Bücher mit dem Tag "kultur"
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- Jostein Gaarder
Sofies Welt
(4.481)Aktuelle Rezension von: DrachenblumeDie (fast) 15-jähirge Sophie bekommt eines Tages Post von einem geheimnisvollen Philosophielehrer. Im Folgenden erhält sie von ihm Philosophieunterricht und ist sofort Feuer und Flamme. Als sie Alberto Knox später persönlich kennenlernt, setzen sie ihre Lektionen in persönlichen Gesprächen fort.
Sofies Welt gibt eine gute Zusammenfassung der Geschichte der (westlichen) Philosophie von den griechischen Naturphilosophen bis in die Gegenwart. Aufgrund des großen Umfangs des behandelten Stoffes kann naturgemäß nicht besonders in die Tiefe gegangen werden, sodass manche Passagen möglicherweise etwas schwer verständlich sind, wenn man sich noch nicht näher mit der Materie befasst hat. Sofie selbst ist hier auch keine große Hilfe, wenn sie altkluge Kommetare abgibt, wie "Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis, du brauchst dies oder jenes nicht zu wiederholen". Tja, der Leser hat vielleicht kein so gutes Gedächtnis und ist ganz froh, wenn Alberto schon behandelte Themen zum besseren Verständnis noch einmal wiederholt.
Allerdings zweifle ich etwas daran, dass die Thematik für die eigentliche Zielgruppe (nämlich Jugendliche) besonders spannend ist. Auch, dass Sofie (und später auch Hilde) sofort so begeistert von ihrem Philosophiekurs ist und sich mit fast nichts anderem mehr beschäftigt, kommt mir etwas übertrieben vor. Als ich 15 war hätte ich einen Philosophiekurs wahrscheinlich einfach nur doof und langweilig gefunden.
Ohne zu spoilern kann ich nur sagen, dass ich die Handlung um den Major einfach nur überzogen und teilweise lächerlich fand. Sie lenkt nur von der eigentlich gelungenen Behandlung der einzelnen Philosophen ab und zieht das Buch unnötig in die Länge.
Alles in allem wurden die historischen und philosophischen Fakten gut und verständlich bearbeitet, allerdings ist die Rahmenhandlung weniger gelungen und wertet den Gesamteindruck doch deutlich ab. Das Buch ist gut geeignet für Personen, die sich für Philosophie interessieren und sich vorher schon ein bisschen damit beschäftigt haben.
- Dan Brown
Inferno - Filmbuchausgabe
(1.510)Aktuelle Rezension von: ScriptumFelicisNachdem ich die ersten drei Teile von Robert Landgon, und auch Meteor und Diabolus, zeitnah aufeinander gelesen habe, war ich echt übersättigt. Es war der immer gleiche Aufbau, einfach mit einer anderen Hauptthematik. Deswegen habe ich mich entschlossen eine längere Pause einzulegen (die dauerte rund zwei Jahre) und ich muss sagen: Es hat richtig gutgetan. Ich konnte mich von Inferno wieder in den Bann ziehen lassen – auch wenn es einige Kritikpunkte gibt.
Diesmal betraf das Hauptthema die Überbevölkerung und Ausbeutung der Erde - zwei sehr heikle und kontroverse Themen, welche für mich sehr spannend sind. Ich gebe zu, dass ich nur eine Laienmeinung zu diesen Themen habe. Aber selbst mir ist klar, dass, aufgrund der wachsenden Bevölkerung, wir immer mehr Ressourcen brauchen. Diese Ressourcen sind aber nicht unerschöpflich. Und wie sieht es mit der Ausbeutung der Erde aus und den Schäden, die wir unserem schönen blauen Planeten zufügen? Abholzung von Wäldern, Zerstörung von Lebensräumen, Artensterben, Mikroplastik, Fast Fashion, Lebensmittelverschwendung, Müllberge an Land und im Meer, Atommüll, Kriege, Elektroschrott im Weltraum… Ich weiß nicht, aber irgendwann könnte uns das alles um die Ohren fliegen. Wie ihr seht, hat es mich doch etwas zum Denken angeregt. Wie auch immer, jetzt bin ich etwas vom Thema abgekommen.
Grundsätzlich läuft die Geschichte nach demselben Schema ab, wie seine Vorgänger. Der Leser bekommt hier wieder mal eine historische Schnitzeljagd vom Feinsten. Immer wieder entkommt Robert Langdon seinen Verfolgern nur knapp, um dann wenig später wieder aufgespürt zu werden. Diesmal steht ihm wieder eine attraktive Frau zur Seite – wie originell… Warum ist es nie ein Mann? Na ja, wie auch immer. So geht es jedenfalls die ganze Zeit weiter. Zeitweise fühlte es sich an, wie ein nie enden wollendes Katz und Maus-Spiel.
Wie damals, muss ich auch in diesem Band die elendslangen Erklärungen kritisieren. Orte, Gemälde, Räume usw. werden seziert und enorm detailliert wiedergegeben. Zu jeder Kleinigkeit erzählt Robert Langdon beinahe eine ganze Geschichte. Es war interessant, ja, aber manchmal auch zu viel des Guten. Die vielen Erzählungen haben mich hin und wieder völlig aus dem Lesefluss gerissen. Ansonsten hat mich die Vermischung von Fakten und Fiktion endlich wieder begeistern können.
Die Charaktere sind, bis auf Robert Langdon, austauschbar und schablonenhaft. Warum Sienna (Langdons neue Mitstreiterin) jedoch einen IQ von 200 aufweisen soll, ist mir schleierhaft. Die ganze Geschichte über hat sie wenig an Ideen oder Vorschlägen beigetragen. Was Robert Langdon betrifft, nun ja. Er hat in diesem Buch scheinbar sein Gedächtnis verloren und dennoch kannte er jedes Gebäude in Florenz, Venedig und Istanbul wie seine Westentasche. Der Gedächtnisverlust war ein netter Trick, um noch mehr Spannung zu erzeugen, wurde aber nicht wirklich logisch und konsequent durchgezogen.
Und kommen wir zum Schluss. Hach, ich weiß nicht… Grundsätzlich wurde die ganze Zeit eine falsche Fährte gelegt, was ja in Thriller grundsätzlich sehr spannend ist. Aber hier wurde beinahe jeder Charakter schlussendlich vom Feind zum Freund und vom Freund zum Feind – in einem solchen Ausmaß habe ich das noch nie gelesen. Und das Inferno, welches die Menschheit in seinen Grundfesten erschüttern sollte? Das war für mich ein laues Lüftchen. Hmm… Nein, das kann und darf ich so nicht sagen. Für viele andere wäre dieses Inferno verheerend, was ich vollkommen nachvollziehen kann. Wie soll ich das jetzt erklären? Okay, normalerweise versuche ich meine Rezensionen zu schreiben, ohne zu spoilern, aber das geht hier nicht. Daher: ACHTUNG SPOILER. Die ganze Zeit über wurde man im Glauben gelassen, dass der Antagonist eine Seuche über die Erde hereinbrechen lassen würde. Diese Seuche war die Ursache, weshalb die Schnitzeljagd für mich so enorm spannend war. Stattdessen erfährt man irgendwann, dass der Antagonist ein Pathogen erschaffen hat, welches einen Teil der Menschheit unfruchtbar machen kann. SPOILER ENDE. Ja dieses Inferno war für mich tatsächlich etwas enttäuschend, weil ich eine völlig andere Erwartungshaltung hatte.
Der Schreibstil finde ich nach wie vor sehr gut. Daran gibt es nichts zu meckern.
Fazit:
Das Ende des Thrillers war für mich tatsächlich etwas enttäuschend, ansonsten konnte mich die Geschichte um Robert Langdon endlich wieder in den Bann ziehen.
Nichtsdestotrotz hätte das ein oder andere Detail deutlich gekürzt werden können, da es teilweise mit den Erzählungen/Erklärungen etwas ausuferte.
- Yuval Noah Harari
SAPIENS - Eine kurze Geschichte der Menschheit
(382)Aktuelle Rezension von: SebSapiens bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Menschheit, von den frühesten Homo sapiens bis zur Gegenwart. Harari erklärt hier, wie kognitive Revolutionen, Religionen und wirtschaftliche Systeme unsere Gesellschaften geprägt haben. Mit seiner klaren und fesselnden Sprache regt das Buch zum Nachdenken über die Zukunft und die Rolle der Menschheit an.
- Oscar Wilde
Biblioteca Obscura: Das Bildnis des Dorian Gray
(2.001)Aktuelle Rezension von: SelectionBooks„Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde zählt zu meinen liebsten Klassikern. Daher habe ich mich unglaublich über die Biblioteca Obscura Schmuckausgabe gefreut, die aufwendig von Marcin Minor illustriert wurde.
„Er versuchte, die scharlachroten Fäden des Lebens aufzusammeln und sie zu einem Muster zu weben; seinen Weg durch das blutrote Labyrinth der Leidenschaft zu finden, durch das er irrte.“ Zitat aus „Biblioteca Obscura - Das Bildnis des Dorian Gray“, Seite 130 - 131.
Ich liebe die Gestaltung dieser Schmuckausgabe sehr. Schon von außen ist das Buch dank der Goldfolienveredelung auf dem Cover ein absoluter Eyecatcher. Der schwarze Farbschnitt rundet das perfekte Gewand der Schmuckausgabe ab. Die Schwarz-Weiß Illustrationen von Marcin Minor sind ein absolutes Highlight. Die schaurig schönen Zeichnungen präsentieren sich mit unglaublich vielen kleinen Details und lassen den Leser perfekt in eine dunkle Welt voller Versuchung und Verderbnis eintauchen.
