Bücher mit dem Tag "kanadische literatur"

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42 Bücher

  1. Cover des Buches Der Report der Magd (ISBN: 9783492303279)
    Margaret Atwood

    Der Report der Magd

    (821)
    Aktuelle Rezension von: Denny089

    Die Geschichte spielt in der nahen Zukunft in der Republik Gilead, einem totalitären Staat, der auf dem Gebiet der ehemaligen Vereinigten Staaten errichtet wurde. Die Gesellschaft von Gilead ist extrem patriarchalisch und basiert auf einem fundamentalistischen christlichen Regime, das die Rechte aller Frauen drastisch eingeschränkt hat. Die Hauptprotagonistin, die unter dem Namen Desfred (engl. Offred) bekannt ist, ist eine der „Mägde“, Frauen, die gezwungen werden, Kinder für die elitere unfruchtbare Oberschicht zu gebären. Die Mägde haben keine eigenen Rechte und werden aufs strengste überwacht. Jeder "sogenannte" Fehltritt wird aufs strengste bestraft. Das Buch thematisiert die Themen Unterdrückung, Freiheit, Identität und Widerstand und warnt vor den Gefahren des Extremismus und der Entmenschlichung. Ich denke der Roman von 1985 ist auch heute, ein brandaktuelles Thema mit dem man sich unbedingt beschäftigen sollte.

  2. Cover des Buches Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger 3D, 1 Blu-ray (ISBN: 4010232059383)
    Yann Martel

    Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger 3D, 1 Blu-ray

    (1.036)
    Aktuelle Rezension von: Fiona_Camars

    Eines der schönsten und ungewöhnlichen Bücher, die ich je gelesen habe. Das Setting ist merkwürdig, mit einem indischen Zoobesitzer Sohn. Die Geschichte mäandern erst hier hin und dorthin, bis plötzlich der (im Deutschen) namensgebende Schiffbruch passiert, bei dem sich der Junge auf einem kleinen Rettungsboot mit einer Handvoll bedauernswerten Tieren wiederfindet. Ungewohntes Ende. Tolle Geschichte!

  3. Cover des Buches Wozu wollen Sie das wissen? (ISBN: 9783104026848)
    Alice Munro

    Wozu wollen Sie das wissen?

    (32)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Der Einstieg in Elf Geschichten aus meiner Familie, wie der Untertitel des Buches lautet, beginnt in Schottland. In diesen Teilen des Buches ist der Leser mehr gefordert als in den späteren. Manche Sätze muss man hier zweimal lesen, um ihren Bedeutungsgehalt ganz zu erfassen und für den Fortgang der Geschichte im Gedächtnis zu behalten. Aber auch der Autorin, die sich Nobelpreisträgerin nennen darf, dürften die Recherchen zu den Anfangsgeschichten einiges mehr abverlangt haben als zu spüren ist. Was angesichts des zeitlichen Unterschieds des Lebens der Autorin zu dem von ihren Vorfahren Erlebten auch verständlich erscheint. Die Teile der Geschichten, die in Kanada und in den USA spielen, lesen sich wesentlich leichter. Eventuell muss der Anfang sogar als literarisch qualitativ höherwertig angesehen werden. - Mehr Interesse möchte ich dem Haupttitel widmen. Will Frau Munro damit eine Interaktion zwischen ihr und ihren Lesern hervorrufen? Ähnlich wie es bei Theateraufführungen schon seit Längerem der Fall ist. Das dürfte allenfalls bei einer von ihr veranstalteten Buchlesung funktionieren, weil nur da, also unter Anwesenden, eine echte und gleichzeitige Aktion und Reaktion stattfinden kann und nicht bloß eine „Gefällt-mir-Button-Reaktion“. Für Rezensionen bedurfte es keines solchen Buchtitels. Sie kommen unaufgefordert. Die im Haupttitel ganz simpel verstandene Frage müsste sonach ganz banal mit „weil ich gerne lese“ oder „weil ich gerne Familiengeschichten lese“ beantwortet werden. Indes erklärt sich der Buchtitel noch einfacher. Die Autorin wurde bei ihrer Anfrage nach Kirchengeschichten in der Bibliothek des Colleges, an dem sie und ihr Mann studiert hatten, danach gefragt, wozu sie das wissen wolle. Weshalb sie diese Frage, die einem Benutzer eines deutschen Archivs eventuell genau so gestellt worden wäre, zum Buchtitel gewählt hat, bleibt ihr Geheimnis. Der Leser kann da nur spekulieren. - Nach diesem Vorgeplänkel nun doch auch noch ein paar Worte zum Inhalt des Buches. Einerseits bringt die Geschichte einer Auswanderer-Familie nichts Besonderes. Auswanderergeschichten kennt die Literatur viele, aus vermutlich allen "alten" Erdteilen und für wohl alle Kontinente. Solche Geschichten liegen angeblich derzeit sogar im Trend. Bemerkenswert ist jedoch die Art und Weise, wie sich Munro der inneren Verfassung ihrer Hauptfiguren annimmt. In den von ihr beschriebenen Charakteren kann jeder Leser Züge seiner Vorfahren und in gewisser Weise auch von sich selbst finden. Damit erfüllt das Buch die wichtigste Voraussetzung für ein reges Interesse ihrer Leserschaft, will diese doch in jedem literarischen Produkt in ihren eigenen Gedanken und Emotionen angesprochen werden. Ein zweiter Punkt, den ich hervorheben möchte, ist der treffende und manchmal lakonisch wirkende Schreibstil der Autorin. Ein Beispiel: Ihre an sich selbst gerichtete Frage, weshalb sie von der Familie Mountjoy, der sie in jungen Jahren als Dienstmädchen - gedichtet oder real - gedient hatte eine Art von Gleichgestelltheit eingefordert hatte, beantwortet sie mit dem Satz: „Alles, weil ich jung war und über Nausikaa Bescheid wusste“. Damit bin ich bei einem dritten, für mich erwähnenswerten Punkt angelangt. Am meisten besticht das Buch vermutlich durch die Darstellung dessen, wie sich die Lebensumstände und die Denk- und Lebensweise der Menschen im Laufe der verschiedenen Generationen, während der die Geschichte spielt, geändert haben. Man will kaum glauben, wie wenig einerseits und doch auch wieder wie stark sich anderseits nicht nur der technische und wirtschaftliche Fortschritt früherer Zeiten, sondern vor allem auch das Lebensgefühl der Menschen von heute gegenüber damals geändert haben. Munro macht einem die alte Weisheit, dass nur die Veränderung Bestand hat, eindrucksvoll bewusst. - Ein Buch, das vor allem wegen dieses zuletzt genannten Grundes wärmstens als Lektüre empfohlen werden kann.

