Bücher mit dem Tag "literaturgeschichte"

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224 Bücher

  1. Cover des Buches Kafka am Strand (ISBN: 9783832185930)
    Haruki Murakami

    Kafka am Strand

     (1.095)
    Aktuelle Rezension von: herr_hygge

    „Kafka am Strand“ war mein zweiter Murakami und so ganz anders als das, was ich mir darunter vorgestellt habe.

    Der Autor nimmt uns mit auf eine Reise in eine Geschichte die skurril, spannend, im positiven Sinn realitätsfern und mit den unterschiedlichsten Charakteren gepflastert ist.
    Wir begleiten den 15jährigen Kafka Tamura, der von zu Hause und seinem lieblosen Vater ausreißt. In einer fremden Stadt findet er Zuflucht in einer Bibliothek und verliebt sich in die um einige Jahre ältere Leiterin Saeki-san. Gleichzeitig begibt sich Nakata, ein älterer, geistig etwas minderbemittelter Herr, der mit Katzen sprechen kann, auf Spurensuche und findet Hinweise die in einen andere Welt weisen. Vieles erscheint wie in einem Traum und es stellt sich die Frage wo endet die Reise der beiden, die voll ist von rätselhaften Begegnungen.

    Ehrlich gesagt weiß ich immer noch nicht, wie ich dieses Buch finde. 🤔 Auf jeden Fall hat es mich außerordentlich gut unterhalten, mich gleichzeitig auch gefordert und gerade Kapitel 16 hat meinem Nervenkostüm einiges abverlangt.

    Ich glaube diese vielschichtige Geschichte ist nicht für jeden etwas. Fans von japanischer Literatur können aber beherzt zugreifen.

  2. Cover des Buches Johann Wolfgang von Goethe, Die Leiden des jungen Werther (ISBN: 9783730612798)
    Johann Wolfgang von Goethe

    Johann Wolfgang von Goethe, Die Leiden des jungen Werther

     (1.640)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Die Leiden des jungen Werther ist ein absoluter Klassiker, den man mal gelesen haben muss. Auch beim mehrfachen Lesen, wie der Text nicht langweilig. Goethe hat ihn echt komplex und bedacht geschrieben, sodass immer neue Deutungen sich erschließen lassen, wie z.B. Werthers Leiden an einer Krankheit.
    Es ist kein Text, den man einfach vor dem Schlafen mal runter lesen kann, aber trotzdem gehört er in jede gut sortierte Sammlung. 

  3. Cover des Buches Die Brüder Karamasow (ISBN: 9783746639000)
    Fjodor M. Dostojewski

    Die Brüder Karamasow

     (251)
    Aktuelle Rezension von: Lesung_vor_acht

    Der obligatorisch beste Roman aller Zeiten (Sigi Freud) gleicht einem elefantösen Mammutbrocken. Das rund 1242 Seiten lange Familienepos schildert auf theologischer und psychologischer Ebene den Niedergang einer Familie als exemplarisches Beispiel für das alte Russland. Rein inhaltlich handelt es sich zweifelsohne um ein Meisterwerk. Gewohnt scharfsinnig analysiert Dostojewskij die verschiedenen Milieus und weitet seinen Roman zu einer gewaltigen Gegenwartsstudie aus. Dass es sich trotzdem um ein zeitloses Werk handelt, zeugt von seinen philosophischen Kompetenzen.

    Wie gern würde ich fünf Sterne vergeben! Aber angesichts der Schwächen des Romans kann ich mir das nicht leisten.

    So scharfsinnig Dostojewskij sich mit Theologie und Psychologie auseinandersetzt, so klobig geraten seine Dialoge. Die Handlung des Buchs wäre schnell erzählt, aber aufgrund der haarsträubend überlangen Reden und unnötig detaillierten Monologe (die schon eher an ein Theaterstück erinnern) ähnelt das Buch eher einer Karikatur seiner selbst. Dostojewskij scheint es gänzlich unmöglich zu sein, präzise und genau zu formulieren - er schweift ab, entschuldigt sich durch den Mund seiner Figuren und setzt im nächsten Atemzug zum nächsten Monolog an. Er überlässt nichts der Fantasie. Ähnlich wie Umberto Ecos Werke legt sich auch dieses Buch bereits selbst aus, sodass man sich als Leser nur noch bequem für eine Sichtweise zu entscheiden hat (im Fall der Gerichtsverhandlung für einen der Erzrivalen Kirillowitsch oder Fetjukowitsch). Philosophisch vertreten sind dabei Idealismus (Aljoscha), Zynismus (Iwan), rationaler Materialismus (Kolja Krassotkin), Hedonismus (Fjodor Pawlowitsch), usw. Der angebliche Mörder Mitja steht für das alte Russland und Smerdjakow tritt als ideologisches Opfer Iwans auf. Iwan erkennt in sich selbst den Teufel.

    Das Buch ist ein Meisterwerk. Aber eben ein Meisterwerk mit dramaturgischen Schwächen.


     

  4. Cover des Buches Bildung (ISBN: 9783641263089)
    Dietrich Schwanitz

    Bildung

     (314)
    Aktuelle Rezension von: Mike_Leseratte

    Dies ist ein zweigeteiltes Sachbuch. Im ersten Teil geht es wirklich um das Wissen und gibt Informationen wieder. Dabei ist vieles, wovon man gehört hat und wovon man wissen kann und evtl. auch sollte. Dennoch sind einige Punkte sehr ausführlich und voller Fachbegriffe, bei denen ich mich gefragt habe, ob ich den Kontext so genau brauche oder ob man das auch sein lassen kann. 

    Im zweiten Teil geht es dann um das "können". Er beschäftigt sich mit der Anwendung von Wissen und wie man es richtig in der Kommunikation verwendet. Dieser Teil ist zum Glück deutlich kürzer. Er kann hilfreich sein, aber auch hier verliert man sich in Kontextwiederholungen, die bereits im Wissensteil aufgegriffen wurden.


    Grundsätzlich ein grundsolides Buch das meiner Meinung nach die wichtigsten Bereiche des Wissens abdeckt. Ich empfehle aber, bevor man es liest, einen Blick hineinzuwerfen und dann zu entscheiden, ob es wirklich was für einen ist.

  5. Cover des Buches 1913 (ISBN: 9783596520534)
    Florian Illies

    1913

     (288)
    Aktuelle Rezension von: Calderon

    Schon zweimal habe ich 1913 von Florian Illies gehört, das Buch macht einfach Spaß. Es ist ein tolles Kaleidoskopt des letzten friedlichen Jahres vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der Leser unternimmt einen Streifzug durch Kunst, Literatur, Politik und Klatsch. Die Zeitungswelt gibt ein Stelldichein und alles ist mit mehr als einer deftigen Prise boshaftem Witz, Ironie und Sarkasmus gewürtzt.

  6. Cover des Buches Jeder stirbt für sich allein (ISBN: 9783746767086)
    Hans Fallada

    Jeder stirbt für sich allein

     (315)
    Aktuelle Rezension von: Sonja_Schmitz1

    Durch Zufall bin ich auf Fallada und dieses Buch gestoßen.

    Es ist eine sehr gut erzählte, tragische Geschichte über den Krieg, Hitler, den Widerstand und die Menschen.

    Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich werde mit Sicherheit weitere Fallada Bücher lesen. 

  7. Cover des Buches Stoner (ISBN: 9783423254175)
    John Williams

    Stoner

     (450)
    Aktuelle Rezension von: wbetty77

    Um 1900 wächst Stoner auf der Farm seiner Eltern auf, soll diese Übernehmen. Als jungen Mann schickt ihn sein Vater zum landwirtschaftlichen Studium in die Stadt. Dort entdeckt Stoner seine Leidenschaft für Literatur. Anstatt Farmer wird er Literatur Professor, verliebt sich, gründet eine Familie. Die Ehe ist unglücklich, sodass sich Stoner in seine Arbeit flüchtet, zuverlässig, gewissenhaft, aber ohne Ambitionen Karriere zu machen. 

