Bücher mit dem Tag "kammerspiel"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "kammerspiel" gekennzeichnet haben.

44 Bücher

  1. Cover des Buches Sozusagen Paris (ISBN: 9783499273223)
    Navid Kermani

    Sozusagen Paris

     (29)
    Aktuelle Rezension von: Iara

    Ein Autor schreibt einen Roman über seine Jugendliebe. Bei einer Lesung sitzt sie im Publikum. Sie spricht ihn an. Er begleitet sie nach Hause. So etwas MUSS ich lesen. Und es hat mir richtig gut gefallen. Eine Liebesgeschichte wird aus der Retrospektive erzählt (Welche Liebesgeschichte? Lest selbst... ;-). Die Sprache ist fantastisch. So gut. Warum trotzdem einen Stern Abzug? Die zahlreichen Anspielungen auf französische Klassiker haben mich aus der Geschichte gerissen. Das ist ganz allein mein Problem, wären es englische Klassiker gewesen,  ich hätte wahrscheinlich begeistert in die Hände geklatscht. Und am Ende kam eine Song-Analyse, die sich ein wenig in die Länge zog... 

    Ansonsten - eine ungewöhnliche Liebesgeschichte mit hohem Anspruch!


  2. Cover des Buches Sie (ISBN: 9783453441637)
    Stephen King

    Sie

     (943)
    Aktuelle Rezension von: zickzack

    Paul Sheldon ist Schriftsteller der bekannten und beliebten Reihe „Misery“. Doch eines Tages hat er im tiefsten Winter einen schweren Autounfall und ausgerechnet sein „Fan Number One“ gabelt ihn auf. Annie Wilkes bringt Paul in ihr Haus und zwingt ihn dazu einen weiteren Band der „Misery“-Reihe zu schreiben. Eigentlich hatte er mit dem letzten Band mit dieser abgeschlossen, aber Annie Wilkes will das nicht akzeptieren. Es wird ein unglaublicher, schmerzvoller Leidensweg für Paul Sheldon, der nun den Launen einer Annie Wilkes ausgesetzt, deren Vergangenheit alles andere als blütenrein ist.

     

    Am Anfang dachte ich, dass das Buch schwierig für mich werden konnte, denn ich war nicht sofort begeistert. Denn es fängt damit an, dass Paul in dem Zimmer erwacht, wo eigentlich die gesamte Handlung spielt. Er ist mehr oder weniger im Delirium und kann vor Schmerzen nicht klar denken. Und dann taucht immer wieder Annie Wilkes auf, wo man aber von Anfang an das Gefühl hat, dass mit der gewaltig was nicht stimm.

    Doch nach und nach hat mich das Buch mehr begeistert, bis es wirklich eine Sogwirkung auf mich hatte und ich einfach wissen wollte, was noch weiter geschehen wird. Bei dem Buch lohnt es sich wirklich über die ersten 50-100 Seiten hinaus zu lesen, denn meiner Meinung braucht es etwas, bis man im Buch angekommen ist.

    Es war ein Kammerspiel zwischen zwei Figuren. Ich fand das so faszinierend, wie Stephen King es geschafft hat, ein Buch zu schreiben, dass wirklich nur von zwei Figuren und praktisch in einem Raum stattfindet (man kann Pauls kleine Ausflüge ins restliche Haus dabei getrost ignorieren, denn die hatten nur einen geringen Teil) und es dennoch immer spannender wurde. Und das lag einzig daran, dass ich mehr von den Figuren erfahren wollte. Die Figuren waren so gut, dass es gar nicht so viel mehr Handlung drum herum braucht.

     

    Da war also Annie Wilkes, die als Krankenschwester gearbeitet hat und daher einen nicht enden wollenden Hort an Medikamenten vorrätig hat. Bei ihr konnte man nie sicher sein, mit welcher Stimmung sie ins Zimmer kam und als man erfahren hat, dass Paul seinen eigentlich letzten Band der „Misery“-Reihe, die Protagonistin sterben lassen hat und Annie gerade dabei war diesen zu lesen, fieberte ich auf den Moment hin, bis sie es erfahren würde und was sie dann mit Paul anstellen würde. Diese Frau war eine absolute Psychopathin, die einen gehörigen Knacks in der Rübe hatte. Sie konnte auf ihre gruslige Art liebenswürdig sein, wenn sie wütend war, wollte man nicht mit ihr in einem Raum sein, aber dann hatte sie auch depressive Phasen, die im Prinzip genauso gefährlich waren. Jedes Wort was sie sagte, jede Antwort vom Paul, konnte das Fass zum Überlaufen bringen. Sie war eine unglaublich gruslige, wie aber auch spannende Antagonistin.

    Und dann war da noch der Schriftsteller Paul Sheldon, aus dessen Sicht die gesamte Geschichte erzählt wurde und der den Launen der Annie Wilkes hilflos ausgeliefert war. Er musste alle körperlichen und seelischen Schmerzen ertragen. Sie schreckte nicht zurück einen Teil seines Selbst und seines Erschaffens zu nehmen. Er musste vorsichtig in seinen Handlungen sein und dennoch schien es meist so, dass er ihr hoffnungslos unterlegen war, da sie ihn mehrere Schritte voraus war.

     

    In dem Buch gab es emotionale, erschreckende, gruslige und eklige Szenen. Wie es für Stephen King typisch ist, nicht nur das Paul Schriftsteller war, hat er hier auch einiges über das Schriftstellertum mit eingebaut. Das war schon sehr interessant, aber auch hat Stephen King hier seinen eigenen Drogenmissbrauch mitverarbeitet.

    Mir hat unglaublich gut gefallen, wie nah er bei Paul war und wie sehr der Leser mitgelitten hat. Bei anderen Geschichten von Stephen King, wo es mehrere Perspektiven gibt, da springt er ja gerne mal wild zwischen diesen, auch mitten im Absatz. Ich fand es hier sehr angenehm, dass man bei Paul geblieben ist und ihn immer mehr kennengelernt hat und es einfach wehgetan hat, wie sehr er gelitten hat und man gespürt hat, wie sein Hass auf Annie Wilkes ständig stieg. Das erste einschneidende Erlebnis und was er ihr auch bis zum Schluss nicht verziehen hat, war, als er Seiten verbrennen musste. Das kann ich schon sehr nachfühlen, wie schmerzhaft das für die Schriftstellerseele sein muss.

     

    Was mir nicht gefallen hat und darum bekommt das Buch auch keine vollen Punkte, sind die King’schen Längen. Das Buch hätte deutlich kürzer sein können und gerade den Anfang fand ich unglaublich zäh und da konnte ich auch noch nicht so mit Paul mitleiden, weil ich die Figur ja noch nicht kannte und keine emotionale Bindung zu ihm hatte. Auch in späteren Szenen hat King mal wieder palavert.

    Auch gab es Ausschnitte aus dem Band zur „Misery“-Reihe, die Paul gerade schrieb. Das fand ich ganz nett, mehr aber auch nicht. Interessant waren dann die Verbindungen, die dann zur eigentlichen Geschichte geschoben wurde und man hat dadurch auch gemerkt, wie Paul mehr und mehr mental abgebaut hat.

     

    Fazit: Ein Stephen King Roman mit deutlicher Sogwirkung. Das Kammerspiel zwischen den Figuren fand ich unglaublich spannend und hat mich daran erinnert, dass ich gern Bücher lese, in denen gar nicht mal so viele Figuren auftauchen. Das Meiste, was ich an Büchern mag, sind gut ausgearbeitete Figuren, denn diese können über eine mittelmäßige Handlung hinweghelfen, wobei ich nicht sagen möchte, dass dies eine mittelmäßige Handlung war. Sie brauchte nur am Anfang etwas Anlauf. Von mir gibt es vier Sterne.

