Bücher mit dem Tag "lord alfred douglas"

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10 Bücher

  1. Cover des Buches Kill your Darling! (ISBN: 9783518466940)
    Jennifer Wright

    Kill your Darling!

     (8)
    Aktuelle Rezension von: wortgetraenkt

    Das kennen doch alle: das Verlassen-werden! Und man glaubt die Welt geht unter, das Leben hat keinen Sinn mehr & nie wieder, aber wirklich nie wieder wird man lieben können oder geliebt werden!
    Aber wir sind doch verwöhnt, haben wirklich humane Trennungen. Das Herz bricht, aber es heilt und dann rappelt man sich auf und das Leben geht weiter – denn das tuen wir schließlich noch: leben!

    Ganz anders in den hier beschriebenen 13 Kurzgeschichten, kaum eine der Trennungen hätte ich selbst erfahren wollen!
    Um Trennungen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, sich mehr an der eigenen zu erfreuen als zu trauern hat Jennifer Wright eingehend recherchiert & präsentiert uns [bitte mit Ben & Jerry`s-Cokkie-Dough-Eis] das mitunter tödliche Ergebnis:

    Wir werden in verschiedene Zeit-Epochen geführt. 50 n. Chr., 15. Jahrhundert oder auch die 60er. Die großen und kleinen Namen der Geschichte lernen wir Leser von einer ganz anderen Seite kennen – mehr oder minder, denn einige Namen sind bekannt durch ihre Kaltblütigkeit.

    Die Kapitelaufzählung leitet zur passenden Trennungsgeschichte, was ich bereits in Hinblick auf den *Klappentext des Buches sehr gelungen finde:
    „5. Wenn Sie den Anblick von glücklichen Paaren nicht ertragen können, lesen Sie die Trennungsgeschichte von Anna Iwanowa | 136“ ~ S. 9
    „Wenn Sie bis heute auf eine Entschuldigung warten, lesen Sie die Trennungsgeschichte von Norman Mailer und Adele Morales Mailer | 294“ ~ S. 10
    Und beide Geschichten kann ich sehr empfehlen, ich konnte kaum glauben das sie wahr sein sollen! Ein Mann attackiert seine Frau mit einem Messer und dies wird noch schön geredet. Oder das gebrochene Herz einer Frau vereist so sehr, das sie mehr als überzogen auf andere Paare reagiert – Stichwort: aus den Augen aus dem Sinn.
    Eine skurril amüsante Geschichte ist ebenso vertreten & man glaubt diese sei die Grundlage des Films „Lars und die Frauen“ [der Vergleich wird auch von der Autorin erwähnt].

    *Auszug Klappentext:
    „Wenn du glaubst, deine Beziehung hätte ein schlimmes Ende genommen, dann lass dir gesagt sein: Es geht noch sehr viel schlimmer! […] Am Ende bist du nicht nur schlauer, sondern fühlst dich auch gleich viel besser.„

    Jennifer Wright holt ab und wann für ihre Geschichten etwas weit aus, mir persönlich war es in einigen zu viel drum herum geschrieben, bis die eigentliche Story kam.
    Dafür jedoch unterhält sie hervorragend durch ihre Kommentare: sarkastisch & humorvoll, damit kriegen AutorenInnen mich immer!

    Wer jetzt abgeschreckt ist, da es sich vielmehr um eine vergangene Zeit handelt, dem sei gesagt: es lohnt sich nach einer Trennung ins Bett zu verkriechen, einen Liter-Eimer-Eis griffbereit zu haben & die Nase in dieses Buch zu stecken. Die Autorin erzählt die Trennungsgeschichten locker, leicht mit vielen eigenen Anmerkungen und Vergleichen zur heutigen Zeit – ein unterhaltsamer Seelentröster!

    www.KeJas-BlogBuch.de 

  2. Cover des Buches Liebesbriefe großer Männer (ISBN: 9783492263429)
    Petra Müller

    Liebesbriefe großer Männer

     (3)
    Aktuelle Rezension von: The iron butterfly
    Max Frisch schreibt " Es ist bemerkenswert, daß wir gerade von dem Menschen, den wir lieben, am mindesten aussagen können, wie er sei. Wir lieben ihn einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, daß sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen." Petra Müller und Rainer Wieland stellen 50 Liebesbriefe großer Männer vor. Dies sind wahre Zeugnisse inniger Liebe und Zuneigung, des Begehrens, aber auch von Kummer, Schmerz und Verzweiflung. Alle Facetten einer Beziehung kommen hier zum Vorschein. Die Verfasser aus den unterschiedlichsten Epochen öffnen sich und ihr Herz, entblößen die Seele für die Angebetete. Der Liebesbrief, im Ursprung nur für die Augen des Adressaten bestimmt, wird hier dem Leser offengelegt. Berührt hat mich besonders der Brief von Alain Delon an Romy Schneider. Geschrieben am Morgen nach ihrem Tod. Resümierend und doch voller Hingabe und tiefer Liebe. Hinreißend und fröhlich hingegen Berthold Brechts Brief an Paula Banholzer. Zärtlich und ergreifend Erich Maria Remarque an Marlene Dietrich. Um nur ein paar wenige zu nennen. Im Grunde hat jeder Brief seinen besonderen Charakter, eben so wie der Verfasser auch. Erstaunlich ist nur, dass ich von manch "großem Mann" ganz andere Formulierungen erwartet hätte. Ich will nicht zuviel verraten, jedoch trifft man hier auf die unterschiedlichsten Liebesbekundungen. Alleine die Kosenamen sind die Lektüre wert! Zur Einleitung eines jeden Briefes wird ein Zitat aus dem betreffenden Schreiben hervorgehoben, Orts- und Datumsangaben folgen sowie der Name des Verfassers und der zum Zeitpunkt des Verfassens gültige Name der Adressatin. Im Anschluß an das eigentliche Schreiben erhält der Leser eine Erklärung zu den Personen und einen Abriss über den Verlauf ihrer Beziehung oder Partnerschaft. Absolut zu empfehlen, eine kurzweilige Lektüre, die zu Herzen geht und große Gefühle offenbart. Musiktipp: Queen on fire - Live at the bowl...Freddy Mercury singt Love of my life
  3. Cover des Buches Oscar Wilde im Spiegel des Jahrhunderts (ISBN: 9783458343394)
    Norbert Kohl

