Bücher mit dem Tag "kiepenheuer & witsch"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "kiepenheuer & witsch" gekennzeichnet haben.

70 Bücher

  1. Cover des Buches Der Circle (ISBN: 9783462048544)
    Dave Eggers

    Der Circle

     (806)
    Aktuelle Rezension von: Lou_Sandberg

    Die Themen, um die es in Dave Eggers "Circle" geht, sind spannend und nach wie vor aktuell: Wie viel Freiheit braucht das Internet? Wie viel Freiheit ist zu viel Freiheit? Wie viel Anonymität braucht und wie viel Transparenz verträgt ein Mensch? Wann wird Transparenz zu Überwachung? Wer hat die Macht und wie wird sie ausgeübt? Wo beginnt die Manipulation? 

    Leider kann das Buch diese Themen nicht spannend vermitteln. Die Geschichte ist für meinen Geschmack zu wenig handlungsgetrieben und verliert sich stattdessen in endlosen Beschreibungen und Wiederholungen. Die Hauptfigur, Mae Holland, macht keine Charakterentwicklung durch, sondern agiert im Verlauf der Story lediglich immer extremer: Sie arbeitet noch mehr, wird immer kritikloser in ihrer Begeisterung für den Circle und ist noch versessener von der Idee der absolutenTransparenz. 

    Diese Redundanz sorgt mit der Zeit für Langeweile. Die letzten hundert Seiten habe ich nur noch quergelesen. Schade, denn ich hatte mich auf das Buch gefreut.

  2. Cover des Buches A Long Way Down (ISBN: 9783462040517)
    Nick Hornby

    A Long Way Down

     (2.416)
    Aktuelle Rezension von: Melanie_M1

    Der Klappentext hat mich angesprochen, da ich selbst in einer schwierigen Lebenssituation stecke und dementsprechend viel an mir arbeite. In Büchern lese ich gerne zwischen den Zeilen, denn daraus ergeben sich für mich neue Perspektiven, durch die ich Eigenschaften an mir erkennen kann, die mir vielleicht lange verborgen waren. Selbst Bücher, die mir nicht so gut gefallen, schenken mir immer ein oder zwei wichtige Impulse. 

    Auch hier war es wieder so. Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten und die Protagonisten nehmen beinahe kein Blatt vor dem Mund. Jeder der vier Menschen kommt abwechselnd in einem eigenen Abschnitt zu Wort. Ich würde es spannender finden, wenn Maureen, Martin, Jess und JJ unterschiedlicher sein würden, denn das würde die Gruppendynamik nochmals verändern und mehr Tiefe in die Geschichte bringen. Auch aus der Handlung hätte man meiner Meinung nach mehr herausholen können. Es wurde viel gestritten und fast alle Protagonisten haben ständig mit Schimpfwörter um sich geschlagen. Ich glaube, dass vielleicht auch dadurch der eigentliche Kern etwas verloren ging. 

    Man hätte definitiv mehr daraus machen können, aber das ist eben auch eine Geschmackssache. Ich werde das Buch bzw. Bücher in dieser Art vermutlich kein weiteres Mal lesen. 

  3. Cover des Buches Die Tyrannei des Schmetterlings (ISBN: 9783462050844)
    Frank Schätzing

    Die Tyrannei des Schmetterlings

     (156)
    Aktuelle Rezension von: Bookreader34

    „Der Teufel, sagt ein Sprichwort der Malaien, kommt immer durch die Hintertür.“ (Zitat aus Die Tyrannei des Schmetterlings)

    Die Tyrannei des Schmetterlings ist ein Science-Fiction-Thriller von Frank Schätzing.

    Im Jahr 2017 will im Südsudan während des Bürgerkriegs eine Gruppe Soldaten gegen einen Warlord vorgehen. Dann werden sie jedoch selbst von mysteriösen Wesen getötet.

    In Kalifornien untersuchen währenddessen Undersheriff Luther Opoku und Deputy Ruth Underwood den Tod einer Biologin. Die Spuren führen zu einer Firma, deren Gründer eine Künstliche Intelligenz namens A.R.E.S. entwickelt hat, die zu einer Superintelligenz werden und dann alle großen Probleme der Menschheit lösen soll.

    Dort angekommen entdeckt Luther den mutmaßlichen Mörder und verfolgt ihn, bis der Verdächtige spurlos verschwindet. Zurück an der Oberfläche stellt Luther fest, dass sich einiges verändert hat. Es ist Nacht, obwohl eben noch Tag war, und vorher Tote sind wieder lebendig.

    Der Titel bezieht sich wohl darauf, dass A.R.E.S. als verpuppter Schmetterling bezeichnet wird, der "schlüpft", wenn er sich seiner selbst bewusst und dann eine Superintelligenz wird. Daher und weil auch echte Insekten eine Rolle spielen, finde ich das Titelbild, auf dem Kurven und Kreise an Insekten erinnernde Formen bilden, sehr passend.

    Die Handlung ist in sechs große Abschnitte mit eigenen Titeln geteilt. Innerhalb der Abschnitte ist die Handlung nur untergliedert, indem ein Perspektivwechsel durch den Umriss eines Falters angezeigt wird. Am Ende gibt es eine Liste mit Sachbüchern zu den wissenschaftlichen und technischen Aspekten der Handlung und eine Danksagung.

    Die Spannung fällt in Teil II etwas ab, während Luthers Alltag beschrieben wird und die anderen wichtigen Charaktere eingeführt werden. Die Ermittlungen in dem Todesfall werden eher nebenbei geschildert. Erst gegen Ende von Teil II steigt die Spannung wieder und bleibt bis auf einige eher langatmige Stellen bis zum Ende hoch.

    Action, auch in Form teilweise ziemlich brutaler und blutiger Gewaltschilderungen, gibt es nach dem Prolog auch erst wieder ab dem Ende von Teil II und die letzten beiden Abschnitte sind schließlich ziemlich actionreich.

    Vor allem in Luthers Gedanken und Gefühle erhält man einen sehr guten Einblick, aber auch die anderen wichtigen Charaktere sind gut ausgearbeitet. Mehrfach wechselt Schätzing bei der Schilderung von Luthers Gedankengängen von der dritten zur zweiten Person, so dass man als Leser quasi Luthers Rolle einnimmt.

    Die bis auf Rückblicke in die Vergangenheit einiger Charaktere im Präsens geschilderte Handlung wird meist aus der Sicht von Luther erzählt, manchmal aber auch aus der Sicht anderer Charaktere. Zuerst erfährt man nur einzelne Ereignisse aus der Vergangenheit von Luther und einigen der anderen Charaktere, bevor Schätzing jeweils Zusammenfassungen ihrer kompletten bisherigen Lebensgeschichte schildert. Das zieht sich dann immer über mehrere Seiten hin.

    Einerseits finde ich das zwar gut, weil man so die Charaktere besser versteht. Andererseits bin ich aber der Meinung, dass es besser gewesen wäre, wenn der Autor sich kürzer gefasst hätte, da auch unwichtige Dinge genannt werden, was gerade diese Stellen recht langatmig macht.

    Die Beschreibungen sind teils sehr wortreich und voller Metaphern und Vergleiche, Schätzing mag außerdem bildungssprachliche Begriffe wie desperat und stupend. Auch das war mir manchmal zu viel. Gefallen haben mir aber wiederum die Anspielungen auf bekannte Filme und Personen wie Jurassic Park und Halle Berry.

    Manchmal ist Die Tyrannei des Schmetterlings ziemlich tiefgründig und regt zum Nachdenken an. Schätzing stellt gut die Vor- und Nachteile des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz sowie die Schwierigkeiten dar, einer KI wie A.R.E.S. die gewünschten Ziele und Werte zu vermitteln.

    Auch die wissenschaftlichen Grundlagen der wichtigsten vorkommenden Technologien werden gut erklärt. Außerdem kommen fast nur Technologien vor, die schon in der Entwicklung beziehungsweise in Ansätzen bereits vorhanden sind. Beides macht das Szenario sehr glaubwürdig.

    Insgesamt hat mir Die Tyrannei des Schmetterlings gut gefallen und ich empfehle den Roman allen, die Science Fiction mit Themen wie KIs, Kybernetik und Biotechnologie mögen und nichts gegen Schätzings teils ausschweifenden Schreibstil haben.

  4. Cover des Buches Der Pfau (ISBN: 9783462007725)
    Isabel Bogdan

    Der Pfau

     (583)
    Aktuelle Rezension von: Chrissy87

    Auf einem herrschaftlichen englischen Anwesen spielt ein junger Pfau verrückt. Er attackiert alles was blau ist. Als eine Gruppe von Bankern für ein Teambuilding auf das Anwesen kommt, ist Chaos vorprogrammiert. 

    Mich hat die Geschichte gut unterhalten, obwohl ich mir tatsächlich etwas mehr Interaktion mit dem Pfau gewünscht hätte. 

    Die ganzen Missverständnisse und das Chaos durch Nichtkommunikation waren sehr lustig und unterhaltsam. 

  5. Cover des Buches In einem anderen Leben (ISBN: 9783462049541)
    Linus Reichlin

    In einem anderen Leben

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Lesespass

    Meine Bewertung kann man auf exlibris.ch lesen. Reichlin schreibt ja schliesslich auch, dass seine Eltern und er aus der CH stammen.

  6. Cover des Buches GRM (ISBN: 9783462000207)
    Sibylle Berg

    GRM

     (110)
    Aktuelle Rezension von: heikoscorner

    "GRM" von Sibylle Berg ist ein grandioser Roman. Mit scharfzüngigem Schreibstil und sets kritisch angehobener Augenbraue leitet Sibylle Berg uns in eine Art Dystopie, die unserer Realität doch näher als erhofft ist.

    GRM ist ein wilder Ritt, der mich von Seite 1 begeistert, schockiert, angeekelt und unfassbar angezogen hat. Definitiv lesenswert, aber nichts für zarte (oder instabile) Nerven.

  7. Cover des Buches Fräulein Nettes kurzer Sommer (ISBN: 9783462054187)
    Karen Duve

    Fräulein Nettes kurzer Sommer

     (72)
    Aktuelle Rezension von: claudiaZ

    Das Buch bietet einen Einblick in das Leben der Dichterin Anette von Droste-Hülshoff und ist zugleich ein Sittengemälde der damaligen Zeit. Die Handlung umfasst eigentlich zwei Erzählstränge. Einerseits wird das Leben der jungen Anette von Droste-Hülshoff im Kreis ihrer Familie geschildert, wobei man auch einen allgemeinen Einblick in die allgemeinen Lebensumstände der damaligen Zeit erhält. Zum Beispiel erfährt man, wie beschwerlich das Reisen damals noch war. Andererseits befasst sich das Buch mit dem Leben der Studenten an der Göttinger Universität, zu der auch einige männliche Verwandte und Bekannte von Anette zählen. Anlässlich von Familienbesuchen der Studenten vermischen sich die beiden Handlungsstränge miteinander. Dies zieht sich über viele Seiten hin. Anettes Schicksal ist es, dass sie sich nicht in die stumme Rolle einer jungen Frau fügen will, sondern sich aktiv an Gesprächen beteiligt und so bei den meisten Familienmitgliedern Missfallen erregt. Ihre eigenen schriftstellerischen Fähigkeiten werden von der Familie als anmaßend abgelehnt und sie wird immer wieder auf ihren vermeintlichen Platz verwiesen. Die Situation spitzt sich zu, als sie eine Vertrauten findet, der ihr Talent erkennt. Doch ein Ausweg aus ihrer beengenden Lebenssituation ist ihr nicht vergönnt.  

  8. Cover des Buches Die einzige Geschichte (ISBN: 9783462051544)
    Julian Barnes

    Die einzige Geschichte

     (147)
    Aktuelle Rezension von: Nicole_Sutter

    Die Frage auf dem Klappentext ist genial und hat mich natürlich in den Bann gezogen. «Würden Sie lieber mehr lieben und dafür weniger leiden oder weniger lieben und weniger leiden.» Aber eine Textstelle ist ganz besonders für mich. Seite 235 «Es ist besser, die Liebe erfahren und verloren zu haben, als nie geliebt zu haben.» Die erste Seite des Romans ist mit einer Klugheit gespickt, die es in sich hat. Paul ist 19 und Susan 48 und sie lernen sich in einem spiessigen Tennisclub kennen. (Ja, im Buch schreibt sich der Tennisklub mit k, aber mir gefällt es mit c immer noch besser.) Paul sieht in dem Club ausschliesslich Carolines und Hugos. Sie stehen alle für Spiessigkeit, 0815 Typen, nicht besonders und schon gar nicht speziell aufregend, sondern langweilige Typen, die wie ein Ei dem anderen gleichen.


    Susan sticht hervor, sie ist anders, speziell, besonders und aussergewöhnlich. 

    Zuerst spielen sie nur Doppel und dann lernen sie sich besser kennen und lieben. Die ungewöhnliche Liebe ist aufregend, neu und natürlich gegen jegliche Konvention. Susan verlässt sogar ihren Mann, um mit Marko Paul zusammen ihr Leben zu verbringen. Marko Paul heisst eigentlich nur Paul, aber für Susan ist er immer ein Marko Paul gewesen.


    Die Liebe startet stark und gleichzeitig schön und harmonisch, aber der Altersunterschied ist nun einfach nicht ausblendbar und irgendwann wird es sichtbar - nämlich dass Susan trinkt. Marko Paul gibt alles was in seiner Macht steht und versucht alles, aber er kommt nicht gegen den Alkohol an und er stellt sich natürlich immer wieder die Frage. Warum ist Susan so unglücklich, dass sie trinken muss, wo sie sich doch früher nie etwas aus Alkohol gemacht hat? Ihr Leben hat sich so verändert, dass neben der Liebe einfach gar nichts mehr ist. Keine Gesellschaft, keine Freunde, kein Hobby – einfach nichts – ausser der Liebe allein.


    Trotz, dass der Roman so eine traurige Wendung hat, ist er gleichzeitig so flüssig und schön erzählt, dass man die Traurigkeit gut aushalten kann.

  9. Cover des Buches Aller Anfang ist Apulien (ISBN: 9783462044973)
    Kirsten Wulf

    Aller Anfang ist Apulien

     (55)
    Aktuelle Rezension von: black_snapper
    Mir wurde eine Liebesgeschichte versprochen. Ich habe schöne kitschige herzerfüllende Belletristik erwartet. Stattdessen wird diese Liebesgeschichte mit Geschichten zum Menschenhandel und Schutzgelderpressung gespickt. Och nee. Entweder oder, aber nicht beides, bitte. Die Biografie der Autorin gibt doch Stoff für 3 Bücher her. Warum hat sie also alles in eins gepackt? Dennoch 4 Sterne, weil es sich gut liest.
  10. Cover des Buches Das Leben des Vernon Subutex 1 (ISBN: 9783462005981)
    Virginie Despentes

    Das Leben des Vernon Subutex 1

     (102)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    „Alles was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht“, lässt Goethe Mephistopheles zu Faust sagen. Dies könnte auch der Leitspruch für Virginie Despentes Bestseller Das Leben des Vernon Subutex gewesen sein. Gleich zu Beginn verliert Vernon seine Pariser Wohnung, weil er für die Mieten seit geraumer Zeit nicht mehr aufkommen kann. Seinen durchaus legendären Plattenladen hat er schon vor Jahren verloren. In der Zwischenzeit hat er davon gelebt, seine Vinyl-Restbestände bei Ebay zu verkaufen. Und in der Not half ihm sein alter Freund Alex Bleach aus, ein berühmter und vermögender Rockmusiker. Nur ist der mittlerweile an einer Überdosis verstorben und nun hat Subutex keine Rücklagen, kein Einkommen und keinen Gönner mehr. Alles was er noch hat, ist eine lange Liste mit ehemaligen Kumpels, Bandkollegen, Partyfreunden und Ex-Liebschaften, die er nun abarbeitet, um eine Zeitlang ein Dach über dem Kopf zu haben. Despentes kostet diese eskalierende Abwärtsspirale genüsslich aus und währenddessen entwirft sie ein (manchmal heillos überspitztes) Sittengemälde und Gesellschaftsdrama der französischen Société.

    „Sie [weiß] noch nichts von den Schlägen, die sie irgendwann zerbrechen werden.“

    Vernon Subutex Absturz ist letztlich nur die Rahmenhandlung, um die verschiedenen Protagonisten einzuführen – und zu zerlegen. Da gibt es den obligatorischen Rechtsradikalen des Front National, eine junge Muslimin, vielleicht militante Islamistin? Einen Party-, selbst- und kokainsüchtigen Börsenspekulanten, ein brasilianisches transsexuelles Model, eine Pornodarstellerin, einen professionellen Internettroll, das ewige Groupie, letztlich kein Klischee, das Despentes nicht zu bedienen wüsste. Und trotz der Stereotypie (oder vielleicht auch gerade deswegen) sind Despentes Erzählperspektiven herausragend. Tatsächlich nimmt man ihr die unterschiedlichen Charaktere ab. Sie beweist sich nicht nur als hervorragende Beobachterin, sondern auch als Meisterin im Aufbau glaubwürdiger Charaktere.

    Das hat allerdings einen Preis. Denn Despentes baut mit Genuss einzelne Szenen und Personen langsam und behutsam wie ein Kartenhaus auf, nur um diese dann um so wirkmächtiger einstürzen zu lassen. Was als traditionelles dramatisches Stilmittel daherkommt, wirkt als dramatische Ironie oder teils als Sarkasmus bitterböse, nutzt sich allerdings auch schnell ab und wird vorhersehbar, zumal die Grenze zum Zynismus mehr als einmal überschritten wird. Im Kern geht es bei Despentes, wie bei so vielen zeitgenössischen Romanen, um Krisenbewältigung durch Sex. Nun könnte man natürlich einwenden, dass es doch eigentlich um Identitäten geht, um Lebenswünsche, -ziele und -träume an denen die Menschen scheitern. Um eine Generation, die in der Nachfolge von Sex, Drugs and Rock ’n‘ Roll geglaubt hat, das Leben bestünde aus einer ewigen Party. Spätestens mit Anfang 40 aber feststellen muss, dass ein Leben doch etwas länger dauert, als mit 20 gedacht, und das nun eine entsprechende Planung hermuss. Ein ewiges Thema, eine Spielart der Midlife-Crisis. Nur warum verbleiben ausschließlich alle Charaktere dann auf der Ebene der Promiskuität?

    „Wenn man über 40 ist, gleicht die ganze Welt einer bombardierten Stadt.“

    Die Antwort ist so einfach, wie erschütternd und dürfte in der Biographie der Autorin begründet sein. Virginie Despentes wurde als Teenager vergewaltigt und „eine Vergewaltigung, sagt sie, mache besessen“, weshalb Rache und Gewalt in ihren früheren Arbeiten eine wesentliche Rolle einnehmen. Während Gewalt mittlerweile immer weiter an den Rand drängt, bleibt Sex, das Kernelement ihrer Romane. Das Explizite ihrer früheren Tage ist glücklicherweise verschwunden. Der Sex in Das Leben des Vernon Subutex ist ein literarischer geworden und kein pornografischer mehr, wie noch zu Zeiten des Gewaltpornos „Baise Moi“.

    Selbst der schlechteste Mensch kann einem guten Zweck dienen. Er kann ein abschreckendes Beispiel geben.

    Bei Despentes gibt es keine Helden. Da ist niemand durchweg gut oder sympathisch. Ja, nicht einmal ausgewogen differenziert. Bei Despentes dominiert der nihilistische Hedonismus. Hier zerstört sich nicht nur Vernon Subutex vor unseren Augen, Despentes demontiert sogleich die gesamte französische Gesellschaft der 60er Jahrgänge. Die Realität holt alle irgendwann auf den Boden zurück und in diesem Falle genießt es Despentes, dies stellvertretende an ihren Protagonisten durchzuexerzieren. Despentes lässt niemanden ausbrechen, niemand kann aus seiner Haut, alles bleibt beim Alten, bis zur Zerstörung, bis zum Tod. Es ist ein fatalistischer Roman, ein traditionelles Drama ohne Perspektiven ohne Hoffnung. Das Unvermeidliche wird geschehen, Vernon Subutex, landet unweigerlich auf der Straße. Das einzig Überraschende ist, dass er nicht stirbt. Das wiederum erklärt sich daraus, dass dies lediglich der erste Band einer Trilogie ist. Band zwei und drei befinden sich bereits in der Übersetzung und Band zwei wird im Frühjahr 2018 auf dem deutschen Buchmarkt erscheinen.

    Das Leben des Vernon Subutex ist ein guter Roman, ganz ohne Frage, aber ob es ein grandioser Roman ist, wie das Feuilleton und die Werbung den Hype zu verkaufen versuchen? Für mich ist es zu wenig Innovation und zu sehr das immer Gleiche, das schon Dagewesene. Sex und Übertreibung als Stilmittel hat man schon besser gelesen. Wer allerdings die französische Gesellschaft mag, wer Dramen liebt, wer herausragend gezeichnete Charaktere genießt, wer vielleicht einen Bezug zum Rock der 80er Jahre hat, der wird einen kurzweiligen und äußerst gefälligen Roman erhalten.

  11. Cover des Buches Anderswo (ISBN: 9783462051353)
    Verena Lueken

    Anderswo

     (4)
    Aktuelle Rezension von: renee
    In diesem Buch von Verena Lueken blickt die sehr autark lebende B. auf ihr Leben und das Leben der anderen Mitglieder ihrer Familie. Trotz dieser Autarkie blitzen in den Blicken zurück auch einige erlittene Traumata durch. Und immer mehr stellt sich die Ahnung her, dass das autarke Leben eine Folge dieser Traumata ist. Dieses rastlose, sehr wechselnde Leben von B. und auch eine gewisse Bindungsangst haben Gründe, solch ein Leben ist definitiv kein Leben, was ich mir wünschen würde. Und man begreift als empathische Leserin, dass dieses Erlebte deutliche Spuren hinterlassen hat und B.'s Leben definiert/dominiert.

    Durch die Beerdigung des Vaters einer Freundin wieder sehr an ihren eigenen Vater erinnert, versucht sie einiges an dessen Vergangenheit wieder aufzudröseln. Und begibt sich deswegen auf Spurensuche.

    Und sie begreift, das in ihrer Familie durch historische Begebenheiten und althergebrachte Rollenbilder viele Bindungen gelöst wurden und dieses Handeln generationenübergreifende Folgen hat. Und bedauert zunehmend das zwischen Vater und Tochter vieles ungesagt blieb, was aber leider nicht mehr verändert werden kann. Irgendwann ist es zu spät, etwas was wir alle im Kopf haben sollten. Sie versucht deswegen auf einem besonderen Weg wieder Nähe zum Verstorbenen zu schaffen. 

    Eine nicht einfache, aber sehr eindringliche Schreibe, die sehr nachdenklich macht. Trotzdem ein Buch für das man bereit sein sollte. 
  12. Cover des Buches Der Zopf meiner Großmutter (ISBN: 9783462004564)
    Alina Bronsky

    Der Zopf meiner Großmutter

     (182)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Die Großmutter von Max ist sehr eigenwillig und in Deutschland muss sie ihren Platz finden und bevormundet den Jungen und viele andere eben auch. Ihr Leben war sehr bewegt und sie will immer alles selbst gerne bewegen. Alina Bronsky schreibt immer so bissig und interessant und mit viel Verve und Spannung und ich mag ihre Bücher sehr. Aber hier wurde ich leider enttäuscht zurück gelassen. Immer wieder gibts Längen und sie verliert sich in Nichtigkeiten. Sehr schade, aber beim Nächsten wirds sicher wieder besser.
    Ich mag die Bücher von Alina Bronsky sonst sehr, aber hier finde ich es nicht so gelungen. der Verlag hat mit dem Cover aber einen Wiedererkennungswert zu ihren anderen Büchern geschaffen und so wird man aufmerksam, auf das Buch gelenkt und weiß einfach sofort, hier bekommt man ein Alina Bronsky Buch geliefert. Sehr klug gemacht.

