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27 Bücher
- Cassandra Clare
Die Chroniken des Magnus Bane
(735)Aktuelle Rezension von: _JustMee☞ Die Chroniken des Magnus Bane - Cassandra Clare, Sarah Rees Brennan & Maureen Johnson ☜
Ein Einzelband
Genre: Urban Fantasy
Seitenanzahl: 568
Sternebewertung: 3,4✰ / 5,0✰
Mir gefällt die charismatische und charmante Art von Magnus Bane sehr. Er sprüht vor Lebensfreude und Energie und doch wissen wir recht wenig über ihn. Umso besser, dass er hier seinen eigenen Raum für seine Lebensgeschichte bekommen hat.
Dieses Werk ist in verschiedene Kurzgeschichten gegliedert. Als Leser erfahren wir über Magnus Banes Freundschaften, die er zu Ragnor Fell, Tessa Gray, Catarina Loss und Raphael Santiago unterhält. Außerdem bieten sich Einblicke in Magnus bizarres und kurioses Leben über die Jahrhunderte hinweg. Wir erfahren Näheres über seine Lebensgeschichte, seine Erfahrungen und wie diese zu der schillernden Persönlichkeit geführt haben, die er nun einmal ist.
Die Geschichten sind erfüllt mit Magnus unverwechselbarem Humor. Mir gefällt der Schreibstil sowie die Dynamik zwischen Magnus und Ragnor. Leider haben mir persönlich einige Geschichten aus Magnus Leben gefehlt und die Handlung war stellenweise etwas langatmig. Ich mag die Thematik und die Handlungen von Cassandra Clares Welt sehr, dennoch kann ich aber nicht gänzlich mitfiebern. Die Charaktere bleiben etwas leer und farblos.
Mögt ihr es, wenn einzelne Nebencharaktere ihr eigenes Buch bekommen? Welche bekannten Nebenfiguren würdet ihr gerne in einem eigenen Werk sehen? - Mario Vargas Llosa
Das böse Mädchen
(225)Aktuelle Rezension von: KlausEffing**Das böse Mädchen** – Mario Vargas Llosa
Mario Vargas Llosa entführt uns in diesem faszinierenden Roman (Erscheinungsjahr 2006, knapp 400 Seiten) in die Welt von Ricardo und seiner lebenslangen Liebe für das "böse Mädchen." Diese rätselhafte Frau taucht immer wieder in Ricardos Leben auf, nur um ihn dann wieder zu verlassen – jedes Mal unter neuer Identität und mit einem geheimen Ziel. 🌍
Von den Straßen Limas über das Paris der 60er bis hin nach London und Tokio – der Roman ist fast eine Reise um die Welt und gleichzeitig eine Zeitreise durch politische und gesellschaftliche Umbrüche, von Revolutionen bis zum Kalten Krieg. Ricardo bleibt stets der naive Träumer, ein Übersetzer, der sich nach einem ruhigen Leben sehnt. Das böse Mädchen hingegen ist das Gegenteil: eine Frau voller Geheimnisse, ehrgeizig und bereit, für ihre Freiheit fast alles zu opfern.
Die Spannung zwischen beiden Figuren ist elektrisierend, mal romantisch und zart, dann wieder brutal und distanziert. Vargas Llosa zeigt meisterhaft die dunklen Seiten der Liebe und fragt, wie weit wir für unsere Sehnsüchte gehen würden. Dabei bringt er Erotik, Ironie und bittere Realität zusammen und schafft ein Porträt von Liebe, das sowohl verstörend als auch faszinierend ist.
Eine packende Lektüre über eine ungewöhnliche Liebe – für alle, die von Geschichten über Leidenschaft und die Macht der Sehnsucht nicht genug bekommen können - Mario Vargas Llosa
Die geheimen Aufzeichnungen des Don Rigoberto
(11)Aktuelle Rezension von: BibliomaniaAchtung: Zweiter Teil, der Vorgänger heißt: "Lob der Stiefmutter"
Fonchito ist wieder zurück. Nachdem er im ersten Teil dafür gesorgt hat, dass sein Vater und seine Stiefmutter sich trennten, will er nun wieder, dass die beiden zusammenkommen. Er sieht, dass beide unglücklich sind und beginnt zu intervenieren.
Während Dona Lukrezia mit ihrem Hausmädchen alleine wohnt und völlig perplex Fonchitos Besuche entgegennimmt, hat sich der Junge völlig in Egon Schiele vernarrt. Bei jedem Besuch erzählt er seiner Stiefmutter intime Details von Schieles Leben und schürt damit (bewusst?) erotische Spannungen zwischen Lukrezia und sich selbst. Doch Fonchito schwört, dass er einfach nur helfen will, seine Stiefmutter und seinen Vater wieder zusammenzubringen.
Der erste Teil "Lob der Stiefmutter" war schon recht pervers und hatte natürlich deutlich pädophile Züge, ebenso wie einen ausgebufften Jungen als Luder. Dieser Teil der Geschichte war auch recht interessant, ebenso wie Schieles Leben, das nicht umsonst ausgesucht wurde, um auch die Situation zwischen Fonchito und Lukrezia zu unterstreichen. Ergänzt wurde die Geschichte jedoch von Fragmenten, einzelnen Geschichten aus der vergangenen Beziehung Dona Lukrezias und Don Rigobertos, sowie meiner Meinung nach herausgerissenen eigenartigen Briefen und (Vorträgen? Artikeln?) Texten, die für den Fortgang der Geschichte überhaupt nicht von Belang waren und mich persönlich störten. Teilweise habe ich diese Abschnitte übersprungen, weil es mir nicht gefiel. Eine große Portion Erotik hat dann das Buch noch ein wenig gerettet, aber ich musste mich ziemlich durchquälen und war dann froh, es beendet zu haben. - Mario Vargas Llosa
Tante Julia und der Kunstschreiber
(76)Aktuelle Rezension von: JosseleDieser Roman erschien mit dem Originaltitel „La tía Julia y el escribidor“ bereits 1977 und soll laut Information im Innenteil (Suhrkamp Tb, 1. Aufl. 1988) „Mario Vargas Llosas wohl beliebtester Roman“ sein. Zum einen geht es um die autobiografische Geschichte des jungen Autors, der für einen Radiosender als Nachrichtenredakteur arbeitet, nebenbei seine ersten schriftstellerischen Versuche macht und seine vierzehn Jahre ältere Tante Julia kennen- und lieben lernt. Zum anderen werden die Geschichten erzählt, die der Hörspielautor Pedro Camacho für das Radio schreibt und aufführen lässt. Die Geschichte von der erwachenden Liebe zu Tante Julia decken sich im Wesentlichen mit den entsprechenden Teilen aus den Erinnerungen in „Der Fisch im Wasser“.
