Bücher mit dem Tag "kultur"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "kultur" gekennzeichnet haben.

471 Bücher

  1. Cover des Buches SAPIENS - Eine kurze Geschichte der Menschheit (ISBN: 9783328111245)
    Yuval Noah Harari

    SAPIENS - Eine kurze Geschichte der Menschheit

    (395)
    Aktuelle Rezension von: FusselFelix

    Yuval Noah Hararis „Sapiens“ ist ein faszinierender Blick auf die Geschichte der Menschheit – von den ersten Homo sapiens bis in die digitale Ära. In einfacher, zugänglicher Sprache erklärt er, wie uns scheinbar abstrakte Erfindungen wie Religion, Geld oder politische Systeme zu dem gemacht haben, was wir heute sind.

    Besonders beeindruckt hat mich, wie Harari komplexe Themen auf den Punkt bringt: Dass Geld z.B. nur durch kollektives Vertrauen funktioniert, Religionen als „gemeinsame Mythen“ Gesellschaften zusammenschweißen oder die Macht der Politik oft auf fiktiven Narrativen beruht. Seine Gedanken regen zum Umdenken an und zeigen, wie viel von unserer „Realität“ eigentlich von uns Menschen gemacht ist.

    Obwohl das Buch enorm viel Stoff abdeckt, bleibt es dank Hararis lebendigem Erzählstil unterhaltsam und leicht verdaulich. Nicht jede These ist unumstritten, aber genau das macht es spannend. Wer globale Zusammenhänge verstehen und die Gegenwart mit neuen Augen sehen möchte, sollte „Sapiens“ lesen. Ein Buch, das lange nachwirkt!

  2. Cover des Buches Biblioteca Obscura: Das Bildnis des Dorian Gray (ISBN: 9783845854403)
    Oscar Wilde

    Biblioteca Obscura: Das Bildnis des Dorian Gray

    (2.017)
    Aktuelle Rezension von: SunnySue

    "Nun, der Weg der Paradoxe ist der Weg der Wahrheit. Um die Wirklichkeit zu prüfen, müssen wir sie auf dem Seil tanzen sehen. Erst wenn die Wahrheiten zu Akrobaten werden, können wir sie beurteilen."

    Oscar Wildes Roman "Das Bildnis des Dorian Gray" beschäftigt sich mit der Dekadenz der englischen Oberschicht, der Moralität von Sinnlichkeit, Schönheit und Narzissmus.

    "Doch wir erhalten unsere Jugend niemals zurück. Der Puls der Freude, der mit zwanzig in uns pocht, wird schleppend. Unsere Glieder versagen, unsere Sinne vermodern. Wir verkommen zu hässlichen Marionetten, verfolgt von der Erinnerung an die Leidenschaften, vor denen wir uns zu sehr fürchteten, und an die köstlichen Versuchungen, denen zu erliegen wir nicht den Mut hatten. Jugend! Jugend! Es gibt absolut nichts in der Welt außer Jugend!"

    Ende des 19. Jahrhunderts: Der junge Dorian Gray lebt als reicher Erbe in London und freundete sich mit dem Maler Basil Hallward an, der einige Porträts von Dorian malt.

    Die Geschichte setzt zwischen einem Gespräch von Basil mit seinem Freund Lord Henry Wotton in Basils Atelier ein und dreht sich um Kunst und Selbstinszenierung. Lord Henry ist sehr angetan von dem Porträt eines jungen Mannes und neugierig zu erfahren, wer dieser junge Mann ist. Basil ziert sich ihm dem Namen zu verraten, geschweige denn die beiden miteinander bekannt zu machen, da er einen schlechten Einfluss von Henry auf Dorian befürchtet. Und das zu Recht. Als Henry und Dorian sich dann kennenlernen, bringt dieser Dorian dazu zu glauben, dass Jugend und Schönheit die einzigen Werte im Leben seien. Henrys Ausführungen über die Selbstentfaltung eines Menschen, ohne Furcht vor der Moral, und über den körperlichen Verfall, bewegen Dorian sehr und lassen eine Saite in ihm anklingen, die ihn ganz eifersüchtig auf sein Porträt machen. Und so äußert Dorian den Wunsch, dass sein Porträt altern möge und er selbst seine jugendliche Schönheit behält.

    Lord Henry wird sich seiner Macht Dorian gegenüber bewusst und beschließt, ihn nach seinen Vorstellungen und seinem eigenen Vorbild zu formen. Und hier nimmt das Unglück seinen Lauf ...

    "Seine eigene Seele blickte ihn aus der Leinwand heraus an und zitierte ihn vor Gericht."

    Mit diesem Roman bricht Oscar Wilde mit der realistischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Mich hat "Das Bildnis des Dorian Gray" nicht nur von der Idee des alternden Porträts überzeugt, sondern vor allem auch durch die wirklich geistreichen Dialoge.

    "Die Hässlichkeit, die ihm einst verhasst gewesen war, weil sie den Dingen Wirklichkeit verlieh, wurde ihm jetzt aus eben diesem Grund lieb. Die Hässlichkeit war die einzige Wirklichkeit. Das derbe Gezänk, die abscheuliche Spelunke, die rohe Gewalt des zerrütteten Lebens, die große Niedertracht der Diebe und Ausgestoßenen waren in ihrem intensiven Wirklichkeitsbezug lebendiger als all die anmutigen Formen der Kunst, alle träumerischen Schatten der Poesie. Das war es, was er zum Vergessen brauchte."

    Die Figuren gefallen mir wirklich gut. Lord Henry, der für mich die Personifizierung des Teufels ist. Der vor Antithesen und Ironie nur so strotzt und mit seinen Einflüsterungen den jungen, unbedarften Dorian ins Verderben stürzt. Und Dorian selbst, den wir als noch unschuldigen, lebenslustigen, freundlichen jungen Mann kennenlernen, der aufgrund Henrys Einflüsterungen nach dem Übermenschlichen, der unvergänglichen Jugend und Schönheit strebt. Und dessen Porträt am Ende eine grässliche Fratze zeigt und so die Verderbtheit seiner Seele offenbart.

    "Er versuchte, die scharlachroten Fäden des Lebens aufzusamneln und sie zu einem Muster zu weben; seinen Weg durch das blutrote Labyrinth der Leidenschaft zu finden, durch das er irrte. Er wusste nicht, was er tun oder was er denken sollte."

    Für mich ein Klassiker, den es sich lohnt zu lesen und der trotz seines Alters sprachlich gar nicht so verstaubt ist, wie erwartet.

    Aus dem Englischen übersetzt von Meike Breitkreutz und illustriert von Marcin Minor.

  3. Cover des Buches Der Steppenwolf (ISBN: 9783518463550)
    Hermann Hesse

    Der Steppenwolf

    (1.296)
    Aktuelle Rezension von: bookswithjacki

    Hesses Werk handelt von Harry Haller, der davon überzeugt ist, dass die Seele aus mehreren Teilen besteht. Einerseits möchte er zwar ein bürgerliches Leben führen, doch zum anderen verabscheut er zugleich diese Art des Lebens. Harry befindet sich ständig auf dem Weg der Selbstfindung mit den damit verbundenen Höhen und Tiefen, und der Leser darf ihn dabei begleiten. Die Motive dieses Buchs lassen sich auch in anderen Werken von Hesse wiederfinden, beispielsweise in Siddharta, Knulp und Demian. Es ist eine zeitlose Geschichte, die ihre Bedeutung nie verliert. Mir sagt Hesses Schreibstil sehr zu. Oft habe ich schon gehört, dass die Leser gerade das letzte Drittel nicht gemocht haben. Die Kritik kann ich in jedem Fall nachvollziehen, mir persönlich hat das gesamte Werk jedoch zugesagt. Man muss sich auf jeden Fall Zeit für dieses Buch nehmen, um es genießen und verstehen zu können. Außerdem gibt es bei jedem Lesen neue Aspekte, die hervorstechen und zum Nachdenken anregen. Mein persönliches Lieblingswerk von Hesse.

  4. Cover des Buches Das achte Leben (Für Brilka) (ISBN: 9783548289274)
    Nino Haratischwili

    Das achte Leben (Für Brilka)

    (267)
    Aktuelle Rezension von: izzy_books

    Ein überwältigender Generationenroman, welcher Liebe, Verlust und die Narben der Geschichte in einer georgischen Großfamilie vereint. Nino Haratischwilli erzählt mit solch einer großen emotionalen Kraft und lässt hierbei ihre Figuren noch sehr lange nachhallen. Ein Buch, welches einen nicht nur berührt, sondern sehr tief trifft – und für mich schon jetzt für immer einer meiner größten Herzensbrecher bleibt.

  5. Cover des Buches Children of Blood and Bone (ISBN: 9783596712168)
    Tomi Adeyemi

    Children of Blood and Bone

    (494)
    Aktuelle Rezension von: bstbsalat

    Wieder einmal frage ich mich rückblickend, was mich so lange davon abgehalten hat, ein Buch zu lesen. Children of Blood and Bone steht seit Jahren auf meiner "unbedingt irgendwann lesen"-Liste und als es bei NetGalley angeboten wurde, habe ich nicht lange überlegt. Umso länger lag es dann einfach da, weil bei mir die Luft raus war und ich mich lieber mit klarem Kopf in eine neue Geschichte stürze als mich in Momenten der Leseflaute durch ein Buch zu quälen - denn dann kann es mir eigentlich gar nicht gefallen. Nun habe ich innerhalb einer Woche diesen ersten Band der Trilogie verschlungen und bin sehr neugierig, wie es mit Zélie, ihren Begleiter*innen und der Magie weitergeht. 


    Ich hatte eine gewaltige (und gewalttätige) Geschichte erwartet, voller Mut und Abenteuer und vor allem voller Zorn. Zorn auf die Welt, die Machtungleichheiten nicht nur ermöglicht, sondern geradezu fördert; Zorn auf die Unterdrücker und die Grenzen der eigenen Fähigkeiten. Dazu eine kleine Prise Romance und eine große Prise Magie. Dieses Mal wurden meine Erwartungen genau getroffen, aber um eine fantastische Welt ergänzt. 


    Zélie war mir sofort sympathisch, blieb es aber nicht durchgehend. Manchmal trifft sie Entscheidungen oder lässt durch ihre inneren Monologe Einblicke in Gedankengänge zu, die mir unlogisch erscheinen und die oft auch Konsequenzen haben. Aber hey, sie ist ein Teenager. Dass ich aus meiner Perspektive anders denke als sie, das ist wohl kaum verwunderlich. Am meisten gestört hat mich an Zélie, dass sie immer wieder an sich zweifelt, was ihr aber von vielen Menschen mal mehr, mal weniger metaphorisch eingeprügelt wurde. Es wäre schön gewesen, wenn sie diesen angelernten "Makel" mit der Zeit ablegen würde. Ich hoffe, das tut sie in den Fortsetzungen. Zélie ist ein junges Mädchen der untersten Gesellschaftsklasse, dass sogar zum eigenen Bruder eine riesige Distanz auf Ebene der Wertschätzung und Anerkennung empfindet. Sie fühlt sich von so gut wie allen Menschen verraten und verfolgt, was von der Realität gar nicht so weit entfernt ist. 


    Amari ist für mich eine angenehmere Protagonistin gewesen. Sie kommt direkt aus dem Palast, hat in Wohlstand gelebt, was aber in ihrem Fall gleichbedeutend mit einem goldenen Käfig und Einsamkeit ist. Amari fühlt sich mit ihrer Dienerin verbundener als mit ihrer eigenen Familie und nutzt eine flüchtige Chance, um diesem Leben zu entkommen - und um genau für die eine Sache zu kämpfen, die ihr eigener Vater mit Mord und Genozid unterdrückt. Dabei wächst sie immer wieder über sich selbst hinaus und legt dabei eine spürbare Entwicklung hin. Im Vergleich zu Zélie, die am Ende innerlich noch etwa genauso aussieht wie am Anfang - "nur" ein bisschen traumatisierter -, ist Amari quasi ein neuer Mensch. Das zu verfolgen war richtig toll. 


    Inan, der einzige männliche Protagonist, aus dessen Perspektive einige Kapitel erzählen, ist meiner Meinung nach im Vergleich mit den Mädchen eine komplexere Figur: Zélie ist zornig, verletzt und auf Rache, später auch auf ein größeres Ganzes aus. Amari ist kurz davor gebrochen zu werden und flieht ins Exil, bevor sie ihre gesamte Haltung auf Rebellion und Angriff ausrichtet. Und ihr Bruder Inan? Er ist der treue Soldat, der gute Sohn des grausamen Königs, der die Lehren seines Vaters gehorsam umsetzt und an dessen Wahrheit glaubt. Der Krieger, dem der Boden unter den Füßen wegbricht, als seine Augen für die Realität geöffnet werden und er ins Zweifeln gerät. Der versucht, eine neue, eigene Wahrheit zu finden, eine Seite zu wählen und der immer wieder von äußeren Einflüssen in verschiedene Richtungen gelenkt wird. Man könnte Inan als wankelmütig beschreiben und würde damit nicht falsch liegen. Wenn man aber berücksichtigt, wie blind er lange Zeit gewesen ist für die Ereignisse außerhalb des Palasts und wie sehr ihn die hasserfüllten Worte seines Vaters ausfüllten, wie sehr er danach strebte, dessen Anforderungen gerecht zu werden, dann verändert und entwickelt sich Inan im Verlauf der Geschichte am meisten. Und doch bleibt Amari meine Favoritin.


