Bücher mit dem Tag "kriegstraumata"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "kriegstraumata" gekennzeichnet haben.

22 Bücher

  1. Cover des Buches Altes Land (ISBN: 9783328602101)
    Dörte Hansen

    Altes Land

     (715)
    Aktuelle Rezension von: Imke_Brunn

    Vera kommt als Flüchtlingskind mit ihrer Mutter au Ostpreußen auf den Hof im Alten Land. Der Sohn der Besitzerin, schwer kriegstraumatisiert, bleibt mit Vera dort, dachdem Veras Mutter ihn verlassen hat. Veras Halbschwester bekommt 2 Kinder, einen hochbegabten Künstler und eine begabte Tochter, die im Schatten des jüngeren Bruders steht. Diese junge Frau zieht nach gescheiterter Beziehung mit dem kleinen Sohn zu Vera auf den alten Hof. Ein weiterer Hnadlungsstrang beschäftigt sich mit einem städtischen Autor, der sich über das Landleben lustig macht, dafür aber von den "Bauernflegeln" aufgezogen wird, ohne dass er es merkt.

    Die Geschichte lebt von den Gegensätzen in den Zeiten und von Stadt-Land, gebildet-einfacheren Menschen in vielen Facetten.

    Für mich waren viele der Handlungsstränge nicht wirklich auserzählt und manches nur angedeutet.

  2. Cover des Buches Aktenzeichen Tod (ISBN: B00WTDKY34)
    René Junge

    Aktenzeichen Tod

     (18)
    Aktuelle Rezension von: annlu

    „Geschichte wiederholt sich nicht? Wer sagt das? ICH wiederhole die Geschichte.“


    Der ehemalige Soldat Simon Stark lebt auf der Straße und verdrängt mit Alkohol seine Erinnerungen. Als Obdachlose verschwinden und seine neue Bekannte Sophie Palmer vom Hilfe-Bus in Schwierigkeiten gerät, muss er sich an seine Ausbildung erinnern und den Soldaten in ihm wieder zum Leben erwecken. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.



    Selten wurde ich mit einem Hauptcharakter wie Simon Stark konfrontiert: traumatisch Erlebnisse aus Afghanistan verfolgen ihn, er wird von seinem Alkoholismus – inklusive einer destruktiven Stimme in seinem Inneren – verführt und lebt unter der Brücke. Sophie bringt zwar einen Gegenpunkt dazu, schließlich ist sie in einer gutsituierten Familie aufgewachsen und hat eine Hilfsorganisation aufgebaut, ihr Charakter bleibt aber etwas farblos und geht in den actiongeladenen Szenen unter.


    Schon bald werden auch die Gegenspieler vorgestellt, sodass der Leser gleich schon in die hochtrabenden Pläne eingeweiht wird. Diese basieren auf die Naziideologie und den Euthanasiegedanken, was ein schweres Thema darstellte. Allerdings wurden damit die Gegner auch gleich als die „Bösen“ dargestellt. Für mich war das fast zu klischeehaft, da man nur ihre schlechten Absichten erfuhr, aber wenig über ihre Psyche.


    Manche der Themen haben mich sehr angesprochen. So fand ich es interessant die Obdachlosen hier in den Mittelpunkt zu stellen und mit Simon auch einen unter ihnen kennenzulernen. In anderen Krimis sind sie öfters Opfer, nie aber Hauptcharakter. Erwähnt wurde auch, wie schnell und wie unverschuldet man selbst alles verlieren kann. Besonders interessant fand ich auch, wie unterschiedliche Begegnungen mit den auf der Straße lebenden verlaufen konnten – von Hooliganangriffen über Nichtbeachtung bis zu netten Plaudereien war alles mit dabei. Auch die Themen Traumabelastung bei Soldaten und Alkoholismus empfand ich als schwierig aber durchaus interessant.


    Die Umsetzung der Geschichte konnte mich leider nicht immer erreichen. Dafür basierte sie zu sehr auf Action und erinnerte viel zu oft an einen Hollywood – Streifen. Simon als ehemaligen Soldaten konnte ich seinen Kampf ja noch abkaufen, aber bisher friedliebende Zivilisten mit Waffen auf eine Geheimagentenmission zu schicken war mir doch zu übertrieben. Ebenso musste ich die rasante Verfolgungsjagd mit der Polizei und die vielen Schusswechsel inklusive jeder Menge Toter waren mir doch zu unrealistisch.


    Fazit: Viele interessante Themen wurden aufgegriffen – für mich war aber zu viel Hollywood-Action-Streifen-Feeling mit dabei.

  3. Cover des Buches Abingdon Hall - Stürmische Zeiten (ISBN: 9783442383078)
    Phillip Rock

    Abingdon Hall - Stürmische Zeiten

     (11)
    Aktuelle Rezension von: engineerwife
    Dieser zweite Teil der Trilogie um Abingdon Hall lag schon eine ganze Weile auf meinem SUB und starrte mich immer wieder vorwurfsvoll an. Schließlich hatte es gewirkt, nun war er fällig. Etwas vorsichtig wagte ich mich an diese Lektüre, fand ich den ersten Teil doch recht schwer zu lesen. Umso positiver überrascht war ich deshalb von diesem Buch. Es gelang mir ohne Probleme an der ersten Geschichte anzuknüpfen und mir gefiel die Schreibweise um Längen besser. Die Protagonisten waren fast durch die Bank sympathisch und machten es mir mit ihrer jungen, frischen Art leicht, der Storyline zu folgen. Doch auch die Spuren des vergangenen Krieges waren noch überall sichtbar und die Männer, die die Schlachten überlebt haben, kämpfen mehr oder weniger schlimm mit ihren Folgen. Wie auch schon im ersten Band, fallen die Abschnitte mit den großen und kleinen Liebesgeschichten spärlich aus, dafür wird an der Politik nicht gespart. Alles in allem möchte ich wieder behaupten, dass man merkt, dass der Roman von einem Mann verfasst wurde. Und wieder möchte ich auch diesmal anmerken, dass wahrscheinlich aufgrund des doch recht femininen Covers kein Mann diesen Roman in einer Buchhandlung in die Hand nehmen würde. Schade eigentlich … darüber hätte man mal nachdenken sollen … 
  4. Cover des Buches Die vergessene Generation (ISBN: 9783608964875)
    Sabine Bode

    Die vergessene Generation

     (68)
    Aktuelle Rezension von: Lacrima_Musslick

    Eher durch Zufall bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Es hat sofort mein Interesse geweckt und so musste ich es unbedingt haben. Es ist anders wie erwartet. Dachte ich doch zuerst, es geht mehr um eine Art Interviews der vergessenen Generation, die im zweiten Weltkrieg Kinder waren. Doch ganz so ist es nicht! Stattdessen wird auch viel aus psychologischer Sicht geschildert und es gibt eine Art wundervoller Hintergrundinfos. Einige der psychologischen Aspekte des Buches können auch auf heutige Zeit übertragen werden. In anderen findet man sich auch selbst wieder, auch wenn man zur Enkelgeneration der vergessenen Generation gehört.
    Ich kann einige Dinge in meiner Familie doch auch anders sehen, durch dieses Buch und kann jedem empfehlen, redet mit den "Alten".
    Leider habe ich das Buch erst dieses Jahr entdeckt und meine letzte Oma starb 2017. Sie ist nach dem Krieg als Verschickungskind in der Schweiz auf den Kopf gefallen und konnte sich daher an vieles nicht erinnern. Aber doch hat sie einige parallelen zu den vorkommenden Personen des Buches. So auch, dass sie immer das Beste aus allem machte, Kinder liebte und viel mit ihren eigenen, wie auch ihren Enkeln unternahm. Aus Kleinigkeiten ein kleines Paradies zaubern können und am Leben hängen. Ja, dass trifft auf viele der ungesehenen, vergessenen Kinder zu. Umso wichtiger, dass sie wenigsens jetzt verstehen lernen, warum manche Dinge so sind, wie sie sind und woher vielleicht auch kalte Füße kommen.....Traumata werden im Alter nocheinmal deutlicher, bis erkannt wird, dass sie ein Trauma sind, dass aufgearbeitet gehört.
    Ich kann das Buch allen, die Interesse an dieser Zeit und der Psychologie, allerdings auch jenen, die ihre Familie besser verstehen möchten, nur empfehlen!

  5. Cover des Buches Unter der Drachenwand (ISBN: 9783446258129)
    Arno Geiger

    Unter der Drachenwand

     (101)
    Aktuelle Rezension von: nayezi

    Der Roman ist extrem vielschichtig und unglaublich viele Blickwinkel auf den Krieg werden vorgestellt: Man erfährt von dem Gefühlschaos des Krieges, den Traumata der Soldaten, den Ängsten der Bevölkerung, den Gewalttaten der Deutschen gegenüber Juden und dem auseinander gehen von familiären Beziehungen auf Grund von unterschiedlichen Ideologien. Diese Perspektiven sind allesamt eindrücklich dargestellt und auch sehr bewegend. Zudem ist es unglaublich authentisch, dass Geiger nicht die Kriegszeit romantisiert oder vereinfacht, wie es in einigen historischen Romanen der Fall ist. Er zeigt alle Ecken und Kanten der Kriegszeit, und ist schonungslos offen in seiner Darstellung des damaligen Zeitgeistes. Besonders gefiel mir dabei auch, wie genial der Autor historische Fakten in das Werk eingebaut hat, diese waren nämlich gut in den Text eingegliedert, waren immer lehrreich, und halfen der zeitlichen Orientierung. 

    Was hier eine besondere Anmerkung verdient ist, wie Arno Geiger in seinem Werk das Leid der Juden darstellt. Dies tut er indem er von dem Juden Oskar geschriebene Briefe einblendet, welche allesamt bewegend sind und die deutschen Schandtaten der damaligen Zeit eindrücklich aufzeigen.

    Auch ein interessanter Aspekt ist, dass der Protagonist, Veit, kein klassischer Held ist. Vielmehr sogar ist er ein Täter: Er hat im Krieg Menschen getötet. Parallel ist er aber auch ein Opfer, seine Jugend und ein Großteil seiner 20er Jahre wurde ihm genommen, und er ist vom Erlebten schwer traumatisiert. Damit zeigt der AUtor gelungen auf, dass die Linie zwischen Gut und Böse nicht so leicht ist, und hebt hervor, dass nicht alle am Krieg aktiv teilnehmenden Menschen schlimm waren. Dies ist besonders im Bezug auf die deutsche Erinnerungskultur wichtig. Denn man wird durch das Buch dazu angeregt sich ein wenig mehr mit der eigenen Familienhistorie zu beschäftigen und dabei auch die Schattenseiten dieser „anzuerkennen“. 

    Die zuvor erwähnten Briefe Oskars sind nicht die Einzigen, welche im Roman vorkommen. Insgesamt gibt es vier Briefschreibende Personen. Diese Art der Darstellung finde ich an sich sehr kreativ und auch geschickt gelöst, da man dadurch keine zu abrupten Wechsel in der Erzählweise hat. Was ich allerdings kritisieren muss ist, dass nie vorher ankündigt (oder irgendwie illustratorisch) aufgezeigt wird, wenn einer der Briefe vorkommt, und von wem dieser geschrieben ist. Man muss dies als Leser:in immer selbst bemerken, was umständlich ist und zudem dazu führt, dass man die ersten zwei Seiten des Briefes eher darauf fokussiert ist herauszufinden, wer diesen geschrieben hat, als auf den wirklichen Inhalt dieser. Dies ist insgesamt mein Einziger Kritikpunkt, für den ich insgesamt 0.5 Sterne in der Wertung abgezogen habe. 

    Alles in Einem ist das Buch mehrdimensional, bewegend, bereichernd und ein wichtiges Werk für uns Deutsche, um sich literarisch mit der damaligen Zeit auseinander zusetzen. Mir ist bewusst, das einige schlechte Bewertungen zu dem Buch vorhanden sind und diese meist daher rühren, dass der Roman eine schulische Pflichtlektüre in einigen Bundesländern ist, und daher aus Prinzip schlecht bewertet wird. Den Leuten kann ich nur ans Herz legen sich wirklich nochmal aktiv - ohne Vorurteile - mit dem Werk und den Botschaften darin zu beschäftigen, denn danach gehend ist es unglaublich gut. 

    (4.5 von 5 Sternen)

  6. Cover des Buches Kriegsenkel (ISBN: 9783608964882)
    Sabine Bode

    Kriegsenkel

     (45)
    Aktuelle Rezension von: Christine2000
    Nachdem mich die „Kriegskinder“ von Frau Bode regelrecht elektrisiert hat und so manches in Bewegung brachte in meinem Verständnis für die Elterngeneration, fand ich den Einstieg in die Kriegsenkel, deren Generation ich selbst angehöre, nicht so leicht. Die Geschichten sind teilweise seltsam verworren, was sicher auch damit zu tun hat, dass die innere Ausrichtung der Protagonisten meist vage und veschwommen wirkt. Ich kann mich teilweise gut identifizieren, aber ein klares Fazit fällt schwer. Keine Ahnung, ob ich zu dicht dran bin, oder ob es tatsächlich unklar beschrieben ist. Tatsächlich ist dieses „„im Nebel waten“ und nicht recht zu Potte kommen ja anscheinend typisch für meine Jahrgänger. Irgendwie hat mich das Buch irritiert. Womöglich wirkt es aber noch nach.
  7. Cover des Buches Lempi, das heißt Liebe (ISBN: 9783446260047)
    Minna Rytisalo

    Lempi, das heißt Liebe

     (84)
    Aktuelle Rezension von: Christian_Fis

    Der Roman handelt von einer Dreiecksbeziehung während des Zweiten Weltkriegs in Lappland. Lempi ist die Hauptfigur, die aus Sicht ihres Ehemanns Viljami, ihrer Magd Elli und ihrer Zwillingsschwester Sisko beschrieben wird.

    Die Schilderungen von Viljami und Elli könnten unterschiedlicher nicht sein. Viljami befindet sich nach der Entlassung aus der finnischen Armee auf dem Heimweg. Sein Bericht ist gezeichnet von Trauer und Schmerz, da seine Frau verschwunden sein soll. Die eifersüchtige Elli hasst Lempi, sie stellt sie als eine verwöhnte, faule und manipulative Städterin dar. Aus der Gegenwart erinnert sich anschliessend die alte Sisko an Lempi. Ihre Sicht ordnet die beiden vorherigen Berichte, verdeutlicht und relativiert. Gleichzeitig erzählt sie die Geschichte einer Frau, die sich mit einem deutschen Offizier einlässt und gesellschaftliche Ächtung erfährt.

    Durch die Überlagerung der drei Perspektiven entsteht beim Leser eine Wahrheit, welche die Sichtweisen der einzelnen Berichte übersteigt, dabei bleibt Lempi rätselhaft. Dies ist hervorragend gemacht. Einzig die äusserst jammervolle Erzählung von Viljami fällt etwas ab, wird jedoch durch die boshafte, aber nicht weniger schmerzerfüllte Sichtweise von Elli wettgemacht.

  8. Cover des Buches "Der Krieg hat uns geprägt" (ISBN: 9783593384474)
    Margarete Dörr

    "Der Krieg hat uns geprägt"

     (1)
    Aktuelle Rezension von: TanteGhost

    Schwer zu lesen, noch schwerer zu verdauen aber in jedem Fall ein Stück Geschichte, wie sie wirklich war.


    Inhalt: Margarete dörr hat in diesem Buch und auch in dem folgenden Band Kriegs- und Nachkriegserlebnisse damaliger Kinder zusammen getragen. Die Schicksale können unterschiedlicher nicht sein, sind aber gleichsam trotz allem alle prägend und lebensverändernd. 

    Kinder berichten davon, wie sie den Krieg erlebt haben, was sie bei der Hitlerjugend oder den Jungmädeln toll fanden und erlebt haben. Später, als die Befreier gekommen sind, wie sie zusehen mussten, wie die Mütter behandelt worden sind oder auch wie es bei der Vertreibung und Zwangsumsiedlung zuging.

    Nach Themen sortiert Kommen Betroffene per Tagebuch, Brief oder Interview zu Wort. Entstanden ist dabei ein unbeschreibliches, faszinierendes und unter die Haut gehendes Zeitzeugnis.


    Fazit: Aufmerksam wurde ich auf dieses Buch, als mein Partner und ich auf einem Kurztrip waren. Ursprünglich wollten wir wandern und Landschaft und Natur genießen, als wir auf diesen Turm stießen, der an die zahlreichen Vertreibungen am Ende des 2. Weltkrieges erinnern sollte. In der dort befindlichen Ausstellung lagen diese beiden Bücher aus. Im Shop allerdings, gab es sie nicht mehr. Lediglich antiquarisch waren sie noch zu bekommen. Aus den Beständen einer alten Bibliothek.

    Lange habe ich mich dann aber nicht a die Lektüre herangewagt. Das Thema schien nicht gerade leicht zu sein und auch so wirkten die Bücher ziemlich umfangreich. Großformatige und schwere Hardcover waren es. Und beim Lesen hatte ich dann auch große Probleme, beim Halten und positionieren des Buches. Einzig die lockere Bindung sorgte dafür, dass ich es auch mal ganz aufgeschlagen auf einem Tisch ablegen konnte, ohne dass es gleich gebrochen ist. Wo wohl auch der Umstand hinein gespielt hat, dass das Buch eben nicht neu war, sondern auch in der Bibliothek viele nachschlagende Hände über sich ergehen lassen musste.


    Der Inhalt war dann alles andere als leichte Kost. Sowohl vom Inhalt als auch von der Schreibweise her. Margarete dörr hat hier in einer unheimlichen Detailarbeit einzelne Kindererlebnisse und Empfindungen zusammengetragen. Allgemein bekannte Fakten sind hier durch Tagebucheintragungen (original zitiert) und Interviewsequenzen noch einmal persönlicher und eindringlicher dargestellt. Ich habe keine Ahnung, über was ich entsetzter sein soll. Die fiese Indoktrinierung der Kinder oder eben deren teilweise sehr krasse Einstellung zu dem Geschehen. – Eindringlich war das Gelesene in jedem Fall.

