Bücher mit dem Tag "luchterhand"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "luchterhand" gekennzeichnet haben.

36 Bücher

  1. Cover des Buches Unterleuten (ISBN: 9783442719761)
    Juli Zeh

    Unterleuten

     (550)
    Aktuelle Rezension von: Chiarra

    Letztes Jahr habe ich mein erstes Buch von der Autorin Juli Zeh gelesen: „Über Menschen“. Besonders begeistert war ich über ihre feinfühlige Beobachtungsgabe von Menschen und deren Beziehungsgeflechten sowie ihr Vermögen diese nicht nur einseitig, sondern aus vielseitigem Blickwinkel zu beleuchten.

    „Unterleuten“ hat mir auch sehr gut gefallen. Gekonnt und ohne Langweile aufkommen zu lassen, stellt sie uns die BewohnerInnen von Unterleuten mit deren Umfeld und Motivationen vor. Und gekonnt verflechtet sie diese in eine spannende Geschichte und zeigt die Beziehungsgeflechte in diesem kleinen Dorf in Brandenburg auf. Jedoch beschreibt sie diese zunehmend zum Ende hin etwas einseitig und es wird aus meiner Sicht auch ein wenig zu „dramatisch“. 

    Insgesamt wieder ein sehr guter, gesellschaftskritischer Roman, der sich wie ein Krimi liest! Auch dieser Roman wird nachhallen und ich nehme mir vor, noch mehr Bücher von der Autorin zu lesen!

  2. Cover des Buches HERKUNFT (ISBN: 9783442719709)
    Saša Stanišić

    HERKUNFT

     (257)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Was für ein wunderbares Buch! Der Autor schreibt über seine Heimat, seine Herkunft und seine Familie: Das ist Jugoslawien vor und nach dem Krieg. Das ist Heidelberg und die ARAL-Tankstelle. Das ist das Dorf der Großmutter in den Bergen und das Fantasiespiel mit Freunden.

    In nicht allzu strenger Chronologie begleiten wir Ich-Erzähler Saša aus seiner behüteten Kindheit in Jugoslawien heraus nach Deutschland. Der Zufall will es: nach Heidelberg. Hier ist er an seiner Schule ein Flüchtling unter vielen. Er, der die Sprache erst lernen muss, macht Abitur, studiert und schreibt. Von klein an fabuliert er und liebt es Geschichten zu schreiben. Daher ist auch dieser Roman eine Geschichte, bei der man nicht genau weiß, was erlebt und was erfunden wurde. Immer wieder zieht es ihn in die alte Heimat zur Großmutter, die einen großen Teil des Romans ausmacht. Um sie kreist alles. Als ihre Demenz fortschreitet und ihre Erinnerungen verblassen, beginnt der Enkel Erinnerungen zu sammeln.

    Herausgekommen ist ein ganz ungewöhnlicher Roman, der sich mit dem Zufall der Herkunft auseinandersetzt. Ein liebevoller Roman über eine weit verstreute Familie, voll mit Geschichten, Anekdoten und Fantasien. Es macht so viel Spaß dieses Buch zu lesen. Es ist wunderbar witzig, geistreich und kurzweilig. So viele Sätze, die ich mir markiert habe und so vieles über das man nachdenken muss. Dazu eine Schlusspassage, die nochmal völlig überrascht. Eine ganz große Leseempfehlung. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2019.

  3. Cover des Buches Normale Menschen (ISBN: 9783442771509)
    Sally Rooney

    Normale Menschen

     (231)
    Aktuelle Rezension von: herr_hygge

    Vor kurzem erschien bei @luchterhand_verlag „Normale Menschen“ von der irischen Schriftstellerin Sally Rooney. Nachdem mich @literarischernerd und @alex_coffee_books mit Ihren Rezessionen sehr neugierig auf den Roman gemacht haben, habe ich mich umso mehr darüber gefreut, dass mein lieber Papa ihn mir bei einem Auslug nach Mannheim geschenkt hat, als er merkte, dass ich das Buch ständig in Augenschein nahm. 🥰
    Es geht um zwei Teenager, Marianne und Connell, die gemeinsam in einer Kleinstadt im Westen Irlands aufwachsen und unterschiedlicher nicht sein können. Sie ist die komische, aber privilegierte Aussenseiterin, er der Star des Fußball-Teams. Die beiden begegnen sich, als Connell seine Mutter von der Arbeit als Putzkraft für Mariannes Familie abholt. Zwischen den Beiden entwickelt sich schnell eine zarte Bande, die beider Leben für immer verändern wird.
    Freundschaft die zu Liebe wird, Sex und Verlangen, Verlust und Depression, Misshandlung und Angst, das sind alles Themen, welche die Autorin in eine sehr moderne und intensive On/Off-Liebesgeschichte miteinander verwebt und uns dabei so tief in das innere ihrer Protagonisten blicken lässt, dass man gar nicht anders kann als von Anfang an mitzufiebern und auch mitzuleiden. Ein absolut zeitgemäßer Roman, der mitten aus dem Leben gegriffen zu sein scheint und viel mehr als nur lesenswert ist.

