Bücher mit dem Tag "kuk"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "kuk" gekennzeichnet haben.

14 Bücher

  1. Cover des Buches 1913 (ISBN: 9783596520534)
    Florian Illies

    1913

     (288)
    Aktuelle Rezension von: Calderon

    Schon zweimal habe ich 1913 von Florian Illies gehört, das Buch macht einfach Spaß. Es ist ein tolles Kaleidoskopt des letzten friedlichen Jahres vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der Leser unternimmt einen Streifzug durch Kunst, Literatur, Politik und Klatsch. Die Zeitungswelt gibt ein Stelldichein und alles ist mit mehr als einer deftigen Prise boshaftem Witz, Ironie und Sarkasmus gewürtzt.

  2. Cover des Buches Die Welt von Gestern (ISBN: 9783596902583)
    Stefan Zweig

    Die Welt von Gestern

     (109)
    Aktuelle Rezension von: itwt69

    Das Leben des Autors und Künstlers von den späten 1880-ern bis 1939: Es ist kaum verwunderlich, dass sich Stefan Zweig nach diesem ereignisreichen und niederschmetternden Erfahrungen das Leben nahm, weil er es nicht mehr ertragen konnte, was in seiner Heimat verbrochen wurde. Ein ehrlicher und intimer Blick auf die Kunstszene der ersten 4 Jahrzehnte des 20.Jahrhunderts liefert dieses Buche ebenso wie für mich neue Einblicke in die Psychologie der vom Krieg gebeutelten Menschen zwischen den Weltkriegen.

  3. Cover des Buches Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (ISBN: 9783946619833)
    Robert Musil

    Die Verwirrungen des Zöglings Törleß

     (287)
    Aktuelle Rezension von: hufflepup_kafka

    „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ von Rubert Musil aus dem Anaconda Verlag zeichnet sich durch eine düstere und intellektuell anspruchsvolle Atmosphäre aus. Törleß erkundet moralische und militärische Themen im Kontext einer Eliteschule und behandelt die dunklen Seiten der menschlichen Psyche. Musils Erstlingswerk könnte man demnach dem Dark Academia Genre zuordnen und es handelt sich hierbei um einen klassischen Entwicklungsroman aus dem Jahre 1906.

    Törleß, zunächst motiviert und voller Tatendrang, wird mit der Zeit von Heimweh und Einsamkeit geplagt. Trost sucht er in den Briefen an und von seinen Eltern, doch dieser Trost weicht einer Depression aus Leere und Langeweile sozusagen, die er mit seinen neuen „Freunden“ Reiting und Beineberg zu kompensieren versucht. Als die drei Jungen ihren Mitschüler Basini als Dieb entlarven, der aus Geldnot seine Klassenkamerad*innen bestiehlt, sehen sie von einer Anzeige bei der Schulleitung ab und sehen stattdessen in ihm ein Ventil für ein Machtspiel aus Gewalt, Selbstjustiz und Bestrafung.

    Während Beineberg und Reiting Basini vor allem körperlich wie sexuell misshandeln, beteiligt sich Törleß selbst am Machtspiel aber eigentlich nur wenig und ist viel mehr der in sich gekehrte Beobachter, in dem homoerotische Neigungen wach werden. Von dieser plötzlichen auftretenden sexuellen Begierde beschämt, flüchtet er sich zuerst in die Natur- und Geisteswissenschaften wie Mathematik, Philosophie und Psychologie, und als er darin keine Lösung findet, in das Spirituelle und Esoterische.

    Bei diesem Übergang begibt sich Törleß zwischen Identitätssuche und Internatleben und verliert sich dabei in pseudo-poetischen Gedanken, die für mich als Leser einfach nur wirr und zäh waren. Einzig vom allgemein anspruchsvollen Schreibstil und zum Teil auch von den Dialogen war ich etwas angetan. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck, dass ich es hier mit pubertierenden Heranwachsenden zu tun habe, sondern mit Akademikern im ermüdenden, sich im Kreis drehenden und nimmer endenden Diskurs.

    Alles in allem ist die Geschichte und die Figur um Törleß ein Konstrukt aus Egozentrik und Voyeurismus, mit dem ich einfach nicht warm wurde und von dem ich auch Klassiker liebenden und lesenden abrate. 2 von 5 Sternen.