  4. Cover des Buches Himmel und Hölle (ISBN: 9783104026541)
    Alice Munro

    Himmel und Hölle

    (99)
    Aktuelle Rezension von: rumble-bee
    Ich habe schon viel von Alice Munro gelesen. Immer - oder zumindest oft - geht es um ungewöhnliche Frauen und ihre Schicksale, um die Bedeutung von lebensverändernden Ereignissen, um die Verstrickungen innerhalb von Familie und Freundeskreis. Dieses Buch habe ich jedoch, aus welchem Grund auch immer, als "besonders" empfunden. Besonders düster in den Untertönen, besonders weitreichend in den Konsequenzen, die man gedanklich ziehen kann.

    Ungewöhnlich oft geht es in diesen neun Geschichten zum Beispiel um den Tod und das Lebensende. In "Trost" sucht zum Beispiel eine Frau nach dem Tod ihres schwer kranken Mannes verzweifelt nach einem Abschiedsbrief - und entdeckt dabei Unglaubliches. Vielleicht hat sie ihren eigenen Mann kaum wirklich gekannt...? In "Was in Erinnerung bleibt" begegnen sich ein Mann und eine Frau auf einer Beerdigung. Was nicht ohne Folgen bleibt.  In "Eine schwimmende Brücke" macht eine schwer krebskranke Frau eine charmante Spritztour mit einem jungen Mann. Und in "Der Bär klettert über den Berg" schließlich sieht sich ein alternder Universitätsdozent mit der schwierigen Situation konfrontiert, seine an Alzheimer erkrankte Frau in ein Heim geben zu müssen.

    Gerade letztere Geschichte hatte mich dazu bewogen, dieses Buch zu lesen. Denn sie ist vor einigen Jahren grandios verfilmt worden, mit Julie Christie in der Rolle der an Alzheimer erkrankten Frau. "An ihrer Seite" heißt der Film, soweit ich mich erinnere. Mich hat beeindruckt zu sehen, dass die Kurzgeschichte eigentlich mit einem Minimum an Worten und Szenen mindestens ebenso viel ausgedrückt hat wie der ganze Film! Das kann eine Alice Munro! Sie zieht einige Pinselstriche, porträtiert ihre Figuren gekonnt, und schon entstehen ganze Landschaften und Schicksale vor dem inneren Auge des Lesers. Auch die moralische Problematik fand ich hervorragend getroffen. Ist ein Mensch, der sich nicht mehr an mich erinnert, für mich überhaupt noch derselbe...? Ich hatte einen dicken Kloß im Hals.

    Ja, ich fand es diesmal nicht ganz leicht zu lesen, dieses Buch. Man musste schon nach jeder Geschichte pausieren. Manchmal auch mittendrin. Aber der Titel der Sammlung - zumindest der deutschen Fassung - ist ausgesprochen gelungen. (Das englische Buch wurde hingegen einfach nach der ersten Geschichte benannt. Nicht immer sind veränderte deutsche Buchtitel ein Fehler!) Denn wer definiert schon Himmel und Hölle? Immer ist auch ein Körnchen des einen im anderen enthalten. Das verdeutlicht diese Sammlung auf zutiefst berührende Weise.
  5. Cover des Buches Tricks (ISBN: B00Q74Z42W)
    Alice Munro

    Tricks

    (100)
    Aktuelle Rezension von: mabo63

    Da es recht schwierig ist die Thematik resp. die 8 Erzählungen dieses kleinen aber feinen Büchleins aus der Reihe FischerTaschenbuchBibliothek zusammenzufassen habe ich folgendes sehr zutreffendes darüber gelesen: "Es geht um Schicksale, die verbunden sind mit enttäuschten Erwartungen, unerfüllten Träumen und Sehnsüchten, aber auch mit Selbstbetrug und Illusionen.

    Dabei erzählt Alice Munro „einfach“ Lebensgeschichten, ohne zu kommentieren, zu gewichten oder zu moralisieren. Eine Charakterisierung

    der Personen erfolgt ausschließlich durch die Art ihres (Nicht-) Handelns

    und Redens. Munro setzt wohltuend auf den mündigen Leser." Sehr empfehlenswert. 

  6. Cover des Buches Der englische Patient (ISBN: 9783446248298)
    Michael Ondaatje

    Der englische Patient

    (243)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Vielleicht liegt’s an mir, vielleicht hab ich’s einfach nicht verstanden, aber ich fand dieses Buch so unfassbar langweilig, dass ich es nicht zu Ende lesen konnte. Ich mochte den Film schon nicht sonderlich, aber oft sind die Bücher ja besser. In diesem Fall leider nicht. Wie gesagt, ich weiß nicht, ob ich es vielleicht einfach nicht verstanden habe, aber gefühlt, passiert im Buch absolut nichts. Vielleicht passierte noch etwas in der zweiten Hälfte, davon habe ich beim Durchblättern aber nichts gesehen. Ich lasse mich gern belehren an dieser Stelle 😄

  7. Cover des Buches Gefrorene Seelen (ISBN: 9783426504543)
    Giles Blunt

    Gefrorene Seelen

    (197)
    Aktuelle Rezension von: Liz_Elisa
    Eins der wenigen Bücher das ich tatsächlich schon 3x gelesen habe. Es ist absolut großartig geschrieben & von der ersten Seite war ich sofort gefesselt. Viele spannende Wendungen & mit dem Ende habe ich bis zum Schluss nicht gerechnet.
    Absolute Leseempfehlung.
  8. Cover des Buches Oryx und Crake (ISBN: 9783492311311)
    Margaret Atwood

    Oryx und Crake

    (143)
    Aktuelle Rezension von: mandarini

    Wie Orwell mit 1984 unsere Gegenwart traf, skizziert Atwood mit Oryx und Crake eine erschreckend realistische Zukunft. Statt einer romantischen Geschichte geht es um den Untergang der Zivilisation, Gentechnik und Postapokalypse. Jimmy überlebt allein nach einer globalen Katastrophe und erinnert sich an die Ereignisse, die alles veränderten. Atwoods Stil ist flüssig, doch die Thematik anspruchsvoll und beklemmend realistisch. Ihr Roman entfaltet seine volle Wirkung erst nachträglich und bleibt lange im Kopf.

  9. Cover des Buches alias Grace (ISBN: 9783492313476)
    Margaret Atwood

    alias Grace

    (131)
    Aktuelle Rezension von: KarenAydin

    Worum geht es? 

    Wir treffen das Hausmädchen Grace Marks im Gespräch mit dem Nervenarzt Simon Jordan. Grace soll, zusammen mit James McDermott im Jahr 1843 den Farmer Thomas Kinnear und seine Haushälterin und Geliebte Nancy Montgomery in ihrem Haus in Toronto ermordet haben. Während McDermott bereits gehängt wurde, wurde Graces Strafe in eine lebenslange Haft umgewandelt. Sie wird von der Strafanstalt an einen Haushalt ausgeliehen, um dort als Dienstmädchen tätig zu sein. Jordan versucht nun herauszubekommen, ob Grace wirklich schuldig ist oder nicht.

