Bücher mit dem Tag "kolonialismus"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "kolonialismus" gekennzeichnet haben.

505 Bücher

  1. Cover des Buches Dune – Der Wüstenplanet (ISBN: 9783453323131)
    Frank Herbert

    Dune – Der Wüstenplanet

     (526)
    Aktuelle Rezension von: Tobias_Damaschke

    Anlässlich des zweiten Dune-Films von Denis Villeneuve habe ich mir das erste Buch von Frank Herbert noch einmal vorgenommen, weil es viele Jahre her ist, dass ich es das erste Mal las. Meine Meinung damals war: Es ist gut, aber irgendwie komisch geschrieben und sehr kompliziert. Meine Meinung heute ist: Ja, es ist komisch geschrieben und kompliziert, aber es ist trotzdem oder vielleicht sogar genau deswegen ein solcher Klassiker.

    Über den Einfluss und die Wichtigkeit von Dune wurde schon oft genug geschrieben und das mit Recht: Moderne Science Fiction ist ohne die Dune-Romane kaum denkbar. Herbert erschafft eine futuristische, faszinierende Welt, die unendlich weit entfernt scheint und trotzdem zum Greifen nahe: Denn das erste Dune-Buch ist im Prinzip wie ein Fantasy-Epos geschrieben. Große Häuser, die das Reich (in diesem Fall das Weltall) unter sich aufgeteilt haben, Herzöge, Barone und ein Imperator, die politische Ränkeschmiede betreiben und die Geschichte eines Volkes von Einheimischen, die sich gegen ihre kolonialistisch angehauchten Invasoren wehren. Die Kraft und Macht, die von einer Messias-gleichen Figur ausgehen kann und wie sich Menschen die Religion so zur Waffe aneignen können, um ihre Ziele zu erreichen. 

    Man merkt, die Themen von Dune sind nicht einem bestimmten Genre angepasst; genauso gut könnte eine solche Geschichte aus einem Mittelalter-Roman stammen. Aber genau das macht Dune so besonders: Indem Herbert ein Sci-Fi-Setting wählte, das uns trotz allem so altbekannt und auch aktuell vorkommt wie kaum ein anderes gibt er seiner Geschichte einen Realismus und eine historisch beeinflusste Wucht (Stichwort: Aufstieg des Islam), der man sich beim Lesen kaum entziehen kann.

    Aber Dune ist auch sehr herausfordernd. Der Schreibstil ist meist flüssig, manchmal aber auch etwas stockend. Actionszenen werden mehr erklärt als beschrieben. Manche Dinge, die besonders gegen Ende passieren, würden manche wohl als etwas zu merkwürdig für ihren Geschmack abtun. Und das ist auch völlig in Ordnung: Dune möchte seine Leser nicht zufriedenstellen. Es möchte seine Leser herausfordern und zum Nachdenken anregen.

    Die neuen Filme sind hervorragend und ich kann sie nur empfehlen. Genauso wie dieses Buch und die Nachfolgebände. Dune wird immer ein Klassiker bleiben, denn seine Themen sind zeitlos.

  2. Cover des Buches Babel (ISBN: 9783847901846)
    Rebecca F. Kuang

    Babel

     (306)
    Aktuelle Rezension von: DawnWoodshill

    „Ich glaube, genau darum geht es beim Übersetzen. Darum geht es beim Sprechen. Einander zuhören und versuchen, an den eigenen Vorurteilen vorbeizugucken, um einen Blick auf das zu erhaschen, was der andere eine sagen will. Ein Stück von sich selbst preisgeben und hohen, dass jemand anders es versteht“


    Ich glaube, wenn ich Babel in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es gewaltig. Und nein, das liegt nicht nur an der Seitenzahl. Wobei 872 Seiten auch ziemlich gewaltig sind. Aber tatsächlich meine ich die Welt, die Bedeutung und das ganze System. Besser könnte ich es gar nicht beschreiben. Mit Babel habe ich mich aus meiner Comfortzone bewegt und ein reines Fantasybuch gelesen (mit viel gesellschaftskritischen Anregungen). Babel wird als ein Bestseller über die Magie der Sprache und die Macht von Worten beworben und die Autorin Rebecca F. Kuang wusste wie sie mit den Worten umgehen musste, um die zielsicher einzusetzen. Es war mein erstes Buch der Autorin und der Schreibstil war auch keiner, zu dem ich normalerweise greifen würde. Allerdings hat mich das Magiesystem rund um das Silberwerk und die Worte direkt in seinen Bann gezogen. Obwohl das Buch sich langsam aufgebaut hat und wirklich viele Seiten hatte, würde ich fast schon sagen, dass es trotzdem keine Längen hatte - Babel brauchte das. Die Geschichte hat sich langsam entfaltet und einen als Leser immer tiefer hineingezogen. Die Autorin hat viel recherchiert für ihren Roman, das war beim Lesen deutlich spürbar. Und ehrlich gesagt habe ich einfach nicht erwartet, dass ein Buch, welches allein vom Genre und der Erzählweise so anders ist als die Bücher die ich sonst lese, mich so überwältigt. Es hat hat zum Nachdenken angeregt - sowohl über die Geschehnisse als auch die offene Kritik. Eine Welt und Menschen, die unserer gar nicht so unähnlich sind. Ein Protagonisten, Robin Swift, dem man bei seiner Entwicklung begleitet. Interessanterweise habe ich zu keinem Charakter auf irgendeine Art eine richtig emotionale Bindung aufgebaut und trotzdem würde ich sagen, dass es dem Leseerlebnis nicht geschadet hat. Ich habe mitgefiebert, war verwirrt und habe vor allem Wissen aufgesogen. Ich möchte gar nicht zu viel über den Inhalt verraten, um nicht zu Spoilern aber ich kann sagen. Und obwohl Babel mich völlig in seinen Bann gezogen hat, brauchte ich die Lesezeit. Ich glaube, selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich es nicht in einem Rutsch Weglesen können. Die Verarbeitungszeit, um das Geschriebene sacken zu lassen, war bei mir schon notwendig. Zudem erforderten der Schreibstil und dadurch auch die Handlung meine ganze Konzentration. Das Lesen war dadurch nicht direkt anstrengend aber ich musste mich aktiv darauf einlassen, dies war keine leichte Lektüre für Zwischendurch. 

    Ich bin wirtlich froh, dass ich Babel gelesen habe und es kennenlernen konnte, denn hier wurde mit so viel Hintergrundwissen und Detailarbeit eine komplette Welt aufgebaut, die auf eine Art der Magie und Bedeutung der Worte beruht, die ich mir nie hätte vorstellen können.

  3. Cover des Buches Zeitenzauber (ISBN: 9783846601488)
    Eva Völler

    Zeitenzauber

     (1.618)
    Aktuelle Rezension von: DasGiffels

    Die Reihe "Zeitenzauber" ist nicht neu, doch ich habe sie erst jetzt für mich entdeckt und bin wirklich begeistert!


    Den Schreibstil fand ich zunächst gewöhnungsbedürftig, doch ich habe mich schnell einlesen können. Das Setting mit Venedig ist klasse gewählt und hat sehr viel Spaß gemacht! Die ganze Story und die Idee dahinter hat mich ein bisschen an "Rubinrot" erinnert, doch das ist ein echter Pluspunkt! Zeitreisegeschichten gibt es einfach viel zu wenig.


