Bücher mit dem Tag "kafka"
45 Bücher
- Haruki Murakami
Kafka am Strand
(1.113)Aktuelle Rezension von: irmakvakifliMit Kafka am Strand gelingt Haruki Murakami erneut etwas, das nur wenige Autor*innen beherrschen: Er schreibt eine Geschichte, die sich gleichzeitig wie Realität und Traum anfühlt – sanft schwebend und doch tiefgründig verankert.
Zwei parallele Erzählstränge – ein Jugendlicher, der von seinem Schicksal getrieben wird, und ein älterer Mann, der mit Katzen spricht – verweben sich zu einem surrealen, aber emotional nachvollziehbaren Abenteuer. Murakami nutzt Elemente des magischen Realismus mit japanischer Feinfühligkeit und erschafft dabei eine Atmosphäre, die an Alice im Wunderland erinnert, nur mit mehr Schweigen, Schatten und Regen.
Trotz aller fantastischen Wendungen bleibt das Buch erstaunlich zugänglich. Die Charaktere sind schrullig, geheimnisvoll, aber stets menschlich. Die Schauplätze – von stillen Bibliotheken bis zu regenverhangenen Straßen – strahlen eine Wärme aus, die auch im Absurden Halt gibt.
Was bleibt, ist ein Gefühl des Staunens. Murakami fordert unsere Logik heraus, stellt aber nie unsere Fähigkeit zu fühlen in Frage. Wer sich einlässt, wird belohnt – mit Fragen, nicht mit Antworten. Aber vielleicht ist genau das der Zauber.
- J. J. Abrams
S. - Das Schiff des Theseus
(122)Aktuelle Rezension von: kaelleDieses Buch ist definitiv aufgrund seiner speziellen äußeren Form in mein Bücherregal gewandert: Es steckt in einem Schuber, ist mit imitiertem Leineneinband und fleckigen Seiten auf alt getrimmt, hat zahlreiche "handschriftliche" Anmerkungen in unterschiedlichen Farben auf den Seiten und mehrere Einlagen in Form von Briefen, Postkarten, Servietten, Fotos etc. Aber wozu das alles und worum geht es eigentlich?
Textebene 1:
Im Zentrum steht der fiktive Roman "Das Schiff des Theseus" des berühmt-berüchtigten Autos V.M. Straka. In dieser kafkaesken Geschichte findet sich der Protagonist S. zu Beginn mit einer Amnesie in einem ihm unbekannten Stadtviertel wieder. In einer Kneipe trifft er auf eine Frau, mit der er sich unterhält. Währenddessen wird er plötzlich gekidnappt und auf ein Schiff verschleppt, wo mysteriöse Dinge vor sich gehen. Warum er dort ist, weiß er nicht. Irgendwann gelingt ihm die Flucht, woraufhin er sich einer wiederum mysteriösen Gruppe anschließt, die fälschlicherweise für einen Anschlag verantwortlich gemacht wird und sich folglich auf der Flucht befindet. So setzt sich die Odyssee des Protagonisten fort. Auch wenn sich irgendwann die Zusammenhänge ein wenig erhellen, habe ich sie in ihrer Gänze nicht verstanden oder verstehen wollen. Durch zahlreiche surreale Elemente wurde ich verwirrt. Ich mag nicht-realistisches Erzählen aber auch nicht sonderlich.
Textebene 2:
Der Roman ist mit einem Vorwort eines fiktiven Herausgebers versehen, der auch für die zahlreichen Fußnoten sowie einen Teil des letzten Kapitels verantwortlich zeichnet. Wir Leser erfahren dadurch, dass die Identität Strakas unklar ist (ähnlich wie bei Shakespeare).
Textebene 3:
Die Studentin Jen und der Doktorand Eric sind große Straka-Fans und tauschen sich über "Das Schiff des Theseus" aus, indem sie abwechselnd Unterstreichungen vornehmen und Anmerkungen in das Bibliotheksexemplar des Buches hineinschreiben. Diese Anmerkungen sind teilweise Interpretationen des fiktiven Romans, teilweise Versuche, hinter die Identität von Straka zu kommen. Ist er evtl. sogar identisch mit dem Herausgeber? Handelt es sich um einen der Autoren, die im Vorwort präsentiert werden? Diese Diskussion nimmt einen sehr großen Teil der Anmerkungen ein und hat mich irgendwann nur noch ermüdet. Irgendwann war es mir egal, wer wirklich hinter Straka steckt. Auch mit den angeblich im Roman und in den Fußnoten versteckten Codes konnte ich nichts anfangen. Ehrlich gesagt hatte ich aber auch keine Lust, mich eingehender damit zu beschäftigen und zu suchen, denn sooo superspannend war die Geschichte dann doch wieder nicht. Jen und Eric tauschen sich darüber hinaus auch noch über die Vorgänge an der Uni sowie ihr Privatleben aus, wodurch sie sich Schritt für Schritt näher kommen. Übrigens sind ihre Anmerkungen in unterschiedlichen Farben geschrieben, die für unterschiedliche Zeitpunkte der Einträge stehen. Man sollte sie also wahrscheinlich in der entsprechenden Reihenfolge lesen. (Hab ich nicht gemacht.)
