Bücher mit dem Tag "kriegserinnerungen"
23 Bücher
- Alice Greenway
Schmale Pfade
(37)Aktuelle Rezension von: Bücherfüllhorn-BlogIch wollte schreiben, ein Buch das nicht so einfach zu lesen und zu verstehen ist. Aber das trifft es nicht ganz. Für mich ließ es sich schon flüssig lesen, wenn ich auch an manchen exotischen Vogelnamen hängenblieb. Dennoch gab es Stolperfallen, Dinge, über die ich nachdenken musste. Dinge über die ich nicht einfach so „weglesen“ wollte. Der Erzählton ist sehr ruhig und behäbig, selbst über grausame Kriegserlebnisse. Im Gegensatz dazu das Setting an der Küste Maines und auf den Salomonen-Inseln: so wunderbar maritim beschrieben, dass ich das Bootshaus von Jim augenblicklich vor Augen hatte, die Insel im Guadalcanal auf er stationiert war oder auch Cadillacs Kindheit am Meer. Es gibt Verweise und Verbindungen zu Stevensons „Schatzinsel“, vor allem Jim identifiziert sich später mit Long John Silver. All dies ist in einem ruhigen Spannungsbogen verwoben.
Die Geschichte ist gegensätzlich: idyllische Plätze wechseln mit Kriegsschauplätzen ab, ein Ornithologe ist zugleich Soldat und tötet Menschen. Liebe und Hass. Ruhe und Panik. Ich konnte am Anfang nicht absehen, wohin mich diese Geschichte führen würde, und war entsprechend überrascht. Selbst der englische Titel „Bird Skinner“ hat, wie man am Schluss erfährt, leicht abgewandelt seine Berechtigung, ebenso als ich an die Stelle kam, ab der ich mir dann den deutschen Titel, die „schmalen Pfade“ erklären konnte.
Alles in allem war die Thematik und die von der Autorin hergestellte Verbindung zwischen einem Ornithologen und der Schlacht um den Guadalcanal auf besondere Weise nachhaltig. Denn die Geschichte hat mich noch eine Zeitlang nach dem Lesen „begleitet“ und überhaupt stellenweise nachdenklich gemacht. Ich sollte jedoch vorwarnen, dass sich die Geschichte nicht jedem erschließen wird.
Ich finde sie auf alle Fälle lesenswert und vergebe vier Sterne wegen der besonderen Thematik.
- Ali Mitgutsch
Herzanzünder
(21)Aktuelle Rezension von: gst„Ich wurde also Student der Graphischen Akademie in München. Mein Leben als Künstler begann – und ein bürgerliches Dasein war damit ausgeschlossen. Meine Kindheit war zwar unwiederbringlich vorbei, aber sie war nicht verloren. Ganz im Gegenteil: Sie beschäftigte mich mein ganzes Leben lang, sie wurde meine Berufung.“ (Seite 190)
Ali Mitgutsch, geboren 1935, wurde durch seine Wimmelbilderbücher berühmt. Über 30 Jahre ist es her, dass ich ihn für meine Kinder entdeckte und zu lieben begann. Mit ihm lernte mein Nachwuchs das Sprechen und das genaue Hinsehen. Kein Wunder also, dass es mich reizte, seinen Werdegang zu erkunden.
Doch nach 190 Seiten schlug ich das Buch etwas unbefriedigt zu. Zwar gibt Ingmar Gregorzewski die Geschichten wider, die Ali Mitgutsch, der als Legastheniker besser zeichnen als schreiben kann, ihm von seiner Kindheit erzählt hat – aber von einer Biografie erwarte ich einen längeren Lebensabschnitt. Meine Erwartung war leider zu groß.
Dafür erfuhr ich, wie bei dem begnadeten Zeichner die Lust zum Erzählen in Bildern geboren wurde. Aufgewachsen im zerbombten München, in den letzten Kriegsjahren aufs Land verbannt, musste sich der etwas schüchterne und körperlich schwächliche Junge auf seine Phantasie verlassen. Als jüngster von vier Geschwistern litt er „als Kind fast ständig unter dem Gefühl, ein schlechter Mensch zu sein. Es entstand hauptsächlich durch die Religiosität meiner Mutter. Die moralischen Ansprüche für uns Kinder hingen sehr hoch, schier unerreichbar für ein wissbegieriges, lebendiges Kind“ (Seite 39)
Eines der Schlüsselerlebnisse nach dem Krieg war für den vielleicht elfjährigen Buben eine Fahrt mit dem Riesenrad auf der Auer Dult: „Von oben suchten meine Augen die Welt nach neuen, ungewohnten Bildern ab. Es waren Bilder mit vielen Details, es passiert so viel gleichzeitig, die Geschichten gingen nicht aus: Menschen liefen über den Platz, kamen zu Gruppen zusammen, lösten sich wieder auf, Kinder jagten hintereinander her, Karren wurden gezogen, eine Frau sammelte ihren Einkauf vom Pflaster und ein Junge kletterte einen Laternenpfahl hinauf.“ (Seite 95) Bei diesen Worten sieht man förmlich die späteren Wimmelbilder vor sich!
Nach und nach erfährt der Leser von diversen Streichen und Gefahren, denen er und seine Freunde im Nachkriegsmünchen ausgesetzt waren. Auch die ersten Annäherungen an die Mädchen sind beschrieben und lassen den Leser lächelnd zurück. Ein wenig wird deutlich, wie Ali Mitgutsch tickt, doch wie schon erwähnt, ist mir das nicht genug. Positiv sind allerdings noch die Fotos in der Mitte des Buches zu erwähnen. - Dennis Lehane
Shutter Island
(280)Aktuelle Rezension von: Horatio-BuecherliebeDas erste frostige und verregnete Wochenende dieses Winters. Draußen ist es früh dunkel geworden und meine neue Lektüre „Shutter Island“ von Dennis Lehane liegt schon auf dem Tisch bereit. Eine mysteriöse, fesselnde, ja auch schockierende Geschichte. Genau der richtige Roman für ein durchgelesenes Wochenende.