  4. Cover des Buches Achtzehn Hiebe (ISBN: 9783442718610)
    Assaf Gavron

    Achtzehn Hiebe

     (19)
    Aktuelle Rezension von: Giselle74
    Witzig. Rasant. Respektlos. Sehr unterhaltsam. Das verspricht der Klappentext des Verlages bei diesem neuen Roman des israelischen Bestsellerautors.
    Witzig ist das Buch stellenweise durchaus, wenn man sich denn Stan und Ollie im modernen Tel Aviv vorstellen kann. Rasant ist es auch, immerhin ist der Protagonist Taxifahrer. Respektlos fand ich es eigentlich nicht, dafür manchmal ein wenig geschmacklos und wenn wir das "sehr" streichen, stimmt der Rest auch.
    Es fällt mir ein wenig schwer, den Finger auf die Wunde zu legen, nicht, weil ich nicht wüßte, wo es schmerzt, sondern, weil der Text sich als Krimi verkleidet hat und es daher unfair wäre, den Inhalt zu breit auszuwalzen.
    Eitan Einoch, genannt "Krokodil" (jaha, daher der wenig einfallsreiche Titel meiner Kolumne) ist Taxifahrer in Tel Aviv und außerdem gescheiterter Hobbydetektiv. Bei einer seiner Fahrten lernt er Lotta Perl kennen, eine charmante ältere Dame, die regelmäßig zum Friedhof gefahren zu werden wünscht. In einem ihrer Gespräche gesteht sie, Angst davor zu haben ermordet zu werden und engagiert Einoch, um in einer privaten Sache Nachforschungen zu betreiben. Dieser kontaktiert dafür seinen ehemaligen Kollegen Bar und wirft sich ins Getümmel.
    Für mich ist Plausibilität wichtig, besonders bei einer Krimihandlung. Leider toben Bar und Einoch derartig naiv durch das Geschehen, dass mir der Spass recht schnell verging. Dazu kommen Handlungsteile, deren Wahrscheinlichkeit an Null grenzen, aber Dreh- und Angelpunkte der Story sind. Die achtzehn Hiebe des Titels sind nämlich reale Peitschenhiebe. Würde man die Person, die für die Verabreichung gesorgt hat, fünfzig Jahre später heiraten wollen, ohne Kontakt in der Zwischenzeit wohlgemerkt?
    Von Seite zu Seite wurden mir die Protagonisten unsympathischer. Nun muss man Romanhelden nicht mögen, hier war es aber wohl eigentlich so angedacht. Vielleicht bin ich aber auch schlicht eine Generation zu alt. Ich fühlte mich an das Spiel "Scotland Yard" erinnert, während ich mit dem Taxi über das Spielbrett, Verzeihung, durch Tel Aviv sauste. Vielleicht hätte ich auch besser ein männlicher Leser sein sollen, der sich für Viagra und schöne Frauen interessiert. Vielleicht...
    Vielleicht ist dieser Roman aber auch einfach trotz der Jubelkritiken mittelmäßig. Oder ich bin zu miesepetrig für den Inhalt. Jedenfalls passen wir nicht zusammen, das Krokodil und ich.
  5. Cover des Buches Vor dem Fest (ISBN: 9783442749898)
    Saša Stanišić

    Vor dem Fest

     (189)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Fürstenfelde in der Uckermark. Es ist die Nacht vor dem großen Fest und alle Bewohner bereiten sich auf ihre Weiße vor. Frau Kranz will zum ersten mal ihre Heimatstadt bei Nacht malen und strauchelt doch immer wieder. Jeder hat seinen Teil zu tun und seinen Teil zu vergessen und seinen Teil, den er lieber nicht mehr sehen will. Der kleine Ort hat schon viel erlebt. Die DDR, die Wende, den Umbruch, den Neuanfang, den Tod des Fährmanns und den Wandel von Berufen und Strukturen. Was ist besser? Was kommt noch? Im Stadtarchiv, im Heimatmuseum, da gibt es alles über die Stadt und immer wieder wird etwas Neues hinzu getragen und archiviert. Sicher auch wieder bei diesem Fest, denn ohne Spuren geht es niemals vorbei. Das war immer schon so und wird auch immer so bleiben. Sasa Stanisic ist mit Vor dem Fest ein Roman gelungen, der auf den ersten Blick vielleicht nicht viel Geschichte bietet, aber das täuscht! In jedem Satz, in jedem Detail und in jedem Charakter steckt so viel Leben und Hintergrund, dass es zuweilen Sätze über fast eine Seite gibt. Ich liebe seine Art zu schreiben und erzählen und wie er manchmal ganz behutsam und leise berichtet und an anderer Stelle laut, aufbrausend und auch wieder ironisch wird. Jede Figur ist ein Erlebnis für sich und kennen wir sie nicht alle irgendwie und wohnen wir nicht selbst im fiktiven Fürstenfelde? Manchmal erschreckend realistisch und dann doch wieder überzogen und fast forsch, aber niemals langatmig oder langweilig. Manchmal ist das Leben aufregend, langweilig, so wie die Speisekarte beim Metzger

  6. Cover des Buches Leere Herzen (ISBN: 9783442718382)
    Juli Zeh

    Leere Herzen

     (319)
    Aktuelle Rezension von: Tanja_Wue

    Ein sehr gesellschaftskritischer Roman wurde hier erschaffen. Wir lernen das Geschäftsmodell von Britta und Babak kennen und bis ich begriffen hab bzw realisiert habe, ja das machen die bzw das versteht man unter der Brücke, hat ein bisschen gedauert. Während der Geschichte wurde es teilweise spannend und dann das Ende, was mich nicht ganz so glücklich zurück lässt.

    Trotz Ende kann ich das Buch empfehlen!

  7. Cover des Buches Dann schlaf auch du (ISBN: 9783442770557)
    Leïla Slimani

    Dann schlaf auch du

     (325)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Wer träumt nicht davon, dass die perfekte Nanny sich nicht nur liebevoll um die Kinder kümmert, sondern auch noch kocht und die Wohnung tipptopp in Schuss hält. Mit Louise glauben Myriam und Paul einen Sechser im Lotto gewonnen zu haben. Die Nounou ist immer verfügbar und Myriam kann sich nach zwei Kindern endlich in ihren Beruf als Anwältin stürzen; sieht bereits eine Partnerschaft in der Kanzlei winken.  Sie entwickelt neue Energie und ein neues Selbstbewusstsein, das ihr als "Nur-"Mutter völlig abhanden gekommen war. Nun können beide Elternteile voll durchstarten, denn die überaus verlässliche Louise hat alles im Griff. Auch Paul fühlt sich unabhängiger, freier und trifft wagemutigere Entscheidungen, die ihn in seinem Job voranbringen.

    Bereits im ersten Satz des Romans erfährt man, was es für ein Ende mit dieser Konstellation nehmen wird. Mit diesem Wissen im Hinterkopf liest man das Buch fast atemlos und hofft irgendwie, dass es doch anders kommen wird.

    Slimani läßt uns nicht nur in die Seele von Myriam schauen, die zwischen ihren Muttergefühlen und ihrem Wunsch nach Anerkennung und beruflichem Erfolg hin und her gerissen wird. Auch Louise lernen wir immer näher kennen, durchbrechen die glatte Oberfläche und die Mauern der Unsichtbarkeit, die sie um sich errichtet hat, und blicken in einen Abgrund. 

