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Mordechai Wolkenbruch wird von seine Mama liebevoll Motti genant. Der orthodoxe Jude lebt mit 25 Jahren immer noch zu Hause, aber er will dies ändern. Seine Mama leider auch und so präsentiert sie ihm eine Heiratskandidatin nach der Anderen. Komisch, sie sind irgendwie alle wie sie, aber Motti hat andere Probleme. Sein Leben ist etwas aus den Fugen geraten, denn während seines Studiums an der Universität in Zürich hat er eine Schickse (nicht jüdische Frau) kennen gelernt. Sie ist einfach faszinierend und Motti macht sich Gedanken über seine Religion, seine Familie, seine Gefühle, seine Vergangenheit und vor allem über seine eigene Zukunft. Welches ist die richtige Reiseroute? Thomas Meysers Buch ist ein Knaller! Man muss wahnsinnig viel Lachen, aber manchmal bleibt einem das Lachen auch im Halse stecken und sie wie er die richtige jüdische Lebensart sucht, so werden wir angeregt, unsere eigenen Lebenswege, Gedanken und Gefühle zu überdenken. Die vielen jüdischen Worte erklären sich von selbst und ich habe sie nicht als Stolpersteine empfunden, aber sie regen an, sich etwas näher damit zu beschäftigen und nach zu schlagen. Dieses Buch ist kein Wolkenbruch, aber eine ganz großartige Reise in die Arme einer Schickse.

  19. Cover des Buches Sokolows Universum (ISBN: 9783257610307)
    Leon de Winter

    Sokolows Universum

     (54)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    Sascha Solokov war Raumfahrtforscher in der Sowjetunion. Bis ein Projekt scheiterte, an dem er mit seinem Freund Lew gearbeitet hat und für das die beiden zur Verantwortung gezogen wurden. Ihre Wege trennen sich danach und Solokovs Abstieg beginnt. Der endet in Tel Aviv, wo er als Straßenkehrer arbeitet und dem Alkohol verfallen ist. Als er Zeuge eines Mordes wird und in dem Mörder glaubt, seinen alten Freund Lew erkannt zu haben, wendet sich das Blatt.
    Unglaublich viel Inhalt steckt in dem Buch. Es ist nicht nur die Geschichte der zwei Freunde, die im Wechsel von Gegenwart und Retrospektive aufgearbeitet wird, sondern es ist auch das Ende der Sowjetunion, die Besetzung Kuwaits durch die Iraker, organisertes Verbrechen, das Leben eines russischen Immigranten in Israel, die Rituale des Judentums, Verrat und natürlich Liebe enthalten. So kann man dieses Buch nicht einordnen, nennen wir es einfach nur Roman. De Winter ist ein großartiger Erzähler, manchmal hat man das Gefühl, als hätten ein paar Passagen überflüssige Längen, doch das ist selten und unterbricht den Fluss nicht. Konsequent erzählt er die Geschichte bis zu ihrem überraschenden Ende. Sehr gutes Buch, aber de Winter hat sich in seiner weiteren Schriftstellerlaufbahn mit seinen jüngsten Büchern noch einmal deutlich steigern können.
  20. Cover des Buches Liebe, Hoffnung, Tod (ISBN: 9783956311765)
    Jochen Rehm

    Liebe, Hoffnung, Tod

     (33)
    Aktuelle Rezension von: Marjuvin
    Klappentext:
    „Sarah,ich bin kein Nazi, wie könnte ich denn auch, wenn die Frau, die ich liebe und mit der ich zusammensein will, Jüdin ist?“ Die Geschichte von Sarah und Ludwig, deren Liebe am politischen Wahnsinn der 30er Jahre zu scheitern droht, ein Buch über Aufbruch und Neuanfang, Entäuschung und Hoffnung.

    Rezension:
    Ich habe sehr lange gebraucht, um das Buch zur Hand zu nehmen, da ich einen biografischen, auf Tatsachen aufgebauten Roman erwartet habe. Ich bin also dem Irrglauben aufgessessen, den ich nun auch in vielen anderen Rezensionen zu diesem Buch entdeckt habe. Mich hingegen hat es Anfangs jedoch positiv überrascht, da es dann weniger "sachlich" war, als ich befürchtet hatte. Bis zur Phase, in denen Lena und Ludwig sich einander nähern, hat mir das Buch ausnehmend gut gefallen, danach hat es leider für mich einiges an Glaubwürdigkeit eingebüßt, ohne es konkret an Einzelheiten festmachen zu können.

    Was ich als störend empfand war, dass in direkten Reden das "Sie" und "Ihren/Ihre" usw. niemals in Großschreibung war. Zuerst dachte ich an einen einmaligen Tippfehler, aber es zieht sich durch. Generell gab es einige Stellen, an denen die Groß- / Kleinschreibung nicht korrekt war. An der Stelle von Romans und Lenas Hochzeit wechselte Lena namentlich zwei mal zu Sarah und wieder zurück, was mich extrem aus dem Lesefluss brachte. Ich blätterte vor und zurück, in der Annahme, dass ich einen Szenenwechsel verpasst hatte.