    Anna war mir als Protagonistin nicht auf Anhieb sympathisch, doch sie ist mir im Laufe des Buchs sehr ans Herz gewachsen und zusammen mit Sebastiano ist es einfach nur zuckersüß.

    Die restlichen Charaktere sind ebenfalls liebevoll herausgearbeitet und unterscheiden sich wunderbar in ihren Eigenschaften, Stärken und Schwächen.


    Ein bisschen zu kämpfen hatte ich mit der Kapitellänge. Hier hätte ich mich kürzere Abstände gewünscht, um eher mal eine Pause einlegen zu können. Auf der anderen Seite muss man auch sagen, dass das Buch sich gut in einem runterlesen lässt.

    Ich freue mich auf jeden Fall sehr darauf, den 2. Band bald beginnen zu können!

  4. Cover des Buches Die Sonnenschwester (ISBN: 9783442491728)
    Lucinda Riley

    Die Sonnenschwester

     (363)
    Aktuelle Rezension von: Sabrina-Huesken

    Der 6. Band der Reihe behandelt die Geschichte des Supermodels Elektra. Ich hatte vorab ein paar Bedenken, weil ich Elektra aus den anderen Bänden eher unsymphatisch empfunden habe. Ich habe das Hörbuch gehört und musste mich - wie fast immer - an die Stimme gewöhnen, doch bereits nach kurzer Zeit hat mich ihre Story total gepackt und bisher empfinde ich sie als die stärkste Story aller Schwestern. Der historische Part ist nicht so weit her(geholt) wie die anderen und Elektra kämpft mit sehr realen Dämonen, obwohl ich als Lesende in eine mir fremde Welt abtauche. Die Probleme, die sie hat und gegen die sie kämpft, wirken menschlich. Mit der "Sonnenschwester" blicken wir hinter Elektras wohlgehütete Fassade und bekommen zeitgleich auch wieder kleine Einblicke in die Leben der anderen Schwester, zum Beispiel in das von Maya, die wieder eine etwas größere Gastrolle einnimmt. Ebenfalls gefallen mir die Nebenfiguren, allen voran Mariam. Ich hoffe, sie taucht in den Folgebänden erneut auf.

  5. Cover des Buches Wassermusik (ISBN: 9783423146814)
    T. C. Boyle

    Wassermusik

     (383)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Boyle erzählt die weitgehend wahre Geschichte des schottischen Forschers Mungo Park, der im 18. Jahrhundert als erster Weißer den Verlauf des Niger erkundete. Zur Seite stellt er ihm die frei erfundene Figur des Ned Rise, einen englischen Grabräuber und Galgenstrick, der mit dem Entdecker im tiefsten Afrika die wildesten Abenteuer besteht. Außerdem dabei: ein phantastisches Panoptikum von Hexen und Schlägern, Kannibalen, Huren, Glücksrittern.

    Schräg schräger am schrägsten

  6. Cover des Buches A Rising Man (ISBN: 9781784701345)
    Abir Mukherjee

    A Rising Man

     (18)
    Aktuelle Rezension von: c_awards_ya_sin

    'A rising man' lässt den Leser eintauchen in das Calcutta des frühen 20. Jahrhunderts. Die Kolonialmacht der Briten beginnt langsam zu wanken, denn die Inder streben nach mehr Gerechtigkeit und Freiheit im eigenen Land. Diese werden ihnen jedoch durch neue Gesetze der Briten eher genommen als gegeben.

    In dieser politisch geladenen Lage geschieht ein grausamer Mord an einem hohen Offiziellen, ein Funke der zünden könnte. Captain Sam Wyndham, grade frisch aus London angekommen und Sergeant 'Surrender-not' Banerjee, wollen den wahren Täter finden. Etwas das nicht von allen gewollt ist. Schon gar nicht von den Briten selbst.

    Dieser Krimi besticht durch seine gelungene historische Einbettung und den für mich unheimlich guten Humor Mukherjees an den richtigen Stellen. Die Wärme der Stadt, die geladene Stimmung der Gesellschaft und die Schwierigkeiten Gerechtigkeit zu finden, kommen hier nur so aus den Seiten geströmt und man tauch ganz darin ein.

    Ideal für Krimifans, die etwas mehr von einem Buch erwarten!

  7. Cover des Buches Der Schamane (ISBN: 9783453418202)
    Noah Gordon

    Der Schamane

     (573)
    Aktuelle Rezension von: chrissie

    Der Roman war interessant und erzählte einiges über die Geschichte Amerikas, das Leben der Menschen auf dem Land und die Entwicklung sowohl der Charaktere wie auch des Landes selbst. Einen Punkt habe ich abgezogen (ich hätte nur einen halben genommen, wäre es möglich gewesen), weil ich die Schilderung von Makwa-Ikwas Leben und allem, was man ihrer "Ausbildung" zur Schamanin zusammenhing, sehr langatmig fand. Ansonsten kann ich den Roman nur empfehlen.

  8. Cover des Buches Die Schlafwandler (ISBN: 9783570552681)
    Christopher Clark

    Die Schlafwandler

     (59)
    Aktuelle Rezension von: Michael_Gray

    Christopher Clark beleuchtet wie es zum großen Krieg, später der 1. Weltkrieg genannt kam.  Er recherchierte bei allen Konfliktparteien also Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Österreich - Ungarn dem Russischen und Osmanischen Reich.  Auch die Rolle Serbiens wird kritisch hinterfragt. Es wurden Ereignisse auf dem Balkan erörtert die bis zu 100 Jahre vor der Juli-Krise 1914 stattfanden. Die aber sehr wichtig sind um die Situation auf dem Balkan zu verstehen. Es werden die ganzen Bündnisse der einzelnen Konfliktparteien erklärt. Zum Schluss geht es um das Attentat von Sarajevo, die Juli-Krise bis schließlich zum Ausbruch des Krieges. ---- Ein grandioses und super recherchiertes Sachbuch zum 1.Weltkrieg. Ich bin total begeistert davon, ich würde gerne 6 Sterne vergeben!

  9. Cover des Buches Meine Farm in Afrika (ISBN: 9783492308861)
    Kerstin Decker

    Meine Farm in Afrika

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Zmei

    Es ist kein  Roman im belletristischen Sinne, denn für die Geschehnisse zwischen 1882 und 1905 gibt es einen umfangreichen Quellennachweis am Ende des Buches. Und doch ist es kein Werk, das im Stil einer Dokufilmsendung rein informativ und trocken den Stoff vor den Augen der Leser ausbreitet. Ganz im Gegenteil. Es gibt genug Raum für Eigeninterpretationen, philosophischen Überlegungen, Ironie und Humor, der gekonnt wie gewitzt genutzt wird. Fakten bilden eine solide Basis dieses opulenten, im Sinne gehaltvoll an wertvollen Gedanken, Werkes. Eigene Nachempfindungen von der Autorin Kerstin Decker hauchen erst das Leben in jene historische Ereignisse und Figuren ein des XIX Jh., die ihr Buch uns bietet.

    Ein Vielfalt an Themen taucht in dem Buch: Freundschaft, Liebe, Familie, Suche nach persönlichem Gluck, der Mensch und sein Platz in dieser Welt, aber auch Eroberung der Deutschen von Ostafrika, politische Geschehnisse der damaligen Zeit, Attitüde der deutschen Regierung zu der Entstehung der Kolonien, Umgang der Afrikaner mit den Eroberern, die Lebensumstände der deutschen Eroberer in Ostafrika, uvm.