    Der Roman hat mich sehr bewegt und wirklich heftig durchgeschüttelt. Es sind bekannte Themen, die hier angesprochen werden, das Muttersein, die Zerrissenheit mit der man/frau zu kämpfen hat, die Erkenntnis, dass sich mit Kindern eben doch alles ändert und Eltern ständig jonglieren, um alle Bälle in der Luft zu halten. Wie Slimani diese Aspekte zusammenbringt, mit den Charakteren Myriam und Louise, ist großartig gelungen. Der Roman liest sich Dank des Schreibstils, der ganz eng bei den Figuren bleibt, sehr bildhaft und man meint, in der Pariser Wohnung selbst mit am Küchentisch zu sitzen.

  8. Cover des Buches Neujahr (ISBN: 9783442770540)
    Juli Zeh

    Neujahr

     (358)
    Aktuelle Rezension von: Alexandra-H

    Nachdem ich in Juli Zeh-Leselaune war und zudem noch immer auf Lanzarote weilte,  habe ich mir nach „Nullzeit“ gleich noch „Neujahr“ zu Gemüte geführt, das ebenfalls auf der kargen und doch reizvollen Insel spielt. Mit nur knapp 200 Seiten war die Lektüre kein langwieriges Unterfangen.
    Auch wenn die in zwei Strängen erzählte Geschichte sehr spannend ist, fand ich das Ganze schlussendlich etwas konstruiert.
    Aber der Reihe nach: Henning, Sachbuchlektor und knapp 40, ist mit seiner Frau Theresa und den zwei kleinen Kindern im Urlaub auf Lanzarote (Erzählstrang 1). Was wir bald erfahren: Er leidet unter heftigen und äußerst belastenden Panikattacken, deren Ursache ihm unerklärlich ist. Dazu kommt das omnipräsente Gefühl, seinen Aufgaben als Ehepartner und Vater nicht wirklich gerecht zu werden. 

    In der finalen Phase einer anstrengenden Radtour, die er am Neujahrstag alleine unternimmt, fühlt er sich auf fast magische Weise zu einem abgelegenen Haus hingezogen, das ihm erstaunlicherweise bekannt vorkommt. Nach und nach präsentieren sich ihm einige Bilder aus seiner Kindheit. In diesem Haus, das nun von einer deutschen Künstlerin bewohnt wird, hat er nämlich als kleiner Junge mit den Eltern und der kleinen Schwester Ferien verbracht.
    Hier setzt der zweite Erzählstrang ein: dreißig Jahre zuvor. Die zunächst harmonisch verlaufenden Ferientage nehmen eine unheilvolle Wendung. Es geschieht Erschreckendes.
    Für Hennings Panikattacken im Erwachsenenalter und die mangelnde Erdung seiner jüngeren Schwester gibt es folglich Gründe. 

    Henning findet endlich Zugang zu seinen Gefühlen. Eine Klärung, die für die Leser:innen nachvollziehbar ist.
    Die Autorin scheint zum Schluss allerdings mit ihrer eigenen Geschichte Ungeduld zu empfinden. Mich vermag das ziemlich abrupte Ende nicht recht zu überzeugen. 


  9. Cover des Buches Winter in Maine (ISBN: 9783442747597)
    Gerard Donovan

    Winter in Maine

     (322)
    Aktuelle Rezension von: buchstaeblichverliebt

    "Vielleicht gibt es für viele Dinge gar keinen Grund, und sie passieren nur, weil die Menschen sie tun." (S. 64)

    Als Julius Hund und treuer Gefährte Hobbes eines Tages vorsätzlich erschossen wird, beschließt er sich zu rächen.

    Der eigenbrödlerische Mann, der einsam und zurückgezogen in einer abgelegenen Hütte in den Wäldern von Maine lebt, die vollgestopft ist, mit den über 3000 Büchern seines verstorbenen Vaters und Erinnerungen an eben diesen und den Großvater, hat alles verloren, was er liebt, einschließlich seiner Moralvorstellungen.

    Mit dem Gewehr seines Großvaters und der Literatursammlung seines Vaters als Stütze (im Hinterkopf) zieht er in seine persönliche Schlacht. 

    Sprachlich wirklich gelungen, atmosphärisch düster, inhaltlich leider  aufgrund der Brutalität nicht unbedingt mein Geschmack.
    Das war mir persönlich etwas zu viel des Guten und nicht unbedingt (logisch) nachvollziehbar.

  10. Cover des Buches Gespräche mit Freunden (ISBN: 9783442719662)
    Sally Rooney

    Gespräche mit Freunden

     (211)
    Aktuelle Rezension von: anni_055

    "Gespräche mit Freunden" oder auf Englisch "Conversations with Friends" ist das erste, aber sicherlich nicht das Letzte Buch, was ich von Sally Rooney gelesen habe. 

    Es handelt von der jungen Studentin Frances, die zusammen mit ihrer Ex-Freundin und Besten Freundin poetry Slam Texte vorführt. Bei einer ihrer Aufführungen wird eine erfolgreiche Schriftstellerin, Melissa, auf die beiden Mädchen aufmerksam. Sie lädt die beiden zu sich und ihren Ehemann, Nick, ein. Die vier Freunden sich an, dabei entwickelt Bobbi eine große Bewunderung für Melissa, während Nick und Frances heimlich eine Affäre eingehen. 

    In dem Buch verwirft Rooney alle hetero-monogame Vorstellungen die man hat und zeigt sehr gekonnt auf, dass Liebe und Freundschaft keine Regeln kennen, wenn man sie frei lässt statt sie in Schubladen zu stecken. 

    Was ist Liebe? Was ist Freundschaft? Kann man das als außenstehender überhaupt begreifen? Ist es nicht viel mehr etwas zwischen zwei Menschen, als etwas für die ganze Welt? 

    Rooneys Buch öffnet einen die Augen. Wie selbstverständlich Tabus gebrochen werden, fragt man sich hinterher nur noch, warum nicht mehr Menschen so offen und vorurteilsfrei mit ihren Gefühlen umgehen, wie die Charaktere in "Gespräche mit Freunden". 