     

    Kritik

    Ich war von Beginn an fasziniert von Grace, aus deren Perspektive ein großer Teil des Romans erzählt wird. Sie vertraut dem Psychiater zunächst überhaupt nicht und antwortet ausweichend oder denkt sich etwas aus. Was mir als Leser ziemlich schnell klar wurde, ist dass Grace hochintelligent ist, dass sie eine ganz unzuverlässige Erzählerin ist und dass hinter der ganzen Geschichte mehr stecken muss, als wir so auf den ersten Blick zu erkennen glauben. Ergänzt wird Graces Erzählung durch die Schilderungen des Nervenarztes (in personaler Perspektive) und einige historische Dokumente, zu denen Zeitungsartikel, Briefe oder Gedichte gehören. Während sie spricht, näht Grace an einem Quilt, in dem sie unterschiedliche Stoffe zusammennäht, die an die verschiedenen Texte und Perspektiven erinnern. So ergibt sich ein ganzes, das aber nicht glatt und nicht kohärent ist.

    Grace beginnt mit der Geschichte ihrer Kindheit und erzählt bis zu den Morden. Von ihr war ich begeistert und hing an ihren Lippen.

    "Die Hemden und die Nachthemden, die an einem sonnigen Tag in der Brise flatterten, waren wie große weiße Vögel oder Engel, die sich freuten, obwohl sie keine Köpfe hatten. Aber als wir die selben Dinge drinnen aufhoben, im grauen Zwielicht des Trockenraums, sahen sie anders aus, wie bleiche Geister von sich selbst, die dort in der Finsternis schwebten und schimmerten."

    In den anderen Dokumenten wurde viel verarbeitet (denn die Geschichte beruht auf einem historischen Fall, den Atwood fiktionalisiert hat. In einem Nachwort erläutert sie ihre Prämissen etwas genauer), der Stand der Psychiatrie zu diesem Zeitpunkt, Hypnose, die politischen Unruhen. Wenn ich schon etwas an diesem Roman zu kritisieren habe, dann sind es die Abschnitte mit den Gutachten und den Protokollen, die mich etwas aus der Geschichte herausgerissen haben. Das ist vermutlich so beabsichtigt, um eben keine glatte Erzählung zu haben, um eben über den Fall nachzudenken und sich nicht mitziehen zu lassen, sondern innezuhalten, aber das hat mir persönlich nicht ganz so gut gefallen. Vielleicht lag das auch an der Art der Stimmen. Aber wer sich für den historischen Kontext interessiert, der bekommt hier viel geboten. Atwood beobachtet, sie beurteilt und verurteilt nicht. Das wird ganz dem Leser überlassen.  

     

     

     

     

  10. Cover des Buches Generation X (ISBN: 9783351050603)
    Douglas Coupland

    Generation X

    (72)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Die 1980er Jahre waren ein Jahrzehnt der Furcht. Und das hatte nicht nur mit Modern Talking zu tun. In den 80ern boomten Horrorfilme, es herrschte eine Endzeitstimmung und es entwickelten sich die Jugendkulturen der Popper, Punker und Yuppies. Es war die Zeit der Null-Bock- und No-Future-Generation. All dies gründete in der eliminatorischen Bedrohung der vollständigen nuklearen Vernichtung. USA und Sowjetunion hatten sich gegenseitig dermaßen hochgerüstet, dass das Atombombenarsenal ausreichte, die Welt mehrfach auszulöschen. Das Gefühl vieler Menschen war, dass es tatsächlich jederzeit soweit sein konnte. Kinder kannten den Sirenenklang für ABC-Alarm. Auf Schulgeländen befanden sich Atombunker.  Im Angesicht dieser wahnsinnigen Bedrohung entwickelte sich bei vielen Menschen, zumal bei Kindern und Jugendlichen, der Eindruck, dass es sich nicht lohnen würde, lange zu planen. Wofür auch, würde es doch bald im nuklearen Winter eh keine Rolle mehr spielen. Die nachfolgenden 90er Jahre werden heute im kollektiven Gedächtnis verklärt zu einer Zeit des Friedens und Frohsinns. Doch was bewirkten die 80er Jahre in der Psyche der Jugendlichen? Douglas Coupland hatte 1991 in seinem Roman Generation X ein Gesellschaftsbild entworfen, dass dermaßen präzise und weitsichtig war, dass seine Erzählung heute vollkommen zu Recht mit dem Kultstatus versehen wird. 2018 hat der Aufbau Verlag Generation X neu aufgelegt und mit einem Nachwort von Dietmar Dath versehen. Wie geil ist bitte schön das denn?

    Konsumterror

    Man kann die gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen überhaupt nicht verstehen, wenn man sich nicht die vorhergehenden Generationen anschaut. Deren Lebensgefühl, deren Erfahrungen prägen die nachfolgenden Generationen. Deren Wünsche und Hoffnungen, deren Enttäuschungen und Ängste bedingen die Veränderungen oder Beharrungen aktueller Generationen. Der allgegenwärtige Konsum, der Hedonismus des Alles-Haben-Müssens, des ewigen Wachstums und des kurzsichtigen Raubbaus an Mensch und Umwelt lässt sich nur aus der zukunftslosen, zukunftsausblendenden Perspektive der Angstgetriebenen verstehen. Wenn es kein Morgen gibt, dann will man wenigstens heute bestens leben.

    „die kleinen, flüsternden, nuklearen Stimmen, die seit dem Kindergarten ununterbrochen in seinem Unterbewusstsein gesprochen hatten, waren verstummt.“

    Dass diese Einstellung erst recht zur Zerstörung des Morgens führt, ist eine Einsicht, die immer erst die nachfolgende Generation zu spüren bekommt. Was ist wenn die Welt morgen nicht im Atomkrieg untergeht? Dann brauchen die Menschen immer noch eine intakte Umwelt, Jobs, eine lebenswerte Welt. Doch die Ausbeutung von Mitmenschen und Natur haben dazu geführt, dass diese lebenswerte Welt so nicht mehr existiert. Zumindest nicht wenn alle immer so weiter machen wie bisher.

    Die Generation X war die nächste Generation, die erkennen sollte, dass Konsum nicht glücklich macht. Ganz im Gegenteil. Der Konsumterror vernichtet die Grundlage für eben diese lebenswerte Welt.