    Oscar Wilde im Spiegel des Jahrhunderts

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Nespavanje

    Oscar Wilde gehört zu jenen irischen Literaten, die zwar zu seiner Zeit bewundert wurden, aber gerade im prüden viktorianischen Zeitalter, als skandalöser Schriftsteller und als Snob verschrien war. Nachdem er wegen seiner homosexuellen Beziehung zu Bosie, Lord Alfred Douglas, zu mehreren Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, starb er vereinsamt und verarmt in einem Pariser Hotel. Seine Sprachgewandtheit kommt in seinem einzigen Roman deutlich zu Tage, den er neben seinen Bühnenstücken und den Märchen veröfftenlichte. The picture of Dorian Gray - Das Bildnis des Dorian Gray, eben jener einzige Roman, gehört zu jenen Büchern, die ich in mehreren Übersetzungen und in Englischer Sprache besitze und auch mehrmals zur Hand nehme. Auch die eine oder andere Verfilmung hab ich gesehen. Genauso wie jenen Film, in der Stephen Fry, Oscar Wilde und Jude Law, Lord Alfred mimt. Für einen Buchhändler, der natürlicherweise aus Neugier und aus beruflichen Gründen hauptsächlich Neuerscheinungen liest, eine Seltenheit. Nachdem ich nun auch - Das Tagebuch des Oscar Wilde - ein fiktiver Roman von Peter Ackroyd - gelesen und für gut befunden habe, wollte ich mich mit seiner Biographie näher beschäftigen und bin auf - Oscar Wilde im Spiegel des Jahrhunderts - gestoßen, in dem Zeitzeugen, Kollegen und Schriftsteller, sein Leben beleuchten. Es ist nicht wirklich eine Biografie, allerdings ein interessantes "Zuckerl" für Bewunderer von Oscar Wilde. Ein Who's who der literarischen Szene kommt zu Wort, darunter James Joyce, G. B. Shaw, André Gide, Albert Camus und Thomas Mann. Dabei sind nicht alle immer wohlwollend mit Wilde, sie spiegeln eben auch persönliche Vorlieben und Abneigungen wieder. In der Gesamtheit, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach, und wenn man Aufmerksam zwischen den Zeilen liest, zeichnet sich allerdings ein klares Bild ab über Oscar Wilde, Bosie aka Alfred Douglas und dessen Vater Lord Queensberry. Es ist wie eine bitterböse Dreieinigkeit, die allesamt ein Unglück heraufbeschwören, dass ihnen so eigentlich gar nicht bewusst war. Schließlich gehörten zu einer unglücklichen Liebesgeschichte immer zwei, wenn man Wildes Ehefrau und Douglas Vater mit einberechnet, sogar vier dazu.

  4. Cover des Buches Constance (ISBN: 9781605983813)
    Franny Moyle

    Constance

     (2)
    Aktuelle Rezension von: TheSaint

    Constance Mary Lloyd wird 1858 in London geboren. Im Sommer 1881 lernt sie Oscar Wilde kennen, den sie im Mai 1884 ehelicht.

    Die Beiden verbindet nicht nur Irland (Constance's Mutter ist Irin, Oscar wird 1854 in Dublin geboren), sondern auch eine nicht gerade glückliche und problemfreie Familiengeschichte: Nach dem Tod von Constance's Vater wird sie oft schwer von der Mutter misshandelt, Oscar's Vater vergewaltigt als Arzt eine junge anästhesierte Frau... 

    Auf diese gemeinsamen Erfahrungen aufbauend gestalten sich die ersten Jahre ihrer Ehe wunderbar: Oscar unterstützt Constance's Kampf um Frauenrechte und Lockerungen der Bekleidungsvorschriften für Frauen, Constance fördert Oscar's Sinn und Theorien über Ästhetizismus indem sie ihr Haus in 16, Tite Street, zu einem wahren Tempel des Schönen und zum Treffpunkt der Gesellschaft umgestaltet. Cyril wird 1885 und Vyvyan 1886 geboren. Das Ehepaar schreibt Kindergeschichten und bei Oscar's Geschichte "The Selfish Giant" scheint es offensichtlich, dass seine Frau die Geschichte umgeschrieben und verbessert hat. Die Leben der Wilde's laufen parallel in erfolgreichen Bahnen. Doch nach der schweren Geburt des zweiten Kindes, welches kränklicher als sein Bruder ist und mehr Aufmerksamkeit verlangt, beginnt sich das Eheleben zu ändern. Die sexuelle Verbindung der Eheleute verebbt nach der komplizierten Geburt zunehmend. Aufgrund einer irischen Verbindung laden Constance und Oscar den 17jährigen Robert Baldwin Ross ein, während der zweimonatigen Europareise seiner Mutter bei ihnen zu wohnen. Ross verführt den Poeten und Dramatiker und stößt damit Türen in eine neue Welt auf. Fortan lebt Oscar mehr in Hotels als zu Hause, wo Constance sich sehr an ihrem Erstgeborenen Cyril erfreut, aber den empfindsamen Vyvyan immer öfter zu Freundinnen und Verwandten abschiebt. Sie beginnt ihrem Drang nach Unabhängigkeit zu folgen und entdeckt ihr Interesse am Okkultismus. 1891 führen die getrennten Wege dazu, dass Lord Alfred "Bosie" Douglas in das Leben von Oscar tritt und es komplett auf den Kopf stellt. Während sie weiter Wilde's Arbeiten sichtet und bearbeitet verliebt sie sich in einen Verleger.

