Bücher mit dem Tag "lisboa"

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22 Bücher

  1. Cover des Buches Die natürliche Ordnung der Dinge (ISBN: 9783442733897)
    António Lobo Antunes

    Die natürliche Ordnung der Dinge

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    Ein alter Mann erzählt seine Geschichte. Doch die junge Geliebte, die er damit konfrontiert, fühlt sich eher belästigt, für sie ist es der Tribut, den sie zahlt, damit sie ausgehalten wird. Doch diese Geschichte ist ein Familiendrama, das sich über mehrere Generationen hinzieht und so wird sie auch im weiteren Verlauf von mehreren Erzählern dargeboten, die nicht nur dieses Familienleben schildert, sondern auch die nicht ganz gewöhnliche Geschichte Portugals seit den 50er Jahren. Und es ist eine Schilderung der Hassliebe zu Lissabon, die die Erzähler, jeder auf seine Weise, thematisieren.
    Niemand schreibt so wie Antunes. Das liest man sicher über den einen oder anderen Autoren auch in Rezensionen, aber dieses Alleinstellungmerkmal hat sich der Portugiese in vielen Romanen redlich erarbeitet. Wobei man noch nicht mal sagen kann, dass er diesen Stil "entwickelt" hat, vielmehr ist er ihm immanent, ein Teil von ihm, man könnte sagen, angeboren. Denn diese Art, mit Worten umzugehen, Sätze, die über mehrere Seiten, nur durch Kommata getrennt, mit einem Kaleidoskop von Bildern und Inhalten aufwarten, ist einfach nicht zu konstruieren.
    Antunes lesen erfordert Geduld. Der Novize wird möglicherweise mehrmals im Laufe der ersten 50 Seiten das Gefühl haben, er müsse das Buch weglegen, doch hat man sich erst einmal an diesen Ton gewöhnt, dann kann man sich fallenlassen und es wird schwierig, wieder aufzutauchen. Einmal im Sog von Antunes Sprache kann man sich dem nicht mehr erwehren. Das ist übrigens nicht nur mit diesem Buch so, sondern betrifft alle seine Romane.
    Mit Saramago hat zuletzt ein Portugiese den Nobelpreis erhalten. All die großartigen Schreiber wie Boyle, Auster usw. sind Kandidaten und Antunes reiht sich in diese Liga ein. Die fragwürdigen Entscheidungen der Jury in den letzten Jahren könnten endlich mal wieder durch die Verleihung an einen wirklich lebenden Großen Gewicht gewinnen. Antunes steht in der ersten Reihe.
  2. Cover des Buches Der Judaskuß (ISBN: 9783641249922)
    António Lobo Antunes

    Der Judaskuß

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    Lobo Antunes ist wohl Portugals sprachgewaltigster Schriftsteller, seine Wortkaskaden lassen dem Leser Bilder voller Vielfalt und Emotionen vor dem geistigen Auge erscheinen. Es ist sein Stil, der ihn unverwechselbar macht und der es immer wieder schafft, sein Publikum so nah wie nur möglich an Gefühlsebenen heranzuführen. Gerade wenn es um so sensible Themen geht wie in diesem Buch, das eigentlich nur ein Monolog ist, denn in einer Lissaboner Bar erzählt ein Betrunkener seiner zufällig von ihm zur Begleitung auserkorenen Herzensdame für eine Nacht seine Geschichte. Die Geschichte von 27 Monaten, die er in Angola im Krieg für Portugal verbracht hat, einem nutzlosen, grauenvollen und erniedrigenden Krieg für alle Seiten. Er stellt nicht nur das Kolonialsystem selbst in Frage, sondern klagt die unglaublichen Greueltaten an, die aus ihm und den Soldaten menschliches Treibgut gemacht haben. Er redet und redet ohne aufzuhören, alle Schattierungen der Emotionalität von wütend-aggressiv bis zärtlich-melancholisch durchläuft er, unversöhnlich gegen sich und auch gegen seine Begleiterin, die er letztendlich mit in seine Wohnung nimmt, um der Selbstzerstörung dieser Nacht auszuweichen, seiner Einsamkeit etwas entgegenzusetzen und mit oberflächlichem Sex und Alkohol Stunden der Erholung zu gewinnen. Dass es ihm auf keinen Fall gelingen wird, diesen Krieg aus sich herauszubekommen, weiß er, doch die Verzweiflung treibt ihn in die Situation, sich wenigstens für kurze Zeit daraus befreien zu können, um die Nacht zu überleben und nicht die Einsamkeit das tun zu lassen, was keine Kugel geschafft hat.
    Dieses Werk machte Antunes in Portugal populär, es war in erster Linie ein Skandal in der einst so erfolgreichen Kolonialmacht, es war aber auch ein Plädoyer für die, die in diesem Krieg ihr Leben verloren haben und damit auch den Anfang für den Schlussstrich unter das gesamte Kapitel der Koloniamacht gezogen haben.
    Antunes' Sprache ist einmalig, selten kann ein Autor offensichtlich so mühelos durch Worte so lebendge Bilder zeichnen. Ein großes Werk, denn es hat Bestand, die Kriege unserer Zeit und die damit verbundenen menschlichen Schicksale sind immer noch dieselben, nur das sie anderswo stattfinden. Man sollte mit der Empfehlung "Pflichtlektüre" vorsichtig sein, schaden kann diese Lektüre sicher  niemandem. Die Leute, für die es Pflicht sein sollte, Bücher wie dieses zu lesen, werden dann doch eher zu etwas "Hochgeistigem" greifen.
  3. Cover des Buches Lissabonner Requiem (ISBN: 9783446201736)
    Antonio Tabucchi

