Bücher mit dem Tag "kinderarbeit"
71 Bücher
- Dirk Walbrecker
Oliver Twist (Klassiker der Weltliteratur in gekürzter Fassung, Bd. ?)
(692)Aktuelle Rezension von: SunnySue"Oliver Twist" ist der zweite Roman von Charles Dickens, welcher 1837 - 1839 kapitelweise in der Zeitschrift Bentley's Miscellany erschien. Diese Art der Veröffentlichung nutze Dickens sehr oft für die Erstveröffentlichung seiner Werke, gerade zu Beginn seiner schriftstellerischen Karriere.
In diesem Roman wird die Geschichte des Waisenjungen Oliver Twist erzählt, der von einem Armenhaus der Kirche, in einer englischen Kleinstadt, zu einem Lehrherrn gelangt, bei dem es ihm übel ergeht und aus dessen Fängen er sich alsbald nach London flüchtet. Doch dort gerät er schnell in die Fänge des skrupellosen Hehlers Fagin, der sich vieler Straßenkinder annimmt und diese zu seinen Dieben ausbildet. So auch Oliver ...
Dieses Werk bildet einen scharfen Kontrast zu seinem ersten Werk "Die Pickwickier", welches sehr humoristisch ist. "Oliver Twist" hingegen ist sehr düster, denn Dickens erzählt in sehr drastischen Bildern von den Zuständen zur Zeit der Frühindustrialisierung, über die Kinderarbeit und den Missbrauch, wie auch der Misshandlung von Kindern. Stets sehr überzeichnet und mit einer gehörigen Portion Sarkasmus übertreibt Dickens maßlos, aber auch, um zu schocken und die Menschen wachzurütteln. So weist er in seinen Werken oft auf soziale Missstände hin und prangert die damaligen Sozialstrukturen an. Tatsächlich konnte Dickens dadurch erreichen, dass sich die Lebenssituation von Jacob's Island, einem Slum Londons, beträchtlich verbesserte, nachdem er einen Roman darüber veröffentlichte und so auf die Missstände vor Ort aufmerksam machte.
Einziger Kritikpunkt an der Geschichte ist Oliver, der so edel und wohlerzogen daherkommt, wie es für ein Waisenkind kaum möglich sein kann. Hier könnte ich natürlich auch vermuten, dass Dickens zeigen wollte, dass jedes Kind ein reines und gutes Wesen ist, egal woher es kommt und wir Erwachsenen die Macht haben, was aus ihm eines Tages für ein Mensch wird.
In unserer heutigen Zeit fällt der Roman durch seine antisemitischen Äußerungen, dem ein oder anderen (und je nach Ausgabe) wahrscheinlich negativ auf. Hier bitte ich zu bedenken, wann der Roman geschrieben wurde und dass zu jener Zeit, das nötige Fingerspitzengefühl fehlte. Jedoch hätte ich mir in meiner Ausgabe des Anaconda Verlags ein entsprechendes Vorwort gewünscht.
Generell ist Charles Dickens eine Person mit einem wirklich interessanten Leben, von dem ein jeder schon gehört, wenn nicht gar gelesen hat und es empfiehlt sich sehr, sich vorab mit dem Autor zu beschäftigen. Solltet ihr zum ersten Mal zu einem Dickens greifen wollen, ist "Oliver Twist" emotional nicht das einfachste Werk, greift lieber zuerst zu "Die Pickwickier". - Charles Dickens
David Copperfield
(235)Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutterBisher kannte ich von Charles Dickens nur die Weihnachtsgeschichte, und nachdem ich Demon Copperhead gelesen habe, hatte ich große Lust David Copperfield, auf dem der Roman von Barbara Kingsolver basiert, direkt hinten dran zu hängen. Und was soll ich sagen: Ich bereue das nicht! Ein Wahnsinnsgesamtpaket habe ich jetzt erhalten und damit eins der intensivsten Literaturerlebnisse, die ich je hatte. Es gibt so viele Parallelen in den Büchern, dass es manchmal wirkt wie ein Suchbild mit dem Auftrag zu vergleichen und die Unterschiede zu entdecken.
David Copperfield wird in bescheidene Verhältnisse geboren. Der Vater ist früh gestorben, und seine Mutter und die Kinderfrau Pegotty lieben ihn abgöttisch und lassen ihm alles zukommen, was er braucht, um glücklich zu sein. Doch seine Mutter heiratet neu, und bigotte Mr. Murdstone und seine Schwester sind nicht besonders nett zum kleinen David. Er muss auf eine Schule weit weg von zu Hause. Nach dem Tod der Mutter ist er fast auf sich allein gestellt und lernt seine Tante Betsey kennen, die im gesamten Buch ihm eine gute Stütze sein wird.
Wir erleben auf über 1000 Seiten, die Lebensgeschichte von David Copperfield. Wir lernen viele unterschiedliche Charaktere kennen deren Wege sich kreuzen, wieder trennen und wieder zueinander finden. Ein wirklich großes Talent von Charles Dickens ist es eine Vielfalt an Persönlichkeiten zu schaffen. Er bedient keine Klischees oder Eintönigkeit in der Präsentation seiner Figuren und auch die Frauen in dem Roman haben unterschiedliche Wesenszüge, von klein, unschuldig und abhängig bis zu autonom, gemein und raumgreifend. Alles ist dabei!
Die unterschiedlichen Seitenstränge sind abwechslungsreich. Ich hab mich jedes Mal gefreut, wenn Familie Peagotty und insbesondere Ham und Daniel auftauchten mit ihrem besonderen Dialekt und ihrer großen Herzensgüte. Aber auch Tante Betsey, hab ich gefeiert. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und jeder trägt dazu, bei den Plot voranzutreiben. Und selten ist jemand nur gut oder nur böse.
Skurril ist die Familie Micawber, die mir nach und nach ans Herz wuchs, gerade weil sie so anders und so leichtsinnig sind.
David ist immer präsent, aber nicht immer der Mittelpunkt der Erzählung und auch seine Liebesgeschichten nehmen Raum ein, aber nicht zu viel.
Der Ton ist sehr einnehmend und auch für heutige Literaturfreund*innen gut lesbar. Es gab auch schon mal Kapitel, die mich weniger interessierten. Das tat meiner Lesefreude aber keinen Abbruch.
Charles Dickens ist ein großer Erzähler, der mit seinen Ideen auch heute noch jung und alt in seinen Bann schlagen kann
- Vikas Swarup
Rupien! Rupien!
