Bücher mit dem Tag "kaschmir"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "kaschmir" gekennzeichnet haben.

21 Bücher

  1. Cover des Buches Das Haus des Friedens (ISBN: 9783734597183)
    Simone Dorra

    Das Haus des Friedens

     (20)
    Aktuelle Rezension von: mabuerele

    „...Wenn ich Kindern wie Zooni zuhöre, ist ein Teil von mir zwar glücklich, dass ich helfen kann...aber ich wünschte, es wäre nicht nötig. Meine Arbeit wird nur deshalb gebraucht,weil Menschen nicht aufhören, sich gegenseitig auf jede erdenkliche Weise zu quälen und zu verletzen...“


    Sameera Sullivan ist Traumatherapeutin. Sie ist nach Srinagar im Kashmir gekommen, um für Medical Relief Worldwide zu arbeiten. Da sie einen irischen Vater und eine indische Mutter hatte, kommen ihr bei der Arbeit mit traumatisierten Kindern und Erwachsenen ihre Sprachkenntnisse zugute.

    Als sie ein kleines Mädchen behandelt, lernt sie Vikram Sandeep kennen. Er leitet seit drei Jahren ein Waisenhaus, das Haus des Friedens. Zusammen mit der Krankenschwester Divvya besucht Sameera das Haus.

    Die Autorin hat einen berührenden Roman geschrieben. Er spielt im Jahre 2012. Im Mittelpunkt der Handlung stehen neben den Protagonisten die Verhältnisse im Kashmir, denn die greifen tief in die persönlichen Leben ein.

    Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Neben sachlichen Informationen und Beschreibung politischer Hintergründe transportiert er auf besondere Weise die Gefühle der handelnden Personen.

    Vikrams Anfang im Waisenhaus war nicht einfach. Nach wie vor gibt es kritische Stimmen. Er ist Hindu. Die von ihm betreuten Kinder sind in der Mehrzahl Moslems. Erst nach und nach lerne ich seine Vergangenheit kennen. Ich will es einmal so formulieren: In seinem ersten Leben hat er sich einige Feinde gemacht, die auf Rache sinnen. Allerdings hat er auch mächtige Freunde an seiner Seite, auf die er sich im Extremfall verlassen kann. Auf Sameera wirkt er anfangs so:


    „...Vikram Sandeep kam ihr vor wie ein kompliziertes Puzzle...eines, das aus so vielen Teilen bestand, dass es unmöglich war, sie zusammenzusetzen. Manchmal war er offen, zugänglich und vollkommen entspannt – aber sie wusste dass sie heute mindestens einen Punkt berührt hatte, der wehtat...“


    Integriert in die Handlung sind weitere bewegende und berührende Schicksale. Im Waisenhaus lernt Sameera einen Jungen kennen, der nicht spricht und jeden Kontakt ablehnt. Mit viel Einfühlungsvermögen gelingt es ihr, Zugang zu ihm zu finden. Im Krankenhaus lernt sie Eltern kennen, die ahnen, das ihr verschwundener Junge als Kindersoldat missbraucht wird. Sie drohen, daran zu zerbrechen. Sameeras Besuch im Dorf Dordpura zeigt weitere grausame Folgen der Grenzstreitigkeiten zwischen Indien und Pakistan, die auf den Rücken der Bewohner der Kashmir – Region ausgetragen werden.

    Dann aber gerät Sameera zwischen die Fronten. Es gibt Leute,die mit beiden Seiten Geschäfte machen. Der Handel mit Waffen und Drogen ist zu lukrativ, um sich dabei in die Suppe spucken zu lassen.

    In Gesprächen, die in die Tiefe gehen, wird das ganze Ausmaß der Tragödie deutlich. Vor allem die Dialoge mit Nanda Singh, einem Offizier und Vertrauten von Vikram, bringen das Geschehen auf den Punkt. Sein Gespräch mit Sameera, aber auch das mit dem Arzt zeigen die Vielschichtigkeit der Verhältnisse, was folgendes Zitat belegt:


    „...Weil ich mir keineswegs den üblichen Luxus leiste, alle Schuld für die elende Kriegstreiberei der letzten fünfzig Jahre unseren Brüdern in Pakistan in die Schuhe zu schieben. Auch Indien muss sich dafür verantworten, was es dazu beigetragen hat den Menschen dort das Leben zur Hölle zu machen...“


    Das Haus des Friedens ist eine Insel der Ruhe. Hier lernen die Kinder, wieder Kind zu sein und Freude zu empfinden. Sie werden nicht nur umsorgt, sondern geliebt. Das ist in ihrem Verhalten spürbar.

    Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

  2. Cover des Buches Pfauenprinzessin (ISBN: 9783596159550)
    Indu Sundaresan

    Pfauenprinzessin

     (51)
    Aktuelle Rezension von: Malka
    Am Anfang etwas langatmig geschrieben. Schön geschriebene Handlung über die Kasten Indien. Sehr herzzerreißend, dramatisch und traurig. Zur Mitte hin wird es spannend. Ich bin sehr gespannt auf den 2 Teil. 

    Allerdings kann ich dieses Buch nur für diejenigen weiter empfehlen, welche sich auch tatsächlich für diese Kultur interessieren. 
  3. Cover des Buches Shalimar der Narr (ISBN: 9783328111184)
    Salman Rushdie