Der aus Boston/Massachusetts stammende Dennis Lehane war Ende der 90er Jahre mit seiner Hardboiled-Krimireihe um das toughe Ermittlerduo Kenzie und Gennaro bekannt geworden. Im Jahr 2003 veröffentlichte er dann „Shutter Island“. Obwohl dieses Buch ebenfalls einige Elemente eines Kriminalromans aufweist, fällt es schwer es einem bestimmten Genre zuzuordnen. Lehane selbst beschrieb den Roman als Mischung aus den Werken der Bronte Schwestern und dem Film „Invasion of Body Snatchers“. Das klingt zwar äußerst ambitioniert, trifft die Sache aber recht genau. Tatsächlich finden sich in „Shutter Island“ Elemente des Hardboiled-Kriminalromans, der Schauergeschichte, des Pulps und nicht zuletzt auch des Psychothrillers. Eine aufregende und raffinierte Mischung, die auch bestens funktioniert.
Wenn Sie einmal hier sind, kommen Sie nicht mehr weg.
Die Geschichte beginnt als Routinefall. Wir schreiben das Jahr 1954. Der US-Marshal Edward „Teddy“ Daniels ist vor Boston auf einer kleinen Fähre zu der in Küstennähe gelegenen Insel „Shutter Island“ unterwegs. Auf der ansonsten unbewohnten Insel befindet sich, in einer ehemaligen Kaserne untergebracht, das „Ashcliffe Hospital“. In der Sprache der Zeit eine „Nervenheilanstalt“ und „Irrenhaus für geistesgestörte Straftäter“. Eine Einrichtung für die allerschwersten Fälle des Landes.
Die Kindsmörderin Rachel Solando ist aus dem Hospital ausgebrochen. Aus einer verschlossenen Zelle, durch schwer bewachte Korridore, über eine tödliche elektrische Barriere, auf einer vom kalten Ozean umtosten unbewohnten Insel. Das klassische „Locked Room“ Szenario. Teddy Daniels hat den Auftrag, sich um den mysteriösen Fall zu kümmern. Er wird begleitet von seinem neuen Partner, dem US-Marshall Chuck Aule. Nach einer etwas wackligen Überfahrt gehen Daniels und Aule gemeinsam am kleinen Anleger der Insel von Bord. Ein schwerer Sturm ist angekündigt.
Die beiden US-Marshals werden vom stellvertretenen Direktor der Anstalt in Empfang genommen, der von mehreren „Krankenwärtern“ begleitet wird. Es befinden sich auffallend viele Wärter, Pfleger und Bedienstete in der Anlage. Die Einrichtung besteht aus drei streng voneinander abgeschotteten Bereichen. Die Stationen A und B als Männer- bzw. Frauenstationen, und die abgelegene, festungsartig gesicherte Station C für die ganz besonders schweren, gefährlichen Fälle. Der Zugang zu Station C ist strikt untersagt. Und dann gibt es da noch den unheimlichen alten Leuchtturm auf den Klippen.
Der Empfang auf der Insel fällt ausgesprochen kühl aus. Die Verantwortlichen der Anstalt treten den beiden Marshals merkwürdig distanziert, ja geradezu feindselig entgegen. Der dominante und unheimliche Anstaltsarzt Dr. Cawley kann, oder will, die rätselhaften Umstände des Verschwindens der Kindsmörderin nicht aufklären. Ganz im Gegenteil, der Fall wird immer mysteriöser. Die hochintelligente Flüchtige hat eine kryptische, verschlüsselte Botschaft hinterlassen. Ein bloßes Zahlenspiel, eine Nachricht? Und wenn ja, an wen?
Während der Sturm heraufzieht, wird auch die Atmosphäre innerhalb der Anstalt immer düsterer. Bei Daniels und Aule verstärkt sich der Verdacht, dass die ärztliche Leitung in dubiose Machenschaften und Behandlungen jenseits der Legalität verstrickt zu sein scheint. Drogenexperimente im Auftrag der Regierung, militärische Forschung an den psychisch kranken Insassen? Lobotomien und andere illegale Operationen? Und was geschieht in dem weit abgelegenen Leuchtturm?
Früh zeigt sich, dass es auch um die geistige Stabilität des Marshals Teddy Daniels nicht zum Besten zu stehen scheint. Daniels ist dekorierter Kriegsveteran, der im zweiten Weltkrieg als amerikanischer Soldat und Offizier in Deutschland gekämpft hat. Er war an der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau beteiligt und wird von Schuldgefühlen und furchtbaren Kriegserinnerungen verfolgt. Schwer traumatisiert kann er offenbar nur noch mit Mühe seinen Alltag bewältigen. Immer wieder blitzen Episoden aus dem Krieg in seinen Erinnerungen auf. Wir erfahren zudem, dass seine junge Ehefrau vor kurzer Zeit bei einem tragischen Wohnungsbrand zu Tode gekommen ist. Dieses Unglück scheint mit der Anstalt auf Shutter Island in Verbindung zu stehen. Während der Hurrikan mit voller Wucht auf die Insel trifft und diese vollständig von der Außenwelt abschneidet, dringen die beiden Marshals immer tiefer in die Anlage vor. Die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen.
„Shutter Island“ wurde äußerst geschickt aus Versatzstücken ganz unterschiedlicher, legendärer Roman- und Spielfilmklassiker zusammengesetzt. Die Referenzen, Anspielungen, Zitate und übernommenen Motive sind derart zahlreich, dass hier unmöglich auf alle eingegangen werden kann. Emily Brontes „Wuthering Heights“, Lovecrafts „Die Ratten im Gemäuer“, Kubricks „Clockwork Orange“, „Einer flog über das Kuckucksnest“ mit Jack Nicholson, Kubricks „Dr. Strangelove“ und nicht zuletzt natürlich H.G. Wells „Dr. Moreaus Insel“, die Liste der Reminiszenzen will einfach nicht enden.