(312)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderVicky Rai wurde ermordet! Sein Vater ist der indische Innenminister und Vicky war durch seine arrogante und kaltblütige Art alles andere als beliebt. Er wurde wegen Mord angeklagt, aber wurde frei gesprochen. Auf der anschließenden Party wird er erschossen. Es gibt sechs Verdächtige und jeder hätte einen Grund gehabt ihn umzubringen. Mohan Kumar war einst Staatsminister und nach einem Besuch einer fragwürdigen Show, fühlt er sich als Gandhi und verurteilt Vicky Rais Art. Ein arbeitsloser Mann der sich durch Handydiebstähle über Wasser hält gelangt durch Zufall an viel Geld, dass Rai gehört, Eketi wird von seinem Stamm nach Indien geschickt um eines der größten Schätze seiner Kultur zurück zu holen und auch Rais Vater zählt zu den Verdächtigen. Der größte weibliche Filmstar Indiens wird mit der Ermordung in Verbindung gebracht und hat doch ganz andere Sorgen. Und dann gibt es noch einen Amerikaner, der nach Indien kommt um seine Brieffreundin zu heiraten und fest stellen muss, dass man ihn auf den Arm genommen hat. Swarup beschreibt diese sechs unterschiedlichen Charaktere wunderbar, großartig, spannend und mit einem oft bösen Blick auf korrupte Politiker und intrigante Machenschaften. Ein ganz großes Leseabenteuer!
- Jack London
The Call of the Wild
(126)Aktuelle Rezension von: Mira123Heute habe ich mal wieder einen Klassiker für euch, mit dem ich mich an der Uni intensiv beschäftigt habe: "Oliver Twist" von Charles Dickens. Dieses Buch habe ich für ein Proseminar im Hinblick auf den Atem untersucht. Hört sich schräg an, oder? Immerhin ist das ein Buch und natürlich atmen Bücher nicht. Die Figuren darin aber schon, zumindest in ihrer eigenen Welt. Und ich habe in meiner Arbeit die These aufgestellt, dass sich ihre Atmung unterscheidet und zwar abhängig davon, welcher gesellschaftlichen Schicht sie zuzuordnen sind. Meine Argumentation reichte von Dingen wie dem ständigen Husten Fagins über die Gerüche, denen Oliver in unterschiedlichen Umgebungen ausgesetzt ist, bis hin zum Tod durch Erhängen. Ich sage das nicht oft über wissenschaftliche Arbeiten (außer natürlich vor Professor:innen), aber ich habe es genossen, diese Arbeit zu schreiben. Ich hatte hier die Chance, einen Klassiker mal aus einer komplett anderen Perspektive zu betrachten und musste mich mit Theoretiker:innen beschäftigen, die ich ohne diese Lehrveranstaltung nie kennengelernt hätte. Diese Lehrveranstaltung war für mich "nur" ein Wahlfach, aber ich habe trotzdem das Gefühl als wäre das einer der Kurse im letzten Semester, die mir am meisten gebracht haben.
Nun aber zum lieben Oliver. Von dem haben wir doch alle schonmal gehört, oder? Ich selbst musste Ausschnitte davon im Englischunterricht lesen und habe Teile des Films gesehen. Damals hat mich dieser Roman aber nicht wirklich interessiert. Natürlich nicht, ich war Schülerin. So kam es auch, dass ich nicht mal mehr genau wusste, worum es in "Oliver Twist" geht. Ich wusste, dass Oliver ein Waisenjunge ist und Ärger bekommt, weil er um eine zusätzliche Portion Essen fragte. Das wars auch schon. Dabei ist das nur der Beginn des Romans: Oliver Twist ist tatsächlich ein Waise. Zuerst lebt er bei einer geizigen Pflegemutter, dann wird er in ein Arbeitshaus geschickt und dort als Lehrling an einen Totengräber verkauft. Von dort flüchtet er nach London, wo er gezwungen wird, sich einer Diebesbande anzuschließen.
Ich war überrascht, wie modern sich "Oliver Twist" liest. Vom Stil her hätte dieser Roman genauso gut auch vorgestern erscheinen können. Klar kommen manchmal ältere Phrasen, die ich erstmal nachschlagen musste, aber hätte ich diesen Roman nicht für eine Proseminararbeit gelesen, wäre ich wohl einfach in der Lektüre versunken. Auch wenn Oliver für meinen Geschmack aus moralischer Sicht fast schon ein Heiliger ist und dadurch einiges an Tiefe verliert, hatte die Geschichte ihren Reiz und konnte mich fesseln. Ich kann total nachvollziehen, warum dieser Text auch heute noch bekannt ist und warum er so lange überliefert wurde. Er ist einfach gut geschrieben.
Besonders spannend ist auch der historische Kontext. Wenn ihr also plant, "Oliver Twist" zu lesen, recherchiert davor auch ein bisschen war über die Armengesetze und über Charles Dickens Aufwachsen. Als Jugendlicher musste der Autor nämlich selbst einige Zeit in ein Armenhaus und dort die Schulden seines Vaters abarbeiten. Deswegen hat er sich in seinen Werken auch immer gegen die damaligen Armengesetze Großbritanniens eingesetzt. Super spannendes Thema, über das ich mich gerne eingelesen habe!
Das einzige, was mir als Leserin aus dem Jahre 2022 wirklich unangenehm war, ist der offensichtliche Antisemitismus dieses Werks. Klar, zu Charles Dickens Zeit war so ein Blick auf Menschen anderen Glaubens vielleicht normal. Das ist mir bewusst. Aber wir leben nicht mehr im Viktorianischen Zeitalter und aus heutiger Sicht ist die Darstellung des Antagonisten Fagins (der meistens einfach nur "the Jew" genannt wird) einfach nur unmöglich und fühlt sich falsch an.
Mein Fazit? Interessanter Klassiker, mit dem ich mich gerne beschäftigt habe.