    Ich glaube Frances ist eine der ersten Protagonistinnen mit der ich mich identifizieren kann. Man kann sich gut in sie hineinversetzen. Ihre Probleme sind solche, die jedem Menschen begleiten. Generell die Dialoge und Situationen im Buch, sind solche die einem auch im echten Leben begegnen oder begegnen können.  

    Es ist Rooney sehr gut gelungen, finde ich, das echte Leben in diesem Buch einzufangen. Das Leben ist voller unerwarteter Wendungen. Manchmal hat man zig Probleme parallel zu einander und manchmal ist auch einfach alles toll. 

    Ich würde jedem das Buch empfehlen, der mit Büchern gerne seinen Horizont erweitern möchte und daran glaubt dass man auch einen anderen Weg gehen kann, als den konventionellen. 


  11. Cover des Buches GOTT (ISBN: 9783442771004)
    Ferdinand von Schirach

    GOTT

     (129)
    Aktuelle Rezension von: Coriso

    "Gott" ist ein Theaterstück, bei dem es um den gesunden Richard Gärtner (78) geht, der seit dem Tod seiner Frau nicht mehr leben möchte, obwohl er körperlich vollig gesund ist. Gärtner verlang den Zugang zu einem Medikament, das für den assistierten Suizid verwendet wird. Es kommt der Ethik-Rat im Rahmen eines Theaterstückes zusammen, bestehend aus Mediziner, Juristen, Pfarrer, Ethiker und Politiker. Unfassbar gut, werden die Themen, Perspektiven und Haltungen zum Thema assistierter Suizid aus der Perspektiver verschiedener Professionen diskutiert.

    Im Anhang finden sich drei Essays namhafter Wissenschaftler, die das Thema aus medizinisch-ethischer, juristischer und theologisch-philosophischer Perspektive beleuchten. 

    Das Buch ist für diejenigen geeignet, die sich mit dem Thema der Endlichkeit und dem Wunsch nach Selbstbestimmung bis zum Lebensende auseinandersetzen. Inklusive der aktuell rechtlich unsicheren Situation in Deutschland in Bezug auf den assistierten Suizid. Infomativ, spannend, aufrüttelnd und anregend zum persönlichen Weiterdenken geeignet.

  12. Cover des Buches Muna oder Die Hälfte des Lebens (ISBN: 9783442774753)
    Terézia Mora

    Muna oder Die Hälfte des Lebens

     (51)
    Aktuelle Rezension von: Ava_lon

    Inhalt

    Muna liebt Magnus. Ob und wen Magnus liebt, ist schwer zu sagen. Was geschieht mit einem Leben, das man in Abhängigkeit von einem anderen führt? Muna steht vor dem Abitur, als sie Magnus kennenlernt, Französischlehrer und Fotograf. Mit ihm verbringt sie eine Nacht. Mit dem Mauerfall verschwindet er. Erst sieben Jahre später begegnen sich die beiden wieder und werden ein Paar. Muna glaubt, in der Beziehung zu Magnus ihr Zuhause gefunden zu haben. Doch schon auf der ersten gemeinsamen Reise treten Risse in der Beziehung auf. Im Laufe der Jahre nehmen Kälte, Unberechenbarkeit und Gewalt immer nur zu. Doch Muna ist nicht gewillt aufzugeben.

    Cover

    Mir gefällt die Teildarstellung des Körpers einer Frau und auch die Farbkomposition.

    Ein Wort vorneweg

    Ich schreibe meine Rezensionen persönlich. Dadurch können meine Rezensionen ansatzweise sowohl Spoiler als auch Analysen und Bewertungen enthalten, wobei der Schwerpunkt immer auf meinen persönlichen Eindrücken liegt.

     Mein Eindruck

    Um es gleich vorweg zu nehmen, dieses Buch oder besser gesagt die Geschichte von Muna konnte mich leider nicht fesseln.

    Ich hatte gleich zu Beginn meine Probleme mit dem Schreibstil, der für mich persönlich sehr schwierig zu lesen war. Ich empfand ihn als stressig und hektisch. Es ergab sich kein Lesefluss, sondern nur die Wahrnehmung von Gedankenfragmente, die einerseits sprunghaft und andererseits distanziert wirken, als wenn Sätze anfangen und dann mit dem Ende eines anderen Gedankenganges verknüpft wurden. Manchmal war es verwirrend, unzählige Namen und irgendwie ein hin und her zwischen den verschiedenen Orten.

    Ich mag auch nicht, wenn englische Passagen (Gedicht) oder anderssprachige Texte in einem deutschensprachigen Roman vorkommen, da ich es dann nicht verstehe und auch nicht zwingend einen Zusammenhang herstellen kann. 

    Tatsächlich konnte ich persönlich beim Lesen keine Verbindung zur Protagonistin Muna herstellen, ich empfand sie als unsympathisch und stellenweise unmöglich. Sie reduziert sich selbst teilweise auf ihr Äußeres, welches sie vielleicht unbewusst flirtend wie eine Schauspielerin einsetzt. Geschuldet ist dies sicherlich ihrer Kindheit, die eigentlich keine Kindheit war.

    Ich empfinde Muna als distanzlos, sie drängt sich regelrecht auf und respektiert nicht die Grenzen der Menschen um sich herum. Dabei ist sie nur auf Magnus fixiert und verpasst etliche Chancen auf eine persönliche Weiterentwicklung. Die Beziehung zwischen Muna und Magnus wird immer toxischer und obwohl er an einer Stelle mal erwähnte, dass er aufgrund seiner eigenen Geschichte und Persönlichkeit keine Partnerschaft in der Vergangenheit hatte, lässt Muna einfach nicht los und klammert sich wie ein kleines Kind an ihre Lieblingspuppe. Aus meiner Sicht tritt Muna auf der Stelle und entwickelt sich nicht weiter, findet keinen Weg zu sich selbst.

    In diesem Zusammenhang fand ich Arthur seine Antwort auf die Frage, wie er es 30 Jahre lang ausgehalten zu warten bis er mit Judith zusammengezogen ist, einfach großartig. Allerdings fließt diese an Muna vorbei und regt sie nicht zwingend an, mehr für sich selbst an Entwicklungsschritte zu gehen.

