Bücher mit dem Tag "kleinbürgertum"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "kleinbürgertum" gekennzeichnet haben.

31 Bücher

  1. Cover des Buches Meine geniale Freundin (ISBN: 9783518473863)
    Elena Ferrante

    Meine geniale Freundin

     (658)
    Aktuelle Rezension von: Buechervorhersage

    Die Geschichte beginnt in der Gegenwart, wo Elena, gerade in ihren Sechzigern, feststellt, dass ihre Freundin Lila wie vom Erdboden verschwunden ist und jeglichen Hinweis auf ihre Existenz hat verschwinden lassen. Das will Elena jedoch nicht hinnehmen und beginnt ihre gesamte Geschichte von Anfang an aufzuschreiben. Beide sind im rauhen Neapel aufgewachsen und haben sich bereits früh angefreundet. Sie sind sehr unterschiedlich, Lila ist sehr unabhängig, mutig und wissbegierig, sowie unheimlich schlau und Elena ist von Anfang an diejenige, die in Lilas Schatten steht und versucht, mit ihr mitzuhalten und ihr zu gefallen. Doch in der Jugend wendet sich das Blatt erstmals und Elena muss herausfinden, was ihre Ziele im Leben sind, wenn Lila sie nicht mehr vorgibt.


    Am Anfang viel es mir schwer, in die Geschichte zu finden. Man musste so viele Informationen sortieren, sich ein erstes Bild vom Neapel der 50er Jahre machen und versuchen sich zu merken, welche Personen zu welcher Familie gehören (die Übersicht am Anfang des Buches war sehr hilfreich, wenn auch etwas lieblos dargestellt). Nach etwa 100 Seiten habe ich mich dann an den Erzählstil gewöhnt und meine Neugierde an der Entwicklung der Geschichte war erwacht.

    Die Freundschaft zwischen Elena und Lila würde ich als speziell bezeichnen und nicht unbedingt gesund. Elena tat mir oft leid, wie sie quasi andauernd um Aufmerksamkeit und dem Genügen bemüht war, während Lila eher gefühlskalt wirkte, wie ein Großteil der Bewohner Neapels. Ich hätte ihr gerne mehr Selbstvertrauen geschenkt und ihr deutlich gemacht, was sie Besonderes als Frau in den 50ern erreicht hat.

    Die Stadt ist voller Armut und Gewalt und Werten, die in den 50ern üblich waren. Es muss einem beim Lesen bewusst sein, dass dieses Buch keine seichte und gefühlvolle Unterhaltung für zwischendurch ist, aber wer sich darauf einlässt, wird dem spannenden Sog der Geschichte irgendwann verfallen. Etwas geärgert hat mich das Ende, denn es war nirgendwo ersichtlich, dass die Reihe fortlaufend ist und das Buch nicht in sich abgeschlossen ist. Eigentlich hatte ich nicht geplant, direkt die ganze Reihe zu lesen. Da muss ich mir noch überlegen, ob die Neugierde groß genug ist, um noch ca. 1.500 Seiten zu lesen, um zum Ende der Freundschaft zu gelangen. 

  2. Cover des Buches Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (ISBN: 9783944442402)
    Robert Scheer

    Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück

     (42)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...

    Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.


    "Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)


    Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.

    Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.

    Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.

    Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.


    "Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)


    Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.

    Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.

    Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.

    Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.


    © Parden
  3. Cover des Buches Alle Toten fliegen hoch (ISBN: 9783462000450)
    Joachim Meyerhoff

    Alle Toten fliegen hoch

     (339)
    Aktuelle Rezension von: wandablue

    Nun habe ich gedacht … ich bekomme einen Roman über die kulturellen Unterschiede zwischen good old Germany und den Vereinigten Staaten. Ist aber nicht. Der Verfasser erzählt von seiner Jugend, ausschnittsweise, und von der Familie, und von einem Schicksalsschlag, der die Familie trifft, als er gerade für einen einjährigen Auslandsaufenthalt in den Staaten ist. 

    Der Kommentar und das Leseerlebnis:
    Leider habe ich mich von Anfang an gelangweilt. Und leider ist das bis Ende hin auch nicht anders geworden. Zwar kann der Autor durchaus einen geraden Satz hinschreiben und ist auch hinreichend eloquent für das Schreiben eines Textes. Aber der Inhalt reicht nicht über das Aufzählen von Aktivitäten hinaus; sicher, sie werden ausgeschmückt und unterfüttert: Reiten – ich zähme ein Pferd. Basketball – ich werde ein guter Player, Essen – alles ist größer, höher, intensiver. Und alles, was der junge Joachim auf dem weiten oft kalten Land Wyoming/Laramie so machte. „Mein schönstes Ferienerlebnis“, es wäre ein sehr gut benoteter Schulaufsatz geworden
    Jedoch sind diese Aktivitäten nicht von der intensiven Schilderung eines inneren Erlebens begleitet, was also ist an diesen Aktivitäten von allgemeinem Interesse?
    Eigentlich nichts. Was schmerzlich fehlt, sind allgemeine Betrachtungen und vor allem Reflexionen über die Kulturunterschiede oder, meinetwegen, auch das Erleben des Kulturschocks. Was man bekommt ist nicht viel mehr als ein Aufzählen dessen, was man halt so macht als junger Kerl. Gefühlswelt - nur rudimentär.
    Ok, die Burger sind groß, auf einer Farm ist Naturnähe ganz natürlich vorhanden, die Berge sind hoch, Basketball ist toll. Autos sind breiter, gemütlicher, das Land weit, die Wege breit. Aber dennoch, nichts Wesentliches über Land und Leute. Nichts über das Schulsystem per se. Nichts über Kunst. Nichts über Politik. Nichts über das diverse Handhaben von Dingen. Weihnachten, Silvester, Truthahnessen? Nationalfeiertag? Nix. Dafür natürlich „das erste Mal“, was ist man für ein Held und wie man in einem Eisfass von einer Sportverletzung kuriert wird. Ganz nett, aber eigentlich - nix.

