Bücher mit dem Tag "kinderheime"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "kinderheime" gekennzeichnet haben.

13 Bücher

  1. Cover des Buches Verstummt (ISBN: 9783442372218)
    Karin Slaughter

    Verstummt

     (710)
    Aktuelle Rezension von: Blutmaedchen

    "Verstummt" ist - da brauch man gar nicht lange raten - ein Thriller. Das Buchcover verrät es, aber vorallem wird es durch den Autorennamen deutlich. Denn die Meisterin des Thrillers, Karin Slaughter, persönlich steht dahinter. Ich habe jetzt schon ein paar Bücher von ihr gelesen und war immer wieder von den menschlichen Abgründen und tiefsinnigen Charakateren begeistert. Slaughter schafft es irgendwie die Personen und die Handlung gleichermaßen im Mittelpunkt stehen zu lassen.
    Auch "Verstummt" macht davon keine Ausnahme, allerdings fand ich dieses Buch eher schwach, im Vergleich zu Slaughters anderen Büchern...
    Zum einen muss man sich fragen Wer ist jetzt die Hauptfigur? Ist es Will Trent vom GBI, dessen lauter Narben eine schlimme Vergangenheit widerspiegeln? Oder ist es Michael Ormewood, der Polizist, der einen behinderten Sohn und eine zerrüttete Familie hat? Den man absolut nicht einschätzen kann? Oder ist es John Shelley, der als Jugendlicher wegen Vergewaltigung und Mord nach Erwachsenemstrafrecht verurteilt wurde? Vielleicht ist es aber auch Angie Polaski, ebenfalls Polizistin und langjährige Freundin von Will, die jeden Mann zerstört, mit dem sie zusammen kommt?
    Im Grunde kann man sagen, dass die Geschichte sich um diese Figuren aufbaut und mit jedem Charakter zu tun hat - auf seine ganz eigene grauenvolle, perverse, kranke oder mitleidige Weise.
    Die Charaktere waren alle wieder sehr glaubhaft. Slaughter hat ihnen extremes Leben eingehaucht und nicht mit grässlichen Details gespart.
    Die Hauptstory über tote Minderjährige, die brutal vergewaltigt und anschließend ermordet wurden, hatte es auch mehr als in sich. Und wieso das Buch "Verstummt" heißt hat man auch ganz schnell raus. Einfach schrecklich, aber gleichzeitig faszinierend, da Slaughter einfach wieder zeigt, wie grandios sie perverse und ekelhafte menschliche Charakterzüge und dessen Folgen gaubhaft und bildlich darstellen kann. 

    Fazit:

    Die Entwicklung der Story und somit auch der Charaktere ging anfangs nur sehr langsam vorran. Doch dann kamen Doppelleben ans Licht, es wurde in die dunkelste Vergangenheit geblickt und jede Menge Dreck zutage gefördert, dass einem als Leser nur die Spucke wegbleibt.
    Leider spürt man einfach von Beginn an welcher Weg den einzelnden Charakteren vorbestimmt ist und was sie noch darstellen werden, weswegen das Buch dann weniger erschreckend geendet ist. Für mich lag schon nach der Hälfte zuviel auf der Hand, aber wer Slaughters Bücher kennt, weiß, dass sie eigentlich mit der kompletten Wahrheit immer extrem lange hinterm Berg hält. Deshalb war es am Ende doch eher eine Enttäuschung, statt eines grausigen Leseerlebnisses. Thriller ist für mich anders. Schade.

  2. Cover des Buches Grenzgänger (ISBN: 9783426306086)
    Mechtild Borrmann

    Grenzgänger

     (139)
    Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutter

    Monschau, direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Familie Schöning kommt gerade so über die Runden. Der Vater ist nicht offensichtlich versehrt aus dem Krieg wiedergekommen, doch psychisch nicht mehr in der Lage, seine Familie zu versorgen. Er zittert und als Uhrmacher ist dies das aus für seine Berufstätigkeit. Er wendet sich der katholischen Kirche zu und entwickelt eine Hörigkeit ihr gegenüber, die seiner Familie nicht gut tut. Als seine Frau plötzlich stirbt, ist Henni die Versorgerin der Familie. sie schafft es, den Vater zu überzeugen, sie und die Geschwister nicht ins Heim zu geben. Da das Geld aber vorne und hinten nicht reicht, beginnt sie Kaffee über die Grenze von Belgien nach Deutschland zu schmuggeln. Nach einem tragischen Ereignis, welches auch die Schmuggelgelei beendet, kommt sie in eine Besserungsanstalt für junge Mädchen. Der Vater schickt auch seine anderen Kinder ins Heim und wir erfahren, wie sadistisch und grausam mit den Kindern dort umgegangen wird. Todesfälle sind keine Seltenheit.