    Lissabonner Requiem

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Duffy

    Der Erzähler hat einen heißen Tag, zwölf Stunden, in Lissabon, um sich ganz der Atmosphäre und den Menschen dieser Stadt hinzugeben. Freilich nicht ganz unbelastet, den Tabucchis Buch ist keine Realität, es ist ein Zusammenfluss von Traum und Wirklichkeit. So begegnet der Erzähler einer Vielzahl von Menschen, Begegnungen, die sich in die Stadt einschmiegen und sie lebendig machen. Es sind aber auch Tote dabei, die die Vergangenheit mit der Gegenwart verschmelzen. Alles zusammen wird zu einer wunderbaren Hommage an eine großartige Stadt, eine einladende Geste für die, die sich vom Zauber einfangen lassen wollen. Daher bildet auch der Schlusspunkt dieses brillanten Büchleins ein Treffen mit dem heimlichen König von Lissabon, dem Literaten Fernando Pessoa. So gibt es dann auch ein Stück Logik in diesem Kaleidoskop, denn wer sonst sollte es besser abschließen als die Lichtgestalt der portugiesischen Literatur. 

  4. Cover des Buches Malfuria. Die Hüterin der Nebelsteine (ISBN: 9783401800189)
    Christoph Marzi

    Malfuria. Die Hüterin der Nebelsteine

     (149)
    Aktuelle Rezension von: Kayuri

    Catarina Seleado kann die Welt verändern und begibt sich gemeinsam mit Malfuria in das weitere Abenteuer.

    Die Geschichte des zweiten Bandes finde ich nicht so stark wie die im ersten. Wird der erste noch gut genutzt um die Welt kennen zu lernen und hat somit eine Ausrede für die Längen, ist dies beim zweiten Band anders. Bis die Geschichte in Fahrt kommt dauert es einfach recht lange. Zwischendurch passieren immer Mal Sachen die Fahrt in die Erzählung bringen, es wirkt aber wie ein Laser Wind der schnell verfliegt. Längen sind in Ordnung, und nicht immer muss die Spannung hoch gehalten werden, nur schafft das Buch es nicht einen schnell in den Bann zu ziehen. Es dauert. Am Ende wird man jedoch belohnt. Die Geschichte nimmt Fahrt auf und plötzlich wird die Spannung in einem guten Bogen aufrecht erhalten.

    Die Charaktere lernt man hierbei gut kennen. Man misstraut ihnen oder schließt sie ins Herz. Eine gewisse Tiefe haben alle Charaktere, jedoch hat man das Gefühl das man bei ein paar von ihnen nur an der Oberfläche kratzt.

    Der Schreibstil ist weiterhin gut zu lesen.

    Das Buch ist geeignet für alle die wissen wollen wir es weiter geht. Auch wenn die Spannung lange auf sich warten lässt. 

  5. Cover des Buches Die Rückkehr der Karavellen (ISBN: 9783442747795)
    António Lobo Antunes

    Die Rückkehr der Karavellen

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    Dass der portugiesischen Nation allerhand Legendäres und Mystisches nachgesagt wird, wie die Schwermut, das Eroberergen und das Entdeckertum, schuf auch viele überbewertete Missverständnisse. Antunes lässt in seinem Roman die großen historischen Personen in die Gegenwart zurückkehren, in Lissabon stranden und sich mit dem Wert ihrer Taten in diesem Kontext der Moderne auseinandersetzen. Das Ergebnis ist ein überbordender Roman mit viel versteckter Ironie, so manchem Seitenhieb auf all die Legenden und eine Abrechnung mit den legendären Mythen Portugals. Seine Sprache ist ein Tsunami aus Bildern, teilweise absurd wirkend, aber immer mit der Meisterschaft hinreißender Phantasie. Er verlangt einiges vom Leser, seine Sätze sind lang und erfordern Konzentration, doch dann wird man durch großartige Wortakrobatik belohnt, die nicht viele Autoren unserer Zeit so gut beherrschen.
  6. Cover des Buches Erklärt Pereira (ISBN: 9783446253773)
    Antonio Tabucchi

    Erklärt Pereira

     (97)
    Aktuelle Rezension von: Maseli

    Doktor Pereira ist Leiter der Kulturredaktion der neuen, kleinen und katholischen Lissaboner Abendzeitung Lisboa, die hauptsächlich Gesellschaftsnachrichten bringt und samstags eine Kulturseite. Doktor Pereira ist einziger Mitarbeiter der Abteilung und sein Büro befindet sich in einem kleinen 1-Zimmer-Apartment, abseits der Verlagsbüros. 

    Es ist der 25. Juli des Jahres 1938 in Lissabon und rein zufällig blättert Doktor Pereira in einer avantgardistischen Literaturzeitschrift, die auch einen Philosophieteil hat und liest einen Artikel über den Tod von Francesco Monteiro Rossi. So kommt ihm der Gedanke, dass die Kulturredaktion einen freien Mitarbeiter bräuchte, der eine ständige Kolumne betreute und zwar jene der Nachrufe. 

    Er trifft sich mit dem jungen Philosophen und lernt auch Marta kennen. Doktor Pereira und der junge Philosoph kommen ins Gespräch und Monteiro Rossi nimmt sein Angebot an und verspricht, gute Texte zu verfassen. Doch was kommt, ist unbrauchbar und kann nicht veröffentlicht werden.

    Portugal befindet sich politisch im Umbruch. Diktator Salasar hat die Macht an sich gerissen, man unterstützt die Nationalisten in Spanien und ist dem Deutschen Reich wohlgesonnen. 

    Auf der Zugfahrt zu seinem Freund lernt Doktor Pereira eine jüdische Deutsche kennen wird durch sie bei einem Gespräch direkt mit der Realität konfrontiert, vor der er sich in seiner Kulturredaktion zu verstecken scheint.

    "Sie sind Intellektueller, sagen Sie, was in Europa vor sich geht, machen Sie von Ihrer Meinungsfreiheit Gebrauch, mit einem Wort, tun Sie was."

    Doch noch kann sich Doktor Pereira der Wirklichkeit entziehen. Erst sein Aufenthalt in der Klinik für Thalassotherapie, in der er sich wegen seiner gesundheitlichen Probleme begibt, wird das Bewusstsein in ihm wecken.

    "Und wenn die beiden jungen Leute Recht hätten? Dann hätten sie recht, sagte Doktor Cardoso gelassen, aber das wird die Geschichte entscheiden, nicht Sie, Doktor Pereira."

    Er wird sich bewusst, dass es keinen Sinn macht, einen Kulturteil zu leiten, in dem er seine Meinung nicht zum Ausdruck bringen darf und dass er auf diese Weise gezwungen ist, seine 30jährige Journalistentätigkeit zu verleugnen.

    Als an einem Spätsommertag zur Abendessenszeit 3 Männer in seine Wohnung eindringen um Monteiro Rossi, den er für einige Tage bei sich untergebracht hatte, die patriotischen Werte in Erinnerung zu rufen und dabei auch gegen ihn handgreiflich werden, wird Pereira reagieren.

    Meine persönlichen Leseeindrücke

    Es ist ein sympathischer älterer, gesundheitlich angeschlagener Doktor Pereira, dem ich in diesem Roman begegne und ich mag ihn auf Anhieb. Er lebt isoliert vor dem wirklichen Leben und arbeitet in seiner abgeschiedenen Kulturredaktion, die ihn vor der Realität des Regimes beschützt. Er bemerkt das Klima der Gewalt und Einschüchterung zuerst gar nicht und wähnt sich mit seinen Übersetzungen französischer Schriftsteller des 19. Jahrhundert von aller Zensur befreit.

    Doch dann beginnt Doktor Pereira an sich zu merken, dass ein innerer Wandel stattfindet. Er ignoriert das zwar am Anfang, er schiebt es auf seine Krankheit und ab diesen Moment denke ich ab und an: eine Heldengeschichte ist das nicht. 

    "Nun gut, sagte Pereria, es ist eine merkwürdige Empfindung, die sich am Rande meiner Persönlichkeit befindet, weshalb ich sie al peripher bezeichne, Tatsache ist, dass ich einerseits froh bin, mein Leben so geführt zu haben, wie ich es geführt habe, dass ich in Coimbra studiert und eine kranke Frau geheiratet habe, die ihr Leben im Sanatorium verbracht hat, dass ich viele Jahre lang als Lokalreporter für eine große Zeitung gearbeitet und jetzt zugesagt habe, den Kulturteil in dieser bescheidenen Abendzeitung zu leiten, gleichzeitig ist es jedoch so, als ob ich Lust hätte, mein Leben zu bereuen, ich weiß nicht, ob ich mich klar genug ausdrücke."

    Es braucht ein Verbrechen, in das er unmittelbar hineingezogen wird, damit er die Kraft findet zu handeln. Ich habe den Eindruck, dass er bis dato wirklich nicht realisieren wollte, was in Portugal vorgeht. Seine Courage besteht darin, seine ganze Schreibkunst in den Nachruf von Monteiro Rossi einzubringen und somit in subtiler und geschickter Ironie eine Kritik gegen das Gewaltregime in Portugal in der Zeitung veröffentlichen zu lassen. Er ist kein Held, er flieht um sich und sein Leben zu retten. Mehr sieht er sich nicht imstande zu tun.

    Fazit

    Ein niveauvoll geschriebener Roman über den Widerstand gegen das Regime und ein Kampf für die Freiheit. Es ist unmöglich, in schwierigen Zeiten neutral durchs Leben zu schreiten. Irgendwann muss jeder reagieren und Doktor Pereira tut es erst am Ende, als es ein Opfer gibt, das er ins Herz geschlossen hat und dessen Tod er nicht verhindern konnte. Eine Lektion fürs Leben, eine Hommage an die Freiheit, die Gerechtigkeit, die Rechtsstaatlichkeit und dass es nie zu spät ist, sich gegen etwas aufzulehnen, auch wenn dies der Verlust von vielem Persönlichem bedeutet. Der Roman ist ein Bekenntnis und eine Lektion über Menschlichkeit und dem Bewusstsein, dass sich jeder nach seinen Möglichkeiten für Freiheit einsetzen kann und muss.

  7. Cover des Buches Anweisungen an die Krokodile (ISBN: 9783442713172)
  8. Cover des Buches Elefantengedächtnis (ISBN: 9783641111410)
  9. Cover des Buches Portugals strahlende Größe (ISBN: 9783641302665)
  10. Cover des Buches Zweites Buch der Chroniken (ISBN: 9783630620879)
    António Lobo Antunes

