Bücher mit dem Tag "machtausübung"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "machtausübung" gekennzeichnet haben.

10 Bücher

  1. Cover des Buches Der dritte Zwilling (ISBN: 9783404193257)
    Ken Follett

    Der dritte Zwilling

     (896)
    Aktuelle Rezension von: la_vie

    Ken Follet hat mit "Der dritte Zwilling" eine wirklich interessante Geschichte geschrieben. Es geht darum, dass ein Mann eines Verbrechens beschuldigt wird, dass er seiner Aussage nach nicht begangen hat. Doch alle Beweise sprechen gegen ihn. Das Opfer identifiziert ihn und seine DNA wird am Tatort gefunden. Und dennoch besteht er darauf, es nicht gewesen zu sein. Die Protagonistin, eine junge Wissenschaftlerin im Bereich der Zwillingsforschung, glaubt ihm und hilft ihm dabei, das Rätsel um dieses Verbrechen zu lösen.

    Die Geschichte ist wirklich spannend und trotz des Alters noch immer erstaunlich aktuell. Das Buch liest sich gut und flüssig und ist auch spannend, auch wenn ich am Ende der Geschichte wenig überrascht war. Das Ende hat sich im Grunde schon recht früh angekündigt. Trotzdem kann ich für dieses Buch eine Leseempfehlung aussprechen, es hat mich durchaus unterhalten.

  2. Cover des Buches Nach einer wahren Geschichte (ISBN: 9783832164256)
    Delphine Vigan

    Nach einer wahren Geschichte

     (158)
    Aktuelle Rezension von: Kerrstin


    Mein zweites Buch von Delphine de Vigan. Das erste, "Die Kinder sind Könige", hatte mich ungeheuer gefesselt, berührt und lange nicht losgelassen. Nun also "Nach einer wahren Geschichte".
    Zuerst einmal war ich überrascht, war es doch so ganz anders... . Dann die Frage nach L. Wer ist diese Person, von der die Autorin erzählt. Die immer mehr Raum in deren Leben einnimmt. Sehr offen erzählt de Vigan über den Verlauf ihrer "Freundschaft" mit L. Darüber wie sie selbst immer kleiner und schwächer wird und L. immer dominierender. Die Spannung ist teilweise kaum auszuhalten, man möchte eingreifen, das Ganze stoppen. Gleichzeitig ist man fasziniert, wie Schaulustige bei einem Unfall.
    L. fordert von der Autorin, dass diese als Schriftstellerin Reelles verarbeiten muss, de Vigan vertritt den Standpunkt, dass auch Fiktionales seine Daseinsberechtigung hat. Mit diesem Buch nach einer wahren Geschichte scheint L. nun gewonnen zu haben... oder ist doch alles nur Fiktion?
    De Vigan hat mich sowohl mit Schreibstil als auch mit dem Inhalt wieder völlig gefangen genommen.

  3. Cover des Buches Die Ordnung der Dinge (ISBN: 9783518073728)
    Michel Foucault

    Die Ordnung der Dinge

     (12)
    Noch keine Rezension vorhanden
  4. Cover des Buches Der Schüler Gerber (ISBN: 9783423195225)
    Friedrich Torberg

    Der Schüler Gerber

     (88)
    Aktuelle Rezension von: Susanne_J._Beisteiner
    Heute nehme ich den Roman "Der Schüler Gerber" von Friedrich Torberg unter meine Leselupe. Das Buch ist 1973 mit 290 Seiten im dtv-Verlag erschienen und wurde ursprünglich im Jahre 1930 unter dem Titel "Der Schüler Gerber hat absolviert" veröffentlicht.


    (Rezension auf Youtube)

    Anfang des 20. Jahrhunderts befindet sich der Schüler Kurt Gerber im letzten Schuljahr vor der Reifeprüfung, also der Matura. Als selbständig denkender junger Mensch empfindet er die Übermacht der Lehrer erdrückend und den verzweifelten Wunsch der Schüler, den Erwartungen zu entsprechen, als demütigend. Weil er sehr gescheit ist, hatte er bisher keine großen Probleme mit den Lehrern, einige schätzen ihn auch wegen seines freien Geistes. Doch in diesem Jahr wird seiner Klasse der Professor Kupfer als Klassenvorstand zugeteilt, der meistgefürchtetste Lehrer der Schule, der es darauf abgesehen hat, Kurt kleinzukriegen, ihn unterwürfig zu machen.
    Eine unerfüllte Liebe und die Last der Erwartungen seines kranken Vaters auf seinen Schultern, lassen dieses letzte Jahr für Kurt zum Albtraum werden.