Dennis Lehane ist das Kunststück gelungen, mit diesen Versatzstücken nicht einfach nur zu zitieren, sondern ein ganz neues und völlig eigenständiges Werk zu schaffen. Der Roman hat ein ganz eigenes Thema und eine eigene Aussage. Nichts wirkt in „Shutter Island“ kopiert oder zielt lediglich auf einen billigen Effekt.
Der raffiniert komponierte Roman entwickelt einen Sog, der die Lesenden tiefer und tiefer in die immer bizarre und unwirklicher erscheinende Welt der Anstalt hineinzieht. Eine intensive Atmosphäre der Paranoia und der Gewalt liegt über der Insel. Ein alptraumhaftes, dämonisches Szenario. Zu dem ständig wachsenden Gefühl allgegenwärtiger Bedrohung beginnen sich dann plötzlich auch noch die Perspektiven des Erzählers zu destabilisieren. Was ist Realität, was Paranoia? Nicht nur die beiden US-Marshals verlieren hier bald die Übersicht.
Die durchweg spannende und raffiniert aufgebaute Handlung des Romans wird schließlich von einem großartigen und entscheidenden Plot-Twist gekrönt, durch den die Geschichte noch einmal eine sehr stimmige Wendung erfährt. Sehr überzeugend gemacht.
In dem Buch „Shutter Island“ stimmt einfach alles. Das einzigartig komponierte, düstere Szenario ist auch ausgesprochen gut erzählt. Dennis Lehane ist ein meisterhafter Erzähler. Mit lässiger, teils ironischer Stimme führt er durch den Roman. Die knappe, leicht lakonische Tonlage passt ganz hervorragend zu den Geschehnissen und besonders auch zu den beiden Hardboiled-Ermittlern Daniels und Aule. Absolut gelungen.
Bei so viel Begeisterung meinerseits kann man sich denken, dass ich den Roman am Samstag und Sonntag des besagten Winterwochenendes komplett, quasi an einem Stück, zu Ende gelesen habe.
„Shutter Island“ ist eine Wucht. Düster, dämonisch, rätselhaft, spannend, intelligent und hervorragend erzählt. Eine fesselnde Lektüre. Ein Meisterwerk.
- Rudolph Herzog
Truggestalten
(6)Aktuelle Rezension von: WinfriedStanzickRudolph Herzog, Truggestalten, Galiani 2017, ISBN 978-3-86971-148-5
Nichts ist in den hier vorliegenden sieben Geschichten, dem literarischen Debüt des bekannten Filmregisseurs Rudolph Herzog, so wie zu zunächst zu sein scheint. Den Protagonisten der sieben Episoden, die sich gegenseitig kommentieren und vervollständigen, begegnen in ihrem Berliner Alltag Phänomenen und „Truggestalten“, die sie sich nicht erklären können. Diese unterschiedlichen Menschen, die alle im modernen Berlin der Gegenwart leben und arbeiten, werden, für sie zunächst unverständlich und von Herzog dem Leser sukzessive offen gelegt, mit Phänomen und Geschehnissen aus der Vergangenheit konfrontiert.
Da sieht eine amerikanische Künstlerin Blutflecken am Boden. Ei n Manager hat einen Fiebertraum, der sich gespenstisch mit vergangenen Begebenheiten deckt. Und wir erfahren in einer Episode, warum der neue Berliner Flughafen immer noch nicht eröffnet wurde.
Es sind Geschichten voller Absurditäten und Überraschungen, die mich immer wieder an die Forschungen von Lloyd de Mause und Ludwig Janus zur Psychohistorie erinnert haben, Aspekte, die man auch in den Büchern von Alice Miller findet.
Wie die Vergangenheit weiter wirkt, in Menschen, in Wohnungen, an Plätzen, wie sich die Geschichte Bahn bricht und manifestiert in zunächst unerklärlichen Phänomenen, das hat der Filmregisseur Rudolph Herzog in seinem Debüt auf eine weniger gruselige als unterhaltsam - nachdenkliche Weise erzählt. Man kann sich diese Geschichten ausnahmslos als Kurzfilme vorstellen.
- Hannes Köhler
Ein mögliches Leben
(85)Aktuelle Rezension von: Simi159Martins Großvater Franz hat einen letzten großen Wunsch. Er will eine letzte Reise machen, an den Ort, den er seit 1944 nicht mehr gesehen hat. Es ist ein verlassener Ort in Texas, Amerika, in dem Franz Kriegsgefangener war.
Martin, der Enkel, hat keine enge Bindung an Franz, kennt ihn nur aus den Erzählungen seiner Mutter, doch er läßt sich auf die Reise ein.
Stück für Stück nähern sich Enkel & Großvater an. Auch weil Martin begreift, wie es für Franz in der Fremde als Kriegsgefangener gewesen sein muss und warum er wieder zu Hause in Deutschland so schweigsam und gefühlskalt gegenüber seiner Frau und Martins Mutter war.
Als Leser ist man gefordert, den ersten Teil durchzuhalten, denn es braucht etwas bis sich der Sog dieser Geschichte entwickelt, bis man nicht mehr aufhören kann zu lesen. Es ist spannend wie auch berührend, selbst wenn man weiß, dass Franz überlebt.
Hannes Köhler wird die Geschichte vieler Familien hier aufgeschrieben haben, auch wenn unsere Großväter nicht in den USA in Gefangenschaft waren, so waren sie doch vom Krieg gezeichnet und ebenso schweigsam und abweisend wie Franz. Viele fehlten wohl die Worte, das erlebte, das Grauen zu teilen. Nur selten blitzten diese Dinge bei meinen Großeltern auf. Doch nach der Lektüre dieses Buches habe ich das Gefühl sie ein bisschen besser zu verstehen, auch wenn ich nicht mehr fragen kann….