    Shalimar der Narr

     (19)
    Aktuelle Rezension von: Chrischan
    Eines Tages wird der ehemalige Botschafter Max Ophuls von seinem Chauffeur Shalimar ermordet. Die Tat scheint auf den ersten Blick willkürlich und grundlos, eben ein typischer Terrorakt. India, - die eigentlich Kashmira heißt - Tochter des ermordeten Botschafters, beginnt auf eigene Faust mit Nachforschung. Sie will verstehen, warum der bis dato so ruhige und unauffällige Shalimar ihren Vater tötete und anschließend keinerlei Gegenwehr bei seiner Verhaftung zeigte. Sie kommt recht schnell hinter das eigentliche Geheimnis dieses Mordes: Shalimar war dereinst der Ehemann und die große Liebe von Boonyi, Kashmiras Mutter und Geliebte von Max Ophuls. Während sie weiter forscht, kommt Shalimar dahinter, wer Kashmira ist und kennt nur noch einen Gedanken: auch sie muss sterben, damit die letzte Spur der Schande von Boonyi ausgelöscht wird. * Salman Rushdie ist ohne Zweifel einer der ganz großen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er ist einer jener Schriftsteller, die ihre Meinung sagen und an ihrer Vorstellung einer besseren Welt und vernünftigen Menschheit festhalten, koste es, was es wolle. Der gebürtige Inder Rushdie wurde dafür mit der "Fatwa" belegt. In "Shalimar der Narr" widmet sich Salman Rushdie eindringlich und sehr poetisch der Harmonie zwischen unterschiedlichen Kulturen und der Zerstörung dieser Harmonie. So zeigen Shalimar (Muslim) und Boonyi (Hindu) am Beginn der Geschichte das friedliche Miteinander der beiden Religionen. Die Harmonie zerbricht und es bleibt nur noch Shalimars Hass. Eindrucksvoll beschreibt Rushdie den harten Weg zum islamischen Fundamentalisten, immer wieder durchbrochen von Zweifeln und der Sehnsucht nach der alten Liebe und dem Frieden, der damit einher ging. * Und so wie das Land Kashmir zwischen Pakistan und Indien zerrissen und aufgerieben wird, so wird auch Kashmira, genannt India, zwischen den Welten und Kulturen hin- und hergerissen. Rushdies wunderbare Allegorie auf die weltpolitischen Zustände seiner einstigen Heimat. Immer tiefer taucht man ein in die Geschichte des einst paradiesischen Kashmir am Fuße des Himalaya, lernt Kultur und Leben, Unbeschwertheit und Leichtigkeit kennen. Man erlebt den Zerfall dieses Paradieses beispielhaft an der Geschichte von Shalimar, Boonyi und Max Ophuls und hofft, dass es am Ende Kashmira ist, die alles zu einem versöhnlichen Ende bringt. Ein faszinierende sprachliche Tiefe, eine poetische Erhabenheit mit der Rushdie ein immer noch hochaktuelles Thema bearbeitet: Wohin unbändiger Hass führen kann und das offenbar nicht einmal die Liebe ihm gewachsen ist. ©Christian Hesse, September 2012
  4. Cover des Buches Midnight's Children (ISBN: 9780099582076)
    Salman Rushdie

    Midnight's Children

     (22)
    Aktuelle Rezension von: Nicolai_Levin

    Die erzählte Zeit dieses Romans umspannt die Jahre von 1915 bis 1978 - kurz darauf ist das Buch erschienen, also bis nah an die damalige Gegenwart. Inhaltlich geht es im weitesten Sinne um die wechselvolle Lebens- und Familiengeschichte des Saleem Sinai, Enkel eines muslimischen Arztes aus Kaschmir und Sohn eines Kaufmannes, der sich in Bombay niedergelassen hat.

    Saleem wird exakt um Mitternacht am 15. August 1947 geboren, also just in dem Moment, in dem Indien seine Unabhängigkeit von der britischen Krone erlangt, und dieser wunderbare Zufall hat Konsequenzen. Denn der neugeborene Saleem als offiziell erstes Kind der Unabhängigkeit erlangt frühe Berühmtheit, Zeitungen berichten über seine Geburt und der neue Premierminister Nehru schickt den Eltern ein Glückwunschschreiben. Aber die Geburtsstunde hat weitere übernatürliche Konsequenzen: Saleem kann mit allen anderen Kindern Indiens, die in dieser ersten Stunde zur Welt kamen, telepathisch kommunizieren. Und diese 'Mitternachtskinder' sind ihrerseits mit den verschiedensten außergewöhnlichen Gaben gesegnet, umso ausgeprägter und wirkungsvoller, je näher ihre Geburtszeit an diese Minute Null um Mitternacht heranreicht. 

    Saleem wächst mit den Jahren in Bombay heran und gelangt zu der Überzeugung, dass sein persönliches Schicksal (und das seiner Familie) mit dem seines Landes direkt verknüpft ist, und in der Tat finden wir den Knaben (und später den jungen Mann) in nahezu alle bedeutenden Meilensteine der indischen (und pakistanischen) Nachkriegsgeschichte verwickelt: Der Sprachenstreit und die Neuordnung der indischen Staaten in den Fünfzigern, Militärputsche in Pakistan ein paar Jahre später, die indisch-pakistanischen Kriege um Kaschmir, der Tod Nehrus, die Unabhängigkeit Bangladeshs mit ihren unsagbaren Gräueln, die Notstandsregierung der späten Indira Gandhi.

    Die Geschichte ist opulent erzählt mit vielen kleinen Begebenheiten, üppig und doch filigran, wie ein hinduistischer Tempel, der aus lauter kleinen Figuren geformt ist, die ein Gesamtbild ergeben, oder wie eines dieser kunstvoll verflochtenen Mosaike in den Moscheen der Mogulzeit.

    Salman Rushdie, der dem Icherzähler die Stimme leiht, ist ein Wanderer zwischen Indien und Europa. Bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr ist er in Bombay aufgewachsen, dann kam er nach England und ging dort zur Schule und zur Universität und besuchte erst wieder als erwachsener Mann das Land seiner Vorfahren, dem er hier eine ebenso schräge wie ans Herz gehende Liebeserklärung macht. Von blinder Liebe kann keine Rede sein, Rushdie sieht die Probleme und Missstände, und die Mächtigen, die sie verantworten, bekommen allesamt ihr Fett weg: Die Briten, die Hals über Kopf abgezogen sind und den Subkontinent sich selbst überließen. Eine Mischung von höchst unterschiedlichen Völkern, Staaten, Sprachen, Religionen, die nur durch die britischen Kanonen zu einem Dominion zusammengepresst waren. Die Nationalisten, die Sprachpuristen, die religiösen Eiferer, die korrupten und die unfähigen Generäle, sie alle werden gnadenlos aufs Korn genommen.