  4. Cover des Buches Radetzkymarsch (ISBN: 9783843059572)
    Joseph Roth

    Radetzkymarsch

     (130)
    Aktuelle Rezension von: claudiaZ

    Die Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Dies wird anhand des Aufstieges und des Niedergangs der Familie von Trotta über mehrere Generationen dargestellt. Die Geschicke der Familie sind durch einen Zufall im Leben des Großvaters auf alle Zeiten mit dem Kaiser Österreich-Ungarns verbunden. Der Fokus liegt dabei ganz und gar auf dem männlichen Teil der Familie, was den tatsächlichen damaligen Verhältnissen entsprechen dürfte. Denn es geht um Themen wie Ehre, Pflichterfüllung, Standeskodex, die schon im Kindes- und Jugendalter maßgebend sind. Im familiären Bereich trägt dies dazu bei, dass das Verhältnis zwischen den Generationen formell und unpersönlich ist und die Schranken oftmals nicht überwunden werden können.

    Sowohl für das Kaiserreich als auch für die Familie von Trotte nimmt die Handlung einen schicksalhaften Verlauf. Dabei empfand ich das Buch allerdings nicht niederschmetternd, was ich dem Schreibstil Joseph Roths zurechne. Aus diesem Grund wird dies nicht das letzte Buch gewesen sein, welches ich von dem Autor gelesen habe.

     

  5. Cover des Buches Triest für Fortgeschrittene (ISBN: 9783222136689)
    Georges Desrues

    Triest für Fortgeschrittene

     (14)
    Aktuelle Rezension von: awogfli

    Na? Habt Ihr Lust auf einen speziellen Urlaub in einer schönen, ungewöhnlichen Stadt am Meer mit wundervoller Architektur und großer Geschichte? Der etwas andere Stadtführer Triest für Fortgeschrittene hält tatsächlich, was der Titel verspricht und liefert der Leserschaft einen spannenden Rundgang abseits ausgetretener Touristenpfade, Geheimtipps zum Essen und zum Trinken, Architekturschmankerln und vieles mehr. Es ist ebenso für Anfänger geeignet, die ein bisschen länger als üblich in der Stadt sind, denn die vorgeschlagenen Geheimtipps benötigen ein bisschen Zeit, den der Drei-bis-Fünf-Tage-Besucher einfach nicht aufbringen kann.

    Ich gestehe gleich vorab, ich bin nicht nur fortgeschrittene Triest Urlauberin, sondern ein absoluter Fan dieser Stadt, sie ist fast meine Lieblingsstadt, quasi Wien am Meer mit freundlicheren Leuten, deren Hinterland ich normalerweise seit 25 Jahren mindestens einmal jährlich besuche. In diesem Zusammenhang möchte ich mich auch bei Euch und dem Verlag entschuldigen, denn das Buch ist ein Jahr alt und ich komme erst jetzt zu einer Rezension. Der Grund dafür ist der Umstand, dass ich einige der Tipps einem Praxischeck unterziehen wollte. Leider ist mir letztes Jahr ein Bandscheibenvorfall im Sommer und im Herbst der Lockdown dazwischengekommen, deshalb gibt’s die Rezension sofort nach meinem Urlaub in Triest quasi druckfrisch mit allen neuen Informationen von vor Ort.

    Inhaltlich ist das Buch grandios, ich habe zum Beispiel das erste Mal in meinem Leben den Hafenrundgang genossen und zwei alte Bäder direkt im Hafen aufgesucht, zudem bin ich als eingefleischte Streetart-Hunterin auf einige wunderschöne Graffitis dort gestoßen und habe auch erstmals Gratis-Dauerparkplätze entdeckt (aber die verrate ich nicht). Die gesamte Tour wird im Kapitel Baden in der Mittagspause und ein Spaziergang rund um die „Sachhetta“ behandelt.