4 STERNE
- Ella Theiss
Neben der Spur
(14)Aktuelle Rezension von: schlumelineKaro Rosenkranz ist freie Journalistin und träumt von der großen Karriere. Doch auch und vielleicht gerade in der Journalismusbranche muss man sich zunächst auch einfacheren Themen widmen und so erhält Karo den Auftrag über den 100. Geburtstag von Hermann Hepp, Seniorchef einer Biosuppenfirma, zu berichten. Beim Firmengelände angekommen muss Karo feststellen, dass aus dem Bericht nichts wird, weil dort ein Sprengstoffanschlag verübt wurde, bei dem zum Glück nur Hühner ihr Leben gelassen haben. Diesem neuen, viel interessanterem Thema soll sich aber ein Kollege Karos widmen. Dennoch ist Karos Neugier geweckt. Als die Firma Hepp für die firmeneigene PR-Abteilung einen Mitarbeiter bzw. eine Mitarbeiterin sucht, wittert Karo ihre Chance. Sie wird eingestellt und erfährt nun aus erster Hand was in der Firma so los ist. Kann es denn wirklich sein, dass der Firmenerbe Valentin Hepp in den Sprengstoffanschlag verwickelt ist? Eigentlich soll er sich nämlich auf dem Jakobsweg befinden und die Familie ist davon überzeugt. Warum hielten sich eigentlich Hühner auf dem Firmengelände auf und was ist das für ein neues Projekt, das die Firma im nahe gelegenen Ausland plant? Und was hat es eigentlich mit den Dingen auf sich, die Hermann Hepp über seine Vergangenheit erzählt. Manches passt hier einfach nicht zusammen. Soll hier etwas geheim gehalten werden? Bei ihren Recherchen gerät Karo in große Gefahr, aber sie folgt ihrem Vorbild Günter Wallraff. Ganz nebenher verliebt sich Karo auch noch ein wenig und kümmert sich um das autistische Kind ihrer Nachbarin. Eine Frau für alle Fälle ist sie also, diese Protagonistin, die Ella Theiss in ihrem Kriminalroman „Neben der Spur“ in Sachen Biosuppenfirma recherchieren lässt. Die Themenauswahl ist rundum gelungen. Der Roman ist spannend, weist einen realistischen Hintergrund auf, führt den Leser zurück in die nationalsozialistische Vergangenheit und hält was er verspricht. Hier ist so mancher und so manches „Neben der Spur“. - Arno Geiger
Der alte König in seinem Exil
(33)Aktuelle Rezension von: cherborgIch habe das Buch nach langer Zeit ausgelesen. Es lag nach dem ersten Leserausch Jahre auf meinem Nachttisch. Es behandelt ein Thema, das schwer zu verarbeiten ist, die Demenzkrankheit eines nahen Angehörigen. Ich habe sehr viel aus diesem Buch gezogen, denn der Autor schafft es, sich der Demenz seines Vaters mit hoher Empathie und Verständnis zu nähern. Es ist berührend, wie offen Vater und Sohn im Angesicht der Krankheit darüber sprechen können, was sonst meist ungesagt bleibt. Es geht also um die letzten Dinge, und für mich ganz stark darum, dass selbst wenn das Gedächtnis versagt, die Gefühle bleiben. Und das ist alles, was zählt. - Willy Peter Reese
Mir selber seltsam fremd
(16)Aktuelle Rezension von: LesemäuslaAuthentisch und schockierend. Wieder einmal wird einen die Sinnlosigkeit des Krieges vor Augen geführt. Wer dieses Buch gelesen hat, wird es nicht mehr vergessen! - Anne-Gine Goemans
Honolulu King
(24)Aktuelle Rezension von: aba"Als Hardy Hardy schließlich sprach, wünschten alle aus tiefstem Herzen, er hätte den Mund gehalten."
Hardy Hardy (ja, so heißt er wirklich) betreibt einen kleinen Laden in Harlem. Eigentlich ist das ein "Toko", eine Art Kiosk mit Imbiss, wie es davon viele in Indonesien gibt. Denn Hardy ist ein sogenannter "Indo", ein Indonesier niederländischer Abstammung. In Indonesien und auch später in den Niederlanden Teil einer Minderheit.
Sein richtiges Zuhause war seine Ehefrau, mit der er viele glückliche Jahre verbrachte, und mit der er eine einzige Tochter hat, die sich aber für ihren Vater schämt, und eine Enkelin, die gern an seiner Seite ist.
Hardy beschäftigt sich auch mit hawaiianischer Musik, lange Zeit hat er in einer Band gespielt, die "Honolulu Kings", die mit einem "One-Hit-Wonder" zu einer flüchtigen Berühmtheit geworden sind. Aber da ist noch etwas, was Hardy beschäftigt: das Schicksal der Indonesier, die in den Niederlanden leben. Er fühlt sich dazu verpflichtet, zu sorgen, dass diese Menschen zu Wort kommen. Aber warum? Was treibt ihn dazu? Was hat er erlebt, was getan? Oder nicht getan?
Anne-Gine Goemans hat mit Hardy eine Figur geschaffen, die mir ans Herzen gewachsen ist.
Hardy leidet so viel. Er verliert allmählich sein Zuhause, er fühlt sich nicht mehr zu irgendwas dazu gehörig. Der Grund ist die Demenz, an der seine Frau leidet. Mit jedem Tag, der vergeht, entfernt sie sich mehr und mehr von ihm, sie lässt ihn allein, allein mit seinen Problemen, mit dem Toko, den sie zusammen aufgebaut und betrieben haben, mit der Musik.
Bis in die 40er Jahre war Indonesien eine niederländische Kolonie. Vieles, was in dieser Zeit passiert ist, ist den Meisten unbekannt. Zum Beispiel die Zeit, als Indonesien von den Japanern im Zweiten Weltkrieg okkupiert wurde. Sogar viele Niederländer sind sich nicht darüber bewusst, wie ihre Landsleute darunter gelitten haben. Hardy dokumentiert dieses Stück Geschichte, verleiht den Opfern eine Stimme und gibt den Tätern ein Gesicht.
