Bücher mit dem Tag "kolonialgeschichte"

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37 Bücher

  1. Cover des Buches Meine Farm in Afrika (ISBN: 9783492308861)
    Kerstin Decker

    Meine Farm in Afrika

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Zmei

    Es ist kein  Roman im belletristischen Sinne, denn für die Geschehnisse zwischen 1882 und 1905 gibt es einen umfangreichen Quellennachweis am Ende des Buches. Und doch ist es kein Werk, das im Stil einer Dokufilmsendung rein informativ und trocken den Stoff vor den Augen der Leser ausbreitet. Ganz im Gegenteil. Es gibt genug Raum für Eigeninterpretationen, philosophischen Überlegungen, Ironie und Humor, der gekonnt wie gewitzt genutzt wird. Fakten bilden eine solide Basis dieses opulenten, im Sinne gehaltvoll an wertvollen Gedanken, Werkes. Eigene Nachempfindungen von der Autorin Kerstin Decker hauchen erst das Leben in jene historische Ereignisse und Figuren ein des XIX Jh., die ihr Buch uns bietet.

    Ein Vielfalt an Themen taucht in dem Buch: Freundschaft, Liebe, Familie, Suche nach persönlichem Gluck, der Mensch und sein Platz in dieser Welt, aber auch Eroberung der Deutschen von Ostafrika, politische Geschehnisse der damaligen Zeit, Attitüde der deutschen Regierung zu der Entstehung der Kolonien, Umgang der Afrikaner mit den Eroberern, die Lebensumstände der deutschen Eroberer in Ostafrika, uvm.

    Eines der Themen, das wie ein roter Faden durch Schicksale der Figuren durchzieht, ist das Thema der eigenen Identität/des eigentlichen Ich-Werdens. Es wird gezeigt und kommentiert, wie einige der Helden dieses Werkes das Problem für sich gelöst haben: Zu Anfang musste Carl Peters, der Pfarrersohn aus Neuhaus an der Elbe, aufhören, ein Deutscher zu sein, um in London weiterzukommen. „Leben ist Hochstapelei; man muss die Person behaupten, die man erst zu werden gedenkt.“ S. 103 Oder auf S. 152: „Er hat sich selbst erschaffen. Ein Unternehmer im Wortsinn, ein Selbsterfinder. Es ist also möglich. Da gründet einer sein Dasein auf nichts als sich selbst, und plötzlich wird eine Welt daraus. Er hatte keine Chance. Aber er hat sie genutzt. Ich bin ich!“ Emin Bay, ein Ornithologe aus Oberschlesien, musste sich einen neuen Namen wie andere Identität leihen: Er gab sich für einen Türken aus, um den Job des Gouverneurs in Äquatoria zu bekommen. Frieda von Bülow war das Thema ebenfalls nicht fremd: „Sie misstraut nun einmal Menschen, deren Ideal die Selbstverleugnung ist. Dabei müsste etwas ihr sagen, wie gefährlich gerade diese sind.“S. 310. Ebenso Deutschland als junger Staat unter Bismark und das deutsche Volk waren um die Zeit auf der Suche nach eigener Identität.

    Auch andere Fragestellungen und spannende philosophische Gedanken, wie poetische Beschreibungen erwarten die Leser in diesem Buch. „Jetzt strömen immer mehr Menschen auf den großen Platz, mit nur in Venedig möglicher Geräuschlosigkeit. Kurz versinkt die junge Frau im Anblick der hellen Sterne auf tiefblauem Grund am Portal der Markuskirche. Es könnte ein Bild der Verlorenheit sein, der Verlorenheit in der unendlichen Nacht des Raums, und ist doch, seltsam genug, eines der Geborgenheit. Als sei die Erde ein heimatlicher Stern. Als könne man auf ihm nicht verlorengehen.“ S.145 oder: „Es ruht ein Hauch süßer Poesie über der Landschaft und ladet den Geist zum träumerischen Sich-Versenken in sich selbst ein.“S. 358

     Als Teil der westlich orientierten Mentalität haben einige Fragen auch heute an Aktualität nicht verloren. Schön, bereichernd, dass sie im Kontrast zur Weltanschauung der Afrikaner so deutlich uns vor Augen geführt wurden: „Der Stärkere nimmt dem Schwächeren nicht das Seine? Sollte das Zivilisation sein? Oder ist Zivilisation, wenn der Stärkere dem Schwächeren das Seine so nimmt, dass es sich nicht mehr nachweisen lässt?“S. 79 oder „Es kann nicht schön sein dort, sonst würden sie nicht alle fortlaufen. … doch hätte er das große Wasser kennenlernen sollen, wäre er gewiss an seinem Strand geboren.“ Und weiter S. 160-161: „Trotzdem sah ihn Mandara wohl mit einem Gefühl an, das er Rührung nennen müsste, wenn er dafür einen Namen wüsste. Denn er erinnerte ihn an das, woran alle älteren Leute am liebsten denken: an seine Jugend.“ Es gibt noch mehr gelungene Gegenüberstellungen der europäischen und der afrikanischen Mentalität in dem Werk.

    Auch höchstinteressante Details zur europäischen Gesichte, u. a. was Deutschland, Niederlande oder Belgien mit all ihren Kolonien angeht. Man erfährt auch, wie Belgien zu ihrem ersten König kam. Oder wie stark die Rivalität zw. Briten und Deutschen in Ostafrika z.T. auch ausfiel.