Dorian Gray ist ein außergewöhnlich gut aussehender junger Mann, an dem die Unschuld der Jugend haftet. Das ändert sich schlagartig, als er auf Lord Henry Wotton trifft. Dieser war schon immer fasziniert von den Möglichkeiten der Manipulation des menschlichen Geistes und beeinflusst Dorian mit seinen moralisch verwerflichen Denkansätzen. Dabei ahnt er nicht, dass Basil Hallward ein Porträt geschaffen hat, das anstelle von Dorian altert. Dorian erfreut sich an ewiger Jugend, während sein Porträt alle Laster auf sich nimmt. Ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, verfällt Dorian schon bald einem völlig zügellosen Lebensstil und entzieht sich dem Einfluss seines einstigen Freundes. Dorians Körper mag ewig jung bleiben, doch seine Seele wird von Tag zu Tag dunkler und verderbter.
„Schließlich wäre es nie dazu gekommen, wenn ich dich nicht kennengelernt hätte. Du fülltest mich mit einem unbändigen Verlangen, alles über das Leben zu wissen. Noch Tage, nachdem ich dir begegnet war, schien etwas in meinen Adern zu pochen.“ Zitat aus „Biblioteca Obscura - Das Bildnis des Dorian Gray“, Seite 71.
Es ist lange her, dass ich „Das Bildnis des Dorian Gray“ zuletzt gelesen habe. Die Geschichte hat mich auch so viele Jahre später wieder auf Anhieb fasziniert. Mich hat besonders in den Bann gezogen, wie aktuell die aufgegriffenen Themen auch heute noch sind. Es liegt wohl einfach in der Natur der Menschen, ewige Jugend anzustreben und Schönheitsidealen zu verfallen. Doch nicht nur Eitelkeit, sondern auch Egoismus, Gier, Verlangen und Laster sind ein Thema. Alles vor der Kulisse einer elitären Gesellschaft, die nach außen hin Perfektion und Tugend heuchelt. Besonders interessant fand ich, dass ich heute eine ganz andere Sicht auf die Geschichte habe als vor über einem Jahrzehnt. Viele Szenen des Buches haben mich nachdenklich zurückgelassen. Bis auf die ausschweifenden Passagen über die Reichtümer berühmter Menschen hat mich dieses Buch wieder sehr fasziniert.
„»Weil einen Menschen zu beeinflussen bedeutet, ihm seine eigene Seele zu geben. Er denkt nicht mehr seine natürlichen Gedanken oder wird nicht mehr von seinen natürlichen Leidenschaften entflammt.« Zitat aus „Biblioteca Obscura - Das Bildnis des Dorian Gray“, Seite 32.
FAZIT: Die Schmuckausgabe von Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ ist ein wunderschönes Meisterwerk, das sich in einem magischen Gewand präsentiert und mit umwerfenden Illustrationen von Marcin Minor beeindruckt. Dieses wundervolle Schmuckstück ist das perfekte Geschenk für alle Liebhaber von klassischer Literatur. Ich freue mich unglaublich über diese umwerfende Sonderausgabe, die nun mein Regal schmückt.
- Audrey Niffenegger
Die Frau des Zeitreisenden
(4.375)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDie Idee ist ausgezeichnet und auch der Anfang vermag durchaus zu begeistern, doch schnell wird klar, dass hier eine gute Kurzgeschichte über die Maßen gestreckt wurde. Was zu Beginn für Spannung sorgt, verbleibt auf Dauer im Wiederkäuen des ewig Gleichen. Wenn es denn darum gehen würde, bei den ganzen, oft für die Geschichte vollkommen überflüssigen, Zeitreisen, wenigstens die Charaktere zu vertiefen, würde der Roman gefälliger werden. Aber so ist es eine Liebesgeschichte aus dem tiefsten Herzen der puritanischen USA. Keine Ahnung wie man solche Rollenbilder als gelungenen Roman abfeiern kann.
Und wie sollte es anders sein, sind alle mir bekannten Geschichten über Zeitreisen gespickt mit Logikfehlern oder Logiklöchern. So natürlich auch hier. Zumal die Zeitreisen ja in diesem Falle lediglich Beiwerk sind, um die in Teilen brutal kitschige Liebesgeschichte zu rahmen. Und wie könnte es bei der vermuteten Zielgruppe anders sein, sind die Sexszenen dermaßen peinlich, dass man sich ob der literarischen Qualität nur schämen kann.
Kurz: In weiten Teilen eine langweilige und redundante Liebesgeschichte mit Rollenbildern aus den 1950er Jahren. Lediglich die Grundidee ist spannend, was aber nicht im Ansatz ausreicht um 500 Seiten lesenswert zu füllen. - Richard David Precht
Wer bin ich - und wenn ja wie viele?
(660)Aktuelle Rezension von: Carla_S"Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?" von Richard David Precht ist zweifellos ein Buch, das wichtige Fragen zur menschlichen Identität und Persönlichkeit aufwirft. Precht bietet dem Leser einen Einblick in verschiedene philosophische Ansätze und lädt dazu ein, über das eigene Selbst und dessen Entwicklung nachzudenken.
Jedoch lässt das Buch in seiner Ausführung zu wünschen übrig. Precht neigt dazu, philosophische Konzepte oberflächlich zu behandeln, und verpasst oft die Möglichkeit, tiefergehende Diskussionen anzustoßen. Die vielen Ideen, die er präsentiert, werden oft nur gestreift, ohne dass sie in ausreichendem Maße ausgeführt werden.
Ein weiteres Manko ist Prechts Neigung, in seinem Schreibstil von einem Thema zum nächsten zu springen, ohne klare Verbindungen zwischen den Kapiteln herzustellen. Dies kann es dem Leser erschweren, den Gedankengängen zu folgen und ein kohärentes Verständnis der behandelten Themen zu entwickeln.
Obwohl das Buch sicherlich einige interessante Einsichten bietet, bleibt der Eindruck, dass es an Tiefe und Substanz mangelt. Es könnte von einer strafferen Struktur und einer gründlicheren Behandlung der vorgestellten Ideen profitieren.
Insgesamt verdient "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?" vielleicht eine durchschnittliche Bewertung von 3 von 5 Sternen. Es ist eine solide Einführung in das Thema, aber es fehlt an der Tiefe und dem Detailreichtum, um wirklich herausragend zu sein.
- Dan Brown
Illuminati
(5.087)Aktuelle Rezension von: books_and_summerrainBei "Illuminati" verfolgen wir den Oxford-Professor Dr. Langdon, als er plötzlich von CERN in der Schweiz eine dringende Anfrage erhält. Er ist Professor für Symbolologie, daher ist er umso überraschter, dass er zu einem Mordfall dazugerufen wird. Schnell stellt sich heraus, dass die Geheimorganisation "Illuminati" ein schreckliches Attentat geplant hat. Die Ereignisse überschlagen sich, sodass Professor Langdon sich in der Vatikanstadt wiederfindet, wo eine Bombe mit einer noch nie dagewesenen Sprengkraft versteckt sein soll. Wenn er die Rätsel zum Versteck nicht rechtzeitig lösen kann, wird Rom bald nicht mehr existieren...
Ich habe vorab die Filme zur "Da Vinci"-Reihe gesehen, weshalb ich mir unbedingt auch eines der Bücher unbedingt holen wollte. Über stolze 700 Seiten ist mehr als ersichtlich, dass Dan Brown einiges an Zeit und Mühe in seine Recherche gesteckt hat. Man erfährt vieles zum Thema Wissenschaft, Glaube und zur Geschichte von Rom und dem Vatikan, verpackt in einer mehr als spannenden Schnitzeljagd. Trotz der Länge des Buches bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Dan Brown hat es wirklich verstanden, Spannung und Tempo in seine Geschichte zu bringen. Man fragt sich immer wieder, was denn nun genau Fakt und was Fiktion ist, so gut wurde die Handlung miteinander vewoben.
Ein wirklicher toller Thriller, für alle, die sowohl eine actionsreiche Handlung als auch Geschichtswissen schätzen.
- P.C. Cast
Gezeichnet
(3.755)Aktuelle Rezension von: ZarinaInhalt:
„Gezeichnet“, der Auftakt der House of Night-Reihe, entführt Leser*innen in eine faszinierende Welt, in der Vampire, oder besser gesagt Vampyre, nicht im Geheimen leben, sondern offen Teil der Gesellschaft sind. Die 16-jährige Zoey Redbird wird plötzlich gezeichnet, eine blaue Mondsichel erscheint auf ihrer Stirn – ein Zeichen, dass sie ein Vampyr werden könnte, falls sie die Wandlung überlebt. Ihre Reise führt sie ins House of Night, ein Internat für angehende Vampyre, wo sie nicht nur mit der Realität ihrer neuen Identität, sondern auch mit ihrer Auserwählung durch die Göttin Nyx konfrontiert wird.Doch das Leben dort ist nicht einfach: Besondere Fähigkeiten, Intrigen und dunkle Geheimnisse machen ihren Start im Internat herausfordernd. Während Zoey neue Freunde findet und ihren Platz sucht, entwickelt sich eine spannende Geschichte voller Magie, Mythen und Konflikte.
Meine Meinung:
Als jemand, der die Serie früher geliebt, aber irgendwann aufgehört hat, bin ich froh, sie jetzt wieder entdeckt zu haben. Schon von der ersten Seite an war ich wieder begeistert von der abwechslungsreichen und spannenden Erzählweise. Die Welt der Vampyre ist unglaublich detailreich und komplex, gleichzeitig bleibt die Handlung stets nachvollziehbar. Besonders gefällt mir, wie die Autorinnen es schaffen, magische Elemente und den Alltag der Charaktere so zu verweben, dass man sich völlig in der Geschichte verliert.Die Charakterentwicklung ist ein weiterer Pluspunkt: Zoey ist nicht perfekt, sondern eine authentische junge Frau, die mit den Veränderungen in ihrem Leben kämpft und dennoch mutig ihren Weg geht. Auch die Nebenfiguren, mit all ihren Stärken und Schwächen, verleihen der Geschichte Tiefe.