    20 Jahre später steht Henni vor Gericht. Sie wird beschuldigt, das Elternhaus angezündet und somit ihren Vater getötet zu haben, sowie eine der Erzieherinnen aus dem katjolischen Kinderheim getötet zu haben. Wir erfahren nun häppchenweise aus mehreren Perspektiven, was sich zugetragen hat. Elsa, Hennis beste Freundin glaubt an ihre Unschuld und versucht vieles aufzuklären. Dabei behilflich ist auch Thomas, der mit Hennis Bruder Fried gemeinsam im Heim war. 


    Diese fiktive Geschichte versucht sehr viel sie stellt das spießige Dorfleben und das, der katholischen Kirche hörige Gehabe des Vaters, sehr gut dar. Die Autorin beschreibt den sadistischen Umgang mit den Kindern, der mir wirklich sehr nah gegangen ist. Dann wiederum versucht sie die Figuren sich rächen zu lassen. Und ermittlerische Elemente fügt sie auch noch ein. Zum Schluss geht alles etwas Holterdiepolter, und es wirkt als muss der Roman irgendwie ein Ende finden muss. Befriedigt hat mich das nicht.


    Dreiviertel der Geschichte war ich wirklich begeistert und eingenommen. Vom Erzählstil von Mechthild Borrmann, der minimalistisch und berichtartig ist . Im letzten Viertel, ist aber leider das Buch in eine Richtung gelaufen die mir einerseits zu schnell zu viel wollte, andererseits mich etwas ratlos zurück lies. Die Erkenntnis bleibt, dass wenn man mehr miteinander geredet hätte vieles hätte abwenden können.


    Ein historischer Roman, deren Figuren mir sehr nah gekommen sind, der aber letztendlich viele Fragen offen ließ

  3. Cover des Buches Kukolka (ISBN: 9783746635392)
    Lana Lux

    Kukolka

     (165)
    Aktuelle Rezension von: Madamebiscuit

    Puh, dieses Buch ist nichts für zarte Seelen. Es ist erschütternd, erschreckend, berührend und leider realistisch. 

    Der Roman wird aus der Ich-Perspektive erzählt, was ihm zusätzlich jegliche Distanzmöglichkeit nimmt. 

    Der Schreibstil von Lana Lux ist klar, schnörkellos und direkt, dabei aber nicht ohne Emotionen. 

    Ab der ersten Seite hat mich dieses Buch in seinen Bann gezogen und bis zum Ende nicht mehr los gelassen. Phasenweise ging mir die Geschichte der kleinen Samira so nahe, dass ich Lesepausen gebraucht habe. Es ist brutal und furchtbar, was sie durchmacht und zu wissen, dass es diese Mädchen/Frauen-Schicksale bis heute gibt, macht es quasi unerträglich. 

    Samira oder Kukolka (= Püppchen), wie sie immer wieder genannt wird, ist an sich ein normales Kind und so sind auch ganz häufig ihre Gedankengänge oder Lösungsideen so anrührend einfach und naiv. Ganz oft wollte ich sie in den Arm nehmen und aus dieser Geschichte „retten“.  Von mir gibt es definitiv eine Leseempfehlung.

  4. Cover des Buches Nebel im August (ISBN: 9783570403280)
    Robert Domes

    Nebel im August

     (60)
    Aktuelle Rezension von: Sternenstaubfee

    Ein sehr bewegendes Buch, das die Geschichte von Ernst Lossa erzählt.
    Eine schockierende Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht.
    Ernst Lossa wird von seiner Familie getrennt, kommt in ein Kinderheim.
    Er klaut, gilt als schwer erziehbar und wird so von einem Kinderheim ins nächste gesteckt.
    Irgendwann landet er in der Psychiatrie, obwohl er kerngesund ist. Doch er gilt als Psychopath.
    Außerdem ist er ein Jenischer, ein "Zigeuner".
    Und so wird er letztendlich ein Opfer der NS-Euthanasie. Er bekommt 1944 die Todesspritze verabreicht.
    Es ist bestürzend, dass diese "Geschichte" wahr ist. Die Dialoge sind fiktiv, aber das ganze Gerüst drum herum ist wahr und macht es so grausig und schockierend.
    Mich hat die Geschichte von Ernst Lossa tief bewegt als Beispiel von so unendlich vielen Opfern der damaligen Zeit.
    Den Film habe ich noch nicht gesehen, möchte das aber noch nachholen.
    Das Buch kann ich auf jeden Fall empfehlen!