  3. Cover des Buches Isola (ISBN: 9783401508924)
    Isabel Abedi

    Isola

     (1.631)
    Aktuelle Rezension von: Vanessa_Booklove

    Die Erzählung der Protagonistin ist sehr detailreich, das liebe ich! Es fängt harmlos auf einer Kamera überwachten Insel an im glaube dies würde für eine Fernsehsendung gedreht werden. Nach dem es ein Spiel über einen Mörder gibt, der definitiv einer der anderen Mitspieler sein muss und die erste Leiche zu Tage kommt, wird es gefährlich auf der Insel.

    Abgeschieden von dem Rest, keine Hoffnung auf Rettung. Was denkst du wer es sein könnte. Habe ca. 3/4 des Buchs benötigt um es zu verstehen. Super spannend und regt zum mit rätseln an!

  4. Cover des Buches Stranded - Die Insel (ISBN: 9783404188789)
    Sarah Goodwin

    Stranded - Die Insel

     (190)
    Aktuelle Rezension von: Kado

    'Stranded - Die Insel' von Sarah Goodwin war ja letztes Jahr in aller Munde und nun hab ich endlich selber herausgefunden was Maddy auf der Insel alles widerfahren ist.

    Maddy ist eine Einzelgängerin und nach einem sehr einschneidenden Schicksalsschlag wagt sie etwas für sie völlig untypisches und macht bei einer Fernsehsendung mit. 

    Acht recht unterschiedliche Menschen werden für ein Jahr auf einer einsamen Insel ausgesetzt und müssen sich komplett selbst versorgen und allen Witterungen und Lebensumständen trotzen.

    Ich hatte irgendwo die Bezeichnung Survivar-Thriller gelesen und das trifft es wirklich gut.

    Es entwickelt sich doch recht schnell eine Eigendynamik unter den Teilnehmern und leider gerät Maddy ins Fadenkreuz eines dominanteren Mitstreiters und der Spießrutenlauf beginnt.

    Ich fand das Konzept der Survivar-Reality-Show superspannend und auch die ganze Entwicklung und wie schnell Menschen ihr wahres Gesicht zeigen oder sich beeinflussen lassen. Ich mochte Maddy recht gerne und habe oft mit ihr gelitten und sie aber noch öfter bewundert und innerlich gefeiert. 

    Ich empfand das Buch jetzt weniger als Thriller sondern eher als Spannung/Abenteuerroman. Ich wollte gar nicht aufhören zu lesen und hatte damit eine wirklich gute Zeit.

  5. Cover des Buches Die Falle (ISBN: 9783442715886)
    Melanie Raabe

    Die Falle

     (644)
    Aktuelle Rezension von: Alex121274

    Vor mittlerweile schon ein paar Jährchen habe ich das Hörspiel "Der Abgrund" von Melanie Raabe gehört. Das fand ich so spannend, dass ich auch mal einen ihrer Thriller lesen wollte. Bis es dazu gekommen ist, hat es mal wieder länger gedauert. Letztes Jahr lief mir dann "Die Falle" im öffentlichen Bücherschrank über den Weg. Und jetzt hatte ich auch ein bisschen Luft, das Buch endlich zu lesen.

    Darum geht's: Die Erfolgsautorin Linda Conrads führt ein zurückgezogenes Leben. Sie verlässt nie ihr Haus und steckt voller Ängste. Der Grund: Lindas Schwester Anna ist vor 12 Jahren ermordet worden. Linda hat ihren Mörder gesehen. Und plötzlich erkennt sie den Mann im TV wieder. Mit einem Thriller über den Fall will sie ihn aus der Reserve locken.

    Der Schreibstil ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Aber schon nach kurzer Zeit hatte ich mich daran gewöhnt und bin nur so durch die Seiten geflogen. Die Handlung erscheint über weite Strecken wie ein 2-Personen-Kammerspiel. Ein psychologischer Schlagabtausch. Und dabei ist nicht klar, wem man trauen kann. Das ist schon echt gut gemacht.

    Melanie Raabe greift auf das Stilmittel "Buch im Buch" zurück. Sehr gelungen, wie ich finde. Diese Kapitel schaffen es, einem auch die Person der verschrobenen Autorin näher zu bringen. Zum Beispiel erfährt man auch, dass Linda eine besondere Bindung zu einem Ermittler in dem Fall aufgebaut hat. "Das ist kein Thriller,  sondern eine als Thriller verkleidete Liebesgeschichte." (Zitat S. 503). Ja, ein bisschen ist da was dran…

    Fazit: "Die Falle" kommt langsam, dann aber gewaltig. Ein packender und spannender Thriller. Es hat sich gelohnt!

  6. Cover des Buches Am Strand (ISBN: 9783257600261)
    Ian McEwan

    Am Strand

     (319)
    Aktuelle Rezension von: bookstories

    Ich hatte "Am Strand" erst vor drei oder vier Jahren gelesen und entschied mich spontan für einen zweiten Durchgang. Mir hatte das Buch damals schon gefallen, weil McEwan es einfach beherrscht, tief in die Psyche seiner Figuren einzudringen. Sein Schreibstil ist ein gepflegter, er weiss sich auszudrücken, sein Wortschatz bildet einen angenehmen Fluss, ist bildkräftig und umfangreich, schafft Atmosphäre, wobei sich alles so selbstverständlich anhört, dass man sich fragen kann, wie es denn möglich ist, solch wohlklingende Töne anklingen zu lassen. McEwan will nicht angeben mit seiner Fabulierkunst, spielt nicht mit Worten, ohne demonstratives Schreibgehabe legt er Psyche, Charakter und Aussehen seiner Figuren offen. Ich bewundere Menschen mit einem ausgeprägten Sinn für innere Prozesse, diese auch noch in eine literarische Form zu bringen, ist schon bemerkenswert. Eine Buchbesprechung in einer Zeitung besagt, Ian McEwan sei kein Schriftsteller im eigentlichen Sinn, sondern eher Soziologe, der Romane schreibt.


    Die Geschichte ist in den frühen Sechzigerjahren angesiedelt. Edward Mayhew stammt aus einfachen Familienverhältnissen. Mit seinen beiden Geschwistern, Zwillingsmädchen, wächst er auf dem Land in der Nähe von Oxford auf. Mit vierzehn erfährt er von seinem Vater, dass die Mutter seit einem tragischen Unfall hirngeschädigt ist – was Eward zwar schon lange aufgrund ihres merkwürdigen Verhaltens beobachtet, sich aber nie deutlich ins Bewusstsein gerufen hat. Für ihn ist sie eben so. Alle spielen die Tragödie mit, der Vater, der als Lehrer arbeitet, sorgt aufopfernd für die ganze Familie. Die offenen Worte seines Vaters lösen in Edward etwas aus, verschaffen ihm Zugang zu seinem eigenen innerstes Wesen. Edward nabelt sich ab, zieht nach London, um Geschichte zu studieren, er möchte später Geschichtsbücher schreiben.


    Florence Ponting hingegen wächst in wohlhabenden, spiessigen Verhältnissen auf. Ihre Mutter doziert an der Oxford Universität Philosophie, ihr Vater ist Unternehmer. Eine Villa viktorianischen Stils auf grossem Anwesen mit Tennisplatz und Grünanlagen ist ihr Zuhause. Florence studiert Musik, spielt Violine und möchte mit ihrem Ensemble eines Tages gross herauskommen. Dass sie als Kind von ihrem Vater sexuell missbraucht worden ist, wird nicht ausgesprochen, nur angedeutet. Ihr Vater hat sie früher auf seinen Schiffsfahrten mitgenommen, wo sie gemeinsam in der Kajüte übernachteten und Florence sich an ihre Nacktheit erinnern kann. Ebenso ihre Bemerkung am Ende des Buches, sie könne ja ihre Mutter umbringen und ihren Vater heiraten, scheint ein deutliches Indiz dafür zu sein.