    Hätte ich gerne als Schulaufsatz mit guter Note honoriert, aber alles, was ich durch einen Roman über ein anderes Land und dessen Kultur und seine Leute gerne erfahren und miterlebt hätte, fehlt. Als Roman: nix.

    Natürlich ist „Alle Toten fliegen hoch“ ein persönliches Berichten über die Familie Meyerhoff, aber es gibt keinen Grund dafür, warum ich mich oder- auch andere - gerade für die Familie Meyerhoff interessieren sollte. Weil Herr Meyerhoff ein relativ bekannter Schauspieler ist? Sollte jeder einen Roman über eine Familie schreiben, nur, weil er prominent ist? Dieser Roman hatte mir nichts zu sagen. Auch als Zeitzeugnis irrelevant. Übrigens - mir war Joachim Meyerhoff nicht bekannt vorher als Schauspieler - ergo, soo prominent nun auch wieder nicht.

    Fazit: Hübsch anspruchslos.

    Kategorie: Autobiografie
    Verlag: KiWi 2016

     

  4. Cover des Buches Bruno Chef de police (ISBN: 9783257261219)
    Martin Walker

    Bruno Chef de police

     (272)
    Aktuelle Rezension von: BloomingLilly

    Zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten, richtig in das Buch hineinzukommen. Der Einstieg fiel mir schwer, weshalb ich mich schließlich für das Hörbuch entschied. Diese Entscheidung erwies sich als positiv, denn das Hörbuch fand ich deutlich angenehmer und es half mir, besser in die Geschichte einzutauchen.

    Die Figur des Bruno, des charmanten Dorfpolizisten, ist zweifellos eine der Stärken des Buches. Er ist ein sehr sympathischer Mann, dessen Liebe zu seinem Dorf und dessen Bewohnern authentisch und herzlich rüberkommt. Dennoch fand ich, dass die zwei britischen Frauen am authentischsten wirkten und dem Buch eine besondere Note verliehen haben.

    Die Mordermittlung selbst war gut ausgearbeitet und bot interessante Wendungen und Einblicke in das Leben in einem kleinen französischen Dorf. Allerdings empfand ich die Ermittlung an manchen Stellen als langatmig, was den Lesefluss ein wenig hemmte.

    Insgesamt ist "Bruno, Chef de police" von Martin Walker ein lesenswerter Krimi mit charmanten Charakteren und einer schönen Atmosphäre. Besonders als Hörbuch fand ich es angenehm und unterhaltsam. Trotz einiger Längen in der Handlung lohnt sich die Lektüre für Liebhaber von gemütlichen Kriminalromanen, die Wert auf eine authentische und charmante Dorfkulisse legen.

  5. Cover des Buches Fabian oder Der Gang vor die Hunde (ISBN: 9783038820277)
    Erich Kästner

    Fabian oder Der Gang vor die Hunde

     (76)
    Aktuelle Rezension von: Argentumverde

    Jakob Fabian und sein bester Freund Labude sind absolute Gegensätze: der Eine weder besonders ehrgeizig, noch verspürt er den drängenden Wunsch eine Familie zu gründen und lässt sich durchs Leben treiben, der Andere politisch engagiert, arbeitsam und nie mit sich selbst zufrieden.

    Kästner greift viele Themen auf, die von der Gesellschaft verschwiegen oder unter den Teppich gekehrt werden. Er gibt einen mehr als deutlichen Einblick in die Gesellschaft der damaligen Zeit. Gerade das Tabuthema Sexualität legt er offen und unumwunden schwarz auf weiß auf den Tisch. Viele Themen baut er gekonnt ironisch satirisch auf, so dass der Leser das Schmunzeln manchmal nicht wegstecken kann, obwohl es eigentlich eher traurig oder gar erschreckend ist. Kästner legt ziemlich klar den Generationenkonflikt der Zeit dar, Hoffnungen, Träume und Ängste der Menschen, politische Ideologien und die Kritik daran. Am Ende des Buches findet der interessierte Leser noch zwei Nachworte Kästners aus verschiedenen Jahren und einige Anmerkungen zur Einordnung des Buches und des Inhaltes.

    Mein Fazit: Wer gerne Historisches liest oder sich insbesondere für diese Zeit interessiert, kann und darf an Kästner nicht vorbeigehen, zumal sein schnörkelloser Schreibstil ausgesprochen wortgewandt und inhaltlich deutlich ist. Von mir eine klare Leseempfehlung 

  6. Cover des Buches Kleiner Mann – was nun? (ISBN: 9783311220015)
    Hans Fallada

    Kleiner Mann – was nun?

     (240)
    Aktuelle Rezension von: Beust

    Hans Falladas 1932 erschienenen Roman „Kleiner Mann - was nun?“ ist nicht nur mit seinem Titel bis in die heutige Zeit bekannt und aktuell. Der ganze Roman - die ersten gemeinsamen Jahre von Johannes Pinneberg und seiner Frau Emma „Lämmchen“ erzählt eine Geschichte von zeitloser Bedeutung. Die Pinnebergs kommen aus der schlesischen Provinz, wo sie in der kärglichen Engstirnigkeit der Kleinstadt zueinander finden und in ein Leben starten, das lauter Widrigkeiten aufhäuft, die gelichwohl niemals übertrieben, sondern vielmehr im Gegenteil als zeittypisch erscheinen. Die Hilflosigkeit Pinnbergs gegenüber seinen Chefs und später gegenüber dem Staat - ja: dem Teil des Staates, der für die Fürsorge zuständig wäre - ist schreiend ungerecht. Die Realitätsnähe dieser Ungerechtigkeiten, die plastischen Auswüchse der Hilflosigkeit, der sorgsam bewahrten Anständigkeit und der bis zum Schluss aufrecht erhaltene Wille, alles richtig zum machen, sind glaubwürdig, rührend und immer wieder auch gallenbitter komisch. Fallada hat ein Gespür für plötzlichen Witz - und muss ihn auch haben, weil sonst die Geschichte des fortwährenden Misserfolgs der liebenden Eheleute Pinneberg und Lämmchen mit ihrem „Murkel“ kaum erträglich wäre.