    Der Roman wird aus dritter Person erzählt. Der Erzähler begleitet dabei die meiste Zeit hindurch Kurt Gerber, gewährt uns aber auch Einblick in die Sichtweisen und innersten Gedanken anderer wichtiger Personen wie Arthur Kupfer oder Lisa Berwald, deren Verhalten eine dramatische Auswirkung auf Kurts Gefühlsleben haben.

    Friedrich Torberg hat diesen Roman in Jahr 1930 im Alter von 22 Jahren veröffentlicht. Es ist sein erstes und zugleich berühmtestes Werk. Wir befinden uns in einer Zeit, in der Schüler wenig Rechte hatten und autoritärer Willkür mancher Lehrer wesentlich ungeschützter ausgesetzt waren, als heutzutage. Torberg hat seine eigene, schwierige Schulzeit damals eben erst hinter sich gebracht und verarbeitet in diesem Buch viele seiner Erfahrungen. Dadurch wirken das Verhalten der Schüler, Lehrer und Eltern sehr authentisch.
    Torberg hat das Buch mit der Absicht geschrieben, dadurch eine Reform des Schulwesens herbeizuführen und etwas gegen die Subjektivität bei der Notengebung zu unternehmen, was ihm damals, trotz der starken Gut-Böse Polarisierung um Aufmerksamkeit zu erreichen, leider nicht gelungen ist.
    Sein Werk wurde während der Zeit des Nationalsozialismus - wenig überraschend -  auf die Liste der verbotenen Schriften gesetzt. Er selbst konnte der Verfolgung knapp entkommen und kehrte 1951 nach Wien zurück.
    Schon in diesem ersten Werk befasst er sich mit der Frage, die ihn sein Leben lang beschäftigen sollte:
    Wie kann das Individuum seiner inneren Moral folgen, wenn alle um ihn herum sich gegen die Moral entschieden haben, und sich aus Angst oder gar Vorteilen daraus, dem Diktat anpassen? Es geht Torberg stark um die Auflehnung gegen Macht und diktatorische oder totalitäre Systeme.
    Diese Macht hält in Kurt Gerbers Fall der Lehrkörper in der Hand. Obwohl sich in Kurts Gymnasium bereits einige liberaler denkende Professoren finden, dominieren immer noch jene, die unbedingten Gehorsam fordern und sich an ihrer Macht über die Schüler ergötzen.

    In extremer Ausformung begegnen wir einen derartigen Lehrer in Arthur Kupfer, von den Schülern wegen seiner Selbstherrlichkeit treffend "Gott Kupfer" genannt. 
    Den ersten Schultag erlebt der Leser zunächst aus Kurts Sicht, anschließend führt uns Friedrich Torberg hinein in die Abgründe der Gefühls- und Gedankenwelt Kupfers.
    Dabei entpuppt sich dieser als in seinem Privatleben gescheiterte Person, die sich ausschließlich über seinen Erfolg als Lehrer definiert, denn als Lehrer genießt er Ansehen. Dieser Erfolg ist für ihn jedoch nicht darin begründet, seinen Schülern etwas beizubringen. Vielmehr definiert er sich dadurch, dass er die Schüler beherrscht. Dabei genießt er es nicht so sehr die fachlich schwächsten Schüler mit seinen sadistischen Methoden scheitern zu sehen, sondern die Aufmüpfigen die den Gehorsam verweigern zu zermürben.
    Er verlangt die totale Akzeptanz seiner Autorität.
    Dadurch entwickelt sich unter den Schülern eine interessante Gruppendynamik. Mangelnde Courage, Heucheleien und Verrat stehen an der Tagesordnung, jeder wird dadurch sich selbst der Nächste und freut sich sogar, wenn es einen anderen Mitschüler trifft.
    Kurt erkennt diesen Mechanismus und leidet darunter, kann es aufgrund seiner moralischen Werte nicht akzeptieren und wird dadurch zur perfekten Zielscheibe.

    Schon jetzt wird dem Leser Kurts Dilemma bewusst: Er soll die Matura schaffen, um seinem herzkranken Vater einen vielleicht tödlichen Herzinfarkt zu ersparen, gleichzeitig ist er aber nicht dazu bereit, vor Kupfer zu buckeln, denn seine Selbstachtung ist für Kurt von enormer Wichtigkeit. Diese könnte er nicht aufrecht halten, wenn er seine moralischen Vorstellungen über Bord werfen würde, nur um von diesem Lehrer in Ruhe gelassen zu werden.