    Eines der Themen, das wie ein roter Faden durch Schicksale der Figuren durchzieht, ist das Thema der eigenen Identität/des eigentlichen Ich-Werdens. Es wird gezeigt und kommentiert, wie einige der Helden dieses Werkes das Problem für sich gelöst haben: Zu Anfang musste Carl Peters, der Pfarrersohn aus Neuhaus an der Elbe, aufhören, ein Deutscher zu sein, um in London weiterzukommen. „Leben ist Hochstapelei; man muss die Person behaupten, die man erst zu werden gedenkt.“ S. 103 Oder auf S. 152: „Er hat sich selbst erschaffen. Ein Unternehmer im Wortsinn, ein Selbsterfinder. Es ist also möglich. Da gründet einer sein Dasein auf nichts als sich selbst, und plötzlich wird eine Welt daraus. Er hatte keine Chance. Aber er hat sie genutzt. Ich bin ich!“ Emin Bay, ein Ornithologe aus Oberschlesien, musste sich einen neuen Namen wie andere Identität leihen: Er gab sich für einen Türken aus, um den Job des Gouverneurs in Äquatoria zu bekommen. Frieda von Bülow war das Thema ebenfalls nicht fremd: „Sie misstraut nun einmal Menschen, deren Ideal die Selbstverleugnung ist. Dabei müsste etwas ihr sagen, wie gefährlich gerade diese sind.“S. 310. Ebenso Deutschland als junger Staat unter Bismark und das deutsche Volk waren um die Zeit auf der Suche nach eigener Identität.

    Auch andere Fragestellungen und spannende philosophische Gedanken, wie poetische Beschreibungen erwarten die Leser in diesem Buch. „Jetzt strömen immer mehr Menschen auf den großen Platz, mit nur in Venedig möglicher Geräuschlosigkeit. Kurz versinkt die junge Frau im Anblick der hellen Sterne auf tiefblauem Grund am Portal der Markuskirche. Es könnte ein Bild der Verlorenheit sein, der Verlorenheit in der unendlichen Nacht des Raums, und ist doch, seltsam genug, eines der Geborgenheit. Als sei die Erde ein heimatlicher Stern. Als könne man auf ihm nicht verlorengehen.“ S.145 oder: „Es ruht ein Hauch süßer Poesie über der Landschaft und ladet den Geist zum träumerischen Sich-Versenken in sich selbst ein.“S. 358

     Als Teil der westlich orientierten Mentalität haben einige Fragen auch heute an Aktualität nicht verloren. Schön, bereichernd, dass sie im Kontrast zur Weltanschauung der Afrikaner so deutlich uns vor Augen geführt wurden: „Der Stärkere nimmt dem Schwächeren nicht das Seine? Sollte das Zivilisation sein? Oder ist Zivilisation, wenn der Stärkere dem Schwächeren das Seine so nimmt, dass es sich nicht mehr nachweisen lässt?“S. 79 oder „Es kann nicht schön sein dort, sonst würden sie nicht alle fortlaufen. … doch hätte er das große Wasser kennenlernen sollen, wäre er gewiss an seinem Strand geboren.“ Und weiter S. 160-161: „Trotzdem sah ihn Mandara wohl mit einem Gefühl an, das er Rührung nennen müsste, wenn er dafür einen Namen wüsste. Denn er erinnerte ihn an das, woran alle älteren Leute am liebsten denken: an seine Jugend.“ Es gibt noch mehr gelungene Gegenüberstellungen der europäischen und der afrikanischen Mentalität in dem Werk.

    Auch höchstinteressante Details zur europäischen Gesichte, u. a. was Deutschland, Niederlande oder Belgien mit all ihren Kolonien angeht. Man erfährt auch, wie Belgien zu ihrem ersten König kam. Oder wie stark die Rivalität zw. Briten und Deutschen in Ostafrika z.T. auch ausfiel.

    Es wird schon oft zwischen den Orten, Zeiten, Figuren und Perspektiven geschaltet, um einen bestimmten Gedankengang, ein Bild fertig zu malen, eine Geschichte zu Ende zu erzählen, manchmal auch ohne einen sichtbaren Grund, aber es erweist sich stets als eine Ergänzung und letztendlich Bereicherung.

    Zum schnellen Weglesen ist es nichts. Ich musste öfters mal das Buch weglegen, um genug Raum dem ganzen Gedankenreichtum und der Vielfalt an Figuren, Situationen, etc. zu geben. So ein Buch braucht eben so viel Zeit und Ruhe.

    Auch dieser mal ernst philosophische, mal humorig-ironischer Erzählstil sagte mir sehr zu und machte das Fortkommen um einiges leichter.

    Fazit: Ein Buch in hoher Qualität, innerlich wie äußerlich, auf jeder Seite. Es ist zwar schon ein Werk, das Zeit und Aufmerksamkeit fordert, man wird aber auch dafür mit schönen wie erfüllten Stunden voller Witz und Weisheit belohnt. Zu lesen lohnt es sich auf jeden Fall. Daher 5 wohl verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung.

     

  10. Cover des Buches Cloud Atlas (ISBN: 5051890142146)
    David Mitchell

    Cloud Atlas

     (59)
    Aktuelle Rezension von: Valkyrie Kane
    I have absolutely no idea how to review this book. Even a week and a half later I don’t really know what to tell you.

    I could tell you that I think three sixth of this book were even more boring than watching grass grow, but that wouldn’t explain WHY I think that, would it? And since I always try to explain my reasons for liking or – in this case – not liking a book (not really), that just wouldn’t do. So…

    Bear with me here. I’ll try to do my best, okay?

    First of all: WTF did I just read?

    That was my initial reaction after having finished Cloud Atlas.

    And it wasn’t the kind of whoa-I-can’t-believe-it-what-an-eye-opener-WTF, either.

    After all the hype, and after all I’ve heard about this book, I can honestly say: I’m not impressed.

    No, really.

    “Everything is connected.” Everything is connected, my a… behind.

    “Souls cross ages like clouds cross skies.” That’s actually what it says on the tin, respectively the back of the book. So, of course, I went into it, expecting events that start in one period of time and cause other events to happen in another one. I expected soul-travelling, people meeting and meeting again in a different time, recognizing each other’s souls by looking in each other’s eyes, a turn of a phrase, a particular mannerism or whatever else, unlocking memories and allowing the characters to work together or antagonize each other to prevent certain events, that had been set in motion ages ago, from happening. Or make them happen.

    Something like that, in any case.

    If you’re like me, you’re in for a whole world of disappointment.

    The only “connection” that’s happening here is that each storyline is somehow mentioned in the following story, but only in passing and without any impact on the occurring events.

    Oh, yes! And there’s the repeated mentioning of a birthmark in the shape of a comet – which bears absolutely no consequence at all. At least not any I could see. At first I thought it was the sign of the “hero” in each of the stories, but that wasn’t it. But maybe I’m just too stupid to recognize a pattern.

    Anyway.

    There was the first storyline named “The Pacific Journal of Adam Ewing”, which was nice to read. Not that there was really anything happening, but it had a pleasant Treasure-Island-y feeling to it (only without the pirates). Still, it was a bit on the dull side. And, of course, it ends not only in the middle of the story but also in the middle of a sentence, because apparently the author thought this a good way to write a book.