    Zweites Buch der Chroniken

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    António Antunes gehört zu Portugals berühmtesten und wichtigsten Gegenwartsliteraten. Neben seinen zahlreichen Romanen hat er auch drei Bände mit Chroniken herausgebracht, die er ursprünglich für eine portugiesische Tagszeitung geschrieben hat. Und diese Chroniken enthüllen den privaten Antunes, den Menschen mit all seinen Empfindungen und Sensibilitäten, Sehnsüchten und kleinen Kämpfen im Alltag des fleißigen Romanciers. Die einzelnen Chroniken sind eigentlich Kurzgeschichten, zwei bis dreiseitige Tauchgänge in die Tiefen der portugiesischen Seele in einer Sprache, die ihre eigene Poesie auf einnehmende Art ausbreitet. Wer sich in der Romanwelt von Antunes ein wenig auskennt, wird nicht aufhören können zu lesen, aber, und wie selten kommt das vor, diese privaten Aufzeichnungen können auch ein großartiger Einstieg in das Werk dieses wundervollen Schriftstellers sein.
  11. Cover des Buches Einen Stein werd ich lieben (ISBN: 9783442737604)
    António Lobo Antunes

    Einen Stein werd ich lieben

     (6)
    Aktuelle Rezension von: The iron butterfly

    Eine fünfzig Jahre andauernde Vertuschung, eine wahre Lebenslüge, die eine ganze Familie und andere beteiligte Personen beeinflusst und dennoch geduldet wird. Fünfzig Jahre lang trifft sich das Familienoberhaupt mit seiner Jugendliebe mittwochs in einem Stundenhotel. Fünfzig Jahre lang halten er und seine Geliebte an diesem Versteckspiel fest. Fünfzig Jahre bis zum Tod des Vaters leben seine Frau, seine beiden Töchter und der Sohn mit der Ahnung, dem Wissen oder Desinteresse. Mit dem Tod des Vaters endet zwar die Ausübung des Betrugs, jedoch enden nicht die emotionalen Auswirkungen und Folgen für die Familie. Die Last des Tabuthemas bleibt.

    António Lobo Antunes lässt den Sohn im fortgeschrittenen Alter das Familienalbum zur Hand nehmen. Seine Erzählung rekonstruiert anhand der Betrachtung der Fotografien im Album die Familiengeschichte und das Stillschweigen aller. Enstanden ist ein intensives Protokoll verschenkter Lebenszeit, denn so viele Sehnsüchte, so viele Lieben, so viele Emotionen wurden vergeudet und totgeschwiegen.

    Die Erzählweise an sich liest sich gewöhnungsbedürftig (daher die drei Sterne Bewertung), denn es handelt sich größtenteils um einen vielstimmigen Austausch, ein Gespräch, ein Erkunden der Dinge und Stimmungen, die auf den ersten Blick verborgen bleiben. Es ist ein andauernder Gedankenaustausch, der nach und nach durch unterschiedliche Sichtweisen anfangs unverständliche Situationen aufklärt oder zu erklären versucht. Intensiv und emotional aufwühlend ist etwas vom Weltschmerz, vom portugisieschen „Saudade“, diesem Gefühl, das sich so schwer erklären lässt zu spüren. Die Melancholie, die dich einfriert und dich Dinge ertragen lässt, die du nicht zu ändern wagst.