    Stoner ist eine Figur zwischen erfülltem Lebenstraum und tragischer Gestalt. Vielleicht, weil er trotz seiner Entscheidung zu lehren anstatt Farmer zu werden, nie wirklich in diesem Leben heimisch wird. Stoner ist ein sehr besonderer, außergewöhnlicher Roman, der, ebenso wie seine namensgebende Hauptfigur, im Gedächtnis bleiben wird.


  8. Cover des Buches Der Fall Jane Eyre (ISBN: 9783423212939)
    Jasper Fforde

    Der Fall Jane Eyre

     (567)
    Aktuelle Rezension von: Svenjas_BookChallenges

    Auch „Der Fall Jane Eyre“ von Jasper Fforde (aus dem Englischen übersetzt von Lorenz Stern) ist ein Buch, das ich aus eigenem Antrieb wahrscheinlich nicht gelesen hätte. Einfach, weil ich noch nie davon gehört hatte und mittlerweile ja nur noch selten Fantasy lese. Aber es wurde mir als „ähnlich zu Walter Moers“ empfohlen und könnte daher gut zu meinem Dissertationsvorhaben passen. Aber ehrlich gesagt bin ich mir nach dem Lesen nicht so sicher, was ich von dem ersten Band der Thursday-Next-Reihe halten soll.

    Eines war er auf jeden Fall: ein wilder Ritt. Und was für einer! Jasper Fforde entführt uns in ein absolut freakiges Universum, in dem gefühlt kein Stein auf dem anderen bleibt. Ich hatte mir eine nette, vielleicht zauberhafte Geschichte á la „Tintenherz“ vorgestellt, aber weit gefehlt. „Der Fall Jane Eyre“ ist eher Agententhriller mit einer guten Portion Übersinnlichem + einer Prise Science Fiction, angereichert mit jeder Menge Blut, als kuscheliges Book-Fantasy.

    In diesem, zugegeben sehr weirden Paralleluniversum, tobt seit über 100 Jahren ein Krimkrieg zwischen Großbritannien und dem auch 1980 noch zaristischen Russland, es gibt LiteraturAgenten, die aber nicht etwa Manuskripte an den Verlag bringen, sondern Literaturverbrechen aufdecken, es gibt schwarze Löcher, Zeitreisen und und und. Ganz nebenbei geht es aber natürlich auch um den im Titel erwähnten Roman „Jane Eyre“ und um weitere Klassiker der britischen und amerikanischen Literatur. Romanfiguren werden entführt, die literarische Welt erpresst, Agenten sterben wie die Fliegen und hinter all dem steckt ein perfider Superschurke.

    Puh, ich muss erstmal wieder zu Atem kommen. Ganz ehrlich: Hier war mir deutlich zu viel los. Der Roman ist zwar mit jeder Menge Wortwitz geschrieben und hat wirklich tolle Momente, er ist aber auch vollgestopft bis oben hin. In diesem Universum herrscht reinstes Chaos, es gibt kaum Regeln und es passiert einfach alles nebeneinander, durcheinander und querbeet. Einige Handlungsstränge haben sich mir irgendwie gar nicht erschlossen und mich ermüdet (ich sag nur: Krimkrieg und Republik Wales), andere waren mir zu unausgereift. Gleichzeitig sind die Figuren zwar herrlich skurril, aber vielleicht auch ein bisschen zu klischeehaft gezeichnet. Und gerade Ich-Erzählerin Thursday Next hat mich irgendwie gar nicht überzeugt.

    Fazit: Ich bin mir nicht sicher, ob die Reihe für meine Dissertation geeignet ist (stellt sich auch vielleicht erst im Prozess heraus), aber ohne literaturwissenschaftliches Interesse würde ich sie vermutlich nicht weiterlesen. Mein Leben ist manchmal schon chaotisch genug, da kann ich so viel Literatur-Chaos nicht auch noch gebrauchen. Obwohl ich andererseits zugeben muss, dass ich einige Aspekte an der Geschichte richtig cool fand. „Der Fall Jane Eyre“ lässt mich auf jeden Fall zwiegespalten und auch ein bisschen ratlos zurück.

  9. Cover des Buches Die Buchspringer (ISBN: 9783743204812)
    Mechthild Gläser

    Die Buchspringer

     (664)
    Aktuelle Rezension von: Reading_Love

    ~ KLAPPENTEXT ~

    Auf Schir Kahns Rücken durch das Dschungelbuch jagen, mit Goethes Werther die Hexen aus Macbeth bekämpfen und mit Elizabeth Bennet für den gut aussehenden Mr Darcy schwärmen ... Nie hätte Amy gedacht, dass sie den Figuren aus ihren Lieblingsbüchern so nah sein könnte! Doch sie ist eine Buchspringerin, und damit ist es ihr möglich, wirklich und wahrhaftig in jede Geschichte einzutauchen, die sie schon immer einmal selbst erleben wollte. Amy testet ihre neue Fähigkeit ausgiebig - bis in der Buchwelt plötzlich gar nichts mehr so ist, wie es sein sollte.

    ~ AUTORIN ~

    Mechthild Gläser wurde im Sommer 1986 in Essen geboren und hat Politik, Geschichte und Wirtschschaft studiert. Auch heute lebt und arbeitet sie im Ruhrgebiet, wo sie außerdem ab und an unfassbar schlecht Ballett tanzt - aber nur, wenn niemand hinsieht. Sie liebt es, sich abstruse Geschichten auszudenken, und hat früh damit begonnen sie aufzuschreiben. Inspiration dafür findet sie überall, am besten jedoch bei einer Tasse Pfefferminztee.

    ~ MEINUNG/ FAZIT ~

    Eine tolle Geschichte und mal etwas ganz anderes als ich es sonst so lese! Die Autorin bringt hier eine tolle Jugengeschichte mit einer Mischung aus Märchen, Familiengeschichten und Fantasy aufs Papier. Der Schreibstil des Buches ist ebenfalls sehr angenehm. Besonders gut gefallen hat mir alleine schon diese Grundidee "Das Buchspringen". Ich glaube jeder von uns würde schon so gern mal in die ein oder andere Geschichte hüpfen und schauen wie sich das alles abspielt.
    Nur geht es hier auch nicht nur um "Das Buchspringen", sondern im Zusammenhang haben die Figuren hier noch ein Abenteuer vor sich. Mehr werde ich auch nicht verraten das würde schon zu viel Spoilern. :)

    Was mich ab und an ein wenig gestört hat ist, dass sich das Buch zwischenzeitlich mal ein wenig gezogen hat. Aber mitunter ist es ein empfehlenswertes Buch, was man gelesen haben muss.

    Von mir gibt es 4 von 5 Sterne.

  10. Cover des Buches Unterwerfung (ISBN: 9783832163594)
    Michel Houellebecq

    Unterwerfung

     (300)
    Aktuelle Rezension von: oszillieren

    Viele der schlechten Bewertungen stammen von Rezensierenden, die den Hauptcharakter unsympathisch finden. Wenn man danach ginge, könnte man die Hälfte der Weltliteratur in den Ausguss kippen. 