Insgesamt fand ich sowohl die Kerngeschichte als auch die zusätzlichen Storylines ganz interessant, aber nicht packend. Vermutlich erfordert das Buch mehrere Lesevorgänge, wozu es mir jedoch nicht spannend und realistisch genug war. Vom reinen Inhalt her lande ich bei drei Sternen. Durch die wirklich kreative Aufmachung vergebe ich allerdings noch einen weiteren Stern. Es gefällt mir, dass durch die Anmerkungen ein weiterer Plot entsteht.
- Franz Kafka
Der Prozess
(1.099)Aktuelle Rezension von: bookswithjackiEin unvollendetes Werk Franz Kafkas, das man trotzdem unbedingt gelesen haben sollte. Man kann das Buch auf verschiedene Arten interpretieren, und es regt den Leser zum Nachdenken an. Es wird dem Wort "kafkaesk" aufjedenfall gerecht.. Wir erfahren hier die Willkür der Bürokratie, und wie machtlos man als Einzelner gegenüber dem System ist. Franz Kafka ist nicht für jeden was, das ist völlig in Ordnung. Aber wenn man sich darauf einlässt, ist er ein großer Gewinn.
- Franz Kafka
Das Schloss
(315)Aktuelle Rezension von: bookswithjacki3,5 Sterne. Für mich persönlich das "schlechteste" Buch von Franz Kafka. Man muss bedenken, dass seine Romane unvollendet sind und postum veröffentlicht wurden. Als Kafka-Fan schätze ich auch dieses Buch, aber es konnte mir von seinen Werken am wenigsten geben. Die Handlung ist sprunghaft und nicht ganz durchsichtig. Man sollte sich Zeit dafür lassen.
- Franz Kafka
Die Verwandlung
(1.831)Aktuelle Rezension von: anonymer_BuchliebhaberDa bereits in der Kurzbewertung vieles steht, gibt es hier ein paar Interpretationsansätze, die man beim ersten Mal übersehen haben könnte:
Hat sich nur Gregor in der Geschichte verwandelt, oder haben die anderen Familienmitglieder sich über den Verlauf des Buches auch verändert?
Warum ist die Zahl 3 so präsent im Buch?
Welche Symbolik hat der Apfel? (Könnte er religiös konnotiert sein?)
Warum ist gerade in einem Kafka Werk der Vater so dargestellt?
Viel Spaß mit den Ideen, oder vielleicht auch im Deutschunterricht.
- Haruki Murakami
Die Ermordung des Commendatore Band 2
(341)Aktuelle Rezension von: rkuehneDer zweigeteilte Roman "Die Ermordung des Commendatore" - ist ein typischer, klassischer Murakami. Die Geschichte um den Portraitmaler, der nach der plötzlichen Trennung von seiner Frau und einem Roadtrip im verlassen Haus eines früheren Malers einzieht und sich dort mystischen oder übernatürlichen Begegnungen stellen muss. Die Sprache Murakamis ist und bleibt wunderbar und eine wahre Lesefreude. Ich persönlich mag mehr die realistischen als die phantastischen Murakami -Romane, weshalb ich hier nicht volle Punktzahl geben kann. Außerdem fand ich die fixierung auf die Oberweite eines dreizehnjährigen Mädchens am Ende des Buches etwas befremdlich.
- Franz Kafka
Brief an den Vater
(181)Aktuelle Rezension von: bookswithjackiBeeindruckend, wie jemand seine ambivalente Gefühlslage so auf den Punkt bringen kann, dass man Gänsehaut bekommt. Man dringt in Kafkas Intimsphäre ein und lernt seine tiefsten Emotionen kennen, die außerdem viele seiner Werke inspiriert haben. Es ist also nicht verwunderlich, dass seine Bücher häufig autobiografisch interpretiert werden. Deprimierend zu wissen, dass Hermann Kafka diesen Brief nie zu Gesicht bekommen hat.
- Zaffarana Maria
Zum Teufel mit Kafka
(22)Aktuelle Rezension von: xotilHier war ich total gespannt was mich erwartet .Was soll ich sagen ich habe mich wundervoll unterhalten gefühlt .Die Autorin hat hier soviel Alltags Situationen mit sehr viel gutem Humor in die Geschichte gepackt ,das ich mehr als einmal tränen gelacht habe .Die verschiedenen Situationen erinnern einen immer wieder an Situationen die man selbst so oder ähnlich mal erlebt hat .Man leg das Buch nach dem lesen zur Seite und kann im Rückblick über einiges immer noch schmunzeln , doch die Geschichte beinhaltet natürlich auch mehr als Humor hier geht es um eine Familie wo jeder Charakter für sich steht.Die verschieden Charaktere sind der Autorin super gelungen in der Darstellung und man schließt diese verrückten ,chaotischen Haufen gleich ins HerzFür mich ein gelungener Unterhaltungsroman - Michael Kumpfmüller
Die Herrlichkeit des Lebens
(79)Aktuelle Rezension von: ArmilleeIn diesem Buch wird das Leben im letzten Jahr von Franz Kafka beschrieben. Eine ganz andere Zeit. Er war schwer krank und mit den gelesenen Seiten verlor er immer mehr an Gesundheit. Tuberkulose, oder auch Schwindsucht genannt. Ich wusste weder etwas über die Symptome, noch wusste ich irgendetwas über diesen Mann. Das war wohl eine Bildungslücke.
