Bücher mit dem Tag "kaiser wilhelm ii."

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "kaiser wilhelm ii." gekennzeichnet haben.

14 Bücher

  1. Cover des Buches Zeiten der Hoffnung (ISBN: 9783458358466)
    Karsten Flohr

    Zeiten der Hoffnung

     (35)
    Aktuelle Rezension von: Leela
    Deutschland im Vorfeld des Ersten Weltkrieges: Wilhelms Liebe zur Französin Adèle ist nur eines der Probleme, denen sich die Charaktere in diesem Buch stellen müssen. Die Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich werden außerdem immer stärker, weshalb Wilhelm eingezogen wird und an der Front kämpfen muss. Im Reich selbst beginnt die Frauenbewegung zu dieser Zeit, sich zu etablieren, tut sich aber nicht leicht damit, gegen alte Zausel wie die gängigen Rollenbilder anzukommen. Diese und noch einige weitere Geschichten werden in Flohrs Buch erzählt, so dass sie letztendlich ein gut gezeichnetes Bild vom wilhelminischen Deutschland zeichnen. Puh, daran, wie man die Inhaltsangabe eines Buches gestaltet, sollte der Verlag noch einmal arbeiten, denn eine Liebesgeschichte enthält dieses Buch wirklich nur am Rande. Mir war es ganz recht, weil ich eher auf den historischen Inhalt aus war (die Rezensionen hier haben mich sogar darin bestätigt, das Buch zu lesen), ich kann es aber nachvollziehen, wenn sich jemand ärgert, weil er etwas ganz anderes bekommen hat, als das, was hinten auf dem Buchrücken steht. Für mich war dieses Buch aber sehr interessant, denn die Art, wie der Autor versucht, allerlei Themen anzuschneiden, die die damalige Gesellschaft berührten, gefiel mir sehr gut - endlich wird mal nicht nur ein Thema behandelt und dabei alles andere außen vor gelassen. Leider wirkt alles ob der begrenzten Seitenzahl jedoch etwas gehetzt und schnell abgehandelt, weshalb ich nicht die volle Punktzahl geben kann. Mit einigen Seiten mehr hätte das hier jedoch ein sehr guter Roman werden können, der zeigt, wie man es machen sollte.
  2. Cover des Buches Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein (ISBN: 9783426528495)
    Hanna Caspian

    Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein

     (120)
    Aktuelle Rezension von: Kleenkram

    Mit diesem Buch startet die Autorin in ihre aufregende Reihe, die uns nach Brandenburg führt, auf das Schloss Liebenberg,

    Die Hauptfigur ist Adelheid, die achtzehnjährige Tochter eines Tagelöhner, die hier die Chance bekommt, als Stubenmädchen zu arbeiten und so ihre Familie finanziell unterstützen kann.

    Ich kenne von Hanna Caspian schon die "Gut Greifenau"-Reihe und war sehr gespannt darauf, was sie hier wieder aus ihrer Schreibfeder aufs Papier gezaubert hat. Ihre Art Geschichten zu erzählen nimmt mich jedes Mal direkt mit. Entführt mich in vergangene Zeiten und an Orte, die voller Überraschungen sind.

    Im Mittelpunkt dieser Trilogie steht die "Eulenburg-Affäre", bei der, der beste Freund des letzten deutschen Kaisers, der Homosexualität beschuldigt wurde. Erzählt wird alles aus der Perspektive des Personals. Nicht das glanzvolle Leben im Schloss kommt hier zur Sprache. Es geht um die kleinen Leute, die Dienstboten, Menschen die Tag für Tag schwer schuften mussten und kaum Rechte hatten.

    Die Autorin beweist hier, dass ein Buch auch ohne große Spannung auskommt und trotzdem sehr unterhaltsam ist. Der Blick von unten ist es, der diese Geschichte so interessant und aufregend macht. Man erlebt den Alltag hautnah mit, die Schikanen, die täglichen Anforderungen und Arbeitsbedingungen. Die politische Lage spielt auch eine große Rolle und sorgt für den geschichtlich informativen Teil dieser Zeit.

    Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht!