„Gezeichnet“ ist für mich ein Klassiker der Academy Fantasy, der gerade für Fans dieses Genres eine absolute Empfehlung ist. Es ist eine Serie, die man zumindest einmal gelesen haben sollte – nicht nur wegen der einzigartigen Welt, sondern auch wegen der spannenden und oft emotionalen Geschichte.
Fazit:
Ein grandioser Start in die House of Night-Reihe, der mich wieder völlig in seinen Bann gezogen hat. Spannend, emotional und mit einer faszinierenden Welt voller Magie und Mythen ist „Gezeichnet“ ein Must-Read für alle Fantasy-Fans. Ein moderner Klassiker, der auch Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seinem Reiz verloren hat. - Noah Gordon
Der Medicus
(2.238)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraIn Bücherschränken findet man ja meistens Bücher, die irgendjemand offensichtlich nicht wegwerfen wollte, andere Menschen aber auch nicht haben wollen, weshalb sich in ihnen meist nur uralte und uninteressante Bücher sammeln. Manchmal hat man aber auch Glück und ergattert gut erhaltene Klassiker oder ältere Bestseller. Das erste Buch, das ich einen Monat nach meinem Umzug im Bücherschrank um die Ecke gefunden hatte, war „Der Medicus“ von Noah Gordon. Es erschien 1987 auf Deutsch, meine Ausgabe ist laut handschriftlichem Eintrag von „Weihnachten 1987“, und verkaufte sich insgesamt mehr als 6 Millionen mal. Außerdem gehört es zu den zehn beliebtesten Büchern bei deutschen Lesern und wurde 2013 mit Tom Payne und Ben Kingsley in den Hauptrollen verfilmt. „Der Medicus“ ist der erste historische Roman einer Trilogie, aber weil die Geschichte in sich abgeschlossen ist und ich das Buch aus dem Bücherschrank habe, lese ich vorerst nur diesen Band.
Der neunjährige Robert Jeremy Cole, kurz Rob, wächst im Jahr 1021 mit seinen Eltern und vier jüngeren Geschwistern in London auf. Nach dem Tod seiner Eltern wird er von seinen Geschwistern getrennt und Lehrling bei einem reisenden Bader. Dort entdeckt er den Heilberuf als seine Erfüllung und setzt sich das Ziel der beste Heiler der Welt zu werden. Um dieses Ziel aber zu erreichen, muss er über sich hinaus wachsen und eine lange gefährliche Reise antreten. Dabei hilft ihm seine Begabung den nahenden Tod von Mitmenschen bei Berührung spüren zu können.
„Es waren Robs letzte, ruhige Augenblicke seliger Unwissenheit, doch in seiner Einfalt empfand er es als unbillig, dass er mit seinen Brüdern und seiner Schwester zu Hause bleiben musste.“, ist der erste Satz des ersten Kapitels, das nach Zitaten aus verschiedenen Glaubensschriften folgt. Den Anfang als Ende wirken zu lassen und die epische Vorausdeutung, machen sofort Lust auf mehr, verraten aber auch den auktorialen Erzähler im Präteritum. In erster Linie ist „Der Medicus“ ein historischer Roman, kann aber auch gleichermaßen als Entwicklungsroman betrachtet werden, weil der Protagonist von Kindheit an bis ins gehobene Alter begleitet wird. Bei annähernd 650 Seiten ist das Buch in sieben Teile aufgespalten, von denen der erste und der vierte die längsten, sowie der fünfte und der siebte die kürzesten sind. Alle Teile und Kapitel tragen Titel.
Auch wenn der auktoriale Erzähler nicht nur ihm folgt, ist Rob klar der Protagonist der Geschichte. Anfangs ist er neun Jahre alt, das älteste Kind der Familie und muss schon früh die Verantwortung für seine jüngeren Geschwister übernehmen. Typisch für einen Entwicklungsroman verfolgt man Rob beim Heranwachsen und Reifen. Er lernt sowohl, wie es ist auf sich allein gestellt zu sein, als auch andere Charaktere kennen, von denen er lernen und profitieren kann. Sein Ehrgeiz und seine Zielstrebigkeit, aber auch sein Mut und seine schnelle Auffassungsgabe machen ihn zu einem interessanten Charakter, der trotzdem menschlich wirkt, Fehler macht und sich gerne amüsiert. Die Fähigkeit, die ihn wirklich einzigartig macht, ist seine „Gabe“ den nahenden Tod seiner Mitmenschen bei Körperkontakt spüren zu können. Diese Gabe kann auf verschiedene Arten interpretiert werden. Sie kann einerseits als eine stark ausgeprägte Intuition verstanden werden, die mit einem angeborenen Talent für Krankenbeobachtung einhergeht, andererseits aber auch als eine übernatürliche Begabung. Ob diese Begabung mit einem zusätzlichen Sinn, Magie oder als Geschenk Gottes zu erklären ist, wird nie gänzlich offenbart.
Jedenfalls ist die Religion eins der Leitmotive dieses Romans. Rob wächst als Katholik auf, allerdings ohne enormen Bezug zur Kirche zu haben. In England lernt er auch Juden kennen, begegnet ihnen aber eher mit Skepsis und Befremdung, wie es im Frühmittelalter so üblich war. Erst als er erfährt, dass Christen an der Fakultät in Isfahan nicht angenommen werden, kommt Rob gezielt in Kontakt mit Juden und Muslimen und kann seine Vorurteile teilweise überwinden und sogar Freundschaften aufbauen. Jedoch spürt er auch eine göttliche Verbundenheit, die er nicht ablegen kann. Er begreift außerdem, dass die anderen Religionen teilweise fortschrittlicher und sozialer sind als die katholische Kirche, die damals kurz vor den Kreuzzügen stand und den Weg für moderne Medizin erschwerte, während sie im muslimisch geprägten Orient deutlich weiter entwickelt war.
Dass im europäischen Mittelalter die Medizin so wenig erforscht war, lag hauptsächlich an der katholischen Kirche, die Obduktionen zu Forschungszwecken nicht zuließ und Leichenschändung bestrafte. Außerdem verfolgten sie erfolgreiche Heiler wegen Hexerei und sahen Krankheiten als Strafe Gottes an, um deren Linderung sich nur Kirchenmitglieder kümmern sollten. Die Medizin des Mittelalters basierte auf einer Lehre, die ihren Ursprung im antiken Griechenland fand. Die sogenannte Humoralpathologie, bekannter als Säftelehre wurde von Hippokrates begründet und bis ins Spätmittelalter gelehrt. Darin ging es prinzipiell darum, die vier Körpersäfte in den Farben Rot, Gelb, Schwarz und Weiß im Gleichgewicht zu halten. Deswegen wurden auch Aderlasse durchgeführt, die den Patienten oft mehr schadeten als halfen. Aber auch fehlende Narkosen oder mangelhafte Hygiene sorgten für mehr Leid als Linderung. Erst als die Klostermedizin fortgeschrittener war, verbesserte sich die Situation mit West- und Mitteleuropa wieder.
Die dreckige und räudige Atmosphäre des düsteren Mittelalters wird primär sprachlich gut wiedergegeben. Vor vulgären Ausdrücken wie „Ficken“, „Bumsen“, „Titten“ oder „Hurensohn“ sollte man lieber nicht die Nase rümpfen. Genauso kommen auch Sexszenen vor, die mal mehr, mal weniger detailliert und meist eher unästhetisch daherkommen. Rob selbst ist ebenfalls der Prostitution zugeneigt, was ihn nicht unbedingt sympathisch macht.
„Der Medicus“ trifft in einem Abschnitt im vierten Teil unerwartet wieder den Nerv der Zeit, weil dort in einer Stadt eine Epidemie ausbricht, gegen die Rob und seine Gefährten kämpfen. Der Fokus liegt hier vor allem darauf, dass die Menschen in dieser Krisensituation ihr zweites Gesicht zeigen. Ärzte oder Studenten flüchteten, Kranke werden bestohlen, tote Frauen vergewaltigt. Jeder ist sich selbst der Nächste. Auch wenn das in der aktuellen Corona-Krise glücklicherweise nicht so schlimm ist, gibt es dennoch Leute, deren schlechte Seite nun zum Vorschein tritt. Leute hamstern, stehlen oder verhalten sich auf andere Art unsolidarisch. Aber auch Ängste und der Seuchenverlauf werden hier thematisiert. Doch es gibt eine Zeit danach und trotz Schmerz und Verlusten eines Tages auch wieder Hoffnung.
Um vergleichen zu können, habe ich unmittelbar nach dem Buch den Film gesehen. Insgesamt ist der Film sehenswert. Er bietet tolle Kostüme, eine ausgezeichnete Besetzung und gibt die Atmosphäre gut wieder. Allerdings weicht er inhaltlich recht stark vom Buch ab. Beispielsweise verstirbt Robs Mutter nach einer schwierigen Entbindung im Wochenbett, im Film dagegen an der sogenannten Seitenkrankheit. Im Buch sorgt anfangs noch der Vater für seine fünf Kinder. Im Film sind Rob und seine zwei Geschwister nach dem Tod der Mutter sofort Waisen. Im Buch gibt es Rebecca, die junge Frau aus Spanien, die Rob zufällig auf der Reise nach Persien begleitet, bis sie sich in einem Sandsturm verlieren, überhaupt nicht. Im Film kommt Mary Cullen dafür nicht vor, eine junge Frau aus Schottland, die Rob in der Karawane kennen und lieben lernt. Dies sind nur Beispiele für die zahlreichen Abweichungen, die mir letztendlich einfach zu viele waren, um vom Film wirklich begeistert zu sein.
Das Ende hat meine Erwartungen erfüllt, kann aber nicht für Überraschungen sorgen. Abschließend folgt eine „Erklärung fremdsprachiger Ausdrücke“, welche im Roman kursiv gedruckt sind und die persische und hebräische Begriffe erläutert.