    Auch wenn sich dieser außergewöhnliche Stadtführer locker, flockig liest und teilweise sogar richtig spannend wie eine Reportage ist, hat er bedauerlicherweise ein massives Strukturproblem durch die Anordnung der Kapitel. Es beginnt im Hafen mit Supermärkten, Fischhandlungen, einem Fischratgeber und den Fischrestaurants. Dann geht es in einigen Kapiteln ohne Essensbezug um Baden in Triest und Umgebung, den Triestiner Dialekt, den Hafenrundgang, den ich gemacht habe, Habsburger und andere Geschichte, Architektur, die Straßenbahn und erst dann wieder zurück zu den leiblichen Genüssen zum Wein, Winzern, Weinbars und Buschenschanken und den restlichen Angeboten zum Essen und Trinken sortiert in Kapitel je nach Typ: Essen, Bier, Kaffee. Ich finde das reichlich durcheinander, denn die lukullischen Genüsse sollten schon alle beieinanderstehen. Das hat mich sehr gestört, denn ich fand nie auf Anhieb, was ich suchte und musste immer herumblättern.

    Das war eigentlich mein größter Kritikpunkt, ein paar kleinere gibt es in einem solchen Buch natürlich auch immer. Im Kapitel Osmize (Buschenschanken und Heurigen) das sind jene Wirtschaften, in denen eigene Weine aus dem aktuellen Jahr (deshalb Heurige) und selbstgemachte kalte Speisen zehn Wochen im Jahr steuerbegünstigt verkauft werden dürfen (das Gesetz stammt aus Österreich von Kaiser Joseph II und gilt auch heutzutage noch in Italien und Österreich), steht total richtig im Buch, dass der moderne Triest-Urlauber immer die Heurigenapp www.osmize.com zu Rate ziehen sollte, um zu wissen, welcher Heurige gerade offen hat. Bedauerlicherweise ist die dann präsentierte Liste wirklich extrem übersichtlich. Da hätten ein paar weitere Seiten gutgetan, vor allem, dass die sehr gut besuchten Buschenschanken, bei denen man unbedingt immer vorreservieren muss, weil sie so überfüllt sind, zumindest aufgelistet werden.

    Kritikpunkt Nummer drei ist, dass mir viele Karten fehlen. Bei den Architekurschmankerln und im Hafenrundgang sind sie vorhanden, aber beim jüdischen Viertel fehlen sie schmerzlich und auch bei allen Lokalen, Bars, Geschäften, also bei den lukullischen Genüssen und bei den Museen wären sie bitter vonnöten. Also bitte viel mehr Karten zur Orientierung und zur Struktur.

    Sehr schön ist der Umstand, dass der Autor das Triestiner Hinterland nicht vergessen hat, denn die halb italienische halb slowenische Landbevölkerung dort trägt einiges zur Triestiner Identität bei, wenngleich das nicht alle italienischstämmigen Stadtbewohner genauso sehen. In Opicina, jener Ort, wo ich mich meistens aufhalte, hat der Autor sogar fast jeden Stein umgedreht. Umso verwunderlicher ist dann im Kapitel Triestiner Dialekt, dass nur die italienischen Dialektwörter erklärt werden, etwas slowenisches Vokabular ist nämlich absolut notwendig, wenn man in einen Buschenschank geht und dort was bestellt.

    So, nun habe ich durch meine Verbesserungsvorschläge ca. 30 Seiten an Karten und zusätzlichen Listen reinreklamiert, um dem an sich schon sehr guten Buch mehr Struktur zu verleihen. Jetzt kommen on top noch ein paar persönliche Updates, die der Autor noch nicht wissen konnte, da ich das Buch ein Jahr lang liegen lassen habe, und die vielleicht auch noch spannend für ihn sind, da ich die Situation von August 2022 schildern kann. Ist eben manchmal auch ein Vorteil, wenn man ein Buch zu spät rezensiert. 

    Die Neuigkeiten zur unsäglichen Situation mit der Straßenbahn (Tramvia) von Opicina nach Triest muss ich natürlich liefern. Nein, sie fährt noch immer nicht – obwohl die Reparaturarbeiten seit mehr als 500 Arbeitstagen abgeschlossen sein sollten. Teilweise wird an den Gleisen gearbeitet – wir sind die Strecke abgefahren – aber irgendwie ohne Nachdruck. Der verantwortliche Politiker und Projektleiter musste im Jänner seinen Hut nehmen, da war was mit Korruption. Momentan sind die Römer schuld, ich habe gefragt und in Lokalzeitungen recherchiert, denn das Transportministerium sollte die Strecke und die Technik schon längst abnehmen, die Römer schicken ihre Inspektoren angeblich nicht, da agiert wieder die totale Bürokratie. Ich frage mich halt dann, wenn die Abnahme eigentlich schon beginnen könnte und die Strecke fertig sein soll, warum noch immer unzählige Baustellen existieren. Mittlerweile sind die meisten Einheimischen nicht mehr daran interessiert, über die Tram zu diskutieren, sie winken genervt ab und haben aufgegeben, sich neue Informationen zu beschaffen. So ein Desinteresse habe ich seit den 2000er Jahren nicht mehr erlebt.

    Als neues Angebot gibt es für umweltbewusste Reisende seit 2021 einen Nachtzug von Wien nach Triest, in den man am Abend bequem einsteigen, schlafen und nach dem Frühstück gleich vom Bahnhof in der Mitte in die Stadt Triest ausschwärmen kann. Auf diese Weise könnte man klimafreundlich gleich zwei Zentren der Habsburger genauer unter die Lupe nehmen und vergleichen. So gerne ich Wien habe, für mich als Touristin würde Triest gewinnen.

    Für jene, die gleich losfahren möchten: Es gibt bis Ende August im Hafen im Saletto Vienna noch eine Ausstellung zum Leben der Frida Kalho .

    Meine heurige Neuentdeckung und Lieblings-Osmiza Bizjak in Zolla/Col, ein paar Kilometer von Opicina Richtung slowenische Grenze, war übrigens seit 8.8 in Gefahr, der ganze Wald dahinter brannte und ich hoffe, dass das wunderschöne Karsthaus komplett von den Flammen verschont geblieben ist. Angeblich wurden nur zwei Häuser vom Feuer beschädigt.

    Fazit: Ein gutes Buch mit grandiosen Tipps, ich gebe auf jeden Fall eine Leseempfehlung ab und habe selbst auch noch ein bisschen etwas gelernt. Strukturell hat das Werk halt einige Schwächen.

  6. Cover des Buches Sisi - Kaiserin wider Willen (ISBN: 9783746638607)
    Allison Pataki

    Sisi - Kaiserin wider Willen

     (97)
    Aktuelle Rezension von: ReadingLikeCarrie

    Wer kennt nicht die romantische Sissi-Verfilmung von Ernst Marischka? Und wer kennt die schonungslose Wahrheit? In "Sisi - Kaiserin wider Willen" findet beides statt: Romantik und Realität. Die historisch überlieferten wahren Begebenheiten dienten der Autorin als Rohfassung, wie sie selbst zum Ende der Geschichte schreibt. 

    Der erste Schauplatz ist Possenhofen und sogleich hat man wieder den Marischka-Film vor Augen. Das Kennenlernen erstreckt sich über fast ein Drittel der Seiten, weshalb ich befürchtete, dass zum Ende hin nicht mehr genug Platz ist. Aber die Autorin hat sich für sehr gute Zeitsprünge entschieden, die den Lesefluss nicht gestört haben. Die Misere mit den Kindern, die nicht in Sisis Obhut aufwachsen dürfen und die späteren Reisen bis hin zu ihrer großen Liebe - Ungarn - werden alle interessant vermittelt. Vor allem zum Ende hin fühlt man diese greifbare Schwermut der Kaiserin und den inneren Konflikt, wer sie sein will. Man merkt es schon, dieses Buch ist ein rundum tolles Werk, das mich als Sis(s)i-Fan sehr begeistert hat.

    Das Cover reiht sich in die Reihe der historisch angelehnten Erzählungen des Verlags ein. Mir persönlich hätte aber eine andere - evtl. sogar größere - Darstellung von Sisi besser gefallen.

  7. Cover des Buches Des Teufels Maskerade (ISBN: 9783453528895)
    Victoria Schlederer

    Des Teufels Maskerade

     (74)
    Aktuelle Rezension von: Federhalter
    Worum geht es hier eigentlich? Zugegeben, das herauszufinden ist so einfach nicht. Ein verkrachter Baron schlägt sich zusammen mit einem Otter und einem aufgelesenen Straßenjungen als eine Art k.u.k. Privatdetektiv durchs Leben. Er übernimmt den Auftrag, einen alten Bekannten vor einer Bedrohung zu bewahren. Kompliziert wird die Angelegenheit dadurch, dass der Otter das Ergebnis eines magischen Experimentes und in Wirklichkeit ein englischer Adeliger ist, die Bedrohung aus der tiefen Vergangenheit kommt und der Bekannte einmal als Agent für das k.u.k. Büro für okkulte Angelegenheiten gearbeitet hat. Außerdem ist er mit dem Baron durch eine gemeinsame Vorgeschichte verbunden, über die man besser nicht reden sollte. Irgendwie kommt auch noch eine Verschwörung gegen die Monarchie hinzu, wo offen bleibt, ob sie aus dem Diesseits oder dem Jenseits gesteuert wird. Um es gleich vorab zu sagen. Dieser Roman passt in keine Schublade. Er besitzt alle Elemente eines Thrillers, ist aber keiner. Die Bedrohung ist ein Nosferatu, aber das macht die Geschichte noch lange nicht zu einem Vampirroman der Trivialliteratur und glitzern kann der Vampir schon gar nicht. Bleibt also noch Phantastik. Aber nur, wenn man sie mit den Elementen eines historischen Romans verbindet. Wien und Prag im Sommer 1909. Da spielt die Geschichte. Die Spannung erreicht die Autorin in ihrem Erstlingswerk auf zwei Arten. Zum einen über die unklaren Verbindungen zwischen den handelnden Figuren und zum anderen durch die Präsentation der Fakten in einer Art Collage von Briefen, Tagebucheinträgen und mittellangen Dialogen. So wird das Bild immer deutlicher, aber nie deutlich genug, sodass der Leser nie in die Verlegenheit kommt zu sagen: "Jetzt habe ich es." Gute Dialoge zu schreiben ist schwer. Geistreiche Dialoge zu schreiben ist ungleich schwerer.Aaber gesitreiche Dialoge zu schreiben, ohne in Geistreicheleien stecken zu bleiben und die Neugier durch Wort und Witz weiter zu treiben, ist eine ganz hohe Kunst. Dazu kommen eine ungeheuer dichte und authentische Atmosphäre und fein ausgearbeitete Charaktere. Dieser Roman ist etwas für Liebhaber der Sprache mit einem Sinn für leichte Skurilitäten. Wer den klaren Plot liebt, wird womöglich enttäuscht sein, denn mit zunehmendem Fortgang der Handlung werden aus den Akteuren Getriebene, die nur noch glauben, das Heft des Handelns in der Hand zu halten. Am Ende der Geschichte wird dann doch klar: Es ist eine Phantastikgeschichte, aber vom Feinsten. Meine persönliche Bewertung ist an der obersten Grenze. Doch bei all diesen Vorzügen kann auch ich nicht über einige Schwächen im Plot am Ende des Romans hinwegsehen. Das - und nur das - kostet dem Roman den letzten Stern. Alles andere ist Lesegenuss pur
  8. Cover des Buches Sissi in Meran (ISBN: 9783852564050)
  9. Cover des Buches Das falsche Gewicht (ISBN: 9783863521271)
    Joseph Roth

    Das falsche Gewicht

     (1)
    Aktuelle Rezension von: HeikeG
    Ein Schubert der Prosa "Roth konnte Stimmungen und Erfahrungen, die gewöhnlich nur in Musiken auszudrücken sind, in Sprache übersetzen. Etwas Ähnliches wie ein Schubert der Prosa ist er auf diese Art geworden.", schrieb André Heller in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. So wie der Komponist wohl einzigartig seine Gefühle in Musik einfließen ließ, so drückte sie der 1894 in Brody, einer mittelgroßen Stadt im damals österreichischen Galizien, geborene Roth in seinen Texten aus. Wer war dieser Joseph Roth, von dem solch eindrucksvolle Werke wie "Hiob", "Hotel Savoy", "Radetzkymarsch" oder "Die Legende vom heiligen Trinker" stammen? Ein Poet, ein Journalist und wie alle Juden ein Opfer des Dritten Reiches, außerdem ein stets von neuem enttäuschter Moralist, ein Augenzeuge seiner Zeit, rastlos, empfindsam und aggressiv zugleich, im Grunde seines Herzens ein Träumer und Menschenfreund, verletzlich wie ein Kind, lebensuntüchtig und anfällig für Depressionen, "ein Spezialist für verlorene Menschen", meinte einmal sein Freund Hermann Kesten. Widersprüchlich wie sein Wesen, sind auch die Aussagen seiner Freunde über ihn gewesen. "Roth war schwermütig", sagen die einen. "Er war leichtlebig", behaupten die anderen." "Er liebte das Militär", heißt es weiter und: "Er hasste das Militär", "er war Leutnant in der k. u. k.-Armee", "er war ein Sozialist", "er war ein Monarchist", "er war ein Glaubensjude", "er war ein eifriger Katholik". Von sich selbst sagte er, er sei "böse, besoffen, aber gescheit." "Sie wogen in der Hand und sie maßen mit dem Aug." Seinen ergreifenden Kurzroman "Das falsche Gewicht" schrieb er 1937 im Pariser Exil. Er spielt in der Gegend von Brody, dem Ort seiner Herkunft. Sein Protagonist heißt Anselm Eibenschütz, der Ort der Handlung Zlotogrod. Hier in diese vom Zentrum am weitesten entfernte Region des ehemaligen k. u. k.-Reichs, an der russischen Grenze, vollendet sich das Leben des Eichmeisters Eibenschütz. Seiner Frau Regina zuliebe hat er seinen Dienst bei der Armee quittiert. Aus dieser geregelten, von Befehlen und Ordern bemessenen Welt gerät er in eine Gesellschaft, in der Betrug, Gaunerei und Lüge Notwendigkeit und Folge einer zerbröckelnden Zeit darstellen. Der Not der kleinen Leute - Händler, arme Schlucker, Tagediebe, Deserteure und Halunken, die allesamt nicht wissen, wie und womit sie die kommenden Tage überleben - steht er gesetzesgemäß gnadenlos und hart gegenüber. Doch das Grenzgebiet ist eine düstere, eine "giftige Gegend", in der die Gesetze des Staates keine Gültigkeit mehr zu haben scheinen: "Denn die Leute in dieser Gegend betrachteten alle jene, welche die Forderungen an Recht, Gesetz, Gerechtigkeit und Staat unerbittlich vertraten, als geborene Feinde. Sie wogen in der Hand und sie maßen mit dem Aug. Es war keine günstige Gegend für einen staatlichen Eichmeister." Als er erfährt, dass seine Frau ihn betrügt und ein Kind von seinem Schreiber erwartet, ist auch die Ehe des Eichmeisters Eibenschütz zerstört. In Leibusch Jadlowkers Grenzschenke sieht Eibenschütz die schöne Zigeunerin Euphemia Nikitsch, deren Zauber ihn zur völligen Unterwerfung und willenlosen Hingabe an sie führt: "Als sie auf ihn zutrat, war es ihm, als erführe er zum ersten Mal, was ein Weib sei. Ihre tiefblauen Augen erinnerten ihn, der niemals das Meer gesehen hatte, an das Meer. (...) und ihr dunkelblaues, schwarzes Haar ließ ihn an südliche Nächte denken, die er niemals gesehen, von denen er vielleicht einmal gelesen oder gehört hatte." Er verfällt ihr und dem Alkohol. Das Aufeinanderprallen von Recht, Gesetz und Redlichkeit auf der einen Seite und dem von Not und Armut, aber auch von moralischer Indifferenz und Gewinnsucht geprägten Wesen der Zlotogroder Menschen auf der anderen Seite, lässt den Eichmeister Eibenschütz das "rechte" Maß, die "richtige Gewichtung" nicht finden. "Ach er war in einer gar schlimmen Lage, der Eichmeister Eibenschütz. Weh, sehr weh tat ihm sein eigenes Schicksal. Das Gesetz einzuhalten, war er entschlossen. Redlich war er, redlich und sein Herz war gütig und streng zugleich. Was sollte er machen mit der Güte und Strenge zugleich? Zu gleicher Zeit läutete in seinen Ohren das goldene Läuten der kleinen Ohrringe der Frau Euphemia." Es wird ihm unmöglich, sein Denken und Handeln nach Maßen einzurichten, und letztendlich wird er selbst zu einer zwielichtigen Gestalt, wie die Menschen, die ihn umgeben. Sein Untergang ist nicht aufzuhalten und klingt wie bei einer Schubertschen Sonate wehmütig-elegisch aus. Warmer, ruhig fließender Erzählton "Joseph Roth ist als Schriftsteller ein ausgesprochen visueller Typ. Er sieht vor allen anderen. Sein Auge wird schöpferisch. Ob es ein Mensch, ein Bergwerk, eine Zivilisation ist, zuerst gewahrt er das äußere Bild, die Form, das offen Sichtliche. Er sieht so lange und von soviel Seiten auf sein Objekt, bis er hineinsieht und es durchschaut.", schätzt Hermann Kesten sehr treffend den Autor Joseph Roth ein. Einfach und klar ist sein Stil, sehr anschaulich und detailliert seine Menschen- und Landschaftsbeschreibungen. Der Schriftsteller schafft es, einer leblosen Sache solchen Ausdruck zu verleihen, dass der Leser/Hörer Dinge mit diesem Gegenstand assoziiert: beobachtendes Denken könnte man es nennen. Auch Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki ist des Lobes voll: "Joseph Roth war ein barmherziger und unerbittlicher Erzähler zugleich: Er litt mit seinen Geschöpfen, er verurteilte sie nie. Aber er tauchte sie in das klare Licht, in dem alle Details deutlich werden." Die schwach dialektgefärbte, aber ungeheuer eindringliche Stimme des österreichischen Schauspielers Joseph Lorenz passt wunderbar zu Roths bildhafter Sprache. Sein warmer, ruhig fließender Erzählton, der geradezu prädestiniert für diesen tiefgründigen Roman ist, zieht den Hörer in seinen Bann und versetzt ihn in die Zeit der k. u. k.-Monarchie. Auch er trägt entscheidend dazu bei, dass man bei Roth Farben, Stimmen und Stimmungen psychisch, ja beinahe physisch erfahren kann. Das Buch wurde 1971 unter der Regie von Bernhard Wicki u. a. mit Helmut Qualtinger und Agnes Fink, verfilmt und erhielt 1972 das "Filmband in Gold" für Regie, Kameraführung, Nebenrolle und darstellerische Leistung. Fazit: Ein abgelegenes Grenzdorf Galiziens als Schauplatz einer Tragödie, die den Verfall der Donau-Monarchie in erschütternder Deutlichkeit anhand des tragischen Schicksals des Eichmeisters Eibenschütz zeigt, hervorragend intoniert von Joseph Lorenz. "Jede Seite, jede Zeile ist wie die Strophe eines Gedichts gehämmert mit dem genauesten Bewusstsein für Rhythmus und Melodik." (Stefan Zweig)
  10. Cover des Buches Orient all inclusive (ISBN: 9783852563428)
  11. Cover des Buches Die Geschichte der 1002. Nacht (ISBN: 9783862318728)
    Joseph Roth

    Die Geschichte der 1002. Nacht

     (5)
    Aktuelle Rezension von: Günter Landsberger
    Joseph Roth - Die Geschichte von der 1002. Nacht. Gelesen von Michael Heltau. Diese Box enthält 8 CDs. Eine erotische Komödie. (Diogenes) - Diese Ankündigung führt ein wenig auf eine falsche Fährte. Die Rückseite der Box präzisiert zu Recht: „Die erotische Komödie kippt in tödlichen Ernst.“ Eine Joseph-Roth-Hörbibliothek ist bei Diogenes Hörbuch im Entstehen begriffen. Einiges ist schon erschienen („Hotel Savoy“, „Das falsche Gewicht“, „Die Legende vom heiligen Trinker“, „Radetzkymarsch“, „Die Kapuzinergruft“, „Die Geschichte von der 1002. Nacht“), anderes er­scheint noch in diesem Jahr („Tarabas“, „Hiob“, „Triumph der Schönheit“/ „Der Leviathan“). Nam­hafte Sprecher sind dafür gewonnen worden: Peter Matic, Mario Adorf, Hans Korte, Josef Lorenz, Senta Berger, Peter Simonischek und Michael Heltau, der nach dem berühmtesten und vielleicht besten Roman Roths, „Radetzkymarsch“, nun auch Roths vorletzten und bei Lebzeiten zuletzt veröffentlichten Roman „Die Geschichte von der 1002. Nacht“ als Hörbuch gestaltet hat. Wenn man Roths Roman nicht kennt, kann man ihn - auf diese Weise gelesen - gut kennenlernen. Weil das Rothsche Erzählen dem mündlichen Erzählen durchaus noch nah ist, – und zwar sogar ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, da Walter Benjamin klagt, dass das Erzählen unter den Be­dingungen der modernen Welt an ein Ende geraten sei, während er (W. B.) beinahe nostalgisch auf das Erzählwerk von Nikolai Lesskow zurückblickt -, mag sich dieses Rothsche Erzählen dem Medi­um Hörbuch bei kongenialen Erzähl-Sprechern heutzutage geradezu anbieten. Wer den österrei­chischen Tonfall beim Lesen selber noch gut im Ohr hat und die Abtönungen schon von sich aus auch im Stillen mitzulesen vermag, wird ein derartiges, von Michael Heltau sprachlich gestaltetes Hörbuch nicht unbedingt brauchen. Jene aber, die der (alt)österreichischen Schattierungen nicht ganz so mächtig sind, werden diese Romane in Hörbuchform dankbar als ohrenöffnend begrüßen. Michael Heltau hat dabei die Entscheidung getroffen, dass der Erzählduktus durchgängig österrei­chisch timbriert zu sein habe, auch da, wo Joseph Roth vom Wortlaut her grundlegend hochdeutsch schreibt. Allerdings ist dieses Hochdeutsch auch bei Roth selber immer wieder von typisch österrei­chischen Ausdrücken durchsetzt, so dass der Übergang zur leisen Dialektfärbung plausibel er­scheint, zumal es Michael Heltau durchweg gelingt, die Nuancen auch des von Roth stellenweise direkt vorgegebenen kräftigeren Dialekts dagegen abzuheben. Leuten, die ähnlich wie ich schon seit langem eingeschworene Roth-Leser sind, vermag eine der­artige, sich Zeit lassende und den Originaltext erfreulich ernst nehmende Romanlesung wieder Lust zu machen auf die eigene Lektüre und das eigene Verstehen-Wollen. Andere mögen durch diese gut verstehbare Lesung auf den Geschmack kommen. Ja, und was passiert denn in diesem Roman des Exils mit dem seltsamen, an Tausendundeine Nacht und die gegen den drohenden Tod anerzählende Scheherezade erinnernden Titel? Mit dem Titel, der sich anders als der Hofmannsthalsche des „Märchen(s) der 672. Nacht“ außerhalb der orientalisch vorgegebenen 1001 hält und fast schon zur Tausendunddrei, dem „mille tre“ der Leporelloschen Registerarie aufschließt? In einem Bildband zu Joseph Roths Leben und Werk habe ich folgende kurze Inhaltsangabe gefunden, die den Vorteil hat, dass sie gute Aufschlüsse gibt und doch nicht allzuviel verrät: „Das Wien der Gründerzeit ist der Schauplatz turbulenter Ereignisse um einen Be­such des Schahs von Persien. Eine Intrige zur Erfüllung der frivolen Wünsche des Potentaten stellt alle Beteiligten zunächst zufrieden. Langfristig gesehen offenbart sich jedoch sein Geschenk an die Geliebte einer Nacht als eine Büchse der Pandora, die den in die „persische Geschichte“ verstrick­ten Personen nach Wechselfällen des Glücks Kriminalität und Tod bringt.“ (Heinz Lunzer & Victo­ria Lunzer-Talos: „Joseph Roth“, Köln 1994, S. 247)
  12. Cover des Buches Ein Jahr auf der Hochebene (ISBN: 9783852567303)
    Emilio Lussu

    Ein Jahr auf der Hochebene

     (1)
    Aktuelle Rezension von: fredgoetzis
    ...ein unglaubliches Buch. Emilio Lussu war als Offizier selber im Ersten Weltkrieg im Einsatz und beschreibt die Sinnlosigkeit und Grausamkeit dieses Krieges. Sehr gute Übersetzung von Claus Gatterer!
  13. Cover des Buches Die Hochzeit des Dichters (ISBN: 9783492042468)
  14. Cover des Buches Das Versteck der Minerva (ISBN: 9783852564456)
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