    The next storyline is called “Letters from Zedelghem”. This storyline is so incredibly boring, I nearly gave up. Plus, while story 1 had some really likable (though even more unlikable) characters, story 2 only consisted of mean, selfish, stupid and despicable characters, I really didn’t want to know more about. Also: nothing happens. And it ends – again – in the middle of the story.

    To cut a long story short: ALL of the first five storylines are only half-told and end in the middle of various events. This book is constructed like this:

    The Pacific Journal of Adam Ewing (Part 1)
    Letters from Zedelghem (Part 1)
    Half-Lives: The First Luisa Rey Mystery (Part 1)
    The Ghastly Ordeal of Timothy Cavendish (Part 1)
    An Orison of Sonmi~451 (Part 1)
    Sloosha's Crossin' an' Ev'rythin' After (Complete)
    An Orison of Sonmi~451 (Part 2)
    The Ghastly Ordeal of Timothy Cavendish (Part 2)
    Half-Lives: The First Luisa Rey Mystery (Part 2)
    Letters from Zedelghem (Part 2)
    The Pacific Journal of Adam Ewing (Part 2)

    Let’s get on with it, shall we?

    Story no. 3, “Half-Lives: The First Luisa Rey Mystery”, gave me hope again, and simultaneously made me wonder how and author can write so thrilling and so boring at the same time. “Half-Lives” is a really exciting read. A kind of fast-paced murder-conspiracy-economy-thriller with great characters and lots of things happening. Yes! Finally! Things are happening! I absolutely enjoyed reading about Luisa Rey and her fight with a nuclear power plant corporation.

    Only to be BORED OUT OF MY SKULL by story no. 4, “The Ghastly Ordeal of Timothy Cavendish”. I have to admit that here, too, things were happening, and it has a nice twist at the end, that I hadn’t seen coming, but that couldn’t distract me from the – again – very unlikable characters.

    I can only repeat myself, but I find it very, very hard to read a story written in first-person-narrator, when I completely dislike said narrator. Plus, I lose interest. So, yeah…

    “An Orison of Sonmi~451” was a very good story again. Even though I’m not that much into Science Fiction, it was absolutely captivating to read about this foreign culture and way of living that originated in… Korea, I think. And maybe not even that far in our future.

    But, of course, it couldn’t last.

    “Sloosha's Crossin' an' Ev'rythin' After”. The sixth storyline. The first story that is actually completely told without ending in the middle of things.

    For some reason I assumed, this would be a kind of “turning point”, or some such. The chapter where all of the storylines come together, or at least a LITTLE, so we might get a hint of what this is all about.

    No such luck.

    It’s about a man from the future, who lives on an island, I think, maybe former Hawaii? I think it is mentioned somewhere.

    Why I’m not sure?

    Because I didn’t understand that much.

    I mean, yeah, write a whole story in an abominable variation of the English language, which is an effing drag to read, why don’t you? Thank you so much! I am aware that languages are changing over time, but usually WE change WITH them! We’re not thrown about 500 years into the future and supposed to understand an idiom where today’s grammar is – apparently – completely out of fashion, punctuation likewise, and letters at the end of a word, or even in between, are actually more of a suggestion than an obligation.

    I can understand that one would want to illustrate the change to mankind, but really, there HAD to be other ways. Better ways. “An Orison of Sonmi~451” was also pretty evolved, but they talked just like we do today.

    Utterly frustrating, that.

    I only read on, because I waited for the eye-opener, the wow factor, the point where I would go, “Oh! That’s how everything worked out! Oh, that’s clever!”, but it never happened. The events DON’T cause each other, the people don’t recognize each other as “familiar souls” or something, and while I really admire the construction of this book, I can’t help but ask: why?

    Why choose such an elaborate way of storytelling, only not to actually TELL anything? This book could have been written with the six short stories in sequence, and it would’ve worked just as well.

    Basically it’s a book about the suppression and/or annihilation of whole civilisations by the rich and powerful (and white), who will always try and rise themselves above the poorer and uneducated, and try to form a “master race”. And if you dare to revolt, sometimes it’s crowned with success, sometimes it costs you your life. One man/woman CAN achieve changes, but sometimes they can’t. Everything changes, yet everything stays the same.

    As long as money and power mean more than honesty, hard work and kindness, everything will always stay the same.

    And you needed SIX different stories to tell me that?

    Well, hard cheese! I knew that already!

    “Half-Lives: The First Luisa Rey Mystery” and “An Orison of Sonmi~451” were a joy to read, but otherwise? No. Sorry. This book couldn’t really impress me. Like I said at the beginning.
    2,5 stars out of 5 – rounded up to 3 as per usual.

    And maybe I’m mistaken, but…

    On page 166 of my version of Cloud Atlas (ISBN: 978-0-340-82278-4) it says:

    “The room was lit electric marigold, and in waltzed – backwards, luckily for me – a little witch with red corkscrew curls. ‘Mummy!’ I half heard, half lipread through the glass.”

    When that little girl is waltzing in backwards (luckily for him), how can he half lipread? If he can’t see her face, he can’t lipread (neither full nor half). And if she couldn’t see him, coming in FORWARDS, the whole “luckily-for-him” thing makes no sense at all. Do I have an error in my reasoning? (Serious question, btw. Maybe I got it wrong.)
  11. Cover des Buches Der Weltensammler (ISBN: 9783446233560)
    Ilija Trojanow

    Der Weltensammler

     (166)
    Aktuelle Rezension von: Christian_Fis

    Der Roman erzählt drei Episoden aus dem Leben von Richard Francis Burton. Diese werden abwechseln aus der Perspektive Burtons und derjenigen eines Einheimischen geschildert, der seine Sicht wiederum Dritten erzählt. Die Geschichten sind vollgepackt mit Informationen und Wissen von drei Kulturen im 19. Jahrhundert. Während Burton in den erste beiden Teilen versucht, sich das Fremde anzueignen, tritt dies im dritten Teil stark in den Hintergrund. Im Laufe des Romans wird Burton unfassbarer und fremder. Stilistisch trägt die Verwendung sehr vieler Fremdwörter zwar dazu bei, die Fremdheit zu betonen, bremsen den Lesefluss aber beträchtlich. Das Aneinanderreihen von direkter Rede macht es dem Leser zusätzlich schwer, sich zurecht zu finden. Am Ende der Lektüre fragte ich mich, was Illija Trojanow mir eigentlich erzählen wollte.

  12. Cover des Buches Erinnerung an einen schmutzigen Engel (ISBN: 9783423215251)
    Henning Mankell

    Erinnerung an einen schmutzigen Engel

     (79)
    Aktuelle Rezension von: AnnaChi

    Geschichte wird in Menschen lebendig, seien es historische Persönlichkeiten oder fiktive Personen. Hanna, die Hauptperson des Mankellschen Romans, ist eine Mischung aus beidem. Mankell wurde durch eine Notiz in einem geschichtlichen Dokument, die beschreibt, dass eine junge Schwedin die Besitzerin eines der größten Bordelle einer Hafenstadt in Mosambik war, zu diesem Roman angeregt.

    Diese Hanna heuert aus Not und um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf einem Schiff als Köchin an, verliebt sich dort in einen Steuermann, der während der Fahrt stirbt und verlässt das Schiff in besagter Hafenstadt, in der sie zufällig in einem Bordell landet, das sie für ein Hotel hält. Als der Besitzer um ihre Hand anhält, sagt sie nach kurzem Zögern zu und ist als seine Witwe schon bald Besitzerin des Etablissements.