Diese unterschiedlichen Erzählebenen hält Vargas Llosa strikt ein, immer abwechselnd. Das ändert sich erst im letzten Kapitel, das wie eine Art Epilog angefügt ist.
Die Geschichten Camachos haben immer einen Protagonisten, der um die fünfzig Jahre alt ist, eine breite Stirn, eine Adlernase sowie einen durchdringenden Blick hat und sie haben jeweils ein offenes Ende, im Grunde einen klassischen Cliffhanger, der jedoch nie aufgelöst wird, da es, zumindest im Buch, keine Fortsetzung gibt.
Aufgefallen ist mir auch, wie schlecht die Argentinier in den Storys wegkommen. Sie müssen für eine Menge menschlicher Unzulänglichkeiten herhalten. Das habe ich bisher in keinem anderen Buch von Vargas Llosa so in Erinnerung.
Vargas Llosa scheint sich hier, so mein Eindruck, mit dem Beruf des Schriftstellers auseinanderzusetzen, denn größer, als zwischen ihm, dem jungen Mann, der nebenher ein paar Erzählungen schreibt, die allesamt von seinem Freund Javier verrissen werden, und dem erfolgreichen Autor von trivialen Geschichten Pedro Camacho, der sich nichts anderem widmet als dem Schreiben, könnte der Gegensatz nicht sein. Und dennoch verstehen sie sich gut und Mario wird fast der einzige Kontakt Camachos zur Außenwelt. Symptomatisch auch, dass Camacho sich in seiner Fantasie mehr und mehr verirrt.
Der Roman zeugt von der großen Fabulierfreude und dem erzählerischen Können des Autors, aber viel mehr kann ich den teilweise absurden Geschichten nicht abgewinnen. Irgendwie erschließt sich mir der Sinn nicht so richtig. Im Gegensatz zu vielen anderen finde ich also nicht, dass es Vargas Llosas bester Roman ist. Drei Sterne.
- G.S. Lima
Writers in New York
(113)Aktuelle Rezension von: sunplantskyDas ist Alabama-India und Playboy-Alec’s Geschichte in New York, eine Geschichte zweier aufstrebender Schriftsteller.
Ich wollte unbedingt noch das Debüt von G.S.Lima lesen und es hat mich genau wie ihre anderen Bücher mitgerissen. Ich weiß nicht, wie die Autorin es schafft, aber ich kann ihre Bücher nicht aus der Hand legen noch irgendwie normal weiterleben, bis ich das Buch beendet habe. Alec und India sind mir unfassbar ans Herz gewachsen. Ihre Liebe ist gewaltig, aber sie schmerzt einem beim Lesen auch, weil beide nicht wissen, wie sie damit umgehen sollten. Ich liebe das ganze NYC-Setting sowie das Schreibstudium. Das Buch ist richtig rund, vom ersten Satz bis zu den letzten drei. Der „100 Seiten vor Ende in einem Romance Buch“ Moment hat bei mir ein ganz großes Hääää ausgelöst. Ohne Spoiler: Lies weiter, das macht die Geschichte noch runter! Richtig gut durchdacht. Ich bin sehr begeistert!
- Mario Vargas Llosa
Tante Julia und der Schreibkünstler
(11)Aktuelle Rezension von: sr_rolandoSprachlich ist die Geschichte famos erzählt und doch manchmal etwas langatmig. Sehr kleine Details werden sehr breit erzählt, zu breit manchmal, oft gelingt jedoch erst dank der epischen Ausführlichkeit der Schwenk zum Absurden, Komischen, Unterhaltsamen. Das spanische Original traut sich unsereins ja nicht zu. Die Übersetzung von Thomas Brovot macht jedoch Spaß.
Es ist ein Klassiker. Einer, der sich nicht immer ganz reibungslos anbiedert. Das ist auch ganz gut so. Und für die nächste Auflage spendiert bestimmt auch jemand ein neues Cover.
- Anthony Horowitz
Die fünf Tore 2 - Teufelsstern
(138)Aktuelle Rezension von: NokbewGelungene Fortsetzung! Band 2
Ich bin wirklich nicht der Fantasy Fan. Aber diese Buchreihe von fünf dicken Romanen hat es mir angetan. Wundervolle und bildhafte Sprache (Kompliment an die Übersetzer!), toller Plot, Spannung bis zum finalen-genialen Ende!
Danke sehr, Sir Horrowitz!