Obwohl die Ansichten der Menschen aus heutiger Sicht wohl sehr angestaubt wirken, konnte ich nicht aufhören zu lesen. Ich wurde in einen andere Zeit versetzt, an mehrere Handlungsplätze. Besonders die Zeit nach dem 1. Weltkrieg in Berlin, die Inflation, die Wohnungsnot, die Kälte und die Anfeindungen gegen das jüdische Volk.
Für mich war Franz Kafka aber überhaupt nicht die Hauptperson, sondern es war Dora Diamant, die mit ihrer Hingabe und großen Liebe zu ihm unglaubliches geleistet hat. Ich bewundere diese Frau. Ihrer beiden Liebe war so tief und doch so unschuldig, wie ich es mir in der heutigen Zeit nicht mehr vorstellen kann.
Durch Zufall habe ich entdeckt, dass das Buch verfilmt wurde.
- Franz Kafka
Das Urteil
(142)Aktuelle Rezension von: SM1Die Erzählung "Das Urteil" von Franz Kafka handelt von einem jungen Mann, der zunächst einen Brief an einen alten Freund beendet, der vor einigen Jahren ausgewandert ist und nun in St. Petersburg lebt, wo er aber auch nicht recht glücklich zu sein scheint. Zunächst sinnt der Protagonist über die Lage des Freundes nach und überlegt, wie man sich ihm gegenüber verhalten sollte. Anschließend führt er ein Gespräch mit seinem verwitweten Vater, welcher im gleichen Haushalt lebt. Zunächst fällt sein Augenmerk auf die schlechte körperliche Verfassung des Vaters. Im weiteren Verlauf wird auch dessen geistiger Zustand in Frage gestellt. Es entwickelt sich ein Streitgespräch mit wechselnden Themen, bei dem die Grenze zwischen Realität und Einbildung verschwimmt.
Wie viele Texte aus der Feder Kafkas enthält auch diese Erzählung starke autobiografische Züge und stellt eine Auseinandersetzung des Autors mit seinem eigenen Vater dar.
Die Geschichte lässt sich gut lesen und ist als Einstieg in das Werk Kafkas geeignet.
- Heinrich Böll
Gruppenbild mit Dame
(61)Aktuelle Rezension von: Marla_HumiZwar drehen sich die Recherchen des "Verfassers" vorrangig um Leni Gruyten/ Pfeiffer, aber die zu Wort kommenden Freundinnen und Bekannten Lenis erzählen selbst auch ihre eigenen Geschichten und berichten von ihrem Über-Leben während des 2. Weltkrieges und in der Nachkriegszeit in Köln.
Böll präsentiert eine Fülle von Episoden und Eindrücken. Indem er die Figuren in ihrer eigenen Sprache reden lässt, werden die unterschiedlichsten Charaktere und Milieus lebendig. Alle vereint die schrecklichen und traumatischen Erfahrungen des Krieges, sei es als sowjetischer Kriegsgefangener oder als versteckte Jüdin, als Zivilisten, die irgendwie die Bombenangriffe auf die Stadt Köln überstehen, als Väter, Mütter, Frauen, die ihre Liebsten betrauern. Geschickt wird dokumentarisches Material eingeflochten.
Aber bei aller Tragik und Trauer werden auch lustige Episoden eingebaut, z.B. der "Tote-Seelen-Skandal", der dazu führt, dass Lenis Vater sein gesamtes Vermögen verliert und nur mit Mühe der Todesstrafe durch die Nazis entgeht.
Der "Verfasser" geizt nicht mit ironischen und unterhaltsamen Kommentaren zu seinen Gesprächspartnern und ihren Marotten, wobei er sich selbst nicht ausnimmt. Allein die stellenweise Neigung zu unnötigen Abkürzungen und Ausuferungen schmälert den Lesegenuss.
Schade, dass Böll vielen nicht mehr bekannt ist.
- David Garnett
Dame zu Fuchs
(38)Aktuelle Rezension von: MoidlvomberchIch fand den Titel des Buches schon interessant und der Klappentext machte es nicht besser, das Buch musste ich einfach lesen!
Nun der schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, die Geschichte kurzweilig und unterhaltsam.
Das Buch habe ich in einem Rutsch in wenigen Stunden an einem Tag ausgelesen da es nur ca 150 Seiten hat
eine schöne Geschichte, die mir gefallen hatkann man auf jeden Fall mal lesen :-)
- Ian McEwan
Die Kakerlake
(76)Aktuelle Rezension von: juniaWie kam ich zu diesem Buch?
Durch Zufall wurde ich vor längerer Zeit auf den Autor aufmerksam. Leider habe ich noch nicht allzu viele Bücher von Ian McEwan gelesen, was ich jetzt aber mal korrigieren werde.
Wie finde ich Cover und Titel?