    Pinnebergs Courage hält bis fast zur letzten Seite, doch dann ist die Sohle erreicht: „Ordnung und Sauberkeit: Es war einmal. Arbeit und sicheres Brot: Es war einmal. Vorwärtskommen und Hoffnung: Es war einmal. Armut ist nicht nur Elend, Armut ist auch strafwürdig, Armut ist Makel (…).“ (S. 546) Spätestens hier ist man froh über die sozialen Leistungen, die in Deutschland seit Kriegsende, insbesondere durch die deutsche Sozialdemokratie, erreicht wurden. 

    Ich war über die Frische des Textes, über die Farbkraft des Zeitdokumentes erstaunt, das mit unverstelltem Erzählfluss die Vergangenheit heraufbeschwört und dabei das Zeitlose transportiert. Ich freue mich auf die nächsten Romane von Fallada, die hier schon auf mich warten.

  7. Cover des Buches Kühn hat zu tun (ISBN: 9783453428898)
    Jan Weiler

    Kühn hat zu tun

     (103)
    Aktuelle Rezension von: Lilli33

    Taschenbuch: 320 Seiten

    Verlag: Rowohlt Taschenbuch (21. Mai 2016)

    ISBN-13: 978-3499266829

    Preis: 11,00 €


    Spannender Krimi und mehr


    Inhalt:

    Kriminalhauptkommissar Martin Kühn, verheiratet mit Susanne, zwei Kinder, stolzer Besitzer eines Eigenheims, schwirrt der Kopf. In seiner Wohnsiedlung geht es drunter und drüber. Irgendwas stimmt mit dem Baugrund nicht, Neonazis bilden eine Bürgerwehr, ein kleines Mädchen ist verschwunden und hinter Kühns Garten liegt eine Leiche, aufs Übelste zugerichtet. 


    Meine Meinung:

    Dies ist der Auftaktband der Reihe um den Münchner Polizisten Martin Kühn. Er hat mir in seiner Vielseitigkeit ausgesprochen gut gefallen. Dicht an der Seite des sympathischen, aber auch ein bisschen verschrobenen Protagonisten erleben wir einige turbulente Tage mit polizeilichen Ermittlungen, aber auch einigen privaten Problemen, wobei sich alles irgendwie vermischt. 


    Besonders Kühns innere Monologe vermögen zu fesseln und bringen auch die Ermittlungen voran.  Was den Täter angeht, hatte ich zwar schon früh den richtigen Riecher, doch was genau dahintersteckt, hat mich letztendlich doch sehr überrascht und fasziniert.


    Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für diesen tollen Kriminalroman.


    Die Reihe:

    1. Kühn hat zu tun

    2. Kühn hat Ärger

    3. Kühn hat Hunger


    ★★★★★

  8. Cover des Buches Die Selbstmord-Schwestern (ISBN: 9783644011717)
    Jeffrey Eugenides

    Die Selbstmord-Schwestern

     (407)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Die Familie Lisbon lebt in einer Kleinstadt in einem großen Haus und hat fünf Töchter zwischen 13 und 17 Jahre. Der Vater ist Mathelehrer und die Mütter will ihre Töchter vor allem schützen und behüten. Als die Jüngste einen Selbstmordversuch unternimmt, sind alle geschockt. Vor allem die Jungs aus der Kleinstadt, weil sie alle die Mädchen lieben und bewundern. Ein Psychologe empfiehlt der Familie, dass die Mädchen Kontakt zu Jungs pflegen sollen und da machen die Lisbons eine Party, aber der Abend endet mit einem zweiten und geglückten Selbstmordversuch der Jüngsten. Warum? Die Mutter schottet die Mädchen ab und die Jungs finden es umso interessanter, aber dann passiert etwas ganz schreckliches und prägendes. Es ist ein Wahnsinn, ein Schock und mit ganz viel Hintergrund.


  9. Cover des Buches Liegen lernen (ISBN: 9783462048186)
    Frank Goosen

    Liegen lernen

     (162)
    Aktuelle Rezension von: Lilli33

    Taschenbuch:  334 Seiten

    Verlag:  Heyne (Oktober 2002)

    ISBN-13: 978-3821808543

    Preis: 9,99 €

    auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


    Rückkehr in die 1980er Jahre


    Inhalt:

    Der 16-jährige Helmut lebt mit seinen Eltern irgendwo im Ruhrgebiet. Seine Jugend ist recht unspektakulär - Schule, Freunde, Musik. Bis Britta in sein Leben tritt und Helmut sich unsterblich verliebt. Eine Liebe, die ihn ein Leben lang begleiten wird.


    Meine Meinung:

    „Liegen lernen“ ist Frank Goosens Debütroman und lässt schon die Stärke der späteren Werke erkennen. Der Geist der 1980er Jahre lebt in diesem Roman auf. Ich wurde direkt in die damalige Zeit zurück versetzt und konnte mich in vielen der beschriebenen Szenen wiederfinden. Natürlich spielt Musik eine sehr große Rolle, aber auch Liebe und Freundschaft. Helmut versucht eher holprig, seinen Platz im Leben zu finden. Das macht ihn sehr nahbar, obwohl er mir gar nicht so recht sympathisch war. 


    Den Schreibstil fand ich anfangs noch sehr passend. Es wird in sehr einfachen Sätzen erzählt, wie man sie einem Sechzehnjährigen durchgehen lassen kann. Doch ändert sich dies im weiteren Verlauf nicht wesentlich, und einem gestandenen Akademiker, der aus Helmut wird, nehme ich diese einfach-kargen Sätze ein bisschen übel.


    ★★★★☆


  10. Cover des Buches Das Paradies der Damen (ISBN: 9783958161856)
    Émile Zola

    Das Paradies der Damen

     (54)
    Aktuelle Rezension von: Metalfischchen

    Als ich einem Kollegen erzählt habe, dass ich historische Romane mag, die Zeitgeist und korrekte historische Fakten enthalten, hat er mir ‘Au Bonheur des Dames’ empfohlen – gelesen habe ich es dann in der deutschen Übersetzung.

    Durch die detaillierten und realistischen Beschreibungen kann man sich wirklich ein genaues Bild der Handlung und des Spielplatzes machen. Allerdings hat genau das für mich auch den Anfang etwas zäh gemacht: oftmals stösst man auf Seitenlange Beschreibungen der im Schauplatz Warenhaus angebotenen Produkte, und zu Beginn haben mich auch die vielen Namen/Charaktere erschlagen.

    Ich habe den Band mit der Annahme zu lesen begonnen, es handle sich um einen einigermassen neuen Roman, sicher aus dem 20. Jahrhundert. Als ich dann realisiert habe, dass der Roman im Jahr 1883 erschienen ist, war ich sehr erstaunt über die Aktualität. Ich musste fast lachen: Da gibt es BWL-Menschen (beziehungsweise die historische Entsprechung davon), welche sich über Geisteswissenschaftler lustig machen; grosse Unternehmen welche kleine Familienbetriebe verdrängen; charismatische Unternehmer welche amoralisches Ausbeutertum hinter nur oberflächlichem Respekt vor der Kundschaft, insbesondere den Frauen, verstecken. All das klingt leider nicht nach ferner Vergangenheit.

    Neben diesen (nach Berteilung meines Kollegen, der Historiker ist) historisch realistischen Beschreibungen, ist ziemlich viel Drama enthalten. Damit meine ich missgünstige, Ränke schmiedende VerkäuferInnen, Liebesdreiecke etc. – für meinen Geschmack teilweise etwas dick aufgetragen. Auch hat mich die Geschichte der oberflächlich emanzipierten und sympathischen Protagonistin zwar gefesselt, die durchdrückenden Klichees haben meine Augen zwischendurch trotzdem zum Rollen gebracht. 

    Alles in allem ist mir die eher dicke Lektüre leicht gefallen (nach holperigem Start) und ich habe neue Eindrücke und neues Wissen mitgenommen.

  11. Cover des Buches Herr Biedermann und die Brandstifter. Rip van Winkle (ISBN: 9783518752784)
    Max Frisch

    Herr Biedermann und die Brandstifter. Rip van Winkle

     (316)
    Aktuelle Rezension von: RianMcMillan

    Immer wieder brennt in der Stadt ein anderes Haus. Die Gründe sind bekannt: Die Bewohner lassen Brandstifter auf dem Dachboden wohnen, die dann die Häuser anzünden.

    So auch Herr Biedermann. Er kennt die Gefahr. Die Brandstifter haben oft genug Hinweise gegeben, daß sie das Haus anzünden werden. Außerdem hat er zugesehen, wie sie fässerweise Benzin auf den Dachboden geschleppt haben. Er gibt ihnen sogar Streichhölzer, weil er sein Vertrauen ausdrücken will. Er hofft, daß sie ihn verschohnen, wenn er freundlich zu ihnen ist. Doch selbst die Einladung zum Essen schützt ihn nicht.

    Dieses Buch zeigt, was passiert, wenn Zivilcourage fehlt. Was passiert, wenn Menschen wegschauen, anstatt zu handeln. Und wie schon Frisch im Buch schreibt: "Jedermann Biedermann!"

    Ich habe es an einem Stück gelesen und kann es nur jedem empfehlen.

  12. Cover des Buches Gegen die Welt (ISBN: 9783832162184)
    Jan Brandt

    Gegen die Welt

     (55)
    Aktuelle Rezension von: ralf_boldt
    Daniel Kuper, Sohn eines Drogisten, wohnt in dem scheinbar beschaulichen (fiktiven) ostfriesischen Dorf Jericho. Doch der Name ist Programm: wie in der biblischen Geschichte wird die Idylle des Dorfes zwar nicht durch Posaunen, doch durch Heavy Metal, Kornkreise und Hakenkreuze massiv gestört.
    Der Roman ist ein Heimatroman; das Lokalkolorit wird so dargestellt, dass ein Ostfriese sich sofort zurechtfindet. Sonntags gibt es Snirtjebraten mit Rotkohl, der Bekleidungshändler ist ein Plünnenrieter" (Lumpenreißer), der Lebensmittelhändler ist ein Kluntjeknieper (Kandiskneifer) und der Postbote heißt Postlooper" (Postläufer). Für Nicht-Ostfriesen ist es halt reine Exotik.