  5. Cover des Buches Seelen im Eis (ISBN: 9783596195336)
    Yrsa Sigurdardottir

    Seelen im Eis

     (199)
    Aktuelle Rezension von: PoldisHoerspielseite

    Seelen im Eis (Yrsa Sigurdardóttir)

    Nach dem Tod seiner Ex-Frau bei einem Sturz aus dem Fenster muss sich Óðinn Hafsteinsson allein um seine präpubertäre Tochter kümmern, doch auch seine Arbeit nimmt ihn vollkommen ein. Er soll den Tod zweier Kinder in einem Erziehungsheim untersuchen, die vermutlich in den 70er Jahren vernachlässigt wurden. Doch je weiter der engagierte Ermittler nach Hinweisen aus der Vergangenheit sucht, desto mehr Parallelen erkennt er zur Gegenwart…

    Das Ende eines Buchs vorzuziehen und dem Leser mitzuteilen, ist vormalerweise keine sonderlich clevere Idee und nimmt dem Leser üblicherweise viel Spannung. Yrsa Sigurdardóttir hat genau dies aber im Prolog ihres Thrillers „Seelen im Eis“ vorangestellt. Doch das ungewöhnliche Konzept geht auf, weil man hier eben nicht fieberhaft auf der Suche nach dem Täter ist und so die vielen eingebauten Feinheiten, die man sonst so einfach überliest, sofort ins Auge springen und sich dem Gesamtbild hinzufügen. Die Art der Spannung, die dadurch entsteht, ist eine ganz andere und fühlt sich deswegen umso faszinierender an. Und es ist auch nicht so, als hätte die Autorin keine überraschenden Wendungen eingebaut, die das Geschehen am Laufen halten, immer wieder gibt es neue Hinweise, die die Handlung noch einmal in eine andere Richtung führen. Und auch das Finale ist packend geraten, weil noch einige Enthüllungen auf den Leser warten, die sich hervorragend zusammenfügen und eines dieser Finale entstehen lassen, die noch einige Zeit nach dem Lesen nachhallen und zum Nachdenken anregen.

    Das gelingt auch hervorragend durch die Thematik des Romans, der sich um Kindesmisshandlung und Vernachlässigung dreht, um Gewalt und erschreckende Zustände in Kinderheimen. Das ist intensiv geraten, weil eine zweite Handlungsebene direkt von diesen Ereignissen berichtet und den Leser das Leid der Kinder begreifbar macht. Hervorragend dazu passt eine unheimliche, düstere und bedrohliche Stimmung, die ebenfalls ungewöhnlich für einen Thriller ist, sich hier aber sehr stimmig einfügt und für eine intensive Atmosphäre sorgt. Die wenigen, aber durchaus markanten Szenen aus dem Privatleben des Ermittlers sind dazu eine gelungene Ergänzung und bringen eine emotionale Ebene mit ein.

    Gepaart mit dem eingängigen Schreibstil der Autorin ist ein lesenswerter Thriller entstanden, der sich zwar etwas langsam entwickelt, aber dafür mit ungewöhnlichen Elementen punkten kann. Denn obwohl der Prolog viel von den Zusammenhängen verrät, gibt es nicht viel Spannung, sondern auch zahlreiche eingebaute Überraschungen. Die Zweiteilung mit Szenen aus Vergangenheit und Gegenwart funktioniert einwandfrei und widmet sich einem weiterhin aktuellen Thema, welches sehr gut umgesetzt wurde.   

