Bücher mit dem Tag "lateinamerikanische literatur"

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13 Bücher

  1. Cover des Buches Hundert Jahre Einsamkeit (ISBN: 9783462050219)
    Gabriel García Márquez

    Hundert Jahre Einsamkeit

     (555)
    Aktuelle Rezension von: Duenenwind

    "Hundert Jahre Einsamkeit" von Gabriel García Márquez ist zweifellos ein Meisterwerk der Weltliteratur. Mit einer faszinierenden Erzählweise entführt einen der Autor in die Welt der Familie Buendía und schafft eine epische Saga, die über Generationen hinweg von Liebe, Leidenschaft, Macht und Einsamkeit erzählt.

    Das Buch verbindet Realität und Magie miteinander und versetzt einen in eine Welt voller surrealer Ereignisse, die sich zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft abspielen. Die poetische Sprache und die bildhafte Darstellung machen das Buch für mich zu einem Leseerlebnis und zu einem der Bücher, in die man immer mal wieder hineinschauen, -lesen kann.

    Gabriel García Márquez gelingt es, komplexe Themen wie das Verhältnis von Mensch und Natur, die Macht der Familie und die Vergänglichkeit des Lebens zu behandeln und gleichzeitig eine mitreißende Geschichte zu erzählen.

  2. Cover des Buches Die Liebe in den Zeiten der Cholera (ISBN: 9783596907083)
    Gabriel García Márquez

    Die Liebe in den Zeiten der Cholera

     (491)
    Aktuelle Rezension von: tb29

    Die Geschichte wird aus der Perspektive der drei Protagonisten erzählt und dabei schafft es García Márquez, meiner Meinung nach sehr gut, die unterschiedlichen Charaktere voneinander abzugrenzen und ihre verschiedenen Herkünfte und Sichtweisen zu beschreiben. Sehr schön, wie der Autor die Szenerie um den Jahundertwechsel beschreibt und dabei poliitsche, kulturelle und technologische Entwicklungen einfängt.

    Während mich insbesondere die Passagen rund um Dr. Juvenal Urbino amüsiert haben, konnte ich mich leider nie wirklich mit Florentino Ariza identifizieren, was mir vor allem zu Beginn das Lesen erschwert hat. Meiner Meinung nach ist es von Vorteil, dass dieser Klassiker keine reine Romanze beinhaltet und im Verlauf des Buches gelang es mir, mich mehr mit der Geschichte Arizas abzufinden und seine Rolle zu aktzeptieren, sogar stellenweise dem nächsten Tiefpunkt entgegenzufiebern. Letztendlich verstehe ich nicht, wieso sich Fermina Daza am Ende noch auf ihn einlässt.

    Für mich ein Buch, dass ich auf meiner Klassiker-Liste abhaken kann, ohne dabei besonders positive oder negative Gefühle zu behalten.

  3. Cover des Buches Der menschliche Makel (ISBN: 9783446262386)
    Philip Roth

    Der menschliche Makel

     (357)
    Aktuelle Rezension von: Aliknecht

    Der Professor Coleman Silk gerät aufgrund eines lächerlichen und völlig unberechtigten Rassismus-Vorwurfs in die Bredouille. Keiner seiner Freunde und Kollegen ergreift für ihn Partei. eEr verlässt schließlich völlig frustiert mit seinem Geheimnis die kleine US-Hochschule. Ein Kollege beginnt die Geschichte aufzuarbeiten. Lesenswert.

  4. Cover des Buches Von Liebe und Schatten (ISBN: 9783518743584)
    Isabel Allende

    Von Liebe und Schatten

     (116)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Irene wächst behütet auf und arbeitet als Journalistin in einem Hochglanzmagazin. Artikel werden nach dem Militärputsch in Chile streng zensiert. Durch Zufall lernt sie den attraktiven Fotograf Francisco kennen und ist von seiner Arbeit und seiner Art fasziniert. Im Jahre 1978 stehen viele Veränderungen an und Irene ist schon lange mit ihrem Cousin verlobt, der eine hohe Stellung beim Militär bekleidet. Bisher verlief ihr Leben in relativ ruhigen Bahnen, aber nun lernt sie eine andere Seite kennen und fährt mit Francisco in ein kleines Dorf, um eine Wunderheilerin zu treffen. Hier wird sie Zeugin von Militärgewalt und dem Hass eines Landes und der Zerrissenheit, die schon lange vorherrscht. Gemeinsam mit Francisco, zu dem sie sich auch privat immer mehr hingezogen fühlt, kommt sie einer grausamen Tat auf die Schliche. In einem Stollen werden zahlreiche Leichen von unschuldigen entdeckt und die Beiden lösen einen militärischen Skandal auf, der das Land noch mehr spaltet und Irene und Francisco in höchste Lebensgefahr bringt.Isabel Allendes zweites Buch ist genauso eine Wucht wie "Das Geisterhaus." Der Skandal aus dem Jahre 1978 passierte wirklich und so verwebt Allende gekonnt politische Ereignisse in diese Geschichte um Liebe, Vergebung, Vergeltung und einem Land und einem Volk im Umbruch.