    Nach der Verurteilung Wilde's zu zwei Jahren Zuchthaus ist Constance gezwungen, ihren Familiennamen und den ihrer Kinder auf "Holland" zu ändern, um der gesellschaftlichen Ächtung zu entgehen. Sie lässt sich nicht von Oscar scheiden, verlässt aber mit den Kindern England und erzwingt von Oscar, auf seine elterlichen Rechte zu verzichten. Die Kinder sehen ihren Vater nie wieder. Trotz der gesellschaftlichen Ächtung des Ehemannes und des gewaltigen Drucks auf sie und die Kinder steht Constance weiterhin zu ihm und besucht Wilde sogar im Gefängnis, um ihm vom Tod seiner Mutter zu berichten. Alle Pläne, doch noch zusammenzufinden, zerschlagen sich, als Oscar sich wieder mit Bosie Douglas trifft, welcher Constance im Gerichtsverfahren (und auch stets danach) als Hauptschuldige fürs das Versagen der Wilde'schen Ehe nennt.

    1898 stirbt Constance 39jährig nach einer missglückten Operation in Genua. Es wird angenommen, dass sie an multipler Sklerose litt - einer damals noch kaum bekannten Erkrankung. 

    Die Autorin Franny Moyle (* 1964) hatte Dank der großen Unterstützung des Enkels von Oscar Wilde - Merlin Holland - die Möglichkeit, aus über 300 Briefen und bisher nicht publiziertem Material eine fesselnde Biografie über eine Frau zu schreiben, die Pioniertätigkeit in den Bereichen des Sozialismus, des Pazifismus und der Frauenrechte leistete und eine gewisse Zeit in Augenhöhe mit dem Ästheten Oscar Wilde stand. Die Biografie ist eine Freude. Kurzweilig, einzigartig, informationsreich und dem Ende zu traurig und zu Tränen rührend.

  5. Cover des Buches Lord Alfred Douglas (ISBN: 9783896671653)
  6. Cover des Buches De Profundis (ISBN: 9783847237358)
    Oscar Wilde

    De Profundis

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    Dies ist keine gewöhnliche Rezension. Ich hätte gern auf eine Sternevergabe verzichtet, weil ich glaube, dass „Epistola in Carcere et Vinculis“ oder auch kurz „De Profundis“ von Oscar Wilde es nicht verdient, mit einer plumpen Sternenanzahl beurteilt zu werden. Leider geht das hier auf LovelyBooks nicht. Bei dem Text handelt es sich um einen Brief von etwa 50.000 Worten, den Wilde während seiner Zeit im Zuchthaus von 1895 bis 1897 an seinen ehemaligen Liebhaber Lord Alfred Bruce Douglas schrieb. Wie anmaßend ist es, ein Schriftstück zu bewerten, in dem ein verzweifelter Mann sein Innerstes nach außen kehrte und niederschrieb, was ihn bewegte? Meine 5 vergebenen Sterne sind dementsprechend eine reine Formalität, die ihr am besten ignoriert. 

    Ich habe beschlossen, von der gewohnten Struktur meiner Rezensionen Abstand zu nehmen und diesen berührenden Brief vollkommen eigenständig zu besprechen. Es ist kein Roman. Es ist keine Geschichte, obwohl der Text durchaus eine Geschichte erzählt. Ich kann meine üblichen Maßstäbe hier nicht anlegen. Stattdessen möchte ich euch zuerst die historischen Fakten darlegen, bevor ich erkläre, wie „De Profundis“ auf mich wirkte und welche Schlussfolgerungen ich daraus ziehe. Es ist das tragische Zeugnis eines gebrochenen Mannes, das ihr ohne Kontext nicht verstehen werdet. Ich war entsetzt, was aus dem ehemals erfolgreichen Autor Oscar Wilde geworden war.

    +++SPOILERWARNUNG+++

    Oscar Wilde ging stets recht offen mit seiner Homosexualität um. Obwohl er verheiratet war und mit seiner Frau Kinder gezeugt hatte, machte er nie einen Hehl daraus, dass er sich zu Männern sexuell und emotional hingezogen fühlte. Er arbeitete seine persönlichen Vorlieben in seine Werke ein, die nachweislich homoerotische Unterströmungen beinhalten. Trotz dessen wäre er vielleicht nie im Gefängnis gelandet, hätte er im Juni 1891 nicht die Bekanntschaft von Lord Alfred Bruce Douglas gemacht. Die Details ihres Kennenlernens konnte ich leider nicht herausfinden, in „De Profundis“ deutet Wilde allerdings an, dass Douglas sich als Oxford-Student mit einem Problem an ihn wandte und um Hilfe bat. Die beiden Männer trennte ein Altersunterschied von 16 Jahren; 1891 war Wilde 37, Douglas – genannt Bosie – 21 Jahre alt. Sie waren ein halbes Jahr befreundet, bevor sie eine Liebesbeziehung eingingen. Diese hatte anfangs wohl eine sexuelle Komponente, Wilde und Douglas berichteten jedoch beide, dass diese nur kurz währte und ihre Affäre fortan rein emotionaler Natur war.

    Die Beziehung zwischen Wilde und Douglas war turbulent und dramatisch. Sie stritten oft, hauptsächlich wegen der ungeheuren Summen, die der vergnügungssüchtige Douglas täglich verprasste. Er war es auch, der Wilde in die geheime Welt der männlichen Prostituierten einführte. Er ließ sich wie selbstverständlich von seinem älteren Liebhaber aushalten und pflegte einen extravaganten Lebensstil, den der aus dem Bürgertum stammende, disziplinierte Autor nur schwerlich nachvollziehen konnte. Obwohl Oscar Wilde öffentlich als Bon-Vivant und Dandy bekannt war, nahm er seine Arbeit sehr ernst und zeigte sich hinsichtlich seiner Texte als unverbesserlicher Perfektionist.

