Bücher mit dem Tag "kosmopoliten"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "kosmopoliten" gekennzeichnet haben.

5 Bücher

  1. Cover des Buches Die allertraurigste Geschichte (ISBN: 9783257070385)
    Ford Madox Ford

    Die allertraurigste Geschichte

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Buecherschmaus
    Es ist eine in vieler Hinsicht merkwürdige Geschichte, die da erzählt wird. Ob sie auch die „allertraurigste“ ist, wie der Titel ankündigt und der Erzähler beteuert, muss am Ende der Leser entscheiden.
    „Dies ist die traurigste Geschichte, die ich je gehört habe. Neun Jahre hindurch hatten wir während der Kursaison in Bad Nauheim mit den Ashburnhams in der größten Vertrautheit verkehrt – oder vielmehr in einem Verhältnis zu ihnen gestanden, das so lose und unbeschwert und doch so eng war wie das eines guten Handschuhs mit Ihrer Hand. Meine Frau und ich kannten Hauptmann und Mrs. Ashburnham so gut, wie man jemanden nur kennen kann, und doch wussten wir auch wieder gar nichts von ihnen.“
    Viele namhafte Schriftsteller, wie Graham Greene, William Carlos Williams, Ian McEwan und Julian Barnes, von dem ein kurzer Essay der vorliegenden Ausgabe als Nachwort beigefügt wurde, nennen den 1915 veröffentlichten Roman „Die allertraurigste Geschichte“ (Original „The Good Soldier“) einen der bedeutendsten und gleichzeitig fast vergessenen, zumindest zu gering geachteten englischen Romane des 20. Jahrhunderts. Genauso wie seinen Autoren Ford Maddox Ford (1873-1939).
    Merkwürdig an der Geschichte ist in erster Linie der Erzähler, der sie vor uns in einer Art Plauderton ausbreitet. Er spricht uns direkt an, auch wenn wir erfahren, dass er, John Dowell, seinerseits beschäftigungsloser Amerikanischer Millionär, sie niedergeschrieben hat, fühlt man sich als Leser, als würde einem vor dem Kamin, in der Hand einen Drink berichtet. Eine Geschichte, die der Erzähler keineswegs nur „gehört“ hat, sondern eine, in die er unmittelbar verwickelt und von der er direkt und aufs schärfste betroffen ist.
    Gleich von Beginn an weckt dieser John Dowell größte Zweifel an der Redlichkeit und Zuverlässigkeit seines Erzählens. In erster Linie geschieht das durch die unzähligen Widersprüche, in die er sich verstrickt, die manchmal diametral entgegen stehenden Behauptungen und Charakterisierungen, die er abgibt. Im oben zitierten Abschnitt ist das Verhältnis der beiden Paare „lose und unbeschwert“ (was allein durch den Fortgang der Geschichte widerlegt wird) und gleichzeitig „so eng“. Sie kannten die Ashburnhams „so gut, wie man jemanden nur kennen kann“ und „wussten auch wieder gar nichts von ihnen“. Und so widersprüchlich geht es den ganzen Roman hindurch.
    Gleichzeitig ist John Dowell alles andere als ein begnadeter Erzähler. Er schildert wirr, oftmals konfus, springt hin und her in Zeit, Ort und Handlung und will sich eine Spur zu deutlich als der gutherzige, harmlose, naive Verlierer der Geschichte darstellen.
    Dabei erscheint er mir von Beginn an nicht nur sehr unsympathisch, besonders durch die Art seiner Charakterisierung seiner Mitmenschen, sondern auch extrem verlogen. Seine Geschichte geht so:
    Er heiratet 1903 in den USA die reiche Erbin Florence und geht mit ihr auf deren Wunsch nach Europa. Die stürmische Überfahrt „erschreckt“ seine Frau derart, dass sie eine bleibende Herzschwäche erleidet, die fortan einen regelmäßigen Besuch von Kurbädern, namentlich Bad Nauheim, das in der Belle Epoque nicht nur durch sein Sprudelbad, sondern auch die Spielbank weltweiten Ruhm besaß, erforderlich macht. Weiterhin stehen Reisen nach Südfrankreich auf dem Programm. Nur die Überfahrt ins eigentlich anvisierte England, die gilt als herzbedrohend, ebenso wie jegliche körperliche Annäherung zwischen den Eheleuten. Erst sehr viel später will John von einer Affäre seiner Frau, die sie nach Europa geführt habe, erfahren haben. Bei den Kur- und Urlaubsaufenthalten kommt es zu der Bekanntschaft zu den ebenfalls sehr begüterten Engländern Edward und Leonora Ashburnham. Diese sind unlängst von einem Dienstaufenthalt des Hauptmanns in Indien nach Europa zurückgekehrt. Ähnlich wie bei Florence scheint es sich bei Edward Ashburnhams Herzschwäche aber auch nur um ein eingebildetes Leiden zu handeln.
    Hier taucht das Hauptmotiv von Ford Maddox Fords Roman auf: Sein und Schein. Scheint nämlich vorderhand alles perfekt, entspinnen sich im Hintergrund Ränke, Intrigen und Dramen riesigen Ausmaßes. Von denen Erzähler John Dowell merkwürdig emotions- und teilnahmslos (auch wenn er immer wieder die Adjektive „die arme“, „der bemitleidenswerte“ etc. benutzt) berichtet. Zwischen Edward, der bereits etliche Affären, gerne auch mit jungen unschuldigen Mädchen, hinter sich hat, und Florence entbrennt offensichtlich eine Liebesbeziehung. Oder etwa doch nicht? Man weiß es nicht so wirklich, denn wir hören nur Johns äußerst unzuverlässige Version der Geschichte. In seinem Reigen spielt noch eine von den Ashburnhams aus Indien mitgebrachte junge Frau, Maisie Maidan, und das Mündel von Leonora, Nancy, eine Rolle. Wer hier wen mit wem betrügt und wer von was etwas wusste – eine etwas undurchschaubare Angelegenheit, die durch Johns sprunghafte und unredliche Erzählweise nicht ganz klar wird. Am Ende sind jedenfalls drei der Beteiligten tot, zwei davon durch eigene Hand, eine verfällt dem Wahnsinn, Leonora, die als überzeugte Katholikin stets zu ihrem Mann gestanden, ja seine Affären offensichtlich sogar gefördert hat, ist mit guter Partie erneut verheiratet und auch John Dowell steht sich als vermögender Witwer nicht schlecht.
    „Die allertraurigste Geschichte“ – so ganz nimmt man das dem Erzähler nicht ab. Dass vieles nicht so war, wie er es gerne darstellen möchte, kann man nur vermuten. Der Text lädt ein, auf ihn von den unterschiedlichsten Perspektiven zu schauen, ihm nicht zu trauen, ihn zu hinterfragen und bietet eine Vielzahl von Deutungsmöglichkeiten an. Das macht ihn so interessant und modern. In John Dowells merkwürdig pathetischer und doch so kühler Erzählung steckt auch einiges an Witz und Ironie. Und letztlich, sie endet 1913, erahnt man darin auch ein wenig den Untergang einer Gesellschaft, der sich dann im „Großen Krieg“ manifestieren sollte. 
  2. Cover des Buches Traumtänzer (ISBN: 9783442744657)
    Edith Wharton