  5. Cover des Buches Die verlorenen Spuren (ISBN: 9783518025666)
    Alejo Carpentier

    Die verlorenen Spuren

     (9)
    Aktuelle Rezension von: Kerstin_Westerbeck
    Man beachte Carpentiers´Sprache!! Die Beobachtungen und Beschreibungen der Details. Die - meiner Meinung nach - sehr gelungene Darstellung des allmählichen Verfalls von moralischen Werten mit dem Verlassen der gewohnten Umgebung. Die Verrohung des Menschen, der die sogenannte "Zivilisation" hinter sich lässt. 
  6. Cover des Buches Fiktionen (ISBN: 9783596124039)
    Jorge Luis Borges

    Fiktionen

     (48)
    Aktuelle Rezension von: Lesebiber
    Borges ist wohl einer der ausgeklügelten Autoren des 20. Jahrhunderts. Laut eigener Aussage "unfähig" einen Roman zu verfassen, hat Borges mit seinen Kurzgeschichten und Essays die Weltliteratur dennoch unsagbaren Ausmaßes bereichert. Wer die "Fiktionen" noch nicht kennt darf sich mehr als glücklich schätzen, eine solche Perle noch vor sich zu haben. Unbedingt lesen!
  7. Cover des Buches Der polnische Boxer (ISBN: 9783423145091)
    Eduardo Halfon

    Der polnische Boxer

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Nymphenbad

    Der polnische Boxer ist eine kleine Sammlung miteinander verbundener Geschichten des guatemaltekischen Schriftstellers Eduardo Halfon. Diese Offenbarung erschien im Jahre 2014 fast unbemerkt im Hanser Verlag. Überraschend daran mag vor allem sein, dass es bereits Halfons zehntes Buch ist, aber das erste, das übersetzt wurde. Das Original erschien bereits 2008 und im September 2019 erscheint – nach „Signor Hoffman“ von 2016 – sein lang erwartetes „Duell“.

    In dem vorliegenden kleinen Puzzle bewegen sich Halfons Fragmente mühelos von Antigua, Guatemala, einem kulturellen Transitpunkt Mittelamerikas, nach Durham, North Carolina, Belgrad und Póvoa do Varzim, Portugal. Erzählt wird das alles von dem Protagonisten „Eduardo Halfon“, einem jüdisch-guatemaltekischen Schriftsteller und Literaturprofessor (ein Zufall, diese Ähnlichkeit mit dem Autor). Die Geschichten kreisen unter anderem um Themen wie Kunst und Schrift, Identität, Auschwitz, sexuelle Ekstase und Zigeunermusik. Und sie trumpfen mit dieser ganz bestimmten Art erdiger lateinamerikanischer Intelligenz; beschäftigen sich mit der Suche nach Antworten und geheimen Schlüsseln zu den Rätseln von Leben und Familie, Geschichte und Heimat, Wahrheit und Leidenschaft.

    Halfons Neugier auf die Erfahrungen seines Großvaters in einem Konzentrationslager zieht sich durch jedes Kapitel, von der subtilsten Ebene bis zur tiefsten Erkundung. Halfon weiß nur, dass es ein polnischer Boxer war, der seinen Großvater Oitze in Auschwitz gerettet hat, aber die Details bleiben ein Rätsel. Oitze zeigt Halfon selbst nur die grausigsten, aber verschwommensten mentalen Dias von Auschwitz. Dieses klaustrophobische Bild der dunklen, feuchten, mit Flüstereien gefüllten Zelle gibt den Ton für den Großteil des Romans vor. Für Halfon (den Protagonisten) ist die Idee eines Boxers, der Oitze rettet, ein Symbol, an dem er festhält, die Hoffnung, dass etwas oder jemand ihn retten wird.