    Douglas‘ Leben war allzeit von dem schwierigen, konfliktbelasteten Verhältnis zu seinem Vater, dem 9. Marquis von Queensberry, geprägt. Dieser hatte seinem flatterhaften Sohn stets jegliche Anerkennung verwehrt und war demzufolge höchstwahrscheinlich indirekt dafür verantwortlich, dass Douglas sich auf eine Beziehung zu einem deutlich älteren Mann einließ. Daddy Issues aus dem Lehrbuch. Der Marquis vermutete, dass zwischen Wilde und Douglas mehr als eine Freundschaft existierte und verlieh seinem Verdacht 1895 Ausdruck, indem er seine Visitenkarte im Albemarle Club (ein Etablissement, das Wilde oft besuchte) hinterließ, die er mit der beleidigenden Aufschrift „Für Oscar Wilde / posierenden Sodomiten“ („For Oscar Wilde posing Somdomite [sic!]“) versehen hatte. Von selbst hätte Wilde auf diese Beschimpfung möglicherweise nicht reagiert, er ließ sich jedoch von Douglas zu einer Verleumdungsklage drängen, entgegen des Rats seiner Freunde. Douglas war entzückt von der Vorstellung, seinem Vater eins auswischen zu können und scheute sich nicht, seinen Liebhaber für seine Rache einzuspannen. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Als Beklagter fiel es dem Marquis zu seiner Verteidigung zu, den Wahrheitsgehalt seiner Beschuldigung zu beweisen. Das Blatt wendete sich, Wilde wurde vom Kläger zum Angeklagten und musste sich plötzlich selbst verteidigen. Er wurde verhaftet und wegen Unzucht angeklagt. Er verlor den Prozess. Am 25.05.1895 wurde er zu 2 Jahren Zuchthaus und schwerer Zwangsarbeit verurteilt. Eine Flucht aus England lehnte er ab. Paradoxerweise war es nicht Wildes Verhältnis zu Douglas, das ihm zum Verhängnis wurde, sondern sein Umgang mit männlichen Prostituierten, die als Zeugen gehört worden waren. Douglas hingegen kam straffrei davon, weil eine Prüfung die Geringfügigkeit seiner sittlichen Vergehen feststellte.

    Zu Beginn seiner Strafe war Oscar Wilde im Londoner Zuchthaus Wandsworth untergebracht, wurde allerdings am 20.11.1895 nach Reading überführt, wo er den Großteil seiner Strafe abbüßte. Noch im Gefängnis wurde er enteignet, weil er die Prozesskosten nicht tragen konnte und durch den Marquis von Queensberry als bankrott erklärt.
    Wilde erholte sich von seiner Inhaftierung nie mehr. Seine Gesundheit hatte unter den menschenunwürdigen Bedingungen im Zuchthaus schwer gelitten. Nach seiner Entlassung 1897 traf er sich noch einmal mit Alfred Douglas. Gemeinsam verbrachten sie einige Wochen in Neapel, bis sie ihre verhängnisvolle Beziehung endgültig beendeten. Danach floh er ins Exil nach Paris und lebte dort verarmt und isoliert. Er schrieb außer „Die Ballade vom Zuchthaus zu Reading“ nichts mehr. Freunde, die ihn besuchten, beschrieben ihn als vereinsamt und niedergeschlagen. Er starb 3 Jahre später am 30.11.1900, wahrscheinlich an Syphilis, obwohl eine Theorie südafrikanischer Wissenschaftler behauptet, sein Tod sei von einer schweren Hirnhautentzündung verursacht worden. Er hatte seine Heimat Britannien nach seiner Flucht nie wieder betreten.

    „De Profundis“ entstand während Wildes Zwangsaufenthalt in Reading. Er durfte ihn nicht abschicken, es wurde ihm jedoch gestattet, den Brief bei seiner Entlassung mitzunehmen. Er übergab ihn seinem Lektor, Freund und ehemaligen Liebhaber Robert Baldwin Ross, der ihn aufbewahren und eine Kopie an Alfred Douglas schicken sollte. Douglas bestritt, den Brief je erhalten zu haben. Ob das der Wahrheit entspricht, ist bis heute nicht geklärt.
    Veröffentlicht wurde das Werk posthum; die erste, gekürzte Ausgabe erschien im Februar 1905 bei S. Fischer in Berlin und etwa zwei Wochen später in England. Die vollständige, korrekte Version erblickte erst 1962 das Licht der Welt, in dem Band „The Letters of Oscar Wilde“. Das Originalmanuskript wird im British Museum verwahrt.

    Ich persönlich vertrete die Meinung, dass Alfred Douglas den an ihn adressierten Brief sehr wohl erhielt. Robert Ross hätte Wildes Wunsch nicht ignoriert, da bin ich sicher. Ich denke, Douglas glaubte, einfach so tun zu können, als hätte ihn „De Profundis“ nie erreicht, um sich nicht öffentlich mit dessen Inhalt auseinandersetzen zu müssen. Die Veröffentlichung des Textes machte ihm dann natürlich einen Strich durch die Rechnung. Statt demütig seine Fehler einzugestehen, teilte Douglas aus und äußerte sich oft abfällig und beleidigend über Oscar Wilde. Er gab später zu, dass seine Wut auf „De Profundis“ zurückging und bedauerte sein Benehmen. Selbstverständlich war sein Verhalten falsch, aber ich verstehe ihn. Ich verstehe, dass Douglas fuchsteufelswild war, weil die intimen Bekenntnisse seines ehemaligen Geliebten nun öffentlich zugänglich waren. Die Dinge, die Wilde schrieb… ganz ehrlich, so etwas würde ich auch nicht über mich und eine vergangene Beziehung veröffentlicht sehen wollen.