    „Warum sollen wir arbeiten? Nur um noch mehr Kram zu kaufen?“

    Couplands Protagonisten Andy, Dag und Claire verweigern sich den Idealen ihrer Eltern. Wozu Geld anhäufen? Wozu immer mehr konsumieren? Besitz macht offensichtlich nicht glücklich, sondern verlangt immer nur zu noch mehr Besitz. Und um besitzen zu können, muss man viel arbeiten. Die Lebenszeit wird also mit Arbeit vergeudet, nur um sich Dinge anzuschaffen, die in ihrer Konsequenz den Planeten und andere Menschen zerstören. Alles nur, um nicht über die Zukunft nachdenken zu müssen und sich von einer kurzfristigen Konsumbefriedigung in die nächste zu stürzen. Und zwischenzeitlich haben die vorhergehenden Generationen die wesentlichen Prozesse des Lebens aus den Augen verloren. Überschuldung, Überbevölkerung und Klimaerwärmung waren auch in den 90ern schon ein Thema. Nur hatte niemand Zeit sich darum zu kümmern. Man brauchte ja noch ein Haus und ein weiteres Auto. Urlaube mussten verdient werden. Urlaube, die man brauchte, weil man hart dafür gearbeitet hatte, sich selbige zu leisten.

    „Er verkörpert für mich all die Leute meiner Generation, die alles, was sie an Gutem in sich tragen, nur dazu benutzt haben, Geld zu machen“

    Generation X ist im Kern eine Episodenerzählung ohne echten Handlungsstrang. Die drei Freunde versuchen, so wenig wie möglich Lebenszeit mit Arbeit zu verschwenden. In ihrer freien Zeit sitzen sie beisammen, erzählen sich Geschichten und leben. Warum der ursprüngliche Untertitel bei der Neuauflage weggelassen wurde, erschließt sich mir nicht wirklich. Geschichten für eine immer schneller werdende Kultur, trifft immer noch zu. Mit Vollgas gegen die Wand möchte man ergänzen. Wen wundert es da, dass Fridays For Future solch eine Anziehungskraft generiert. Es ist die gleiche Angst vor Vernichtung der Welt, vor der Zerstörung der eigenen Zukunft und lebenswerten Welt. Bis jetzt hat es keine Jugendkultur geschafft, dem Wahnsinn ein Ende zu setzen. Der Konsumterror ist mittlerweile zu absolut, um sich ihm entziehen zu können.

    „Mit 30 gestorben, mit 70 begraben“

    Coupland hat einen großartigen Roman geschrieben, der in kleinen Geschichten des Alltags, die Wünsche und Träume, die Ängste und Hoffnungen einer ganzen Generation, schon fast aller jungen Generationen beschreibt.

    Der Trend der 70er, 80er und 90er Jahre hat sich in den 2000ern nur fortgesetzt. Während in den 90ern der Spiegel noch vor dem globalen Turbokapitalismus warnte, ist heute der ausbeuterische Wachstum vermeintlich alternativlos. Generation X ist natürlich für die in den 70er Geborenen Pflichtlektüre. Aber auch für alle anderen ist es großartige Literatur und Zeitgeschichte. Mut macht es hingegen nicht unbedingt.

    Einzig die Übersetzung ist an einigen Stellen nicht immer gelungen und erinnert im Bereich der Jugendsprache oft an den heutigen Google Translator. Aber irgendwas zu meckern, ist ja immer. Diese Jugend.

  11. Cover des Buches Tanz der seligen Geister (ISBN: 9783596512195)
    Alice Munro

    Tanz der seligen Geister

    (46)
    Aktuelle Rezension von: parden
    VOM ERWACHSENWERDEN...

    Schon lange befindet sich dieser Band von 15 Erzählungen in meinem Regal - zufällig sogar das Debüt der kanadischen Schriftstellerin (Erstveröffentlichung 1968) -, und spätestens seit Alice Munro 2013 den Nobelpreis für Literatur erhielt, war ich neugierig auf dieses Buch. Doch erst jetzt nahm ich mir die Zeit für die Lektüre und kann schon so viel vorweg verraten: es wird für mich nicht das letzte Buch der 1931 geborenen Preisträgerin gewesen sein.

    Das verbindende Glied der 15 Erzählungen ist im weiteren Sinne der Abschied von der Kindheit, das Finden eines eigenen Weges. Angesiedelt sind die Geschichten etwa in den 40er und 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der kanadischen Provinz, und wie ich gelesen habe, beinhalten sie zahlreiche autobiografische Erlebnisse der Schriftstellerin. Dies lässt die meist zwischen 20 und 30 Seiten langen Erzählungen in einem besonderen Licht erscheinen.


    "Es gibt nichts, was du im Augenblick tun kannst, außer die Hände in die Taschen zu stecken und dir ein unvoreingenommenes Herz zu bewahren." (S. 55)


    Aber auch ohne dieses Wissen konnte mich Alice Munros Schreibstil beeindrucken: präzise, unsentimental und intensiv, dabei oftmals poetisch und melancholisch, zeitweise ironisch, immer aber durchzogen von einer tiefen Ernsthaftigkeit. Die Unausweichlichkeit der geschilderten Situationen wird dem Leser vor Augen geführt, nur gelegentlich begleitet von einem leisen Bedauern, stets aber mit der immensen Bedeutung des Geschilderten für das Schicksal der jeweiligen Hauptperson im Fokus. In wenigen Sätzen skizziert Munro den oftmals eher tristen Ort, die Situation, das Geschehen und schafft so ein scharfes Bild, das ein Wegschauen unmöglich macht.


    "Wie die Kinder im Märchen, die gesehen haben, dass ihre Eltern mit furchterregenden Fremden einen Pakt schlossen, die entdeckt haben, dass unsere Ängste auf nichts als der Wahrheit beruhen, die aber nach wundersamer Rettung aus Gefahr heil nach Hause kehren, artig und wohlerzogen zu Messer und Gabel greifen und vergnügt bis an ihr seliges Ende leben - wie sie, von den Geheimnissen benommen und mit Macht begabt, sagte ich nie auch nur ein Wort." (S.79)


    Die einzelnen Geschichten hier vorzustellen, würde m.E. den Rahmen sprengen, und so schließe ich die Rezension mit der Erwähnung meines anfänglichen Erstaunens und der mit dem Lesen wachsenden Erkenntnis, dass auch und gerade das Schreiben von Kurzgeschichten eine Kunst ist - eine so hohe, dass Alice Munro, die 13 Erzählbände und nur einen einzigen Roman geschrieben hat, den Nobelpreis für Literatur in meinen Augen zu Recht gewonnen hat. Eben als "Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte". Chapeau.

    Für mich mit Sicherheit nicht das letzte Buch dieser Schriftstellerin!