    Ich fand das Buch gerade wegen der Mentalität des Protagonisten so interessant. Er steht stellvertretend für Tausende und Abertausende Männer, die (offensichtlich oder tief im Innern) sexistische Klischees hegen, für Tausende und Abertausende Menschen, die sich mit jeglichem Regime arrangieren würden, solange etwas für sie dabei herausspringt. In diesem Fall ist dieses „Etwas“ z.B. die Unterwerfung  gefügiger Ehefrauen. Dass Menschen oft Sklaven ihrer niederen Instinkte sind, ist keinesfalls abwegig, und die daraus resultierende systematische Unterdrückung ist Praxis in vielen Ländern dieser Welt. Das lässt sich nicht wegdiskutieren, auch wenn der Gedanke unerfreulich ist. Gerade Deutsche wissen doch, wie leicht es ist, Menschen zu manipulieren und zu Gräueltaten zu bewegen, solange Politik es legitimiert und sagt „Du darfst das“. Darum geht es in dem Roman: Um den schleichenden Verlust der Menschlichkeit. Das fand ich faszinierend, gerade wenn das so klug beschrieben wird, wie Michel Houellebecq es tut. 

    Nun muss man natürlich darüber sprechen, wie wahrscheinlich es ist, dass die im Roman beschriebene politische Umwälzung in unseren Gefilden so stattfinden würde. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit gering. Und jedem ist bewusst, dass das Thema des Islams in Europa seit Jahrzehnten (Jahrhunderten!) kontrovers diskutiert wird. Aber mit Verlaub: Als erwachsener Mensch bin ich zu vernünftig, um nach der Lektüre eines Romans islamophob zu werden - und die meisten anderen LeserInnen auch. 

    À propos und nicht, dass es eine Rolle spielt - denn Literatur darf (fast) alles - aber ich sag es trotzdem: Das Buch beantwortet übrigens ganz klar, wer der Bösewicht ist. Es ist nicht der muslimische Politiker mit seinen Moralvorstellungen, sondern der opportunistische weiße Franzose, dem alles egal ist, solange er einen vollen Magen hat und eine Zwanzigjährige fürs Bett zugewiesen bekommt. 

    Leichte Kost wird niemand erwarten, der zu diesem Buch greift, aber ich erwähne trotzdem ausdrücklich, dass das Buch an die Substanz geht. Der gute Schreibstil ließ mich kaum von „Unterwerfung“ ablassen, aber spätestens gegen Ende des Buches wurde mir der Sexismus zweier Figuren zu viel. Ich bereue es im Nachhinein nicht, aber ich musste mich dazu zwingen, mir die letzten 90 min. anzuhören. 

    Fazit: Ein brillantes, fesselndes, schockierendes Buch. Ich bin froh, es gelesen zu haben. Wird nicht mein letzter Houellebecq gewesen sein.

  11. Cover des Buches Firmin - Ein Rattenleben (ISBN: 9783548283401)
    Sam Savage

    Firmin - Ein Rattenleben

     (481)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Firmin du süße Ratte, mein Herz hast du erobert. Als dreizehntes Kind einer Rattenfamilie geboren, in Boston aufgewachsen, musste er früh lernen sich allein durchzuschlagen, die Mutter eine Trinkerin, füttert ihre Babys mit alkoholgetränkter Milch. Nur die Bücher helfen Fermin groß zu werden, er nagt er kaut und wächst mit ihnen auf. Fermin bleibt in der Buchhandlung als seine Familie sich trennt. Durch Zufall erkennt er eines Tages das er die Bücher lesen kann, und eine neue Welt öffnet sich dem kleinen Rattenkind. Er fängt an in der Buchhandlung jedes Buch zu lesen, welches ihm durch seine Pfoten schlüpft. Er lernt auch den Besitzer des Ladens kennen und möchte ihn gern auf sich aufmerksam machen um sein Freund zu werden. Leider entpuppt sich der Besitzer nicht als Rattenfreund sondern versucht Fermin zu vergiften.
    Ich habe Firmin lieb gewonnen.

    Für alle zu empfehlen deren Fantasie wieder ein wenig Anregung brauchen.

  12. Cover des Buches Was geschah mit Schillers Schädel? (ISBN: 9783453600805)
    Rainer Schmitz

    Was geschah mit Schillers Schädel?

     (51)
    Aktuelle Rezension von: Liedie
    In diesem Buch finden sich 1200 Stichwörter von A bis Z und fast 4000 Namen. Hier kann der Leser herrlich schmöckern und fast alles über die Literatur erfahren - ob wichtig oder unwichtig. Muss man wissen, ob Ernest Hemingway zehn oder zwanzig Bleistifte spitzte, bevor er einen neuen Roman begann oder ob Celan Platanenrinde knetete, bevor er sich an die Arbeit begab? Nein - aber so manche Dinge sind doch sehr amüsant und vieles auch sehr interessant. Für mich ein unverzichtbares Buch, in dem ich immer mal wieder gerne lese und schon viele interessante Informationen zu meinen Lieblingsautoren gefunden habe.
  13. Cover des Buches Kaltblütig (ISBN: 9783036959030)
    Truman Capote

    Kaltblütig

     (332)
    Aktuelle Rezension von: Hornita

    Das Buch ist ein neutraler Bericht über die Tat, die Opfer, die Täter und deren Vorgeschichte, das Leben im Ort und den Umgang der Bewohner mit der Tat. Damit ist es zu Recht ein Klassiker, da es das erste Buch dieser Art ist und ein Genre begründet hat. Der Autor maßt sich kein Urteil an, er berichtet ganz sachlich und neutral, gibt aber genug Hinweise, dass man sich als Leser selber ein Bild machen kann. Die Recherche in dieser Tiefe und Detailliertheit muß unglaublich lange gedauert haben. Er führt Gespräche mit den Tätern und die Geschichte reicht bis zu ihrer Verurteilung. Schön wäre es gewesen, noch ein paar Fotos im Buch zu haben, um sich die damalige Zeit und Ort besser vorstellen zu könnte. Obwohl die Geschichte schon so lange her ist, liest sich das Buch sehr gut, es ist einfach zeitlos gut.

  14. Cover des Buches Dantons Tod (ISBN: 9783746721149)
    Georg Büchner

    Dantons Tod

     (245)
    Aktuelle Rezension von: beccaris

    Georg Büchners Text kann auch heute noch mit einigem zeitgeschichtlichen Bezug gelesen werden. Die französische Revolution, deren Ursprung auf die massive Staatsverschuldung und die grosse Ungleichheit der Standesgesellschaft Ende des 18. Jahrhunderts zurückzuführen ist, bildet den Hintergrund dieses Dramas. Anhand der Hauptcharaktere Danton und Robespierre schildert Büchner eindrücklich, wohin übersteigerter Idealismus und Fanatismus führen können. Ein paar wenige selbsternannte Vertreter des Volkes – ohne dieses je befragt zu haben – führen die Revolution an, die schnell aus dem Ruder läuft und in einer Schreckensherrschaft und unglaublichem Leid endet. Was die Manipulation der Massen und die daraus entstehende Gruppendynamik bewirken kann, lässt einem erahnen, wie nah Wahnsinn und Tugend sein können. Nicht selten werden dabei Naturereignisse als Argumentationshilfe für demagogische Inhalte missbraucht.


    Wenn man die heutige Welt besser verstehen will, sollte man dieses Werk lesen.

  15. Cover des Buches Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep (ISBN: 9783453320680)
    H.G. Parry

    Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep

     (83)
    Aktuelle Rezension von: Jule_32

    Dieses Buch hat mir gut gefallen. Es kommt einem echt verrückt vor, wenn man es mit so vielen Romanfiguren auf einmal zu tun hat, aber das war etwas, was ich sehr mochte. Leider gab es wirklich sehr viele Romanfiguren und ich kannte längst nicht alle von ihnen aus den Büchern, weshalb für mich wahrscheinlich einiges verloren ging.

    Trotzdem hat mir diese Idee gut gefallen. Was ich aber besonders mochte, ist das Verhältnis der beiden Brüder und wie es sich im Laufe des Buches bessert. Man merkt, dass die beiden sich doch sehr gern haben.

