Bücher mit dem Tag "kontrafaktische geschichte"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "kontrafaktische geschichte" gekennzeichnet haben.

18 Bücher

  1. Cover des Buches Vaterland (ISBN: 9783453421714)
    Robert Harris

    Vaterland

     (363)
    Aktuelle Rezension von: SalanderLisbeth

    Im Fokus der Handlung steht Xaver March, Mordermittler der Berliner Kriminalpolizei. Er wird 1964 zu einem Mordfall gerufen. Die in der Havel in der Nähe des Grunewalds aufgefundene Leiche eines alten Mannes wird später als Josef Bühler identifiziert, ein ehemaliger Staatssekretär des Innenministeriums. 

    In Robert Harris Alternativweltroman hat Deutschland den Krieg gewonnen. Das Großdeutsche Reich existiert weiterhin und reicht vom Rhein bis zum Ural. Polen und große Teile der Sowjetunion existieren nicht mehr, doch an den ostdeutschen Landesgrenzen toben Partisanenkriege. Die Russen führen mit Hilfe der USA einen erbitterten Zermürbungskrieg gegen die Deutschen, den das Deutsche Reich nicht gewinnen kann. Wir schreiben das Jahr 1964 und stehen kurz vor dem 75. Geburtstag des Führers. Nur zu gerne möchte Hitler den Kalten Krieg mit den USA beenden. Mit Präsident Joseph P. Kennedy wird erstmals ein amerikanischer Regierungschef zum Staatsbesuch erwartet. Vor diesem Hintergrund kommt das gewaltsame Ableben eines ehemaligen hochrangigen Parteifunktionärs höchst ungelegen und bedarf sofortiger Aufklärung. 

    Pralinen aus Zürich

    SS-Obersturmbannführer March hat grade erst mit den kriminaltechnischen Untersuchungen zum Tode Bühlers angefangen, als er durch die Gestapo unter der Leitung von Odilo Globocnik, genannt Globus von dem Fall abgezogen wird. Xaver March ist ein aufrichtiger, nahe am Genreklischee gebauter ganz klassischer Polizist. Als Kriminaler ist er ein brillanter Detektiv, aber auch ein gebrochener Charakter. Er ist geschieden und leidet als Kriegsveteran unter den Kriegstraumata als U-Bootfahrer. Sein im Nationalsozialismus bei der Ex-Frau aufgewachsener Sohn verachtet ihn immer mehr, da er den Hitlergruß verweigert und auch bisher nicht in die Partei eintreten will, wobei er sich jeden beruflichen Aufstieg verbaut.  Als er feststellt, dass die Gestapo die Zuständigkeit an dem Mordfall an sich reißt, um irgendetwas zu vertuschen, ermittelt er heimlich und unter Lebensgefahr weiter. Neben der ehemaligen Politgröße Bühler kommen in einer Folge von Unfällen und Morden nacheinander weitere Ex-Parteibonzen ums Leben. Allen Opfern waren Pralinenschachteln aus Zürich zugestellt worden. March erhält überraschend Unterstützung durch Arthur Nebe, dem Chef der Kriminalpolizei, der ihn beauftragt, den Morden unter dem Radar nachzugehen.

    „Menschenrechte?“ „Die Tausenden von Andersdenkenden, die ihr in Lager gesperrt habt. Die Millionen Juden, die im Krieg verschwunden sind. Die Folter. Das Morden. Tut mir leid, davon zu sprechen, aber wir haben die spießige Vorstellung, dass menschliche Wesen Rechte haben. Wo haben Sie denn die letzten zwanzig Jahre verbracht?“ Auszug Seite 137/138

    Mithilfe der deutsch-amerikanischen Journalistin Charlotte „Charlie“ Maguire, die als Berliner Vertreterin für eine amerikanischen Nachrichtenagentur arbeitet, stößt March auf ein in den Kriegsjahren eröffnetes Schließfach in einer Züricher Bank. Zusammen mit Charlie macht er sich auf nach Zürich. Hier entdecken sie jedoch nur ein im Krieg verschollenes Gemälde, „Dame mit dem Hermelin“ von Leonardo da Vinci. Waren die NSDAP-Veteranen in ein großes Netzwerk von Kunsträubern verwickelt? March entdeckt, dass die Morde mit einem viel weitreichenderen Geheimnis zusammenhängen, das zwei Jahrzehnte zurückliegt und bis in die höchsten Kreise der nationalsozialistischen Führung hineinreicht.  Alle Opfern waren Teilnehmer der Wannseekonferenz, wo 1942 die „Endlösung“ operativ geplant wurde. March lässt nicht locker  und ist dazu bereit, sich selbst zu opfern, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. 