    © Parden

  12. Cover des Buches Hexensaat (ISBN: 9783328103363)
    Margaret Atwood

    Hexensaat

    (71)
    Aktuelle Rezension von: LuiseLotte
    Das Hogarth Shakespeare Projekt wurde im Jahr 2016 anlässlich des 400. Todestages des großen Dichters ins Leben gerufen und gibt namhaften Autoren die Möglichkeit, unterschiedliche Shakespeare-Stücke, die jeder frei ist zu wählen, neu zu interpretieren. Die kanadische Autorin Margaret Atwood, der man schon lange den Nobelpreis für Literatur wünscht, nimmt sich des Alterswerks des Barden, "Der Sturm", an und bringt es dem Leser von heute auf ihre einzigartige, unnachahmliche, von hoher schriftstellerischer Qualität geprägten Art nahe.
    Der Leser begegnet Felix, einem ebenso leidenschaftlichen und begnadeten wie exzentrischen Theaterregisseur, der kurz vor der Aufführung des Stückes "Der Sturm" steht. Fulminant soll es werden, unvergesslich, etwas Nie-Dagewesenes, mit dem er seinen Ruhm festigen und sich für die Nachwelt ins Buch der größten Theatermacher einschreiben möchte. Doch es kommt nicht dazu! Felix fällt einer Intrige zum Opfer, verliert seinen Posten beim örtlichen Festival und geht, wie weiland Shakespeares Held Prospero, geschlagen und ohne Hoffnung, in die Verbannung. Alleine mit sich und seinen Geistern wartet er, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Worauf? Auf Vergeltung, auf Rache - auch hier bleibt Margaret Atwood auf Prosperos Spuren. Gleichzeitig kämpft Felix aber auch darum, in der selbstgewählten Abgeschiedenheit nicht den Verstand zu verlieren; er folgt einem selbstauferlegten strukturierten Tagesablauf und bleibt seinen Widersachern, die inzwischen dank des Verrats, den sie an ihm verübt hatten, Karriere gemacht haben, die ihm verwehrt wurde, mit Hilfe des Computers, den er sich zugelegt hat, auf den Fersen.
    Schließlich bekommt er die Möglichkeit, die Stelle des Lehrers im Rahmen des Programms "Bildung durch Literatur" an einer nicht weit entfernten Justizvollzugsanstalt anzutreten. In dieser Funktion tut er das, was er am besten kann: er versucht, den Häftlingen Shakespeare nahezubringen und mit ihnen einige von dessen Stücken einzuüben und schließlich aufzuführen. Sehr zur Begeisterung der Sträflinge, die sich nun zu Schauspielern avanciert sehen! Felix bleibt in Übung, könnte man fast sagen... Und tatsächlich, nach zwölf langen Jahren ergibt sich durch seine Arbeit im Gefängnis - auch hier an Shakespeares Prospero angelehnt - die langersehnte Gelegenheit, seinen Feinden gegenüberzutreten und endlich seine Rache zu vollziehen. Als Mittel zum Zweck dient ihm das Stück, das er als das seine reklamiert, "Der Sturm", den er damals nicht zur Aufführung bringen durfte! Und er selbst ist Prospero, der große Zauberer, der Fadenzieher im Hintergrund. Er wird seinen großen Auftritt haben! Doch wird sein akribisch und mit diebischer Freude ausgeklügelter Plan gelingen?
    Die Handlung, die Margaret Atwood konzipiert, um ihre eigene Auffassung des Shakespeare-Stückes dem Leser kundzutun, fesselt von Beginn an! Atwood erweist sich einmal mehr als die großartige Erzählerin und Meisterin der Sprache, als die sie bekannt ist und zu Recht gepriesen wird. Ihrem Einfallsreichtum und ihrer Fabulierkunst sind scheinbar keine Grenzen gesetzt. Und obwohl sie ein mehr als vierhundert Jahre altes Stück in die heutige Zeit transportiert, nimmt sie ihm nichts von seinem Zauber, nichts von seiner Faszination und Spannung. Im Gegenteil, möchte man beinahe sagen! Denn es gelingt ihr, den "Sturm" für den Leser von heute an Reiz gewinnen und ihn mit Staunen feststellen zu lassen, wie aktuell das Geschehen um Prospero in seinem Exil auf der Insel, in der vielfach das griechische Korfu vermutet wird, doch noch immer ist.
    Grandios, wie die Kanadierin uns Shakespeare mittels ihrem Regisseur Felix und seine Schauspielertruppe in der Haftanstalt erklärt! Er gibt ihnen, im Hintergrund lenkend, die Möglichkeit, das Stück auf ihre eigene, erfrischende und immer originelle Art zu verstehen und auf der "Bühne" umzusetzen, wobei sie alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel und Ausdrucksformen nutzen, Talente entfalten und so an Selbstvertrauen gewinnen können. Fürwahr - Felix ist ein genialer Pädagoge und genauer Kenner der menschlichen Natur.
    Selbst standhaft traditionelle Shakespeare-Anhänger und -Kenner mögen das eine oder andere Mal verblüfft sein über die profunden, komplexen Gedanken, die sich die schauspielernden Häftlinge auf ihre unkonventionelle, ab und an sogar etwas naive Herangehensweise über das Stück an sich und seine Charaktere machen. Für diejenigen unter den Lesern, die mit Shakespeare gar nicht oder kaum vertraut sind, mag "Hag-Seed" ( deutscher Titel "Hexensaat" ) ein Interesse an dem Barden aus Stratford-upon-Avon und seinen zeitlosen Stücken voller Tiefe und Weisheit wecken, das sie ihre Scheu vor dem großen Dichter verlieren lässt und ihnen vielleicht sogar Lust darauf macht, das eine oder andere Stück auf ihre Leseliste zu setzen.
    Eine gute Entscheidung im Vorfeld könnte es sein, den Original-"Sturm" vor der Lektüre des vorliegenden Buches wieder oder zum ersten Mal zu lesen. Margaret Atwoods "Hag-Seed", eine Adaption eben dieses Stückes, kann so, mit dem Original vor seinem geistigen Auge, um einiges besser verstanden und gewürdigt werden. Man findet die wichtigsten Charaktere um Prospero im Roman wieder, ja, man erkennt sie nicht nur sondern sieht sie gleichzeitig aus einem neuen, ungewohnten, höchst originellen Blickwinkel, was das Lesevergnügen steigert.

    Als lebenslange Anhängerin des Barden empfand ich dennoch, oder gerade deswegen, die Lektüre von Atwoods Roman als enorme Bereicherung - und mehr als einmal wünschte ich mir dabei, dass die Kanadierin sich weiterer Shakespeare-Stücke annehmen möge, um sie für den Leser des 21. Jahrhunderts ebenso gekonnt aufzubereiten, wie sie es so bravourös mit dem "Sturm" getan hat!