    Spannend ist die Handlung eigentlich auch, allerdings wäre es packender, wenn es sich nicht des öfteren etwas ziehen würde. Ab und zu hatte ich das Gefühl, die Handlung würde auf der Stelle treten und schon Gesagtes einfach in anderen Worten noch einmal wiederholt werden. 

    Fazit: Insgesamt ist das Buch sehr gelungen. Die Charaktere und die Handlung sind gut, allerdings ist diese manchmal zu sehr in die Länge gezogen. 

  16. Cover des Buches Romantik (ISBN: 9783596182305)
    Rüdiger Safranski

    Romantik

     (51)
    Aktuelle Rezension von: TaHa

    Romantik: eine deutsche Affäre

    Gekürzte Lesung, Audio-CD

    Rüdiger Safranski

    5 CDs, 5h 30 Spielzeit

    Random House Audio

    16,95 Euro

     

     

    Covertext:

    Eine deutsche Obsession mit europäischen Folgen

    Rüdiger Safranski beschreibt die Epoche der Romantik und ihre Zeitgenossen: Tieck, Novalis, Fichte, Schelling, Schleiermacher und Dorothea Veit, die für die Entfesselung des Genies stehen, für den Aufbruch und die Lust am Experiment. Und er erzählt die Geschichte des Romantischen, die über Heine, Wagner, Nietzsche und Thomas Mann bis in die Gegenwart führt - die Biographie einer Geisteshaltung.

     

    Der Leser:

    Safranski liest selbst. Er, der Philosoph und Schriftsteller, hat Massen mit seinen Biografien über Schiller, Heidegger und Nietzsche begeistert. In meinem Schrank stehen einige seiner Bücher, ich finde sie nicht nur informativ, sondern genieße diese unterhaltsam formulierten Ideenspaziergänge. Für mich ist er der Meister der verständlichen Philosophie- Erzählungen. Unterhaltsames Vorlesen hingegen ist jetzt nicht unbedingt seine Stärke. Erwähnt werden muss, dass dieses Hörbuch/ die Lesung ohne jegliche Vertonung auskommt. Der Inhalt muss hinter nichts zurückstehen, auch nicht hinter dem Können eines professionellen Sprechers. Safranski moduliert seine Stimme nicht, wie es ein geübter Sprecher tun würde. Man hört die ein oder andere Lautbildstörung. Zuerst dachte ich, dass dieses Konzept sich erfrischend von den gängigen, professionell vorgetragenen und untermalten Hörbüchern abhebt. 5,5 Stunden zuhören gelingt jedoch in der Tat besser, wenn die Sprecherqualität besser ist.

    Meinung:

    Mit „Romantik: eine deutsche Affäre“ hat er sich eine ganzen Epoche samt ihrer Theoretiker, Schriftsteller sowie einzelne Werke vorgenommen. Zusätzlich will er die Romantik als Geisteshaltung von Wagner über Heidegger, Nazi-Deutschland bis in die 1968 Jahre hin aufgreifen. Er skizziert Entstehungshintergründe und eröffnet fast schon anekdotische Einblicke.  Mit Hingabe nähert er sich Kleist, Heine, Hölderlin und anderen Vertretern dieser Epoche. Sehr ambitioniert!

     

    Wesentliche Merkmale der Epoche werden gekonnt herausgearbeitet: Überschuss an Phantasie und Ästhetik, das Träumerische. Politische, ästhetische, soziale und philosophische Positionen werden skizziert, Entstehungsgeschichte nachgezeichnet. Gelungen arbeitet er heraus, dass eine Gleichsetzung von Romantik und politisch Reaktionärem zu vermeiden ist. Leider bemüht er dennoch immer wieder Gemeinplätze. Schade ist, das Safranski nicht deutlich macht, was mit den romantischen Impulsen seiner Meinung nach anzufangen ist.

     

    Nun ist es eine gekürzte Fassung und das Buch kenne ich noch nicht, dennoch habe ich den Eindruck, ich höre eine sehr gut, aber ziemlich lückenhafte  Literaturgeschichte. Irritiert nehme ich war, dass Romantik als nationales Phänomen kommuniziert wird. Es fehlt mir ein bisschen die globale oder zumindest europäische Perspektive.

    Fazit:

    Wieder einmal fasziniert Safranskis Belesenheit. Es liegt hier nicht sein bestes Werk vor, aber besser als viele andere ist er immer noch.

  17. Cover des Buches Papyrus (ISBN: 9783257071986)
    Irene Vallejo

    Papyrus

     (161)
    Aktuelle Rezension von: Ceciliasophie

    Hingerissen von Titel, Cover und Klappentext war ich mehr als bereit, mich in der Welt der Bücher zu verlieren. Denn was ist für einen Bücherwurm schöner als ein gutes Buch? Ein gutes Buch über Bücher!

    Leider entwickelte sich Papyrus irgendwann zu meiner Nemesis.
    Dieses unschuldig wirkende Buch verschleiert durch die optische Aufmachung total, was für ein seitenlanges Werk sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt. Dies sorgte für die erste Überraschung. Aber ein Buch kann ja eigentlich nicht genug Seiten haben, deswegen stürzte ich mich mit Begeisterung auf die ersten Abschnitte.
    Und wurde direkt von Vallejos Schreibstil gefangen genommen. Ich hatte sehr viel Spaß dabei, die Anfänge dieses Buches zu entdecken. Das geschriebene Wort, Bücher, das Sammeln von Informationen, Bücher, das Bereitstellen von Informationen und wieder Bücher. Genau die richtigen Elemente für jemanden wie mich. Schließlich studiere ich das ganze sogar, also nicht Geschichte wie man meinen könnte, sondern Informationswissenschaft.
    Schleichend aber merkte ich, dass ich das Buch vollkommen falsch eingeschätzt hatte. Ich hatte auf Grund des äußeren Auftretens viel mehr mit einer anekdotenbehafteten Geschichte gerechnet, aber Papyrus ist viel mehr ein umfangreiches Sachbuch. An sich kein Thema, aber ich merkte schnell, wie sich mein Leseverhalten und dadurch das Tempo veränderten. Ich nahm das Buch immer mal wieder zur Hand, um ein paar Kapitel zu lesen, blieb aber nicht wie sonst am Buch kleben und verschlang einfach mal so hunderte von Seiten in einer Sitzung. Das hätte das Buch auch nicht verdient. Aber ich saß nun wirklich sehr lange an diesem Werk. Was ich sonst stark kritisieren würde, ist hier eher positiv hervorzuheben. Es ist kein schneller Imbiss, sondern eine Mahlzeit, bei der man häufig das Besteck weglegt und gesättigt den Tisch verlässt.
    Das Einzige, was ich kritisiere, ist die teils sehr repetitive Art. Längen sind bei einem solchen Buch vollkommen in Ordnung, aber hier waren es an zu vielen Stellen Längen, die nur wegen Wiederholungen entstanden sind. Ja, vielleicht sind diese Wiederholungen gut, wenn das Buch zu lange nicht mehr gelesen wurde und bestimmt halfen sie unterbewusst auch mir ab und an, auf den richtigen Weg wieder zu finden. Wenn man jedoch innerhalb einer Sitzung mehrmals Wiederholungen liest, wird es ermüdend. Ein wahrlich schwieriger Balanceakt, der leider nicht vollkommen gelungen ist.
    Alles in allem aber ist Papyrus ein wunderbares Werk, das zum Schmökern einlädt.


  18. Cover des Buches Frauen und Bücher (ISBN: 9783442749805)
    Stefan Bollmann

    Frauen und Bücher

     (82)
    Aktuelle Rezension von: Ulenflucht

    Frauen lesen etwas anderes als Männer. Pi mal Daumen kann dem jeder zustimmen, der mal eine Buchhandlung besucht hat. Dass Frauen aber auch anders lesen, ist jedoch der Mehrheit nicht klar gewesen. An dieser Stelle setzt das Buch an. Es ist eine Kulturgeschichte des weiblichen Lesens und dabei nicht nur leicht zu lesen, sondern anschaulich, erhellend und äußerst vergnüglich.