  3. Cover des Buches Das Sandkorn (ISBN: 9783257243253)
    Christoph Poschenrieder

    Das Sandkorn

     (32)
    Aktuelle Rezension von: parden
    DAS DRITTE GESCHLECHT...

    Jacob Tolmeyn begegnet dem Leser das erste Mal am 06. Juni 1915, als er, immer wieder innehaltend, durch die Straßen Berlins streift und dabei eine ganze Anzahl kleiner Säckchen Sand ausleert, Worte dazu murmelnd. Ein Verhalten, das nicht lange unbeachtet bleibt; bald schon folgt ihm ein ganzer Trupp Neugieriger, die sein Treiben gespannt beobachten. Grund genug, um einen Polizisten in den unruhigen Zeiten des Ersten Weltkriegs misstrauisch werden zu lassen. Und so wird der junge Mann verhaftet und aufs Polizeirevier gebracht. Kommissar Treptow übernimmt das Verhör Tolmeyns, das fortan als Rahmenhandlung zu einer ganz anderen Geschichte dient, die im Verlaufe der Befragung zutage tritt: der Rückblende in das Jahr 1914, kurz vor und nach Ausbruch des Krieges.

    Der Leser begleitet den Kunsthistoriker Jacob Tolmeyn nach Rom, genauer ins dortige Königlich Preußische Historische Institut, wo er alte Dokumente sichten und auswerten muss. Es überrascht ihn, als er plötzlich den Auftrag erhält, nach Südiatlien zu reisen, um der anstehenden Räumung der Krypta des Doms zu Andria beizuwohnen, wo die Gräber der Gemahlinnen von Friedrich II. vermutet werden, von Federico secondo, dem Stauferkaiser. Im Autrag von Wilhelm II., des letzten Deutschen Kaisers und Königs von Preußen, ergeben sich im Anschluss noch weitere Forschungsreisen nach Südiatalien, die Jacob Tolmeyn in Begleitung seines Schweizer Kollgen Beat Imboden absolviert.


    " °Matera (...) it eine alte malrische Bergstadt von 17081 Einwohnern.° - 'Herrgott noch mal', sagt er, 'wenn es der verdammte Baedeker doch wengistens einmal richtig hinbekäme. M a l e r i s c h? Nur wenn einer wie Hieronymus Bosch malt." (S. 307)


    Unter der apulischen Sonne, bei der Vermessung der staufischen Kastelle, stoßen sie auf Legenden und Vermutungen, viel Sand und Staub, eine große Hitze, primitive Unterkünfte, Landadel, Armut und eine Vielzahl steinerner Zeichen einstiger Macht, angenagt vom Zahn der Zeit, überlagert von Bautätigkeiten späterer Erpochen. Bei der letzten Forschungsreise wird den beiden Kunsthistorikern zudem eine Begeleitung aus dem italienischen Kriegspresseamt mitgeschickt, eine junge Frau zu ihrer Überraschung, Letizia. Jeder der drei hat jedoch seine ganz eigenen Themen, die im Verlaufe der Erzählung immer deutlicher zutage treten - alle sind auf ihre Art auf der Suche nach einem Leben, das nicht von Vorurteilen bestimmt ist..


    "Die beiden anderen können gut miteinander. Das sieht sogar Tolmeyn (...) Die Drei ist doch eine vermaledeite Zahl, denkt er, vor allem die Zwei in der Drei, die die einsame Eins macht." (S. 319)


    Die 'einsame Eins' in dieser Rechnung ist er selbst, Tolmeyn, der eifersüchtig reagiert darauf, dass sich sein Kollege Beat so gut mit Letizia versteht. Doch versucht er unbedingt, diese Eifersucht zu verbergen, denn nicht Letizia ist es, an der er heimlich selbst Interesse hat, sondern Beat, sein männlicher Kollege. Homosexualität - in Deutschland zu dieser Zeit streng verboten und per Paragraph 175 auch gesetzlich unter Strafe gestellt. Der Hauptgrund, weshalb Tolmeyn eine gutdotierte Stellung in Berlin aufgab und nach Rom ging, aus Furcht, erpressbar zu sein, als 'Freundling' oder Anhänger des 'Dritten Geschlechts' geoutet zu werden. Ein Leben und Lieben in Verborgenen, immer in der Furcht vor der Entdeckung. Und nun sitzt er in einem Berliner Verhörraum und läuft Gefahr, dass sein gut gehütetes Geheimnis gelüftet wird.