    Eine ihrer Erkenntnisse: „Ich stand im Weg, wich mal hierhin, mal dorthin aus, aber nirgends war Platz für mich,“ Dieser Satz spiegelt sehr gut wider wo sich Muna befindet - ihren Freunden, die sie konfrontiert haben weicht sie aus und bewegt sich weiter in der Abwärtsspirale nach unten. Sie sucht einen Heimathafen und glaubt daran, dass dies nur Magnus sein könnte.

    Fazit

    Es ist nicht mein Buch. Für mich eine recht merkwürdige Auseinandersetzung mit den Geschehnissen eines halben Lebens und ich fühle keinen Bezug zwischen dem Geschehen und der Protagonistin - wie abgeschnitten wird nur der Ablauf der Geschehnisse geschildert. Muna als Beobachterin ihres eigenen Lebens?

    „Null oder eins“  - entweder machst du gar nichts, oder du bist über engagiert und rückst den Leuten auf die Pelle – diesen Satz von Magnus über Muna fand ich sehr zutreffend.

     

    240408

  13. Cover des Buches All das zu verlieren (ISBN: 9783442719693)
    Leïla Slimani

    All das zu verlieren

     (176)
    Aktuelle Rezension von: Kado

    Mein erstes Buch für dieses Jahr ist ein Geschenk gewesen mit dem Vermerk: Bleibt im Kopf, weil extrem verstörend und unbequem....
    Dem kann ich nur uneingeschränkt beipflichten.
    Der Roman 'All das zu verlieren' von der Autorin Leïla Slimani hat mich fasziniert, gefesselt, abgestoßen, Mitleid haben lassen und mich quasi in einen Strudel der verschiedenen Empfindungen gerissen und wieder ausgespuckt.
    Die Hauptfigur in dem Ganzen ist Adèle. Sie ist Mutter, Ehefrau eines Chirurgen und arbeitet selbst als Journalistin. Sie lebt in Paris und auf den ersten Blick denkt man alles müsse gut sein. Ist es aber nicht. Adèle hat eine selbstzerstörerische, hypersexuelle und exzessive Ader die Sie gerne mit Ihrem Körper und Männern auslebt.
    Es ist ein bisschen wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Auf der einen Seite genießt und wünscht Sie sich die Wärme und Geborgenheit eines Familienlebens und auf der anderen Seite tut Sie alles um es zu zerstören.
    Einige Passagen sind so unangenehm das man sich beim lesen fast schon windet. Ich für meinen Teil habe die Vermutung aufgestellt, dass Adèle das alles macht um sich spüren zu können, um sich nicht zu verlieren.
    Ich könnte mir vorstellen dass das Buch polarisiert, aber mich hat es sehr in seinen Bann gezogen und ich mochte es. Die erste Hälfte noch lieber als den Schluss.

  14. Cover des Buches Gleis 4 (ISBN: 9783442748327)
    Franz Hohler

    Gleis 4

     (73)
    Aktuelle Rezension von: mabo63

    Eine schöne Landschaft macht die Menschen nicht besser"

    Wie wahr.

    Isabelle hat Ferien. Italien das Reiseziel. Am Bahnhof hilft Ihr ein freundlicher älter Mann beim Koffertragen - und bricht darauf tot zusammen.


    Was sich dann daraus entwickelt aus diesem Einstieg ist einfach meisterhafte Erzählkunst. Es entwickelt sich eine gesellschaftskritische Auslegung der damaligen Zeit (60er Jahre) wo Recht und Ordnung mehr zählen als die Menschen selbst. Aus der vermeintlichen Erzählung wird zudem unverhofft ein sehr unterhaltsamer Krimistoff der betroffen macht.


    Leseempfehlung!

  15. Cover des Buches Die Liebe unter Aliens (ISBN: 9783442717583)
    Terézia Mora

    Die Liebe unter Aliens

     (17)
    Aktuelle Rezension von: Blacksally

    Meine Meinung:


    Kurzgeschichten mag ich an sich sehr gerne. Bei Bänden mit Kurzgeschichten hat man meistens ein paar die man sehr gut findet und auch 1-2 die man nicht so mag.


    Hier ging es mir etwas anders. 

    Leider bin ich mit dem Schreibstil der Autorin nicht wirklich warm geworden. Mir hat etwas gefehlt, und das waren nicht nur die Striche, wenn jemand etwas sagt. 

    Die Gefühle usw. sind gut rüber gekommen, wir haben hier insgesamt 11 Kurzgeschichten, die alle etwas melancholisch waren und zum Nachdenken anregen. Jedoch bin ich mit den meisten nicht wirklich warm geworden. 


    Ich hatte bei keiner der Geschichten das Gefühl das es einen richtigen Abschluss gab. Was sehr schade war. 

    Dennoch könnte ich mir vorstellen das der Schreibstil an sich, einigen Personen gefallen könnte. Für mich war dieses Buch leider nichts.

  16. Cover des Buches Ein Winter in Istanbul (ISBN: 9783442773220)
    Angelika Overath

    Ein Winter in Istanbul

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Cla, ein Gymnasiallehrer aus den Bündner Bergen, verbringt einen Winter in Istanbul, um über einen von ihm verehrten spätmittelalterlichen Gelehrten zu recherchieren.Er lernt Baran kennen, einen türkisch-griechischen Kellner, Reiseleiter und Übersetzer. Die beiden verlieben sich. Die Situation wird kompliziert, als Clas so-gut-wie-Verlobte Alva zu Besuch kommt.

    In einem zweiten Erzählstrang, wird von der Reise des Gelehrten Nikolaus von Kues von Istanbul nach Venedig erzählt, die dieser zusammen mit dem byzantinischen Kaiser und dem Patriarchen von Konstantinopel im 15. Jahrhundert unternommen hat, um sie zu Verhandlungen nach Europa zu geleiten.

     

    Der Roman ist sehr poetisch geschrieben. Im Kleinen und im Grossen geht es um die Themen Glaube und Religion, Erkenntnis und Wissen, Vergangenheit und Gegenwart, Verbindendes und Trennendes.

    Der Schauplatz der Handlung sowie die Herkunft und Hintergründe der Protagonisten erlauben interessante Durch- und Einblicke in die verschiedenen Kulturen, Ansichten und Überzeugungen. 