- Dirk Walbrecker
Oliver Twist
(13)Aktuelle Rezension von: PongokaterEine überaus gelungene Hörspiel-Umsetzung dieses Klassikers von Charles Dickens. Auf den Erzähler wurde gottseidank nicht verzichtet, sodass Dickens Sprachwitz und die zum Teil bittere Ironie erhalten blieben. Insofern ist OT ein beeindruckendes Zeugnis sozialen Elends. Unvermeidlich war aber wohl auch, dass die Schwächen der Vorlage nicht vertuscht werden konnte, nämlich die schematische Unterscheidung von Guten und Bösen. Und dadurch wird Oliver auf eine Weise gut, dass er einem so wenig sympathisch wird wie der klassische Streber in der Schule. Aber Dickens hat sich ja gesteigert!!! - Klaus Werner-Lobo
Das neue Schwarzbuch Markenfirmen
(32)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDies ist ein Buch, das wirklich aufrüttelt und berührt - und wütend macht. Aber wie Hannes Jaenicke sagt: "Wut allein reicht nicht!", und so zeigt es auch, was man tun kann. Durch dieses Buch werden viele Dinge, die man vorher nur unklar im Kopf hat, konkret, und man bekommt viele Fakten an die Hand, die auch handfeste Argumente bieten, und ich empfehle es uneingeschränkt weiter. Der erste Teil des Buchs behandelt verschiedene Themenfelder: Die Bekleidungsindustrie, die Medikamentenindustrie, Elektronik, Ernährung, Wirtschaft etc. Es wird gezeigt, was z.B. der Konzern Bayer mit dem Bürgerkrieg im Kongo zu tun hat, dass die Happy Meal-Figuren, an denen unsere Kinder sich so erfreuen, in Asien von Kindern hergestellt werden, die wie Sklaven schuften müssen, dass es in Westafrika sogar tatsächlich noch Sklaven gibt, auch Kinder, die dort Kakao pflücken, damit wir uns möglichst billig mit Milka vollstopfen können... Ja, jedem von uns ist irgendwo klar, dass es diese Dinge gibt. Jeder von uns weiß wohl irgendwo in einer Ecke seines Gedächtnisses, dass unsere Klamotten von H&M, Nike und Co. wohl nicht unter den besten Bedingungen hergestellt werden. Auch ich wusste das, aber es ein riesiger Unterschied, das irgendwie nur zu ahnen, oder die grausamen Fakten tatsächlich schwarz auf weiß zu lesen - denn sie sind grausamer als ich es gedacht hätte. Da gibt es Betriebe, in denen die Frauen nur einen Tag im Jahr frei haben, Betriebe, in denen sexuelle Belästigung an der Tagesordnung ist, das werden Kinder von ihren Eltern an die Kakaoplantagen verkauft mit der Hoffnung, dass sie dort ein besseres Leben finden, usw. usw... Es wird klar, dass die Verantwortung für das alles auch von den Konsumenten getragen wird. Denn indem wir diese Produkte kaufen, unterstützen wir diese Konzerne und die Praktiken, die sie betreiben. Aber das Buch will dennoch keine Schuldgefühle machen - es will eher informieren und dazu anregen, bewusster zu konsumieren. Dazu dient der zweite Teil. Hier werden einzelne Konzerne - Procter & Gamble, Microsoft, Coca Cola, McDonalds und viele mehr - einzeln vorgestellt. Es wird gezeigt, welche Produkte zu ihnen gehören (denn oft weiß man das gar nicht - man nimmt z.B. Pampers, Pringles und Pantene nur als einzelne Marken wahr, weiß aber meist nicht, dass sie alle drei zum gleichen Konzern, nämlich Procter & Gamble, gehören). Dazu gibt es Beschreibung davon, was genau an diesen Konzernen kritisiert wird, und am Ende gibt es Alternativvorschläge und Protestmöglichkeiten. Die Alternativvorschläge fallen leider manchmal etwas mau aus, aber ich bin der Meinung, dass man mit etwas Nachdenken schnell Alternativen finden kann. Natürlich hat nicht jeder die Mittel, sich komplett in Fairtrade-Kleidung einzukleiden (das weiß ich als Studentin nicht unbedingt wohlhabender Eltern sehr gut), aber jeder kann Fairtrade-Schokolade anstatt normaler Schokolade kaufen, auch wenn man sich dann vielleicht nur noch zwei Tafeln im Monat statt zwei pro Woche leisten kann. Jeder kann versuchen, auf regionale Produkte umzusteigen, jeder kann sein Shampoo von Alverde statt von Procter beziehen, jeder kann sein Handy und Laptop erstmal benutzen, bis es wirklich kaputt geht, statt sich jedes Jahr direkt ein Neues zuzulegen. Keiner von uns kann perfekt leben - etwas, dass man meistens direkt als Gegenargument an den Kopf geworfen bekommt, wenn man anfängt, über dieses Thema zu reden - aber das ist kein Argument, GAR NICHTS zu tun. Jeder von uns kann im Rahmen seiner Möglichkeiten seinen Konsum verändern und aufhören, diese Praktiken zu unterstützen. Zum Abschluss ein Zitat aus dem Buch, das mir am meisten im Gedächtnis geblieben ist: "Es geht gar nicht ums Gewissen. Wir sind in der westlichen Welt von so viel Luxus umgeben, dass wir den Luxus eines guten Gewissens nicht auch noch in Anspruch nehmen müssen. Es geht darum, die Verhältnisse zu ändern." - Elisabeth Herrmann
Das Kindermädchen
(174)Aktuelle Rezension von: UlrikeBodeIch habe das Buch mit einem anderen Cover gelesen, welches mir besser gefiel, obwohl auch dieses sehr gut einen Teil der Geschichte wiedergibt.
Die Protagonisten sind sehr detailliert beschrieben und in ihren Charakteren toll ausgearbeitet, was in diesem Buch sehr wichtig ist denn es ging um Verdrängung von tragischen und kriminellen Taten während des Krieges und die Lüge, in der die Täter leben.
Die Autorin versteht es, einen Teil der deutschen Kriegsgeschichte sehr faszinierend in diesem Krimi darzustellen.Neben anderen Zwangsarbeiten gab es auch Haushaltshilfen und Kindermädchen, die aber, obwohl sie Beziehungen zu ihren Schützlingen aufbauten, nicht von Strafverfolgung verschont blieben.
Ich war erschüttert, vor allem über den aalglatten und herablassenden Umgang der oberen Gesellschaft mit diesem Teil der Geschichte.
Auch das Ende, bei dem es um enteignete Kunst geht war sehr spannend aufgebaut, leider ist dadurch das Thema der Zwangsarbeit sehr in den Hintergrund getreten.
Ich gebe hier auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung, denn es ist ein packender Krimi, ein großes Stück deutscher Kriegs- und Nachkriegswahrheit zum Ausdruck bringt.
- Julia Manzanares
Ich war erst 13
(51)Aktuelle Rezension von: buchfeemelanieLon, eine von vielen Kinderprostituierten in Thailand. Mit 13 Jahren das erste Mal missbraucht, ist eigentlich ein Weg in die Prostitution schon vorprogramiert. Auf der Straße will sie genug Geld verdienen um sich schöne Sachen zu kaufen und ihrer Schwester ein besseres Leben zu ermöglichen. Bei der Bewertung gibt es einiges zu beachten: Generell gut finde ich, dass sie für ihre Schwestern aufkommen möchte. Andererseits hat Lon es beispielsweise nur aufs Geld abgesehen und geht damit über Leichen .. upps, über Männer. Somit weiß sie nicht, ob es mal einer erst meint, wenn sie sich nur Männer sucht, die sie aushalten und wenn sie einen besseren findet fährt sie gleich mehrgleisig oder wendet sich dem hören Geldbetrag zu. Das macht sie stellenweise so unsympatisch, wie ich es in einem Buch noch nie erlebt habe. Es ist nicht so, dass ich es nicht verstehen kann. Welcher geistig normal entwickelte Mann von 40, 50 oder vielleicht 60 Jahren vergreift sich an einem Kind bzw jungen Mädchen (und ja, für mich ist es "vergreifen"), und denkt, dass es ihr Spaß macht und das sie ihn liebt. Es träumt bestimmt keiner davon, von vielleicht stinkenden und fetten alten Männern zum Sex gezwungen zu werden und in einem armseeligen Verhältnissen zu leben. Da zerbricht eine unschuldige Kinderseele. Solche " Perverse" haben es meiner Meinung (fast) verdient, um einiges an Geld erleichtert zu werden. Allerdings wird mit immer fortschreitenderen Lesen immer mehr die geldgierige Lon sichtbar, die nur Männer mit Geld ausnutzt; Geld, Geld und noch mehr Geld für schöne Sachen sind die Wichtigsten Begriffe, die ihr Verhalten prägen. - Romina Casagrande
Als wir uns die Welt versprachen
(169)Aktuelle Rezension von: RebeccaCole+++ Achtung, diese Rezension wurde bereits einmal hochgeladen. Scheint jedoch verloren gegangen zu sein +++
Hmm, ich bin immer noch nicht ganz sicher, was ich zu diesem Buch sagen kann bzw. wie ich es bewerten soll. Vielleicht ist das Thema der „Schwabenkinder“ zu weit weg von mir (mir war Begriff vor der Lektüre dieses Buches nicht geläufig) und ich hatte zu Beginn immer mal wieder den Eindruck, dass mir ein wenig Hintergrundwissen fehlt, um mich in die Protagonisten einzufühlen.