    Es wird schon oft zwischen den Orten, Zeiten, Figuren und Perspektiven geschaltet, um einen bestimmten Gedankengang, ein Bild fertig zu malen, eine Geschichte zu Ende zu erzählen, manchmal auch ohne einen sichtbaren Grund, aber es erweist sich stets als eine Ergänzung und letztendlich Bereicherung.

    Zum schnellen Weglesen ist es nichts. Ich musste öfters mal das Buch weglegen, um genug Raum dem ganzen Gedankenreichtum und der Vielfalt an Figuren, Situationen, etc. zu geben. So ein Buch braucht eben so viel Zeit und Ruhe.

    Auch dieser mal ernst philosophische, mal humorig-ironischer Erzählstil sagte mir sehr zu und machte das Fortkommen um einiges leichter.

    Fazit: Ein Buch in hoher Qualität, innerlich wie äußerlich, auf jeder Seite. Es ist zwar schon ein Werk, das Zeit und Aufmerksamkeit fordert, man wird aber auch dafür mit schönen wie erfüllten Stunden voller Witz und Weisheit belohnt. Zu lesen lohnt es sich auf jeden Fall. Daher 5 wohl verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung.

     

  2. Cover des Buches Imperium (ISBN: 9783596512928)
    Christian Kracht

    Imperium

     (162)
    Aktuelle Rezension von: Christian_Fis

    Imperium handelt vom historisch verbürgten August Engelhardt, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Papua Neuguinea auswanderte, um sich nur noch von Kokosnüssen zu ernähren. Kracht verwebt das Scheitern von Engelhardt mit dem Scheitern der grossdeutschen Sehnsucht nach dem «deutschen Platz am Tisch der Mächtigen». Er verwendet dabei Stilmittel des schnellen Vor- und Zurückspringens und des Comics. Der Leser fragt sich unweigerlich, was geschah real und was hat sich der Autor ausgedacht. Das ist alles originell und sehr gut gemacht.

    Gestört hat mich die Erzählstimme. Der Erzähler mag seine Figuren nicht, macht sich über sie nur lustig. Es gibt kaum eine Figur, mit der sich der Leser identifizieren könnte. Der Ton ist herablassend und triefend von grossbürgerlicher Ironie, die durchaus zum Beginn des 20. Jahrhunderts passt. Sicherlich spiegelt sich auch hier das Können von Kracht, einen historischen Roman in diesem historisierenden Ton zu schreiben. Den Figuren hat es enorm geschadet, meiner Lesefreude auch.

  3. Cover des Buches Herz der Finsternis (ISBN: 9783257261783)
    Joseph Conrad

    Herz der Finsternis

     (232)
    Aktuelle Rezension von: Der_Buchklub

    Die volle Buchbesprechung gibt's in unserem Podcast:

    https://www.podbean.com/media/share/pb-exid6-f399f7

    Vorsicht, Spoiler!

  4. Cover des Buches Eine Frage der Zeit (ISBN: 9783423254274)
    Alex Capus

    Eine Frage der Zeit

     (148)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Wer sich für die Geschichte Afrikas interessiert, die Beziehungen Deutschlands mit Afrika interessant findet und dann noch Schiffbau mag, der ist hier bestens aufgehoben. Capus schreibt sehr genau und hat wahnsinnig viel recherchiert und hat ein sehr gutes Buch darüber geschrieben. Mir sind diese Themen sehr fremd und ich interessiere mich überhaupt nicht dafür. Capus hat es auch nicht geschafft mich dafür zu begeistern und wie man ein Schiff auseinander baut und wieder zusammen ist mir eigentlich wurscht. Deshalb, literarisch sehr gut, sprachlich sehr gut, aber leider nicht mein Thema.

  5. Cover des Buches Choral des Todes (ISBN: 9783404160396)
    Jean-Christophe Grangé

    Choral des Todes

     (109)
    Aktuelle Rezension von: simonfun
    Arische Nachfolger einer Schreckensherrschaft verüben unheimliche Morde? Krass, aber gut!
    Schnell wird dem Leser klar, welche Kernbotschaft der Autor im Sinne hatte.
    Die Umsetzung, Spannung und teilweise hochkommende Aversion meinerseits hat der Autor gut hochgekitzelt. Respekt!
    Wie auch immer - Leser müssen auf die Geschichte eingehen, dann kalppt's!
  6. Cover des Buches Zorro (ISBN: 9783518752388)
    Isabel Allende

    Zorro

     (91)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Die neue Allende ist wieder einmal einsame Spitze!!! Zuerst war ich etwas erstaunt über das Thema, aber da ich ihre Bücher liebe, musste ich es sofort lesen. Ich wurde nicht enttäuscht. In Ihrer einzigartigen Sprache erzählt sie uns die Kindheit und Jugend des legendären Zorros. Ein Mann zwischen den Welten und immer für die Gerechtigkeit kämpfend und ausgleichend. Ein wunderbar breites Buch mit viel geschichtlichem Hintergrund, neuen Einblicken in fremde Kulturen und sehr gelungenen Charaktere. Schön, dass sich Allende selbst eine Figur gewidmet hat. Unbedingt lesen!!  

  7. Cover des Buches Zartbittertod (ISBN: 9783570313244)
    Elisabeth Herrmann

    Zartbittertod

     (46)
    Aktuelle Rezension von: Sarange

    Diesen Thriller, eigentlich für Jugendliche, habe ich in einem Nachmittag und einer Nacht weginhaliert und kann ihn auch für Erwachsene wärmstens empfehlen, auch wenn es einem mit mehr Leseerfahrung vielleicht der eine oder andere nur bedingt nötige Twist zuviel ist. Das Buch ist rasant, spannend und aufwühlend im wahrsten Sinne des Wortes - die deutsche Kolonialgeschichte in Namibia wird aufgewühlt, der Völkermord an den Herero, die vielfachen Verschlingungen, die einige Familien und Unternehmen (Schokolade!) mit diesem schlimmen Kapitel der deutschen Geschichte auch hundert Jahre später noch haben. Die sympathische Heldin der Geschichte ist 19 Jahre jung und will eigentlich nur in ihrer Heimatstadt Meißen Pralinen herstellen. Doch es kommt anders... 

  8. Cover des Buches Black Mamba Boy (ISBN: 9783423145350)
    Nadifa Mohamed

    Black Mamba Boy

     (42)
    Aktuelle Rezension von: Aqua__
    Das Leben ist erbarmunglos. So denke ich zumindestens, nachdem ich dieses Buch gelesen habe. Der kleine Jama ist gerade einmal 11 Jahren alt.
    Über hunderte von Kilometern, will er sich auf den Weg in den Sudan machen, in einer Zeit in der sein Volk versklavt wird. In den 30er Jahren, in der das Buch spielt, haben die weißen die Kolonialherrschaft an sich gerissen und unterdrücken die Einheimischen in Afrika.
    Auf seinem Weg erlebt er so manches Abenteuer. Jama bekommt hilfe, aber ebenso stellen sich ihm Andere in den Weg.
    Das besondere ist, das Nadafi Mohammed hier die Geschichte ihres Vaters erzählt und uns dadurch in eine ander Welt eintauchen lässt.
  9. Cover des Buches Morenga (ISBN: 9783423147613)
    Uwe Timm

    Morenga

     (37)
    Aktuelle Rezension von: DieFlammende

    "Ein Entsetzen über dieses fehlende Entsetzen. Eine Gleichgültigkeit, die keine Gleichgültigkeit sein durfte" (Timm: Morenga 164)

    Uwe Timm hat sich als einer der ersten Autoren mit dem deutschen Kolonialismus beschäftigt und gab dadurch den entscheidenden Anstoß für die Wiederbeschäftigung.


    Fakten und Fiktion

    Timms Roman zeichnet sich durch eine unglaublich hohe Anzahl an historischer Dokumente aus. Ganze Kapitel bestehen aus historischen Dokumenten. Diese Dokumente zeichnen den Krieg ausschließlich aus deutscher Perspektive und damit ganz anders, als Timm es tut: als fatalen Vernichtungskrieg der Deutschen gegen die Herero und Nama. Nicht als die segensbringenden Zivilisierungsmissionen, sondern als inszeniert zur Landbeschaffung der deutschen Siedler. Timm liefert sowohl die vorgeschobenen Begründungen für die Kolonialisation, zeigt aber kurze Zeit später ebenfalls die dahinterliegende Gründe wie Geld, Land und Macht, auf. 

    Jedoch basiert alles Dargestellte auf historischen Geschehnissen. Ein vielstimmiges Bild der Ereignisse entsteht, durch die gezeigt werden soll, dass es eine objektive Darstellung der historischen Ereignisse niemals geben kann.


    Protagonisten

    Ebenfalls sind Timms Protagonisten historisch untermauert. So spielt unter anderem Trothas Proklamation von 1904 eine wichtige Rolle, die in der Geschichte Namibias den Ausschlag für den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts gibt. 

    Timm beleuchtet den Kolonialkrieg aus der deutschen Perspektive des Oberveterinärs Johannes Gottschalk. Der Protagonist durchzieht den ganzen Roman, wobei jedoch eine außergwöhnlich hohe Anzahl an weiteren Neben- und Episodenfiguren das Werk durchkreuzen. Von Händlern, Missionaren, Humanmedizinern, Soldaten ist quasi jede Personengruppe vertreten. Alle Figuren haben eine wichtige Rolle, die mir oftmals auf den ersten Blick verborgen blieb, sodass ich das Buch mehrmals durchsuchen musste, um die Zusammenhänge zu verstehen. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass mit jedem Kapitel auch neue Figuren in den Roman eingefügt wurden, die aber (wenn man Gottschalk und einige wenige andere ignoriert) genauso schnell wieder verschwinden. Jedoch zeigt sich, dass jede deutsche Figur eigene Gründe für die Kriegsteilnahme haben.

    Der Großteil der Figuren sind Kolonialisatoren, da Timm eine "Einfühlungsästhetik" als kolonialen Akt bezeichnet und diesen vermeidet. So bekommen die Nama im Roman kaum eine Stimme und werden meist aus Sicht der Deutschen als Kollektiv dargestellt. Dies wird in der Literatur zu Timms Roman ebenfalls kritisiert, da den Indigenen auch historisch gesehen keine Stimme bei Verhandlungen über ihr Land (Stichwort Berliner Afrika-Konferenz) gegeben wird. Obwohl die Indigenen nicht oft zu Wort kommen, zeigt sich doch Timms Parteinahme mit ihnen aufgrund der Tatsache, dass die Deutschen meist mit ironischem Biss gezeichnet und damit der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Kritisieren tun die Indigenen die Kolonialisatoren nie aktiv oder wörtlich. Es werden nur einige wenige Indigene mit Namen genannt, darunter die Titelfigur sowie weitere Anführer oder Bambusen. Der kollektiven indigenen Gruppe werden aber allerlei stereotype Eigenschaften zugeschrieben, durch die sie klassifiziert werden.

    Der Protagonist (sofern man bei einer Beteiligung von gut 40% im ganzen Buch von einem Protagonisten sprechen kann) ist Johannes Gottschalk. Er ist, im Gegenteil zu den meisten anderen Figuren nicht überzeugt von dem Handeln der Deutschen. So versucht er, den Nama auf verschiedenste Arten zu helfen und nähert sich ihnen, ganz im Sinne des Going Native, an. Er wird von Timm ganz anders gezeichnet als andere Deutsche. Gottschalk scheint darüber nachzudenken, was dort geschieht.

    Die Titelfigur Morenga ist der Anführer der Aufständischen. Jedoch wird dieser nur ein oder zweimal wirklich dargestellt, durch Begegnungen mit Deutschen. Ansonsten werden ihm ausschließlich Eigenschaften zugeschrieben.


    Schreibstil

    Ich hatte leider Probleme beim Lesen. Morenga ist definitiv keine leichte Abendlektüre. Durch die vermischung der Fiktion mit historischen Dokumenten, liest sich der Roman eher wie ein Geschichtsbuch, da vom Leser / der Leserin viel aufgenommen werden muss. Auch die kleinen Anmerkungen, die Ironie, der Sarkasmus, muss herausgefiltert werden, um das ganze Potential des Romans erschöpfen zu können. Somit muss sehr aufmerksam gelesen werden. Ebenfalls die Vielzahl an Figuren erschwert die Lesbarkeit. Ich konnte keinem Protagonisten wirklich folgen. Während man irendwann von dem Gedanken Abschied nimmt, Morenga würde das Buch durchziehen, wechselt man zu Gottschalk, der in manchen Kapiteln aber ebenfalls nicht auftaucht. Durch Zeitsprünge in die Vergangenheit (beispielsweise 1855) oder in die Zukunft (1960) erschwert sich das Lesen nochmals.


    Fazit

    Meist zeigt sich Timms Kritik an kleinen, Aspekten, Teilsätzen oder gar einzelnen Wörtern. Er zeigt das rassistische Klischee der vermeintlichen Höherwertigkeit der Deutschen, das widerum ad absurdum geführt wird. Gleichzeitig werden aber auch die Gründe der Indigenen zum Widerstand aufgeführt: Sie kämpfen auf Leben und Tod; dadurch wird die
    Tragweite des Krieges in Deutsch-Südwestafrika verdeutlicht. Zimm zeigt ebenfalls durch Rückblicke in die Vergangenheit, wie die Kolonie entstehen konnte, sowie durch Ausblicke auf eine Zukunft, was die Folgen der Kolonialisierung noch heute sein können. Timm dekonstruiert Stereotypen und zeigt, dass das Bild des Fremden nicht fest und fixiert ist.

    Ich habe meine Masterarbeit über diesen Roman geschrieben und habe das Gefühl, trotzdem nicht alles verstanden zu haben, was Timm damit eventuell implizieren möchte. Es ist eine harte Lektüre, die sich mit dem deutschen Kolonialreich auseinandersetzt und die Geschichtsmythen aufhebt.

  10. Cover des Buches Die süße Macht (ISBN: 9783593383255)
    Sidney W. Mintz

    Die süße Macht

     (5)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

                                        

    Die Geschichte des Zuckers ist eine Erfolgsgeschichte. Nach der Entdeckung der karibischen Inselwelt um 1500 wurden dort riesige Zuckerrohrplantagen errichtet. Seit dem 18. Jahrhundert stieg der Zuckerkonsum in Europa stetig an, Zucker wurde zum Grundbestandteil des Speiseplans und ist heute aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Die Kehrseite bilden die Schicksale der Plantagenarbeiter. Wie sich die Welt der Karibik durch den Bedarf der Europäer nach Zucker veränderte und was der Zucker für Europa bedeutete, erzählt Sidney W. Mintz in einer spannenden Mischung aus Global-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte.

    Etwas in die Jahre gekommen, aber doch noch sehr informativ.  

                                   


                                  

                                                           

                                  

                                                                     

                                  

                                                        

                                  

                             

                 


  11. Cover des Buches Honolulu King (ISBN: 9783458177623)
    Anne-Gine Goemans

    Honolulu King

     (24)
    Aktuelle Rezension von: aba
    "Als Hardy Hardy schließlich sprach, wünschten alle aus tiefstem Herzen, er hätte den Mund gehalten."

    Hardy Hardy (ja, so heißt er wirklich) betreibt einen kleinen Laden in Harlem. Eigentlich ist das ein "Toko", eine Art Kiosk mit Imbiss, wie es davon viele in Indonesien gibt. Denn Hardy ist ein sogenannter "Indo", ein Indonesier niederländischer Abstammung. In Indonesien und auch später in den Niederlanden Teil einer Minderheit.
    Sein richtiges Zuhause war seine Ehefrau, mit der er viele glückliche Jahre verbrachte, und mit der er eine einzige Tochter hat, die sich aber für ihren Vater schämt, und eine Enkelin, die gern an seiner Seite ist.
    Hardy beschäftigt sich auch mit hawaiianischer Musik, lange Zeit hat er in einer Band gespielt, die "Honolulu Kings", die mit einem "One-Hit-Wonder" zu einer flüchtigen Berühmtheit geworden sind. Aber da ist noch etwas, was Hardy beschäftigt: das Schicksal der Indonesier, die in den Niederlanden leben. Er fühlt sich dazu verpflichtet, zu sorgen, dass diese Menschen zu Wort kommen. Aber warum? Was treibt ihn dazu? Was hat er erlebt, was getan? Oder nicht getan?