    In „De Profundis“ rechnet Oscar Wilde mit seinem Verhältnis zu Alfred Douglas und seinem eigenen Leben ab. Er führt bis ins kleinste Detail auf, wann und inwiefern sich Douglas seiner Meinung nach falsch und verletzend aufführte. Er zeichnet das Bild eines Parasiten, der immer nur nahm, ohne jemals zu geben. Er schildert Szenen ihrer Beziehung, ihres gemeinsamen Lebens in allen Einzelheiten und geht hart mit Douglas ins Gericht. Tatsächlich hatte ich den Eindruck, dass Douglas keine einzige positive Eigenschaft besaß. Durch Wildes Aussagen erschien er mir extrem unsympathisch: anstrengend, melodramatisch, undankbar, egoistisch und launisch. Mir ist natürlich bewusst, dass diese Charakterbeschreibung vollkommen subjektiv ist und nur eine Seite der Realität darstellt. So eingängig und nachvollziehbar Wilde seine Gefühle wiedergibt, bleibt doch eine Frage bestehen – wieso trennte er sich nicht von Douglas, wenn ihm dessen Gesellschaft persönlich und professionell schadete?

    Wilde bietet auf diese Frage eine Antwort. Er betont, dass er durchaus wiederholt versuchte, ihre Beziehung zu beenden, es aber einfach nicht schaffte. Douglas stahl sich immer wieder in sein Leben und war sich nicht zu schade, dafür die Hilfe seiner eigenen Mutter oder der Freunde und Familie seines Liebhabers in Anspruch zu nehmen. Ich gestehe, diesbezüglich fehlt mir ein wenig historisch-gesellschaftliches Kontextwissen. Ich weiß nicht, ob die gesellschaftlichen Normen Wilde zwangen, die Freundschaft weiterzuführen. Ich bin nicht sicher, ob er überhaupt eine andere Wahl hatte, sobald seine Freunde und in einem beispiellosen Fall sogar seine eigene Ehefrau ihn für seine Distanz zu Douglas schalten und ihn in dessen Namen baten, den Kontakt wiederaufzunehmen. Ich habe keine Vorstellung davon, ob er ihnen die Situation hätte erklären können oder ob es sich für damalige Verhältnisse nicht schickte, diese vertraulichen Details zu offenbaren. Ich habe wirklich keine Ahnung. Nichtsdestotrotz erschien mir das Eingeständnis seiner eigenen Willensschwäche eher fadenscheinig und nicht besonders glaubwürdig. Er mag zugegeben haben, dass er sich dem Druck von außen nicht entgegenstellen konnte, meiner Ansicht nach sah er die Schuld dafür jedoch trotzdem bei Douglas, nicht bei sich selbst. Ich glaube nicht, dass er seinen eigenen Anteil am katastrophalen Wesen ihrer Beziehung einsah. Meinem Empfinden nach sind seine harschen Anschuldigungen zu umfangreich, vorwurfsvoll und nachdrücklich; aus seinen Worten sprach zwischen den Zeilen zu viel Schmerz und Enttäuschung. Tatsächlich bin ich sogar überzeugt, dass Wilde Douglas noch immer liebte, als er „De Profundis“ schrieb.

    Wie bereits erwähnt, war das Thema Finanzen zwischen Oscar Wilde und Alfred Douglas ein immerwährender Konfliktherd. Für mich war es befremdlich, Wilde in seinem Brief die Kosten seines Lebens mit seinem Liebhaber genauestens aufrechnen zu sehen. Oh ja, er nennt Zahlen, als hätte er exakt darüber Buch geführt. Ausgerechnet der Mann, der in der Öffentlichkeit den Anschein eines Dandys erwecken wollte und dieses Bild penibel pflegte, warf seinem Geliebten Verschwendung vor. Ich will nicht behaupten, dass diese Kritik ungerechtfertigt war, es war nur seltsam, dass sie jemand äußerte, dem Schönheit und Spaß im Leben stets überaus wichtig waren. Ich denke, diesbezüglich zeigt „De Profundis“ sehr deutlich, wie stark sich Oscar Wildes äußeres Image und seine wahre Persönlichkeit unterschieden. Er wollte als Luftikus erscheinen, dem kaum etwas viel bedeutete außer seinem Vergnügen, nicht einmal seine Werke. Glücklicherweise wissen wir mittlerweile, dass das nicht stimmt. Ich denke, seine bürgerliche Herkunft war in Oscar Wilde stärker verwurzelt, als er zugeben wollte. Natürlich konnte er demzufolge mit dem ausgefallenen Lebensstil des Adels, aus dem Douglas stammte, nichts anfangen und hatte kein Verständnis für dessen verschwenderische Vergnügungssucht. Teure Essen, teure Weine, Club- und Theaterbesuche – offenbar brauchte und wollte Wilde all das gar nicht in dem Maße, nach dem es Douglas verlangte. Scheinbar war er viel bescheidener, als ich bisher annahm.

    Neben all den Verletzungen und Kränkungen, die Wilde durch Douglas erlitt, nahm er ihm dessen Drängen auf eine Verleumdungsklage gegen seinen Vater vermutlich am übelsten. Er sah sich als Opfer des Hasses zwischen Vater und Sohn und glaubte, von beiden Seiten in einer alten, festgefahrenen Fehde benutzt und instrumentalisiert worden zu sein. Obwohl ich ihm hier grundsätzlich zustimmen muss, weil auch ich denke, dass es bei der Provokation des Marquis und dem darauffolgenden Prozess nie um Oscar Wilde persönlich ging, hatte ich doch erneut das Gefühl, dass er seine eigene Verantwortung mehr oder weniger ignorierte. Niemand zwang ihn, den Marquis zu verklagen. Es war seine eigene Entscheidung, nicht auf den Rat seiner Freunde zu hören und sich in den Kleinkrieg zwischen Douglas und dessen Vater hineinziehen zu lassen. Er muss gewusst haben, dass er ein Risiko einging und sich das Blatt wenden könnte. Warum er sich trotzdem auf diesen Wahnsinn einließ, ist mir ein Rätsel. Vielleicht wollte er Douglas beeindrucken. Vielleicht wollte er ein Vorbild sein und seinem jüngeren Partner zeigen, was es bedeutete, für ihre Beziehung einzustehen und für einander da zu sein. Ich weiß es nicht.