    Mehr als einmal konnte man merken, dass die Erlebnisse absolut nicht leichtfertig erzählt worden sind. Dass der Erzähler ins Stocken kam oder in Tränen ausgebrochen ist. Das waren dann aber Erlebnisse, bei denen ich für mich mit Sicherheit schon längst vorher zusammengebrochen wäre. - So gesehen hatten alle Kinder seinerzeit wohl keine wirkliche Kindheit. Eine Zeit, aus der sie eben das Beste gemacht haben, das war es dann aber auch auch schon wieder. Nicht mehr, nicht weniger.


    Mit der Lektüre bin ich nur langsam vorangekommen. Ich habe das Buch auch nicht als Ganzes einfach so runter lesen können. Da waren immer wieder andere, belletristische Bücher dazwischen. Dafür war der Stoff auf der einen Seite ganz schön hart, weil schonungslos ehrlich und auf der anderen Seite ist mir auch aufgrund der Art und Weise, wie dieses Buch gestaltet wurde. Die vielen Angaben von Namen und Datum haben mich stellenweise ganz schön fuchsig gemacht. Und dann hatte ich auch so das Gefühl, dass ich wenig bis gar nicht voran komme, weil die Schrift, im Vergleich mit der Buchseite, doch sehr klein war. Das Meiste waren hier wirklich Auszüge aus Tagebüchern und Briefen, die abgedruckt waren. Und die waren zum Einen in kursiv gedruckt und dann auch nochmal ne Nummer kleiner.

    Zwar hatte es hin und wieder Bilder von Menschen und stellenweise auch Gegenständen, aber die haben sich in der Masse an Text sprichwörtlich verloren. Was aber die Aussagekraft der Bilder nicht wirklich gemindert hat. Es hätten für meinen Geschmack nur eben noch mehr sein dürfen. Allerdings mussten die ja stellenweise auch durch Krieg und Vertreibung gerettet werden. Genau da lag wohl der Hase im Pfeffer.

    Der eigentliche Text geht „nur“ bis zur Seite 532. Der Rest des Buches besteht aus einem Stichwortverzeichnis bzw. einer Begriffserklärung und noch der einen oder anderen Erklärung, die manche eventuell noch brauchen können. Trägt in jedem Fall noch zum Verständnis des Textes bei.


    Das Buch ist in jedem Fall harte Kost. Den Stoff verdaut man nicht so ohne Weiteres. Da habe ich eine ganze Weile für gebraucht.

    Und ob es jetzt ein Buch ist, was man liest und dann zur Seite stellt, ist auch noch mal dahin gestellt. – Ich habe es jedenfalls gelesen, ich habe meine eigenen Schlüsse gezogen, was die damaligen „Befreier“ anging und werde auch den zweiten Band noch lesen.

  9. Cover des Buches Ein Monat auf dem Land (ISBN: 9783832165185)
    J.L. Carr

    Ein Monat auf dem Land

     (103)
    Aktuelle Rezension von: Eleonora

    An einem stark verregneten Spätnachmittag kommt er an. Tom Birkin, der beauftragt wurde ein altes Wandgemälde in der Kirche von Oxgodby freizulegen. Er erhofft sich Ruhe und Entspannung nach dem Terror des ersten Weltkrieges, aus dem erst erst vor Kurzem zurückgekehrt ist. Noch immer leidet er darunter, ein schweres Zucken im Gesicht von einem Granatenschock ist sein ständiger Begleiter. Ähnlich ergeht es Moon, der nicht weit von der Kirche entfernt Ausgrabungen tätigt. Die beiden freunden sich an und besuchen sich täglich gegenseitig. Es ist ein wunderbarer Sommer für Birkin, in der er die Dorfgemeinschaft kennenlernt, sich sogar verliebt und langsam den Schrecken hinter sich lassen kann. Und je mehr er vom Wandgemälde freilegt, desto mehr findet er langsam zu sich selbst zurück und der baldige Abschied von diesem herrlichen Ort fällt ihn immer schwerer.📖


    Diesen Bestseller hat bestimmt schon fast jeder gelesen. Nun hab auch ich endlich meinen Weg zu ihn gefunden.
    Es ist wirklich eine wunderbare kurze Geschichte. J.L. Carr hat mich mit diesem Büchlein verzaubert und mich mit seinen Worten gedanklich direkt aufs wunderschöne englische Land verfrachtet. Eigentlich passierte nicht wirklich viel, es plätscherte so dahin, jedoch die Atmosphäre dieses herrlichen Sommers nahm mich völlig ein. Für mich hätte die Geschichte tatsächlich noch ein wenig weitergehen können. Tom Birkin war sympathisch und die Art wie er von seinem Aufenthalt erzählte war fast, als würde es mir ein guter Freund berichten. Nach und nach erfuhr man mehr von seiner Vergangenheit und auch der von seinem neuem Freund Moon. Ein wenig hätte ich mir etwas mehr Glück in der Liebe für ihn gewünscht, jedoch spielte das nur eine Nebenrolle. Es ging darum wieder Anschluss zu finden nach dem Grauen des Krieges. Zurückzufinden zu sich selbst oder zu dem was davon übrig geblieben ist. Zu heilen und zu versuchen in eine neue Zukunft zu blicken. Das dörfliche Setting mit seinen freundlichen und entgegenkommenden Einwohnern war dafür perfekt. Ein wirklich angenehm ruhiges Büchlein, das mir sehr gefallen hat.

    Offenbar gibt es auch eine gelungene Verfilmung von 1987 mit einem sehr jungen Colin Firth und Kenneth Branagh. Mit Sicherheit auch sehr sehenswert, aber bislang anscheinend nur auf Englisch erhältlich.🎬🙂

  10. Cover des Buches Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders (ISBN: 9783596710478)
    Charlotte Blum

    Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders

     (144)
    Aktuelle Rezension von: queenie1277

    Die Telefonistin Alma ist das Fräulein vom Amt. Sie verbindet tagtäglich die Gespräche in der Zentrale, was 1922 so üblich war. Dabei hört sie zufälligerweise in Bruchstücken ein Gespräch mit, das von einem erledigten Auftrag spricht. Da sie das nicht mehr los lässt, beginnt sie mit ihren Ermittlungen. Es soll ja eine Tote dazu geben. Die Polizei glaubt aber nicht an die Verbindung zwischen dem Anruf und dem Mord. Nur der Kommissaranwärter Ludwig Schiller glaubt ihr und so gehen sie gemeinsam auf Ermittlungstour. 

    Selbstverständlich kann man den Krimi nicht mit den heutigen Krimis mit viel Action etc. vergleichen. Aber in diesem historischen Krimi erfährt man zum einen sehr viel über die damalige Zeit in der Bäderstadt Baden-Baden und wird ausserdem zugleich noch gut unterhalten mit dem Auflösen des Falles. Es bleibt trotz allem bis zum Ende spannend. Kann ich nur empfehlen. 

  11. Cover des Buches Die Marionette (ISBN: 9783426508992)
    Alex Berg

    Die Marionette

     (43)
    Aktuelle Rezension von: Luc
    Inhalt:

    Katja Rittmer, deutsche Elitesoldatin, gerät mit ihrer Einheit in einen Hinterhalt und überlebt verletzt. Ihren Kamerden ergeht es schlechter. Nichts Ungewöhnliches im staubigen Afghanistan der fundamentalistischen Selbstmordattentäter, der allzeit präsenten Taliban Krieger und marodierenden Stammesfürsten, die gegen Bargeld jeden Fremden, jeden Menschen außerhalb ihrer Familie verkaufen würden, wie ein Stück Vieh.

    Als wären diese fremdländischen Sitten nicht schon schlimm genug, findet Katja Rittmer den Feind im eigenen Land. Die deutsche Rüstungsindustrie und ihr herausragendster Protagonist. Wer sonst sollte den Feind mit derart überlegenen Waffentechnik ausgestattet haben? Eric Mayer, ein inzwischen für den BND arbeitender ehemaliger Mitstreiter der Rittmer, versucht Licht ins Dunkel zu bringen und stößt dabei auf Valerie Weymann. Die Anwältin, bekannt für ihren Gerechtigkeitssinn, beginnt misstrauisch geworden Nachforschungen bei ihrem neuen Auftraggeber anzustellen. Morde geschehen. Schon bald befinden sich Eric und Valerie im Fadenkreuz von Politik und Wirtschaft. Während Katja, von vielen grässlichen Kriegserlebnissen traumatisiert, nur noch eines will: Rache, indem sie den Krieg, der jeden Tag in ihr tobt, in die Heimat trägt.

    Meinung:

    Der Roman „Die Marionette“ hat die Durchschlagskraft eines Stahlmantelgeschosses. Ein sehr handlungsorientiertes Lesevergnügen mit einem erstaunlichem Informationsgehalt, der nachwirkt. Traumatisierte Soldaten, einst von staatlicher Seite losgeschickt, um die Freiheit Deutschlands am Hindukusch zu verteidigen, werden die jungen Männer und Frauen von den verantwortlichen Politikern allein mit Leid und Risiken gelassen. Der Krieg in Afghanistan, inzwischen längst zu einem Treppenwitz in der Geschichte verkommen, weil ungewinnbar und trotz aller Beteuerungen sinnlos, wird bestenfalls in geschäftlicher Hinsicht zu einem Erfolg, dessen Währungen Blut und Gewalt sind. Welche von Marionetten zu erbringen sind, die von Wirtschaftsführern und politisch Verantwortlichen ins Nirwana kaputter Seelen geführt und verbrannt werden.

    Der Roman ist ein blendend herausgearbeiteter Polit-Thriller, sprachlich prägnant, rasant und spannend erzählt, mit fein ausgearbeiteten Figuren, die niemals in ein Gut-Böse Schema gepresst werden, ein wahres Lesevergnügen für Genre Junkies, wobei auch die Liebe nicht zu kurz kommt.

    Hervorzuheben ist die Fähigkeit von Alex Berg gesellschaftliche Probleme im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft in ein Unterhaltungsbuch zu gießen und einen überdurchschnittlichen Pageturner zu kreieren, der Menschen bewegt und zum Nachdenken anregt.
  12. Cover des Buches Wintergewitter (ISBN: 9783518470121)
    Angelika Felenda

    Wintergewitter

     (56)
    Aktuelle Rezension von: BookLooker

    Der Kriminalroman spielt in München um 1920, also nach dem ersten Weltkrieg und erzählt den 2. Fall des Kommissars Reitmeyer

    Kommissär Reitmeyer ist vom Krieg traumatisiert und hat immer wieder Panikattacken. Von einer regelrechten "Diebstahlseuche" ist die von Nahrungsmangel und Geldentwertung geplagte Bevölkerung heimgesucht. Dann wird auch noch die Leiche einer Frau aufgefunden. Was zuerst wie ein Unfall aussieht, entwickelt sich zu einem Mordfall, der ungeheure Ausmaße annimmt. Der zeitgeschichtliche Hintergrund des Romans ist sehr gut ausgebaut und während des Lesens informativ. Außerdem gibt es am Ende in den Anmerkungen noch Erklärungen die auf wahre Bezüge des Romans hinsichtlich auf die Historie andeuten.

    Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen und man liest das Buch einfach schnell durch. Anzumerken hierbei ist auch, dass die Autoren den Text auf einem hohen Stilniveau verfasst hat, sich daraus aber keinerlei Unklarheiten während des Lesens ergeben. An manchen Stellen haben mir noch detailliertere Beschreibungen einzelner Orte beziehungsweise Situationen gefehlt, die zur besseren Anschauung gedient hätten.

    Die Spannung wird nur sehr mäßig aufgebaut und die meiste Spannung befindet sich im letzten Viertel des Buches. Der Anfang legt sein Hauptaugenmerk auf die Vorstellung der Personen und ihre Ansichten, was das Ganze etwas zäh werden lässt.
    Insgesamt wirkt aber der ganze Roman sehr authentisch sowohl von den Situationen als auch von den Charakteren.

    Auf jeden Fall eine Empfehlung für alle, die historische Kriminalromane mögen deren Hauptaugenmerk auf der historischen Situation beruht.

    Fragen des Verlages:

    Ich habe den ersten Fall des Kommissars nicht gelesen. Trotzdem gab es für mich keine Schwierigkeiten den zweiten Band zu verstehen, was daran liegt, dass die Bände thematisch nicht ganz miteinander zusammenhängen.