    Anne-Gine Goemans hat mit Hardy eine Figur geschaffen, die mir ans Herzen gewachsen ist.
    Hardy leidet so viel. Er verliert allmählich sein Zuhause, er fühlt sich nicht mehr zu irgendwas dazu gehörig. Der Grund ist die Demenz, an der seine Frau leidet. Mit jedem Tag, der vergeht, entfernt sie sich mehr und mehr von ihm, sie lässt ihn allein, allein mit seinen Problemen, mit dem Toko, den sie zusammen aufgebaut und betrieben haben, mit der Musik.

    Bis in die 40er Jahre war Indonesien eine niederländische Kolonie. Vieles, was in dieser Zeit passiert ist, ist den Meisten unbekannt. Zum Beispiel die Zeit, als Indonesien von den Japanern im Zweiten Weltkrieg okkupiert wurde. Sogar viele Niederländer sind sich nicht darüber bewusst, wie ihre Landsleute darunter gelitten haben. Hardy dokumentiert dieses Stück Geschichte, verleiht den Opfern eine Stimme und gibt den Tätern ein Gesicht.

    Anne-Gine Goemans hat mich unterhalten und tief berührt. Hardy und seine Sehnsucht nach seiner Frau, seine alten Freunde, der Imbiss als letzte Bastion im Kampf gegen die Ungerechtigkeit der Japaner… Am Ende zieht die Autorin ein As aus dem Ärmel und sorgt auf diese Weise für eine unglaubliche und schockierende Wendung, die alles, was man vorher gelesen hat, in Frage stellt und mich wirklich überrascht und so lange beschäftigt hat, dass ich mit fast jedem, den ich kenne, darüber sprechen musste.

    Tokos in den Niederlanden und auf niederländischen Inseln kenne ich zuhauf. Aber nach dem Lesen dieses Buches werde ich bei jedem Besuch eines Tokos etwas mehr Zeit darin verbringen und an Hardy denken.
  12. Cover des Buches Die Rebellen (ISBN: 9783502101031)
    Jimmy Carter

    Die Rebellen

     (15)
    Aktuelle Rezension von: glowinggloom
    Nordamerika, unmittelbar vor und während des Unabhängigkeitskrieges gegen England. Geschildert werden die Lebensbedingungen und Ereignisse in Carters Heimat, Georia, und den Nachbarstaaten. Diese Region war damals sehr dünn besiedelt und ein Nebenschauplatz des Krieges. Die Hhauptereignisse spielten sich im Nordosten ab. Carter beleuchtet den Alltag der Siedler, ihre Auseinandersetzungen mit den Indianern, das Leben der Negersklaven auf einer Plantage, die Unzufriedenheit der Amerikaner mit der Regierung in London sowie, sehr detailliert, den Verlauf der kriegerischen Auseinandersetzungen, welche mit gnadenloser Grausamkeit geführt wurden. Dem ehemaligen US Präsidenten Carter, geht es darum, eine Epoche der Geschichte seiner Heimatregion festzuhalten. Dies tut dies detailliert und anschaulich, verfügt allerdings nicht über herausragende sprachliche Mittel.
  13. Cover des Buches Das Auge des Leoparden (ISBN: 9783423215466)
    Henning Mankell

    Das Auge des Leoparden

     (66)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Ich kann hier nur die neue Zürcher Zeitung bestätigen: Ein spannender und kluger Roman, der in eindrücklichen Bildern die Faszination und die Fremdheit des dunklen Kontinents" reflektiert.
  14. Cover des Buches Mord am großen Fluss. Ein Vierteljahrhundert afrikanische Unabhängigkeit (ISBN: B0018A16ZE)
    Peter Scholl-Latour

    Mord am großen Fluss. Ein Vierteljahrhundert afrikanische Unabhängigkeit

     (5)
    Aktuelle Rezension von: Hypochrisy
    Afrika liegt unmittelbar vor unserer Haustür. Was geht dort vor? Seit aus den europäischen Kolonien unabhängige Staaten geworden sind, kommen sie nicht mehr zur Ruhe. Peter Scholl-Latour war Augenzeuge dieser Entwicklung. Ihre dramatischen Ereignisse schildert er in dramatischen Erlebnisberichten. Der frühere Afrika-Korrespondent der ARD war vor der Niederschrift dieses Buches in vielen Ländern des schwarzen Erdteils, die er in den fünfziger und sechziger Jahren zum ersten Male besucht hatte. Wo sind die Fackelträger der panafrikanischen Befreiungsbewegung geblieben, fragt er sich nach einem Gespräch mit Präsident Mobuto an einem nostalgischen Abend in der Zaire-Hauptstadt Kinshasa, de, alten Leopoldville der Belgier. Peter Scholl-Latour blickt auf die ersten Jahre der afrikanischen Unabhängigkeit zurück, deren Schilderung für das Verständnis der Vorgänge unentbehrlich ist, die heute diese »dunkle lockende Welt« erschüttern.
  15. Cover des Buches Das Nama Tuch: Die Fälle des Alexander Karring (ISBN: 9798841948872)
  16. Cover des Buches Der Sandmaler (ISBN: 9783423217521)
    Henning Mankell