    Besonders wird diese bekannte Geschichte von Macht, Unterdrückung und Rebellion durch die Magie. Gewährt durch Götter, erweckt durch Beschwörungen und anhaltenden Glauben und vernichtet - zumindest vorübergehend - durch einen machtgierigen Sterblichen. Viele Elemente dieser Magie sind mit Kulturen verknüpft, die mir fremd sind und damit eine ganz eigene Welt in meinem Kopf entstehen ließen. Soweit ich herausfinden konnte, hat sich die Autorin von westafrikanischen Mythen inspirieren lassen und direkte Bezüge auf die Kultur der Yoruba eingesetzt, zum Beispiel in der Sprache der Magiebeschwörungen. Ich konnte schon viele verschiedene Magie- und Glaubenssysteme in den unterschiedlichsten Büchern kennenlernen: Children of Blood and Bone ist in dieser Masse für mich, für den Moment, einzigartig. (Zugegeben, ich habe bisher wenig gelesen, das sich auf afrikanische Kulturen bezieht. Dieses Buch verdeutlicht für mich, dass sich daran etwas ändern sollte.)


    Children of Blood and Bone hat glasklare Messages zum Thema Rassismus und Colorismus, die allerspätestens im Nachwort der Autorin deutlich werden sollten. Dort verbindet sie einzelne Storyelemente mit Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA, mit der Black Lives Matter Bewegung, und benennt konkrete Schwarze Opfer dieser Gewalt. 


    Obwohl mir die Geschichte richtig gut gefällt und ich große Freude daran hatte, den Figuren bei ihrer Entwicklung zuzuschauen, stört mich leider genau das etwas: Ich blieb Zuschauerin. Es fühlte sich nicht wirklich an, als ob ich Zélie, Amari, Tzain und Inan begleite, sondern als ob ich im Nachhinein ihre Geschichte erzählt bekomme. Das kann natürlich auch damit zu tun haben, dass ich Weiß bin und die Figuren Schwarz sind. Ich führe es aber vielmehr auf die Erzählweise zurück, die mich trotz aller Emotionalität doch etwas auf Distanz hielt. Manchmal waren die Details zu ausschweifend, sodass ich auch mal eine Seite zurückblättern musste, um den roten Faden wieder aufzugreifen. Manchmal passierte etwas mit einer Figur und es war mir total egal, weil ich vorher nicht genug Zeit mit ihr verbracht hatte, um sie besser kennenzulernen und Nähe aufzubauen. Manchmal ging es dann wieder so schnell, dass ich das Gefühl hatte, etwas Wichtiges übersprungen zu haben.  


    Fazit

    Insgesamt ist Children of Blood and Bone genau wie ich erwartet habe und mehr: Zornig. Hoffnungsvoll. Magisch. Mystisch. Rebellisch. Es hat mir gut gefallen, den drei Held*innen auf ihrer Reise zu folgen und Einblicke in diese Fantasy-Version der Yoruba-Kultur zu erhalten. Leider hat mich der Schreibstil unterwegs öfter kurz verloren. Ich bin deshalb sehr gespannt, wie die Geschichte weitergeht und schließlich endet, aber bis zum Lesen der Fortsetzung wird wohl erneut etwas Zeit vergehen.

  6. Cover des Buches Die Geisha (ISBN: 9783328100454)
    Arthur Golden

    Die Geisha

    (2.944)
    Aktuelle Rezension von: Liselotte91

    Ganz nett zu lesen. Für mich jedoch zu langwierig.
    Die Geschichte tröpfelt für mich oftmals sehr dahin, wogegen das Ende dann viel zu schnell abgespeist wird.
    Die unzähligen Beschreibungen und Vergleiche mit der Natur und co. werden so oft gemacht, das es mich persönlich wirklich sogar genervt hat.
    Die Geschichte ist sonst sehr informativ, an manchen Stellen traurig aber auch ab und an etwas humorvoll.
    Alles in Allem ein netter Roman mit teilweise schönen Momenten, der aber deutlich hätte kürzer ausfallen können.

  7. Cover des Buches Die Perlenschwester (ISBN: 9783442489213)
    Lucinda Riley

    Die Perlenschwester

    (580)
    Aktuelle Rezension von: dodo2025

    Bisher war mir Cece nicht so sympathisch, das hat sich mit dem Lesen dieses Teils geändert. Sie sucht ihre Vergangenheit in Australien und erfährt viel über die Ureinwohner, den Aborigines. Auf dem Weg dorthin verliebt sie sich in einen außergewöhnlichen  Mann, der ihr aber dann auch Schwierigkeiten bereitet. Ich fand es spannend und interessant.

  8. Cover des Buches 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert (ISBN: 9783406809095)
    Yuval Noah Harari

    21 Lektionen für das 21. Jahrhundert

    (119)
    Aktuelle Rezension von: Hoffe63

    Es ist einfach nur beneidenswert, diesen Gesamtüberblick zu haben und diese Verknüpfungen zu erstellen. Und dabei schreibt er, anders als der hochgelobte deutsche TV Neuphilosoph, völlig unaufgeregt und weitestgehend wertungsfre. Alle 3 Werke von ihm konnte ich kaum zur Seite legen und mindestens jedes schon 2x gelesen.

  9. Cover des Buches 1913 (ISBN: 9783596520534)
    Florian Illies

    1913

    (297)
    Aktuelle Rezension von: bibliophilara

    Geschichte fand ich früher meistens furchtbar langweilig. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich einen Lehrer hatte, der ununterbrochen nur zusammenhanglose Monologe geführt und irgendwelche Daten von unterzeichneten Verträgen in seinen Bart genuschelt hat, ohne jemals etwas an die Tafel geschrieben zu haben. Aber der Kunsthistoriker Florian Illies beweist, dass es auch anders geht. 2012 veröffentlichte er ein historisches Sachbuch, das nur in einem einzigen Jahr spielt: „1913“. In über 300 Seiten entführt er den Leser in ein Zeitalter, das selbst unsere Großeltern nicht miterlebt haben und bietet eine neue Perspektive auf längst vergangene Epochen. 