    Hanna versucht ihren eigenen Weg zu finden. Einerseits sieht sie den brutalen Rassismus der weißen Menschen (und natürlich im Bordell vor allem der weißen Männer), andererseits die Schwarzen, die sich beugen, aber voll unterdrücktem Hass sind. Als sie versucht, sich für die schwarzen Frauen einzusetzen, wird ihr klar, dass ihre Einmischung von beiden Seiten nicht erwünscht ist ...

    Sehr gekonnt lässt uns Mankell die bedrückende Welt einer Kolonie zu Beginn des letzten Jahrhunderts durch die Augen der naiven Hanna erblicken. Er zeigt, wie man auch ohne moralisch erhobenen Zeigefinger eine gute und differenzierte Geschichte erzählen kann.

  13. Cover des Buches Wenn Männer mir die Welt erklären (ISBN: 9783455001969)
    Rebecca Solnit

    Wenn Männer mir die Welt erklären

     (99)
    Aktuelle Rezension von: Linker_Mops

    Ich hatte richtig viel Lust auf dieses Sachbuch, weil der Kontext, welcher der Titel verspricht, mir schon oft begegnet ist. Leider ist das leidige Thema "Mansplaining" nur ganz am Anfang des Buches kurz Thema. Dann geht es mit anderen feministischen Themen weiter, wie Gewalt in der Ehe bzw. generell gegen Frauen, Femizide und endet dann im letzten Drittel in einem sehr philosophischen Diskurs. 

    Ich möchte nicht missverstanden werden. Das sind alles wichtige Themen, die auf alle Fälle noch viel Aufklärung und Gegenkampf erfordern. Aber es ist eben nicht das gewesen, womit ich mich vom Titel her gerne auseinandergesetzt hätte. Vor allem das Essay zum Schluss zu Woolf fand ich sehr anstrengend zu lesen.

    Mein Fazit: Wichtige Themen, aber ich hatte was anderes erwartet und war daher eher enttäuscht.

  14. Cover des Buches Der Chinese, 1 Blu-ray (ISBN: 4031778160937)
    Henning Mankell

    Der Chinese, 1 Blu-ray

     (335)
    Aktuelle Rezension von: stasiali

    Wo soll ich nun anfangen? 

    Am Anfang war ja alles noch spannend. Das Dorf, in dem jeder außer drei Personen umgebracht wurde, hat einem schon zum Weiterlesen angeregt. Aber es gab so viele Momente, die für das Ende so unnötig waren. Beispielsweise der Rückblick ins Jahr 1863 hat kaum etwas in die Geschichte beigetragen. An sich war es interessant zu lesen, wie die Chinesen damals leben mussten. Aber man wollte einfach nur schnell durch mit dem zweiten Teil, um einfach die Hauptgeschichte weiterzulesen. Wenn man sich nicht mit der Politik von China beschäftigt, konnte man auch die Kapiteln mit Yan Bas Vortrag und Hongs und Ya Rus Aufenthalt in Zimbabwe sparen. 

    Im Endeffekt waren nur Ya Ru, den mal eh erst spät kennenlernt und Hong, die man ebenfalls spät kennenlernt, wichtig für die eigentliche Story. Stattdessen wird unnötig viel um den heißen Brei geredet, ein bisschen Geschichte hier, ein bisschen China da, um die Story noch ein wenig langzuziehen. 

    Außerdem, die Dialoge sind ja mal mega merkwürdig. So spricht doch keiner. Liegt es an der Übersetzung oder schreibt Herr Mankell tatsächlich so? Beispiel: "Bist du dabei, deine Kräfte mit mir zu messen? Tust du das?" Diese zwei Sätze sind sehr holprig formuliert.

    Das Buch war zwar spannend, aber ein Krimi meines Erachtens ist das nicht. 

  15. Cover des Buches Reise ans Ende der Nacht (ISBN: 9783644023918)
    Louis-Ferdinand Céline

    Reise ans Ende der Nacht

     (68)
    Aktuelle Rezension von: franzzi
    Es ist beklemmend...
    es ist zutiefst deprimierend...
    es ist grauenhaft drastisch...
    es ist ekelerregend detailreich...
    es ist faszinierend wortgewaltig....
    es ist...
    ...ein beeindruckendes Buch, das Louis-Ferdinand Céline da mit seiner "Reise ans Ende der Nacht" vorgelegt hat. 

    Mit einer überbordend fabulierenden Sprache und einem lakonischen wie unkonventionellen Tonfall erzählt Céline darin das Leben seines Protagonisten Ferdinand in der Zeit des Ersten Weltkriegs und der Zwischenkriegszeit. Die Geschichte beginnt mit dem jungen, patriotisch-begeisterten Franzosen, der sich überhastet und unüberlegt als Freiwilliger für den Krieg meldet und der kein Kriegsgräuel auslässt. Allzu detailreich fliegen da die Kameraden in die Luft, kriecht den Soldaten die Angst in jede Pore, so dass sie weder tags noch nachts zu anderen Gedanken imstande sind als dem, irgendwie abzuhauen. 

    "In diesem Beruf, dem, sich umbringen zu lassen, darf man nicht zimperlich sein, da muss man so tun, als ob das Leben weiter ginge, und diese Lüge, die ist das Härteste." (S. 46) 

    Auch der Leser darf nicht zimperlich sein, denn die Kriegsschilderungen sind so beklemmend scharf gezeichnet, dass mehrfach der Drang aufkommt, das Buch wegzulegen und auch nicht wieder aufzuschlagen. 

    Doch Ferdinand kommt davon. Er versucht dem Krieg zu entkommen, in dem er sich in die französischen Kolonien absetzt, wo ihn jedoch neues Elend, neue Einsamkeit und neue Existenzängste nur weiter mürbe machen. Nach einem erfolglosen Abstecher in die Vereinigten Staaten kehrt er schließlich zurück ins triste Nachkriegs-Frankfreich und versucht sich als niedergelassener Arzt. Doch auch hier begleiten ihn Tod, Missgunst und Misserfolg. Mit stoischer Lakonie beschreibt er sein Leben im Pariser Vorort, die Unfähigkeit zu leben. Einen Sinn zu sehen. Fertig zu werden. Mit irgendetwas, in irgendeinem Sinne. 

    "Übrigens ähneln sich nach ein paar Jahren alle Versager. In den Massengräbern des Scheiterns gilt ein Doktortitel so viel wie der Prix de Rome. Höchstens, dass man nicht genau zur selben Zeit in den Bus steigt. Mehr nicht." (S. 367)

    Und wohin er auch geht, stets trifft er auf seinen Bekannten Robinson, den er zwar ebenfalls als niedergeschlagenen Erfolglosen zeichnet, der aber doch ein Gegenentwurf zum Ich-Erzähler Ferdinand zu sein scheint - und der ihm zunehmend zur Last fällt. Erst recht, als eine seiner Gaunereien schrecklich schief geht und die viel beschworene Nacht um die beiden nur noch tiefer wird. 

    "Die große Anstrengung im Dasein rührt vielleicht insgesamt von dieser enormen Mühe her, die wir zwanzig, viertig, noch mehr Jahre lang aufwenden, um vernünftig und nicht einfach nur schlicht und zutiefst wir selber zu sein, also schmutzig, widerlich, absurd." (S. 544)

    Es ist ein niederschmetterndes wie genau beobachtetes Bild, das Céline in seinem Erfolgsroman zeichnet. Es ist ein Geniestreich, der mit seinem Sprachspiel trotz all der deprimierenden Geschichten fasziniert und mitreißt. Mit gespitztem Bleistift möchte man jede zweite Seite mitschreiben, was ihm da so einfällt, was ihm so auffällt und vor allem, wie er es ausdrückt. 