    Der Autor führt den Leser/die Leserin (es ist zu hoffen, dass dieses Buch auch Männer lesen, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, Frauen zu verstehen) durch fast 300 Jahre Geschichte und greift dabei die großen Errungenschaften und Werke heraus, die seines Erachtens weibliches Lesen geprägt haben. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht bestehen. Wir erfahren vom Aufstieg des Romans, der vermeintlichen weiblichsten aller Textarten, und bekommen den Weg von der Leserin (18. Jhr) zur Schriftstellerin (Jane Austen) und schließlich zur Literatin (Susan Sonntag) und Verlegerin (Sylvia Beach) vor Augen geführt.

    Die große Stärke des Buchs ist es, die Geschichten der Akteurinnen selber sprechen zu lassen. Durch deren Leben scheint die Bedeutung des Lesens durch und ermöglicht Identifikation. Gleichzeitig wird das Neue herausgestellt und mit großer Eloquenz seitens des Autors eingeordnet. Einige, wenige Schwachstellen zeigen sich dort, wo eben jene Geschichten ein wenig lang sind, wie jene Klopstocks, und dort, wo sie nur angedeutet sind, wie die von Marilyn Monroe. Hier wünscht man sich mehr Augenmaß.

    Dieses Buch ist trotzdem ein unverzichtbares Muss für Leser, Leserinnen, Kulturinteressierte, Historiker, Literaturwissenschaftler, Leseratten… also für alle. 

  19. Cover des Buches Latein ist tot, es lebe Latein! (ISBN: 9783548608099)
    Wilfried Stroh

    Latein ist tot, es lebe Latein!

     (25)
    Aktuelle Rezension von: November
    Hatte das buch angefangen, bin aber leider nicht weit gekommen, weil ich es nur geliehen hatte. Jedoch das, was ich gelesen habe , fand ich sehr ansprechend und sobald die Geldkatze nicht mehr auf Diät ist, werde ich es kaufen und fertiglesen.
  20. Cover des Buches Fabian oder Der Gang vor die Hunde (ISBN: 9783038820277)
    Erich Kästner

    Fabian oder Der Gang vor die Hunde

     (74)
    Aktuelle Rezension von: _liesmich_

    Wahnsinns Buch 👏🏻! Am Anfang brauchte ich ein wenig um in die Sprache zu finden. Kästner beschreibt durch den Hauptakteur Dr. Jakob Fabian Berlin und die Zeit des Untergangs der Weimarer Republik brilliant. Zitat Kästner: „Dieses Buch nun hat keine Handlung.“ Es handelt von Personen, die Fabian treffen und wieder verschwinden. Man lebt, liebt und leidet mit Fabian mit. Große Empfehlung!!!
    PS: lernt 🏊‍♂️!

  21. Cover des Buches Im Brunnen der Manuskripte (ISBN: 9783423212953)
    Jasper Fforde

    Im Brunnen der Manuskripte

     (230)
    Aktuelle Rezension von: phantastische_fluchten

    Nachdem ihr Ehemann, Landen Parke-Laine, von der ChronoGarde genichtet wurde, alle Welt hinter Thursday Next her ist und sie nicht mehr weiß, wem sie noch trauen kann, flüchtet die ehemalige Agentin in die Literatur. Über das Figuren »AustauschProgramm« bekommt sie einen Platz in dem unveröffentlichten Roman »Coversham Heights«, einem ruhiger Kriminalroman ohne sonderlich viel Aufregung. 

    Ihre Mentorin Miss Havisham, aus dem Roman »Große Erwartungen«, kümmert sich auf ihre etwas eigenwillige Art rührend um Thursday Next. Sie fördert ihre Ausbildung zur Jurisfiktions Agentin und weist sie in die Welt der Literatur ein. 

    Schon bald sind Thursdays detektivische Fähigkeiten gefragt, denn eine literarische Figur verschwindet spurlos, ein Agent wird getötet und der Minotaurus flieht. Zuerst scheinen die Fälle nicht zusammen zu hängen aber bald wird klar, dass die Ereignisse etwas mit der Einführung eines neuen Textverarbeitungsprogrammes  zu tun haben. 

    In einer bizarren, verrückten und abenteuerlichen Welt muss Thursday Next den Mörder finden und bringt sich dabei selbst in höchste Gefahr. 

    Kommentar: 

    Die ist Band drei der Reihe um Thursday Next, mittlerweile Thursday Parke-Laine und der bisher verrückteste. Alle Träume eines bibliophilen Menschen werden hier umgesetzt. In eine Handlung hinein springen und einen Roman erleben, die Figuren kennen lernen und mit ihnen agieren. Jasper FForde schreibt dies auf so spannende, amüsante und verrückte Art und Weise, dass man aus dem Lachen kaum noch heraus kommt. Natürlich gibt es auch traurige und erschütternde Momente, denn in den Romanen ist nicht immer alles auf ein Happy End ausgerichtet aber der Humor und die skurrilen Szenen überwiegen. 

    Als Thursday den Platz von Mary einnimmt, die in dem Roman eine Nebenrolle spielt, ahnt sie noch nicht, was alles auf sie zukommt. In dem Hausboot, das die nächsten Wochen ihr Zuhause sein wird, werden zwei Rohlinge einquartiert. Thursday nennt diese Rohlinge ibb und obb. Ohne Großbuchstaben, da sie noch über keinerlei Persönlichkeiten verfügen. Unter Thursday Regiment verfügen die zwei Mitbewohner bald über diverse Charaktereigenschaften, die sicher so nicht vorgesehen waren. Für den Leser daran erkennbar, dass sie im Laufe der Zeit Großbuchstaben erhalten (Ibb und Obb) und alsbald richtige Namen, Gefühle und Charaktereigenschaften.   

    Und ein weiterer Gast quartiert sich ein. Großmutter Next zieht auf das Hausboot um zu verhindern, dass ihre Enkelin ihren Mann vergisst. 

    Das Buch ist voller verrückter Ideen. Der Brunnen der Manuskripte ähnelt einem Marktplatz. Hier eine Beschreibung von  Seite 57: »Vor allem war es sehr laut hier. Lieferanten, Handwerker, Ingenieure und Rohlinge liefen durch die Korridore, tauchten auf und verschwanden, bewegten sich in dieses Buch oder jenes, bauten hier etwas auf und dort etwas ab, änderten, zerlegten, demolierten, ganz nach den Wünschen der Autoren. Zahllose Anschlagtafeln, Litfasssäulen und Plakate machten Reklame für Konversationslexika,  Schriftbilder,  Reime, Spezialwörterbücher, Erzähltechniken, Versformen und tausend anderer literarische Hilfsmittel und Tricks. 

    Es gibt die »Chesire Cat«,  der einen Führer zur großen Bibliothek verfasst, den verrückten Emporer Zhark, Godot, der immer auf sich warten lässt, den Großwildjäger Bradshaw, einen eingebildeten Heathcliff der seit 77 Jahren den Preis für die Rolle des schwierigster Liebhaber erhält  und damit Hamlet immer wieder auf Platz 2 verweist….die bekannten, beliebten und teilweise verrückten Charaktere geben sich hier die Klinke in die Hand. 