    Den Protagonisten fand ich sympathisch, weil er einen ganz eigenen Charakter hat, der auch im Buch deutlich wird, indem er zum Beispiel moralisch ist und Angst hat sein Kriegstraumata zuzugeben. Demzufolge finde ich persönlich, dass der Charakter Tiefe hat, die im Text deutlich wird.

    Für mich gab es viele Stellen, die mir sehr gut gefallen haben, am meisten aber der Epilog.

  13. Cover des Buches Helle Nächte, dunkle Tage: Das ewige Suchkind (ISBN: 9783744827102)
  14. Cover des Buches Heldenflucht (ISBN: 9783453438378)
    Jan Kilman

    Heldenflucht

     (29)
    Aktuelle Rezension von: Gartenfee007

    Darum geht es (Klappentext) :

    1918 – Deutschland nach dem großen Krieg … Das Land wird von Hungersnöten geplagt, die Daheimgebliebenen warten sehnsüchtig auf die Kriegsrückkehrer. In dieser düsteren Zeit begibt sich die Kriegsberichterstatterin Agnes Papen in die Eifel, in ihr Heimatdorf, das von den Wunden des Krieges heimgesucht wird, wie sich bald zeigt. Als die Bewohner einen stummen französischen Soldaten stellen, kommt eine Spirale der Gewalt in Gang. Menschen verschwinden spurlos, und in den Wäldern wird eine Leiche gefunden. Agnes beschließt, sich auf die Suche nach der Wahrheit zu machen …


    Meine Meinung :

    Dies war mein erster Roman von diesem Autor und der Schreibstil hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen. Agnes die Protagonistin zu begleiten, löste bei mir mehrere Emotionen aus. Sie ist eine sehr einfühlsame Frau, die sich aber nicht aufs Glatteis führen lässt, was sie aber auch in Gefahr bringt. Ich habe mit ihr gefiebert und gelitten. Dieser Roman ist spannend, zeigt aber auch die Nachwirkungen und Hoffnungen der Menschen unbeschönt. 

  15. Cover des Buches Dünnes Eis (ISBN: 9783038201328)
    Theres Essmann

    Dünnes Eis

     (8)
    Aktuelle Rezension von: gagiju

    Bereits das Cover hat mich sehr angesprochen, ein zarter Vogel in pastelligen Blautönen auf crémefarbenem Grund, sonst - nichts... sehr minimalistisch und und gut zum Inhalt des Buches passen - "Sittich gucken" war ja eine Lieblingsbeschäftigung von Marietta und ihrer Freundin.

    Vom Klappentext her hat mich das Buch zunächst etwas abgeschreckt, schien es doch vorrangig um Kriege, Gewalt und Flucht zu gehen.

    Aber der Text und die Geschichte an sich sind einfach wunderbar. Die Rückblicke der alten Frau sind heftig und tun weh, das habe ich auch als Leserin sehr stark verspürt.

    Allerdings sind ihre Begegnungen, einerseits mit dem syrischen sprachlosen Jungen, ebenso wie mit der jungen forschen Fotografin mehr als bewegend. Poetisch, philosophisch und zart ist die Sprache - man möchte Marietta einfach in den Arm nehmen.

    Ein sehr sehr schönes Buch! Hat bei mir noch lange nachgewirkt.

  16. Cover des Buches The French Promise by Fiona McIntosh (2014) Paperback (ISBN: B00LI5KVUA)
  17. Cover des Buches Das amerikanische Hospital (ISBN: 9783328100843)
    Michael Kleeberg

    Das amerikanische Hospital

     (42)
    Aktuelle Rezension von: engineerwife

    Die Geschichte hätte richtig gut werden können, sie hatte massenhaft Potential. Die verzweifelte Hélène und ihr Mann, die ihre letzte Hoffnung, schwanger zu werden, in das amerikanische Hospital tragen und der arme US Army Captain David Cote aus New England, der bedingt durch den Kriegsfeldzug, angeführt von General Norman Schwarzkopf, unter dem heute bekannten Post Traumatic Stress Syndrom leidet. In den frühen 1990ern entwarfen die USA einen Plan für die Verteidigung der Ölfelder im Persischen Golf, für den Fall einer Invasion durch den Irak und schickten somit tausende Soldaten in den Krieg … einen Krieg, für den Hélène kein Verständnis aufbringen kann. David und Hélène kommen sich näher in der Klinik und werden zu guten Freunden, die versuchen, sich gegenseitig bei der Heilung ihrer Seele zu unterstützen. Ihre Freundschaft wird zu einem Unterfangen, das alle involvierten Parteien auf eine harte Probe stellt …

    Soweit so gut, was mir aber an allererster Stelle fehlte, waren die Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede. Für mich gestaltete sich das Lesen daher oft anstrengend, auch bleibt mir der Sinn dahinter schlichtweg verborgen. Das Buch war für mich einfach nur deprimierend und nahm mit dem Schluss, als Hélènes Ehemann aus dem Nichts das Wort ergreift, eine seltsame Wendung. Von mir bekommt das Buch deshalb nur eine sehr bedingte Leseempfehlung. 

  18. Cover des Buches Die leuchtenden Tage am Bosporus (ISBN: 9783458364931)
    Lucy Foley

    Die leuchtenden Tage am Bosporus

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Betsy
    "Die Minarette erheben sich in ihrer bleichen Eleganz bis in die Wolken hinauf. Die Stadt wirkt, als läge sie in einem Dornröschenschlaf."

    Istanbul 1921: Auch nach Ende des Krieges ist die Stadt noch immer von den siegreichen Entente-Mächten besetzt und die Einwohner haben sich notgedrungen mehr oder weniger damit arrangiert. Mittendrin die junge Nur, die aus wohlbehüteten Verhältnissen entstammt und fließend Englisch spricht, nun aber ihr Dasein gemeinsam mit ihrer Mutter und Großmutter, sowie einem von ihr aufgenommenen verwaisten Jungen, in einer kleinen Wohnung fristet und sich neben dem Unterrichten mit Näharbeiten durchschlägt. Ihr Mann ist im Krieg gefallen, ihr geliebter Bruder verschollen und ihr ehemaliges Zuhause nun ein britisches Militärkrankenhaus. Als der Junge jedoch schwer krank wird, springt sie über ihren Schatten und bringt ihn zum leitenden britischen Arzt George, der nun in ihrem alten Zuhause lebt. Obwohl Nur in ihm den Feind sieht und nur Verachtung für ihn und seinesgleichen übrig hat, entspinnen sich dennoch nach und nach zarte Bande zwischen ihnen, die eigentlich nicht sein dürfen.

    "Die Finger, die die Zigarette halten, sind geschmeidig, elegant. Und doch, erinnert sie sich selbst, sind es die Hände von einem Menschen der nicht viel besser ist als ein Schlachter. Sie hat Augen, sie sieht die Uniform; er mag Arzt sein, aber er ist auch Soldat. Sein Titel ist nur ein eleganter Euphemismus für "Mörder"."


    Die Autorin versteht es mit Worten umzugehen und den Leser von Anfang an in ihren Bann zu ziehen, so poetisch, stimmungsvoll und berührend ist diese Geschichte, die trotz der ernsten Themen, und einer damit alles andere als leichten Handlung, nichtsdestotrotz einfach wunderschön ist. Dabei fließt die Geschichte recht ruhig dahin, schafft es aber dennoch den Leser zu fesseln, weil man bis zuletzt gespannt ist wie sie enden wird und dabei immer wieder gekonnt mit den Emotionen des Lesers gespielt wird. Dies gelingt nicht nur durch die melancholisch märchenhafte Atmosphäre, sondern vor allem auch, weil die Personen unglaublich vielschichtig dargestellt werden und auf sehr authentische Weise aufgezeigt wird, wie tragisch Krieg für alle Beteiligten ist und die Grenze zwischen Opfer und Täter oftmals nur hauchdünn ist, je nachdem wie die Umstände sind.

    "Krieg bedeutet, schreckliche Dinge für einen guten, ja sogar edlen Zweck zu tun. Jedes Kind weiß das. Jede Armee hat Verräter getötet, das ist einfach ein weiteres tragisches, aber notwendiges Nebenprodukt des Krieges. Es liegt nichts Würdevolles darin, sich selbst zu quälen."


    Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und auch Zeitebenen erzählt. Anfänglich muss man sich ein wenig auf die schnellen Wechsel einstellen, vor allem da alles noch keinen echten Zusammenhang ergibt. Dies legt sich aber sehr rasch und gerade durch die unterschiedlichen Perspektivwechsel, die übrigens schön gekennzeichnet sind, bekommt man wunderbare Einblicke in die jeweiligen Personen und ist oftmals selbst hin- und hergerissen, da alle hier ihre ganz eigene Geschichte haben die sie ausmacht.

    Da wäre zum einen die für ihre Zeit sehr gebildete und selbstständige "Nur", eine Türkin, die einige Verluste hinnehmen musste, miterlebt hat wie ihr Zuhause von ihren Feinden okkupiert wurde und sich dennoch nicht unterkriegen lässt. "George", ein britischer Militärarzt, der offen für die Lebensweise des Orients ist und dessen Schönheit erkennt, aber auch schlimme Dinge im Krieg gesehen hat und offenbar ein Geheimnis hütet. Der "Junge", der von Nur aufgenommen wurde nachdem sie ihn in den zerbombten Trümmern seines Hauses gefunden hat und der anfänglich durchaus ein wenig für Fragezeichen beim Leser sorgt, weil man erst nach und nach mehr zu seinem Hintergrund erfährt und was genau es mit ihm auf sich hat. Der "Gefangene", der an der Front im 1. WK kämpft, beim Massenmord an den Armeniern dabei ist und von dem am Ende nichts mehr an den einst so sanften und lebensfrohen Mann erinnert, der er einmal war, sowie der "Reisende", der viele Jahrzehnte später mit einem Koffer voller wertvoller Erinnerungsstücke eine lange Reise antritt und quasi die Rahmenhandlung zu der ganzen Geschichte bildet. Der Inhalt des Koffer verknüpft dabei auf wunderschöne Art und Weise die Gegenwart mit der Vergangenheit, denn jeder einzelne Gegenstand daraus hat seinen ganz besonderen Platz in dieser Geschichte. Durchaus für eine gewisse Spannung sorgt dann auch die Identität des Reisenden, da man erst zuletzt wirklich sicher sein kann, um wen es sich dabei handelt, denn die Autorin versteht es durchaus geschickt den Leser immer mal wieder ein wenig unsicher werden zu lassen, ob er wirklich derjenige ist, für den man ihn hält.

    Der Leser taucht hier ein in das bunte und geschäftige Treiben auf dem Basar, bekommt die Schönheit am Bosporus gezeigt und kann die Gerüche der orientalischen Gewürze und des Kaffees fast schon selbst wahrnehmen. Zugleich zeigen sich aber auch die immer noch vorhandenen Spuren des Krieges, wie zerstörte Wohnviertel, Menschen die aus ihren Häusern vertrieben wurden, sowie das Misstrauen und der Unmut gegen die Besatzer. Vor allem über den Armenienkonflikt erfährt man einiges, der hier wie eine verhängnisvolle Wolke immer wieder über dem Ganzen zu schweben scheint und dessen Schilderungen einem einfach nur unter die Haut gehen. Besonders traurig ist dabei allerdings die Tatsache, dass dieser an den Armeniern verübte Genozid von der Türkei bis heute nicht anerkannt wird.

    "Die Wirren des Krieges", sagt er. "Ich glaube, die Menschen denken in dieser Situation, dass sie Teil von etwas Größerem sind als sie selbst. Doch häufig sind sie zu weniger geworden. Weniger menschlich. Sie werden zu Teilen einer Maschinerie, und eine Maschinerie besitzt keine Moral."


    Und inmitten all dieser Dinge entspinnt sich eine wunderschöne Liebesgeschichte, die so ganz anders ist als man es von anderen Geschichten her gewöhnt ist und gerade deshalb ihren ganz eigenen Reiz hat. Einerseits sehr subtil und regelrecht unschuldig, aber zugleich von einer Intensität die man selten so spürt wie hier, wo selbst eine kleine Berührung etwas Bedeutsames ist.