    Im Dorf scheint alles seinen bedächtigen Gang zu gehen. Wie schon hunderte Jahre zuvor gibt es gepflegte Traditionen. Der Männergesangverein und der Skatclub sind die kulturellen Highlights. Sonntags trifft man sich vormittags zum Frühschoppen und nachmittags zum Tee. Jeder spielt in diesem Dorftheater die Rolle, in die er hineingeboren worden ist.
    Doch im Dorf ist nichts so wie es scheint. Hinter der ländlichen Fassade brodelt es gewaltig. Der Drogist legt alles flach, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Der Bauunternehmer macht seine eigene Politik. Geschäfte müssen wegen der Konkurrenz der Ketten schließen. Die Beschaulichkeit beginnt zu bröckeln und hinter den Masken zeigen sich die wahren Gesichter. Die meisten Menschen sind nicht auf die neue Zeit vorbereitet. Wie sollten sie auch, es hat ihnen niemand beigebracht. Und so versuchen alle, so lange wir irgend möglich, das Alte zu bewahren.
    In diesen Umbruch wird Daniel hineingeboren. Schon bald bemerkt er, dass die Dorfbewohner zwar gegen den Wechsel ankämpfen, diesen aber nicht aufhalten können. Er selbst hat es mit seiner überbordenden Phantasie schwer, seinen Platz in der Gemeinschaft zu finden. Daniel ist Science Fiction-Fan. Die Abenteuer von PERRY RHODAN animieren ihn zu Tagträumen, in denen er der Superheld mit der Strahlenpistole ist. Als kosmischer Agent muss er an schwierigen Missionen teilnehmen.
    Mit einigen Gleichaltrigen entdeckt er den Heavy Metal und tritt sogar mit einer Band auf, die sich nach dem ersten Gig in der Schule sogleich wieder auflöst, da das Publikum in Jericho keinerlei Verständnis für diese Art von Musik zeigen möchte.
    In Jericho kommt es zu einer Reihe von unerklärlichen Ereignissen. Daniel Kuper kommt blutüberströmt nach der Schule nach Hause und kann sich an nichts erinnern. Er ist in einem Kornkreis wieder zu Bewusstsein gekommen. Dieser Vorfall wird zu einem großen Presserummel. Ein Freund wird vom Zug erfasst und überall im Dorf tauchen Hakenkreuze an den Wänden auf, die trotz Entfernung mit Nitroverdünnung nachts wieder zu leuchten beginnen. Dadurch wird Jericho zum Wallfahrtsort für Neonazis. In all die Geschehnisse schient Daniel verwickelt zu sein. Die Dorfbewohner sehen in ihm den Schuldigen und beginnen auch seine Familie zu ächten. Seine Mutter kommt damit noch gut zurecht, doch sein Vater scheint innerlich zu zerbrechen.
    Auch Daniel muss schließlich seinen Kampf gegen das Dorf und deren Bewohner verlieren.
    Das Buch ist nicht nur wegen seines Umfangs von über 900 Seiten ein gewaltiges Stück Literatur. Der Autor weiß zu erzählen, wo erzählt werden muss und setzt brillante Dialoge ein, wo die Figuren miteinander sprechen müssen. Auch bei längeren Zwiegesprächen kommt er dennoch immer auf den Punkt. Vor dem Auge des Lesers erwachen die Personen zum Leben. Die Charakterisierung ist messerscharf.
    Auch formal weißt das Buch eine Füller von innovativen Ideen auf. Schon der Buchdeckelt ist eine Collage der Popkultur: Hunderte von Begriffen aus dem Roman sind auf dem rot-braunen Einband abgedruckt.
    Der Roman beginnt mit einem Faksimile (Maschine mit handschriftlichen Anmerkungen) eines Schreibens an Gerhard Schröder, in dem vor der Weltübernahme der außerirdischen Plutonier" am 09.09. 1999 gewarnt wird. Wobei die Plutonier nicht vom Planeten Pluto kommen, sondern zufällig diese Bezeichnung tragen.
    Ab Seite 214 teilt sich die Handlung für gut 150 Seiten. Dies auch optisch. Zwei Geschichten werden parallel erzählt. Die Seite wird durch einen Doppelstrich in eine obere und untere Hälfte getrennt.
    Beeindruckend sind auch die Passagen, wo Daniel aus einer Bewusstlosigkeit erwacht: Hier ist der Druck zunächst schwach, fast nicht zu lesen und wird immer schwärzer, bis ein normales Druckbild entsteht.
    Der Roman ist ein Heimatroman und doch keiner. Er beschreibt den Weg eines Dorfes in die Neuzeit. Dieser Umbruch fand überall in Deutschland statt, nicht nur in Ostfriesland. Manchen Menschen ist es gelungen, ihn zu mitzugehen, manche scheitern und der Zug ist für diese abgefahren (Züge spielen übrigens auch eine große Rolle im Roman).
    Als Erstlingswerk überrascht Gegen die Welt". Der Roman nimmt den Leser auf der ersten Seite gefangenen und entlässt ihn erst wieder auf der letzten Seite in die Freiheit. Gegen die Welt" hat trotz der Länge keine Längen und das will in der heutigen Literatur schon etwas heißen. Neun Jahre soll der Autor an dem Werk geschrieben haben. Es hat sich gelohnt, denn nun dürfen wir den Roman lesen, was jeder - wirklich jeder - sich vornehmen sollte.
  13. Cover des Buches Die Korruptionsfalle (ISBN: 9783498039158)
    Hans Leyendecker

    Die Korruptionsfalle

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Holden

    Leyendecker berichtet uns aus der um sich greifenden und flächendeckenden Korruption, die vor keiner Branche und keiner Gesellschaftsschicht halt macht. An manche der ganz bekannten Fälle (zB Mannesmann-Vodafone) konnte man sich noch erinnern, nach 20 Jahren wäre eine aktualisierte Neuauflage wünschenswert. Daß in Deutschland bei diesen Zuständen überhaupt noch "was läuft"! Grotesk, was da abgelaufen ist, wie dreist und selbstüberzeugt die Betreffenden vorgegangen sind. Leider kann man keine Partei ausnehmen, auch nicht die selbst favorisierte. Irgendwie denkt man doch, daß das Ganze eher in den Großstädten und den Metropolregionen stattgefunden hat, aber die größeren Unternehmen in unserer Provinz hier (v.a. die Entsorgungsbetriebe) sieht man jetzt auch mit anderen (mißtrauischen) Augen. H.L. ist uns bei unserer Pragfahrt mit der Referendars-AG 2002 in zwei Tagen mindestens drei Mal über den Weg gelaufen. Entscheidungsträger, hört den Autor!

  14. Cover des Buches Eugénie Grandet (ISBN: 9783958554849)
    Honoré de Balzac

    Eugénie Grandet

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Obwohl man sich in den schlimmsten Farben ausmalen kann, wie der Geiz eines Einzelnen - von Balzac sowohl als Typus, als auch als Einzelperson entwickelt - das Geschick einer ganzen Familie hinab reisst, bleiben die Seiten spannend und verlieren bis zum letzten Wort nicht ihren Reiz. Ein fabelhaftes Buch!
  15. Cover des Buches Mathilde Möhring (ISBN: 9783746634883)
    Theodor Fontane

    Mathilde Möhring

     (44)
    Aktuelle Rezension von: sKnaerzle

    Mathilde Möhring ist ein spätes Mädchen aus bescheidenen Verhältnissen. Eine gute Partie ist ihre einzige Chance auf eine gewisse Sicherheit im Leben und zum Glück ist der neue Untermieter ein schwacher Charakter und Mathilde kann hoffen, ihn in eine Ehe hineinzumanipulieren. Wird er sie durchschauen und Reißaus nehmen? Am Ende erst zeigt sich, wo seine Schwäche Stärke ist.

    Kurz und konzentriert, gut lesbar. Gut ausgewogenes Verhältnis von Gesellschaftsdarstellung und persönlichen Charakter.