    Ein weiteres, sehr wundervolles Zitat von Snell aus der Serie Parker&Snell: »Lesen ist ein äußerst schöpferischer Vorgang, der die Vorstellungskraft sehr beansprucht. Vielleicht sogar noch mehr als das Schreiben. Wenn sie Gefühle in ihren Köpfen entstehen lassen, wenn sie die Farben eines Sonnenuntergangs vor ihrem inneren Auge erzeugen oder dahin kommen, dass sie eine frische Brise auf ihrer Haut spüren, dann leisten die Leserinnen und Leser eine ganz erstaunliche Vorstellungsarbeit und verdienen mindestens so viel Lob wie der Autor.«

    »Wellen, die auf den Strand schlagen«, das würde doch überhaupt nichts bedeuten, wenn Sie es nicht vor sich sähen, wenn Sie nicht wüssten, wie es sich anfühlt, wenn der Boden unter den Brechern zittert. «

    »Bücher« sagt Snell lächelnd, »sind eine Art Zauberei.«

    Seite 269:»Echofinder sind Handwerker, die einen Text kurz vor der Veröffentlichung betreten und Echos suchen und zerstören. Als Faustregel gilt, dass identische Wörter (mit Ausnahme von Eigennamen und kleineren Wörtern wie z.B. Pronomen) einen Mindestabstand von 15 Wörtern im Text brauchen, weil sonst die Gedanken- und Bildübertragung ins Bewusstsein des Lesers gestört wird.«

    Das gilt für mich völlig logisch, wie so viele andere Ideen in diesem Buch, das sich jeder Autor und jede Autorin wirklich einmal durchlesen sollte. Durch die Augen der literarischen Figuren bekommt man eine ganz neue Perspektive auf das geschriebene Werk. Sehr zu Herzen gehen einem die Figuren, die in einem bisher unveröffentlichten Roman leben und nie wissen, ob dieser Roman je das Licht der Welt erblicken wird oder ob sie zurück in den großen Textfluss müssen. Zum Glück findet Thursday Next für »Coversham Heights« eine befriedigende Lösung, denn die Figuren sind ihr ans Herz gewachsen. Eine große Gefahr für die »Außenweltler«, die sich zu intensiv auf eine Handlung einlassen und oft versuchen, diese dann zu ändern. Was übrigens eine Straftat ist. 

    Ich könnte hunderte Seiten aus diesem Buch zitieren, die Schädlinge der Literatur aufzählen wie das Grammasit oder den Nounfish oder erzählen, was aus den Figuren wird, wenn ein Roman nicht mehr gelesen wird. Aber ich könnte euch nie dieses wunderbare Gefühl vermitteln, das einen beim Lesen dieser Geschichte befällt. Man geht in ihr auf, verliert sich komplett in ihr und wünscht sich, es wäre alles wahr. Das Pünktchen auf dem I dieses Romans sind die jeweiligen Einleitungen zu den Kapiteln die von den unterschiedlichsten Personen verfasst wurden und jeweils einen kurzen Aspekt der literarischen Welt umreißen. 

     

    Fazit: 

    Jeder bibliophile Mensch sollte dieses Buch lesen, danach liest man jedes weitere Buch mit anderen Augen. Sprachlich perfekt, überzeugend und verführerisch gut. Für mich der beste Band der Serie. 

  22. Cover des Buches Der Verdacht des Mr Whicher (ISBN: 9783833307683)
    Kate Summerscale

    Der Verdacht des Mr Whicher

     (29)
    Aktuelle Rezension von: Elisabeth_Rettelbach

    Dies ist die Geschichte eines wahren Mordfalls in einer englischen Familie, 1860, der seinerzeit extrem viel Publicity bekam und das Land quasi in Hysterie versetzte. Das Opfer war ein kleiner Junge, verdächtig waren Familienmitglieder. Die Autorin rekonstruiert minutiös die Zeit vor, während und nach dem grausigen Mord. Weil der Fall so viel Aufsehen erregte, setzte man einen Polizeistar an die Aufklärung: Jack Whicher. Verdächtig sind die Familienmitglieder, es scheint, alles haben das eine oder andere zu verbergen. Bald konzentriert sich der Verdacht auf die 15-jährige Schwester des kleinen Jungen, die sich seltsam verhält. Mr. Whicher geht jeder Spur genau nach. Interessant ist, dass zu und fast mit und durch diesen Fall auch die Polizeiarbeit revolutioniert wurde. Ganz am Ende hat die Autorin noch einen anonymen, doch vermutlich gut zuzuordnenden Bekennerbrief abgedruckt, der viele Jahrzehnte nach dem Mord an eine Zeitung geschickt wurde und auch Hinweise auf die Hintergründe des Verbrechens gibt. Das Buch ist extrem spannend und zeigt auch, wie dieser wahre Fall die britische Tradition der Detektivgeschichten beeinflusste. Berühmte Autoren wie Wilkie Collins, Arthur Conan Doyle oder Charles Dickens waren wohl von dem Fall bestürzt und nutzen ihn als Inspiration für ihre Werke. Ein tolles Buch, nur ganz vereinzelt etwas langatmig. 

  23. Cover des Buches Der lange Sommer der Theorie (ISBN: 9783596036226)
    Philipp Felsch

    Der lange Sommer der Theorie

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Aliknecht
    "Der lange Sommer der Theorie - Geschichte einer Revolte 1960 - 1990" beginnt ausgerechnet mit Andreas Baader, der in der Stammheimer Justizvollzugsanstalt noch mit dem Studium theoretischer Werke begonnen haben soll. Der Spätberufene bediente zuvor mit seinem Charme als antikapitalistischer Gangster vor allem linke Sympathien für die Halb- und Unterwelt und kam als brutaler gewaltätiger Terrorist die längste Zeit mit wenig Theorie aus. Hans-Jürgen Krahl, der Jimi Hendrix der Theorie, wäre als Einstieg  wohl besser geeignet gewesen, zumal er ebenfalls einen frühen Tod vorweisen kann. Nach den ersten Seiten des Buches begann mir allmählich mit einiger Enttäuschung zu dämmern, dass ich mich vom schönen Titel hatte irreführen lassen. Das Buch behandelt nicht etwa die Inhalte, Entwicklungen und Strömungen der Theorie während dieser Zeit der Revolte, sondern ist lediglich die Geschichte eines Kleinverlags. 
     
    Es beginnt natürlich mit Adorno und der Frankfurter Schule. Adornos Minima Moralia und die Dialektik der Aufklärung, sein Gemeinschaftswerk mit Horkheimer, wirken auf ein aufnahmefähiges Publikum. Herbert Marcuse betritt die Bühne. Peter Gente, ein begeisterter Leser,  war selbstkritisch genug, um zu registrieren, dass er nicht schreiben könne. Er entwickelt sich daher zum wilden Sammler von Büchern und Texten und knüpft allseits Kontakte. Die Raubdruckerei selektierter Titel von Autoren der Vorkriegszeit und der Vertrieb über Büchertische und alternative Buchhandlungen verwandeln sich rasch in eine profitable neuzeitliche Bereitstellung alter und neuer Inhalte in ansprechender Aufmachung. Junge innovative oder sich der geänderten Nachfrage kreativ anpassende Verlage wie Suhrkamp versorgen die neue Avantgarde mit marktgerechten Materialien zur Diskussion und Vorbereitung der Revolution. Die revoltierenden Studenten und die chinesische Kulturrevolution befeuern die europäische Linke. Im vibrierenden und stimulierenden West-Berlin gründet Peter Gente zusammen mit seiner Frau Merve Lowien den Merve-Verlag als sozialistisches Kollektiv. Sie bringen 1970 als erstes  einen Titel von Louis Althusser heraus. Der französische Altkommunist sollte später dadurch, dass er seine langjährige Ehefrau erdrosselte, seinen Bekanntheitsgrad noch nennenswert steigern. Der Verlag mit der charakteristischen Raute bedient eine theoriehungrige Leserschaft  vor allem im universitären Bereich und in linken Wohngemeinschaften. 
     