    Was ist eigentlich 1913 so alles Wichtiges passiert? Ich wusste vor dem Lesen dieses Buches nur, dass ein Jahr zuvor die Titanic unterging und ein Jahr danach der erste Weltkrieg durch die Ermordung Franz Ferdinands ausgelöst wurde. 1913 selber war für mich aber ein unbeschriebenes Blatt Papier. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich fast alles weiß: Wie Louis Armstrong an seine erste Trompete kam oder Sigmund Freud an seine Katze, welche Intentionen der Kubismus hegte, wie Thomas Mann seine Homosexualität vertuschte und noch vieles mehr. Illies beschäftigt sich mit zahlreichen Themen wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Mode, Musik, Literatur, Architektur, Philosophie und vor allem Kunst. Dabei stellt er die bedeutendsten Persönlichkeiten dieser Zeit vor. Ein besonderes Augenmerk legt er dabei unter anderem auf Franz Kafka, Adolf Hitler, Alma Mahler, Ernst Ludwig Kirchner oder Else Lasker-Schüler und wirft einen Blick hinter die Kulissen dieser großen Namen. 

    Das Sachbuch ist in insgesamt zwölf Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel steht für einen Monat und beginnt jeweils mit einem Bild und einer Vorschau. Innerhalb dieser Kapitel wird wieder in Abschnitte gegliedert, die nicht mehr unbedingt chronologisch vorgehen. Ihre Länge kann von einem Satz bis zu maximal fünf Seiten variieren und befasst sich entweder mit einem Ereignis oder einer Anekdote über eine Berühmtheit, bei der häufig auch Zitate aus Büchern, Briefen, Tagebüchern oder anderen Niederschriften eingefügt werden.

    Illies schreibt optimistisch, humorvoll und manchmal auch sarkastisch, verwendet außerdem den Präsens und wendet sich gelegentlich direkt an den Leser, um Wissenswertes, das inzwischen 103 Jahre auf dem Buckel hat, wieder lebendig zu machen. Sein schriftstellerisches Talent zeigt sich ebenfalls darin, wie geschickt er Verknüpfungen zwischen an sich voneinander unabhängigen Abschnitten mit Wortspielen, Randinformationen, Vergleichen, Wiederholungen oder rhetorischen Fragen schafft und somit aus der episodischen Erzählung, wie aus tausend kleiner Scherben, ein buntes, vollständiges Mosaik kreiert. Der intellektuelle Anspruch wird neben dem Inhalt, der gewisse künstlerische Vorkenntnisse erfordert, mit hoher Eloquenz und komplexem Vokabular fortgeführt. Nicht Wenige werden von Begriffen wie Galopin, exaltieren, Mäzen, Samowar, Clochard, sakrosankt oder Päderastie zumindest einen nicht aus dem Stegreif definieren können.

    Bemerkenswert ist ebenfalls der große Aufwand an Recherchen, den Illies über sich hat ergehen lassen. Die Auswahlbibliographie ist klein gedruckt und ellenlang. Es ist demnach nur ein Ausschnitt aus den zahllosen Werken, die er durchwälzt hat, um das Jahr 1913 perfekt zu rekapitulieren. Allein das hat meiner Meinung nach volle Anerkennung verdient. Leider ist ihm dann doch ein kleiner Fehler unterlaufen, denn er verwechselt Kokoswasser mit Kokosmilch. Kokoswasser ist die Flüssigkeit, die im Hohlraum einer Kokosnuss liegt; Kokosmilch wird dagegen aus dem gepressten Fruchtfleisch gewonnen. Die Anekdoten sich gleichermaßen faszinierend, wie auch verstörend. Neben Homosexualität sind auch Inzest, Polygamie, Prostitution, Drogenkonsum und Psychosen keine Tabuthemen.

    Warum gerade das Jahr 1913 gewählt wurde, vermag ich lediglich zu mutmaßen. Es könnte einerseits daran liegen, dass der erste Weltkrieg sich bereits anbahnte, das Jahr also historisch betrachtet wie ein Wetterumschwung war und die Menschheit damit gut repräsentiert: Eine Mischung aus Gut und Böse. Künstlerisch gesehen waren die 1910er ein Zusammenprall vieler verschiedener Stile, die facettenreiche und widersprüchliche Kunstwerke zutage brachten. Genau das Richtige also für einen Kunsthistoriker wie Florian Illies. Andererseits liegt das Jahr auch inzwischen weit genug zurück, um keine Zeitzeugen mehr zu haben, die sich noch daran erinnern könnten. Es bleiben uns also nur noch Archive, um Informationen einzuholen.

    Falls es jemals eine Fortsetzung von „1913“ geben sollte, würde ich sie definitiv auch lesen, jedoch bezweifle ich, dass es dazu kommen wird. Es würde mich wirklich brennend interessieren, für welches Jahr sich Illies dann entscheiden würde. Aber vielleicht kann sogar er die Frage nicht richtig beantworten.

    Wer weder vor Kunstgeschichte noch vor hochgestochener Sprache zurückschreckt, hat mit „1913“ von Florian Illies das perfekte Lesefutter gefunden. Egal wie viel Vorwissen man besitzen mag, niemand wird nach dem Lesen behaupten können, nichts spannendes Neues in Erfahrung gebracht zu haben. Wer sich allerdings eher als Kulturbanause bezeichnet, sollte um dieses historische Sachbuch einen großen Bogen machen. Ich zolle Illies‘ Recherchearbeit und fantastischem Schreibstil höchsten Respekt. Besser hätte man ein Buch zu diesem Thema gar nicht umsetzen können. Der kleine Fehler mit der Kokosnuss ist zu gering, als dass er hier ins Gewicht fallen könnte, deswegen erhält „1913“ von mir verdiente fünf Federn.

  10. Cover des Buches Beijing Baby (ISBN: 9783958891005)
    Volker Häring

    Beijing Baby

    (25)
    Aktuelle Rezension von: NiWa
    Mitten im Innenhof des Zentralen Theaterinstituts in Peking stürzt eine Studentin vom Dach eines Wohnheims herab. Eindeutig ist, dass es kein Selbstmord war. So ermittelt Kommissarin Xiang in ihrem ersten Fall in der Pekinger Mordkommission.

    Es stellt sich heraus, dass Mordopfer Xian Fang ein zweites Gesicht hatte, das Kommissarin Xiang in das Pekinger Rotlichtmilieu bis hin zu hochrangigen politischen Akteuren führt. Für Xiang steht ihre Karriere auf dem Spiel, während sie immer tiefer in die Geschichte des Mordopfers gerät.

    In "Beijing Baby" steht nicht die Krimihandlung im Mittelpunkt, sondern dieser Roman lebt von der lebendigen chinesischen Kulisse, die fernab von gängigen Klischees an den Leser vermittelt wird.