    Doch dies ist noch nicht Kurts größtes Problem. Am dramatischsten im Leben des Teenagers ist natürlich die Liebe.
    Seit einem Jahr schon liebt er die ausgetretene Schülerin Lisa Berwald. Mit großer Sorgfalt bezeichnet er seine Gefühle für sie immer als Liebe, niemals als Verliebtsein. Dabei kennt er sie kaum, aber er liebt das idealistische Bild, das er sich von ihr hat. Leider entspricht sie diesem Bild ganz und gar nicht. Kurts Versuche, ihr näher zu kommen, werden immer drängender, und immer noch verdrängt er das Offensichtliche: Dass Lisa nicht die Art von Mädchen ist, für die er sie hält. Mit einer romantischen, aufopfernden Liebe, wie Kurt sie ihr schenken möchte, kann sie nichts anfangen.

    Bei dem kurzen Exkurs, den der Erzähler mit uns Lesern in Lisas Gefühlswelt macht, wird schnell klar, dass sie gänzlich andere Ideale verfolgt. Um es genauer zu sagen, verfolgt sie gar keine Ideale. Torberg beschreibt sie als praktisch veranlagte Person, die nichts Nutzloses tut, gleichzeitig aber auch nicht berechnend ist. Sie lebt in den Tag hinein, sieht in der Liebe keinen Sinn und versucht einfach, ihr Leben mit so wenig Aufwand wie möglich angenehm zu gestalten ohne an die Zukunft zu denken. Lisa spürt zwar deutlich das Besondere an Kurts Zuneigung, die ganz anders ist als bei all den anderen Männern, mit denen sie sich bisher eingelassen hat, doch sie versteht ihn nicht. Einerseits mag sie Kurt, sie fühlt sich aber durch seine Gefühle in die Enge getrieben. Darum bleibt sie auf Distanz, was Kurt verzweifeln lässt.

    Er steckt ja schon wegen der Schule mitten in einer Lebenskrise.
    Die Matura zu machen bedeutet für ihn nur, den Maßstäben anderer zu entsprechen, er möchte die Schule nur beenden, um seinen kranken Vater nicht zu enttäuschen und es endlich hinter sich zu haben.
    Obwohl er es sich nicht eingestehen möchte, zermürben ihn die erniedrigenden Quälereien von Gott Kupfer langsam, aber beständig. Streckenweise war es für mich während des Lesens richtiggehend schmerzhaft, mitzuerleben, wie selbstzerstörerisch Kurt teilweise agiert, um seine Selbstachtung nicht gänzlich zu verlieren. In seiner inneren Zerrissenheit kommt Kurt bis zum Ende des Schuljahres zu der Überzeugung, dass ihn auch nach der Schule nichts weiter als Fremdbestimmung und Ungerechtigkeiten erwarten werden.
    Wie an einen Strohhalm klammert er sich an das einzig Gute in seinem Leben fest: Die besondere, reinen Art der Liebe, wie er sie für Lisa empfindet. Aber schließlich muss er sich eingestehen, dass er gar nicht Lisa als Person, sondern vielmehr seine bedingungslose Zuneigung zu ihr liebt.

    Wir erleben in Kurt Gerber einen jungen Menschen voller Tatendrang und Idealismus, voller Wünsche und Hoffnungen. Dabei will er sich nicht auf Kompromisse einlassen, die halbe Wahrheit oder ein bisschen Liebe, das hat für Kurt keinen Wert. Und sein tief verankertes Gerechtigkeitsgefühl möchte gegen alle Missstände aufbegehren. Am härtesten geht er mit sich selbst zu Gericht, wenn er doch einmal zu feige war, um einem Mitschüler in Bedrängnis zur Seite zu stehen, oder wenn er gar von der Not eines anderen profitiert hat.
    Mit dieser besonderen Gesinnung stößt er allerdings in seiner Umgebung, vor allem in der Schule auf taube Ohren. Und so sehr wir als Leser Kurts Bedürfnis nach Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Selbstverwirklichung und Liebe auch nachempfinden können, umso schmerzhafter wird für uns offensichtlich, dass er gegen die Härte und Kälte seiner Umwelt nicht ankommen kann und an ihr zerbrechen könnte.

