Bücher mit dem Tag "lemberg"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "lemberg" gekennzeichnet haben.

8 Bücher

  1. Cover des Buches Das verschlossene Zimmer (ISBN: 9783404192236)
    Rachel Givney

    Das verschlossene Zimmer

     (157)
    Aktuelle Rezension von: junia

    Wie kam ich zu diesem Buch?

    Durch Zufall wurde ich auf das Buch bzw. die Autorin aufmerksam. Es ist das erste Buch von Rachel Givney, das ich gelesen habe. Nachdem dieses hier dann einige Zeit auf dem eBook-Reader vor sich hin schlummerte, habe ich es mir nun endlich mal gegriffen.


    Wie finde ich Cover und Titel?

    Ich frage mich, warum die Frau auf dem Bild einen Schlüssel in der Hand hält, Marie bricht doch ohne Schlüssel in das Zimmer ein. Aber gut, an sich ist das Cover ganz ansprechend und der Titel passt auch.


    Um was geht’s?

    Auf den Inhalt gehe ich an dieser Stelle nicht allzu detailliert ein, den Klappentext könnt ihr ja selbst lesen, und eine Zusammenfassung des Buches muss ja nun nicht in die Rezension. Die Story hat einen spannenden Einstieg, man braucht aber schon etwas Geduld, und dann kommen einige krasse Plottwists, dafür hat es sich dann doch gelohnt.


    Wie ist es geschrieben?

    Es handelt sich um einen Einzelroman, der also problemlos ohne Vorwissen und Cliffhangergefahr gelesen werden kann. Der Schreibstil ist flüssig und zügig zu lesen, der Ausdruck ist gut und leicht zu verstehen. Sehr gut gefällt mir, dass die Erzählperspektive wechselt, so bekommt man sehr viel aus verschiedenen Sichtweisen mit. Die Beschreibungen sind nicht zu ausschweifend, aber detailliert und bildhaft genug, um gleich in der Story zu sein. Die Gegebenheiten konnte ich mir sehr gut vorstellen.


    Wer spielt mit?

    Die Charaktere und deren Entwicklung sind gut gezeichnet. Ich habe sie kennengelernt, ich habe mitgefiebert und mitgelitten. Irgendwann nervte mich Dominiks Geheimniskrämerei aber. Er bekommt die Quittung für sein unnötiges Schweigen. Manche Menschen glauben, dass sie andere vor der Wahrheit schützen müssen, dabei haben die ein Recht darauf – wie in dem Fall –, etwas über ihre Vergangenheit und Herkunft zu erfahren. Durch Zeitsprünge erfährt der Leser nach und nach mehr über Maries Mutter Helena. Man ahnt auch schnell, was das Geheimnis um Maries Mutter ist. Gut, mit meiner ersten Annahme lag ich tatsächlich falsch, und ich musste einige Zeit überlegen, ob mir die endgültige Auflösung gefällt.


    Mein Fazit?

    Das Buch hat letztendlich doch ganz gut gefallen, somit erhält es von mir 4 von 5 Sternchen und kann guten Gewissens weiterempfohlen werden. Es wird nicht das letzte Buch der Autorin sein, das ich lese.

  2. Cover des Buches Viva Polonia (ISBN: 9783492306737)
    Steffen Möller

    Viva Polonia

     (103)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Steffen Möller studierte Philosophie und Theologie in Berlin und wusste nicht recht was er danach machen sollte. Nach einem missglückten Ausflug nach Italien entdeckte er 1994 am Schwarzenbrett eine Anzeige für einen polnisch Sprachkurs in Polen. Freunde und Familie reagierten befremdlich, aber Möller hatte sich dafür entschieden. Es hat ihm dann so gut gefallen, dass er heute noch dort lebt. Neben dem Papst ist er der bekannteste Deutsche und ist als Kabarettist und Schauspieler Preis gekrönt und sehr erfolgreich und beliebt. Was ist so faszinierend an diesem Land? Mit viel Humor berichtet er von seinem Leben in Polen und räumt ganz nebenbei mit einer Menge Vorurteile auf.  Bei Argon ist das Hörbuch für Euro 19,95 erschiene