    Das ungleiche Paar lernt sich auf einer politischen Veranstaltung kennen. Sie verlieben sich und sind knapp ein Jahr zusammen, ehe sie heiraten. Während dieser Zeit, beide haben ihr Studium bereits abgeschlossen, arbeitet Edward mal in der Firma von Florences Vater, dann springt er für einen verhinderten Gärtner auf ihrem Anwesen ein. Ihrer aufrichtigen Liebe steht nichts im Wege, die körperliche Vereinigung steht ihnen allerdings noch bevor, die sogenannte Eheschliessung, wie es in jener prüden Zeit, in der nicht offen über Sex gesprochen wurde, heisst. In der bevorstehenden Hochzeitsnacht in einem Hotel in Dorset, am Chesil Beach - hier beginnt die Geschichte - soll sich das ändern. Florence, der jedes körperliche Zugeständnis Mut kostet, sieht eine schier unüberwindbare Hürde vor sich, Edward hingegen ein lange ersehntes Ventil, denn er musste lange Zeit geduldig sein und kann sich kaum mehr zurückhalten. Es kommt zu einem peinlichen Zwischenfall, woraufhin Florence fluchtartig die gemeinsame Hochzeitssuite verlässt und den Strand aufsucht.


    Der Aufbau des Romans scheint mir sehr gelungen. In fünf Kapiteln ordnet der Autor die sich abspielende Tragödie des frisch vermählten Paares und reichert sie mit Rückblicken in die Jugendzeit und Kindheitsjahre der beiden Protagonisten an. Diese Rückblicke kamen mir bei der ersten Lektüre etwas lang vor - vielleicht auch deshalb, weil ich nicht gerne aus der knisternden, erotischen, aber auch peinlichen Atmosphäre im Hotelzimmer herausgenommen werden wollte. Es gibt Stimmen, die diese Rückblicke als soziologischen Ballast empfinden, sie sollen dem Moment Poesie und Stimmung rauben. Für mich wirken sie jedoch bereichernd, informativ und runden das Gesamtbild ab. Die in die Handlung eingeflochtenen politischen Exkurse und Anmerkungen bringen die Vermutung nahe, der Autor möge hier auf politische Strömungen und Wendungen eines England der Sechzigerjahre hindeuten.


    Wie dem auch sein, McEwan nimmt sich Zeit für Stimmungen, Befindlichkeiten, Regungen und Interpretationen seiner Protagonisten; diese machen den Roman aus, dieser eine misslungene Moment, in dem die beiden sich körperlich näherkommen wollen. Dabei wechselt er die Perspektiven, erzählt einmal aus der Sicht von Edward, dann von Florence, und dazwischen werden immer wieder Schilderungen aus der Vogelschau des allwissenden Erzählers eingestreut, der auch schon die Zukunft kennt. Schon bald merkt der Leser, dass das, was da kommen mag, nicht gut enden wird, dass die herannahende Hochzeitsnacht nur scheitern kann.


    Zum Scheitern verurteilt ist die sexuelle Annäherung von Florence und Edward aber nicht deswegen, weil sie Gefangene ihrer prüden Zeit sind, auch nicht aufgrund mangelnder Aufklärung, sondern weil sich die beiden mit ihren Problemen und vermeintlichem Verständnis des anderen in Schweigen hüllen. So entstehen Missdeutungen. Was über den anderen jeweils sinniert wird, erscheint für denjegen, der die Situation oder Befindlichkeit des anderen deutet, zwar folgerichtig, entspricht aber nicht der Realität. Auf eindrückliche Weise zeigt McEwan auf, was passieren kann, wenn nicht offen über das geredet wird, was einen bewegt, bedrückt und hemmt, so dass der andere im Dunkeln tappt und mit seinen Problemen ebenfalls allein gelassen bleibt. Auf der Rückseite des Buches steht: "Am Strand ist nicht nur eine Geschichte über Gefühle, die von Konventionen in Schach gehalten werden, sondern zeigt ausserdem auf beeindruckende Weise, wie man einander schreckliche Wunden zufügen und sich der Lauf eines ganzen Lebens verändern kann – durch Nichtstun."


    Das Buch verliert nicht an Spannung oder Aussagekraft, wenn der Leser bereits den Ausgang der Geschichte kennt. Die Begegnung am Strand im Schlusskapitel soll den Schlamassel klären, wirft aber nur mehr Oel ins Feuer, da die Aussprache zu einem offenen Schlagabtausch verkommt. Den beiden platzt förmlich der Kragen, Dinge werden ausgesprochen, die nicht oder schon lange hätten ausgesprochen werden sollen. Florences Hilferuf wird von Edward nicht erhört, er lässt sie fortziehen und geht ihr nicht hinterher. Eine lebensverändernde Entscheidung – oder eben Nichtstun, wie er vierzig Jahre später in Revue passierenden Gedanken über sein ereignisloses Leben schlussfolgert. Nie sei er wieder einem Menschen begegnet, der es an Ernsthaftigkeit mit Florence aufnehmen konnte.


    Das Buch wurde mit dem Titel "On Chesil Beach" verfilmt und kam 2018 in die deutschsprachigen Kinos. Das Drehbuch hierzu stammte ebenfalls von Ian McEwan. Im Film sollen sich Edward und Florence später bei einem Konzert wiedersehen, er im Zuschauersaal, sie auf der Bühne. Im Buch bleibt Florence Erinnerung.


    Review mit Zitaten und Bildern auf https://www.bookstories.ch/gelesenes1/am-strand 



  7. Cover des Buches Eisfieber (ISBN: 9783404177356)
    Ken Follett

    Eisfieber

     (505)
    Aktuelle Rezension von: Isar-12

    "Eisfieber" ist ein Thriller von Ken Follett. Obwohl bereits 2005 erschienen hat die Thematik des Buches die letzten Jahre durch Corona ein erschreckendes Déjà-vu gehabt. Denn die Story handelt von einem tödlichen Virus, das aus einem privaten Forschungslabor gestohlen wird und dringend aufgefunden werden muss, um eine Katastrophe zu verhindern. In der Hand von Terroristen wäre die Freisetzung des Virus eine tödliche Gefahr für tausende von Menschen. Follett erzählt dabei die Geschichte des Diebstahls, denn der Überfall gelingt weil eines der Kinder des Firmengründers sich aus Geldnöten mit den Terroristen verbündet hat. Aber als ein Schneesturm kurz darauf in Schottland ausbricht, wendet sich das Blatt gegen die Diebe und es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit um diese zu stoppen. Der Thriller beginnt von der Grundthematik spannend, lässt aber sehr schnell massiv nach. Über lange Strecken geht es dann über zwischenmenschliche Beziehungen und die Story verflacht dabei leider gänzlich. Erst nach gut zwei Drittel des Buches zieht Follett dann endlich die Zügel straffer, bringt Tempo in die Story und dann wird auch wieder Spannung erzeugt wie es sich für einen guten Thriller gehört. Leider reicht dies aber nicht mehr, um letztendlich mich als Leser voll zu überzeugen. So bleibt für mich der Eindruck, dass der Autor dies schon besser hingekriegt hat und "Eisfieber" zu seinen schwächeren Büchern zählt. Solide, aber mehr auch nicht.

  8. Cover des Buches Hitze (ISBN: 9783499272509)
    Jane Harper

    Hitze

     (168)
    Aktuelle Rezension von: wampy

    Buchmeinung zu Jane Harper – »Hitze«

    »Hitze« ist ein Kriminalroman von Jane Harper, der 2016 bei Rowohlt Taschenbuch in der Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann erschienen ist. Der Titel der australischen Originalausgabe lautet »The Dry« und ist 2016 erschienen.

    Zum Autor:
     Jane Harper wurde 1980 in Manchester geboren, lebt aber schon lange in Melbourne, Australien. Sie war Journalistin, bevor sie mit dem Schreiben von Thrillern begann. Gleich mit ihrem Debütroman »Hitze« gewann sie neben zahlreichen anderen Preisen auch den wichtigsten britischen Krimipreis, den »Gold Dagger«


     Zum Inhalt:

    Aaron Falk kehrt nach zwanzig Jahren zum ersten Mal nach Kiewarra zurück – zur Beerdigung seines Jugendfreundes Luke, der sich und seine Familie getötet haben soll. Bald brechen alte Wunden wieder auf und die trockene Hitze hat die Kleinstadt im Griff.

    Meine Meinung:
     Dieses Buch ist sicherlich kein Thriller sondern eher ein Spannungsroman. Schon der Prolog hat mich mit seiner ungewöhnlichen Sichtweise gefesselt. Aaron Falk ist Ermittler bei der Finanzbehörde und kehrt auf Bitte von Lukes Eltern an den Ort zurück, den er vor zwanzig Jahren fluchtartig verlassen hat. Die Eltern glauben nicht an den erweiterten Selbstmord ihres Sohnes und bitten Aaron um seine Einschätzung. Aaron findet unterstützt vom Dorfpolizisten Sergeant Raco einige Ungereimtheiten und ermittelt weiter. Neben dem aktuellen Todesfällen spielt der ungeklärte Todesfall einer Jugendlichen aus der damaligen Clique von Aaron und Luke eine wesentliche Rolle. Aaron wirkt hartnäckig und sympathisch, auch wenn seine Rolle in dem damaligen Todesfall Fragen aufwirft. Einige Bewohner Kiewarras halten ihn immer noch für schuldig am Tod der Jugendlichen.

    Die Anzahl der beteiligten Figuren ist übersichtlich und alle Figuren sind komplex und glaubwürdig gezeichnet. Die Hitze setzt allen zu und für Aaron wird es bedrohlich. Er kommt in beiden Fällen nur langsam voran, bleibt aber am Ball. Die Autorin zeichnet ein faszinierendes Bild der Kleinstadt und ihrer Bewohner. Sie nimmt sich Zeit für ausführliche Beschreibungen und doch bleibt die Spannung auf hohem Niveau erhalten. Zum Ende hin zieht das Tempo deutlich an und beide Fälle werden vollständig und nachvollziehbar aufgeklärt.

    Fazit:
     Der Spannungsroman punktet mit seiner Figurenzeichnung und dem intelligent und überraschend gestalteten Plot. Mich hat der Roman gefesselt und blendend unterhalten. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

  9. Cover des Buches Neuschnee (ISBN: 9783328106418)
    Lucy Foley

    Neuschnee

     (244)
    Aktuelle Rezension von: MikkaLiest

    Eine Gruppe von neun Freund:innen trifft sich in einer abgelegenen Hütte in den schottischen Highlands, um gemeinsam Silvester zu feiern. Das Treffen nimmt jedoch eine düstere Wendung, als eine:r von ihnen tot aufgefunden wird – während ein Schneesturm sie ohne Erbarmen von der Außenwelt isoliert. Geheimnisse kommen zum Vorschein, Spannungen innerhalb der Gruppe brechen sich ihre Bahn… Es beginnt ein psychologisches Katz-und-Maus-Spiel, bei dem sich herausstellt, dass jede:r der Freund:innen etwas zu verbergen hat.

    Lucy Foley stellt ihren Thriller auf ein solides Fundament: ein isolierter Schauplatz, eine Freundesgruppe, bei der es unter der schönen Oberfläche gärt… Das mag nichts Neues sein, doch «Neuschnee» beweist, dass diese Kombination aus gutem Grund altbewährt ist! Auch in langsamen Passagen ist die Handlung meines Erachetens fesselnd, und die atmosphärischen Beschreibungen der schottischen Highlands tragen zu einer beklemmenden Grundstimmung bei. Mit jeder tückischen Wendung schrauben sich Paranoia und Verzweiflung innerhalb der Gruppe immer weiter hoch.

    Das Buch brilliert in meinen Augen vor allem durch die gelungene Konstellation komplexer, zwiespältiger Charaktere, die von der Autorin differenziert ausgearbeitet werden. Ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten tragen wesentlich zur Sogkraft der Geschichte bei.

    Fazit:

    Psychologische Spannung, menschliche Abgründe, unerwartete Wendungen, dichte Atmosphäre? Was will man mehr! Bei mir sorgte das Buch für ein entspannendes, spannendes Lesewochenende.

  10. Cover des Buches Und dann gab's keines mehr (ISBN: 9783455016949)
    Agatha Christie

    Und dann gab's keines mehr

     (338)
    Aktuelle Rezension von: Chrissy87

    Zehn Personen werden von einem mysteriösen Mr. Owen auf eine Insel gelockt, doch anstelle dort Erholung oder Arbeit zu finden, sterben sie alle einer nach dem anderen. Erst scheinen es Unfälle zu sein, aber ziemlich schnell merken die restlichen Überlebenden, dass es bei diesem Besuch um Leben und Tod geht.

    Die Idee für diese Geschichte fand ich großartig, aber irgendwie habe ich mir das Ganze dann deutlich spannender vorgestellt. Außerdem fand ich vieles viel zu konstruiert und der Täter musste meines Erachtens mit zu vielen Zufällen kalkulieren. Das Ende war dann wieder spannend und ich weiß nicht ob ich über den Epilog froh bin oder nicht. Vielleicht wäre es gut gewesen, wenn man keine Auflösung erhalten hätte.

    Alles in allem war das ein solides aber leider nicht spannendes Buch.

  11. Cover des Buches Blindband (ISBN: 9783406572258)
    Gilbert Adair

    Blindband

     (36)
    Aktuelle Rezension von: Alondria

    Das Buch

    Ein alternder berühmter Schriftsteller, der nach einem Autounfall erblindet und entstellt ist, sucht per Zeitungsanzeige einen Sekretär, um ihm seine Autobiographie zu diktieren. In dem Landhaus bei London, in das sich Sir Paul zurückgezogen hat, spricht der junge John Ryder vor, der sich als Glücksfall zu erweisen scheint. Alle Pflichten erledigt er geduldig, ist technisch versiert und auch bereit, auf die Launen und Eigenheiten des klaustrophobischen Blinden einzugehen. Aber dann schleichen sich kleine Pannen ein, die Atmosphäre verändert sich unmerklich, etwas Böses bahnt sich an.

    Meine Meinung

    Gilbert Adair hat mit "Blindband" einen unglaublich tiefsinnigen und faszinierenden Roman geschrieben, in dem es nicht nur um das Leben selbst geht, sondern auch um Einsamkeit, Vertrauen und das Böse im Menschen. Er schafft es, mit einem fast nur aus Dialogen bestehenden Schreibstil, eine unglaublich spannende Geschichte zu erzählen, die den Leser mitnimmt und auch lange nach Beenden des Buches nicht loslässt. Lediglich zwei (!) Hauptprotagonisten bestimmen den Verlauf dieser Story und erschaffen durch ihre Gespräche, die mal tiefsinnig, mal humorvoll aber hin und wieder auch verwirrend zu sein scheinen, eine beklemmende Atmosphäre, die viel Spannung mit sich bringt und beim Leser sämtliche Alarmglocken klingeln lässt.

    Sowohl Story als auch Protagonisten sind authentisch ausgearbeitet und von Beginn an undurchschaubar, aufregend, man könnte sagen von einer geheimnisvollen Aura umgeben. Es ist einfach nicht möglich, Adairs Roman auch nur kurz wegzulegen - man möchte wissen, was passiert, wie sich die Situation entwickelt, die Anspannung steigert; worum es eigentlich geht.

    Der Titel gefällt mir bedingungslos gut. Die Zweideutigkeit des Titels spiegelt sich im gesamten Inhalt wider: Zum einen ist einer der Hauptprotagonisten blind - "Blindband" ist also sein Buch, seine Geschichte; gleichzeitig geht es um alles und nichts, denn ein Blindband ist ein leeres Buch, von Verlagen für Ausstellungszwecke genutzt - eine wichtige Hülle, leere Seiten. Mit jeder weiteren gelesenen Seite dieses Romans versteht man immer mehr, warum Adair ausgerechnet diesen Titel gewählt hat.

    Fazit

    Ich kann und möchte Gilbert Adairs Werk wirklich empfehlen. Jeder, der sich für Literatur interessiert, macht hier nichts falsch - jeder, der noch nie zu "richtiger" Literatur (keine Unterhaltungsliteratur wie Fantasy, Thriller etc.) gegriffen hat, kann hiermit getrost anfangen und macht ebenso wenig falsch. Das Buch hat mich wirklich gepackt und bleibt mir immer noch im Kopf.
  12. Cover des Buches Die Installation der Angst (ISBN: 9783938803806)
    Rui Zink

    Die Installation der Angst

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Nespavanje

    Zwei Männer klingeln bei einer Frau. Sie wollen bei ihr die Angst installieren. Eine Anordnung der Regierung, der sich niemand widersetzten darf. Doch die Frau ist nicht alleine. Sie versteckt ihr Kind im Badezimmer, legt es in die Badewanne. Während der eine der Männer die Angst installiert, erklärt beflissentlich der andere, wie sie funktioniert, und wie lebensnotwendig die Angst gerade in unseren Zeiten geworden ist.


    Der Titel alleine verrät schon die Absurdität des Inhalts und der geneigte Leser wird in diesem kurzem literarischen Kleinod nicht enttäuscht. Absurd scheint es, Angst in einer Wohnung installieren zu können, aber Angst in einem Menschen zu installieren, sie zu vermehren ist schon eher möglich. Der Leser geht möglicherweise davon aus, dass sie in erster Linie nichts Schlechtes ist, hier setzt aber der Roman nicht an. Die Männer beschreiben in geistlosen und ewig sich wiederholenden Phrasen die Wichtigkeit der Angst. Und über allen steht natürlich die Angst vor der Angst, quasi als Krönung. Ich werde mir hier diverse Wiederholungen sparen, aber soviel sollte der Leser meiner Rezension wissen: Alle Ausprägungen, alle Formen der Angst werden immer wieder und wieder durchgekaut, dabei bedienen sich die beiden abgedroschener Phrasen, Zitate, Redewendungen. Sie sparen nicht an Klischees und platten Anspielungen. Dieses ganz ursprüngliche Emotion soll uns alle beherrschen und genau in diesem Moment, irgendwo in der Mitte der Erzählung, beginnt sich der geneigte Leser zu fragen, wovor er sich eigentlich fürchtet und wie weit es ein begründetes, oder ein unbegründetes Gefühlt ist. Dieses Buch ist aber auch eine Satire über unser tiefliegendes Sicherheitsbedürfnis und eine Elegie auf die heutige Gesellschaft.


    Die Installation der Angst ist als Kammerspiel konzipiert, also als ein Sprechstück mit wenigen Schauspielern auf einer Bühne, die gänzlich ohne viel Dekoration oder Kulisse auskommt. Und ohne mein zutun, hat sich dann beim Lesen genau so ein Kammerspiel abgespielt. In Gedanken war ich plötzlich nicht mehr Leser, sondern Zuschauer eines avantgardistisches Kammerspiels. Dieser Roman war mein erster des portugiesischen Schriftstellers, dass ich gelesen habe. Er hat meine Aufmerksamkeit erregt und bin mir sicher, dass seine Werke es auch weiterhin in mein Bücherregal finden.

  13. Cover des Buches Der Anruf (ISBN: 9783453438958)
    Olen Steinhauer

    Der Anruf

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Gulan
    Sie zieht die Arme zurück in den Schoß und senkt den Blick. „Möchtest du unsere Unterhaltung nicht mitschneiden?“
    Ich schüttle den Kopf und tippe mir an die Schläfe. „Lieber nicht, falls Interpol später danach fragt. Vielleicht sagst du etwas, das du nicht an die große Glocke hängen willst.“
    Ihr Gesicht drückt aus, dass sie meine Diskretion zu schätzen weiß. Dann erscheint ihre Hand erneut und schiebt sich nach vorn, um nach meiner zu fassen. „Du passt auf mich auf, nicht wahr?“
    „Natürlich“, lüge ich. (S.68)

    Wien 2006: Eine Gruppe islamischer Terroristen entführt eine Passagiermaschine. Sie fordern die Freilassung von Gleichgesinnten aus österreichischen und deutschen Gefängnissen. Es werden offizielle Verhandlungen geführt. Im Hintergrund mischt auch die CIA-Dependance in Wien mit, die Amerikaner haben sogar einen Mann im Flugzeug. Doch auf einmal endet die Geiselnahme in der Katastrophe: Alle Personen im Flugzeug kommen ums Leben. Einige Jahre später wird das Geschehen noch einmal CIA-intern aufgerollt. Was geschah damals in dieser Nacht? Und wer tätigte den ominösen Anruf aus den CIA-Räumlichkeiten, der das Fiasko auslöste?

    Stoff für einen wilden, actiongeladenen Spionagethriller – doch weit gefehlt. Slow down, relax. Autor Olen Steinhauer hat sich was ganz anderes einfallen lassen: Ein „harmloses“ Dinner zu zweit. Ein Kammerspiel zwischen zwei CIA-Agenten, die damals vor Ort waren. Henry Pelham, damals Agent im Außendienst, zapfte Quellen an, ist heute immer noch im Dienst. Er soll zu den Ereignissen noch einmal intern ermitteln. Dazu nimmt er Kontakt zu Celia Favreau auf. Sie war Analystin im Innendienst, ist heute nicht mehr für die Agency tätig. Beide waren damals liiert, er fragte sie am besagten Abend sogar, ob sie zusammenziehen sollen, doch nach den Ereignissen zerbrach die Beziehung, sie heirate einen anderen, zog nach Kalifornien und ist inzwischen zweifache Mutter. Henry hat bis heute die Trennung kaum verwunden.

    Sie treffen sich also nun in Carmel-by-the-Sea (war Eastwood da nicht mal Bürgermeister?) in einem hippen Restaurant namens Rendez-vous und beginnen mit Plaudereien, trinken viel Wein. Henry spielt die Bedeutung des Gesprächs Celia gegenüber bewusst herunter. Aber: Je länger das Dinner dauert, desto mehr belauern sich beide und desto rauer wird die Atmosphäre. Es wird nicht nur ein Verräter gesucht, sondern auch eine gescheiterte Beziehung aufgearbeitet.

    Voller Hochachtung vor ihrer absoluten Selbstbeherrschung nicke ich zu ihrer Lüge. Was weiß sie? Sie weiß, weil ich es ihr erzählt habe, dass ich das Flughafenfiasko untersucht habe. Sie weiß, weil ich es angedeutet habe, dass ich die Telefonaufzeichnungen geprüft habe. Und trotzdem, wenn ich sie so ansehe mit dem schlanken Gelenk, das zu den Sehnen der völlig reglosen Hand führt, habe ich das Gefühl, dass sie völlig mit sich im Reinen ist. Oder sie spielt mir eine perfekte Komödie vor. […]

    Als sie den Kopf zu Seite neigt und mich betrachtet, spüre ich es mit einem Mal im Magen. Er zieht sich zusammen und dreht sich, als hätte ihr Blick eine Welle bitterer Säure ausgelöst. Sie weiß es, keine Frage. Sie weiß genau, was ich vorhabe. Ich muss auf der Hut sein. (S.166)

    Olen Steinhauer ist inzwischen in die erste Riege der Spionagethriller-Autoren aufgestiegen, nach der Milo-Weaver-Trilogie war er von zwei Jahren auch mit „Die Kairo-Affäre“ sehr erfolgreich. Nun also ein etwas unkonventioneller Thriller, inspiriert von der Fernsehadaption des Gedichts „The Song Of Lunch“, die ausschließlich an einem Restauranttisch spielt. Steinhauer beherrscht die literarischen Kniffe, wechselt die Perspektive zwischen beiden, lässt sie in Rückblenden erzählen, bricht die Form, indem er plötzlich das Gespräch als Protokoll wiedergibt.