    Symbolik durchdringt den Roman und hält ihn zusammen. Die drei Protagonisten werden durch die drei trennenden und verbindenden Wasserstrassen in Istanbul voneinander getrennt und miteinander verbunden.

     

    Mich hat der Roman von Angelika Overath in Form und Inhalt überzeugt. Die Geschichte von Cla, Baran und Alva ist meisterhaft erzählt unterhaltsam und mit überraschenden Wendungen gewürzt.  Sie ist raffiniert mit der Erzählung aus der Zeit kurz vor dem Fall von Konstantinopel, als Nikolaus von Kues gelebt hat, verwebt, so dass ein insgesamt stimmiges, vielschichtiges Bild entsteht.

  17. Cover des Buches Krähen im Park (ISBN: 9783630877525)
    Christoph Peters

    Krähen im Park

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Hyperikum

    2021, Lockdown in Berlin. Die Presse überschlägt sich. 


    …rund um die Uhr aus dem Strom der Meldungen, Bilder, Zahlen, die unablässig über die Ticker kamen, den Nachschub des Suchtstoffs Information raffinierten, ihn mit dem Brabdbeschleuniger Meinung übergossen, je schriller, greller, lauter, desto besser. S.9


    Dirk Mahnfeld, Bauunternehmer, seine Spezialität: kostenoptimierter Individualismus, Naturstein, kein Problem, offene Raumsituationen, gern. Seine Frau Mariann bietet ihr großzügig gestaltetes Eigenheim als Partylokation, für die gehobene Kunst- und Literaturszene. Darüberhinaus glaubt sie, dass die ganze Coronascheiße, ein Weckruf Gottes ist. 

    Urban, Schriftsteller, der nach zwei Büchern, in Melancholie versunken, eine Schreibblockade auslebt und seiner Frau überlässt, sich Gedanken darüber zu machen, wo der nächste Scheck herkommt. Dafür ist die dreijährige Leonie bald ein Star in der Modebranche.

    Joyce Telschow, ehemals glutäugige Schönheit für Bulgari, jetzt Fluggastkontrolleurin, mit Alkoholproblem, bereut, dass sie ihre verdorbene halbitalienische Tochter geboren hat, weil die sich, von einem Türken, ein Kind hat andrehen lassen. 

    Der französische Autor Bernard Entremont, folgt einer Einladung nach Berlin, um an der Akademie der Künste seine Ehrung entgegenzunehmen. Der Kurator versucht die weibliche Menge zurückzuhalten, die dem Künstler Sexismus vorwirft.

    Während Berlin und die ganze Welt Angst davor hat, sich anzustecken, bei anderen bleibende Schäden zu versursachen, oder die Oma zu töten, leben einige mehr oder weniger maskiert, ungeniert ihr Leben weiter.


    Wer jetzt demonstrierte, egal für oder gegen was, war Wegbereiter, Helfershelfer einer weiteren Virusmutation, machte sich gemein mit Impfgegnern, Esoterikern, Nazis. S.35


    Fazit: Christoph Peters hat ein grell-bunt schillerndes Potpourris verschiedener Charaktere, in unterschiedlichen Lebensituationen entworfen. Fröhlich und geistreich, greift er alle möglichen Klischees auf. Von alten weißen Männern, die nur eines wollen, über die Gewaltbereitschaft von Arabern im Allgemeinen, bis zum Umgang mit der leidlichen Pandemie, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ich bewundere seine Schreibtechnik, die diese Geschichte von Anfang bis Ende durchschreibt, ohne durch Kapitel Grenzen zu setzen. Nach nahezu jedem Absatz schafft er eine neue Szenerie und am Ende ergibt sich ein Gesamtbild. Kurzatmig bin ich durch diese rasante Geschichte getrieben, immer wieder überrascht, von spanneneden Wendungen. Ich durfte einen Blick hinter die Kulissen, mitten hinein in die menschlichen Abgründe der einen und das Leid der anderen werfen. 

  18. Cover des Buches Eine zufällige Begegnung (ISBN: 9783442741427)
    Charles Chadwick

    Eine zufällige Begegnung

     (28)
    Aktuelle Rezension von: Die-wein
    Ich kann mich den positiven Rezensionen zu diesem Buch nicht so ganz anschließen. 

    Zum Inhalt: Die hässliche Elsie und Stan, der wegen Mordes im Gefängnis saß, treffen sich zufällig während einer Busfahrt. Stan ist auf der Flucht vor seiner kriminellen Vergangenheit und bittet schließlich Elsie ihm zu helfen. Aus dieser anfänglichen Zweckgemeinschaft entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft.

    Meine Meinung: Mich störten u.a. die Begriffe über Elsies Aussehen wie z.B. Missgeburt oder hässliche Kuh. Außerdem emfand ich es etwas unglaubwürdig wie die Mutter und ihr Bruder mit ihr umgegangen sind und über sie dachten.

    Der Schreibstil und die Story konnten mich leider überhaupt nicht fesseln und ich wollte das Buch mehrmals abbrechen, habe es aber dann doch weitergelesen. Schade!
  19. Cover des Buches Lincoln im Bardo (ISBN: 9783442770533)
    George Saunders

    Lincoln im Bardo

     (47)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Wie ich gerade erst schrieb, versuche ich so wenig wie möglich über ein neues Buch im Vorhinein zu erfahren. So auch bei George Saunders‘ Lincoln im Bardo. Ich hatte die Vorankündigung gesehen, den kurzen Klappentext gelesen und im Zusammenhang mit dem Begriff Bardo, war eigentlich klar, dass ich das Buch lesen wollte. Es sollte also um Abraham Lincolns Sohn Willie gehen, der mit elf Jahren an Typhus gestorben war, mitten im amerikanischen Bürgerkrieg. (Und für den amerikanischen Bürgerkrieg bin ich seit John Jakes ‚North and South-Trilogie‘, besser bekannt als Verfilmung ‚Fackeln im Sturm‘, quasi Experte.) Der Vater konnte den Verlust nicht verwinden und ging mehrere Male nachts auf den Friedhof, um seinen Sohn in den Armen zu wiegen. Es sollte um Geister gehen, denn Willie befände sich im Bardo, im Zwischenreich. Schon tot, aber noch nicht übergegangen – wohin auch immer. Und es sollte um die Frage gehen: „Warum lieben wir, wenn wir doch wissen, dass alles zu Ende gehen muss?“