  13. Cover des Buches Das Jahr der Flut (ISBN: 9783492313414)
    Margaret Atwood

    Das Jahr der Flut

    (99)
    Aktuelle Rezension von: sci_fi_fan

    Wenn eine Autorin auf gefühlt jeder zehnten Seite schockieren muss, stimmt etwas nicht. Und genau das ist hier der Fall: Mal ist es der bestialische Blanco, der eine Frau vergewaltigt, mal wird eine Leiche verscharrt, und schließlich tauchen auch noch ein paar Maden auf. Eine Dystopie wirkt eindringlicher, wenn manches, aber nicht alles, den Bach runtergeht. Die Autorin zeichnet jedoch eine Welt, die derart übertrieben ist, dass das Gesamtkonstrukt leider unplausibel wirkt.

     

    Zudem stören die vielen Neologismen. Das Buch hat mich nicht begeistert.

  14. Cover des Buches Girlfriend in a Coma (ISBN: 006162425X)
    Douglas Coupland

    Girlfriend in a Coma

    (45)
    Aktuelle Rezension von: LaMargarita
    Klappentext: 28. Dezember 1997: Die Welt geht unter. Aber Karen und ihre Freunde haben die Wahl: zurück in die Vergangenheit zu gehen und die Weichen anders zu stellen für eine bessere Welt. Coupland spielt mit den Endzeitängsten des ausgehenden Jahrtausends und führt seine Leser in die Zeiten der Postapokalypse, und die ähneln verblüffend dem rasenden Stillstand der neunziger Jahre. Nur die Rückkehr in die Vergangenheit wird die unerträgliche Zukunft abwenden. Mein persönlicher Klappentext: So etwas mache ich zwar unter normalen Umständen nicht, aber dieser Klappentext ist wirklich schlecht. Den in dem ganzen Buch geht es eigentlich um etwas anderes. Nur in den letzten Seiten wird genau das behandelt, was der Klappentext beschreibt. Also ist hier meine Version: Als Karen 1979 im Alter von 17 Jahren plötzlich ins Koma fällt lässt sie ihre Freunde geschockt und verwirrt auf der Erde zurück. Mit dem Wissen, dass es mit jedem Jahr, das Karen im Koma verbringt unwahrscheinlicher wird, dass sie jemals wieder erwacht versuchen die jungen Erwachsenen ihr eigenes Leben in den Griff zu bekommen. Doch als Karen 17 Jahre später wieder erwacht erkennt sie die Welt in ihrer sinnlosen Rastlosigkeit nicht wieder und sieht als einzige den Weltuntergang in unmittelbarer Nähe. Meinung: Obwohl das Buch sich als sehr viel anders als erwartet entpuppt hat (woran wohl der Klappentext schuld ist), war ich gegen Ende total in der Geschichte gefangen. Es ist kein typisches "Weltuntergangsbuch" wie sie in letzter Zeit immer mehr zu sehen sind, sondern vielmehr ein Appell an die Menschen, die immer in Eile sind und keine Zeit mehr haben. "Das ist es, was uns von anderen Lebewesen auf der Welt unterscheidet - wir haben Zeit." Und das erwähnt Coupland in seinem Roman gleich mehrere Male. In gewisser Hinsicht erinnert "Girlfriend in a coma" also an das Kinderbuch (das nicht nur Kinder lesen sollten) "Momo" von Michael Ende (übrigens ein wunderbares Buch, eines meiner Lieblingsbücher aus meiner Kindheit). Durch das Auftreten des Geistes Jared wird das Ganze noch etwas unrealistischer ,was aber im Grunde nicht stört. Es ist interessant zu verfolgen, wie die verschiedenen Charaktere mit dem Verlust und der immerwährenden Hoffnung umgehen und wie sie reagieren, als die Welt plötzlich untergeht. Dieser Roman ist einer von der Sorte, bei der man während des Lesens einen Tatendrang verspürt, die Welt zu verbessern und die Zeit zu nutzen. Carpe diem! Fazit: Ein starkes Buch, vielleicht ein wenig zu übertrieben aber trotz allem fesselnd und schockierend. Ich habe während des Lesens zwar nie geweint, aber ich war oft in bedrückter Stimmung und konnte das Buch nicht mehr weglegen. Die ersten Seiten scheinen zuerst noch etwas mühsam zu lesen, da es nicht von Beginn an fesselt, aber das Weiterlesen ist es wirklich wert!
  15. Cover des Buches Giants - Sie sind erwacht (ISBN: 9783453316904)
    Sylvain Neuvel

    Giants - Sie sind erwacht

    (105)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Als sie ein Kind war, stürzte Dr. Rose Franklin in ein Loch und landete auf einer riesigen Metallhand. Jahre später soll sie ein Team leiten, dass genau diese Hand untersucht, denn allem Anschein nach liegt diese schon seit Jahrtausenden vergraben auf unserer Erde. Gibt es noch mehr Teile davon und wer hat sie gebaut? 

    Giants“ ist ein sehr interessantes Buch, das in einer faszinierenden Form geschrieben wurde.

  16. Cover des Buches Die Liebe einer Frau (ISBN: 9783104026855)
    Alice Munro

    Die Liebe einer Frau

    (48)
    Aktuelle Rezension von: kirara
    Nachdem mich die Seite gerade unerwartet hinausgeworfen hat, als ich die Rezi speichern wollte (das passiert übrigens öfters, langsam etwas nervig), hier nur noch eine abgespeckte Version:

    Ich hatte mich darauf gefreut die erste Kurzgeschichtennobelpreisträgerin zu lesen, aber schon während der ersten Geschichte die Enttäuschung.
    Ein detail- und schachtelsatzverliebter Sprachstil, der leider mehr auf Umgebungsbeschreibungen als auf Handlungsstärke Wert legt. Die meisten Figuren leben leider auch nicht durch das was sie tun, sondern über Beschreibungen und irgendwelche Erinnerungen. Mir kam es eher wie eine etwas eintönige Stadtführung vor.
    Einen verhältnismäßig großen Teil nahm auch Sex ein, dadurch dass dieser für die Geschichten gar nicht relevant war. Völlig unerwartet und teilweise auch ohne Zusammenhang gibt es eine sexuelle Berührung (oder eine die als so beschrieben wird) oder einen sexuellen Traum oder die erregende Vorstellung sich einer Kommune anzuschließen, die nach festem Zeitplan ihre Partner tauscht. Manchmal ist der Schreibstil entsprechend vulgär geworden.
    Vielleicht waren diese Darstellungen für Munro wichtig und ich bin einfach nur aus einer Generation, die sich davon eher nicht schocken lässt sondern fragt wozu das jetzt in der Geschichte auftaucht.