  13. Cover des Buches Frau Einstein (ISBN: 9783462005998)
    Marie Benedict

    Frau Einstein

     (157)
    Aktuelle Rezension von: Giselas Lesehimmel


    Meine Meinung:


    Mir  ging es wie der Autorin vor dem Schreiben dieses Romans. Vor dem Lesen  dieses Buches, wusste ich so gut wie nichts über Albert Einstein. Mileva  Maric lernte ich auch erst in dieser Geschichte kennen. Die erste Frau  von Einstein war anscheinend maßgeblich an seiner berühmten Relativitätstheorie beteiligt. Wie es dazu kam, dass ihr Name nie in   Aufsätzen und Buchveröffentlichungen erwähnt wurde, ist wirklich keine   schöne Sache. Vielmehr schmeißt sie kein gutes Licht auf den berühmten   Physiker.Milena  fand ich von Anfang an sehr sympathisch. Ihr Vater hatte sie   unterstützt. Wollte das seine gehbehinderte Tochter studiert. 1896 war   das wirklich nicht üblich, dass eine Frau beruflich erfolgreich sein   darf. Nur Albert Einstein nahm die junge Frau aus Serbien ernst.   Arbeitete gerne mit ihr zusammen. Nachdem Mileva einen schweren   Schicksalsschlag erleiden musste, hatte sie eine Idee, mit der sie einen  sehr großen Anteil an der Relativitätstheorie hatte. Anfangs fand ich Einstein wirklich klasse. Wie er mit Mileva zusammen arbeitete hat mir richtig imponiert. Was sie jedoch alles mitmachen musste, bevor sie   geheiratet haben, hat mich richtig wütend auf Einstein werden lassen.   Nachdem was ich hier gelesen habe, hatte er seine Frau maßlos   ausgenutzt. Ihre Kariere sabotiert und alle Lorbeeren für sich   eingeheimst. In schweren Situationen hatte er seine Frau stets alleine   gelassen. Ich habe mir über Google einige Infos zu den Beiden geholt.   Genaues kann man eigentlich über Mileva gar nicht schreiben. Die Infos   zu ihr sind sehr widersprüchlich. Was mit ihrer Tochter wirklich   passiert ist, weiß so genau keiner. Aber mich hat das Verhalten von   Einstein wirklich richtig böse gemacht. Da reicht es schon, wenn nur die  Hälfte der Wahrheit entspricht. Mileva hat mir, obwohl sie schon lange  nicht mehr lebt, aufrichtig leid getan. Sie konnte ihr großes Talent als  Mathematikerin nicht ausleben. Ein Zusammentreffen mit der berühmten  Physikerin und Chemikerin Madame Currie hatte ihr einst die Augen  geöffnet. Die Nobelpreisträgerin hatte Milevas Intelligenz erkannt. Sie  hatte nicht  verstanden, warum Milevas Name nirgends Erwähnung findet.  Mir wurde beim Lesen Einstein immer unsympathischer. Ich habe ihn  regelrecht gehasst. Liebesszenen mit ihm haben mich restlos überfordert.  Das wart jedoch seinem berühmten Bild, bei dem er die Zunge  herausstreckt geschuldet. Dazu noch sein mieser Charakter. Was stimmt  bei desem biografischen Roman? Was ist der Fantasie von Frau Benedict  geschuldet? Da jetzt mal eine ganz große Kritik von mir. Das Nachwort  hätte bei dieser Geschichte an den Anfang gehört. Das Nachwort war für  mich ein Schlag ins Gesicht! Ich weiß gar nicht, ob ich mich nun zu  Recht so aufgeregt habe. Ich weiß, bei einem biografischen Roman darf  ein*e Autor*in die eigene Fantasie mit einbringen. Bei Frau Einstein war  es mir entschieden zuviel.

    Fazit:


    Ich  habe diesen biografischen Roman sehr gerne gelesen. Leider hat mir das  Nachwort nachträglich die Geschichte etwas madig gemacht. Mir ist der Wahrheitsgehalt etwas zu schwammig. Schade. Da ich jedoch beste   Unterhaltung bekommen habe, reicht es noch für vier von fünf Sternen.Danke Marie Benedict


  14. Cover des Buches Kim Jiyoung, geboren 1982 (ISBN: 9783462007541)
    Cho Nam-Joo

    Kim Jiyoung, geboren 1982

     (446)
    Aktuelle Rezension von: Sabrysbluntbooks

    Irgendwie ein trauriges Buch... es handelt vom Leben von Kim Jiyoung, welche 1982 in Südkorea geboren wurde und zeigt immer wieder Etappen ihres Lebens. Und es war so voll mit negativen Erfahrungen nur weil sie als Mädchen geboren wurde... Dies fing bereits in ihrer Kindheit an und ging weiter als sie selbst ein Kind bekommt.

    Das Buch ist sehr kurz und knackig und durch den speziellen Schreibstil hat es sich irgendwie nach einer Biographie angefühlt. Trotzdem hat es mir gut gefallen, regt aber zum Nachdenken an und hinterlässt ein mit einem komischen Gefühl...

     

  15. Cover des Buches Lost in Fuseta (ISBN: 9783462051629)
    Gil Ribeiro

    Lost in Fuseta

     (209)
    Aktuelle Rezension von: Imke_Brunn

    Der Titel ist ein schönes Wortspiel aus "Verloren" und dem Namen des deutschen Kommissars, der über ein Austauschprogramm für ein Jahr im portugiesischen Fuseta arbeiten soll. 

    Sein Einstand in der neuen Gruppe verläuft nicht gut. Viele kleine Merkwürdigkeiten charakterisieren den Mann, der für ein Jahr einem portugiesischen POlizisten-TEam zugeordnet sein soll. Gleich im ersten Einsatz schießt er mit voller Absicht einen Kollegen ins Bein, wie man später erfährt um ihn zu retten. Beinahe wäre er zurück nach Deutschland geschickt worden, doch eine junge Frau erkennt, dass die vielen seltsamen Verhaltensweisen auf das Asperger Syndrom hinweisen. Darauhin nutzen die Kollegen diese speziellen Fähigkeiten um einen verzwickten Mordfall zu lösen.

    Der Stil liest sich sehr angenehm und flüssig. Die Charaktere sind lebendig dargestellt und mit allen ihren Macken sympatisch. Sehr nett finde ich die angedeutete sich vielleicht entwickelnde romantische Beziehung. Die portugiesische Lebensart gibt den Figuren einen lebendigen Rahmen. Dies und auch die ohne zu dick aufzutragen dargestellte Neurodiversität des Kommissars machen das Buch vielschichtig und sehr lesenswert.

  16. Cover des Buches Der Tod des Bunny Munro (ISBN: 9783462000351)
    Nick Cave

    Der Tod des Bunny Munro

     (110)
    Aktuelle Rezension von: The iron butterfly

    Der Tod des Bunny Munro…ein sehr eindeutiger Titel, der darauf hinzuweisen scheint, dass ein gewisser Bunny Munro im Verlauf der Geschichte stirbt. Nun, bis es soweit sein wird, begleitet der Leser den Kosmetikvertreter, Bunny Munro durch seinen Alltag. Hier beginnt der stellenweise nicht ganz jugendfreie Teil der Rezension, auch wenn ich versuchen werde Geschehnisse zu umschreiben. ---- Bunny ist ein sexbesessener, mösenverliebter, ejakulationssüchtiger Typ, der nicht schnell und oft genug bei Frauen landen will. Im Grunde findet er an beinahe jeder Frau, an jedem jungen Mädchen etwas Animierendes und wenn sich so gar nichts finden lassen will, dann phantasiert er sich Kylie, Avril oder eine vergangene erfolgreiche „Aktion“ vor Augen und schon kann es losgehen. Zur Not legt er Hand an sich selbt, masturbiert mal schnell, wie andere Leute zum Händewaschen gehen oder im Auto noch schnell eine neue CD einlegen. Bunny ist also ein Hypersexueller, was vermutlich nicht weiter dramatisch wäre, hätte er nicht Frau und Kind. Libby leidet qualvoll unter Bunnys Leiden, dem es selbst nicht als Leid erscheint. Denn er lügt, er leugnet und drängt Libby tiefer und tiefer in die Depression. Bunny genießt es weiterhin jeden Hintern zu taxieren, sich in seiner Phantasie über das weibliche Geschlechtsorgan zu verlieren, Augenkontakt aufzunehmen oder im Rahmen seiner Verkaufstätigkeit den Damen beim Vorführen der Handcreme lustvolle Gefühle zu stimulieren.

    Als Bunny jedoch eines Tages nach Hause kommt und seine Wohnung in einem heillosen Chaos aus umgeworfenen Möbeln und zerschnittenen Hemden vorfindet, ahnt er das Unheil bereits. Libby hat sich am Sicherheitsgitter des Schlafzimmerfensters erhängt.

    Was ändert sich nun? Seltsam wenig für Bunny Munro, außer, dass er nun Bunny Junior am Hals hat und sich von Libbys Geist verfolgt fühlt.
    Und doch spitzt sich die Atmosphäre ins schier Unerträgliche zu, denn Bunny wird immer besessener, manisch gaukelt er sich und Bunny Junior etwas vor. Bunny Junior hingegen beobachtet seinen Vater sehr objektiv, dazu muss ihm nicht immer klar sein, was tatsächlich vor sich geht, trotzdem erfährt der Leser durch seine kindlichen Augen, wie es wirklich um Bunny senior bestellt ist. Den Neunjährigen schützen kindliche Naivität, intelligente Phantasie und die Liebe zu seinem Vater, sie schützen aber nicht den großen, übermächtigen Sexgott Bunny Munro. Seine Agonie hat längst begonnen.

    Nick Cave erzählt in seinem Roman „Der Tod des Bunny Munro“ schonungslos die Geschichte eines von Besessenheit und Verdammnis getriebenen Mannes. Ich schreibe bewusst nicht „eines Helden“, denn Bunny Munro ist kein heldhafter Charakter. Bunny Junior hingegen schon. Jedoch ist es gerade dieses tragische Schicksalsspiel der beiden Charaktere, welches die Geschichte so abgründig erscheinen lässt. Einerseits angewidert liest man des Protagonisten Bunnys testosterongesteuerte Phantasmen, verfolgt seine zweifelhaften Eroberungen und Höhepunkte und andererseits will man wissen, wann es ihn denn nun erwischt und was von Minute zu Minute mit Bunny Junior geschieht.

    Ein sehr irritierendes, verstörendes Buch und doch eine Geschichte, die bindet und eine gewisse Ergriffenheit erzeugt. Ein immer düsterer, versiffter werdendes Szenario und Protagonisten, denen beinahe zuviel Leben eingehaucht wurde, trugen dazu bei, dass ich das Buch kaum weglegen konnte. Du willst es wissen, du musst es lesen und damit abschließen. Leider prägen sich die Bilder doch sehr ein und es bedarf viel, um diesen Schorf wieder abfallen zu lassen. Unter anderem auch dieser Rezension, bei der ich zumindest versuche verschiedene Impressionen abzustreifen.

    Bitte nicht aus reiner Neugierde und "Sexsationslust" lesen, in diesem Fall Finger weg. Bitte bleiben sie nicht stehen, hier gibt es nichts zu sehen!
    Lesenswert für die, die sich an vulgärer Sprache nicht stören und die durchaus abgründig tragische Geschichte, die erzählt werden soll erkennen wollen.

  17. Cover des Buches Sechs Koffer (ISBN: 9783462050868)
    Maxim Biller

    Sechs Koffer

     (79)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    „Wäre ich geblieben, wäre ich geflohen, hätte ich selbst meine engsten Freunde und Verwandten verraten, wenn die Kommunisten mich erwischt hätten?“ Der Großvater der Familie wird 1960 auf dem Flughafen von Moskau verhaftet und wegen seiner verbotenen Devisengeschäfte hingerichtet. Kurz danach war einer seiner Söhne, Dima, ebenfalls verhaftet worden, weil er, in Prag lebend, nach Westberlin flüchten wollte. Seither stellt sich in der Familie durch die Jahre und Generationen die Frage, ob es da einen Zusammenhang gibt, war es Dima, der damals den Großvater verraten hatte?

  18. Cover des Buches Der Mönch von Mokka (ISBN: 9783462054132)
    Dave Eggers

    Der Mönch von Mokka

     (28)
    Aktuelle Rezension von: wandablue

    Ist es nachvollziehbar, wenn eine Tasse Kaffee 16 Dollar kostet? Wohlgemerkt, man bezahlt damit keine unschlagbare wunderbare Aussicht sich an einem einzigartigen Aussichtspunkt befindend, sondern sitzt oder steht in einer gewöhnlichen Kaffeebar in San Francisco. Jedoch trinkt man einen Kaffee, dessen Export nur unter Lebensgefahr zustande kam und dessen Qualität unschlagbar ist! Und zudem Fair Trade ist. Dass der Kaffee im Jemen erfunden wurde und dass der Jemen eigentlich ein Land ist, das sich wunderbar zum Kaffeeanbau eignet, erfährt man aus dem Roman „Der Mönch von Mokka“. Freilich, ein Mönch kommt nicht vor. Und auch sonst nichts Spirituelles. Dafür erhält man einen leidlichen Einblick in die politische und soziale Situation Jemens. Mokka ist eine Hafenstadt im Jemen und hat nichts mit dem Getränk Mokka zu tun.

    Der Held Mohtar ist jemenstämmig, aber Amerikaner. In seinem jungen Leben hat er schon viele Jobs gestemmt, eigentlich möchte der intelligente, strebsame junge Mann studieren, aber das Leben kommt dazwischen, die Armut und nun ja, er lässt sich leicht ablenken, außerdem hat er überambitionierte Träume, die sich nie verwirklichen lassen. Eigentlich ist Mohtar eine Art Traumtänzer mit gelegentlichem Realitätschek. Aber dann verbeißt er sich in die Idee, Kaffee aus dem Jemen zu exportieren. Und auf einmal bleibt er dran. Entwickelt Leidenschaft. Und Unternehmergeist. Unter Lebensgefahr gelingt es ihm mit Engagement, mit Hilfe seines Clans im Jemen und mit einer guten Portion Glück, reich zu werden. Ja, ohne Glück gelingt es nicht, genau so gut, hätte er auf seinen Reisen ermordet werden können oder im Bombenhagel umkommen. Ist er aber nicht.

    Der Kommentar und das Leseerlebnis:

    Der Roman fesselt mich von der ersten Zeile an. Vor allem, da er auf Tatsachen aufbaut. Ich mag Dave Eggers Stil, eine Mischung aus nüchterner Beschreibung, guten Charakterisierungen und dem Aufbau nonchalanter Spannung. Man kann nicht sagen, dass Dave Eggers in den Tiefen der menschlichen Psychologie schürfen würde, dennoch bringt er im Kaffeeroman rüber: + Migrant zu sein kann Vorteile mit sich bringen, wegen der Doppelsprachigkeit und wegen der Beziehungen zur alten Heimat. + Manchmal wird Mut und Risikobereitschaft belohnt. + Vieles hängt auch vom Zufall ab. + Nicht jeder ist seines Glückes Schmied, aber mancher. + Es ist nicht selbstverständlich, dass wir morgens unseren Kaffee schlürfen dürfen. 

    Freilich kann Kaffeetrinken Kult sein und überhöht werden, wie alles eben. Nie im Leben würde ich 16 Dollar für eine Tasse Kaffee ausgeben. Ist einfach nicht meine Welt. Aber was sollen die Reichen denn sonst mit ihrem Reichtum anfangen? Falls ihr mal in eine Kaffeebar geht, fragt auf alle Fälle einmal nach Kaffee aus dem Jemen.

    Fazit: Unterhaltsam, spannend, lehrreich. Macht einfach Spaß. 

    Kategorie: Abenteuer. Tatsachenroman.
    Kiwi, 2018

  19. Cover des Buches Every (deutsche Ausgabe) (ISBN: 9783462004427)
    Dave Eggers

    Every (deutsche Ausgabe)

     (93)
    Aktuelle Rezension von: ramona_liest

    Delaney will zu Every, um die Menschheit vor diesem Monopol zu beschützen. Dass es überhaupt möglich war, dass die größte Suchmaschine sich mit dem größten Social Media Anbieter zusammentut und dann auch noch mit dem erfolgreichsten Onlineversandhaus fusioniert, ist schon unglaublich. Aber das sich so viele freiwillig überwachen und instrumentalisieren lassen, ist ihr unbegreiflich. Sie muss es es auf die Spitze treiben, damit sie endlich aufwachen!
    Ich war direkt in der Geschichte drin, da schnell klar war, wer Delaney ist und was sie will. Mit der Zeit ist sie radikaler geworden und die manipulativen Maßnahmen haben sich gehäuft, allerdings nie so sehr, dass man nicht mitgekommen ist oder dass der Aktionismus überhand genommen hat, sie war immer greifbar. Neben der weitergedachten Realität, die in diesem Ausmaß verstörend, aber nicht unrealistisch ist, gab es einige Zwischenfälle mit ihrem Freund Wes, die mich seit dem Beenden des Buchs beschäftigen, da ich mir nicht sicher bin, ob ich die Botschaft richtig verstanden habe. Ein spannendes Buch, das lange nachhallt!