Anne-Gine Goemans hat mich unterhalten und tief berührt. Hardy und seine Sehnsucht nach seiner Frau, seine alten Freunde, der Imbiss als letzte Bastion im Kampf gegen die Ungerechtigkeit der Japaner… Am Ende zieht die Autorin ein As aus dem Ärmel und sorgt auf diese Weise für eine unglaubliche und schockierende Wendung, die alles, was man vorher gelesen hat, in Frage stellt und mich wirklich überrascht und so lange beschäftigt hat, dass ich mit fast jedem, den ich kenne, darüber sprechen musste.
Tokos in den Niederlanden und auf niederländischen Inseln kenne ich zuhauf. Aber nach dem Lesen dieses Buches werde ich bei jedem Besuch eines Tokos etwas mehr Zeit darin verbringen und an Hardy denken. - Donna Milner
Der Tag, an dem Marilyn starb
(86)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderNachdem Lucy Coulter bei einem Unfall ums Leben kommt, steht ihre Familie vor vielen Fragen und kann mit ihrer Trauer zum Teil erst nicht umgehen. Die Kinder versuchen den Vater aufzubauen und er findet keinen Weg für die Kinder da zu sein. Hat er doch seiner Frau nie die Wahrheit über sich erzählt und das nagt nun an ihm. Stück für Stück finden aber alle Familienmitglieder einen Weg mit der Situation und dem Verlust umzugehen und zeigen den Anderen, dass es immer weiter geht.
Donna Milner hat wie schon in River einen netten Familienroman geschrieben, aber leider kann sie ihre eigene aufgebaute Dramatik nicht ausbauen, die Spannung nicht aufrecht erhalten und driftet immer wieder in seichte Unterhaltung ab. Sehr schade.
- Armin D Lehmann
Der letzte Befehl
(4)Aktuelle Rezension von: nicIn "der letzte Befehl" erzählt Armin D. Lehmann über sein Leben zu Kriegszeiten und seinem Aufstieg von der Hitlerjugend zum Melder für den Führer, erlebt sogar die letzten Tage im Bunker mit, den Selbstmord Hitlers und seiner Frau Eva Braun und wird am Ende nochmal schwer verletzt an der Wirbelsäule aus den Trümmern ausgegraben und überlebt. Armin D. Lehmann wird von frühester Kindheit an vom Vater geimpft, erlebt und hört nichts anderes, als dass Deutsche die besseren Menschen sind, dass Deutschland eine Weltmacht werden wird und Juden, Zigeuner und andere Rassen unrein sind und ausgerottet werden müssen. Seine ganze Familie rennt Adolf Hitler blind hinterher, verehrt ihn und duldet keine andere Meinung. Zumindest Armins Vater ist ein eiskalter Faschist, eine Art Mensch, die immer ihren Vorteil sucht, ohne Rücksicht auf Verluste (nach dem Krieg hat er dann ganz feige seine Schandtaten verschwiegen und Wahrheiten verdreht). Es ist erschreckend, wie immer, wenn ein Kind, wenn überhaupt jemand blind einem Führer hinterherrennt und selbst am Ende noch darauf vertraut, der Sieg stehe bevor, obwohl alles schon verloren war. Dass man selbst daran glauben kann, einer besseren, der einzig wahren Rasse anzugehören und andere seien weniger wert als man selbst, dass man sein Leben für einen Führer und fürs Vaterland geben würde, und dass man töten würde, und das als Kind, als Jugendlicher, schockiert mich immer noch, auch wenn ich schon viele Bücher dieser Art gelesen habe. Dennoch - Lehmann beschönigt nichts und redet sich nicht heraus. Man nimmt ihm ab, dass er kein Monster sein wollte. Auf menschliche Weise schildert er die Zeit kurz vor seinem Eintritt in den Krieg bis zu seinem Leben danach, er ist nach Amerika ausgewandert und berichtet dort von seinen Erlebnissen und tritt nun für Menschenrechte, Frieden und Freiheit ein. Ich habe aus dem Buch sehr viel erfahren, was ich bisher noch nicht wusste, und wie Lehmann am Ende einen Kritiker zitiert, sollte das Buch vl. in Schulen gelesen werden, um aufzuklären. Finde ich auch. - Manuela Golz
Sturmvögel
(140)Aktuelle Rezension von: gsimakMeine Meinung:
Eine Lebensgeschichte, die ich so schnell nicht vergesse.
Ich habe mich komplett in diese warmherzige Geschichte verliebt. Das ist größtenteils Emmy geschuldet. Das Mundwerk der alten Dame hat mich mehrmals schallend zum lachen gebracht. Und glaubt ja nicht, dass das Leben der 87jährigen ein Zuckerschlecken war. Im Gegenteil! So manch einer wäre an den Herausforderungen gescheitert.
Die Geschichte beginnt 1994 in Berlin. Wir lernen eine zufriedene Emmy kennen, die nicht mit der Endlichkeit ihres Lebens hadert. Die in ihrer kleinen Zweizimmerwohnung die Vögel auf dem Balkon beobachtet und ihre Schogetten genießt. Niemals nein zu einem guten Tröpfchen Wein sagt. Die alte Dame hat ein sehr großes Geheimnis. Oder sollte ich lieber sagen zwei?
1901-1995
Emmy wurde auf einer kleine Nordseeinsel geboren. Ihre Eltern und drei Schwestern hatte sie abgöttisch geliebt. Das Leben auf dem elterlichen Hof empfand Emmy harmonisch. Nach dem Tod beider Elternteile wurden die vier Schwestern auseinandergerissen. Die 14jährige Emmy wurde nach Berlin in einen Banker Haushalt als Dienstmädchen gebracht. Dort lernt sie auch ihren zukünftigen Ehemann kennen, mit dem sie drei Töchter haben wird.