    Berlin der Gigantomanie

    Der englische Autor beeindruckt in seinem Debüt von 1992 mit einem überzeugendem Bild eines authentisch anmutenden, düsteren Nachkriegsdeutschlands, in dem der architektonische Wahnsinn realistisch beschrieben wird. Durch eine Stadtrundfahrt am Anfang der Handlung erscheint das fiktive Berlin dieser Zeit sehr plastisch vor dem inneren Auge. Es ist eine 10-Millionen-Metropole, in der die von Albert Speer geplanten monströsen Monumentalbauten im Stile der Welthauptstadt Germania tatsächlich verwirklicht worden sind, u.a. die alles dominierende Große Halle, die als größtes Gebäude der Welt gilt, der riesige Triumphbogen, um ein Vielfaches größer als der Pariser, während der Champs Élysée gegen die Siegesstraße eher wie eine Passage wirkt. Das Regime herrscht im Deutschen Reich mit eiserner Hand, sämtliche Lebensbereiche sind dem Nationalsozialismus untergeordnet und Andersdenkende werden nicht geduldet. Eine gleichgeschaltete Gesellschaft ohne Individualismus.

    In Form eines Polizeiromans bedient Harris sich einer rasanten und ausdrucksstarken Erzählweise. Ein beklemmendes Gedankenspiel, welches durchgehend spannend ist, mit bis zum Ende hin zahlreichen Wendungen, die durchaus überraschen. Ein Großteil der im Roman vorkommenden Dokumente sind authentisch und schwer zu ertragen. Die Gegenspieler wie der menschenverachtende SS-Obergruppenführer Odilo Globocnik, der schwer durchschaubare Arthur Nebe oder Josef Bühler haben im Gegensatz zu March einen realen Hintergrund, die biografischen Angaben sind bis 1942 zutreffend. Eine düstere Vision, in der tatsächliche Geschichte und Fiktion geschickt zusammengefügt wurden, die mich von der ersten Seite gefesselt und bis zum bitteren Schluss sehr beeindruckt hat.

    Im Nachwort berichtet Harris, dass der Roman zunächst nicht auf Deutsch veröffentlicht werden konnte, weil kein Verlag es wollte.