  20. Cover des Buches Die Jugend ist ein fremdes Land (ISBN: 9783869711508)
    Alain Claude Sulzer

    Die Jugend ist ein fremdes Land

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Nespavanje

    In - Die Jugend ist ein fremdes Land - erzählt in gewöhnter Manier, also ruhig und unaufgeregt, Alain Claude Sulzer aus seiner Jugend in der Schweiz. Es ist es keine richtige Biografie, er bleibt seltsamerweise sehr distanziert, und fast möchte man meinen, dass dieses fragmentarisches Erinnern, diese lückenhafte Erzählung, nicht nur dazu dient seine Privatsphäre und die seiner Familie zu schützen, sondern eben eine ganz eigener Stil ist. Zwischen den Zeilen liest der geneigte Leser mehr heraus und das vermeintlich ordinäre, durchschnittliche Leben der Kindheit bietet, mehr als es im ersten Moment scheint. Manche Dinge bleiben dennoch absichtlich unerzählt, in etwa wird sehr spärlich von seinen Brüdern erzählt und auch Sulzers Homosexualität steht nicht im Vordergrund sondern wird nur gestreift. Wer bisher noch nichts von Alain Claude Sulzer gelesen hat, dem kann ich - Ein perfekter Kellner - und - Aus den Fugen - sehr empfehlen.

  21. Cover des Buches M Train (ISBN: 9783596701193)
    Patti Smith

    M Train

     (13)
    Aktuelle Rezension von: rica

    Ein Buch über nichts Konkretes, Patti Smith verwebt poetische Schilderungen ihres - eher unspektakulären - Alltags mit Gedanken und Erinnerungen aus ihrem Leben, alles sehr organisch zusammenpassend.

    M Train war mein erstes Buch von Patti Smith, ich habe es gefunden und erst relativ spät bemerkt, dass es nicht sehr alt ist, sonder nur meine Ausgabe sehr mitgenommen aussieht. Es ist völlig faszinierend, wie wirklich kaum etwas in der Erzählung passiert, sie aber trotzdem ohne Längen ist.

  22. Cover des Buches Swing Time (ISBN: 9783462052831)
    Zadie Smith

    Swing Time

     (117)
    Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutter

    Nach langer Zeit habe ich mal wieder ein Buch abgebrochen. Ich wollte es so gerne mögen, aber ich hatte mich schon drauf gewappnet, dass das ein schwieriger Ritt werden könnte. Und so ist es auch gewesen.


    Sarah ist das Kind einer schwarzen Mutter und eines weißen Vaters und sie wächst in London auf. Ihre Freundin Tracy und sie widmen sich schon als kleine Mädchen dem Tanzen. Dabei dominiert Tracy, die aus vermeintlich sozialschwächeren Verhältnissen kommt, Sarah. Sie ist hübscher, besser angezogen, hat die schöneren Spielsachen und kann besser tanzen und vor allem ist sie selbstbewusster. 


    Über diese Freundschaft wollte ich lesen, doch nach 120 Seiten schwingt das Buch zur Erwachsenen Sarah, die mittlerweile in London haben. Musikgeschäft tätig ist. Dort wird sie die Assistentin der bekannten Musikgröße Aimee. 


    Und ab hier wurde es für mich uninteressant. Der Erzählstil geht so sehr in die Tiefe, dass ich ständig den Faden verloren hab. Anstatt einer Freundschafts Geschichte aller „meine geniale Freundin“ zu erhalten, bekomme ich einen unkoordiniert den Text, der mich andauernd verliert. Vielleicht ist es auch nur das falsche Buch zur falschen Zeit! 

    Dieses Meisterwerk muss ohne mich auskommen. Ich hab mich entschieden abzubrechen und mich anderer Lektüre zu widmen. Also trötet Floppy sein Wehklagen in die Atmosphäre und das Buch wird aussortiert. Wie immer mit großem Bedauern

  23. Cover des Buches Rattatatam, mein Herz (ISBN: 9783462050479)
    Franziska Seyboldt

    Rattatatam, mein Herz

     (53)
    Aktuelle Rezension von: Mikki44

    Franziska Seyboldt schreibt mit Humor über ihre Angststörung, die Auswirkungen auf ihren Alltag, Panikattacken und die Sorge, stigmatisiert zu werden. Ein wirklich wichtiges Thema. Großartig, dass sie sich dazu entschlossen hat, offen unter ihrem richtigen Namen darüber zu schreiben. Ich denke einige können sich in ihrer Erzählung wiederfinden, andere halt auch nicht.
    Der Schreibstil ist einfach, ehrlich und klar. Teilweise war es mir etwas zu humorvoll. Die Dialoge zwischen ihr und ihrer Angst erinnern mich an die Känguru-Chroniken; die Angst boxt ihr manchmal in die Seite und piesackt sie mit direkten Sätzen.
    Das Buch ist habtisch sehr schön, aber die Hälfte an Seiten hätte auch gereicht für den Inhalt. Hat mich teilweise an meine erste Hausarbeit erinnert, in der ich noch dachte, dass ein breiter Seitenrand besonders gewieft ist, um alles in die Länge zu ziehen.

  24. Cover des Buches Ab heute heiße ich Margo (ISBN: 9783462050646)
    Cora Stephan

    Ab heute heiße ich Margo

     (98)
    Aktuelle Rezension von: rose7474

    Diesen Roman kaufte ich im Angebot als ebook und versprach eine bewegende Geschichte um 2 Frauen ab der Zeit des 2. Weltkrieges. Gegen das Vergessen lese ich solche Geschichten sehr gerne. 

    Zu Beginn konnte mich diese Geschichte fesseln. Doch im Laufe des Romans gab es immer wieder Längen. Die Charaktere blieben leider blass und ich konnte zu keinem Protagonisten eine Verbindung aufbauen. Margo mochte ich im Laufe des Buches immer weniger. Das machte mir das Lesen scvwierig. 

    Daher nur 3 Sterne von mir. Die Fortsetzung um Margos Tochter und Enkelin kaufte ich mir auch im Angebot und hoffe sie kann mich mehr fesseln und berühren. 


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