Dennoch hat mir der Teil in der Vergangenheit deutlich besser gefallen, als die Gegenwartsgeschichte. Die Geschichte von Edna und Jakob als Kinder, die teilweise schreckliche Dinge erleben musste, hat mich im Verlaufe des Buches tief berührt und war wohl auch der Grund, warum ich das Buch nicht abgebrochen habe.
Der Gegenwartsstrang hat mich aber gar nicht gefallen. Es war zu weit hergeholt. Zuweilen habe ich mich gefragt, ob es eher eine Fantasy-Geschichte ist oder ob es sich um einen Traum handelt, aber eine 90 Jährige, die mit einem Papagei im Rucksack und sämtlichem Hab und Gut auf dem Rücken die Alpen überquert, dabei Regen und Unwetter trotz, wo schon ein sportlicher junger Mensch dies mit gesundem Menschenverstand abbrechen würde. Dabei verliert es sich auch immer wieder in für mich als Lesenden unwichtige Details.
Leider hat mich der Gegangenwartsstrang sehr von der gut erzählten und tiefgründigen Vergangenheit abgelenkt und da konnte auch der angenehme Schreibstil der Autorin nicht aushelfen.
Sehr schade, ich hätte es gerne gesamt mehr gemocht ☹
- Mende Nazer
Sklavin
(219)Aktuelle Rezension von: Kitty_CatinaWas hatte ich Angst vor diesem Buch, da das Thema echt nicht leicht ist und doch wollte ich es einmal lesen, sonst hätte ich es mir ja nicht gekauft. Jetzt endlich, nach wer weiß wie vielen Jahren auf dem Stapel ungelesener Bücher war es endlich dran und ich habe es nicht bereut, selbst, wenn mich Mendes Geschichte so oft fassungslos und wütend gemacht hat.
Mit einem super leichten und bildlichen Schreibstil hat Mende Nazer, zusammen mit ihrem Co-Autoren Damien Lewis, ihre Lebensgeschichte so packend und nachvollziehbar aufgeschrieben, dass sie mich extrem mitgerissen hat, angefangen von ihrer einfachen, aber liebevollen Kindheit in den Nubabergen, über ihre Verschleppung und Versklavung bis hin zum Kampf für Freiheit und anschließendes Asyl.
Gerade auch die Einblicke in das Leben als Nuba und die vielen schönen Momente in ihrem Dorf haben mich sehr beeindruckt. Doch ebenso eindrücklich erzählt Mende auch von sehr erschreckenden Dingen, wie ihrer eigenen, grausamen Beschneidung, von sexuellem und körperlichem Missbrauch, von Ausnutzung, Angst und Schrecken. Trotzdem merkt man ihr keinerlei Verbitterung an, nur einen starken Willen, Mut und Kämpfergeist.
Alles in allem kann man persönliche Schicksale nicht beurteilen, aber man kann beurteilen, wie diese herübergebracht werden und das ist hier wirklich super gut und eindrücklich gelungen. Mendes Schicksal hat mich sehr berührt und gleichzeitig ist dieses Buch auch noch informativ und aufklärend. Und Mende ist eine super starke Frau.
- Mikael Bergstrand
Der Fünfzigjährige, der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte
(46)Aktuelle Rezension von: Dani_EbSchHabe den Anfang gelesen und den Rest beim Sport als Hörbuch gehört.
Egal wie alt "Mann" ist , ob25 oder 52. Er kann sich immer zum "Horst"machen.
Es war sehr lustig, nie langweilig und sehr unterhaltsam. Das Hörbuch würde 5 Sterne bekommen, obwohl gekürzt, war es mit einer männlichen Stimme erzählt sehr sehr amüsant und brachte beim Joggen einige Lacher.....
Bin gespannt auf Teil 2... - Lemony Snicket
Die unheimliche Mühle
(80)Aktuelle Rezension von: MarcsbuechereckeInhalt:
Die Baudelaire Waisen werden mal wieder zu einem Neuen Vormund gebracht, doch diesmal scheint es das Schicksal besonders übel gemeint zu haben: die drei Kinder werden nicht zu einem liebenswerten Menschen gebracht. Nein, sie werden nicht nur nicht von ihrem neuen Vormund begrüßt, sondern müssen auch noch in seinem Sägewerk arbeiten. Eine Arbeit, die nun wirklich nicht für Kinder und schon gar nicht für Sunny, doch ihr gesetzlicher Vertreter findet die Situation mehr als normal. Doch die Baudelaires möchten sich nicht unterkriegen lassen, immerhin ist Graf Olaf nicht in der Nähe ...
Meine Meinung:
Da es sich bei der "Reihe betrüblicher Ereignisse" primär um eine Reihe für die jüngere Leserrschaft handelt, dachte ich anfangs, dass spätestens jetzt die Geschichte vorhersehbar wird, doch Snicket hat es irgendwie geschafft, auch in diesem Band noch einige Überraschungen bereit zu halten.
Die drei Waisen sind mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen und finde es immer wieder herzzerreißend, wenn den Dreien etwas geschieht und sei es auch noch so banal.
Generell kann ich zu diesem Buch nicht mehr viel Neues sagen, bis auf die Tatsache, dass ich danach sofort den nächsten Teil geschnappt habe und innerhalb eines Tages gelesen habe.
Fazit:
Wer die Reihe noch nicht kennt: unbedingt anfangen! Auch Band 4 kann noch vollends überzeugen.
Viel Spaß beim Lesen!
Bis bald! - Erich Kästner
Pünktchen und Anton
(383)Aktuelle Rezension von: LuiseLotteAuch 50 Jahre nach seinem Tod erfreuen sich vor allem die Kinderbücher des Moralisten und skeptischen Optimisten Erich Kästner, der sich selber viel eher als Gebrauchslyriker sah, unverminderter Beliebtheit. Gewiss, das mag auch an den unzähligen, teils wagemutigen, Adaptionen fast aller seiner Werke liegen – von „Emil und die Detektive“ allein gibt es inzwischen acht Verfilmungen, von Theaterstücken, sogar Musicals ganz zu schweigen! -, doch letzten Endes sind es doch die Botschaften, die humanistische Grundhaltung und der unerschütterliche Humor des Schriftstellers, der zeitlebens ein sozial denkender und empfindender Mensch war, jemand, für den Tugenden wie Anständigkeit, Mut, Treue, Toleranz, Solidarität, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft beileibe nicht nur Worte waren, die seine Kinderliteratur, wie überhaupt alles, was er zu Papier gebracht hat, durchzogen und über ihe Zeit hinaus wirksam bleiben lassen!
Lehrer wollte er werden, schon als kleiner Junge, doch entschied er sich um, sagte später einmal, dass ihm im Lehrerberuf die Kinder zu nahe seien; erstaunlich also, dass er, auf Anraten seiner Verlegerin, mit dem Schreiben gerade von Kinderbüchern begann - „Emil und die Detektive“ war das erste und hatte einen durchschlagenden Erfolg -, in denen er den Kindern so nahe war, wie nur denkbar, in denen er sich nicht nur – lebenslanges Kind, das er war – als profunder Kenner von Kinderseelen erwies, sondern, sich der Formbarkeit des kindlichen Charakters sehr bewusst, stets auch an sie appellierte, die Welt ein klein wenig besser zu machen!
Ja, der moralische Zeigefinger des Herrn Kästner wird in all seinen Büchern erhoben, durchzieht seine Lyrik, weniger anklagend als vielmehr nachdenklich, mahnend, hoffend, dass seine Appelle nicht auf taube Ohren stoßen mögen. Botschaften sind sie – und in keinem seiner Bücher wird das so deutlich wie in „Pünktchen und Anton“, seinem zweiten Kinderbuch, 1931 erstveröffentlicht, vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise und dem herannahenden Weltensturm, dem auch er, dem auch seine Werke zum Opfer fallen sollten. Doch davon ist in dem hier zu besprechenden Roman nichts zu ahnen; Kriege und all das Hässliche, das sie mit sich bringen, ist nichts, was er den Kindern zumuten wollte.
Armut freilich wird immer wieder in Kästners Geschichten thematisiert, lapidar beinahe und ganz und gar nicht larmoyant, und seine jungen Protagonisten kommen gewöhnlich nicht aus Familien, die im Überfluss leben sondern wachsen bei zumeist nur einem Elternteil auf, der ums Überleben kämpfen muss. Anton, einer der beiden Hauptcharaktere unsrer Geschichte, eine ganz typische Kästner-Figur, ein Junge nämlich mit Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein, mutig, zuverlässig und gutherzig, gehört zu der wenig privilegierten Bevölkerungsschicht im Vorkriegsberlin. Er lebt alleine mit seiner Mutter, zu der er eine außerordentlich enge und liebevolle Bindung hat und die seit einiger Zeit schwer erkrankt ist, weshalb Anton sich neben der Schule ( dass er nicht nur ein Musterknabe sondern auch ein Musterschüler ist, ist klar bei Erich Kästner! ) um den Haushalt kümmern muss. Er tut das klaglos, denn er liebt seine Mutter – so wie dereinst der Autor die seine. Die biographischen Bezüge sind nicht zu übersehen! Doch Antons Sorgen erdrücken ihn langsam, denn durch die Krankheit der Mutter ist auch kein Verdienst da, weshalb der Junge des Nachts betteln geht. Und, Glück im Unglück, dabei lernt er die mit Witz, Herz und Phantasie gesegnete Pünktchen kennen, die eigentlich Luise Pogge heißt und ebenfalls bettelt, gemeinsam mit ihrem Kindermädchen, dem Fräulein Andacht.
Wie? Was? Ein Kinderfräulein hat die pfiffige Kleine – und muss betteln? Naja, das muss sie natürlich nicht, denn Pünktchens Vater ist reich, besitzt eine Spazierstockfabrik, kann ihr also jeden Wunsch erfüllen. Dennoch findet man die zaundürre Andacht und ihren Schützling jede Nacht auf einer wohlfrequentierten Berliner Brücke! Des Rätsels Lösung: Fräulein Andacht hat einen gar zwielichtigen Bräutigam, „Robert der Teufel“ hat die pfiffige Kleine ihn getauft, - und dieser unsympathische Zeitgenosse erpresst das Fräulein, verlangt ständig Geldzuwendungen von ihr. Und als sei das noch nicht genug lässt er sich von dem verblendeten Fräulein einen genauen Plan der Poggeschen Wohnung zeichnen, die er auszurauben gedenkt. Zum Glück aber kommt Anton, der längst dicke Freundschaft mit dem ulkigen Mädchen geschlossen hat, das seine Einsamkeit durch Schlagfertigkeit und selbstbewusstes Auftreten zu kompensieren sucht, denn seine Eltern sind zwar reich, interessieren sich aber nicht für ihr Kind, zu sehr sind sie mit dem Geldverdienen ( der Vater ) und dem Geldausgeben ( die Mutter ) beschäftigt, hinter den perfiden Plan und weiß ihn zu vereiteln. Ja, und dann überschlagen sich die Ereignisse, zumal Pünktchens Vater von dem unsympathischen und verschlagenen Nachbarsjungen Klepperbein erfahren hat, was seine Tochter des Nachts alles anstellt und daraufhin zu überraschenden, aber durchaus befriedigenden Einsichten gelangt und prompt Entscheidungen fällt, mit denen alle Beteiligten am Ende mehr als zufrieden sein können....
Eigentlich geschieht gar nicht sehr viel in der so bezaubernden wie warmherzigen Geschichte um Pünktchen und Anton, könnte man bei oberflächlichem Lesen meinen – was man tunlichst vermeiden sollte, denn hier ist es unabdingbar, zwischen den Zeilen zu lesen, genau hinzuschauen auch, was uns der Herr Kästner in seinen insgesamt sechzehn „Nachdenkereien“, die sich jedem Kapitel anschließen und sich aus diesem ein Thema, einen Satz, eine vielleicht nur beiläufige Bemerkung herauspicken, um darüber zu sinnieren und philosophieren, mitzuteilen hat. Diese „Nachdenkereien“, mit denen sich Kästner direkt an die Leser wendet – und die er ihnen im Übrigen freistellt zu lesen oder einfach zu überblättern -, handeln zum Beispiel von der Pflicht, von Stolz, von der Phantasie, vom Mut oder von der Neugierde und sind es unbedingt wert, aufmerksam gelesen zu werden. Sie machen dieses Buch zu etwas ganz besonderem, fassen Kästners gesamtes Ethos zusammen, können prägend sein – worauf er hofft! - für seine jungen Leser. Er spricht das für ihn Wesentliche unmittelbar an, kann dabei beißend kritisch sein, nennt das Kind, um im Bilde zu bleiben, beim Namen – vielleicht ist das der verhinderte Lehrer in ihm... -, ist mal ernst und mahnend, dann wieder humorvoll und augenzwinkernd-liebevoll. Das tut er auf seine ganz besondere Art, in seiner ganz besonderen, ausgefeilten, geschliffenen, dabei geschmeidigen und federleichten Sprache, der man den ehemaligen Feuilleton-Redakteur anmerkt, den begnadeten Lyriker, und die er bis zur Perfektion beherrscht.