    Im dritten Teil „Epistrophy“, in dem der Erzähler Milan Rakic, einem Halbzigeuner und serbischen Pianisten, der auf einem Kunstfestival in Antigua auftritt, begegnet, beginnt das Buch wirklich zu schweben. Es ist Rakic, „ein moderner Nomade, ein allegorischer Nomade“, der dieses Buch in zwei atemberaubende Kapitel führen wird. Das erste, „Postkarten“, ist eine Serie von rätselhaften Schnappschüssen über Jazz und obskure Zigeunerkünstler, die Rakic von seinen Tourneen rund um den Globus zu Halfon schickt, während der klassisch ausgebildete Musiker als wandernder Akkordeonist immer tiefer in das Geheimnis der Wurzeln seines Vaters hineingezogen wird. Und das zweite, „Die Pirouette“, beinhaltet Halfons außergewöhnliche Suche nach dem verlorenen Rakic, der in „seinem eigenen verdammten Mythos“ irgendwo in der rauchigen Zigeunerunterwelt des postkommunistischen Belgrads verschwunden ist.

    Indem er sich selbst als Protagonisten darstellt, vermischt Halfon die Fiktion mit der Realität. Er spielt explizit allwissender Erzähler und den im Dunkel Tastenden. Er vermischt auffallend diese beiden Ebenen und sagt uns: „Literatur ist nicht mehr als ein guter Trick, den ein Magier oder eine Hexe ausführen kann, um die Realität als Ganzes erscheinen zu lassen und die Illusion zu schaffen, dass die Realität eine ganze Einheit ist“. Er wird selbst zu diesem Zauberer, wenn er nach Milan sucht und sich bemüht, eine Postkarte zu rekonstruieren, die er von ihm bekommen hat: „Es gibt immer mehr als eine Wahrheit in allem“.

    Die Geschichten sind geschickt und kunstvoll miteinander verbunden – eine amerikanische akademische Konferenz über Mark Twain (der zufällig 1866 durch Nicaragua reiste); ein literarisches Symposium in Portugal, wo Halfon über die leidige Beziehung zwischen Literatur und Realität nachdenkt; Nächte am Strand mit seiner Freundin Lía verbringt, die danach versucht, Ebbe und Flut ihrer Orgasmen auf Papier festzuhalten, als ob sie Wellen oder Träume skizzieren würde. Die Geschichte von Halfons Großvater, der von seinem Zellengenossen, einem Boxer aus der polnischen Stadt Lodz, vor Auschwitz gerettet wurde, weil er ihn in einer lange Nacht auf eine Befragung durch die Nazis vorbereitet.

    Im weiteren Verlauf des Romans wird der metafiktionale Farbton stärker und heller. Sein unergründlicher Wunsch, Milan zu finden und Oitzes Vergangenheit aufzudecken, wird als surreales Verlangen dargestellt. Seine Fantasie überschlägt sich, und in dem Versuch, ihre Geheimnisse zu lösen, umarmt er deren Geschichten als seine eigenen. Er vergleicht seine Besessenheit, mehr über ihr Leben zu erfahren, mit der Art und Weise, wie ein neugieriges, krankhaftes, leicht ängstliches Kind unter dem Bett nach Geistern sucht.

    Tatsächlich ist es die begrabene Vergangenheit des Großvaters, die schließlich enthüllt wird, die das kraftvolle zentrale Bild des Buches liefert: die „fünf mysteriösen grünen Ziffern, die mir viel mehr auf einen Teil seiner Seele als auf seinen Unterarm tätowiert zu sein schienen“. Als Kind wurde Halfon gesagt, das Tattoo sei gemacht worden, damit sein Großvater seine Telefonnummer nicht vergessen würde. Nach dem Tod seines Großvaters im letzten Akt des Buches „Sonnenuntergänge“ schwingt sich Halfon von den in sein Fleisch eingebrannten Figuren über Lias Zeichnungen und Visionen zu Maya-Tempeln in der Abenddämmerung und sucht atemlos nach einem verbindenden Faden im Gewirr der Elemente des Buches: „Ich dachte an die fünf blassgrünen Zahlen, die jetzt auf dem Unterarm meines Großvaters, unter der dicken schwarz und dunkelviolett karierten Decke, dabei waren, zu sterben. Ich dachte an Auschwitz. Ich dachte an Tätowierungen, Nummern, Zeichnungen, Tempel, Sonnenuntergänge.“

    „Der polnische Boxer“ ist ein Buch der kleinen Wunder. Dabei erinnert Halfons Werk in gewisser Weise an andere Autoren, etwa an die Würzigkeit des Kubaners Pedro Juan Gutierrez oder auch an Henry Miller (von dem ein Zitat das Buch eröffnet) bis zu den eindringlichen Stimmen von John Berger und dem Argentinier Edgardo Cozarinsky. Auch die schiere erzählerische Dynamik und Faszination der Mischung aus Leben und Büchern, Sex und Kunst scheinen Echos des chilenischen Meisters Roberto Bolaño zu sein.