    Traumtänzer

     (4)
    Aktuelle Rezension von: serendipity3012
    Geld oder Liebe

    Susy und Nick sind ein junges, mittelloses Paar in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, zwei, die beliebt sind, die wohlhabende Freunde und Bekannte haben, aber nicht wirklich zu ihnen gehören. Da beiden Geld, Luxus und Amüsement über alles gehen, beschließen sie, zu heiraten und sich im ersten Jahr nach der Hochzeit von den verschiedenen vermögenden Freunden einladen zu lassen und so das Leben zu leben, das sie sich wünschen – auch wenn dies nur ein Leben auf Zeit ist. Für ihre Verbindung gilt Ähnliches: Sie versprechen einander, den jeweils anderen freizugeben, wenn dieser eine „bessere Partie“ finden sollte. Vernunft regiert also, über Gefühle sprechen die beiden kaum, obwohl sie sich aus Zuneigung füreinander entschieden haben.

    So verbringen sie ihre Zeit bei ihren Gönnern – man sonnt sich gern in Susys und Nicks Gesellschaft. Diejenigen, die schon länger verheiratet sind, deren Leben zwar von Reichtum geprägt sein mag, aber auch von Routine, genießen den frischen Wind und die beiden jungen Leute um sich herum, hoffen, dass von deren Jugend und Unbeschwertheit ein wenig auf sie abstrahlen möge. Susy und Nick müssen allerdings feststellen, dass an die großzügigen Einladungen Bedingungen geknüpft sind, - unausgesprochen, aber unmissverständlich. So kommt es zu Problemen. Wo sind die moralischen Grenzen des jungen Paares? Können sie diese Vorstellungen zurückdrängen, verleugnen? Und ist das alles dieses angenehme Leben am Ende überhaupt wert?

    „Traumtänzer“ von Edith Wharton erschien im Jahr 1922, eine erste deutsche Übersetzung erschien 1995 unter dem Titel „Der flüchtige Schimmer des Mondes“. Wharton gilt als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen Amerikas, gewann den Pulitzerpreis: Es ist eine interessante Erfahrung, eines ihrer Werke heutzutage wieder zu lesen.

    Whartons Erzähltempo ist eher gemächlich, ihre Geschichte verläuft geradlinig, sie nimmt sich Zeit dafür, über das junge Paar zu erzählen. Das führt aber auch dazu, dass sich einiges wiederholt. Der Verlauf der Geschichte ist recht früh vorauszuahnen. Wharton macht keine Schnörkel, beschränkt sich auf ein eher übersichtliches Personal und bleibt ganz bei Susy und Nick.