Fazit: Auch 92 Jahre nach seinem Erscheinen ist „Pünktchen und Anton“ so aktuell wie eh und je – die grundsätzlichen Werte verschieben sich vielleicht minimal, so bleibt zu hoffen, aber sie verjähren und verfallen nicht, denn sie sind Pfeiler in einem menschlichen Miteinander. Und es ist nichts Verwerfliches daran, wenn ein moralischer Zeigefinger, zudem wenn dieser Erich Kästner gehört, ruhig immer wieder einmal daran erinnert!
- Malala Yousafzai
Malalas magischer Stift
(10)Aktuelle Rezension von: SternchenBlau„Aber sie hat doch nicht wirklich einen magischen Stift“, hat mein Sohn beim Titel gefragt, nachdem er wusste, dass Malala Yousafzai die jüngste Friedensnobelpreisträgerin ist. Am Ende des Buches war klar, dass jeder Stift magisch werden kann.
Die Magie zeigt sich schon in den Rotgold glänzenden Ornamenten, die auf dem Cover aus dem Stift fließen und immer wieder auf den Seiten auftauchen. Schönheit und Message fließen in diesem Buch ineinander wie die Ornamente und machen dieses Buch trotz des ernsten Themas zu einem Genuss. Und auch die Sprache ist in ihrer Prägnanz absolut gelungen, schon auf der ersten Seite:
„Glaubst du an Magie?“
Mein Sohn hat genickt.
Malala wünscht sich einen magischen Stift, wie sie ihn aus einer Fernsehserie kennt. Zunächst wünscht sie sich ganz alltägliche Sachen, wie wir sie uns alle wohl wünschen würden. Aber dann sieht Malala ein Mädchen, dass nicht zur Schule gehen darf.
„Als erstes würde ich Krieg, Armut und Hunger ausradieren. Dann würde ich Mädchen und Jungen zusammen als Gleichberechtigte zeichnen.“
„Sie zeichnet die Häuser wieder ganz!“, hat sich mein Sohn gefreut, als die goldenen Linien die Umrisse eines kaputten Hauses wieder auferstehen lassen. Malalas Träume werden aber mit einer noch bitteren Realität konfrontiert, als die Taliban Einzug in ihrem Tal halten. Nun nutzt sie den Stift für Briefe an die Welt, um die Situation aller der Mädchen zu schildern, die sich nicht mehr zur Schule trauen.
Manche Menschen muss man einfach bewundern, wie unbeirrbar sie in ihrem Kampf für eine gerechte Welt bleiben. Mit „Malalas magischer Stift“ hat Yousafzai ihre eigene Geschichte für Kinder erzählt. Sie ist deswegen so inspirierend, weil sie das alles selbst erlebt hat und die Kindheit bei ihr noch nicht lange verstrichen ist: Als das Buch erschien, war sie erst 20 Jahre alt.
Obwohl das Bilderbuch wunderschön anzusehen ist und klare Bilder aufweist, würde ich es frühestens ab Vorschul-, eigentlich erst ab Grundschulalter empfehlen.
„Meine Stimme wurde so mächtig, das die gefährlichen Männer versuchten, mich verstummen zu lassen. Aber es ist ihnen nicht gelungen.“
Der Text steht auf einer schwarzen Seite, die Illustrationen von Kerascoët ist ganz reduziert und zeigt Malala im Krankenhausnachthemd am Fenster. Und gerade durch diese Schlichtheit ist die Wucht des Attentats für Kinder spürbar. „Was ist passiert“, hat mein Sohn auch sofort gefragt. Das ganze Buch gibt einen sehr reduzierten Hinweise auf das Attentat oder einen Angriff. Dennoch war für meinen Sohn sofort klar, dass Malala Yousafzai ihr Leben riskiert hat.
„Malalas magischer Stift“ konfrontiert Kinder damit, dass es „gefährliche“ Menschen gibt, Leid und Ungerechtigkeit, aber Malala gibt ihnen zugleich die Hoffnung, dass auch Kinder eine machtvolle Stimme haben und etwas verändern können. Die Geschichte wird durch ein kleines Nachwort von Malala Yousafzai und eine kurze Biografie abgerundet.
So konnten wir das Buch mit Hoffnung zuklappen. Der Kampf um eine gerechteres Leben geht allerdings weiter, Tag für Tag, und Bücher wie dieses helfen, damit wir gemeinsam mit unseren Kindern diese Hoffnung weiter nähren.
- Marie Lacrosse
Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben
(65)Aktuelle Rezension von: Daniela_FranzelinIch finde, dieser zweite Teil ist sogar noch um einiges besser als der erste. Die Reihe gehört auf jeden Fall jetzt schon zu meinem absoltuntem Favorit.
Was ich an dem Buch so mag, ist die Realitätsnähe, die die Autorin in die Geschichte hineinfließen lässt. Es geht um so vieles - von der Kinderarbeit zu den schrecklichen Arbeitsverhältnisen zur damaligen Zeit, um die Verhältnisse in damalige Irrenanstalten, um Streiks und nich so so viel mehr.
Wie so viel auf einmal in ein Buch passt, wundert mich im Nachhinein fast. Man hat aber nie das Gefühl, dass die Geschichte zu überladen ist. Im Gegenteil: sie bleibt von Seite zu Seite spannend und man fiebert und leidet permanent mit den Hauptdarstellern mit. Zudem muss man noch erwähnen, dass die Figuren im Buch einfach sehr authentisch und lebendig wirken. Mam will das Buch einfach nicht mehr weglegen.
Somit empfehle ich den zweiten Teil sogar noch etwas mehr als den ersten Teil der Buchreihe. Unbedingt lesen sollte man ihn, wenn man historische Romane auch schon nur ein bisschem mag. Wer mehr an historik interessiert ist, der wird das Buch lieben!
- Siddharth Kara
Blutrotes Kobalt. Der Kongo und die brutale Realität hinter unserem Konsum
(5)Aktuelle Rezension von: sbalunziaWas hat der Kongo mit Klaviertasten, Handys, Nagasaki, Ionen-Lithium-Batterien und der Industrialisierung zu tun? Was war dein erster Gedanke? Ich verrate es dir: die vielen Mineralien und Stoffe in den Böden des Kongo.
"Bitte sagen Sie den Menschen in ihrem Land, dass im Kongo jeden Tag ein Kind stirbt, damit sie mit ihren Smartphones ins Netz gehen können."
Als ich das Buch begonnen habe, war ich mir noch nicht so sicher, wie wohl die ganze Gliederung gestaltet worden ist. Ich stellte mir das ganze Thema als sehr komplex vor (was es auf jeden Fall auch ist). Der Autor schaffte es aber gut, mich als völlig Unwissende abzuholen und durch das ganze Thema zu begleiten. Die Kapitel reichten von der Entdeckung und Kolonialisierung von Kenia bis hin zu den verschiedenen Staatswechseln, weiter bis zum hier und jetzt. Es sind ausgewogene Berichte zwischen Recherchen, Augenzeugenberichten und Interviews mit verschiedenen Parteien des Bergbaus und Weiterverkaufs. Sehr spannend fand ich unter anderem das Interview mit einem Forscher der Universität Lubumbashi.