    Der guatemaltekische Autor glaubt wie Platon, dass „die Literatur eine Täuschung ist, in der der Betrüger ehrlicher ist als der, der nicht betrügt; und der, der betrogen wird, ist weiser als der, der sich nicht betrügen lässt“.

  8. Cover des Buches Die Flucht nach Manoa. Roman (ISBN: B003MY0VRS)
    Alejo Carpentier

    Die Flucht nach Manoa. Roman

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  9. Cover des Buches Hundert Jahre Einsamkeit (ISBN: 9783957130839)
    Gabriel García Márquez

    Hundert Jahre Einsamkeit

     (11)
    Aktuelle Rezension von: lenih

    Als Leser*in/Hörer*in begleitet man in Gabriel García Márquez' Buch "Hundert Jahre Einsamkeit" zu Beginn der Geschichte den Stammvater der Familie Buendía, José Arcadio Buendía, der mit seiner Ehefrau Úrsula in den Dschungel (vermutlich) Kolumbiens ausgezogen ist, um dort ein neues Fleckchen Erde zum Leben zu finden. José Arcadio hatte in seinem Heimatdorf in einem Duell einen Widersacher getötet und versucht nun, dessen Geist zu entkommen, der ihn immer wieder heimsucht und um den Verstand zu bringen droht. Das neu gegründete Dorf Macondo ist zunächst vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten, nur einmal im Jahr kommen fahrende Händler in den Ort, die den Einwohnern vom technischen Fortschritt im Rest der Welt berichten und ihnen wundersame Erfindungen wie Magnete, Fernrohre und sogar fliegenden Teppiche vorführen. Jedes Mal aufs Neue lässt José Arcadio sich von diesen faszinierenden Kuriositäten zu unmöglichen Phantasien verleiten, wie er mit deren Weiterentwicklung Reichtum erlangen könnte, doch jedes Mal scheitert er mit seinen Experimenten. Dennoch verläuft das Leben in Macondo für José Arcadio und Úrsula verhältnismäßig sorglos, die Einwohner haben eine friedliche Gesellschaft erschaffen, die erst durch äußere Einflüsse Störungen und Risse erlebt. Die Familie Buendía vergrößert sich, Kinder und Enkelkinder werden geboren. Mit der Eisenbahn und später dem Telefon hält auch zunehmend der Fortschritt Einzug in das kleine Dorf. Doch nach vielen friedlichen Jahren wirft irgendwann eine Revolution ihren Schatten auf die Einwohner Macondos, und Krieg und Gewalt finden Einzug in das Dschungelparadies.