  12. Cover des Buches Die Leidenschaften der Seele (ISBN: 9783442733866)
    António Lobo Antunes

    Die Leidenschaften der Seele

     (4)
    Aktuelle Rezension von: The iron butterfly
    Portugal in den achtziger Jahren - eine revolutionäre Gruppierung, bestehend aus einem Künstler, einem Priester, einem Studenten, einer Altersheimbesitzerin und dem Mann, Antunes genannt, verfolgt ihre Ziele im Kampf um den Sozialismus mit Hilfe von Bombenattentaten. Antunes wird festgesetzt und soll nun in einem kontrovers geführten Verhör unter Druck gesetzt werden. Ziel ist es die terroristische Zelle zu zerstören und die anderen Mitglieder zu eliminieren. Der Plan, Antunes, den Sohn aus gutem Hause, von seinem Freund aus Kindertagen, dem Richter, Sohn des Hausmeisters, in die Zange nehmen zu lassen, platzt mit zunehmender Wiederbelebung alter Kindheitserinnerungen. Der Mann Antunes und der Richter arbeiten ihre Vergangenheit auf, sie ziehen Bilanz, die Bilanz einer tiefen und vertrauensvollen Freundschaft zwischen zwei Jungen aus den unterschiedlichsten Sozialschichten, einer Freundschaft, die beiden im Verlauf der Zeit abhanden gekommen ist. Nun sitzen sie sich gegenüber, Kontrahenten zu Beginn, der eine auf der Seite des Rechts, der andere auf dem Stuhl des Angeklagten, Direktimport von der schiefen Bahn. Derweil geht die Revolution weiter und die vier verbliebenen Terroristen tun ihr Bestes, um ihrem Image gerecht zu werden. António Lobo Antunes verlangt seinen Lesern einiges ab, zunehmend verlaufen Handlungsstränge parallel, und hier spielt es keine Rolle für ihn, ob es sich um die Gegenwart oder die Vergangenheit handelt. Mit höchstem Genuss vermischt er Gespräche, Erinnerungen, Handlungen, Gedanken, als würde er, wie die böse Stiefmutter Erbsen mit Asche vermengen. Endlos erscheinende Sätze über halbe oder ganze Seiten sind dabei keine Seltenheit und geben dem Gesamtwerk eine gewisse Note. Mit einem Drehbuch ohne jegliche Regieanweisungen in der Hand trudele ich durch die Geschichte und er belohnt meine Aufmerksamkeit mit sprachlichem Luxusgut. Damit weiß er wahrlich zu begeistern, wie aus dem Nichts scheint dann die Zeit stehen zu bleiben, man balanciert federleicht auf seinen Worten. Diese Momente erinnerten mich an diese Szene aus „Amelie“, als sie im Zug das Werk des erfolglosen Poeten liest und tief bewegt dem Schaffner dieses "Ohne dich wären die Gefühle von heute nur die leere Hülle der Gefühle von damals" entgegenhaucht. Antunes' Sätze ähneln poetischen Manifesten, Sätze, die in Stein gemeißelt ihre Zeit überdauern würden. Seine Geschichte ist wie Lissabon, einmal laut und hektisch wie der Rossio, zentrales Herzstück der Stadt und dann wieder ruhig und im völligen Gleichgewicht wie der Tejo, dieser Fluss, der die Stadt in seinen Armen hält. Die Frankfurter Rundschau hat den Schriftsteller Antunes einem Tarantino oder Lynch gegenüber gestellt und das kann ich nur unterstreichen, eine spektakuläre Geschichte für konzentrierte Leser und Lissabon Fans.
  13. Cover des Buches Buch der Chroniken (ISBN: 9783630620862)
    António Lobo Antunes

    Buch der Chroniken

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    Mehr als 25 Bücher gibt es von einem der bedeutendsten protugiesischen Gegenwartsautoren, der auch immer mal wieder für den Nobelpreis im Gespräch ist. Antunes schreibt viel über die Geschichte seiner Heimat, verarbeitet aber auch seine Zeit als Militärarzt in Angola ("Der Judaskuß") und als Psychiater in einer Lissaboner Klinik.
    In seinen Büchern der Chronik ist er jedoch der private Antunes, der sich erinnert, beschreibt und betrachtet, immer mit ganz subjektiver Sichtweise und mit einer gehörigen Portion Starrsinn und Humor. Die in diesem ersten Buch der Chroniken versammelten Beiträge verfasste er für eine Zeitung und sie zeigen ihn als sensiblen Beobachter, der aber trotz aller persönlichen Aufzeichnungen seinem Stil als spannender und energiegeladener Schreiber treu bleibt. Für alle, die Antunes noch nicht kennen, ist das vielleicht der beste Einstieg, weil er viel von sich und seiner Motivation preisgibt. Schön und gut zu lesen und eine angenehme Art, dem Autor näher zu kommen.
  14. Cover des Buches Malfuria - Die Trilogie (ISBN: 9783401264615)
    Christoph Marzi