  16. Cover des Buches Wer einmal aus dem Blechnapf frißt (ISBN: 9783868204520)
    Hans Fallada

    Wer einmal aus dem Blechnapf frißt

     (68)
    Aktuelle Rezension von: jackdeck
    Willi Kufalt wird in den 1920er Jahren nach 5 Jahren Gefängnis in die Freiheit entlassen. Vom ersten Tage tut er sich, trotz aller Bemühungen, schwer in dieser neuen Rolle. Er hat mit sich und vor allem den Vorurteilen der Menschen zu kämpfen. So fühlt er sich im Arbeitslosenheim ähnlich unterdrückt, wie im Gefängnis und beschließt schnell unter Mitarbeit anderer Bewohner, dementsprechend ebenfalls ehemalige Gefängnisinsassen, eine Selbständigkeit zu begründen. Seine Naivität bringt ihn dabei in Schwierigkeiten, während seine Kameraden ihn nie ganz akzeptiert haben, was ihn schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen landen lässt. Später scheitert auch der Versuch auf seriöse Weise Geld zu verdienen, was sogar die geplante Ehe zutiefst erschüttert. Vorurteile und Misstrauen überall. Er scheint sich mit jeder Faser seines Körpers gegen sein Schicksal aufzubäumen und doch schlittert er wiederholt in zwielichtige Taten hinein, die schnell eine Eigendynamik entwickeln und deren Verläufe er nicht absehen und/oder steuern kann. Und, ja, auch mit den Frauen will es nicht so recht funktionieren. Die Erzählung spielt in den 30er Jahren des 20.Jahrhunderts. Vermutlich waren die Bedingungen einer erfolgreichen Rückkehr in die freie Welt damals schwieriger, trotzdem behält Falladas Roman eine gewisse Aktualität. 
  17. Cover des Buches Die nervöse Großmacht 1871 - 1918 (ISBN: 9783596197842)
    Volker Ullrich

    Die nervöse Großmacht 1871 - 1918

     (6)
    Aktuelle Rezension von: matze9889
    Für den groben Überblick hilfreich
  18. Cover des Buches Die Riesenzwerge (ISBN: 9783499154935)
    Gisela Elsner

    Die Riesenzwerge

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Marla_Humi

    Ale Texte werden aus der Perspektive des Jungen erzählt, der nur bis 10 zählen kann. Deshalb endet die letzte Geschichte mit seiner Frage an den Kellner auf einer Hochzeit: "Welche Zahl ... kommt nach zehn?" "Elf", sagt der Kellner. Die Figuren sind eher typische Kleinbürger, der Vater, ein hungriger Oberlehrer, erwartet Unterwerfung und Gehorsam, die Mutter jammert nur. Der Arzt ist mit bissigen Hunden unterwegs. 

    Teils unterhaltsam, aber viele Wiederholungen. Die Texte sind miteinander verschränkt.

  19. Cover des Buches Avenue Montaigne (ISBN: 9783462401264)
    Harald Schmidt.

    Avenue Montaigne

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Deutsche? So uncool! Die Doppelausgabe zur Schmidtschen Kolumne im "Focus", 2007 in Bielefeld begonnen und jetzt beendet. Im Rückblick ein toller Überblick über die Politik der Nullerjahre, Riester und Struck, vor AFD und Trump die "gute alte Zeit". Im Kern sind die Deutschen einfach verbissener verglichen etwa mit Franzosen und Italienern, auch wenn diese natürlich übertrieben-klischeehaft dargestellt werde. "Savoir-vivre" und "dolce vita" sind einfach nicht zu übersetzen. "Verbissenheit" eventuell als Alternativtitel? Würd mich freuen, ihn wieder mehr in der Glotze zu sehen.
  20. Cover des Buches Stine (ISBN: 9783958550636)
    Theodor Fontane

    Stine

     (35)
    Aktuelle Rezension von: Sommerregen
    Es ist ein ganz gewöhnlicher Tag in der Berliner Invalidenstraße, als die brünette Witwe Pittelkow wieder einmal einen Brief erhält, der sie in helle Aufregung versetzt. Vorbereitungen müssen getroffen und Gäste eingeladen werden. Denn wieder einmal kommt sie der Graf Haldern besuchen. Dieser verlangt von ihr, dass sie ihn in einer kleinen Runde unterhält… In seinen Augen ist sie ein Spielzeug, das er, in der Sprache gekonnt spielerisch und in den Ausdrücken vulgär, in Verlegenheit zu bringen versucht. Für ihre lockere Liebschaft finanziert er der kleinbürgerlichen Schönheit schließlich den Lebensunterhalt, richtet ihre Wohnung ein und sorgt dafür, dass es ihr und ihrer kleinen Tochter Olga gut geht.
    Wie sonst auch bringt der Graf noch weitere Gäste mit, die sich auch amüsieren wollen, darunter erstmals seinen romantisch veranlagten Neffen Waldemar. Als dieser bei dem Treffen auf die ebenso kränkliche, zerbrechliche und freundliche jüngere Schwester der Pittelkow, Ernestine Rehbein, trifft, verliebt er sich sofort in sie.
    Es scheint, als sei dies der Beginn einer Liaison, wie bei dem Grafen Sarastro Haldern und Pauline Pittelkow, doch zwischen den beiden entsteht etwas vollkommen anderes. Doch muss dies aufgehalten werden, da Adel und Kleinbürgertum nicht für ein Miteinander bestimmt sind, lediglich für Liebschaften sind sie einander gut genug.
    Doch kann die Liebe zweier Menschen nicht die Hindernisse ihrer Stände überwinden?