    Am Anfang hat mich die Geschichte rund um die Familie Buendía und das von ihnen mitgegründete Dorf Macondo noch fasziniert. Besonders der magische Realismus, dessen Erfinder der Autor sein soll und welcher hier durch Geister, fliegende Teppiche und ein teils überlanges Leben einiger Figuren zum Ausdruck kommt, hat der Geschichte einen märchenhaften Touch verliehen. Dazu noch die Wildnis des Dschungels Südamerikas und die Gründungsgeschichte des Ortes… ich war hin und weg. Doch nicht nur die ständigen Namenswiederholungen bei den männlichen Nachkommen des Patriarchen (für mich gipfelten sie in den 17 Enkelsöhnen, die alle Aureliano heißen) und die Lobpreisung der übergroßen Genitalien eines Familienmitglieds, sowie die Gewaltbereitschaft von einigen der Herrschaften machten das Hören irgendwann unerfreulich, sondern auch und besonders die permanente Sexualisierung der weiblichen Figuren. Für sie scheint es nur zwei Kategorien zu geben - frivol oder frigide. Jede Frau in diesem (Hör-)Buch wird nach ihrer Zugänglichkeit und ihrem Aussehen bewertet. Und jede Frau, die in das Dorf kommt, aber keine größere Rolle spielt, ist eine Dirne oder verdreht anderweitig den Männern den Kopf. Als würde das nicht schon reichen, um das Buch zu einem (zumindest für feministisch ausgerichtete Leser*innen/Hörer*innen) quälenden Erlebnis zu machen, so setzt der Autor noch mehrfach eins drauf, indem er die männlichen Figuren immer wieder Begierde gegenüber einer eigenen Schwester, einer Tante oder gar der eigenen Mutter empfinden lässt, die in nicht wenigen Fällen auch ausgelebt wird. Da ist von einem Keuschheitsgürtel die Rede, mit dem Úrsula, die Urmutter der Familie sich vor den Übergriffigkeiten ihres Mannes im Schlaf schützen muss, da sie befürchtet, ein entstelltes Kind von ihm zu empfangen, da auch zwischen ihnen bereits ein Verwandtschaftsverhältnis besteht. Da entjungfert eine Tante ihren Neffen. Da muss die wahre (für ihren Sohn jedoch unbekannte) Mutter eines Buendía-Sprösslings eine junge Dame bestechen, damit diese ihren Sohn verführt und er von ihr, der Mutter, ablässt. Da wird im späteren Verlauf sogar ein Mädchen begehrt und versprochen, das so jung ist, dass der Zukünftige ihm erst noch das Lesen beibringen muss und das direkt nach der "Frauwerdung" (erste Menstruation) mit dem wohl doppelt so alten Verehrer verheiratet wird. Und da wird eine junge, unbedarfte und unschuldige Frau für den Tod mehrerer liebeskranker Männer verantwortlich gemacht, die ihr nachstellten und ihre Begierde auf teilweise abstoßende Art zum Ausdruck brachten. Denn da wird schonmal kurzerhand das Palmendach einer Behausung geöffnet, um besagter Dame lüstern beim Baden zuzusehen und zu betteln, dass man ihr den Rücken einseifen darf. Jene Dame steigt aber wenigstens als Engel in den Himmel auf, da sie sich ihre Keuschheit bewahrt hat. Welch Glück. Aber auch die Frauen in diesem Buch kommen oft nicht gut weg. Besonders eine Buendía-Tochter (die mit dem Neffen) legt eine besonders grausame Ader an den Tag, als sie ihren Angebeteten nicht haben kann. Und als er ihr dann doch endlich zu Füßen liegt, zerstört sie seine Hoffnungen auf das Kaltherzigste.

    Darüber hinaus hatte ich nach einiger Zeit das Gefühl, dass sich Ereignisse (genau wie die Namen) immer wieder wiederholen, wodurch ich allmählich den Überblick verlor, in welcher Generation die Geschichte gerade spielt. Auch waren die Beweggründe einiger Figuren für ihr Tun und ihre Taten für mich irgendwann nicht mehr ganz nachvollziehbar.

    Ich weiß, dieses Buch ist mittlerweile ein Klassiker der Weltliteratur und Gabriel García Márquez hat sogar den Literaturnobelpreis gewonnen. Das war 1982. Wahrscheinlich muss man das berücksichtigen, wenn man sich fragt, warum und ob er diesen Preis heute noch einmal bekommen würde (zumindest wenn man nur dieses Werk betrachtet). Mit einer modernen, emanzipierteren und feministischen Sicht auf diese Geschichte jedenfalls sind viele der erwähnten Szenen (zumindest für mich) kaum auszuhalten und eher nicht preisverdächtig. Ich maße mir nicht an, den Autor und sein (Gesamt-)Werk einzuordnen. Allein schon, weil ich nur diese Geschichte kenne, und auch die noch nicht einmal ganz. Alles, was ich hier bewerte, ist mein persönliches Empfinden, während ich dieses eine Buch gehört habe. Doch eben dieses eine trieft für mich nunmal nur so vor Sexismus und Stereotypen (und das nicht nur auf die weiblichen, sondern auch auf die männlichen Figuren bezogen) und trifft darum in weiten Teilen überhaupt nicht meinen Geschmack. Und ich wage, mir auszumalen, dass es mir mit anderen Büchern des Autors ähnlich gehen würde. Zwar halte ich mich durchaus für eine Leserin, die in der Lage ist, ein Werk in den zeitlichen Kontext einzuordnen, aber hier wurde es mir mit der eindimensionalen Darstellung von Frauen und den Beziehungen von Männern und Frauen zueinander einfach zu viel. Die Erzählkunst des Autors, zumindest was das Fabulieren betrifft, mag unbestritten sein. Ich wünschte, er hätte sich mehr und durchgängiger auf den magischen Realismus konzentriert, denn der hat mich gefangen genommen. So wie es ist bietet dieses Werk für mich, vor allem in dieser epischen Länge, jedoch keinen Mehrwert, wenn sich immerzu nur alles um die sexuellen Begierden und Bettgeschichten der handelnden Figuren dreht - wohlgemerkt ist selten bis nie die Rede von Liebe, sondern nur von Wollust und Besitzansprüchen - oder darum, wie ein ums andere Mal in den Krieg gezogen und gemordet wird, um den eigenen (politischen) Idealismus durchzusetzen. Ich gebe jedoch gern zu, dass ich mit der südamerikanischen Geschichte nicht vertraut bin und daher in keiner Weise beurteilen kann, welche Parallelen in diesem Buch zur tatsächlichen Entwicklung des Heimatlandes des Autors gezogen werden können und ob es mich mehr angesprochen hätte, wenn ich hier bewanderter wäre. Es bliebe jedoch selbst dann noch mein erster und größter Kritikpunkt (Sexismus und Sexualisierung aller weiblichen Figuren), um mir die Geschichte zu verleiden. Und so habe ich das Hörbuch, trotz kurzer anfänglicher Begeisterung und durchaus nach einem gewissen Hadern mit mir selbst (man will sich ja ungern als unverständige Banausin outen) bei 59% abgebrochen. Und ich hätte es noch viel früher beiseitegelegt, wäre nicht Ulrich Noethen der Sprecher dieses Hörbuchs gewesen, den ich sehr schätze und der seine Sache hervorragend gemacht hat. Doch an dieser Stelle hatte ich endgültig genug von den einseitigen Beschreibungen und Darstellungen der weiblichen Figuren und auch der männlichen, und der Durchblick bei all den gleichnamigen Personen war mir auch schon längst abhandengekommen. Und da ich nicht einmal die Lust verspürte, letzteren zurückzuerlangen, indem ich mir den Stammbaum der Buendías auf Wikipedia zu Gemüte führe, war mir klar, dass mir meine verfügbaren Lesestunden zu kostbar sind, nur um ein Häkchen hinter einen Klassiker machen zu können. Ein Buch muss für mich eben nicht nur eine Geschichte erzählen - ob nun bedeutsam oder trivial - sondern auch Spaß beim Lesen/Hören machen. Und dieser Spaß ist mir hier einfach verloren gegangen. Daher gibt es von mir nur einen Stern und keine Leseempfehlung bzw. nur eine eingeschränkte Empfehlung für die ganz hartgesottenen Liebhaber*innen sogenannter Weltliteratur.

     


  10. Cover des Buches Die tiefen Flüsse (ISBN: 9783518370889)
    Jose M. Arguedas

    Die tiefen Flüsse

     (0)
    Noch keine Rezension vorhanden
  11. Cover des Buches Die Palme und der Stern (ISBN: 9783293207561)
    Leonardo Padura

    Die Palme und der Stern

     (6)
    Aktuelle Rezension von: walli007

    Der Autor Fernando Terry lebte lange in Madrid. Nun kehrt er für einige Wochen nach Kuba zurück. Er will nacht einem verlorenen Manuskript des Dichters José María Heredia suchen. Der Dichter starb schon vor über 200 Jahren und hat angeblich seine Memoiren einer Freimaurerloge anvertraut. Gleichzeitig will er auch herausfinden, wer ihn damals verraten hat. Er verlor seine Stellung und sein Ansehen und sah sich gezwungen, ins Exil zu gehen. Und folgt Fernando den Spuren des verlorenen Buches und auch den Spuren seiner eigenen Vergangenheit.


    Im Original bereits im Jahr 2002 erschienen beleuchtet der Autor sowohl das Leben eines hierzulande möglicherweise unbekannten Dichters als auch den Verbleib seiner fiktiven Erinnerungen. Gleichzeitig verwischt der die Spuren des Manuskriptes. Während Fernando in der Gegenwart den wenigen Menschen begegnet, die noch etwas von dem Verbleib der Seiten wissen könnten. Doch dem Manuskript gehören nicht alle Gedanken von Fernando. Schon seit seinem Exil lässt ihn der Gedanke nicht los, einer seiner Freunde muss ihn damals verraten haben. Und so befragt er seine Freunde, die natürlich einhellig abstreiten, ihre Hände im Spiel gehabt zu haben.


    Vielleicht kennt man seinen Ermittler Mario Conde, aber Leonardo Paduras Werk umfasst auch weitere Bände mit anderer Thematik. Und so widmet sich Padura hier dem tragischen Schicksal eines kubanischen Poeten. Geschickt vermischt er die fiktiven Memoiren mit den Wegen, die Fernando in der Gegenwart beschreitet und den vermeintlichen Wegen des Manuskripts. Zum Glück verläuft man sich aber nicht in dem Buch, auch wenn einige Ausführen des Autors vielleicht als etwas ausschweifend empfunden werden können. Interessant ist die Frage, was macht das Exil mit den Menschen, mit ihrer Sehnsucht nach der Heimat. Und was ist, wenn diese Sehnsucht erfüllt wird und die Realität nicht mehr so unbedingt mit dem Sehnsuchtsort übereinstimmt. Conde mag einem fehlen, aber dennoch ein lehrreicher und interessanter Roman.


  12. Cover des Buches Die Frau, die mir gleicht (ISBN: 9783518417522)
    Felisberto Hernández

    Die Frau, die mir gleicht

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Nymphenbad

    Jeder, der sich mit phantastischer Literatur beschäftigt, kennt die großen Borges und Cortázar, weil die beiden Argentinier die Phantastik in die höchsten Höhen der Weltliteratur geführt haben. Wie erwähnt ist die hispanische Welt überhaupt geprägt von der magischen Realität, von der die Europäer seit dem Niedergang des kontinentalen Surrealismus kaum mehr etwas wissen. Doch auch diese einstige Bewegung wurde erst in Lateinamerika transformiert.

    Auch hier jedoch gilt: Es sind die Außenseiter, die Kultstatus erreichen. So verhielt es sich bei Macedonio Fernández (der uns zu Borges führt). So verhält es sich mit Felisberto Hernández.

    Das Leben eines Schriftstellers fern des Mainstreams ist in der Regel nicht zu beneiden. Talentiert, originell, von erfolgreicheren Schriftstellern bewundert und von der Öffentlichkeit ignoriert, plagen sie sich in ihrer Vergessenheit ab, sterben unbemerkt und gelangen, wenn sie Glück haben, durch Irrwege wieder in Druck.

    Herman Melville ist vielleicht der berühmteste Nutznießer einer solchen Behandlung, die auch Nathanael West oder Henry Green widerfuhr.

    Felisberto Hernández (1902 – 1964) hatte nicht so viel Glück. Er übte einen großen Einfluss auf Gabriel Garcia Márquez aus und wurde von Julio Cortázar und Italo Calvino bewundert, aber das brachte ihm nicht viel ein.

    Hernández wurde in Uruguay geboren und verdiente seinen Lebensunterhalt am Klavier, spielte in Stummfilmkinos und Konzerthallen. Viermal war er verheiratet und jede seiner Frauen wurde es Leid, ihn durchzuziehen. Mit der gleichen Glücklosigkeit wie seine Ehen war seine literarische Arbeit behaftet. 1947 kam es zu seiner einzigen kommerziellen Veröffentlichung: Niemand zündet die Lampe an. Das verkaufte sich natürlich nicht. Erst 1983 erschien in Mexiko eine dreibändige Werkausgabe, und erst 1993 gab es eine englische Übersetzung (Piano Stories). Weil es aber die Öffentlichkeit immer noch nicht interessierte, verschwanden die Bücher wieder in der Versenkung. 2006 kam die deutsche Übersetzung, eine große Resonanz blieb freilich aus. In Amerika wurde eine Neuauflage 2008 gewagt, und wie es aussieht, mit dem bisher größten Erfolg.

    Liest man die Geschichten, wird sofort klar, warum das gewöhnliche Lesevieh nichts damit anzufangen weiß. Es gibt wohl weder in Amerika (Nord wie Süd), noch in Europa etwas, mit dem sich diese Texte vergleichen lässt, meist von einem namenlosen Ich-Erzähler vorgetragen, besessen von an sich toten Dingen oder fremden Häusern. Die Geschichten verfolgen keinen anderen Zweck als das eigene Vergnügen, L’art pour l’art.

    In dem Essay Falsche Erklärung meiner Geschichten sagt Hernández: „Meine Geschichten folgen keiner logischen Struktur. Selbst jenes Bewusstsein, das unentwegt über sie wacht, ist mir unbekannt.“

    Das Setting der Geschichten ist in den meisten Fällen gespenstisch. Da gibt es geheimnisvolle Frauen, verfallene Häuser in einer isolierten und ritualisierten Atmosphäre, und trotzdem erfüllen sie niemals das plumpe Klischee einer Gespenstergeschichte, stehen der Dekadenz wesentlich näher als dem Spuk.

    Die toten Dinge in den Geschichten sind meistens eben doch lebendig, zum Bersten gefüllt mit Blut und Begehren. Es ist genau dieser Umgang mit den Objekten, der Hernández so einzigartig macht. Die Struktur dieser Prosa folgt dem Empfinden eines Traumes. Nicht als bekäme man ihn erzählt, sondern als durchlebe man ihn selbst.