    Volker Häring bedient sich drei zentraler Figuren, anhand dieser ein Blick auf das gegenwärtige China geworfen wird.

    Xiang ist frisch von der Provinz in die chinesische Hauptstadt gekommen. Hier arbeitet sie mit dem altgedienten Kollegen Wang zusammen, welcher den ehrwürdigen Traditionen der Mao-Zeit hinterher trauert. Xiang und Wang könnten gegensätzlicher nicht sein. Die junge Frau Xiang steht für die Moderne, das Neugierige und Offene, während der alte Wang mit eigenbrötlerischem Charme in seinen Traditionen verwurzelt ist.

    Hinzu kommt der deutsche Student Phillip, der am Zentralen Theaterinstitut studiert. Er nimmt nicht nur eine tragende Rolle in der Krimi-Handlung ein, sondern hilft dem westlichen Leser, die chinesische Kultur zu verstehen, weil seine Perspektive viele Gepflogenheiten erklärt.

    Anhand dieser Figuren-Konstellation schafft Volker Häring ein reges Bild des Pekinger Lebens, des Alltags und der Arbeit des Polizei-Apparats. Häring thematisiert den Generationenkonflikt, die Schnelllebigkeit und sprachliche Entwicklungen genauso wie politische Veränderungen, Einmischungen und Vorschriften.

    Besonders gut hat mir der Einblick in die chinesische Online-Welt gefallen. Es ist für mich kaum vorstellbar, dass die Chinesen mit dem Internet auf vorgegebene Dienste beschränkt sind. Egal ob Google, Facebook oder Tinder - für diese Services gibt es ein chinesisches Pendant, das seine Bürger vor westlichem Einfluss schützt.

    Wie bereits erwähnt, ist der kriminalistische Anteil des Romans eher bescheiden, und fängt ausschließlich die Stimmung des chinesischen Lebens ein. Obwohl Xiang und Wang ermitteln, haben sie rasch die Decke erreicht, weil sie auf politischen Widerstand stoßen. Ihre Arbeit ist auf wenige Verhöre, verzweifelte Mutmaßungen und übermütige verdeckte Ermittlungen beschränkt, die eher durch Zufall als durch Können zu einer Spur führen.

    Nichtsdestotrotz hat mir dieser China-Krimi richtig gut gefallen. Ich mochte den Einblick ins chinesische Denken, die Art und Weise wie diese Gesellschaft ihre Kultur zwischen Tradition und Moderne lebt, und ich habe das Hintergrundwissen als ansprechend und aufschlussreich empfunden.

    Wer sich für die chinesische Kultur interessiert oder polizeiliche Ermittlungen außerhalb der westlichen Normen anstellen will, dem kann ich „Beijing Baby“ auf jeden Fall empfehlen, weil es informativ und gut zu lesen ist.
  11. Cover des Buches Der Zopf (ISBN: 9783103973518)
    Laetitia Colombani

    Der Zopf

    (875)
    Aktuelle Rezension von: Jacqueline___

    Das Buch wurde mir mehrfach empfohlen, aber ich fand es wirklich absolut nicht gut. Mit den Protagonisten wurde ich null warm, Tiefe hab ich vergebens gesucht. Die Geschichte an sich war sehr vorhersehbar, null spannend und die Redewendungen gingen mir auf die Nerven. Der Schreibstil hat mir gar nicht zugesagt, die kurzen, abgehackten Sätze waren nicht mein Fall. Nach einiger Quälerei hab ich das Buch dann irgendwann abgebrochen.

  12. Cover des Buches Ich bin Malala (ISBN: 9783426788271)
    Malala Yousafzai

    Ich bin Malala

    (294)
    Aktuelle Rezension von: Slothready

    Malala Yousafzai kämpft mutig dafür, dass alle Menschen die Chance auf Bildung haben, Lesen und Schreiben lernen dürfen und in Freiheit und selbstbestimmt leben können. Sie kämpft  mit allen Mitteln, riskiert dabei ihr eigenes Leben und wird von den Taliban beinahe getötet. In "Ich bin Malala" erzählt sie ihre Geschichte. Sie erzählt ihre Kindheit im Tal Swat in Pakistan, sie berichtet über die Verhältnisse dort und den Kampf der Menschen ums Überleben, sie erzählt von dem Tragischen Zwischenfall, bei dem sie beinahe gestorben wäre, von ihrem Weg zurück ins Leben und von ihrem Neubeginn im sicheren England.

    Das Buch ist ein beeindruckendes Zeugnis eines sehr mutigen Mädchens. Es eröffnet neue Perspektiven und lässt einen die Gegebenheiten in Pakistan, das Leben der Menschen dort und die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen haben, etwas besser verstehen. Es hat mich mit Respekt dem jungen Mädchen gegenüber erfüllt, das für Dinge kämpft, die für uns selbstverständlich sind und es ließ mich dankbar zurück, dass ich in einem Land leben darf, in dem der Zugang zu Bildung für alle möglich ist, in dem Frieden herrscht und in dem die Menschen nicht täglich aufs Neue bedroht werden. 

    Der Inhalt von "Ich bin Malala" war großartig und beeindruckend, der Schreibstil war leider zu langatmig und und durch die vielen Eigennamen etwas mühsam zu lesen. Man hätte auch das ein- oder andere Kapitel ruhig etwas kürzer fassen können. Insgesamt war es aber ein tief bewegendes Buch, das einem neue Blickwinkel eröffnet und das ich sehr gerne weiterempfehle, um so manches Geschehen auf der Welt besser verstehen zu lernen.

  13. Cover des Buches Yellowface (ISBN: 9783847901624)
    Rebecca F. Kuang

    Yellowface

    (560)
    Aktuelle Rezension von: suma

    Die Geschichte war sehr überraschend und teilweise auch absurd.

    Die Charaktere waren nicht wirklich sympathisch, aber darum ging es auch. 

    Die Thematik war sehr eindrücklich beschrieben und bis zum Ende habe ich gerätselt, was jetzt passieren wird. 

    Teilweise glich es fast schon einem Horrorbuch, da die Protagonistin immer irrer wird. Das Ende fand ich allerdings ein bisschen abrupt. 

  14. Cover des Buches Maria, ihm schmeckt's nicht! (ISBN: B0045383W0)
    Jan Weiler

    Maria, ihm schmeckt's nicht!