  3. Cover des Buches Kult (ISBN: 9783518124499)
    Ljubko Deresch

    Kult

     (17)
    Aktuelle Rezension von: Beagle
    Eigentlich würde das Buch recht flüssig und vielversprechend beginnen, Banzai kommt als Student in ein kleines Kapartenstädtchen, wo er eine Stelle als Biologiereferendar übernehmen soll. Schon zu Anfang fällt ihm Daria, eine Schülerin des College auf, in die er sich im Laufe der Zeit verliebt. Doch dann wechselt das Buch von einer erzählenden in eine Fantasygeschichte, was sehr schade ist. Ich wäre erpicht darauf gewesen, wie diese Liebe ausgeht, statt dessen kämpft Banzai mit einem Mal mit Fabelwesen. Meiner Meinung nach eine Themaverfehlung, wie es im Deutschunterricht so schön heißen würde.
  4. Cover des Buches Lazarus (ISBN: 9783442741472)
    Aleksandar Hemon

    Lazarus

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Hallogen
    Es beginnt ungemein spannend mit einem Mordfall, der dem Opfer untergeschoben wird, weil der Täter der Polizeipräsident von Chicago ist, wohingegen das Opfer dem anarchistischen Umfeld (1908) zugerechnet wird. In ständigem Wechsel zwischen der Weitererzählung der Vorgänge nach dieser Tat (mit der Schwester des Opfers als Hauptfigur) und der Recherche derselben im Jahr 2004 (mit dem Schriftsteller Vladimir Brik und dessen Freund Rora), entsteht ein Geflecht, in dem die historischen Parallelen etwas übertrieben werden, und vieles im Stil von Andric 'Brücke über die Drina' (gleiche Namen und Vorgänge zu verschiedenen Zeiten zum Beispiel) ausgeführt wird. Für Brik wird dies eine Reise in die Vergangenheit seiner Familie. Grundkonzept: Pogrome sind immer möglich, selbst im Amerika (z. B. nach 9/11) denkbar und Geschichte wiederholt sich. Leider verliert das Buch aber über diese Konzentration auf historische Parallelen den Faden und wird zu einem klischeehaften Panoptikum Osteuropas, das nur jemand schreiben kann, der amerikanisch geprägt ist: Kleinkriminelle, Menschenschmuggel, Schlägereien, Morde in Straßencafés und ähnliche Extremfälle werden hier zum Standard erhoben. Egal ob in der Ukraine, Rumänien, Moldawien oder Bosnien: Überall herrscht die Gewalt. Nun ist das Buch weit davon entfernt schlecht zu sein. Es kommt nur völlig aus der Spur und wird eher zu einer Art Roadmovie quer durch Ost-/Südosteuropa. Gefallen haben mir nicht nur die Fantasien von Rora, de oft völlig übertrieben Ereignisse des Bosnienkriegs darstellen, und die bosnischen Witze, sondern auch die (seltenen) zarteren Momente auf dem jüdischen Friedhof in Moldawiens Hauptstadt und im Krankenhaus in Sarajevo. Völlig überflüssig fand ich Aufzählungen und detailverliebte Szenenbeschreibungen, die mit dem Fortgang nichts zu tun haben. Wohlwollend könnte man dem Autor unterstellen, dass er gerade mit der Darstellung der Tristesse der osteuropäischen Metropolen zeigen will, dass diese einstigen Zentren jüdischen Lebens durch die Pogrome ihren einst lebendigen Charakter verloren haben. Das wäre dann aber schon ziemlich aufwertend für das Buch, denn gesagt wird das nicht, sondern die Städte erscheinen nur als Schlaglichter, wohingegen die Fahrten in Bus und Taxi ausgiebig beschrieben werden. Ein gutes Buch, aber kein sehr gutes.
  5. Cover des Buches Die kleine Ewigkeit der Kunst (ISBN: 9783446264755)
  6. Cover des Buches 1900-1918 (ISBN: 9783471793503)
    Martin Gilbert