    Das Buch liest sich leicht und flüssig, trotz der Sprache aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Durch die bildlichen Beschreibungen Torbergs war es sehr einfach für mich, mich in die Zeit zurück zu versetzen, in der dieses Werk entstanden ist. Mit manchen alten Ausdrücken und Bezeichnungen hatte ich zwar so meine Schwierigkeiten, aber durch den Zusammenhang ergab sich dann doch der Sinn dahinter.
    Die Geschichte von Kurt Gerber ist unglaublich mitreißend geschrieben, der Schreibstil Torbergs lässt den Leser tief eintauchen in Kurts Erlebniswelt, fast so, als würde man in Kurts Kopf oder Herz sitzen und seine Eindrücke teilen.

    Das Buch wurde 1981 verfilmt, es wurden auch zahlreiche Theaterstücke dazu inszeniert.
    Ich rate euch trotzdem, euch mit dem geschriebenen Werk zu beschäftigen. In dieser Geschichte geht es um verwirrende Liebesgefühle, verzweifelte Versuche, moralisch zu leben und um das Erleben von Unterdrückung aus allen Perspektiven der daran beteiligten. Ihr werdet das alles durch kein Medium derart tiefgründig verstehen können, wie durch diese 290 Seiten Papier.

    Mein Fazit:

    Torberg beschreibt in diesem Roman auf eindrucksvolle Weise, wie sehr die Menschen dazu bereit sind, sich aus Angst oder um weiterzukommen zu verbiegen und anzupassen, ihre Moral über Bord zu werfen und sich einer Tyrannei unterzuordnen.
    Der Schüler Gerber sollte öfter gelesen werden, um sich der Engstirnigkeit und Kaltherzigkeit in unserer Gesellschaft bewusst zu sein und rechtzeitig dagegen zu wirken.
    Es ist ein schönes Gefühl, dass dieses Buch bis heute zur Standardlektüre in deutschsprachigen Schulen gehört.

    Viel Spaß beim Selberlesen!


    Hier geht's auch zu meinem Leselupe-Buchcheck Blog.

    #Buchrezension #Klassiker
  5. Cover des Buches The Godfather (ISBN: 0451167716)
    Mario Puzo

    The Godfather

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Die Vorlage zu dem wundervollen Film mit Brando, Pacino usw. Der Aufstieg des Don wird erzählt, und wie er Audienz hält, indem er sich die Sorgen seiner Bittsteller anhört und mal gütig, mal kalt reagiert, wie er seine Nachfolge zu regeln gedenkt, sich mit seinem Consigliori berät und auch äußert widerspenstige Naturen wie den Filmproduzenten Jack Woltz zu überzeugen vermag ("Ich hab ihm ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte.") Nur die Beschreibung von Sonnys "derbem Puttengesicht" wirkt albern.
  6. Cover des Buches Des Teufels Alternative (ISBN: 9783492302159)
    Frederick Forsyth

    Des Teufels Alternative

     (34)
    Aktuelle Rezension von: JessisBuchwelt

    In „Des Teufels Alternative“ entführt uns Frederick Forsyth in eine Welt, in der der Kalte Krieg fast so heiß wird wie mein Kaffee, wenn ich vergesse, ihn zu trinken. Stell dir vor, ein sowjetischer Generalsekretär muss sich zwischen einem Krieg mit dem Westen und einer Hungersnot entscheiden – klingt nach der Art von Entscheidung, die ich treffe, wenn ich zwischen Salat und Pizza wählen muss.

    Forsyth, der Meister der Geopolitik, lässt uns in die dunklen Gänge der Macht eintauchen, wo das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht. Und wie in jedem guten Thriller gibt es natürlich auch einen britischen Agenten, der so verdeckt arbeitet, dass selbst James Bond sich Notizen machen würde.

    Die Geschichte ist so spannend wie die letzten Minuten eines Fußballspiels, bei dem es unentschieden steht. Wir reisen von der Sowjetunion über die USA bis nach Deutschland, und es gibt genug Wendungen, um einen Schleudertrauma zu bekommen. Aber keine Sorge, Forsyths Schreibstil ist so flüssig, dass du das Buch schneller durch hast als eine Tüte Chips während eines Netflix-Marathons.

    Das Buch mag zwar aus den 80er Jahren stammen, aber es ist so zeitlos wie die Frage, ob man Ananas auf Pizza tun sollte (Spoiler: Man sollte nicht). Es ist ein Muss für jeden, der Thriller liebt, die so realistisch sind, dass man sich fragt, ob Forsyth nicht heimlich ein Zeitreisender ist.