    Peter Gente ersetzt 1974 seine bisherige Partnerin in Verlag und Liebe durch die neue Flamme Heidi Paris. Diese bringt ihre Bekanntschaft mit Michel Foucault als Kapitaleinlage ein. Der Merve-Verlag orientiert sich früh in Richtung der neuen französischen Denker. Neben Foucault werden Deleuze, Derrida, Guattari und anderes "Franzosengemurmel"  [1]  nun zum Trend. Die Gewaltexplosion der RAF und die Reaktionen des Staates verändern 1977 die Stimmung innerhalb der Linken völlig.  "Querdenken als subversiver Bruch mit dem Marxismus, ... bedeutet um 1980 eine kaum missverständliche Absage an die großen Längsschnitte der Philosophie" [2],  Es sind "die Intellektuellen Ressourcen umzugruppieren",  "Bastler sind gefragt" und "ein kaleidoskopisches Denken steht auf der Höhe einer Zeit ohne Entwicklungsperspektive" [3]. Die Theorie kommt nun der Kunst und die Kunst kommt der Theorie immer näher. "Während sich der  Kunstbetrieb mit einer Wolke aus Theorie umgibt, wird die Theorie der Kunst immer ähnlicher" [4]. Eine Ausstellung zum Monte Verita erscheint "der geistigen Lage viel angemessener, als das abgewirtschaftete Medium des Textes" [5]. Es vollzieht sich die  "Transsubstantiation von Theorie in Kunst" [6]. Werke vom Maler Martin Kippenberger und vom Musiker John Cage werden herausgebracht ebenso wie  Systemtheoretisches von Niklas Luhmann und Owald Wiener. Schliesslich wird die Kneipe und der Alkohol als zentraler Ort und als Schmiermittel der Kommunikation entdeckt und "aus der Tatsache, dass Beuys noch niemals betrunken in einer Kneipe gesichtet worden war, wurde plötzlich ein Einwand gegen seine Kunst" [7]. Heidi Paris begeht 2002 Selbstmord und Peter Gente macht 2007 den Verlag zu Geld und zieht sich nach Thailand zurück. 

    Philipp Felsch hat die Geschichte des Merve-Verlags detailliert untersucht und in flotter und unterhaltsamer Schreibe das vorliegende Buch verfasst. Er erzählt lebendig und mit Witz, so dass das Lesen großes Vergnügen bereitet, etwa wenn man mit ihm "in den Keller der Fußnoten hinabsteigt" [8]. Manchmal scheint es durchzuschimmern, dass der junge Historiker diese Zeiten nicht selbst erlebt hat. Zeitzeugen berichten anders als der Geschichtsforscher. Sie sind vielleicht enthusiastischer und parteiischer, anfälliger für Widersprüche und Irrtümer. Man spürt jedenfalls, wie erst vor kurzem gelebtes Leben hier bereits zu Geschichte geronnen ist. 
     
    Der Merve-Verlag operierte zwar gut vernetzt und öfters auch dicht am Puls der Zeit und ist in sofern nicht untypisch. Aber viel lieber hätte ich mehr über die grossen und einflussreichen Player gefunden, von denen manche im Buch gestreift werden. Unter den Theorie-Produzenten dieses langen Sommers befanden sich ausserdem nicht nur mit Lehrstühlen ausgestattete Philosophen, sondern auch zahlreiche Linke, die als Fussvolk oder Kader in den unterschiedlichsten Organisationen Theorien zum revolutionären Geschehen ausbrüteten und verbreiteten. Nun gut, das wäre ein anderes Buch, aber ich fühle mich wie gesagt schon durch den Titel etwas verschaukelt. 

    Autor: Philipp Felsch, geb. 1972, ist Historiker und Kulturwissenschaftler. Er arbeitet als Juniorprofessor für Geschichte der Humanwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin [9] 
     
    Ausgabe: Philipp Felsch, Der lange Sommer der Theorie - Geschichte einer Revolte 1960 - 1990, Verlag C.H.Beck, München, 2015, 3. durchgesehene Ausgabe (gelesen Februar 2017). 
     
    Referenzen 

    [1] Seite 233
    [2] Seite 169
    [3] Seite 168/169 Lepenies
    [4] Seite 172
    [5] Seite 175
    [6] Seite 184 [7] Seite 178 [8] Seite  [9] Verlagsangabe Innenklappe
  24. Cover des Buches Danse Macabre (ISBN: 9783453435735)
    Stephen King

    Danse Macabre

     (57)
    Aktuelle Rezension von: Horatio-Buecherliebe


    Der Danse Macabre ist ein Walzer mit dem Tod. Das ist eine Tatsache, und wir können es uns nicht leisten, vor dieser Tatsache zurückzuschrecken. Die Horrorgeschichte bietet die Möglichkeit, etwas zu betrachten, was sich hinter Türen abspielt, die wir normalerweise doppelt verschlossen halten, (…). Doch die menschliche Fantasie gibt sich nicht mit verschlossenen Türen zufrieden. Irgendwo gibt es eine Tanzpartnerin, flüstert die Fantasie in die Nacht hinein – eine Tanzpartnerin in einem verrotteten Ballkleid, eine Partnerin mit leeren Augenhöhlen, grünem Schimmel auf den ellbogenlangen Handschuhen, Maden, die im verbliebenen schütteren Haar wuseln. Ein solches Geschöpf in den Armen halten? Wer, fragen Sie mich, würde so verrückt sein? Nun…?


    In diesem Augenblick, unmittelbar nach der Lektüre, muss ich zunächst einmal gestehen, dass mich lange kein Sachbuch mehr so sehr beeindruckt hat, wie Stephen Kings „Danse Macabre“.

    Immer wieder war ich in den letzten Jahren bei den Recherchen zu meinen Lektüren der Horrorliteratur auf dieses Buch mit dem auffälligen Namen gestoßen: „Danse Macabre“, oder auf Deutsch der „Totentanz bzw. Makabertanz“. Laut Wikipedia eine im 14. Jahrhundert aufgekommene Darstellung des Einflusses und der Macht des Todes auf beziehungsweise über das Leben der Menschen. Oft in allegorischen Gruppen, in denen die bildliche Darstellung von Tanz und Tod meist gleichzeitig zu finden ist. Stephen Kings „Danse Macabre“ wird als „das Grundlagenwerk über die Geschichte des Horrors in Literatur und Film vom Viktorianischen Zeitalter bis heute“ bezeichnet. Achthundert prall gefüllte, verheißungsvolle Sachbuchseiten vom Meister des Horrors persönlich. Daran konnte ich nicht mehr länger vorbeigehen.


    Warum schreibst du kein Buch über das ganze Horror-Phänomen aus deiner Sicht? Bücher, Filme, Radio, Fernsehen, alles.


    Hält man diesen Taschenbuchbackstein dann in den Händen, folgt bereits beim Blick auf das Copyright der Originalausgabe die erste Ernüchterung. Das „Danse Macabre“ erschien bereits im Jahr 1981 und ist tatsächlich, bis auf ein paar Ausnahmen, auf die Periode von 1950 bis 1980 beschränkt. Der mir vorliegenden aktuellen deutschen Ausgabe von 2010 sind zwar, neben dem Vorwort zur Originalausgabe, auch noch die Vorworte von 1983 und 2010 beigefügt, das ändert jedoch nichts daran, dass die Neuerern Entwicklungen des Genres keine Berücksichtigung finden. Eine mehr als erhebliche Einschränkung.

    Allerdings muss ich zugestehen, dass das aktuelle Vorwort zur Ausgabe von 2010 etwas über dieses Manko hinwegtrösten kann. Es ist eigentlich weniger ein Vorwort als vielmehr ein Essay zur Entwicklung des Genres der letzten 40 Jahre. „Blair Witch Projekt“, „Saw“, „District 9“, „Dawn oft he Dead“, „From Dusk till Dawn“, „Scream“, usw. sind die Werke, denen sich King hier widmet und die er in einen größeren Zusammenhang einordnet. In diesem Vorwort formuliert er auch die zentrale These des „Danse Macabres“, gemäß der eine gute Horrorgeschichte auf symbolischer Ebene funktioniert und auf fiktionale (und gelegentlich übernatürliche) Ereignisse zurückgreift, um uns beim Verstehen unserer eigenen tiefen echten Ängste zu helfen.“ Allein der wirklich gelungene Essay  rechtfertigt für mich bereits die Anschaffung des Taschenbuchs.