    Was für ein Sujet. Da bin ich schon infiziert noch bevor ich das Buch überhaupt aufgeschlagen habe. Und dann das. Dieser Roman. Gerühmt mit dem Man Booker Preis. New York Times Bestseller. Spiegel Bestseller. Aber was lese ich da? Wer sind die Protagonisten? Was sind die Protagonisten? Und plötzlich Zitate. Zitate. Zitate. Seitenweise literarische Verweise. Bis ich verstanden habe, dass diese die Geschichte ebenso vorantreiben, habe ich die Gesamtschau auf die Erzählung schon aus den Augen verloren. Also einfach nochmal von vorne. Jetzt nicht irritieren lassen von diesem offensichtlich so ganz anderen Roman als alle anderen, die ich bisher gelesen haben. Da unterhalten, oder besser erinnern sich also vornehmlich Geister oder Tote oder im Zwischenreich ‚Lebende‘ miteinander. Sie berichten vielmehr von den Ereignissen jener Tage. Und ebenso wie die Geister berichten, so berichten auch die Tagebücher, Zeitungen oder sonstige echte wie erfundene zeitgeschichtliche Dokumente über diese kurze, unscheinbare Phase aus dem Leben Abraham Lincolns.

    Der Tod steht ihm gut

    Das ist zuerst äußerst gewöhnungsbedürftig und, wenn man andere Rezensionen liest, offensichtlich nichts für jeden*n. Aber es lohnt sich dran zu bleiben, nicht sofort zu verurteilen, sondern sich mit offenem Geist auf eine neue Leseerfahrung einzulassen. Denn was sich da langsam herauskristallisiert, ist eine grandiose Manifestation der Menschenkenntnis und -beobachtung. Die verschiedenen Sprachstile, die Saunders nutzt, um seinen Figuren mehr Authentizität zu geben, sind so dermaßen glaubwürdig, dass ich mich immer wieder dabei ertappt habe, nicht zu wissen, was denn nun erfunden und was zitiert sein könnte. Und hier sei auch mal der Übersetzer gelobt. Der Text ist alles andere als leicht oder normal. Aber was Frank Heibert hier leistet, ist gar nicht genug zu würdigen. Eine Symbiose von Herz und Verstand des Autors und Herz und Verstand des Übersetzers.

    „Zwei flüchtige Zeitweiligkeiten entwickelten Gefühle füreinander.
    Zwei Rauchwölkchen hatten sich verliebt.
    Ich hielt ihn fälschlich für etwas Festes, dafür muss ich jetzt bezahlen.“

    Diese zentrale Erkenntnis des Buddhismus, alles verändert sich, alles ist im Wandel, habe ich noch nie so wundervoll in Worte gefasst gelesen.

    Lincoln im Bardo ist eine Herausforderung. Es ist ein so ganz anderes Buch, was mit Sicherheit auch daran liegt, dass Saunders eigentlich Autor von Kurzgeschichten ist. Die episodische Schreibweise erkennt man wieder. Man wird aber belohnt mit einem Leseerlebnis, dass man so bisher nicht hatte und kannte. Einige Stellen sind, ob der Thematik allerdings überraschend explizit und heftig ausgefallen. Bürgerkrieg und Sklaverei sind eben nicht nett zu verpacken. Das sollte man vorher wissen. Aber es sind auch nur kurze Abschnitte. Im Wesentlichen geht es um das Leben, um das Festhalten, um Liebe und Tod. Aber so hat man es noch nie aufbereitet bekommen.

  20. Cover des Buches Eine Liebe, in Gedanken (ISBN: 9783442719778)
    Kristine Bilkau

    Eine Liebe, in Gedanken

     (108)
    Aktuelle Rezension von: katzenminze

    Toni ist eine selbstbestimmte Frau mit großen Träumen. Sie will reisen, ins Ausland, nach Paris, sie will nicht sparen, sie will das Leben genießen, sich an schönen Dingen erfreuen. Für die 60er Jahre ist sie sehr fortschrittlich und als sie Edgar kennenlernt scheint er der Mann mit dem sie sich ihre Träume erfüllen kann. Dann geht Edgar beruflich nach Hongkong und Toni soll so bald wie möglich nachkommen, doch irgendetwas geht schief, die Reise findet nie statt und doch kann sich Toni ihr restliches Leben lang gedanklich nie ganz von diesem Mann lösen, der sie so enttäuscht hat.

    Mit einem feinen Gespür für Stimmungen beschreibt Bilkau das Leben und den Tod dieser besonderen Frau. Toni, oder Antonia, sprüht vor Lebensfreude. Ihr Selbstbewusstsein und Einfühlungsvermögen, ihre Kraft, die Lust am Leben und ihr leicht fatalistischer Touch beeindrucken. Die Teile aus ihrer Sicht haben mir sehr gefallen. Ihre Tochter, die den Nachlass regelt ist bedachter, beständiger vielleicht und zu sehr auf der Hut vor der Begeisterungsfähigkeit der Mutter. Doch der ruhigere Erzählton passt hervorragend zur Stimmung nach dem Tod Antonias.

    Auch wenn der Blick der Tochter auf das „Vermächtnis“ ihrer Mutter – die Wohnung, die Bücher, der Blick zurück auf Tonis Leben – sehr gut gelungen und von der Stimmung her der Situation absolut angemessen war, war es mir hier ein wenig zu bedächtig und vielleicht ein wenig zu abgeklärt. Zwar passt alles und Bilkau erzählt wirklich treffend, aber mir hat hier ein Tick Emotion gefehlt um mich komplett an die Geschichte zu fesseln.

    Dafür waren die Verweise auf die Bilder von Helene Schjerfbeck absolut passend, auch die Zitate aus „Fast ganz die Deine“ haben sich wunderbar eingepasst. Das vorangestellte Zitat beispielsweise würde ich mir am liebsten an die Wand hängen.

    „Eine Liebe, in Gedanken“ ist ein ruhiger und wunderbar erzählter Roman über eine interessante Frau aber auch über Familie und die Stolpersteine, die das Leben einem in den Weg legt. Eine feine und einfühlsame Geschichte ohne Kitsch und Pathos; einfach ein schönes Buch.

  21. Cover des Buches Nebenan (ISBN: 9783442773619)
    Kristine Bilkau

    Nebenan

     (87)
    Aktuelle Rezension von: marielle_liest

    Julia und Astrid leben beide in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein. Doch sie führen völlig unterschiedliche Leben. Astrid ist verheiratet, hat bereits erwachsene Kinder und scheint immer alles im Griff zu haben. Julia hingegen ist mit ihrem Freund vor kurzem erst zugezogen. Sie ist unsicher, hat einen unerfüllten Kinderwunsch, sucht Anschluss und Einsamkeit zugleich.

    Über Umwege kreuzen sich die Wege der beiden Frauen hin und wieder. Und das Dorfleben bringt immer wieder Überraschungen mit sich, denn so richtig anonym ist hier niemand.

    🌳🏠🚏

    Die Autorin lässt uns tief blicken in die Gedanken von Julia und Astrid und erzählt ihr Leben aus abwechselnder Perspektive. So kommt es dazu, dass ich als Leserin aus verschiedenen Augen auf dieselben Situationen blicken konnte. Diese möglichen Sichtweisen nachzufühlen, hat mir an „Nebenan“ mitunter am besten gefallen. 

    Ich habe es sehr gemocht, dass die alltäglichen Sorgen von Julia und Astrid eine so hohe Bedeutung und Wichtigkeit erhalten haben. Durch den einfühlsamen Sprachstil habe ich mich den beiden sehr verbunden gefühlt und konnte ihre Handlungen nachvollziehen, obwohl beide Frauen so unterschiedlich sind.

    So intim und leise und dennoch so aufregend und schwerwiegend. Dieser Kontrast erweckt den Roman zum Leben und machte das Lesen wunderbar leicht. 

    Im Laufe der Kapitel sorgten viele Fragen für Spannung und ich hatte mich schon sehr auf die Auflösung gefreut. Für meinen Geschmack war das Ende dann etwas zu offen. Das faszinierende Lesegefühl steht für mich dennoch im Vordergrund, sodass ich dieses Buch unbedingt empfehlen möchte!

    4,5/5 ⭐️

  22. Cover des Buches Die Schneekönigin (ISBN: 9783442714469)
    Michael Cunningham

    Die Schneekönigin

     (34)
    Aktuelle Rezension von: Blacksally
    Ich kenne das Märchen von Hans Christian Andersen sehr gut und wollte daher dieses Buch gerne lesen. Leider hat es mir nicht so gut gefallen.

    Die Protagonisten Barrett und Tyler waren mir beide nicht sonderlich sympathisch. Barrett ist ein homosexueller Mann, der in der Liebe einfach kein Glück hat. Er wurde per SMS verlassen und weiß garnicht so recht warum. Er verliert so langsam den Glauben an die Liebe und ist im allgemeinen eher ein Mensch der pessimistisch ist.
    Sein Bruder Tyler hat es leider auch nicht recht viel besser, seine Freundin ist an Krebs erkrankt und siecht vor sich hin, dazu ist er auch noch Drogenabhängig und mit seiner Musik läuft es ebenfalls nicht so wie es zu wünschen wäre. 

    Ich hatte beim Lesen das Gefühl ich komme an die Protagonisten nicht richtig heran, mir hat irgendwie dieser Funke gefehlt, der überspringt. Sehr schade, denn die Geschichte hat gutes Potenzial.

    Auch mit dem Schreibstil hatte ich so meine Probleme. Zum einen waren die Kapitel teilweiße so kurz, das man sich garnicht richtig darauf einlassen konnte was nun passiert, zum anderen war die Geschichte in meinen Augen ziemlich verworren und abgehakt geschrieben. Ich bin leider in keinen richtigen Lesefluss gekommen und konnte deshalb leider die Geschichte auch nicht so genießen wie ich es mir gewünscht hätte.

    Der Autor:
    Michael Cunningham wurde 1952 in Cincinnati, Ohio, geboren und wuchs in Pasadena, Kalifornien, auf. Er lebt in New York City, lehrt an der Yale University und hat mehrere Romane und Erzählungen veröffentlicht. Sein Roman "Die Stunden" wurde vielfach preisgekrönt, u. a. mit dem Pulitzerpreis und dem PEN/Faulkner-Award, und wurde in 22 Sprachen übersetzt. Die überaus erfolgreiche Verfilmung "The Hours" mit Meryl Streep, Julianne Moore und Nicole Kidman wurde mit einem Oscar ausgezeichnet.


    Fazit:
    Leider war das Buch nichts für mich, mir fehlte der Bezug zu den Protagonisten.
  23. Cover des Buches Eschenhain (ISBN: 9783630869636)
    Susanne Röckel

    Eschenhain

     (0)
    Noch keine Rezension vorhanden
  24. Cover des Buches Das Verschwiegene (ISBN: 9783442748310)
    Linn Ullmann

    Das Verschwiegene

     (26)
    Aktuelle Rezension von: gagiju

    Ich habe das Buch gelesen, weil Linn Ullmann sehr gelobt wird, weil ich den Klappentext interessant fand und weil mich das Cover angesprochen hat, diese Wiesen-Graslandschaft in hellem Gelb und Grün, über der ein bedrohlich schwarzer Himmel hängt.

    Die Geschichte IST hochinteressant, eine Familienstory voller Individuen, die jedes auf seine / ihre Weise abgründig und düster sind. Es gibt Geheimnisse hinter jeder Ecke, Lügen und Halbwahrheiten und nicht eingestandene Sehnsüchte.

    Das Verschwinden eines Kindermädchens wird in Rückblicken aufgeklärt und ein Stück weit aufgearbeitet, wobei so ganz klar nicht einmal bis zum Schluss ist, WAS ganz genau passiert ist und wer eventuelle eine Schuld oder Teilschuld trägt.

    Aber Ich fand das Buch, trotz der interessanten und vielschichtigen Sprache, etwas mühsam zu lesen, man hätte die ganze Geschichte in etwas weniger Text packen können, viele Passagen, Überlegungen, Gedanken wieder holen sich oder sind m.E. ZU breit ausgearbeitet.

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