    "Die Sonne, die allzu viel durchdringen muss, hat für die Straße nur noch ein herbstliches Licht voller Sehnsucht und Wolken übrig", schreibt er da mal poetisch (S. 363). Oder er formuliert einen Gedanken, den wohl jeder mal so ähnlich, aber kaum einer so schön hatte, wie folgt: "Überhaupt nicht lustig war das, und dann hat's mich nicht mehr losgelassen. So ein Gehirn, das ist der schlimmste Tyrann, den es gibt." (S. 319)

    Und es ist ein schier unbegreifliches Meisterstück vom Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel, der diese Sprachgewalt mit scheinbarer Leichtigkeit ins Deutsche übertragen hat. Chapeau und vielen Dank dafür.

    Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack. Denn eben jener Louis-Ferdinand Céline fällt nach seinem großen literarischen Wurf in den 1930ern vor allem durch ekelhafte antisemitische Pamphlete und Hetztiraden auf, die ihn zurecht diskreditierten. Wer das während der Lektüre ausblendet, wird den Autoren wie seinen Protagonisten kaum sympathischer finden, aber dennoch vor diesem Roman den Hut ziehen. 
  16. Cover des Buches Babel (ISBN: 9780063021426)
    Rebecca F. Kuang

    Babel

     (32)
    Aktuelle Rezension von: walli007

    Robin Swift wurde in China geboren. Er lebt in ärmlichen Verhältnissen und als seine Mutter an Cholera erkrankt und stirbt, holt sein Vater ihn zu sich nach England. Im Jahr 1836 darf Robin endlich an das königliche Institut für Übersetzungen, auch Babel genannt. Robin ist so stolz. Mit seinem Zimmernachbarn Ramy, der aus Kalkutta stammt, versteht er sich bestens. Ihr Jahrgang ist klein. Zu den beiden Jungen gehören noch Letty und Victoire. Ihre Sprachen sind erwünscht in Babel. Seltene Sprachen versprechen neue Übersetzungspaare. Doch das kommt später. Erstmal tauchen die Jugendlichen in die Welt der Universität mit ihren verschiedenen Fakultäten ein.


    Wie toll für die neuen Studenten, sie dürfen in Babel studieren und sie haben Stipendien. So können sie sich mal neue Kleidung leisten oder einen Abend in der Kneipe. Allerdings merken Ramy und Robin schnell, dass sie wegen ihrer Herkunft keine guten Stand haben. Ein Inder und ein Chinese, mit ihnen wollen die elitären Engländer nichts zu tun haben. Letty und Victoire sind halt weiblich und damit sind sie auch raus. Das schweißt die Vier noch fester zusammen. Sie freuen sich auf ihre Studienzeit. Doch plötzlich trifft Robin einen jungen Mann, der aussieht wie er selbst und damit ändert sich vieles.


    Ein Institut für Wörter, Sprache und Übersetzungen. Das ist doch klasse und ein einen Roman zu solch einem Thema muss man unbedingt lesen. Und der Anfang ist dabei sehr berührend. Der bedauerliche Tod von Robins Mutter, seine Rettung, seine erste Zeit im Institut, der geheimnisvolle Fremde, die Freundschaft der vier Studierenden. Zwar mäandert die Handlung etwas langsam dahin und die berührenden Momente könnten etwas häufiger beschrieben werden, doch man ist voller Hoffnung ob des ansprechenden Themas und denkt, es wird schon. Allerdings erlebt man doch eine Enttäuschung, irgendwie geht alles den Bach runter. Zwar ist es spannend, die Geschichte dahinter zu erkennen, insbesondere die Reise nach China ist sehr erhellend. Was jedoch danach folgt, zieht einen beim Lesen runter und das ist nicht das, was man sich von einem Fantasy Roman wünscht, gerade in der heutigen Zeit, wo sowieso alles den Bach runtergeht, möchte man doch lieber Bücher, deren Ausgang eine gewisse Hoffnung weckt. 


    Vielleicht haben die Berichte über das Buch, die Beschreibungen und der übliche Gang die eigene Phantasie zu sehr in Gang gesetzt, so dass man sich schon zu viel ausgemalt hatte, wie wunderbar dieser Roman sein muss, dass es nur noch eine Enttäuschung geben konnte. Die Notwendigkeit von Gewalt erschließt sich nicht.


    2,5 Sterne

  17. Cover des Buches Koala (ISBN: 9783442749089)
    Lukas Bärfuss

    Koala

     (53)
    Aktuelle Rezension von: KINSKINSKI

    Ein Roman über Suizid und darüber, wie Intoleranz zu Verständnis wird. Indirekt lehrt Bärfuss das heikle Thema Suizid und führt den Leser dabei dennoch nicht belehrend an die Impulse und versteckten Anzeichen heran. Hier muss man allerdings vorsichtig sein, denn Anzeichen gibt es im geplanten Fall selten. Bei all dem spart Bärfuss die Arroganz einer (Auf)Lösung aus.

    Historische Berichterstattung über Australien wechselt im Roman mit Gegenwartsszenarien, was für mich gut funktioniert hat. Einzig ein zu langer Mittelteil, der die Hauptfigur neben sich herschiebt, hat mir nicht so ganz gefallen.

  18. Cover des Buches Mitternachtskinder (ISBN: 9783641261528)
    Salman Rushdie

    Mitternachtskinder

     (71)
    Aktuelle Rezension von: itwt69

    Leider konnte mich dieser Roman nicht überzeugen. Die geschichtsträchtigen Ereignisse bleiben meines Erachtens zu sehr im Hintergrund. Eine irrwitzige Familiengeschichte, die sich über Jahrzehnte und über den halben Subkontinent zieht, von Kaschmir über Bombay, Pakistan, nach Delhi und Back-to-Bom. Der Schreibstil hat mir auch nicht besonders gefallen - 2,5 Sterne

  19. Cover des Buches Die Angst des weißen Mannes (ISBN: 9783548373591)
    Peter Scholl-Latour

    Die Angst des weißen Mannes

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Avatarus
    Gelesen habe ich es, weil es mir zur Ergänzung von Sarrazins Buch empfohlen wurde. Dahingehend wurde ich enttäuscht, dass ich darin keine Ergänzung sehe. Es es eher ein Rundumschlag an politischer Informationspreisgabe rund um den Bereich Südostasien und Lateinamerika. Einer der positiven Nebeneffekte ist, dass das Buch vieles relativiert, was in der täglichen Presse als ach so dramatisches plakatiert wird. Ich bewundere die Stoizität von Scholl-Latour. Wenn man, weit weg von der Propaganda des Westens sich vor Ort darüber informiert, einen Vergleich von vor 50 Jahren und heute ziehen kann und trotzdem noch so "ruhig bleibt", muss über ein wirklich wahres Gemüt verfügen. Ich stimme sicherlich nicht mit allen Meinungen überein, vor allen Dingen wenn es um China und den grossen Führer geht. Kann/darf ein Volk der Meinung sein, dass sie die Leistungen des "grossen chinesischen Führers" im nachhinein als positiv beleuchtet, wenn über 50.000.000 Chinesen für diesen Fortschritt mit ihrem Leben bezahlen mussten...was wäre wenn, er nicht da gewesen wäre. Schwer verdaubare Meinung. Aber vielleicht muss man mit viel moralischen Abstand sagen, dass diese provokative Meinung letzten Endes für ein Volk doch das richtige war. Der Erfolg gab ihm recht. China wächst derart als beherrschende Weltmacht über sich hinaus, dass es bald mit den US auf gleicher Augenhöhe in die Zukunft manövriert. Es ist nur eine Facette der Informationen einer Welt, die weit weit weg von uns ist. Nicht nur auf der Landkarte, sondern auch im Wissen. Dieses Buch ist extrem Empfehlenswert und ist mit Sicherheit nicht das letzte gewesen, was ich von Herrn Scholl-Latour gelesen habe!
  20. Cover des Buches Der Gott der kleinen Dinge (ISBN: 9783596521685)
    Arundhati Roy

    Der Gott der kleinen Dinge

     (299)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Die Zusammenfassung vermittelt, dass es um eine verbotene Liebesgeschichte geht. Das kommt schon auch vor, ist aber so gering, dass es eigentlich nicht auf den Buchrücken gehört.Arundhati Roy führt bereits im ersten Kapitel unerträglich viele Personen ein und springt dann fröhlich von Zeiten, Orten und Personen hin und her. Das ist nicht toll sondern nervig. Die zahlreichen Metaphern wirken oft aufgesetzt und zu gewollt. Die Geschichte der Zwillinge hat gute Ansätze, aber leider verläuft sich die Geschichte dann immer wieder. Das furchtbar tragische Ereginis schwebt über allem und wird immer wieder angedeutet. Als es dann soweit ist, verpufft das ganze sehr schnell. Weil das Buch seit Jahren gekauft wird, zahlreiche Fans und Preise bekommen hat, waren meine Erwartungen sehr groß. Leider ist dieses Buch nichts für mich. Literatur ist auch immer Geschmackssache, Gott sei Dank.

  21. Cover des Buches Shogun (ISBN: 0385343248)
    James Clavell

    Shogun

     (134)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Wer Japan verstehen will sollte dieses Buch lesen, das kein Lehrbuch sondern ein mitreissender Abenteuerroman ist. Wenn sich jemand dabei denkt die Handlung wäre aus den Fingern gesogen liegt er aber daneben. Es gab tatsächlich einen englischen Seemann der einen Teil seines Lebens als Samurei verbrachte. Wer sich mit dem frühen Mittelalter befasst hat wird  Ähnlichkeiten bei Rittern und Samurai finden die verblüffend sind. Die Ränkespiele sind dem europäischen Ritteradel ebenfalls nicht fremd gewesen und so ist es nicht verwunderlich dass ein Europäer sich in eine Kultur hineinfinden kann die gar nicht so fremd ist wie es auf dem ersten Blick scheint. Bemerkenswert gut herausgearbeitet ist die Öffnung Japans gegenüber der technischen und damit militärischen Entwicklung Europas während andere asiatische Staaten, besonders China, sich an ihre Isolation klammerten.
    Ein tolles Buch.

  22. Cover des Buches Der Himmel über Darjeeling (ISBN: 9783732559121)
    Nicole C. Vosseler

    Der Himmel über Darjeeling

     (127)
    Aktuelle Rezension von: Wortkosterin

    Gesamteindruck: Dieser Roman von Nicole C. Vosseler ist – bislang – mein Favorit (ich mag von ihr auch "Die Zeit der wilden Orchideen" mit Schauplatz Singapur und "Unter dem Safranmond" in der arabischen Welt sehr)! Die Autorin versteht es, mich beim Lesen von der ersten Seite an zu fesseln und die Figuren interessant und merkenswert zu gestalten. Ich habe mit ihnen mitgefühlt.

    Handlung und Figuren: Die Handlung nimmt einen rasanten Einstieg in Cornwall um 1876 und wechselt dann nach Indien. Es dreht sich um das Schicksal der beiden Hauptfiguren (Engländerin Helena und Inder Ian/Rajiif) in der schillernden Kultur Indiens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Man erfährt viel über das Land und die Bräuche, ohne dass der Roman je an trockene Sachliteratur erinnert. Sehr lebendig wird das Leben auf der Teeplantage in Darjeeling geschildert. Auch die Konflikte der indischen Clans mit den britischen Kolonialmächten werden auf differenzierte Weise dargestellt. 

    Die Autorin entfaltet ein facettenreiches Portrait ihrer Figuren. Die Protagonistin Helena ist mir direkt ans Herz gewachsen mit ihren Stärken und Schwächen. Die romantische Beziehungsgeschichte mit Ian/Rajiif fand ich sehr prickelnd. 

    Stil: Sprachlich ist der Roman sehr ansprechend geschrieben: leichtgängig zu lesen und dabei bildreich und fantasieanregend– die Landschaften, Düfte und Geschmäcker springen förmlich aus den Buchseiten. 

    Fazit: Der Roman bietet ein kurzweiliges Lesevergnügen, ein Schwelgen in Indien, ein Fest für die Sinne – und eine Geschichte voller Leidenschaft zum Mitfiebern. Nicole C. Vosseler hat die magische Rezeptur, ihre Leser:innen zu verzaubern. 

     

    Tipp: Wer Historienromane über Frauen in exotischen Ländern mag, dem kann ich auch die Marokko-Trilogie von Doris Cramer (Das Leuchten der Purpurinseln, Die Perlen der Wüste, Das Lied der Dünen) stark empfehlen. 

  23. Cover des Buches Risiko (ISBN: 9783453419568)
    Steffen Kopetzky

    Risiko

     (68)
    Aktuelle Rezension von: Nicolai_Levin

    September 1914, der erste Weltkrieg ist ein paar Wochen alt, als im Westen der schnelle deutsche Vormarsch an sein Ende kommt. Die Fronten verhärten sich, die Soldaten graben sich ein, und die Hoffnung des Berliner Generalstabes auf einen schnellen Sieg verdampft. Deutschland steht im befürchteten Zweifrontenkrieg - und zur See beherrschen die Briten das Geschehen. In dieser prekären strategischen Situation entsendet das Kaiserreich Expeditionen, die das Empire erschüttern sollen. So erhält Letunant Oskar Niedermeyer den Auftrag, von Konstantinopel aus mit einem Expeditionstrupp nach Afghanistan zu gehen und mit dem dortigen Emir den Aufstand der muslimischen Paschtunen loszutreten, denen sich hoffentlich bald die restlichen Muslime in Britisch-Indien anschließen sollen.

    Klingt verrückt? War aber tatsächlich so. Steffen Kopetzky hat ein bemerkenswertes Händchen dafür, aus den Fußnoten der Geschichtsbücher jene kuriosen Ereignisse herauszupicken, die spannende Geschichten hergeben und von denen noch nie jemand gehört hat, der nicht speziell vom Fach ist.