    Malfuria - Die Trilogie

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Favole
    Der Titel "Malfuria" lässt einen wohl sofort an Hexen denken. Jedenfalls ging es mir so. Aber auch wenn Hexen eine Rolle spielen, war die Geschichte, die ich in der Hörbuchfassung genoss, ganz anders als erwartet. Inhalt: Catalina ist ein 14 Jahre altes Mädchen, welches in Barcelona bei einem Kartenmacher lebt. Jordi ist ein 15 Jahre alter Junge, der das harte Leben im Leuchtturm mit seinem Vater hinter sich lassen möchte. Als sich die beiden begegnen, sind bereits seit Ewigkeiten Dinge in Gang, von denen sie nichts ahnten, von denen sie aber bald vollkommen gefangen sein werden. Und es ist nicht klar, was und wer Gut und Böse, Licht und Schatten ist. Meinung: Christoph Marzi ist mir bereits durch die Uralte Metropole bekannt. Da ich diese Reihe, trotz kleiner Einschränkungen, sehr mag, musste ich Malfuria, als ich es in meiner Bibliothek entdeckte, sofort mitnehmen. Die Geschichte ist eine Trilogie, die jedoch zusammen gehört und für mich daher als Ganzes betrachtet wird. Die Figuren sind schön beschrieben, vor allem Catalina und Jordi, aber auch Marquess, Firniss, Camino, Kopernikus oder Makris (bitte verzeiht mir Schreibfehler bei den Namen, ich habe sie nur gehört) sind wunderbar gezeichnet. Die Geschichte hat Höhen und Tiefen, wendet und dreht sich und manchmal ist, wie oft bei Marzi, nicht so einfach der Geschichte zu folgen. Auch am Schluss bleiben einige Fragen für mich unbeantwortet, was jedoch das Lese- oder eben Hörvergnügen kaum schmälert. Sehr schön fand ich, dass die Geschichte mich immer wieder überraschen konnte und doch in sich stimmig war. Noch ein paar Worte zur Hörbuchfassung: Diese ist gegenüber den Büchern leicht gekürzt, was mir jedoch beim Hören nicht auffiel. Es gab nie Stellen, wo ich meinte, es fehlt etwas oder so ähnlich. Andreas Fröhlich spricht das Buch einfach wunderbar. Seine Stimme ist so wandelbar, dass ich immer wusste, wer sprach. Durch ihn wurden die Figuren für mich noch sehr viel lebendiger, was leider nicht jedem Sprecher gelingt. Wenn ich nur ihn allein bewerten würde, dann nur mit 5 Sternen! Fazit: Malfuria ist eine tolle Geschichte über Hexen und Schatten, Freundschaft und Verrat, Liebe und Verlust, der nicht nur größere Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene zu bezaubern vermag. Es gibt kleine Schwächen, die jedoch nicht wirklich ins Gewicht fallen und das Hörbuch ist ein Erlebnis für sich selbst.
  15. Cover des Buches Fado Alexandrino (ISBN: 9783442749300)
  16. Cover des Buches Alle Namen (ISBN: 9783499229213)
    José Saramago

    Alle Namen

     (39)
    Aktuelle Rezension von: HansiJ90
    Literaturnobelpreisträger José Saramago erzählt die Geschichte eines portugiesischen Bürokraten ohne Sozialleben. Sein Alltag besteht eigentlich nur aus der Arbeit in einem Personenstandsarchiv und dem Hobby des 'Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens-Sammeln'. Bis er auf eine besondere Personenkarte stößt.

    Die berührende Geschichte, die auf dieses Schlüsselerlebnis folgt ist meisterhaft erzählt. Es passiert nicht viel in diesem Roman, aber das was passiert hat persönliche Durchschlagskraft. Ein Friedhofsbesuch wird zum Abenteuer ebenso wie der Wiederstand gegen die tristen Beschäftigungen im Personenstandsregister.
    Saramago ist ein Meister seines Faches, was dieser Roman mehr als deutlich macht!
  17. Cover des Buches Reigen der Verdammten (ISBN: 9783442733880)
    António Lobo Antunes

    Reigen der Verdammten

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    Nach dem Sturz des Salazar-Regimes in Portugal haben die Kommunisten das Land für sich deklariert und eines ihrer Vorhaben ist die Enteignung von Großgrundbesitzern. Einer aus dieser Gruppe liegt 80jährig im Sterben und auf dem Gut im Alentejo findet sich die Familie zusammen, um das Erbe zu sichern. Es entwickelt sich ein Wettlauf mit der Zeit, denn die Flucht nach Spanien steht unmittelbar bevor, Leider ist der Familienclan hoffnungslos zerstritten und so nehmen die Dinge ihren Lauf, denn Habsucht, Gier und Hass bestimmen die Verhalten der einzelnen Mitglieder. So kommen auch nach und nach einige Wahrheiten ans Licht, die den Hass noch weiter fördern. Erschwerend ist auch der Einfluss von Krankheiten wie Debilität oder Schizophrenie. Es entbrennt der Kampf um ein Erbe, was gar nicht mehr da ist, denn es stellt sich heraus, dass das Oberhaupt sein ganzes Vermögen zu Lebzeiten durchgebracht hat und seiner Familie sogar noch Schulden hinterlässt.