Firmen, welche Kobalt in ihren Geräten verarbeiten, äussern sich, nur Kobalt aus "sauberen" Quellen zu beziehen. Kara zeigt auf, dass dies genauso realistisch ist wie im See das Erkennen von Wasser aus verschiedenen Flüssen.
Eine Aussage ist mir besonders im Kopf geblieben und jagt mir immer wieder einen Schauer über den Rücken:
"Vielleicht können ein Mal Batterien ohne Kobalt auskommen und die gleiche Leistungsfähigkeit und Sicherheit halten. Dies wird das Elend der kongolesischen Bevölkerung nicht beenden. Der neue Rohstoff wird sehr wahrscheinlich auch in diesen Böden schlummern. Sein unbeschreiblicher Reichtum hat dem kongolesischen Volk nichts als unsägliches Leid gebracht."
Das einzige, was mir fehlte, war die Veranschaulichung. Z.B. eine Karte, damit man besser versteht, von welcher Miene gesprochen wird.
Es war kein einfaches Buch. Auch zu sagen: "Es hat Spass gemacht, es zu lesen" wäre falsch. Es war aber unglaublich bereichernd und meiner Meinung nach ein Muss für jeden, der ein Handy, eine Powerbank, ein E-Bike besitzt oder Batterien benutzt.
Für mehr Rezensionen: Instagram -> book_recommender_sbalunzia
- Benjamin Pütter
Kleine Hände – großer Profit
(5)Aktuelle Rezension von: Sikal„Sadanands Körper ist mit Narben übersät. Der 13-jährige musste im indischen Mirzapur als Sklave in der Teppichindustrie arbeiten, täglich 16 bis 20 Stunden, fast ohne Pause und ohne ausreichend Essen. Wenn er während der Arbeit einschlief, wurde er von seinem Arbeitgeber heftig geschlagen, einmal sogar mit einem Nagelbrett. Schließlich konnte er fliehen.“
Unzählige solcher Einzelschicksale weiß Benjamin Pütter zu berichten. Der Kinderarbeitsexperte war in den letzten 30 Jahren unzählige Male in Indien, hat dort viele Kinder, die unter sklavenähnlichen Bedingungen ihr Leben fristen, aufgespürt, interviewt und oftmals befreit. Er sammelte Beweismaterial, machte mobil gegen diverse Industriezweige, informierte die Öffentlichkeit, appellierte an die Moral der Konsumenten – denn jeder von uns wurde bereits zum Unterstützer von Kinderarbeit. Diese ist weit verzweigt, wenngleich der Autor hier den Schwerpunkt auf Indien legt, welches einerseits das Land mit den meisten Kinderarbeitern ist und andererseits natürlich vom Autor durch seine Erfahrungen am besten analysiert werden kann.
Püttner gibt uns hier einen Einblick in ein System, welches so unglaublich ist, dass man nur den Kopf schütteln möchte. Gesellschaftliche Unterschiede durch ein Kastensystem, welches in den Köpfen der Menschen so dermaßen tief verankert ist, dass es nicht scheint, hier bald eine Änderung zu erwirken. Kastenlose Kinder dürfen z.B. nicht in Dorfschulen unterrichtet werden, damit das allgemeine Bildungsniveau nicht sinkt. Somit wird der Grundstock für die Zukunft dieser Kinder gelegt, die aus ihrer Armut nicht ausbrechen können. Kinder werden den Eltern teilweise abgekauft, teilweise auch entführt oder müssen die Schulden ihrer Eltern abarbeiten. Mit welchen Argumenten oder welchem Druck hier gearbeitet wird, ist erschreckend. Diese Kinder haben keine Chance – und deren Eltern ebenso wenig.
Unterschiedliche Produktionsbereiche werden vorgestellt, in denen Kinderarbeit vermehrt eingesetzt wird. Ein großer Teil des Buches widmet sich hier der Teppichindustrie, der Natursteinindustrie, ebenso dem Wickeln von Räucherstäbchen oder gar der Waffenproduktion. Vor allem in diesen Industriezweigen werden Kinder unter furchtbaren Bedingungen ausgebeutet, misshandelt und ihrer Würde beraubt, um den westlichen Konsumgesellschaften Produkte anbieten zu können, deren Herkunft man besser nicht hinterfragt, wenn man weiterhin ohne schlechtes Gewissen schlafen möchte.
Doch nicht nur der Westen trägt einen großen Teil zur Förderung der Kinderarbeit bei, ebenso stehen in Indien Korruption, Illegalität und Drohungen an der Tagesordnung. So mancher Gesetzesvertreter steht auf der Gehaltsliste eines Steinbruchbesitzers – wer sollte denn da noch in den Betrieben ermitteln? Und sobald eine Schiefertafel an der Wand hängt, der Betrieb somit als „Ausbildungsbetrieb“ gekennzeichnet ist, verliert sich die Illegalität.
Benjamin Püttner lässt uns trotzdem nicht ganz hoffnungslos zurück, gibt uns in einem Kapitel über diverse Siegel eine Möglichkeit, Produkte aus unabhängigen Prüfungen zu erkennen und diese vorzuziehen.
Das Buch analysiert unmögliche Zustände, gibt einen Einblick in ein Tabu-Thema, welches uns alle angeht, nimmt Politik und Gesellschaft in die Pflicht, ein Umdenken anzustreben und zeigt Wege auf, aus dieser Spirale auszubrechen.
„Die Menschenrechte sind unteilbar und gelten daher für Kinder in Indien, Pakistan, Ghana oder Bolivien in gleicher Weise wie für Kinder in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und so wie es selbstverständlich ist, dass es bei uns keine Kinderarbeit gibt, so muss dies auch selbstverständlich werden für alle Kinder dieser Welt.“
- Joan Aiken
Mitternacht ist ein Ort
(20)Aktuelle Rezension von: vikasbookshelfWer hier den Klappentext liest, hat noch längst keine Ahnung worauf er sich einlässt.
"Mitternacht ist ein Ort" startet sacht und entwickelt sich über die Seiten hinweg zu etwas ganz großem!
Ein schauriges, unheimlich detailliertes Setting, Protagonisten mit denen man mitfühlen kann und deren Handlungen und Gedankengänge nachvollziehbar sind, eine Story die einen mitzieht und unvorhersehbar ist. Ein Band der Freundschaft das sich knüpft, dramatische Ereignisse, Abenteuer und noch so viel mehr, hat dieses Buch für mich.