  2. Cover des Buches Die Vereinigung jiddischer Polizisten (ISBN: 9783462052381)
    Michael Chabon

    Die Vereinigung jiddischer Polizisten

     (59)
    Aktuelle Rezension von: Giselle74
    Sitka, Alaska. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Atombombe auf Berlin, durften sich geflüchtete Juden dort mit Erlaubnis der Amerikaner einen eigenen kleinen Staat errichten. Nun soll die Enklave zurück an die USA fallen und die dort wohnenden Juden wären wieder heimat- und staatenlos. In dem Chaos der Abwicklung und inmitten sich auflösender Behörden und Zuständigkeiten geschieht in einem kleinen, schmierigen Hotel ein Mord. Ein junger Schachspieler wird mit einer Kugel im Kopf auf seinem Zimmer aufgefunden. Der zufällig im selben Hotel wohnende Polizist Meyer Landsman beginnt zu ermitteln und sticht dabei in ein Wespennest.
    Was für ein grandioser Roman! Einerseits ein Krimi im Stile Chandlers, mit einem Protagonisten, der ähnlich zerbeult agiert wie Philip Marlowe, andererseits aber auch ein Blick auf die unterschiedlichen Strömungen jüdischen Lebens. Die Chassidim und Zionisten kommen dabei eher schlecht weg, verhalten die "Schwarzhüte" sich doch ähnlich wie die Mafia und haben ihr Netzwerk über ganz Sitka gespannt.
    Mit ungeheurer Fabulierlust, viel Wortwitz und genauso viel Einfühlungsvermögen führt uns Chabon durch seine Welt bzw durch Meyer Landsmans Welt. Glaube, Politik, Schach, die große Liebe, Identitätsfragen, Chabon verbindet und mischt diese Themen hemmungslos. Sein Blick ist zugleich zynisch, schwarzhumorig und liebevoll. Das muss einem erst einmal gelingen! Und wenn dann noch Ureinwohnerrecht auf jüdische Befindlichkeiten trifft, wird die Mischung explosiv...
    Es ist beeindruckend, wie mühelos Chabon ein Meer durchquert, das klippenreicher nicht sein könnte. Er überschreitet Grenzen und verteilt seine Spitzen hemmungslos in jede Richtung: seien es geldgierige Stammesregierungen, tiefgläubige Mafiosi, gewinnorientierte Amerikaner oder attentatsbereite Zionisten. Und so ganz nebenbei zeigt dieser Roman auch, dass Menschlichkeit und Fanatismus sich ausschließen. Immer.
    Wer also Krimis mag, wer... ach, Unfug! Lest dieses Buch, es ist einfach rundherum großartig!
  3. Cover des Buches Adolf H. Zwei Leben (ISBN: 9783104013572)
    Eric-Emmanuel Schmitt

    Adolf H. Zwei Leben

     (59)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Welch hochspannende Fragestellung: Was wäre, wenn Hitler am 8. Oktober 1908 bei der Aufnahmeprüfung zur Kunstakademie in Wien nicht durchgefallen wäre sondern eine Karriere als Künstler eingeschlagen hätte? Die Weltgeschichte hätte sicherlich anders geschrieben werden müssen. Aber auch: Was für ein heikles Unterfangen. E.-E. Schmitt versucht neben einer biografischen Auflistung in z.T. gröberen Schritten des tatsächlichen Lebens von Adolf Hitler, ein fiktionales zu erschaffen. Und dieses endet nicht mit einem Selbstmord im Jahre 1945, soviel sei verraten.

    Schmitt hat wie kaum ein anderer zeitgenössischer Autor solch eine Themenbreite in seinen Werken. Nun wagt er sich als Franzose an dieses deutsche Trauma. Und ihm gelingt es, meiner Meinung nach, überraschend unwillkürlich eine Parallelperson zu erschaffen, die mit knapp 20 Jahren eine andere Richtung einschlägt und so nicht dem Weltuntergang zur Verfügung steht. Sie stellt sich ihren Unzulänglichkeiten, geht in Therapie bei Urvater Freud und hat in der Folge, durch alle Höhen und Tiefen, tragfähige Beziehungen zu Frauen, zunehmenden Erfolg auf dem Kunstmarkt und alltägliche Probleme. Faszinierend.

    Fazit: Für mich hat E.-E. eines seiner besten Bücher geschaffen. Ich ließ mich von den fast 500 Seiten jedenfalls sehr fesseln.


  4. Cover des Buches Geschichte machen: Roman (ISBN: 9783841204530)
    Stephen Fry

    Geschichte machen: Roman

     (179)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Das Thema ist sehr provokant - vor allem in Deutschland, wo man über so etwas eigentlich gar nicht laut reden sollte. Wäre die Welt heute wirklich besser hätte es keinen Hitler gegeben? Wäre es ohne ihn zu keinem 2. Weltkrieg gekommen? Oder war die Zeit in Deutschland einfach "reif" für den Nazionalsozialismus und es hätte sich letztendlich jeder vor die braunen Massen stellen können? Hätte es eventuell sogar noch schlimmer kommen können mit einem anderen "Führer"?
    Stephen Fry hat sich zu diesen Fragen eine Menge Gedanken gemacht, und seine Schlussvolgerung ist in meinen Augen auch sehr wahrscheinlich.
    Darüber hinaus ist es ihm gelungen dieses heikle Thema sehr humorvoll, unterhaltsam und auch sehr spannend zu verpacken.

  5. Cover des Buches Das gibts in keinem Russenfilm (ISBN: 9783596032662)
    Thomas Brussig

    Das gibts in keinem Russenfilm

     (31)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    Ein Schriftsteller schreibt seine Biografie und gleichzeitig die Gegenwart um. Wie geht das? Thomas Brussig hat es mit diesem Buch vorgeführt und ganz einfach seine Biografie bis 1989, dem Jahr des Erscheinens seines ersten Buch dort belassen, wo sie eben stattfand – in der DDR. Doch es geht weiter, nur dass in diesem Werk die Wiedervereinigung ausfiel. So verknüpft der Autor die Entwicklung einer DDR, die es nicht mehr gibt, deren Scheinexistenz in diesem Buch aber so viel Realität und Seriosität anhaftet, dass man die Fiktion kaum glauben will, mit seinem Schicksal als Schreiber und Widersacher eines Regimes, dass ihn aufgrund seiner immer breiteren Popularität kaum noch Repressalien unterwerfen kann. Das liest sich keinesfalls wie eine unausgegorene Satire, sondern kratzt ganz gehörig an Grundsätzlichem, denn in den 30 Jahren nach der Wiedervereinigung hat sich schon so mancher gefragt, was denn gewesen wäre, wenn es nicht so gekommen wäre. Der Fragenkatalog ließe sich noch erweitern, denn das Wesentliche an der Wiedervereinigung war ja nicht die Vereinigung an sich. Die hatte, wenn man es im Nachhinein sieht, gar nicht stattgefunden, denn man muss konstatieren, dass die DDR „übernommen“ wurde. Wie wäre es eigentlich gekommen, wenn die DDR weiter existiert hätte und nur die Diktatur dieses Staates abgeschafft worden wäre? Dieser Aspekt ist auch Brussigs Anliegen und auch, wenn er hier ab und zu zum Mittel der Satire greift, ohne dabei schrill oder plakativ zu sein, so ist es genau der Punkt, den man aus diesem Buch als Kern herausfiltern kann.

    Der Humor kommt bei Brussig auch hier nicht zu kurz. Die Figuren Gysi, Wagenknecht, Merkel, Krenz oder Bisky haben ihre eigenen Rollen in der Fiktion bekommen, der Literaturbetrieb und viele Schriftstellerkollegen bekommen kleine Seitenhiebe und der dramaturgische Coup ist im letzten Kapitel die Vorstellung und Abhandlung eines Buches, das ein junger Kollege schrieb, ein Science-Fiction Szenario, das nämlich genau die „Wende“, wie sie sich wirklich zugetragen hat, zum Thema hat und vom Roman-Brussig als „unmöglich“ deklariert wird.

    Was sich auf den 380 Seiten abspielt ist gekonnt geschrieben, bestechend scharf gedacht und formuliert. Es lässt schmunzeln, man kann lachen, den Kopf schütteln, doch eines sollte man ganz besonders: Nachdenken und die Untertöne einer genauen Betrachtung unterziehen. Dann wird es nämlich ein Buch, das wichtig ist, um den Standort dieses Landes nachzuvollziehen.

  6. Cover des Buches Plan D (ISBN: 9783311150749)
    Simon Urban

    Plan D

     (37)
    Aktuelle Rezension von: womue

    Die Geschichte hört sich sehr interessant an. Nur das hat mich bewogen, das Buch zu Ende zu lesen. Ansonsten hatte ich gefühlt noch bei Seite 400 (von ca. 420) den Drang aufgrund für die Story überflüssiger, langweiliger und auch nerviger Gedankenspielereien der Hauptfigur das Buch zur Seite zu legen. Aus einer guten Idee für eine spannende Story wurde leider keins adäquates Buch. Schade

  7. Cover des Buches Wendepunkte (ISBN: 9783641128111)
    Ian Kershaw

    Wendepunkte

     (4)
    Aktuelle Rezension von: wsch

    Manche Passagen lassen sich durchaus überfliegen. Zwar führt Ian Kershaw zu Beginn des Buches sämtlichen handelnden Personen auf. Und auf Seite 611 existiert auch eine Liste der zur Zeit des Zweiten Weltkrieges gebräuchlichen Abkürzungen. Sich das alles einzuprägen wird aber nur für Historiker im eigentlichen Sinne von Nöten sein.

    Der an den Entwicklungen und (Fehl-) Entscheidungen, die sich während des Zweiten Weltkrieges interessierte 'Laie' gewinnt völlig neue Erkenntnisse, warum welcher Entscheidungsträger in den im  WK II involvierten Staaten so und nicht anders agiert hat. Obwohl es durchaus Alternativen gegeben hätte.

    Um nur einige Beispiele zu nennen: der durch die Grossmannssucht Mussolinis ausgelöste Überfall Griechenlands durch das militärischen völlig unzureichend vorbereitete Italien. Dessen damaliger König und auch der Grossteil der Bevölkerung diesen Überfall und den Beitritt zu den so genannten Achsenmächten abgelehnt wurde.

    Die Entscheidung des die Regierung beherrschenden japanischen Militärs, sich im Pazifik Richtung Süden bis hin nach Pearl Harbor auf Hawaii in knapp 4.000 Seemeilen Entfernung vorzuwagen.

    Die für das sowjetische Militär katastrophalen 'Säuberungsaktionen' Stalins. Erst durch diese und einige weitere Fehleinschätzungen Stalins war es der Wehrmacht möglich, bis auf 30 Kilometer Distanz vor die Stadtgrenzen Moskaus zu kommen. 

    Die Hartnäckigkeit von Winston Churchill, sich gegen alle möglichen Optionen, mit Nazi-Deutschland einen Waffenstillstand zu vereinbaren, zu verwehren. 

    Das äusserst geschickte Lavieren Roosevelts, durch seinen Beistand Groß-Britanniens gegen die Widerstände der US-amerikanischen Isolationisten zunächst einen 'verdeckten' Krieg gegen Nazi-Deutschland zu führen. Der erst durch die Kriegserklärung Hitlers in einen offenen Krieg auf Seiten der Alliierten gegen Nazi-Deutschland führte.

    Der schrittweisen Entwicklung innerhalb der NSDAP-Machthaber (Hitler, Himmler, Göhring, Goebbels, Heydrich, Frank und viele, viele weitere), die schlussendlich in der industriell organisierten Ermordung von geschätzt 6,5 Millionen Menschen jüdischen Glaubens, Roma, Homosexuellen, Kommunisten, Sozialisten und weiteren den Nazis missliebigen Menschen, eben dem Holocaust führte. 

    Obgleich ich aus Interesse wahrlich zahlreiche Bücher über das Dritte Reich gelesen habe, war mir beispielsweise neu, dass eine der Möglichkeiten, den vergleichsweise minimalen Anteil der Menschen jüdischen Glaubens gemessen an der Gesamtbevölkerung des Deutschen Reiches in die entferntesten Gegenden Sibiriens zu deportieren. Was die Niederwerfung der Sowjetunion voraus gesetzt hätte. Die zu unser aller heute Lebenden nicht nur durch die unvorstellbare Opferbereitschaft des sowjetischen Militärs, sondern auch der sowjetischen/russischen Bevölkerung und nicht zu Letzt durch die materielle Unterstützung der USA. So haben die USA der Sowjetunion für ihren Kampf gegen Nazi-Deutschland aus Richtung Osten nahezu 15.000 Flugzeuge, über 7.000 Panzer, 200.000 Lastkraftwagen, über 15 Millionen Paar Stiefel, aber auch über 4 Millionen Tonnen Lebensmittel geliefert.

    Ganz am Ende des Buches sind einige Übersichtskarten abgedruckt. Die das Verständnis mancher Entwicklungen unterstützen. Dass der Autor auf insgesamt 80 Seiten jede Menge Anmerkungen mit Angaben der im Text erwähnten Fundstellen für Zitate und so weiter macht, dass auf weiteren 19 Seiten eine Bibliographie aufgeführt wird, versteht sich bei einem solchen Buch von selbst. Die Reproduktion einiger Original-Schwarz/Weiss-Fotos geben einen minimalen Eindruck der unvorstellbaren Vorgänge und auch einige der entscheidend handelnden Personen wider.

    Ausnahmsweise wäre es auch möglich, zunächst die Schlussbetrachtungen Ian Kershaws zu lesen. Um gesteigertes Interesse an diesem Buch zu entwickeln.

    Das Buch ist nicht nur den an den Fakten des Zweiten Weltkrieges interessierten Personen zu empfehlen. Sondern auch allen Ewig-Gestrigen, die dem Nationalismus, den 'völkischen' und 'vaterländischen' Ansichten nachhängen.


  8. Cover des Buches Der Pakt (ISBN: 9783644212718)
    Philip Kerr

    Der Pakt

     (29)
    Aktuelle Rezension von: TheSilencer
    1943. Auf beiden Seiten der Fronten ist eines klar: das Deutsche Reich kann den Krieg nicht mehr gewinnen.
    Während die Nazi-Größen um Hitler ungeachtet dessen Möglichkeiten des Endsieges ausloten, SS-Offiziere den Sturz Hitlers planen, streben Churchill, Stalin und Roosevelt einen Friedensplan untereinander an, um dem Dritten Reich den Todesstoß zu versetzen – ein Versuch, der in den eigenen Reihen nicht immer Zuspruch findet.

    Philip Kerr ist ein brillanter Erzähler. Vom Wittgenstein-Programm mal abgesehen, das in Philosophie ersäuft. Die spielt hier auch eine Rolle, wird aber nicht ganz so ernst genommen.
    Mir fiel es besonders schwer, bei den zahlreichen Charakteren durchzublicken. Authentische Personen treffen auf fiktive – das ist verdammt unterhaltsam, aber nicht in der Vielzahl.

    Nach dem verwirrenden ersten Viertel bleibt eine Abhandlung geheimdienstlicher Spionagearbeit, deren Unverfrorenheit lediglich im Gegenschlag übertroffen wird.
    Dialoglastig, spannend, mit Hängern und mit einer Schlußpointe, die man eigentlich erwartet – zumindest, wenn man den Buchrücken gelesen hat.

    Nicht sein bester Roman, aber auch keine Zeitverschwendung.
  9. Cover des Buches The Man In The High Castle (ISBN: 9781473223486)
    Philip K. Dick

    The Man In The High Castle

     (19)
    Aktuelle Rezension von: Sakuko
    In diesem Roman stellt Philip K. Dick die Frage wie unsere Welt aussähe, wenn nicht die Alliierten den 2ten Weltkrieg gewonnen hätten, sondern die Achsenmächte. Es ist 1962, 15 Jahre nach Ende des Krieges und die Welt ist zwischen Japan und Deutschland aufgeteilt, auch die USA ist geteilt mit einer Pufferzone zwischen den beiden Teilen.
    Das Buch berichtet aus der Sicht einer Reihe von Hauptcharakteren, deren Leben sich oft nur peripher berühren, deren Handlungen einander aber beeinflussen.

    Bob Childan, der einen Laden für authentische, amerikanische Vorkriegsartefakte führt, die besonders von Japanern geschätzt werden.
    Frank Frink, ein amerikanischer Jude der zuerst Artefakte gefälscht hat, danach aber mit einem Bekannten moderne, amerikanische Schmuckstücke herstellt.
    Franks Exfrau Juliana Frink, die als Judolehrerin in der Pufferzone arbeitet und dort etwas mit einem italienischen Fernfahrer anfängt.
    Mr. Tagomi, ein hochrangiger Handelsbeamter und Kunde von Childan.
    Mr. Baynes, ein schwedischer Industrieller, der in die USA kommt um mit Mr. Tagomi zu handeln.

    Die Verwicklungen der Charaktere bauen sich eher langsam auf.
    Es wird viel philosophiert, es geht um Politik, kulturelle Unterschiede, Rassismus, Moral, Spiritualität, Führungsstile.
    Ich fand es sehr interessant wie gut einem durch die veränderten Rollenverteilungen ein Spiegel für die eigene Gesellschaft vorgehalten werden kann.