    Die Kritik hat 'Mitternachtskinder' im Magischen Realismus verortet. Das mag stimmen, aber es ist eben nur ein kleiner Teil des Zaubers, den das Buch versprüht. Vermutlich ist es Salman Rushdies literaturhistorisches Verdienst, erkannt zu haben, dass die Dekonstruktion der Postmoderne genau da anknüpft, wo die Geschichtenerzähler des Morgenlandes schon immer waren: Beim munteren Jonglieren zwischen den Erzählebenen, dem Eklektizismus von Zeiten und Perspektiven, den variablen Graden an Realität und Authentizität. Rushdie, der in Cambridge Geschichte studiert hat, der als Journalist und Werbetexter arbeitete, kommt mit seiner europäischen Leseerfahrung und der Weltliteratur im Rucksack ins Land der Fakire und Schlangenbeschwörer und durchmischt den Inhalt seines Handgepäck unbeschwert und ungeniert mit den traditionellen Motiven des Orients. Wie die Tänzer in einem Bollywoodfilm (auch die ein Thema in dem Buch, nur so am Rande) wirbelt er mit wallendem Gewand durch die Etagen, durchbricht die Wände, persifliert sich selbst und streut dabei singend seine bunten Blüten und Blätter!

    Religionen spielen eine große Rolle - in dem Land und in dem Buch. Gleich zur Unabhängigkeit finden wir die Trennung in ein islamisches Pakistan und ein säkulares (aber hinduistisch geprägtes) Indien. Bombay ist ein Brennpunkt, in dem die unterschiedlichsten Glaubenspraktiken zusammenkommen. Es mangelt nicht an Gläubigen, an Wundern, an Mythen in diesem Buch; Kirchen, Tempel, Priester, Heilige, Zauberer, sie sind allgegenwärtig in Rushdies Indien. Und dennoch ist sein Saleem (und der Salman, der augenzwinkernd hinter ihm steht) nach meinem Eindruck ein zutiefst unreligiöser Mensch, den die letzten Fragen nach dem Woher und Wohin einen Dreck interessieren! Er (und die Menschen um ihn) brauchen keine Ewigkeit, sie sind vollauf beschäftigt, sich in der Verwinkelungen des Hier und Jetzt zurechtzufinden. Vielleicht liegt in dieser Haltung ja der tiefe Hass verwurzelt, den Rushdie seit jeher bei religiösen Eiferern auslöst, der ihm (nach seinen 'Satanischen Versen') das Todesurteil der Mullahs, Jahre in Verstecken und 2022 schließlich einen Messerangriff eines Islamisten beschert hat, der ihn das rechte Auge kostete.

    Rushdie verwendet keinen erhobenen Zeigefinger. Seinem Helden Saleem wird der sogar (symbolträchtig, alles in diesem Buch ist symbolisch, allegorisch und mit doppeltem Boden versehen!) abgerissen. Und doch preist er die Buntheit und Vielfalt als Stärke der Kultur, spottet der Fanatiker und Partitionierer und Puristen - und legt ohne jede Belehrung (er würde sie als Erzähler doch nur wieder ironisch brechen) ein fulminantes Plädoyer für Toleranz und ein buntes Miteinander ab!

  5. Cover des Buches Zum Tee in Kaschmir (ISBN: 9783442366620)
    Nazneen Sheikh

    Zum Tee in Kaschmir

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Klusi
    Die in Kaschmir geborene und in Pakistan aufgewachsene Autorin blickt auf ihre Kindheit zurück. Die Episoden, die sie erzählt, haben meist etwas mit gutem Essen zu tun.
    Der Leser wird mit den Feinheiten der kaschmirischen Küche vertraut gemacht, die das Erbe der Moguln in sich trägt. Nazneen Sheikh stammt aus einer großen, weit verzweigten Familie, und sie erinnert sich an viele kleine Begebenheiten. Meist geht es auch im Zusammenhang mit ihrer Verwandtschaft um raffinierte Rezepte und die Zubereitung exotischer Speisen.
    Wenn die Autorin von den Kochkünsten ihrer Mutter schwärmt oder über Küchengeheimnisse ihrer Großmutter plaudert, tut sie das voller Stolz und Liebe.
    Es ist keine große, phantasiereiche oder spannende Story, die hier erzählt wird, sondern es sind die kleinen Momente, die sinnlich und detailreich dargestellt werden. Gerüche und Aromen der Speisen sind so ausgiebig beschrieben, dass man neugierig wird und schon fast den Geschmack erahnen kann.
    Nazneen Sheikh gibt auch viele Rezepte ihrer Familie im Buch preis. Es klingt alles sehr appetitlich und interessant, aber man erkennt auch schnell, dass die Zubereitung meist aufwändig ist. Auch werden Zutaten benötigt, die in meiner Umgebung nur schwer oder gar nicht erhältlich sind.
    Ich zitiere aus dem Klappentext: „Mit vielen exotischen Rezepten, zum einfachen Nachkochen!“ Wobei ich das „einfache“ Nachkochen hier leider in Frage stellen muss.

    Das Lesen dieser Familiengeschichte fand ich appetitanregend und sehr vergnüglich, und auch wenn ich wohl keines der beschriebenen Gerichte je nachkochen werde, hat es Spaß gemacht, die Zutatenlisten zu studieren. Die eine oder andere Anregung für raffiniertes Würzen kann man auf jeden Fall mitnehmen.
  6. Cover des Buches The Ministry of Utmost Happiness (ISBN: 9780241303979)
    Arundhati Roy

    The Ministry of Utmost Happiness

     (27)
    Aktuelle Rezension von: Allesleserin

    In diesem Roman von Arundhati Roy geht es um mehrere Inder und ihre individuellen Lebensgeschichten, die von Brutalität und Kriegswirren gezeichnet sind, aber doch immer wieder zurück zum Glück finden.


    Ich habe lange gebraucht dieses Buch zu lesen und noch länger gebraucht es zu verarbeiten. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich von ihm halten soll.


    Das Englisch ist nichts für blutige Anfänger. Es werden komplizierte Satzstrukturen verwendet und immer wieder indische Wörter eingestreut. Am Anfang habe ich noch versucht jedes einzelne Wort zu verstehen, aber nach ein paar Kapiteln habe ich aufgegeben und nur noch darauf geachtet, dass ich den Sinn des Satzes richtig erfasse. Dadurch kam ich erst richtig in einen Lesefluss.