    Also schnapp dir „Des Teufels Alternative“, mach es dir gemütlich und tauche ein in eine Welt, in der die Politik noch verwirrender ist als deine letzte Beziehung. Nur ein Tipp: Fang am besten an einem Wochenende an, denn dieses Buch legst du so schnell nicht mehr weg!

  7. Cover des Buches Wir Menschen: Was falsch läuft und wie wir es besser machen können (ISBN: 9789198188240)
  8. Cover des Buches Der Schützling (ISBN: 9783442455300)
    Patrick Redmond

    Der Schützling

     (78)
    Aktuelle Rezension von: Viv29
    Nachdem ich von Redmond "Das Wunschspiel" über die Jahre hinweg gleich mehrfach gerne gelesen habe, war ich auf "Der Schützling" sehr gespannt. Dann leider sehr enttäuscht. Die grundlegende Idee ist die Gleiche wie beim Wunschspiel - ein etwas mysteriöser Charismatiker sucht sich einen schwächeren Charakter, bindet ihn an sich, erleichtert sein Leben, nimmt ihm die Freiheit und duldet die Lösung dieser "Freundschaft" nicht. Schade, daß der Autor sich da nichts Neues einfallen ließ. Allerdings ist "Der Schützling" von den Umständen und Charakteren noch hinreichend anders, daß die mehrfache Verwendung des gleichen Konstrukts nicht unbedingt störend sein muß.

    Positiv vermerken kann ich, daß man leicht in das Buch reinkommt, für eine ablenkende Lektüre bei einer Zugfahrt war es gerade richtig. Der Anfang läßt sich auch gar nicht übel an, auch wenn alles etwas plump daherkommt. Der an Geld und Beziehungen reiche Max sucht sehr offensiv die Freundschaft des jüngeren Michael, der privat und beruflich etwas wacklig dasteht. (Die Ablehnung, die die Familie von Michaels Verlobter für ihn empfindet, wird uns mehrfach übertrieben und wiederholend dargestellt - diese Szenen gehörten mit zu den plumpsten des Buches).
    Während Michael von Max mit Hilfe und materiellen Wohltaten überschüttet wird, möchte der Leser natürlich gerne erfahren, warum dem so ist und welche dunkle Entwicklung dies nehmen wird. Nun, Max' Motiv wird recht schnell erklärt, so rasch und offen, daß ich sicher war, daß noch etwas kommen müßte. Das war aber nicht der Fall. Das Motiv wird dann auch im Buch immer wieder erwähnt, wie überhaupt vieles mit der mehrfachen Holzhammermethode daherkommt. Die Charaktere präsentieren uns ihre Motive, Ängste, Vorgeschichten uä alle ausführlich auf dem Silbertablett, gerne auch mehrfach. Während "Das Wunschspiel" erfolgreich mit Atmosphäre, Subtilität und sich allmählich entfaltenden Informationen spielte, kommt hier alles platt daher. Das beginnt schon damit, daß die meisten Absätze lieblos mit einer knappen Zeitangabe versehen werden. "Mittwochnachmittag. x tat y." Die Beschreibung der Atmosphäre erschöpft sich bei Lokalen immer wieder in der Bemerkung, daß es "vor Yuppies wimmelte". Max' Reichtum wird bei jeder Gelegenheit erwähnt.
    Auch die Dialoge und viele Handlungen sind plump und oft nicht nachvollziehbar. Wenn man beim Lesen ständig denkt "Kein Mensch würde sich so verhalten", ist das Lesevergnügen sehr beeinträchtigt. Die Charaktere sind eindimensional. Max bekam die zwei Leitmotive des Zigarrenrauchens und der charmanten Stimme, die beide im Laufe des Buches überstrapaziert werden.

    Auch sonst wimmelt es vor Wiederholungen und irrelevanten Details, zu vielen Nebencharakteren. Es reicht nicht, daß zwei Leute sich etwas zu Essen bestellen, jedes Gericht wird erwähnt. Vier Buchkäufer, völlig irrelevant für die Geschichte, werden über eine halbe Seite hinweg beschrieben. Wenn zwei Telefonmitteilungen auf dem Tisch liegen, von denen eine wichtig ist, werden trotzdem beide genau beschrieben. Jemand schaut bei der Arbeit nicht einfach nur einen Vertrag an, wir erfahren auch genau, was der Vertrag regelt. So kann man 500 Seiten natürlich auch füllen.

    Die Geschichte wird allgemein viel zu sehr in die Länge gezogen. Irgendwann hat der Leser Max' Muster und Vorgehensweise durchschaut und die Szenen, in der er seine Charme auf andere spielen läßt, werden langweilig und vorhersehbar. Auch die anderen Szenen wiederholen sich mit kleinen Abweichungen so oft, daß ich irgendwann nur noch enerviert war. Die ständigen Rückblicke mehrerer Charaktere auf ihre Kindheitstraumata, die detaillierten Gedanken darüber, wie sie Liebe sehen, wie sie geliebt werden möchten....alles viel zu viel.

    Zum Ende hin gibt es einen kleinen Überraschungseffekt, aber letztlich war die Entwicklung der Geschichte nicht überraschend, hätte wesentlich straffer und besser erzählt werden können.
  9. Cover des Buches Die Mutter aller Fragen (ISBN: 9783442717927)
    Rebecca Solnit

    Die Mutter aller Fragen

     (9)
    Aktuelle Rezension von: LimitLess

    Nachdem ich Rebecca Solnits Buch "Wenn Männer mir die Welt erklären" mit großer Begeisterung gelesen habe, bin ich nicht darum herumgekommen, mir auch dieses hier genauer anzusehen. In "Die Mutter aller Fragen" widmet sie sich wieder dem Feminismus und demzufolge brisanten Themen wie Frausein, Gleichstellung, Privilegien, Schubladen etc.

    Mir kommt es so vor, als wäre kein Essayband davor gefeit, dass zwischen den guten Essays immer wieder nicht so gute/langweilige auftauchen. Leider ist es auch hier der Fall. Das Positive ist aber, die guten überwiegen und geben sehr viele neue Argumente und Antworten. Der Titelgebende Essay ist nur einer unter vielen. Ich mochte die erste Hälfte des Buches sehr gerne. Sie schreibt sehr viel über die unterschiedlichen Formen des Schweigens, das Frauen (und Männern) oft auferlegt wird, und wie es gebrochen wird. Außerdem über männliche Gewalt und (gute und schlechte) Vergewaltigungswitze, aber auch über feministische Männer. 


    "Für die Ordnung des Patriarchats ist es unerlässlich, dass Männer sich zunächst selbst zum Schweigen bringen." S. 54 


    Die zweite Hälfte ist meiner Meinung nach eine Zusammenwürfelung verschiedenster Themen, die mich nicht immer so mitreißen konnten, auch wenn zwischendurch höchst interessante Überlegungen/Fakten dabei waren. So etwa Texte wie: 80 Bücher die keine Frau lesen sollte! oder der Fall des fehlenden Täters. Solnit schreibt sehr angenehm und flüssig und ihr scharfer, feministischer Blick auf einzelne Umstände ist einfach grandios. Sie holt bei vielen ihrer Texte weit aus und versucht sehr unterschiedliche Sachen zusammen zu bringen, manchmal war mir das zu viel des Guten, gleichzeitig fand ich es aber auch interessant, welche inhaltlichen Kombinationen sie zustande gebracht hat.

    Was man vielleicht erwähnen sollte ist, dass die Autorin Amerikanerin ist und sie aus einem nordamerikanischen Verständnis heraus schreibt. Viele ihrer angeführten Fallbeispiele/Studien/Persönlichkeiten stammen aus ihrem Land, was ein bisschen einen einseitigen Blick wiedergibt.


    Fazit

    Solnit schreibt starke, feministische Essays, die sich mit vielen Facetten des Feminismus beschäftigen. Sie zeigt Strukturen und Systeme auf, die gefährlich sind oder sein können, aber auch lächerlich und absurd, wenn man genauer hinschaut.  Lesenswert!!


  10. Cover des Buches Enthüllung (ISBN: B002ORWZ8C)
    Michael Chrichton

    Enthüllung

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Thursdaynext ist zwar andere Meinung, aber ich find, daß das Buch eine spannende, schnell erzählte Geschichte um einen Abteilungsleiter in einer High-Tech-Firma bietet, der von seiner neuen Vorgesetzten (und Exgeliebten) sexuell belästigt wird und darufhin seinerseits von ihr der sexuellen Belästigung bezichtigt wird. Außerdem gehts noch um Technologie(geschichte inzwischen), und man bekommt einen eINDRUCK davon, wie eine Übernahme von Großunternehmen abläuft. 3-4 Punkte!
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