    1900-1918

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    In Band I ( 1900-1918 ) und Band II (1919-1933 ) zur Geschichte des 20. Jahrhunderts beschreibt Professor Martin Gilbert jedes Jahr nach politischen, wirtschaftlichen und sonstigen Kriterien geordnet. Dabei wird Geschichte fesselnd erzählt wie ein Roman. Historische Genauigkeit langweilt hier nicht, sondern stellt die Dinge in einen faszinierenden Gesamtkontext.
  7. Cover des Buches Dein Name geht dir voraus (ISBN: 9783423246354)
  8. Cover des Buches Habsburg (ISBN: 9783406706530)
    Pieter M. Judson

    Habsburg

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Andreas_Oberender

    Wenn ein Staat zerfällt und untergeht, dann ist die Versuchung groß, die Geschichte dieses Staates von seinem Ende her zu deuten. Noch größer ist die Versuchung, im Scheitern den Beweis dafür zu sehen, dass der betreffende Staat auf lange Sicht gar nicht überlebensfähig gewesen sei und "zwangsläufig" habe untergehen müssen. Kaum ein anderer Staat der europäischen Geschichte ist so sehr mit dem Stigma des "unausweichlichen" Scheiterns behaftet wie jenes Gebilde in Ostmitteleuropa, das wahlweise als Habsburgerreich, als Donaumonarchie oder – bezogen auf die Zeit von 1867 bis 1918 – als Österreich-Ungarn bezeichnet wird. Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte weithin Einigkeit: Die Habsburgermonarchie war untergegangen, weil sie als Vielvölkerreich im Zeitalter des Nationalstaats "historisch überholt" war, ein Anachronismus, ein Relikt aus vormodernen Zeiten. Die These vom "unvermeidlichen" Untergang des Habsburgerreiches war umso plausibler, als zeitgleich mit Österreich-Ungarn auch zwei andere Vielvölkerreiche zerfielen, das zarische Russland und das Osmanische Reich. Unerbittlich, so schien es, hatte die Geschichte ihr Urteil gefällt: Multiethnische Reiche besaßen keinen Platz mehr in der modernen Welt. Der Nationalstaat mit einer ethnisch möglichst homogenen Bevölkerung galt nach dem Ersten Weltkrieg endgültig als optimale, wenn nicht gar als einzig "zulässige" Staatsform für die Völker Europas.

    Der amerikanische Historiker Pieter Judson wendet sich mit seinem Buch gegen die langlebige Tradition, das Habsburgerreich zu pathologisieren und zum Inbegriff politisch-wirtschaftlicher Rückständigkeit zu stilisieren. Zwar endet auch Judsons Buch mit dem Zerfall der Habsburgermonarchie im Herbst 1918, aber dieser Zerfall erscheint nicht als längst überfälliger Endpunkt eines jahrzehntelangen Siechtums. Als der Weltkrieg im Sommer 1914 ausbrach, steckte Österreich-Ungarn nicht in einer existenzgefährdenden Krise, wie Judson betont. Erst die Belastungen des Krieges erschütterten das Reich so sehr, dass es sich Ende 1918 binnen weniger Wochen auflöste. Nicht der Untergang der Monarchie steht bei Judson im Vordergrund, sondern die Frage, wie sich das multiethnische Reich der Habsburger im 18. und 19. Jahrhunderte entwickelte und warum es so lange erfolgreich "funktionierte". Drei große Themenkomplexe beherrschen das Buch: Die Entwicklung des Staates und seiner Institutionen (Verfassungsordnung, Verwaltung), das Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft und schließlich die Nationalitätenproblematik. Judson spannt einen Bogen von den Reformen Maria Theresias Mitte des 18. Jahrhunderts bis hin zur Gründung der ostmitteleuropäischen Nachfolgestaaten, die aus dem Habsburgerreich hervorgingen. Judson begleitet den habsburgischen Länderkomplex auf seinem Weg vom absolutistisch regierten Fürstenstaat der Vormoderne zum modernen Verfassungsstaat des Industriezeitalters. Er zeichnet die Entwicklung von der Stände- und Untertanengesellschaft zur Klassen- und Bürgergesellschaft nach, und er analysiert, welche Wirkungen Nationalismus und Nationalbewegungen im Habsburgerreich entfalteten.