    Aber nicht nur die Sprache ist komplex. Dadurch, dass man hier in Deutschland oder auch generell in Europa nicht viel über die Geschichte Indiens weiß oder über die kleinen kulturellen Kämpfe, muss man sehr aufpassen, dass man sich in den Ausführungen Roys nicht verirrt. Denn man wird in diesem Roman mit Wissen überflutet. Manchmal ist es wichtig, um bestimmte Handlungen nachvollziehen zu können, aber manchmal war es auch unnötig und hat das Buch nur zusätzlich in die Länge gezogen. Deswegen war die erste Hälfte des Buches auch eher trocken.


    In der zweiten Hälfte jedoch wurde eine Liebesgeschichte mit eingeflochten, wodurch man der Handlung besser folgen konnte. Als dann auch noch der Bürgerkrieg in Kashmir als weiterer Handlungsort aufgenommen wurde, war ich vollends gefesselt von der Geschichte. Ich konnte endlich mit den Charakteren fühlen und um sie bangen. 


    Dieses Buch überflutet einen mit Informationen. Oft musste ich googeln. Wo liegt Kashmir überhaupt? Was sind die Konfliktparteien? Was ist dort im Moment los? 


    Weiterempfehlen würde ich dieses Buch also nur an jemanden, der wirklich an Indien interessiert ist. Oder an jemanden, der daran interessiert ist was Jahrzehntelanger Bürgerkrieg mit der Bevölkerung macht. Für diese Personen ist dieses Buch auf jeden Fall ein Must-have! 
    Wenn man allerdings nach kurzweiliger Unterhaltung oder nach einem Pageturner sucht, ist dieser Roman wohl kaum das richtige.
  7. Cover des Buches Shalimar (ISBN: 9788498724479)
    Rebecca Ryman

    Shalimar

     (48)
    Aktuelle Rezension von: Sopharoo

    Nachdem ich nun alle 3 Bücher der inzwischen leider verstorbenen Rebecca Ryman gelesen habe, bin ich ein großer Fan der Welt, die sie aufbaut und in der ihre Romane spielen und auch der Charaktere geworden. Aus diesem Grund finde ich es auch sehr schade, dass es keine weiteren Bücher von ihr gibt. Allerdings neigt sie auch zu einer teilweise sehr langatmigen Schreibweise und man muss als Leser Geduld aufbringen. In diesem Band ist aus meiner Sicht die Geschichte zwischen den beiden Hauptpersonen, Emma und Damien, viel zu kurz gekommen, während dieser Spionagegeschichte ein großer Teil des Buches gewidmet ist. Irgendwann habe ich diese Seiten auch einfach übersprungen, weil sie einfach nicht mein Interesse wecken konnten. Den Umfang, den die Schilderung dieser politischen Umstände einnimmt, geht aber leider zu Lasten der Liebesgeschichte. Gemeinsame Szenen der beiden kommen nur vereinzelt vor und eindeutig zu kurz.  Am Ende des Buches habe ich mich etwas unbefriedigt gefühlt. Nichtsdestotrotz würde ich Bücher von Rebecca Ryman immer wieder kaufen, da sie vor einer wunderschönen Kulisse mit starken Hauotcharakteren spielen und immer äußerst spannend und unvorhersehbar sind. Dieses Buch bekommt von mir 3,5 Sterne für das verschwendete Potenzial, was einfach nicht ausgeschöpft wurde. Ansonsten wären es ganz klar 5 Sterne gewesen. 

  8. Cover des Buches Das Ministerium des äußersten Glücks (ISBN: 9783596522286)
    Arundhati Roy

    Das Ministerium des äußersten Glücks

     (68)
    Aktuelle Rezension von: Argentumverde

    Das Buch führt in eine Art Kommune der Außenseiter auf einem indischen Friedhof. Die dort Gestrandeten haben Geschichten, Leben, die wiederum andere Leben berührten - diese Geschichten erzählt die Autorin.

    Der Leser wird tief ins heutige Indien hineingezogen.  Ein Vielvölkerstaat mit den verschiedensten Sprachen, Religionen und Interessen. Ein Land zwischen Moderne und Tradition, bitter arm und reich. Natürlich ist es ein politisches und ein kritisches Buch, das die immer noch aktuellen Probleme Indiens ins Auge fasst, doch es ist eben nicht nur das. Es ist ein bedrückendes, schockierendes, ein erhellendes, aber auch berührendes Buch. Roy verbindet das Schreckliche mit dem Opulenten, den blutigen Kaschmir-Konflikt, die Kasten- und Gaubenskämpfe mit "pathetisch-ästhetischen" Fabeln über Leben und Liebe. Auch wenn es als Leser nicht immer leichtfällt, den mannigfachen Erzählfäden zu folgen, das immer wieder auftauchende Pathos zu verdauen, beeindrucken die vielen Liebeserklärungen der Autorin an ihr Land und seine Menschen. Wer vorher noch nicht mit der Geschichte Indiens vertraut war, zumindest im Groben, der wird vor allem im ersten Teil mit Fakten überhäuft, so dass die Handlung leicht verloren gehen kann. Roy setzt viel an Wissen voraus und reiht die Fakten teils nur so aneinander.

    Mein Fazit: Das Chaos Indiens einfach literarisch zu wiederholen, indem man die Gewalt und das Leid der vielen Konflikte auf dem Subkontinent möglichst gnadenlos und haufenweise schildert, führt für mich zu keinem befriedigenden Ergebnis. Zu viele Geschichten von Folter, Misshandlung und Blut können von den im Text vorhandenen literarischen Momente nicht aufgefangen werden. Wer sich nicht mit der Politik Indiens und einer entsprechenden Gesellschaftskritik auseinandersetzen möchte, der sollte sich nicht an dieses Buch wagen. 