  6. Cover des Buches Zeugin der Toten (ISBN: 9783548289885)
    Elisabeth Herrmann

    Zeugin der Toten

     (170)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Auf Rügen gab es ein Kinderheim der DDR. Eines Nachts kommt wieder ein kleines Mädchen und man stülpt ihm eine neue Identität über. Die Geschichte ihrer Eltern, ihres Lebens wird umgeschrieben. Viele Jahre später ist Judith Keppler Cleanerin. Sie reinigt Wohnungen von Toten und macht hierbei einen Fund, der ihr Leben für immer verändern wird. Die Wohnung der toten Frau die sie gereinigt hat, hat mit ihr und ihrer Vergangenheit zu tun. Zur selben Zeit versucht der ehemalige Quirin Kaiserlay, er ist ehemaliger BND-Agent und hat jemanden an der Hand, der brisante Informationen besitzt und das könnte einiges aufwirbeln. Als Kaiserlay in einer bekannten Politshow zu Gast ist, will er alles auffliegen lassen und einen Teil der DDR Geschichte in eine anderes Licht rücken und ehemalige Spitzel und Mitarbeiter enttarnen. Aber seine Quelle meldet sich nicht und wird dann tot aufgefunden. Hier kreuzen sich die Wege von Quirin und Judith und beide müssen um ihr Leben fürchten, denn die Gegner von einst, sind auch heute noch aktiv und wollen um jeden Preis verhindern, dass die Mikrofilme entdeckt werden, die es angeblich gibt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt und ums eigene überleben. Elisabeth Hermann ist ein perfekter Spionagethriller gelungen, der mit seinen überraschenden Wendungen verblüfft und einen Teil der Deutschen Geschichte wieder aufleben lässt.

  7. Cover des Buches Wladimir Romanow - Wenn das Schicksal zuschlägt (ISBN: B00PWJF8WY)
    Noah Fitz

    Wladimir Romanow - Wenn das Schicksal zuschlägt

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Fairy25
    Ich mag weder Russland noch Bücher die in Russland handeln oder über dieses Land erzählen. Dieses Buch bestärkt mich in meiner Meinung! Meine Hochachtung vor dem Autor, der dieses Thema aufgegriffen hat und es so authentisch erzählt, dass man förmlich den Muff und Schimmel riecht, der den Gemäuern anhaftet. Man mit Wowa mit leidet, seinen Schmerz, seine Wut und auch die Hilflosigkeit spürt. Tief wärmte mich die kurze Zeit seiner Freude und Liebe, die er erfahren durfte. Leider habe ich mir ein anderes Ende erhofft und war etwas geschockt und niedergeschlagen, als ich das Buch zu geklappt habe.
    Wowa seine Geschichte wird mich noch lange beschäftigen und verfolgen. Ich habe ihn in mein Herz geschlossen und muss mit seinem Verlust erst mal klar kommen.
    Danke für dieses tolle Buch!
  8. Cover des Buches Schläge im Namen des Herrn (ISBN: 9783641281762)
    Peter Wensierski

    Schläge im Namen des Herrn

     (10)
    Aktuelle Rezension von: strickleserl

    Der Journalist Peter Wensierski berichtet in diesem Buch über die Zustände in kirchlichen Kinderheimen in den Nachkriegsjahren, vor allem in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Unzählige Kinder und Jugendliche wurden in solche Heime ohne Vorwarnung eingewiesen. Die Gründe waren oft nicht nachvollziehbar. Eine Beziehung, der falsche Kleidungsstil, eine Nacht, die nicht Zuhause verbracht wurde - solche nichtige Gründe konnten schon zur Abholung eines jungen Menschen führen. So einfach eine Einweisung war, so schwer war es aus einem solchen Heim wieder herauszukommen. Mehrere Jugendliche starben bei dem Versuch zu fliehen, andere wurden in eine Psychiatrie eingewiesen, weil die Pfleger es nicht schafften, ihren Willen zu brechen.


    Obwohl der Staat für die Unterbringung der Kinder und Jugendliche zahlte, mussten die Heimbewohner in der Regel zusätzlich schwer arbeiten, zum Beispiel in der Landwirtshaft, in Wäschereien oder beim Torfstechen. Die Einkünfte für diese Arbeiten machten das Kinderheim zu einem lukrativen Geschäftsmodell, vor allem weil die Erzieher nicht ausgebildete Pädagogen waren.


    Strafen gehörten zum Alltag. Ob Einzelhaft in einer düsteren Zelle, Schläge oder öffentliche Beschämungen, die Folgen der kleinsten Zuwiderhandlung waren ungeheuerlich. Vor allem Fluchtversuche wurden unnachgiebig bestraft. Das sollten auch die anderen Heimbewohner mitbekommen, denn das diente als wirksame Abschreckung.