    Ich bin also eher enttäuscht und möchte kein weiteres Buch von ihr lesen. Ich empfand diese knapp 220 Seiten schon als anstrengend.
  17. Cover des Buches Washington Black (ISBN: 9783847900597)
    Esi Edugyan

    Washington Black

    (94)
    Aktuelle Rezension von: Elina_moro

    Es ist ein Abenteuerroman über wichtige Themen wie außergewöhnliche Freundschaften, Sklaverei und Kampf um die Freiheit. Apropos Freiheit. Was bedeutet sie? Was würde sie einem Sklaven bedeuten, wenn er nicht ganz genau weiß, was er machen würde, wäre er frei?

    Die Autorin liefert uns eine Geschichte über das Schicksal eines schwarzen Sklavenjungen Wash. Die Story wird auch aus seiner Perspektive erzählt. Manche seine Formulierungen erscheinen grammatikalisch inkorrekt, was mich überhaupt nicht gestört hat. Dabei bekommt man das Gefühl, dass der Protagonist ungebildet ist. Seine Naivität und wie Wash sich während der Zeit persönlich entwickelt hat, hat mich sowohl überrascht, als auch schockiert. An manchen Stellen kam mir der Roman anhand zu vielen Beschreibungen zu lang vor. Nichtsdestotrotz würde ich das Buch diejenigen weiterempfehlen, die sich für diese Thematik interessieren.

  18. Cover des Buches Verletzungen (ISBN: 9783548606644)
    Margaret Atwood

    Verletzungen

    (8)
    Aktuelle Rezension von: Herbstrose

    Rennie, eine junge Frau aus Toronto, hatte zuletzt einige Schicksalsschläge zu verkraften. Nach Krebsdiagnose wurde ihre Brust operiert, dann verließ sie ihr Freund und in ihre Wohnung wurde eingebrochen. So kam es sehr passend, dass der Journalistin angeboten wurde, einen Reisebericht über eine kleine Insel in der Karibik zu schreiben. Drei Wochen Entspannen, Sonne und Meer – und dazwischen ein bisschen über Land und Leute schreiben. Doch es sollte anders kommen. Auf der Insel finden die ersten Wahlen nach der Unabhängigkeit von Großbritannien statt. Rennie gerät zwischen die Fronten der politischen Lager. Nach einem Putschversuch wird sie der Spionage verdächtigt und landet im dortigen Gefängnis. Es beginnt ein Kampf ums Überleben …  

    Margaret Atwood, geb. 1939 in Ottawa, ist die wohl bekannteste Autorin zeitgenössischer kanadischer Literatur. Sie schreibt Romane, Erzählungen, Gedichte, Kritiken und Essays. Nach ihrem Studium der englischen Sprache und Literatur, das sie 1962 mit dem Mastergrad abschloss, lehrte sie an verschiedenen Universitäten Literaturwissenschaften. Für ihre Romane erhielt sie einige Preise, am 13. Juni 2017 wurde ihr vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. 

    Die Gegensätze zwischen moderner westlicher Kultur und eines sich selbst überlassenen kleinen karibischen Inselstaates sind in dem Roman von 2007 deutlich hervorgehoben. Zunächst geht es aber um die äußerlichen und innerlichen „Verletzungen“, die die Protagonistin im Vorfeld erlitten hat. Ihre Gedanken kreisen immer wieder um Vergangenes, Erinnerungen quälen sie, die erhoffte Ablenkung stellt sich nur langsam ein. Als sie dann in das Chaos der Machtkämpfe mit hinein gezogen wird, treten diese Rückblicke in den Hintergrund – sie erleidet neue seelische Verletzungen und braucht nun ihre ganze Kraft und Konzentration, um zu überleben. 

    Neben dem interessanten und sehr aktuellen Thema und der spannend aufgebauten Story fasziniert besonders der bildhafte Schreibstil Margaret Atwoods. Die Art und Weise wie sie die Geschichte aufbaut, wie sie den Leser langsam an die Brutalität des Geschehens heranführt und wie die Stimmung allmählich immer bedrückender wird, ist beeindruckend. Schonungslos schildert sie auch die gewalttätigsten Vorkommnisse, beschreibt diese sehr präzise und ist dabei zurückhaltend in ihrer moralischen Wertung. Der Schluss ist stimmig, lässt den Leser aber dennoch etwas ratlos zurück.   

    Fazit: Nicht unbedingt was man vielleicht von Margaret Atwood erwartet, aber ein spannender Roman mit Elementen eines Thrillers. 

  19. Cover des Buches Unter Glas (ISBN: 9783548606668)
  20. Cover des Buches Ausgesetzt (ISBN: 9783426508800)
    James W. Nichol

    Ausgesetzt

    (366)
    Aktuelle Rezension von: Smimo_Do

    Wow, eine Geschichte die mich mal wieder voll in seinen Bann gezogen hat.

    Walker Devereaux erinnert sich daran, als seine Mutter ihm ins Ohr flüsterte: "halt dich ganz fest", dann ging sie weg und kam nie wieder.

    Inzwischen ist Walker neunzehn Jahre alt und ist nun auf der Suche nach seiner Familie. Nur mit einem alten Foto von zwei kleinen Mädchen und einem alten Brief, das man damals bei ihm gefunden hat, macht Walker sich auf den Weg nach Toronto. 

    Diese Geschichte wird aus unterschiedlichen Zeiten erzählt. Ich fand es spannend aufgeteilt und ich habe Walker bei seiner Suche sehr gerne begleitet. 

    Obwohl es meiner Meinung nach kein Psychothriller, sondern eher ein Krimi mit Familiendrama und blutigen Momenten war, konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

    Ich habe gesehen, viele fanden das Buch ganz schrecklich langweilig. Das kann ich zu keiner Sekunde unterschreiben. 

    Wie gesagt, mich hat dieses "Krimi/Drama" wunderbar unterhalten.