    Wer das Buch zur Hand nimmt, der sollte sich darüber im Klaren sein, dass es kein zum Schmökern gedachtes "Lesebuch" ist. Der weitgespannte chronologische Rahmen und Judsons Bemühen, allen Regionen und Völkern des Habsburgerreiches gleichermaßen gerecht zu werden, machen das Buch zu einer anspruchsvollen Lektüre. Neben Judsons eigenen Vorarbeiten ist auch die umfangreiche internationale Forschung zur Geschichte des Habsburgerreiches in die Darstellung eingeflossen. Das Buch ist eher analysierend als erzählend angelegt. Informationen zur Ereignisgeschichte sind auf ein Minimum beschränkt. Einen anekdotenreichen und kurzweiligen Spaziergang durch anderthalb Jahrhunderte habsburgischer Geschichte darf der Leser nicht erwarten. Judson stellt das Reich bzw. Imperium in den Mittelpunkt der Darstellung. Der habsburgische Länderkomplex war von alters her eine sogenannte Kompositmonarchie, ein Konglomerat von Territorien, das bis Mitte des 18. Jahrhundert allein von der Dynastie zusammengehalten wurde. Maria Theresia und ihr Sohn, Joseph II., nahmen das große Werk der bürokratischen Zentralisierung und Vereinheitlichung in Angriff, das mehrere Generationen von Herrschern, Ministern und Beamten beschäftigen sollte. Verwaltung, Justiz und Bildungswesen dienten als Instrumente für eine stärkere Integration des Vielvölkerreiches. Wie Judson immer wieder hervorhebt, strebten die Habsburger nie danach, die Nationalitäten der Monarchie zu einem sprachlich und kulturell homogenen Volk zu verschmelzen. Sie begnügten sich mit der administrativen Vereinheitlichung ihrer Länder, während das Recht der einzelnen Völker auf Pflege ihrer Sprachen und Kulturen unangetastet blieb. Ein unparteiischer Verwaltungsapparat, Rechtsstaatlichkeit und Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz (Allgemeines Gesetzbuch von 1811) sowie das Bekenntnis zur "Einheit in Vielfalt" waren die Grundlagen, auf denen das Reich bis zuletzt ruhte.

    Erschütterungen wie die napoleonischen Kriege und die Revolution von 1848 überstand das Habsburgerreich unbeschadet. Judson verweist immer wieder auf die Anpassungs- und Entwicklungsfähigkeit des Reiches, auf die Flexibilität und Reformbereitschaft der einzelnen Herrscher und ihrer Regierungen. Die Suche nach konstruktiven Lösungen für neue Probleme und Herausforderungen hörte niemals auf, mochte die Komplexität der Verhältnisse im Vielvölkerreich auch bisweilen entmutigend wirken. Selbst die Ära Metternich war keine Zeit bleierner Stagnation wie traditionell behauptet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lösten das Parlament, tatkräftige Kommunalverwaltungen und zivilgesellschaftliche Kräfte die Krone als Impulsgeber für die Weiterentwicklung und Modernisierung der Monarchie ab. Viele Leser dürfte es überraschen, dass Judson die Bedeutung des Nationalismus eher gering einschätzt. Aus Judsons Sicht war es nicht die Nationalitätenproblematik, die dem Reich zum Verhängnis wurde. Die Frage, wer die Träger des Nationalismus waren und welche Wirkung der Nationalismus im politischen Tagesgeschäft und im Alltagsleben entfaltete, nimmt in der zweiten Hälfte des Buches breiten Raum ein. Die Beziehungen zwischen dem tonangebenden "Staatsvolk" der Deutschösterreicher auf der einen und den Ungarn sowie Slawen auf der andere Seite waren nicht spannungsfrei. Während der langen, scheinbar endlosen Herrschaft Kaiser Franz Josephs kam es jedoch nie zu Konflikten, die das Reich hätten sprengen können. Im Gegenteil: Wie Judson an vielen Beispielen zeigt, wurde das Imperium im ausgehenden 19. Jahrhundert über ethnische und nationale Trennlinien hinweg nicht etwa als Völkergefängnis wahrgenommen, sondern als "Beschützer" der in seinen Grenzen lebenden Völker. Peripheren Regionen wie Galizien und Bosnien-Herzegowina bot die Zugehörigkeit zur Donaumonarchie die Chance auf Teilhabe an der europäischen Moderne. Der übernationale Habsburgerstaat galt als Garant für Frieden und Stabilität, zivilisatorischen Fortschritt und wirtschaftliche Prosperität. Als er Ende 1918 die Ansprüche und Erwartungen der Nationalitäten nicht mehr erfüllen konnte, brach er zusammen. Die Loyalität der vielen Volksgruppen gegenüber dem Reich, lange Zeit der wichtigste Aktivposten der Habsburger, hatte sich in den vier zermürbenden Kriegsjahren verbraucht.