    Die kleinliche Abrechnung mit Douglas stellt nur den ersten Teil des Briefes dar. Der zweite Teil von „De Profundis“ ist eine Einschätzung von Wildes eigenem Leben und der verzweifelte Versuch, seiner hoffnungslosen Lage etwas Positives abgewinnen zu können. Wilde wird sehr theologisch; er philosophierte über Jesus, der seiner Meinung nach das Herz und die Seele eines Künstlers besaß. Ich fand, dass sich dieser Part sehr zäh und schleppend las. Er schwor, sein Leben zu ändern und beteuerte, dass sich seine Persönlichkeit durch die Haft bereits verändert hätte. Fest entschlossen, sich auf das zu besinnen, was wirklich wichtig ist, schmiedete er Pläne für die Zeit nach seiner Entlassung. Es ist tragisch, dass er diese Vorhaben nie verwirklichen konnte. Das Wissen darum, dass sich all seine guten Vorsätze spätestens in dem Moment, in dem ihm ein halbjähriger Aufenthalt als Büßer in einem Jesuitenkolleg verwehrt wurde, in Luft auflösten, gestaltete die Lektüre für mich sehr bitter. Wilde wollte sich ändern. Ich denke, seine Gelöbnisse waren definitiv ernst gemeint und kamen von Herzen, doch offenbar war die Ablehnung des Kollegleiters für ihn dermaßen niederschmetternd, dass ihn jegliche Hoffnung verließ. Meiner Ansicht nach nahm ihm diese letzte Demütigung seinen Lebenswillen. All die Erkenntnisse, die er während seiner Inhaftierung über sich selbst gewonnen hatte, der Entwicklungsprozess, den er durchlebt hatte, waren plötzlich wertlos, weil ihm nicht gestattet wurde, sie in Freiheit auszuleben. Also fiel er in alte Muster zurück, floh nach Paris und lebte dort auf Kosten des Besitzers eines billigen Hotels, bis er schließlich starb. Ich denke, er resignierte einfach, gebrochen und desillusioniert. Wer weiß, was man noch von ihm hätte erwarten können, hätte er diese 6 Monate in dem Jesuitenkolleg verbringen dürfen. Vielleicht hätte er zu seiner alten Form zurückgefunden. Es ist eine Tragödie.

    Im dritten und letzten Part des Briefes kommt Wilde noch einmal auf Alfred Douglas zurück. Er berichtete von seiner Korrespondenz mit Douglas‘ Mutter, die ihn hinter dem Rücken ihres Sohnes oft bat, positiven Einfluss auf ihn zu nehmen, während sie selbst es nicht über sich brachte, seine Fehler offen anzusprechen. Wilde beschwerte sich darüber, dass Douglas‘ Mutter ihre Verantwortung unter dem Mantel der Verschwiegenheit an ihn abzugeben versuchte. Betrachtet man Douglas‘ Eltern, wird schnell klar, warum seine Persönlichkeit so viele negative Züge aufwies. Sein Vater war abwesend, dominant und aggressiv; seine Mutter nicht fähig oder nicht willens, ihrem Sohn Grenzen aufzuweisen. Er hatte zwei ältere Brüder, von denen nur einer eine gewisse Vorbildfunktion hätte erfüllen können. Soweit ich das sehe, hätte die ganze Familie in psychotherapeutische Behandlung gehört. Der junge Alfred Douglas konnte gar nicht lernen, ein guter Mensch zu sein, weil es ihm niemand beibrachte. An Wildes Stelle hätte ich von Anfang an einen großen Bogen um diesen Mann gemacht. Tja, aber wie sagt man so schön? Das Herz will, was das Herz will. Am Ende von „De Profundis“ forderte Wilde seinen Liebsten auf, sein Leben und ihre Beziehung objektiv zu betrachten und sich in ihn hineinzuversetzen. Ich denke nicht, dass Douglas dazu in der Lage war. Später vielleicht, aber nicht im Alter von 27 Jahren. Er hatte es ja noch nicht einmal fertiggebracht, Wilde während seiner Inhaftierung auch nur ein einziges Mal zu schreiben. Die Enttäuschung darüber äußerte Wilde wiederholt, konnte ganz zum Schluss allerdings nicht aus seiner Haut. Mit den letzten Worten seines Briefes öffnete er Douglas doch noch einmal seine Tür. Er schien zu glauben, dass zwischen ihnen noch nicht alles verloren sei. Meinem Empfinden nach vermisste Wilde Douglas weit mehr, als er eingestehen wollte. Vielleicht ist das die größte Tragödie ihrer geteilten Geschichte: trotz des fatalen Verlaufs ihrer Beziehung konnte er nie von Douglas lassen. Möglicherweise konnte er ihn bis zu seinem Lebensende nicht loslassen, obwohl er ihre Verbindung nach seiner Entlassung endgültig trennte.

    Ich weiß nicht, was in ihren letzten gemeinsamen Wochen in Neapel vorgefallen ist, doch ich habe den Eindruck, dass die Trennung eine rein vernunftbasierte Entscheidung seitens Wilde war, weil er wusste, dass Douglas ihm nicht guttat. Ich denke jedoch, dass er nie aufhörte, ihn zu lieben. Die Umstände seiner letzten Lebensjahre, die resignierte Einsamkeit, die ihn gefangen hielt, erscheinen mir die direkten Folgen eines gebrochenen Herzens zu sein. Ach, ist das alles traurig. Vielleicht interpretiere ich zu viel in diese Geschichte hinein, das will ich nicht ausschließen, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Alfred Douglas trotz all des Kummers, den er ihm bereitete, Oscar Wildes große Liebe war.

    Zusammenfassend lässt sich wohl getrost behaupten, dass die Beziehung zwischen Oscar Wilde und Lord Alfred Bruce Douglas eine verhängnisvolle Liebschaft war. Der Autor hätte sich niemals auf den viel jüngeren, unsteten Mann einlassen dürfen. Dieses Verhältnis zerstörte buchstäblich sein Leben. Ich schreibe absichtlich „Verhältnis“ und schiebe den schwarzen Peter nicht Douglas zu, weil ich fest davon überzeugt bin, dass zu einer fatalen Beziehung immer zwei gehören. Natürlich ist der negative Einfluss des exzentrischen Adligen nicht zu leugnen, schreibt Wilde doch, dass er in Anwesenheit desselben nicht in der Lage war, seiner Arbeit nachzugehen, aber Wilde war derjenige, der diesen negativen Einfluss zuließ. Er war älter, er war reifer, er hätte erwachsen genug sein müssen, um die unkontrollierbaren Auswüchse ihrer Beziehung zu erkennen und entsprechend zu handeln. Ich weiß nicht, ob er es nicht konnte oder schlicht nicht wollte. Es fällt mir jedenfalls schwer zu glauben, dass Wilde keine Möglichkeit hatte, ihre toxische Verbindung zu lösen. Ich kann ihn von seiner Verantwortung nicht freisprechen. Trotz dessen hätte ich mir natürlich ein anderes Ende für den unvergleichlichen Autor gewünscht. Er hatte ein Happy End verdient.

    „De Profundis“ hat mein Verständnis meines Lieblingsautors deutlich vertieft. Ich habe begriffen, dass sich hinter all den Vergnügungen, dem scharfen, ironischen Witz und der unleugbaren Arroganz ein empfindsamer, verletzlicher und ernsthafter Mann verbarg, der erstaunlich bodenständige Vorstellungen vom Leben hatte. Er wollte als der akzeptiert werden, der er war, trotz all seiner öffentlichen Exzentrik. Das Schreiben war sein Leben. Seine Hingabe zur Kunst war mindestens ebenso stark wie seine Gefühle für Lord Alfred Bruce Douglas. Es ist so schade, dass ihn seine Zeit im Zuchthaus für immer von seiner Muse trennte und er dadurch nicht mehr Werke erschaffen konnte, die die Menschen bis heute bewegen. Er ist definitiv zu früh gestorben. Obwohl er mir da vielleicht widersprechen würde. Schließlich lauteten seine angeblichen letzten Worte „Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich“.

  7. Cover des Buches Das Oscar-Wilde-Album (ISBN: 9783896672384)
    Merlin Holland

    Das Oscar-Wilde-Album

     (21)
    Aktuelle Rezension von: TheSaint

    Als am 25. Mai 1895 der von Oscar Fingal O'Flaherty Wills Wilde angestrengte Verleumdungsprozess gegen den Vater seines Liebhabers, dem 9. Marquess of Queensberry, verloren war und der einst so gefeierte Romanautor, Dramatiker, Lyriker und Selbstdarsteller vor einem unglaublichen Schuldenberg stand, begann sukzessive die Tilgung seines Namens auf den Theaterplakaten, den Buchtiteln, in Schullisten und auf den Tafeln des renommierten Trinity Colleges. Die Gläubiger stürmten das Haus in Tite Street 16 und das Mobiliar und die kostbare Bibliothek wurden zu Spottpreisen verramscht. Zweitausend Bücher um einhundertdreißig Pfund: Eine Sammlung von Widmungsexemplaren nahezu aller Dichter seiner Zeit sowie wunderschön gebundenen Werken seiner Eltern. Um fünfundzwanzig Shilling verkauften die Mitarbeiter des Sheriffs die drei Familien- und drei Sammelalben voller Zeitungsausschnitten, Karikaturen und Parodien seiner Werke und beraubten somit die Welt um zwanzig Jahre Dokumentation eines strahlenden und unerhörten Lebens. Jahre, in denen Oscar Wilde es gewagt hatte, die selbstgefällige Doppelmoral seiner Zeit in Frage zu stellen.

    Der Untergang dieser Bände zählt genauso zu der gleichsam atemberaubenden wie auch bekümmerlichen Familiengeschichte wie das Leben dieses Mannes selbst, der mit dreißig 1884 Constance Lloyd ehelicht. Mit ihr hat er zwei Kinder: Cyril (1885-1915) und Vyvyan (1886-1967). 1886 stößt er auch auf den 17jährigen Oxford-Studenten Robert Ross, mit dem er eine sexuelle Beziehung eingeht und der seinen Selbstfindungsprozess startet. Ross wird bis zum Tod einen großen Platz im Leben Oscar's einnehmen. Zwei Jahre nach dem Tod des Dramatikers begleicht er die ausstehende Hotelrechnung des "D'Alsace" - wo Wilde 1900 verstarb. Bald schon tritt Lord Alfred "Bosie" Douglas in das Leben des Lieblings der Londoner Gesellschaft, der Jahre später eine treibende Kraft zu Wilde's verhängnisvollem Schritt in den Abgrund wird.

    Merlin Holland (* 1945), Sohn von Vyvyan Holland (die Familie Wilde's war gezwungen, nach dem Prozess den Familiennamen zu ändern, um der gesellschaftlichen Ächtung zu entkommen), offeriert in diesem "Album" nach einer elegant geschriebenen Einleitung großzügige Bildstrecken sowie viel Familieninterna in Form von Briefen, Dokumenten, Tagebuchnotizen, Zeitungsberichten und Karikaturen, welche Wilde's Biografie und Werk lebendig werden lassen. Der langsame Aufstieg, der große Erfolg... wunderbar nah und liebevoll geschildert. Gerade diese Art der Erzählung lässt zunehmend gegen Ende das Herz des Lesers sinken, wenn die Katastrophe immer realer und die Ausmaße immer dramatischer werden und man beinah versucht ist "Halt! Stop!" zu schreien, als sich dieser Meister der Selbstinzensierung, dieser Stilfanatiker geblendet und fehlgeleitet selbst ins Verderbnis stürzt. Allein die komplett präsentierte Portait-Serie des New Yorker Fotografen Napoleon Sarony beschreibt Wilde's Lust an der Pose... Er war damals der Erste, der inszeniertes Leben vorspielte und somit der Begründer jener Unart wurde, die in unserer heutigen digitalen Zeit für viele Menschen bereits Alltag ist.