    (1.153)
    Aktuelle Rezension von: lakita

    Ich bin keine Italienerin und vermag deswegen nicht zu beurteilen, ob Jan Weiler typisches Familienverhalten wiedergibt, seine Schilderungen sind jedoch so plastisch und hautnah dargeboten, dass man ihm abnimmt, dass sich alles genau so und nicht anders zugetragen haben muss.  Ich liebe Situationskomik und dieses Buch ist voll davon und genau das macht den Reiz dieses Buches aus, dass man es mit einem Schmunzeln lesen kann und obendrein vielleicht auch noch etwas über italienische Familiengepflogenheiten lernt. 

  15. Cover des Buches Erdsee (ISBN: 9783596701605)
    Ursula K. Le Guin

    Erdsee

    (223)
    Aktuelle Rezension von: Quivi92

    Ein High-Fantasy-Klassiker, aber…

    Kaum ist der Held an einem Ort angekommen und stellt sich einer Herausforderung … ist das Ganze auch schon wieder vorbei. (Dies mag der Tatsache geschuldet sein, dass Ursula Le Guin ursprünglich Kurzgeschichten zu der Erdsee-Welt geplant hatte.) Hinzu kommt, dass die Erzählung sehr stark vom Daoismus geprägt ist: Wandel, Veränderung und die Suche nach der wahren Identität sind zentrale Aspekte von „Erdsee“. Daher wirkt es ehr wie ein daoistisches Philosophie-Gleichnis mit Fantasy-Elementen.

    Mich konnte das Buch leider emotional nicht abholen. Ich hatte kaum das Bedürfnis, dass ich unbedingt wissen muss, wie die Geschichte um Ged weitergeht. Auf mich wirkten einige Stellen nicht ganz ausgearbeitet, denn sobald es richtig spannend und interessant wurde, ließ sich die Erzählung zu einem anderen Ufer mit einer neuen Herausforderung treiben – Inselhopping mal anders.

    Die Geschichte hat so viel Potential. Schade nur, dass der Erzählstil so emotions- und detaillos  ist…

  16. Cover des Buches Der Uhrmacher in der Filigree Street (ISBN: 9783608987133)
    Natasha Pulley

    Der Uhrmacher in der Filigree Street

    (192)
    Aktuelle Rezension von: Nathaly_Schuster

    Ich habe das Buch Anfang diesen Jahres als Buch Blind Date bei Thalia erworben und hatte nun endlich Lust es von meinem SuB zu befreien. 


    Mir ist der Einstieg sehr leicht gefallen und es war direkt sehr aufregend und immer sehr spannend gestaltet. Die Kapitel waren mir leider ein wenig zu lang da es für mich persönlich auf Dauer dann immer sehr viel input war. 


    Leider habe ich zwischendurch den Faden verloren aber auch hier bin ich wieder gut rein gekommen und fande vorallem durch Personen wie Morei und vorallem Katsu die Geschichte sehr lebhaft und interessant. 


    Die ganze Storyline war spannend. Es hätte für mich an manchen Stellen ein Stück weniger umfangreich sein können aber alles in allem war es eine spannende und mal wirklich anders interessante Geschichte


    Für mich persönlich eine 3,5 von 5 🌟

  17. Cover des Buches Beklaute Frauen (ISBN: 9783328112945)
    Leonie Schöler

    Beklaute Frauen

    (119)
    Aktuelle Rezension von: Betty_Literatur

    „Besprechen wir die Welt immer noch aus der Sicht weißer, christlicher, cis-heterosexueller Männer?“

     

    Auf sehr unterhaltsame und informative Weise beschreibt Leonie Schöler in ihrem Buch, wie Frauen von berühmten Männern ihres geistigen Eigentums beraubt wurden oder wie Frauen im Laufe der Geschichte einfach „vergessen“ wurden.

    Ihre Einordnung im historischen Kontext ist spannend geschrieben, sehr genau recherchiert und belegt, von der französischen Revolution bis heute, wie schwer es für Frauen war und ist, akzeptiert und „gesehen“ zu werden.

    Sämtliche antifeministische Bestrebungen, dienen dem Zweck, um ein „Feindbild“ zu entwickeln und das Patriarchat mit seinen Vorteilen für die Männer zu bewahren und Frauen ihre von Männern definierte Rolle vor allem als Ehefrau und Mutter zuzuweisen. Es ist ein systemisches Problem, das die Autorin aufdeckt und benennt, das Patriarchat, insbesondere weiße Männer aus bürgerlichen Schichten, schützt sich selbst, indem sie Frauen draußen halten.

    Das gilt durchaus auch für Frauen mit akademischer Bildung.

    Die Ehe ist dann oft das Ende ihrer wissenschaftlichen Karriere, es sei denn sie arbeitet fleißig im Hintergrund – für ihren Mann.

    Jenny Marx arbeitet als unbezahlte Sekretärin für ihren Mann Karl, bald auch die Töchter, vor allem Eleanor, die der Vater stark an sich bindet.

    Die Liste der Wissenschaftler*innen und Künstler*innen ist lang:

    Lucia Moholy, Fotografin wie ihr Mann Laszlo Moholy-Nagy, fotografiert für die Bauhaus-Bücher und wird nicht erwähnt, Walter Gropius eignet sich die Negative an, stellt ihre Bilder erfolgreich in New York aus, ohne ihren Namen zu nennen.

    Bertold Brecht, der gern Mitarbeiterinnen zu Geliebten macht, Arbeits- und Liebesbeziehung vermischt, ohne Elisabeth Hauptmann wäre die „Dreigroschenoper“ sicher nicht zustande gekommen, aber auch Margarete Steffin oder Ruth Berlau haben wichtigen Einfluss auf das künstlerische Schaffen Brechts gehabt.

    Pablo Picasso ist bekannt dafür, dass seine Geliebte auch seine „Muse“ war.

    Interessant ist auch, dass ein Nobelpreis nachweislich für gestohlene Daten und Ergebnisse an einen Mann, Watson vergeben wird, der es später sogar in seiner Biographie zugibt, dass er sich Forschungs- und Laborergebnisse von Rosalind Franklin angeeignet hat.

    Lise Meitner, berühmte Wissenschaftlerin muss aus Deutschland fliehen, weil sie Jüdin ist, ihr Forschungspartner Otto Hahn bekommt 1944 den Nobelpreis für Chemie verliehen.

    Jocelyn Bell Burnell wird bei dem Nobelpreis für Physik übergangen, stattdessen bekommt ihn ihr Doktorvater Tony Hewish.

    Olympische Disziplinen wurden von gemischtgeschlechtlich zu getrenntgeschlechtlich geändert, sofern eine Frau Siegerin war (Skeet:1992), bestimmte Sportarten waren für Frauen verboten.

    Frauen veröffentlichen ihre Bücher unter männlichem Pseudonym, damit es verkauft werden kann, der Buchmarkt und auch der Buchkritikmarkt, das Verlagswesen sind nach wie vor männlich dominiert.

    Frauen werden auch in der Geschichtsschreibung vergessen, z.B. die Antifaschistinnen in Spanien gegen Franco.

    Frauen kämpfen als Soldatinnen, aber Vergewaltigung und andere Formen sexueller Gewalt als Mittel der Kriegsführung werden immer noch von Männern praktiziert.

    Das sind nur einige der zahlreichen Beispiele.

    Ein positives Beispiel stärkt die Hoffnung für mehr Sichtbarkeit, auch im Sinne einer neu erstarkten „Erinnerungskultur“: die Widerstandskämpferin Noor Inayat Khan in England.

    Die Autorin setzt sich sehr analytisch und differenziert sich mit den Frauenrechtsbewegungen der verschiedenen Generationen auseinander, Selbstbestimmungsrecht, Geschlechtsidentität, Intersektionalität, sind wichtige Themen, die im Laufe der historischen Entwicklung auch neu betrachtet werden müssen.

    Ein wirklich kluges, spannendes Buch.

  18. Cover des Buches Der Mann ohne Eigenschaften (ISBN: 9783730607251)
    Robert Musil

    Der Mann ohne Eigenschaften

    (112)
    Aktuelle Rezension von: sarahsdepartment

    Musil verliert sich immer wieder in endlose Innere Monologe seines Hauptcharakters. Insgesamt passiert wirklich wenig und trotzdem ist es schwer zu folgen. Ich musste abbrechen. Habe es bis zur Mitte des dritten Teils geschafft. Die Beziehung zur Schwester ist äußerst fragwürdig und es gibt keine sympathischen Charaktere. Dieser 1400 Wörter Wälzer erfordert viel Durchhaltevermögen. Kann ich trotz des Stempels "Weltliteratur" leider nicht empfehlen.

  19. Cover des Buches Von der perfekten Frau zur Teufelin (ISBN: 9783945661246)
    Hannah Fackel

    Von der perfekten Frau zur Teufelin

    (14)
    Aktuelle Rezension von: SweetSmile
    Welche Veränderung bringt der Zuzug von islamisch geprägten Frauen auf unsere emanzipierte weibliche Gesellschaft, wenn sowohl die westliche als auch die islamische Kultur ihre Verhaltensregeln als die überlegeneren ansehen? 

    Dieses Buch gibt einen faszinierenden Einblick in zwei Welten, in der sich Schwestern aus einem radikalisierten Elternhaus, unterschiedliche Lebenswege ausgesucht haben. 

    Zum Inhalt: 

    Nach der beeindruckenden Lebensgeschichte von Helena Fackel, die sie in ihrem Buch "Ich bin die perfekte Frau" niederschrieb, erzählt nun ihre Schwester die Geschichte weiter. Sie hatte das Glück und konnte der frauenverachtenden sowie zutiefst mittelalterlichen, islamisch - slawisch geprägten Kultur entkommen. Doch sie beschreibt nicht nur ihren Wertegang bis zum heutigen Tage, sondern auch die Schicksalsschläge, die ihr und ihrer Schwester widerfahren sind. Ihr Ziel immer vor Augen, kämpft sie für einen menschenwürdigen Umgang mit einer neuen Generation islamischer Frauen. Dafür nimmt sie die finale Verbannung aus ihrer überaus kulturell und religiös geprägten Geburtsfamilie in Kauf.

     

    persönliche Wertung: 

    Ein Buch, welches mich wie schon sein Vorgänger wirklich schockierte. Hannah beschreibt, genau wie schon ihre Schwester Helena, ein Leben, welches man sich aus westlicher Sicht gar nicht vorstellen kann/ möchte.  Immer wieder saß ich kopfschüttelnd da und konnte nicht fassen was vor mir geschrieben stand. Es ist für mich einfach unbegreiflich, dass dies eine wahre Geschichte sein soll, die sich dazu auch noch in Deutschland abspielte. Und vor allem macht es mich wütend, dass keiner etwas dagegen unternimmt! Ein Hoch auf Hannah, dass sie den Mut hatte dieses Buch zu schreiben, um die Leute auf die Defizite ihrer Kultur hinzuweisen.

    Hannah ist eine wirklich bewundernswerte junge Frau, ich finde es super wie sie sich trotz dieser Erziehung entwickelt hat. Sie ist mir von Anfang an sympathisch und diese Sympathie zog sich durch das ganze Buch. 

    Ich fand es sehr interessant, dass sie in ihrem Buch auch darüber berichtet, wie es mit ihrer Schwester nach dem Ende ihrer geschriebenen Geschichte weiter geht. Schon am Ende von "Ich bin die perfekte Frau" hatte ich meine Sympathie für Helena verloren - meine Gefühle für sie in diesem Buch möchte ich lieber gar nicht aussprechen...

    Diese beiden Schwestern sind heute wie Tag und Nacht. Ich wünsche mir, dass Hannah mit ihrem Buch viele Leute erreicht, den Menschen die Augen öffnet und mit ihrer Familie die Schrecken der Vergangenheit vergessen kann!  

     

    Fazit:  

    Ein Buch, welches mich mit anderen Augen durch die Welt gehen lässt... 

    Eine schockierend ehrliche Geschichte über die Entwicklung einer Frau, die meiner Meinung nach trotz ihrer strengen Erziehung die richtigen Entscheidungen trifft und nicht nur ihr Leben lebenswert werden lässt. 

     

  20. Cover des Buches Dschinns (ISBN: 9783423148818)
    Fatma Aydemir

    Dschinns

    (371)
    Aktuelle Rezension von: Helloitskathi

    Dschinns von Fatma Aydemir hat mich komplett gefesselt. Die Geschichte rund um die deutsch-kurdische Familie Yilmaz - über drei Generationen hinweg zwischen Deutschland und Türkei - ist atemberaubend vielschichtig. Jeder Perspektivwechsel bringt neue Nuancen zu Herkunft, Identität und Traumata. Trotz der immensen Themenvielfalt bleibt das Buch nahbar und emotional treffsicher. Die Erzählweise ist klar und kraftvoll, menschlich berührend und voller Präzision. Mich hat diese Familiensaga tief bewegt. Ein absolutes Highlight!


  21. Cover des Buches Kirschblütenliebe (ISBN: B07VNTLFQD)
    Fiona Kawazoe

    Kirschblütenliebe

    (27)
    Aktuelle Rezension von: Wilma-Lesen

    ~ Kirschblütenliebe von Fiona Kawazoe ~

    Das Buch erschien zuerst unter dem Titel "Für immer Sushi?". Diese Rezension bezieht sich auch auf diese Version.

    Vanessa ist mit ihrem Leben unzufrieden. Damit es ihr wieder besser geht, hört sie auf den Rat einer Bekannten und wird Au- Pair in Japan. In Tokio angekommen packen sie jedoch die altbekannten Selbstzweifel. Diese werden noch verstärkt, da Vanessa weder die Landessprache beherrscht, noch sich mit der hiesigen Kultur auskennt.... Soll sie einfach wieder einen Rückflug buchen und die fixe Idee mit dem Au- Pair- Job sein lassen???

    Der Schreibstil ist sehr bildhaft: Ich war noch nie in Tokio, konnte mir aber problemlos die einzelnen Handlungsorte vorstellen.

    Saki und Takuya habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Ich mochte die beiden Charaktere, auch wenn sie so unterschiedlich sind. Um ehrlich zu sein, war ich ein bisschen neidisch auf Vanessa; Ich hätte auch gerne solche tollen Freunde.
    Mit Vanessa wurde ich hingegen nicht ganz warm. Im Verlauf der Story wird zwar erklärt, warum sie sich manchmal eigenartig und unselbständig verhält. Trotzdem haben mich einige Dinge an ihrem Verhalten gestört, u.a. der Eiertanz, den sie rund um Takuya aufführt.

    Das absolute Highlight war für mich die anschauliche und lebensnahe Schilderung von Japan und der hiesigen Kultur. Ohne Wertung beschreibt die Autorin sowohl die westliche, als auch japanische Sichtweise auf verschiedene Themen, wie Kindererziehung, Arbeit und Liebesbeziehungen. Ich habe beim Lesen viel gelernt, u.a. auch über meine eigene Kultur.

  22. Cover des Buches Americanah (ISBN: 9783596521067)
    Chimamanda Ngozi Adichie

    Americanah

    (216)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Ich habe mir so viele Markierungen in den Roman geklebt, dass ich unmöglich alles, was ich als wichtig empfunden habe, hier einbringen kann.

    Ifemelu kommt aus Nigeria, sie hat dort studiert und hat es geschafft, in den USA Fuß zu fassen. Sie hat ein Stipendium erhalten und betreibt einen erfolgreichen Blog, auf dem sie sich u.a. mit dem Thema Rassismus beschäftigt. Als der Roman einsetzt, ist sie beim Friseur und steht kurz vor der Rückkehr nach Nigeria. Während in dem stickigen kleinen Laden ihre Haare gemacht werden, wird in Rückblenden ihr Leben und das ihres nach Großbritannien gegangenen Freundes Obinze abwechselnd aus personaler Sicht erzählt. 

    Der Roman greift unheimlich viele Themen auf. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme in Nigeria, die gerade die gut ausgebildeten jungen Menschen ins Ausland treiben. Die Schwierigkeiten als (illegaler) Einwanderer. Der Rassismus, den Ifemelu mit ihren Freunden und Lebensgefährten unterschiedlicher Hautfarbe und auf ihrem Blog thematisiert. Der Verlust der Heimat und die Rückkehr als jemand anderer, der das Land einst verlassenen hatte. Daher auch der Titel: "Americanah", das ist Ifemelu. Eine Frau, die die Heimat nun mit amerikanischen Augen sieht und sich amerikanische Eigenheiten angewöhnt hat. Die Wahl Barack Obamas zum Präsidenten der USA beherrscht ein Kapitel und bespricht bemerkenswerte Aspekte. 

    Die eher gegenläufigen Geschichten des einstigen Liebespaares Obinze und Ifemelu enden beide wieder in Nigeria.

    Ich habe besonders die Darstellung der Zusammenhänge und Hintergründe des Rassismus in den USA, den Ifemelu in vielen Facetten beschreibt, als unheimlich lehrreich empfunden. Der Unterschied, der zwischen amerikanischen Afrikanern und Afroamerikanern gemacht wird und wie sich auch diese von einander abgrenzen. Ifemelu macht Rassismuserfahrungen, die sie aus ihrem Heimatland nicht kennt. "Ich komme aus einem Land, in dem Rasse kein Thema war. Ich habe mich selbst nicht als Schwarze gesehen, ich wurde erst schwarz, als ich nach Amerika kam." (S. 367) Dass der Friseurbesuch einen großen Teil der Geschichte einrahmt, ist kein Zufall.

    Insgesamt ein wichtiger und lohnender Roman, der mit 600 Seiten aber seine Zeit braucht.

  23. Cover des Buches Schildkröten haben keinen Außenspiegel (ISBN: 9783743191839)
    Jutta Hammer

    Schildkröten haben keinen Außenspiegel

    (17)
    Aktuelle Rezension von: mamamal3
    Die Autorin hat mehrmals Madagaskar bereist, vor allem für ihre beruflichen Schildkröten-Forschungen, aber auch um ‚Land&Leute‘ kennenzulernen. Dabei bekommt sie es mit den Tücken der innerländischen Transportarten zu tun, aber erlebt auch den Lebensstil der Einheimischen auf eine ganz besonders intensive Art. Schildkröten aufzuspüren gehört genauso dazu, wie besendern, fotografieren und beobachten. Auch die gelebte Kultur (Feiertagsfestlichkeiten oder Beerdigungen) werden hier beschrieben. —- Ohne das Land bisher bereist zu haben, macht dieses Buch Lust auf mehr. Auch wenn einige Sitten und Bräuche eigentümlich daherkommen und sicher nicht für jeden sympathisch wirken, so schafft es die Autorin trotzdem, jeden Leser gut zu unterhalten. Sie wirkt in jeder Situation gelassen, ich glaube sie lässt sich auch sonst nicht leicht aus der Ruhe bringen. Das macht nicht nur sie sehr angenehm, sondern vor allem ihr Buch. Auch die Fotos, Zeichnungen, angehängten Erklärungen im Glossar vervollständigen das Gelesene noch. Ich würde mich sehr freuen, mehr von ihren Erlebnissen zu lesen!
  24. Cover des Buches Generation Beziehungsunfähig (ISBN: 9783841906182)
    Michael Nast

    Generation Beziehungsunfähig

    (107)
    Aktuelle Rezension von: Irina_Meier

    Wer was hochstehendes, tiefgründiges sucht, ist mit diesem Titel falsch. Tat ich (deshalb nur 2 Sterne). Wer eine Geschichte oder besser viele verschiedene lesen möchte, kommt vielleicht auf seine Kosten. 

    Ich auf jeden Fall finde es alles andere als gut. Die einzelnen Themen werden sehr einseitig betrachted mit viel Klischee. 

     Wie kann es sein, dass ich dieses buch so anders empfinde, wie all diejenigen die es hochloben?

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