    Pieter Judson stellt viele liebgewonnene Vorurteile und Klischees über die Habsburgermonarchie in Frage. Er hebt die positiven Leistungen und Errungenschaften des Reiches hervor, die Fähigkeit zur Integration vieler Völker, Kulturen und Religionen. Gleichzeitig schließt sich Judson einem Forschungstrend an, der die Brisanz des Nationalismus in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg geringer einschätzt, als es lange Zeit der Fall war. Auch in Österreich-Ungarn war der Nationalismus im Wesentlichen eine Herzensangelegenheit von Berufspolitikern und Intellektuellen. Große Teile der Bevölkerung, vor allem die Bauern, waren für nationale Leidenschaften unempfänglich. So wichtig es auch ist, die vermeintlich zentrale, alles beherrschende Stellung des Nationalismus im Europa des 19. Jahrhunderts zu hinterfragen, so drängt sich doch bisweilen der Eindruck auf, dass Judson mit seiner Verharmlosung des Nationalismus zu weit geht. Es ist irritierend, dass Judson die Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und den Balkanstaaten am Vorabend des Ersten Weltkrieges gänzlich ausblendet. Ausgehend von ihren neugegründeten Nationalstaaten strebten die Serben und Rumänen nach der "Befreiung" ihrer auf habsburgischem Boden lebenden Landsleute. Damit stellten sie die territoriale Integrität des Habsburgerreiches in Frage. Judson konzentriert sich zu sehr auf die Binnenverhältnisse in der Donaumonarchie. Es hätte nicht geschadet, wenn er das Reich stärker in europäischen Zusammenhängen verortet hätte. Der interne Nationalismus mag für das Reich weniger bedrohlich gewesen sein, als lange angenommen; der externe Nationalismus der Balkanstaaten jedoch war im Juli 1914 der Grund für den Entschluss der Wiener Regierung zum Krieg. Österreich-Ungarn war eine "bedrängte Großmacht" (Konrad Canis). Dieser äußeren Bedrängnis und ihrer destabilisierenden Wirkung auf die inneren Verhältnisse der Monarchie trägt Judson nicht genug Rechnung.

    Das Buch bewegt sich auf einem relativ hohen Reflexionsniveau. Es eignet sich nicht als Gelegenheitslektüre und auch nicht für eine erste Annäherung an die Geschichte des Habsburgerreiches im 18. und 19. Jahrhundert. Fast einhundert Jahre sind seit dem Zerfall des Habsburgerreiches vergangen. Pieter Judson bietet mit seinem Buch einen Anstoß für die wohlwollende Neubetrachtung eines Vielvölkerstaates, der Ostmitteleuropa über Jahrhunderte geformt und geprägt hat. 

    (Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im April 2017 bei Amazon gepostet)

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