    Kaleidoskopartig erzählt der Autor scheinbar von leichter Hand geschrieben - und doch ist jedes einzelne Wort wohlgesetzt - von Geschehnissen kurz vor Beginn sowie kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Eine Vielfalt von Themen steht hier gleichberechtigt nebeneinander, man bekommt ein eindringliches Bild vermittelt von den Zuständen zu dieser Zeit. Poschenrieder gelingt es, einen historischen Roman, einen Kriminalroman, einen Roman über gesellschaftliche (In-)Toleranz, aber auch über die Liebe zu schreiben und bei all dem auch eine (Anti-)Kriegsgeschichte zu erzählen. Selbst nahezu beiläufig Erzähltes entwickelt sich hier zu einem interessanten Thema, wie z.B. der kleine Einblick in die Geschichte der Fotografie. Dabei wirkt das Buch keineswegs überfrachtet, die Elemente und Zeitebenen greifen gekonnt und passend ineinander wie das feingewirkte Innenleben einer komplexen Uhr - und der Schreibstil ist so leicht wie passend, authentisch zum gewählten Zeitalter, und dabei kein bisschen übertrieben.

    Ein vielschichtiger, spannender, anspruchsvoller Roman mit einem erzählerischen Sog von der ersten Seite an bis zum überraschenden Ende, ein fein geknüpfter Webteppich aus Geschichte und Geschichten voller schöner Bilder, dabei auch ein unaufdringlicher Appell zu mehr Menschlichkeit und Toleranz. Mit diesem Roman hat mich Christoph Poschenrieder sehr beeindruckt, und sicher wird es noch weitere Bücher von ihm geben, die den Weg zu mir finden.

    Von mir eine ganz eindeutige Leseempfehlung!


    © Parden
  4. Cover des Buches Schloss Liebenberg. Hinter dem falschen Glanz (ISBN: 9783426528488)
    Hanna Caspian

    Schloss Liebenberg. Hinter dem falschen Glanz

     (79)
    Aktuelle Rezension von: nirak03

    Adelheid ist nicht gut auf die Fürstin Gräfin von Sandels zu sprechen, gibt sie ihr doch die Schuld am Tod ihrer Mutter. Sie schwört, Rache an der Familie zu nehmen, sobald sich die Gelegenheit bietet. Lange braucht sie nicht zu warten, beim Leeren des Kamins im Arbeitszimmer des Fürsten findet sie einen komprimierenden Brief. Sie beschließt, ihn erst mal an sich zu nehmen. Vielleicht kann er irgendwann noch nützlich sein.


    Dieser zweite Teil „Hinter dem falschen Glanz“ schließt nahtlos an den Vorgänger „Hinter dem hellen Schein“ an und erzählt die Geschichte des Dienstmädchens Adelheid und anderen Dienstboten vor dem Hintergrund der „Eulenburg-Affäre“ weiter. Die geschichtlichen Ereignisse werden größtenteils aus Sicht der Angestellten erzählt. Die Handlung spielt in den Jahren 1907/1908. Adelheid wird eigentlich nicht direkt mit der Affäre konfrontiert, im Schloss wird schließlich nur wenig darüber gesprochen. Die Dienstboten haben zudem ihre eigenen Kämpfe auszutragen. Erst später begreift sie, was der gefundene Brief bedeuten könnte. Viel zu spät bemerkt sie, was für weitgreifende Intrigen hier gesponnen werden.


    Hanna Caspian schildert die Ereignisse rund um diese Affäre bis in Detail. Die Autorin hält sich an den historischen Hintergrund und schafft es, diesen Skandal von allen Seiten zu beleuchten. Sie offenbart die Intrigen und Machtspiele der Politiker und des Adels. Allerdings größtenteils eben aus Sicht der Dienstboten, die viel von den Ereignissen aus den Zeitungen zu lesen bekommen.