- Adrian McKinty
Todestag
(15)Aktuelle Rezension von: EglfingerNach zwölf Jahren auf der Flucht kehrt Michael Forsythe nach Belfast zurück. Er hat vierundzwanzig Stunden Zeit, die entführte Tochter seiner großen Liebe Bridget wiederzufinden. Versagt er, hat er zum letzten Mal versagt… Das Buch beginnt ein Jahr nach dem erfolglosen Attentat auf Michael Forsythe in L. A., wo der erste Teil endete. Michael Forsythe arbeitet als Sicherheitschef in einem Hotel in Peru. Zwei Killer stöbern ihn auf, halten ihm eine Knarre an den Kopf und drücken ihm ein Telefon in die Hand. Am anderen Ende der Leitung ist seine große Liebe Bridget, die noch eine Rechnung mit ihm offen hat, weil er vor zwölf Jahren ihren Verlobten umgebracht hat. Sie stellt ihn vor die Wahl. Entweder er kommt nach Belfast und hilft ihr, ihre entführte Tochter innerhalb von 24 Stunden aufzufinden und alle noch offenen Rechnungen sind beglichen, oder die Killer erschießen ihn an Ort und Stelle. Er kehrt nach Irland zurück, und kaum, dass er in Dublin angekommen ist, kann er gerade noch einen Anschlag auf sich verhindern. Ihm kommen Zweifel, ob er nicht vielleicht doch in eine Falle Bridgets gelaufen ist. Doch die Sehnsucht, dass das Versteckspielen nach zwölf Jahren endlich ein Ende haben könnte, treibt ihn weiter an. Er trifft sich mit Bridget in Belfast und verspricht ihr, ihre Tochter zurückzuholen. Doch schnell muss er feststellen, dass Belfast sich seit dem Friedensprozess sehr verändert hat und seine damaligen Kontakte nicht mehr viel wert sind. Er legt sich mit der Belfaster Unterwelt an um an Informationen zu kommen und riskiert dabei mehrfach sein Leben, bis es um Mitternacht zum großen Showdown der Trilogie kommt. Es ist ein actionreicher Schlussteil der Trilogie der dort endet, wo alles begann – in Irland. Es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf, weil Adrian McKinty seinem Helden nur 24 Stunden Zeit gibt, alles zu einem Ende zu führen. Und genauso verhält sich Michael Forsythe auch. Rücksichtslos und brutal gegenüber allen, die ihm nicht sofort weiterhelfen. Temporeich mit einem überraschenden Auftritt am Ende des Buches. - Alonso Cueto
Die blaue Stunde
(5)Aktuelle Rezension von: WinfriedStanzick
Adrian Ormache, die Hauptfigur in Alonso Cuetos lesenswertem Roman „Die blaue Stunde“ ist ein Mann, dem es besser nicht gehen könnte. Er gehört als Inhaber einer sehr erfolgreichen Anwaltskanzlei in Lima zum gehobeneren Establishment eines Peru, das seine eigenen „bleiernen Jahre“ hinter sich gelassen zu haben scheint. Er wohnt in einer der besten Viertel von Lima, hat mit Claudia eine wunderschöne Frau, die ihn versteht und in allem unterstützt und mit ihr zusammen zwei Töchter. Alicia, die ältere von beiden, studiert Jura an der Katholischen Universität und tritt selbstsicher in die Fußstapfen ihres Vaters. Ihre Schwester Lucia ist empfindsamer und kann sich sehr für Musik begeistern. Zu seinem Bruder Ruben hat Adrian seltenen Kontakt, sie sind gar zu unterschiedlich.
Erfolgreich, mit einer glücklichen Ehe und zwei gelungenen Töchtern gesegnet, öffentlich anerkannt und geschätzt, in einem Land, in dem es nach langer Zeit der Dunkelheit wieder aufwärts geht – das Leben könnte für Adrian nicht schöner sein.
Und doch wird er quasi über Nacht in einen biographischen Strudel hineingestürzt, der ihn tief in die jüngste Geschichte seines Landes mit dem erbarmungslosen Krieg zwischen den Terroristen des Leuchtenden Pfads (Sendero Luminoso) und der peruanischen Armee und Sicherheitspolizei führt, der an Grausamkeit und Unmenschlichkeit über eine sehr lange Zeit beispiellos war und kaum eine Familie in Peru unberührt ließ.
Als Adrians Mutter stirbt, nimmt ihn das mehr mit als er vermutet hätte. Doch mitten in seine ungewöhnlich heftige und Züge von Depression annehmende Trauer, erfährt er nach der Beerdigung seiner Mutter von den Rolle seines schon längere Zeit verstorbenen Vaters im erbarmungslosen Krieg gegen den Sendero. Als er Dokumente seiner Mutter durchsieht, entdeckt er einen alten Brief an sie:
„Senora Beatriz Ormache:
Ihr Ehemann, der Offizier Ormache, ist ein sehr böser Mann, der großes Unglück über meine Familie gebracht hat. Meine Nichte wurde in Huanta gefoltert und vergewaltigt. Meine Nichte war gut, nie hat sie etwas mit Terrorismus zu tun gehabt, aber ein paar Soldaten sind gekommen und haben sie mitgenommen und Ihr Ehemann Ormache hat sie vergewaltigt, Senora, Missbrauch hat er ihr angetan. Deshalb, Senora, wird Fluch über Ihre Kinder und über Sie kommen, Senora. Für alle Zeit verflucht. Dieser Fluch wird viele Jahre dauern, er wird auf Ihnen und auf ihren Kindern und den Kindern Ihrer Kinder liegen, So wird es sein, Vilma Agurto.“
Dieser Brief verändert mit einem Schlag Adrians Leben. Er begegnet Chacho, der zusammen mit seinem Vater in der Kaserne des Militärs in Huenta diente. Er bestätigt, daß Adrians Vater in besonders brutaler Weise an Folterungen beteiligt war und sehr oft, nach dem er sich an einer weiblichen Gefangenen vergnügt hatte, diese dann seiner Mannschaft zur Verfügung stellte, bevor sie dann getötet wurde. Auch sein Bruder Ruben bestätigt ihm das Verhalten des Vaters. Und er erfährt von einem Mädchen namens Miriam, die sein Vater geliebt hat, die er bei sich behalten und mit der er gelebt hat und die eines Tages mit einer List aus der Kaserne geflohen ist. Es stellt sich auch heraus, daß Adrians Mutter bis zu ihrem Tod an die Familie Miriams eine Art Schweigegeld gezahlt hat, das diese nun, nach deren Tod, von ihm verlangt. Wenn diese Geschichte über seinen Vater öffentlich würde, wäre Adrian erledigt. Auch deshalb macht er sich auf eine abenteuerliche Suche nach dieser Frau, erinnert sich, daß es wohl sie gewesen ist, mit deren Suche ihn sein Vater damals kryptisch auf dem Sterbebett beauftragt hatte und verliert langsam den Boden unter den Füßen seiner so gesicherten und glücklichen Existenz.
Seine Frau Claudia, der er sich mehr und mehr zu entfremden droht, was ja auch kein Wunder ist, versucht zu verstehen, was in ihrem Mann vorgeht, und es ist kaum zu glauben, daß am Ende des Buches diese Ehe noch besteht
Nach langer Suche – Adrian hat dabei große Probleme, seiner Arbeit in der Kanzlei nachzukommen, wobei ihm seine Assistentin Jenny eine unschätzbare Hilfe ist – findet er Miriam. Sie versichert ihm sofort, daß er keine Angst zu haben brauche, daß sie irgendetwas der Öffentlichkeit preisgebe und will zunächst nichts mit ihm zu tun haben, schickt ihn weg. Doch Adrian bleibt stur, er will mehr wissen. Sie nähern sich einander immer mehr an, beginnen sogar eine Beziehung, Und sie erzählt ihm die lange, bedrückende Geschichte seines Vaters, ihre Geschichte mit ihm.
Und er schreibt sie auf für dieses Buch.
„Die blaue Stunde“ ist ein beeindruckendes Buch der Geschichte einer Schuld, die vom Vater auf den Sohn übergeht und diesen am Leben hindert, ihm das Licht nimmt und ihn ins Dunkle stürzt. Aber er muß sich dieser Geschichte stellen, es führt kein Weg daran vorbei.
Er hört von Miriam von ihrer abenteuerlichen Flucht, jener „blauen Stunde“ kurz vor Morgengrauen, als die Soldaten sie beinahe gefasst hätten und lange lässt sie Adrian in dem Glauben, ihr Sohn Miguel sei sein Bruder. Dabei setzt er sein Familienleben fort wie gewohnt, aber:
„In jener Zeit fühlte ich, daß ein anderer Mann Besitz von meinem Körper ergriffen hatte. Auf einmal kam es mir als das Natürlichste der Welt vor, mich so zu fühlen, halb zornig, halb entzückt, eine Mischung, die mich von allen Stühlen vertrieb, auf denen ich saß. Ich dachte nur an Miriam, ich sah ihre Augen, die mich anschauten, und hörte ihre Stimme, wie findest du Miguel, und spürte ihre vollen Lippen auf meinem Mund.“
„Die blaue Stunde“ ist ein bewegendes und sprachlich anspruchvolles Buch, dem ich gerade in Deutschland eine große Verbreitung wünsche. Denn die von Alonso Cueto in diesem Roman vorgelegte Geschichte aus Peru ist eine Form der Bearbeitung von schrecklicher Vergangenheit und der damit verbundenen Schuld, die über die Generationen hinweg wirkt, wie wir sie in Deutschland etwa seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts in der Literatur zunehmend finden. Es ist sehr interessant, aus fremden Ländern zu hören, wie dort Menschen mit einer politischen Vergangenheit umgehen, deren Schrecken und Terror das Land Peru bis Mitte der achtziger Jahre des 20.Jahrhunderts in großes Chaos stürzte und deren Aufarbeitung nach der Verhaftung von Guzman, dem Führer des Sendero erst langsam beginnt.
Ich kann das Buch nur empfehlen. - Karl May
Das Geheimnis des Marabut
(8)Aktuelle Rezension von: LerchieHugo von Greifenklau hat seine Margot bekommen, aber Kapitän Richemonte, ihr Stiefbruderschwört ewige Rache. Greifenklaus haben einen Sohn, inzwischen erwachsen, mit Namen Gebhard. Dieser war mit seinem Freund in Frankreich zu einem abendlichen Besuch bei der Gräfin Rallion, eigentlich einer Deutschenhasserin. Sie hat zwei Nichten und einen sehr feigen Neffen. In die Nichten verlieben sich die Freunde, aber Gebhard geht zunächst auf eine Reise durch die Sahara und schießt einen Löwen. Und da gibt es noch den geheimnisvollen Marabut und seinen Sohn. Und Kapitän Richmonte kehrt mit einem Sohn mit seine Frau Lima aus einem afrikanischen Beduinenstamm nach Frankreich zurück. Und hinterlistig, wie er ist, bringt er die Greifenklaus um ihr Hab und Gut. Auch dies ist wieder sehr spannend und fesselnd geschrieben Es ist die Zeit nach Napoleon I. Wie Gebhard von Greifenklau die alte Deutschenhasserin bekehrt und die eine Nichte schließlich als seine Frau nach Deutschland bringt. - Mario Vargas Llosa
Sonntag
(8)Aktuelle Rezension von: sabatayn76‚Er schloss die Augen und sprang.‘ (Seite 42)
Miguel gesteht Flora seine Liebe, aber sie bittet um Bedenkzeit. Miguel hat Sorge, dass ihm sein Konkurrent Rubén in der Zwischenzeit das Mädchen ausspannen könnte, und als Rubén Miguel eine gefährliche Wette um Flora vorschlägt, sagt Miguel zu.
Ich liebe die meisten Bücher von Mario Vargas Llosa und schätze die Illustrationen von Kat Menschik sehr. ‚Sonntag‘ verbindet beides, weshalb ich besonders neugierig auf dieses Buch der Insel-Bücherei war.
Die (frühe) Erzählung des peruanischen Schriftstellers, der 2010 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, ist sehr knapp gehalten, wird aber meisterhaft erzählt. Vargas Llosa gelingt es auf wenigen Seiten, den Leser vor Ort zu versetzen, eine packende Handlung zu schildern und so durchweg zu fesseln.
Auch die Illustrationen von Menschik sind, wie immer, wundervoll. Sie schafft es immer wieder aufs Neue, jedem Buch einen einzigartigen Anstrich zu verleihen. Keines ihrer illustrierten Bücher lässt sich mit einem anderen vergleichen, stets wählt sie andere Farben, eine andere Technik, transportiert eine besondere Stimmung, passt die Illustrationen perfekt an den Inhalt des Buches an.
‚Sonntag‘ bietet einen schönen Einblick ins Werk Vargas Llosas sowie in die Kunst Menschiks und ist ein rundum ästhetisches Büchlein. - Homeira Qaderi
Dich zu verlieren oder mich
(43)Aktuelle Rezension von: mimitati_555Homeira wird in Afghanistan geboren, ihre Kindheit und Jugend beschattet von Krieg und Unterdrückung. Mit Hilfe ihrer Familie wächst das Mädchen mit Büchern auf, die Liebe zur Literatur wurde ihr förmlich in die Wiege gelegt. Mit dreizehn Jahren riskiert sie ihr und das Leben ihrer Familie, als sie Kinder unterrichtet im Lesen und Schreiben, nachdem die Taliban an die Macht gekommen und Schulen für Mädchen geschlossen sind. Jahre später glaubt sie, einen Weg gefunden zu haben, als Frau in Afghanistan glücklich zu sein, als ihr Mann ihr nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes mitteilt, dass er eine Zweitfrau heiraten wird. Homeira aber will sich damit nicht abfinden, rebelliert und verliert ihren Sohn.
„Dich zu verlieren war der schlimmste Schmerz, den ich je erlitten habe, und ich weiß, dass Du sehr, sehr wütend sein musst. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich mich entscheiden musste, nicht nur für mich, sondern auch für mein Land und letzten Endes für dich. Keiner von uns beiden soll zu einem Land gehören, das Frauen so erniedrigt, wie die afghanische Gesellschaft es tut.“ (Seite 226)
Dieses Buch ist kein Roman, es ist die wahre Geschichte einer afghanischen Frau und Mutter, die mich nach dem lesen erschüttert und tränenüberströmt zurücklässt. Homeira Qaderi wendet sich im Buch an ihren Sohn und damit auch an die Lesenden, sie geht zurück in eine Zeit, als sie ein Kind war und in einer gefährlichen, frauenfeindlichen Welt aufgewachsen ist. Es war eine Zeit des Krieges, der Besatzung und des Widerstands, immer gab es Mächte, die unterdrückten, befehligten und entschieden, was zu tun und was zu unterlassen ist. In der gesamten Zeit wurde das Kind, das Mädchen, die junge Frau nicht müde, alles dafür zu tun, um ihren Traum zu verwirklichen, eine Schriftstellerin zu werden. Dies tat sie gegen alle Widerstände; auch davon handelt dieses Buch.
„Die Geschichte der afghanischen Frauen ist eng mit der Geschichte und Politik unseres Landes verwoben. Sie ist ein endloser Strom aus Kummer in Zeiten des Friedens und des Krieges, durchdrungen von Schmerz, der doch nie das heilende Meer erreicht.“ (Nachwort, Seite 230)
Voller Ehrfurcht und Bewunderung las ich dieses Buch über Homeira Qaderis Kampf gegen die Gesellschaft, die Umstände, ihren Ehemann und letztlich den Staat, als sie vor Gericht um das Sorgerecht kämpfen muss. Das Nachwort erläutert die Umstände, die Danksagung vervollständigt das Bild und ich verneige mich tief vor so viel Stärke und Mut. Es ist richtig und wichtig, die Stimme zu erheben, wie die Autorin es mit diesem Buch tut. Eine Leseempfehlung und die volle Punktzahl sind da wohl selbstverständlich.
- Arnon Grünberg
Gnadenfrist
(33)Aktuelle Rezension von: solveigEigentlich ist Jean Baptist Warnke ganz zufrieden mit seiner Arbeit als Diplomat in Peru. Auch sein Privatleben mit Frau und zwei Töchtern liebt er. Als er eines Tages Malena in einer Bar kennenlernt, gefällt sich Warnke zunächst in der Rolle des Liebhabers und Gönners. Nach und nach vertieft sich seine Zuneigung zu der jungen Frau, obwohl er nicht viel über sie weiß. Bis es eines Tages zu einer Geiselnahme in der japanischen Botschaft kommt...
Stets aus der Sicht seines Protagonisten erzählt Grünberg die Geschichte der Wandlung eines braven Bürgers zum Terroristen. Sehr verknappt und mit viel bitterer Ironie zeichnet der Autor die Arroganz von Menschen, ihr Arrangement mit der jeweiligen Gesellschaft, die sie umgibt, und die Vorteile, die so mancher aus seiner Stellung zieht. Zunächst amüsiert, gefriert dem Leser am Ende das Lächeln allerdings.
„Gnadenfrist“ ist ein recht kurzer Roman, der aber eine Menge Stoff zum Nachdenken in sich birgt.
- Mario Vargas Llosa
Maytas Geschichte
(4)Aktuelle Rezension von: JosseleDer Ich-Erzähler, vermutlich Vargas Llosa selbst rekonstruiert ca. im Jahr 1983 einen gescheiterten Revolutionsversuch, der 25 Jahre zuvor in der peruanischen Sierra stattfand und an der die Hauptfigur Alejandro Maytas Avendaño maßgeblich beteiligt war.
Der Autor beginnt, Maytas Leben zu erforschen, besucht Familienmitglieder, alte Weggefährten und politische Freunde wie Gegner, nicht zuletzt, um auf diese Art ein Stück untergegangener Historie aus der Vergessenheit zu holen.
Dabei wechselt die Zeitebene, zumindest in zwei Dritteln des Romans ständig, ohne dass das durch Absätze kenntlich gemacht wird. Das macht den Roman teilweise schwer lesbar, ja stellenweise zu einer intellektuellen Herausforderung, erinnert den Leser aber immer wieder daran, dass er aufmerksam sein sollte. Ich habe öfter mal zurückgeblättert und doppelt gelesen, um mich in den verschiedenen Zeiten und Personen zu orientieren.
Die Geschichte an sich ist schnell erzählt: der trotzkistische, theoretische Berufsrevolutionär begegnet Mayta, ungefähr 40 Jahre alt, begegnet auf einer Party dem jungen Gefängnisvorsteher von Jauja, Leutnant Vallejos. Die beiden werden Freunde und ergänzen sich. Während Mayta Vallejos die Theorie erklärt, begeistert umgekehrt Vallejos Mayta für Taten, zu denen es schließlich auch kommt. Doch die geplante Revolution, dilettantisch geplant, scheitert kläglich und Vallejos kommt dabei ums Leben. Mayta überlebt, kommt ins Gefängnis und fasst auch später im Leben nicht mehr richtig Fuß.
Vargas Llosa erzählt die (fiktive) Geschichte eines durch und durch sympathischen Menschen, der voller Empathie für die benachteiligten und armen Menschen in Peru ist, der seine Grundsätze nie verleugnet, danach handelt, aus Solidarität einiges auf sich nimmt und doch gnadenlos scheitert und völlig desillusioniert zum Schluss in einem Slum um Lima lebt.
Die Gespräche, die der Ich-Erzähler mit den Bekannten und Verwandten Maytas führt, um dessen Leben zu recherchieren, lassen oft eine Einordnung zwischen Fiktion, Lüge und Wahrheit nicht zu, da sie sich teilweise widersprechen bzw. erkennbare Schutzbehauptungen sind.
Zugegeben: man muss sich zu Anfang an der Erzählstil und die Zeitenwechsel gewöhnen und man liest den Roman nicht einfach so runter, aber dennoch in meinen Augen ein gutes Buch.
Auf meinen Exemplar (Suhrkamp 1986) steht auf der Rückseite ein – wie ich finde – toller Satz von Klara Obermüller, der es genau trifft: „Der Roman ist eine einzige Huldigung an die Literatur und ihre Fähigkeit, Wahrheit zutage zu lügen.“
- Mario Vargas Llosa
Tante Julia und der Kunstschreiber
(2)Aktuelle Rezension von: Daphne1962Tante Julia und der Kunstschreiber, von Mario Vargas Llosa, ein Hörspiel der besonderen Art. Ein Hörspiel in einem Hörspiel sozusagen. Ganze 12 Stunden lang. Aber auch manchmal ein wenig langatmig und dennoch sehr originell gemacht. Alle Stimmen sind einem unbekannt, weil das ganze seinerzeit in der Schweiz aufgenommen wurde. Mario, ein junger Student aus Peru arbeitet bei einem Radiosender "Radio Central" und spricht die Nachrichtensendungen. Das Publikum möchte aber lieber die Seifenopern hören, die täglich gesendet werden. Es ist einfach kitschig, was durch den Äther kommt. Aber die Leute lieben diese Seifenopern. Zum Schreiben dieser Stücke kommt ein Bolivianer, Pedro Camacho, der wie besessen an den Stücken schreibt so das man meint er lebe schon darin. Irgendwann verliert er schon mal den Überblick seiner zahlreichen Darsteller, die er in schwülstiger Erzählkunst beschreibt. Liebe, Lust und Leidenschaft, Mord und totschlag in derartiger Vermischung mit verschiedenen Stücken. Seine Wortwahl ist derart altmodisch. aber es kommt an beim Publikum. Dennoch gibt es auch Beschwerden von Zuhörern, die inzwischen diese Hörspiele für bare Münze nehmen. Sie können zum Teil Fiktion und Realität nicht mehr auseinander halten. Mario verliebt sich derweil in seine Tante Julia, einer Bolivianerin, die fast doppel so alt ist. Die Liaison entwickelt sich, sie versuchen sie geheim zu halten. Treffen sich heimlich, aber nach und nach sickert dann doch was durch. Die Geschichte kann natürlich nicht geheim bleiben und spitzt sich zu. Er möchte auch lieber Schriftsteller werden, zum Mißfallen seiner Eltern natürlich. Es hat sehr viel Spaß gemacht, dieses Hörspiel zu hören. Vor allem, weil es so ungewöhnlich ist. Mario Vargas Llosas Erzählweise ist doch recht ungewöhnlich, aber macht Lust auf mehr Literatur von ihm. - Mario Vargas Llosa
Die Stadt und die Hunde
(22)Aktuelle Rezension von: JorokaIn einer militärischen Schule in Lima herrschen unter den Kadetten ganz eigene Gesetze. Die Älteren unterdrücken die Jüngeren, die Stärkeren die vermeintlich Schwächeren. Wer nicht mitspielt, wird gnadenlos gedemütigt. Die Lehrer und Vorgesetzten bekommen davon lange offenbar nichts mit. Die Hunde halten im Rudel gegen die Wölfe zusammen, selbst wenn die Hack- und Beißordnung schmerzhaft ist. Doch dann passiert eine Denunzierung, die der Auslösende nicht überlebt. Das Gefüge gerät aus den Fugen. Die Loyalität wird auf eine harte Probe gestellt. Doch die Offenbarungen sind nicht erwünscht, der Schein soll aufrecht gehalten werden. Das fordert weitere Opfer, wenn auch an anderer Stelle, als erwartet.....
Es handelt sich um den ersten Roman des Literaturnobelpreisträgers von 2010 aus Anfang der 1960iger Jahre. Viele sagen, es sei sein Eindruckvollster. Die Bücher von Mario Vargas Llosa wurden damals in Lima öffentlich verbrannt. Er galt über lange Zeit als Nestbeschmutzer.
Der Roman springt sehr zwischen den Figuren. Das macht die Orientierung für den Leser lange nicht so einfach. Wollte zu Beginn das Buch mehrmals wieder auf die Seite legen, da ich zunächst so recht keine Linie finden konnte. Gerade mal so nebenbei zu lesen, ist bei diesem Werk nicht ganz so einfach. Doch letztendlich zog mich der Roman in eine Welt, in einer schon etwas weiter entfernten Zeit hinein, die geprägt ist von einer niedrigen Schwelle der Gewaltbereitschaft, Unterdrückung, Vertuschung und Hierarchiehörigkeit. Aber auch – etwas positiver ausgedrückt – von der Entdeckung erster libidinöser Regungen und Freundschaft.
Der Schreibstil bewegt sich auf hohem, ausgewogenem Niveau.
Eine Überraschung wartet im Epilog!
Fazit: Das Durchhalten hat sich gelohnt: Einblick in eine ferne, fremde Welt und von den Inhalten betrachtet trotzdem gegenwartsnah und alles andere als angestaubt.
- Sergio Bambaren
Die Blaue Grotte
(35)Aktuelle Rezension von: Pegasus1989Ehrlich gesagt ist mir dieses Buch ein Rätsel. Wirklich gelungen finde ich es nicht und die Botschaft dahinter verstehe ich auch nicht wirklich. Franziskus' Geschichte und sein Lebenswerk fand ich eher langweilig, als informativ und was hinter der Reise stecken soll, ist nur sehr schwer rauszufinden.
- Mario Vargas Llosa
Der Geschichtenerzähler
(24)Aktuelle Rezension von: JosseleDie Originalausgabe dieses Buches erschien 1987 unter dem Titel „El hablador“. Die Geschichte wird auf verschiedenen Ebenen erzählt. Es gibt eine Rahmenhandlung, in der der Erzähler in der Ich-Form von seinem Besuch in Florenz erzählt, „um Peru und die Peruaner eine Zeitlang zu vergessen“, was ihm aber nicht gelingt, weil er in einer Galerie auf Fotos aus Peru stößt. Auf der zweiten Ebene berichtet der Autor aus den 50-er des letzten Jahrhunderts, als er und sein Freund Saúl Zuratas sich mit der Kultur der Machiguengas befassten, mit Forschern sprachen und eigene Reisen in den Dschungel unternahmen und den Menschen dort begegneten. Ein zweiter Bericht dieser Ebene ist in den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts angesiedelt, als der Autor sich erneut, diesmal als Fernsehmacher, mit den Ureinwohnern beschäftigte. Ebene Nr. 3 besteht aus den Geschichten des Geschichtenerzählers, der zugleich Unterhalter, Nachrichtenübermittler und das Gedächtnis des weit verstreuten Stammes ist.
Ich habe mich mit der Lektüre schwergetan, vor allem mit den Erzählungen des titelgebenden Geschichtenerzählers, da diese sehr weit von meiner eigenen Sicht auf die Welt entfernt sind. Da ging es mir wie dem Ethnologen Edwin Schneil, den der Autor über die Geschichten des Geschichtenerzählers sagen lässt: „Tja, unmöglich, sich daran zu erinnern. Was für ein Chaos! Von allem ein wenig, von den Dingen, die ihm in den Kopf kamen.“ (Suhrkamp Tb, 1. Aufl. 1998, S. 208)
Bemerkenswert fand ich dabei eigentlich lediglich die Schöpfungsgeschichte, wie sie der Geschichtenerzähler berichtet und die in Teilen derjenigen in der Bibel nicht unähnlich ist. Offenbar sehnen sich alle Menschen schon immer nach einer Erklärung für ihr Verweilen auf der Erde. (ebd., S. 156 - 160) Ebenso erging es mir mit der Jesus-Geschichte und der Erklärung für die jüdische Diaspora, die der ehemalige jüdische Freund des Autors, der nun als Geschichtenerzähler bei den Machiguengas lebt, erzählt. (ebd., S. 253ff)
Die gesamte Lebens- und Denkweise der Machiguenga ist jedoch von Grund auf so sehr anders als meine eigene, dass ich mich nicht in ihre Gedanken und Ängste hineinversetzen konnte.
Interessanter und für mich zugänglicher und verständlicher fand ich da schon den Blick von außen, den der Autor und sein Freund auf die Machiguengas warfen, besonders die Diskussion darüber, wie man sich am besten ihnen gegenüber verhalten sollte. Ist es sinnvoll, sie komplett zu meiden und in Ruhe zu lassen, weil jede Berührung mit anderen Lebensweisen ihre Kultur zerstört, wie Saúl befürchtet. Oder ist es besser, sie bestmöglich in eine sich verändernde Welt zu integrieren, weil es unvermeidlich ist, dass sie eines Tages mit anderen Lebensweisen konfrontiert werden würden und für diesen Fall sollten sie gewappnet sein, so dass sie sich zurechtfänden und nicht ausgenutzt werden, wie bereits geschehen zur Zeit des Kautschukbooms.
Vargas Llosa ist ein großartiger Erzähler, aber das Thema und der Stoff haben mir in diesem Fall trotzdem nicht so richtig gefallen. Zwei Sterne.