Ich mag die Cover des Verlags. Gut, hier ist der Hintern einer Kakerlake zu sehen, nicht so schön, aber das Buch handelt nun mal von diesen Viechern, da war wohl nicht so viel Spielraum. Der Titel passt auch.
Um was geht’s?
Auf den Inhalt gehe ich an dieser Stelle nicht allzu detailliert ein, den Klappentext könnt ihr ja selbst lesen, und eine Zusammenfassung des Buches muss ja nun nicht in die Rezension, vor allem bei einer vom Umfang her doch recht übersichtlichen Story. Lasst euch aber gesagt sein, dass so einiges in der Welt von Kakerlake Jim, der überraschenderweise im Körper des Premierministers aufwacht und als dieser mal so richtig eine Revolution anzettelt. Was anfangs einfach nur urkomisch ist, entpuppt sich dann doch recht schnell als witzig verpackte Message.
Wie ist es geschrieben?
Es handelt sich um einen Einzelroman, der also problemlos ohne Vorwissen und Cliffhangergefahr gelesen werden kann. Der Schreibstil ist flüssig und zügig zu lesen (Das Hörbuch ist auch nicht allzu lang.), der Ausdruck ist leicht zu verstehen. Die Beschreibungen sind nicht zu ausschweifend, aber detailliert und bildhaft genug, um gleich in der Story zu sein. Die Gegebenheiten konnte ich mir sehr gut vorstellen. Ein mal subtiler und mal herzerfrischender Humor rundet das Ganze ein wenig ab und trifft genau meinen Geschmack. Ich habe einige Male über diese herrlich ironische Bissigkeit laut gelacht.
Wer spielt mit?
Die Charaktere und deren Entwicklung sind gut gezeichnet. Ich habe sie kennengelernt, ich habe mitgefiebert und mitgelitten. Kakerlake Jim als Premierminister, auf die Idee muss man erstmal kommen.
Mein Fazit?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, somit erhält es von mir 5 von 5 Sternchen und kann guten Gewissens weiterempfohlen werden. Es wird nicht das letzte Buch des Autors sein, das ich lese bzw. höre.
- Franz Kafka
Kafka - Sämtliche Erzählungen. Schmuckausgabe mit Kupferprägung
(2)Aktuelle Rezension von: ZauberberggastKafka liefert Literaturwissenschaftler:innen auf der ganzen Welt seit über 100 Jahren Stoff für ihre Abhandlungen. Und doch ist sein Werk nach wie vor schier unergründlich. Nicht umsonst gibt es den Begriff “kafkaesk”, der für das Enigmatische seines Schreibens sinnbildlich geworden ist. Obwohl ich Germanistik (Neuere deutsche Literatur) im Hauptfach studiert und auch Deutsch Leistungskurs im Gymnasium hatte, habe ich bisher in meinem Leben nur wenig Kafka gelesen. “Der Prozess” und “Das Schloss” standen natürlich im Studium auf der Leseliste, ebenso “Die Verwandlung”, was ich bereits in der Schule lesen durfte. Die Erzählung über Gregor Samsa, der sich in einen nahezu immobilien Käfer verwandelt, ist auch das Werk von Kafka, das mich bisher am meisten beeindruckt hat und ergo besonders in Erinnerung geblieben ist. Nun also wollte ich es mal wieder mit Kafka versuchen - wann, wenn nicht in einem “Kafka-Jahr”?
100 Jahre werden im Juni dieses Jahres 2024 vergangen sein seit dem Tod des legendären Franz Kafka mit nur 40 Jahren, Versicherungsangestellter aus Prag, juristischer Doktor, kränklicher Junggeselle mit wechselnden Frauenbekanntschaften und Freund von Max Brod. Ja, dieser Freund ist immens wichtig für die Kafka-Rezeption, denn ohne ihn gäbe es viele seiner Werke nicht zu lesen und sein Nachruhm wäre wahrscheinlich ungleich geringer. Kafkas letzter Wille ist allgemein bekannt: Alles Unveröffentlichte sollte vernichtet werden - zum Glück hat Brod sich nicht daran gehalten.
Kafka lesen ist kathartisch. Es ist wie ein reinigendes Gewitter, das durch dein Inneres zieht und bei dem du nicht weißt, ob Schäden entstanden sind oder ob die Kulissen deines Selbst für immer weggefegt wurden. Bei Kafka geht es oft um die Themen Schlafen und Träumen und oft wissen die Lesenden nicht, was Wirklichkeit und was Traumdarstellungen sind. Unzuverlässige Erzähler gibt es zu Hauf und manchmal ist die Erzählinstanz eben ein Hund ("Forschungen eines Hundes”) - oder ein Mensch, der in einen Käfer verwandelt wurde. Kafka lesen und danach wieder langsam in die Realität auftauchen ist wirklich wie das Erwachen aus einem skurrilen Traum voller undeutbarer Symbole und langer Gänge, die zu keinem Ziel führen.