    Am Anfang wirkt der Schreibstil sehr ungewöhnlich. Die Charaktere aus den japanischen Gebieten sprechen sehr elliptisch, fast stakkatohaft, viele Sätze haben kein Subjekt. In den Pufferzonen wird allerdings normales englisch gesprochen und die deutschen Charaktere scheinen eher etwas ausladend, weit-schweifender zu reden. Sosehr es mich Anfangs irritiert hat, später fand ich den Stil aber sehr gut, da er zu den Charakteren und deren Denkweise passt.

    Das Ende ist sehr offen, und nicht alle Charakterstränge werden völlig zu Ende gedacht. Am Ende wird der Fokus vom Einzelnen auf das Globale verschoben. Das Schicksal jedes einzelnen ist nicht mehr von Bedeutung, eine Fortführung der Geschichte ist nicht mehr von Bedeutung, da die relevante Wahrheit aufgelöst wurde. Ich verstehe aber, das nicht jedem dieses Ende zusagt.

    Letztendlich habe ich zwei Durchgänge gebraucht, um mich völlig in die Geschichte einzufühlen. Vieles ist abstrakt, vielleicht auch etwas veraltet, auch wenn die grundlegenden Aussagen und Ideen bestehen bleiben. Das Buch kann stellenweise etwas anstrengend zu lesen und verstehen sein, auch wenn ich finde, dass es die Mühe wirklich Wert ist.
  10. Cover des Buches Verschwörung gegen Amerika (ISBN: 9783446262393)
    Philip Roth

    Verschwörung gegen Amerika

     (85)
    Aktuelle Rezension von: literat

    Zum Schluss hat es mich doch noch gepackt. Es ist schon fesselnd zu lesen, wenn man die ersten 100 Seiten eher langweiliger Erzählung überstanden hat, wie sich die amerikanische Geschichte hätte verändern können, wenn Anfang der 40'er Jahre eben nicht Teddy Rossevelt die Wahl in den USA gewonnen hätte, sondern ein republikanischer verkappter Nazi. Aus Sicht eines jüdischen Jungen erzählt, ergibt das doch eine spannende Geschichte.  Wobei die Geschichte auch nicht ganz konsequent weiterverfolgt worden ist, sondern irgendwann hat der Autor aus meiner Sicht das Experiment abgebrochen und hat Lindbergh verschwinden lassen und Roosevelt hat dann doch die nächste Wahl gewonnen. Da hat er sich dann doch zurückgehalten und ist auf die reale Geschichte zurück geschwenkt. Wäre aber eigentlich interessant zu lesen gewesen, was tatsächlich hätte passieren können, wenn die Nazis in Amerika gesiegt hätten. Und welche globalen Folgen das gehabt hätte, nicht nur welche Folgen es für die Juden in Amerika und insbesondere auf den jüdischen Jungen Philip Roth gehabt hätte. Das Buch ist aber trotzdem lesenswert und verdienst mind. 4 Sterne.

  11. Cover des Buches Eroberung (ISBN: 9783499003462)
    Laurent Binet

    Eroberung

     (32)
    Aktuelle Rezension von: GAIA

    Dieser Roman berichtet im Stile verschiedener historischer Quellen von einer Alternativgeschichte, in welcher eine Vikingerin zunächst mit ihrer Gefolgschaft entlang der Küste von Nord-, Mittel- und nördliches Südamerika segelt, überall einmal anlegt und dann tiefgreifend die Geschichte der besuchten Völker beeinflusst. Als Kolumbus später über den Atlantik segelt, trifft er auf wehrhafte Völker, die ihm seine Heimreise verwehren. Und umgekehrt, Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts erobern die Inkas tatsächlich Westeuropa, bringen die uns bekannte Geschichte mächtig durcheinander und treffen auf viele historische Persönlichkeiten. 