  9. Cover des Buches Der Kaschmirschal (ISBN: 9783548285962)
    Rosie Thomas

    Der Kaschmirschal

     (4)
    Aktuelle Rezension von: anne_fox
    Mair erbt nach dem Tod ihres Vaters einen wertvollen Kasmirschal. Um zu erfahren was es damit auf sich hat, reist sie nach Indien. Man erfährt hier viel über Land und Leute und über die Herstellung der wertvollen Kasmirschals. Ansonsten konnte mich der Roman einfach nicht überzeugen, zäh und langatmig. Nach dem Titel und dem Klappentxt hatte ich viel mehr  versprochen und vor allen Dingen Spannung erwartet.
  10. Cover des Buches Mörderisches Paradies (ISBN: B082FLT8T7)
    Sabine Strick

    Mörderisches Paradies

     (41)
    Aktuelle Rezension von: Neling

    Kurzmeinung: Leider kein Kriminalroman sondern ein Genremix, der mir nicht zusagte, aber mit einer exotischen Kulisse aufwartet

    Inhaltsangabe bitte Klappentext entnehmen. 

    Meine Meinung: Nachdem ich Sabine Strick als eine sehr gute Autorin kennenlernte, wollte ich nun auch ihre  Dominique Demsy Reihe kennenlernen. ihre Bücher "Das Erbe der Silverstone"  und vor allem "Himmel über Havanna" ( Neuauflage "Im Schatten des Zuckerrohrs") hatten mich begeistert, so freute ich mich auf einen spannenden Krimi. Leider wurden meine Erwartungen enttäuscht, denn der Untertitel "ein Fall für...." ist mehr als irreführend. Denn es handelt sich nicht um einen Krimi, sondern um einen Genremix, der mir nicht zusagte.  Meine Leseinteressen sind zwar sehr vielfältig, aber es gehören weder Actionbücher noch Liebesgeschichten mit wechselnden Sexpartnern dazu. Leider dominieren diese für mich in dem Buch.  Die Detektivgeschichte fand ich zienlich unglaubwürdig, sie geriet aber für mich eher in den Hintergrund. Dominique Demesy und seine Tochter haben eine wirklich schwierige Beziehung. Der Protagonist war mir ebenso unsympathisch wie seine Tochter und sein Kollege, schon durch die ganzen Affären um die es ging.  Ja und zum Schluss verärgerte mich dann der sehr große Cliffhanger. Leider gibt es da heutzutage so häufig und  es soll wohl dazu verführen, die Fortsetzung zu lesen. Bei mir führt das leider meist zum Gegenteil, nämlich großer Verärgerung und Punktabzug. Das Einzige was mir gefiel war die exotische Kulisse, man konnte einiges über die Indische Kultur-uind Lebensweise kennenlernen.

    Fazit:  Trotzdem reichte es bei mir nicht für 3 Sterne und ich kann dem Buch leider keine Leseempfehlung aussprechen. So rate ich den Lesern meiner Rezension eher dazu, die beiden obengeannten tollen Bücher zu lesen. 

  11. Cover des Buches Smaragdvogel (ISBN: 9783961487639)
    Linda Holeman

    Smaragdvogel

     (113)
    Aktuelle Rezension von: Sopharoo

    Das Buch hat mich wirklich positiv überrascht, wenngleich besonders der erste Teil des Buches, der die (Kinder-)Prostitution  der Protagonistin beschreibt, wirklich nicht für schwache Nerven ist und eine gewisse Traurigkeit über das Buch legt, die bei mir auch nach Beenden des Buches zurückbleibt (vielleicht ist diese aber auch der Tatsache geschuldet, dass ich dieses großartige Werk nicht weiterlesen kann.. :) ) Nichtsdestotrotz oder vielleicht auch gerade deswegen reißt der Roman absolut mit- man kann das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und fiebert mit, was das Leben, vor allem in Indien, als Nächstes für Linny bereithält. 

  12. Cover des Buches Atlas der Unordnung (ISBN: 9783806244274)
    Delphine Papin

    Atlas der Unordnung

     (38)
    Aktuelle Rezension von: Narr

    Hallo, mein Name ist Henrike und ich stehe auf Landkarten!


    Das spannendste am Erdkunde-Unterricht in der Schule war für mich das Herumblättern und Entdecken im dunkelblauen Diercke Atlas. An der Uni habe ich freiwillig Vorlesungen zum Thema Kartografie besucht, obwohl das rein gar nichts mit meinem Studium zu tun hatte. (Ich habe es trotzdem geschafft, eine Seminararbeit über Karten in Fantasyromanen zu schreiben!) Ich habe einen alten Miniglobus, auf dem die DDR noch existiert, einen antiquierten Atlas, der buchstäblich auseinanderfällt, und an meiner Wand hängt eine Weltkarte, deren dekorativer Text in Latein geschrieben ist. Kurz gesagt: Karten faszinieren mich fast so sehr wie Lexika! Besonders spannend finde ich sehr alte Karten.


    Deshalb habe ich Atlas der Unordnung unbedingt lesen wollen, als ich von dem Buch erfahren habe: sonderbare Grenzen, ein Buch voller Karten mit ganz besonderen Schwerpunkten? Count me in!


    Aussehen und Haptik

    Als erstes fällt natürlich das Cover und das annähernd quadratische Format vom Atlas der Unordnung auf. Optisch finde ich das Buch sehr ansprechend und das Cover-Design mit den leichten Verschiebungen in den senkrechten Streifen hat mich direkt neugierig gemacht. Allerdings ist das Buch durch das Format nicht besonders handlich – es ist definitiv zum Hinsetzen und in Ruhe Durchblättern gemacht.


    Die fünf Kapitel “I – Grenzen als Vermächtnisse”, “II – Meere und Grenzen”, “III – Mauern und Migration”, “IV – Spezielle Grenzen” und “V – Umstrittene Grenzen” beginnen jeweils mit ein paar Seiten Fließtext, die grundlegendes Wissen über verschiedene Arten von Grenzen oder historische Verhältnisse liefern. Ganz am Anfang steht ein einleitendes Kapitel, das die Motivation dieses Buches und die aktuelle geopolitische Situation umreißt.