Bei der Lektüre dieser vor über 100 Jahren entstandenen Erzählungen ist mir mal wieder klar geworden, wie gnadenlos modern und gleichzeitig zeitlos Kafka eigentlich ist. Wenn ich zum Beispiel an das Fragment “Der Heizer” denke, wo einfach ein sexueller Angriff von einer Frau bzw. Vergewaltigung eines Mannes durch eine Frau erzählt wird. “Das Urteil”: Erschütternd und surreal, wie die Verurteilung des Sohnes durch den Vater tatsächlich vom Sohn an sich selbst qua Sprung in den Tod vollzogen wird. Dazu die bitteren, abgeklärten Schlussworte, die jedem einen Schauer über den Rücken jagen müssen: “In diesem Augenblick ging über die Brücke ein geradezu unendlicher Verkehr.” Von der kühlen Grausamkeit, die “In der Strafkolonie” beschrieben wird, brauchen wir gar nicht sprechen. Und “Die Verwandlung”: Immer noch ein wahnsinnig guter Text über das Individuum als Außenseiter, das Ich in Diskrepanz zu seinem (familiären) Umfeld. Am Ende beeindrucken mich immer wieder die starken Schlusssätze der mitunter recht kurzen Prosatexte, schmerzhaft und klar wie Peitschenhiebe.
Und dann trotz aller Schwere doch immer: die unfreiwillige Komik des Ganzen! Die Absurdität des Lebens auf die Spitze getrieben oder zu einem skurrilen Traumbild verzerrt. Grotesk, witzig, das ist Kafka eben auch. Und wer hätte gedacht, dass folgende Geste, die heute als “typisch deutsch” in Memes zu finden ist, schon bei Kafka steht (In: “Entlarvung eines Bauernfängers”): “”So!”, sagte ich und klatschte in die Hände zum Zeichen der unbedingten Notwendigkeit des Abschieds. Weniger bestimmte Versuche hatte ich schon einige gemacht. Ich war schon ganz müde.”” (S. 15)
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber mich erreicht dieser kafkasche Humor, der ihm übrigens auch in der ARD-Miniserie zugeschrieben wird, die ich euch auch sehr empfehlen kann.
Viele Dinge bei Kafka bleiben aber eben auch rätselhaft: Beschreibt er in “Kleine Frau” eine toxische Beziehung und ist das, was er als “Klette” bezeichnet, für moderne Begriffe eine Art “Stalkerin”? Ich weiß es nicht, aber das ist auch eher Aufgabe der Kafka-Forschung, diese Dinge zu ergründen. Die Erzählungen aus dem Nachlass, herausgegeben von Max Brod, kommen teilweise noch sehr viel rätselhafter rüber für mein Empfinden, als die von Kafka veröffentlichten Texte. Man merkt eben, es sind Fragmente, so wie “Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande”, wo einfach Seiten fehlen und der Lesefluss unterbrochen ist.
Nun noch ein paar Worte zu der von mir gelesenen Ausgabe von Kafkas sämtlichen Erzählungen des Anaconda-Verlags. Erstmal besticht die wunderschöne Hardcover-Schmuckausgabe durch ihre Gestaltung mit Goldfolie und Käfer-Bett-Motiv. Mit 10 Euro ist sie auf dem Gebiet der Schmuckausgaben ein wahres Schnäppchen und es gibt bereits weitere Klassiker in der Reihe (z.B. “Frankenstein” von Mary Shelley). Natürlich muss man bedenken, dass dies KEINE kritische Ausgabe ist. D.h. es wird auf ein Vor- und Nachwort sowie auf Fußnoten, die bei wissenschaftlichen Ausgaben essentiell sind, verzichtet. Wem dies nicht wichtig ist, weil er/sie den reinen Text ohne Drumherum und Erklärungen genießen möchte, für den/die ist diese Anaconda-Ausgabe genau richtig. Auch für alle Bibliophilie veranlagten Lesenden, die einfach eine schöne Kafka-Ausgabe im Regal stehen haben möchten.
Wenn man mich nun fragen würde: Sollte man im Jahr 2024 noch/wieder Kafka lesen bzw. damit anfangen. Meine klare Antwort lautet: Ja, unbedingt!
- Walt Disney
Entenhausener Weltbibliothek 01
(1)Aktuelle Rezension von: BuchgespenstSo hat man die bekannten deutschen Klassiker noch nicht gesehen: Donald hat so skurrile Begegnungen mit einem Baron von M…, dass Tick, Trick und Track sich genötigt fühlen, die gefährliche Münchhausen-Lektüre zu entsorgen. Ein Opernabend beschert Donald sein ganz eigenes Mozart-Erlebnis. Als Befreier des Kantons Uri hat Donald Tell dann eine eher ungewöhnliche Rolle wie es bei seiner typischen Tollpatschigkeit nicht anders zu erwarten ist. Auch vor Kafka machten die Zeichner nicht halte und Donald, Dagobert und Klaas Klever erleben ihre eigene Verwandlung. Auch im Epos Tristald und Daisolde läuft nicht alles wie man es erwartet. Der Höhepunkt dieses Sammelbandes ist aber die Geschichte „Der magische Ring“. Diese außergewöhnlich gelungene Nibelungeninterpretation mit Entenhausener-Besetzung gehört für mich zum Besten, was je für die Disney-Helden konzipiert wurde!