    Die Geschichte ist interessant konzipiert und klug aufgebaut. „Der Anruf“ ist definitiv ein gutes Buch. Und dennoch: Ich hatte mir irgendwie noch mehr erwartet. Es gibt zwei ein, zwei Überraschungen, aber insgesamt hatte ich gehofft, dass der Autor noch mehr mit den Erwartungen des Lesers spielt. Außerdem bleiben für mich auch nach Rekapitulation des Buches noch ein paar Ungereimtheiten. Ein Jammern auf hohem Niveau, das muss man allerdings zugeben.

  14. Cover des Buches Mein Name ist Estela (ISBN: 9783446277274)
    Alia Trabucco Zerán

    Mein Name ist Estela

     (42)
    Aktuelle Rezension von: Petris

    Mareike Fallwickl schreibt über dieses Buch: Wer Estela zuhört, wird ihre Stimme nicht mehr vergessen: Hier spricht eine, die zum Schweigen verdammt ist. Ein Roman, der aufrüttelt, wie kein zweiter.“

    Dem ist nichts hinzuzufügen. Treffender kann man es kaum sagen.

     Die Stärke dieses Romans ist die Erzählstimme der Protagonistin. Eindringlich, sachlich und zugleich poetisch erzählt sie aus ihrem Leben. Wir wissen, was am Ende passiert ist, das Kind ihrer Arbeitgeber ist gestorben und sie sitzt hinter versperrten Türen. Gegen diese Tür, den Menschen, die dahinter sind, erzählt sie ihre Geschichte.

    Estela kommt aus einer armen Gegend. Ihre Mutter hat sich ihr Leben lang als Hausmädchen durchgeschlagen, gearbeitet von morgens bis abends. Und trotzdem versucht, ihrer Tochter Lebensfreude beizubringen und ihr auch die Wichtigkeit der Schule aufgezeigt.

    Und Estela möchte mehr: Eine Weile in der Stadt arbeiten, etwas sparen und dann zurück gehen, die Hütte verbessern, der Mutter ein besseres Leben ermöglichen. Sie findet Arbeit bei einem Paar, er Arzt, sie arbeitet für eine Holzfirma und ist schwanger, bald schon kommt das Mädchen Julia zur Welt. Und Estela bleibt. Schickt ihrer Cousine Geld, die sich um die Mutter kümmern soll und nie genug bekommt.

    Das Paar ist sehr kühl, für ihn muss alles nach Plan laufen, Frau und Kind sind ein Teil davon. Julia entwickelt in dieser kühlen, strengen und sehr auf Leistung bedachten Umgebung multiple Probleme. 

    Estela beobachtet alles, bleibt aber immer am Rande. Sie wird ordentlich behandelt, bekommt pünktlich bezahlt, alles ist korrekt. Aber kalt. Der Klassenunterschied wie eine dicke Wand dazwischen. Es ist einsam, die Worte gehen verloren.

    Mein Name ist Estela ist eine bedrückende Geschichte, um so mehr, als wir wissen, dass sie so oder so ähnlich vielfach abläuft, es so viele Menschen gibt, die unter diesen (und noch schlechteren) Bedingungen arbeiten müssen.

    Ein Roman, der noch lange nachhallen wird, der mich begeistert und berührt hat. Eine Erzählstimme, wie man sich nicht oft findet.

  15. Cover des Buches Kintsugi (ISBN: 9783596704927)
    Miku Sophie Kühmel

    Kintsugi

     (77)
    Aktuelle Rezension von: CARebaf

    Der Plot klingt zunächst spannend: Eine WG mit zwei schwulen Männern und einem, der bi ist. Dazu die Tochter des letzteren, die oft zu Besuch in dem wunderschönen Haus am See ist, von Kindesbeinen an. Die Umsetzung mutet zunächst auch spannend an: Kapitel 1  ist von aussen in der Er-Form gehalten. Dann kommt ein szenisches Theaterstück, dann schleichen wir uns über ein 'Wir' langsam in eine Ich-Form. Diesmal schildert Max aus seiner Sicht. Hierbei hat mir gefallen, wie Max, analog zu einer Hausfrau der 50er Jahre, von seinem erfolgreichen Künstler-Partner ausgehalten wird. Im nächsten Kapitel ist lange unklar, wer das Ich ist, bis ich dann Reik identifiziere und das Muster erkenne. Aber jetzt sind wir auch schon über der Hälfte der Gesamtseiten und ich merke, wie ich immer mehr 'quer' lese. Ein sicheres Zeichen, dass ich langweilig finde, was ich lese. Schade. Es kommt gemäss dem gewählten Muster noch ein Kapitel mit Ich = Tonio und eines mit Ich = Pega, das ich wiederum ganz gelungen fand. 

    Wenn ich den Plot hätte als Autor ausfüllen müssen, hätte ich ab der Mitte drastisch gekürzt und zum Ende noch einspannendes Kapitel mit Ich = Nicole hinzugefügt. Sie ist die Freundin von Pega und poppt mit ihrem Vater Tonio.

    Ich kann das Urteil der Buchpreis-Jury 2019 nachvollziehen.

  16. Cover des Buches Die Falle (ISBN: 9783844521276)
    Melanie Raabe

    Die Falle

     (37)
    Aktuelle Rezension von: Nicola89

    Linda Conrads ist zwar Bestsellerautorin, aber lebt völlig zurückgezogen und seit elf Jahren das Haus nicht mehr verlassen. In den Medien wird über eine mysteriöse Krankheit spekuliert, doch es steckt etwas völlig anderes dahinter. Lindas jüngere Schwester Anna wurde vor vielen Jahren ermordet und die Erinnerungen daran verfolgen Linda bis heute, denn sie hat den Täter flüchten sehen. Doch eines Tages sieht sie genau dieses Gesicht im Fernsehen, es gehört Victor Lenzen, dem neuen Reporter einer Nachrichtensendung. Linda weiß, dass sie etwas unternehmen muss.

    "Die Falle" ist bereits im Jahr 2015 erschienen und war das Debut von Melanie Raabe. Gleichzeitig war es nun auch mein erstes Buch der Autorin.

    Die Protagonistin Linda entscheidet sich schon ziemlich zu Beginn des Hörbuchs dazu, den Mord an ihrer Schwester in ihrem neuen Thriller aufzuarbeiten. Die Handlung in der Gegenwart vermischt sich dabei immer etwas mit der Buch-im-Buch-Handlung, die man durch zwei unterschiedliche Sprecher aber gut voneinander unterscheiden kann.

    Den Schauspielern und Hörbuchsprechern Devid Striesow und Birgit Minichmayr muss man hierbei ein großes Lob aussprechen. Sie haben die Geschichte absolut fesselnd erzählt, sodass ich das Hörbuch schnell beendet habe.

    Die Handlung an sich war aber recht vorhersehbar und auch der Plottwist am Ende kam für mich nicht überraschend. Der Spannungsbogen blieb die ganze Zeit über auch eher flach und konnte nur durch die Sprecher aufgewertet werden.

    Die Sprecher sind bei diesem Hörbuch ein absolutes Highlight, die Geschichte eher weniger.

  17. Cover des Buches Geheimnis in Weiß (ISBN: 9783608963304)
    J. Jefferson Farjeon

    Geheimnis in Weiß

     (90)
    Aktuelle Rezension von: Marion2505

    Puh, ich muss schon sagen, dass ich mich ziemlich durch dieses Buch durchgequält habe. Der Klappentext klang super und das Buch lag auch schon viel zu lange ungelesen im Bücherregal. Also habe ich es mir endlich geschnappt, aber schon auf den ersten paar Seiten gemerkt, dass mir der Schreibstil gar nicht zugesagt hat. Da ich Bücher eigentlich nicht abbreche, habe ich es auch hier nicht getan. Das Lesen der nur 282 Seiten war aber wirklich langatmig, langweilig und an manchen Stellen ziemlich nervig. Ich fand die Dialoge zwischen den unterschiedlichen Charakteren oft sooooo anstrengend und fast lächerlich. Auch sind mir dadurch die Protagonisten nicht näher gekommen, was ich schade fand, denn sie waren schon ein bunt gemischtes Völkchen. Leider blieb die Sympathie für jeden einzelnen aus ...

    Abschließend kann ich sagen, dass mich das Buch nicht begeistern konnte: zu langatmig, eigenartig blasse Protagonisten und jede Menge Klischees. 

  18. Cover des Buches Vier Tage währt die Nacht. (ISBN: 9783499234972)
    Dorothea S. Baltenstein

    Vier Tage währt die Nacht.

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Gegen_den_Strom_lesen

    Die Entstehung des Buches ist selbst schon eine spannende Geschichte und Wert hier kurz beschrieben zu werden:

    Dorothea S. Baltenstein ist ein Sammelpseudonym einer Gruppe von vier Berliner Schülerinnen und deren früherer Lehrer. Im Rahmen eines dreijährigen Projektes wurde der Roman gemeinschaftlich geschrieben. Anschließend sollte ein Verlag gesucht werden, der auch gefunden wurde.
    Die Veröffentlichung war jedoch an mehrere Bedingungen geknüpft. Das Buch durfte nur unter einem Pseudonym, ohne Andeutung auf das Schülerprojekt veröffentlicht werden. Zusätzlich wurde die fiktive Person Dorothea S. Baltenstein erfunden, die um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert gelebt haben soll und selbst ein tragisches Ende mit 30 Jahren erfahren hat. Ihr einziges Manuskript sei nie veröffentlicht worden und der Herausgeber Michael Schmid habe es im 21. Jahrhundert  zufällig auf einem Dachboden gefunden und veröffentlicht.
    Soviel zur fiktiven Autorin. Der Stern kam nach einem halben Jahr der Veröffentlichung hinter das Geheimnis der Dorothea S. Baltenstein und enthüllte das Schülerprojekt.
    Wer mehr darüber erfahren will, klickt hier.

    Nun zum Inhalt des Buches. Obwohl der Roman ein zeitgenössischer ist, liest er sich wie ein klassischer Schauerroman des 19. Jahrhunderts. Die Kulisse ist ein düsteres Schloss in den schottischen Highlands. Der Schlossherr lädt Freunde zu einem literarischen Wettstreit in das Gemäuer sein. Bereits in der ersten Nacht stürzt die Zugbrücke ein, was ein Todesopfer fordert. Der Weg nach draußen ist abgeschnitten… Die Literaten müssen erkennen, dass ein Mörder unter ihnen weilt, der einen nach dem anderen von ihnen tötet. Anscheinend ist der Mörder ein Märchenliebhaber, er gibt Rätsel auf, die mit den Gebrüdern Grimm zusammen hängen.

    Auf der Suche nach dem literarischen Muster für die Ungeheuerlichkeiten wird der Kreis der Verdächtigen schließlich immer kleiner…

     

    Ein spannender Schauer-Kriminalroman, mysteriös, märchenhaft, gruselig, absolut empfehlenswert.

  19. Cover des Buches Stille Wut (ISBN: 9783641048525)
    Sergio Bizzio

    Stille Wut

     (2)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN LEBEN IM VERBORGENEN...

    Was für eine Idee! Die Geschichte selbst ist rasch erzählt. Ein Bauarbeiter (José Maria, von allen nur Maria genannat) lernt zufällig an der Kasse eines Supermarktes ein Hausmädchen (Rosa) kennen, und sogleich funkt es zwischen den beiden. Rosa hat wenig Freiraum in ihrer Anstellung, und so treffen sich die beiden einmal in der Woche in einem Hotel - für sie die einzige Möglichkeit, sich zu lieben. Als die Herrschaften dann aber für einige Tage fort fahren, lädt Rosa ihren Freund in die Villa ein, in der sie arbeitet. Unangekündigt stehen die Herrschaften plötzlich früher als erwartet in der Tür, als Maria gerade bei Rosa in der Küche sitzt. Rasch überlegen die beiden, wie er flüchten kann, ohne entdeckt zu werden - und tatsächlich, als Rosa die Küche wieder betritt, ist Maria fort. Doch statt nach draußen ist er ins Innere der riesigen Villa geflüchtet, in die oberste und ungenutzte Etage. Dies erweist sich zunächst als genialer Schachzug, da niemand von Marias Aufenthalt dort weiß und er plötzlich verdächtigt wird, seinen Vorarbeiter auf der Baustelle getötet zu haben..


    Doch im Grunde verspürte er keinen Drang, die Zeit zu nutzen: (...) das Nichtstun gefiel ihm. Er hatte niemandem gegenüber Verpflichtungen, er musste keine Befehle befolgen, und er musste sich um nichts kümmern, außer darum, nicht entdeckt zu werden.


    Der argentinische Autor Sergio Bizzio schuf hier ein beklemmend spannendes Kammerspiel. Denn José Maria bleibt zunächst ein paar Tage, dann Wochen und schließlich gar Jahre unentdeckt der heimliche Bewohner der Villa und durchläuft dabei allmählich eine deutliche Wandlung. Stets allein mit seinen Gedanken und Gefühlen vertreibt er sich die Zeit mit Büchern aus der gut ausgestatteten Bibliothek und mit heimlichen Erkundungen im Haus. Mit José Maria wird auch der Leser zum Voyeur. Intensiv beobachtet er das Leben der gelungen skizzierten Bewohner der Villa und lernt diese dabei besser kennen als sie sich untereinander. Vor allem an Rosas Leben nimmt Maria weiterhin regen Anteil und erträgt es nur schwer, als sie sich einem anderen Mann zuwendet.


    Also keine Familie, keine Gespräche, keine Freunde, keine Liebe (...) Was hatte er dann in seinem Leben gemacht? Er wusste es nicht. Aber das war nur eine Frage; erst als er sich viele stellte, alle auf einmal, sie beinahe aufeinanderstapelte, fand er die Antwort: Rosa. Sie war das Beste, was ihm je passiert war, und es war plötzlich geschehen; eine Revolution auf den ersten Blick.


    Frei von allen gesellschaftlichen Zwängen entwickelt José Maria allmählich eine ganz eigene Moral, und auch seine Gefühlswelt verändert sich zusehends. Ein geiterhaftes Leben führt der ehemalige Bauarbeiter da, und die rasch skizzierten Szenen schlagen den Leser mit knappen Sätzen und einem ganz eigenen Sprachzauber in den Bann. Natürlich lebt die Geschichte auch von der Spannung, wie lange José Maria es tatsächlich schafft unentdeckt zu bleiben. Aber spannend war für mich auch die Entwicklung des Charakters. Viel spannender als ich zu Beginn der Lektüre erwartet hätte...


    Maria hörte sie weinen und schlang die Arme um sich, als würde er sie umarmen. Und irgendwie tat er das auch, denn er trug sie im Herzen.


    Weshalb zieht José Maria es eigentlich vor, einsam in dem Haus zu verbleiben anstatt tatsächlich zu fliehen? Diese Frage stellt sich beim Lesen zwangsläufig - und wird im Laufe der Geschichte beantwortet. Ob die Antwort ausreicht, kann jeder Leser wohl nur für sich entscheiden.