    Eine Stärke des Romans: Interessant erzählt und dabei trotzdem lehrreich sowohl bezogen auf die damaligen mittel- und südamerikanischen Völker als auch bezogen auf die europäische Geschichte. Durch mein erworbenes Schulwissen hatte ich bisher nie einen so guten Überblick, wer eigentlich von wem im 15./16. Jh. Zeitgenosse war. Auch die ganzen Verbandelungen von Religion und Staat waren mir nur als Fakten bekannt, aber bisher nicht wirklich greifbar. Obwohl der Roman eine andere Geschichte erzählt, steckt viel Wahres in ihm. 

    Doch Obacht, man sollte sich nicht von den ersten Seiten des Buches abschrecken lassen. Diese sind im Stile alter nordischer Sagen geschrieben und wirken zunächst einmal sehr trocken. Das ändert sich hin zu einer lebhaften Erzählung mit dem ein oder anderen Überraschungsgast. Zum Ende hin hätte ich mir - wenn vielleicht auch im Schnelldurchlauf - eine kleine "Prognose" gewünscht, wie sich Europa und Mittel-/bzw. Südamerika über das 16.Jh. hinaus entwickelt hätten in dieser Alternativgeschichte. Wir verbringen zum Schluss sehr viel Zeit im Turm mit Michel de Montaigne, El Greco und Miguel de Cervantes, da hätte ich mir etwas mehr Ausblick auf die kommenden Jahrhunderte gewünscht. 

    Aber gut, insgesamt handelt es sich hierbei um einen gelungenen Roman, der ein interessantes Gedankenexperiment durchspielt. Europa und die Welt (aber doch vor allem Europa) hätten definitiv so einiges von den Inkas lernen können. Eine empfehlenswerte Lektüre.

  12. Cover des Buches Ungeschehene Geschichte (ISBN: 9783525340226)
  13. Cover des Buches Stimmen der Nacht (ISBN: 9783944720432)
    Thomas Ziegler

    Stimmen der Nacht

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Khaanara
    Was mich an den Roman gewundert hat, dass man wenig von Zieglers stark satirischen Sarkasmus bemerkt, wie es in Alles ist gut oder Eine Kleinigkeit für uns Reinkarnauten zum Beispiel der Fall war, oder den skurilen Humor seiner Perry Rhodan-Romane. Eher das Gegenteil war der Fall, Stimmen der Nacht nahm sich das Thema Alternativwelt ungewöhnlich ernst an, von leichten Spitzen mal abgesehen. Thomas Ziegler setzte das Thema des Jüngesten Tages sehr gut um, und das Ende überraschte. Es wird nicht genauer darauf eingegangen, wieso die Stimmen der Verstorbenen den Zugang in die reale Welt über die Kletten bekam, aber das interessiert am Ende auch garnicht mehr genau. Die Geschichte ist spannend von Anfang bis zum Ende und hat überraschende Wendungen und sie wurde sehr gut recherchiert.
  14. Cover des Buches Elleander Morning (ISBN: 9780517618578)
  15. Cover des Buches Das Tausendjährige Reich Artam (ISBN: 9783926370457)
  16. Cover des Buches Der Consul (ISBN: 9783866853560)
    Christian v. Ditfurth

    Der Consul

     (19)
    Aktuelle Rezension von: P_Gandalf

    Im November 1932 wird Adolf Hitler in einem Hotelzimmer in Weimar tot aufgefunden. Schnell steht fest; es war Mord. In den nächsten Tagen werden weitere Führer der NSDAP in Berlin ermordet.

    Kommissar Sütting steht vor der Herausforderung den oder die Mörder zu finden. Aufgrund der politischen Lage in der Endphase der Weimarer Republik eine heikle Aufgabe. Sütting will nur die Morde aufklären und gerät zusehends zwischen alle Fronten. Durch Hitlers Tod eröffnen sich schließlich ganz neue Machtperspektiven...

    Fazit:

    Ich finde den Roman wirklich sehr gelungen und lesenswert. Wie hätt sich die Weimarer Republik entwickelt, wenn Hitler auf die ein oder andere Art und Weise nicht an die Macht gekommen wäre,? 

  17. Cover des Buches SS-GB (ISBN: 9780008124878)
  18. Cover des Buches Sieg der Operation Walküre (ISBN: 9783939908760)
  19. Zeige:
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