"Mitternacht ist ein Ort" hat mich berührt, mich fasziniert staunend in seine Welt gezogen und ein klein wenig Leere hinterlassen, als es zu Ende war. - Ursula Hasler
Pedro und die Bettler von Cartagena
(16)Aktuelle Rezension von: Julia^-^Pedro ist ein Bettlerjunge, dem es wie allen nicht sehr gut geht, seine kleine Schwester hat Probleme mit ihrem Bein denn ihr "Boss" misshandelt sie damit sie mehr Geld machen kann. Pedro muss stehlen um zu überleben und als eines Tages ihre Zimmergenossin nicht da war, nimmt er reißaus. Ein sehr schönes Buch das uns vor Augen hält, das es vielen nicht so gut geht wie uns. Der schreibstil war allerdings nicht meins und wenn es nicht für die Schule gewesen wäre, hätte ich so ein Buch auch nie angefasst. - Deepa Anappara
Die Detektive vom Bhoot-Basar
(89)Aktuelle Rezension von: walli007Jai und seine Freunde gehen in die öffentliche Schule. Sie wohnen in einem der Armenviertel und obwohl ihr Leben nicht einfach ist, Dann verschwindet ein Schulkamerad und seine Eltern sind sehr besorgt. Die Polizei vermutet, der Junge sei weggelaufen und sie wollen erst nach ihm suchen, wenn er in weiteren Tagen nicht wieder aufgetaucht ist. Jai, der gerne Polizei-Serien schaut, meint, wenn die echte Polizei nichts unternimmt, dann müssen er und seine Freunde zu Detektiven werden. Sie beginnen mit ihren Nachforschungen. Als jedoch ein weiteres Kind verschwindet, könnte die Suche auch gefährlich werden.
Mit diesem Debütroman wird nicht nur die Armut in den Vierteln einer Stadt in Indien dargestellt, sondern auch die Lebhaftigkeit und der Witz der Kinder. Der ungefähr zehnjährige Jai nimmt die Gelegenheit wahr, sich den Traum von einer Tätigkeit als Detektiv zu erfüllen. Natürlich will er seinen Freund finden, der es wegen eines Sprachfehlers weder daheim noch in der Schule leicht hatte. Er könnte zwar abgehauen sein, aber er war eigentlich nicht der Typ dafür. Die Kinder gehen jeder Idee nach und sie wagen sich über die Grenzen ihres Viertel hinaus. Sie hatten noch keinen Erfolg als das zweite Kind aus der Nachbarschaft verschwindet.
Nach hiesigen Maßstäben ist es kaum vorstellbar, wie die Kinder in diesem ärmlichen Viertel leben, immer unter der Bedrohung, dass die Häuser plattgemacht werden. Und doch geben die liebevollen Beschreibungen der Autorin den Kindern große Lebendigkeit. Da sind sie manchmal auch einfach nur Kinder, die ihr Abenteuer leben. Doch auch der Ernst des Lebens hinterlässt Spuren, die Sorge der Eltern um ihre Kinder, denen sie kein so behütetes Leben bieten können wie sie es wünschen würden. Und dann die Polizei, die die Menschen aus armen Verhältnissen und ihre Probleme für nicht so wichtig hält. Jai, der kleine Detektiv nimmt einen für sich ein und man wünscht, sein Leben würde nicht so viele Veränderungen erfahren.
- Pietra Rivoli
Reisebericht eines T-Shirts
(9)Aktuelle Rezension von: ArunEin Sachbuch von Pietra Rivoli „Reisebericht eines T-Shirts“
Untertitel: Ein Alltagsprodukt erklärt die Weltwirtschaft
Ein Buch über ein sehr gebräuchliches Kleidungsstück welcher wir wahrscheinlich zuhauf im Schrank haben!
Die Autorin zeigt uns den Werdegang sozusagen das Leben eines T-Shirts von Geburt bis zum Tod.
Berichtet wird von dem Grundstoff Baumwolle, seinem Anbau und der Verarbeitung im laufe der Zeit. Auch der technische Fortschritt und seine Folgen für Farmer und Fabrikarbeiter wird aufgezeigt, weiterhin die Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer, der Re -import und der Vertrieb der Ware mit allen seinen Auflagen und Folgen.
Am Ende erfahren wir sogar noch was mit den Kleidungsstücken geschieht welche zum Beispiel in der Altkleidersammlung landen.
Grob gesagt der Ausgangsstoff Baumwolle erlebt nach seiner Ernte eine Weltreise und ist für ein Geschäft rund um den Globus jederzeit gut!
Viele interessante Aspekte wechseln aber auch mit einigen trockenen Passagen ab, von der Textilindustrie und der Handelspolitik besonders aus US-amerikanischer Sicht.
Aber trotzdem eine erhellende Lektüre.
- Majgull Axelsson
Der gleiche Himmel
(8)Aktuelle Rezension von: GruenenteWunderbar! Die Story trat für mich total in den Hintergrund. Ich wollte nur einfach immer weiterlesen. Sie schreibt einfach wunderbar. Jetzt bin ich leider fertig. Hätte ich mir besser mehr Zeit gelassen? Aber ich konnte nicht aufhören. - Bettina Landgrafe
Weiße Nana
(17)Aktuelle Rezension von: XirxeBettina Landgrafe ist eine beeindruckende Person. Nachdem sie in ihrem Urlaub mit einer Organisation in Gambia war, um die Menschen dort mit medizinischer Hilfe zu unterstützen (sie ist Krankenschwester), war sie so begeistert von diesem Land, dass sie fortan regelmäßig wiederkehrte, allerdings auf eigene Faust. Zudem begann sie Spenden zu sammeln, um in 'ihrem' Dorf eine Toilettenanlage zu installieren - der grösste Wunsch der BewohnerInnen. Tatsächlich gelang es ihr - und nicht nur das. Auch ein Brunnen konnte gebaut werden und mit jedem weiteren Erfolg stieg ihre Bekanntheit und damit auch das Spendenaufkommen, sodass ihre Projekte sich mittlerweile beinahe über ganz Gambia erstrecken. In 'ihrem' Dorf wurde sie sogar zur Königin ernannt, eine größere Ehre ist kaum vorstellbar.
Mittlerweile hat sie ihr Leben praktisch Gambia verschrieben und fühlt sich dort mehr zuhause als in Deutschland. Wie es dazu kam und was sie dort Alles bewegt und erreicht hat, davon erzählt sie in diesem Buch. Es ist eine fast unglaubliche Geschichte und wäre ihr Tun durch die Medien nicht so gut dokumentiert, könnte es man auch für bloße Übertreibung halten. Daher wäre allein der Inhalt ohne jede Frage sofort fünf Sterne wert, doch leider ist die Umsetzung nicht so gelungen. Bestimmte Dinge, die ihr offenbar sehr wichtig sind, werden so häufig wiederholt, dass ich sie nur noch quer gelesen habe. Beispielsweise, dass man den Menschen auf Augenhöhe begegnen, sie in Entscheidungen einbeziehen und ihre Erfahrungen berücksichtigen muss. Natürlich ist dies wichtig, sogar sehr wichtig (und wird dennoch noch immer nicht ständig berücksichtigt). Und keine Frage, es muss auch immer wieder in Erinnerung gebracht werden. Doch in der Häufigkeit, wie es in diesem Buch geschieht, ist es einfach des Guten zuviel, weshalb es 'nur' für vier Sterne reicht.