Der geballte Humor und die positive Ausstrahlung sind auf jeder Seite zu spüren. Zwei Kriege, Standesdünkel und Hungersnot konnten die starke Emmy nicht unterkriegen. Ihr loses Mundwerk hatte sie nie in Zaum gehalten. Ihr Herz stets auf der Zunge getragen. Ihren trockenen Humor und ihre Herzlichkeit werde ich nie vergessen. Es gibt einige Zitate in diesem Buch, welche meine Lachmuskeln arg strapaziert haben.
Emmy ist eine Frau, die bestimmt jeder Mensch gerne im realen Leben um sich hätte. Dazu noch ihre beste Freundin Marianne aus München. Das Urviech war Hebamme und hat alle drei Töchter von Emmy auf die Welt geholt. Die beiden Frauen haben zusammen gehalten wie Pech und Schwefel. Egal wie beschwerlich das Leben gerade war. Was nicht gepasst hat, wurde weitgehend passend gemacht.
Fazit:
Ich durfte das wilde Leben der 20er in Berlin genießen. Musste zwei Weltkriege miterleben. Aber das Beste an diesem Roman: Ich habe Emmy kennengelernt.
Lieblingszitat:
>> .... Audrey Hepburn, Jaqueline Kennedy und Heinz Rühmann sind tot, und unsereins riecht auch schon nach Erde.<<
Danke Manuela Golz, für diese warmherzige und spannende Geschichte.
- Heike Fröhling
Winterfrau und Frühlingsmädchen
(19)Aktuelle Rezension von: Mimmicita«Winterfrau und Frühlingsmädchen» von Heike Fröhling ist im Januar 2018 erschienen und umfasst 248 Seiten.
Inhalt
Hanna ist die Tochter von zwei Kinderärzten und wohnt zusammen mit ihnen und ihrer Oma Marianne in einem schönen Haus. Die Eltern haben für die Unentschlossenheit ihrer Tochter betreffend ihrer Zukunft kein wirkliches Verständnis und sähen sie gerne in einem Studium als angehende Ärztin und Nachfolgerin der eigenen Familienpraxis. Hanna reist jedoch lieber herum und kann sich einfach nicht entscheiden, was sie machen will.
Plötzlich klingelt es an der Türe. Eine alte, zerbrechlich wirkende Dame steht an der Türe und behauptet, die Mutter von Hannas Oma zu sein. Die Familie ist schockiert und glauben der alten Frau nicht. Hanna fühlt sich jedoch sofort zu ihr hingezogen. Noch bevor Else wieder nach Italien abreisen kann, gelingt es Hanna Kontakt zu ihr aufnehmen und hört sich in Ruhe erstmal an, was sie zu erzählen hat. Hanna beschliesst anschliessend sogar, Else zurück nach Ligurien in Italien zu begleiten. Dort erkennt Hanna langsam was ihre wirklichen Wünsche sind und was sie in Zukunft gerne machen will.
Mit Elses Auftreten ändert sich also das Leben der gesamten Familie. Hannas Oma erfährt, dass ihre Mutter Alma, gar nicht ihre leibliche Mutter ist. Aber auch Hannas Mutter muss zusehen, wie ihre Tochter den eigenen Weg des Lebens geht. Wird sie endlich einsehen und akzeptieren, dass sie ihre Tochter zu nichts dängen kann?
Meine Meinung
Das Cover versetzt einen umgehend in Urlaubslaune und man denkt an einen schönen Ort in Italien am Meer. Das Cover passt auf jeden Fall sehr gut zur Geschichte! Unter dem Titel konnte ich mir anfänglich nicht sehr viel vorstellen. Mich hat ehrlichgesagt der Klappentext eher dazu bewogen, die Geschichte zu lesen.
Das Buch ist quasi in zwei Geschichten unterteilt, die miteinander zusammenhängen. Einerseits berichtet sie über die junge Hanna, die noch nicht so weiss, was sie im Leben will. Andererseits spielt die Geschichte im Jahre 1943 als der Weltkrieg herrscht und wir erfahren was Else Ferrando geb. Wagner schlimmes erlebt. Wir erfahren wie Else ihre erste grosse Liebe trifft, den älteren Alfred, von welchem sie ungewollt schwanger wird. Da sie keine Unterstützung von ihrer Familie findet, sondern ihr sogar gedroht wir, das Kind wegzunehmen, gibt sie ihr Kind direkt nach der Geburt schweren Herzens ihrer Klavierlehrer und Anvertrauten Alma ab. Jahre später trifft sie auf Antonio, mit ihm fängt sie ein neues Leben in Italien an. Heike Fröhling versteht es, die schweren und dunklen Kapitel perfekt anzuschneiden und auch dem Leser wieder zu spiegeln, welch schlimme Erfahrungen Else machen musste.
Der Teil, der sich in der Gegenwart abspielt, handelt meistens von Hanna, die ihren Weg zu sich selbst sucht. Als sie sich zusammen mit Else, ihrer Uroma, nach Italien begibt, findet sie nicht nur ihre Lebensaufgabe, sondern auch noch die grosse Liebe.
Der Autorin versteht es sehr gut, ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Man kann sich sehr gut in sie reinversetzen und fühlt mit ihnen. Heikes Fröhling versteht es aufgrund von ihrer Schreibweise dem Leser Bilder vor die Augen zu zaubern.
Fazit
Für mich ist «Winterfrau und Frühlingsmädchen» eine sehr schöne aber auch tiefgründige und sehr emotionale Familiensaga. Sie zeigt ein sehr dunkles Kapitel auf, was einem sehr zum Nachdenken bewegt, andererseits steckt in der Geschichte auch viel Mut und Hoffnung und zeigt auf, wie eine Familie über mehrere Generationen neu zueinander finden kann. Der Generationskonflikt wird sehr gut aufgezeigt. Wie so oft im Leben haben Eltern meist andere Wünsche für die Zukunft ihrer Kinder und die Kinder stossen oft auf Widerstand, wenn sie ihre eigenen Wünsche verfolgen wollen.
Das Buch hat mir gut gefallen und hat mir schöne Lesestunden bereitet. Ich gebe dem Buch sehr gerne 4 von 5 Sterne und bedanke ich ganz herzlich bei der Autorin, dass ich dieses Buch lesen durfte! - Philippe Georget
Wetterleuchten im Roussillon (Roussillon-Krimi 2)
(36)Aktuelle Rezension von: djojoGerade noch begleitete Gilles Sebag seine Tochter zur Beisetzung eines Klassenkameraden der bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Da wird er zu einem Mordfall gerufen: ein älterer Rentner wurde erschossen in seiner Wohnung aufgefunden. Spuren vor Ort lassen auf einen Zusammenhang schließen, der weit in die Vergangenheit zurückreicht. Der Rentner hatte offenbar mit einer geheimen Armee zu Zeiten des Krieges am Ende der Kolonialherrschaft Frankreichs in Algerien zu tun. War er etwa Mitglied dieser Armee? Hat er etwa in diesem Krieg viele Menschenleben auf dem Gewissen? Doch wer wird sich jetzt nach über 50 Jahren an einem alten Mann rächen?
Fragen über Fragen beschäftigen Gilles Sebag und seine Kollegen. Als dann ein zweiter Mord passiert, gewinnt die gesamte Ermittlung an Brisanz. Denn nach wie vor tappen die Ermittler im Dunkeln bei der Suche nach einem Motiv. Parallel dazu nagen an Gilles Sebag die Zweifel an der Treue seiner Frau. Doch er traut sich weder in Ihren Sachen zu stöbern und im privaten Umfeld „zu ermitteln“ noch eine offene Aussprache herbeizuführen. Doch er spürt, dass irgendetwas nicht stimmt. Und er spürt auch, dass er irgendwann Klarheit schaffen muss.
„»Woran denkst du?« – Langsam drehte er sich um und deutete ein Lächeln an. »Ich denke nicht, ich träume.«“ (S. 309)
Schon im ersten Roman um Inspecteur Sebag („Dreimal schwarzer Kater“, erschienen 2014 im Ullstein Verlag) kann der Leser bestaunen wie menschlich, und doch geschickt und manchmal sogar listig die Ermittlungen im französischen Roussillon laufen können. Mit Mitgefühl, Verständnis und vielen Gedanken an die Hintergründe erforscht Sebag geradezu die Ursachen und Motive einzelner Personen. Es gelingt ihm sich in fremde Sichtweisen hineinzuversetzen und gleichzeitig auch noch den Leser auf diese Reisen mitzunehmen. Dabei scheinen dem Autor keine Grenzen gesetzt zu sein, ob es sich um Verbrecher, ja sogar Kriegsverbrecher, die Familie des Inspecteurs oder schlicht geschichtliche Hintergründe handelt spielt keine Rolle.
Diese Besonderheit hat auch ihren Preis. Zu mühsam wird die Spannung aufgebaut und zu lange dauert es bis der nach Spannung suchende Leser richtig mitfiebern kann. Am Ende muss deshalb auch in die klassische Trickkiste der Verheimlichung von Details vor dem Leser gegriffen werden, was mir leider ein wenig den Spaß an diesem Roman geraubt hat. Aber nur ein klein wenig. Der zweite Fall von Gilles Sebag bleibt ein gelungener und unterhaltsamer Krimi, der den Leser in den Süden Frankreichs, ja fast schon bis über die spanische Grenze entführt. - Peter Masters
Kommando der Verfolgten
(1)Aktuelle Rezension von: Jens65zum Inhalt : Von einer der vielen kleineren, weitgehend unbekannten Episoden aus dem Zweiten Weltkrieg -- ohne die diese Auseinandersetzung jedoch anders verlaufen wäre -- berichtet dieses Buch. Es ist die Geschichte eines ganz speziellen Kommandotrupps der britischen Armee. Die Mitglieder des "3 Troop, 10 Inter-Allied Commando" waren allesamt Juden, die vor dem Nazi-Terror nach England geflüchtet waren und dort als Ausländer in der Armee dienten. Autor Peter Masters gehörte selbst dieser Einheit an und beginnt seine Geschichte mit der Flucht von Wien nach Großbritannien, wo er sich zum Militärdienst meldete und aufgrund seiner Deutschkenntnisse dem strenggeheimen Trupp zugeteilt wurde. Der erste große Teil des Buches ist der strapaziösen Ausbildung gewidmet: Konditionstraining, Schußwaffengebrauch, Fallschirmspringen -- das Training ist vielfältig und ereignisreich. Masters schildert dabei aber auch private Begebenheiten wie seine kurze Liebelei mit einem Kindermädchen. Die anstrengende Ausbildung macht sich bezahlt, als der Trupp am 6. Juni 1944 während des "D-Day" zusammen mit zigtausend anderen alliierten Soldaten die Strände der Normandie erstürmt. Hier an kriegsentscheidender Stelle erlebt Masters seine ersten Kampfeinsätze. Spähtrupps, Kommandounternehmen und der Frontalltag bilden die zweite Hälfte seines Bandes -- die Beschreibung der Zeit bis Kriegsende. "Pazifisten wurden zu grimmig entschlossenen Kriegern", sagt Masters über seine Wandlung vom normalen Jugendlichen zum Kommandosoldaten. Sein Buch, mehr Erlebnisbericht denn historische Aufarbeitung, macht diesen Wandel durch die vielen persönlichen Geschichten nachvollziehbar. Dabei kommt zwar manchmal etwas Soldatenromantik auf, aber der subjektive Erzählstil Masters rechtfertigt dies. Er berichtet eben aus der Sicht des normalen Soldaten und stellt einzelne Ereignisse und nicht die große Strategie in den Mittelpunkt. --Joachim Hohwieler ( Amazon- Redaktion ) Die Nick Adams Stories. Mit einem Vorwort von Philip Young. Deutsch von Annemarie Horschitz-Horst und Richard K. Flesch.