    Die Karten selbst finde ich super gestaltet: anhand von umfangreichen Legenden werden verschiedenste Elemente hervorgehoben – je nachdem, was die jeweilige Karte abbilden und ausdrücken soll. Der Stil ist sehr einfach gehalten, sodass teilweise nur Flächen und Linien enthalten sind. Es geht eben um Grenzen, meistens zwischen Ländern, und nicht um beispielsweise Höhenunterschiede. Durch dieses Abstrahieren und auch durch unterschiedliche Perspektiven und Formen der Karten ergibt sich ein abwechslungsreiches Gesamtbild, das auf jeder farbigen Doppelseite etwas Neues entdecken lässt. Allerdings hat das auch den Nebeneffekt, dass der Atlas der Unordnung nicht immer einheitlich wirkt und seinem Namen alle Ehre macht.


    Weil Atlas der Unordnung aus dem Französischen übersetzt wurde, ändert sich natürlich die Textlänge. Weil das Buch ein festgelegtes Layout hat – die Karten und ihre Begleittexte sind immer auf einer Doppelseite – entstehen dadurch große Leerräume in den reinen Text-Kapiteln. Das sieht merkwürdig aus und fühlt sich irgendwie unfertig an. Als Verlag hätte ich mich vermutlich darum bemüht, die Erlaubnis dafür zu erhalten, die Zitate berühmter Leute innerhalb des Buches frei zu verteilen, die jetzt noch vor der Einleitung auf einer Doppelseite zusammengequetscht werden. Das wäre meiner Meinung nach jedenfalls besser als komplett leere Seiten, die aufgrund des Layouts nicht befüllt werden können.


    Inhalt

    Ich habe das Gefühl, als könnte ich aus dem Atlas der Unordnung sehr viel lernen. So viel, dass ich es gar nicht auf einmal aufnehmen kann. Den Autor*innen unterstelle ich definitiv Fachwissen und Kompetenz auf diesem Themengebiet! Da ich mich schon lange nicht mehr mit geografischen Dingen beschäftigt habe, fehlte mir anfangs die Grundlage, um wirklich alles direkt zu verstehen – manche Fachbegriffe musste ich trotz der Erklärung im Buch googeln – aber je länger und häufiger ich gelesen habe, desto verständlicher wurde mir das Ganze.


    Ich fand es spannend, aus historischer oder auch aktueller Perspektive auf unterschiedlichste Grenzen zu schauen und ihre Entwicklung zu sehen. Tatsächlich habe ich zum Beispiel endlich verstanden, was es mit den verschiedenen Zonen der Küstenregionen auf sich hat. Dafür gibt es im Buch eine Art Querschnitt, der aufzeigt, in welcher Entfernung welche Hoheit gilt und wem Bodenschätze oder Güter im Wasser gehören. An anderer Stelle zeigen kleine Schaubilder, welche unterschiedlichen Grenzverläufe es in Flüssen gibt oder welche Mauern in der Vergangenheit aus welchen Gründen gebaut wurden. Dabei sind die Daten sehr aktuell: Sogar die Schutzmaßnahmen während der Corona-Pandemie (zum Beispiel Grenzschließungen) fließen schon in den Atlas der Unordnung ein.


    Minuspunkte

    Die Karten und kurzen Erklärungstexte fand ich super, aber die restlichen Textblöcke waren, so informativ sie auch sein mögen, mir einfach zu trocken. Natürlich soll der Atlas der Unordnung Wissen vermitteln und erreicht dieses Ziel auch wunderbar. Es ist nur so: Ich habe einen anderen Stil und eine andere Sprache erwartet, lockerer und unterhaltsamer, als es letztendlich der Fall war. Dabei kann ich nicht beurteilen, ob diese Eigenschaft vom Original stammt oder in der Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche entstanden ist.


    Ich musste das Buch jedenfalls immer wieder beiseite legen, weil es mich nicht über längere Zeit fesseln konnte. Und meine Motivation, es wieder aufzunehmen und am Stück weiterzulesen, hielt sich auch in Grenzen. Da habe ich lieber durch die Karten geblättert und mal hier, mal da angelesen oder die Symbolik und Legenden zu durchschauen versucht. Für mich wird dieses Buch eine Art Coffee Table Book: ein Buch, das ich viele Monate lang nicht anschaue, aber in der richtigen Laune dann stundenlang darin stöbere.


    Der Atlas der Unordnung ist nicht mein erstes Buch aus dem Verlag wbg Theiss, aber er bestätigt leider meinen Eindruck von damals, als ich Winter is Coming. Die mittelalterliche Welt von Game of Thrones gelesen habe: Die Bücher aus diesem Verlag mögen sich an ein breites Publikum mit speziellem Wissensinteresse richten, aber dieses Wissen ist leider auf eine Weise verpackt, die mir persönlich nicht so sehr zusagt. Wenn ich auf so trockene Weise lernen möchte, dann kann ich auch normale Schulbücher in die Hand nehmen. Ich werte dies als zweiten gescheiterten Versuch, mit dem Verlag und seinen Büchern warm zu werden, und gehe in Zukunft etwas distanzierter an ihn heran.


    Fazit

    Der Atlas der Unordnung bietet viel abwechslungsreiches historisches wie aktuelles geopolitisches Wissen über verschiedenste Arten von Grenzen, wobei der Fokus auf solchen Grenzen liegt, die irgendeine Form der Besonderheit aufweisen: Das sind zum Beispiel Konflikte über Grenzverläufe (ganz aktuell: Russland-Ukraine), Schmugglertunnel unter mehreren Reihen Stacheldraht und Mauern hindurch oder der Schengen-Raum. Für meinen Geschmack sind die Text-Kapitel aber zu trocken und das Buch dadurch zu unangenehm zu lesen. Ich bin wohl einfach nicht das Zielpublikum des Verlags, obwohl ich Karten unglaublich faszinierend finde. Meine Erkenntnis: Das gilt wohl überwiegend für historische Karten.

  13. Cover des Buches Das Ministerium des äußersten Glücks (ISBN: 9783839815878)
    Arundhati Roy

    Das Ministerium des äußersten Glücks

     (8)
    Aktuelle Rezension von: SternchenBlau

    „Die echten Schriftsteller sind Gewissensbisse der Menschheit.“ Dieses Zitat von Ludwig Feuerbach passt hervorragend auf „Das Ministerium des äußersten Glücks“ und dessen Autorin Arundhati Roy. Ein außergewöhnliches Buch, das diese Gewissensbisse der Menschheit mit der Schönheit des Lebens vereint.