    Der Roman "Risiko" erzählt die Geschichte dieser deutschen Afghanistan-Expedition, aus der Perspektive des (fiktiven) Funkers Sebastian Stichnote aus München-Giesing. Im ersten Teil der Erzählung begegnen wir ihm im Sommer 1914, kurz vor Kriegsausbruch auf einer Flottenmission im Mittelmeer, die den deutschen Fürsten Wied schützen soll, der von Deutschland und Österreich zum Marionettenkönig von Albanien erhoben wurde (auch so eine herrlich absurde Geschichte am Rande jenes Sommers). Der Krieg beginnt, die Deutschen beschießen mit zwei Kriegsschiffen in einem Husarenstück die algerische Hafenstadt Bône und flüchten dann vor der überlegenen britischen Flotte nach Konstantinopel, wo der Kaiser kurzerhand die Schiffe samt Mannschaft an den (zu jener Zeit noch neutralen) osmanischen Sultan verschenkt, damit sie nicht den Engländern in die Hände fallen. (Schon wieder so eine völlig abgedrehte, aber authentische Begebenheit) Dort wird Funker Stichnote der Afghanistan-Expedition zugeteilt, die wir im zweiten Teil auf ihrer gefahrvollen Reise durch die Türkei, Syrien, Mesopotamien und die Wüsten Persiens begleiten. Diese abenteuerliche Reisegeschichte hat dem Buch in ein paar Rezensionen den Ruf eingetragen, so etwas wie Karl May zu sein, dazu muss man allerdings sagen, es ist - wenn überhaupt - auf alle Fälle Karl May für moderne, intelligente Erwachsene! Der letzte Teil behandelt dann die Zeit der Expedition in Afghanistan und dem Versuch, ihre Mission am intrigenreichen Hof des listig taktierenden Emirs zu erfüllen. Hier macht die Story noch eine fundamentale Wende, biegt von der faktischen Historie ab und erzählt in ihren letzten zehn oder zwanzig Seiten eine völlig alternative Geschichtsschreibung.

    Es ist also satt was geboten, eine opulente, unterhaltsame und spannende Lektüre für alle, die sich für exotische Länder, abenteuerliche Reisen und die Geschichte jener Zeit interessieren, Kopetzky rührt ein pikantes Gebräu zusammen, mit Zutaten aus allen möglichen Gewürztöpfchen der Schreibekunst. Dass kontrafaktische Ende wurde kritisiet, aber ich finde, es passt zur fantastischen morgenländischen Erzählkultur (die thematisiert wird), gibt dem Buch seinen eigenen Reiz und zwingt den Leser (wenn es ihn interessiert), nachzuhaken, was von Kopetzkys Fabulierungen nun wahr ist und was nicht.

    Denn Steffen Kopetzky ist - und das ist es, was mich am ehesten gestört hat an der Lektüre - das, was man in Baiern ein "Gscheidhaferl" nennt. Er zieht dutzendweise Kuriositäten aus dem Ärmel und erschlägt das Publikum mit seinen Funden. Wo das gesamte Thema schon ein riesengroßes "Das hätten Sie jetzt nicht gedacht!" darstellt, wird es in Summe der Detailzuckerln einfach zu viel: Gegen Zahnschmerzen empfiehlt ein Alpinist aus der Reisegruppe dieses sensationelle neue Hustenmittel von Bayer namens "Heroin", der amerikanische Konsul lässt sich extra aus Atlanta eine braune Limonade kommen, die noch keiner kennt - und alle bestaunen den seltsam geschwungenen Schriftzug auf der Flasche: Coca-Cola. In der kaiserlichen Marine dient ein blutjunger schneidiger Leutnant namens Karl Dönitz (der später in unserer realen Welt die U-Boot-Flotte der Nazis befehligen wird und 1945 nach dem Tode Hitlers in Flensburg noch für ein paar Wochen Reichskanzler spielen darf), der beim Beschuss von Bône den Kellermeister Julien Camus verwundet, dessen kleiner Sohn am Kai zusieht (der Kleine heißt Albert und wird 1960 den Literaturnobelpreis bekommen). Alles möglich, alles vielleicht sogar so geschehen, aber beim Lesen wird es einfach zu viel des Guten.

    Davon abgesehen eine feine, intelligente Geschichte, die alles hat, was man für eine unterhaltsame Lektüre braucht.

  24. Cover des Buches Die ferne Hoffnung (ISBN: 9781542047883)
    Ellin Carsta

    Die ferne Hoffnung

     (158)
    Aktuelle Rezension von: bettinahertz

    Die Ferne Hoffnung ist der erste Band der Hansen Saga. Insgesamt beinhaltet diese wunderbare Familiensaga acht Einzelbände, ich empfehle auf jeden Fall der Reihe nach zu lesen. Ich habe als Format das Hörbuch gewählt, Sprecherin Gabriele Blum sorgte mit einer überaus angenehmen und spannenden Erzählweise für einen absoluten Hörgenuss. 


    Es geht um die Familie Hansen aus Hamburg, die ein angesehenes Kaffeekontor betreiben. Familienoberhaupt Peter Hansen hinterlässt nach seinem Tod den Söhnen Georg, Robert und Karl ein hochverschuldetes Familienunternehmen. Wie können sie den Fortbestand des Unternehmens  retten und die gesellschaftliche Stellung halten? Ein Ausweg bietet der Kauf einer Kakaoplantage in Kamerun, um die wachsende Nachfrage nach Kakao im heimischen Kontor zu nutzen und aus der finanziellen Misere auszubrechen.

    Robert macht sich mit seiner Familie auf den weiten Weg nach Kamerun und verliebt sich in Land und Leute. Seine Frau Elisabeth dagegen folgt Robert nur widerwillig an seine Seite und die Spannungen zwischen den Eheleute werden immer schlimmer. Die jüngste Tochter Luise dagegen ist vom ersten Augenblick von Kamerun und von der Farm hingerissen und unterstützt ihren Vater, wo sie kann. Außerdem gibt es den jungen Mann Hamza, Sohn des Vorarbeiters, in den sich Luise verliebt…


    Der Auftaktband hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Schreibstil ist sehr angenehm flüssig und absolut mitreißend. Man ist sofort im Geschehen drin. Zuerst bei der finanziellen Schieflage des Familienunternehmens und dessen spannende Rettung. Außerdem schreibt Ellin Carsta wunderbar bildhaft, gerade die Beschreibungen in Kamerun sind unglaublich vielfältig und wunderschön.  


    Es gibt eine Vielzahl von Protagonisten, die man zunächst kennenlernt. Die drei Söhne des Familienunternehmens - Georg mit Ehefrau Vera, Sohn Richard und Tochter Frederike, Sohn Robert mit Ehefrau Elisabeth und den Töchtern Martha und Luise, Sohn Karl und einige Angestellten des Hauses, des Weiteren auf Kamerun der Sohn des Vorarbeiers, Hamza. Die Figuren sind detailreich gezeichnet und haben mich durchweg überzeugt. 


    Es gibt einen Perspektivenwechsel, hauptsächlich zwischen Robert, Elisabeth, Georg, Karl und Luise, der absolut gelungen ist. Man erhält immer eine andere Sichtweise.


    Vom Inhalt halte ich mich eher bedeckt, bis auf die o. a. Inhaltsangaben - die Spoilergefahr wäre einfach zu groß. Außerdem wechselt man vom Setting her zwischen Hamburg, Wien und Kamerun, was ich sehr spannend empfand. 


    Insgesamt ist es ein spannender Auftakt, jede der einzelnen Personen der Familie Hansen hat neben ihrer Rolle innerhalb der Familie seine individuellen Stärken und Schwächen, die diese Geschichte zu einem überaus spannenden Leseerlebnis werden lässt. Ich bin sehr begeistert und freue mich auf die nächsten Bände. Hierfür gibt es eine klare Kaufempfehlung und fünf Sterne.


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