    Als „wortgewaltig“ lässt sich Antunes' Stil wohl am ehesten beschreiben, doch es reicht bei weitem nicht aus, um die ganze Faszination dieses Autoren richtig zu erklären. Es gibt kaum jemanden in der neueren Literatur, der ausschweifender in Bildern erzählt wie er, seine Vergleiche, die er in teilweise halbseitigen Sätzen unterbringt, dienen immer der Visualisierung von Szenen. Oft gleitet er in Skurriles ab, manches Mal erfindet er sogar Worte oder verknüpft Begrifflichkeiten und baut daraus eine der Situation entsprechende Parallelkonstruktion. Immer bleibt er jedoch am Stoff und atemlos wird der Leser durch eine Welt von Bildern geführt, die immer zum Ausgangspunkt zurückkehren. Das ist hohe Kunst und die große Liebe zum Wort, die Antunes in allen seine Werken betreibt. Dass sich die hier verarbeiteten Themen wie Gier und Habsucht auch hervorragend mit beißender Ironie vertragen, ist ein weiterer Punkt, der den Leser an das Buch bindet. Nur über eines sollte man sich im Klaren sein: Antunes ist kein Autor, der sich mal eben nebenbei lesen lässt. Wer das vorhat, wird schnell aufgeben und vor allem, er wird dem Werk nicht gerecht. Um nämlich diese Detaildichte wirklich genießen zu können, muss man wach und aufmerksam lesen, erst dann entfaltet auch dieses Buch seine volle Wirkung.

  18. Cover des Buches Was werd ich tun, wenn alles brennt? (ISBN: 9783641302672)
  19. Cover des Buches DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Lissabon (ISBN: 9783770172351)
    Lydia Hohenberger

    DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Lissabon

     (3)
    Aktuelle Rezension von: The iron butterfly
    Übersichtlich, informativ und strukturiert mit den wichtigsten Informationen und Fakten ausgestattet. Wundervolle Fotos runden diesen Reiseführer "Lissabon" von Lydia Hohenberger & Jürgen Strohmaier ab. Die Autoren leben selbst seit 1994 in Portugal und wissen mit ihrem Reiseführer zu begeistern. Ab nach Lissabon! Olá!
  20. Cover des Buches Guten Abend ihr Dinge hier unten (ISBN: 9783641241513)
  21. Cover des Buches Die Vögel kommen zurück (ISBN: 9783641249939)
    António Lobo Antunes

    Die Vögel kommen zurück

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Beagle
    Eine wirklich gut geschriebene Geschichte, das Leben des Protagonisten, wie er sich langsam immer weiter in den Sumpf der Depressionen verstrickt und die immerwährenden Kommentare seiner Angehörigen - großartig.
  22. Cover des Buches Einblick in die Hölle (ISBN: 9783641111427)
    António Lobo Antunes

    Einblick in die Hölle

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Storyteller98
    Dieses Buch war definitiv völlig anders als die, die ich meistens lese. Der Schreibstil des Autors war schwierig zu verstehen und gewöhnungsbedürftig. Teils gingen Sätze über eine halbe Seite oder mehr und waren dabei so sehr verschachtelt, dass ich sie zum besseren Verständnis mehrfach lesen musste. Andererseits war der Stil des Autores ungewöhnlich kunstvoll und reich an schönen Beschreibungen. Ich ließ mich schnell in die gedrückte Stimmung des ganzen Buches hineinziehen; wie ich finde, schrie der Hass des Protagonisten auf die anderen Psychiater und auf sich selbst nahezu aus dem Buch heraus und war überaus bedrückend. Die ständigen Zeitensprünge beginnen unangekündigt und waren meist völlig verwirrend.
    Auch ich habe nicht alles Inhaltliche verstanden und das Buch lässt mich überaus nachdenklich zurück: War der Autor Arzt oder doch Insasse?

    Dies ist auf keinen Fall ein Buch für zwischendurch, sondern eines, dem man seine ganze Konzentration widmen sollte. Und das ist es wert!
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