Obwohl „Der Medicus“ ein recht dicker Schinken ist, stecken seine Seiten voller Leben. Noah Gordon gelingt der Spagat aus Entwicklungsroman, bei dem die Jahre schnell vorüberziehen, und bildhaften Alltagssituationen. Trotz der historischen und kulturellen Unterschiede wird deutlich, dass sich das Wesen der Menschen nicht geändert hat. Die medizinischen und religiösen Recherchen sind spürbar lange und pedantisch erfolgt. Film und Buch weichen stark voneinander ab, wobei ich persönlich den historischen Roman etwas besser fand. Die Literatur ist allerdings allgemein mein präferiertes Medium. Einziges, aber nicht unwesentliches Manko ist die Antipathie, die ich Rob gegenüber stellenweise empfunden habe. So bezeichnet er Mary beispielsweise als „nur eine Frau“ und wundert sich, dass sie ihn im Schachspiel schlagen kann. Dieser unverhohlene Sexismus mag im Mittelalter zwar normal gewesen sein, ändert aber nichts an Robs mangelhafter Liebenswürdigkeit. Deswegen gebe ich „Der Medicus“ aus dem Jahr 1987 vier von fünf Federn. Meine Ausgabe wandert wieder zurück in den Bücherschrank, damit jemand anderes diese bemerkenswerte Geschichte lesen kann.
- Dan Brown
Der Da Vinci Code
(8.178)Aktuelle Rezension von: blue-jenDas Buch handelt wieder von Robert Langfon, wie bereits im ersten Band schlittert er etwas unfreiwillig in ein großes und gefährliches Rätsel. Dieses Mal in Paris. An seiner Seite wieder eine starke Frau, die Enkelin des ermordeten.
Das Buch hat mich von Anfang an in den Bann gezogen, es ist spannend und gut geschrieben. Manche Stellen sind zwar sehr viel Theorie, die jedoch gut zu verstehen ist und auch absolut nicht langweilig wirkt. Da ich den Film bereits kannte war mir die Geschichte bekannt, was mich in diesem Fall nicht so sehr geärgert hat, da beide sehr nah beieinander sind. Aber die Geschichte ist wieder gut aufgebaut und die Auflösung vielleicht doch etwas überraschend, zum mindest teile, manche sind relativ schnell klar.
Für mich wieder ein absolut tolles Dan Brown Buch
- Hermann Hesse
Der Steppenwolf
(1.289)Aktuelle Rezension von: momos-libraryDieses Buch ist ein „komisch-gutes“ Buch. Ich kann es kaum anders beschreiben. Manchmal, da konnte ich mich beim Lesen so gut in den Protagonisten hineinversetzen, und manchmal hatte ich das Gefühl wir zwei könnten nicht verschiedener sein. Besonders spannend wird es meiner Meinung nach, als der Protagonist anfängt seine vielen anderen Facetten zu erkunden, durch eine Person, die er kennengelernt hat. Er scheint sich selbst fremd, tut Dinge, die er nie zuvor getan hat und lernt sich dadurch besser kennen, als es er jemals für möglich hielt. Ich werde dieses Buch definitiv nochmal lesen!
- Hape Kerkeling
Ich bin dann mal weg
(4.100)Aktuelle Rezension von: Avocado1Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg: Meine Reise auf dem Jakobsweg“ ist nicht nur ein Buch, sondern eine tiefgehende und humorvolle Reise, die Leser aller Altersgruppen und Lebensphasen anspricht. In der Jubiläumsausgabe bietet Kerkeling zudem ein Bonus-Kapitel, das die ohnehin schon reiche Erzählung um weitere wertvolle Einblicke bereichert.
Einfühlsam und unterhaltsam: Hape Kerkeling nimmt uns mit auf seinen 800 Kilometer langen Weg durch Spanien, auf der Suche nach sich selbst und nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Mit seinem einzigartigen Humor und seiner ehrlichen Offenheit beschreibt er die Höhen und Tiefen seiner Pilgerreise. Kerkelings Erzählweise ist dabei so lebendig und fesselnd, dass man das Gefühl hat, selbst ein Teil dieser außergewöhnlichen Reise zu sein.
Authentische Erfahrungen: Das Buch sticht durch seine authentische Darstellung des Jakobswegs hervor. Kerkeling begegnet den Herausforderungen des Weges mit einer Mischung aus Humor und Tiefsinn, die ihn zu einem greifbaren und sympathischen Begleiter macht. Seine Begegnungen mit anderen Pilgern, die landschaftlichen Schönheiten und die spirituellen Momente werden so lebendig geschildert, dass sie den Leser zum Nachdenken und Schmunzeln gleichermaßen anregen.
Inspirierend und ermutigend: Was dieses Buch besonders wertvoll macht, ist die Inspiration, die es vermittelt. Kerkelings Reise ist nicht nur eine physische Herausforderung, sondern auch eine spirituelle Entdeckungsreise, die Mut macht, eigene Wege zu gehen und sich selbst besser kennenzulernen. Seine Reflexionen über das Leben, die Einsamkeit und die Gemeinschaft bieten wertvolle Einsichten, die weit über den Jakobsweg hinausgehen.
Zusätzliche Inhalte: Die Jubiläumsausgabe mit dem Bonus-Kapitel gibt den Lesern noch mehr Grund zur Freude. Neue Anekdoten und tiefere Einsichten erweitern die bereits reiche Erzählung und bieten zusätzlichen Lesegenuss.
Fazit: „Ich bin dann mal weg“ ist ein Meisterwerk, das mit einer wunderbaren Balance aus Humor, Tiefgang und menschlicher Wärme begeistert. Hape Kerkeling schafft es, den Leser nicht nur zum Lachen zu bringen, sondern auch tief zu berühren und zu inspirieren. Ein absolutes Muss für jeden, der eine Reise der Selbstentdeckung erleben oder einfach nur eine herzerwärmende und humorvolle Geschichte genießen möchte. Fünf Sterne für ein unvergessliches Leseerlebnis!
- Bill Bryson
Eine kurze Geschichte von fast allem
(406)Aktuelle Rezension von: Lina_LoDas Universum, das Sonnensystem, unser Planet Erde; die Beschaffenheit und Geschichte der Erde, die Vorgänge in und auf ihr; die Entwicklung der Naturwissenschaften, die Geschichte der Chemie und die grossen Erkenntnisse der Physik; der Ursprung des Lebens und dessen Bausteine, Mikroorganismen und die Evolution des Lebendigen; rätselhafte Zweibeiner und unermüdliche Affen. Bill Bryson erzählt nicht nur, was wir wissen. Vor allem erzählt er, weshalb wir es wissen, wer es unter welchen Umständen - oder durch welche Zufälle - herausgefunden hat. Vor allem aber auch, wie wir es wissen können. Oder eben nicht.
Das hört sich nach viel an. Und das ist es auch. Und nein, merken kann ich mir das nicht alles. Nicht in einem einzigen Durchgang. Deshalb lese ich das Buch auch schon seit Jahren immer mal wieder - und habe es mir letztlich als Audiobook angeschafft. Dank Brysons unterhaltsamen Stil und vieler spannender und witziger Anekdoten ist die Lektüre jedes Mal wieder sowohl interessant als auch unterhaltsam. Für mich ist es nicht nur lehrreich, sondern hält immer wieder Anhaltspunkte bereit, um mich mit Themen, die mich interessieren, weiter auseinanderzusetzen. Schon oft war dieses Buch für mich Sprungbrett in ein spezifisches Fachgebiet, auch dank der relevanten Literaturverweise.
In “Eine kurze Geschichte von fast allem” erzählt Bill Bryson genau das, was er mit dem Titel verspricht. Da das Buch aber bereits etwas älter ist, 2003 erschienen, schliesst es natürlich die Entdeckungen und Entwicklungen der letzten beiden Dekaden aus. Die Aktualität ist also nicht durchgehend gewährleistet und mit jedem weiteren Jahr steigt die Möglichkeit, dass gewisse Informationen nicht mehr ganz stimmen.
- Khaled Hosseini
Drachenläufer
(2.027)Aktuelle Rezension von: YoliKikiDer Roman von Khaled Hosseini hat es in sich und lässt die Augen nicht trocken. Eine emotionale Reise rund um Amir und Hassan, untermauert von politischen Umbrüchen in Afghanistan. Es geht im Buch um Freundschaft, Schuld, Verlust und Erlösung.
Khaled Hosseinis Schreibstil ist so poetisch und kraftvoll, dass ich mich selbst nach Kabul der 70er Jahre versetzt fühlte. Die Protagonisten sind so lebendig, dass die Emotionen extrem greifbar waren. Die Beziehung zwischen Amir und Hassan, geprägt von Loyalität und Verrat, ist das Herzstück des Romans und hat mich bis zur letzten Seite sehr berührt. Wir begleiten die beiden über Jahre hinweg.
Für mich war dieses Buch etwas Besonderes, auch wenn ich innerlich mit meinen Emotionen gekämpft habe, unter anderem, weil diese Geschichte sehr viel Wahrheit mitliefert, eine Zeit, in denen Menschen noch immer unterdrückt werden.
Für mich eine starke Geschichte mit einer grossen Botschaft, die lange in Erinnerung bleiben wird, mich zum Nachdenken angeregt hat und vor der wir die Augen nicht verschliessen sollten.
- Marisha Pessl
Die alltägliche Physik des Unglücks
(610)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderWie so oft kann das Buch selbst nicht die hohen Erwartungen erfüllen, die nach den zahlreichen Vorschusslorbeeren und positiven Rezessionen geweckt worden sind. Es scheint anfänglich nur eine aneinander Reihung von Titeln der Weltliteratur zu sein und kommt es zu angeberisch daher. Nach 150Seiten ermüdet das ganze und die Geschichte kommt überhaupt nicht in Fahrt. Dann kommt eine ganz annehmbare Story die nett dahin plätschert, aber einen auch nicht vom Hocker reißt. Das letzte Drittel wartet dann noch mit einer Toten auf. Naja, groß angekündigt und dann leider abgestürzt. Wenn die Autorin ihre Angeberei lässt und selbst formuliert und erzählt, dann blitzt zwischendruch ein großes Talent auf oder ist das auch nur abgekupfert? Bleibt zu hoffen, dass sie beim nächsten Buch weniger schreibt, aber dafür durchweg packend.
- Nino Haratischwili
Das achte Leben (Für Brilka)
(253)Aktuelle Rezension von: Skye-reads-booksAuf Empfehlung hin habe ich mich an dieses Buch gewagt und es nicht bereut. Auch wenn man sich die knapp 1300 Seiten erst einmal zu Gemüte führen muss, aber es hat sich am Ende doch sehr gelohnt.
Georgien, Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein Schokoladenhersteller und seine Familie - so beginnt das Ganze. Eine Schokolade, deren Rezept so geheim ist, dass selbst viele enge Familienmitglieder dieses nicht erfahren dürfen. Und um diese sagenumwobene Schokolade ranken sich Mythen, Dramen und Tragödien, die im Großen wie im Kleinen ein ganzes Jahrhundert ausfüllen. Und diese Geschichte schreibt Niza auf, für ihre Nichte, die sie eigentlich kaum kennt und doch so tief verwurzelt mit ihr ist, wie man es zu einem Menschen, einem geliebten Familienmitglied nur sein kann. Sie berichtet über die Menschen, die die Familie getragen haben und über jene, die sie versucht haben, zu Fall zu bringen. Sie erzählt von Liebe und Hass. Vom Leben in der Sowjetunion. Vom Traum, in die Freiheit zu entfliehen und von einem Leben in der vermeidlichen Freiheit. Ein Leben so voller Entbehrungen und schmerzlicher wie wunderbarer Erinnerungen, in dem Schmerz und Glück, Liebe und Verachtung oft näher beieinanderliegen, als wir es für möglich halten würden.
Mich konnte dieses Familiendrama sehr bewegen und ich glaube, jede*r Leser*in bekommt hier Einblicke in das Leben zu Zeiten des Kommunismus, zu Zeiten, in denen ein Umbruch dem nächsten folgte. Es lohnt sich, die Längen, die sich hier zweifelsohne aufwerfen, zu überstehen und das Buch wirklich zu Ende zu lesen. Jeden Satz mitzunehmen, denn hinter vielem steckt nicht nur eine Botschaft. Es ist sowohl ein Wachrütteln als auch ein Abschließen mit Altem, was nicht nur die Familie selbst, sondern so unglaublich viele Menschen betrifft.
Niza selbst, die Erzählerin, berichtet, lässt aber gleichzeitig alle zu Wort kommen. Brilka, der die Geschichte erzählt wird und die am Ende doch irgendwie die Hauptperson ist, weil sie eine ungeschriebene Zukunft noch vor sich hat, verbindet Vergangenheit und Gegenwart und führt diese zusammen in eine ungewisse Zukunft.
Wer sich nicht mit der Vergangenheit befasst, wird wohl die Fehler immer und immer wieder begehen, auch in Zukunft. Umso wichtiger ist das Auseinandersetzen mit alldem, was auch hinter uns liegt. Auch wenn diese Geschichte fiktiv ist, so findet sich doch auch viel Wahrheit darin und macht sie umso lesenswerter und wichtiger.
Einzig die doch zahlreich vorkommenden Doppelungen haben das Erzählen in meinen Augen ein wenig schwerfällig gemacht, ein wenig monoton und ab und an wage ich zu sagen - ein wenig langweilig. Jedoch im Rahmen des Ertragbaren, sodass ich immer die Motivation fand, weiterzulesen.
Ich persönlich kann das Buch ebenfalls nur wärmstens empfehlen - und wer sich die vielen Seiten nicht selbst alle zu Gemüte führen will, kann vielleicht auf die Hörbuchalternative zurückgreifen, denn es lohnt sich wirklich sehr! Kleine Schwächen ja, aber im Großen und Ganzen ein Roman, der einem noch lange in Erinnerung bleiben wird.
- Aldous Huxley
Schöne neue Welt
(1.191)Aktuelle Rezension von: Sandra8811Warum habe ich mich für das Buch entschieden?
Wie bereits 1984 stand auch Schöne neue Welt seit meiner Schulzeit auf meiner Wunschliste. Seit einiger Zeit liegt es jetzt auf dem SUB rum und nun habe ich mich endlich ran gewagt.Cover:
Das Cover wäre mir nicht ins Auge gehüpft, allerdings wenn man es mal entdeckt hat, ist es ganz passend. Der sehr steril und langweilig wirkende Treppenaufgang rauf in den blauen Himmel und am unteren Treppenabsatz eher Dunkelheit und Schatten.Inhalt:
Der Gesellschaft ist es gelungen, ein Leben ohne Krankheit, Krieg, Armut und Alter zu schaffen. Niemand soll mehr unglücklich sein und die Stabilität steht an oberster Stelle. Dazu wurde der Lebensweg von jedem Menschen geplant und bereits Föten und Babies darauf genormt. Um sich vor kritischen Gedanken zu schützen, gibt es die Droge Soma. Ein Außenstehender erkennt allerdings, dass diese schöne neue Welt wohl nicht die ist, die sie zu sein scheint.Handlung und Thematik:
Das Buch gilt als der absolute Dystopie-Klassiker. Das besondere Setting: Stabilität, Ungleichheit, Drogen und Konsum stehen an vorderster Stelle. Es gibt ein Kastensystem (Alpha bis Epsilon), dem jeder Mensch zugeordnet wird. Zuerst wird alles in seiner Positivität dargestellt, anschließend dann kritisch beleuchtet.Charaktere:
Wir begleiten Sigmund, der als Alpha Plus nicht der Norm entspricht, da Alphas nicht in der Art genormt werden, wie z.B. ein Delta. Er genießt Einsamkeit und gönnt sich auch Hobbies die nicht seiner Kaste entsprechen. Er macht zusammen mit Lenina, einer Beta, in einem Reservat in Neu-Mexiko Urlaub, nachdem sie hartnäckig war mitzukommen. Lenina genießt ihren Kastenstand, auch wenn sie stellenweise kritische Gedanken hat. Der aus dem Reservat stammende „Wilde“ Michel ist der dritte im Bunde, den wir begleiten. Er kommt mit seiner Mutter Filine in die „schöne neue Welt“, die er bislang noch nicht kannte.Schreibstil:
Der Autor bringt die Ungleichheit, die Drogen und auch generell den Konsum kritisch und gut rüber, aber vor allem zu Beginn fühlte sich das Buch ziellos an. Es dauerte lang, bis ich wusste, wohin der Weg gehen soll. Bis zu diesem Punkt plätscherte die Handlung eher und es ging hauptsächlich um den Setting-Aufbau und die Vorstellung der neuen Welt. Es war jetzt nicht direkt langweilig, aber mitgerissen hat es mich nicht auch sonderlich. Das Setting an sich und der generelle Aufbau des Buches passten aber. Die Charaktere wurden auch mit der notwendigen Tiefe ausgestattet. Dennoch hatte ich mehr von diesem Klassiker erwartet. Zum Ende hin fühlte es sich unvollständig an.Persönliche Gesamtbewertung:
Hatte mehr erwartet. Die Handlung zog mich am Anfang nicht mit und zum Schluss fehlte mir etwas. - Muriel Barbery
Die Eleganz des Igels
(848)Aktuelle Rezension von: sbalunziaErst hatte ich Mühe mit dem Schreibstil und der hochgestochenen Art der Autorin. Ich fand, dass es viel zu aufgebauscht geschrieben war, als es nötig gewesen wäre.
Die Hauptpersonen sind Renée und Paloma. Paloma lebt mit ihren Eltern und Schwester in einer grossen Wohnung der Rt. de Grenelle 7. In dieser ist Renée Concierge. Die Geschichte von Paloma wird durch ihre Tagebucheinträge dargestellt. Dies fand ich eine auflockernde Art, einen Handlungsstrang zu gestalten, finde aber auch, dass so wenig differenziert wurde und auch die Gefühle so eher kurzgehalten wurden. Ich bin kein Profi und möchte auch keine Ferndiagnosen stellen (zumal es sich um eine fiktive Person handelt), beim Lesen hatte ich aber das Gefühl, Zeichen von Autismus im Verhalten von Paloma zu erkennen. Die würde auch die Unverständlichkeit zu gewissen Emotionen von Mitmenschen erklären. Einige Gedanken von Paloma fand ich sehr nachvollziehbar, andere fand ich aber eher nicht durchdacht, aber mit einem Vokabular versehen, dass es sich nach mehr anhört, als es eigentlich war.
Anfangs fand ich Paloma und Renée sehr unsympathisch. Beide kommen sich so unglaublich schlau vor, dass sie nicht merken, wie sie andere abwerten, Stereotypen bedienen und auf andere anwenden und ihre Mitmenschen abwerten. Genau das, was sie an anderen kritisieren. Durch den Erzählstil konnte man die beiden Charaktere gut kennenlernen, sich an sie und ihre Gedankengänge gewöhnen und ihre Entwicklung beobachten. Gegen Ende muss ich sagen, dass ich beide viel sympathischer und nachvollziehbarer fand. Vor allem als Herr Ozu dazu kam, empfand ich eine Positive und sympathische Entwicklung.
Das Ende war sehr ergreifend und vorhersehbar und ich fühlte mich leer und erfüllt zugleich.
Vielleicht heisst lebendig sein das: Augenblicke zu verfolgen, die sterben.
Für mehr Rezensionen: Instagram -> book_recommender_sbalunzia
- Ursula Poznanski
Eleria (Band 1) - Die Verratenen
(1.353)Aktuelle Rezension von: Anna_BubeEs dreht sich um eine sehr gut ausgearbeitete dystopische Welt in der ein Teil der Menschen in sogenannten Sphären leben, in denen sie ein weitaus angenehmers Leben haben als die außerhalb lebenden Clans. 6 Studenten aus einer Sphäre werden der Verschwörung beschuldigt und begeben sich auf die Flucht außerhalb der ihnen bekannten Welt, die sie zu unerwarteten Erkenntnissen führt.
Eine außergewöhnliche und fesselnde Dystopie. Sehr mysteriös und spannend. Die Geschichte hat mich sofort gepackt und nicht mehr losgelassen. Ich kann es kaum erwarten weiterzulesen. Zum Glück ist es eine Trilogie und ich habe noch zwei Bände vor mir. Da freue ich mich jetzt richtig drauf.
- Arthur Golden
Die Geisha
(2.939)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraAls ich in meinen späten Teenagerjahren war, hatte ich einen absoluten Lieblingsfilm: „Die Geisha“ mit Ziyi Zhang und Ken Watanabe in den Hauptrollen aus dem Jahr 2005. Der Film war international ein großer Erfolg, der fast das Doppelte seiner Produktionskosten wiedereinbrachte und die Oscars 2006 in den Kategorien „Bestes Szenenbild“, „Beste Kamera“ und „Bestes Kostümdesign“ gewann. Aber auch kritische Stimmen wurden laut, vor allem weil die Hauptrolle der traditionell japanischen Geisha von einer Chinesin gespielt wurde. Sowohl die Japaner, als auch die Chinesen, deren gemeinsame historische Vergangenheit von zahlreichen Kriegen überschattet ist, haben sich besonders empört, dass die Kulturen im Cast bunt durchmischt sind, frei nach dem Motto „Alle Asiaten sehen gleich aus“. Dies schlug sich auch in den Kritiken nieder. Erst viel später erfuhr ich, dass der Film auf einem historischen Roman von Arthur Golden aus dem Jahr 1998 basiert. Damit war klar, was ich als Nächstes auf meine Wunschliste setzen würde. Zufälligerweise hat meine liebe Schwiegermutter eine Ausgabe des Buches zuhause, welche sie mir prompt ausgeliehen hat.
Im Jahr 1920 wird Chiyo Sakamoto als Tochter eines Fischers im kleinen japanischen Dorf Yoroido geboren. Dort wächst sie mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester Satsu auf. Doch als Chiyo sieben Jahre alt ist, erkrankt ihre Mutter schwer an Knochenkrebs. Während sie im Sterben liegt, entscheidet der Vater heimlich seine Töchter zu verkaufen, da er sie nicht länger ernähren kann. Die beiden Mädchen werden nach Kyoto gebracht, doch während Chiyo, ein außergewöhnlich hübsches Mädchen mit, in Japan seltenen, blaugrauen Augen ist, wirkt ihre Schwester weniger attraktiv und klug. Deswegen wird Chiyo in die Nitta-Okiya gebracht, ein Haus, in dem Geishas wohnen. Ihre Schwester dagegen wird, wie Chiyo später erfährt, in ein Yoshiwara gebracht, einem Freudenhaus, in dem sie zur Prostitution gezwungen wird. Chiyo soll dagegen zu einer Geisha ausgebildet werden und gerät so in eine Welt, die aus Teezeremonien, Ausbildung in Tanz, Gesang und dem Spielen des Shamisens, sowie Konkurrenzkämpfen und Intrigen besteht.
„An einem Abend im Frühling 1936, als ich ein Knabe von vierzehn Jahren war, nahm mich mein Vater zu einer Tanzvorstellung in Kyoto mit.“, ist der erste Satz des Prologs „Anmerkungen des Übersetzers“. Dieser heißt Jakob Haarhuis und ist Professor für japanische Geschichte an der Universität New York. In wenigen Seiten berichtet er von seinen Begegnungen mit der Geisha Sayuri, die ihm in mehreren Treffen ihre Biografie erzählt hat. Dieser Prolog lässt manche Leser vielleicht fälschlicherweise vermuten, dass dieser Roman auf wahren Begebenheiten basiert oder sogar biografisch ist, aber dem ist nicht so. Jakob Haarhuis und Sayuri sind rein fiktive Charaktere, so wie die ganze Geschichte auch. Zwar hat Arthur Golden auch ausführliche Informationen von Japans berühmtester Geisha Mineko Iwasaki erhalten und selbst Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt japanische Kultur studiert, aber die Geschichte der Geisha Sayuri bleibt frei erfunden.
Ab dem ersten Kapitel setzt die Protagonistin Chiyo Sakamoto an, ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive und im Präteritum zu erzählen. Insgesamt erstrecken sich ihre Memoiren auf über 550 Seiten und 35 Kapitel, wobei sie ungefähr im Alter von sechs Jahren einsetzt. Chiyo ist ein unheimlich faszinierender Charakter. Aufgrund ihrer Schönheit und ihrer blaugrauen Augen hatte sie das Glück zu einer Geisha werden zu können, anstatt zur Prostitution gezwungen zu sein. Sie ist zudem sehr klug, ehrgeizig und anpassungsfähig. Dies wird auch durch das Motiv des Wassers verdeutlicht, mit dem Chiyos Persönlichkeit mehrmals beschrieben wird. Auch ihre Mitmenschen bewerten ihr Verhalten regelmäßig danach, dass Wasser augenscheinlich ihr Element ist. Chiyo ist eine Kämpferin, die im Zweifelsfall jahrzehntelang auf ein Ziel hinarbeitet, so wie ein Fluss die Steine in seinem Bett über Jahre rund schleift. Ich persönlich konnte, trotz kultureller Differenzen, mit Chiyo, die später Sayuri heißt, unglaublich gut mitfühlen. Gelegentlich spricht sie auch in der zweiten Person, noch einmal untermauert, dass ihre Erzählungen ursprünglich auf Tonband aufgenommen wurden und sie mit Prof. Haarhuis spricht.
Der Schreibstil hat mich absolut begeistert. Golden gelingt es ausgezeichnet eine tiefgängige Protagonistin zu schaffen und ihre intimsten Gedanken und Wünsche zu offenbaren, ohne dass sie zu inszeniert wirkt oder dass ihr feminines Wesen gekünstelt oder klischeebelastet erscheint. Man merkt auf keiner Seite, dass dies ein Debütroman ist. Golden hat daran insgesamt über zehn Jahre geschrieben und überlässt absolut nichts dem Zufall. Auch die rhetorischen Mittel wie Vergleiche oder Metaphern wirken nie aufgesetzt oder deplatziert, sondern untermalen emotionale Szenen ausgezeichnet, denn hier verbirgt sich auch eine berührende Liebesgeschichte. Außerdem bestechen die Vergleiche oft mit Subkontexten aus der japanischen Kultur oder Umwelt, wie beispielsweise der Nennung des Ayus, einem in Ostasien weit verbreitetem Fisch. All diese Komponenten ergeben zusammen ein wunderschönes Setting aus Pagoden, Kirschblüten und Kimonos, welches aufgrund seiner Authentizität aber nie romantisierend wirkt. Dass der Roman inzwischen als Klassiker und ebenso oft als Meisterwerk tituliert wird, ist absolut nachvollziehbar.
Leider ist letztendlich jedoch nicht alles so authentisch, wie ich es mir von einem Studenten japanischer Kultur mit langjähriger Recherche und Aufenthalt im Land der aufgehenden Sonne gewünscht hätte. Denn in der Geschichte kommt es zu Sayuris Mizuage, einer Zeremonie, in der der Aufstieg einer Lerngeisha zu einer vollständigen Geisha zelebriert wird. Dabei wird ihre Jungfräulichkeit versteigert und dem Meistbietenden geschenkt. Zwar wird bei den ausgebildeten Geishas tatsächlich eine Mizuage gefeiert, allerdings ist diese völlig frei von sexuellen Tätigkeiten. Stattdessen tragen die Geishas fünf bestimmte verschiedene Frisuren, die ihre Reifung vom Mädchen zur Frau symbolisieren sollen. Zwar gab es Geishas, die hinter der Fassade auch ihre Körper verkauft haben, dies musste aber unter strenger Geheimhaltung geschehen, damit die Reputation bewahrt bleibt. Niemals hätte es eine öffentliche Versteigerung der weiblichen Unschuld gegeben wie es in Buch und Film suggeriert wird. Bei den Oiran dagegen, welche Edelprostituierte waren, war es durchaus üblich, die weibliche Unschuld zu versteigern. Da sie ebenfalls Kimonos und die typische Gesichtsbemalung trugen, sowie auch in Teezeremonien, Tanzen und dem Spielen von Instrumenten unterrichtet wurden, fällt es Laien jedoch schwer, eine Geisha von einer Oiran zu unterscheiden. In Wahrheit waren Geishas und Oiran jedoch stark konkurrierende Berufsgruppen, welche stets versucht haben, sich in ihrer Beliebtheit zu übertrumpfen. Bis zum Verbot der Prostitution in Japan 1959, hatten die Oiran jedoch stets die Nase ein Stück weiter vorne. Auch einfache Prostituierte orientierten sich an der Mode der Oiran, selbst wenn sie sich nicht solch prächtigen Kimonos leisten konnten. Dies trägt zur Verwechslung der Geishas mit Prostituierten bei, ebenso wie Unterhaltungsliteratur wie diese, die leider nicht ausreichend zwischen Geishas und Oiran, sowie deren unterschiedlichen Durchführungen einer Mizuage differenziert.
Insgesamt weichen Film und Buch wenig voneinander ab. Zwar gibt es Nebencharaktere, die im Film nicht auftauchen, aber das ist ja nichts ungewöhnliches. Der größte Unterschied ist der Brand, den Hatsumomo, Chiyos Rivalin, in der Okiya legt. Im Buch dagegen brennt nicht die Nitta-Okiya, sondern die einer anderen Geisha, womit Hatsumomo nichts zu tun hat. Im Großen und Ganzen setzt der Film die Buchvorlage aber gut um. Das Ende weicht ebenfalls, zu meiner Überraschung, kaum vom Filmende ab, auch wenn das Buch noch zusätzliche Informationen über Sayuris weiteres Leben bereit hält.
Zum Abschluss möchte ich noch mein Lieblingszitat aus diesem Werk nennen, wobei es wirklich viele schöne Passagen besitzt. Dieses findet sich auf Seite 171: „Wir Menschen sind nur ein Teil von etwas weitaus Größerem. Wenn wir gehen, zertreten wir vielleicht einen Käfer oder bewirken lediglich eine Veränderung in der Luft, so dass eine Fliege dort landet, wohin sie sonst nicht geflogen wäre. Und wenn wir an dasselbe Beispiel denken, nur mit uns in der Rolle des Insekts und dem endlosen Universum in der Rolle, die wir eben gespielt haben, wird verständlich, dass wir alle tagtäglich von Kräften beeinflusst werden, über die wir nicht mehr Kontrolle ausüben können als der arme Käfer über unserem gigantischen Fuß, der sich auf ihn herabsenkt.“
„Die Geisha“ von Arthur Golden hat wirklich alles, was ein großartiger Roman braucht: Ein wunderschönes Setting, eine liebenswürdige Protagonistin, einen unterhaltsamen Plot, einen tollen Sprachstil und viel Liebe zum Detail. So beschreibt Golden beispielsweise präzise und korrekt die komplizierte Ankleide eines Kimonos mit all seinen Gürteln, Knoten und Unterkleidern und was verschiedene Schnittmuster oder Farben über die Frau, die ihn trägt, aussagen. Leider nimmt er es mit der Präzision im Bezug auf die Mizuage nicht allzu ernst und stellt sie mit der der Oiran gleich. Ob er diesen Fehler versehentlich oder absichtlich beging, um seinen Roman etwas erotischer zu machen, bleibt offen. Mineko Iwasaki, die weltberühmte ehemalige Geisha beteuerte in einem späteren Interview, dass die Mizuage völlig falsch dargestellt sei und sie nicht diejenige war, die Golden solche Fehlinformationen vermittelte. Nichtsdestotrotz unterstützt dieser historische Roman damit den Irrtum, Geishas seien Kurtisanen gewesen, was diesem traditionsreichen Beruf nicht gerecht wird. Dennoch ist „Die Geisha“ aus dem Jahr 1998 ein sehr lesenswertes Buch, solange einem der Makel bewusst ist. Deswegen vergebe ich hier vier von fünf Federn.
- Tomi Adeyemi
Children of Blood and Bone – Goldener Zorn
(479)Aktuelle Rezension von: ElorieMit dem Gefühl "endlich geschafft" sollte man ein Buch eigentlich nicht beenden, aber diesmal war es leider so. Ich bin zwischendurch auf das Hörbuch umgestiegen, sonst hätte ich es vielleicht nicht zu Ende gelesen. Es fällt mir schwer, dem Buch eine Bewertung zu geben, denn ich finde die Idee der Geschichte gut und stehe sehr hinter ihrer Intention, aber leider war die Umsetzung nicht ganz nach meinem Geschmack.
Das liegt unter anderem an der Perspektive. Ich bin sowieso kein Freund der Ich-Perspektive und hier wird auch noch schnell zwischen verschiedenen Personen hin und her gesprungen, so dass man nicht wirklich emotional bei einer Person bleiben kann. Was bei mir wahrscheinlich dazu geführt hat, dass ich mit keiner der Figuren wirklich mitgefühlt habe. Außerdem war vieles redundant. Einige, die es gelesen haben, werden vielleicht verstehen, was ich meine, wenn ich sage, dass manche Sätze durch ihre häufige Wiederholung an Aussagekraft verloren haben.
Insgesamt also für mich nur ein okay für das Buch, schade!
- Hermann Hesse
Siddhartha
(928)Aktuelle Rezension von: RattusExlibricusKategorie: Bildungsroman | Psychogramm |Reflexion | Philosophie| Roman
Worum dreht sich die Handlung?: Der junge Brahmahensohn Siddhartha wird zusammen mit seinem Freund Govinda schon in jungen Jahren in die Weisheiten der Religion und des Dienstes an den Göttern eingeweiht. Schnell entwickelt er große Klugheit und Weisheit, alle in seiner Umgebung lieben ihn, eine glänzende Zukunft liegt vor ihm – aber dennoch ist er nicht glücklich, inneres Suchen treibt ihn um, er fragt sich, wie es möglich sein soll, dem letzten göttlichen Prinzip näher zu kommen und die vollkommene Wahrheit zu erkennen. Als eines Tages Wanderasketen durchs Dorf ziehen, sieht er seine Chance darin, sich ihnen, entgegen dem Willen seiner Eltern, anzuschließen. Sein Freund folgt ihm. Doch auch in der völligen Entselbstung und aller Dinge, die er bei den Asketen lernt, scheint er der Wahrheit nicht näher kommen zu können. Eines Tages hören sie von einem Erwachten, einem Buddha, und sein Freund Govinda möchte unbedingt dessen Lehre hören. Also ziehen sie weiter, obwohl Siddhartha innerlich bereits mit jeder Lehre abgeschlossen hat. Während Govinda sich dem Buddha anschließt, entscheidet Siddhartha, seinen Weg zur Erkenntnis allein weiterzugehen…
Große Themen im Hintergrund: Suchen und Finden | Lehre und Erkenntnis| Persönlichkeitsentwicklung | Einheit| Wandlung und Unwandelbarkeit| Wiederholung und Wert des Lebens| Wege aus dem Leiden | Menschlichkeit
Persönliche Notiz: Anders als ich erwartet habe, handelt das Buch nicht vom Leben „des“ Buddha, Siddhartha Gautama, obschon er auch seine Rolle darin spielt. Nichtsdestotrotz gibt es viele Parallelen, so dass ich das Gefühl habe, Hesse hat hier seine eigene Interpretation dieser Erzählung geschaffen, verquickt mit philosophischen Exkursen, erworbenem Wissen über fernöstliche Kulturen und eigenen Gedanken und Ansichten. Auch wenn das von Außen betrachtet vielleicht etwas esoterisch oder religiös klingt (Esoterik liegt mir völlig fern), ist das Buch eher als Charakterstudie und philosphischer Ausflug zu verstehen.
Teilbewertung (Legende *= hat mich nicht überzeugt, **= ausbaufähig, ***=solide/gut zu lesen, ****= sehr gut/klare Empfehlung, *****= exzellent/schwer zu erreichen):
- Handlung ****
Trotz der verhältnismäßigen Kürze ist viel in dem Buch passiert, der Hauptfokus liegt hierbei eindeutig auf der Charakterentwicklung des Hauptprotagonisten (es geht mehr um Lebensabschnitte und deren Reflexion als um die „Handlung“ (im Sinne von Aktion) an sich). Die ständige Wandlung, der Gewinn und Verlust von Erkenntnis, das Wachsen und Scheitern und häufige Änderung der Lebensumstände spiegeln hier zielsicher die Grundthematiken des Buches wieder. Die einzelnen Handlungsabschnitte haben alle ihre ganz eigene Stimmung und die Handlung ist in aller Prägnanz, dabei aber nicht schmucklos ausgestaltet, so dass die knapp über hundert Seiten völlig ausreichend sind.
- Aufbau ****
Das Buch untergliedert sich in mehrere, gut nachvollziehbare Sinnabschnitte. Die Handlungsbausteine sind klar abgegrenzt, auch wenn einzelne Elemente immer wieder auftauchen und der Geschichte gewisse Ankerpunkte verleihen. Es gibt keine unnötigen Längen aber auch keine größeren Auslassungen. Man verfolgt das ganze Leben des Siddhartha und verfolgt seine Wandlungen in überschaubaren Portionen. Die philosphischen Exkurse sind im ganzen Buch wichtig und behandeln prinzipiell die selben Themen, in jedem Abschnitt aber aus einem ganz anderen Blickwinkel. Im Moment der größten Selbstentfremdung wird der Erzählstil eher unpersönlich, sonst ist er sehr nah am Hauptcharakter und mit dessen Gedanken verquickt.
- Charakterzeichnung ****°
Mit der Entwicklung und Interaktion des Hauptcharakters mit der Umwelt ist Hesse hier ein ganz großer Wurf gelungen. Die Innenschau ist ausgeprägt, genau konstruiert und dabei trotzdem vereinnahmend und liest sich unterhaltsam. Die wichtigsten Gedanken des Buches werden gleichzeitig durch die ausführlichen Gedanken und Reflexionen des Protagonisten dargestellt. Die Nebencharaktere sind menschlich und oft zwar knapp, aber keineswegs farblos oder klischeemäßig dargestellt. Der Fokus liegt sehr auf dem Hauptcharakter und seinen Gefühlen und Gedanken, was für die Geschichte sehr notwendig ist, was aber vielleicht nicht alle mögen. Manche Nebencharaktere sind mehr Spiegel und Prinzipien, wirken aber trotzdem unglaublich greifbar und sympathisch.
- Sprache und Stil *****
Die Sprache hat mich überrascht und gleich auf der ersten Seite vereinnahmt. Sie ist komplex, ausschweifend und bedient sich dabei auch in normalen Schilderungen großzügig aus der Werkzeugkiste der Stilmittel und Metaphern, so dass oft ein schon fast poetischer Eindruck entsteht. Sie fließt, schwimmt, mäandert und schafft es dabei gerade durch ihre Indifferenz gut zum Punkt zu kommen und Gedanken anzudeuten, die klarer nicht auszudrücken wären. Elemente sind teils mit mehreren Bedeutungen gleichzeitig aufgeladen und es wird oft sehr schön kontrastiert und verbunden. Ich muss zugeben, dass gerade dieser Punkt, der mich so sehr begeistert hat, für viele vielleicht etwas „zu viel“ ist, unklar, altmodisch oder überladen ankommt. Ich finde, die Grundgedanken und Aussagen werden dadurch nur umso mehr unterstützt und sie ist einfach schön zu lesen.
- Zielgruppe(n)
Das Buch ist, aufgrund seiner Kürze, nicht unbedingt ein längeres Projekt. Wenn man konzentriert dabei bleibt und Gehirn und Emotionen anstrengt (und das ist für den vollen Genuss unabdinglich) kann man das Buch an einem bis wenigen Tagen lesen (ich würde aber mindestens zwei empfehlen, je nachdem, wie gut man sich in die Gedankenwelt einfinden kann, um etwas zu „verdauen“). Ja, das Buch ist manchmal anstrengend und man darf es nicht vorbeifliegen lassen, weil man sonst schnell den Faden verliert, aber der Aufwand lohnt sich, wenn man sich an den interessanten (und teils wahrscheinlich auch selbst schon angerissenen) Gedankenspielen beteiligen will. Denn die Frage, was tatsächlich glücklich macht, was der Grundbaustein der Existenz ist, wie man mit dem Alltäglichen fertig wird und wonach man im Leben suchen kann, sind sicherlich universell. Man merkt, dies ist ein Buch zum Gedanken machen. Und natürlich zum Versinken in der Sprache. Den größten „Unterhaltungswert“ hat die minutiöse Ausarbeitung der kurvenreichen Entwicklung des Hauptcharakters. Daran muss man auf jeden Fall seinen Spaß haben. Das Buch ist eher nichts für Freunde von actionreicher Handlung, großer Spannung und auch wer unbedingt viele zwischenmenschliche Interaktionen in einer Geschichte braucht, wird wohl eher nicht glücklich.
Trotz schwerer Gedankenkost und zwischenzeitlicher tiefer Verzweiflung präsentiert das Buch am Ende ein sehr positives Lebens- und Menschenbild, so dass trotz aller gehaltvoller und schwerer Diskussionen am Ende ein starker Schimmer der Zuversicht bleibt.
Natürlich behandelt das Buch, auch wenn es nicht unbedingt vorrangig darum geht, auch Themen aus der buddhistischen Lehre (oder das, was Hesse meinte, herausziehen zu müssen), Transzendentalität und arbeitet oft mit einer starken Abstraktion. Auch darauf sollte man sich unbedingt einlassen können, um Freude daran zu haben.
- Fazit ****°
Die Geschichte lebt mehr von innerer Entwicklung und die Beeinflussung und Formung eines Charakters durch Lebensumstände. Es ist eine philosophische Lebensreise zu den grundliegenden Fragen von Sinn, Existenz, Zufriedenheit und Liebe, eine Gegenüberstellung und Vereinigung verschiedener Prinzipien und der universellen Suche nach dem Glück. Und der Frage, ob Finden und Suchen sich nicht oft ausschließen. Stilistisch komplex und wabernd, dabei aber mit kristallklarer Sprachschönheit werden diese Themen gut unterstützt. Das Buch ist komplex und soll zum Nachdenken anregen, bedient sich dabei buddhistischer Gedanken, allgemeiner Lebensphilosophie und ausgedehnter Charakterstudien. Es ist langsam und ohne viel aufsehenerregende Handlung, entfaltet interessante grundliegende Gedanken und lässt einen nach vielen schweren Gedanken mit einer positiven Grundbotschaft zurück. Definitiv nicht für jeden etwas, vielen wahrscheinlich zu abgedreht oder sprachlich anstrengend. Ich hatte etwas Langatmigeres erwartet und war sehr positiv überrascht.
- Cas Lester
Sprichst du Schokolade?
(83)Aktuelle Rezension von: wordworldHandlung: "Sprichst du Schokolade" ist eine Geschichte über eine besondere Freundschaft, die Grenzen wie Sprache, Kultur und Herkunft überwindet. Die Autorin vereint dabei auf warmherzige Art und Weise schwierige Themen wie Verlust, Legasthenie, Flucht, Integration oder Identität und baut diese kindgerecht in eine zuckersüße Story ein, die beim Lesen auf der Zunge zergeht wie Schokoladen-Lokum. Dadurch, dass die Zielgruppe auf Mädchen ab 10 Jahren angelegt ist, lässt die Tiefe der Auseinandersetzung mit den Themen natürlich zu wünschen übrig. Aufgrund der tollen Message, die dazu anregt, einfach aufeinander zuzugehen und Barrieren zu überwinden, würde ich die Geschichte aber dennoch als ansprechend für jüngere und ältere LeserInnen einstufen.
Schreibstil: Cas Lester hat 51 sehr kurze Kapitel gewählt, um die Geschichte von Josie und Nadima zu erzählen. Dabei trifft sie sehr genau den Ton ihrer jungen Protagonisten, und beschreibt deren Gedanken, Gefühle und Befürchtungen sehr einfühlsam. Zwar kann man an der Art, wie die Autorin die Mädchen all ihre Probleme pädagogisch wertvoll lösen lässt, eine starke Pädagogisierung ankreiden, ich halte die Handlung aber dennoch für sehr realistisch, aktuell und nicht weit hergeholt. Sehr ansprechend ist auch der spritzige Humor, mit dem die Autorin ihre Heldinnen in das ein oder andere Fettnäpfchen treten lässt.
Figuren: Erzählt wird die Geschichte von der 12jährigen Josephine, die mit ihrer temperamentvollen, ungestümen Art manchmal über das Ziel hinausschießt und des Öfteren in der Schule in Schwierigkeiten gerät. Durch ihre ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und ihre Offenherzigkeit wächst sie einem aber sofort ans Herz und bietet eine gute Identifikationsfigur für junge Leserinnen. Gut gefallen hat mir auch die Darstellung ihrer Legasthenie, die sie mit verschiedenen Strategien zu verbergen versucht, die aber schlichtweg einfach zu ihr gehört. Auch Nadima hat eine sehr einnehmende Art und auch wenn sie selbst nicht besonders viel von sich erzählt, hat mich ihre Geschichte sehr bewegt. Das heimliche Highlight der Geschichte waren für mich aber Josies Brüder Matt, Nick und Dan, die den Laden bei ihr Zuhause ordentlich aufmischen und für den ein oder anderen Lacher sorgen.
Gestaltung: Zum Schluss meiner kurzen Rezension will ich noch einige Worte zur Gestaltung sagen. Das Cover wird von einer wunderschönen Coverillustration von Kate Forrester geschmückt und auch im Buch selbst finden sich einige kleine Zeichnungen. Zusammen mit der sehr großen Schrift wird das Schriftbild dadurch aufgelockert, sodass auch junge LeserInnen die Geschichte zügig durchlesen können. Positiv hervorheben möchte ich auch die drei Koch- und Backrezepte, die im Buch vorkommen und am Ende mit Zutaten und Tipps für die Zubereitung angefügt sind. Hier hat der Verlag wirklich einen guten Job geleistet.
Die Zitate:
"Da standen wir und futterten die Süßigkeiten, die wir uns gegenseitig geschenkt hatten, und in diesem Moment wusste ich, dass wir Freundinnen werden würden, auch wenn keine von uns ein Wort von dem verstand, was die andere sagte."
"Und sie fing an zu erzählen, wie es gewesen war, in Syrien mitten im Krieg zu leben. Der Krieg, den wir nur aus den Nachrichten kennen, während wir sicher in unseren Wohnzimmern sitzen. Der Krieg, der Hunderte von Meilen entfernt ist und uns nichts ausmacht. Der Krieg, der viele Menschen getötet hat - Mütter und Väter, Brüder und Schwestern, Tanten und Onkels, Cousins und Kleinkinder und Babys. Der Krieg, der uns nicht mehr schockiert. Genau der."
"Wenn man ihre Familie beobachtete, wie sie feierten und lachten und dabei so glücklich aussahen, hätte man nie erraten, was sie durchgemacht haben. Nicht nur zu Hause in Syrien, sondern auch auf der erschreckenden Reise, zu der sie aufgebrochen waren, um hierher zu kommen. Ganz zu schweigen davon, dass sie ein neues Leben beginnen mussten in einem Land, in dem sie niemanden kannten und dessen Sprache sie nicht sprachen. Mir wurde bewusst, wie stark sie alle waren. Ich war stolz auf Nadima und stolz darauf, ihre Freundin zu sein."
"In meiner Klasse haben sich in der siebten Klasse sämtliche Mädchen untereinander zerstritten", sagte Matt. "Niemand hat mehr mit irgendjemandem gesprochen, und man brauchte einen Bachelor in Diplomatie, um die Pause zu überstehen. Ich glaube, sie haben erst in der Zehnten wieder miteinander geredet." "Das muss eine herrliche Ruhe gewesen sein", sagte Dan. "Himmlisch", meinte Matt grinsend. "Mädchen!" Nick verdrehte die Augen. "Die giftigste Lebensform auf dem Planeten Erde."
Das Urteil:
"Sprichst du Schokolade" ist eine zuckersüße, herzerwärmende Geschichte über Freundschaft, Identität und Integration, die sich dafür stark macht, Grenzen zu überwinden und aufeinander zuzugehen. Von mir gibt´s eine klare Leseempfehlungen für LeserInnen allen Alters!
- Khaled Hosseini
Tausend strahlende Sonnen
(1.249)Aktuelle Rezension von: zuppiMariam und Laila wachsen unterschiedlich auf, zwischen ihnen liegen 17 Jahre. Doch teilen sie ein Schicksal: Beide heiraten als Jugenliche und zwar den selben Mann. Aus anfänglicher Feindschaft entsteht eine Liebe wie zwischen Mutter und Tochter. Gemeinsam ertragen sie unfassbar viel Leid. Durch die politischen Unruhen im Land und durch ihren Ehemann.
Der Roman ist sehr ergreifend und mitreißend. Politische Entwicklungen des Landes sind mit dem Leben der beiden Frauen verflochten. Wer "Stein der Geduld" gelesen hat weiß von wieviel Leid einer Frau man lesen kann. Doch in diesem Buch hier geht dieses Leid über Jahrzehnte und Generationen! Was bei meiner ersten Auflage leider fehlt ist im Anhang eine Liste mit den kursiv geschriebenen Begriffen (Farsi oder Paschtu?)