    Zirkuläres Erzählen

    Der Jennat Friedhof wird zum Ausgangspunkt eines Kaleidoskops an Lebensgeschichten und an Weltgeschichte. Die Geschichten und Figuren verästeln sich wie ein Baum und irgendwann kehrt Roy dann immer wieder zum Ausgangspunkt zurück. Ich habe mich in der Geschichte verloren, aber ich war nie darin verloren, weil ich so viel gefunden habe.

    Alle sind die Held*innen in dieser Geschichte. Die Autorin bricht so ein Konzept der Heldenreise auf (die in der Prägnanz ja immer auch schon ein westliches war), um es am Ende dann vielleicht dann doch auf die Spitze zu treiben. Nein, das Ende werde ich nicht verraten. Aber am Ende beschreibt Roy dieses Verfahren selbst noch einmal mit der Frage: „Wie erzählt man eine zerbrochenen Geschichte?“

    Eine Geschichte in der realen Geschichte.

    Ich muss gestehen, dass ich auch als politisch interessierter Mensch die Geschichte Indiens und Kaschmirs nur in Stichpunkten kenne. Das Massaker in Gujarat war mir ein Begriff, die Ermordung von Indira Gandhi. Ich weiß, dass sich die Autorin an realen Geschehnissen entlang hangelt. Die Formulierung „wer könnte (dieses oder jenes) Jahr vergessen“ fällt immer wieder. Viele Ereignisse erklären sich schnell, die faschistisch-nationalistische Hindi-Bewegung, die unterschiedlichen Terrorgruppen in Kashmir, aber auch, wenn ich die realen Bezüge nicht immer erkannt haben mag, vermittelt mir das Buch immer ein das Gefühl, wie wichtig es ist, dass wir alle diese Geschichten kennen. Zwischen dieser sehr realen Politik bleibt Roy immer poetisch. Ihr Stil ist ausladend, manche*n mag dies stören, aber ich war davon gefesselt. Und dazwischen streut Roy immer wieder tiefe, oftmals auch bitter Einsichten in die Welt:

    „Sie hatten ihre Geschichte auf zahllosen Treffen und Tribunalen im internationalen Supermarkt des Leids erzählt, gemeinsam mit den Opfern anderer Kriege in anderen Ländern.“

    Oder:

    „Aber schließlich wurde das Elixier der Seele, das Kriege und die blutigen Geburten dreier Länder überlebt hatte, wie die meisten Dinge in der Welt von Coca Cola übertrumpft.“

    Hoffnung in der Tragik

    Obwohl den Romanfiguren viele schlimme Dinge geschehen, obwohl ihnen andere Menschen schlimme Dinge zufügen, kam mir beim Hören der Geschichte nie ganz die Hoffnung abhanden. Denn so schlimm die Dinge auch sind, das Leben im Jannat Gästehaus, das Leben am Jantar Mantar, ja selbst das Leben in Kaschmir geht weiter. 

    Dies alles ist weit entfernt von, wie ich es nennen würde, „Backpacker“-Romantik (nach dem Motto: Oh, diese einfachen Menschen können noch das Positive sehen.) Diese Menschen leiden, sie sind sich bewusst, dass sie die Ausgestoßenen sind, aber das Leben geht weiter. Und das lassen sie sich zuallerletzt erst nehmen. Ganz toll auch ein anderer Diversity-Punkt: Eine der Hauptfiguren ist eine Hidschra, eine transgender Frau, wie sie in Indien traditionell genannt werden. Roy schafft einen Ort, an dem die Religionen egal sind, auf dem Jennat Friedhof liegen Moslems, Hindus, Christen, Kommunisten. So leben auch die Menschen dort. Wie einfach das alles sein könnte.

    Grandiose Sprecherin

    Die ersten zwei, drei Tracks des Hörbuchs habe ich mich gefragt, wie ich die Informationsdichte wie auch die poetische Sprache jemals erfassen könnte, ohne jede Passage mindestens einmal noch zu wiederholen. Doch Sprecherin Gabriele Blum ist eine Meisterin, den verschiedenen Figuren eine innere und auch äußere Stimme zu verleihen. Sie wurde für mich wirklich zur Stimme dieses Buchs, die mich an die Hand genommen und durch die vielen Zeitebenen, Figuren und Orte geleitet hat.

    Die vielen Namen von Personen und Orten ist eine Herausforderung beim Hören, da hätte das Selberlesen sicherlich geholfen. Aber auch so gab mir die Autorin immer wieder genügend Orientierung, dass ich bei dem großen Inventar durchgeblicken konnte. Natürlich musste ich konzentriert hören. Zum entspannten Hören zum Einschlafen ist dieses Buch nichts!

    Schließlich war ich aber sogar froh, dass ich das Buch geHÖRT habe. Gerade bei den Aufzählungen, die die Autorin immer wieder einflicht, muss ich mich sonst beim selber Lesen sehr konzentrieren, dass ich nicht zum Laufen oder Springen anfangen. So konnte ich jede einzelne poetische Zeile genießen. Und immer wieder habe ich gestoppt und Passagen mitgeschrieben.

    Fazit

    „Das Ministerium des äußersten Glücks“ ist kein einfaches Lese- oder Hörerlebnis. Es nimmt mit, im Guten wie im Tragischen. Aber es ist jede Minute absolut wert. Ich bin begeistert und vergeben 5 Sterne.

  14. Cover des Buches Haus der Wunder (ISBN: 9783426636046)
    Justine Hardy

    Haus der Wunder

     (3)
    Aktuelle Rezension von: annlu

    „Sehen Sie, mein Freund, vielleicht ist dies die einzige weltliche Sache, die Ihnen in Indien begegnen wird. Von Muslim-Hand auf Hindu-Stirn. Pandit Nehrus großer Traum hat sich nur in diesem winzigen Teil einer Blume verwirklicht.“


    Die englische Witwe Gracie hat sich auf ein Hausboot im Kashmir zurückgezogen. Das Boot liegt am Grundstück ihres langjährigen Freundes Masud Abdullahs, der sich als Familienoberhaupt um die Belange der Familie im neuen stark muslimisch geprägten Kashmir kümmern muss. Um die alte Dame kümmern sich die stumme Suriya und ihre Tochter Lila. Diese hat durch Gracie eine englische Erziehung genossen, trägt keinen Schleier und wird von vielen Männern begehrt. Zu ihnen stoßt der englische Journalist Hal, der vom Leben im neu geordneten Kashmir berichten soll. Allerdings muss er feststellen, dass von Ordnung nicht die Rede sein kann.



    Die Geschichte führt viele Charaktere gleichzeitig ein. Die alte Witwe Gracie trauert ihrem verstorbenen Mann und Sohn nach aber auch den alten Zeiten. Immer wieder ist sie verwirrt hat aber auch ihre lichten Momenten in denen sie melancholisch-philosophische Gespräche mit Masud führt. Dieser kennt einerseits die Zeiten vor der starken Islamisierung, ist andererseits ein gläubiger Muslim und sich seiner Verantwortung seiner Familie gegenüber sehr bewusst. Von der stummen Suriya erfährt der Leser wenig, während Lila immer wieder auftaucht, nicht immer aber eine Beschreibung ihrer Gedanken und Gefühle gegeben wird, sodass sie farbloser blieb als andere. Zu diesen anderen gehört ihr Cousin Irfan, der gegen seinen Willen in die Fänge der muslimischen Widerstandskämpfer gerät.


    Die politische Situation im Kashmir nimmt insofern eine große Rolle ein, als dass sie das tägliche Leben ihrer Einwohner stark beeinflusst. Die ehemals friedlich zusammenlebenden Muslime und Hindus stehen sich sehr skeptisch gegenüber. Die Gesellschaft ist immer mehr gezwungen islamistische Bräuche anzunehmen. Nicht nur schränkt das die Rolle der Frau stark ein, auch die Männer werden durch die Gesetze des Korans beeinflusst. Das stark präsente indische Heer mutet wie eine Besatzung an und bringt eine Willkür mit sich, die den Tod Unschuldiger aber auch Vergewaltigungen und willkürliche Gewalt mit in die Geschichte bringen.


    Unter Kashmir hatte ich mir eine farbenprächtige exotische Umgebung vorgestellt. Diese fand ich zwar in vielen Beschreibungen – besonders der Stadt, der Natur, des Essens und der Gewürze – wieder, der Krieg und die neue Ordnung haben aber einen Nebel der Hoffnungslosigkeit über den Beginn der Geschichte gelegt. Zusammen mit dem Verfall und den vielen Schicksalsschlägen der ehemals starken Gracie war dieser besonders bedrückend. Erst das Auftauchen von Hal hat einen Hoffnungsschimmer gebracht.


    Das Ende war passend zur Geschichte sehr wehmütig. Besonders auch in Anbetracht der Tatsache, dass es in der Region immer wieder zu neuen Kämpfen gekommen ist.


    Fazit: Ein Buch, das exotisch, melancholisch und schwermütig zugleich ist – nichtsdestotrotz sehr interessant.

  15. Cover des Buches Himalaja (ISBN: 9783492216098)
  16. Cover des Buches The Wonder House (ISBN: 0802143121)
  17. Cover des Buches Ein Band aus Stahl (ISBN: 9783749740710)
    Ingrid Zellner

    Ein Band aus Stahl

     (17)
    Aktuelle Rezension von: zuppi

    Vikram und Sameera leiten in Kashmir das Dar-as-Salam und lieben die Kinder in ihrem Waisenhaus wie ihre eigenen.

    Und plötzlich ist Sameera unerwartet schwanger. Das krönt das Glück, dass sie miteinander, den Kindern und ihren besten Freunden Raja und Sita gefunden haben.

    Doch ein Sturm kündigt Unheil an. Es wird mehr zerstört, als nur Teile des Hauses. Plötzlich verschwinden Sameera und Raja. Sameera taucht scheinbar wohlbehalten wieder auf. Doch Vikrams Feinde aus vergangenen Zeiten haben Raja in ihrer Gewalt. Selbst wenn er Raja retten kann, kann er auch seine Beziehungen zu den wichtigsten Menschen in seinem Leben retten?


    Band 4 der Kashmir-Saga reiht sich mit einer hohen Qualität an die ersten 3 Bände an. Auch ohne Vorwissen findet man sich schnell ein.

    Das Buch ist Nervenkitzel pur, voller Spannung und voller Liebe, die das Herz erfüllt. Es zeigt das Leben in der unruhigen Region, wie auch das Leben selbst unruhig ist. Wer einmal zu Lesen angefangen hat kann sich dem Bann nicht mehr entziehen: Dem Bann des Buches und dem Kashmirs.


  18. Cover des Buches Der Weg in den neuen Kalten Krieg (ISBN: 9783548372969)
  19. Cover des Buches India and Pakistan (ISBN: 9780520271401)
  20. Cover des Buches Das Land der Finsternis (ISBN: 9783455053746)
    V. S. Naipaul

    Das Land der Finsternis

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Anja_Lev
    V.S. Naipaul erkundet Indien. Dem Land, das das Land seiner Großeltern ist, steht er dabei eher ablehnend gegenüber, der aus Trinidad nach Europa ausgewanderte Schriftsteller fühlt sich fremd, urteilt teilweise sehr hart und beschreibt dennoch vielfach warmherzig, lebhaft und anschauchlich. Er lässt nichts aus, benennt Bürokratie und Korruption und schildert Absurditäten, die sich aus dem Kastenwesen ergeben. Er kritisiert Standesdenken ebenso wie mangelnde Hygiene, nennt Mängel und Fehler der Politik und zeichnet dennoch kein vollständig negatives Bild von Indien. Vielmehr erscheint das Land als seltsam aber reizvoll, als widersprüchlich aber spannend, bunt und faszinierend. Naipaul ist 10 Jahre später nochmals nach Indien gereist und hat auch hierüber ein Buch geschrieben. Ich hoffe, dieser Reisebericht wird genauso aufregend und lesenswert wie der erste sein!
  21. Cover des Buches Vollmond über Kaschmir / Tod in Sansibar (ISBN: 9783442116386)
  22. Zeige:
    • 8
    • 12
    • 24

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks