Bücher mit dem Tag "landwirtschaft"
228 Bücher
- Leo Tolstoi
Anna Karenina
(1.096)Aktuelle Rezension von: EllinorliestIm 19. Jahrhundert wurden drei berühmte Ehebrecherinnenromane veröffentlicht: Madame Bovary, Effi Briest und Anna Karenina. Ich habe nun alle drei gelesen und hätte man mich davor gefragt, wie ich denke, dass sie mir gefallen werden, hätte ich genau diese Reihenfolge genannt: erst den Franzosen, dann den Deutschen und schließlich den Russen. Tatsächlich war es nun gerade andersherum: Madame Bovary fand ich furchtbar langweilig, Effi Briest war ok. Anna Karenina dagegen war großartig.
Dissen (in meiner Ausgabe mit kleiner Schrift) fast tausendseitigen Wälzer habe ich mir als Hörbuch zu Gemüte geführt. Sonst hätte ich vermutlich nicht durchgehalten, Teile übersprungen. So jedoch hatte ich 40 Stunden lang Ulrich Noethen in den Ohren, der das wirklich toll macht, wenn man sich erst einmal an sein doch recht flottes Sprechtempo gewöhnt hat.
Die Geschichte der Titelheldin ist nur eine von eigentlich dreien, die in dem Roman erzählt werden. Den berühmten ersten Satz „Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; jede unglückliche Familie ist auf ihre Weise unglücklich.“, kennt fast jeder. Tolstoi erzählt weitschweifig, aber er erzählt sehr gut. Es gibt nur wenige Stellen, die ich mir etwas kürzer gewünscht hätte. Neben den Geschehnissen innerhalb der Familien gibt das Buch auch einen sehr umfassenden Einblick in die russische Gesellschaft. Der Roman spielt zwar in der Oberschicht, dennoch gibt es viele Szenen, in denen Bezug auf das einfache Volk genommen wird. Auch herrschen unterschiedlichste Ansichten bezüglich Reformbestrebungen und dergleichen. Als dies macht Anna Karenina zu einem wahrhaft großen Werk. Es gefiel mir dabei auch deutlich besser als Krieg und Frieden, da mein Interesse an Kriegstaktiken etc. eher gering ist.
Eine große Lese- bzw Hörempfehlung von mir.
- Maja Lunde
Die Geschichte der Bienen
(1.064)Aktuelle Rezension von: bigpanda„Die Geschichte der Bienen“ hat mich überrascht, denn ich habe etwas ganz anderes von dem Buch erwartet. Doch Maja Lunde gelingt es, auf eindrucksvolle Weise Wissenschaft, Emotion und Geschichten miteinander zu verweben. Der Blick auf das ganz Kleine zu drei verschiedenen Zeiten, hilft die Entwicklungen im ganz Großen zu verstehen.
Die Geschichte ist sowohl nachdenklich als auch spannend, sie beleuchtet nicht nur das Leben der Bienen, sondern auch die tieferliegenden Themen rund um Klimawandel, Umwelt und den Einfluss des Menschen auf die Natur. Besonders beeindruckt hat mich die Art und Weise, wie die Autorin verschiedene Zeitebenen miteinander kombiniert und dadurch eine starke Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft herstellt. Ein Bestseller, der sich zurecht so gut verkauft hat.
- Ken Follett
Die Tore der Welt
(1.340)Aktuelle Rezension von: AukjeDie Geschichte spielt mehrere Jahre nach dem ersten Buch. Kingsbridge ist mittlerweile eine geschäftstüchtige Stadt. Als nach einem Unglück die Hauptbrücke nach Kingsbridge einstürzt, muss eine neue gebaut werden. Dies soll Merthin, ein Nachfahre von Jack, machen, der die Brücke diesmal aus Stein bauen möchte. Während dessen lernt er Caris kennen und die beiden verlieben sich in einander. Durch unglückliche Missstände können Merthin und Caris nicht zusammen kommen, stehen sich aber immer bei. Natürlich gibt es auch Widerstand gegen den Bau einer neuen Brücke, besonders von dem hinterhältigen Mönch Godwyn.
Sofort ist man von der Story gefesselt. Auch die Charaktere sind wundervoll beschrieben und so hofft man von Anfang bis zum Ende auf ein Happy-End zwischen Merthin und Caris.
Wundervolles Buch!
- Juli Zeh
Unterleuten
(665)Aktuelle Rezension von: YvesGoratStommel„Unterleuten“ war nicht der erste und sicherlich auch nicht der letzte von mir gelesene Roman von Julia Zeh. Auch diesmal werden die Motivationen und Historien einer Reihe von Personen in einer gefühlt normalen Alltagsumgebung miteinander verwoben. Nachbarn gegen Nachbarn, Generation Boomer gegen Generation Millennials, Ost gegen West, Stillstand gegen Progressivität, Umweltschutz gegen Landwirtschaft/Industrie. Streitpunkte gibt es genug. Zwar scheint mir der „Weiterentwicklungspfad“ des ein oder anderen Protagonisten leicht überzogen, aber bekanntermaßen „überrascht“ die Menschheit einen dann doch immer wieder.
- Jonathan Safran Foer
Tiere essen
(545)Aktuelle Rezension von: LaurasBuchmomentKlappentext: ‚Tiere Essen‘ ist ein leidenschaftliches Buch über die Frage, was wir essen und warum. Als Jonathan Safran Foer Vater wurde, bekamen seine Fragen eine neue Dringlichkeit: Warum essen wir Tiere? Würden wir sie auch essen, wenn wir wüssten, wo sie herkommen? Er stürzt sich mit Leib und Seele in sein Thema. Recherchiert auf eigene Faust, bricht nachts in Tierfarmen ein, konsultiert einschlägige Studien und spricht mit zahlreichen Akteuren und Experten. Vor allem aber geht er der Frage auf den Grund, was Essen für den Menschen bedeutet. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
Kein missionarisches Buch. Ein Buch was berührt. Ein sachliches Buch. Ein Buch was einem zum Hinterfragen bringt. Ein Buch was uns den Spiegel vorhält. Locker. Episodenhaft. Hier mal ein Interview, da mal Fakten, Essays und ein Lexikon, was einem sprachlos macht. Wir kriegen jede Meinung zu Gesicht: von Tierliebhabern, großen und kleinen Bauern, Schlachtern, MONSTERkonzernen (ja, Monster hat hier gleich zwei Bedeutungen). Alle kommen zu Wort und nach diesem Buch kann eigentlich niemand mehr die Augen verschließen, wie er es sonst vielleicht bei Reportagen oder YouTube Videos macht. 🙈 ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
Ich musste das Buch öfter mal zur Seite legen, teilweise weil es mich so mitgenommen hat und ich das geschrieben erstmal verarbeiten musste. Manchmal aber auch, weil es dann doch sehr faktenlastig und ausschweifend wurde. Trotzdem ist das Buch sehr flüssig zu lesen und ich hatte selten ein Buch in der Hand, wo der Autor mir so sympathisch und ehrlich rüberkam. Dieses Buch wird mich noch lange begleiten und ich hoffe sehr, dass es den Weg in viele Bücherschränke findet. Teilt euer Wissen. Sprechen ist so so wichtig. Nicht nur bei Tierleid. Damit meine ich nicht mit einem Fingerzeig. Hinterfragt. Teilt eure Gedanken. Es ist nicht immer schwarz oder weiß, es gibt so viel dazwischen und jemanden da hin zu bewegen, ist doch schon mal ein ziemlich guter Anfang. 🤍 - Reif Larsen
Die Karte meiner Träume
(284)Aktuelle Rezension von: Veronika_SchmidDieses Buch ist komplett anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Es hat eine Weile gedauert, bis ich in den Lesefluss gekommen bin, aber es ist so wunderbar lustig, traurig, langweilig, spannend,... Ich konnte so gut mit T.S. mitfühlen. Die Geschichte ist einfach großartig in ihrer Einfachheit.
- Simon Beckett
Der Hof
(693)Aktuelle Rezension von: SBADer Roman ist flüssig zu lesen, da es nur wenige Charaktere und eine einfache Handlung gibt. Allerdings kommt über die gesamte Geschichte hinweg, mit Ausnahme der letzten 50 Seiten, keine Spannung auf. Teils Kapitel sind zu detailliert und zu langatmig geschrieben. Ich bin von Beckett anderes gewohnt.
- Alan Weisman
Die Welt ohne uns
(188)Aktuelle Rezension von: chipie2909Was wäre die Welt ohne uns? Eine spannende Frage, die sich der Autor Alan Weisman annimmt. Bereits 2007 wurde dieses Werk veröffentlicht und ich muss gestehen, wäre mir dies vor dem Kauf aufgefallen, hätte ich das Werk wahrscheinlich nicht in meinen Besitz gebracht. Zeiten und Forschung ändern sich schnell und mit Sicherheit ist nicht alles brandaktuell, was der Autor zu Papier gebracht hat. Dennoch ist es spannend zu sehen, welche Folgen es hätte, wäre die Spezies Mensch plötzlich weg. Das Buch umfasst einige Bereiche und es wird erörtert, wie denn z. B. die Wälder und das Meer auf den „Wegfall“ der Menschheit reagieren würden. Aber auch die Anorganik wird beleuchtet, wie auch die Auswirkungen auf Atomkraftwerke und noch vieles vieles vieles mehr! Alan Weisman hat einen unterhaltsamen Schreibstil und es macht Spaß, ihm zu folgen. Ebenso beindruckt hat mich, mit welch Leidenschaft er sich dem Thema gewidmet hat. Erkennbar wird dies durch die Vielzahl an Menschen, mit deren Hilfe er dieses Werk schrieb. Dennoch waren mir auch ein paar Dinge zu wissenschaftlich erläutert, weswegen ich ein Sternchen abziehe.
- Marlen Haushofer
Die Wand (Marlen Haushofer: Die gesammelten Romane und Erzählungen 3)
(937)Aktuelle Rezension von: xxholidayxx"Die Wand" von Marlen Haushofer ist ein stilles, eindringliches Buch über eine Frau, die von einer unsichtbaren Wand von der Welt abgeschnitten wird – und über das Überleben in absoluter Einsamkeit. Die österreichische Autorin Marlen Haushofer (1920–1970) veröffentlichte den Roman 1963, zu einer Zeit, in der weibliche Lebensrealitäten und innere Konflikte selten literarisch sichtbar gemacht wurden. Ihr Werk wird heute vielfach als feministischer Klassiker gelesen.
Worum geht’s?
Die namenlose Ich-Erzählerin fährt mit Freund:innen in eine Jagdhütte in den Alpen. Am nächsten Morgen ist die Welt jenseits einer unsichtbaren Wand, die plötzlich auftaucht, wie versteinert. Menschen und Tiere jenseits dieser Barriere sind offenbar tot. Von der Außenwelt abgeschnitten, beginnt die Frau ein Leben in völliger Isolation – mit nur einer Kuh, einer Katze und einem Hund an ihrer Seite. In einem Bericht, den sie auf Papier festhält, beschreibt sie ihren Überlebenskampf, ihre Gedanken und ihr allmähliches Ankommen in einem neuen, entmenschlichten Dasein.
Meine Meinung
„Die Wand“ hat mich gleichzeitig fasziniert und abgestoßen. Haushofer beschreibt die Einsamkeit in so nüchterner Sprache, dass sie fast körperlich spürbar wird. Die Erzählung ist völlig entromantisiert – die Natur ist nicht schön oder grausam, sondern schlicht da. Das hat mich beeindruckt, aber auch ermüdet.
Sprachlich fand ich den Text monoton, aber stimmig. Die Tagebucheinträge sind schnörkellos, fast emotionslos, was die emotionale Kälte der Situation unterstreicht. Besonders bedrückend fand ich, wie die Ich-Erzählerin ihre Menschlichkeit zunehmend verliert. Sie lebt nicht mehr, sie funktioniert. „Ich lebte nicht, ich arbeitete.“ (S. 91). Auch ihr Verhältnis zu den Tieren wird zunehmend pragmatisch, ja hart – etwa wenn sie den Tod des Hundes als Erleichterung empfindet.
Berührend sind die wenigen Momente echter Nähe: ihre Sorge um die Kuh oder die kleine Katze, das Aufblitzen von Zärtlichkeit im sonst so trostlosen Alltag. Der Moment, in dem sie den fremden Mann erschießt, ist dennoch schockierend – und zeigt, wie sehr sich ihr Wertesystem verschoben hat: „Ich habe den Mann getötet. Ich musste.“ (S. 197). Es ist eine nüchterne, fast gleichgültige Feststellung.
Das Buch ist eine existenzielle Studie über Einsamkeit, Verlust und das Verstummen. Viele Passagen wirkten auf mich beklemmend aktuell – gerade in Zeiten, in denen Isolation plötzlich real wurde (Corona). Und doch blieb ich emotional auf Distanz. Vielleicht, weil die Erzählung so konsequent auf Innerlichkeit fokussiert ist. Vielleicht, weil es keine Entwicklung, keine Hoffnung gibt. Der letzte Satz: „Ich hoffe, sie kommt bald, denn ich will nicht mehr warten.“ (S. 223) hallt nach – als stiller Ruf nach Erlösung.
Fazit
Ein bedrückendes, gedankenreiches Buch, das aber emotional schwer zugänglich bleibt. Sprachlich kraftvoll, aber monoton – ich bewundere die Konsequenz, konnte aber keinen echten Lesegenuss empfinden. Deshalb muss ich - trotz der Bedeutsamkeit dieses Textes für die Literaturwelt - 2 von 5 Sternen geben. Leider hatte ich auch nicht die Zeit, mich dem Werk angemessen zu widmen, da sehr viel auch zwischen den Zeilen steht.
- Dörte Hansen
Mittagsstunde
(279)Aktuelle Rezension von: gstDörte Hansen hat ein Buch über die Liebe zur Heimat geschrieben. Sie nimmt uns mit ins fiktive Dorf Brinkebüll in Nordfriesland.Dort lernen wir die bäuerlich geprägte Dorfgemeinschaft und ihre Gepflogenheiten kennen. Der Zeitraum des Romans streckt sich über mehr als fünf Jahrzehnte.
Im Mittelpunkt steht die Familie Feddersen. Sie hat eine außergewöhnliche Tochter, der es egal ist, was andere von ihr halten.
„Marret war etwas Flüchtiges, Verwehtes, das ständig die Form veränderte, Sanddüne, Wolke, Quecksilber, sie hatte keine Grenzen. Keine feste Haut, so kam es Ella manchmal vor.“ (Seite 37)
Man bekommt den Eindruck, dass sie nicht die Hellste ist und deswegen verwundert es einen auch nicht, dass Marret nicht weiß, wie ihr geschieht, als sie mit 16 schwanger wird. Den kleinen Ingwer überlässt sie ihren Eltern, die ihn schließlich als den Sohn annehmen, den sie nie hatten.
Ingwer ist intelligent, aber sehr mit dem Dorf verwachsen. Während seiner Schulzeit (die ersten Jahre geht er in die Dorfschule mit vier Klassen und einem Lehrer) arbeitet er fleißig in der Gastwirtschaft der Familie mit. Auch als Professor in Kiel spricht er noch Platt. Als die Großeltern alt sind, nimmt er sich ein Sabbatjahr, um für sie da zu sein.
Besonders gefallen haben mir in diesem Buch die Personenzeichnungen. Sie werden nach und nach wie aus einem Ei geschält und immer lebendiger. Die Herausforderungen, die mit dem Alter und dem Verlust von Traditionen einhergehen, werden poetisch und eindringlich geschildert. Das Buch hat mich in seiner ganzen Vielfalt angesprochen. So manche Erinnerung an die eigene Kindheit wurde wach und die Entwicklung der Menschen und der Umgebung hat mich emotional beteiligt.
Dass dieses Buch verfilmt wurde, wundert mich nicht. Diese bildreiche Sprache liest sich ja schon wie ein Film! Gesehen habe ich ihn noch nicht, aber das muss ich baldmöglichst nachholen.
- Alan Bradley
Flavia de Luce 2 - Mord ist kein Kinderspiel
(668)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraDa ich vom ersten Band der Flavia de Luce-Reihe so begeistert war, habe ich mit der Fortsetzung „Mord ist kein Kinderspiel“ nicht lange gewartet. Es ist der zweite Band einer aktuell zehnteiligen Detektivroman-Reihe. Der elfte Band „Des Henkers letzte Mahlzeit“ soll dieses Jahr am 27. November erscheinen. Eigentlich bin ich kein Fan ellenlanger Reihen, aber der erste Band war für mich überraschend ein Highlight. Die schlagfertige Protagonistin, die an Wednesday Addams erinnert und die im ländlichen England der 1950er-Jahre Todesfälle aufklärt, hat einen unvergleichlichen Charme. „Mord ist kein Kinderspiel“ von Alan Bradley erschien 2010 und ist bei Fans mindestens genauso beliebt wie der erste Band.
Die elfjährige Flavia de Luce lebt im Juli 1950 mit ihrem Vater, ihren älteren Schwestern Ophelia und Daphne sowie dem Gärtner Dogger und der Haushälterin Mrs. Mullet im Anwesen Buckshaw unweit des englischen Dörfchens Bishop’s Lacey. Als der reisende Puppenspieler Rupert Porson mit seiner Gehilfin Nialla auftaucht, ist Flavia Feuer und Flamme. Sie spioniert den beiden vor der Aufführung am Samstag hinterher und findet schnell heraus, dass sie Geheimnisse haben. So versucht Nialla ihre Schwangerschaft zu verbergen. Und Rupert ist gar kein Unbekannter im Dorf, denn er scheint mit Gordon und Grace Ingleby von der Culverhouse Farm Geschäfte zu machen, deren Sohn vor einigen Jahren unter mysteriösen Umständen verstorben ist. Schnell wird Flavia klar, dass es mit der gerade eingekehrten Ruhe in Bishop’s Lacey schon wieder vorbei ist und der nächste Mord vor der Tür steht.
„Ich lag tot auf dem Friedhof.“, ist der erste, und sicherlich sehr skurrile, erste Satz des ersten Kapitels. Die Protagonistin Flavia erzählt hier in Ich-Perspektive und Präteritum, wie sie auf dem Friedhof Probe liegt und sich ihren eigenen Tod ausmalt: Wer wird um sie trauern? Welche Blumen werden ihr aufs Grab gelegt? Was wird auf ihrem Grabstein stehen? Und wird sie im Himmel ihre Mutter Harriet wiedersehen? Schon mit dem ersten Satz wird klargestellt, dass Flavia keine normale Elfjährige ist, denn welches Mädchen liegt schon zum Spaß auf der Friedhofswiese und malt sich dabei den eigenen Tod aus?
Flavias Faszination für Tod und Gifte macht sie für andere Menschen oft unheimlich. Während andere kleine Mädchen wahrscheinlich weinen oder schreien würden, wenn sie jemanden sterben sehen würden, schaut Flavia fasziniert zu und versucht, einen besonders guten Blick auf die Leiche zu bekommen. Ihre Mitmenschen können ihre Neugier für Morbides nur sehr schwer nachvollziehen. Außerdem neigt sie zu Impulsivität: sie handelt manchmal ohne über Konsequenzen nachzudenken und begibt sich dabei in potenziell gefährliche Situationen. Besonders wenn es darum geht, an wichtige Informationen zu kommen kann sie auch manipulativ sein. Sie nutzt ihr kindliches Erscheinungsbild schamlos aus, um Erwachsene zu täuschen und weiß oft genau, was sie sagen muss, um ihren Gegenüber einzuwickeln. Trotz ihrer scharfsinnigen Beobachtungsgabe hat sie nicht immer ein Gefühl für soziale Normen. Manchmal hat sie Schwierigkeiten, sich in die Emotionen anderer hineinzuversetzen und wirkt dadurch sozial unbeholfen. Doch obwohl dies alles eher negative Eigenschaften sind, machen sie sie zu einer vielschichtigen, glaubwürdigen und sogar liebenswerten Hauptfigur. Auch im zweiten Band habe ich Flavias Einzigartigkeit wieder geliebt. Wer Flavia nicht kennt, hat was verpasst!
Zugegeben, dieser Detektivroman braucht Hirnschmalz! Zwischen der Erwähnung historischer Persönlichkeiten, seltener Worte und ganz viel chemischen Wissens werden noch jede Menge neue Figuren eingeführt, die vielleicht sogar als potenzielle Mörder infrage kommen. Ich musste das Buch immer wieder mal weglegen, um nachzuschauen, wer bspw. „John Gielgud“ (S. 112), „Thomas Nash[e]“ (S. 113) oder „Samuel Pepys“ (S. 112) waren. Diese knapp 350 Seiten sind zudem randvoll von geistreichem Witz, den man zwischen den Zeilen lesen muss. Flavia de Luce ist also keine Lektüre zum Abschalten und gedankenverlorenem Verschlingen. Man muss hier ordentlich mitdenken. Dafür wird man aber mit einem außergewöhnlich guten Schreibstil belohnt.
Allerdings ist mir in diesem Band ein klitzekleiner Fehler aufgefallen, der medizinisch so nicht ganz korrekt ist. Flavia findet im Verlauf der Geschichte eine Person, die Rattengift geschluckt hat. Sie beschreibt, dass sie „durch den Sauerstoffmangel schon rot im Gesicht“ (S. 318) war. In Wahrheit werden Menschen bei Sauerstoffmangel aber bläulich. In Fachkreisen wird das als Cyanose bezeichnet und kann viele Ursachen haben, zum Beispiel Vergiftungen. Die Verfärbung entsteht dadurch, dass rote Blutkörperchen mit gebundenem Sauerstoff eine andere Farbe haben als jene, die CO2 gebunden haben. Nimmt der Sauerstoffgehalt im Körper also stark ab, erkennt man die blaue Färbung z.B. sehr gut an den Lippen oder der Zunge. In dem Buch gibt es viel Fachwissen, das ist der einzige Fehler, der mir aufgefallen ist, weshalb er nicht stark ins Gewicht fällt.
Den Kriminalfall fand ich wieder spannend, allerdings hat er mich ein bisschen weniger gefesselt als der von „Mord im Gurkenbeet“, vielleicht auch, weil dieses Mal niemand aus Flavias näherem Umfeld unter Verdacht steht. Ich hatte recht schnell eine Vermutung, wer der Mörder sein könnte, bin aber auch hier wieder hinters Licht geführt worden. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es hier deutlich mehr potenzielle Verdächtige, die zu Beginn des Buches vorgestellt werden. Entsprechend zieht sich die erste Hälfte leicht und es dauert gut 150 Seiten, bis der Mord überhaupt geschieht. Das Ende wird dann recht zügig abgehandelt und es ist bei Weitem auch nicht so dramatisch und nervenaufreibend wie im ersten Band, aber das ist auch in Ordnung. Es macht einfach Spaß, Flavias Streifzüge als Detektivin durch das verschlafene englische Dorf zu verfolgen. Ein kleiner Bonuspunkt ist auch die Karte von Bishop’s Lacey, die vorne im Buchdeckel abgedruckt ist. Dort werden die wichtigsten Handlungsorte wie Buckshaw, die Kirche St. Tankred oder die Malplaquet Farm sowie die Culverhouse Farm mit dem Gibbet Wood abgebildet, sodass man sich das Dorf bildlich vorstellen kann.
Flavia de Luce mausert sich gerade zu einer meiner liebsten Buchreihen. Auch „Mord ist kein Kinderspiel“ hat mir wieder sehr gut gefallen. Flavia ist eine der faszinierendsten und komplexesten Protagonistinnen aller Zeiten. Die mysteriösen Todesfälle sind spannend aufbereitet und laden zum Miträtseln ein. Die sommerliche Atmosphäre des englischen Dörfchens im Jahr 1950 hat einen unvergleichlichen Charme. Gepaart mit chemischem Wissen, historischen Persönlichkeiten und viel Eloquenz bietet Alan Bradley ein breites Wissensfeld an, aus dem wirklich jeder noch etwas lernen kann. Nicht zu vergessen ist der herausragende Schreibstil mit einer feinen Prise britischen Humor. Lediglich das falsche Benennen der Hautfärbung bei Sauerstoffmangel sowie die recht langgezogene Einführung sind kleinere Kritikpunkte. Auch wenn mir der zweite Band wirklich gut gefallen hat, fand ich den ersten noch ein wenig besser. Deswegen bekommt „Flavia de Luce – Mord ist kein Kinderspiel“ von mir volle vier von fünf Federn. Für den August nehme ich mir definitiv den dritten Band „Halunken, Tod & Teufel“ vor.
- Ewald Arenz
Alte Sorten
(557)Aktuelle Rezension von: gagijuSeit langem stand dieses Buch auf meiner Lese-Wunschliste, jetzt habe ich es endlich geschafft.
Was soll man über "Alte Sorten" noch schreiben, was nicht längst gesagt worden ist? Diese Geschichte war nicht nur Bestseller, sondern hat Preise und Auszeichnungen bekommen, wurde mit Schulklassen besprochen...
Ich mache es also kurz: ich habe noch selten ein Buch gelesen, was mich gleichermaßen gepackt und ergriffen hat, und das ohne jeden Pathos oder große Worte.
Die "Szenerie" ist eher schlicht, die beiden Frauen sind sehr eigenwillig, jede auf ihre Art Außenseiterinnen, es werden keine zerfaserten Sätze gesprochen.
Aber die Sprache hat eine solche Kraft, wie ich sie noch selten erlebt habe, sei es in den knappen Dialogen und Gedanken, sei es in den Naturbeschreibungen, die einen sofort einen beeindruckenden Film sehen lassen vor dem inneren Auge.
Mir fehlen die Worte - Ewald Arenz ganz deutlich nicht.
- Marc Elsberg
HELIX - Sie werden uns ersetzen
(412)Aktuelle Rezension von: Nicole_ThoeneIn Brasilien, Tansania und Indien entdecken Mitarbeiter eines internationalen Chemiekonzerns Nutzpflanzen und –tiere, die es eigentlich nicht geben kann. Zur gleichen Zeit wenden sich Helen und Greg an eine Kinderwunschklinik in Kalifornien. Der Arzt erzählt ihnen von einem inoffiziellen Forschungsprogramm, das über hundert »sonderbegabter« Kinder hervorgebracht hat. Doch dann verschwindet eines dieser Kinder, und alles deutet auf einen Zusammenhang mit sonderbaren Ereignissen überall auf der Welt hin.
Buch und Realität? Was denke ich darüber?
Die Diskussion über genetische Manipulationen und die Möglichkeit, bestimmte Eigenschaften eines Kindes bereits bei der Geburt zu beeinflussen, ist in der heutigen Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Die Frage, ob Eltern ihre Kinder mit besonderen Fähigkeiten wie hoher Intelligenz, Attraktivität oder sportlichem Talent ausstatten sollten, führt zu einem moralischen Dilemma. Kritiker warnen davor, dass solche Eingriffe dazu führen könnten, dass Kinder, die nicht so modifiziert werden, benachteiligt werden. Besonders in einer schulischen Umgebung, in der überdurchschnittliche Fähigkeiten zunehmend zum Standard werden, könnte ein als „durchschnittlich“ wahrgenommenes Kind Schwierigkeiten haben, sich zu behaupten, was negative Auswirkungen auf sein Selbstwertgefühl und seine soziale Integration zur Folge haben könnte.
Darüber hinaus hat die Debatte um genetische Modifikationen auch weitreichende gesellschaftliche Konsequenzen. Wenn solche Technologien zur Norm werden, droht eine Spaltung der Gesellschaft entlang finanzieller Linien – zwischen denjenigen, die sich genetische Eingriffe leisten können und denjenigen, die davon ausgeschlossen sind. Zudem besteht die Gefahr, dass persönliche Anstrengungen und Charaktereigenschaften an Bedeutung verlieren, wenn das Schicksal eines Kindes zunehmend durch genetische Prägungen bestimmt wird. Somit stellt sich die Frage nach der Verantwortung der Gesellschaft im Umgang mit diesen Technologien.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Entscheidung, in die genetische Ausstattung eines Kindes einzugreifen, tiefgreifende ethische und soziale Fragen aufwirft, die dringend diskutiert werden müssen. Das Wissen um die Ohnmacht gegenüber solchen Entscheidungen, sei es durch gesellschaftlichen Druck oder technologische Entwicklungen, ist eine beunruhigende Perspektive für die Zukunft unserer Gesellschaft. Es bedarf einer umfassenden Auseinandersetzung mit den Implikationen genetischer Manipulationen, um die Balance zwischen individuellem Potenzial und sozialer Gerechtigkeit zu wahren. - Heinrich Maurer
Die vier von der Schusterstaffel
(14)Aktuelle Rezension von: Booky-72Vier Freunde in einem kleinen schwäbischen Dorf, das nach dem Ende des zweiten Weltkriegs die Landwirtschaft wieder auf- und ausbaut. Jeder von ihnen soll den väterlichen Hof übernehmen und doch hat jeder ganz andere Vorstellungen von der Arbeit, vom Fortschritt auf den Höfen und von der Familiengründung.
Doch egal, was das Schicksal für jeden einzelnen bereithält, ihrer Freundschaft kann das nichts anhaben. Und so treffen sie sich weiterhin an der Schusterstaffel auf einen Schwatz.
Ein sehr schöner Heimatroman, der die damalige Zeit wunderbar widerspiegelt. 5 Sterne auch für den eindrucksvollen Schreibstil und die geschichtliche Bedeutung.
- Paulo Coelho
Elf Minuten
(1.123)Aktuelle Rezension von: Filip2806„11 Minuten“ von Paulo Coelho ist ein faszinierender Roman, der auf poetische Weise die Themen Liebe, Sehnsucht und Selbstfindung erkundet. Die Geschichte der jungen Maria, die ihren Weg von einem kleinen brasilianischen Dorf ins Nachtleben Europas findet, ist sowohl berührend als auch inspirierend. Coelhos einfühlsamer Schreibstil lädt dazu ein, die Grenzen zwischen körperlicher und emotionaler Liebe zu hinterfragen. Besonders die Tagebucheinträge der Protagonisten sind spannend zu verfolgen. Das Buch besticht durch seine Tiefgründigkeit und vermittelt gleichzeitig Hoffnung und Mut, die eigenen Träume zu verfolgen. Eine wundervolle Lektüre, die besonders sich für angenehme Sommernächte geeignet ist.
- Noah Gordon
Der Katalane
(194)Aktuelle Rezension von: Linda19_7Als Josep Zeuge eines Mordes wird, muss er für vier Jahre nach Frankreich fliehen. Als sein Vater verstirbt, kehrt er zurück in sein Heimatdorf in Katalonien. Da sein Bruder die Weinberge der Familie nicht weiterführen will, kauft Josep ihm diese ab. Immer von Geldsorgen verfolgt versucht er seinen Traum wahr zu machen und statt Essig guten Wein zu produzieren. Doch schon bald holt ihn die Vergangenheit ein.
Noah Gordon überzeugt mit einem malerischen Schreibstil. Die kurzen Kapitel lassen einen nur so durch die Seiten fliegen. Man bekommt einen schönen Einblick in das spanische Landleben der 1870er. Zudem fand ich den Prozess der Weinherstellung auch sehr interessant. Auch ein bisschen politische Inhalte werden thematisiert, davon aber nicht zu viel. Ein wenig Liebe und Drama darf natürlich auch nicht fehlen. Für mich ein gelungener Roman.
- Astrid Lindgren
Meine Kuh will auch Spaß haben
(24)Aktuelle Rezension von: SybilAstrid Lindgren hat zu Lebenzeiten nicht nur viel für unsere Kinder geschrieben, sie hat sich auch für unsere Tiere eingesetzt. Zusammen mit Kristina Forslund hat sie das Plädoyer "Meine Kuh will auch Spass haben" gegen die Massentierhaltung in Schweden (und im Prinzip überall auf der Welt) veröffentlicht.
Die Zeitungseinträge aus diesem Buch stammen aus den 1980er Jahren. 40 Jahre später hat sich zwar einiges zugunsten unserer Kühe, Kälber, Schweinchen und Hühnchen geändert, trotzdem besteht noch immer grossen Handlungsbedarf. Denn jedes Leid ist ein Leid zuviel. Und gerade unsere lieben Tiere bekommen davon am meisten zu spüren.
Die Frage ist, wie wir als Individuen dazu beitragen können, den sogenannten "Nutztieren" ein besseres Leben zu ermöglichen?
Nichts einfacher als das: Benutzen wir doch unseren gesunden Menschenverstand. Wir haben es als Konsumenten letzthin selbst in der Hand und dies gilt nicht nur für die Fleisch-, sondern genauso für die Milch- und Kleiderindustrie. Besteht keine Nachfrage, gibt es auch kein Angebot mehr.
- Thomas Hardy
Tess
(110)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerIch habe mich durch Fifty Shades of Grey inspirieren lassen, finde das Buch allerdings echt schlecht. Ich habe bis Seite 182 gelesen und fand es langweilig und teilweise unverständlich. Das erste Buch, das ich abgebrochen habe. Vielleicht gebe ich dem irgendwann nochmal eine Chance.
- Christina Kunellis
Tränenperle
(33)Aktuelle Rezension von: eskimo81Merle ist ein junger Teenager, der sich mit Ritzen, Alkoholexzessen und Drogen versucht, "am Leben zu erhalten". Sie ist es doch sowieso nicht wert, geliebt zu werden...
Auf einem Bauernhof merkt sie, doch, es geht anders. Nur leider lässt ihr altes "ICH" das nicht zu...Ein Jugendbuch macht mich sprachlos. Die ersten paar Seiten wusste ich nicht, Fiktion, Traum, Real? Es war sehr komplex und speziell geschrieben. Als ich dann endlich durchsah merkte ich erst, was gemeint war. Viele schreckliche Szenen, das Verhalten von Merle (was für mich nicht immer authentisch war) und die ganze Dramatik lässt mich sehr zweifeln, dieses Buch genau einem Teenager, der vielleicht dieselben Sorgen hat, in die Hand zu drücken. Was würde es auslösen? Ich bin nicht Psychologe und mit Kindern / Teenagern kenn ich mich auch nicht aus - aber ich würde es nicht empfehlen. Das Buch wäre aus meiner Sicht eher eine Pflichtlektüre für Eltern! Was kann aus einem Teenager werden, der sich ungeliebt / ungewollt fühlt?
Wenn man sich einmal eingelesen hat, die "Logik" versteht ist das Buch hervorragend, aber auch herausfordernd geschrieben. Es hallt lange nach - bei manchen vermutlich länger weil sie sich wieder finden in der Geschichte... Auf jeden Fall aber zeigt er sehr deutlich, wie wichtig Liebe ist. Nicht die Romanzen Liebe - nein - die ganz gewöhnliche Menschenliebe der Eltern, Geschwistern etc...
In der heutigen Zeit wo Mobbing dominiert müsste ein solches Buch wirklich zur Pflichtlektüre werden - was kann ein Verhalten bei einem anderen auslösen?
Fazit: Ein sehr berührendes, aufwühlendes Buch. Ich persönlich würde es aber nicht unbedingt einem Teenager empfehlen.
Wie wichtig ist die elterliche Liebe?
- Detlef M. Plaisier
Bubis Kinnertied. Tüsken Wieken un Wullgras
(11)Aktuelle Rezension von: HarpoDie Originalgeschichte, welche aus den sogenannten Memoiren des Vaters des "Autors", bezogen wurde, hätte eigentlich das Potential zu einer wahrhaft erzählenswerten sein können. Leider macht es der Autor - wir mögen ihn so nennen - einem unmöglich die Geschichte zu genießen. Der Grund: Langweilig und überaus langatmig erzählt. Dazu auch noch schriftstellerisch wenig ausgereifte Stil, der es fast schon zum Kraftakt macht, sich durch das Ganze durchzuarbeiten.
- Karen Duve
Anständig essen
(272)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderWas ist gutes essen und was tut einem wirklich gut? Karen Duve wagt den Selbstversuch. Weg von den Billigfertiggerichten aus dem Discounter und hin zum selbst kochen, zum frisch zubereiten zum wirklichen Genuss. Sie beginnt dann auch auf Fleisch zu verzichten und fragt sich eben, darf man Tiere essen? Auch Stück für Stück verschwindet alles tierische von ihrem Speiseplan und es geht auch nocht weiter. Karen Duve berichtet von ihren Erfahrungen, von ihrem Ehrgeiz und ihren Erkenntnissen. Es ist nicht immer einfach und Gewohnheiten muss man erstmal aufbrechen um sie zu ändern, aber es kann gelingen und sie findet für sich eben die Antwort. Anständig essen.
- Christine Schurr
Münsterturm
(13)Aktuelle Rezension von: angel1843Magda hat gerade die Uni abgeschlossen und kehrt nach Hause zurück. Dort angekommen muss sie auch schon wieder für ein Jahr von zu Hause weg um ihr Reichsarbeitsjahr zu absolvieren. Bevor dies aber geschieht lernt sie Robert - bei ihrem ersten Auftrag als Fotografin kennen - und verliebt sich in ihn. Beide wollen schon nach kurzer Zeit heiraten; jedoch wird wegen des Kriegsausbruches nichts daraus. Nun beginnt für Magda und ihre Familie ein Kampf ums überleben…
Der Roman „Münsterturm“ von der Autorin Christine Schurr zeigt ein sehr realistisches Bild von den Kriegswirren des 2. Weltkrieges, wo viele geliebte Menschen getrennt und gestorben sind. Viele lebten in der Hoffnung diese geliebten Menschen nach Ende des Krieges wieder zu sehen; woraus aber in vielen Fällen nichts wurde. So auch bei Magda und Robert. Während Magda hofft, dass sie Robert nach dem Krieg wieder sieht und endlich Heiraten kann, kämpft sie zu Hause darum, dass die Familie überlebt. Leider endet es in beiden Fällen für Magda nicht so wie erhofft. Zu erst verliert sie ihren Bruder - der vermutlich von den Pflegern des Oberen Riedhofs getötet wurde, nur weil er im Rollstuhl saß - und dann auch noch Robert der schon 1940 bei einem Flugzeugabsturz in Norwegen starb - wie sie nach dem Krieg von deren Mutter erfuhr. Es ist also nicht leicht für Magda mit dem Verlust der beiden geliebten Menschen um zugehen. Jedoch schafft sie es Jahre später - nach Kriegsende - endlich mit dem Verlust fertig zu werden und nach vorne zu blicken. Dies ist für viele Verbliebene nach dem Krieg nicht leicht gewesen, da sie nicht wussten was mit ihren Angehörigen passiert ist. Nicht einmal Heute wissen viele, was aus ihren Männern während des Krieges passiert ist…
Ich finde die Autorin hat es in ihrem Roman geschafft, uns zu zeigen wie es wirklich zu Kriegszeiten aus sah oder zumindest ausgesehen hat; und dieses auch sehr authentisch dem Leser näher zu bringen. Ich würde mir mehr solcher Geschichten wünschen, die mal zeigen wie der Alltag in Zeiten des Krieges waren; also vor, während und danach. Denn vieles wird Heute noch totgeschwiegen.
Was ich leider vermisst habe war wie sich Jakob gefühlt hat, während er in diesem Heim war. Und warum er erst dort hin wollte. Ebenso finde ich es schade das ausgerechnet er kein Happy End bekommen hat – wo er es doch gerade verdient hat. Aber ich denke die Autorin hat diesbezüglich ihre Gründe…
Alles in allem war das Buch sehr schön veranschaulicht, und hat uns gezeigt was ein Krieg alles mit sich bringt.
Fazit: Ich finde es ist ein sehr schönes Beispiel für die Geschehnisse der damaligen Zeit. Und es sollte von jedem gelesen werden, der kein Problem mit dem Themen Liebe, Leid, etc. und auch dem Thema Euthanasie, während des Krieges hat. Denn es zeigt welches Schicksal die Menschen damals durchstehen mussten und auch Heute – manchmal – noch zu verarbeiten haben.
- Alicia Jordan
Achtung Wild!
(7)Aktuelle Rezension von: ZsadistaDie Dorfidylle wäre so schön, wären da nicht diese Wildunfälle. Björn und Nina von der Polizei sollen ermitteln. Irgendwie sieht es aber auch nach Unfallflucht aus. Es soll sich um einen weißen LKW handeln. Wie soll man dem bloß auf die Spur kommen?
Zur gleichen Zeit wird die Journalistin Krista als Sommervertretung in das Dorf versetzt. Für sie ist das schon regelrecht eine Strafversetzung, was soll sie bloß in dem Dorf groß schreiben?
Mitten in der Ermittlung fällt Nina dann auch noch ein, dass Line, ihre Cousine auf dem Bahnhof steht und auf die Abholung wartet. Kurzerhand schickt sie Frederik los, sie abzuholen und sich um sie zu kümmern.
Und dann kommen alle zusammen und stecken irgendwie in dem Fall mit drin.
„Achtung Wild!“ ist als Krimi bezeichnet. Der Roman stammt aus der Feder von Autorin Alicia Jordan. In ihrer Biografie schreibt sie, dass sie Mitglied der DeLiA ist. Ein Verein zur Förderung Deutschsprachiger Liebesromanautoren. Und genau als das hätte man das Buch besser bezeichnen können.
Von den 215 Seiten sind vielleicht 15 Seiten für einen Krimi geeignet. Wobei dieser kriminalistische Fall nicht einmal richtig aufgeklärt wird. Auch läuft er mehr im Hintergrund und wird von der Journalistin erschnüffelt. Dabei wird nicht einmal genau aufgezeigt, wie sie was heraus bekommen hat. Und der am Unfall beteiligte LKW wird völlig vergessen.
Ich muss gestehen, dass ich bislang noch keinen Roman hatte, in dem mir wirklich absolut jede Person unsympathisch war. Und das auch noch auf einem durchgängigen Niveau, dass ich hierfür sogar noch einen zusätzlichen Stern für Ausdauer verleihe.
Die Polizistin Nina ist eine Person, die man kaum beschreiben kann. Egoistisch, versoffen, verjammert, bösartig, nervig, laut … einfach ekelhaft.
Björn, ihr Kollege war mir noch sympathisch, bis er mit ihr im Bett gelandet ist. Wieso, Björn, wieso?
Jens, der Freund von Nina, er ist mir eine unbegreifliche Person. Ihn hätte ich gerne öfters mal stark geschüttelt, damit er wach wird.
Lina, der Teenie aus der Stadt, einfach nur nervig. Ja, sie hat eine Verletzung, aber man kann das auch gleich sagen und muss nicht so unausstehlich sein.
Frederick, der mal wieder alle Mädchen abschleppt, zu Hause beim Vater aber total unter dem Schlappen steht.
Krista, von der fange ich erst gar nicht an.
Auch jegliche Nebenpersonen waren einfach nur zum Abgewöhnen. Positiv aufgefallen war vielleicht der verunglückte Motorradfahrer, der kurz aufgetreten ist. Über den kann ich nichts Negatives sagen.
Der komplette Roman ist von einem Krimi fast so weit entfernt, wie von einem Science Fiction Roman. Es handelt sich in der ganzen Story nur um Liebesgeschichten. Zwischen Frederick und Lina und dem Dreiergespann Jens, Björn und Nina. Ach, und dann noch die unzufriedene Krista, der ein bisschen Liebe vielleicht mal gut getan hätte.
Es mag vielleicht so sein, dass das Dorfleben irgendwo noch so von statten geht, dass der Sohn genötigt wird, den Hof zu übernehmen. Das man als Eltern lieber sieht, dass der Sohn dumm bleibt und ohne Abschluss die Schule schmeißt, damit er Kühe melken kann. Mag auch sein das man sich als Polizistin so benehmen kann, sich ständig voll laufen lässt und sich an keine Regeln hält. Ich wohne auch auf dem Dorf und hier ist das mit Sicherheit nicht so vorsintflutlich.
Tut mir leid für den Roman, aber für mich war das Buch wirklich nicht das gelungenste Werk. Man sollte vielleicht die Bezeichnung „Krimi“ für den Roman überdenken. Als Liebesroman wäre die Story auf jeden Fall gelungener gewesen. Wenn man dann noch die 15 Seiten Hauch von Krimi weg gelassen hätte, wäre dies auch ein sehr guter Liebesroman geworden. - Romy Fölck
Totenweg
(315)Aktuelle Rezension von: Alexa_KoserZum Buch: Die Kommissarsanwärterin Frida Paulsen hat eigentlich mit ihrem Studium in Hamburg genug zu tun, als ihr Vater einem Mordversuch zum Opfer fällt. Obwohl sie in den letzten Jahren nur wenig Kontakt zu ihren Eltern hatte, macht sie sich auf den Weg in ihr Heimatdorf in der Elbmarsch, um ihnen auf dem Apfelhof zu helfen. Doch die Vergangenheit holt sie ein. Irgendjemand möchte nicht, dass sie da ist und schickt ihr unmissverständliche Drohungen. Denn Frida weiß, wer vor zwanzig Jahren ihre Freundin Marit ermordet hat und sie hat bis jetzt geschwiegen…
Meine Meinung: Nachdem ich so viel Gutes über diese Reihe von Romy Fölck gehört habe, habe ich mich mal aufgemacht, sie zu starten. Und ich muss sagen, dass sie mir richtig gut gefällt! Obwohl es ein recht unblutiger Krimi ist, ist er dennoch sehr spannend. Hier treffen sich Cold Case und ein aktueller Fall und alles ist irgendwie miteinander verbunden. Obwohl ich sonst lieber Thriller als Krimis lese, hat mich dieser hier sehr gefesselt. Das liegt zum einen an der dörflichen Atmosphäre im Ort, die Romy Fölck sehr gut beschreibt, mit all ihren manchmal schrägen Bewohnern. Aber auch an den Protagonisten.
Frida ist eine junge, zielstrebige Frau, die fast 10 Jahre in Hamburg Streife gefahren ist und schon so einiges gesehen hat. Und doch versetzt sie ihr Heimatdorf in eine Lage, in der sie sich manchmal wieder so hilflos fühlt, wie sie es als Teenager war. Hauptkommissar Bjarne Haverkorn lässt der alte Mordfall von Marit nicht los. Er hatte immer den Verdacht, dass Frida mehr weiß, als sie zugab. Und nun führt ihn die Ermittlung wieder an diesen geschichtsträchtigen Ort. Zusammen lösen sie die einzelnen Rätsel und kommen dem kompletten Geheimnis auf die Spur!
Mein Fazit: Ich habe diesen Krimi in nur zwei Tagen ausgelesen, weil auch mir der Fall keine Ruhe gelassen hat! Ich bin gespannt auf die Folgebände, die ich mir nun auch noch zulegen werde! Von mir gibt es die volle Punktzahl für dieses spannende Buch!