Für mich liegt hier ein rundum gelungener Hardcover-Sammelband vor, der exquisit mit einem umfassenden allgemeinen Vorwort ausgestattet wurde sowie jeder Geschichte noch mal ein spezielles Vorwort voranstellt. Diese geben einen faszinierenden Einblick in die Hintergründe der Geschichten. Sowohl die Vorlagen als auch die Geschichte der Zeichner und des Comics werden hier kurz vorgestellt. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass nur drei der Geschichten aus Lustigen Taschenbüchern stammen. Eine weitere ist aus „Die Panzerknacker & Co“, eine andere aus „Onkel Dagobert“ und „Tristald und Daisolde“ ist sogar eine Erstveröffentlichung in deutscher Sprache!
Ich liebe gerade die Entenhausener-Literaturadaptionen, so war dieses Buch für mich eine besondere Entdeckung. Schade bleibt, dass die Landkarte in „Die Verwandlung des Gregor Ducksa“ die Landkarte den heutigen Gegebenheiten angepasst wurde. Ich verstehe, warum, doch wie im Vorwort hervorgehoben wurde, beruhte ein Reiz der Geschichte darauf, dass drei Tage nach der Entstehung der Geschichte die Tschecheslowakei aufgelöst wurde, die Grenzeinzeichnung also nicht mehr aktuell war. Ein interessantes Detail, das durch die angepasste Zeichnung nur noch im Vorwort zu finden ist.
Jedem Literaturliebhaber und natürlich jedem Fan von Entenhausen sei dieses Buch ans Herz gelegt! Gerade die umfangreiche Geschichte „Der magische Ring“ ist ein einzigartiges Erlebnis!
- Franz Kafka
Der Prozess
(26)Aktuelle Rezension von: PongokaterKafka hat sich schwer getan mit seinen Romanprojekten. Alle drei hat er nicht vollendet. Aber wie sollte auch der Prozess, um den es hier geht, je zu Ende gehen. Kafka schafft es hier noch klarer als im "Schloss" den Menschen als Gefangenen eines Systems zu zeigen. Das System ist von Menschen gemacht, und dennoch ist es wie eine äußere, nicht angreifbare Macht, die die Menschen fesselt, ganz ohne körperliche Gewalt. Da ich persönlich finde, dass zu Kafka eine K.u.K.- Stimme gehört, ist der Österreicher Matic genau der richtige Mann für die Lesung.
- Helmut Barz
Brumm!
(25)Aktuelle Rezension von: schnaeppchenjaegerinDr. Urs A. Podini ist Mitte 40, Mitinhaber einer Werbeagentur und seit zehn Jahren mit einer Frau zusammen, die in der Beziehung die Hosen anhat. Urs ist ein liebenswerter Mensch, der wenig durchsetzungsstark ist, einfach nicht nein sagen kann und sich am liebsten mit süßen Bambussticks zum Knabbern zurückzieht.
Durch einen Zufall gelangt er in eine Transvestiten-Boutique und wird dazu genötigt ein flauschiges Pandakostüm anzuprobieren. Während des Posierens für ein paar Fotos fühlt er sich darin so wohl, dass er es im Anschluss kauft. In seiner Rolle als Furry kann er endlich wieder durchschlafen, entledigt sich seiner oppressiven Lebensgefährtin und entwickelt geniale Ideen für Werbekampagnen.
Doch mit seinem alter ego Panda sind nicht nur positive Erlebnisse verbunden. Sein Auftreten provoziert, ruft Staatsgewalt und Medien auf den Plan, so dass Urs die Kontrolle über sein Leben zu verlieren droht. "Brumm!"
"Brumm" ist ein humorvoller Roman über einen Mann, der durch ein Pandakostüm sein inneres Krafttier entdeckt und über sich hinauswächst. Sein Auftreten sorgt jedoch auch für Irritation und eine ungeahnte Aufmerksamkeit, die Urs geradezu an sein Kostüm fesselt und seiner wieder entdeckten Selbstbestimmung schnell einen Dämpfer erteilt.
Es ist eine turbulente Geschichte mit Alltagsszenen, die mit einem Augenzwinkern zu betrachten sind und ironisch in Szene gesetzt werden. Hat sich das Pandakostüm erst einmal im Alltag etabliert und als werbewirksam für eine tierische Randgruppe erwiesen, driftet die Geschichte etwas ins Absurde ab, zieht dabei jedoch herrlich amüsant Prominente aus Politik und Fernsehen durch den Kakao.
Trotz manch überzeichneter Figur oder Episoden wie einem Landfriedensbruch auf dem Kinderspielplatz oder der Eintragung des Wesenstieres in den Personalausweis driftet die Erzählung nicht ins Alberne, sondern prangert zwischen den Zeilen gesellschaftskritische Themen an. Es geht um Polizeigewalt, die Macht der Medien, Fremdenfeindlichkeit und soziale Brennpunkte, aber auch um den gemütlichen Panda und seine Heimat China.
"Brumm" ist eine schwarzhumorige, bittersüße Geschichte mit ernsten Untertönen und einem zunehmend fremdgesteuerten Helden, die unterhaltsam zu lesen ist und vor allem durch den Wortwitz und den Humor zwischen den Zeilen überzeugt. Trotz kreativer Ideen hat die Geschichte ein paar Längen und hätte das ein oder andere Abenteuer von Urs als Panda etwas kürzer gefasst sein können. - Stephanie Schuster
Milena und die Briefe der Liebe
(21)Aktuelle Rezension von: afitapErzählt wird die Geschichte von der tchehischen Schriftstellerin und Journalistin Milena Jesenská in den Jahren 1916-1926. Im Alter von 20 Jahren lernt sie den Literaturkritiker Ernst Pollak kennen und heiratet ihn. Das Schicksal hat für Milena damals keine glückliche Ehe vorgesehen. Da ihr Mann für sie finanziell nicht aufkommt, versucht Milena in unterschiedlicher Weise Geld zu verdienen und bietet in diesem Zuge Franz Kafka an, seine Texte ins Tschechische zu übersetzen. Der rege Briefkontakt führt dazu, dass sich die beiden näher kommen und schließlich sich ineinander verlieben.
Durch die Liebe an Kafka findet Milena ihr Selbstbewusstsein wieder und entdeckt die, in ihr versteckte, Leidenschaft fürs Schreiben.Was mir gefallen hat
Die Autorin bringt die starke Persönlichkeit, das selbstbewusste Auftreten und das Leuchten ihres Charakters sehr gut zu Papier.
Trotz, dass die Briefe von Milena an Kafka bis heute unauffindbar sind, hat die Autorin den Verlauf und das Erlebte zwischen den beiden logisch und spannend geschildert.Was mir nicht gefallen hat
Es heißt die Briefe der Liebe auf dem Cover- deswegen dachte ich, dass es vor allem um diese Briefe und die Liebe zwischen Milena und Franz Kafka gehen würde. Dem war aber nicht so. Es wurde eher die persönliche und berufliche Entfaltung Milenas durch diese Liebe in den Vordergrund gestellt und das auch erst ab der Hälfte des Buches. Irgendwie hat mich das enttäuscht auch wenn die Powerfrau Milena wunderbar in Szene gesetzt war.
Zudem kam die Liebe zu Franz Kafka und sein Erscheinen ganz plötzlich so wie auch sein Abgang aus Milenas Leben. Die Erzählung an diesen Stellen ist mir zu knapp geraten. Ich hätte mir mehr Details gewünscht oder zumindest das Heranführen an diese beiden wichtigen Geschehenisse hätte erfolgreicher ausfallen können. Eigentlich wurde mehr zu Ernst Pollak als zu Franz Kafka erzählt, hatte ich das Gefühl.Wer sollte das Buch lesen
Diejeinigen, die sich für die deutsche Literatur interessieren oder auch die Leidenschaft fürs Schreiben mit Milena teilen, sollten undbedingt dieses Buch lesen. Vor allem aber diejenigen, die schon bisschen mit der Biographie von Milena Jesenská vertraut sind, werden das Buch bestimmt lieben.
- Eckhart Nickel
Hysteria
(30)Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutterIch bin ganz ehrlich, ich habe 50 Seiten gelesen und dann habe ich Floppy aus dem Regal geholt. es gibt absolut nichts was mich motiviert mich durch den Text zu kämpfen .
Dieses Buch handelt von dem Einzug der Künstlichkeit in unser Leben und von Bergheim, der auf der Suche nach der Ursache ist. Schon die ersten Sätze waren so lang und kompliziert, dass mein Kopf schwirrte. Dann sprang der Autor von Gedanke zu Gedanke, weg von der eigenen Handlung. Ihm kamen vergangene Situation in den Sinn, die nicht wirklich etwas mit dem Platz zu tun hatten, und er verlor sich manchmal darin. Und es machte überhaupt keinen Spaß.
Ich hatte das vorher schon irgendwie im Gefühl
- Hanns Zischler
Kafka geht ins Kino
(4)Aktuelle Rezension von: JariLiteratur und Kino müssen sich nicht ausschliessen. Man kann beides geniessen, wie kein Geringerer als der grosse Franz Kafka beweist. Dies ist die erweiterte und überarbeitete Version des gleichnamigen Klassikers von 1996. Vor dieser Zeit war den Literaten kaum bewusst, wie stark das Kino Kafka geprägt hat - dafür brauchte es Hanns Zischler, selbst u.a. Schauspieler, Regisseur und Essayist. Nein, Literatur und Kino müssen sich definitiv nicht ausschliessen!
Die Neuausgabe kommt als bibliophiles Buch daher, an dem man sich von allen Seiten erfreuen kann. Äusserlich wie inhaltlich. Inhaltlich zeigt uns Zischler die Tagebucheinträge Franz Kafkas, in denen immer wieder diverse Kinofilme auftauchen. Diese hat Zischler gesammelt, stellt sie vor und bringt Hintergrundinformationen. Dazu kommen viele, teilweise zweiseitige Standbilder aus den Filmen, die Franz Kafka am meisten beeindruckt haben.
Hier kommen sie beide auf ihre Kosten: die Bibliophilen, die Literaten und die Cineasten. Das Buch ist eine kleine Biographie Kafkas, stellt uns vergessene Perlen der Filmkunst vor uns ist in so hochgradiger Qualität gedruckt, dass es eine Freude ist. Als Extra liegt dem Buch eine DVD mit den besprochenen Filmen bei, die ich jedoch noch nicht gesehen habe.
Während der Lektüre wird man in eine vergangene Zeit gesogen, man liest sie, man sieht sie, man fühlt sie. Es ist eine Epoche, in der ganz Europa in einer grossen Euphorie steckt. Ob nun die erste grosse Flugschau, die ersten Kinofilme oder lange Reisen - alles ist neu, rasant und man merkt, dass ein neues Zeitalter anbricht.
Und mittendrin Franz Kafka, der Verlorene, der Einsame, der sich vor der Welt ins Kino flüchtet, um danach stundenlang exzessiv zu schreiben. Durch dieses Werk erhält man Einblick ins Denken Kafkas und wie stark ihn die Filme geprägt haben. Sein szenisches Beschreiben erinnert mehr und mehr an Einstellungen aus dem Kino.
"Kafka geht ins Kino" ist ein unvergleichliches Werk, das seinen Stand als moderner Klassiker verdient. Schön, dass dieses Buch neu aufgelegt wurde und so auch einer neuen Generation an Film- und Bücherfreunden zugänglich gemacht wird.
Ein Schmuckstück für des Regal. Ob nun beim Bücherwurm oder beim Filmfreak. - Kobo Abe
Die Frau in den Dünen
(11)Aktuelle Rezension von: KnigaljubMit dem 1962 erschienenen Roman "Die Frau in den Dünen" gelang dem japanischen Autor Kobo Abe der internationale Durchbruch.
Die Geschichte handelt von einem Käfer sammelnden Lehrer, der spontan eine Nacht in einem Haus übernachten muss, das sich in einem Sandloch befindet und nur über eine Strickleiter erreichbar ist.
Nicht nur der Protagonist bleibt (in der Haupterzählung) namenlos, sondern auch die Frau, auf die er im Haus trifft, sowie die Dorfbewohner, von denen die Frau über einen Seilzug versorgt wird. Lediglich durch die der Haupterzählung vorangestellte Vermisstenanzeige, durch die bereits die Hoffnung auf eine glückliche Heimkehr des Protagonisten zum Platzen gebracht wird, kennt der Leser den Namen des verschwundenen Mannes.
Durch diese Namenlosigkeit der Personen und auch des Handlungsortes ist das Buch nicht auf Japan festgelegt, sondern universal lesbar und scheint eher allgemeine Probleme des Menschen zu behandeln.
Nachdem die Strickleiter weg ist, sind der Mann und die Frau vollkommen abhängig von dem, was ihnen geliefert wird. Wie der Mann damit umgeht und ob er irgendwann entgegen der anfangs erzeugten Erwartung wieder frei kommt, sind zentrale Fragen, die einen beim Lesen vorantreiben (und auch über kleinere Längen im Mittelteil hinwegkommen lassen). Zudem stellt sich die Frage, worauf dieser Roman eine Allegorie ist, denn nicht nur die Entwicklung des Mannes, sondern auch das rätselhafte Verhalten der anderen Personen sowie die absurde und wechselhafte Beziehung zwischen dem Mann und der Frau lassen viel Raum für Spekulation und Interpretation.
Unheimlich genau beschreibt Abe das sandige Schicksal, sodass man als Leser gefühlt fast mit versandet, und spart auch keine expressionistisch anmutenden, unschönen Details aus - etwa, wenn wir erfahren, welche körperlichen Verfallserscheinungen durch den Sand hervorgerufen werden.
Fazit:
"Die Frau in den Dünen" ist ein echt abgefahrenes Buch, das sich mit all seiner Merkwürdigkeit sicher im Gedächtnis verhaftet. Wer gerne auch mal ein die Grenzen der Logik missachtendes Buch mit merkwürdig agierendem Personal liest, ist mit diesem japanischen Klassiker sicherlich gut beraten. Vor allem für Kafka-Fans empfehlenswert. - Franz Kafka
Ansturm gegen die Grenze. Tagebücher von 1910–1922
(1)Aktuelle Rezension von: PongokaterDiese Ausschnitte aus Kafkas Tagebüchern zeigen, dass der Prager Autor seine Stärken nicht nur in der kleinen, sondern auch in der kleinsten Form hat. Es gibt wenige Sätze kurze Eintragungen, die einfach umwerfend gut formuliert sind. Am besten in kleinen Abschnitten genießen!
- Franz Kafka
Das Schloß
(2)Aktuelle Rezension von: PongokaterWer bin ich eigentlich, der Franz Kafka so trivial kritisieren darf. Aber so sieht es nun einmal mit mir als Leser bzw. Zuhörer (Großmeister Christian Brückner unübertrefflich) aus. Die ersten Stunden war ich begeistert über die Entfaltung dieser Welt des Ferne und doch Allgegenwart der Macht. Doch dann passiert ja letztlich das Immergleiche und meine Konzentration ließ nach. Ich halte mich doch lieber an Kafkas Kurzprosa!