    Lesenswert trotz einiger kleiner Längen ist der Roman deshalb, weil Wharton es schafft, dieses Milieu, das sie selbst genau kannte, erfrischend und mit einem Augenzwinkern abzubilden, zu entlarven – und auf diese Weise auch zu kritisieren. Natürlich stellt sie die alte Frage, ob dieser äußere Schein, ob die Oberflächlichkeit das alles wert ist, ob dieses Leben glücklich machen kann. Aus heutiger (Lese-)Sicht ist das alles nicht neu und man hat es so oder ähnlich schon gelesen. Aber „Traumtänzer“ ist ein Roman, der in diese Zeit entführt, eine Geschichte, in die man schnell eintauchen und von der man sich mitreißen lassen kann.
  3. Cover des Buches Die Tagebücher (ISBN: 9783442713370)
  4. Cover des Buches Die Geschichte des Menschen (ISBN: 9783827014146)
  5. Cover des Buches Auf Messers Schneide (ISBN: 9783257200881)
    W. Somerset Maugham

    Auf Messers Schneide

     (43)
    Aktuelle Rezension von: Federfee

    Maugham, der hier nicht nur als Erzähler auftritt, sondern auch als Autor im Roman, scheint es zu lieben, Personen zu beobachten, zu beschreiben, zu beurteilen. Und das tut er ausführlich in diesem Buch. Manchmal hätte ich mir lieber selbst ein Urteil aus den Handlungen gebildet anstatt es vom Autor-Erzähler vorgesetzt zu bekommen.

    Schien zuerst der kultivierte, elegante, wohlhabende Lebemann Elliott die Hauptperson zu sein, kamen bald noch der junge Larry, Kriegspilot und jetzt 'Müßiggänger' und seine Verlobte Isabel dazu. Schnell kristallisieren sich die gegensätzlichen Standpunkte heraus: Elliott ist extrem nur an seinen Gesellschaften mit Berühmtheiten und an einem guten Leben interessiert. Auch seine Nichte Isabel vertritt ähnliche Ansichten, möchte leben, tanzen, schöne Kleider tragen. Sie ist außerdem der Meinung, dass ein junger Mann wie ihr Verlobter Larry arbeiten und damit zum Aufbau des jungen aufstrebenden Landes (USA) beitragen muss. In dieser Gesellschaft spielt Geld eine wichtige Rolle. Es bedeutet Macht und eine einflussreiche gesellschaftliche Stellung (Diogenes TB 79).

    Larry aber hat ganz andere Ansichten: er will nach Paris gehen, weil ihn dort niemand kennt und er selbst über sein Leben bestimmen kann. Isabel ist klug genug, ihn vorerst gehen zu lassen, will aber auf ihn warten. Larry hat den seltsamen Satz geäußert: 'Die Toten sehen so furchtbar tot aus, wenn sie tot sind' (Diogenes TB 75), womit er sich wahrscheinlich auf das traumatische Erlebnis des Todes seines Freundes bezieht.

    Als Isabel Larry in Paris besucht, stellt sich endgültig heraus, dass ihre Lebensvorstellungen zu unterschiedlich sind und sie trennen sich in freundschaftlichem Einvernehmen. Larry ist weiterhin auf der Suche. Nach sich selbst? Nach dem Sinn des Lebens? Er hofft, es in der Welt des Geistes zu finden, bei der Suche nach Gott, in einem elsässischen Kloster, einem indischen Aschram und hin und wieder bei harter körperliche Arbeit.

    'Ich sehe weite Länder des Geistes, die sich vor mir ausdehnen und mich locken.' (Diogenes TB 106)

    Isabel dagegen ist ihren Lebensvorstellungen ebenso treu geblieben wie ihr Onkel Elliott. Maugham erzählt ihre weiteren Lebenswege manchmal gerafft, manchmal detailliert, oft in Gesprächen anstatt in Handlungen. Dabei werden auch philosphisch anmutende Themen angerissen wie z.B. der Unterschied zwischen Liebe, Sex und Begehren.

    Sehr zutreffend sagt Maugham am Ende: 'Alle Personen bekamen, was sie wollten.' (Diogenes TB 485) Insofern sei es ein Happy End.

    Man könnte darüber diskutieren, welcher Lebensentwurf, welches gelebte Leben am besten oder am sinnvollsten ist. Aber vielleicht muss man anders fragen, nämlich welcher Lebensweg für welche Person sinnvoll oder geeignet ist. Die 'letzte Befriedigung nur im Leben des Geistes...' zu finden (Diogenes TB 484) ist nicht jedermanns Sache.

    Fazit

    Ein größtenteils kurzweilig zu lesendes Buch mit vielen Personenbeschreibungen und Charakterisierungen, streckenweise in geraffter Erzählweise und stark kontrastierenden Handlungssträngen, eingestreut philosphisch anmutende allgemeingültige Gespräche über das 'richtige Leben'. Das ist natürlich auch heute noch aktuell, hat mich aber in diesem Buch nicht sonderlich zum Weiter- und Nachdenken gebracht. Dennoch: unterhaltsam zu lesen, auf hohem sprachlichen und erzählerischen Niveau.

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks