Bücher mit dem Tag "luther"

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123 Bücher

  1. Cover des Buches Die Ratsherrentochter (ISBN: 9783839215029)
    Petra Waldherr

    Die Ratsherrentochter

     (29)
    Aktuelle Rezension von: Herbstrose

    Durch die Heirat ihrer Mutter müssen auch die 20jährige Anna, ihr Bruder Peter und die treue Magd Walburga ihre Heimat verlassen und im Februar 1523 nach Wymphen, dem Wohnort ihres Stiefvaters und Ratsherren Steffen Brel ziehen. Bereits wenige Monate nach ihrer Ankunft wird Anna durch eine gemeine Intrige des Mordes beschuldigt und zum Tod durch das Schwert verurteilt. Der junge Scharfrichter Michael Kremer soll sie hinrichten, doch er hat sich bereits seit Annas Ankunft in Wymphen heimlich in die hübsche junge Frau verliebt. So macht er von seinem Recht der „Freibitte“ Gebrauch, sie zu ehelichen und so vor der Hinrichtung zu bewahren. Damit entgeht Anna zwar dem Tode, lebt aber nun als Weib eines Henkers ausgestoßen und verachtet am Rande der Gesellschaft. Verzweifelt versucht sie, mit Michaels Hilfe, den wahren Mörder zu entlarven. Wird ihnen das gelingen und wird Anna ihre bürgerlichen Rechte zurück erhalten? … 

    Die Autorin Petra Waldherr wurde 1974 in Möckmühl (Kreis Heilbronn) geboren. Sie ist in der Finanzbuchhaltung tätig und schreibt nebenher historische Geschichten aus einer Vergangenheit, die sie schon immer faszinierte. Neue Ideen dafür findet sie in der Natur ihrer schönen Heimat, wo auch die Schauplätze des Romans „Die Ratsherrentochter“ angesiedelt sind. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Süddeutschland nahe der Burgenstraße und der Württembergischen Weinstraße. 

    In einem angenehm gefälligen Schreibstil, die wörtliche Rede leicht der Zeit angepasst, entführt uns die Autorin ins ausgehende Mittelalter und lässt uns am damaligen Leben teilhaben. Da sie dabei sehr gut recherchiert hat und auch die örtlichen Gegebenheiten stimmen, kann man gut in das Geschehen eintauchen und fühlt sich bald selbst als Bewohner von Wymphen. Man erhält Einblick in das alltägliche Leben, erfährt Aufschlussreiches über den Beruf des Henkers, ist beim Sammeln von Kräutern dabei und lernt ganz nebenbei noch die Herstellung von Seife. Eine einfühlsame Liebesgeschichte und die spannende Verfolgung des tatsächlichen Mörders sind die Grundlage des Romans und machen das Lesen zu einem echten Erlebnis. Neben den fiktiven Protagonisten sind auch einige historische Personen in die Handlung einbezogen. Diese sind am Ende des Buches gelistet. Ein Glossar über die wichtigsten damals verwendeten Begriffe und ihre Bedeutung ist ebenfalls im Anhang zu finden. 

    Fazit: Ein historischer Roman vom Feinsten, informativ und unterhaltsam. 

  2. Cover des Buches Die Hure und der Spielmann (ISBN: 9783732562763)
    Thomas Ziebula

    Die Hure und der Spielmann

     (29)
    Aktuelle Rezension von: unclethom
    Der Klappentext:

    Liebe, Krieg und Mordintrigen in einem chaotischen Zeitalter – für alle Fans von DER MEDICUS

    Stockholm, 1618. Die Kaufmannstochter Kristina Thott flieht vor einer Zwangsheirat. Ein Schiffbruch verschlägt sie nach Deutschland – und mitten hinein in die Wirren des 30-jährigen Krieges. Um zu überleben, muss die junge Frau Wege gehen, an die sie nicht einmal in ihren schlimmsten Träumen gedacht hat: Sie wird Mätresse eines Offiziers. Als Kristina sich in den Spielmann Tonda verliebt, scheint das Glück zum Greifen nahe. Was sie nicht ahnt: Tonda ist durch ein Gelübde an einen fanatischen Jesuitenpater gebunden und in geheimer Mission unterwegs. Sein Auftrag: Königsmord.
    Quelle: https://www.luebbe.de/bastei-luebbe/buecher/historische-romane/die-hure-und-der-spielmann/id_3342267



    Der Autor:

    Ich kam in Düsseldorf zur Welt. Angeblich konnte man am Tag meiner Geburt den Rhein zu Fuß überqueren – auf Eis. Tatsächlich stört mich Kälte nicht halb so sehr wie Hochsommerhitze.
    Mein Geburtsort ist mir bis heute ein Rätsel: Meine Eltern waren Wenden, sprachen Wendisch, wenn wir Kinder sie nicht verstehen sollten, lebten in einem wendischen Dorf in der Niederlausitz. Dort habe ich auch die prägenden Jahre meiner Kindheit verbracht. Mein Vater arbeitete für einen westlichen Nachrichtendienst und geriet ins Visier der Stasi. Um dem Bautzener Zuchthaus zu entgehen, ließ er alles stehen und liegen und floh mit uns, seiner Familie, in den Westen. Entwurzelung – eine der Erfahrungen, die mich zum Schreiber gemacht haben.
    Meine Jugend verbrachte ich im badischen Murgtal und in Karlsruhe. Mein Hassfach im Gymnasium: Mathematik. Meine Lehrerin in der zwölften Klasse wandte uns während des Unterrichts meistens den Rücken zu und bekritzelte die Tafel mit allerhand Formeln. Mitten in der letzten dieser viel zu vielen Mathestunden stand ich auf und ging.
    Auf dem Bau, unter badischen und italienischen Maurern, lernte ich, dass fünf Bier so viel wie ein „Vesper“ seien, nur dass man dann noch nichts dazu getrunken habe. Als Hähnchenbrater träumte ich wochenlang von der Hölle: Nacht für Nacht durchquerte ich einen fabrikgroßen Grill, in dem sich an unendlichen Spießen ungefähr eine Millionen Hähnchen drehten. Als angehender Krankenpfleger stand ich vor dem Bett einer sterbenden Greisin und hörte, als sie mein Alter erfuhr, wie sie seufzte: „Zwanzig? Gott! Mir ist, als wäre es gestern gewesen, dass ich zwanzig war.“
    Das ging mir mächtig unter die Haut und ich dachte mir, man sollte seine Lebenszeit verdammt gut nutzen, wenn sie einem 60 Jahre später, im Rückblick, so kurz vorkommt.
    Als Kind erzählte ich mir und meinen Geschwistern Geschichten gegen Angst, Einsamkeit und Ohnmacht. Meine ersten Texte stammen aus frühster Jugend – Gedanken, Erlebtes, Gedichte. Vor allem letztere schrieb ich mit Leidenschaft und würde gern auch heute noch ausschließlich Verse basteln; doch von irgendetwas muss man ja leben.
    Als Prediger in Kärnten schrieb ich Predigten, als Diakon in einem Schwarzwaldort Verse und Theaterstücke für den Gottesdienst und für meine Arbeit mit Kindern und jungen Leuten. Als Sozialpädagoge betrieb ich eine Schreibwerkstatt in einer psychosomatischen Klinik für Menschen in Lebenskrisen. Als Trauerredner in Dortmund ließ ich mir die letzten Lebenstage und -stunden von Verstorbenen schildern und verfasste unzählige Trauerreden. Nach und nach fand ich so zum Schreiben als Beruf.
    Das erste Honorar zahlte mir eine Bank, in deren Räumen ich anlässlich einer Vernissage zwei meiner Gedichte vortrug. Noch einmal zum Mitschreiben – eine Bank zahlte für Gedichte! Ich jedenfalls bin bis heute ihr dankbarer Kunde.
    Zum Dauerschreiber machte mich die pure Not: Ich zog ins Ruhrgebiet – und fand mich unter 1500 anderen arbeitslosen Sozialpädagogen wieder. Damals war ich bereits Vater von drei Kindern – inzwischen sind es vier – und Geld musste her. Also schrieb ich Arztromane und ab 1997 die Einsatzberichte des berühmten G-man Jerry Cotton aus Manhattan.
    1999 engagierte mich der unbezahlbare und niemals genug zu preisende Michael Schönenbröcher, Lektor in der Heftromanabteilung von Bastei-Lübbe, als Hauptautor für die Fantasy-Serie „Maddrax“. 2001 fanden meine Leser, ich hätte den Deutschen Phantastik-Preis als bester Autor verdient und nominierten gleich noch zwei meiner Romane für eben diesen Preis.
    Fantasy schreibe ich noch immer gern, doch inzwischen habe ich meine Leidenschaft für historische Romane entdeckt. Und inzwischen lebe ich mit meiner Frau wieder in der Gegend von Karlsruhe.

    Quelle: http://www.thomas-ziebula.de/autor/


    Die Rezension:

    Eine Story um das Thema Zwangsheirat und Königsmord. Eine rasante Abenteuergeschichte die mich vor allem durch die sehr schöne Schreibweise des Autors überzeugt hat.
    Schon auf den ersten Seiten gelang es dem Autor mich abzuholen und zu fesseln. Kein einfaches Unterfangen bei einem Buch mit nahezu 700 Seiten, aber für mich war es spannend und unterhaltsam und das ohne irgendwelchen unnötigen längen.
    Schön bunt sind die Schauplätze beschrieben und es ist als wäre man dort vor Ort gewesen und würde diese kennen. Besonders beeindruckend waren für mich auch die Figuren und Dialoge die lebendig und glaubhaft wirkten.
    Das Buch ist lebendige Geschichte, gut recherchiert und die Fiktive Story darin erscheint als wäre es ein Teil der reellen Geschichte.
    Das Buch konnte mich gut unterhalten und es fiel nicht leicht das Buch an die Seite zu legen.
    Mich hat das Buch vor allem auch neugierig gemacht auf den Autor und was er noch geschrieben hat. Ich denke, dass ich mich demnächst auch weiteren Titeln aus seiner Feder widmen werde.
    Für mich waren das in der Summe 4 von 5 Sternen.
  3. Cover des Buches Katharina von Bora & Martin Luther (ISBN: 9783451068836)
    Maria Regina Kaiser

    Katharina von Bora & Martin Luther

     (30)
    Aktuelle Rezension von: Rose75

    Da ich von der Autorin schon die Roman-Biographie  "Xanthippe - Schöne Braut des Sokrates" mit viel Freude gelesen habe,  war ich sehr neugierig auf dieses Buch mit der  Lebensgeschichte von Katharina von Bora (1499 - 1552).

    Die Erzählung beginnt mit einem   jungen Mädchen, das als Waise in die Obhut ihrer Tanten ins Kloster Mariathron übergeben wurde. Dort lernte sie lesen, schreiben und rechnen.  So gut es ging, verbrachte sie viel Zeit in der klostereigenen Landwirtschaft.   Aus Überzeugung wurde sie eine Braut Christi und ein späterer Aufstieg zur Priorin und Äbtissin zeichnete sich schon früh ab.   Durch einen Zufall bekamen sie und  Mitschwestern  Schriften des Ketzers Luther in die Hände.    Katharina fühlte sich sofort angesprochen davon und ihre Gelübde waren nur noch eine Last für sie.   An Ostern 1523  fliehen neuen  Nonnen aus dem Kloster Mariathron und finden Zuflucht in Wittenberg bei Martin Luther höchstpersönlich.  Katharina war dabei und über die Zeit entwickelte sich eine Beziehung zum Doktor Luther. 

    Frau Kaiser hat sehr glaubwürdig, den historisch - reformatorischen  Zeitgeist, die  Armut der einfachen Leute, den Bauernkrieg   und die Pest,  mit dem  Lebenslauf von Katharina von Bora verbunden. 

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich würde gerne weitere Biographien dieser Art lesen. 

  4. Cover des Buches Teuflisches Genie (ISBN: 9783426500415)
    Catherine Jinks

    Teuflisches Genie

     (453)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Cadel ist sieben Jahre alt, als er mit seine Adoptiveltern zum Psychiater geht. Hier erfährt er ohne das Beisein seiner Adoptiveltern wer sein wirklicher Vater ist und warum er so intelligent ist. Er knackt jedes Computersystem und hackt sich in die Rechner von Großfirmen und Banken ein. Seine Adoptiveltern sind überfordert, aber der Psychologe wurde von seinem leiblichen Vater angesetzt. Dieser sitzt wegen Betrug und so im Gefängnis und gibt Cadel Anweisungen und dirigiert ihn so wie er es gern hat. Ein spannendes, sehr witziges und rasantes Buch. Nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Jugendliche LeserInnen ab 14 Jahren.

  5. Cover des Buches Der dunkle Thron (ISBN: 9783404189151)
    Rebecca Gablé

    Der dunkle Thron

     (461)
    Aktuelle Rezension von: MarinaH

    Anfangs hatte ich Zweifel bei diesem Band der Waringham-Saga. Aus dem Grund, da wir uns nicht mehr im Mittelalter aufhalten, ich war ein wenig kritisch gegenüber dem eingestellt, aber am Ende konnte das Buch mich trotzdem überzeugen.
    Nick war mir von Anhieb sympathisch und ich hatte keine Probleme in das Buch reinzukommen. Die Geschichte war natürlich wieder sehr spannend, ich war froh, dass es keine typische historische Liebesgeschichte war. Es war erfrischend, auch etwas über die Königin „Bloody Mary“ zu erfahren, weil ich davor nichts über sie wusste. Die Charaktere waren meiner Meinung nach, alle wieder mit viel Tiefsinn und außerdem konnte man sich gut in sie hineinversetzen. In diesem Teil hat mich auch sehr interessiert, dass die berühmten Frauen von Henry the eight vorgekommen sind. Ich finde es schade, dass man leider fast keinen Einblick auf ihren Charakter bekommen hat, was ich mir schon erhofft hatte.
    Nichtsdestotrotz hat dieser Roman mir genauso gut gefallen wie die anderen Teile, ich freue mich den nächsten Band zu lesen und kann diesen Roman jedem empfehlen, der historische Romane mag. 

  6. Cover des Buches 16 Uhr 50 ab Paddington (ISBN: 9783455650068)
    Agatha Christie

    16 Uhr 50 ab Paddington

     (300)
    Aktuelle Rezension von: BirteHi

    Die gute alte Jane Marple bekommt kurz vor Weihnachten Besuch von ihrer alten Freundin Elspeth McGillicuddy. Diese erzählt ihr, dass sie auf dem Weg von London nach St. Mary Mead einen Mord beobachtet hätte. Dieser ereilte sich in einem Zug, der neben dem ihren in die gleiche Richtung fuhr. Ein Mann habe eine blonde Frau im hellen Pelz erwürgt. Doch anders, als der Zugschaffner und der Bahnhofsvorsteher, glaubt Miss Marple ihrer Freundin. Als nach einigen Tagen immer noch keine Leiche aufgetaucht ist, beginnt Miss Marple auf eigene Faust zu ermitteln. Leider ist sie nicht mehr fit genug, um die Leiche selbst zu suchen, und so engagiert sie die tüchtige Haushaltskraft Lucy Eyelesbarrow, sie bei der Suche nach der Leiche zu unterstützen. 

    Ob sie die Leiche finden, wer die Tote ist und warum sie sterben musste, dass verrate ich nicht ;-)

    Es ist ein klassischer englischer Krimi. Abwechslungsreich und voller verdächtiger. Spannend bis zur Auflösung am Schluss, wie es für die Krimis von Christie üblich ist.

  7. Cover des Buches 1517 (ISBN: 9783406700699)
    Heinz Schilling

    1517

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Koehler-trifft-Buch

    500 Jahre Reformationsgeschichte liegen hinter uns. Martin Luthers Thesenanschlag in der Schlosskirche zu Wittenberg veränderte die Welt auf einen Schlag und leitete die Neuzeit ein. Das zumindest war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts die herrschende Meinung in der westlichen und vor allem der protestantisch geprägten Geschichtsschreibung, für die zum Beispiel Adolf von Harnack stand. Doch inzwischen ist das eurozentrische Geschichtsbild einer umfassenderen Sichtweise gewichen. Wie wir inzwischen wissen, haben auch andere Hochkulturen wesentliche „Impulse“ zur Neuzeit beigesteuert, wie Heinz Schilling in „1517 – Weltgeschichte eines Jahres“ anmerkt.

     

    Der emeritierte Professor für die Europäische Geschichte der frühen Neuzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin führt den Leser auf eine Zeitreise in das frühe 16. Jahrhundert. Dabei gelingt es Schilling selbst in der Kürze der Darstellung – der eigentliche Inhalt umfasst gerade einmal 308 Seiten – detailreich die Welt von damals zu skizzieren. So wird der Leser beispielsweise genauso in die ausgeklügelten Thronfolgevorgänge am spanisch-habsburgischen Hof in Madrid um Karl V. eingeweiht (dem einen großen Gegenspieler Luthers), wie in die Vorgänge um den osmanischen Herrscher Sultan Selim I., der zu Beginn des Jahres 1517 die Macht der Mamluken brach und damit dem Osmanischen Reich die Vorherrschaft in der muslimischen Welt sicherte. Beide Großmächte, d.h. das Haus Habsburg und das Osmanische Reich, standen sich fortan im 16. Jahrhundert feindlich. Schilling öffnet dem Leser in seinem Buch also den Blick auf das Europa und die Welt am Vorabend der Reformation. Und das durchaus auch in die weiteren „äußeren“ Aspekte des menschlichen Lebens von damals wie den wirtschaftlichen, politischen und sozialen Veränderungen der Zeit.

     

    Ganz entscheidenden Einfluss auf die Welt zu Beginn der Neuzeit sieht der Autor zudem im Einfluss des neuen Weltwissens, zumindest auf die Eliten von damals. Amerika wurde entdeckt, Reisen an den chinesischen Hof wurden unternommen sowie Entdeckungsfahrten nach Afrika und Asien.

     

    Aber auch die „Innerlichkeit“ war von Bedeutung. Die Welt besann sich wieder auf das Wissen und die Kunst der Antike, d.h. die Renaissance aus Italien „schwabte“ immer stärker nach Nordeuropa: Universitäten wurden gegründet, neue Wissenschaften sollten bald entstehen und mit dem Buchdruck war auch eine wichtige Voraussetzung für die Verbreitung der Reformation auf den Weg gebracht.

     

    Doch trotz aller Fortschritte zeigt Schilling auch, dass sich Aberglauben und Misstrauen hartnäckig hielten. Beispielsweise gegenüber dem Judentum, auch wenn sich einzelne Gelehrte wie der württembergische Humanist Johannes Reuchlin für die Anerkennung der jüdischen Kultur einsetzten. Aber auch Hexenverfolgungen und Geisterschlachten spielten nach wie vor eine große Rolle. Was sich in Erzählungen wie der „Geisterschlacht von Bergamo“ und den Gemälden und Holzschnitten von Bosch und Dürer zeigte.

     

    Schließlich sollte vor allem der Medici-Papst und Renaissance-Fürst Leo X., der zwar auf der einen Seite die bildenden Künste durch den Neubau von St. Peter förderte, auf der anderen Seite mit seinem Ablasshandel aber Widerspruch von Humanisten wie Erasmus von Rotterdam und dem Erzbischof von Toledo, Francisco Jiménez de Cisneros (einer von mehreren spanischen Reformern), oder Rittern wie Ulrich von Hutten erntete. Heinz Schilling zeigt im letzten Abschnitt seines Buches schließlich, warum gerade der Wittenberger Mönch und Professor Luther sich mit seinen Thesen zum Reformator aufschwingen konnte: „Keiner der spanischen Bibelwissenschaftler war in ähnlicher Weise ein existentiell um Wahrheit Ringender wie der Wittenberger Mönch.“ So stieg er und nicht sie zum Gegenspieler von Ablass-Papst Leo X. und Karl V. auf. Und seine Lehre traf in der Bevölkerung auf offene Ohren, denn trotz aller Kritik an der Kirche waren die Menschen im frühen 16. Jahrhundert noch sehr gläubig. Die Furcht vor dem Fegefeuer, die vor allem bei einem plötzlichen Tod jedem Menschen drohte, war sehr wach und so versprach Luthers „gnädiger Gott“ auch Rettung ohne Läuterung im Fegefeuer und ohne Ablass.

     

    Heinz Schillings Buch über das Jahr 1517 – auch nach den Reformationsfeierlichkeiten 2017 – ist ein profundes und spannendes Werk, um sich die Zeit vor der Reformation, und die Einflüsse auf diese, besser vorstellen zu können. Spannend geschrieben und klar gegliedert, führt es den Leser und die Leserin in eine interessante und aus heutiger Sicht fast versunkene Welt. In eine Zeit, in der die Menschen noch mit Inbrunst gläubig waren und sich mit Leib und Seele vor dem Martyrium des Fegefeuers fürchteten.
  8. Cover des Buches Die Feuerschreiber (ISBN: 9783038480907)
    Claudia Schmid

    Die Feuerschreiber

     (16)
    Aktuelle Rezension von: LEXI
    „Wer hätte wohl gedacht, dass hinter feuchten Klostermauern so ein Geist heranwächst. Und er hat großen Mut, der fürchtet sich nicht vor den Mächtigen!“

    Die Begegnung des Philipp Melanchthon, seines Zeichens Magister, Professor, Sprachgelehrter, und großer Geist in kleinem, unscheinbarem Körper, mit dem Mönch aus Wittenberg hatte bedeutende Folgen für die Kirche. Die beiden Männer waren zwar in mancherlei Hinsicht unterschiedlich, hatten jedoch ein gemeinsames Ziel vor Augen. Ihrer beider Bestreben war es, das Evangelium Gottes durch genaues Studium zu erkunden und die Kirche und das Universitätsstudium zu erneuern. Sowohl Luther als auch Melanchthon waren dazu berufen, zu Reformatoren zu werden, sie gingen ihren Weg mit unerschütterlicher Überzeugung. Melanchthon bildete mit seiner ruhigen, besonnenen Art einen Gegenpol zum aufbrausenden, glühenden Geist Luthers mit seinem messerscharfen Verstand, seiner Fähigkeit zum Ordnen von Gedanken und seiner bemerkenswerten Redlichkeit im Ringen um Wahrhaftigkeit. Ihre Gottesfurcht, ihr tiefer Glaube und das Wissen um die Dringlichkeit der Erneuerung der Kirche einte sie ebenso wie der Drang, den Menschen Bildung und Wissen zu vermitteln und ihnen zu dienen.

    Durch ihre gründlichen Recherchen gestattet die Autorin im vorliegenden Buch tiefe Einblicke in die Zeit der Reformationsbewegung und den Ursprung der Erneuerung der Kirche. Claudia Schmid begeisterte mich mit einer prallen Fülle von historisch relevanten Fakten und ließ mich in Form von Dialogen zwischen den Protagonisten an deren Ansichten, Anliegen und Lehren teilhaftig werden. Zwar ist – und bleibt – das Kernthema dieses Buches die Reformation mit all ihren Hintergründen und Auswirkungen, die bittere Armut und das unermessliche Leid des einfachen Volkes und die Errungenschaften dieser Zeit werden jedoch ebenfalls beleuchtet.

    Der schöne, gewählte Sprachstil hat viel dazu beigetragen, das Lesen zu einem Vergnügen zu machen. Die Kombination von fundierten Informationen und der Erzählung in Form eines Romans fand ich ausgezeichnet umgesetzt. Historische Ereignisse wurden auf sehr lebendige, interessante, oft sogar fesselnde Weise vermittelt und ich hatte an vielen Passagen das Gefühl, tief ins Geschehen einzutauchen.

    Die Autorin konzentriert sich im vorliegenden Buch nicht allein auf ihre beiden Protagonisten Melanchthon und Luther. Sie gibt auch weiteren bekannten Figuren wie beispielsweise dem Ablassprediger Johannes Tetzel, dem Erzbischof Albrecht von Mainz, dem Hofmaler Lucas Cranach sowie dessen Freund Albrecht Dürer, Luthers Kontrahenten Johannes Eck, und vor allen Dingen den Ehefrauen der beiden Reformatoren ein Gesicht. Ich konnte mir die ruhige, gütige und mitfühlende Katharina Krapp mit ihrer zarten Statur ebenso bildhaft vorstellen wie die ehemalige Nonne Katharina von Bora, die dem Haushalt Luthers vorstand und ihren Mann in jeder Hinsicht eine großartige Unterstützung war. Dieses Buch weckte in mir das Verlangen, mich intensiver mit der Lebensgeschichte Luthers und seiner Beziehung zu Katharina von Bora zu beschäftigen. Die Person des Jörg Unbereit als Wegbegleiter Philipp Melanchthons empfand ich als sehr gutes Stilmittel, um dem Leser das Leben des Bauernstandes und die Entstehung der Wiedertäufer-Bewegung nahezubringen. Der geschickte, kräftige Hüne aus dem Odenwald begleitet Melanchthon nach Wittenberg, ihre Lebenswege kreuzen sich danach immer wieder.

    Nicht nur inhaltlich, sondern auch hinsichtlich der optischen Aufmachung empfand ich dieses Buch als wirklich gelungen. Der Titel „Feuerschreiber“ könnte eindrucksvoller nicht dargestellt sein wie auf dem Cover dieses historischen Romans: ein Tintenfass mit Feder und den in kalligraphischen Schriftzügen angeführten Namen der beiden Reformatoren befindet sich in der oberen Hälfte des Buches, während die untere Hälfte von einem roten, lodernden Feuer dominiert wird und Bewegung und Gefahr versinnbildlicht. Der in großen weißen Lettern angeführte Buchtitel in der Mitte wurde mit tiefroter Farbe hinterlegt – eine wahrlich anziehende, aussagekräftige und gelungene Gestaltung!

    FAZIT: Ich empfand die Lektüre dieses historischen Romans aus der Feder von Claudia Schmid als höchst informatives, interessantes und an manchen Stellen sogar fesselndes Lese-Abenteuer, das mir auf den Spuren der beiden großen Reformatoren ein tiefes Eintauchen in die Geschichte erlaubte. „Die Feuerschreiber“ war eine Lektüre, die ich uneingeschränkt weiter empfehle!
  9. Cover des Buches Als Luther vom Kirschbaum fiel und in der Gegenwart landete (ISBN: 9783865067814)
    Albrecht Gralle

    Als Luther vom Kirschbaum fiel und in der Gegenwart landete

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Seelensplitter

    Meine Meinung zum Buch: 

    Als Luther vom Kirschbaum fiel und in der Gegenwart landete


    Aufmerksamkeit und Erwartung:

    Wie immer findet sich dieser Punkt auf meinem Blog.


    Inhalt in meinen Worten:

    An einem schönen Tag in Wittenberg 1536 möchte Luther Kirschen vom Baum, für seine Katharina pflücken. Doch da geschieht das unvorstellbare, auf einmal steckt er im Jahre 2017 und muss sich mit einem selbstbewegenden Zeitalter vorlieb nehmen. Dass er dann auch noch auf Juden, den Papst und auf einen Herrn Sonnhüter trifft,  macht sein Abenteuer nur noch lebendiger.

    Wenn du Lust auf eine Zeitreise mit Luther hast, solltest du zu diesem Buch greifen.


    Wie fand ich das gelesene?

    Wie schon im Punkt Aufmerksamkeit und Erwartung hatte ich keine große Erwartung an das Buch. Denn ich ahnte, dass das Buch toll sein wird. 

    Und genau das ist es auch - und es ist für mich einfach ein Highlight im Februar. 


    Schreibstil:

    Das Buch versucht Luther im alten lutherischen Deutsch darzustellen, deswegen muss man sich anfangs an die Sprache, in den gesprochenen Sätzen, gewöhnen. 

    Dabei sind die Sätze und Gedanken von Luther in diesem Buch total interessant. Gerade weil auch die nicht so schönen Sachen damals von ihm aufgezeigt werden. Sein Judenhass, die Wut auf den Papst und auch was er von Muslimischen Menschen gehalten hat. Und dass er vielleicht heute anders denken würde. Und das macht das ganze total glaubhaft und auch besonders.


    Spannung:

    Ist für mich von der ersten bis zur letzten Seite vorhanden - mein einziger Wermutstropfen: Das Buch hätte gerne noch 100 Seiten mehr haben können. So richtig trennen wollte ich mich nicht vom Buch.


    Charaktere:

    Sind für mich wirklich interessant gestaltet, sei es die Jüdin, der Papst, Luther und viele andere tolle kurze Protagonisten im Buch. 

    Auch die Ortschaften im Buch sind so gestaltet geschrieben, dass ich gerne selbst mal in die Lutherstadt reisen möchte und dort auf seine Spuren gehen möchte.


    Glaubensansätze:

    Luther hatte ja viele Gedanken und Sätze zu den diversen Punkten im Glauben. 

    Sei es, dass man sich die Gnade nicht verdienen kann sondern sie ist da, und dass Freiheit wichtig ist und man sich nicht von der Sünde knechten lassen sollte. Aber auch die anderen Punkte, die im Buch angesprochen werden, finde ich toll.

    Eine Grundfrage im Buch: 

    Wem gehört dein Herz? Dem Teufel oder Gott? Und was tust du, um mit Gott Zeit zu haben. 

    Ich fand das total schön zu lesen - bin begeistert, dass so ein Buch zu mir gefunden hat. Denn es rüttelte auch an meinem Glauben, an den Dingen, die ich so glaube und denke. Und es ist immer wieder schön auch Hintergründe zum glauben zu finden. 

    Denn heute ist das in den Evangelischen Kirchen wirklich spannend, was für eine Kirche ist es? Eher vom Ursprung Zwingli oder Luther. Das wusste ich bis zum Buch nicht. Also ein wirklich lehrreiches Buch.


    Fazit:

    Dieses Buch ist genial! Ich hätte mir jedoch noch mehr gewünscht und das Ende kam mir zu abrupt. Ich konnte mich gar nicht richtig vom Buch lösen. Und ich hoffe das der Autor noch mal so ein Buch schreibt, vielleicht zu Paulus oder Petrus? Einfach toll.


    Sterne:

    Ich gebe fünf!

  10. Cover des Buches Aus einem traurigen Arsch fährt nie ein fröhlicher Furz (ISBN: 9783359017271)
    Mario Süßenguth

    Aus einem traurigen Arsch fährt nie ein fröhlicher Furz

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Estrelas

    Dieses Büchlein versammelt Anekdoten aus dem Leben Martin Luthers unter den Aspekten Luther legendär, Luther lernend, Luther lehrend, Luther laut und leise, Luther liebend, Luther leidenschaftlich, Luther leidend und Luther lebt. Sie folgen grob der Chronologie der Stationen seines Lebens, wie aus einer Zeittafel hervorgeht.

    Auf persönliche Art lernen wir so einen Mann kennen, der die Werte der Kirche infrage stellt (so auch „das ehelose Leben der Geistlichen. O wie wäre doch ohn diese liebreiche Ordnung Gottes die Welt längst gar öde und wüst und alles umsonst geschaffen gewesen.“), der kein Blatt vor den Mund nimmt (siehe der Ausspruch auf dem Buchtitel) und ein Sprachkünstler ist, der für seine Bibelübersetzung neue Wörter kreiert.

    Anders als eine Biografie stellt das vorliegende Werk nicht jeden Kontext her, den ich mir für das Verständnis an manchen Stellen gewünscht hätte. Die Lektüre war ansonsten kurzweilig und interessant für mich.

  11. Cover des Buches Ein Paradies, gebaut auf Sand (ISBN: 9783937013404)
    Anja Zimmer

    Ein Paradies, gebaut auf Sand

     (9)
    Aktuelle Rezension von: Blaustern

    „Ein Paradies gebaut auf Sand“ ist der 2. Band um die Herzogin Elisabeth von Sachsen, und wir lesen hier einen präzise recherchierten Roman über die wirkliche Geschichte in diesem Zeitalter. Detaillierte Aufklärung erhalten wir nicht nur von dem Leben auf dem Schloss, sondern auch über den Alltag der Arbeiter. Sehr deutlich wurde das Grauen des Krieges beschrieben, und es ist wirklich furchtbar, wie sinnlos die Leute abgeschlachtet wurden für die Macht und das ganze Elend, Leid und der Hunger, der daraus entstand. Die Zeitgeschichte mit deren Tatbeständen ist hier gut verständlich an den Leser gebracht und zudem noch spannend, denn wir erfahren nicht nur das große Ganze, sondern auch über das Leben verschiedener Einzelpersonen. Der Schreibstil passt gut zu der Historie, lässt sich aber trotzdem schnell und angenehm lesen. Sehr schön sind auch die eingefügten Schwarz-Weiß-Fotos sowie das Personenregister, welches hilfreich ist bei all den Protagonisten.
  12. Cover des Buches Riemenschneider (ISBN: 9783492950749)
    Tilman Röhrig

    Riemenschneider

     (47)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Tilman Riemenschneider ist mein Namensgeber. Deshalb war ich besonders gespannt auf das neue Buch von Tilman Röhrig. Es fängt schon toll an und die Figuren werden klar und sehr real geschildert. Insgesamt erfährt man viel von dem Menschen Tilman Schneider, seine Kunst, Würzburg im Jahre 1492 und dem damaligen Leben. Es gibt einige tolle Frauengestalten in dem Buch. 

    Ein sehr gut geschriebener historischer Roman

  13. Cover des Buches Das Mysterium der Zeit (ISBN: 9783746629667)
    Rita Monaldi

    Das Mysterium der Zeit

     (21)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Dieses Buch beleuchtet ein Abenteuer aus den Jugendjahren des Kastraten Atto Melani.
    Geschickt fangen die Autoren die Stimmung der Zeit ein und schaffen es verblüffend schnell, ein Wirrwarr an Handlungssträngen aufzubauen, überraschende Wendungen zu implementieren und geschickt alle Handlungsknoten wieder zu entwirren.

  14. Cover des Buches Die Kaufmannstochter (ISBN: 9783499247668)
    Ines Thorn

    Die Kaufmannstochter

     (41)
    Aktuelle Rezension von: mabuerele
    Der Titel täuscht. Natürlich spielt auch die Kaufmannstochter Gutta eine wichtige Rolle im Buch. Im Mittelpunkt aber steht Bertram, geboren als Sohn eines Raubritters. Aberglaube führte dazu, dass er gleich nach der Geburt verstoßen wurde, denn der Geburtszeitpunkt (Schlag 12 Uhr zur Jahrhundertwende) und die Geburtslage (Steißgeburt) waren ungünstig. Er wurde von einer Magd versorgt und musste fliehen, als er das Warenlager seines Vaters entdeckte. Im Kloster lernte er Lesen und Schreiben. Als ein junger Kaufmann an die Klosterpforte klopfte, sah Bertram seine Chance gekommen. Er wollte Kaufmann werden und sich "einen Namen machen"... Der Roman beginnt zu Silvester 1499. Die wesentlichen Teile spielen in Frankfurt. Er ist spannend geschrieben und lässt sich flüssig lesen. Historisch gesehen geht es um die Rolle Frankfurts in der Zeit der Reformation, aber auch um Veränderungen im Beruf des Kaufmanns. Die Stadt kann sich nicht entscheiden, auf wessen Seite sie sich stellen will, für oder gegen Luther. Spannung gewinnt der Roman aber auch durch die Auseinandersetzung zwischen den Kaufleuten. Bertram, der aufgeschlossen ist für das Neue, aber trotzdem eifrig und zielbewusst an seinem Aufstieg arbeitet, steht Ludewik Stetten gegenüber, der sich auf seiner durch Geburt und Reichtum begründeten Stellung ausruht. Beide kämpfen um dieselbe Frau, die Kaufmannstochter Gutta. Meine Sympathie gehört Bertram, der genau weiß, was er will und dafür mit allen seinen Möglichkeiten arbeitet. Bis Gutta und Bertram ganz zueinander finden, müssen sie durch viele Höhen und Tiefen... In den Personen von Gutta und Angelika wird die Stellung der Frau dieser Zeit beleuchtet. Gutta, die alles will, Kaufherrin und Ehefrau - letzteres eher um den Zeitgeist zu gehorchen - hat es schwer, die rechte Balance zu finden. Ein empfehlenswerter historischer Roman!
  15. Cover des Buches Michael Kohlhaas (ISBN: 9783872910349)
    Heinrich von Kleist

    Michael Kohlhaas

     (234)
    Aktuelle Rezension von: Monika_Brigitte
    „An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit.“ (Erster Satz)

    Kleist bedient sich hier einem Erzählstoff aus dem Mittelalter. Der Kaufmann Hans Kohlhase begab sich 1532 auf eine Reise vom brandenburgischen Cölln nach Leipzig. Auf dem Weg werden ihm vom Junker Günther Zaschnitz zwei Pferde abgenommen mit der Behauptung, Kohlhase hätte sie zu vor gestohlen. Dieser ging gegen die Vorwürfe juristisch vor, doch der Konflikt konnte nicht zufriedenstellend geklärt werden. Kohlhase zettelt eine Fehde gegen die Familie Zaschnitz an, begeht Verbrechen und wird 1540 hingerichtet.

    Kleist hält sich nicht hundertprozentig an die Historie, sondern verwebt diese durch schriftstellerische Freiheit zu einer Novelle sondergleichen. Es geht dabei um Rechtschaffenheit, Freiheit, Unterdrückung, Moral, Rechtsstaat, Gewaltenteilung, Feudalherrschaft, Machtmissbrauch. Aber es geht auch um Aufhetzung, Rache um jeden Preis und brutale Selbstjustiz.

    Nun könnte der interessierte Leser denken: Ja, es ist ein gehaltvoller Roman, der voller Wahrheitsliebe und etwas brutalen Mitteln, diese durchzusetzen, steckt. Dieser Roman muss die Gesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts erschüttert haben. Der Zeitgenosse Goethe war kein Fan von Heinrich Kleist und seinen Werken, erst in der Moderne durch z.B. Kafka erfuhr Kleist eine Renaissance. Und das stimmt auch zum Teil, beschreibt die Novelle allerdings nicht gänzlich. Kleist ergeht sich in seitenlangen Beschreibungen vom Verwaltungschaos, bei dem alles nur schlimmer wird. Dabei ermüdet der Leser durch die Schachtelsätze.

    Für den gebildeten europäischen Leser des 21. Jahrhunderts sind Inhalt und Schreibweise fern des Gewohnten. Wir leben in einer Demokratie mit gefestigter Rechtsstaatlichkeit und einer unabhängigen Jusiz, Kleist im 18./19. Jahrhundert nicht. Das Einfühlen fällt durch die differente Perspektive schwer. Das Ende ist zwar versöhnlich, doch bestärkt es das Märtyrertum. Kleists depressive Seite ist für den Leser deutlich spürbar.

    Oft zitiert wurde folgendes (beachtet: letzter Setz):

    „Warum willst du dein Haus verkaufen? rief sie, indem sie mit einer verstörten Gebärde aufstand. Der Roßkamm, indem er sie sanft an seine Brust drückte, erwiderte: weil ich in einem Lande, liebste Lisbeth, in welchem man mich, in meinen Rechten, nicht schützen will, nicht bleiben mag. Lieber ein Hund sein, wenn ich von Füßen getreten werden soll, als ein Mensch!“ (S. 27)

    Die Kraft, die hier in Kleists Worten steckt, ist erschütternd, geradezu beängstigend präzise. Dieser Gewalt über Seiten zu folgen ist nicht angenehm und mir kommt dabei der Gedanke: Zum Glück wird dieses Stück heute nicht mehr von vielen gelesen, denn gerade bildungsferne populistische Verschwörungstheoretiker könnten hier explosives Sprenggut finden, das zu Hetze und Gewalt führt.

    Diese Aktualität ist dem Stück leider nicht abzusprechen. Würde ich es daher empfehlen? Nein. Die Novelle konnte mir nichts neues beibringen, ich habe eine gefestigte Moral und weiß, dass Gewalt nur noch mehr Gewalt verursacht. Der Klügere gibt nach ist mir ein weit näheres Leitbild als Selbstjustiz. Die verschachtelte Schreibweise ist anstrengend zu lesen und zu folgen. Einmal nicht aufgepasst ist der Leser raus aus dem Geschehen. Ich habe wohl bei keinem klassischen Werk so viel aufgeseufzt und so oft die verbleibenden Seiten gezählt (vielleicht bei „Das Erdbeben von Chili“, aber das habe ich deutlich rasanter in Erinnerung).

    An der Fischer-Klassik -Ausgabe ist mal wieder nichts auszusetzen. Der Werkbeitrag aus dem Kindler ist kurz, aber informativ.

    „Der von ihr [der Novelle] ausgehende Reiz liegt u.a. in einem zwischen Widerstand und Ergebung, Staatsverachtung und Staatsgehorsam, Rechtsverletzung und Rechtsgehorsam usw. changierenden Spannungsverhältnis begründet, das in der Rezeptionsgeschichte je nach Schwerpunktsetzung entsprechend ausgemünzt wurde. Im Wilhelminismus war Kohlhaas ein Held preußischen Zuschnitts (…), die Blut-und-Boden-Ideologie im >Dritten Reich< wiederum stellt ihn als Typus nordischer Aufrichtigkeit aus, während man ihn nach 1945 entweder als idealen Republikaner feierte oder -im Zuge der 1968er – zum Rebellen stilisierte.“ (S.124)

    Fazit

    MICHAEL KOHLHAAS ist eine Novelle von Heinrich von Kleist, veröffentlich 1810, in der Selbstjustiz auf Verwaltungschaos trifft. Die verschachtelten, langatmigen Satzkonstruktionen machen die Novelle aus heutiger Sicht anstrengend zu lesen und ermüdend dem Inhalt zu folgen. Ein interessierter Leser könnte dieses Werk mit dem nötigen Verständnis für historische politische Spannungsverhältnisse lesen und daran Gefallen finden. Vielleicht etwas für Kafka- oder Mittelalter-Fans?! Allerdings finde ich es nicht notwendig, mehr über den Inhalt wissen zu müssen, als auf dem Klappentext und in den Ausführungen des Kindler steht. Alles Weitere grenzt an Zeitvergeudung.

     

    MICHAEL KOHLHAAS| Heinrich von Kleist| 1810| Fischer Taschenbuch| Fischer Klassik| 2013|125 Seiten| 4,00€ 

  16. Cover des Buches Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert (ISBN: 9783869522401)
    Joël Dicker

    Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

     (50)
    Aktuelle Rezension von: Laura-Suphie

    das beschreibt dieses Buch ganz gut, denn ich habe in verschiedene Abgründe der Menschheit geschaut.
    Am Anfang wusste ich nicht ganz auf was ich mich einlasse - nur das es um Harry Quebert geht, der sich 1975 also mit 35 Jahren in eine 15-Jährige verliebte und umgekehrt.
    Ja, da stößt man sauer auf, auch ich hatte an manchen Stellen zu schlucken und war kurz davor es abzubrechen. Aber ich bin froh, dass ich dran geblieben bin und das zuletzt auch wegen dem Sprecher, der das Hörbuch grandios umgesetzt hat. Manchmal ist mir gar nicht aufgefallen das er mehrere Personen mit seiner Stimme sprach, weil er so gut war.

    Ich bin immer noch am verdauen des Buches, weil vor allem der Schluss nicht nur überraschend, sondern wieder einmal eine Seite der Menschheit zeigte in ihrer Düsternis der Macht, Missgunst, Eifersucht, Missverständnisse und Hass.
    Wer einmal in einem Dorf gelebt hat, weiß wie es ist, wenn jeder über einen redet, wenn man eine einzige Sache falsch gemacht hat.
    Und genauso ist es auch in diesem Buch - Aurora ist wie ein Dorf, wo alle hinter vorgehaltener Hand reden aber im Grunde doch nichts wissen über die dunkelsten Geheimnisse ihrer Nachbarn.
    Großartig umgesetzt - vor allem das man als Leser immer Bröckchen zu geworfen bekommt und sich wie gierige ausgehungerte Tauben darauf stürzt.
    Jeden einzelnen Charakter fand ich sehr gut umgesetzt, detailliert beschrieben und auch passend. Da wäre z.B. die Mutter von Jenny - die hat mich so genervt mit ihrer Art, über ihren Mann zu bestimmen und ihn runter zu machen, egal was er tut und sagt, gierig lechzend ihre Tochter verheiratet zu sehen mit einem reichen Mann und gierig in ihrem Wahn, dass auch umzusetzen.
    Joar, der Autor versteht es gut mich als Leser mit so einem Charakter zu nerven.

    Aber ab der Hälfte des Buches war ich kurz am überlegen abzubrechen, weil es kurz in eine merkwürdige Richtung ging, aber ich wollte unbedingt wissen, was ist mit Nola passierte und wer sie umgebracht hat.
    War es wirklich Harry? Gut, den hatte ich von Anfang an nie im Verdacht gehabt aber wer war es? Und das trieb mich an, neben der guten Leistung des Sprechers, weiter zu hören und ich bereue es nicht.
    Und ich muss auch ein Lob an den Autor aussprechen, weil ich bei solchen Büchern bisher nach kurzer Zeit wusste, wer der Mörder ist oder wer hat das und das getan. Und hier? Ich wurde sehr gut in die Irre geführt, nicht schlecht Herr Dicker, sie verstehen es zu verwirren.

    Ja, das Buch ist nicht für jeden Geschmack und man begegnet Abgründe die muss man erst einmal verdauen. Aber als Gesamtpaket wirklich ein grandioses Buch, dass mir sehr viele gute Hörstunden geleistet hat - aus diesem Grund empfehle ich lieber das Hörbuch zu hören, weil der Sprecher wirklich, wirklich einen sehr sehr guten Job gemacht hat. 

  17. Cover des Buches Hier stehe ich, es war ganz anders (ISBN: 9783775156103)
    Andreas Malessa

    Hier stehe ich, es war ganz anders

     (3)
    Aktuelle Rezension von: derMichi
    Pünktlich zur Lutherdekade und überpünktlich zum 2017 bevorstehenden Reformationsjubiläum erreicht uns ein neues Werk über den Reformator selbst. Unter den vielen Werken, die populäre Irrtümer und "unnützes Wissen" präsentieren wollen reiht sich nun also auch eines über Martin Luther ein, das mit volksmündlich überlieferten Fehlern aufräumen will.
    Seien es die oftmals falsch zugeordneten Luther-Zitate, bekannte Mythen oder erstaunliche Fakten über das Leben des bekannten Wittenberger Ex-Mönchs, Andreas Malessa belegt und widerlegt seine Erkenntnisse fast ausschließlich durch von Luther selbst oder von seinen Zeitgenossen verfassten Quellen. Dabei erfährt der geneigte Leser so manches über die Verhältnisse des sechzehnten Jahrhunderts, wo es durchaus vorkam, dass die Hochzeitsnacht unter den Augen von Zeugen stattfand, um der Ehe ihre offizielle Gültigkeit zu verleihen. Auch auf das im Titel angespielte Zitat und die näheren Umstände von Luthers Prozess und Verfolgung wird eingegangen. Seine oft derb anmutende Ausdrucksweise spielt ebenso eine Rolle wie die tatsächliche Positionierung Luthers gegenüber gewissen Zeitgenossen, die seine Worte allzu radikal in die Tat umsetzten. Dabei entsteht in allen Belangen ein rundes Bild des Jubilars, das beinahe als alternative Biografie durchgehen könnte. Malessas lockere Schreibweise macht dieses ebenso informative wie unterhaltsame kleine Nachschlagewerk trotz seiner vielen Fußnoten auch für nicht theologisch vorgebildete Laien gut verständlich. Ergänzt wird der Text durch passende freche Karikaturen von Thees Carstens, der auch das Titelbild beisteuerte.
    Lediglich zwei peinliche Fehler haben sich in dem Kapitel "Luther übersetzte als Erster die Bibel ins Deutsche" eingeschlichen. Dort wird zunächst der im vierten Jahrhundert lebende Gotenbischof Wulfila als erster Übersetzer einer deutschen Bibel angegeben. Zu recht weist der Autor darauf hin, dass "man sich natürlich streiten kann, ob das schon 'Deutsch' war, was er da schrieb"*, denn das Gotische ist als altgermanischer Sprachzweig spätestens im siebenten Jahrhundert ausgestorben. Damit kann es aber streng genommen nicht einmal ansatzweise als ein Vorläufer der heutigen neuhochdeutschen Sprachvarietäten gelten, die sich am ehesten aus den alt- und mittelhochdeutschen Dialektgruppen entwickelt haben. Des Weiteren wird im selben Kapitel das gotische Vaterunser folgendermaßen zitiert:

    "Atta unsar pu in himimam weihnai namo pein qimai piudinassus peins [...]"**
    Hier ist dem Autor oder möglicherweise auch dem Typografen ein noch gravierenderer Fehler unterlaufen, denn sämtliche Wortanfänge, die mit dem altgermanischen Thorn (Þ) beginnen müssten, wurden hier durch den Buchstaben P ersetzt. Damit ergeben sich nicht nur teils neue Wörter, sondern es entsteht ein pseudogotisches Kauderwelsch, das jedem Sprachwissenschaftler Schmerzen bereiten dürfte.*** Korrekt müsste es heißen:
    "atta unsar þu in himinam weihnai namo þein qimai þiudinassus þeins [...]"****
    Abseits davon kann man sich nicht beschweren. Fundierte Recherche und quellennahes Argumentieren sorgen für Glaubwürdigkeit, die unbeschwerte Herangehensweise für viele vergnügliche Lesestunden.
    Seitenzahl: 192 Format: 14 x 21,5 cm, gebunden Verlag: SCM Hänssler
    Hier klicken für Leseprobe!
    *Malessa, Andreas. Hier stehe ich, es war ganz anders - Irrtümer über Luther, S. 41. SCM Hänssler, Holzgerlingen 2015
    ** ebd.
    *** vgl. Jantzen, Hermann. Gotische Sprachdenkmäler. G.J. Göschen'sche Verlagshandlung, Leipzig 1905
    **** Braune/Ebbinghaus. Gotische Grammatik, S. 141. Max Niemeyer, Tübingen 1961
  18. Cover des Buches Die geheime Braut (ISBN: 9783453356986)
    Brigitte Riebe

    Die geheime Braut

     (51)
    Aktuelle Rezension von: Lerchie
    Susanne und Bini waren ursprünglich Nonnen gewesen…
    Sie waren aus Leipzig geflohen….
    In Wittenberg wurde Susanne erwischt, als sie einen Mann bestehlen wollte… Doch dieser Mann erbarmte sich ihrer…
    Und so geschah es, dass Susanne und ihre Freundin Bini bei Martin Luther und seiner Frau Katharina als Mägde zunächst probehalber eine neue Heimat fanden…
    Doch der Schrecken, der sie aus Leipzig vertrieben hatte, ereilte sie auch hier…
    Lucas Cranach war Hofmaler und wurde von einem unbekannten Kunstsammler beauftragt, ein bestimmtes Bild zu malen…. Doch an diesen Auftrag war eine Bedingung geknüpft…
    Und dann wurde die erste Frauenleiche gefunden… Und es sollte nicht bei einer bleiben…
    Und dann war da noch Jan, der Mann, den Susanne bestehlen wollte. Er war Maler in Cranachs Diensten…
    Warum waren Susanne und Bini keine Nonnen mehr? Weshalb waren sie aus Leipzig geflohen? Was oder wer hatte sie von dort vertrieben? Warum wollte Susanne stehlen? Und weshalb zeigte sie dieser Mann nicht an, sondern hatte Erbarmen? Wieso kamen sie dann zu Martin Luther? War der Mann mit diesem bekannt? Würden sie eine sogenannte Probezeit überstehen? Doch was war das für ein Schrecken, der Susanne auch hier ereilte? Welches Bild sollte Cranach malen? Und welche Bedingungen gab es dabei? Bedingungen, die eigentlich kaum bzw. nur schwer erfüllbar waren? Warum ließ sich Cranach beeinflussen, dieses Bild zu malen? Wer war diese Frauenleiche? Und wer wurde noch ermordet? Was hatte es noch mit Jan, dem Maler in Cranachs Diensten, auf sich? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.

    Meine Meinung
    Wie immer bei Brigitte Riebes Büchern wurde meine Erwartung nicht enttäuscht. Es ließ sich sehr gut lesen. Ich hatte keine Fragen wegen etwaiger unklarer Worte, das heißt es ist unkompliziert geschrieben. In der Geschichte war ich schnell drinnen, konnte mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzen. In Susanne, die in Leipzig Schreckliches erlebt hatte und nun feststellen musste, dass genau dieser Schrecken in Persona hier nach Wittenberg gezogen war. Die nun wieder Angst hatte, dass ihr das Gleiche hier auch widerfährt. In Jan, der ein Frauenheld war, weil diese ihm zuflogen, und der sich doch verliebt hatte. In Lucas Cranach, der zunächst zögerte, dann aber doch einwilligte, das Bild zu malen. Auch fing das Buch schon leicht spannend an und die steigerte sich stetig und der Spannungsbogen hielt sich auch bis zum Ende. Dieses Buch hat mit sehr gut unterhalten. Es war, wie gesagt, spannend, hat mich gefesselt und ich habe es in einem Rutsch gelesen. Daher bekommt es von mir eine Lese-/Kaufempfehlung sowie die volle Bewertungszahl.

  19. Cover des Buches Flammen des Himmels (ISBN: 9783426504093)
    Iny Lorentz

    Flammen des Himmels

     (68)
    Aktuelle Rezension von: SotsiaalneKeskkond

    Es ist die Zeit der anbrechenden Reformation. Die Familie der jungen Frauke gehört zur verbotenen Sekte der Täufer. Als der blutrünstige Inquisitor Jacobus von Gewardsborn in die Stadt kommt wird es für die Familie nur noch gefährlicher. Vor allem sind die lutherischen Bewohner der Stadt froh darum, jemanden dem Inquisitor ausliefern zu könne, um nicht selbst in das Fadenkreuz der Ermittlungen zu gelangen. Als die Familie droht auf dem Scheiterhaufen zu landen, gelingt gerade noch die Flucht durch die Unterstützung des jungen Lothar, eines Reisegefährten des Bischofs, dem jedoch dessen unmenschliches Handeln sehr zuwieder ist. Doch als die Stadt Münster zum Zentrum der Täuferbewegung wird, finden die beiden sich schnell auf unterschiedlichen Seiten wieder. 

    Das Thema Reformation allgemein gibt viel guten Stoff für historische Romane her, und die Täuferbewegung interessiert mich sehr. Zwar haben die Bücher von Iny Lorentz für mich so ihre Macken, dennoch waren sie bislang immer ein Garant für Unterhaltung. Und so habe ich zu diesem Buch gegriffen, in der Hoffnung auf eine einigermaßen spannende Geschichte mit den üblichen Iny-Lorentz-Mängeln.

    Sprachlich konnte mich das Paar wie in den letzten Romanen, die ich gelesen habe auch schon, nicht gerade überzeugen. ZU einfach, zu kindlich, zu konstruierte Dialoge. Gut geeignet für diejenigen, die in das Genre einsteigen wollen, für mich als Erfahrenen Leser nicht mehr das Wahre und so einfach ziemlich befremdlich und nervig. Doch man kommt gut durch die Geschichte. Auf die Lesestimmung drückt auch, dass wir wieder nur sehr einfach gestrickte Figuren vorgesetzt bekommen. Eine typische Kategorisierung in Gut und Böse und schwache Charakterzeichnungen selbst bei den Hauptfiguren Frauke und Lothar machen es sehr schwer, Gefühle für diese aufzubringen und beim Lesen mitzufiebern. Nichts was wir von anderen Büchern des Autorenpaares nicht schon kennen würden, und auch das übliche Problem, dass die Hauptfiguren des Buches wieder sehr ähnlich gestrickt sind, wie die in anderen Büchern der beiden, usw.. Auch die üblichen Cringe-Momente haben nicht gefehlt, absurde Situationen, die so unreal erscheinen, dass man sich nur an den Kopf fässt.

    Somit nichts neues und alles Kritikpunkte, die mir vorm Lesebeginn schon klar waren. Allerdings stellte sich der Roman beim Lesen unterhaltungstechnisch als sehr schwach heraus. Gerade im Mittelteil, in dem die Machtübernahme Münsters durch die Täufer und die Vertreibung der alteingesessenen Bevölkerung stattfindet, zieht sich die Geschichte extrem dahin. Wir beglieten die Figuren durch ihren Tag, erfahren hier ein bisschen über die Grausamkeiten und dort ein wenig über die an und für sich sehr interessanten historischen Ereignisse. Zischendurch musste ich das Buch für circa einen Monat pausieren, weil mir wirklich die Lust fehlte, mich mit Frauke auseinanderzusetzen und weiterzulesen. Mitunter für die aufkommende Langeweile verantwortlich ist sicherlich auch, dass Frauke und Lothar Charaktere ohne sonderliche empatische und emotionale Fähigkeiten sind. 

    Einfach ein Buch, der neben den üblichen Mängeln eines Iny-Lorentz-Standardromans auch noch durch grässliche Langeweile besticht. Zwar befinden wir unds räumlich gesehen mitten im Zentrum der Geschehnisse, dennoch wäre die Geschichte nicht minder fade gwesen, wenn das Setting sich mitten in einem abgeschiedenen Wald befunden hätte. Enttäuschend!

  20. Cover des Buches Die Wunderheilerin (ISBN: 9783644410411)
    Ines Thorn

    Die Wunderheilerin

     (51)
    Aktuelle Rezension von: Viv29

    Ich habe mich gefreut, einen in Leipzig spielenden historischen Roman zu entdecken. Leider vermerkt die mir vorliegende Ausgabe nirgendwo, dass es Band 3 einer Trilogie ist, das habe ich nur zufällig beim Lesen anderer Rezensionen entdeckt. Das erklärt, warum das Buch gleich mit einem Mordversuch beginnt, dessen Hintergründe nachher nie erklärt werden. Ansonsten aber merkt man im positiven Sinne nicht, daß es schon zwei Vorgängerbände gibt. Notwendige Hintergründe werden - leider sehr wiederholt - erklärt, ansonsten ist es eine eigenständige Geschichte.

    Wir befinden uns in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts und es werden mehrere interessante Themen jener Zeit behandelt. So heiratet die Hauptperson Priska den Arzt Adam, der so seine Homosexualität verbergen möchte. Priska und Adam befassen sich mit gesundheitlichen Fragen, so die Behandlung der Syphilis und Möglichkeiten der Empfängnisverhütung. Auch die Anfänge der Reformation und ihre Auswirkungen werden geschildert. Dies ist eine gute Themenvielfalt, die auch nicht schon in zahllosen anderen historischen Romanen behandelt wurde.

    Leider aber hat mich das Buch trotz dieser Themen nicht packen können. Es liest sich recht leicht, der Stil ist einfach. Historische Hintergründe sind teils gelungen eingebracht und, soweit ich das beurteilen kann, gut recherchiert. Allerdings ließen mich alle Charaktere kalt. Es gibt eigentlich nur fünf Hauptpersonen, aber denen wird kein Leben eingehaucht. Man liest beschreibend über sie, nimmt die Informationen zur Kenntis, aber die Charaktere bleiben fast durchweg Namen auf Papier. Auch tragische Geschehnisse konnten mich so nicht berühren. Die Geschehnisse selbst sind irgendwie blutleer berichtet. Es werden keine Emotionen erweckt. Symptomatisch ist unter anderem auch der Tod eines noch halbwüchsigen Charakters. Er kommt im Buch nur in Nebensätzen vor, hat selbst keine eigene Dialogzeile. Irgendwann, nach über 200 Seiten, findet er einen gewalttätigen Tod. Das kann kaum anrühren, da er kaum Teil der Geschichte war.

    Auch sind viele Handlungen und Motivationen nicht nachvollziehbar. Das zeigt sich inbesondere an der Hauptperson Priska. Diese ist schon fast zu gut für diese Welt. Ihre Schwester, Regina, von Anfang an eher schablonenhaft dargestellt, ist Priska übel gesonnen. Das hindert diese aber nicht, die Schwester regelmäßig zu besuchen, ihr Dinge zu bringen und sich dabei beleidigen zu lassen. Sie zeigt darauf kaum eine Reaktion, setzt ihre Besuche fort - ein weiteres Beispiel für die blutleere Erzählweise. Auch nachdem Regina ihr etwas wirklich Schlimmes, Gravierendes antut, beeinflusst das Priskas Verhalten ihr gegenüber nicht nachhaltig. Später bedroht, erpresst Regina Priska - die ergreift weder Gegenmaßnahmen noch Konsequenzen, überlegt sogar noch, wie sie der Schwester eine kleine Freude machen kann und entschuldigt sich am Ende, Regina keine gute Schwester gewesen zu sein. Da konnte ich beim Lesen nur mit dem Kopf schütteln.

    So gab es hier sicher gute Ansätze, gelungen ausgewählte Themen, über die zu lesen hier teilweise interessant war. Aber ich kann mich an wenige Bücher erinnern, deren Charaktere und Ereignisse mich emotional so wenig berührt haben.

  21. Cover des Buches Schweigt still die Nacht (ISBN: 9783407743886)
    Brenna Yovanoff

    Schweigt still die Nacht

     (204)
    Aktuelle Rezension von: Seitenhain
    Mackie Doyle ist ein unnormaler Junge in der unnormalen Kleinstadt Gentry. Immer wieder sterben Kinder in Gentry und auch Mackie geht es seit Längerem nicht gut; jedes Mal, wenn er in die Nähe von Metallen kommt - dazu zählt auch Eisen im Blut - geht es ihm miserabel. Eines Tages begegnet er einem hageren Mann, der ihm sagt, dass er stirbt, woraufhin Mackie anfängt, herauszufinden, wieso er nicht ist wie andere Kinder. Als schließlich die Schwester seiner Kameradin Tate stirbt, ist Tate überzeugt, dass nicht ihre Schwester, sondern ein Wechselbalg gestorben ist. Und Mackie findet heraus, dass sie die echte Schwester noch retten können...



    Das Buch entdeckte ich zum ersten Mal bei einem Covervoting für die englische Ausgabe. Als ich dann auf der Leipziger Buchmesse eine Lesung hörte, wollte ich das Buch rezensieren.

    Das Cover ist gruselig und zum Glück hat Loewe das Original übernommen. Es zeigt schon die Atmosphäre in Gentry: düster, verregnet und jeder tendiert dazu, alles Seltsame zu ignorieren.

    Der Interpretationsabsatz gegen Ende des Buches hätte nicht sein müssen, das reisst unnötig raus, aber als Mackie aufgeht, dass alle ihn lieben, obwohl er so seltsam ist, fühlt sich jeder Außenseiter ein bisschen besser.



    Der Schreibstil ist flüssig und spannend, die Kapitelüberschriften sind mit Gegenständen verziert worden und das Cover ist fantastisch - was mehr kann ein Leserherz wollen?
  22. Cover des Buches Die Rache des Kaisers (ISBN: 9783442475438)
    Gisbert Haefs

    Die Rache des Kaisers

     (20)
    Aktuelle Rezension von: RobinBook
    Gelegentlich fiel es mir trotz der spannenden Geschichte und des angenehm flüssigen Schreibstils des Autors doch ein wenig schwer, die vielen Intrigen, Kämpfe und Meucheleien zu verkraften, und ich musste vorübergehende Lesepausen einlegen.
    Insgesamt finde ich aber, dass es Gisbert Haefs gut gelungen ist, dem Leser ein opulentes, farbenprächtiges und überaus nachvollziehbares Bild der Zeit der Bauernkriege zu vermitteln.
  23. Cover des Buches Der dunkle Thron (ISBN: 9783785780442)
    Rebecca Gablé

    Der dunkle Thron

     (31)
    Aktuelle Rezension von: Schiebelini

    Dieser Waringham-Roman ist das erste ungekürzte Hörbuch der Reihe. Einerseits gut, denn wer will schon was Gekürztes hören. Außerdem liest hier ausschließlich Detlef Bierstedt und zwar wirklich famos. Andererseits merkt man die über 30 Stunden dem Hörbuch sehr an.

    Denn die Geschichte zieht sich im Grunde die meiste Zeit zäh wie Kaugummi dahin. Diesmal sind keine Kriege (innerhalb oder außerhalb Englands) das Thema, sondern die Reformation der Kirche in England. Und irgendwie konnte ich mich mit dem Thema nicht anfreunden. Es ist einfach ein starker Bruch im Gegensatz zu den vorigen Bänden, in denen es immer zu größeren Schlachten und Gefechten kam. Hier spielt das alles keine Rolle. Es geht vielmehr darum, ob jemand ein Ketzer oder Papist ist. Und welche Seite nun der wahre Glauben ist. Das ist zwar gut von beiden Seiten beleuchtet, aber für mich keine interessante Geschichte, auch wenn es eben so passiert ist.

    Zusätzlich dazu wird noch das ständige Hin und Her bezüglich Henry Tudors Ehefrauen thematisiert. Und es ist wirklich widerlich, wie viele Leute wegen so etwas ihr Leben verlieren mussten. Auch hier gilt wieder: Zwar so passiert, hat mir aber in seiner Erzählweise trotzdem nicht zugesagt.

    Unser Protagonist ist dieses Mal Nick of Waringham - der erste Waringham, den ich mit jeder gehörten Stunde unsympathischer fand. Im Grunde ist er von seiner Einstellung her nicht sehr anders als seine Vorgänger. Gleichzeitig hat er aber ein solches Arschlochverhalten, dass es mir speiübel wird. Er liebt seine Frau und dann doch nicht und es wäre ihr lieber, wenn er sie nie geheiratet hätte. Er ist stur, dickköpfig und einfach unsymphatisch, ein betrügerisches und lüsternes Schwein. Als Jungspund war er mir noch sympathisch, vor allem, als er von dem Bruder seiner Stiefmutter vermöbelt wird, fühlte ich sehr mit ihm. Irgendwie hängt man einfach an dieser Familie nach 3 Büchern. Aber je älter er wurde, desto unverständlicher wurden mir manche seiner Aktionen. Gerade wie abweisend er seinen Kindern ist, war mir unverständlich.

    Deshalb gibt es von mir dieses Mal nur drei Sterne. Vor allem, da das Hörbuch noch extremer wird, was die unfassbar störende Musik betrifft. Immer wieder wird die Geschichte unterbrochen von verschiedenen Variationen eines Musikstücks. Die hören sich zwar allesamt nicht schlecht an, aber warum muss ich geschlagenen fünf Minuten Musik lauschen, wenn es danach NAHTLOS mit der Geschichte weiter geht? Zwischen Kapiteln hätte ich das vielleicht verstanden (die Länge nicht, aber generell schon).

  24. Cover des Buches Als unser Deutsch erfunden wurde (ISBN: 9783462050677)
    Bruno Preisendörfer

    Als unser Deutsch erfunden wurde

     (13)
    Aktuelle Rezension von: M.Lehmann-Pape
    Die innere Herausbildung einer Nation

    Martin Luther hat die deutsche Sprache, den Wortschatz, die Grammatik, nicht erfunden. Deutsch wurde schon gesprochen, im Alltag benutzt. Mit vielen Dialekten und eher für praktische Zwecke wie den Handel oder Bestellungen eingesetzt. Mal auch für die ein oder andere Erklärung.

    Doch die Sprache auch auf oberer Ebene „dem Vlk“ zur Hand zu geben, die Bibel auf Deutsch zu übersetzen, poetisch, heute leicht gedrechselt klingend, das ist nicht nur das wesentliche Element der Herausbildung des Protestantismus, das ist auch eine immense Freiheit für den einzelnen Bürger oder Mitbewohner, der nun „heilige Wahrheiten“ in seiner eigenen Sprache hören kann, mithin sich selbst ein Bild machen kann, von Inhalt und Bedeutung.

    Machtwissen, dass über Jahrhundert allein bei den Herrschenden und hier im speziellen bei der katholischen Kirche lag. Machtwissen, mit dem man Angst machen konnte.

    In Verbindung mit dem Buchdruck war es fast von heute auf morgen plötzlich möglich, Gedanken zu verbreiten und dies in jener Sprache, die „das Volk“ verstand. Grundvoraussetzung für die Bildung einer allgemeinen, inneren Identität. Und nichts Anderes geschah zur damaligen Zeit und gilt heute als anerkannt im Blick auf das Werden einer Nation. Über die gemeinsame Sprache.

    Profund und breit nimmt Preisendörfer in seinem neuen Buch den Lehrer mit und mitten hinein in diese Zeit, wobei er sich beileibe nicht nur über grammatikalische Spitzfindigkeiten auslässt. Im Gegenteil, praktisch wird es, dass Leben der damaligen Zeit in Burg und Stadt, vom Handwerk bis zu den Bauern, von der Häuslichkeit über den tiefen, angstvollen Glauben an die Strafen der Hölle. Selbst die gängige Kleidung, der Umgang und das Verständnis des eigenen Leibes (der „Hülle“) werden penibel in einzelnen Kapiteln betrachtet und sehr bildreich und vielfältig vor Augen gelegt.

    Dass da das „Alter“ mitsamt dem „Altenteil“ und die entscheidenden Fragen von Tod und Auferstehung nicht fehlen dürfen, ist selbstverständlich.

    Die Sprache und ihre „Ausbreitung“ und Nutzung legt Preisendöfer dabei wie eine große Klammer um all die einzelnen Lebensbereiche und verweist so auch auf wichtige sprachliche Entwicklungen jener „Zeitenwende“, die den Keim für die deutsche Nation gesetzt hat.

    Gerade diese Verbindung hinein in das Alltägliche, in Dürers Atelier, in Luthers Pfarrhaus, in Arbeitsstätten hinein bis hin zum (ganz praktischen) Raubrittertum, es wird mehr und mehr deutsch gesprochen und es wird der Alltag der Menschen plastisch und konkret erlebbar. Was den Ausführungen viel „Fleisch“ an den Knochen bringt und den Leser durchgehend hoch informiert zurücklässt.

    Vom alltäglichen Überlebenskampf über bildreiche Darstellungen hygienischer „Un-Zustände“ (bis hin zum Ausbruch der Pest) bildet dieses Buch eine überaus realistische Darstellung des „wahren Lebens“ ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

    Eine sehr zu empfehlende, sehr fundierte, sehr informative Lektüre.

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