    Spätestens mit der Volljährigkeit waren diese Jugendliche frei, doch sie schämten sich so sehr über die Heimunterbringung, dass sie zumeist darüber schwiegen. Aber diese Jahre hinterließen tiefgehende Spuren. Nächtliche Angstträume, die Unfähigkeit zu vertrauen oder eine dauerhafte Beziehung einzugehen, ein unsteter Lebenswandel, das sind nur einige der Folgen dieser grausamen Jahre.


    Der Autor dieses Buchs, ein Spiegel-Reporter, will das Schweigen über diese schrecklichen Taten brechen. Dieses Buch enthält viele Erfahrungsberichte von ehemaligen Bewohnern der Heime, die ergänzt werden mit hilfreichen Hintergrundinformationen und Erklärungen über den geschichtlichen Zusammenhang. An manchen Stellen erscheint dieses Plädoyer etwas einseitig, was aber wegen dem Schmerz der Opfer verständlich ist. 


    Fazit: Ein wichtiges Buch über ein trauriges Kapitel der deutschen Geschichte. Gut geschrieben und empfehlenswert!


  9. Cover des Buches Rassenwahn (ISBN: 9783839213322)
    Jörg S. Gustmann

    Rassenwahn

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Waschbaerin

    Als bekennender Nicht-Krimi-Fan muss ich mich nach der Lektüre dieses Krimis "Rassenwahn" von Jörg S. Gustmann meine Meinung revidieren. Was für ein tolles Buch!

    Dieser Roman hat alles, was ich von einem guten Buch erwarte: Neben einer fesselnden Geschichte, die anschaulich und vor allem in einem guten Deutsch erzählt wird erwarte ich auch Denkanstöße und neue Einsichten - Informationen die mich neugierig machen tiefer zu graben und so wissbegierig zu werden dass ich mich mit einem Thema näher beschäftigen will. All das vereinte dieser Krimi.

    Alle Kapitel sind nach Datum geordnet, wodurch eine chronologische Abfolge geschildert wird, die es dem Leser vereinfacht der Handlung zu folgen. Mal befinden wir uns im Jahre 2010 und dann springt der Autor, wenn es den Ablauf der Handlung erfordert, wieder ins Jahr 1944 zurück. 

    Sicherlich haben die meisten unserer Nachkriegsgeneration schon von den Lebensbornheimen der Nazizeit gehört oder gelesen, in denen nicht nur Mütter mit ihren unehelichen Kindern geholfen wurden. Ein ganz groß anvisiertes Ziel war, dass von reinrassigen, also arischen Männern - meist höhere SS-Offiziere - für den Führer eine besondere Rasse Mensch gezeugt werden sollte. Doch nicht jedes Kind geriet so wie geplant. 

    Nach dem Prolog, der im Jahre 2010 angesiedelt ist, geht es im ersten Kapitel zurück ins Jahr 1944 in ein Lebensbornheim. Ein Vater besucht seine Tochter, die seinen Erwartungen ganz und gar nicht entspricht. Er,  Arier und SS-Offizier soll so ein unwertes Leben gezeugt haben? Keine Frage, dieses dunkelhaarige Kind durfte nie mit ihm in Verbindung gebracht werden. Hitler durfte das nie erfahren. So begann die Odyssee eines kleinen Mädchens. 

    Nach diesem Kapitel sind wir schon im Jahr 2010. Kommissar Pohlmann wird aus seinem Domizil in Südamerika zurück nach Hamburg beordert. (Seite 153): "Nicht alle Träume entpuppten sich als lebenswert". Dieser kurze Satz zeigt auf, weshalb Pohlmann sein Paradies verließ um in Hamburg einen Mörder zu fassen. Ist es ein Serientäter? Welches Motiv steht dahinter? Anfangs will nichts so recht zusammen passen. Diese verrückte Alte, mit der man kaum ein Wort reden kann scheint eine Schlüsselfunktion zu haben, diesen Fall zu lösen. 

    Das, was alle 5 Morde miteinander verbindet sind die Lebensbornheime der Nazi-Zeit. So taucht Kommissar Pohlmann ein, in eine längst vergessene Welt des Rassenwahns und nimmt den Leser auf diese düstere Reise mit. Die Täter von einst sind heute angesehene Leute - Richter, Ärzte, Keiner von ihnen fühlte sich je schuldig und wurde auch nie für das was sie taten belangt. Die Spuren ihrer Gesinnung und Taten wurden von ihnen so verwischt, dass es Pohlmann und seinem Team nur unter Aufbietung ihres ganzen kriminalistischen Spürsinns gelingt, einen roten Faden zu finden.  Beim genauen Hinsehen stellt Pohlmann fest, dieser Wahn von einst lebt in diesen Köpfen weiter und wurde an die nächste Generation weiter gegeben. . 

    Was mir an diesem Buch besonders gefällt ist, es geht nicht nur um Morde und die Aufklärung dieser Verbrechen. Immer wieder wird die Frage aufgegriffen, wie fühlt es sich für einen Menschen an zu wissen, speziell für den Führer und seine Idee gezeugt worden zu sein. Wie geht man mit der Gewissheit um, dass der Vater ein hoher SS-Offizier war? Was macht es mit einem Menschen damit konfrontiert zu werden und mit dem Wissen leben zu müssen, dass sein Vater ein Massenmörder war?  Wenn man sich voll auf dieses Buch einlässt, schaut man als  Leser nicht mehr nur von außen zu sondern ist mitten in der Handlung und einem Gefühlswirrwarr. Mal ganz ehrlich, wer hat jemals groß darüber nachgedacht, was aus diesen Lebensborn-Kindern wurd? 

    Auf Seite 165 gehtes um die Namensgebungsfeier Lebensborn. "Mit dem Zeigefinger auf dem Blatt suchend, fand er (Pohlmann) den Eintrag, der ihn weiterbringen würde: Im Rahmen dieser an die christliche Taufe angelehnten Zeremonien wurden die Säuglinge unter den Schutz der Sippengemeinschaft der SS gestellt. Männer aus den Reihen der SS übernahmen die Patenschaften für ein Kind". 

    Allein dieser kurze Abschnitt beschreibt die perfide Idee hinter diesem Rassenwahn. (Seite 202): "Armer Gregor Mendel", dachte Martin. "Der Mann würde sich im Grabe umdrehen, wüsste er, zu welch perversen Gedanken seine Lehren missbraucht worden waren". 

    Während Pohlmanns Recherchen in Berlin: "...Haben sie schon einmal was von der Aktion T4 gehört?"

    Martin nickte. "Die Aktion T4 beinhaltete die Ermordung von circa 100.000 Psychiatriepazienten oder behinderten Menschen durch SS-Ärzte und Pflegekräfte....Diese Ärzte standen wohl den KZ-Ärzten in nichts nach. Ohne Skrupel experimentierten diese Unmenschen an gesunden Kindern, nur weil sie nicht einer altersgemäßen Größe entsprachen. Unter der Leitung von Dr. Mengele ließ man diese Kinder zu Tausenden <abspritzen>, wie er es nannte. Man injizierte ihnen Phenol direkt ins Herz. ..."

    "Woher stammt der Begriff T4 eigentlich?"

    "Der Name T4 entstammt der Berliner Bürozentrale, einer Villa der Tiergartenstraße 4. Während der NS-Zeit befand sich in dieser Villa die Zentrale für die Leitung der Ermordung behinderter Menschen im gesamten Deutschen Reich."

    In diesen Krimi eingebettet, wird dem Leser sowohl die Denkweise als auch das Lebensgefühl einer düsteren Epoche vermittelt. Und ein Kapitel weiter lesen wir, wie solche Lebensbornkind mit solch einer Last ihr Leben gestalten und meistern mussten. Die Schuld der Väter ließ sie zu Suchenden werden. "Lebensborn" sagt vielen Menschen heute nichts mehr. Manche wollen auch nichts mehr davon wissen. Doch dies ist und bleibt ein Teil unsere Vergangenheit. Zwar können wir diese nicht mehr ändern, jedoch sollte man wissen, was damals geschah. 

    Ich weiß nicht, wieviele Krimis ich gelesen habe, bis ich die Nase voll davon hatte. Oftmals gleichen sie sich, sind weder gut geschrieben noch kann man einen anderen Sinn als banale Unterhaltung darin erkennen. Vielleicht hat mich deshalb dieser Krimi so fasziniert, weil er völlig aus dem üblichen 08/15 Angebot heraus sticht.  

    Ich denke, nur eine überschaubare Zahl von Thrillern oder Krimis passt in die Kategorie, mehr als nur Unterhaltung zu sein. Diesem Autor ist es gelungen einen Krimi zu schreiben, der weitaus breiter angelegt ist und demzufolge  auch mehr zu bieten hat als banale und spannende Unterhaltung.  


  10. Cover des Buches Blutengel (ISBN: 9783442474110)
    Michael Koglin

    Blutengel

     (61)
    Aktuelle Rezension von: FranLuTi

    Das Buch macht ziemlich neugierig, da überall Morde begangen werden,  die ziemlich skurill sind. Alle stellen Kunstwerke da, wenn man es als Leinwand betrachtet. Eine ziemlich schräge Ermittlertruppe aus Polizisten, Autist, Psychologin mit einem ernsten Problem ( Was für mich als Leser eine seltsame Nebenstory war) und einem Journalisten mit esoterischem Hauch. Die Hauptstory war fesselnd, und die Auflösung sehr interessant.  Manche Nebenstorys waren mir zu zuviel mit zuwenig Infos, um es zu verstehen. Vielleicht klärt sich das durch weitere Bücher. 

  11. Cover des Buches Unsichtbare Blicke (ISBN: 9783499216176)
    Frank Maria Reifenberg

    Unsichtbare Blicke

     (44)
    Aktuelle Rezension von: Buecherfee82
    Frank M. Reifenberg ist mit diesem Buch etwas großartiges gelungen. Aus einem aktuellen Thema hat er ein fesselndes Buch gemacht. Unsichtbare Blicke. Blicke mit denen sie nicht gerechnet hat. Blicke die sie jetzt wütend machen. Warum? Als Josi erfährt, dass Geronimo sie die ganze Zeit über per Webcam beobachtet hat ist sie wütend. Was will er von Josi? Dem netten Mädchen, dass von einem strengen Vater fast eingesperrt wird. Das nach der Schule in einer Seniorenresidenz arbeitet und liebevoll die Älteren pflegt. Über den Inhalt möchte ich nicht zuviel verraten, aber einen kurzen Überblick über ein paar Personen geben. Da ist "Tommi" ein kleiner Junge der im Osten in einem Kinderheim aufgewachsen ist. Der schwächste verliert. Zum Glück war er nie der Schwächste, auch wenn er sich einiges hat gefallen lassen müssen. Wie oben schon erwähnt Josi, ein junges und unschuldiges Mädchen das sich zum ersten Mal richtig verliebt. Felix, ein smarter Halbitaliener, der seine Mutter verloren hat und auch ganz wichtig: Stella van Wahden. Sie arbeitet bei der Polizei, oder besser gesagt- sie lebt für die Polizei. Das Buch ist sehr interessant und fessend geschrieben. Im Grunde geht es um die Gefahren im Internet. Es zeigt mal wieder das wir nicht immer glauben können, was wir glauben wollen und das Menschen oft nicht die sind, die sie vorgeben zu sein. Empfehlenswert!
  12. Cover des Buches Absturz überlebt! (ISBN: 9783738629019)
    Kerstin Westerbeck

    Absturz überlebt!

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Faidit

    Ein Thriller mit Startschwierigkeiten bei dem zu Beginn meine Erwartungen an das Buch zunächst sehr abgestürzt sind. Zuerst hat mich der Sprachstil erschreckt, der aber nicht dem sonstigen Schreibstil der Autorin entspricht und nur die Ausdrucksweise des Protagonisten nachempfinden soll, was für mich ohne Besprechungen in der Leserunde nicht offensichtlich gewesen wäre. Der Road-Trip ist in Ich-Form gehalten und mit der Zeit wirkt der Protagonist auch authentisch. Wenn man über die ersten 60 Seiten hinaus ist, fängt die Story mit all ihren beabsichtigten Verwirrungen tatsächlich den Leser mit Spannung ein. Ab da mangelt es auch nicht an offensichtlich guter Recherche und verarbeiteter Kenntnis der Autorin von Land und Leuten.

    Ebenfalls störend sind die vielen falsch gesetzten Kommata. Da der Roman nochmals, auch fachmännisch, überarbeitet werden soll, wird sich die Qualität des Buches sicherlich erheblich steigern. Außerdem würde ich den Schwerpunkt in der Beschreibung des Buches nicht auf die Selbstfindung des Protagonisten legen. Thriller ist da meiner Meinung nach das treffende Genre.

    Alles in allem hat die Story Potential sowie eine wertvolle Message und kann durchaus gut unterhalten.  

  13. Cover des Buches Erziehung hinter Gittern (ISBN: 9783898127820)
  14. Zeige:
    • 8
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