    Der Sandmaler

     (98)
    Aktuelle Rezension von: Bibliokate

    Henning Mankell hat in seinem Roman die Geschichte von Elisabeth, einer jungen  Frau geschrieben die ihr Interkulturelles Bewusstsein entdeckt und Stefan, ihrem ehemaligen Schulkollegen die sich auf dem Flug nach Afrika wiederbegegnen, jedoch unterschiedlicher nicht sein könnten. Stefan sieht seine Reise großteils als Vergnügen während Elisabeth ihre Interkturelles Bewusstsein und ihr Wissen erweitern will, jedoch noch nicht viele  Kompetenzen in Diversität und interkulturellen Fragen erwerben konnte und somit immer wieder in Situationen kommt die sie in ihrer eigenen kulturellen Denkweiseherausfordern und so ihren Horizont erweitern. Die Sprache ist, wie bei Mankell üblich sehr ansprechend, der Titel hat mich sofort angesprochen und die Sozialen Probleme die im Roman angesprochen werden machen den Roman sehr interessant und spannend. Mankell schreibt über die Schönheit des Landes, den Stolz der Einheimischen sowie den Problemen, den Nöten und den Schwierigkeiten denen sie ausgesetzt sind. 


  17. Cover des Buches Die Königin (ISBN: 9783549100745)
    Sebastian Conrad

    Die Königin

     (37)
    Aktuelle Rezension von: Buchgespenst

    Schon als die Büste der Nofretete 1912 ausgegraben wurde, war allen klar, dass sie hier etwas Besonderes vor sich hatten. Von den ägyptischen Arbeitern, die sie besangen über den Archäologen Ludwig Borchardt, der alles daran setzte sie mitnehmen zu können bis hin zum Berliner Museum, das sie lange geheim hielt, um sie nicht doch noch wieder hergeben zu müssen. Als sie Jahre später doch ausgestellt wurde veränderte sie die Welt. Künstler, Politiker, Prominente und Medien suchten und fanden in der Büste mehr als nur ein Stück Geschichte – sie spiegelte eine zeitlose Schönheit, eine veränderte Weltanschauung einer stolzen, selbstbewussten Frau und beeinflusste Gesellschaft von der Kunstauffassung über die Medienrezeption bis zum Frauenbild nachhaltig – und bis heute. 

    Dieses Buch spannt einen großen Bogen von der Archäologie zur aktuellen Gesellschaft. Man erfährt wie die Büste gefunden wurde, von den Ausgrabungen und wie sie Anfang des 20. Jahrhunderts durchgeführt wurden. Wer weiß heute, dass der eigentliche Held der Geschichte, ein ägyptischer Arbeiter war, dessen Name sogar bekannt ist und nicht Ludwig Borchardt selbst, der sich medienwirksam photographisch inszenierte. Es wird auch darauf eingegangen wie fragwürdig die damaligen Abkommen der Kolonialmächte mit den unterworfenen Ländern gewesen sind – und schon damals bewegte man sich stets am Rande der Legalität, wenn es darum ging spektakuläre Funde außer Landes zu schaffen. Ein dunkles Kapitel europäischer Kolonialgeschichte, das uns bis heute begleitet, wie hier am Beispiel der Nofretete gezeigt wird. Hauptfokus ist allerdings die Medienwirkung der Büste, die ebenfalls bis heute ungebrochen ist. Was sehen die Menschen seit knapp 100 Jahren in dem klassisch schönen Gesicht? 

    Sebastian Conrad schafft es eindrucksvoll sowohl die geschichtliche Bedeutung als auch die medienpopulistische Wirkung der Nofretete Büste darzustellen und schlägt so einen Bogen von Greta Garbo bis Beyoncé. Er zeigt wie und warum Nofretete von jeder Nation vereinnahmt wurde, von Europa über Asien bis Afrika. Es ist beeindruckend wie er die umfassende Geschichte eines Fundes darstellt, der in mehr als einer Hinsicht die Welt bezauberte und bis heute fasziniert. Dabei unterschlägt er weder die Schattenseiten noch ergreift er Partei.

    Sehr gut geschrieben und mit vielen Bildern ausgestattet informiert und unterhält dieses Buch gleichermaßen. 

  18. Cover des Buches Hunger nach dem großen Leben (ISBN: 9783257215366)
    Doris Lessing

    Hunger nach dem großen Leben

     (5)
    Aktuelle Rezension von: Giselle74

    Mit "Hunger nach dem großen Leben" hat Doris Lessing eine ebenso alltägliche wie verstörende Geschichte geschrieben, die zwar inhaltlich im Afrika der Kolonialzeit verhaftet ist, aber so ähnlich auch heute noch ablaufen könnte.
    Jabavu lebt mit seiner Familie in einer Dorfgemeinschaft. Sein Vater und sein Bruder sorgen für die Familie, bearbeiten jeden Tag die Felder. Jabavu möchte so nicht leben. Er träumt von der großen Stadt, von Reichtum und einem anderen Leben. Er verweigert die Feldarbeit, bringt sich selbst das Lesen bei und ist unzufrieden mit sich und der Welt. Eines Tages nimmt er seinen Mut zusammen und macht sich auf den Weg in die Stadt der Weißen. Die Gefahren sind groß, schon unterwegs wird er fast für die Arbeit in den Minen gepresst, angekommen, fällt es ihm schwer, sich zurechtzufinden. Zumal ein farbiger "Herumtreiber" mit äußerstem Misstrauen betrachtet wird. Jabavu stellt fest, dass es fast unmöglich ist, Arbeit zu bekommen, dass er andere Kleidung braucht und Geld. So gerät er in die Fänge einer Diebesbande, die zunächst vorgibt, ihm helfen zu wollen. Seine Geschichte endet im Gefängnis, wo ihm die Hoffnung bleibt, irgendwann als "besserer " Mensch neu anzufangen.
    Doris Lessing versucht sich in die Denkweise der vielen jungen Menschen hineinzuversetzen, die die Versprechungen der Stadt dem einfachen Leben auf dem Lande vorziehen, die genauso sein wollen, wie die so sehr bewunderten reichen (und meist auch hellhäutigen) Stadtmenschen. Die dabei aber übersehen, dass Hautfarbe und Gesellschaftsstand unüberbrückbare Grenzen schaffen, gerade in Kolonialgesellschaften, die von der Ausbeutung angeblich minderwertigerer Menschen leben. Die kleine Handvoll gebildeter Farbiger wird mißtrauisch beobachtet, besonders, wenn sie versucht, denen zu Bildung und einem lebenswerten Leben zu verhelfen, die doch dumm und arm viel besser zu beherrschen sind.
    Die Erzählung, die heutzutage nur allzu Bekanntes beschreibt, dürfte in den 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts deutlich explosiver gewirkt haben. Die 50iger Jahre waren auch die Zeit Martin Luther Kings, die Zeit des Kampfes gegen Rassentrennung in den USA, die Zeit der ersten Unabhängigkeitsbestrebungen afrikanischer Staaten, aber auch die Zeit der Apartheit, eine Zeit des Umbruchs also. Proafrikanische Texte einer weißen in Simbabwe aufgewachsenen Frau dürften nur bei den wenigsten der zunächst hauptsächlich britischen Leser zu Freudentaumel geführt haben.
    Ich persönlich finde den Ansatz schwierig, als weiße Frau die Erfahrungen und Denkweise eines aus dem Familienbund gerissenen Jugendlichen zu beschreiben und zwar ausschließlich aus Jabavus Sicht. So trifft Naturvolk auf europäische Zivilisation - und vieles was im Text schlicht naiv wirkt, entspringt einem völlig anderen Denk- und Handlungsansatz. Daher hat mich der zu seiner Zeit wichtige und kritische Beitrag aus heutiger Sicht nicht völlig überzeugt.
    Schlußendlich haben Lessings kritische Texte ihr aber den, wenn auch umstrittenen, Nobelpreis eingebracht.

  19. Cover des Buches Der blauäugige Oktopus (ISBN: 9783763803668)
    Rainer Kersten

    Der blauäugige Oktopus

     (1)
    Aktuelle Rezension von: parden

    ERZÄHLUNGEN AUS SURINAM...

    Diese Anthologie versammelt Erzählungen aus einem "südamerikanischen Land mit einer europäisch-afrikanischen Hauptstadt und einem asiatischen Hinterland", wie die Bewohner Surinams ihr Land selbst zu bezeichnen pflegen. Surinam, mit nur 400.000 Einwohnern und einer Vielfalt von Sprachen und ethnischen Gruppen - indianische Ureinwohner, als Sklaven hierhin verschleppte Schwarzafrikaner, Ende des 19. Jahrhunderts als Vertragsarbeiter angeheuerte Inder und Javaner, Niederländer als ehemalige Kolonialherren, Chinesen und Libanesen -, weist eine sehr bunten und facettenreichen Literatur auf. Mit deutlichen Anklängen an Formen mündlichen Erzählens künden diese Geschichten von den Sorgen und Nöten der Menschen, von Politik, vom Leben begüterter Weißer, von ethnischen Gegensätzen, von Entwurzelung, Nauturreligionen und Kulten bis hinzu den Problemen der Surinamer in der Diaspora.  Diese Texte sind jedoch keine "Ethno-Folklore" und verweigern sich dem voyeuristischen Blick auf eine uns wenig bekannte südamerikanische Welt. Poetische Phantasie und realistisches Erzählen stehen nebeneinander. In der Rückbesinnung auf die eigene geschichtliche und kulturelle Identität entfaltet sich ein Kaleidoskop der kleinen Dramen des Alltags. (Verlagsbeschreibung)

    Herausgegeben wurde dieses Buch im Jahr 1996, was auch erklärt, dass sich hier noch Begriffe wie "Indianer" oder auch "Buschneger" wie selbstverständlich finden. Das informative Nachwort erklärt die doch recht verwirrend erscheinende ethnische Vielfalt in dem Staat an der Ostküste Südamerikas. Ursache dafür ist die koloniale Geschichte, hier mit den Niederlanden als Kolonialmacht. Die "Indianer" als Ureinwohner leben hier ebenso wie die als Sklaven nach Surinam verschleppten Schwarzafrikaner - zum einen die Kreolen, die sich als Nachfahren der Plantagensklaven schnell assimilierten, zum anderen die Nachfahren der entlaufenen Sklaven, die sich als sog. "Buschneger" in den Urwald zurückzogen und eigene Stämme gründeten. Nach der Beendigung der Sklaverei 1863 kamen Vertragsarbeiter nach Surinam, die die Arbeit auf den Plantagen übernahmen: Inder und Javaner. Die Niederländer als Europäer und die Chinesen und Libanesen als Geschäftsleute komplettieren das Potpourri an Nationen.