(1)Noch keine Rezension vorhanden- Herbert A. Werner
Die eisernen Särge
(5)Aktuelle Rezension von: Jens65Der Autor zeigt anhand seines Schicksales den Alltag der U-Boot Waffe im 2. Weltkrieg. Es gelingt ihm dabei, das "normale" Leben im Kriegsdeutschland und dem besetzten Frankreich, sowie den Alltag auf einen U-Boot im Fronteinsatz gut wiederzugeben. Besonders gefielen mir auch die technischen Erläuterungen zu den U-Booten. Für mich ist dieses Buch besser als manches Geschichtsbuch !! Ich kann dieses Buch mit gutem Gewissen weiterempfehlen. - René Gummelt
Prägung
(2)Aktuelle Rezension von: pardenHIER STECKT MEHR DRIN ALS AUF DEN ERSTEN BLICK ERKENNBAR IST...
Prägungen bestimmen das Leben von Joachim Zintel. Der Berliner Künstler, der zu den Vertretern der konkreten Kunst zählt, ist mit Jahrgang 1939 ein Kriegskind, das von Kriegsgeschehnissen heimgesucht und nachhaltig geprägt wurde. Diese Prägung hat er nun zum Thema gemacht. In langen Gesprächen mit dem Autor René Gummelt hat Joachim Zintel seine Vergangenheit analysiert und versucht, die Ereignisse von damals aufzuarbeiten. Dabei wurde nicht nur das Kriegstrauma, sondern auch die Prägung an sich thematisiert und künstlerisch auf verschiedene Weise verarbeitet.
Die drei beteiligten Künstler sind zugleich Vertreter dreier Generationen, die verschiedene Sichtweisen auf den Krieg haben und auch zeitbedingt unterschiedlich geprägt wurden. Jeder für sich fand eine andere Ausdrucksform, mit Erfahrung und Inspiration umzugehen. Der bildende Künstler, der Autor und der Musiker nahmen sich des Themas an und verarbeiteten es auf ihre Weise. René Gummelt adaptierte und verdichtete die Erzählungen von Joachim Zintel, und Georg von Weihersberg improvisierte zu den eingesprochenen Passagen Musikstücke am Klavier.
"Die Prägung. Sie verfolgt seit Jahrzehnten den Jungen in mir. Immer wiederkehrende Momente der Kriegszeit flimmern auf, versuchen mich einzuholen. Und ich versuche abwechselnd, mich diesen vergangenen Tagen zu stellen und weiter vor dem Erinnern davonzulaufen."
Zugegeben, als ich das Büchlein auspackte, war ich anfangs etwas ernüchtert. Natürlich kannte ich das eher spröde gestaltete Cover schon, und auch der geringe Umfang von gerade einmal 64 Seiten war mir bekannt. Doch als ich das Buch schließlich in der Hand hielt, kaum größer als eine CD-Hülle, hatte ich doch das Gefühl, dass dies ein kurzes Vergnügen würde. Aber weit gefehlt.
Je mehr ich mich mit diesem Buch beschäftigte, desto mehr Details fielen mir auf, die so überaus passend zur Gestaltung beitragen und zeigen, wie liebevoll und durchdacht hier konzipiert wurde.
Es gibt hier kein Vorwort, der Leser wird gleich in medias res geworfen. Kurze Texte, Erinnerungen von Joachim Zintel an die Kriegszeit und die Folgen für sein Leben, aufgegriffen, literarisch verarbeitet und verdichtet von René Gummelt. Den Texten gegenübergestellt sind Abbilungen wie auf dem Cover, die auf der anderen Seite durchscheinen - ebenfalls eine Prägung. Im Anschluss gibt es ein Nachwort des Autors und eine aufgezeichnete Unterhaltung zwischen den drei am Projekt beteiligten Künstlern.
Bereits die Texte in Verbindung mit den Illustrationen fand ich sehr eindringlich, aber es gibt hier noch eine CD (50 Minuten), auf der einzelne der abgedruckten Texte von René Gummelt eingelesen sind, untermalt von improvisierten Klavierklängen, eingespielt von Georg von Weihersberg. Die Stimmung, die dadurch entsteht, ist überaus intensiv, die Klänge meist leise und in Moll gehalten, zwischendurch kurz ein Motiv der Nationalhymne, dann wieder dahinplätschernd, um unversehens durch einen harten Akkord aufzuschrecken. Auch kurze Auszüge von Reden von Hitler, Goebbels u.a.m. sind hier zu hören.
Alles in allem ein Projekt, dem man das Herzblut der Beteiligten anmerkt. Es lohnt sich unbedingt, hinter das eher unscheinbare Cover zu blicken und dem Büchlein eine Chance zu geben. Ein ungewöhnliches Buch 'Gegen das Vergessen'. Ein leises, aber künstlerisch hochwertiges Mahnmal gegen den Krieg.
© Parden
- Jörn Roes
Freiwillig in den Krieg
(1)Aktuelle Rezension von: HoldenPersönliche Erinnerungen an den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg, aufgeschrieben vom Enkel: Der junge Wilhelm meldet sich freiwillig zur Waffen-SS, um der Armut und dem harten Leben eines Schiffsjungen zu entgehen. Aber der harte Drill und die ersten Kriegserfahrungen stellen diese Entscheidung rasch als Fehler heraus. Eine gelungene Dokumentation der Kriegserlebnisse eines Einzelnen. - Hans Peter Richter
Die Zeit der jungen Soldaten
(3)Aktuelle Rezension von: HoldenDas Buch schildert die Kriegserlebnisse des Autors während des 2. Weltkriegs, als der Autor sich zunächst während seiner Zwangsferien freiwillig meldet und nach schwerer Verwundung des Krieg schließlich als Frontoffizeir beendet. Darüber wird die Verrohung deutlich, indem der aufgeweckte Junge zu einem blanken Opportunisten wird. Das Ganze ist ein Jugendbuch, ich hätte das alles gern etwas umfangreicher gehabt. - 8
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