    Jetzt, Anfang des 20. Jahrhunderts, kommt eben die Presse dazu, die ein ganz neues Feld der Berichterstattung entdeckt hat. Mir hat dieses Zusammenspiel der Charaktere gut gefallen. Das Leben der Dienstboten, ihre Ängste und Sorgen waren regelrecht greifbar und auch nachvollziehbar. Es wird natürlich nicht nur der Tagesablauf zum Thema gemacht, vielmehr wird davon erzählt, welche Gedanken sich Adelheid, Hedda und ihre Kollegen machen. Welche Träume sie selbst für ihre Zukunft haben. Tatsächlich kommen auch die Gedanken zum Arbeitsschutz und um Arbeitszeiten zum Ausdruck. Auch wenn natürlich die „Eulenburg-Affäre“ im Vordergrund steht, erzählt Hanna Caspian ausführlich von dem Arbeitskampf, der in dieser Zeit am Entstehen ist.

    Gerade für die Frauen war es schwer, wenn sie in Stellung gehen mussten.

    Mir haben diese Zeilen rund um das Arbeitsrecht gut gefallen. Es fällt leicht, mit den Frauen mitzufühlen. Auch wenn die Entscheidungen, die gerade Adelheid getroffen hat, nicht immer gutzuheißen waren, kann man sie doch verstehen.


    Fazit:


    Band 2 der „Schloß-Liebenberg-Reihe“ hat mir genauso gut gefallen wie schon der erste Band. Hanna Caspian versteht es, eine gute Geschichte zu erzählen, die spannend ein historisches Ereignis schildert und dabei ihre fiktiven Protagonisten mit einbinden kann, sodass man meint, genauso hätte sich alles zugetragen haben können. Die Mischung aus historischen Fakten rund um diesen Skandal sowie die Schilderung des täglichen Lebens der Menschen mit den fiktiven Protagonisten hat hat dazu beigetragen, dass ich diese Geschichte in nur kurzer Zeit ausgelesen habe.


  5. Cover des Buches Kaiser, Hof und Staat (ISBN: 9783406494055)
  6. Cover des Buches Der letzte Krupp (ISBN: 9783837509304)
    Hanns-Bruno Kammertöns

    Der letzte Krupp

     (1)
    Aktuelle Rezension von: TheSaint
    Was für eine faszinierende Familiengeschichte, die uns hier der Autor in einem leichten und manchmal zum Schmunzeln anregenden Stil erzählt. Das Buch - mit interessantem Bildmaterial versehen - ist ein wahrer Pageturner und lässt den Leser mit der Gewißheit zurück, dass Geld allein niemals glücklich macht und allzu oft hinter einem mächtigen Mann eine noch viel mächtigere Frau steht. Das Buch erzählt von den Visionen des Friedrich Krupp, mit Gußstahl zu Beginn des 19. Jahrhunderts das große Geld zu machen. Dies mißlang dem Besessenen und erst sein Sohn Alfred startet gewaltig mit dem nahtlosen Radreifen durch und begründet u. a. damit das spätere milliardenschwere Unternehmen. Kaiser Wilhelm II. und andere Regierungschefs, Könige und Sultane geben sich das Stelldichein bei Krupp und alsbald scheint nichts mehr ohne diese Firma zu gehen. Nach dem 2. Weltkrieg wird für kurze Zeit das Vermögen beschlagnahmt, dann jedoch wieder freigegeben und einem Phoenix gleich schwingt sich das Unternehmen erneut in ungeahnte finanzielle Höhen auf, ehe es mit dem Tod Alfried Krupp's nach über 150 Jahren ihr Ende als Familienunternehmen findet. Die persönlichen Geschichten der Krupp-Männer sind allesamt sehr traurig, denn ihre Besessenheit und oft auch der große Mangel an emotionaler Zuwendung seitens ihrer Eltern lassen sie selbst schlimmste Fehler im Umgang mit deren Partnerinnen und Kinder begehen. So schlägt die resolute Bertha, Alfried Krupp's Mutter, den ersten Sargnagel zum Untergang der Dynastie. Sie lehnt Alfried's Gemahlin Annelise ab - die Ehe wird geschieden und der aus der Verbindung hervor gegangene Arndt von Bohlen und Halbach wird ein Spielball zwischen der zickenden, extrem dominanten Mutter und Alfried, der im Grunde Arndt als den Erben sieht. Sie fördert die Weichheit und Verletzlichkeit des Kindes, er will ihn über Dritte zum geeigneten Nachfolger des Milliardenunternehmens aufbauen. Arndt kann dem Druck der gegensätzlichen Pole nicht standhalten. Arndt's kurzes und schillerndes Leben macht das Lesen der letzten Kapitel sehr schmerzhaft, denn es zeigt, wie ein junges Leben durch die Unfähigkeit des Vaters, eine emotionale Bindung zu seinem Sohn herzustellen und durch den Hass und die Bitterkeit der Mutter zum Bruch und Rückzug führte und der letzte Sproß der Krupp-Dynastie mit all seinem Geld versuchte, sich Zuneigung, Verständnis, Anerkennung und Achtung zu erkaufen. Ein sehr, sehr lesenswertes Buch über eine der mächtigsten Industriellenfamilien!
  7. Cover des Buches Europas letzter Sommer (ISBN: 9783896671837)
    David Fromkin

    Europas letzter Sommer

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Liisa
    Historiker führen viele politische Entwicklungen des 20. Jahrhunderts auf den 1. Weltkrieg zurück. In der Schule wurde bei mir der 1. Weltkriege nur kurz gestreift, man konzentrierte sich viel stärker auf den 2. Weltkrieg und die Greuel Nazi-Deutschlands. Die ganz groben Fakten kannte ich natürlich, aber ich wollte mehr darüber erfahren, wie es überhaupt zum 1. Weltkrieg gekommen ist. Als dann das Buch "Europas letzter Sommer" des Geschichtsprofessors David Fromkin erschien, das sich genau mit dieser Fragestellung befasst, war klar, das sollte meine Lektüre werden. Das Buch ist geeignet, um sich einen grundsätzlichen Eindruck zu verschaffen und ist wohl einigermaßen auf der Höhe der modernen Forschung zu diesem Thema, allerdings eher mit dem Gewicht auf Forschungen aus dem englischsprachigen Raum. Wie gesagt, als Grundlagen-Lektüre durchaus geeignet und auch leicht verständlich geschrieben. Wirklich erschreckend fand ich, wie die Zeit vor dem 1. Weltkrieg beschrieben wird: "Die Jahre zwischen 1890 und 1910 waren, ähnlich wie heute, eine Zeit internationaler Kongresse und Abrüstungskonferenzen gewesen, in der Weltwirtschaft hatten Globalisierungstendenzen zunehmend an Bedeutung gewonnen, und man hatte sich bemüht, eine Art von Völkerbund zu schaffen, um Kriege zukünftig zu verhindern. Die Menschen erwarteten immer währenden Frieden und dauerhaften Wohlstand. Stattdessen wurde die europäische Welt urplötzlich aus den Fugen gerissen, brach in sich zusammen und versank für Jahrzehnte in Tyrannei, Krieg und Massenmord." Fromkin zeigt dann zwar, dass hinter den Kulissen längst Bestrebungen im Gange waren, die dann letztlich zum 1. Weltkrieg führten, aber für den normalen Bürger kam die Entwicklung tatsächlich wie aus heiterem Himmel. Mit Blick auf uns heute meint Fromkin abschließend, die "offenen" Gesellschaften der heutigen Zeit würden zweifellos bei einer vergleichbaren Entwicklung rechtzeitig Warnsignale wahrnehmen, so dass eine solche Überraschung wohl nicht mehr möglich wäre. Letztlich unverändert aber bleibt, dass Nationen und ihre Führungspolitiker hinter den Kulissen tätig sind und versuchen ihre Ansprüche und Macht zu wahren. Bis der normale Bürger etwas von Konflikten mitbekommt, weil sie offen zutage treten, ist häufig schon sehr viel vorausgegangen, was im Verborgenen geblieben ist. Das aber macht die Beurteilung und Einschätzung der aktuellen Situation genauso schwierig, wie es damals kurz vor und beim Ausbruch des 1. Weltkrieges war.
  8. Cover des Buches Wilhelm II. (ISBN: 9783406700163)
  9. Cover des Buches Schloss Liebenberg. Hinter dem goldenen Schatten (ISBN: 9783426528471)
    Hanna Caspian

    Schloss Liebenberg. Hinter dem goldenen Schatten

     (74)
    Aktuelle Rezension von: DoraLupin

    Dies ist bereits der dritte Teil und um die Reihe des Schloss Liebenberg und ich war von diesem Abschluss wieder sehr begeistert! Die Trilogie sollte man der Reihenfolge nach lesen, da die Handlung aufeinander aufbaut und man in der Geschichte sonst nicht mitkommt. 

    Im Drittel Teil geht es um Schloss Liebenberg in Brandenburg im Jahr 1908. Während die Familie des Fürsten politisch immer weiter unter Druck gerät, sucht das Dienstmädchen Adelheid nach gefälschten Beweisen gegen Eulenburg, um ihre Geldquelle nicht versiegen zu lassen. Als Viktor sie eines Tages überraschend küsst, wähnt sie sich im siebten Himmel – nicht ahnend, dass der Kammerdiener sie nur von dem Geheimnis ablenken wollte, das ihn seine Stelle kosten könnte. Dann erkundigt sich die Fürstin persönlich nach Adelheids Mutter und ist geschockt, als sie von deren Tod erfährt. Adelheid beginnt zu ahnen, was damals wirklich geschehen ist – und muss entscheiden, wem ihre Loyalität in Zukunft gelten soll.

    Die Geschichte setzt nahtlos an den Vorgängerband an und wieder hat mich der Schreibstil ist seinen Bann ziehen können! Die Autorin versteht es den Leser mitzureissen und Spannung in die Geschichte zu bringen. Sehr gekonnt wird wieder reale Geschichte mit Fiktion verknüpft. 

    Ganz wunderbar finde ich bei dieser Reihe, dass man als Leser wirklich erfährt wie die Herrschaften und Dienstboten damals gelebt und miteinander agiert haben. Ihre Sorgen und Nöte werden nachvollziehbar beschrieben und gerade Adelheids Zerrissenheit wem ihre Loyalität gilt wird authentisch berichtet.  

    Die Charaktere haben sich im Laufe der Reihe weiterentwickelt und gerade mit Adelheid habe ich wirklich sehr mitfiebern können bis zum Schluss. 

    Das Buch war wieder ganz hervorragend recherchiert und es macht mir immer wieder großen Spaß spielerisch über andere Zeiten dazuzulernen.  

    Fazit: Ein toller Abschluss und eine Reihe,  die ich nur empfehlen kann!


  10. Cover des Buches Wilhelm II. (ISBN: 9783406704673)
  11. Cover des Buches Der Eulenburg-Skandal (ISBN: 9783593392752)
    Norman Domeier