    Im Anschluss lädt Stephen King die Lesenden dann endlich zum Totentanz. Das Buch ist in zehn Kapitel gegliedert, die für den Meister allerdings nur unverbindliche Empfehlungen zu sein scheinen. Das „Danse Macabre“ ist das Sachbuch eines großartigen Erzählers und King geht wirklich in die Vollen. Mit seinem geballten Wissen rund um die Horrorliteratur, den Horrorfilm und die Unterhaltungsindustrie, stürzt er sich geradezu auf die Materie. Weniger an Fakten orientiert, sondern immer auf der Suche nach der guten Geschichte, „erzählt“ er im wahrsten Sinne des Wortes die Geschichte des Horrorgenres, und er erzählt sie packend, mitreißend und äußerst ausführlich. Dabei droht er zwischendurch immer wieder den Faden zu verlieren, so sprunghaft mäandert er durch die Kapitel. Ungeheuer intensiv, geradezu ein Rausch des Erzählens, der es den Lesenden nicht leicht macht, den Überblick zu behalten.

    Das Buch beginnt mit einem Blick zurück auf das Kino der 50er Jahre. King erinnert sich an den Tag, an dem er als Kind im Kino saß und der Horrorfilm plötzlich wegen der Nachricht unterbrochen wurde, dass der Sputnik über ihren Köpfen ins All geschossen worden war. Der Wechselbeziehung zwischen Kaltem Krieg und frühen Horrorfilm, ist das erste Kapitel des Buchs gewidmet. Warum sollte man sich schreckliche Sachen ausdenken, wo es doch so viel echten Schrecken auf der Welt gibt?

    Im Zentrum des nächsten Kapitels stehen die legendären „Geschichten vom Haken“ und der Niedergang des Horrorfilms im Verlauf der 50er Jahre. Weiter geht es mit drei klassischen Romanen, die von Stephen King als das „Tarot“ des Horrorgenres bezeichneten werden. Mary W. Shelleys „Frankenstein“, Bram Stokers „Dracula“ und Robert L. Stevensons „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ sind für ihn die wichtigsten Werke und Archetypen des Genres.

    Im nächsten Kapitel wird es dann plötzlich biografisch. Dazu sei gesagt, dass im Grunde das gesamte „Danse Macabre“ von autobiografischen Betrachtungen und Bezügen komplett durchzogen ist. Aber hier im vierten Kapitel widmet King sich ganz ausführlich seiner Jungend und den Anfängen seiner Autorentätigkeit. Und dann ist da auch noch die immer wieder gestellte Frage, wie aus ihm jemand werden konnte, der solch fürchterliche Dinge schreibt.


    Der Horrorfilm hat die Absicht, uns wehzutun, ganz recht, und deshalb lauert er auch dort, im dunkelsten Teil des Waldes. Auf dieser grundlegenden Ebene albert der Horrorfilm nicht herum: Er will Sie.


    Nach weiteren Kapiteln über die Zeit der Horrorhörspiele im Radio, den modernen amerikanischen Horrorfilm und den Horrorfilm als „Junk-Food“, wendet sich King schließlich dem Schwerpunkt des „Danse Macabres“ zu, dem Kapitel über die Literatur des Horrors. In diesem bei weitem umfangreichsten Kapitel, betrachtet und bespricht er ganz ausführlich die Romane, die für ihn nicht weniger als alles Gute im Horror-Genre repräsentieren. Bücher und Geschichten, die in seinen Augen „die oberste Pflicht der Literatur erfüllen – uns die Wahrheit über uns selbst zu sagen, indem sie uns Lügen über Menschen erzählen, die nie existiert haben“:

    Da sind „Ghost Story“ von Peter Straub (1979), als „wahrscheinlich der beste übernatürliche Roman“ und im Anschluss daran die Bücher über die Orte des Bösen. Der wunderbare Roman „The Haunting of Hill House“ von Shirley Jackson (dt. „Spuk in Hill House“ – 1959), der auch mir ausgesprochen gut gefällt und auf diesem Blog bereits ausführlich vorgestellt wurde. Daneben, und ebenfalls ein Spukhausroman, Anne River Simmons „The House Next Door“ (1978). Weiter geht es über „Roasemary’s Baby“ von Ira Levins (1967) als Spiegel urbaner Paranoia der Stadtbewohner, hin zu Jack Finneys kleinstädtischer Paranoia-Geschichte „The Bodysnatchers“ (1955). Danach das „Something Wicked This Way Comes“ von Ray Bradbury (1962), das sich nach Kings Ansicht jeder fein säuberlichen Kategorisierung der Analyse entzieht. Auch das wesentlich bekanntere „The Shrinking Man“ (dt. „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ – 1956), wie King anmerkt ein Fantasyroman, der fälschlicherweise als Science-Fiction eingeordnet worden sei, wird ganz ausführlich besprochen. Weitere Klassiker wie Ramsey Campels „The Doll Who Ate His Mother (1976) und James Herberts „The Fog“ (1978) schließen das riesige Kapitel ab.

    All diese Werke sind allerdings bei weitem nicht die einzigen, die im „Danse Macabre“ beleuchtet werden. Im Anhang sind weit über 170 Filme und Bücher aufgezählt, auf die sich King im Verlaufe seiner umfangreichen Ausführungen bezieht. Und tatsächlich droht der 800-Seiten starke Band unter der Wucht dieser ausufernden Menge filmischer und literarischer Bezüge geradezu zu platzen.

    Wie ich bereits anführte, ist das „Danse Macabre“ ein erzähltes Sachbuch. Es wurde ganz bewusst ohne jeden akademischen Anspruch verfasst und stellt Stephen Kings völlig eigene, sehr persönliche Sicht der Dinge dar. Genau das macht seinen besonderen Reiz aus. Vollkommen frei von jeglicher Belastung empirischer Evidenz, sprudeln die aufsehenerregenden Thesen zum Horrorgenre nur so aus ihm heraus. Immer scharfsinnig, pointiert und, wie es sich für einen meisterhaften Erzähler gehört, begleitet von äußerst unterhaltsamen Geschichten und autobiografischen Anekdoten. Ein unerschöpfliches Füllhorn, ganz sicher keine literaturwissenschaftliche Arbeit. Sehr originell und gewöhnungsbedürftig.


    Dieses Buch ist lediglich ein Spaziergang durch alle Welten von Fantasy und Horror, die mich entzückt und entsetzt haben. Es hat kaum einen Plan oder eine Ordnung, und wenn Sie ab und zu an einen Jagdhund mit nicht besonders gut ausgeprägter Nase denken müssen, der hin und her springt und jedem interessanten Geruch folgt, den er wahrnimmt, dann soll es mir recht sein. Aber es ist keine Jagd, es ist ein Tanz. Und manchmal machen sie die Lichter in diesem Ballsaal aus. Aber wir werden dennoch tanzen, Sie und ich. Auch im Dunkeln. Ganz besonders im Dunkeln. Darf ich bitten?


    Stephen Kings „Danse Macabre“ ist nicht einfach nur ein Grundlagenwerk über die Geschichte des Horrors, es ist ein rauschhafter Tanz mit dem Morbiden. Dieses aus allen Nähten platzende Buch gewährt uns einen eindrucksvollen Blick tief in die Gedankenwelt des Meisters. Für die ganz großen Fans des Autors ein atemberaubendes Erlebnis, ja geradezu eine Pflichtlektüre. Für alle anderen ist das Buch nahezu unlesbar.

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