    Dementsprechend vielfältig erscheint auch die Auswahl der 15 Geschichten - Texte von sieben Autorinnen und acht Autoren unterschiedlicher ethnischer Herkunft. In Surinam heißt Geschichten erzählen immer auch, von der Geschichte des Landes zu erzählen. Die Erzählungen sind vage chronologisch nach der Zeit der in ihnen beschriebenen Handlung geordnet. Bei einigen Texten gibt es einen deutlichen politischen Bezug, andere bieten einen Einblick in die Mystik und Glaubenswelt einzelner Ethnien, wieder andere berichten vom Alltag der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Damit bietet diese Anthologie eine interessante Auswahl an Kurzgeschichten und zeigt das Bemühen, die ethnische und kulturelle Vielfalt des Landes widerzuspiegeln. 

    Solche Einblicke finde ich immer sehr interessant, auch wenn mich nicht jede Erzählung angesprochen hat. Zu manchen Geschichten habe ich einfach keinen Zugang gefunden, beispielsweise wenn die Handlung sehr in die Mystik abdriftete. Insgesamt jedoch hat mir die Auswahl recht gut gefallen - der Blick über den Tellerrand hat sich gelohnt!


    © Parden

  20. Cover des Buches Welthandel und Welthunger (ISBN: 9783423303729)
    Asit Datta

    Welthandel und Welthunger

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  21. Cover des Buches Das Weltreich der Deutschen (ISBN: 9783492264891)
    Guido Knopp

    Das Weltreich der Deutschen

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis
    Zeitgleich mit der dreiteiligen, gleichnamigen TV-Dokumentation erschien 2010 dieses Buch von Historiker Guido Knopp. Durch seine leicht lesbare (und erlebbare) Art Geschichten über Geschichte zu schreiben, bringt er seinen Lesern Themen näher, derer sie sonst vielleicht nicht angenommen hätten.

    Guido Knopp entführt seine Leser in drei geografisch unterschiedliche Teile der Welt. Nach Deutsch-Südwest-Afrika (heute Namibia), in Teile der Südsee und nach Deutsch-Ostafrika (heute Tansania).

    Die Geschichte der deutschen Kolonien ist eine kriegerische. Selbst der Aufbau von Infrastruktur, ärztlicher Versorgung, Schulausbildung und eines florierenden Handelsnetzwerks diente dem Kampf um Rohstoffe und strategisch wichtige Stützpunkte. Deutschland mischte kräftig mit, wenngleich die imperiale Aufteilung der Weltregionen vor allem den beiden, seit Jahrhunderten geübten, Kolonial-Supermächten England und Frankreich vorbehalten war.

    Deutschland ist erst 1871 unter der Führung Preußens zur Nation geworden. Bislang richtete sich das Streben nach Landgewinn Deutschlands eher an seine unmittelbare Umgebung.
    Spät aber doch, springt Otto von Bismarck 1884 auf den längst abgefahrenen Zug des Kolonialismus auf. Ursprünglich als „Lüderitz’sche Besitzung“ von einem Kaufmann gegründet, wird der Landschrift „Deutsch-Südwest“ zur deutschen Kolonie in Afrika. Wie aus diversen Unterlagen hervorgeht, ist Bismarck keineswegs ein glühender Verfechter des Kolonialismus.

    Auch die zweite größere Kolonie, auf dem Staatsgebiet des heutigen Tansania, ist ähnlich entstanden. Diesmal ist es ein gieriger Missionar, der sich des Landes bemächtigt. Doch auch hier, ist die Kosten-Nutzen-Rechung für Bismarck unausgeglichen.

    Der dritte Teil des Strebens nach Übersee spielt sich in Papua-Neuguinea ab. Hier treiben übereifrige Missionare ihr Unwesen, das sie mit ihrem Leben bezahlen.

    Das Intermezzo des Deutschen kolonialen Größenwahns währte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs.

    Die Einflüsse in Afrika wirken bis heute nach. So kann man an einigen Orten Tansanias Schulkinder „Das Wandern ist des Müllers Lust“ singen hören. Das ist zwar kein Beweis für die kulturelle Überlegenheit deutscher Volkslieder, sondern eher ein Zeichen für Nachhaltigkeit externer kultureller Einflüsse.
    Ein Großteil der heutigen noch bestehenden Infrastruktur (Straßen und Schiene) geht auf das Bismarck’sche Abenteuer zurück.

    Das Buch ist, wie immer bei Guido Knopp, gut recherchiert, Zitate von Augenzeugen sowie zahlreiche Fotos ergänzen diese Geschichtsstunde. 
    Natürlich ist das Buch aus Sicht der Deutschen geschrieben. Die Bewohner Afrikas bzw. der Südsee würden dieses unrühmliche Kapitel der Deutschen Geschichte sicherlich anders darstellen.  
  22. Cover des Buches Deutsche Kolonialgeschichte (ISBN: 9783150191989)
  23. Cover des Buches Geschichte der Deutschen Kolonien (ISBN: 9783825236397)
  24. Cover des Buches Eine Kopfjagd (ISBN: 9783861532484)
    Martin Baer

    Eine Kopfjagd

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Papiertiger17

    Das Buch gewährt einen guten und kompakten Überblick über Beginn und Ende des deutschen Kolonialzeitalters in Ostafrika. Aufgeteilt in verschiedene Themenschwerpunkte erfährt man viel über die Geisteshaltung jener, die sich für Kolonialbestrebungen einsetzten, und über jene, die darunter zu leiden hatten. Die Verfasser bieten einen zurecht kritischen Blick auf eine aus dem Kollektivgedächtnis der Deutschen verdrängten Epoche, auch wenn im Rahmen eines Sachbuches eine objektivere Haltung der Autoren wünschenswerter gewesen wäre.

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