    Der Eulenburg-Skandal

     (1)
    Aktuelle Rezension von: TheSaint
    Wenn man ein an Geschichte und Politik interessierter Mensch ist und gern Bücher zu solchen Themen liest, dann mag ein fiktionaler Historien- oder Polit-Thriller zu fesseln und zu unterhalten verstehen. Das aber das wahre Leben noch immer die faszinierendsten und verschachteltsten Geschichten zu erzählen weiß, bringt uns Norman Domeier mit diesem Buch über den keimenden Skandaljournalismus zur Zeit der Regentschaft Kaiser Wilhelms II in Deutschland näher. Das Buch schildert komplex und detailliert, wie der dem Regierungsstil Wilhelms II kritisch gegenüber stehende Journalist Maximilian Harden ihm zu Ohren gekommene Gerüchte über homoerotische Beziehungen innerhalb des Beraterkreises des Monarchen dazu nützt, das Land in seinen Grundfesten zu erschüttern. Dieser Kreis von Beratern, der als "Liebenberger Kreis" in die Geschichte einging, war nach Ansicht Hardens dafür verantwortlich, dass sich der Kaiser nicht zu einem Krieg mit Frankreich entschließen konnte. Harden spielte mit der damaligen Ansicht der Gesellschaft, dass Homosexuelle verweichlichte Persönlichkeiten und somit nicht zu einem entschlossenen Machtgebrauch in der Lage seien. Um diesen Beraterkreis zu sprengen und die Politik des Kaisers zur Diskussion zu stellen, bediente sich der Journalist einer Karikatur, die auf Philipp Fürst zu Eulenburg-Hertefeld und sein "Schätzchen" Kuno von Moltke anspielte. Kuno von Moltke sah sich genötigt, einen Prozess gegen den Journalisten anzustreben. Dieser fiel in eine Zeit des Umbruchs... gesellschaftliche und moralische Werte wurden in Frage gestellt, die starre und steife wilhelminische Zeit wurde brüchig und die Preußen sahen sich plötzlich durch die Presse mit Homosexualität und wüsten Orgien der obersten Gesellschaftsschicht konfrontiert. Begriffe wie Ehre, Ehe und Männerfreundschaft gerieten durch die Berichterstattung in schiefes Licht. Im Laufe der sich ergebenden Prozesse zwischen Harden und Moltke, in welchen Eulenburg auch wegen Meineids angeklagt wurde, mutierte aufgrund von Zeugenaussagen die elegante Ausgehuniform des Regiments Gardes du Corps (Leibwache des Kaisers - blendend weiße Uniformen mit rotem Saum und markanten schwarzen Stulpenstiefeln bis übers Knie reichend) - in welchem Eulenburg seine militärische Ausbildung absolviert hatte - zu einer Art "Prostituiertentracht": Soldaten hatten in ihren Aussagen über homoerotische Vorfälle im Regiment auch davon erzählt, dass diese Uniform zu einer Art "Erkennungszeichen" für Homosexuelle geworden war - besonders in der männlichen Prostituiertenszene Berlins. Das Volk war von den täglichen Anschuldigungen über die Verfehlungen des Adels zutiefst entsetzt, der Monarch wie auch die gesamte preußische Akkuranz und Starre nicht in der Lage, richtig und überzeugend zu agieren. Die Berichterstattung erfolgte in ganz Europa und brachte nicht nur das Ansehen des Kaisers in Verruf, sondern auch das der Justiz und vor allem das der Armee. Um den Schaden zu begrenzen, ließ Kaiser Wilhelm II seine ehemals "engsten Freunde" fallen und distanzierte sich von ihnen. Auch schlug er einen härteren militärischen Weg ein, der wohl auch dazu beigetragen haben mag, dass das zweite deutsche Kaiserreich sein Ende fand. Domeier schildert klar und packend die Entstehung des Skandaljournalismus in Deutschland in einer Zeit, in der allein schon der Verdacht, homosexuell zu sein, bei der damaligen Moralvorstellung zur gesellschaftlichen und politischen Ächtung geführt hätte. Er berichtet über die Geburtswehen der Sexualwissenschaft und des Klassenkampfes und zeigt auf, dass es nicht wirklich um die sexuellen Präferenzen der Herren Moltke und Eulenburg und anderer Männer im Umfeld des Monarchen ging, sondern dieses Thema als Initialzündung für eine modernere und kritischere Öffentlichkeit in Deutschland zu verstehen war und auch die Gelegenheit bot, den kommenden Weltkrieg nicht nur politisch, militärisch und ökonomisch, sondern auch moralisch zu rechtfertigen. Allen an deutscher Geschichte interessierten Lesern zu empfehlen!
  12. Cover des Buches Kaiser Wilhelm II und seine Zeit (ISBN: 9783442760343)
  13. Cover des Buches Ein Schloß in Preußen (ISBN: 9783548230856)
    Wolfgang Ott

    Ein Schloß in Preußen

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  14. Cover des Buches Wilhelm II. (ISBN: 9783406700156)
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