    Mir jedenfalls hat das Buch unterhaltsame Lesestunden beschert, und wer kammerspielartig angelegten Erzählungen gegenüber nicht abgeneigt ist, dem sei hiermit eine klare Empfehlung ausgesprochen...



    © Parden
  20. Cover des Buches Slade House (ISBN: 9783499272394)
    David Mitchell

    Slade House

     (77)
    Aktuelle Rezension von: Smart_Rebecca

    "Sie ist wirklich klein... Sie hat weder Griff noch Schlüsselloch und nicht mal Türritzen. Sie ist schwarz, schwarz-schwarz, wie das Nichts zwischen den Sternen... Die Tür zieht meine Hand zu sich. Sie ist ganz warm. Und dann schwingt sie quietschend auf..."

    Alle neun Jahre, tritt jemand ganz Besonderes durch die Tür von Slade House und verschwindet für immer. Dieses Verbrechen wird niemals gesühnt werden, niemals wirklich gerächt werden können und es wird sich fortsetzen - immer und immer wieder, alle neun Jahre, am letzten Samstag im Oktober.

    In makellos formulierten Sätzen, dem jeweiligen Charakter entsprechend, erfährt man Stück für Stück den wahren Hintergrund des Verschwindens von 4 besonderen "Gästen", in den Jahren 1979-2006.

    Diese Kurzgeschichte ist absolut lesenswert! Es ist ein Gewinn sie zu kennen! 

    Die verschiedenen Blickwinkel, dass sich schrittweise Annähern an die traurige, skrupellose Wahrheit. Das Bedauern für jedes Opfer um das absolute Nicht-Entkommen-Könnens, das Entsetzen und dann die Hilflosigkeit, der letzte Moment vor der völligen Auflösung. 

    5 Sterne und eine definitive Leseempfehlung!

  21. Cover des Buches Bunker (ISBN: 9781849161145)
    Andrea Maria Schenkel

    Bunker

     (71)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    oder fad, fader, Schenkel Ihre ersten beiden Bücher fand ich schon schlecht, aber wenigstens gab es einen kleineren Spannungsbogen. Ihr Vorteil war, dass sie damals von Archiv Material zehren konnte und so ein Grundgerüst hatte. In Bunker fehlt dies gänzlich und hier zeigt sich, die Autorin hat leider keine eigenen Ideen. Der Überfall auf einen Autovermieter scheint spannend und verworren, aber leider war es dann auch schon. Allzu schnell vertut sie ihre Chance auf einen spannenden Plott und driftet ab in Nichtigkeiten und führt viel zu viele Personen ein, die dann nur Masken bleiben und keine Tiefe besitzen oder besondere Bedeutung. Sollte es auch für dieses Buch einen Krimipreis geben, braucht man nie wieder ein Buch kaufen, dass einen der Preise bekommen hat.

  22. Cover des Buches Der geniale Mister Fletcher (ISBN: 9783746624327)
    Craig Clevenger

    Der geniale Mister Fletcher

     (35)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    Dies ist die Geschichte von Daniel Fletcher. Oder wie er sich auch gerade nennt, denn Daniel ist auf einer besonderen Flucht. Er ist ein genialer Fälscher, dessen Karriere einem geheimnisvollen Grund geschuldet ist, der ihn in periodisch auftretenden Abständen zwingt, sich mit Drogen vollzupumpen, sich eine neue Identität zulegen zu müssen, um den Fängen eines Psychiatrieaufenthalts zu entkommen. Da er seine Fähigkeiten im Laufe der Zeit perfektioniert hat, gibt es nichts zu fürchten, bis er dieses eine Mal nicht um sich selbst zu schützen kämpft, sondern es seine Freundin betrifft.
    Clavenger hat nicht nur einen großartigen Plot erdacht, sondern auch höchst beeindruckend umgesetzt. Wenn man bereit ist, sich seinem Zickzack-Kurs aus Gegenwart und Zukunft zu unterwerfen und gerade in der ersten Hälfte eine gewisse Ungeduld unterdrücken kann, dann wird man am Ende belohnt. Denn, und das sei hier betont, alles ergibt einen Sinn, die Dramaturgie wird schlüssig und in der zweiten Hälfte nimmt der Roman den Leser in Dauerhaft bis zum überraschenden Ende. Ein interessantes, fesselndes Buch mit Bezug zu den willkürlichen Eingriffen staatlicher "Fürsorge" in das Leben Einzelner. Großartig
  23. Cover des Buches Morgentod (ISBN: 9783847637271)
    Ole R. Börgdahl

    Morgentod

     (26)
    Aktuelle Rezension von: Kiki77

    „Morgentod“ von Ole R. Borgdahl ist ein Hamburg-Krimi, und der zweite Fall des Ermittlerteams um Kurt Bruckner, der als Kriminaloberkommissar bei der Hamburger Polizei arbeitet, sowie Tillman Halls, der eine Vergangenheit beim FBI in Quantico hat.

    In einer Villa wird die Hauswirtschafterin erschossen. Wer hat ein Interesse am Tod der Frau, das klären Bruckner und Halls. Dabei stoßen sie auf einige Unklarheiten in der Vergangenheit der Toten, sowie beim Hausherren. Als es dann noch um eine Kindesentführung geht, wird deutlich, wer die Frau aus dem Weg haben will.

    Das Buch liest sich flüssig und die Spannung steigt immer weiter an. Für den zweiten Teil des Ermittler-Duos gebe ich gerne 3,5 Sterne.

  24. Cover des Buches 6 Uhr 41 (ISBN: 9783442483747)
    Jean-Philippe Blondel

    6 Uhr 41

     (174)
    Aktuelle Rezension von: gst
    „Ich liebe Züge. Die Stunden, die an einem vorbeirauschen. Man packt eine Tasche für die Fahrt. Man steckt zwei Bücher ein, Kaugummis, eine Flasche Wasser – am liebsten würde man auch noch eine Schmusedecke mitnehmen.“

    Cécile sitzt im Frühzug nach Paris, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Sie hat mal wieder ihre uneinsichtigen Eltern übers Wochenende besucht. Und da setzt sich ausgerechnet der Jugendfreund Philippe Leduc neben sie auf den letzten noch freien Platz. Nach einem äußerst unschönen Ende der Liebelei haben sie sich 27 Jahre nicht mehr gesehen. Sie erkennen sich sofort, sprechen aber nicht miteinander.
    Jeder hängt seinen Gedanken und Erinnerungen an die Zeit mit Anfang 20 nach. Sie vergleichen sich selbst und den anderen mit früher. So nach und nach wird deutlich, wie schrecklich das Ende der Jugendliebe war und warum die beiden nicht miteinander sprechen wollen.

    Der Autor Jean-Philippe Blondel wurde im Oktober 1964 in Troyes geboren. Nach seinem Schulabschluss entschied er sich für ein Englisch-Studium und begann anschließend als Englischlehrer zu arbeiten. Als Schriftsteller hat er seit 2003 eine Reihe Romane und mehrere Jugendbücher veröffentlicht. Der große Durchbruch als Autor gelang ihm mit diesem Roman, der 2014 veröffentlicht und in Frankreich zu einem Bestseller wurde. 2008 erhielt er den „Prix Charles Exbrayat“ und 2011 den „Prix Amerigo Vespucci Jeunesse“.

    Obwohl es der Autor schafft, dass ich mich sofort in die beiden, die abwechselnd zu Wort kommen, hineindenken kann, hat mich das Buch nicht wirklich erreicht. Das umeinander Herumdenken hat mich über die Hälfte des Buches gelangweilt. Erst als zur Sprache kam, was damals geschah, konnte ich das Verhalten nachvollziehen.

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