    Die Charaktere in diesem Roman sind sehr interessant, da kaum einer mit seiner Situation zufrieden zu sein scheint und jedem die Ständegesellschaft einige Einschränkungen aufgibt. Auch das unmoralische Verhalten wird hier verdeutlicht, so gibt es bei dem den Adel repräsentierenden Grafen Sarastro einen großen Unterschied zwischen dem Gesagten und dem Ausgeführten. Es wird moralisch gesprochen aber unmoralisch gehandelt, ganz nach dem Prinzip der freien Theorie und befangenen Praxis.
    Darüber hinaus wird die Doppelmoral des Adels verdeutlicht, da die innere und brüchige Welt des Adels der Welt, die er den Anderen zeigt, nicht gleicht. Die Werte, die nach außen hin propagiert werden, werden nach innen nicht gelebt.
    Auch sehr interessant ist, dass man die Ansichten beider Seiten, die des Adels und des Kleinbürgertums, kennen lernt. So erfährt man von den Unterschieden und Gemeinsamkeiten, solche wie den Stolz.
    Aber auch die Nachbarn, die nichts anderes mit ihrer Zeit anzufangen wissen, als andere zu beobachten und zu belauschen um etwas Interessantes zum Darübertratschen zu erfahren, sind spannende Charaktere.

    Jedoch, und das ist an diesem Buch mein großer Kritikpunkt, ist die Sprache wirklich sehr gewöhnungsbedürftig. Theodor Fontane schreibt sehr detailverliebt und genau. So beschlich mich beim Lesen immer wieder das Gefühl, die Zeit im Roman würde stehen bleiben, da die Beschreibungen so viel Zeit in Anspruch nahmen, dass man die eben vorangegangene Handlung schon wieder aus den Augen verloren hat. Dies ist zwar typisch für Fontane, an einigen Stellen auch angenehm und interessant, um sich Situationen besser vorstellen zu können, an den meisten Stellen allerdings war es mir einfach zu viel. So wurde das Lesen anstrengend und ich musste immer wieder Pausen einlegen oder Abschnitte mehrfach lesen, um mir die beschriebene Handlung als Ganzes noch einmal vor Augen führen zu können.
    Der verwendete Berliner Dialekt sorgte manchmal für Abwechslung, aber auch immer wieder für ein wenig Unverständnis, welches sich aber nach einem erneuten Durchlesen wieder nehmen ließ.

    Alles in allem ist dieser Roman, in dem die Grenzen, die die Ständegesellschaft zieht, aufgewiesen werden, inhaltlich sehr beeindruckend und absolut empfehlenswert. Man erfährt einiges über die Berliner Gesellschaft um 1890, jedoch ist die Sprache gewöhnungsbedürftig und sicherlich nicht für jeden ansprechend. Mir hat sie den Lesespaß leider etwas genommen.
  21. Cover des Buches Helden wie wir (ISBN: 9783104037608)
    Thomas Brussig

    Helden wie wir

     (131)
    Aktuelle Rezension von: Lilli33
    Zwanzig Jahre DDR-Geschichte satirisch verpackt

    Inhalt:
    Nach dem Fall der Mauer beansprucht Klaus Uhltzscht dies als sein Verdienst. Einem Journalisten von der New York Times spricht er aufs Band, wie es dazu kam. Angefangen bei seinen Eltern, einem Stasi-Mitarbeiter und einer Hygienefanatikerin, und deren Auswirkungen auf die Entwicklung des kleinen Klaus, begleiten wir den jungen Mann und seine Triebe über etwa zwei Jahrzehnte durch Ostberlin.

    Meine Meinung:
    Sehr passend ist hier das Cover gewählt, der Ausschnitt einer Statue, in dessen Mittelpunkt das männliche Geschlechtsorgan steht. Denn genau das ist es, was Klaus Uhltzscht – wie wohl die meisten jungen Männer – vordergründig bewegt. In seinem Elternhaus ist Sex ein Tabuthema wie vieles andere auch. Dadurch ist Klaus immer derjenige, der alles als Letzter erfährt, anfangs meist im Sommerlager. Dabei hat es Klaus nicht leicht mit seiner überfürsorglichen Mutter, die überall nur Keime und sonstige Gefahren sieht. Für seinen Vater ist er einfach ein Versager. Und so lernt Klaus schnell die selbsterfüllende Prophezeiung kennen. Er ist ein Sachenverlierer, ein Flachschwimmer, ein Nichtskönner. Als Leser hat man Mitleid mit ihm, muss aber auch immer wieder schmunzeln ob der Hindernisse, die ihm das Leben schwer machen. Er ist liebenswerter Antiheld, der naiv und unbedacht durchs Leben stolpert.

    Wir bewegen uns beim Lesen zwischen satirischer Betrachtung der Gesellschaft und Politik in der DDR und dem außergewöhnlichen Sexualleben von Klaus Uhltzscht. Dieses hat aber in keiner Weise etwas mit Erotik zu tun. Es ist wunderbar in die übrige Handlung eingebettet und sehr humorvoll beschrieben. Normalerweise kann ich mich für Romane, in denen Sex welcher Art auch immer, eine so große Rolle spielt, nicht besonders begeistern. Thomas Brussig hat aber eine ganz besondere Art, mit diesem Thema umzugehen.

    Zuweilen hätte ich mir eine etwas straffere Erzählung gewünscht, aber im Großen und Ganzen gibt es an diesem unterhaltsamen Roman nicht viel auszusetzen.

    Fazit:
    Eine herrliche Satire über das Ende der DDR mit einem wahrhaft bemitleidenswerten, aber sympathischen Helden. Der Roman wurde zum 10. Jahrestag des Mauerfalls 1999 auch verfilmt.

    ★★★★☆


    Format: E-Book
    Dateigröße: 1095 KB
    Seitenzahl der Print-Ausgabe: 336 Seiten (FISCHER Taschenbuch; Auflage: 16 (1. April 1998), ISBN-13: 978-3596133314, Preis: 8,95 €)
    Verlag: FISCHER E-Books; Auflage: 1 (6. September 2015)
    Sprache: Deutsch
    Preis: 8,99 €

  22. Cover des Buches Feuer im Herbst (ISBN: 9783442740901)
  23. Cover des Buches Heinrich Grewents Arbeit und Liebe (ISBN: 9783641010904)
    Christoph Peters

    Heinrich Grewents Arbeit und Liebe

     (8)
    Aktuelle Rezension von: stefan182

    Inhalt: Heinrich Grewent führt ein beschauliches, ja fast spießbürgerliches Leben. Er ist gut situiert, eckt – privat und beruflich – wenig an und geht Konflikten durch wegduckendes Verhalten aus dem Weg.  Sein tägliches Brot verdient er bei der „Prosan Hygienepapier AG“. Mit der Arbeit, immerhin eine sichere Stelle, ist er eigentlich zufrieden – nicht mehr und nicht weniger. Doch zuletzt ist Grewent sorgenvoll: Seit längerer Zeit plant er einen Wandhalter für den Hygienetuch-Longseller „Prosan feucht classic“, doch plötzlich kommt ihm ein Kollege dazwischen, der ihm sein "Meisterstück" streitg machen möchte. Grewents bürgerliche Fassade bekommt Risse.