  21. Cover des Buches Der karibische Dämon (ISBN: 9783518420652)
    David Chariandy

    Der karibische Dämon

    (2)
    Aktuelle Rezension von: papalagi
    Der namenlose Ich-Erzähler verlässt als letzter mit 17 Jahren seine unter Demenz erkrankte Mutter und kehrt nach zwei Jahren reumütig zu ihr zurück. Wir erfahren wie die Familie gelebt hat, wie mühsam sich die Eltern - Vater Tamile, Mutter stammt aus Trinidad - eine Existenz aufbauten. Das heruntergekommene Haus, gelegen am äussersten Rand einer Sackgasse, nahe einer steilabfallenden Klippe, wurde liebevoll von der Mutter gepflegt. Sie hat immer die Kinder anderer Leute gegen ein Entgelt gehütet, bis auffiel, dass etwas mit ihr nicht stimmen konnte. Immer häufiger hat sie etwas vergessen, Dinge vertauscht. In der Nachbarschaft galt sie bald als die "Verrückte". Die Ärzte konnten auch nicht helfen und die Famiie konnte mit dem Wort Demenz nicht viel anfangen. Tatsache ist, dass die Mutter unter einer früh einsetzenden Demenz litt. Sehr früh starb dann auch der Vater und bald verliess der ältere Bruder das Haus. Er wollte immer Dichter werden. Nachdem der Ich-Erzähler zwei Jahre umhergereist ist, kehrt er wieder zu seinem Geburtshaus zurück. Die Mutter erkennt ihn nicht. In der Zwischenzeit hat sich eine junge Frau, Meera, um sie gekümmert. Hoffnungslos sieht der zurückgekehrte Sohn, wie es um seine Mutter steht, wie sie versucht zu kochen, dabei alles auf den Küchenboden verstreut, oder wie sie völlig verstört und nackt nach draussen geht. Ihm wird bewusst, dass durch ihr Vergessen auch seine Vergangenheit und Herkunft in Vergessenheit gerät. Wir erfahren auch den Grund, warum sich Meera um die alte Frau kümmert. Sie ist selber auch eine Einwanderertochter. Sie hat es in der Schule immer schwer gehabt und um von ihren Klassenkameraden anerkannt zu werden, hat sie ihre Nachbarin in tiefe Verzweiflung gestürzt. Schuldgefühle, Vergessen, die Vergangenheit, Familiengeschichte und Liebe prägen dieses Buch. Es zeigt die Probleme auf, die Einwanderer haben, wenn sie versuchen in einem neuen Land Fuss zu fassen, auch wenn es ein Land wie Kanada ist, das am meisten Einwanderer aufnimmt. David Chariandy ist selber Sohn schwarzer und südasiatischer Einwanderer aus Trinidad. Es ist sein erster Roman und er lebt in Vancouver.
  22. Cover des Buches Die Lehrjahre des Duddy Kravitz (ISBN: 9783596180745)
    Mordecai Richler

    Die Lehrjahre des Duddy Kravitz

    (6)
    Aktuelle Rezension von: Alexandra-Supertramp
    "Die Lehrjahre des Duddy Kravitz" ist ein schöner "Comming-of-Age-Roman", gewitzt und flott erzählt. Richler erzählt pointiert und mit bissigem Humor von den Abenteuern eines jungen Mannes, der seine großen Träume verwirklichen will und alles dafür tut. Duddy scheint der geborene Geschäftmann zu sein, der es stets schafft, mehrere heiße Eisen gleichzeitig im Feuer zu haben. Zu beobachten, wie Duddy mit so vielen Bällen gleichzeitig jongliert, birgt schon eine gewisse Spannung, zumal man stets erwartet, dass er auf die Nase fällt. Mordecai Richlers Werk blieb immer sehr umstritten und warum, das lässt sich sehr gut nachvollziehen. Mit Duddy Kravitz skizziert Richler das Bild des geschäftstüchtigen Juden, der überall Geld wittert. Wegen seiner Darstellung jüdischer Lebensweise und jüdischer Traditionen musste Richler sich oft den Vorwurf des Antisemitismus gefallen lassen. Richler, selbst Jude, antwortete auf solche Vorwürfe meistens mit dem Hinweis: "Sie schämen sich für Dinge, die ich verherrliche." Und so spielt das Judentum auch in "Die Lehrjahre des Duddy Kravitz" eine durchaus gewichtige Rolle und zeigt dabei, wie Richler das Judentum thematisiert. Er packt den Stoff nicht mit der Vorsicht an, die für die heutige Zeit typisch ist, sondern skizziert unverfälscht positives wie negatives und sucht dabei stets nach der satirischen Komponente. "Die Lehrjahre des Duddy Kravitz" entwickelt sich mit zunehmender Seitenzahl zu einer fesselnden Lektüre. Man fiebert mit Duddy mit und versinkt dabei förmlich in der Geschichte. Obwohl Duddy kein uneingeschränkt sympathischer Mensch ist, obwohl er seine besten und loyalsten Freunde nicht so behandelt, wie sie es verdient hätten, schließt man ihn auf eine gewisse Art doch ins Herz. FAZIT: Ein gewitzter und flotter "Coming-of-Age-Roman" mit sympathischen und vor allem auch skurrilen Figuren. Richler erzählt seine Geschichte gleichermaßen erheiternd wie fesselnd. Er garniert das Ganze mit satirischem Witz und ironischen Blicken auf das Judentum und das Leben im französischsprachigen Teil Kanadas. Und so ist "Die Lehrjahre des Duddy Kravitz" in jedem Fall eine Empfehlung wert.
  23. Cover des Buches In der Haut eines Löwen (ISBN: 9783446248304)
  24. Cover des Buches Die Penelopiade (ISBN: 9783423136129)
    Margaret Atwood

    Die Penelopiade

    (14)
    Aktuelle Rezension von: Keksisbaby

    Alle kennen die Abenteuer des großen Odysseus, aber über seine Frau Penelope weiß man nur das sie so schlau war, die Verehrer an der Nase herumzuführen, indem sie das Leichentuch an dem sie tagsüber wob, des Nachts wieder auftrennte. Doch wie war es für sie, daheim zu sitzen, die Loblieder auf Odysseus zu hören und nicht zu wissen ob und wann ihr Mann zurückkehrt. Umgeben von Männern, die es nur auf den Reichtum abgesehen hatten und einem pubertären Telemachos der ihr die Schuld daran gab, dass die Freier sein Erbe verprassten.

    Genau das beleuchtet die Autorin Margarete Atwood in ihrem Roman „Die Penelopiaden“. Penelope erzählt nach ihrem Tod die Geschichte aus ihrer Sicht. Schon ihr Vater versuchte sie in der Kindheit zu ertränken. In Schönheit stets hinter ihrer Cousine Helena, bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich auf ihren Verstand zu verlassen. Als Nebenstrang kommen die zwölf Mägde zu Wort, die Odysseus töten ließ, weil sie scheinbar untreu mit den Heiratsanwärtern gemeinsame Sache machten. Ein Buch das eine Geschichte die ein jeder kennt in ein anderes Licht rückt und die Frau hinter dem Helden zeigt. Sie kratzt ein bisschen an dem strahlenden Image des Helden und zeigt Odysseus als Mann mit all den Makeln, die einem Menschen anhaften. Schauerlich sind die zwölf Mägde, die ihr Schicksal beklagen und zu Gericht sitzen, über die Ungerechtigkeit, die ihnen widerfährt. Denn als Eigentum des Hausherrn, darf jeder Gast mit dessen Zustimmung die jungen Mädchen vergewaltigen oder misshandeln.

    Dieses Werk ist mein Stückchen Bildungsliteratur für diesen Monat. Einfach mal was total anderes.

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