    Mit dem Ende zeigt die Autorin hier einmal mehr, dass sie ihr Handwerk versteht, denn erst auf der letzten Seite fügt sich jedes noch so kleine vorherige Detail zu einer wunderschönen Gesamtkomposition zusammen und präsentiert dem Leser einen emotionalen, aber auch unglaublich stimmungsvollen und passenden Abschluss zu dieser Geschichte. Damit wirkt die Geschichte nicht nur noch einige Zeit nach, sondern sorgt auch für feuchte Augen bei Leser.

    Schön wäre allerdings noch ein kleines Glossar mit all den türkischen Begriffen gewesen, die hier vorkommen, selbst wenn sich ein Großteil beim Weiterlesen von selbst erklärt, sowie ein paar historische Eckdaten, die das Ganze noch mal schön abgerundet hätten, auch wenn das nichts daran ändert, dass die Geschichte für sich genommen einfach großartig ist.

    Fazit: Eine wunderschöne, aber auch sehr berührende und melancholisch anmutende Geschichte, die mit ihrer wortgewaltigen und bildhaften Sprache, sowie ihrer ruhigen und gefühlvollen Art in der sie erzählt wird, verzaubert. Einmal mehr zeigen sich hier die verschiedensten Gesichter des Krieges und man wird gefangen genommen von der inneren Zerrissenheit der jeweiligen Protagonisten, die sehr authentisch dargestellt werden. Ein wunderbares Buch, das sowohl optisch als auch vom Inhalt her zu begeistern vermag und großes Gefühlskino bietet, ohne jedoch kitschig zu sein. Für mich eines dieser Bücher, das mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.
  19. Cover des Buches Heimkehr aus der Hölle (ISBN: 9783491725683)
  20. Cover des Buches Die Nick Adams Stories. Mit einem Vorwort von Philip Young. Deutsch von Annemarie Horschitz-Horst und Richard K. Flesch. (ISBN: B0068R3CK4)
  21. Cover des Buches Prägung (ISBN: 9783940767486)
    René Gummelt

    Prägung

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    Aktuelle Rezension von: parden
    HIER STECKT MEHR DRIN ALS AUF DEN ERSTEN BLICK ERKENNBAR IST...


    Prägungen bestimmen das Leben von Joachim Zintel. Der Berliner Künstler, der zu den Vertretern der konkreten Kunst zählt, ist mit Jahrgang 1939 ein Kriegskind, das von Kriegsgeschehnissen heimgesucht und nachhaltig geprägt wurde. Diese Prägung hat er nun zum Thema gemacht. In langen Gesprächen mit dem Autor René Gummelt hat Joachim Zintel seine Vergangenheit analysiert und versucht, die Ereignisse von damals aufzuarbeiten. Dabei wurde nicht nur das Kriegstrauma, sondern auch die Prägung an sich thematisiert und künstlerisch auf verschiedene Weise verarbeitet.


    Die drei beteiligten Künstler sind zugleich Vertreter dreier Generationen, die verschiedene Sichtweisen auf den Krieg haben und auch zeitbedingt unterschiedlich geprägt wurden. Jeder für sich fand eine andere Ausdrucksform, mit Erfahrung und Inspiration umzugehen. Der bildende Künstler, der Autor und der Musiker nahmen sich des Themas an und verarbeiteten es auf ihre Weise.  René Gummelt adaptierte und verdichtete die Erzählungen von Joachim Zintel, und Georg von Weihersberg improvisierte zu den eingesprochenen Passagen Musikstücke am Klavier.



    "Die Prägung. Sie verfolgt seit Jahrzehnten den Jungen in mir. Immer wiederkehrende Momente der Kriegszeit flimmern auf, versuchen mich einzuholen. Und ich versuche abwechselnd, mich diesen vergangenen Tagen zu stellen und weiter vor dem Erinnern davonzulaufen."



    Zugegeben, als ich das Büchlein auspackte, war ich anfangs etwas ernüchtert. Natürlich kannte ich das eher spröde gestaltete Cover schon, und auch der geringe Umfang von gerade einmal 64 Seiten war mir bekannt. Doch als ich das Buch schließlich in der Hand hielt, kaum größer als eine CD-Hülle, hatte ich doch das Gefühl, dass dies ein kurzes Vergnügen würde. Aber weit gefehlt.


    Je mehr ich mich mit diesem Buch beschäftigte, desto mehr Details fielen mir auf, die so überaus passend zur Gestaltung beitragen und zeigen, wie liebevoll und durchdacht hier konzipiert wurde.


    Es gibt hier kein Vorwort, der Leser wird gleich in medias res geworfen. Kurze Texte, Erinnerungen von Joachim Zintel an die Kriegszeit und die Folgen für sein Leben, aufgegriffen, literarisch verarbeitet und verdichtet von René Gummelt. Den Texten gegenübergestellt sind Abbilungen wie auf dem Cover, die auf der anderen Seite durchscheinen - ebenfalls eine Prägung. Im Anschluss gibt es ein Nachwort des Autors und eine aufgezeichnete Unterhaltung zwischen den drei am Projekt beteiligten Künstlern.


    Bereits die Texte in Verbindung mit den Illustrationen fand ich sehr eindringlich, aber es gibt hier noch eine CD (50 Minuten), auf der einzelne der abgedruckten Texte von René Gummelt eingelesen sind, untermalt von improvisierten Klavierklängen, eingespielt von Georg von Weihersberg. Die Stimmung, die dadurch entsteht, ist überaus intensiv, die Klänge meist leise und in Moll gehalten, zwischendurch kurz ein Motiv der Nationalhymne, dann wieder dahinplätschernd, um unversehens durch einen harten Akkord aufzuschrecken. Auch kurze Auszüge von Reden von Hitler, Goebbels u.a.m. sind hier zu hören.


    Alles in allem ein Projekt, dem man das Herzblut der Beteiligten anmerkt. Es lohnt sich unbedingt, hinter das eher unscheinbare Cover zu blicken und dem Büchlein eine Chance zu geben. Ein ungewöhnliches Buch 'Gegen das Vergessen'. Ein leises, aber künstlerisch hochwertiges Mahnmal gegen den Krieg.


    © Parden

  22. Cover des Buches Flammende Wut (ISBN: B06XD2QR77)
    Anna Geller

    Flammende Wut

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