    Persönliche Meinung: „Heinrich Grewents Arbeit und Liebe“, zuerst 1996 erschienen, ist eine Erzählung (ca. 130 Seiten) von Christoph Peters. Erzählt wird „Heinrich Grewents Arbeit und Liebe“ von einem allwissenden Erzähler. Inhaltlich ist der Name der Erzählung Programm: Während im ersten Teil – stellenweise minutiös – die betriebswirtschaftliche Arbeit Grewents beleuchtet wird, steht im zweiten Teil die Liebe im Fokus – zumindest so, wie Grewent sie definiert. Besonders der erste Teil ist persiflierend und nimmt das (klein-)bürgerliche Leben Grewents aufs Korn: Die bürokratischen Abläufe bei „Prosan“ werden ebenso ironisierend geschildert wie die die Gedankenwelt Grewents, die sich nahezu ausschließlich um die Arbeit dreht, wodurch beides ins Lächerliche gezogen wird. Grewent beißt sich an seiner Wandhalter-Idee fest, sieht ihre (relative) Bedeutungslosigkeit nicht und lädt die Idee maßlos auf. Dadurch mutiert sie zu einem Stein des Anstoßes, der Grewents fragiles psychisches Gleichgewicht aus der Balance bringt. Im Laufe der Handlung muss Grewent eine Bahnreise nach Hamburg antreten, passiert dabei das Mittelrheintal und Köln. Während der Fahrt kippt er völlig: Seine Wahrnehmung ist sexualisiert, sein Blick sexuell aufgeladen, Gewaltszenen aus seiner Kindheit/Jugend kommen hervor. Hinter der bürgerlichen Fassade brodelt es; was mühsam – vielleicht zwanghaft – durch die Fokussierung auf die Arbeit unterdrückt worden ist, bricht hervor. Das Ende der Erzählung ist offen. Die Leser*innen begleiten Grewent nur ein Stück weit, doch dieser kurze Weg zeigt eine Figur, die jederzeit implodieren kann: Die bürgerliche Fassade versteckt ein Monster. Der Erzählstil des Buches lässt sich flüssig lesen. Stakkatohafte Hauptsätze wechseln sich mit ineinander verflochtenen hypotaktischen Konstruktionen ab, die einerseits anschaulich sind, andererseits sezierend wirken, wodurch Grewents psychische Verfassung deutlich wird. Insgesamt ist „Heinrich Grewents Arbeit und Liebe“ eine eindrücklich geschriebene Erzählung, die anschaulich aufzeigt, wie es hinter einer (scheinbar) von Normalität geprägten Fassade brodeln kann.

  24. Cover des Buches Main Street (ISBN: 9783717524540)
    Sinclair Lewis

    Main Street

     (14)
    Aktuelle Rezension von: Woerter_auf_Papier

    Auf Main Street von Sinclair Lewis wurde ich durch einen Artikel in einer Literaturzeitschrift aufmerksam. In diesem stand, wie aktuell Sinclair Lewis‘ Bücher auch heute noch sind – Main Street wurde 1920 veröffentlicht. Der Artikel machte Lust auf die Bücher von Sinclair Lewis und so gelangte der Roman in mein Bücherregal.

    Worum geht’s?

    Carol, eine junge Frau aus Chicago, heiratet einen älteren Arzt aus der Provinz und zieht mit ihm in eine Kleinstadt in Minnesota. Alles dort missfällt ihr: Die provinziellen Menschen, die hässliche Stadt, die fehlende Kultur… Carol möchte Änderungen in die Stadt bringen, aber die Stadt weigert sich.

    Kurzmeinung

    Ich bin immer wieder überrascht, wie gut sich einige „alte“ Bücher lesen lassen und Main Street gehört auf jeden Fall dazu. Obwohl es 100 Jahre auf dem Buckel hat, erscheint es nicht alt. Im Gegenteil, diese soziale Satire wirft Fragen auf, die auch heute noch aktuell sind. Die Menschen in der Kleinstadt wettern gegen alles Fremde, z. B. gegen einen jungen schwedischen Mann, der sich anders als die anderen anzieht und so gerne Künstler wäre (ein Vorhaben, das Carol glühend unterstützt).

    Die Menschen in der Kleinstadt leben nach dem Motto:

    Eine gute, altmodische Predigt ist viel besser für die Leute wie ein Haufen Geographie und Bücher und Zeugs, das kein Mensch braucht. (Seite 296)

    Dennoch ist Main Street kein Angriff auf das Leben außerhalb einer Großstadt. Sinclair Lewis spöttelt zwar über die Provinz, allerdings stellt er auch Carol nicht als Heldin dar. Vielmehr muss sie sich auf ihre Litanei, in der Kleinstadt gäbe es nur nichtssagende Leere und schlechte Manieren und gehässiger Tratsch anhören:

    Natürlich gibt’s das hier. Aber in Boston doch genauso. Und an jedem anderen Ort. Die Fehler, die Sie Gopher Prairie ankreiden, liegen einfach in der menschlichen Natur. (Seite 603)

    Und so ist es auch.

    Main Street ist ein sehr gut geschriebenes Buch, das sich trotz seines Alters wunderbar lesen lässt. Der Roman wartet mit detailverliebten Schilderungen auf, die sich allerdings manchmal etwas zäh auf den Lesefluss auswirken. Sehr gut gefallen hat mir zudem der Witz des Autors. Die von ihm verteilten Spitzen haben mich oft Schmunzeln lassen. Main Street ist sicher nicht mein letztes Sinclair Lewis´ Buch.

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