    Die längere Erzählung Die Hortensien ist das unbestreitbare Meisterwerk der Kollektion, und wohl das stärkste Argument dafür, warum diese Sammlung in jede Bibliothek des Phantastischen gehört, ohne Ausnahme, ohne Ausrede.

    Einerseits gespenstisch, andererseits pervers, steht ein verheiratetes Ehepaar im Vordergrund – vor allem aber die Sammlung lebensgroßer Puppen des Ehemanns, von denen eine ganz genauso aussieht wie seine Frau. Die Mischung aus Eifersucht, Morbidität, Schabernack und ungesundem Verhalten treibt die Geschichte an und erzeugt eine der stärksten surrealen Empfindungen, die beim Lesen überhaupt entstehen können.

    Und auch wenn wenige der anderen Erzählungen eine solche emotionale Wirkung haben, sind sie für eine traumbewusste Leserschaft gedacht.

  13. Cover des Buches Chronik eines angekündigten Todes. (ISBN: B002BJUORC)
    GABRIEL GARCIA. MARQUEZ

    Chronik eines angekündigten Todes.

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Das Dorf ist in Aufruhr: am Tag nach der Hochzeit wird der reiche Bürger Santiago Nasar auf dem Marktplatz von den Brüdern Pablo und Pedro Vicario mit mehreren Messerstichen brutal abgeschlachtet. Niemand weiß, warum diese Tat geschah, noch, was die genauen Umstände sind. Erst nach und nach eröffnet sich dem Leser das genaue Bild dieses Mordes, der, vom Ende der Geschichte aus betrachtet, eine schicksalsvolle Tragik besitzt und unabwendbar scheint. Durch eine Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände und Zufälle wird Nasar das Opfer einer auf Ehrsucht und Rache ausgerichteten Gesellschaft. Allein der Verdacht, dass die Braut durch Nasar ihre Ehre bereits vor der Heirat mit dem Lebemann und Dandy Bayardo San Román verlor, reicht aus, um ihre Brüder zu Mördern werden zu lassen.

    Im Stil eines Chronisten, mit der Genauigkeit eines Journalisten und der Hartnäckigkeit eines Wahrheitsuchenden trägt der Erzähler, der selbst Zeuge des Mordes wurde, den genauen Hergang der Geschichte zusammen. Die Bewohner des Dorfes selbst liefern ihm die Informationen, aus denen sich die Chronik eines angekündigten Todes entwickelt. Vor dem Hintergrund einer tradtionellen, auf ihre Geschlechterrollen festgelegten Gemeinschaft im Südamerika des frühen 20. Jahrhunderts wird die Tragik der Geschichte offenbar: obwohl niemand die letztendliche Schuld Santiago Nasars endgültig beweisen kann, wird sein Tod als eine logische Folge seiner Anklage gesehen. Und obwohl die Brüder Vicario alles unternehmen, um die Dorfgemeinschaft von ihrem Vorhaben zu unterrichten, unternimmt diese nichts. Ein Ausbrechen aus den alten Konventionen ist damit nicht möglich. Zu starr, zu fest sind die Wertevorstellungen dieser Welt verankert. Jedes Abweichen von der Norm zieht eine schwere Strafe nach sich. So wird die Braut für den Rest ihres Lebens von der Familie verstoßen. Der gehörnte Bräutigam versucht, durch Alkohol den Tod zu finden. Doch das Leben innerhalb der Dorfgemeinschaft findet hierin nicht ihr Ende. Vielmehr wird die Tat der Brüder als notwendiges Übel verstanden, gemäß den Richtlinien der Tradition.

    Das Buch besticht durch den einfachen, aber dennoch ansprechenden Stil. Darüberhinaus liegt in der Geschichte eine Spannung und Dramatik, die sich aus dem reziprok angeordneten Verlauf ergibt. Zu Beginn steht der Mord fest, erst im Lauf der Geschichte werden die genauen Umstände deutlich. Sie offenbaren das schicksalhafte, tragische Moment dieser reaktionären, auf überkommene Werte und Gesetze basierenden Gesellschaft, die nicht einmal vor einem Mord zurückschreckt, um ihre innere Festigkeit zu bewahren.

    Die Chronik eines angekündigten Todes ist ein süffiges, stilistisch hervorragendes Buch, das ohne Aufregung und überspitzte Dramatik agiert, sondern durch die natürliche Spannung und Tragik des Sujets vollends funktioniert.

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