    Insgesamt empfand ich es durchaus als Lesevergnügen, jedoch mit ein paar Schwächen; insbesondere würde dem Buch ein anderer Titel gut tun.
  21. Cover des Buches Melnitz (ISBN: 9783312006755)
    Charles Lewinsky

    Melnitz

     (43)
    Aktuelle Rezension von: Knigaljub

    Was für ein üppiger, virtuos erzählter, facettenreicher Roman! Warum er "Melnitz" heißt, obwohl es doch um Familie Meijer geht, wird schon ersichtlich, als Onkel Melnitz - sarkastisch, mahnend, aufdringlich - das erste Mal in Erscheinung tritt, und klärt sich spätestens im spannenden Nachwort von Lewinsky gänzlich.

    Im Laufe der Geschichte gewährt der Autor uns Einblicke in eine jüdische Familiengeschichte in der Schweiz. Mehr als ein Jahrhundert begleiten wir die Meijers und erfahren anhand ihrer Geschichte(n) auch, wie es sich zwischen 1871 und 1937 als jüdische Menschen in der Schweiz lebte, welche Ressentiments auch hier herrschten und welche Rolle die Schweiz schließlich während der NS-Zeit (nicht) spielte.

    In den personalen Erzählformen kommt man den Figuren so nahe, dass eine Verwechslungsgefahr auch bei zunehmendem Personal nicht besteht - was nicht nur daran liegen dürfte, dass der Fokus des Erzählten stets zur im Mittelpunkt stehenden Figur passt, sondern auch daran, dass sie meist Eigenheiten im Ausdruck haben. Besonders spannend fand ich die (im Anhang in einem Glossar zusammengefassten, sich aber im Erzählfluss stets selbst erklärenden) jiddischen Einschübe.

    Nicht spoilern sollte man sich durch ein genaues Studium des (ebenfalls im Anhang befindlichen) Familienstammbaums - aber wenn man am Ende angelangt ist, lässt er einen in Erinnerungen an all die besonderen Figuren schwelgen.

    Zwei Monate las ich an diesem Werk und das hatte manche Gründe - eine mangelnde Güte des Erzählten gehörte jedoch nicht dazu. Im Gegenteil: Trotz (oder wegen?) dieser langen Lesedauer bin ich nicht erleichtert, fertig zu sein, sondern wehmütig. Ich werde sie alle vermissen, vom Viehhändler Salomon, mit dem alles begann, über dessen feine Tochter Mimi und pragmatische Ziehtochter Chanele, über deren Kinder - darunter der aufstrebende François und der sensible Arthur - bis hin zu seinen Enkeln - etwa die Zwillinge Lea und Rachel - bis hin zum Urenkel Hillel, der große Pläne schmiedet.

    Es war wirklich grandios und ein bisschen wie eine lieb gewonnene Serie, bei deren letzter Folge der Abschiedsschmerz einsetzt. Große Empfehlung!

  22. Cover des Buches Hochzeit in Jerusalem (ISBN: 9783453352537)
    Lena Gorelik

    Hochzeit in Jerusalem

     (20)
    Aktuelle Rezension von: lavra_sophia
    Da ich selber aus Israel bin, erlaube ich mir zu sagen, dass mehrere Fakten nicht stimmen; dennoch sehr nett zu lesen
  23. Cover des Buches Was ist koscher? (ISBN: 9783548367132)
    Paul Spiegel

    Was ist koscher?

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Das Judentum fasziniert die Menschen seit jeher und wirft doch auch sehr viele Frgen auf. Sind die schrecklich vielen Regeln nicht überholt oder zuviel? Was gibt es für Unterschiede und gibt es auch eine modernes Judentum?  Paul Spiegel hat ein Buch über den jüdischen Glauben und das jüdische Leben geschrieben. Er gibt einen Einblick in die Geschichte, die Entwicklung, die unterschiedlichen Strömungen und Entwicklungen. Überall auf der Welt leben Juden und der Glaube und das Leben hat sich auch weiter entwickelt und es wurden auch immer wieder Dinge verändert. So ist das Judentum eine sehr lebhafte Religion und längst nicht so starr wie es sich viele vorstellen. Paul Spiegel hat eine Gabe scheinbar komplizierte Sachverhalte klar und verständlich zu erklären und die einzelnen Kapitel in dem Buch sind klar sturkturiert und gegliedert. Neben all dem Geschichtlichem und den Regelen, lässt er auch viel Witz zu und so manches erklärt sich besser anhand von einem Witz oder einer kleinen Anekdote.  Was ist koscher? Dieses Buch ist verständlich, klar, geistreich und auch witzig.


  24. Cover des Buches Ein Apfel ist an allem schuld (ISBN: 9783784425108)

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