    Die Lebensgeschichte Wilde's zeigt auch, mit welcher Gewalt die Ächtung eines wegen Homosexualität Verurteilten betrieben wurde. Wilde musste unter falschem Namen im Exil reisen, um in einem Hotel Unterschlupf zu finden. Die Spuren seiner Existenz wurden getilgt, der Umgang mit seinen Söhnen verboten. Als Constance Wilde starb, stand auf ihrem Grabstein nur ihr Vorname. Erst 1963 wurde "Wife of Oscar Wilde" hinzugefügt und seeehr langsam wandelte sich auch das Bild des Mannes, dessen Stimme so weich war "wie brauner Samt und klang wie ein Cello".

    Dieses Kleinod ist eine Empfehlung und eine wunderbare Ergänzung zur üblichen Biografie.

  8. Cover des Buches Bosie: Biography of Lord Alfred Douglas (ISBN: 9780340767719)
    Douglas Murray

    Bosie: Biography of Lord Alfred Douglas

     (2)
    Aktuelle Rezension von: metalmel
    Ich bin ein großer Fan von Oscar Wilde, besonders fasziniert hat mich sein Leben. Und da natürlich Lord Alfred Douglas, seine ganz persönliche Nemesis. Schön wie ein Engel, talentiert, reich und vor allen Dingen jung. Aber dazu auch verzogen, jähzornig, beleidigt, überheblich, zerstörerisch. Dies ist bei weitem die beste und auch ausführlichste Biographie, die ich je über ihn gelesen habe und ich habe mittlerweile bestimmt mehr als 10 Bücher über ihn und auch von ihm. In 3 Werken beschreibt er sein Leben, was sehr spannend ist, denn er ist niemals objektiv, er stellt sich dar, so wie er es gerne möchte, in einem leugnet er sogar seine Beziehung zu Oscar. Was wohl als erwiesen gilt, ist, dass er zwar eine homosexuelle Beziehung zu Wilde hatte, die aber nur von relativ kurzer Dauer war. Und dennoch blieben die beiden ein Leben lang mehr oder weniger verbunden. Oscar liebte Bosie abgöttisch und ruinierte damit sein Leben. Bosie wächst auf in dem Wissen, dass dem Adel alle Türen offenstehen. Sein Vater ist ein brutaler Schläger, der züchtigt wo es geht, seine Mutter duckt sich weg und unternimmt nichts dagegen. Sie wird ja selber geschlagen. Bosie ist nicht besonders klug in der Schule, wozu sich anstrengen, wenn man Geld hat. Er will dichten und schreiben. Schon im Magdalen College unterhält er homosexuelle Beziehungen und als er auf einer Party erstmals auf Wilde trifft, nimmt das Schicksal eine Wendung. Um Wilde ist es sofort geschehen und Bosie weiß das geschickt für sich zu nutzen. Er will glänzen, er will das Gespräch der Stadt sein, was auch gelingt. Er hegt einen jahrelang gepflegten Hass gegen seinen Vater und als sich die Gelegenheit bietet ihn zu verklagen, setzt er alles daran. So landet Wilde vor Gericht, verliert den Prozess und wird zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt. Danach ist er ein gebrochener Mann und will von Bosie nichts mehr wissen. Doch nach drei Monaten sind die beiden wieder zusammen. Als Wilde stirbt ändert Bosie sein Leben radikal. Es gibt einen immensen Bruch und er wird Katholik und heiratet, bekommt sogar ein Kind. Relativ lange kann er sein jugendliches Aussehen behalten, doch viele Prozesse, die er anstrengt und seine große Verbitterung lassen ihn schließlich rapide altern. Auch nach Wildes Tod bleibt sein Leben turbulent und es gibt als Konstante eigentlich nur seine Mutter, die er sehr verehrt. Er stirbt 1945 als verbitterter Mann und wird in Crawley neben seiner geliebten Mutter beigesetzt. Murray beleuchtet jeden Aspekt seines Lebens, man erfährt sehr viel und lernt einen Menschen kennen, getrieben von einer Sehnsucht geliebt zu werden, der doch nur alle vor den Kopf stößt und sich immer wieder falsch verstanden fühlte, mit viel Wut und Hass, die es ihm nicht möglich machen Frieden zu schließen mit sich und der Welt. Ein unheimlich spannendes Leben!
  9. Cover des Buches Bosie. The Story of Lord Alfred Douglas. His Friends and Enemies. (ISBN: B0000CLQLQ)
    Rupert Croft-Cooke

    Bosie. The Story of Lord Alfred Douglas. His Friends and Enemies.

     (1)
    Aktuelle Rezension von: metalmel
    Nichts, was masn nicht schon über Bosie wüßte - wenn man sich denn für ihn interessiert. Aber gut geschrieben und wenigstens nicht negativ. Für gewöhnlich gilt er ja als der Übeltäter, der Oscar Wilde ins Elend gestürzt hat. Aber er hat weitaus mehr zu bieten als nur seine kurze, aber heftige Liaison mit Oscar. Ein unbequemer Mensch, der den größten Teil seines Lebens damit verbrachte, sich aus dem Schatten des Schriftstellers zu befreien, wobei er oftmals leider seltsame Methoden anwandte. Aber wohl auch jemand, der warmherzig und humorvoll sein konnte. So jedenfalls präsentiert ihn diese Biographie.
  10. Cover des Buches The Secret Life of Oscar Wilde (ISBN: 0465044395)
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