- Santiago Roncagliolo
Roter April
(13)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderToller Ansazt, tolles Thema, guter Start und an den meisten Stellen sehr gute Sprache. Aber...... Irgendwann verliert der Autor den Faden und der Krimiplot verliert seinen Pfad und die Geschichte gerät ins stocken. Nichts spannendes bleibt hier mehr übrig, leider. Schade um diesen sympathischen Autor.
- Alonso Cueto
Das Flüstern der Walfrau
(5)Aktuelle Rezension von: HeikeGÜberlebende der Erinnerung Auf einer dienstlichen Geschäftsreise nimmt auf dem Rückflug eine extrem dicke Frau neben Verónica - um die Vierzig, Journalistin im Ressort Internationales einer Zeitung - Platz. Es ist ihre alte Schulfreundin Rebeca, ein Mädchen, welches schon in der Kindheit für ihr Anderssein von vielen, zuweilen auf grausamste Art und Weise, gehänselt wurde. Verónica jedoch fühlte sich zu ihr hingezogen. Doch diese Freundschaft durfte nur im Verborgenen blühen. Denn Verónica wollte nicht, dass man sie wegen dieses Pummelchens in sackartigen Kleidern aus der kindlichen, später jugendlichen Gemeinschaft ausstößt. Verónica ist mit dieser neuerlichen, alten Bekanntschaft überfordert und verweigert ihr Erkennen. Doch bei diesem einmaligen, zufälligen (?) Treffen soll es nicht bleiben. Von nun an scheint Rebeca Verónicas Leben zu okkupieren. Sie ruft im Büro an, schreibt ihr Mails, taucht wie aus dem Nichts bei Veranstaltungen auf, denen auch Verónica beiwohnt und hat zu allem Übel auch noch die Wohnung über ihrem Liebhaber bezogen. Zwei Frauen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die eine - zwar reich und erfolgreiche Managerin - aber fresssüchtig, einsam und mit fast schizophrenen Verhaltensweisen. Die andere attraktiv, sportlich, verheiratet, wenn auch nicht sehr glücklich, mit einem wohlerzogenen Sohn, mit vielen Freundinnen und Erfüllung im Beruf. Doch der Schein trügt. Auf Verónica lastet die Schuld eines Verrates an dieser Freundschaft. In einer äußerst raffinierten zirkularen Erzählstruktur (der Anfang des Buches ist zugleich die homogene Fortsetzung des Endes und weist bereits auf ein blutiges Vorkommnis hin) schildert eine Frau rückblickend ihre eigenen Erlebnisse im Jahr 2005 in Perus Hauptstadt Lima, gepaart mit immer dichter werdenden Reminiszenzen ihrer Vergangenheit, die sie als Notizen und Fragmente in einem Tagebuch gesammelt und einer Freundin übergeben hatte. Diese wiederum lässt sie einem Schriftsteller (Alonso Cueto) zukommen und so liegen sie dem Leser jetzt vor. Wie einen bedrohlichen Schatten senkt Cueto die zunehmenden, schmerzhaften Erinnerungen Verónicas bis zum schmählichen Verrat an ihrer Freundin über das Szenario. Unprätentiös, spartanisch, karg und glasklar die Sprache. Kurze prägnante Sätze ohne Schnörkel und weit schweifende und ausladende Beschreibungen sind das Markenzeichen des Autors. Die "Handlung" ist Verknappung auf das Allernotwendigste, jedoch mit ungeheurer Tiefenschärfe und Aussagekraft: Analyse statt Bebilderung. Alonso Cueto benötigt nur zwei, drei Bleistiftstriche um eine Situation zu umreißen und einzugrenzen. Matthias Strobel hat diese großartige Literatur aus Peru vorzüglich aus dem Spanischen ins Deutsche übertragen. - Sergio Bambaren
Die Bucht am Ende der Welt
(62)Aktuelle Rezension von: Pegasus1989Dieses Buch ist vielfältig. Es enthält nicht nur so manche Weisheit fürs Leben, sondern auch viele Informationen über Tauchvorgänge, Lebewesen im Meer oder auch typische Charakteristika und Lebensgewohnheiten so mancher Völker. Sehr lehrreich geschrieben und durchaus empfehlenswert. Hinzu kommt, dass ich es schön finde, dass auch darauf hingewiesen wird, dass man nicht an einem Hobby festhalten soll, sondern auch durchaus neue dazu erhalten kann. Dies zeigt Veränderungen, die man als Mensch durchlaufen und annehmen sollte.
- Juan Danilo
Ceviche. Das Kochbuch
(27)Aktuelle Rezension von: Stephan_MichelCeviche, das peruanische Fischgericht das gerade die Welt erobert. Wenige Zutaten, Schärfe, Säure, mehr braucht eine gute Ceviche nicht. Und genau dabei hilft das toll fotografierte und schön beschriebene Buch sehr gut.
Rezepte:
Wie der Titel schon sagt, geht es in dem Buch um Ceviche. Dabei handelt es sich typischerweise um rohen Fisch bzw. Meeresfrüchte, die in Limettensaft gegart werden. Es gibt aber auch vegetarische Variaten und eine gute Auswahl an Beilagen und peruanischen Drinks (insbesondere das Pisco Sour Rezept ist toll!). Die Erklärungen für die Rezepte sind klar, durchdacht und funktionieren gut.
Bilder:
Das gesamte Buch ist unglaublich gut fotografiert und die Bilder machen schon richtig Lust auf mehr. Hier hat der Verlag das Geld sehr sinnvoll in einen guten Fotografen investiert.
Gesamteindruck:
Man braucht gute,frische Zutaten für eine gute Ceviche. Sonst hilft auch dieses Buch wenig. Aber mit diesem Buch wird es in jedem Fall gelingen, aus ebendiesen frischen Zutaten ein tolles Gericht zu zaubern. Sehr empfehlenswert für Fans der Ceviche!